1888 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Wahlperiode entstandenen Lücken wurden durch Neuwahlen ergänjt. Sodann veranlaßte der Landeshauptmann die Be⸗ schlußfassung über einige Punkte des Haupt⸗Jahres 3 und demnächst die Berathung der Verwaltungsberichte ü

die Oberlausitzer Provinzial ⸗Sparkasse, die Oberlausitzer Hülfskasse und das Ober- und Niederlausitzer Kreditinstitut über. Hierbei wurden vom Landtage diejenigen Beschlüsse efaßt, zu welchen die laufende Verwaltung Anlaß gegeben at. Insbesondere wurden aus der Hülsskasse wiederum diejenigen Subventionen weiter bewilligt, welche eine Anzahl

gemeinnütziger Institute bisher bezogen haben. Hiermit war

die Tagesordnung für die erste Plenarsitzung erschöpft. Der Vorsitzende beraumte für gestern Abend 5 Uhr eine Sitzun

der Vertreter der ehemals rauchsteuerpflichtigen Landstädte un

Landgemeinden und um 6 Uhr eine Sitzung der stiftsberechtig⸗ ten Herren⸗Stände an und schloß damit die Sitzung. Heut finden die Sitzungen der drei Ausschüsse, welche mit der Vor⸗ berathung der einzelnen Landtags vorlagen beauftragt sind, statt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Wei mar, 29. November. (Th. C.) Die Prinzessin Heinrich VII. Reuß und die Lerzogin Johann Albrecht von Meckenburg— Schwerin, welche hier zum Besuch am Großherzoglichen Hofe weilten, haben fich heute von ihren Hohen Eltern ver⸗ abschiedet und sind nach Berlin und Potsdam gereist.

In der letzten Sitzung des Landtages war die Staatsregierung interpellirt worden: ob sie gelegentlich der Revision der Gemeindeordnung die Einführung einer Städteordnung beabsichtige. 3 der heutigen 32 beant⸗ wortete der Wirkliche Geheime Rath von Groß diese Anfrage dahin, daß die Reyifion der Gemeindeordnung fich nicht auf grund⸗ legende Bestimmungen ' derselben erstrecken werde. In Er⸗ widerung auf eine weitere Anfrage: ob ein neues ahl⸗ gesetz beabsichtigt und dessen Vorlegung an den nächsten Landtag zu erwarten sei, erklärte Hr. von Groß, daß das , in dieser Sache einen Beschluß nicht ge— faßt habe.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 28. November. QNordd. Allg. Ztg.) Dem Landtage ist ein schwerinssches Reskript zugegangen, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Malliß über Jessenitz nach Lübtheen zum Anschluß an die bereits konzessionirte Eisenbahn von Schwerin über Ludwigslust nach Dömitz. Das Projekt ist von der Schachtbau⸗ gesellschaft Jessenitz ausgegangen und weiter gefördert von der Aktiengesellschaft „Mecklenburgische Kalisalzwerke Jessenitz“, welche sich im Mai mit einem Grundkapital von 10 060 000 0 konstituirt hat, um Kalisalze zu Jessenitz in bergmännischem Betriebe zu gewinnen und die gewonnenen Rohprodukte in einer größeren, in Malliß anzulegenden Fabrik verarbeiten zu lassen. Die Bahn wird eine Länge von 13 km und die Stationen Woosmer, Jabel, Jessenitz und Lübtheen erhalten. In dem Ministerialrestript wird den Ständen empfohlen, sich mit der Anwendung des Expropriationsgesetzes vom 295. März 1845 auf das vorliegende Projekt einverstanden zu erklären. In der Landtagsversammlung zu Malchin, am 27. d. M., wurde das Projekt zur weiteren Prüfung der Polizeikommitte überwiesen.

Oldenburg. Oldenburg, 29. November. Die Landes⸗ . hat heute ihre Geschäfte zum Abschluß gebracht. erschiedene zu der Vorlage des Ober⸗Kirchenraths Über die während der letzten drei Jahre zu verzeichnen gewesenen wich⸗ tigeren Vorkommnisse auf kirchlichem Gebiet gestellten Anträge fanden in der heutigen Sitzung ihre Erledigung. Nachdem sodann noch ein Gesetzentwurf über die Gehalts- und Emeri⸗ tirungsverhältnisse der weltlichen Kirchenbeamten angenommen worden, wurde die Synode im Höchsten Auftrage durch den Direktor des Ober⸗Kirchenraths geschlossen.

Anhalt. Dessau, 28. November. (Anh. St.⸗A.) Die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen ist heute Nachmittag mit Gefolge von hier wieder abgereist.

Lippe. Detmold, 27. November. (Köln. Itg.) Den Abgeordneten sind die in der bevorstehenden Landtags— s * ion zu erledigenden Vorlagen zugegangen. Voran steht der Etat für die beiden nächsten Jahre. Eine andere Vorlage betrifft die Gehaltsverhältnisse des Direktors und der Lehrer des kürzlich verstaatlichten Gymnasiums zu Lemgo, eine dritte die Erhöhung des Schulgeldes am Gymnasium zu Det— mold. Zwei weitere Vorlagen betreffen die Ermäßigung des Schulgeldes an den Volksschulen; die letzte bildet der Eniwurf eines Gesetzes, betreffend die Verlängerung der Gultigkeits— dauer des Gesetzes vom 16. Januar 1885 wegen Gewährung von Entschädigungen für Ausgaben zu militärischen Zwecken

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 29. November. (Ww. T. B.) Se. . Hoheit der Prinz Georg von Preußen ist nach längerem Aufenthalt von hier heute Nach⸗ mittag zu kurzem Aufenthalt nach Prag abgereist und begiebt sich von dort nach Berlin.

est, 2. November. (W. T. B.) Im Finanz-⸗Aus—⸗ schuß legte der Minister⸗Präsident von Tiszaà heute bei Be— rathung des Berichts über das Budget die Nothwendigkeit dar, die gegenwärtige Sparsamkeit im Interesse einer erfolg— reichen Finanzregulirung noch einige Zeit aufrecht zu erhalten. Die letzte Konversion stehe, der Valutaregulirung nicht im Wege, die beiderseitigen Regierungen seien bereit, fich mit der Frage zu beschäftigen und die Vorberathungen zu beginnen, es wäre indessen eine große Illusion, zu glauben, daß die Frage in kurzer Zeit zu lösen sei.

Großbritannien und Irland. London, 29. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des ÜUnterhaufes erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Fergu sson auf eine bezüg⸗ liche Anfrage: die Regierung beobachte in dem Bürger⸗ kriege auf Samoa Neutralität. Der englische Konsul sei angewiesen, seine Intervention auf den Schutz der Person und des Eigenthums englischer Unterthanen zu beschränken. Er könne nicht sagen, welche Mittel die Vertragsmächte zur Herstellung der Ordnung, die England zu fördern wünsche, zu ae nen geneigt seien. Der erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte: eine Verstärkung der Okkupations⸗ Armee in Egypten sei in Folge der , englischer Truppen nach Suakim nicht erforderlich. Das Unter haus nahm die ng , . nebst den von der Regierung gene migten Zusatzanträgen in dritter Lesung mit M gegen 149 Stin men an und erledigte sodann in der Einzeldebatie die Novelle zum Patent⸗, Muster⸗ und Mar kenschutz gesetz.

Bei der Wahl eines Unterhausmitgliedes für den Wahlbezirk Holborn (im Stadtgebiet London) an Stelle des verstorbenen wativen Duncan wurde der Konservative Gainsford Bruce mit 398 Stimmen gewählt; der Gladsto⸗ nianer Earl von Compton erhielt 3433 Stimmen.

Frankreich. Paris, 28 November. (Fr. C.) Der Senat genehmigte gestern im Dringlichkeitswege den zwischen Frankreich und Ehina geschlossenen Handelsvertrag und einigte sich dann noch über einige Zusaͤtze zu dem Gesetz, betreffend die Betheiligung der Gewerk⸗Syndikate an städtischen Arbeiten. Die Union républicaine des Senats beschloß gestern, am 2. Dezember zwar einen Kranz für das Grab Baudin s zu spenden, sich aber nicht an der Straßenkundgebung, welche unter der Leitung des Pariser Gemeinderaths in Scene gesetzt wird, zu betheiligen.

29. November. * T. B) Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, würde der Kriegs⸗Minister de Frey⸗ cinet in der Kammer den Antrag stellen, in der nãchsten Woche das außerordentliche Budget für das Kriegs— M iniste rium zu berathen, da er im Interesse des regel⸗ mäßigen Fortganges der Verwaltung die otirung desselben vor dem 31. Dezember d. J. als unumgänglich nothwendig betrachte. Die noch . Arbeiten würden die Summe von 500 Millionen erfordern. .

In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer theilte der Präsident Mͤline den ihm von dem Justiz-Minister übermittelten Antrag mit, in welchem die Genehmigung der gerichtlichen Verfolgung Numa Gilly's nach— gesucht wird. Der Antrag wurde an die Bureaux verwiesen, welche denselben morgen berathen werden. Hierauf wurde die Budgetberathung forigesetzt und genehmigte die Kammer das Budget des Handeis-Ministerium s. Im Laufe der Debatte hatte Hanotaux mit Rücksicht auf die Erneuerung der Handelsverträge beantragt, die Regierung möge eine Enguste über die kommerzielle Lage Frankreichs eröffnen. Der Handels⸗Minister erwiderte, die Regierung werde dem Parlament zu geeigneter Zeit alle erforderlichen Schriftstücke unterbreiten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Einem heute veröffentlichten Tages befehl des Kriegs-⸗Ministers zufolge ist zur Bildung der Verwaltung des 16. Armee⸗-Corps die aufzulösende Verwaltung des zweiten kaukasischen Armee⸗-Corps zu verwenden. Die Verwaltung des 17. Armee⸗Corps ist neu zu bilden. Die im Kaukasus verbleibenden Truppen des aufzulösenden zweiten kaukäͤsischen Armee⸗Corps werden dem Kommandirenden der Truppen des kaukasischen Militär- bezirks direkt unterstellt.

Italien. Rom, 29. November. (W. T. B.) Der hiesige spanische Gesandte, Graf Rascon, überreichte heute dem König sein Abberufungsschreiben.

Spanien. Madrid, 29. November. (W. T. B.) In einer gestern stattgehabten Versammlung der Ma— jorität der Deputirten, welcher mit Ausnahme des Kriegs-Ministers alle Minister beiwohnten, kündigte der Minister⸗Präsident Sagasta an, daß die Regierung einen Entwurf, betreffend die Einführung des allgemeinen Stimmrechts, . werde. Sagasta forderte die

Liberalen auf, einig zu bleiben, drückte sein Bedauern über die feindseligen Kundgebungen gegen Cänovas del Castillo aus und ersuchte die Konservativen im Interesse des Friedens des Landes um Mäßigung.

Schweiz. Be rn, 29. November. (Bund.) Zur Leichen—⸗ feier sind die Mitglieder der Bundesversammlung, des Bundesraths, des Bundesgerichts, das diplomatische Corps, die Kantonsregierungen u. s. w. eingeladen worden. Von allen Seiten langen offizielle und private Beileidsbezeigungen beim Bundesrath und bei der hinterbliebenen Familie Herten— stein ein, welcher heute früh die Gemeindebehörde von Winter⸗ ', telegraphisch eine Ruhestätte für den heimgegangenen

undes⸗Präsidenten angeboten hat. Das Angebot mußte mit Dank abgelehnt werden, da Hertenstein auf dem Bremgarten⸗ . in Bern beerdigt werden soll. Die Leichenfeier cheint Proportionen annehmen zu wollen, wie solche vielleicht bisher in der Bundesstadt noch nicht erlebt worden sind.

Rumänien. Bukarest, 29. November. (W. T. B.) Die Regierung hat beschlossen, den Post en eines ru mä⸗ nischen Kommissars bei der europäischen Donau— kommission, welcher früher von einem jährlich hierzu ernannten Legations⸗-Sekretär wahrgenommen wurde, aufzu⸗ heben. Die Königin von Serbien ist gestern nach * abgereist, von wo sie sich nach kurzem Aufenthalt nach arka begiebt. —In Sinaia wurde gestern der Königliche Marstall durch eine Feuers b runst zerstört.

Serbien. Belgrad, 29. November. (W. T. B.) Das amtliche Blatt wird morgen die Liste der auf Vorschlag . drei Parteien ernannten Wahl kommissäre veröffent⸗ ichen.

Zeitungs stimmen.

Die „Wiesbadener Presse“ schreibt:

Vor sieben Jahren am 17. November 1881 verkündete die Botschaft Kaiser Wilhelm's J, welche das soziale Programm des großen Kaisers enthält, es als Aufgabe der Zukunft., daß die Heilung der sozialen Schäden nicht nur im Wege der Repression fohial= demokratischer Ausschreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des Wohls der Arbeiter gefucht werden mũsse. Für die Hülfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf welchen sie Anspruch haben“, so faßte der Kaiser die Aufgabe des Staats auf diesem Gebiete zusammen, und indem er die Unfall., und Krankenversicherung als nächstliegendes Jiel bezeichnete, fügte er hinzu: Aber auch Diejenigen, welche durch Älter und In validität erwerbsunfähig werden, haben der Gesammtbeit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Furforge, als ihnen bisher hat zu Theil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den fitt⸗ lichen Fundamenten des chriftlichen Volkslebens steht.“

Dem großen Kaiser ist es nickt vergönnt gewesen, jenes Ziel, Felches er sich in weiter Ferne steckte, zu erreichen. Aber den Weg hierzu hat er gezeigt und er hat auch gesehen, daß wir dem Ziele Schritt für Schritt näher kamen. Schwer war der Anfang. Iwat gab es zur Beseitigung der Schädigungen, welche nicht nur dem Ar⸗ beiter, sondern aucb der Gesammtbeit aus der Erwerbzunfähizkeit der Arbeiter erwachsen, schon längst Hülfg⸗ und Krankenkaffen aller Art, und in gewissen Betrieben war für den Arbeiter auch durch das Haftpflichtgesetz gesorgt. Indeß die Benutzung der Hülfs. und Kranken.

. * * in das Wire n mr er, 6 63 1 eine ige, Grrichtung von en war i der Gemeinden gestellt, so daß weder ibre Zahl noch ihre Einri

dem vorhandenen Bedürfniß entsprachen; ferner fũhrte das Haftyfsi esetz, weil es die Schadenersatzpflicht dee Unternehmers von esn. erer e. Bedingungen abhãngig machte, zu zeitraubenden und kot. spieligen Prozefsen, zu deren Vermeidung der Arbeiter sich oft mit kläglichen Abfindungösummen zufrieden gab, und die privaten Ver⸗ sicherungtanstalten machten dig Aus ahlung der Versicherung von Be dingungen abhängig, deren Laft gewöhnlich auf die Arkeiter fiel. Eine allgemeine Versicherung gegen Krankbeit und Unfälle und noch weniger gegen die Folgen von Alter und Invalidität. . gab es nicht, die große Mehrzabl der Arbeiter hatte für diese Wechfelfälle des Lebens keinen Schutz und verfiel der 6 ier war eine wirksame Abbülfe nur möglich, durch Aufftellung neuer Grund- sätze über die Pflichten der Gemeinschaft . den Hũlfsbedũrfti· gen; dem sozialen Uebel dieser Verhaͤltnisse konnte wirksam nur ge⸗ steuert werden durch Einführung eines Versicherungszwangs für bie Arbeiter, durch Auferlegung von Opfern auf die Schultern der Ärbeit⸗˖ geber, durch Beseitigung des Projeßverfahrens über die Frage der Schuld an Unfällen und durch Anerkennung eines rechtlichen Anfprucht der Arbeiter auf bestimmte Leistungen. Auf diesen neuen, mit der bisherigen liberalen Wirihschaftstheorie brechenden Grundsätzen wurde unter Kaiser Wilhelm's Regierung Stein auf Stein zu einer So⸗ zialreform aufgebaut: das Frankenkassengesetßz vom 18 Juni 1583 jchtt eine , von einem Drittel für die Arbeit eber, von zwei Dritteln für die Arbeiter fest; am 6. Juli 1884 6 das Unfall versicherungsgesetz mit seinen Ausdehnungen auf die Verkehrsbetriebe (28. Mai 1885), auf land und forstwirthschaftliche Arbeiter (5. Mai . auf die bei Regiebauten und auf Seeschiffen beschãftigten Personen (m Jahre 1887), wodurch insgesammt 169 Mil. lionen Arbeiter versichert wurden; in dieser Versicherung ist der Är. beiter von jeder Beitragepflicht befreit. Der Kaiser fah noch die Grundzüge der Alters und Invalidenversicherung zu einem gewiffen Abschluß gebracht, als er aus dieser Zeitlichkeit abberufen wurde.

Nunmehr ist der Gesetzenwurf uber die Alters. und Invaliden versicherung dem Reichstage vorgelegt. Wie unserem Kaiser, so wird eg auch dem Reichstage und dem ganzen Volke ein tbeures Vermächtniß des großen Kaisers sein, das von ihm gesteckte Ziel alg⸗ bald zu erreichen.

Auch dieser Entwurf berubt auf den Grundsätzen des Versiche . Lungszwanges und der Auferlegung von Opfern auf die Schultern Anderer, Aber die Lasten, welche zur Sicherstellung der Arbeiter auf diesem Gebiete , , werden müssen = es handelt sich dabei um etwa 12 Millionen Arbeiter sind so große, daß hierfür neben den Arbeitern nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Reichsgemein. schaft herangezogen werden muß. Dieses Opfer ist der Zweck, dem Ar⸗ heiter für seinen Lebensabend oder für dauernde Erwerbsunfähigkeit eine Sicherheit der Existenz zu schaffen, gewiß werth. Im Einzelnen wird es schwere Arbeit machen, die Organifation möglichst praktisch und einwandfrei zu gestalten, aber der Reichstag wird vor dieser Arbeit nicht zurückschreden dürfen, weil es sich hierbei um eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens“, um ein Ziel handelt, welches Bank der Wirkung, welche die sozialreformatorischen Grundfaätze schon jetzt auf die Ueberzeugungen Aller geübt haben von aller Welt als aut, nützlich und nothwendig anerkannt wird.

In einem Artikel der „Magdeburgischen Zei— tung“ über die erste Lesung des Etats heißt es:

Gegenüber der wegweifenden Art, mit der sich Hr. Liebknecht über unsere Sozialreform ausgelassen, hat Hr. von Boetticher greße Anstrengungen gemacht., um den Nachweis zu führen, um wie viel befser jetzt unsere Arbeiterwelt gegen frühere Jahre gestellt fei. Wir unterschreiben seine Ausführungen gern. Es ist eine Thatfache, daß jetzt bereits, wo der Abschluß der Sozialreform noch aussteht und wo auch die Kranken⸗ und Unfallversicherung noch alle Arbeiter ausgedehnt ist, doch der weitaus größte Theil unserer arbeitenden Bevölkerung sich in Krankheits⸗ und Ünglucks⸗ fällen in einer Lage befindet, in der sie nichts von der Noth und dem Elend zu befürchten hat, denen sie früher sich bei Zufällen diefer Art fast rettungslos preisgegeben sah. Das ist überzeugend für Jeder mann, nur für die sozialistischen Agitatoren nicht, denn sie dürfen sich nicht überzeugen laffen, wenn sie nicht den Ast, auf dem sie sitzen, absägen wollen. .

Daher ihre verächtlichen Bemerkun gen über die Sozialreform, daher ihre Anstrengungen, dem Volk den Glauben an eine bestãndige Steigerung der Noth und des Elends beizubringen. Denn sie fagen sich, und von ihrem Standpunkt aus gewiß mit Recht, daß nur ein von seiner Hoff nungslosigkeit überzeugtes, an sich selbst und an der Möalichkeit seiner Rettung verzweifelndes Volk sich bereit finden lassen wird, den soziglistischen Irrlichtern auf ihrem Wege zu dem angeblich so schönen Zukunftsstaat zu folgen, welcher in Wahrheit aber nichts ist als ein Chaos von Elend und Verzweiflung.

Eben, darum aber wird sich Niemand durch die wegwerfende Kritik, die von den sozialistischen Agikatoren an den sozialpolitischen Reformen ausgeübt wird, irre führen laffen. Im Gegentheil, je schlechter dieselben von diesen Bemühungen sprechen, um so mehr können wir uns überzeugt halten, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Üm so mehr aber sollten wir uns, wie Hr. von Bennigsen fehr mit Recht ber or beeilen, den erstrebten Abschluß des Reformwerks herbei⸗ zuführen.

Erst dann wird die Wirkung desselben voll zu Tage treten, dann auch erst sich zeigen können, ob die Sozialdemokratie den eroberten Boden noch immer behauptet und weiter zu behaupten im Stande if.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor— respondenz“ führt aus:

Da der Taback in allen Staaten das Objekt einer mehr oder weniger bedeutenden Verbrauchsbesteuerung in der einen oder anderen Form und Erhebungtart bildet, jo liegt ein sehr lohnendes Jatereffe sowohl für den Schleichhandel als für falsche Deklarationen vor, so= daß die offiziellen Handelsausweise selbst niemals ein ganz vollstän⸗ diges, sondern nur ein annähernd vergleichbares Bild der Thatfachen liefern können. In ähnlicher Weise leiden auch die Angaben über die Ausdehnung der Pflanzungsgebiete an einer mehr oder weniger großen Ungenauigkeit, sodaß auch die mit Tabac angepflanzte Flache und die Produktion nur bedingungeweise einer vergleichen den Zusammenstellung als Grundlage dienen können, wenn auch in denjenigen Ländern, in welchen die mit Taback bepflanzte Fläche für die Besteuerungsart in Frage kommt, wie in Deutschland, eine genaue Festsetzung dieser Fläche aus steuerfiskalischen Gründen gewähr- leistet erscheint. . .

Günstiger liegen diese Verbältnisse bezüglich eines internationalen Vergleichs jedoch, wenn man die euroräischen Staaten allein be⸗ trachtet, da, wenn auch nicht in allen, so doch in der Mehrjabl der⸗ selben, wie über den Anbau von Feldfrüchten, fo auch über den Taback. bau und dessen Produltion hinreichend genaue Angaben ermittest sind.

Wir lassen die die Tabackerzeugung beireffenden Angaben zum Theil

auf Grund der betreffenden offißellen Quellen, zum Theil nach den Angaben von Neumann ⸗Spallart (lUlebersichten der Weltwirth⸗ schaft, 1887) hier folgen: Die Erzeugung von Rohtaback betrug ö. i

8

in Oesterreich Ungarn Rußland..

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Bulgarien der Schweiz. Serbien

C c d & 3 28

333333533

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der Segnungen eigt eine relativ

nun noch anlangt, so ist dieselbe nach Jahr ehnis neuerdings wied stebenden Zahlen hervorgeht. 68 betrug der Flãcheninhalt der mit Taback bepflanzten Grund⸗

Hektar im Ernte jahr Hektar 27 248 1885/86 19 529 2 243 1886,87 19 813 1883/84 22 068 1887/85 21 465 . . . . gt hieraus, daß die letzte Steuererhöhung auf den Taback⸗ bau in Deutschland zunächst absckreckend gewirkt hat, daß neuerdings diese Abneigung als überwunden betrachtet und eine weitere Zunahme der Tabackproduktion erwartet werden kann Im Nebrigen Yhat die Einfuhr von Rohtaback in das deutsche Zossgebiet trotz der Zoll⸗ erhöhung im Jahre 1880 von 26 454 005 im Jahre 185 auf 64 565 000 M im Jahre 1887 zugenommen, diejenige von Taback fabrikaten hat sich dagegen nur wenig verändert, sie betrug im Jahre 1881 10 226 000 4 und 1887 11 057 000 4

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Lipsius und Tischer zu Kiel und Leipzig ist soeben erschienen: FGeschichte der Kaiferlich dentfchen Kriegsmarine in Denkwürdigkeiten von ailgemeinem Intere sse' von A. Tes do rpf, Korvetten⸗Kapitän 3. D. und Bibliothekar an der Marine Akademie und Schule. (Pr. 4 , elegant

ebunden 5 Æ) Zu dem vorliegenden Werke, welches mit Höchster , Sr. Föniglichen Hobeit dem Prinzen Heinrich von Preußen gewidmet ist, hat sich der Verfasser durch wiederholte An. regung Seitens seiner Kameraden, sowie durch die ihm zablreich zu⸗ ebenden Anfragen aus Armeekreisen nach einer Gesckhichte der arine“, welche bisher nur in Bruchstücken existirte, veranlaßt ge⸗ sehen. Ohne auf die großen organisatorichen Schöpfungen und ihre. Veränderungen innerhalb der Marine einzugehen, weil diese ja auch weiteren Kreisen durch die aus⸗ fübrlichen Dienst - Reglements zugänglich gemacht sind, ver—⸗ öffentlicht der Verfasser, gestützt auf ein reichhaltiges Material aus der gesammten Marine ⸗Literatur Manuskrivte aus der Bibliothek des Hochseligen Prinzen Adalbert, alte Schiffsbiographien, Verordnungsblätter, Denkschriften, Tagebücher, authentische Zeitungs berichte ꝛc. S in rein fachlicher Weise Marinedenkwürdigkeiten von allgemeinem Interefse. Kurz und prägnant, gleichwohl in gefälliger, ansprechender Form werden uns in den einzelnen Abschnitten die Hauptepochen der Entwickelung unserer Marine vorgeführt. Der Verfasser hat selbstverständlich nicht unterlassen, die allererften, einer 200 Jahre zurückliegenden Zeit angehörigen Versuche zur Gründung einer kurbrandenburgischen Marine in den Kreis seiner Darstellung miteinzubeziehen. Sein Buch beginnt in dem ersten, die eigentliche Vorgeschichte unserer gegenwartigen Marine umfassenden Äbschnitt mit der Brandenburg. Preußischen Kriegsmarine 1675 17612, es folgt dann der Versuch zur Gründung einer deutschen Reichsmarine in der nationalen Sturm. und Drang. periode von 1848 1851, und ein besonderes Kapitel ist schließlich der ehemaligen schleswig ⸗holsteinischen Marine, 1848 1851, gewidmet. Der zweite Abschnitt führt uns aus dem engeren Rahmen der Gründungsversuche in die Epoche der thatsächlichen Gründung der preuhischen, jetzt deutschen Marine hinein. In diesem, wie auch schon in Theilen des vorhergehenden Abschnitts tritt in prägnanter Weise die Wirksamkeit des Prinzen Adalbert für die Entwickelung unserer Marine hervor. Im dritten Abschnitt werden die einzelnen Perioden des Ausbaues der Marine unter dem General resp. späteren Admiral von Stosch (1872 1883) in ausführlichen Darstellungen mitgetheilt, während der vierte und letzte Abschnitt die Weiterentwickelung der Marine, ihre Thätigkeit bei den Kolonialerwerbungen 2c. unter dem Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, umfaßt. Vorstehende Skizzirung des Inhalts läßt erkennen, ein wie reichbaltiges Material zur Kenntniß des Werden und Gedeihens der deutschen Marine in dem Werk enthalten ist, das zweifellos in den weitesten Kreisen, und keineswegs nur in der Marine selbst, dem lebhaftesten Interesse begegnen wird. Dazu ist die typo⸗ graphische und sonstige Ausstattung des Werks eine des Gegenstands würdige. Die Porträts Ihrer Königlichen Hobeiten des Prinzen Adalbert und des Prinzen Heinrich schmäcken das Buch in seinem Ein · gang; eine , d. im Anhang, eine Gedenktafel der seit Be⸗ stehen der Marine im Dienst des Vaterlandes verunglückten Offiziere und Kadetten, eine Nachweisung der Seereisen der Schiffe, sowie des Schiff sbestandes der Flotte und eine die sämmtlichen deutschen Kolonial ˖ erwerbungen wiedergebende Uebersichtskarte, als besonders werthvolle Beigabe, vervollstãndigen das Werk. . ;

Jabresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der Historischen Gesellschaft zu Berlin herausgegeben von J Ja st row. YIj. und VIII. Jahrgang, 1854 und 1885. Berlin, KR, Gartner '. Verlagsbuchhandlung (Hermann Heyfelder) SW, Schönebergerstraße 26. Die Leitung dieser Jahresberichte ! ist mit dem VII. Bande in die Hände des Dozenten an der hiesigen Uni— versitãt, Dr. J. Jastrow, übergegangen, die ursprünglich aus drei Mitgliedern zusammengesetzte Redaktion also nunmehr auf einen Herausgeber beschränkt worden. Trotz der vermehrten Arbeitslast ist der Genannte mit Hülfe seiner Zuhörer dennoch im Stande gewesen, dem Wunsch nach schnellerem Erscheinen der. Jahres berichte wiederum mit einer Beschleunigung von einigen Monaten nachzukommen. Die Jahresberichte der Geschichtswissenschaft! begründet im Auftrage der zDistorischen Gesellschaft zu Berlin' und unterstützt von dem Mini⸗ stersum der geistlichen 2c. Angelegenheiten, sind bekanntlich dazu bestimmt, dem Forscher wie dem Geschichtsfreunde die Moglichkeit zu geben, in kurzem Ueberblick sich über Alles zu grientiren, waz im Laufe des Jahres über einen beliebigen Theil der Heschichtswissenschaft erschienen ist, und ihn zugleich in die Lage zu seßzen, das Wichtige vort Unwichtigen leicht unterscheiden zu können. Besonders haben die Jahresberichte! seit ihrer Begründung gegen ˖ über der herrschenden Neigung zur Entfremdung zwischen den ver- sciedenen Gebieten der Geschichtswissenfchaft deren Zusammengebörig keit betont. Die Studien über das Alterthum aber sind gegenwärtig nach den beiden großen Gebietsgruppen der grientalischen und der llassischen Sprachen vollstãndig auzeinandergefallen. Diese Trennung hat die Schwierigkeiten einer fortlaufenden Orientirung nur noch erhöbt. Ferner ist es der großen Mehrzahl, der heutigen deutschen Historiker. welche ihre Fachstudien der Geschichte des eigenen Vaterlandes in Mittelalter und Neu. zeit widmen, schon fast zur Gewohnheit geworden, die Geschichte des Alterthums ganz bei Seite zu lassen. Demgegenüber verdient es 6. Anerkennung, daß die „Jahresberichte. als eimnziges wissen ˖ chaftliches Unternehmen in Deutschland es sich noch angelegen sein lassen, die Literatur über das gefammte Alterthum von den ersten Anfängen der egyptischen bis zur vollen Ausbildung der griechisch⸗ n, Kultur einerseits in ihrem vollen Umfange zu verfolgen und sie andererseits gerade im Zusammenhange mit der Gesammtgeschichte auch denjenigen Histgrikern vor Augen zu führen, denen sie sonst nur allin fern bleibt. Die Abtheilungen . Mittelalter: und Neuzeit erscheinen in dem gewohnten Umfange. Die Berichterftattung über

cke: im Erntejahr* 1881/82 1882/83

den standinavischen Norden ist im Begriff, das Versãumte nachzu . bolen und soll. diesem Ziel immer näher gebracht werden. Dasfelbe gilt von Frankreich. Böhmen,. Ungarn, Belgien. Italien, Spanien und Nor- Rimeritg balten mi, der dentschen Berichterftattung jetzt gleichen Schritt. Dem Vl ist der WII. Jabrgang schness gefolgt Auch in . soll der Druck eines Bandes wegen des Fehlens einzelner Kapitel nicht mehr verzögert werden, womit die Redaktion 2 den a, n. der zablreichen Freunde des Unternehmens ent; gegenkommt.

Das Politi sche Gedenkbuch. Heft 2. welches soeben aus Anlaß der Reichstags ⸗Eröffnung im Verlage von Max Schild- berger in Berlin erschienen ist (Preig 60 ) enthält u. A. den den? würdigen Briefwechsel betreffend die Verabschiedung des General- r,, . Grafen von Moltke, die letztwilligen Aufzeichnungen

aiser Wilbelm'g 1. —. die Trinksprüche Kaiser Wilbeimiz JI. und seiner hohen Gastgeber, die Ansprachen Kaiser Wilhelm's in Frank⸗ furt a. O., Sonnenburg und Berlin, die Adresse des preußischen Epistopats nebst Antwortschreibea Kaiser Wilhelms und endlich die Thronrede bei Eröffnung des Reichstages am 22. November. Gleich, dem ersten Heft dieser vornehm agusgestatteten Broschüren ifi auch dieses der weitesten Verbreitung werth und würdig, oft zu Rathe gejogen zu werden.

Volk und Schauspiel“ Von Hermann Freiherr von Maltzan. Berlin 1888. Verlag von Walther u. Apolant. Der Beifall, den der in Nr, 31 des „Deutscken Wochenblattes“ er schienene Aufsatz Volk und Schaufpiel! in weiteren Kreifen fand, hat die Veranlassung zur Veranstaltung der vorliegenden Sonder⸗ ausgabe gegeben, in eren Vorwort der Verfasser die Ziele festftellt, welche die in Aussicht genommene Gesellschaft zur Begründung deutscher Vol ksbübnen im Auge zu behalten hat. Inhaltsangabe? Einleitung. Die Schaufpielkunst ist eine nationale Kunst.— Aufgaben der Bühne. Löͤsen unsere heutigen Bühnen diefe Auf- gaben? Nothwendigkeit der Begründung neuer Bühnen.

Zu den beliebken Verlagshandlungen, welche es sich angelegen sein lassen, den Weihnachtstisch unserer Jugend mit bubschen Büchern zu versorgen, gehört der Verlag von Carl Flemming in Glogau, dem die Kinderwelt so manche erfreuliche Gabe verdankt. Mit Ber⸗ gnügen begrüßen die heranwachsenden Töchter ein regelmäßig zur Weihnachtszeit wiederkehrendes Buch, das nun durch eine Reihe von Jahren ein gern gesehener Gast geworden ist; wir meinen das Töchter ⸗Album⸗?, herausgegeben von Thekla von Gumpert, Unterhaltungen im häuslichen Kreise zur Bildung des Verstandes und Gemütbs der beranwachsenden weiblichen Fugend. Unter Mitwirkung von Marie Bürckner, Wilhelm Hoppe, Seminarlehrer Hummel. W. Lackowitz, Sophie von Keller, Glisabeth Klee, Editha von Klesst, Marie von Lindeman, Marie Petzel, Minna Petzel. Eduard Rüdiger, Pauline Schanz, Emma Schöne, Agathe Schöne u. a. Mit 26 Bil⸗ dern, 1 Karte und 12 Holzschnitten von Prof, H. Bürkner, W. Clau—- dius, Prof. Alfr. Diethe, B. Müblig, E. Limmer u. A. Das Album liegt nun schon im 34. Bande vor. Dasselbe stellt sich seinen Vorgängern aus früheren Jahren ebenbürtig zur Seite, sowohl was den Inhalt wie die Ausstattung betrifft, und wird Denjenigen, welche es zum Geschenk erhalten, wieder eine angenehme Unterhaltung und viel Belehrung bringen. Ein anderes Werkchen, das gleichfalls zu den regelrecht wiederkommenden Er⸗ scheinungen gehört und wie das Töchter Album stets auf eine freund- liche Aufnahme rechnen darf, ist Herzblättchens Zeitvertreib? Unterbaltungen für kleine Knaben und Mädchen zur Herzensbildung und Entwicklung der Begriffe. Herautgegeben von Thekla von Gum pert. Mit 22 Bildern und 21 Holzschnitten von H. Bürkner, W.. Claudius, A. Diethe, E. Limmer, B. Mühlig, E. Voigt u. a. Auch von diesem Werk ist die Zahl der Bände mit dem vorliegenden 2. den 33. geftiegen, ein Beweis, daß es die Beliebtheit nicht ein gebüßt hat und sich wohl noch recht lange bewahren wird. Ein anderes Buch für kleine Kinder von derselben Verfasserin betitelt fich: Die HerzbJlättchen und bringt Erzäblungen aus dem Familienleben in der Natur für kleine Kinder. Dasselbe erscheint gegenwärtig in achter Auflage. - .

Eine in Kinderkreisen aus Märchensammlungen wohlbekannte Erzählerin ist Rosalie Koch. Es ist ein dankenswerthes Unter⸗ nebmen von der U, , Klotilde Haacke, . sie von den Märchen und Sagen derselben eine neue Ausgabe veranstaltet bat; sie hat den Kleinen damit einen großen Gefallen erwiefen. Das hübsch ausgestattete Bändchen ift mit sechs Bildern in Farben— druck von Rudolf Geißler geschmückt und trägt ein bubsches Titelblatt.

„An der Schwelle des Lebens“ betitelt Rarie Erd- mann zwei Bände, in denen sie eine Sammlung von Novellen für junge Mädchen bringt, die sich des Beifalls der Leserinnen wohl zu erfreuen haben werden; sie eignen sich trefflich zu Geschenken.

Die gewaltige Zeit des deutsch⸗französischen Krieges vergegen= wärtigt uns der beliebte Jugendschriftsteller Gu st ap Höcker in einem stattlichen Bande, betitelt: is?9 und 1871. Zwei Jahre deutschen Heldenthums Mit 119 Bildern von W. Tamp= hausen, C. Horn. Chr. Sell u. A. und 4 Karten. Der Umstand, daß dies Werk bereits die zweite Auflage erlebt, ist der beste Beweis dafür, daß es diejenige Verbreitung gefunden hat, welche es wegen seines gediegenen und patriotischen Inhalts verdient. Die heran⸗ wachsende männliche Jugend wird sich aus diesem Buch leicht und angenehm über die wichtigste Periode unserer neuesten vaterländischen Geschichte unterrichten können. =

Das Bild eines unserer berühmtesten Strategen führt uns Fed or von Köppen vor in dem Buch: Helmuth von Moltke Ein Lebensbild für das deutsche Volk, ins besondere für die deutsche Jugend. Mit Stahlstichyorträt von Professor 5. Burkner. Das vorliegende Werk bedarf wohl kaum weiferer Empfeblung. es richtet sich an das patriotische Gefühl unseres Volkes und unserer Jugend und wird dem⸗ gemäß von Allen willkommen gebeißen werden. Derselbe Ver fasser hat sich im Verein mit dem Illustrator Richard Knötel ein anerkennengwerthes Verdienft erworben, indem er zum Gegenstand der Schilderung machte; Preußens Heer in Bort und Bild?. Ven der Gründung des branden burgischen Heeres bis zum Aufbau der Kriegs macht des Deutschen Reichs. 1619 1889. Mit 36 Bildern in Farbendruck und 35 Vignetten. Bei dem Interesse, welches heutzutage die Armee in Anspruch nimmt, muß ein Werk willkommen geheißen werden, welches uns die Entwickelung derselben von ihrem Anfang an, ihre ruhmvolle Geschichte und ihre jetzige Bedeutung vor Augen führt. Wort und Bild vereinigen sich hier trefflich und veranschaulichen in ausgezeichneter Weise das Wesen des preußischen Heeres. Die Illustrationen sind sauber und sorgfältig gezeichnet und erfreuen durch ihre große Mannigfaltigkeit. Auch dieses Werk wird, wie alle eben aufgeführten, eine Zierde jedes Weihnachtstisches bilden. Die hoch⸗ elegante Ausstattung, welche die Verlagshandlung allen von ihr beraus ˖ , Büchern gegeben hat, dient diesen zur Empfehlung und ichert ihr selbst die Anerkennung aller Freunde einer gediegenen, das Nützliche mit dem Schönen verbindenden Literatur. Sammtliche Werke seien daher allen Denen auf das Beste empfohlen, welche um * . Weihnachtsgeschenk für die Jugend in Verlegenheit ein sollten.

Sanitäts⸗, Veterinär und Quarantänemesen.

Portugal.

e n . * ,. 1888 e , g 5 ver ichte Verfügung des Königlichen po ischen Ministerium des Innern werden s gerd Palma ö. dem 25. Oktober d. J. als vom Gelbfieber versencht‘ und die übrigen Inseln des Canarischen 4 seit demselben Tage als derselben Krankheit verdächtig

a

Niederlande.

Durch Verordnung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 27.30, Qktober d. J. ist von dem Verbot der Cin und Durchfuhr von Schweinen, von frischem und gesalzenem Schweinefleisch, sowie von ungeschmoljenem Fett, Klauen,

Mist. und anderen Abfällen von Schweinen nach den Niederlanden

( Reichs · Anzeiger Nr. 229 vom 7. September d. S) Dievensation

88 9 6 (böchstens zwei) und für Fleischwaaren der ge⸗ welche:

a. auf in den Niederlanden einlaufenden Schiffen und . zum eigenen Gebrauch der darauf befindlichen Perfonen mitgefül werden (höchstens 3 pro Person). r n,, daß die Schweine oder Fleischwaaren nicht von dem Schiff oder loß gelöscht werden.

b. von Reisenden zum eigenen Gebrauch mitgefübrt werden (hõchstens 3 Kg pro Person), J .

. gesglien und sodann getrocknet oder geräuchert sind. Bei Ein ; fuhr von Wurst nuf jedoch der amtliche Nachweis geführt werden, daß dieselbe nicht gesundheitsschädlich ist. ;

Gekochte oder gebratene Fleischwaaren fallen nicht unter das Ein⸗ und Durchfuhrverbot.

ö Gewerbe und Sandel.

In der gestrigen Generalversammlungl der Aktionäre der Berliner Maschinenbau ⸗Aktiengesellschaft vormals L Schwartz kopff wurde von der Verlesung des Geschäftsberichts Abstand genommen. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichts rafhs, Gebeimer Rath Wm. Conrad wurde wiedergewählt und an Stelle des verstorbenen Hrn. Wilhelm Schwartzlopf, wurde Geheimer Kommerzien. Rath Neubauer, Magdeburg, gewählt. Die auf 127 5 festgesetzte Dividende gelangt vom J. Dezember ab zur Auszablung.

Frankfurt a. M. 27 November. (Getreide marktbericht von Joseyh Strauß.) Die Haltung der Wochenmärkte war matt und auch hier berrschte für Weiz en ein außerordentlich gedrückter Ton; ab Umgegend 19— 4 , frei hier 193 6, kurhefsischer 198 . russischer und ungarischer 22 * , Tendenz: Verkãufer. Roggen bleibt flau, eine weichende Richtung innehaltend, biesiger 163 A, russische Sorten 16 6, Tendenz träge. Ger ste vermochte sich aus ihrem schlepypenden Geschäftsgange nicht berauszuarbeiten; Wetterauer, Ried und Franken ⸗Gerste i6— * * übrig, exquisit ungarische viel über Notiz, Tendenz schwach. Für Malzͤ wollte sich rege Nach⸗ frage noch immer nicht einstellen; die Notiz 363 = 28 4 bleibt. In Hafer überschreiten die Ankünfte den laufenden Bedarf, sodaß der 66. der Abschwãchung zuneigt, 133 14 bezahlt, hochfein 155 46

aps ohne Notirung, Angebot fehlt; zu schätzen 29 -— 31 ½ Mais (mixed) nach wie vor geschäftslos, 1357/10 M Cours. Abschlüsse in Chilisalpeter und Thomasphosphatmehl wurden nicht bekannt. auswärts hoch gehalten. Mehl spielt eine untergeordnete Rolle, die Stimmung des Marktes war durchweg entschieden flau und ein Preisrückgang hat für alle Sorten, namentlich für Roggenmehl statt-⸗ gefunden; die kleinen Provinzmühlen bleiben flau. Hiesiges Weizen⸗ mehl Nr. 0 314 335 4, Nr. 1 294 316 11, Nr. J 26 27 A, Nr. 3 26 27 1½, Nr. 4 21 22 4A, Nr. 5 18 19 , Milchbrot- und Brotmehl im Verbande 56-59 6 Nord- deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 28 Hiesiges Roggenmehl Nr. O 255 26 ½, Nr. O 1 233 24 4A, Nr. 1 214 - 22 , Nr. 2 18— 19 ½ Roggen kleie 44 —5 n, Weizenkleie 46 *, Spelzspreu 2 6, Malzkeime 4 80 M (Sämmtliche Artikel bei Abnahme von 200 Ctrn. an) Rüböl im Detail 67

Aachen, 30 November. (W. T. B.) In der außerordentlichen Generalversammlung der Aachener Diskonto ⸗Geselifchaft wurde der Antrag des Aufsichtsraths auf Herabsetzung des Aktien kapitals von 77 Millionen auf 6 Millionen mit 4014 gegen 39 Stimmen angenommen.

Lond on, 29. November; (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen ladungen angeboten. Wollauktion. Lebhafte Betheiligung, Preise fest, behauptet.

Brad ford, 29. November. (B. T. S) Wolle rubiger, stetig, feine Wolle fest; Garne ruhiger, Mohairgarne eher schwächer; Stoffe ruhiger.

Charleroi, 30. November. (W. T. 9 Die Gruben in Mariemont und Bas coup sind wieder im Betrieb, der Strike gilt als beendet.

Submissionen im Auslande.

Spanien.

6. Dezember. 2 Uhr. Madrid. Finanz ⸗Ministerium: Lieferung von 409 eisernen Kassenschränken. Kaution 2000 Pes. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen.“ (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗ York und Baltimore⸗Linien:

estimmung.

Bremen 22. Nov. von New⸗York. Bremen 24. Nov. von New⸗Hork. Bremen 28. Nov. von New⸗Jork. New⸗York 27. Nov. in New⸗Vork. New⸗ York 22. Nov. von Southampton. New⸗JYork 29. Nov. von Bremerbaven. Bremen 28. Nov. in Bremerhaven.

21. Nov. von Baltimore.

Baltimore 17. Nov. von Bremerhaven. Baltimore 28. Nov. von Bremerhaven.

Brasil und La Plata⸗Linien; Vigo, Antw. Brem. ] 29. Nov. in Vigo. Vigo, Antw. Brem. 19. Nov. von Rio. Antwerp. Bremen 21. Nov. St. Vincent pafs. Vigo, Antw. Brem. 17. Nov. von Buenos Aires. La Plata 11. Nov. in Montevideo. La Plata 19. Nov. in Montevideo. ö Brasilien 20. Nov. in Bahia. ö Hannover“. La Plata 14. Nov. Las Palmas paff. Frankfurt. La Plata 27. Nov. von St. Vincent. Donau *. k 6 23. Nov. von Lissabon.

. oruña, z Köln Vigo va lata x. Nov. von Antwerpen. Kr. Fr. Wilh.“ Lissabon, Brasiliens 29. Nov. von Antwerpen. Condor La Plata 29. Nov. Dover passirt.

Linien nach Ost⸗Asien und Australien:

,,, Bremen 28. Nov. von Genua. Sachsen . Bremen 3. Nov. in 2 Preußen! Ost⸗Asien 28. Nov. in Hongkong. Bayern Ost · Asien Nov. von Genua. Hohenstaufen “. Bremen Nov. von Genua. Nürnberg. Bremen Nov. von Adelaide. Habsburg. Australien Nov. in Adelaide. . Australien Nov. in Aden. Hohenzollern“. Auftralien Nov. von Bremerhaven.

Ham burg, 29. Norember. (W. T. B.) Der 6 fer AAscania. der Hamburg ⸗Am eritanischen Pagetfahrt⸗ . bat, von Westindien kommend, heute Lizard passirt. ni rie s 29. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Euter pe ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen. London, 289. November. (W. T. B.) Der Union⸗ Dampfer Moor- ist am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abge- gangen und der Union Dampfer Trojan“ hat gestern Madeira auf der Ausreise passirt.

Theater und Mustt.

Im Königlichen Schauspiel setzte Hr. Mitter⸗ wurzer sein mit Erfolg begonnenes Gastspiel aàm vorgestrigen Aberd

3 a 2 e 7 7 Lahn S*]. Werra“. O8 Aller Saale“. America Main. Hermann“. Rhein.

Gr. Bismarck , Weserꝰ . Leipzig“. Baltimore Straßburg! Berlin

Bremen