— Die vereinigten Ausschüsse des Bundes raths für . und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie
- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für senbahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sitzungen. — Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der en Beilage.
— Auf der Tagesordnung der am Dient den 4. d. M.. Nachmittags 1 Uhr, stattfindenden 7. Plenar⸗ sitzung des Reichs tages steht die k1 des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichd⸗ baushalts⸗ Etats für das Etats jahr 1889/90, und zwar folgende Spezial⸗ Etats: a. Etat der Verwaltung des Reichsheeres, Anlage V. b. Etat der Verwaltung der Kaiserlichen Marine, Anlage VI, soweit Theile dieses Etats nicht der Kommission für den Reichshaushalts⸗-Etat nach Nr. X dek Druckaachen Überwiesen sind.
— r wie im eigentlichen Contocorrentverkehr kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civil⸗ senats, vom 21. September d. J., auch bei der sog. „lau⸗ fenden Rechnung“, bei welcher ausdrücklich oder still⸗ schweigend vereinbart worden, daß nur der beim Abschluß der Rechnung fich ergebende Saldo eingeklagt werden solle, ein einzelner Kreditposten herausgerissen und zum Gegenstand der Klage resp. Pfändung gemacht werden. Durch das bloße Uebereinkommen aber zweier Kaufleute, immer erst am Schluß einer bestimmten Geschäftsperiode gegenseitig ab⸗ zurechnen, um den Betrag der Summe zu ermitteln, welche einer dem Andern schuldet, wird zwar regelmäßig die Ein⸗ klagung eines einzelnen Postens während der Dauer der Geschäftsperiode insofern gehindert, als einer solchen Klage die Einrede der verfrühten Klage entgegenstehen würde; nach Ablauf der Periode aber würde aus einer einzelnen Forderung geklagt werden, und ebenso würde eine einzelne Forderung Gegenstand der Pfändung sein können.
— Ein Müllerbursche, der neben seiner regelmäßigen Beschäftigung in der Mühle gelegentlich auch hauswirthschaft— liche Arbeiten für seinen Dienstherrn verrichtete, wurde, als er im Auftrage des letzteren dessen Kuh zum Stiere führte, von diesem verletzt. Den aus diesem Unfalle gegen die Müllerei⸗Berufsgenossenschaft hergeleiteten Anspruch hat das Reichs⸗Versicherungs-Amt in Uebereinstimmung mit den Vorinstanzen durch Rekursentscheidung vom 8. Oktober d. J. (Nr. 622) zuruͤckgewiesen, weil sich ein Zusammenhang der⸗ jenigen Thätigkeit des Klägers, bei welcher derselbe den Unfall erlitten hat, mit dem Mühlenbetrieb seines Dienstherrn nach keiner Richtung hin erkennen lasse. (Entscheidungen 479, 530, „Amtliche Nachtichten des R⸗V. A.“ 18388 Seiten 176, 239; vergleiche auch a. a. D. 1887 Seite 121 Ziffer 315.)
Der Kaiserliche Botschafter am österreichisch ungarischen Hofe, Prinz Reuß, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Wien zurückgekehrt und hät die Geschäfte der dor⸗ tigen Botschaft wieder übernommen.
— Der hiesige Gesandte der Republik Guatemala, Dr. Ramon A. Salazar, hat sich auf kurze Zeit nach Hamburg begeben.
— Der General⸗Inspecteur des Militar⸗Erziehungs- und Bildungswesens, General der Infanterie von Strubberg, à la suite des Kadetten⸗Corps, ist von seiner Reise nach Koblenz hierher zurückgekehrt.
— S. M. Kreuzer Nautilus“ ist am 30. November cr. von Plymouth nach Kiel in See gegangen.
— Das „Marine⸗Ver⸗ Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort) . S. M. Kreuzer Adler“ 7. 1. Apia. — Letzte Nachricht von dort vom 3. 10, (Poststation: Apia (Samoa⸗Inseln]) — S. M. Knbt. „Eber“ 17.7. Jaluit 15.9. ( Poststation: Apia ö — S. M. Kreuzer „Habicht“ Kamerun. Poststation: Kamerun — S. M. Knbt. Hyäne“ 23. 11. St. Vincent [Cap Verdes! 24.11. (Poststation: Ka—⸗ merun) — S. M. Knbt. „Iltis“ 6 / 19. Tientsin. (Voststation: e gong) — S. M. S. „Kaiser“ 18. 11. Kiel. ö iel) — S. M. Fhrzg. „Loreley 11. 9. Kon⸗ antinopel. — Letzte Nachricht von dort vom 24 11. (Post⸗ station: Konstantinopel) — S. M. Kreuzer Möwe“ 30 . /6. anzibar. — Letzte Nachricht von dort vom 1/11. (Poststation: anzibar) — S. M. Kreuzer Nautilus“ 23. 11. Ply⸗ 5 39. 11. (Poststation: Kiel) — S. M. S. „Nire“ 24/10. Bahia 13.11. (Poststation: bis 11. 12. Barbados WVest⸗ Indien] vom 12.12 ab St. Vincent (Kingstown) West⸗ indien!) — S. M. S. „Olga“ 27. 10. Batavid. 1. 11. (Poft⸗ station: Apia b ,, . — S. M. Av. „Pfeil“ Wil⸗ belmshaven 19/11. — 22. 1I. Plymouth. (Poststation: bis . 12. Port Said, vom 8. 12. bis II.I2. Aden, vom 12.12. ab Zanzibar.) — S. M. Krzr. „Schwalbe“ Kiel 20 11. (Poftstation: bis 7. 12. Aden, vom 8. 12. ab Zanzibar.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 3. 11. Dongkong (Poststation: Hong⸗ 669 Kreuzergeschwader:; S. M. S. „Leipzig (Flagg⸗ schiff . „Sophie“, Carola“ k (Poststation: Zanzibar.) Schulgeschwader: S. S. Stosch“ (Flaggschiff), Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 18.11. Fiume 2311. — 25. 11. Cattaro 27. 11. — 28/11. Corfu 1. I2. (Poststation: Smyrna.)
Görlitz, 20. November. Kommunal-⸗Landtag des Markgrafthums Oberlausitz. Rachdem vorgestern Seitens der drei Landtags⸗Ausschüsse die ihnen überwiesenen Vorlagen vorberathen worden waren, eröffnete heute der Vor⸗ sitzende, Landeshauptmann und Landezälteste Graf von Fürstenstein, die zweite Plenarsitzung des Oberlaußitzer Kom⸗ munal⸗ ages um 11 Uhr. Zunächst erfolgte die Ein⸗ führung des in der ersten Plenarsitzung in den Land⸗ tag aufgenommenen Kammerherrn Grafen von Sinsiedel auf Kreba. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten. Den ersten Gegenstand derselben bildete die Vorlage, betreffend die Bewill eines Beitrages zu einem für Se. Majestat den Kaiser Wilhelm I. Seitens der gesammten preußischen Oberlaufitz in der Stadt Görlitz
errichtenden Re iter ⸗ Stand bi lde s. Der Ausschuß hatte den a. des eshauptmanns, einen solchen in Höhe von 60 O60 M aus ischen Fonds zu bewilligen, ohne Dis kussion angenommen. Ohne Debatte erfolgte die Annahme des Antrags im Landiage selbst. Weitere Gegenftande der Tages⸗ ordnung bildeten eine Anzahl von Verwaltungs angelegen⸗ heiten. Insbesondere wurde der Etat der Landsteuer Kaffe
ö 1883, nach den gungen , ef e een n,
Digpofitionssummen aus. Auch n Verwaltungsbericht der Kommunalstãndi schen Bank entgegen, acceptirte die in Bezug auf die Verwaltung derselben von dem betreffenden Ausschuß gestellten Anträge und setzte den Verwaltungskosten⸗ Etat derselben für das Jahr 1889 fest, ertheilte dem Vorstande auch Decharge über die Bilanz des Jahres 1887. Ebenso wurden die Rechnung über die Provinzial ⸗Sparkasse, und circa 40 Rechnungen über andere ständische Fonds pro 1887 dechargirt. erklärte sich hierauf mit der Annahme einer neuen Stipendienstiftung und mit der unent⸗ geltlichen Abtretung eines Streifen Landes vom Stãndehaus⸗ garten an die S emeinde Görlitz zur Verbreiterung des von der Promenade nach dem Mühlwege führenden Fußweges einverstanden und genehmigte die Gewährung eines Darlehns an einen Kreis zu Chausseebauzweden resp. zum Bau eines Kreis⸗Krankenhauses. Damit war die Tagesordnung für diese en, , erschöpft; der Vorsitzende schloß dieselbe und eraumte die nãächste Sitzung auf heute Vormittag 10 Uhr an.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. November. (W. T. B.) Der Kaiser empfing den ,,, . Botschafter in Berlin, Grafen Széöchsnyi, in längerer besonderer Audienz Mira mar, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind heute Vormittag hier eingetroffen. Pest, 29. November. (Wien. Zig) Der Kommu ni⸗ kati ons⸗Ausschuß des Abgeerdnetenhauses ver⸗ handelte heute Abend die Vorlage, betreffend die rt ft ng der schmalspurigen Eisenbahn Mostar⸗Rama-⸗Mündung bis Sarajevo, und nahm dieselbe nach erfolgter Motivirung Seitens des Ministers von Baross an. — Auch der Finanz⸗ Aus schuß acceptirte den Gesetzentwurf nach kurzer Debatte. Ag ram, 29. November. (Prag. Ztg.) Der Landtag genehmigte die Budgetvorlage im Allgemeinen, worauf die Opposition demonstrativ den Saal verließ. Das Brdget wurde sodann auch in der zweiten Lesung genehmigt.
Großbritannien und Irland. Lon don, 30. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhau ses kündigte der Staatssekretär der Kolonien, Baron Worms, an, daß der jetzige Gouverneur von Jamaika, Norman, zum Gouverneur von Queensland ernannt sei. — Die erste Lesung der Bill, betreffend die Einrichtung von Hand els⸗ gerichten, wurde angenommen
Frankreich. Paris, 29. November. Der heute unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten Floquet abgehaltene Ministerrath ertheilte, dem „Journal des Deébats“ zufolge, dem Minister des Auswartigen, Goblet, die Er⸗ mächtigung, die mit der Regierung der Niederlande abgeschlossene Konvention zu unterzeichnen, Ur zufolge die Abgrenzung der beiderseitigen Sesungen in Guyana einem Schieds— gericht unterworfen werden soll. Der Minister für Ackerbau, Vielle, legte dem Ministerrath die von ihm ausgearbeitete Vorlage über die von der Rhone abzuleitenden Kanäle vor, deren Kosten durch eine Staatsanleihe von 206 Millionen und 40 Millionen Aktien Seitens der konzessionixten Geseu⸗ schaft gedeckt werden sollen. Die projektirten drei Hauptkanäle sind: 1) ein Kanal auf dem rechten Ufer der Rhone für die Departements Ardeche, Gard und Hérault, 27) ein Kanal eben⸗ falls auf dem rechten Ufer für die Niederungen der Departe⸗ ments Vaucluse, Gard und Hérault, und 3) ein Kanal auf dem linken Ufer für die Departements Isére, Dröme und Vaucluse.
— 30. November. (W. T. B.) Die Kommission der Deputirtenkammer suͤr den Antrag, betreffend die Ge— nehmigung der gerichtlichen Verfolgung Numa Gilly's, sprach sich einstimmig für die Genehmigung aus und erstattete der Kamm er sofort Bexicht, welche den betreffenden Antrag ebenfalls genehmigte. — Die Bud⸗ getkommission hat sich mit dem von dem Kriegs-Minister und dem Finanz-Minister verlangten außerordentlichen Budget einverstanden erklärt. Die dem Kriegs-Minister bewilligten außerordentlichen Kredite pro 1889 betra gen 125 Millionen Frances.
— 1. Dezember. (W. T. B.) Das Comité der Patriotenliga hat beschlossen, morgen öffentliche Kundgebungen am Grabe der bei Champigny gefallenen Soldaten zu veranstalten.
Epanien. Madrid, 30. November. (W. T. B.) Die Kammer wählte heute mit 160 gegen 17 Stimmen Martos zum Präsidenten; die Konservativen enthielten sich der Abstimmung. Zu Vize-Präsidenten wurden drei Liberale und ein Konservativer gewählt.
Schweiz. Bern, 30. November. Der Bund“ widmet dem verstorbenen Prãsidenten Hertenstein folgenden Nach⸗
ruf: „Heute wird der schweizerische Bundespräfident Wilhelm
Friedrich Hertenstein dem kühlen Schoß der Erde übergeben. Das e,, . Volk trauert um den Beamten, der in der höchsten Stellung, die unsere Verfassung kennt, allen Bürgern ein Vorbild gegeben hat republikanischen Sinnes, wahrer Unparteilichkeit, strenger Pflichttreue und ernster Arbeit. Das Zeitliche seiner Erscheinung wird in die Gruft gesenkt; bleibend aber ist das ehrenvolle Gedächtniß des Mannes, dem die heutige Trauer gilt.“
Niederlande. Haag, 30. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wies der Bräsident darauf hin, daß am 30. November 1813 der Prinz von Oranien den niederländischen Boden wieder betreten habe, und knüpfte daran unter lebhaftem Beifall der Kammer die innigsten Wünsche für den König und das Königliche Haus. Der Minister der , Keuchenius, dankte im Namen der Regierung und erklärte: er werde die Wünsche der Kammer dem König mitiheilen. In Sche ven ingen, wo der Prinz im Jahre 1513 landete, wurde der heutige Jahrestag mit Festlichkeiten und Illumination der Stadt begangen.
Schweden und Norwegen. Christi a nia, 28. November. Die 3olleinnahm en in den ersten vier Monaten dieses Finanzjahres (Juli Oktober) 8 3655 292 Kronen, gegen
auf die nãachste fünfjãhrige Periode, von 1889 bis einschließ⸗
3 1465 127. Kronen in demselben Zeitraum des vorigen Finanz⸗ jahres betragen. . 7
Dãnemark.! Kopenhagen, 29. November. Der Ei senbahnrath ist heute unter dem len. des Generalz Thom Len zusammengetreten. Der ber, m
neuen Fahrplan nãchsten Sommer, theilweise mit
in werden. — Die Zolleinnahm en haben in den ersten sieben Monaten dieses Finanzjahres THS 3965 561 Kronen oder 614697 Kronen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres ergeben. Die Kriegssteuer iche. zu den Zöllen) ver⸗ ringert sich en fortgesetzt. Bis Dktober die⸗ sfelbe 14535 715 Kronen oder 115027 Kronen weniger als im vorigen Jahre.
Seitungõstimmien.
Zur Altersversicherung der Arbeiter äußert die „S taat a bürger⸗Zeitung“
Obgleich mit einiger Gewißheit angenommen werden kann, daß der Gesetzentwurf, betreffend die Alters und Invaliden⸗Versorgung, auch in der Form, in welcher er eingebracht worden ist, nicht an⸗ genommen, jondern einer nochmaligen Umarbeitung unterworfen werden wird, glauben wir doch zur Beseitigung ron Mißrerftändniffen über einige Punkte, die auch in einem neuen Entwurf wiederkehren dũrfter, Folgendes anfübren zu müsfen.
Besonderer Gegenstand der Erregung ernster Bedenken ist näm⸗ Iich das vermeintlich alluspäte Eintreten der Altersrente, die erst nach vollendetem 70. Lebensjahre beginnen soll. Man hebt in dieser Beziehung berror, daß doch jeder Arbeiter obne Ausnahme die Bei⸗ träge, welche als bobe bezeichnet werden, zablen soll, sein ganzes Leben lang jzablen soll, und daß dafür nur verschwiadend Wenige eine Altersrente überhaupt beziehen werden. Um der Sache einen grün licheren Anstrich zu geben oder, sagen wit, um den ziffermäßigen Be— weis für solche Behauptungen zu erbringen, sucht man die Statistik heranzuziehen und thut dar, daß schon für den Durchschnitt der ganzen Bevölkerung die Wabrscheinlichkeit, ein so bobes Alter zu er⸗ reichen, außerst gering sei, um jo geringer aber für den allen mög⸗ lichen schädlichen Einflüssen ausgeseßten Arbeiter.
Daß in dieser Beziehung gewifse Klaffen der Arbeiter ungunstiger dastezen. als der Durchschnitt der Gesammtberslkerung. wird man obne Weiteres zugeben, ohne daß es erst eines Hineinpfuschens in die Volkẽnatiftik bedarf, wo man durch das so beliebte, aber meistens unzuläjsige Operiren mit Durchschnittswertben alles Mögliche beweisen kann. Ein Beispiel dieser Art bot die Volks ⸗ Zeitung“ dar, welche die von den Statistikern gebrauchten Begriffe Durchschnittsalter und (fernere) mittlere Lebensdauer“ als gleichwerthig ansieht und darch diesen nur die eigene Unkensmiß bejengenden Irrthum ibren Lesern den erstrebten Nachweis erbracht zu baben glaubt. Auf solche Weise wurde scheinbar unwiderleglich bewiesen, daß dem Acbeiter eine Wohlthat versprochen werde, die er höchst wahrscheinlich nie genießen würde.
In seiner neuen Form“, so schrieb das Berliner Volksblatt“, wird dieser Entwurf, wenn er Gesetz werden sollte, gänzlich seinen Zweck verfeblen. Denn eine ‚Versorgung? für das Alter schafft er Den nicht, und damit fallen alle die Konsequenjen weg, welche die k der Regierung zu ihren Gunsten aus dieser Sache ge⸗ zogen ö
Wir reollen ummächst auf den Kunstgriff kinweisen, daß man die Inralidenrente, welche doch die Hauptanwartschaft des versicherten Arbeiters bildet, bei den obigen Darftellungen ganz beijeite zu lafen pflegt und den Anschein erwect, als ob die meisten Atheiter ihren ganzen Bei ⸗ trag für die gegenstandslos werdende Alters versicherung, also vergeblich Wblen sollen. Dagegen muß doch tbatsächlich der bei weitem größte Theil der Beiträge die Kosten der Invalidenrente decken und diese Anwartschaft muß ja nach den obigen Ausführungen auch diejenige sein, welche in der überwiegenden Zabl von Fällen vor dem 70. Jabte in Anspruch genommen wird. Allein diese Schlußfolgerung macht man nicht, sondern, um es kurz zu sagen, man erhebt gewissermaßen den Vorwurf gegen das Gesetz, daß nicht auch für eine größere Zahl derjenigen eine Alters versicherung geschaffen wird, welche dersel ben nicht beduũrfen, da sie frũb sterben oder früh invalide werden. Denn nehmen wir einmal an, die Statistik einer bestimmten Gattung von Arbeitern zeige jogar, daß überhaupt keiner derselben bis zur Vollendung des 70. Lebensjahres lebe, so folgt daraus auch, daß diejenigen, welche in diefer Gattung invalide werden, sämmtlich schon vor Beginn des 71. Lebensjabres invalide werden und also die Invaliz enrente schon früb erhalten. Da mithin die Invalidearente eine vollkommene Vet ˖ sorgung bietet, so ist die sogenannte Altersrente eigentlich überflüfsig Allein man will, wie Schäffle sebr richtig bemerkt (döer aber mit dis ser Bemerkung ganz vereinzelt dastebt). man will dem übersiebenzig˖ jébrigen Arbeiter, falls dieser seine Arbeit noch gern verrichten möchte, einen erleichternden vorläufigen Zuschuß zum Verdienst gewähren, der nur so lange gereickt wird, bis die dauernde Arbeitsunfähigkeit und damit die größere Invalidenrente eintritt.
Daß jolche alten Arbeiter vorkommen und sogar in recht gefähr⸗ denden Beschäftigungen zuweilen vorkommen, fteht fest. Daß aber das Gesetz auch an diese Veteranen der Industrie. Landwirthschaft z. denkt und denselben einen besonderen Zaschuß gewährt, muß von den Arbeitern als eine besonders wohlwollende Fürsorge anerkannt, nict aber als ein Mangel bingestellt werden, der einen Ausbruch gerechter Entrüstung verdient. Aber jo ale Leute? — könnte man sagen — „Jollen noch nötbig haben, erst ihre Invalidität nachjuweisen? Liegt nicht darin eine große Hätte, daß dieselben nicht obne Weiteres die böbere In ralidenrente erhalten? Vier muß daran erinnert werden, daß das ganze GSesetz auf dem Wohlwollen gegen die Arbeiter berubt, daß das Unfall ˖ geseß anerkanntermaßen in diesem Sinne gebandbabt wird und eine äbnliche Handbabung für das neue Gesetz zu erwarten ist. Wie Menges in der „Kölnischen Zeitung‘ bemerkte, ist es meist nur guter Bille der Arbeitgeber, wenn über siebenzigsäbrige Leute noch be⸗ schäftigt werden. Nun, wenn ein 6ö jähriger Mann, der lange Jahre redlich gearbeitet hat, klagt, daß er nachgerade zu schwach werde, so wird man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sicherlich keinen Anftand nebmen, ibn fur arbeitsunfäbig zu erklären und ihm jwar nicht die Woblthat der Altersrente, wobl aber die größere Wobltbat der bõberen Invalidenrente zubilligen.
Es wäre demnach zu wünschen, daß die Arbeiter die Bestim mungen des Gesetzentwurfs in dem obigen Sinne betrachten lernen; daß aber auch jeder Andere, welcher den Vorwurf des zu späten Beginns der Altersrente erhoben bat, wie Schäff le seinen früheren Einwand zurücknimmt und die Altersrente für nicht mehr anfechtbar erklärt. Nun muß aber auch der Finwand, welcher verein elt gemacht worden ist, die Altersversicherung sei eine bloße Ver ⸗ zierung, welche obne wesentliche Veränderung der ganzen Ein ˖ richtung in Fortfall kommen könnte, jurüdggewiesen wer den, da die Möglichkeit, daß die Altersrente noch vor der Invaliden ˖ rente ron Arbeitern in Anspruch genommen wird, nicht aus ⸗ geschlosseg ist. Aber selbst, wenn nur die Invalidenrenie des Sec entwurss befteben bliebe, und der Zuschuß für siebenzigjadrige ne beschäftigte Arbeiter in Fortjall käme, balten wir dafür. daß
die Bezeichnung als Alters und Invalidenversicherung' für die in Aussicht genommenen Einrichtungen vollkommen zutreffend wäre, da die Grwerbtunfähigkeit doch auch in dem Falle den Anspruch auf Rente begründet, wenn sie durch die zunehmende Schwäche des Alters berbeigefübrt ist, und die Rente, welche alte Invaliden erhalten. doch auch eine Alters versorgung darstellt.
Wir steben am Schlusse uns ũb und daß e unserer Ausfũbrungen glauben.
durch dieselben die
eit der Eingangs erwãhnten n
nachgewiesen ist. Wie aber, wenn trotz aller Gegengrũnde, tro Würdigung derselben der Te Te n, Sie ne. alt z
Alteregrenme
jundischer Berhältniffe beeinflußt werden, so doch
fünfund sechs igste debensjah Stelle des siebemigst 23 ür diesen Fall . keene 24 es ö 34 Hand des Gesetzgebers liegt, für die nämlichen Beiträge viel oder
Denig zu derfprechen, große oder feine Leistungen in Ausficht zu
— Zu der von der freifinnigen Partei betriebenen Branntwein⸗Agitation bemerkt die „Nationalliberale Correspondenz /: .
Die ungebeure Frivolitãt dieser Agitation mit dem billigen Branntwein wird schließlich doch sehr Vielen, die sich jetzt mit die sem Schlagwort einfangen lafsen, zum Bewußtsein kommen Die Deutsch freisinnigen haben bei allen großen Ausgaben des Reichs mitgewirkt; sie selbsß rühmten sich nnausgeießzt, für die militãrische Sicherbeit den letzten Mann und den letzten Groschen bewilligt zu haben; sie selbft drängen fortwährend zu größeren St dungen, wo dieselben einen populären Anstrich baben; unter solchen Umständen aber hat ein gewissenbafter Mann auch die Pflicht, ernstlich mit ⸗
i um die nothwendigen finanziellen Mittel ju be—= schaffen. Es ist ungebener wohlfeil, über Steuern iu schelten und damit den Beifall zablloser Menschen bervorzurufen; nur thun es nicht ernste Politiker sondern leichtfertige Demagogen. An dem gegen- wärtigen Branntweinsteuergesetz mag Manches ausjmsetzen sein; es wird wohl auch demnächft nach mancher Richtung einer Revision unterzogen werden müssen. Daß im Allgemeinen eire ausgiebige Be ⸗ steuerung des Branntweins in Deutschland zu billigen und ju ertragen, daß auch eine mäßige Bertheuerung dieses Genußmittels wobl zu rechtfertigen war, kann doch nicht beftritten werden, und die Fort- schrittgrartei hat es früber oft genug selbst anerkannt. Wenn die deutschfreisinnige Agitation jetzt nichts mehr auszuspielen weiß als den billigen Schnaps, so wird das auf die Dauner auch nicht vor⸗ halten. ;
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche respondenz“ führt aus: ö kö Gleichzeitig mit der Besserung und Sesundung der wirthschaft⸗ lichen Lage macht sich bei uns das erfreuliche Bestreben nach einer forgfältigen Ergründung derjenigen Vorgänge immer mehr geltend, durch welche unsere Volkswirthschaft einst ins Wanken gebracht und auf den Weg des Niederganges gedrängt wurde, und es zeugt von einem großen Fortschritt auf dem Wege der wirtbschaftlichen Erkennt ˖ niß, daß man anfängt., allgemein jetzt in den Handelskrisen mehr zu erblicken, als das zufällige Reiult at einer Kredit ⸗ oder Produktion? Ueberspannung, und daß jene einzig richtige Anschauung immer mehr Raum gewinnt, wonach diese Krisen das ftets sich wiederholende eine Glied in dem Auf ⸗ und Abschwanken des wirtbschaftlichen Lebens sind. Denn es ist sicherlich ebtnso richtig, daß dieses stete Auf und Abschwanken stattfirdet, wie daß die Handelskrisen eine bis ber als unvermeidlich sich darttellende Form desselbea biden. Auch mit manchesterlichen Gesichtsvunkten vermochte man bisher nicht über diese unbehagliche Betrachtung ibinauszukommen; es bleibt lediglich eine, nicht einmal wahrscheinliche, geichweige denn sichere Annahme, daß genauere Kenntniß des Marktes 2nd beffere Ausbildung aller ge⸗ schaͤftlichen Verbältniffse dazu führen werden, die Krisen seltener und barmloser auftreten zu lassen; die Erfahrung icheint rielmebr dieser Annahme geradeju ins Gesicht zu schlagen. Weit mebr bat dagegen diejenige Ansicht für sich, daß der stärkere Einfluß des Staats auf das Wirtbschaftsleben und die kräftigere Ausprägung nationaler Ge- sichtepunkte für daeselbe den Krisen ibren Stachel nebmen, indem diese bierdurch zum Mindesten mebr lokalisirt und isolirt werden. Krisen entstehen offenbar, wenn ein künftlickes Kredit und Sve⸗ kulationsgebaude ins Schwanken gerãtb; und es ist längst anerkannt, daß je ausgedebnter das Gebiet des eigentlichen Welthandels wird, den leichter auch der Anstoß zu Krisen sich finden wird und desto weitreichender ibre Wirkung sein kann. So Lange die Vorausetzungen sich als richtig erweisen, auf denen der Abschluß von Geschäften er ⸗ solgt, wird ungeachtet aller Komplizirtheit der Verkältnisse und aller im Einzelnen auftretenden Verluste keine Krise entsteben; diese bildet ch erst, wenn so vielfache Vorausfetzungen hinfällig werden, daß annäbernd die sämmtlichen in dem betreffenden Jeitpunkt abge⸗ schlossenen Geschäfte in Mitleidenschaft gezogen werden. Je leichter also Geschäftsbeziebungen über die ganze bewohnte Erde binweg angeknüpft werden können, je zahlreicher unter den mit⸗ einbezogenen Landern diejenigen sind, deren Verbältnisse ibrer Natur nach stets einen schwarkenden und unsicheren Charakter tragen, und je inniger die Beziebungen sind, in denen das gesammte Großgeschäft unter fich stebt, desio größer ist offenbar die Gefahr des Ausbruchs von Krisen und desto ei schneidender sind dieselben. Hieraus aber wird der Rüchchluß erlaubt jein, daß das Entgegengesetzte auch die entgegengesetzten Wirkungen haben, d. b. die Bastrung des Geschäfts auf engere Kreise auch die Krisen seltener und schwächer machen würde. Dieser Schluß scheint in der That den seither gemachten Erfahr ungen zu entsprechen, und auch innere Gründe srrechen in ausreichender Menge für denselben. Die inneren Verhältnisse eines civilisirten Landes vermag man immer leidlich zu überseben. Sobald also eine Handels politit nur diese zum Ausgangspunkt nimmt, rechnet sie mit bekannten Größen, und alle Sxetulatienen vermögen diese gesunde Grundlage nicht ernftlich iu erschüttern. Mißwachs und sonftige äußere Umstände konnen nun wohl einzelne Theile des Ge⸗ schäfts, nicht aber daz Game in Frage stellen, und es muß schon eine ganze Menge ungũnstiger Umstãnde zusammentreffen, um ernfte, tief · reifende Krisen hervorzurufen. Kann nunmehr das wirtbschaftliche . des Landes jwar auch fernerbin durch die Entwickelung aus-
Cor⸗
immer nur in dem Maße, als der betreffende Theil des Imports oder Exports in Frage kommt; die Rückwirkung hieraus auf die Gesammtheit kann schwerlich 36 , . in einer allgemeinen Krisis ihren Ausdruck fin⸗
e sein.
Eine nationale Handelspolitik darf demnach zu ihren Vorjügen auch die zählen, daß sie die so außerordentlich verbeerend auftretenden, die geschäftliche Immoralität sowie das Anwachsen sozialer Miß stände in so hbobem Grade begünstigenden Krisen, wenn nicht zu ver kindern, fo doch erheblich absusckwächen vermag. Unter ihrem Ein- fluße kann der Satz binfällig werden, daß das geschäftliche Leben ein stetes Auf und Abschwanken von fieberhafter Produktion zu totalem Darniederliegen aller Geschãfte darftelle und daß die Stärke der zeit weise auebrechenden Krisen stets in geradem Verbältniße zu der vorhergegangenen Zeit des Gedeibens und Aufschwunges steben müsse. Beffer aber ist sicherlich ein langsames und gesundes Fortschreiten, als .. zeitweise fieberhafte Anspannung mit nachfolgendem unheil vollem
ergang.
Armee · Verordnung ⸗Blatt. Nr. 28. — Inhalt: 63 der Benrkskommandos Wesel, Kirn und Weilburg nach Mülbeim an der Ruhr bejw. Kreuznach und Limburg. — Herausgabe der Wehr- ordnung — Herautgabe der Heetordnung. — Sc leunige Mittheilung von Versetzungz · Vir fügungen. — Veränderung Nachweisung Nr. 9 um RNamentlichen Verzeichniß der ernannten und gewäblten Beifißer w. Stellvertreter der Schiedsgerichte im Bereich der vreußischen dre, ,, . Ausrũstungt · Nachweisung sũt den Ober · Befehls · ber einer Armee, für die Feld ˖ einer Armee, fur die Stabswache und Proviant Kolonne eines Armee ⸗Ober Kommandos, fur einen Etappen · nspectenr, für die Feld ⸗ Intendantur einer Etappen ·˖ Inspektion, für die Train · Kolonne eines Lazareth ⸗-⸗Reserre ⸗Derots, für die Feld Intendantur einer Militär Gisenbabn ˖ Direktion, für ein Grsatz · Pferde · Deyot und für ein Central · Pferde · Deyot. = Verrech · nung von Portokosten. — Garni son⸗Verpflegungszuschuß für Dram kurg für das 4. Vierteljabr 1888. — Eisenbabnbeförderung von Militãrpersonen und . angsporten mit Schnell⸗ ꝛc. Zũgen. — Vertheilung von Zeichnungen deg Medizin ⸗ und Bandagenkastens nebst einem n, . etats mäßigen Standgefãße dieses Kaftens. — Mehrkosten der Begleitkommandos von Rekruten 2c. Trangporten.— Ausgabe der Schußtafel Nr. 18 für Schußtafel ˖ Sammelheftze ).
Etatistische Nachrichten.
des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biefigen Standesämtern in der Woche vom 18 No⸗ vember bis inkl. TJ. November cr. zur Anmeldung gekommen: NZ Ehe- schließungen, 9830 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 555 Sterbefälle. — Dem Haupt- Stat der PYProviniial- Verwaltung der Rbeinprovinj für die Gtatsjabre vom 1. April 1888 bis 31. Mãrz 1890, welcher den lungen des im Jahre 1858 versam- melt gewesenen vierunddreißigften Rbeinischen Provinzial · Landtages als Anlage beigegeben ist, entnehmen wir folgende Mittheilungen: Die GSesammt⸗Ginnabme stellt sich wie die Gesamwt Ausgzbe auf 7 519 300 . d. i. gegen den Etat der vorangebenden zwei Jahre mebr 283 500 66; davon entfallen auf die allgemeine Dotationsrente des Staats 1756 736 und auf die Dotationsrente des Staatz für bestimmte Zwecke 2 M4735 Æ (jpeziell für die Straßen gerwaltung 2056233 6); ferner betragen die Einnahmen aus Nebenfondsõ 240 000 4, d. i. gingen den vorigen Etat mebr 160 000 , aus Provinzial · Ibgaben J O80 O00 4 120 0900) 4 ꝛ. Von den Aus- gaben keanspruchen die auf der Dotations tente ruhenden Ausgabe- dervflichtangen 3251 (=- 151 AÆ), die Zuschüsse an die einzelnen In⸗ stitute und Verwaltungen 6660 785 ( 118793) ; von der letzteren Position geben u. A. 205 090 ( 72965 an die Central- Verwaltungẽbebõrde, 645 000 C6 698 200) MÆ an die Verwaltung des Landarmenwe ens, 109 300 - 6700 ) erfordert die Unterbringung ver wabrloster Kinder, 2065 000 (— 15 900) A die Prorinzial⸗Arbeits anstalt zu Brauweiler, 174 009 (4 3275) M das Taubstummenwesen, 75 350 * 7850) S die Provinzial ⸗Blindenanstalt zu Diren. 26 0000 — 55 206) 6 das Irtenwesen, 1890 900 ( 100 000) 4 die landwirtb⸗ schaftlichen Lebranstalten und sonstige Iandwirtbỹchaftliche Zwege, 1693 583 (4 70 583) 46 die Prorinzial⸗Straßenverwaltung 2. Die Ausgaben, welche den Einnabmen aus Reberfonds“ gegenüberftehen, belaufen sich ferner auf 200 009 J. 157 000) 6, durchlaufende Pofsten“ werden mit 3653 411 ( 353 411) Æ aufgefübrt und ver⸗ schiedene dauernde Ausgaben und Lasten mit 302 0652 — 2141) 4. wãbrend außerordentliche Ausgaben, für welche im rorigen Etat 333 411 4 angesetzt waren, in dem diesmaligen überbaupt feblen.!. — Nach dem Referat des Prorinzial⸗Verwaltungsraths, betreffend den Vermögensstand des Rheinischen Prorinzial ⸗Verbandes, ergiebt der Besißz an Centralsonds und Anstalten einen Werth ron 26 880 100 A, das Vermögen der Landesbank be- rechnet sich auf tund 3 9850 000 Æ, der Meliorationsfonds auf 2 005 500 , in Summa 26 835 600 Æ; Ton dieser Summe ver- bleiben nach Abjug ven 6000 000 * Irrenanstalts Bauschuld 26 835 600 4 und ur ter Sinzurechnung des Vermögens der Provinzial Feuer⸗Sozietãt ergiebt sich der Eesammtbetrag des Vermögens in Höhe von 31 179 500
Nach Mittheilung
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts in besonderer Beziebung auf das Preußische Recht, mit Cinichluß des Handels ⸗ und Wechselrechts. Begründet von Dr. J. A. Gruchot. Herausgegeben von Rassow, Reichsgerichts Rath, und Küntzel, Geheimer Justij⸗ Rath und vortrager der Rath im öniglich preußi⸗ schen Justij Ministerium. Vierte Folge. Zweiter Jabrgang. 1588 (Der zanzen Reibe der Beiträge TXXII. Jahrgang.) Be il age⸗ heft. Berlin, 1888. Verlag von Franz Vahlen, W.. Mohren⸗ straße 13 14. — Dieses Beilageheft, welches sich in der Paginirung dem Bande anschließt und in dem im sechsten Heft enthaltenen Sach ⸗ regifter mitberücksichtigt ist, bringt die Urtheile des Reichsgerichts mit den Entscheidungẽ gründen in 57 Rechts fällen .
— Der Bär, Illustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Berlin. Verlag von H. Schen), enthält in Nr. folgende Beitrãge: Johannes Wedigen, eine Berliner Geschichte von Oskar Schwebel (Fortfetzung); Ernst von Wildenbruch's vater⸗ lãndisches Schaupiel .Die Quitzow' s -, von Paul Burger; Aus König Friedrich Wilbelm's 17. gesunden und kranken Tagen, von F. A. ron Winterfeld (Schluß); Zur hundertjährigen Jubelfeier der Königlichen Taubstummenanstalt in Berlin (mit Abb.); Die nene Markiballe auf dem Magdeburger Platz (mit Abb.). — Kleine Mit teilungen: Im siebenjäͤhrigen Kriege; Seitrag zur Geschichte der Familie von Münchow; Wie der Divisionsprediger Harnisch in Potsdam s. Z. zu seiner Stelle kam.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ueber den Ausfall der dies jäbrigen Ernte in Bel gien ift im Moniteur Belge“ eine Aufftellung veröffentlicht worden, aus welcher hervorgeht, daß das Ergebniß an Cerealien, mit Aus- nahme von Hafer, im Vergleich mit Durchschnittsjabren, wie z. B. 1887, nur ein mittelmaßiges gewesen ift. Die näberen Einzelheiten ergeben sich aus den folgenden Angaben:
Weißen. Das Durckschnittésergebniß von Weijen in Belgien
kann auf 21 hl für den Hektar veranschlagt werden. 1888 bat diese Frucht nur 19 hl gegen 2541 hl im Jabrte 1387 ergeben.
Wenn man nach den statistijchen Ergebnissen von 1880 als für den Weizenbau bestimmt eine Fläche von 275 931 ha annimmt, so stellt sich die Produktion des Landes .
für das Durchschnittsjahr auf 3 794 551 kl, SZSahr 1887 . . 574? 8.
Im Vergleich zu 1887 ist die Weizenernte von 1838 jonach um 551 852 HI inter dem Durchjichnittsergebniß und um 1763718 l hinter dem Ergebniß von 1887 zurückgeblieben. .
Roggen. Die Roggenernte von 18588 bat im Vergleich zu der⸗ jenigen eines Durchschnittsjabres 27 639 bl und im Vergleich zu der ⸗ jenigen von 1887 11893 847 I weniger ergeben.
Gerste. Auf den Bau ven Gerfte kommt eine Fläche von 40 181 ba. Das Durchschnittsergebniß der Periode 1871 = 1880 stellt sich auf 28,16 hl, dasjenige von 1388 wird auf 29 hl geschätzt; diese Ziffern stellen jedoch nur mittelmäßige Ergebniffe dar; eine gute Mittelernte müßte, wie 1887, 33 h wer Hektar ergeben.
Hiernach ergiebt sich als Produktion des Landes:
in 15887 (Durchschnitts jahr) 1 325 973 hl. D Feblertrag 1569 72* BI.
Ha fer. Unter Haferban stehbt eine Fläche von A8 486 ha. Die Durchschnittsernte stellte sich auf 35, 86 bl per Hektar, das Jahr 1857 ergab eine solche von 35,40 und das Jabr 1888 eine solche von 40 il. Diese beiden Zablen ergeben eine Gesammtproduktion von
3 946 567 hl für ein Durchschnitts jahr, 8 831 804. 1887, 5 Sr H . . 16863. ;
Die Ernte von 18858 hat daber die Ernte eines Durchschnitts. jahrs um 1032 873 hl, und die Ernte von 1887 um 1147 636 l lerer, ,,, . .
Buchweijen wird wenig gebaut. Der diesjährige Ertrag wird als befriedigend betrachtet. ; ; ö
Kartoffeln stellen eine Mißernte dar. Das Minderergebniß gegen 1887 betrãgt 50 / . Die Durschnittgernte von Kartoffeln wird auf 2 439 000 006 facht. Das Ergebniß von 1885, nach den von 1880 bebauten fes serechnet, stellt sich im Vergleich zu dem jenigen eines Durchschnittsjahres auf nur 1475 900 000 Rg. Der Minderertrag im Jahre 1888 beläuft sich somit auf 845 O0 Oo Eg.
Eine durchschnittliche He n⸗Ernte wird nach den statistischen Erhebungen anf 40I Kg ver Hektar gesckätzt. Dieser Ziffer ent⸗ spricht annähernd die Ernte von 1887, welche 4223 Kg betrug. Im Jahre 1888 ist die Heu ⸗Ernte auf 3.473 Kg gefallen, somit 750 kg
6. Die Klee⸗Ernte ist weniger schlecht., hat aber den Ertrag von 166 ret, g, fd nätlagtig; vic Flackeetunte ißt a m ;
einer 2 bedeutend nach.
Futterrüben sind mittelmäßig ausgefallen; der Ertrag ver⸗ hãlt sich zu einer Dꝛrchschnittsernte wie 88 zu 100.
ESanitãts⸗., Veterinãr⸗ und QOuarantanemesen. München, 1. Dejember. (B. T. B.) Die Stallungen auf
dem stãdtischen Viebbof sind wegen Ausbruchs der Maul⸗ und Klauenseunche polizeilich gesverrt worden.
Gewerbe nnd Sandel.
Berlin, 30. November. Amtliche Preis feststel lung für Butter, Käse und Schmal. Butter. Hof⸗ und Genossen⸗ schafts butter Ia. 112 - II7. 4, Ha. 107 - 11 16, NHIa. 101 - 106 M. do. abfallende 0 - 100 1, Land ⸗, Preußische 90 – 85 4 Neß brũcher 80 - 95 4, Pommerjche 88 - 93 M6. Polnische 85 — 90 6, Baye. ische Sennbutter 165 — 110 4M do. Land butter 85 — 0. , Schlesische 85 — 90 A, Galiʒzijche 77 - 738 4 — Margarine 40 - 65 0 — Käse: Schweizer. Emmentaler S5 - 90 0, Baxerischer 6 - 70 Æ, do. Oft ⸗ und West⸗ vreuzỹischer Ia. 60-70 AÆ, do. Ha. 45 - 55 6, Holländer 75— 85 , Limburger 32 — 38 4, Quadratmagerkäse 1 — 4 Æ — Schmalz: Prima Western 1790 Ta. 54 50 , reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 57, 0 . ᷣUöBerliner Bratenschmalz 59, 00 — 51,00 — Fett, in Amerika raffinirt 52, 00 66, in Deutch land raffinirt 53 00 - 57 00 Æ Tendenz: Brtter: Die Nackfrage nach guter Hofbutter blieb rege, wennschen etwas abgeschwächt durch die Näͤhe des Monats- schlusses. Die Preise lassen zum 120 3 Stich, dem einzig gan baren, keinen Nutzen mehr und da über diesen Stich binaus die Na frage eine schwache blieb, so waren die Preise in dieser Woche unver⸗ andert. Unjuceichend waren die Zufuhren in Landbutter; die an und für sich geringe Produktion des Monats November hat dadurch noch erheblichen Abbruch erlitten, das die Sammelmolkereien den größeren Theil der Milch auch der kleineren Landwirthschaften an sich ziehen, und erfreuten sich Preise wesentlicher Aufbefserang. — Schmalj: un ⸗ verandert feft., Vorrãthe sehr klein.
— Vem oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die ‚Schles. Ztg.“: Auf den Hüttenwerken war die Witterung sowobl dem Betriebe der Hoböfen wie der Fortsetzung der baulichen Arbeiten günftig. Die Vertheile der neuerdings vervoll⸗ kommneten Einrichtungen beginnen sick täglich mehr beraus juftellen. Der sich kund gebenden Nachfrage in Roheisen entiprechend, war der Absatz in diesem ziemlich rege, und ging demgemäß auch die Zufuhr von Erzen, von der Witterung begünstigt, lebbaft vor sich Hoch wertbigere Roheisenmarken 0 unterstanden auch auf längere Zeit binaus gutem Begebr chne daß jur Zeit sich zu Preisaufschlãgen Veranlaffung geboten kätte. — Die Her stellung don Gießereifabrikaten fand in befriedigendem Umfang statt, auch war eine nicht unbedem ende Ausfuhr zu ver⸗ zeichnen. — Die durchschnittliche Bejckäftigung der Eisen ⸗ und Stablwaliwerke ist eine in Anbetracht der Jahreszeit höchst gunstige. Neben der Verarbeitung von gepnddelten Halbfabrikaten wurde anch solche aus Flußeisen in ausgedehntem Maße berangeogen. Sewobl der direkte Bedarf von Werkftätten und Fabriken als die Be⸗ züge der Handels läger, welche demnächst zu grõßeren Anschaffungen über- geben durften, sowie endlich eire anhaltend gute Ausfubr in Walzwerk ⸗ fabrikaten gewäbren füt die Entwickelung des Geschäfts in nächster Zukenft durchaus günfstige Autsichten. Die Herstellung ven Srob- und Feinblechen vermag dem Begehr kaum zu entsprechen. Die Haltung der Fabrikanten ist daber eine zuversichtliche, wie sich dies auch bei der letzten Versammlung des deutschen Waljwerks erbandes kundgegeben hat. Preise: Stebeisen 14 — 1425 6, Profileisen 16-116 50 4. Eisenblech 1850 - 17.50 ÆK, mit Aufvreisen je nach Beschaffenbeit. — Auf dem Metallmarkt volljogen sich Verladungen lediglich nach Maßgabe der vorbandenen Abkommen, welche im Verein mit auswärtigen Bejügen der Ansammlung von Beständen aus der frischen Produktion rorkengten. Es liegt daber trotz des Mangels an neuen Umfätzen für eine Betriebseinschränkung kein Grund vor. In Block⸗ blei gesckahen gleichfalls mehrfache Ablieferungen. Robzjink wurde für Schlesische Vereinsmarke zu 138 M gebandelt, 1 Blockblei 29 —-— 30 =
— Zuckerbericht der Magdeburger Börse, den 30. No- vember, Mittags. Robzucker. Der Markt verkebrte wäbrend der verflofsenen Berichts woche ziemlich lebbait; denn das vorgekommene reichliche Angebot begegnete reger Kauflust bei theils bebaupteten, tbeils 19 4 böberen Preisen. Zwar machte sich Mitte der Woche, namentlich für 92er Raffineriewaare, eine Abschwächung bemerkbar, welche auch in einem rorübergebenden Preisabschlag von 10 4 für den Centner Ausdruck fand; doch kam in den letzten Tagen wiederum eine festere Marktftimmung jur Geltung, als die Exvorteure reger kaufend eingriffen und dadurch die zuvorige kleine Preiseinbuße schnell wieder eingebolt wurde. Nachprodukte fanden gute Beachtung und Partien von bober Peolarisation bedangen 20 3 bessere Preise. Der dies wõchentliche Um aß betrãgt ca. 377 000 Centner. Raffinirte Zucker. Die Notirungen von Broden und gemahlenen Zuckern er⸗ fübren bei andauernd rubigem Seschäfts gang keinerlei Ver⸗ änderung. Preise für greifbare Waare ab Stationen: Obne Verbrauckssteuer: Granulatedzudker, inkl. 20 8021 AÆ, Kornzucker, erkl. 9 Gd. Rendem. 17,50 — 17.75 0, do. erkl. 85 Sd. Rendem. 16 80—- 17,95 4. Nachprodukte, exkl. 75 Gd. Rendem. 13. 00 —– 15, 00 AÆ tür do kg. — Mit Verbrauchssteuer: Bei Posten aus erstet Hand: Krystallzucker, L, über 88 27 — 27,25 4, do. I., über 98 0 — A., Raffinade, ffein, obne Fan 28.75 *, do. fein., obne Faß 28 50 A, Melis, ffein, obne Faß 28,25 9, Würfelucker, L, mit Kifte — , do. H., mit Kiste 289.50 1, Gem. Rafninade J. mit Sack — . do. H., mit Sack 27.75 — 28,25 , Gem. Melis, JL, mit Sack 26, 75 S, do. H., mit Sack — Æ, Farin mit Sack — Æ ür d0 Ng. — Melasse: befsere Sorte, zur Entjuckerung geeignet, 42 - 45 Grad Be. (alte Grade) obne Tonne 340 - 3,58 * kei sofortiger Lieferung, spãtere Monate billiger, So- 2 Brir, obne Tonne — . geringere Sorte, nur je Brennmwecken passend. 42 — 43 Grad Be. alte Grade obne Tonne — Æ4. 30-82 Gr. Brix obye Tonne — Unsere Melasse · Notirungen versteben sich auf alte Grade (42 Gr. — 1,4118 spec. Gewicht). ‚
Aachen, 30. Norember. (W. T. B.) In der jweiten außer⸗ ordentlichen Generalversammlung der Aachener Dis konto⸗ gesellschast wurde einstimmig der Antrag des Verwaltungsraths, ketr. die Erhöbung des Aktienkaxitals um 15 Millionen Mark durch Ausgabe von 1500 neuen, vom 1. Januar 1839 diidendenberechtigten Aktien zu je 1000 4 zum Course von mindestens 1090 ½ angenommen. Rechtsanwalt Hauck (Köln) beantragte die Diskussion seines Antrags auf Ernennung einer Rerisions kommission obne Erfolg. Hierauf beantragte Ichelbäuser (München), der Verwaltungs tatb möge sein Mandat niederlegen und sick der Neuwabl unterzieben. Der Verwaltungsrath versprach, daß er diese Angelegenheit in Erwãgung zieben werde. Die Aachener Aktionãre bekãmpften den Antrag auf das Lebbaftefte. worauf dann die Versammlung den Schluß der Digkussion m.
London, 39. November. (B. T. B.) An der Küste 4 Weißen ae nr n angeboten. — Wollauktiocn. Fest, Preise unver ãndert Manche ste r, 2. November. (W. T. B.) 122 Water Tavlor 6. 30r Water Taplor 9, 20 Water Leigb 75, 30r Water Clanton 8]. 32r Mock Breoke 8, 40 Mavoll 8, 40r Medio Wilkinsen 16. 321 Warvcors Lees s 360 Warpcops Rowland 83, 40 Double Weston z, 60r Double courante Qualitãt 123, 32 116 vd 16 X 16 grey . aus 32 46 168. Fest.
t. Pete rs burg, 30. November. (B. X. 3 Durch amt ⸗· liche Publikation wird der Zeitrunkt für die Einlõ der 5 Y äußeren Anleibe von 1877 und die Einftellung der Zinsenzablung fur dieselbe guf den 1. April 1889 n. St. iu n,, 2 werden die Obligatienen dieset Anleihe mit 410 deutschen bejablt, und besorgen bier die Einlösung die Reichsbank. die Diskontobark und die Internationale Bank. Ferner lösen die Obligationen ein: in Paris zu 500 Fr. die Banque de Paris et
Societe Generale vounr le Develcpvement du Commerce et de
IIndustriel en France, der Credit Industriel et Commercial, die
des Parẽ · Bas, das Compteit d EsScompte, der Crerit Sponnais, die
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