1888 / 319 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Der General⸗Lieutenant von Bergmann, bisher Inspecteur der Infanterie⸗Schulen, welcher Commandeur der 18. Division ernannt worden ist, hat sich zum Antritt der neuen Stellung nach Flensburg begeben.

Baden. Karlsruhe, 17. Dezember. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog ertheilte heute dem österreichischen Gesandten, Freiherrn von Herbert-Rathkeal, eine Antrittsaudienz zur Entgegennahme seiner Beglaubigungs⸗ schreiben. Die Großherzogin empfing den Gesandten sodann in Privataudienz.

Anhalt. Dessau, 18. Dezember. Die heute ausge⸗ gebene Nr. 794 der „Gesetz⸗Samm lung für das Herzog⸗ thum Anhalt“ veröffentlicht die der Gernrode⸗-Harzgero⸗ der Eisenbahngesellhschaft unterm 21. September d. J Höchst Landes herrlich ertheilte Konz ession zum Bau und Betrieb einer Zweigb ahn von Alexisbad über Silber— hütte und Lindenberg nach Güntersberge.

Lippe. Detmold, 16. Dezember. (Hann. Cour.) Die feierliche Eröffnung des Landtages fand gestern im Fürst⸗ lichen Residenzschlosse durch den Geheimen Qber⸗Regierungs⸗ Rath Steneberg statt. Die Thronxede verkündigt, daß die Thätigkeit des Landtages hauptsächlich durch den Etat der Landkasse für die Jahre 1889 und 1890 in Anspruch genommen werden wird. Der Etat gewähre im Allgemeinen das Bild eines gesunden Finanzzustandes; es sei zwar noch nicht zu bestimmen, ob die Rechnungen für 1889 und 1890 günstiger oder ungünstiger ausfallen würden als der Eiat; dies hänge davon ab, wie hoch die Zuschüsse aus der Reichskasse sich belaufen würden. Die Regierung trage dennoch kein Bedenken, eine Außerhebung⸗ setzung des Schulgeldes für die beiden untersten Steuer⸗ klassen zu propeniren, in der Erwartung, daß der entstehende Ausfall nöthigenfalls in dem Bestande des laufenden Jahres seine Deckung finden werde. Im Jahre 1889 gedenke die Regierung verschiedene Vorlagen, betreffend den Ausbau der Landesgesetzgebung zu machen. Eine Vorlage zur Sicherung und Erhaltung der Gren vermarkung, eine andere, die Benutzung der öffentlichen Flüsse betreffend, seien fertig gestellt. Mit dem innigsten Wunsche, daß die ge— meinsame Arbeit in der neuen Legislaturperiode die Wohl⸗ fahrt des Landes fördern werde, erklärte der Redner den Landtag im Auftrag des Fürsten für eröffnet. Landtags Präsident Dr. von Lengercke forderte sodann zu einem dreifachen Hoch auf den Landesherrn auf, in welches die anwesenden Abge⸗ ordneten begeistert einstimmten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Abendsitzung des Abgeordneten hauses wurde das Wehrgesetz in dritter Lesung mit 182 gegen 23 Stimmen angenommen, ferner wurde der Handels— vertrag mit der Schweiz nahezu einstimmig genehmigt. 19. Dezember. (W. T. B.) Eine russische mili⸗ tärische Deputation vom 33. Dragoner-Regiment, bestehend aus dem Oberst Witt, dem Oberst⸗Lieutenant Latevics und einem Unteroffizier, ist aus St. Petersburg hier ein⸗ getroffen. Dieselbe a. Abends die Reise nach Darmstadt sort, um daselbst der Leichenfeier für den Prinzen Alexander von Hessen beizuwohnen. est, 18. Dezember. (W. T. B.) Der Ausschuß des Unterhauses nahm die Vorlage, betreffend die Regu— lirung des „Eisernen Thores“, an, nachdem die Re— gierung dieselbe befürwortet und der Referent die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß auch die Regierungen der anderen Uferstaaten dem Werke jede ate n, Unterstützung ange⸗ deihen lassen würden, in derxzrichtigen Erkenntniß, daß mit der Vollendung der Regulirung eine günstigere Aera des Donau⸗ verkehrs beginnen werde.

Großbritannien und Irland. Lon don, 18. Dezember. (W. T. B.) Bei der heutigen Er satz wahl eines Unter⸗ haus-Mitgliedes für Colchester, an Stelle des ver— storbenen Trotter, wurde Lord Brooke (kons.) mit einer Majorität von 439 Stimmen gegen den von den Anhängern Gladstone's aufgestellten Kandidaten Gordon gewählt.

Frankreich. Paris, 18. Dezember. (W. T. B) Der Ministerrath beschäftigte sich heute Vormittag mit der Lage der Panama⸗Gesellschaft; später hatte der Just iz⸗Minist er eine Besprechung mit Mazeau, dem Präsidenten der Kom⸗ mission des Senats, welche mit der Vorberathung des Kon⸗ kursgesetzes beauftragt ist. Der Conseil⸗Präsident Floguet . da er an einer Erkältung leidet, dem Ministerrathe nicht bei.

Die Auswechselung der Ratifikationen der Suezkanal-Konvention hat gestern in Konstantinopel stattgefunden. .

Der Senat genehmigte heute das Gesetz, welches die Stadt Paris ermächtigt, die Kloakenwasser von Paris zu Be—⸗ rieselungszwecken in die Ebene von Achéres unterhalb des Waldes von Saint Germain abzuleiten.

(Köln. Ztg.) Die Deputirtenkamm er verwarf in ihrer gestrigen Sitzung mit 379 gegen 140 Stimmen den An—⸗ trag die fünfjährige Dienstzeit aufrecht zu erhalten.

Italien. Rom, 18. Dezember. (W. T. B.) Der Be⸗ richt des Ausschusses über außerordentliche mili— tärische Maßnahmen konstatirt, daß ungefähr die Hälfte der Ausgaben eine einfache Anticipirung der im Jahre 1885 votirten Kredite sei. Ueber die Verbesserung des Eisen⸗ bahnwesens habe der Minister der öffentlichen Arbeiten Saracco, eine Vorlage in Aussicht gestellt. Der Bericht empfiehlt die Annahme der Vorlage und hebt hervor: der Minister⸗Präsident Crispi habe in der Kommission zwar er⸗ klärt: der politische Horizont sei rein, und die Wolken, die ihn verdüstert shätten, zerstreuten sich; dennoch aber müßte die Regierung in den Zeiten des Friedens für die Vertheidi⸗ gung des Landes eifrig Vorsorge treffen.

Turin, 18. Dezember. (W. T. B.) Dem feierlichen Segrãbniß des Prinzen Eugen von Sa voyen— Carignan, welches heute stattfand, wohnten bei: Prinz Amadeus in Vertretung des Königs, die übrigen Prinzen des Königlichen Hauses, der Gesandte Portugals als Vertreter seines Souveräns, die Minister Crispi und Brin, die Präsi⸗ denten des Parlaments, und sämmtliche hohen Hof⸗ und Staats würdenträger. An dem feierlichen Leichenzuge nahmen gegen 49 Vereine Theil; alle Kalfläden waren geschlossen. Die Leiche wurde in dem Königlichen Mausoleum beigesetzt.

ien. Sofia, 17. Dejember. (Prag. Itg.) Die Sobranje sendete ein Beileids⸗Telegramm an den Prinzen Alexander von Battenberg.

Zeitungõstin men.

In einem Artikel Der Sklavenhandel vor dem Reichs⸗ tage“ führt die Hamburger Börsen⸗Halle“ aus: = Wir sind nicht geneigt, darauf zurückzukommen, daß auch wir Weiterungen in unserer Kolonialpolitik voransgesagt haben. Dag voraus zufehen, war kein besonderes Kunftstück; däs bisher vom Reich bezablte Lehrgeld ist auch in Anbetracht unserer noch geringen Erfah· rung in diesen Dingen und im Vergleich mit anderen Nationen nicht erbeblich. Worauf es jetzt allein ankommt, ist die Beantwortung der Fragen: ist das bisherige Verhalten der Regierung in kolonialpolitischer Beniehung ein vorsichtiges und vertrauenswerthes gewesen, und ferner: ist begrur dete Aussicht vorhanden, daß die jetzt aufjuwendenden Kasten in der =. einen wirthschaftlichen Vortheil bringen werden? Die erstere

age ist unbedingt zu bejaben; die Regierung hat die nötbige Vor⸗ sicht stets walten lassen und sich innerhalb der Grenzen des vom Feichskanzler aufgestellten Programms gehalten. Wenn nunmebr über dasselbe hinaus gegangen werden muß, so geschieht dies einerseits doch gleichfalls zur Veckung kaufmãnnischer Unternehmungen, anvdererseits ist die gesammte Situation in Ost ⸗Afrika zur Zeit derart, daß inter nationale und kolonialpolitische Momente zusammenwirken, um unserte Altion zu bestimmen. Auch ohne die geringste chauvinistische Anwandlung muß man sagen, daß wir obne Schaden für unser Ansehen die ostafrikanischen Besittzungen nicht aufgeben können; aber auch nicht ohne materiellen Schaden. Der Abg. Woermann hatte mit seinen Ausführungen über den wirthschaftlichen Nutzen der Aufhebung der Sklaverei in Afrika vollkommen Recht; seine auf Erfahrung gestützte Barstellung über die Arbeitskraft und Arbeitsfähigkeit der Neger zeigt, daß der körperlichen Befreiung der Schwarzen auch deren wirth⸗ schaftliche Freimachung folgen kann und folgen soll. Hier liegt einer der Kernpunkte der ganzen Angelegenheit, liegt die Möglichkeit, ja die Gewißheit eines erfreulichen Ausblicks in die Zukunft. Ist es den vereinten humanen Bemübungen Deutschlands, Englands und der sich ihnen anschließenden Mächte gelungen. die Sklavenjäger zur Aufgabe ibres schändlichen, unmenschlichen Gewerbes zu zwingen, dann sind die armen Neger im Innern überbaupt erst in der Lage, den Boden zu eigenem Vortbeil zu bearbeiten und sich ihrer Hände Arbeit zu freuen. ÜUnd dann wird der Handel, der älteste und größte Kultur träger, zu ihnen kommen und ihnen sehr bald das Ver ständniß dafür eröffnen, daß sie etwas erwerben und sich andere Genüsse und Bequem lichkeiten verschaffen können, wenn sie mehr anbauen und gewinnen, als sie selbst verbrauchen. ;

Das wird dann der Wendepunkt, an welchem mit der gesteigerten Bodenkultur größere Gesittung und dauernde Handelsvomerbindungen in Central -Afrika ibren Einzug halten werden. Was heute noch Vielen eine Last erscheint, unler Besitz in Oft, Afrika, wird alsdann sei es in 30, fei es in 50 Jahren die Dauer und Rentabilität unseres Antheils am afrikanischen Handel gewährleisten

Die „Wiesbadener Presse“ schreibt:

Das Deutsche Reich bat mit der Schweiz einen Zusatz vertrag zum Handelsvertrage von 1881 abgeschlossen, welcher in vergangener Woche vom Reichstag genehmigt worden ist. Dieser Zusaß vertrag ermäßigt eine Anzahl von Zollrositionen in den beiderseitigen Tarifen und findet eine Reihe von anderen Zöllen. Die Zollermäßigungen betreffen von der deutschen Ausfuhr in der Schweiz einen Werth von etwa 10 Millionen Francs, von der schweizerischen Einfuhr nach Deutschland ungefähr 13 Millionen Mark (Der Gesammtwerth der schweizerischen Einfuhr nach Deutschland ist auf 1564 Millionen, der der deutschen Ausfuhr in die Schweiz auf 157,8 Millionen für das Jahr 1887 festgestellt werden Die Vergnlassung zu diefer Revision des Vertrags von 1881 wéde Kääeitz im Jabrel 1386 von der Schwei; gegeben mit der Begründung, daß die Zollgesetzgebung des Reichs sich so zu Ungunsten der Schweiz geändert habe, daß die unveränderte Aufrechthaltung diejes Vertrags für die Schweiz nicht möglich sei. Dadurch war für Deutschland das Meistbegünstigungsrecht gefährdet, welches wir in der Schweiz baben und desfsen Verlängerung im Fall einer Kündigung des Vertrags von schweizerischer Seite mindestens in Frage gestellt erschien. Die bis zum Jahre 1892 laufenden Handels- verträge, welche die Schweiz mit Oesterreich ; Ungarn, mit Frankreich und Spanien hat, ermäßigen die schweizerischen Zölle Deutschland gegenüber nicht nur für Getreide und Vieh, sondern kommen der deutschen Einfuhr bei noch urgefähr 140 Posinionen des schweizerischen Generaljolltarifsß zu Gute. Lag daher das Zugeständniß von Zoll⸗ ermäßigungen, z. B. für Baumwollstickereien und Seide, vielleicht überwiegend im Interesse der Schweiz, so fand das deutsche Interesse seinen Ausgleich nicht nur in fast gleichwerthigen Zugeständnissen Sei⸗ tens der Eidgenossenschaft, sondern mehr noch in den für uns in Geltung verbleibenden Wirkungen des Meistbegünstigungerechts. Letztere treffen namentlich die Textil ⸗Industrie, Glas-, Leder-, Holz und Metallwaaren, die Papier und Kurzwaaren⸗Industrie.

Diesen Vortheilen gegenüber konnten die Seitens der Schwei verlangten Zugeständnisse unbedenklich auch von einer Handelspolitik gewährt werden, welche den Schuß der nationalen Arbeit auf ihre Fahne geschrieben und in der Fesibaltung dieses Programms so be⸗ deutende Erfolge erreicht hat. Mögen die Vortbeile des neuen e vertrags immerhin mehr der deutschen Ausfuhr als der Abwebr schweizerischer, allo fremder Einfuhr zu Gute kommen, der jetzt nahezu gleichwerthige Güteraustausch zwischen den beiden Ländern wird dadurch kaum irgendwie erheblich zu Gunsten oder Ungunsten des einen oder des anderen verschoben werden. Der Zusatz vertrag bat jedoch den Reichstag nicht obne Widerspruch passirt. Wie es im deutschen Naturell liegt, alle Fragen prinzipiell, dogma⸗ tisch und nicht den jeweiligen Verbältnifsen gemäß zu be⸗ handeln, so war auch dieser Zusatzvertrag von fressinniger, d. b. manchesterlicher Seite sofort als ein Bruch mit der bisherigen Handels politik gefeiert, dagegen vom Centrum aus eben diesem Grunde leb-⸗ haft kritisirt worden. Für diese Kritik bot allerdings die Herab⸗ setzung der Seidenzölle von 800 auf 600 M einen im Interesse der rheinischen Seidenindustrie und damit im Interesse der rhei⸗ nischen Centrumswahlen sehr nahe liegenden Anlaß, und der Hin weis der die Vorlage begleitenden Denkschrift, daß diese Ermäßi⸗ gungen für die Schweiz conditio sine qug non gewesen, erfuhr wohl gar den Einwand, daß das mächtige Deutsche Reich sich der artige Bedingungen von der Schweiz nicht hätte sftellen lassen dürfen. Aus eben derselben Denkschrift erhellt jedoch, daß das Reich eine ganze Reihe von Forderungen der Schweiz abgelehnt hatte, und schon die zweijährige Dauer der Verhandlungen beweist, daß dieselben keineswegs glatt verlaufen sind. Der Seidenzoll ist nur auf den Satz ermäßigt worden den er bis zum Jahre 1885 hatte, wo erst bei der driften Lesung der Zolltarifnovelle., um möglichst allen Wünschen gerecht zu werden, auch eine Erhöhung des Seiden⸗ zolls beschlossen wurde. Baumwollene Stickereien zahlten bis zum Jahre 1885 250 M6, wurden dann auf 350 M erhöht und sollen jetzt 360 M zahlen. Es besteht für diese ein sebr lebhafter Stickerei ⸗Veredelungs verkehr. Das Besticken der aus der Schweiß eingeführten baumwollenen Gewebe bildet in Süddeutschland und in Sachsen die Beschäftigung vieler ärmeren Familien, namentlich im Winter, wo anderer Verdienst häufig fehlt. Abgesehen von der Be⸗ unruhigung, welche durch Erlöschen des Vertrags somit in weite Kreise der Industrie getragen worden wäre, handelte es sich bei dieser theilweisen Rückkebr zum Zollsatz von 1885 um die Erhaltung alt gewohnter vertrags mäßiger Beziehungen zum Nachbarlande.

Die deutsche Zollpolitik hat Tarifoerträge keineswegs prinzipiell ausgeschlossen. Sie hat für ihr Handeln nur eine Richtschnur: das Interese unserer Industrie. Dieses Interesse sckließt einer über legenen Industrie gegenüber Tarifverträge aus, während es einem anderen Staat gegenüber sehr wohl einen Tarif vertrag wünschens

werth machen kann, welcher unserer Industrie die entsvrechend en ivalente gewährt. Politik sowobl wie Handelspolitik können Dogmen oder nach Schulmeinrngen gemacht werden, son . nnteressen, und so wenig wie bisher wird es in Zukunft für Deufschland um die Frage handeln dürfen: Schutzzoll politik oder Freibandelspolitik, sondern ein ach: Handelspolitik nach den jeweiligen praktischen Bedũrfnissen des Landes. In der „Leipziger eite ., heißt es In dem Rechenschafts 96. über die Handhabung des Soialisten · gesetzes, welcher im November d. J. dem Reichgtage nach dessen Zu⸗ sammentritt vorgelent worden ist, äußerte sich die Königlich sächsische Regierung dahin: -Die vielfach verzweigte, besonders auch durch eine mannigfache Vereinsgliederung bemerkbare Organisation der Partei zeigt sich übrigeng so planmäßig, einheitlich und zielbewußt, daß die Annahme, daß auch in zig, wie in allen größeren Centren, eine geregelte ö, beftebe, mehr und mehr Be⸗ stätigung findet. Die hier aufgestellte Annahme hat überraschend schnell vollen Beweis durch den am 15. d. M ror der IV. Straf- kammer des Landgerichts zu Leipzig verhandelten Prozeß gegen 13 Mitglieder der sozialdemokratischen Partei aus Leipzig und Umgebung, wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung, empfan⸗ gen, welcher mit der Verurtheilung von zwölf der Angeklagten zu Gefängnißstrafen von vier bis zehn Monaien endigte. Es ist durch diese Verhandlung klargestellt worden, daß die nächste Umgebung Leipzigs in sieben, Leipfig selbst in vier oder fünf Agitationsbezirke eingetbeilt ift, deren jeder einen Vertreter hat, den er zur Bezirks. versammlung?, wie die offizielle Bezeichnung für die periodisch zu⸗ sammentretende. natürlich streng geheim gehaltene Vereinigung der sämmtlichen Vertreter dieser Bezirte lautet, entsendet. Eine solche Be. zirkẽversammlung war es, die am 25. Oktober d. J. in Konnewitz ge⸗ iagt hatte, und deren Theilnebmer, alsbald verbaftet, jetzt zur Bestrafung gezogen worden sind. Aus der aufgefundenen Tagesordnung dieser Bezirks- versammlung ergab sich weiter, daß über dieser Vereinigung von Be— Bezirksvorstehern ein Ausschuß bestebt, der Anträge von der zirksversammlung entgegennimmt, und daß Gegenftand der Be- rathungen und Beschlußfafsungen der Bezirksversammlung vor Allem die Agitation bildet, Zwecks deren von den Bezirksvorstehern das Sammelwerk in ihren Bezirken eifrig betrieben und geleitet wird. Der Ausgang und die Ergebnisse dieses Prozesses werden den Siegesjubel, der seit dem freisprechenden Urtheile im Münchener Prozesse im sozialdemokratischen Lager herrscht, etwas berahstimmen. Ist doch dieser jüngste Prozeß besonders auch um deswillen eine zeitgemäße Antwort auf die frechen und gerade anläßlich des Mün—⸗ chener Prozesses wieder mit besonderem Nachdrucke aufgestellten Bebauptungen des Parteiorgans der sozialdemokratischen Partei. des Sozialdemokrat“, daß alle seither erfolgten Verurtheilungen von Sozialdemokraten wegen Gebeimbündelei nur durch meineidige Aus⸗ sagen von Polizeispitzeln und Polizeibeamten zu Stande gekommen, weil das Beweismaterial im vorliegenden Prozesse nicht auf Zeugenaussagen sich aufbaute, sondern in allem Wesentlichen, von den eigenen Angaben der Angeklagten abgesehen, in urkundlichem, von den Angeklagten selbst berrührendem Materiale vorlag. So konnte die Anklage vor Allem neben der erwähnten Tagesordnung und einem Antrage der Bezirksversammlung 2 Pläne der Stadt Leipzig und Umgegend mit den eingezeichneten und bezw. mit Zifferbezeichnungen versehenen Agitationsbezirken vorlegen, die im Besitz zweier der Angeklagten vorgefunden worden waren. Als be—⸗ sonders charakteristisch für diesen Projeß verdient aber der Umstand bervorgeboben zu werden, daß, während ja bekanntlich sowobl im Münchener als in dem kurz darauf in Düsseldorf verhandelten Se beimbhndeprozesse die Reichstagsabgeordneten Bebel und Singer, von den dortigen Angeklagten als Zeugen dafür, daß keine geheime Orgari ; sation innerbalb der sozialdemokratischen Partei bestehe, aufgerufen, vor Gericht erschienen und bekundeten, daß ihnen von solcher Organi⸗ sation nichts bekannt sei, diese oder andere Zeugen aus der Fraktion vor dem Leipziger Gericht nicht aufgerufen worden sind. Nicht als ob den hiesigen Angeklagten die Münchener und Düsseldorfer Vor gänge nicht bekannt gewesen wären; c wurde im Gegentheil von dem Einen oder Anderen der Leipziger Angeklagten sogar auf das Münchener Zeugniß jener Abgeordneten hingewiesen. Aber dem hier vorliegenden Beweismaterial gegenüber hatte man einfach nicht gewagt, auf jene Zeugnisse zurückzukommen; denn weder nach dem jetzigen Stande der parlamentarischen Arbeiten noch nach der Lage des Aufentzaltsorts jener beiden Abgeordneten bestand irgend welches Hinderniß, auch bier ihr Zeugniß aufzurufen. Im NUebrigen dürfte, da durch den Leipziger Prozeß doch wohl auch die genannten beiden Abgeordneten Kenntniß von dem tbatsächlichen Bestehen von gebeimen Organisationen innerhalb der sozialdemokratischen Partei erlangen werden, der Leipiiger Prozeß die weitere Folge haben, daß auch in

späteren Prozessen wegen Geheimbündelei gegen Angehörige der sozial⸗

demokratischen Partei das Zeugniß der beiden Reichstags · Abgeordneten nicht mehr zu verwerthen sein wird.

Marine Verordnungs⸗ Blatt. Nr. 27. Inbalt: Meldung nach Berlin beurlaubter Offiziere. Hafenordnung für Handelsschiffe und Fahrzeuge (in Wilhelmshaven). Strafstatistit. Allgemeine Unkgsten. = Unterseeische Telegraphenkabel. Werft dienstordnung. Seedienstzeit. Instruktion. betreffend das Ver— fabren bei Anmeldung und Prüfung von Versorgungsansprüchen :(. Eil und Schnellzüge. Personalveränderungen. Benach⸗ richtigungen.

Etatistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits amts sind in der Zeit vom 2. bis 8. Dezember ct. von je 1000 Bewohnern, guf den Jahresdurchschnitt berechnet, als

estorben gemeldet; in Berlin 18.5, in Breslau 26,9, in Königs * 23,9, in Köln 25.1, in Frankfurt a. M. 17,2, in Wiesbaden 114955, in Hannover 11,1, in Rassel 19,4, in Magdeburg 21,3, in Stettin 21,5, in Altona 20.0, in Straßburg 21.5, in Metz 276, in München 26,5, in Nürnberg 22,0. in Augsburg 32.0, in Dresden 20,1 in Leipzig 15,2, in Stuttgart 1722, in Karlsruhe in Braun schweig 16.7“, in Hamburg 273. in Wien 23.2, in Pest 27,7, in Prag 32,8, in Triest 24,57, in Krakau 3136, in Amsterdam 22.2, in Brüssel 25,5, in Paris 21,ů7. in Basel in London 1738, in Glasgow 20,9. in Liverpool 23,5, in Dublin 27,9, in Edinburg 15, „, in Kopenhagen 172, in Siockbolm 185, in Christiania 21,1. in St. Petersburg 25.7, in Warschau 28,1, in Odessa 18,6, in Turin 23.3, in Rom 27,2, in Venedig 24,2, in Alexandria 404 Ferner in der Zeit vom 11. bis 17. November cr. in New Jork 21.9. in Philadelphia 18,2, in Baltimore 16,ö', in Bombay 22.5, in Kal⸗ kutta =, in Madras 335, .. .

Die Sterblichkeits verhältnisse waren in der Berichts woche in den meisten Großstädten Europas günstigere als in der Vorwoche und wurden auch aus vielen Orten, besonders aus deutschen Städten, sehr kleine Sterblichkeit ziffern gemeldet. So erreichte die Sterblichkeits⸗ ziffer in Hannover, Krefeld. Würzburg, Erfurt, Aachen, Mainz, Barmen, Potsdam, Görlitz. Mulhausen i. E., Charlottenburg ö a. O. kaum die Höhe von 150 (pro Mille und Jahr berechnet). Günstig (bis 299 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit auch in Berlin, Leipzig. Ffankfurt a. M.. Wier⸗= baden, Bremen, Stuttgart, Altona, Elberfeld / Braunschweig, Kassel, Darmftadt, Mannheim. London, Kopenbagen,. Cdinburg, Stockholm, Odessa u. a. Auch in Dresden, Straßburg. Magdeburg, Stettin, Parie, Glasgow, Christlanig n. a. S. war die Sterblichkeit eine mäßig bebe (etwas über 20.0 pr. M.). Hohe Sterblichkeitsziffern (uber 35,0 pr. M.) werden aus keiner deutschen Stadt gemeldet Unter den Todesursachen kamen Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder im Ganzen

Von den Infeltions krankheiten Fusten wen *. Scharlach, Dixhiherie und tphöse Fieber etwas mebr

—— zum Vorschein als in der Vorwoche; nur in Hamburg, reslau und London war die Zabl der durch sie bedingten Sterbefälle cĩne öè— . Der Antheil des Säuglingealters an der Gesammt sterblichteit war guch im Allgemeinen ein kleinerer als in der Vor woche. Von j 10 Ce Lebenden starben, aufg Jabr berechnet, in Berlin 57, in München 78 Säuglinge Desgleichen führten akute Entꝛündungen der Athmungtorgane im Allgemeinen seltener zum Tode. haben Pocken. Scharlach und Keuch⸗

Todeefãlle hervorgerufen. So führten Masern in Köln. Magde rurg, Amsterdam, Prag. Brüssel, Paris. Lirerpool, in den Vororten Biens Faufiger zum Tode, während in Berlin. Und Sondon die Zahl der Sterbefälle abnabm und in München die gleiche blieb. Auch Eikran⸗ kungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in größerer Zahl mitgetheilt. Das Scharlachfieber bat in Hamburg. Danzig. Pest, Prag weniger, dagegen in St. Petersburg und Warschau mehr Todesfälle veranlaßt. Neue Erkrankungen haben in Berlin, Breslau, Koyenbagen abgenommen, in Hamburg, Nürn⸗ berg, Wien, St Petersburg blieb die Zabl fast die gleich bohe wie in der Vorwoche. Die Sterblichkeit an Dip hiberie und Group war in Berlin, Hamburg. Müncken, Dresden, Breslau, Frankfurt a. M., Halle, Nürnberg. Stettin, Elberfeld, Amsterdam, in den Vororten Wiens, ferner in Pest, Prag, Paris, St. Petere⸗ burg, Warschau eine gesteigerte, dagegen in Dannover, Leirzig. Danzig, Düsseldorf, London, Christiania, Stockbolm eine ver- mirderte, in Braunschweig und Wien die gleich bobe wie in der vorhergegangenen Woche. Erkrankungen haben in den meisten Orten zugenommen, nur in Berlin, Hannover, Wien war die gemeldete Zabl derselben eine kleinere. Sterbefälle an Unter⸗ leibstvyphus waren in Hamburg, Pest und London vermehrt, in Paris und St. Petersburg vermindert. Neue Erkrankungen wurden aus Berlin, Hamburg, Pest und St. Petersburg in wenig gesteigerter Zabl gemeldet. An Flecktyphus kam aus Krakau und London je J Todesfall, aus Edinburg und St. Petersburg je 1 Erkrankung zur Anzeige. An epidemischer Genickstarre wird aus Kiel Todesfall, aus Kopenhagen 1 Erkrankung berichtet. Der Keuch= busten führte in London und Liverpool seltener zum Tode. Er— krankungen waren in Hamburg, Nürnberg, Kopenhagen gesteigert. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen in Wien zahlreich zur Anzeige. Aus Zwickau und London wird je 1 Toder fall an Tollwuth mitgetheilt. An Pocken kamen aus Krakau 1, aus Triest 3, aus Paris 4, aus Warschau 5, aus Prag 14 Todesfälle, ferner aus Nurnberg 1, aus Breslau 2 aus St. , s, aus Pest 8 Erkrankungen zur Berichterstattung.

er Gesundheitszustand in Berlin war in der Berichtswoche im Allgemeinen ein günstiger, die Sterblichkeit sogar eine geringere als in der Vorwoche. Von den Erkrarkangsursachen kamen besenders akute Entzündungen der Athmungsorgane in großer Zahl zur ärzt⸗ lichen Beobachtung, doch in den überwiegend meisten Fällen mit mildem Verlaufe. Dagegen zeigten sich Darmkatarrbe der Kinder und Brechdurchfälle seltener, auch war die Teilnahme des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit eine geringere als in der vorhergegangenen Woche. Von den Infektionskrankbeiten haben nur Masern größere Ausdehnung gefunden und zeigten sich in den meisten Stadtteilen nicht selten, am bäufigsten jedoch in der Schöneberger und Oranien burger Vorstadt, im Stralauer Viertel und auf dem Wedding. Er⸗ krankungen an Scharlach und Diphtherie kamen seltener zur Anzeige, erstere traten zumeist in der Friedrichstadt und in der Rosenthaler Vorstadt, letztete im Stralauer Viertel und in der Königstadt zum Vorschein. Erkrankungen an tyrhösen Fiebern blieben in beschränkter Zabl, desgleichen rosenartige Erkrankungen des Zellgewebes der Haut. Emas seltener kamen auch Erkrankungen im Wochenbett, sowie Erkrankungen an Keuchhusten, welch 16 nur in 5 Fällen tödtlich endeten, zur ärztlichen Beobachtung. Von rhtumatischen Be⸗ schwerden aller Art gelangten besonders akute Gelenkrhenmatismen in gesteigerter Zahl zur ärztlichen Be handlung.

Die Zwangserzieb ung in Preußen 1888. (Stat. Corr) Bis Ende März 1888 waren in Preußen auf Grund des Gesetzes vom 13. März 1875 im Ganzen 13 932 Kinder, 14182 oder 128,0 mehr als im Vorjahre, in Zwangserziebung untergebracht, von denen nach Abgang der Entlassenen, Verstorbenen u. s. w. noch 10756 in derselben verblieben, und zwar in den Kommunalrerbänden Schlesien 1871, Rheinland 1156, Sachsen 923, Brandenburg 904, Hannover S862, Pommern 779, Ostpreußen 718, Reg. Bez. Kassel 693, West⸗ falen 610, Posen 536, Schleswig⸗Holstein 506, Westpreußen 447, Berlin 388, Reg Bez. Wiesbaden 343, Lauenburg 9 und Hohenzollern 5. Wie schon kei der Waisenpflege die Beobachtung gemacht ist, daß im Osten weniger leicht Familien gefunden werden, welche zur Aufnahme von Pfleglingen willig und geeignet sind, so im Allgemeinen anscheinend auch bei der Zwangserziehung. Während nämlich im ganzen Staat von jenen 10 756 Zwangszöglingen 5688, also die 6. Hälfte, in Familien untergebracht waren, überwog in den sieben öftlichen Pro rinzen mit Autfnabme von Posen die Anstaltspflege bedeutend; die übrigen Landestheile nebst Berlin, jedoch mit Ausschluß von Westfalen, neigen mehr zur Familienrflege, am meisten Schleswig ⸗Holstein, wo von 466 Zwangszöglingen nur 45 sich in Anstalten befanden. Ebenso haben von den zur Handhabung des Zwangserziehungswesens berufenen Ver⸗ bänden nur einige der östlichen, namlich Westpreußen, Berlin, Brandenburg, Schlesien und Sachsen, eine nennenswertbe Zahl von Zöglingen in eigenen Anstalten untergebracht; im Ganzen waren nur 9 Kinder staatlichen, 837 kommunalen, dagegen 4142 pri— vaten Anstalten übergeben. Begreiflicher Weise stellen sich auch die Kosten der Familienerziebhung durchweg geringer als diejenigen der Anstaltes erziehung; die ersteren schwankten fur Zögling und Jahr von So in Westfalen und 102 M in Hannover bis zu 192,21 4 in Rheinland und 212570 M in Berlin, die letzteren von 143,40 * in Hohenzollern und 148,859 M in Ostpreußen bis ju 298. 59 Æ in Berlin, 300 M in Hannover und 360 41 in Lauenburg. Die Ge⸗ sammttosten der Zwanggerziehung betrugen im letzten Jahre 1464062 M, seit dem Inkrafttreten dieler Einrichtung überhaupt 3ols 839 6, welche, der Vorschrift des §. 12 Abs. 2 zes Geletzes rom 13. März 1878 entsprechend, ziemlich genau zu gleichen Theilen dem Staat und den bezeichneten Kommunalverbänden zur Laft fielen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das neueste Er gänzungsheft, Nr. 92, zu Dr. A. Peter mann's Mittheilungen aus Justus Perthes“ Geograpßifcher Anstalt Gotha, Justus Perthes) publizirt den ersten Bericht von Dr. W. Junker über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen in Central -Afrika. Der Forscher schildert darin zu2 nächst die Hydrographie, die Orographie und Bodengestaltung und die Gthnographie des von ibm in den Jahren 1577778 und 1880 - 85 bereisten elle Makua · Gebiets, worauf am Schluß die von ihm und Dr Emin ; Pascha vorgenommenen Höhenbestimmungen und gesammelten meteoro · logischen Beobachtungen mitgetheilt werden. Das Hest ist mit zwei großen Karten ausgestattet. Die zweite Hälfte mit Titelblatt. In⸗ baltsverzeichniß, der Fortfetzung der Abhandlung ron Dr. Schmodt, einem Memoire von Br. Hassenstein und zwei weiteren Karten soll zu Anfang deg nächsten Jabres folgen. . .

-Tabellarische Uebersicht, betreffend die in Gemãßheit der Preußischen landes · und Deutschen reichsgesetzlichen Bestimmungen an öffentliche Beamte und Militär- Personen zu zahlenden Reisekosten, Tagegelder und Umiug skoften.“ Unter Berücksichtigung der Gebühren Ordnung für Zeugen und Sachver ständige v. 30. 6. 78 und derjenigen gesetzlicken ꝛc. Bestimmungen, welche neben den in der tabellarischen Uebersicht angezogenen geschäft⸗ liche Beachtung verdienen, nach amtlichen Quellen zusammengestellt bon Henke, Gerichts ⸗Assistent. Zweite Auflage. Charlotten - burg, im Selbfwerlage deg Verfasferg, 1885. [Preis bei direltem

uge; 2 70 3, im Buchhandel 3 Diese zweite Auflage der Schrift ift durch diejenigen Gesetze und Verordnungen erweitert, welche in der Praxis bei Bebandlung der in Rede stehenden Gebühren ꝛc. Beachtung verdienen. ;

Taschen⸗Kalender 13889 zum Gebrauch bei Hand⸗ babung der Unfall- und Kranken versicherungggesetze ö und , ,, , Vertrauensmänner, Mitglieder der Entschädigungs-⸗Feststellungs⸗-Kom— missionen, Genossenschafts. ꝛc. Begmte), Schieds ˖ gerichte, Krankenkassenvorstände, Aerzte, Rechts- anwälte u. s. w. Nach amtlichen Quellen jusammengestellt und berausgegeben von Buschmann und Götze, eypedirenden Sekretãren im Reichs- Versicherungkamt. Berlin, Verlag der Liebel'schen Buch bandlung (6W. Dessauerstraße 12) Durch diesen in erster Auflage rorliegenden Taschenkalender, welcher unter Berũcsichtigung aller Veränderungen und weiteren Entscheidungen des Reichs ⸗Versicherungs⸗ amts alljährlich nen erscheinen soll, finden die gesammten, auf dem Gebiet der sozialpolitijchen Gesetzgebung. geschaffenen bebörd lichen und beruft genossenschaftlichen Organisationen eine übersichtliche Darstellung und die einschlägigen Gesetze, Ausführungsbestim⸗ mungen und Bekanntmachungen 2c. eine jweckentsprechende Zu⸗ sammenstellung jür den Hausgebrauch; denn derselbe bringt in seinem ersten Theil neben dem durch eine Uebersicht der für die Bezüge der Verletzten so wichtigen Anfangstage der 5. und 14. Woche erweiterten Kalendarium zunchst eine Genealogie, Regententafel und allgemeine statistische Notizen. während in dem zweiten Theil An⸗ gaben über Einrichtung der Reichsbebörden, insbesondere aber um- fassend: Uebersichten von der zur Zeit bestehenden d,, , . lichen —Organisation ꝛ. entbalten sind. Im dritten Theil sind die seither ergangenen Krankenversicherungsgesetzꝛ sowie Notizen über die auf diesem Gebiete in Betracht kommenden Behörden und Aueführungsverordnungen 2c. zum Abdruck gebracht. Der vierte Theil enthält die sämmtlichen, unter Beobachtung einer ganz besondern Sorgfalt nach dem Urtert abgedruckten Reichs-Unfallver sicherungẽgesetze, welche auf Grund der bis Ende Juni 1838 veröffent- lichten Bescheide und Beschlüfse ꝛc. des Reichs ⸗Versicherungsamts in der Weise erläutert sind, daß bei den einzelnen Gesetzesparagraphen unter Hinweis auf die betreffenden Seiten und Ziffern der „Amtlichen Nachrichten“ der wesentliche Inhalt der bezüzlichen Entscheidungen ꝛc. in kurzer und verständlicher Faffung wiedergegeben wird. Der fünfte Theil bringt das Gesetz, betreffend die Verbindlichkeit zum Schadenersatz (Haftpflichtgesetz, vom 7. Juni 1871; der sechste Ver⸗ schiedenes, u. a. Formulare für die Anmeldung zur Unfallversicherung bezw. für die Unfallanzeigen, Rentenversickerungs Tabelle ꝛc.; der siebente ein Sachregister und endlich der achte eine Nachweisung der ortsüblichen Tagelßbne und die Bekanntmachung, betreffend den Durchschnittsbetrag des monatlichen Lobns (Heuer) 2c. für die zur Besatzung deutscher Seefabrzeuge gehörenden Personen.

Sammlung gemeinnütziger Vorträge. Herausgegeben vom Deutschen Verein jur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Nr. 133. Die neueste Nummer dieser Sammlung enthält einen von Carl Maria Hergel, Sekretär des deutschen landwirth schaftlichen Centralverbandes für Böhmen in Prag, gehaltenen Vor trag über Die Commassation oder die Zusammenlegung der Grundstücke“.

Vom 1. Januar 1889 ab wird der vierteljäbrliche Bezugs preis des Dresdner Journals von 4 Æ 50 3 auf 2 4. 30 g bei freier Zusendung ins Haus herabgesetzt, dagegen beim Beuge durch die Post innerbalb des Deutschen Reichs auf 3 seinschließlich der Postgebühr) festgestellt. Mit dieser Ermäßigung soll Rechnung getragen werden dem Bedürfniß nach einem billigen politischen Abendblatt für die Residenzstadt Driesden bejw. für die jenigen Stätte und Ortschaften des Königreichs Sachsen (wie z. B. Bilchofswerda, Bauten,. Arnsdorf, Kamenz, Pulsnitz, Radeberg, Meißen, die Lößnitz ⸗Ortschaften, Freiberg und bezebentlich Chemnitz 2c), welchen das Blatt vermöge der günstigen Eisenbabnverbindung noch am Abend des Ausgabetages zugängig gemacht werden kann. Insbesondere bat zu dieser Maßnabme der vielfach laut gewordene Wunsch geführt, den Bezug des Dresdner Journals auch weiteren Kreisen zu erleichtern. Ungeachtet der bedeutenden Preisherabsetzung wird übrigens der Inhalt des Dresdner Journals“ an Umfang in . Weise eingeschränkt, sondern nach Moglichkeit noch erweitert werden.

Die Nr. 50 von Schorer's Familienblatt« (red. von Dr. Franz Hirsch, Berlin) kat folgenden Inhalt: Stille Nacht. Ein Reif im Frühling. Novelle von Emil Marriot. (Schluß.) Die Frau Rechtsanwalt. Roman ron O. Gayer. (10. Fortsetzung) Zur Geschichte des Weihnachts baums. Von Paulus Cassel. O du schöne Weihnachtszeit. Mit 8 Original zeichnungen von W. Gause. Des Onkels Rache. Eine Weib⸗ nacht geschichte Von Viktor Band. (Schluß) Das Weihnachts- gewitter. Von Gerhard von Amyntor. Plauderecke. Kunstblätter: Anita. Nach dem Gemälde von E von Blaas. Christmarkt in München. Originaljeichnung von P. F. Messerschmitt. Beilage.

München, 18. Dezember. (W. T. B.) Der Direktor des Allgemeinen Reichs Archivs, Geheime Rath Dr. von Löber, ist in den Ruhestand versetzt und zu seinem Nachfolger der Geheime Rath von Roginger ernannt worden; der Üniversitäts = Professor Dr. von Brunn ist zum Direkior der Glyptothek und der Konservator Freiherr Heinrich Pech mann zum Direktor der neuen Pinakothek ernannt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Central; Moorkommission, ist am Montag im Sitzungssgale des Ministeriums für Landwirthschaft ꝛc. zu ihren dies jährigen Beratbungen zusammengetteten.

Zeitschrift für Forst« und Jagd wesen. * lei Organ für forstliches Versuchswesen. Herausgegeben in Verbindung mit den Lehrern der Forst⸗Akademie zu Eberswalde, sowie nach amt— lichen Mittheilungen von Dr. jar. B. Da ncke lm ann, Königl. preuß. Ober · Forstmeister und Direktor der Forst⸗Akademie zu Eberswalde. 20. Jahrgang. 1888. Berlin. Verlag von Julius Springer. (Pr. halbjährlich 2 *) Das vorliegende zwölfte Heft Dezember) enhält an Abhandlungen: Ausgelassene Fichtensaatkãmpe. Von Ober ˖Forstrath Rauch in Gotha. Die Geschichte des Eberswalder Stadtforstes. Ein Beitrag zur Geschichte der Städte waldungen. Von Prof. Dr. Schwappach. Die Zeit des Abfalles der Fichtenstreu. Von Ramann in Eberswalde. Bodentemperatur im Freien und im Buchenwalde nach den Beobachtungen der Station Melkerei im Elsaß . Von Dr. Schu bert in Eberswalde. An Mittheilungen: ‚Versammlung es Vereins deutscher forstlicher Versfuchsanstalten vom 31. August bis J. September 1888. Von Prof. Dr. Schwappach. Die 21. Versammlung Thüringer Fr nn zu Elgersburg am 23.— 25. September 1888. Von H. Matthes, Großh. S. Forstassi stent zu Cisenach. Abschiedsfeier für den Forftmeister Bando am 28. Oktober 1885... Aus den Sitzungen des Königlich preu⸗ ßischen Landes Oekonomie Kollegiums vom 14. und 15. November 1888. Gesetzliche Regelung des Fischerei Rechts.. Von Ober⸗Forst⸗ meister Or. Dan ckelmann. „Forft⸗ und jagdzoologische be⸗ merkenswerthe e ,. während des Jahres 1888. Von Prof. Dr Altum. „Sterbekasse für das deutsche 6 Von Schwarz, Oberförster. Dem Dezemberbeft liegen bei: 9. , . .

en ationen. Herausgegeben von Prof. Dr. A. Můttrich. IC. September 1888.

Der soeben von der Verlag sbuchhandlung von Paul Parey in Berlin 8wW., Wilhelmstraße 32, versandte Katalog ent- y Werke, welche der Beachtung der Föͤrfter und Jäger

erth find.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantãnemesen.

Niederlande.

Durch eine in dem Nederland ' sche Staats Courant? veröffent- lichte Verfügung des Königlich niederlaͤndischen Ministers des Innern

rom 11. Dezember 1888 it Santa Cruz de Palma (Insel Palma) für vom gelben Fie ber verseucht erklärt worden.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 16. Dezember. (Wollber icht d. Centrbl. f. d. Text. Ind.) Die im letzten Bericht erwähnte Kammgarnspinnerei entnahm dem biesigen Lager ca. S00 Ctr. Mecklenburger und Vorpommern um 130 Æ; auch Hinterpommern in einem Quantum von mehreren hundert Centnern über Mitte der 40er Thaler sind für Kammzwecke aus dem Markt genommen worden. Das Geschäft mit Fabrikanten war ruhig; zu festen Preisen dürften mehrere hundert Centner nach der Mark und Lausitz abgesetzt worden sein. Trotz der starken Ver⸗ käufe der letzten Zeit bietet das biesige Lager noch eine gute Auswabl sowobl in Kamm, wie in Stoffwollen. In feinen edel gezüchteten Tuchwollen, posener und volnischen Ursprungs, war der Absatz be⸗ schränkt und sind in Folge dessen die Bestãnde etwas größer als sonst um diese Jahreszeit.

Die Continental. Telegraphen- Compagnie (Wolff'sches Bureau) zablt für 1857,E 88 12.2 90 Dividende gleich 61 4 ver Attie.

Die „Rhein.“ Westf. Ztg. berichtet vom rheiniich⸗ westfälischen Metallmarkt: Die Besserung auf dem rheinisch ˖ weftfälischen Eisenmarkt hat im Verlauf der letzten Woche, wenigstens sofern die Nachfrage in Betracht kommt, weitere Fort⸗ schritte gemacht, namentlich ist Roheisen in 5 Zeit lebhafter be⸗ gebrt. Eine Umschau auf den aueländischen Märkten giebt ebenfalls ein befriedigendes Bild. Die Eisenerzförderung ist im Naffauischen und im Siegerlande unausgesetzt außerordentlich lebhaft; die Gruben können dem Bedarf kaum völlig genügen, so daß auch die Bezüge von ausländischen Erzen noch fortwährend andauern. Die Preise behaupten sich fest, haben aber seit dem letzten Bericht nicht oder ganz unwesentlich angezogen Für R oheisen hat sich die Nach frage erbeblich lebbafter gestaltet und auch die Preise baben durch⸗ gängig steigende Tendenz und sind dabei außerordentlich fest. Zur weiteren Festigung des Markts wird die erfreuliche Statistik des rbei⸗ nisch⸗westsalischen Robeisens beitragen, welche im November in allen Sorten eine Abnahme zeigt. Die Lagervortäthe haben im Ganzen, soweit aus den vorliegenden Ziffern ersichtlich um 8 3000 t abgenommen. Die Produktion bat im November 109 400 t betragen. Die rege Beschäftigung der Stahlwerke bat dem Geschäft in Sriegeleisen einen weiteren Anstoß gegeben; die inländische Nachfrage ist daber eine sebr lebhafte, und auch vom Ausland her scheint dieselbe sich in letzter Zeit besser gestalten zu wollen. Die Preise sind infolgedessen wieder etwas in die Höbe gegangen. Merklich lebhafter ist auch die Nach frage nach Puddelrobeisen sowobl im Siegerlande wie in unserm Bezirk. Die Käufer treten jetzt mit größeren Aufträgen an den Markt. Die Hütten sind jedoch selten gewillt, sich über das erste Quartal binaus zu verpflichten, während sie für dieses ibre Produktion zum größten Theil verschloßen baben. Im Siegerlande sind die Preise unverändert, aber fest geblieben. In den übrigen Roh eisensorten, namentlich für Gießerei-⸗Robeisen und Thbomas⸗ eisen, ist die Nachfrage ebenfalls reger geworden. In Bessemer-⸗ eisen ist zwar auch eine geringe Belebung bemerkbar, doch ist der Absatz in dieser Sorte nach wie vor ein schleyvender. Die Preise sind unverändert. Ueber die Lage des Stabeisengeschäfts läßt sich nichts wesentlich Neues berichten; das Geschäft verharrt in rubiger Entwicklung bei gleichbleibenden Preisen. Die Form eisen⸗ waljwerke sind gegenwärtig, namentlich in Trägern, weniger be— schäftigt; in Folge der immer mehr und mehr bei Bauten zur Ver wendung kommenden Eisenkonstruktion haben sich verschiedene Werke auf die Erzeugung von Trägern geworfen und die Errichtung neuer Waljenstraßzen und ganzer Werke stebt bevor, so daß man nicht mit Unrecht für diesen Artikel eine Zuvielerzeugung befürchtet. Für Bandeisen ist die Nachfrage im Inlande neuerdings wieder i bafter geworden, doch sind die Preise noch fortgesetzt gedrückt, so daß von Nutzen auf Seiten der Bandeisenwerke um so weniger die Rede sein kann, als die Preise der Rohmaterialien fortwährend steigen. In Srobblechen sind die Werke bei lohnenden Preisen rege beschäftigt. Die Statistik des Grobblechverbandes ergiebt für den November ein ziemlich günstiges Resultat. Der Absatz ist im verflossenen Monat nahezu derselbe geblieben wie im Oktober, nämlich rund 11 309 t, während die Erzeugung im November sich noch etwas vermehrt hat. Die Lage der Feinblechwalzwerke läßt noch immer zu wünschen übrig und das Geschäft ist, da sich die Puddelrobeisenpreise erböbt

haben, obne daß die Preise fär Feinbleche gefolgt sind, weniger lobnend geworden. Wal; drabt ist noch immer vernachlässigt, doch scheint sich das Geschäft in der letzten Zeit auch für diesen Artikel etwas belebt zu baben. Die Maschinenfabriken und Eisen⸗ gießereien sind fast obne Ausnabme lebhaft beschäftigt; dasselbe gilt aach von den Babnwagenfabriken.

. Ueber die Zolleinnahmen in Oesterreich⸗Ungarn tbeilt die Wien. Ztg. mit: Im oͤsterreichisch⸗ungarischen Zollgebiet sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres an Zöllen und Nebengebühren tbatsächlich eingegangen, und zwar: 14 285 790 Fl. in Gold, 16114841 Fl. in Silber und 153 237 Fl. in Bankvaluta, gegen 12 0918 8564 FI. in Gold, 18 150 149 Fl. in Silber und 147962 Fl. in Bankvaluta in der gleichen Periode des Vorjahres. Von den heuer eingegangenen Summen entfallen auf Desterreich 12162 176 Fl. in Gold, 14 128 662 Fl. in Silber und 132 5852 F. in Bankvaluta; auf Ungarn 2 073 001 Fl. in Gold, 1 357293 Fl. in Silber und 18 968 Fl. in Bankvaluta. Die restlichen Beträge wurden in Bosnien und der Herzegowina eingezablt.

Lon don, 18. Dezember. (W. T. B.) An der Küste? Weizen ladung en angeboten.

Manchester, 18. Dejember. (W. T. B.) 121 Water Taylor 61, 30r Water Tavlor 8, 20 Water Leigb 75, 30r Water Clavton 83, 32 Mock Brooke SI, 40r Mavoll 9, 40r Medio Wilkinson 16, 32x Warrcoyps Lees St, 36 Warpcops Rowland 84, 40r Double Weston gz, 50r Double courante Qualität 123, 32. 116 vds 18 X16 grey Printers aus 32 46 168. Fest.

Konstantinepel, 19. Dejember. (W. T. B.) Die Einnahmen der türkischen Tabackregie⸗Gesellschaft im Monat No⸗ vember betrugen 13 400 000 Piaster gegen 13 100 020 Piaster im gleichen Monat des Vorjahres.

New: York, 7. Dezember. (New ⸗Jorker Hdls-Ztg.) Die Berichte über das legitime Geschäft in dieser Woche lauten aus allen Theilen der Union durchaus befriedigend, eine Erscheinung, die wobl in erster Linie auf das günstige Wetter zurückjufübren ist, wo⸗ durch der schnellen Manipulirung der noch übrigen Theile der Ernten wesentlicher Vorschub geleiftet wird. Besonders erfreuliche Meldungen kommen aus dem Süden, wo das Gelbfieber nunmebr tbatsächlich se gut wie erloschen ist: selbstverständlich wird bierdurch dem legitimen Verkehr ein neuer Antrieb verlieben Der Export der Union bat sich, im Allgemeinen genommen, etwa auf der Höhe der Vorwoche gebalten. Am New. Yorker Platze speziell macht die beranrückende Feiertagszeit ibre Rechte mebr und mebr geltend, und sowobl Kommissionsbäuser als auch Händler sind gut beschäftigt Am Waaren⸗ und Pro—⸗ duktenmarkt hatte sich für Weijen und Kaffee an einigen Tagen eine ziemliche Aufregung kundgegeben; im Uebrigen ift jedoch das Geschäft in ruhiger aber zuftiedenflellender Weise verlaufen. Was Weizen betrifft, so war darin im Westen wie bier die Spekalation außerordentlich tbätig: es gelang, starke Preisschwankungen ber⸗ vorzurufen, ohne jedoch dem Markt eine entschiedene Rich⸗ tung geben zu können, und die Stimmung war zum Schluß eine matte. Mais wurde stark fär den Export genommen. Die Aufregung in Kaffee, d. i. in Brasilserten, ift den von Rio Janeiro gemeldeten Schätzungen der kommenden Ernte 2 Millionen Sack weniger als in den Vorjahren zuzuschreiben, wobei zu berück- sichtigen, daß die sichtbaren Vorräthe über eine Million Sack kleiner als im vorigen Jahre sind. Die Preise zeigen eine bedeutende Steigerung und scheinen noch weiter höher gehen zu wollen. In

Baum wolle ist das Geschäft wieder sebr rubig verlaufen, obwobl Termine langsam etwas höher gingen. Am Metallmarkt batte Zinn.,