1889 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

An m erk ug Die Namensunterschtiften der Mitglieder der kreitständischen Anleihe⸗Kommission können mit Lettern oder Faesimile · empeln gedruckt werden; doch muß jede Anweisung mit der eigen« ndigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten verfehen werden. Die Anmeisung ist zum Unterschied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

ter Zinsschein. ter Zinsschein.

Anweisung.

Minist erium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer am Gymnasium zu Neuß, Dr. Karl Windheuser ist das Prädikat „Profesfor“ beigelegt worden.

Ministerium des Innern.

In Verfolg meiner Bekanntmachung vom 2. d. M. werden die Herren Mitglieder der beiden anf des Land⸗ tages hierdurch ergebenst davon in Kenntniß gesetzt, daß die Eröffnung des auf den 14. d. M. einberufenen Landtages an diesem Tage, Mittags um 12 Uhr, im Weißen Saale des Königlichen Residenzschlosses durch Se. Majestät den Kaiser und König Allerhöchstselbst erfolgen und daß zuvor Gottes dienst um 11 Uhr in der Schloßkapelle für die evange— lischen und um 1164 Uhr in der St. Hedwigskirche für bie katholischen Mitglieder stattfinden wird.

Berlin, den 7. Januar 1889.

. Der Minister des Innern.

Herrfurth.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preuften. Berlin, 8. Januar. Ihre Majestät die Kaiferin und Königin empfing am gestrigen Nach⸗ mittage Se. Durchlaucht den Erbprinzen von Hohenzollern.

Später statteten Ihre Königlichen Hoheiten der Erb⸗ großherzog und die Erbgroßherzogin von Ba den Ihrer

Majestät einen Besuch ab. die Kgiserin und Königin

Ihre Majestät Augusta empfing heute den Minister des Königlichen

Hauses.

Wird auf Grund der Cession einer Forderung, welche den Cessionar zur Beitreibung ermächtigen sollte, mit der Verpflichtung, das Beigetriebene an den Cedenten héraus— zugeben, oder gar auf Grund einer Scheincession, d. h. einer Fession, welche nach der Abrede der Betheiligten ohne jede Rechtswirkung bleiben sollte, vom Cessionar gegen den Schuldner

so ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts,

eklagt,

V. Til engts, vom 19. November v. J, in diesem Klageverfahren CLedent, so lange er in statthafter Weise nicht den Prozeß für sich übernommen hat, in keinem Falle als Partei zu betrachten; seine Vernehmung als Zeuge ist demnach nicht unbedingt unstatthaft.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, General-Major 2 Ia shit des 2. Barde— Dragoner⸗Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗ Brigade, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der e n for Eisbein, bisher in Arns— berg, ist zum Spezial⸗Kommissar bestellt und demfelben zugleich 9 Verwaltung der Spezial⸗-Kommission I in Brilon Über ragen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Crüger und Dr. Schellong, Beide zu Königsberg i. Pr., Dr. Poschmann zu Gilgenburg, Ritterbaud zu Oslerode O. Pr., Dr. Engel zu Mehlauken, Dr. Baferin zu Zinten, Dr. Haenisch u Oderberg i. M., Dr. Schulte⸗Steinberg und Pr. Kreutzberg,

eide zu Hannever, Dr. Leymann zu Nienburg, Pr. Rütten zu Runkel, Block, zu Hildesheim, Dr. Schütz in Stettin, Peuszat, Paul Cohn, Adler, Pr. Heintze, Kiefer, Br. Wicher⸗ kiewicz, sämmtlich in Breslau, Dr. Mittmann in Brieg, Dr. Seidel in Peterswaldau, Dr. Lucanus und Pr. Kolbe, Beide in Marburg, Dr. Claus in , Dr. Gabriel in Volkmarsen, Dr. Schulze⸗Kump in Radevormwald, Tünefeld in Ringenberg, Dr. Dupré, Presch, Meyersohn, Dr. Lands— berger, Dr. Alexander und Dr. Aron, sämmtlich in Berlin.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats— Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Rr. 1), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichte, beigefügt.

Baden. Karlsruhe, 6. Januar. Der Staats— Anzeiger“ veröffentlicht in seiner Nummer vom 3. d. N. das Statut für die dem Ministerium des Innern unierstellte badische Geologische Landesanstalt. Derselben liegt danach die Untersuchung der geologischen . des Groß⸗ erzogthums und die Bearbeitung der Erge nisse dieser

ntersuchungen in einer Weise ob, die sie für die Wissen— schaft wie für die wirthschaftlichen Interessen des Landes allgemein zugänglich und i n macht. Dies soll insbesondere durch Veröffentlichung von Karten und Ab⸗ handlungen geschehen. Die Leitung der Anstalt untersteht einem Direktor, welchem eine berathende Kommission, eine Anzahl ständig angestellter Landesgeologen und sonstige Mit⸗ arbeiter zur Seite stehen.

Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 7. Januar. (Meckl. Nachr) Der Herzog Friedrich Wilhelm ist . Nachmittag von hier nach Kiel, und die Herzöge

1dolf Friedrich und Heinrich sind gestern Morgen von hier nach Dresden wieder abgereist.

Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach. Weimar, J. Januar. (Weim. . Die ärztlichen Berichte über das Befinden der Erbgroßherzogin vom 6. und 7. Januar lauten:

Am gestrigen Tage große Unruhe. Kopfschmerzen. Die Nacht verlief gut. Temperatur normal. Puls 96. m. ham ngel hardt.

Am gestrigen a, noch große Unruhe. Nacht 6a Schlaf. Heute Morgen gutes Befinden. Immer noch etwas Husten. Appetit mäßig. Kein Fieber.

Engelhardt.“

Anhalt. De ssau, 5 Januar. (Anh. StA.) . von Schwarzburg-Sondershausen ist heute ittag hier eingetroffen. . dsteuß ä. L. Greiz, 5. Januar. (Lpz. Ztg.) Prinz Otto zu Schaumburg-Lippe ist gestern . von hier wieder abgereist, um nach Metz zurückzukehren.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien J. Januar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, ist eine Deputation des russi⸗ schen Regiments, dessen Oberst-Inhaber der Kaiser ist, unter Führung eines Generals hier eingetroffen, um dem Kaiser die Glückwünsche des Regiments zu seinem 40jährigen Inhaber⸗Fubiläum zu überbringen.

S. Januar. (B. T. B.) Das „Frem denblatt“ er⸗ klärt aus authentischer Quelle, daß die Meldung en des Wiener Korrespondenten der „Tri bun a‘ . des Schreibens des Kaisers an den Kardinal Simor wegen Nicht⸗ berufung eines Katholikenkongresses, sowie bezüglich des Briefes der Königin von Belgien an die Kron⸗— prinzessin Stephanie über die . Ver⸗ lobung des italienischen Kronprinzen mit der rinzessin Clementine, in maßgebenden Kreisen als vollständig erfunden bezeichnet werden. ,

Wie die amtliche Zeitung meldet, ist der bisherige öster—⸗ reichische Gesandte in Rio de Janeiro, Baron von Seiller, nach Bern versetzt und Graf Ru dolph Welsers—⸗ heimb zum Gesandten am brasilianischen Hofe er— nannt worden.

Großbritannien und Irland. London, 5. Januar.

(A. C.) Der Maxquis von Salisbury empfing gestern im Auswärtigen Amt eine Abordnung von Vertretern der Haupthafenplätze im Nor den Englands, welche der Regierung die Nothwendigkeit ans Herz legte, die großen Handelshäfen des Landes ohne Verzug in einen gehörigen Verthei digung szustand setzen zu lassen. Der Ver— treter von Liverpool, Robert Gladstone, hob her— vor, daß, wenn Liverpool bombardirt würde und die Tabackmagazine in Brand gesteckt würden, die Regierung allein einen Verlust von über 5 Millionen Pfd. Sterl. erleiden dürfte. Lord Salisbury, welchem der Chef der Admiralität, Lord George Hamilton, zur Seite stand, antwortete: er sympathisire mit der Besorgniß der Handels interessenten im Lande bezüglich der Gefahren, welchen der britische andel im Falle eines Krieges aus— gesetzt sein dürfte. Das Erscheinen einer so einfluß— reichen Abordnung, wie die gegenwärtige, wäre ohne Zweifel ein Zeichen der Zeit, da dieselbe beweise, daß in vielen Häfen eine Unbehaglichkeit herrsche, welche durch die Zeitverhält⸗ nisse nicht ungerechtfertigt sei. „Es würde mir leid thun,“ fuhr der Premier⸗Minister fort, „wenn vorausgesetzt würde, daß das Erscheinen dieser Abordnung den Glauben andeute, daß irgend ein Bruch des Friedens, den wir so lange . , vor de Thüre stehe oder unverzüglich zu esorgen sei; wir en jedoch nicht blind bleiben gegen⸗

über der Thatsache, daß mit gerung auf die Vertheidigung unserer Gestade die Verhältnisse sich jetzt geändert haben. Die Offensivmacht, welche Eisenbahnen und die Wissenschaft in die Hände ausländischer Regierungen gelenkt haben, könnte in kurzer Zeitspanne mit furchtharer Kraft gegen uns gerichtet werden, und obwohl es gegenwärtig gänzlich unwahrscheinlich ist, daß dieselbe für Angriffszwecke gegen uns gebraucht werden würde, und wir nichts zu fürchten haben, können wir nicht blind sein gegen einen andern Umstand, nämlich, daß die Ministerien nicht absolut permanent sind, daß fie nicht unhäufig wechseln, und daß Niemand sagen kann, in wessen Hände diese Gewalt gelegt werden mag. Weiter erklärte Lord Salisbury: die Regierung sei sich ihrer Verantwortlichkeit

in der von der Abordnung angeregten Frage bewußt, und

diese Verantwortlichkeit würde ausgeübt werden, wenn der Kriegs-Minister und der Marine⸗Minister ihre Etats im Hause der Gemeinen in der nächsten Parlaments session beantragen würden.

Aus Irland wird berichtet:

Der irische Abgeordnete Finucane wurde gestern in Ballyneety wegen Aufwiegelung von Pächtern, Gehöfte, deren frühere Pächter ausgetrieben worden, nicht in Pacht zu nehmen, auf Grund des Zwangsgesetzes zu einem Monat Gefängniß ver? urtheilt. Die irische Vollzugsregierung hat auch das Parlaments mitglied William O'Brien wieder in Anklage⸗ zustand versetzen lassen. Gestern wurden demselben in Dublin auf Grund des Zwangsgesetzes zwei Vorladungen zugestellt. Er ist an— geklagt, zwei Reden gehalten zu haben, worin er Pächter zur Be— theiligung an einer „verbrecherischen Verschwörung“, dem irischen . aufwiegelte. Die Pächteraustreibungen in Fglearragh, Grafschaft Donegal, nehmen ihren Fortgang. Vor⸗

estern wurde den Gerichtsvollzie hern und den sie begleitenden Schutz mann⸗ filr größtentheils nur passiver Widerstand geleistet. Gestern nahm der Widerstand einzelner der mit der Austreibung bedrohten . wieder einen ernsten Charakter an, und es wäre beinahe zum

lutvergießen gekommen Ein Pächter Namens Neal Doogan, der erst kürzlich von Amerika zurückgekehrt war, hatte sich hinter einer mit Schießscharten versehenen Mauer verschanzt, und er sowie etwa 20 Bauern, welche ihm Hülfe leisteten, waren mit Gewehren be— waff net. Da er auf wiederholte Aufforderung die Waffen nicht ausliefern wollte, ließ der die Schutzmannscbaften befehligende Major die Auf⸗ ruhrakte verlesen, und eine Abtheilung Soldaten erhielt Befehl, in die offenen Fenster zu feuern, aus denen die Belagerten die Polizisten mit Steinen bombardirten Den Ermahnungen des anwesenden Priesters gelang es endlich, Doogan und seine Freunde zur Kapitulation zu bewegen, worauf die Austreibung vollzogen wurde.

Nach Meldungen aus Adelaide und Melbourne hat die langanhaltende Dürre in Süb⸗Australien und Victoria ein Ende gefunden und ist an deren Stelle reichlicher und be⸗ fruchtender Regen getreten. Die Ausweise über die Einkünfte von Victoria und Neuseeland im verflossenen Quartal sind hoch befriedigend.

Frankreich. Paris, 6. Januar. (Köln. Ztg.) In dem gestern Vormittag im Elysce gehaltenen Mini sterrath hat der Präsident Carnot das Dekret unterzeichnet, welches die Post⸗- und Telegraphenverwaltung dem Handels— Ministerium einverleibt und am Ministerkum des Innern eine Direktion des öffentlichen Ge⸗ sundheitsamts und der öffentlichen Unter— stützung errichtet. Der Präsident unterzeichnete ferner die Erla e. durch welche die Generale Da vou st, erzog von Auerstädt, Gouverneur von Lyon und Ober⸗Befehlshaber des 14. Corps, und Tho massin, Commandeur des 5. Corps, Beide Mitglieder des Ober⸗ Kriegsraths, zu Armee ⸗Inspektoren ernannt werden. An Stelle von

*.

Der

Davout tritt General Baron Berge, Mitglied des Ober⸗ Kriegsraths und Commandeur des 16. Corps (Mont ellier) der in seinem bisherigen Kommando durch den e de Bois denemets, Commandeur der 11. Division in Nancy ersetzt wird. Den General Thomassin ersetzt der Commandeur der J. Division des 5. Corps, General Cofffé.

Das „Journal Officiel“ veröffentlicht ein in Gemãß⸗ heit des Gesetzes vom 28. Dezember 1888 gegebenes Dekret wodurch 1) sechs Gebirgs⸗Batterien, nämlich eine von 29. Regiment und fünf vom 6. Regiment, dem Divisiongz⸗ Regiment der 14 Brigade, und 2) sechs Batterien, je eine von dem 19 und 35. Regiment und vier vom 38. Regiment dem Divifiong Regiment der I5. Brigade einverleibt. I) zwölf neue Batterien als Ersatz der zwölf bezeichneten eri richtet werden; 4 die 6 der in n n. stehenden Batterien von 12 auf 16 erhöht wird, indem je eine Batterie der Regimenter 27, 33, 9 und vom 11. Festungt⸗ Bataillon nach Algerien versetzt und den dortigen Regimentern welche je acht Batterien erhalten, einverleibt“ werden, 5) in den Regimentern 27, 33 und 9 je eine neue reitende Batterie und im 11. Festungs⸗Bataillon eine Fest ung z⸗ Batterie errichtet wird. Ein zweites in Gemäßheit des Gesetzes vom 24. Dezember 1888 gegebenes Dekret verordnet, daß die zwölf in den Regionen des 14. und 15. Armee⸗ Corps stehenden Jäger-Bataillone auf je sechs Compagnien erhöht werden.

7. Dezember. (W. T. B) Der Präsident Carnot begab sich heute mit dem deutschen Botschafter Grafen Münster und einigen anderen distinguirten Persönlichkeiten zur Abhaltung einer Jagd nach Rambouillet.

In einem von dem republikanischen Wahlkandidaten Jacques erlassenen Wahlaufrufe heißt es, der Kleri⸗— kalismus führe alle Unzufriedenen und alle Feinde der Re— publik, deren Fahnenträger Boulanger sei, in den Kampf. Die Rückkehr zur persönlichen Gewalt würde ein Schimpf sein für das Vaterland und den Verfall der selben bedeuten; er hoffe, Paris werde seine Stimme für den einzigen Kan . abgeben, den die republikanische Partei aufgestellt

abe. .

Der „Temps“ bedauert, daß der republikanische Kon— greß den Präsidenten des Generalraths der Seine, Jaques, als Kandidaten für die Ersatzwahl im Seine⸗-Departement auf⸗ gestellt habe, empfiehlt aber gleichwohl, für Jacques und gegen den boulangistischen Cäsarismus zu stimmen. Die „Lib erte“ spricht sich gegen die Wahl von Boulanger wie gegen die Wahl von Jacques aus, der Erstere bedeute die Diktatur, der . die Anarchie. Das „Journal des Dobats“ äußert sich in dem nämlichen Sinne und empfiehlt Wahl⸗ enthaltung. Die Mehrzahl der republikanischen Blätter unter⸗ stützt Jacques' Kandidatur.

Serbien. Belgrad, J. Januar. (W. T. B.) Der König hat dem Ministerium für die bei der Revision der Verfassung gewährte Unterstützung und für die bie der Vornahme der Wahlen bethätigte Unparteilichkeit seinen Dank ,, und bezüglich des von demfselben eingereichten Demissionsgesuchs hinzugefügt: dieser Schritt gereiche dem Ministerium umsomehr zur Ehre, als dasfelbe nach parlamentarischem Brauch bis nach Erledigung der Wahlen zur kleinen Skupschting im Amt hätte verbleiben können. Er nehme davon Akt, daß die Minister ihm ihre Portefeuille zur Verfügung gestellt hätten, ersuche dieselben jedoch, bis zu seiner endgültigen Entschließung im Amt zu verbleiben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. Januar. Der neuernannte Gesandte Frankreichs am hiesigen Hofe, Mr Milet, überreichte heute dem Kbnig in befonderer Audienz seine Creditive.

Die Eröffnung des Reichstages soll am 18. d. M. im Reichssaale stattfinden. Der König wird diesmal selbst die Thronrede verlesen.

Nach den telegraphischen Mittheilungen, welche die General-Zollverwaltung von sämmtlichen Zollkammern des Reichs erhalten hat, haben die Brutto⸗Zolleinnah—⸗ men im Jahre 1888 37721 186 Kronen, und die Leuchtfeuer— abgaben 1 47 959 Kronen betragen. Im Budget waren erstere zu 29 900 0900 Kronen und letztere zu 1 200 0500 Kronen veranschlagt, so daß die Mehreinnahmen resp. S721 166 Kro⸗ nen und 247 959 Kronen betragen. Im Vergleich zu den Einnahmen im Jahre 1887 belaufen sich die Mehreinnahmen auf resp. T9I6 772 Kronen und 125 166 Kronen. Die vor— jährigen Zolleinnahmen sind die höchsten, die Schweden bisher gehabt hat.

Amerika. Washington, J. Januar. (W. T. B.) Der Senat nahm in geheimer Sitzung mit 49 gegen 3 Stimmen einen Antrag an, welcher besagt: die Re— gäerung der Pereinigten Staaten würde jede Ver— bindung resp. Befassung irgend einer europäischen Macht mit dem Bau oder mit der Kontrole irgendwelchen Schiffs— kanals über die Landenge von Darien oder über Central-Amerika überhaupt als den Rechten und be— rechtigten Interessen der Union nachtheilig, fowie als eine Bedrohung ihres Wohls ansehen. Zugleich wurde der Prä⸗ sident gebeten, diesen Antrag den europäischen Regie⸗ rungen mitzutheilen.

Afrika. Egypten. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Buregus“ aus Kairo vom 6. Januar meldet:

Der ehemalige Sergeant der Garnison von Darfur, der von Omdurman ig Wady Halfa angekommen ist, sagt, daß das Treffen, in welchem Cmin Pascha die Derwische befiegte, etwa in der zweiten Woche des September stattgefunden habe. Der Dampfer Bor dein. welcher die Nachricht überbrachte, langte, von Gondokbro, unweit Lado, kommend, am 16. November in Chartum an. Ber hiesigen besten Autorität, Mason Bep. zufolge dürfte der Bordein“ die Reife von Lado nach Chartum in 17 Tagen zurückgelegt haben. Szman Dägma erklärte in seinem Briefe, daß Emin Pascha's Uebergabe in Lado am 10. Oktober erfolgte. Eine Prüfung dieser Daten zeigt, daß in den von diesem Mann uͤberbrachten Nachrichten nichts vorhanden itt was sich nicht mit Oman Digma's Behauptungen vereinbaren

ehe.

Zeitungsstimmen.

Su „dem Schreiben Sr. Majestät des Kaisers an den Fürsten Bismarck bemerkt die „Karlsruher Zeitung“: Diese Kundgebung der lebhaftesten Anerkennung und des waͤrmsten Dankes Sr. Majestät des Kaisers für die Dienste des Reichskanzlers schließt sich den Auszeichnungen an, die dem Reichskanzler in dem vergangenen Jahre mehrfach, ieh nt durch den wieder⸗ bolten Besuch St. Majestät in Friedri sruh, von Aller⸗ höchster Seite zu Theil geworden sind. Wenn Kaiser Wilhelm

en Tage des Jahres an die großen und erschüttern⸗ . 1. von 1888 zurückdachte, so mochten ihm 9. rom Fürsten Bismarck in schwerer Zeit dem Kaiserhause und . Vaterland geleisteten Dienste besonders lebhaft vor Augen treten. . Frlaß eröffnet aber zugleich einen Ausblick in die Zukunft, in—

m er die Uehereinstimmung des Monarchen mit den großen Zielen ö leitenden Gedanken der vom Reichskanzler befolgten Politik doku- Hatt Von dem Zusammenwirken des Kaisers mit dem bewährten an er der Staatskunst erhofft die deutsche Nation die Erhaltung eg Friedens, die Förderung der Wohlfahrt und des Ansehens Deutsch⸗ lands. Man weiß in Deutschland den Werth der Thatsache zu ain, daß dem jugendlichen Kaiser noch der alterprobte Rathgeber ez ersten Veutschen Kaisers, der hervorragende Mitarbeiter an der Begründung der Einheit und Machtstellung Deutschlands seine. Ar⸗ heikzkraft widmen kann und daß dasselbe Verhältniß, wie es zwischen dem heimgegangenen großen Kaiser und, seinem Kanzler bestand, auf die geit der Regierung Kgiser Wilhelm's II. vererbt worden ist. So wird der von Sr. Majestät dem Kaiser dem Fürsten Bismarck aus. gesptochene Neujahrsglückwunsch überall in der Nation einen sym—⸗ pathischen Widerhall finden.

Die „Nationalliberale Correspondenz schreibt:

In einigen Tagen werden wieder die beiden, großen parla— mentarischen Körperschaften gleichzeitig versammelt sein. Es hat sich nit der Zeit ein modus vivendi zwischen ihnen herausgebildet, der die früher oft beklagten Uebelstände des Neheneinandertagens zweier arlamente wieder unangenehm empfinden läht. Sie richten sich in ihren Sitzungstagen und Sitzungsstunden, einigermaßen auf einander ein; die Gestaltung des Arbeitsstoffes bringt es auch wohl mit sich, daß eine der beiden Körperschaften sich auf einige Wochen vertagt und der anderen vollständig freien Spielraum laßt. Um eine die Kräfte der Abgeordneten aufreibende und die Theilnahme des Volkes ab⸗ stumpfende Ueberfülle an parlamentarischen Verhandlungen zu ver— hüten, ist freilich immer das Beste: Möglichst kurze Sessionen! Gs ist in den letzten Jahren in dieser Hinsicht ein erfreulicher Foitschritt eingetreten, der wohl auch als eine Frucht der besseren usammensetzung unserer Parlamente betrachtet werden darf. Die Reichttagssessionen, bei denen Angesichts der Diätenlosigkeit ganz befonders auf Kürze zu halten ist, dehnen sich nicht mehr so endlos wie früher in den Sommer hinein aus. Wenige Wochen vor Weihnachten und dann die Zeit bis Ostern oder kurz nachher, das pflegt jetzt zu genügen, um auch mit einem großen Arbeitsstoff fertig ju werden und mehr Positives zu leisten, als sonst in ungleich längeren Tagungen. Das Abgeordnetenhaus, daz nach dem Brauch der letzten Jahre erst Mitte Januar seine Arbeiten zu beginnen pflegt, mag sich dann etwas länger in den Sommer hinein erstregken. Immerhin wird es zu erreichen sein, daß die ganze varlamentarische Arbeit in beiden Körperschaften zufammen sich auf fünf bis höchstens sechs Monate beschränkt, und das ist vollauf genügend, wenn sachlich gearbeitet und fest auf das Ziel los gegangen wird. Parlamentarismus zu treiben um seiner selbst willen und Partei und Wahlagitation in die Verhandlungen der Volksvertretung zu verlegen, ist eine Verirrung und Ent— artung, die freilich schwer ganz zu beseitigen ist. Von der Ver⸗ längerung der Legislaturperioden versprechen wir uns auch in dieser Hinsicht bedeutenden Gewinn. So mag man denn der ietzt bald wieder beginnenden parlamentarischen Hochfluth mit der Erwartung entgegengehen, daß es wieder, wie in den letzten Jahren, gelingen wird, die Geschäftsbehandlung so einzurichten, daß die beiden Körper⸗ schaften ersprießlich neben einander bestehen und arbeiten können. Wenn gleichwohl die Kräfte der Abgeordneten und die Theilnahme des Publikums mitunter mehr, als wünschenswerth, in Anspruch ge⸗ nommen werden, so ist das eben in einem Bundesstaat mit doppeltem Parlamentarismus nicht ganz zu vermeiden.

Ueber die Lage von Handel und Gewerbe bemerkt die „Kieler Zeitung“: . .

Fassen wir die vorstehenden Einzelberichte zusammen, so läßt sich das verflossene Jahr als ein befriedigendes hinstellen. Es lag vor— theilhafter wie das Vorjahr, weil in allen Erwerbszweigen, die bereits damals eine Wendung zum Bessern in ihrer Entwickelung eingeschlagen hatten, diese Tendenz nicht nur anhielt, sondern durchgängig an Stärke gewann und sich die Besserung der Lage überdem noch auf andere Branchen ausdehnte. So gestaltete sich, wie be⸗ reits eben erwähnt, die Situation für die wichtigsten Betriebszweige in Gewerbe, Handel und, Schiffahrt wesentlich günstiger. Die Ernte ließ allerdings viel zu wünschen übrig; aber es scheint thatsächlich be⸗ gründet zu sein, daß die vorhergehenden guten Ernteerträge dem Tand— mann die Ueberwindung der diesjährigen mehr oder minder starken Ausfälle erleichtert haben.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 2. Inhalt: Zoll und. Steuerwesen: Ausführungsvorfschriften zu dem TDeuisch= schmeizerischen Zusatz Handels vertrage vom 11. Rovember 1888. Aenderungen des amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif und des statistischen Waarenperzeichniffeß. Aenderung von Tarasätzen. Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Konsulatwesen: Bestellung eines Konsular ˖ Agenten. Todesfall. Exequatur ⸗Erfheilungen. Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Cenitalblatt der Bauverwaltung. Nr. 1. Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung, vom 25. Dezember 18855. Prfonal= Nachrichten. Nichtamtliches: Post⸗ und Telegraphen Gebäude in Aachen. Ueber Gesteinbohrmaschinen. Ser Seeschiffahrts⸗ Kanal nach Manchester. Der deutsche Hausspruch. Vermifchtes: Preis⸗ bewerbung zu einem Theater in Essen a. d. R. Vorstand des Ver⸗ bandes deutscher Architekten und Ingenieur Vereine. Umbau der Mos kautr „Handelsreihen .. Eiferner Schiffshalterfahl für Binnen⸗ gewässer. Wasserversorgung von London. Binden und Verhärten von Cementmörteln. Berichtigung. Neue Patente.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts find in der Zeit vom 25. bis 29. Dezember v. J. von je 1000 Bewohnern, guf den Jahresdurchschnitt berechnet, als e. rben gemeldet: in Berlin 206,5, in Breslau 24,6, in Königs⸗ ztg 245, in Köln 25,4, in Frankfurt . M. 1765, in Wiesbaden Ab, in Hannover 14,4, in Kaffel 16, s, in Magdeburg 28, , in Stettin 76, in Altena 1s, 6, in Straßburg 23,3, in Metz —, in München 28,3, in Rürnberg ,I, in Augsburg 265,2 in Bresden YM, in Leipzig 15,5, in Stuttgart 22, j, in Karlsruhe 17,6, in Braun ˖ schweig 17,8, in Hamburg 2532, in Wien 25, l, in Pest 29.9, in Prag. 32. in Trleft 29, d. in Krakau 15,9, in Umfterdam 5,2, in Hrüssel , in Paris in Bafsel . in London M6, in Glaẽgew 24,7, in Liverpool 2,9, in Dublin 21,5, in. Edinburg lbs, in Kopenhagen 23 4, in Sisckkhöolm 15,5, in Christiania 19,9, in St. Petersburg 25,5, in Warschau 28.8, in Sdesfa in Turin in Rom —, in Venedig —, in Alexandria 37,7. Ferner in der Zeit vom 2. bis 8. Dejember v. J. in New York 24,5, in Pbiladelphia 185, in Baltimore 18,4, in Kalkutta zi, , in Bombay ä,, in Marat 35,5.

Die allgemeinen Sterhlichkeitsverhäͤltnisse blieben auch in dieser Berichtzwoche in den meisten Großstädten Europas günstige, doch wurden wiederum aus einer größeren Zahl derselben, namentlich dzutscher Städte, eiwas höhere *Sterb ichkeitsziffern als aus der

orwoche mitgetheilt. Einer fehr günstigen Sterblichkeit (bis 15,0 pro Mille und Jahr) erfreuten sich nur Hannover und Darmstadt. Fünstig (pig 26 Pro Mille und Jahr) blieb die Slerbiichtelt! mn rankfurt a. M., Leipzig, Altona, Elberfeld. Braunschweig, Kassel, Karlsruhe, Krakau, London, Cdinburg, Stockholm, Christiania,

mäßig hoch (etwas über 209 pro Mille) in Berlin, Wiesbaden, gi bank! . Aachen, Dublin. Hohe Sterblichkeiteziff ern (über 35,0 pro Mille) werden aus keiner deutschen Stadt mitgetheilt. Unter den Todesursachen haben Darmflatarrhe und Brechdurchfälle weniger Sterbefälle veranlaßt, nur in Berlin, Hamburg, München, Wien, Pest, St, Petersburg, Warschau war deren Zahl mit Bezug auf die Jahreszeit eine etwaß größere. Auch der Antheil des Saͤug— lingsalters an der Gesammtsterblichkeit war ein etwas größerer als in der Vorwoche. Von je 10 00 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 68, in München 105 Säuglinge, Akute Entzündungen der Athmungsorgane waren wohl zahlreich, führten aber seltener zum Tode. Unter den Infektionskrankheiten haben Diphtherie, typhöse Fieber, Keuchhusten und Pocken etwas mehr, Scharlach und Masern etwas weniger Sterbefälle veranlaßt. So haben Sterbe⸗ fälle ag Massern in München. Köln, Wien, Prag, Brüssel. Amster⸗ dam, London etwas abgenommen, während sie in Berlin, Magdeburg, in den Vororten Wiens und in Liverpool eine Steigerung erfuhren. Neue Erkrankungen kamen aber aus fast allen Orten, aus denen Mit⸗ theilungen vorliegen, in geringerer Zahl zur Anzeige. Auch das Schar—⸗ lachfieber ward in Berlin, Munchen, Königsberg. Danzig, London, Warschau seltener Todes veranlassuna, dagegen hat in Wien, Kopenhagen und St, Petersburg die Zahl der Sterbefälle etwas zugenommen. Neue Erkrankungen wurden aber nur aus Berlin und Hamburg in geringerer, dagegen aus Wien, Pest, Kopenhagen, Stockholm, St. Petersburg in größerer Zahl mitgetheilt. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin. Hamburg, München, Dresden, Danzig, Magdeburg, Stettin, Wien, Pest, Amsterdam, Kopenhagen, Christiania, Warschau eine gesteigerte, dagegen in Breslau, Frankfurt a. M. Köln, Leipzig, Hannover, Stuttgart, Braunschweig, Prag, London, St. Petersburg eine etwas verminderte. Neue Erkrankungen wurden aber aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen in geringerer, när aus Hamburg, Pest, Kopenhagen und aus dem Regierungsbezirk Schleswig in etwas vermehrter Zahl zur Anjeige gebracht. Ty⸗= phöse Fieber haben in Berlin, Hamburg Wien, Warschau etwas mehr, in Pest, London, St. Petersburg etwas weniger Todesfälle her⸗ vorgerufen. Erkrankungen kamen jedoch aus Wien, Pest und St. Petersburg zahlreicher zur Meldung. An Flecktyphus wird aus St. Petersburg 1 Todesfall und 1 Erkrankung, an evi de⸗ mischer Genickstarre aus Berlin, dem Regierungsbezirk Düsseldorf, aus Prag und St. Petersburg je 1 Todesfall aus Berlin, Kopenhagen und den Regierungsbezirken Stettin und Düsseldorf je 1 Erkrankung be richtet. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut traten in keinem Ort in nennenswerther Zahl auf. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, Kopenhagen, London, Liverpool mehr Kinder; auch in Hamburg und Kopenhagen wurde die Zahl der gemeldeten Erkrankungen, größer. Vereinzelte Sterbefälle an Pocken wurden aus Wien und Lyon mitgeteilt; aus Lemberg ?, aus Triest 6, aus Warschau 8, aus Prag 25; Erkrankungen aus dem Regierungsbezirk Königsberg 1, aus Pest und St. Petersburg je 4.

Die sanitären Verhältnisse in Berlin waren in der Berichts woche günstige und die Sterblichkeit eine mäßig hohe, wenn auch eine etwas größere als in der vorangegangenen Woche. Sehr zahlreich traten zwar auch in dieser Woche akute Entzündungen der Athmungs— organe auf, doch zeigte ihr Verlauf im Ganzen ein milderes Verhalten als in der Vorwoche. Auch Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder führten seltener zum Tode, sodaß der Antheil des Säuglings alters an der Sterblichkeit ein kleinerer wurde. Wesentlich seltener kamen die Infektionskrankheiten Masern, Scharlach und Diphtherie zur Anzeige; doch waren Erkrankungen an Masern auf dem Wedding, im Stralauer Viertel und in der Schöneberger Vorstadt, an Scharlach und Diphtherie in der Schöneberger, Tempelhofer, an letzterer auch in der Oranienburger Vorstadt nicht selten. Erkrankungen an typhösen Fiebern blieben beschränkt, Erkrankungen im Wochenbett waren selten. Etwas zahlreicher kamen rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zum Vorschein, auch der Keuchhusten rief zahlreiche Er⸗ krankungen und eine größere Zahl (8) von Sterbefällen hervor. Zur Mittheilung gelangte auch 1 Todesscll sowie eine weitere Erkrankung an cpidemischer Genickstarre. Rheumatische Beschwerden der Muskeln wurden seltener, Erkrankungen an akutem Gelenktheumatismus da—⸗ gegen in größerer Zahl zur ärztlichen Behandlung gebracht,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Gabriel Max' Kunst und seine Werke, Eine kunsthistorische Slizze von Ricolaus Mann. Mit 8 Abbildungen. Leipzig. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, 1388. (Pr. 1 M) Der Verfasser stellte sich mit dieser Studie keine leichte Aufgabe, be⸗ schäftigt er sich doch hier mit einem Maler, über dessen Bedeutung für die Kunst die Stimmen der Kritiker noch keineswegs ein er— schöpfendes Urtheil sprechen konnten, denn noch ist die Thaͤtigkeit des selben nicht abgeschlossen, noch steht Max mitten in seinem Schaffen, und man wird noch manches von ihm zu erwarten haben Nicolaus Mann sucht nun darzulegen, worin das Eigenartige in der dem Mystischen, Ueberirdischen zuneigenden Kunst Gabriel Max' liegt und beginnt. seine Abhandlung also; Anders als bei Anderen malt sich in dieses Meisters Seele die Welt und nicht mit Unrecht nennt man ihn den Mystiker, Philosophen und Romantiker unter den Malern. Er glaubt nicht nur an ein Geheim⸗ nißvolles, Verborgenes, Höheres, das manch Anderen durch die äußeren Erscheinungen der Wirklichkeit verhüllt und entzogen ist, er schaut es auch mit seines Geistes Aug', und dies fein empfindenden Naturen in seinen Werken zur Ahnung, ja zur Anschauung zu bringen, gilt ihm als die höchste Aufgabe seiner Kunst Einem Seher gleich, welcher das Undefinirbare und doch Charakteristische findet, flüchtet er oft in jene Regionen, wo die Dissonanzen des Lebens ihre Lösung finden, und gerade damit, daß er dem in unsere Sinnenwelt hereinragenden Uebersinnli cken Gestalt, Farbe und. Naturwahrheit verleiht, übt er seine stärkste Macht auf der Menschen Seelen aus;. ... Was seine Werke indeß noch erhöht und unvergänglich macht, ist die Grazie und der Schwung der Komposition, die große, rein malerische Schönheit, der Adel der Farbe und des Tones der meisten von ihnen und die feine Harmonie, die gleichsam musikalische Stimmung, in welcher er sogar sein Kolorit bis zum symbolischen Ausdruck zu steigern vermag.“ Der Verfasser sagt am Ende der Abhandlung dann selbst: Das Geheimniß der Wirkung Gabriel Max'scher Gemälde ist ein Problem, welches ein Theil, der Kritik von Werk zu Werk stets von Neuem aufge— stellt hat. Offenbar hat man dasselbe noch nicht gänzlich gelöst., und seine Gemälde mit all ihren überraschenden charakteristischen Eigen thümlichkeiten unter bereits vorhandenen Kategorien betrachtet, ohne diejenigen zu bemerken, die er selbst geschaffen. Darum fanden alle diese Werke nicht nur große Bewunderung, sondern wurden auch rück⸗ sichtslos geschmäht. Zu den ausgesprochenen Bewunderern dez Malers gehört nun der Verfasser dieser Abhandlung offenbar selbst, und somit kann man auch sein Urtheil, als ein nicht ganz unbefangenes, nur bedingt gelten lassen. Das Gemälde .Es ist vollbracht, welches „Z hier, in Berlin zur Augstellung gelangte, dürfte man kaum als das „bedeutendste' seiner Gemälde zu betrachten geneigt sein, und der gleichfalls in Berlin zur Ansicht gestellten Astarte wurde ein für eine Geistererscheinung viel zu körperlicher Eindruck mit Recht als Mangel in der Ausführung vorgeworfen. Immerhin sind die Anhänger oder Gegner Gabriel Max' dem Verfasser vorliegender Abhandlung für die liebevolle Hingabe an den von ihm behandelten Gegenstand und die aufrichtige Absicht, aufklärend und verständniß ˖ fördernd zu wirken, zu Dank verpflichtet. .

Bilder ohne Rahmen. Aus den Papieren einer Unge⸗ nannten. Achte Auflage. Heidelberg, Carl. Winter's Universitärs- buchhandlung, 1888. kl. 12. S. 366. Die auf der Rückseite des Titelblatts abgedruckten Worte des christlich gesinnten Volksdichters Claudius; Wir haben einen schönen himmel und eine schöͤne Erde und eine heilige Religion“ deuten gleich erkennbar genug die Grund striche an, mit welchen diese Bilder entworfen sind. Die anscheinend je nach dem Augenblick der Entstehung ohne innern Zusammenhang zusammengestellten tausend Geistesstrahlen mit den sich anschließenden acht Parabeln entstammen sämmtlich der einheitlichen Licht⸗ quelle eines vom reinsten christlichen Glauben mit „einen

ewigen vollgültigen Rechten“ tief durchdrungenen Gemüths. Die erste Abtheilung enthält gläubige und klare Worte über Gott, Christus und Religion, ferner beherzigenswerthe, vermuthlich eigener unmittel⸗ barer Erfahrung entstammende Gedanken über menschliche Freuden und deiden, Geist und Charakter, Freundschaft und Liebe, Lebensweisheit und Beruf, Wissenschaft, Literatur und Kunst. Die hier vertretene Weit⸗ heit stimmt allerdings wenig mit dem vorzugsweise materiellen Ton unserer Tage, und das Schlußwort lautet bezeichnend genug. Ernste Leser werden voraussichtlich durch die vielen knappen, aber sein · sinnigen Gedankenspäne festgehalten werden, manches Urtheil als zu⸗ treffend anerkennen, ja theilweise Seelenverwandtschaft empfinden. Die tief denkende und warm fühlende, ungenannte Verfasserin hat sich mit den sieben Auflagen bereits einen ansehnlichen und. gewiß auch dankbaren Leserkreis erworben, welcher durch die vorliegende achte Auflage voraussichtlich sich noch vermehren wird. Die ele⸗ gante Ausstattung steht in harmonischer Uebereinstimmung mit dem gediegenen Inhalt des Werks.

Die „Blätter für literarische Unterbaltung“, welche schon seit 1818, also 70 Jahre, bestehen (seit 1826 unter ihrem gegenwärtigen Titel), haben sich in allem Wechsel der Zeiten einen ausgedehnten Leserkreis zu bewahren gewußt und zahlreiche neben ihnen entstandene, aber bald wieder eingegangene Literaturblätter überdauert. Sie nehmen eine eigenartige Stellung ein, wie sie keine andere deutsche Zeitschrift vertritt Von den streng wissenschaftlichen kritischen Blättern unterscheiden sie sich dadurch, daß sie die neuen Erscheinungen auf allen Literaturgebieten, welche das gebildete Publi- kum interessiren nicht bloß Romane, Novellen, Dramen, Gedichte, sondern auch Reisen, Memoiren, historische, kultur, literatur⸗ und kunst⸗ geschichtliche, philosophische, pädagogische, volkswirthschaftliche Schriften, insofern dieselben nach Inhalt und Form allgemeineres Interesse zu be⸗ anspruchen haben anregend und maßvoll besprechen und dabei auch besonders gelungene, charakteristische oder unterhaltende Stellen daraus im Originaltext mittheilen. Die „Blätter für literarische Unter; baltung' wollen also ihre Leser planmäßig und in möglichster Voll ständigkeit mit der neuesten deutschen dichterischen und schriftstelle⸗ rischen Produktion bekannt machen; außerdem werden bisweilen inter —⸗ essante, die Literatur und Kunst betreffende Fragen in selbständiger Weise, erörtert. Ein Feuilleton am Schluß jeder Nummer bringt Nachrichten aus der Schriftstellerwelt sowie redaktionelle Besprechun gen, berücksichtigt aber auch die Würdigung deutscher Literatur im Auslande, namentlich in der französischen und englischen Presse Sowohl unter den früheren Herausgebern wie unter der gegenwärtigen Reda ktion von Friedrich Bienemann ist das Hauptbestreben der Zeitschrift auf Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Urtheils gerichtet gewesen, womit sie Gründlichkeit und geschmackvolle Darstellung zu verbinden sucht. Ihrem Bestreben, das Lesebedürfniß des Publikums in geregelte Bahnen zu leiten, verdankt sie den angesehenen Rang in der litera⸗ rischen Welt, dessen sie sich seit Langem erfreut. Das Blatt foll auch fernerhin allen gebildeten Kreisen ein zuverlässiger Wegweiser sein mitten in der immer höher anschwellenden Fluth der schriftstellerischen Produktion, zugleich aber mit seinen Besprechungen selbst eine gediegene, interessante und unterhaltende Lektüre dar— bieten. Es darf sonach Jedem empfohlen werden, der mit den Literaturbewegungen der Gegenwart vertraut bleiben will. Die „Blätter für literarische Unterhaltung erscheinen (im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig) in wöchentlichen Nummern von se 2 Bogen (Großquart⸗Format). Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 7 e 50 5. Man abonnirt bei den Buchhandlungen oder Postämtern. Die erste Nummer des neuen Jahrgangs, welche ven allen Buchhandlungen zur Ansicht zu erhalten ist, hat folgenden Inhalt: „Wiens letzte vierzig Jahre', von Friedrich Bienemann; Paul Lindau's „Spitzenꝰ von Adalbert Schroeter; Ferdinand von Lesseps' Aufzeichnungen, von Otto Speyer; Martin Greif s jüngstes Hohenstaufendrama, von A. Fleischmann; Theatergeschichtliches, von Feodor Wehl; Neue Romane von M. Benfey; Graf Tolstors ,, und Frieden‘, von O. Heller; Feuilleton, Bibliographie.

nzeigen.

Der,. Bär“, Vaterländische Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Berlin, Verlag von H. Schom), hat in Nr. 14 folgenden Inhalt: Zum Gruß im neuen Fahr 1885, von F. Brunold. Drei Menschen. Novelle von E. von Wald Zedtwitz. Aus dem Berliner Musikleben vor 50 Jahren, von Gustav Karpeles. Karl Ludwig Hencke, von O. F. Genfichen (mit Abb.). Knaster, der gelbe, und Apollo, von Ernst Friedel. Kleine Mittheilungen. Anzeigen.

Gewerbe und Handel.

Vom rheinisch-westfälischen Koh lenmarkt wird der Köln. Volks ⸗Ztg. unterm JT. Januar berichtet: Auf dem Kohlen—⸗ markt hat die mit Beginn dieses Jahres eingetretene kältere Witte—⸗ rung ihren Einfluß nicht verfehlt, In Hausbrandkohlen hat sich der Begehr weiter gesteigert; namentlich sind aufbereitete , so stark gefragt, daß die Händler sich stellenweise zu Nachbestellun⸗ Bei der ohnehin schon starken Inanspruch— nahme der Zechen ist es indeß oft recht schwer, diefe Kohlen⸗ sorte in der gewünschten Menge zu erhalten, weshalb die Käufer sich vielfach mit andern begnügen müssen. Während noch vor Jahresfrist die Händler den Zechen genaue Vorschriften bezüglich der von ihnen gewünschten Sorten zu machen in der Lage waren, werden derartige Wünsche jetzt kaum noch von den Zechen berücksichtigt, da es in erster Linie darauf ankommt, nur den Bedarf zu belriedigen. Von den Gewerbe⸗Kohlensorten behaupten Kokskohlen und Koks dauernd den ersten Platz; die Preise dafür sind fortdauernd langsam anziehend Was den Versandt anbelangt, so hat derselbe nach den Nordseehäfen in den letzten Monaten wieder zugenommen; auch nach Holland und Belgien hat er sich gesteigert. Im Uebrigen hat die westfälische Kohle ihr Absatzgebiet mit Leichtigkeit bꝛ⸗ hauptet. Der durch die bisherigen zieinlich günstigen Wasferstands⸗ verhältnisse gesteigerte Kohlenverkehr auf dem Rhein hat aber durch das Treibeis eine empfindliche Störung erlitten, so daß eine weitere Inanspruchnahme der Eisenbahnen eintrat. Der seit Beginn des Herbstes herrschende Mangel an Arbeitskräften ist, trotz Heran⸗ ziehung fremder Bergleute, noch immer nicht ganz beseitigt, weshalb die Zechen genöthigt sind, wöchentlich ein bis zwei Doppelschichten einzulegen, was indeß insofern unangenehm ist, als dadurch stärkere Anforderungen an die Eisenbahn⸗Verwaltungen hinsichtlich genügender und rechtzeitiger Stellung leerer Wagen gerichtet werden, welchen erklärlicher Weise nicht immer genügt werden kann.

Wien, 8. Januar. (W. T. B.) Das von der Börsen⸗ kam mer eingesetzte Comité beschloß, wie die „Presse meldet, in der Plenarsitzung zu beantragen, daß vom 1. Juli d. J. ab die Termin Liquidation. für folgende Effekten eingeführt werden soll: Oesterr. Kreditaktien, österrfranmßösische Staatsbahn, Südbahn. Galiz Carl Ludwigbahn, Tabackaktien, ungar. Rente. Vom 1. März c. ab bis zum Juli sollen diese Effekten per medio und per ultimo gehandelt werden.

London, 7. Januar. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen la dungen angeboten.

Glasgow, 7. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen e ,, , in der vorigen Woche 4800 Tons gegen 5600 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, J. Januar. (W. T. B) Wolle fest, ruhig, stetig; in Stoffen guter Begehr für Amerika. .

Rom, 8. Januar. (W. T. B.) Die General Direktion der italienischen Gesellschaft der sizilianischen Eisen—⸗ bahnen in Rom hat mit der Berliner Handelsgesellschaft, dem Bankhaus von Erlanger u. Söhne und der Bank für Handel und Industrie einen Vertrag wegen Uebernahme von 20 Millionen Lire Lo. steuerfreier Gold⸗Obligattonen abgeschlossen; der Erlös dieser Obligationen dient zum Bau neuer Linien, welche von der Gesellschaft herzustellen sind und gegen gesetzlich festgestellte Jahreszahlungen in das Gigenthum der itallenischen Regierung übergehen

New⸗York, 7. Januar. (W. T. B) Visible Supply an Weizen 37923 G00 Bushels, do. an Mais 160141 000 Bufhels.

gen veranlaßt sehen.

Garne