anstalten; — Nachrichten für das Publikum bei Versendung von Telegrammen; — Gebührentarif für Telegramme; — Fernsprech⸗ einrichtung in Berlin, Charlottenburg u. . w.; — Fernsprech verkehr zwischen Theilnehmern in Berlin und solchen in den Vor- und Nach- barorten sowie den entfernt gelegenen Orten; — Benußung der öffent. lichen Fernsprechftellen in Berlin, Charlottenburg, Pankow, Rixdorf und Schoͤneberg. 1 Hamburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Post dampfer „California? der Hamburg ⸗Amgrikanischen Vacketfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute 9 Uhr Morgens Lizard passirt. London, 12. Dezember. (W T. B.) Der Castle⸗ Dampfer „Dunrobin Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen. — Der Ca stle⸗ Dampfer „ Roslin Castle“ bat beute auf der Ausreise Madei ra passirt.
Theater und Musik.
Das Königliche Schauspielbaus öffnete nach mebr⸗ monatlicher Pause gestern zum ersten Male wieder dem Publikum seine Pforten. Im Zuschauerraum ist nichts Bemerkenswerthes ver ⸗ ändert worden; nur die Gardine, welche die reale von der poesie⸗ verklärten Welt des Scheines scheidet, hat eine Erneuerung erfahren. Ein in reiche Falten drapirter Vorhang, dessen gedämpftes Dunkelgrün das Auge wohlthuend nach der glänzenden Bilderpracht auf der Bühne zum Ausruhen einladet, senkt sich jetzt nach den Aktschlüssen bernieder. Als scenischer Abschluß dient eine hellgrundige, mit goldfarbenen Figuren verzierte Gardine, welche nur in der Um⸗ rahmung röthliche Farben aufweist. Beide Vorhänge er⸗ weckten im Zuschauertaum sichtlich das Gefühl angenehmster Ueberraschung. Die Eröffnung der langentbehrten Räume war mit der Aufführung einer Novität verbunden. Es wurde zum ersten Mal „Letzte Liebe, ein Schauspiel in fünf Akten aus dem Ungarischen von L. Doezi gegeben. Der Inhalt des neuen Stücks ist sehr heiterer Natur und hätte den Titel Lustspiel“ eher als den eines „Schauspiels“ 'eiwarten lassen. Der Wojwode Apor, ein ebenso tapferer Ritter wie heißblütiger Freund der Frauen, dabei aber ein ausgesprochener Feind der Ehe, wird durch eine harm lose Intrigue der Königin von Ungarn veranlaßt, sich dem Mündel der Königin, Maria von Drugeth, zu verloben Der König warnt ihn vor einer Uebereilung, doch Apor schwört in seinem Ungestüm, daß Maria seine letzte Liebe fein solle, wenn sie auch nicht seine erste war. In beider Herzen, welche nur der Stolz zusammengeführt hat, erwacht aber in verhängnißvoller Stunde der Zauber wahrer und reiner Liebe. Des tapferen Apor Herz wird. beim Anblick der schönen Katharina Carrara entflammt, welche ihn das erste Mal in männlicher Kleidung wie ein Bild des Antinous verlockt; Maria verliert ihr Herz, während Apor sich auf einem Kriegszug nach Italien befindet, an den Bruder der schönen Katharina, an Cecco Carrara, welcher unerkannt am Hofe des Königs von Ungarn weilt. Der Stolz und das Ehrgefühl beider Verlobten liegt lange Zeit mit der Liebe im Kampf, und der Stolz würde siegen, wenn nicht die Königin von Ungarn, von Mitleid mit den Verliebten erfüllt, in humorvoller Weise die Schuld des unglück lichen Verlöbniffes auf sich nähme und beide Liebespaare anflehte, doch endlich glücklich fein zu wollen. So läßt Apor trotz seines Schwurs auf seine letzte Liebe noch eine allerletzte folgen, denn das Herz läßt sich nicht meistern. — L. Doczi erweist sich in dem Stück durch die zarte und tiefe Empfindung, welche in poetischer Sprache und Form reizvoll zum Ausdruck gelangt, als ein echter Dichter; weniger glaͤnzend tritt dagegen sein Talent als Dramatiker hervor. Nicht als ob es seinen Figuren an charakteristischer Schärfe in der Individualisirung mangelte, er zeichnet im Gegentheil die Feiteren und lieblichen Menschengestalten, welche er an unsern Blicken vorüberziehen läßt, mit anschaulicher Lebendigkeit. Die Schwäche des Stückes beruht vielmehr auf einer mangelhaften scenischen Entwickelung; die künstlerische Disposition der Handlung geht in der zweiten Hälfte des Schauspiels fast ganz verloren und die Löfung des Knotens der verwickelten Handlung verwandelt die be— hagliche , der ersten Akte in arges Unbehagen; die Einheitlichkeit und Natürlichkeit der Vorgänge erleidet Einbuße, weil
der Stoff unter den Händen des Dichters zerflattert und zerfasert. Jede kleine Scene, für sich allein betrachtet, ist zwar von gewinnender Anmuth, aber sie übt einen hemmenden Ginfluß auf den stetigen und natũrlichen Vitae der Creignisse aus und beeinträchtigt so die Wirkung des Ganzen.
Das Stück rei cn zum Schluß mehr einem lustigen Märchen als einem Bilde aus der Wirklichkeit, Doczi verlegt seine Handlung frei⸗ lich weit zurück, bis in das vierzehnte Jahrhundert, und giebt seinem duftigen Gebilde damit einen, der Realität der Gegenwart weit ent⸗ rückten Hintergrund. Aber da sein Schauspiel ein Dichtwerk der Gegenwart ist, verlangen wir von demselben einen geschlossenen, einheitlichen Charakter, der nur aus einer kräftig geführten und natürlich entwickelten Handlung sich ergeben kann. Daß Doczi diese Kunst versteht, hat er in den ersten beiden Akten gezeigt, in welchen er klar und sicher disponirt und lebensvolle Scenen ge⸗ schaffen hat. Diese Akte fanden denn auch lebhaften, ungetheilten Beifall; von a ab sank die Theilnahme, des Publikums in auffaͤlliger Weise und mußte sogar der Opposition zum Theil Raum geben. — Die Darstellung war eine durchaus würdige und theilweise glänzende. Hr. Ludwig veranschaulichte den in Worten und Hand⸗ lungen ungestümen Apor recht glücklich; der derbe entschlossene Ton des Soldaten vermischte sich gut mit der halben Per- legenheit des Verliebten, . Herz gegen den eigenen Willen eniflammt wurde. Einer ebenso gelungenen Darstellung erfreute sich der Knappe Servaz durch Hrn. Vollmer; der liebenswürdige Humor des Künstlers kam auch in dieser derben ungarischen Gestalt vortreff⸗ lich zur Geltung. In kleineren Rollen leisteten die Hrrn. Nesper (Ludwig von Anjou) und Purschian (Cecco) Anerkennenswerthes. Fr. Kahle gab die Königin Elisabeth mit feinem Verständniß und diskreter Ironie; die stolze Maria fand in ., Hock eine anmuthige Vertreterin, welcher der herbe Stolj gut zu Gesicht stand. Die Rolle der schönen Katharina, welche sich . Geliebten mit List erobert, lag in den Händen der Fr. von Hochenburger. Sie ließ nicht nur den schmeljenden Wohllaut ihrer Stimme wirken, sondern gab wirklich heißes Gefühl, schelmische Verschämtheit und nedischen Uebermuth, als sie als Ritter und Page verkleidet erschien. Die muntere Ge— nossin des lustigen Servaz, Anselma, wurde von Frl. Conrad mit keckem Uebermuth und derber Ratürlichkeit dargestellt. Alle Darsteller erfreuten sich lebhafter Anerkennung und mußten wiederholt vor der Gardine erscheinen. Die Inscenirung war mit großer Sorgfalt vorbereitet worden; der Glanz, der Dekorationen, der Reichthum der Kostüme mußten selbst die hoch gespanntesten Erwartungen befriedigen; sie lieferten malerische Bilder märchenhafter Pracht, wie sich dieselbe an dem alten ungarischen Königshofe entfaltet haben mag.
Berliner Theater. Die Direktion hat im Hinblick darauf, daß bei der letzten Aufführung des ‚Königslieutenant“ die ein⸗ gelaufenen Billetbestellungen bei Weitem nicht berücksichtigt werden konnten, die für Sonnabend bestimmte Aufführung von „Uriel Acosta“ abgesetzt und Hrn. Friedrich Haase veranlaßt, an diesem Tage abermals den „Thorane“ darzustellen.
Belle ⸗Alliange⸗- Theater. Am Sonnabend, den 15.8. M.,
Nachmittags 35 Uhr, findet die letzte Kinder-Vorstellung von „Der Rattenfänger von Hameln“ statt. Am zweiten Weihnachts Nachmittag geht dann die neue Kinderkomödie Die Heinzelmännchen“, ein Mãärchen⸗ spiel in? Bildern von Oscar Klein, Musik von Fritz Volbach, zum ersten Mal in Scene. — In der ersten musikglischen Matinée, welche die Neue Akademie der Tonkunst' am Sonntag im Saale der Sing-⸗Akademige veranstaltet, wird das aus den Eleven der Anstalt bestehende Orchester sich mit Werken von Mozart, Beethoven, hepin u. A. produziren. Das reichhaltige Programm enthält zugleich Chor., und Sologesänge sowie Instrumentalvorträge, unter denen wir die Ausführung des F-moll- Concerts von Chopin durch eine erblindete Klarierschülerin ganz besonders erwähnen.
Mannigfaltiges.
Morgen, Freitag, den 14, findet Königliche Par⸗ force⸗Jagd statt. Rendezvous Mittags 123, Uhr zu Jagd⸗
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der gestern beendigten Ziehung der 3. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 30 000 M auf Nr. 100 241.
2 Gewinne von 3000 M auf Nr. 1650 103. 186 465.
1 Gewinn von 1500 MS auf Nr. 41 328.
13 Gewinne von 500 S6 auf Nr. 13 427. 28 508. 42518. 8 160. 65 625. 92 064. 100 519. 100 955. 101 113. 119 714. 123 542 145 832. 159 946.
23 Gewinne von 300 M6 auf Nr. 2551. 23618. 34414. 34 743. 44 723. 59 302. 64185. 83 988. 84 855. 90 766. 109 284. 111 003. 111 272. 113 860. 115 551. 118 833. . . 136 181. 138966. 151 036. 172001. 184140.
Funde auf der Akropolis von Athen. Unter den seit zwei Jahren auf der Akropolis zu Athen gemachten Funden hebt sich durch ihr Material, einen weichen Kalkstein, eine besondere Klasse bergus. Seit einigen Wochen hat man mit der Ordnung der aus diesem Material bestehenden Skulpturfragmente begonnen, und es zeigte sich dabei, daß die veistreut gefundenen Brocken sich wieder zu ihrem ursprünglichen Zusammenhange vereinigen ließen. Ein erstes Ergebniß ist das rechte Ende eines großen Giebels. welches durch die Gestalt, richtiger die Gestalten des e n aller Giganten, des Typhoeus, ausgefüllt wir, Denn bis unter die Brust besteht er aus drei geflügelten Menschenkörpern, und seine Beine sind Schlangen, deren Windungen in die Ecke des Giebels verlaufen. Drei überlebensgroße Köpfe sitzen auf den Leibern, von archaischer Heiterkeit und derber Kraft. Eine monumentale Gruppe, deren Entstehung in die Zeiten Solon's anzusetzen ist, ist von größter Wichtigkeit für die Geschichte der älteren griechischen Kunst; was aber dem neu gefundenen Werke ein besonderes Interesse verleiht, ist seine vorzüglich erhaltene Bemalung: blau ist das Haar, grün die Augen, röthlich der Leib, und in allen diesen Farben glänzten die Schlangenwindungen. Von nicht geringerer Aus ⸗ dehnung wächst augenblicklich aus großen und kleinen Bruchstücken ein Kampf des Herakles und des Triton zusammen, ebenfalls der Theil eines Giebels. Es steht zu hoffen, daß die Fortsetzung der Arbeiten noch manchem Körper die ihm zustehenden Gliedmaßen zurück ⸗ eben wird. Die „Mittheilungen des Deutschen Archäologischen
nstituts' in Athen werden über die Funde des Näheren berichten.
Bei dem Bau der neuen Eisenbahnbrücken über Weichsel und Nogat bei Dirschau und Marienburg ist die dies ⸗ jährige Bauaufgabe im Allgemeinen erfüllt worden. Eine unwill⸗ kommene Verzögerung ergab sich bei dem Bau eines der am rechten Weichselufer zu errichtenden Landpfeiler, indem sich unter dem einen der zur Serstellung der Grundmauern versenkten großen gemauerten Brunnen in etwa neun Meter Tiefe ein mächtiger, fast ein Meter starker Eich enstamm fand, welcher mit Wurzeln und Aesten über den Brunnenkranz hinausragte und erst nach schwieriger Zerkleinerung beseitigt werden konnte.
Kiel, 13. Dezember. (W. T. B). In Neumünster ist gestern Abend die Aglbeck'sche Tuchfabrik niedergebrannt. Ein Theil der im ersten Stock bei der Weberei beschäftigten Arbeiter vermochte sich nicht zu retten. Die Zahl der Verunglückten ist noch nicht festgestellt; die Angaben schwanken zwischen 12 und 20. Festzustehen scheint, daß 4 verheirathete Männer, eine Frau und mehrere schwedische Arbeiterinnen in den Flammen umgekommen sind. Das Feuer ergriff auch den in der Nähe gelegenen sog. „Kaisersaal“ und zerstörte zum Theil das „Hotel zur Börse“.
schloß Grunewald, U / Uhr an der Saubucht.
— ————— —— —— — — —— — — — — — ————— — — 6
om 13. Dezember 1888, r Morgens.
Wetterberi
S — *
6 8.
Bar. auf 0Gr u. d. Meeressp. red. in Millim
Sonnabend: Carmen. Oper
Stationen. Paul Taglioni.
in O Celsiuns
Temperatur 59 C. — 40 M
Mullaghmore stein's Tod.
Aberdeen. Chriftiansund Kopenhagen. Stockholm.
aparanda.
t Petersburg Moskau ...
Cork, Queens⸗ town... Cherbourg. 767 Helder... 775 Sylt 776
amburg .. 778
winemünde 780 Neufahrwasser 778 Memel ... 778 Müͤnster. . . 776 Karlsruhe.. 775 Wiesbaden. 776 München.. 775 Chemnitz.. 2.80 Berlin.... 779 Wien... 779 / Breslan ... 779 2 bedeckt
1) Abend dichter Nebel, Rauhfrost. 2) Reif.
Uebersicht der Witterung. Ueber Nord Europa und auch im Westen der bri⸗ tischen Infeln ist dasz Barometer gefallen, hingegen werden. hat sich der hohe Luftdruck nunmehr auch über
——2— 282 2
122 — 2D — O
wolkenlos
bedeckt wolkenlos wolkenlos bedeckt heiteri) bedeckt bedeckt bedeckt Die
heiter
wolkenlos wollen!) wolkenlos
Preise der Loge 8 „c,
am Freitag, den
abgeholt werden.
—— —— — DN = 0 2‘
bedeckt
2 bedeckt sobald
Central ⸗ Europa ist bei meist schwacher Luftbewegung das Wetter theils heiter, theils neblig und herrscht, mit Ausnahme der unteren Oder und dem Norden der Provinz Brandenburg, Frostwetter. Obere Wolken ziehen über Norddeutschland aus nördlicher
Richtung. Deutsche Seewarte. nmnawwmmmmDPmĆZuäͤZmnmm
Theater Anzeigen.
Aönigliche Schauspiele. Freitag: Opern haus. 242. Vorstellung Der Ring des Nibe⸗ lungen von Richard Wagner. Dritter Abend: Siegfried. Anfang 7 Uhr.
Vorstellung.
Schauspielhaus. wiederholt: Letzte Liebe. aus dem Ungarischen des L. Döczi. Opernhaus. 243.
auf Meldungen reservirten Billets müssen Ausstattun.
10—1 Uhr, gegen Kassenflur des Königl. Opernhauses, Thür Nr. 3,
Nebel Den Inhabern von permanent-reservirten Plätzen, sowie den Abonnenten bleiben ihre Billets reservirt,
Der Verkauf aller übrigen Billets findet eben⸗ Groß und Süd. Rußland ausgebreitet und das daselbst und zwar am Sonnabend, den 15. Dezember,
Maximum über Polen 7860 mm Überschritten., Ueber Vormittags von 11—1 Uhr, und am Sonntag, den * ö 16. Dezember, von 11 Uhr ab, statt. ;
Die Billets tragen die Bezeichnung „Reservesatz“.
Deutsches Theater. Freitag: Galeotto.
Sonnabend; Frühling im Winter. Quintus Soratius Flaccus. — Zwei Taube. Sonntag: Faust.
Die nächste, Aufführung von Die Jüdin von Toledo findet am Montag, den 17. Dezember, statt.
Verliner Theater. Freitag: 13. Abonnements
Die wilde Jagd. Hedwig Niemann.)
186. Vorstellung. Zum 1. Male Schauspiel in 5 Akten Friedrich Haase.)
Anfang 7 Uhr. Sonntag: Die wilde Jagd. Vorstellung. Hedwig Niemann.)
in 4 Akten von Georges Bizet.
Dichtung von Henry Meilhac und Ludovic Halsvy, .
nach einer Novelle des Prosper Merimée. Tanz von
Anfang? Uhr.
Schauspielhaus.
̃ Trauerspiel in 5 Akten von Schiller
Wallenstein: Hr.
Max Piecolomini: Hr. Matkowski, vom Stadt ⸗ Theater in Hamburg, als Gast) Anfang 7 Uhr. Der Ring der Nibelungen. Am 17. Dezember, vierter Abend: Götterdämmerung.
Sonntag, den 16. Dezember, Mittags 12 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl; Matin 6e jum Besten der Abgebrannten 300 Trompetern, Posaunisten und Hornisten. lätze: Fremden⸗Loge 9 M, Orchester⸗ rster Rang Balkon und Loge 6 „, Parquet und Parquet⸗Lo
Wallner - Theater. Freitag:
187. Vorstellung. Wallen⸗
Friedrich Mitterwurzer, als Gast. Neumann. Vorher;
Bonivard. Der dritte Kopf.
in Hünfeld, ausgeführt von
Victoria = Theater.
Ausftattung, zum 29. Male: Pyrenäen.
Ermäßigte Preise. Anfang 7 Uhr. Sonntag, den 23. Dezember:
5 41 14. Dezember, Vormittags von Zum 1. Male: ein Aufgeld von 50 J vom ö
am Freitag, den Sonnabend: Ver Mitado.
Nesidenz Theater. Abbé Constantin.
courcelle. Anfang 73 Uhr.
Volksstück mit Gesang in
Rattenfänger von Sameln.
(Melanie: Fr.
Sonnabend: Der Königslientenaut. (Thorane: (Melanie: Fr. Schmetterlinge.
Zum 66. Male:
Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Zum 66. Male: Der dritte Gesangsposse in 4 Akten Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung Couplets von, Görß. ö englischen Idee von Franz Wallner.
r. Sonnabend und die folgenden Tage: Madame ;
Freitag: Die Reise in die
Ausstattungsposse mit Gesang und
; e 5 6, II. Rang Pro⸗ c. ) ̃ sceniums · Loge 4 M, II. Hanz Balkon und Loge * n ,,, . .
3,50 Se, III. Rang Balkon und Loge 2,50 „S, Amphitheater Sitzplatz l, „S, Parterre Stehplatz n, , , 1,50 ½½, Amphitheater Stehplaz 1 A
3) Stiergefecht.
Mit glänzender Ali Baba.
Iriedrich / wilhelmstãdtisches ¶ Theater. Freitag: Mit neuer glänzender Ausstattung,
n . ; a . zum 9. Male (in deutscher Sprache): sie dies ebenfalls durch Cinwerfen einer oder: Ein Tag en ,,,
Meldekarte in den Briefkasten des Königl. Opern⸗ z
hauses erklärt haben und müssen dieselben auf Grund in 3rhlkten on W, S. Gilbert. dieser Meldekarten dann auch . Sulliran. Anfang Uhr, 14. Dezember, Vormittags von 10—1 Uhr (mit 50 3 Aufgeld), an oben genannter Stelle gegen Vor⸗ — zeigung der letzten Abonnementsquittung abgeholt
urleske Operette Musik von A.. —
Freitag und folgende Tage: . Schauspiel in 3 Akten von Gesterben; (Hr. Ludovie Halsvy, Hector Cremieux und Paul De⸗
Belle Alliance Theater. Freitag: 3. 309. M.:
Der Rattenfänger von Hameln. Phantastisches t 12 Bildern. Nach Sprenger's Geschichte und Ehrich's Chronik der — Stadt Hameln, frei bearbeitet von C. A. Görner. Musik von G. Catenhusen. Anfang 73 Uhr. Sonnabend, Nachmittag 35 Uhr: Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preifen. Der
Abends 75 Uhr: AUuf eigenen Füßen.
Central - Theater. Freitag: Zum 121. M.:
i Gesangsposse in 4 Akten von
ö Musik von G. Steffens. Anfang r.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst-TQheater. Dresdenerstraße 7.
Freitag: Zum 126. Male: Die drei Grazien. von Leon Treptow. Musik von Franz Roth. Anfang 73 Uhr.
Anfang Im 2. Akt: Landpartie⸗Duett. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl, Ida Wilckens mit Hrn. Sec. Lieut. Heydenreich (Bremen = Borna). — Frl. Helene Kobbe mit Hrn. Karl G. Dphüls (Krefeld). — Frl. Emma Albrecht mit Hrn. Forstkandidaten Ludw. Cornelssen (Gr. Bütz— Wittenförden), —
Antonie Jost mit Hrn. Juwelier , Kuhbaus (Magdeburg). — Frl. Helene Patzho mit Hrn. Referendar Dr. Curtius (Duisburg) = — Frl. Luise Schmidt mit Hrn. Malermeister Jos. Kusterko (Berlin).
Verehelicht: Hr. Dr. Albert Schwartz mit Frl. Elisabeth Hirte (Berlin). — Hr. Lieut. von Heim ˖ hurg mit Frl. Martha Strack (Hamburg) — Hr. Lieut, und Rittergutsbesitzer Erich Kreckel mit Frl. Nanon Buchholtz (Pfarroggen).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Friedrich Oelz (Berlin). — Hrn. Professor Dr. Müller (Gießen).
Hrn. Postverwalter Oettinger (Langenburg).
— Hrn. Georg Bissen (Magdeburg). — Hrn.
Pfarrer Gotthold Werner Wr ng zufem, 6.
Prn. Lieutenant von Tiele⸗ Winckler (Bonn). —
Hrn. Regierungs ⸗Assesfor Boetticher (Potsdam)
S Eine Tochter; Hrn. Ernst Ullbrich (Nieder ⸗
Wilkau). — Hrn. Otio Hildebrandt (Blecendorf).
Majoratsherr Graf Fran
zu Stolberg ⸗Wernigerode (Schloß Tervueren in
Belgien). — Hr. Schulvorsteher Friedrich Lange
Berlinß. — Hr. Ferdinand Hoffmann (Schöne⸗
erg). — Frau Pauline Gräfin von Bohlen. geb.
Grãfin von . (Bromberg). — Frau Bürger
meister Bertha Michaelis, geb. Koch (Quedlin⸗
burg). — Hr. Jofeph Reimbold (Köln). — Frau
Albertine Knapp, geb. Stock (Stuttgart).
Mit neuer
Der Mikado,
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Letzte Kinder Berlin:
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M31 4.
*
90 Proz. Polarisation.
Berlin, Donnerstag, den 13. Dezember
1188S.
Dent sches Reich.
Zuckermengen,
welche im Monat November 1888 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind.
[U0: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens
7II: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛ6, oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,
sogena nnte Krystalls ꝛe.
712: Aller übrige harte Zucker, kene Krystall⸗, Krümel⸗- und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation. am m m ä¶— ä—?'r
sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in
m Qä— łx— —y
Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt:
Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter
Staaten bezw. Verwaltungs- ⸗Bezirke.
zur unmittelbaren Ausfuhr
amtlichem Mitverschluß wurden
gegen Erstattung der Vergü⸗
tung in den freien Verkehr zurückgebracht
zur Aufnahme in eine öffent⸗
liche Niederlage oder eine
Privatniederlage unter amt⸗ lichem Mitverschluß
710 711 kg kg
712 g
710 711 712 710 kg kg kg kg
78
Preußen. Provinz Westpreußen. Brandenburg. Pommern. d 1 Sachfen, einschl. der schwarzb. Unterherrschaften .... Schleswig⸗Holstein . Hannover.. Westfalen . Rheinland.
1 350 544 2 . 49274 9 A2 440 932 899 — 7õl 495
4 130 125 6317185
108 973 221 824 6b 729 505) b20 490 — 11199 4141 1366 000
S5 i 7 5 Ss w id r 225 ss? 869 28
g2b 874 8 oꝛi 654 Id 47 7 db zõ5 265 57 —
169 37 1 860000
22 589 672 — b 450 000 7 434 4900
1850 2 S0 ooo
z bog z9ꝛ dd dö
87
v 1111 ö 8 deo
2142 343 111
78 230 S0 ooo
Sa. Preuße Bayern.... Sachsen ö Baden... Mecklenburg. Braunschweig Anhalt . ; Bremen.... Hamburg...
24 948 606
21 h3h 728 10 170276
2881 791029
5 000 —
. 141 335 100 007 — 39 993 1749171
4636 624 900 000 1379636 4009990 810 110
497 Sos 13 474 534 1335 095
317 239 197 32
.
D 5 *
— moor
a9) gos
M 11111111 *11rᷓᷓ11 iii sint
8
deo
Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet Hierzu in der Zeit vom 1. August 1888 bis 31. Oktober 13388. .
52 gas 470 14 961 8921 43 764 694 18 237 730
1984 86649 544 350 1335 095 2 184 809 30 498 389 2481 629
l 2 O
b1 114 2761 844
200 82713 046 417 5660 719
Zusammen
96 713 164 33 199 651
In demselben Zeitraum des Vorjahres) 13 529 870 30 gb9 145
) Die Abweichungen von der vorjährigen
Kaiserliches Statistisches Amt.
Berlin, im Dezember 1888.
Isg o o oa 839 3 8165 72. 251 ais Sos 261,
2 189 665 45 366 275 7786 846 Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
6b0 719 303 249
391 6881 9 846 231
Becker.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 13. Dezember. In der gestrigen (13.) Sitzung des Reichstages erklärte zu den von der konservativen und der Centrumspartei in wörtlicher Ueberein⸗ stimmung eingebrachten Anträgen, betreffend den Befähi⸗ gungs nachweis, der Abg. Metzner: : sozialem Gebiet zeige das unerfreuliche Bild, daß der chr
a produktive Die Macht des Kapitals erdrücke das Kleinhandwerk, in dem ein dreistes Pfuscherthum sich breit Das bisherige „laissez faire“ müsse seinen Ruin her⸗ beiführen; daher die künstliche, nicht natürliche Ueberfüllung der
Die Gewerbefreiheit sollte das Handwerk fördern, Fehler unserer Regie⸗ nicht aus eigenem
Erwerb immer mehr in Abnahme Jeder seine Kräfte aufreiben Arbeit ihn erhalten solle. mache.
Berufe.
sie habe sich aber als einen der größten rung erwiesen, und wenn sie ihn Je ( mit Initiativanträgen begnügten sich edeutung, indem Heute
machen Volksvertretung, vorliegenden
Antrieb wieder ut
Pflicht der
zu kommen. Die
mit Wenigem, seien aber von prinzipieller ; sie dem Kapitalismus und Pfuscherthum entgegenträten. ᷣ müsse der Handwerker nach arbeitsreicher Lehrzeit und Auf— wand von Feit und Geld schließlich seine Kraft in den Dienst des Kapitals stellen. Inhaber aller größeren Magazine seien 6. oft Leute ohne die geringsten technischen Kenntnisse, eute, die nicht Noßleder von Kalbleder unterscheiden könnten. Wie im Staatsdienst, sollten Prüfungen auch im unerläßlich sein, wenngleich sie allein allen Uebelständen nicht abhelfen könnten. Aber das Vertrauen des Publikums zum Hand⸗ werker würde dadurch schon bedeutend erhöht werden. Handwerk gehöre dem Handwerker, nicht Spekulanten. Von der größten Wichtigkeit aber Befähigungsnachweis für das Ausbildun swesen, besonders Niemand wisse heute recht Lehrling, Geselle und Meister anzugeben.
der Lehrlinge. fehle heute die Gelegenheit, etwas
wieder entlassen werde.
Wenn der Abg. der akademischen Jugen und ein Mittelexamen verlangt habe,
weniger gebildeten und weniger willenskräftigen —
Szwang am Platz. Wie jene bei der Beseitigung der Staatsprüfungen noch weit weniger iii. sein würden, so werde bei diesen der . zur Arbeit
eine größere Liebe und Lust zu ihrem Fach a n Es . allen Srten und zu allen Zeiten Talente, die auch
e, Pruͤfungszwang Bedeutendes leisteten,
Handwerkerstandes erst recht ein Prüfun
aber bedürfe des Zwanges.
müsse,
begriffen sei, wenn
Eine Umschau auf
nur
Handwerk
Das t dem ungelernten ei der
ie Grenze zwischen
Dem Lehrling Tüchtiges zu lernen; habe er sich ein nothdärftiges Maß von Kenntnissen angeeignet, so gehe er seinem Meister nach Jahresfrist durch und suche das Gelernte anderswo, oft schon gegen einen gexingen werthen. Werde er nun durch die Polizei auch seinem Y gebracht, so quäle er ihn und schade ihm,
Lohn, zu ver⸗ Leister zurück⸗ wo er könne, bis er Das Gelernte reiche aber für ihn nicht zu felblländigem Erwerb aus, besonders wenn er heirathe. eichensperger sich einst über den Unfleiß
7 besonders der Juristen, beschwert so sei bei der doch weit ugend des
mählich erwecken.
die große Masse Wie aber für den jungen Hand⸗
es
werker eine Prüfung nothwendig sei, so auch für den älteren, der später die Ausbildung jener leiten solle Die während der Lehrzeit erworbene technische Ausbildung übersteige sehr oft den Werth der Fachschulbildung. Auf dem Boden der Ge⸗ werbefreiheit sei ein ordentliches Lehrlingswesen überhaupt nicht zu erreichen. Aber auch zur Wahrung der Standes⸗ ehre und der fozialen Stellung der Meister sei der Befähigungs⸗ nachweis oder die Meisterprüfung erforderlich. Der Hand⸗ werkerstolz sei durch die Gewerbefreiheit untergraben, das Pfuscherthum mit seiner Sudelarbeit mache sich breit. Mit der Standesehre verliere der Handwerker aber auch die Selbst⸗ achtung und passe sich allmählich dem Pfuscherthum an. Redner führt dann vergleichsweise die österreichische Gewerbe⸗ gesetzgebung an, die den Befähigungsnachweis seit längerer Zeit obligatorisch gemacht und damit günstige Wirkungen erzielt habe. Die Unzufriedenheit in SHandwerkerkreisen sei dort lange nicht so groß, wie in Deutschland. Lediglich durch Eintreten fur die Gewerbefreiheit hätten die Freisinnigen die Stimmen der Handwerker verloren und seien bei den letzten Wahlen geschlagen worden. Denn so lange die Gewerbefreiheit be⸗ stehe, kämpfe der Handwerker gegen dieselbe. Die Aeußerung des Abg. Grillenberger, daß ein Drittel der Handwerker sozialen Ideen huldige, treffe zwar nicht zu, dennoch habe die Gewerbefreiheit viel Mißvergnügte geschaffen, Schon im Jahre 18419 habe der damalige Abg. von Bismarck im Abgeordngten⸗ hause sich gegen die Gewerbefreiheit ausgesprochen. Wenn der Reichskanzler heute in der inneren Politik nach der vox populi nicht überall eine glückliche Hand gehabt habe, so sei das Verlassen seiner früheren Ansicht daran. Schuld. Gerade die größte Ergebenheit für die Regierung zwinge ihn (Redner) aber heute, ihr die Sorge um das Handwerk ans Herz zu legen. . Abg. Ackermann: Ein Antrag, der das Haus hereits fünf Mal bes hc ü, abe, und der in der letzten Session, wenn auch nur mit knapper . , . sei, bedürfe eigentlich nur noch der Kraftprobe der Abstimmung. Auch wenn er mit Engelszungen redete, würde er die Gegner des Antrags nicht überzeugen, ebenso wenig wie sie ihn. Man habe in der . die Wiedereinbringung des Antrags eine klerikal-zünftlerische Demonstration genannt. Wolle man die Innungen zünftlerisch nennen, den Konser⸗ vativen thus es nicht weh. Dem Centrum aber könnten diese nur dankbar sein, daß es ihre Bestrebungen auf dem Gebiete des Handwerks in den letzten sechs Jahren unterstützt habe. Seit der letzten Session sei ein Beschluß des Bundes⸗ raths bekannt geworden, der einem von dem Hause angenom⸗ menen Antrage zu §. 1006 der Gewerbeordnung, wonach die Einräumung gewisser Vorrechte auf dem Gebiet des Lehrlings⸗ wesens an' die Innungen nicht dem Ermessen der höheren Verwaltungsbehörden überlassen, sondern an bestimmte Kriterien ebunden werden follte, die Zustimmung versagt habe. Dargus 3. aber noch nicht, daß der Bundesrath auch diesem ntrag ablehnend gegenüberstehe. Er bedauere freilich den
Beschluß des Bundenraths umsomehr, als von der .
Befugnsß die höheren Verwaltungsbehörden speziell in einer
Heimath einen sehr geringen Gebrauch gemacht hätten. Unter solchen Umständen könnte er sich fast dazu entschließen, einem zu errichtenden Reichs⸗Innungsamt die Sache anzuvertrauen. Man habe behauptet, die Handwerker selbst wollten von dem Befähigungs⸗ nachweis nichts wissen und er habe sich auch in Desterreich nicht bewährt. Der österreichische Gewerbegenossenschaftstag habe erklärt, es sei ihm nicht ein einziger Fall bekannt, in welchem ein Mitglied der Genossenschaft die Aufhebung des Befähigungsnachweises verlangt hätte. Daß einzelne Hand⸗ werker sich durch liberale Reden zu der Meinung verführen ließen, es handele sich hier wirklich um eine Beschränkung der bürgerlichen Freiheit. um Quälereien und Chikanen, sei natürlich. Entschiedene Kundgebungen aus Hand⸗ werkerkreisen gegen den Befähigungsnachweis seien ihm nicht bekannt geworden. Dagegen hätten sich neuerdings der Deutsche Handwerkertag und der Deutsche Innungstag für den Befähigungsnachweis erklärt. Dem stehe allerdings gegenüber der ablehnende Beschluß des Deutschen Gewerbekammertages in
lauen. Er vermöge aber in diesem Beschluß nicht eine
undgebung des deutschen Handwerks zu erblicken. Denn einmal seien nicht alle Gewerbekammern vertreten, und dann be⸗ säßen ganze Distrikte überhaupt keine Gewerbekammern. Von den erschlenenen Delegirten hätten acht Handels- und Gewerbekammern und nur vier Gewerbekammern vertreten. Das Votum einer Handelskammer in dieser Frage würde etwa denselben Werth haben wie das Votum einer Anwalts⸗
kammer. Der Vertreter der Hamburger Gewerbekammer habe
sich übrigens der Abstimmung enthalten. Möge nun die Entscheidung des Hauses fallen, wie sie wolle: seine Partei wünsche, daß sie dem deutschen Handwerk zum Segen gereiche, daß der deutsche Mittelstand kräftig und lebendig erhalten bleibe als Schutzwehr gegen die inneren Feinde des Vater— landes.
Abg. Duvigneau: Auch er sei der Meinung, daß nur noch die Kraftprobe der Abstimmung gemacht zu werden brauche. Von einer Vernichtung des Handwerks durch Kapital und Pfuscherthum könne man nicht sprechen, denn die gewerb⸗ lichen Zustände seien nicht gesunken, sondern blühten gerade seit Aufhebung aller Beschränkungen ganz besonders. Die Behauptung, daß alle Gegner dieser Anträge arbeiterfeindlich seien, könne nicht unwidersprochen bleiben. Die National liberalen erklärten sich für Arbeiterfreunde und wünschten für die Uebelstände in Handwerker- und Arbeiter⸗ kreisen Abhülfe, aber diese Vorlage mit, ihren Be— schränkungen sei ein Unglück für den Arbeiterstand; sie biete diesem kein Brot, sondern einen recht harten, nicht durch⸗ zubeißenden Stein. Der Antrag sei unausführhar wegen der Schwierigkeit der Auseinanderhaltung der verschiedenen Ge— werbe und werde nur Veranlassung zu zahllosen Streitig— keiten geben; er biete auch keine Sicherheit für die Er⸗ langung des Zieles, weil an zahllosen Stellen die Bestim⸗ mungen vom Bundesrath je nach Bedarf durchlöchert werden könnten. Auch sei seine Partei gegen die Ablegung der Prüfung vor den Innungen, die nicht das gesammte Handwerk, sondern nur einen geringen Theil desselben verträten. Die Gründe der Antragsteller für ihre Vorschläge seien nicht stichhaltig. Sie wollten einmal das Publikum vor der Aus⸗ beutung durch das Pfuscherthum schützen. Das Publikum sei aber selbst ein geeigneter und fähiger Richter über die Güte der Waaren, die das Handwerk liefere. Ob bezüglich des Baugewerbes ein Schutz des Publikums nothwendig sei, das sei eine diskutable Frage, sobald aus dem Baugewerbe selbst der Wunsch nach einer Prüfung vor einem Stagtskommissar geäußert werde. Ebensowenig könnten die Nationalliberalen an— erkennen, daß durch den Befähigungsnachweis eine gefährliche Kon⸗ kurrenz für den Handwerkerstand beseitigt werde. Die gefähr— lichste Konkurrenz für das Handperk, die Großindustrie, könne man dadurch nicht beseitigen, und gegen die Konkurrenz durch die Hausindustrie könnten und wollten sie nicht vorgehen, weil an derselben Tausende von geschickten Kräften betheiligt seien. Schließlich werde auf die erzieherische Bedeutung der Vorlage hingewiesen, durch welche der Handwerkerstand in seiner Ehre und seinem Selbstbewußtsein gehoben werden solle. Die freien Innungen begrüße seine Partei, mit Freude als geeignet, aus eigenem Willen die Ehre des Standes hochzuhalten, sie freue sich, auch über Einrichtungen zur Ueberwachung und Ausbildung der Lehrlinge, das seien aber die schätzbarsten Mittel der Selbsthülfe, und diese reiche aus; der Stand solle sich aus sich selbst heraus erheben. Der Befähigungsnachweis sei auch nicht nöthig, da heute so wie so Jeder über die „gewöhnlichen Arbeiten“ seines Ge— werbes, in denen er nach den Anträgen geprüft werden solle, hinaus geschickt sein müsse, um vorwärts zu kommen. Man habe ja auch die Fachschulen dazu. Das Kunsthandwerk stelle wahre , wer en, fertig, und daran arbeiteten lauter gelernte Handwerker. Sollten diese, wenn sie, sich selbst⸗ fändig machten, erst einer Prüfung in den „ge— wöhnlichen Arbeiten“ ihres Handwerks unterworfen werden, dann würden sie nur lachen, weil sie darüber längst hinaus seien. Die Zwangsinnungen seien hergenommen aus ganz anderen, veralteten Verhältnissen, die schon vor Jahrzehnten als nicht mehr brauchbar anerkannt seien. Ein wahrer Handwerkerfreund könne für diese Anträge nicht stimmen, sie würden dem Handwerker nur hinderlich sein auf dem rechten Wege der Selbsthülfe. Er freue sich, daß es Hrn. Ackermann nur auf die Kraftprobe der Abstimmung an⸗ lomme und daß er keine Kommissionsberathung wünsche. Die Rationalliberalen würden sich an einer solchen auch nicht be⸗ theiligen können, weil Neues in dieser Materie doch nicht mehr vorgebracht werden könne. Er bitte deshalb, die Kraftprobe nicht erst in der Kommission, sondern gleich im Plenum statt⸗ finden zu lassen. . .
Abg. Frohme: Der Abg. Metzner habe heute in sozial⸗ demokratlischer Art gegen das Kapital gewettert, welches das Handwerk bedrohe und zerstöre. Es scheine ihm aber dabei nur darauf angekommen zu sein, die Interessen des Hand⸗ werks mit einem Angriff auf den Kapitalismus zu decken. Das Handwerk leide allerdings. Aber er (Redner) verstehe nicht, wie man behaupten könne, daß die Einführung der Ge⸗
werbefreiheit der größte Fehler in unserem Jahrhundert gewesen
rr rn, , e
.
*
om , / 9 amm mm mm mam ö 2 * 2
;
2 — 2 — K