fort. Er hatte als dritte Rolle eine von denen gewählt, welche dem zu leiden, welche, viellicht in Verbindung mit der Befangenheit des ersten
Darsteller den denkbar weiteften Spielraum für seine eigene Anf. G
faffung von der von ibm gespieiten Figur lassen, den Narziß
i Dieser aus
Charakter mit seinen ch Emy
in Brachvogel's Trauerspiel. seltsamsten Elementen wunderlichen Einfãllen,
dungen und den u
gleichnamigem iu m menge er; i
e dem Widersyru
desbalb außerordentlicher Beliebtheit; bietet
zuweilen ein etwas greller Effe
Künstler nicht zu scheuen braucht. Berliner Theater.
Hrn. Ludwig Barngy dargestellt werden.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. ersten Aufführung des Mikado“ (in deutscher Bearbeitung), die auf nächften Donnerflag, den 6. Dezember, angesetzt ist, finden noch einige Wiederholungen der beliebten Operette. Die Fledermaug., von Strauß, statt, und zwar von morgen (Sonnabend) ab. Als „Adele“ debutirt
Frl. Nordau aus Wien.
= Nachdem die moderne Virtuositãt zur Zeit auf instrumentalem icht zu überschreitenden Höhepunkt im Technischen erreickt hat, scheint sich die emporstrebende je dem innerlichen Gebiet des eigenen der musikalischen Literatur und be—⸗ Komponisten⸗Concerten zu Auch gestern erschien ein noch wenig bekannter Kom⸗
und vokalem Gebiet einen vorläufig wohl ni
Künstlerschaar jetzt mehr als Schaffens zuzuwenden, wie aus sonders aus den ungewöhnlich zahlreichen erkennen ist.
ponift, Hr. Gust av Lazarus aus Köln, im Saale der Si Afadem ie, und zwar jum ersten Mal, vor dem hiesigen Publikum. Klavier, Violine und Cello. das dem Stil Mendeltfohn'z folgend, fehr melodiös und in der Durchführung klar gehalten ist, war zwar in den beiden ersten Sätzen nicht viel Neuerfun denes zu bemerken, jedoch boten die beiden letzten Sätze durch ihre größere harmonische und rhythmifche Belebtheit sehr viel Anziehendes. Daß bei der Neigung für daz melodische Clement der Komponist auf dem Gebiet der Liedform besonders heimisch sein würde, war zu erwarten und bestätigte sich in mehreren Liedern für Bariton, Fremde! ), Nachtreise /, Vom Bergen und . Der Gärtner. wurden mit sehr lebhaftem Bei Der Opernsänger Hr. Willmar trug sämmt⸗ die Hans Heiling“ von Marschner in der Klangfarbe der tieferen Töne etwas zu dunkel erscheinender Stimme, vor; seine warme, lebendige Ausdrucksweise war ganz besonders anzuerkennen. In Benutzung der höheren Töne (F und &) sollte der Sänger vor. Die durch ihre früheren Leistungen hierselbst bereits bekannte Violin⸗Virtuosin Frl. Schwartz aus Köln sowie der Königl. Hr. Lüdemann (Cellist), 3, in Gemeinschaft mit Präzision ausgeführt hatten, unterftutzten das Concert außerdem noch, mit mehreren sehr Auch Hr. Lazarus ließ in Klavierstücken von Moszkoweky, Rubinstein und Liszt eine eminente technische Fertig⸗ keit und fein schattirende Ausdrucksweise erkennen. Das wegen mehrerer gleichzeitiger Concert Unternehmungen nicht sehr zahlreich erschienene und Publikum spendete allen Leistungen reichlichen Beifall. ⸗ Morgen, Sonnabend, findet unter Miiwirkung von Fr. Betiy Waibel, Frl. Sofia Monts sowie der Hrrn. Bartesky, Lebrecht und Dinger der siebente Opern ⸗Abend statt. Zur Auf⸗ sührung gelangen der J. und II. Akt der Oper Jessonda“ von
Saale des Hötel de Rome gab die Sängerin Frl. elene Scheidt gestern Abend ein gut besuchtes Concert, dem ein Die bisher unbekannte t umfangreiche und ausdrucksfãhige Mezzosopranstimme, welche zu schönen Hoffnungen be ˖ rechtigt. Die Dame schien Anfangs unter einer kleinen Indie position
In einem Trio für
Cavatine für Geige. Die Lieder In der
fall aufgenommen.
liche Lieder sowie eine Arie aus mit sehr kräftiger und umfangreicher, nur
sichtiger sein.
Kam mermusikus dem Concertgeber das Trio mit musterhafte
gelungenen Solovorträgen.
Coneerthaus.
L. Spohr. — Im
Rteressantes Programm zu Grunde lag. Concertgeberin verfügt über eine sehr angenehme,
u berechenbaren Launen muß ijed Künffler, der ihn darftellen soll, besonders reizen und er ihnen doch so viel dankbare Scenen, in denen ein bᷣesonderer Effekt zu erzielen ist. Dies war auch wohl der Grund, weswegen Hr. Mitterwurzer sich als Rarziß den Berlinern zeigte. Vielleicht ging er in seinem B aus der Molle noch mehr zu machen, als in ihr liegt. manchmal zu weit, und trug an einigen Stellen mit zu starken Farben auf, so daß erzielt wurde; etwas mehr Naturlichkeit hätte feinem Narziß an Wirksamkeit keinen Eintrag gethan. Freilich verleitet die Relle nur zu leicht zu Uebertreibungen, von denen sich die auch der genialste Darsteller nicht ganz frei halten wird. Die größte Wirkung erzielte der Künstler im dritten und vierten Akt, auch der allmahlich ausbrechende Wahnsinn wurde von ibm in charakteristischer Weife zum Ausdruck gehracht. Alles in Allem ist sein Narziß. eine Leistung, welche den Vergleich mit denjenigen anderer namhafter z Von den übrigen Mitwirkenden seien die Damen Meyer, Kable⸗Keßler und Stolberg lobend erwähnt.
In der nächsten Aufführung des „Uriel Acosta ', am Montag, den 3. Dezember, wird der Uriel wieder von
rscheinens, die Wirkung der ersten
von . S. Bach, .I. Fran wies Frl. Scheidt dann
* trags. eil wurde,
erfreut sich
welche a spiel mit Hrn.
eben, zu Gehör gebracht; Sicherheit. sowie Wärme und
Herren Seibert und
Die Berliner Beschlüsse gefaßt:
Bis zur Friedrichstraße, wie folgt:
Gesellschaft sofort diese Erklärung
beizutragen. genannten Gesellschaft an, vom fin, Fe rich
erdebahn dur Schiffbauerdamm
weichen,
sowie in einer auszuführen.
Große e über ihr Einverständniß mit den
schaft zu machen, annahme die Versammlung
fassen kann.
dener Bank und der rung der Friedrichstraße 1) daß die zur Verbreiterung Kosten vorschußweise aus 2) daß die definitive zwar entweder aus der
event. Vorlage des Magistrats ersucht endlich den Magistrat,
thorstraße, Nr. 37a, ein
Gesanggnummer, der Lõwe' lade Der Blumen Ra er b s high, . späteren Liedern Ries, J. Bra ne wesentlich gröhere n des Vor⸗ Innnigleit der Empfindung und verstůndni über ihre schönen Stimmmttel. sodaf der reiche Beifall. welcher ibr als ein woblverdienter bezeichnet werden muß. — t wurde die Concertgeberin ( tuchtige Pianistin fich längst bewährt hat. Im Zusammen⸗ Willy Seibert , (Violoncello) wurde von ihr ein Trio C. dur) ̃ . noch mehr erwies sie ihre vollendete Technik und Temperament im Vortrage einiger Solo · Klavierstücke von Bach St. Sasns (Gavotte), (Tapriccioh, Chopin (Berceuse) und Mogskowski (Tarantelle). iening brachten einige Soli au Instrumenten zu Gehör, mlt welchen sie sich als wohlgebildete und reichbegabte Virtuosen kennzeichneten.
Mannigfaltiges.
Stadtverordneten ⸗Versammlung hat gestern betreffs der Verbreiterung der Friedrich straße folgende
Die Star werordneten⸗Versammlung ergänzt und erläutert ihren Beschluß vom 27. November d. J, betreffend die Verbreiterung der
1. 1) Die Verfammlung erachtet die in dem gedachten Beschluß unter 3b enthaltene Bedingung dur ͤ Berliner Pferdeeisenbahn⸗Gesellschaft, zu den Kosten der Verbreiterung der Friedrichstraße einen Beitrag von 14 Millionen Mark zu zahlen, für erfüllt, jedoch nur in dein Falle, a. daß die Direktion der genannten
der Generalversammlung definitiv abgiebt, b. daß diese Gesellschast sich verpflichtet, zu jeder an die kontrahirenden ᷣ des vorerwähnten Beschlusses zu 2d zu zahlenden Rate drei Zehntel 7) Die Versammlung erkennt die
von den Staatsbehörden auf ungesäumten Antrag Genehmigung zur Anlage, und jum Betriebe einer zweigeleisigen die Friedrichstraße von der Kochstraße bis zum einschließlich der Ueberführung der Bahn über die Straße „Unter den Linden“ versagt oder nur unter solchen Be⸗ dingungen ertheilt wird, welche von, den bisher üblichen so sehr ab⸗ i daß die Gefellschaft aus diesem Grunde den Bau und Be⸗ trieb dieser Strecke ablehnt. Der Ablehnung steht es gleich, wenn sich innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Aufforderung Seitens des Magistrats die Gefellschaft nicht verpflichtet, den Bau innerbalh der zu stellenden Frist Im Fall der Ablehnung erlischt jede Berechtigung der Großen . Pferdeeisenbahn ˖ Gesellschaft auf die mehrgedachte Linie oder einen Theil derfelben. 3 Die Versammlung ersucht den Magistrat, Pferdeeisenbahn ˖ Gesellschaft zur sofortigen Erklärung
gungen und Bestimmungen aufzufordern und der Versammlung so zeitig Mittheilung von den Erklärungen daß im Fall der gänzlichen oder theilweisen Nicht⸗ über den von Westerhagen'schen Antrag vom 26. November d. J. noch vor dem 5. Dezember d. J. Beschluß JI. Die Versammlung ersucht den Magistrat, sich zu. id. dieser Expeditionen, 28 ; . 2995 Mann Besatzung ausgingen, wurden in diesem Jahre 33 Schiffe t Tragããhigkeit ö ausgesandt. Von diesen Schiffen verunglũckten drei, jedoch wurde deren Fang theilweise geborgen; die übrigen,
der zweiten Hälfte des April ihre Reise antraten, behalten zurückgekehrt. ein elne Schiffe fehr reiche Beute heimgebracht haben, fingen andere nicht viel mehr als zur Deckung der Ausrüstungskosten erforderlich war. Im Ganzen betrug der Fang: 136 Walroße, 4021 große und 5624 kleine Robben, 239 Weißfische, 7 Eisbären. 19 Bottlenosse, 14 t Speck. 1h44 zig ungereinigte Eiderdaunen und 327 Rennthiere. Der Werth Fanges (beträchtlich verringert durch den Verlust der drei Schiffe wird guf 153 430 Kronen geschätzt, während der vor—⸗ jährige Fang einen Werth von 1590 596 Kronen hatte. — Wie aus Vardö berichtet wird, ift das von dort ausgerüstete Fangschiff For. tuna“ wahrscheinlich im Schiff hat vier Mann ; Proviant und Munition versehen sein.
für den Fall des Zustandekommens des Vertrages mit der r, n Vereinsbank über Verbreite⸗ ami
bereiten Mitteln entnommen werden, Veraukgabung aus Anleihemitteln erfolgt, Anleihe vom Jahre 1888 oder aus einer neu aufzunehmenden Anleihe,
gewärtigt wird. Die Versammlung bei der zuständigen Behörde die Ge⸗ nehmigung nachzufuchen, daß die Kosten der Verbreiterung der Friedrich⸗ straße aus Anleihemitteln gedeckt werden und behält sich im Fall der Nichtgenehmigung weiteren Beschluß vor.
Auch der heutige Tag hat einen Bazar gebracht: zum Besten der Fefusgemeinde ist im Gemeindehause in der Wasser⸗ Woblthãtigkeits verkauf worden. DBerselbe bleibt bis Montag einschließlich geöffnet.
schen Bal⸗
ms und Anderen be⸗ volle Digpasition
durch Frl. Helene Leubuscher,
und Hrn. Carl Pienin mit Accuratesse wirkungs vo
straße
Mendelssohn bältnisse,
Auch f ibren
verein“).
ch das Anerbieten der Großen
unabhaͤngig von der Genehmigung Banken nach Maßgabe Berechtigung der
Vertrage zurückzutreten, falls ihr entweder die
aufzufinden, in kündigen. —
Tempel der
Inschriften,
sub 1 und 2 enthaltenen Bedin⸗
der genannten Gesell⸗
Dres⸗
einverstanden zu erklären: von 1439
der Friedrichstraße erforderlichen
über deren Höhe und Bedingungen
des dies jãhrigen
veranstaltet
Der Gneist⸗ Kommers, Studentenschaft nachtr verehrten Lehrers im bat gestern ftattgefr nden und verlief in überaus gehobener Stimmung.
Aus Stuttgart. 36. geschrieben: l unst - Aus stel lungs gebäude einem tiefgefũblten Bedürfni Heim für Ausstellungen au ö nen anwenden, denn der Raum in einem Hinterhause der Friedrichstraße, der bisher den genannten Zwecken bei uns dienen mußte, war denn doch gar zu primitiv. aufgeführt ist. einen monumentalen Charakter. Rundbogenportal prangt die ; Eintritt umfängt uns ein kreisrunder Vom vornehm gehaltenen Vestibüs, welches mit den Büsten des Kö. nigs und der Königin gefchmückt ist, gelangen wir in die drei hübschen, mit Oberlicht verfehenen Ausstellungssäle, braunem Stoff ausgeschlagen sind, tend abheben. Eine iner hier zur Eröffnung. Ausstellung. Zur Einweihung des ise heute eine größere Feier statt, bei welcher der Hof sich betheiligte.
Nach der Berliner Philologischen Wochenschrift. der Kkropolis von Athen zwei Reliefs gefunden: ; stellw Athene dar mit dem Helm auf dem Haupte, die Rechte in die
Beim
Hüfte gestützt, während die Linke den Speer h den abwärts geneigten Kopf stützt; die Göttin steht sinnend da. Das zweite Relief steht ber einem Volkzbeschluß der Athener, durch welchen Bürgern von Samos das athenische Auch vier Fragmente ö Kolossalkopf eines Stieres mit bunter Bemalung ergaben. Auch aus Eleusis werden Funde gemeldet,
gemälde, aus zn n J
dem Thron sitzend, mit ö d die rechte eine Siegesgöttin trägt. Leider ist die Erhaltung des Ge⸗ mäldes keine besonders gute, Spannung die bevorstehende ldes Statuengruppen sollen gefunden sein. — Einem Mitgliede der fran⸗ zösischen Schule in Athen ist
Nero an die Griechen hie ͤ Nach dem Bericht englischer Zeitungen
Christia nia, im November. r zu k nach dem nördli bei Spitzbergen und bei Nowaja Semlja nimmt mit jedem Jahre Während im vergangenen Jahre von Tromsö, der Hauptftation
mit dem die Berliner ich das f Dokꝛltorjubilãum ihres
rohen e der Phil harmonie feiern wollte,
vom 26. November, wird der . M. Allg. „Stuttgart bat jetzt endlich ein würdiges erhalten. Das Wort von darf man sicher auf das neue
dem Gebiet der schönen ift
Bau, welcher in der Schelling trotz seiner bescheidenen Ver Ueber dem hohen Inschrift: Württembergischer Kunst⸗ Kuppelban.
er neue trãgt,
deren Wände mit tief von dem die Gemälde sich leuch. Sammlung auserlesener Kunstwerke vereinigt sich Hauseg fand
wurden auf das erste
boch oben anfaßt und
Bũrgerrecht verliehen wird. kamen zu Tage, welche zusammengesetzt den und war hat man Wand;
eit stammend, aufgefunden. Jupiter auf dem Scepter in der linken Hand, während doch erwartet man immerhin mit
Abbildung des Gemäldes. Auch zwei
es gelungen, in Böotien einen Stein Rede eingegraben ist, die Kaiser hielt, um ihnen die Freiheit anzu⸗ ist der völlig aus⸗
welchen die
Aphrodite in Paphos jetzt
gegraben. Die Nachforschungen, die man unter dem Mosaik eines der Tempelhöfe anstellte, ferner mehrerer Bronze⸗ Aphrodite⸗Idole sind in großer Zahl zu Tage gekommen. · IJ nova hat fürzlich der Inspektor der Alterthümer eine wichtige Ent⸗ deckung gemacht, indem er ) Terranova und Telti aufgefunden bat. Eine gleiche Zahl von auf ein⸗ ander folgenden Meilensteinen war bis jetzt noch nie zu Tage getreten.
führten zur Auffindung mehrerer interessanter eines vollkommen erhaltenen Eros⸗Kopfes und
und Terrakottafragmente. Auch alterthümliche In Terra⸗
47 römische Meilensteine zwischen
Die Ausrüstung von Schiff en chen PGolarmeer,
chiffe von 1302 t Tragfähigkeit und mit
und mit 358 Mann
Besatzung die fast alle in sind jetzt wohl⸗
Der Fang war sehr verschieden; während
Belsund bei Spitzbergen eingefroren. Das Besatzung und soll leider sehr schlecht mit
m 30. No vember 1888,
Wetter berich Morgens.
8
S* ö 92
Stationen. Wetter.
Bar. auf Gr
u. d. Meeressp.
red. in Millim. 3
Temperatur in O Celsius
bo C. — 40 3
heiter bedeckt wolkig bedeckt wolkenlos ill Nebel bedeckt still bedeckt
Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen. tocholm. aparanda. . t Petersburg Moskau ...
Cork, Queens · town ... Gherbourg.
ö
*
heiter wolkig Nebel Dunst Regen bedeckt bedeckt heiter bedeckt Regen wolkig wolkig bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt Ile Mix.. DI S 4 Regen Triest ... J756 2 bedeckt
nebersicht der Witterung.
Ueber Nordost⸗Europa hat der Luftdruck stark zu⸗ genommen, so daß derselbe im Gebiete des Nor⸗ botten heute 760 mm übersteigt. Eine langgestreckte Depression unter 743 mm liegt über Irland und England und entsendet einen Ausläufer nach Nord— derifchland. Unter dessen Einfluß ist über Deutsch⸗ land das Wetter vorwiegend trübe und mild bei schwacher, im Norden südöstlicher, im Süden süd- westlicher Luftströmung. Im westlichen Deutschland fiel fast allenthalben
winemünde Neufahrwass er
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C do e e S t N *&''t & & E — e
— O0 M s, , O O
*
Regen. Deutsche Seewarte.
Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern . Faus: 230. Vorstellung. Die Quitzows. Vater⸗ ländisches Drama in 4 Akten von Ernst v. Wilden ˖ bruch. In Scene gesetzt vom Direktor Anno. (Dietrich von an op ( . Friedrich Mitterwurzer,
r.
als Gast.). Anfang 71!
Schauspielhaus. Keine Vorstellung,
Sonntag: Opernhaus. 231. Vorstellung. Der Rattenfänger von Hameln. Oper in 5 Akten von Victor E. Neßler. Dichtung (mit Zugrunde⸗ legung der Sage und der Fabel von J. Wolff s gleichnamiger ¶Aventiure“ von Friedrich Hofmann. Anfang 7 Uhr.
Schauspielbaus. Keine Vorstellung.
Deutsches Theater. Sonnabend: Die Jüdin von Toledo.
Sonntag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Montag: Galeotto.
Die rächste Aufführung von Don Carlos findet am Dienstag, den 4. Dezember, statt.
Berliner Theater. Sonnabend: Eva. (Eva: Fr. Hedwig Niemann.) Anfang 7 Uhr. Sonntag: Eva. (Eva: Fr. Hedwig Niemann.)
Anfang 7 Uhr. Montag: Uriel Acosta. Anfang 7 Uhr.
MWallner - Theater. Sonnabend: Zum b. Male:
Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Biffon und Antonie Mart. Deutsch von Emil Reumaun. Vorher: Zum 53. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung 6 eil den Idee von Franz Wallner. Anfang r.
Sonntag und die folgenden Tage: Madame
Bonivard. Der dritte Kopf.
Vickoria - Theater. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung, zum 18. Male: Die Reise in die Pyrenäen. Ausstattungsposse mit Gesang und Ballet in 5 Akten und 9 Bildern von Paul Ferrier. Musik von Louis Varney. Im 8. Bilde: Großes Ballet. i) Bolero. ) Habanera. 3) Stiergefecht. Ermäßigte Preise. Anfang 7 Uhr.
Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Sonnabend: Die Fledermaus. Komische Operette
in 3 Akten, nach Meilhae und Halsvy, bearbeitet von C. Haffner und R. Gense. Musik von Johann Strauß. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Die Fledermaus. .
Donnerstag, den 5. Dejember: Mit neuer glän⸗ zender Ausstattung, zum 1. Male (in deutscher Sprache); Der Mikado. Burleske Operette in Akten von W. S. Gilbert. Musik von Sullivan.
Nesiden Theater. Sonnabend: 3. 1. M. wieder ·
holt: Abbe Constantin, Schauspiel in 3 Akten von Ludovic algen Hector Cremieux und Paul De⸗ courcelle. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Delle Alliance Theater. Sonnabend, Nach⸗ mittags 33 Uhr: Kinder ⸗Barstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. 3. 304. M: Der Ratten fänger von Hameln. Phantastisches Volksstück mit Ge⸗ sang in 12 Bildern. Nach Sprenger's Geschichte und Ehrich's Chronik, der Stadt Hameln, frei bearbeitet von C. A. Görner. Musik von E. Caten⸗ husen. Eintritt 50 3.
Abends 71 Uhr: Bastspiel des Königl. Württemb. Hofschauspielers Hen. Karl Wiene. Him 1. Male: Rarrheit oder Heiligkeit? Drama in 3 Akten 3 J. Echegaray. Corenzo Alvendano: Hr. Karl
iene.
Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Kinder ⸗Vorstellung. Der Nattenfänger von Hameln.
Abends 7 Uer: Zum 2. Male: Narrheit oder Heiligkeit?
Central Theater. Vorletzte Woche. Sonn ˖ abend: 6. 108. Male: Schmetterlinge. Gefangspoffe in 3 Alten von W. Mannstädt. Musik von G. Steffeng. Anfang 74 Uhr.
Sonntag: Zum 109. Male: Schmetterlinge.
Adolph Ernst⸗ Theater. Dresdenerstraße 72. Sonnabend: Zum 112. Male: Die drei Grazien. Gefangsposse in 4 Akten von Legn Trertom. Eouplets von Görß. Mustk von Franz Roth. Im 2. Akt: Landpartie Duett, Anfang 74 Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Concert Haus, Leipzigerntr. a8 (früher Bilse). Sonnabend, Abends 7 Uhr: VII. Opern - Abend
unter Mitwirkung der Damen Fr. Betty Waibel,
*
Frl. Sofia Monts, Hrn. Bartesky, Hrn, Lebrecht und Hrn. Singer. Concert des Kapellmeisters Hrn. Karl Meyder mit feinem aus 78 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester. . Karl Meyder · Abonnementsbillets haben K Sonntag: Gesellschafts ⸗ Abend. Anfang 6 Uhr.
A. — r —— —— —
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Jetta Spieker mit Hrn. Instituts˖ vorsteher Fritz Hermann , — il. Alma Timme mit Hrn. Theodor Hemme (Celle Köln). — Frl. Linda Gelbrich mit Hrn. Otto Buschendorf (Ultmittweida — Leipzig).
Ver ehel icht: Hr. Amtsrichter Ernst Neukamp mit l. Johanna Strauß (Bochum Mainz). — Hr. duard Wähner mit Frl. Klarg Jehring (Breslau),
— Hr. A. Böhner mit Frl. Hedwig Tidick (Königsberg — Hr. Ger.⸗Assessor Oskar Pax⸗ mann mit Frl. Helene von der Kuhlen (Bochum Kaldenkirchen). ;
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Alfred Nevir (Berlin). — Hrn. Dr. A. Jung (Berlin; Hra. Reg. Assessor Bussenius (Hannover) — Hrn.
astor Schulz (Radensleben). — Hrn. F. Köper Hannover. — Hrn. Karl Kirchhoff (Kiel) — Hrn. Robert Peter (Breslau. — Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Wilhelm Hauchecorne — Hrn. Arndt von Holtzendorff Berlin). — Hrn. Lient. von Eschwege (Goslar).
Gestorben: Frau Auguste Droste, geb. Todt, (Berlin). — Hr. Ferdinand Treumann (Berlin). — Hr. Ober ˖ Amtmann Wilhelm Kerkow , berg i. d. Nm.). — Hr. Polizei ⸗Inspektor a. D. . Albrecht (Berlin). — Frau Auguste von Wedell, geb. Quade (Stargard i. P.) — Hr. . Joseph Talleur (Wülferode) — Frau
ektor Mathilde Pflüger, geb Lichtenfeld (Breslau). — Hr. Peter Armbruster (Andernach). — Hr. Amtsgerichts Rath a. D. Emil Stavenhagen
¶ Bppeln).
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags ⸗ Anstalt, Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).
Berlin:
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.
Berlin, Freitag, den 30. November
M 303.
Aichtamtiiches
Preußen. Berlin, 30. November. Im weiteren Verlauf der gestrigen (6) Sitzung des Reichstages begründete der Abg. Rickert den von ihm und dem Abg. Pr. Hermes gestellten Antrag:
Der Reichstag wolle beschließen, mit Rücksicht auf die in
den letzten Jahren vielfach vorgekommenen Verstöße gegen den 8. 45 Absatz 3, 4 und 5 der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, gegen 8. 17 des Wablgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 31. Mai 1869 und gegen die 88. 9 und 28 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefäbrlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 den Herrn Reichekanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die verbündeten Regierungen die nachgeordneten BHebörden mit Instruktion dahin verseben, daß die genannten gesetz= lichen Vorschriften in Zukunft genau beobachtet werden, folgendermaßen: Dieser . sei dem Hause bereits aus ber vorigen Reichstagssession bekannt., Er (Redner) knüpfe an das an, was in der Sitzung vom 6. März 1888 hier ver⸗ handelt worden sei, und wolle nur Einiges von den da⸗ maligen Verhandlungen rekapituliren. Bei Gelegenheit der Prüfung der Wahl des Abg. von Kulmiz seien verschiedene Verstöße gegen Artikel 43, Absatz 3 und 4 der Gewerbeordnung zur Erörterung gekommen. Nach dem Wortlaut dieses Artikels fei zur Vertheilung von Stimmizetteln und Druckschriften bei den Wahlen zu gesetzgebenden Körperschaften eine polizeiliche Erlaubniß in der Zeit von der amtlichen Bekanntmachung des Wahltages bis zur Beendigung der Wahl nicht erforderlich. In den letzten Jahren seien aber die Wahlprüfungsberichte voll von Thatsachen, welche diesen Vorschriften widersprächen. Bei der Wahl des Hrn. von Kulmiz sei z. B. ein Zettel— vertheiler verhaftet und 22 Stunden in Haft gehalten worden. Alle derartigen Vorkommnisse machten den Ein⸗ druck, als ob die Bevölkerung gegen gewisse Verstöße egen die Gesetze allzu sehr abgestumpft wäre. In anderen onstitutio nellen Staaten würden solche Dinge allgemeine Ent⸗ rüstung hervorrufen. Leider existire freilich in Deutschland noch kein Gesetz, welches Beamte wegen gesetzwidriger Amts⸗ handlungen zur Rechenschaft zu ziehen gestatte. Ein weiterer Verstoß gegen das Gesetz, der sehr häufig vorkomme, betreffe §. 9, Alinea 2 des Sozialistengesetzes. Es würden fort⸗ während Versammlungen in dem Augenblick aufgelöst, in welchem ein als Sozialdemokrat bekannter Redner sich zum Sprechen anschicke. Es durften aber nach jenem Alinea Ver⸗ sammlungen nur verboten werden, wenn umstürzlerische Ten⸗ denzen darin hervorträten, nicht darum allein, weil ein Sozial⸗ demokrat spreche. Das widerspreche vielmehr direkt der Ab⸗ rede zwischen Reichstag und Bundesrath. könne diese fel rig, Auslegung des Alineas freilich nicht erregen; habe doch Hr. von Puttkamer hier öffentlich ange⸗ kündigt, daß er schon dafür sorgen werde, daß Hr. Bebel nicht öffentlich sprechen solle. Dergleichen Gesetzwidrigkeiten gingen nicht bloß von untergeordneten Polizeiorganen aus, sondern z. B. auch direkt vom Ministerium in Gotha. Um so mehr müsse das Haus den Bundesrath deswegen interpelliren. Mit der Interprekation des Gothaischen Ministeriums könne man aller⸗ dings jede sozial demokratische Versammlung verhindern; aber den' Gesetz entspreche das nicht. Wenn man so vorgehe, dürfe man sich über das verbitterte Vorgehen der Sozial— demokraten nicht wundern. Er bedauere das letztere gewiß; aber wenn man sich in das Gemüth der Sozialdemokraten versetze, die namentlich in manchen Kreisen ganz rechtlos ge⸗ macht würden, so sei die Verbitterung wohl erklärlich. Man sollte doch streng darauf halten, daß die Gesetze überall unparteüsch angewendet würden. Auch der 26 Miquel habe diefen Standpunkt getheilt und am April 1887 hier ausdrücklich erklärt, daß eine Versamm⸗ lung darum, weil sie sozialdemokratisch sei, noch gar nicht unter das Sozialistengesetz falle; im Gegentheil sei von jeder Versammlung, die zu Wahlzwecken abgehalten werde, vorauszusetzen, daß sie nicht den Umsturz der bestehenden Verhältnisse bezwecke. Einzelne Thatsachen, welche solche Gesetz⸗ widrigkeiten bewiesen, zeigten die Wahlprüfungsberichte genug auf; so die Berichte über die Wahl in Sagan⸗Sprottau von 1887, über die Wahl der Abgg. Richter, Gottburgsen, . Feustel. Er wolle auf die Details nicht . Fr erinnere nur daran, daß am 6. März d. J. der Abg. von? ennigsen beantragt habe, den von . für gerechtfertigt gehaltenen Antrag Rickert, der mit dem heutigen übereinstimme, der Wahlprüfungs— kommiffion zu Überweisen. Er bitte, auch heute mit seinem Antrage nach dem Wunsche des Abg. von Bennigsen zu ver⸗ fahren. Die Redner der übrigen Parteien hätten sich damals auch mit der Tendenz seines Antrags einverstanden erklärt, der den Reichstag jetzt nur veranlassen solle, seinen früheren Standpunkt aufrecht zu erhalten. Freiheit der Wahlen sei die Grundlage jedes konstitutionellen Staats. In jedem kon⸗ stitutionellen Staat sei es Ehrensache aller Parteien, für die unparteiische Handhabung der Gesetze zu sorgen. Die Freiheit der Pieinungsdußcrung Seitens des Volkes sei vor Allem aufrecht zu halten, mit ihr falle auch die Bedeutung des Parlaments. Er bitte, mit den Freisinnigen in dieser Frage zufammenzuwirken, und in der Form seines Antrags oder in einer anderen den Bundesrath aufzufordern, über die Freiheit der Wahlen zu wachen. ;
Abg. Singer: Der Vorredner befinde sich im Irr⸗ thum, wenn er glaube, daß die Herren von der Majorität es fo sehr eilig haben würden, diesem Antrage Folge zu 66 denn er' meine, daß die Herren mit der Innahme iesesꝰ Antrags und wenn die verbündeten Regierungen nach diesem Antrage die gewünschte Instruktion gäben, ihre Anthesenheit unmöglich machten; denn die Mehrheit, die sich in dieseni Reichstage, finde, sei eine Folge derjenigen Dinge, die zum allerkleinften Theil der Vorrenner vorgebracht habe. Dieser Antrag sei eine Frucht der Ver⸗ handlungen, die während der letzten Session durch die Wahl⸗ prüfungs⸗Kommission zur Kenntniß des Reichstages gekommen ö Wenn die Wahlprüfungs⸗Kommission * Aufgabe in er Weise erfüllen wollie, wie er es als nothwendig annehme, dann. würde fie sich noch öfter zum Sprach. 3 der Kiagen zu machen haben, die, aus allen Theilen Deutschlands in Bezug auf die Wahlen kämen. Aber
Verwunderung würde eine Anklage 56 nicht 24 Stunden auf sich
schon die zur ·Kenntniß gebrachten Fälle verlangten einen
andel in dieser Beziehung und der Reichstag sollte die verbündeten Regierungen darum nicht bitten, sondern als sein Recht vroklamiren, daß die gesetzlichen Bestimmungen über die Wahlfreiheit beachtet würden. Für die Wahl⸗ beeinflussungen der untergeordneten Verwaltung sbehörden müsse man die verbündeten Regierungen verantwortlich mochen; denn es sei unmöglich, daß all die Konfiskationen von Wahlaufrufen und Flugblättern, die Verhaftung von Stimm⸗ zettel vertheilern ꝛc., nicht zur Kenntniß derselben gekommen fein sollten. Zwar nicht in den großen Städten und Indußtrie⸗ centren, wo die Wähler schon durch ihre Masse unabhängiger von den Behörden seien, aber in den ländlichen Wahlkreisen, wo der Gendarm und der Bürgermeister die Macht hätten, wo die Leute nichts gegen den Willen dieser gestrengen Herren zu thun wagen dürften, zeige sich das Verderbliche der Wahl⸗ beeinflussungen. Um wirthschaftlichen Schaden zu vermeiden und fich nicht in Zwiespalt mit den Behörden zu setzen, blieben die Leute einfach von den Wahlen weg, und so werde das Wahlrecht illusorisch. Seiner Partel werde die Besprechung von Wahl⸗ angelegenheiten überhaupt unmöglich gemacht trotz des 5. 17 des Wahlgesetzes. Der Reichstag habe wiederholt aus⸗ gesprochen, daß der Umstand, daß ein Referent oder Einberufer einer Volksversammlung Sozialdemokrat sei, kein Grund zum Verbot oder zur a, der Versammlung sei. Aber in ver⸗ schiedensten Theilen des eichs — und da bewahrheite sich einmal die deutsche Einheit, wenigstens Seitens der Regie⸗ rungen — würden alle Bestimmungen des Wahlgesetzes und auch dieser Beschluß des Reichstages nicht respektirt. Das Königreich Sachsen stehe hier wieder an der Spitze. Der Stadt⸗ rath von Meerane habe das Verbot der betreffenden Versamm— lung damit motivirt, daß er (Redner) aus Berlin aus⸗ gewiesen sei wegen seiner Theilnahme an der Affaire Ihring⸗Mahlow, welche bekanntlich darin hestanden, daß er Ihring, der sich sogar einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht habe, entlarvt habe. Ebenso sei es in Bayern. Dort sei sogar eine Versammlung verboten worden, in welcher das Alters⸗ und Invaliden⸗Versicherungs⸗ gesetz habe besprochen werden sollen und, was besonders charakteristisch sei für die Stellung einer einzelnen Behörde gegenüber einer , der verbündeten Regierungen, die bayerische Behörde habe entschieden, daß für das Verbot besonders in Betracht komme, daß das auf der Tagesordnung stehende Thema seiner Natur nach reichlich Gelegenheit biete, die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung in gehässiger Weise anzugreifen. Wenn einer von den Sozialdemokraten eine solche Kritik an einer Regierungsvorlage üben wollte,
warten lassen. Das Ungesetzliche des Verbots des Wahl⸗ comitss in Hagen sei vom Reichstag anerkannt worden, aber was durch 53 geschadet sei, konne durch keinen Beschluß des Reichstages reparirt werden. Es müßten vielmehr Vor⸗ kehrungen getroffen werden, daß solche Verbote ein für alle Mal unmöglich gemacht würden. Das werde aber so lange nicht anders werden, als bis das Sozialistengesetz beseitigt sei, das man doch einmal beseitigen müsse, das unendlichen Schaden angerichtet, aber niemals seinen Zweck erfüllt habe. Die Auflösungen der Versammlungen entbehrten neben dem Ernst der Sache eines gewissen Humors nicht. Während der Minister von Boetticher hier erklärt habe, daß der Entwurf der Alters- und Invaliden versorgungs⸗Vorlage möglichst früh⸗ zeitig der öffentlichen Besprechung unterbreitet werden solle, lösten die überwachenden Polizeibeamten Versamm⸗ lungen auf, sobald nur darüber gesprochen würde. Redner führte einige Fälle an. Wolle man verhindern, daß die Arbeiter zu bieser Frage Stellung nähmen, so stehe man im Widerspruch mit jener Aeußerung des Staats⸗-Ministers von Boetticher. Die eben e, Resolution sei am nächsten Tage in einer anderen Versammlung unter einem anderen überwachenden Beamten angenommen worden. Dadurch werde das Volk verwirrt und wisse schließlich nicht mehr, was es eigentlich noch für Rechte habe. Eine Versanimlung in Charlottenburg sei aufgeloͤst worden, als der Redner die von seiner Fraktion beantragte Arheiterschutzgesetzgebung zur . der traurigen Lage der Arbeiter empfohlen habe. Er wolle dabei bemerken, daß seine . in den Arbeiter⸗ schutzgesetzen allein nicht das Heil erblicke, eine wirkliche Sozial⸗ reform sei in ihren Augen ganz anders beschaffen, aber die augenblickliche Lage der Arbeiter werde durch die Arbeiter. schutzgesetze wenigstens gebessert. Wenn solche Dinge, mit denen sich fast alle Fraktionen des Reichstages beschaͤftigten, von den überwachenden Beamten als auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtet ange⸗ fehen würden, dann wisse er nicht, wie nach dieser Richtung weiter operirt werden solle. Es liege Alles in der Willkür der überwachenden Polizeibeamten, und das sei ein unwürdiger
ustand. Diesen zu ändern, sei Zweck des Antrages. Um den
eschwerden über ungerechtfertigte Verbote von Versammlungen aus dem Wege zu gehen, sei man sogar auf das ingenieuse Mittel verfallen, die foʒialdemokratischen Versammlungen überhaupt da⸗ durch zu hintertreiben, daß man die Wirthe bestimme, ih Lokale . solchen Verfammlungen nicht mehr herzugeben. In dieser Beziehung lägen die Verhältnisse in Sach en besonders interessant. Werde für irgend ein Lokal eine sozialdemokra— tische Verfammlung angemeldet, so erscheine bei dem Wirth in der Person des Gendarmen ein Vertreter des e ,! mache ihn auf die daraus für ihn entstehenden Unzuträg ich⸗ keiten aufmerlsam, und der Wirth sehe sich nun veranlaßt, dem Einberufer mitzutheilen, daß er seinen Saal für sozial⸗ demokratische Versanmlungen nicht mehr hergebe. Das sei in Sachsen einfach zur Gemohnheit ge⸗ worden. Ein anderes Mittel, sei, dem Militär den Befuch derartiger Lokale zu verbieten, oder man setze sie auf Polizeistunde, oder man beschränke solche Wirthe in der Kon⸗ zession; kurz, man suche die Wirthe * willkürlichen Werk⸗ ugen der ol zu machen. In Dresden könne infolge effen eine sozialdemokratisch Versammlung k langer Zeit nicht mehr stattfinden; alle Säle, die eine große Versammlung aufzunehmen im Stande seien, seien der Sozialdemokratie ver⸗ schlöfsen⸗! In Leipzig sei vor Kurzem einem der größten
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Lokale plötzlich das Militärverbot auferlegt und erst rückgängig emacht worden, nachdem der Wirth reumüthig das Ver⸗ prechen abgelegt, nie wieder einem Menschen, der nur entfernt wie ein Sozialdemokrat aussehe, das Lokal zu überlaffen. Fachvereine nur seien es, die dort ihre Zu= sammenkünfte abgehalten hätten, und in denen rein techni che Fragen verhandelt worden seien. So verschließe man der Partei jeden Weg, sich öffentlich zu bethätigen, um ihr dann eine Menge Geheimbundprozesse an den Hals werfen zu können. Redner führte einige ähnliche Fälle an. Noch in den letzten Monaten sei die Hoffnung aufgetaucht, daß mit dem Austritt Puttkamer's aus dem Ministerium des Innern eine Aenderung stattfinden würde. Er kenne die Erlasse des Ministers Herrfurth in Bezug auf die Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause und betreffs der Ueberwachung von Versammlungen; im thatsächlichen praktischen Vorgehen habe nicht der geringste Wandel stattgefunden. Es stehe fest, daß Fünfsechstel aller Auflösungen, die er aus den letzten Monaten geschildert habe, bereits unter dem Re⸗ giment des Hrn. Herrfurth in Berlin geschehen seien. Also diejenigen Herren, die da glaubten, daß mit dem Eintritt des Hrn. Herrfürth in das Ministerium des Innern eine annehm⸗ bare thatsächliche Aenderung eintreten würde, sollten diese Ereignisse ihrer Würdigung unterziehen, und sie würden mit ihm sagen müssen, daß das, was der sozialdemokratischen Partei unter Hrn. von Puttkamer auf⸗ erlegt sei, unter dem Regiment des Hrn. Herrfurth bis jetzt sich nicht geändert habe. Durch die vorgetragenen Dinge habe er gezeigt, daß die Sozialdemokraten von ihrem Stand⸗ punkt verpflichtet seien, den Antrag Rickert zu unterstüͤtzen. Er habe keine Hoffnung, daß unter dem jetzigen System, welches für feine Partei nicht in Hrn. von Puttkamer oder Herfurth, sondern in dem Reichskanzler personifizirt sei, die Zustãnde herbeigeführt würden, die sie im Interesse des gesammten öffentlichen Lebens dringend fordern müsse. Ihre Pflicht, die sie stets erfüllen werde, sei, durch die thatsachliche Nachweisung der Verhältnisse Andern die Augen zu öffnen. Möge aus dem Antrag werden, was wolle, wenn man glaube, durch solche Resolutionen auf die verbündeten Regierungen einzuwirken, dann werde man lange warten können, bis Ab⸗ hülfe geschehe. Nichts destowemger sei er den Antragstellern dankbar, daß sie ihm wieder einmal Gelegenheit gegeben hätten, einige der ungeheuerlichsten Dinge hier zur Sprache zu bringen und die eine Hoffnung habe er denn doch immer noch, da
gegenüber diesen Thatsachen selbst die Herren auf der rechten Seite auf die Dauer ihr Ohr nicht verschließen könnten.
Abg. Kröber: Er könne bestätigen, was der Abg. Singer in Bezug auf Bayern gesagt habe. Er erkläre sich entschieden 9 den Antrag Rickert. Sei doch dieses Sozialistengesetz, was
ie Beschränkung der Versammlungen anlange, gerade an der Volkspartei zuerst angewendet worden in einer Weise, die die bayerische Polizei geradezu berühmt gemacht habe. Er erinnere an den Fall, als der damalige Abg. Sonnemann in München über Reichstags-Angelegenheiten habe sprechen wollen, daß der überwachende Polizeirath die Versammlung aufgelöst habe, da er Sozialdemokraten gesehen. So werde es mit der Versammlungsbeschränkung in Bayern auch heute noch gehandhabt. Dutzende von Versammlungen seiner Partei seien aufgelöst worden, nur weil Sozialdemokraten das Wort genommen hätten. Er selbst sei in einem solchen Falle, wo er sich nach der Auflösung — er habe präsidirt — sofort zurückgezogen und sich im Nebensaale über den möglichen Grund der Auflösung mit einigen Bekannten unterhalten habe, sofort mit Arretirung bedroht worden, weil er nicht sofort das ganze Gebäude verlassen hätte. Die Militärverbote aller Lo⸗ kalitäten, in denen Sozialdemokraten verkehren könnten, seien landesbekannt. Es gehe da gerade so zu, wie in Sachsen wo der Gendarm einfach, hingehe und den Wirth auf die Folgen aufmerksam mache, die es für ihn habe, wenn er sein Lokal zu solchen Versammlungen hergebe. Bayern habe hierin vor Sachsen und Preußen nichts voraus. Die bayerische 6 habe sich noch besonders berühmt gemacht durch die Anstrengung von Prozessen nach Art des letzten Münchener Geheinibundprozesses, wo das Gericht dem Haupt— träger der Anklage, einem Polizeikommissar, unzweideutig zu verstehen gegeben, daß seine Glaubwürdigkeit bezweifelt wer⸗ den müsse, da er nicht aus eigener Wahrnehmung spreche und seine Hintermänner derartige Biedermänner seien, daß sie wenige Tage nachher wegen infamer Verbrechen zu anderthalb ahren Zuchthaus hätten verurtheilt werden müssen. Die taatsbeamten hätten die abhängigen Leute, vor Allem die Forstbeamten, Kopf vor 5 unter Ueberwachung an die Urne geschleppt, um gute Wahlen zu erreichen. Bei den Eisenbahnbeamten sei dies erfreulicher Weise nicht so generell gewesen, wie bei den Forstbeamten. Ein Druck hahe aber auch hier stattgefunden. Im Allgemeinen habe man in Bayern kein. Mittel verabsäumt, selbst Drohungen nicht, um „gute Wahlen“ zu erreichen. Er bitte, den Antrag anzunehmen.
Abg. von Marquardsen erklärte sich dafür, den Antrag der Wahlprüfungs⸗Kommission zu überweisen. So sei schon in der vorigen Session mit dem gleichlautenden Antrag der frei⸗ sinnigen Partei auf Antrag des Hrn, von Bennigsen ver— fahren worden; die Sache sei aber bekanntlich nicht zur Er⸗ ledigung gelangt indem die betreffende Sitzung der Kommission in Folge des Todes des Kaisers Wilhelm abgesagt worden sei und dann überhaupt nicht mehr statt . habe. Die Gründe, die für den Antrag sprächen, . heute noch dieselben wie früher. Die Akten würden nachhaltiges Material ergeben, den Antrag weiter zu begründen. Es hätten in einer anzen Reihe von Fällen Verstöße gegen verschiedene Vor⸗ chriften der Gewerbeordnung, der betreffenden Bestimmungen der Wahlgesetze und auch des Sozialistengesetzes stattgefunden. Das Haus stehe der Regierung ganz anders gegenüber, wenn
es beweisen könne, daß hier und dort ungerecht verfahren sei. Durch solche Nachweise werde auch 9 Regierungen ein Dienst erwiesen, welche sich solcher Thatsgchen nicht schuldig gemacht hätten, auf die der Antrag Rickert hin⸗ ziele. Die Entscheidung werde auch diesmal auf dem in der vorigen Session vorgeschlagenen Wege erfolgen mussen. Bezüglich der Aeußerung des Abg. Singer über den