sitzenden des Vorstandes der Ausstellung, empfingen, von diesen Herren nicht nachgesucht worden war, daß die Letzteren vielmehr befohlen waren, weil Se. we r Allerhöchstsich über das im Interesse der Arbeiter geplante Ausstellungsunternehmen unterrichten wollten.
— Ihre Majestät die Kgiserin und Königin Aug ust a war heute in der Kaiserin⸗Augusta⸗Stiftung in Charlottenburg anwesend.
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 24. . d. J. beschlossen, daß Haderzleben aus der Reihe der Orte 4 an welchen gemischte Privat⸗Transitlager von den in Nr. 9 des Zolltarifs aufgeführten Waaren (Ge⸗ treide ꝛc.) ohne amtlichen Mitverschluß gestattet werden dürfen.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundes raths für . und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten . desselben für Zoll⸗ und Steuerwesen und für andel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und teuerwesen hielten heute Sitzungen.
— Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (13.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Staats⸗Minister von Boetticher, der Minister für Landwirthschaft c, Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen, der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz und der Minister des Innern, Herrfurth, beiwohnten, stand zunächst auf der Tages⸗ ordnung die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erhöhung der Krondotation.
Der Berichterstatter der Budgetkommission, Abg. von Tiedemann (Bomst), führte aus, es gereiche ihm zur besonderen Ehre in dieser Sache als Vertreter der Kommission zum e,. spre ö Die Kommission habe eine eingehende
erathung der Vorlage vorgenommen. Dem Gefühl der großen Majorität des Hauses werde es wohl entsprechen, wenn der Bericht möglichst kurz ausfalle. Nach der Geschichte der Ent⸗ stehung der Krondotation könne kein Zweifel sein, daß eine Ver⸗ pflichtung des Staats zur Erhöhung der Dotation vorliege, wenn sich ein Bedürfniß dazu herausstelle. Ueber diese Ver⸗ , en, des Staats habe auch in der Kommission keine
einungsverschiedenheit hestanden. Dagegen sei von zwei Mitgliedern die Bedürfnißfrage verneint worden. Dieselben ätten sich wohl geneigt erklärt, eine einmalige Bewilligung ür bauliche Restaurationen in den Königlichen Schlössern eintreten zu lassen oder auch eine zeitweilige Aussetzung eines Witthums für die beiden verwittweten Majestäten zu bewilligen, zu einer dauernden Erhöhung hätten sie aber keinen genügenden Anlaß finden können, denn weder habe seit der letzten 1868 eingetretenen Erhöhung der Dotation eine Preissteigerung e ne. noch steigere der Hinzutritt der Kaiserwürde die Repräsentationskosten der Krone in erkennbarer Weise. Von dem Finanz⸗Minister sei erwidert worden, daß nach Ansicht der Königlichen Staatsregierung die seit 1880 erfolge Preis— steigerung vollkommen genüge, die Dotationserhöhung zu rechtfertigen; diese . sei eine harte ena liche Nothwendigkeit, für die es keiner besonderen Nach⸗ weisung bedürfe. Die Regierung * die Preissteigerung am eigenen Leibe erfahren, und diese müsse sich naturlich bei der , nn d,, ebenso geltend machen wie bei der Staatsverwaltung, besonders in den Beamtenbesoldungen und dergl. 3. B. fei ber Stat des Ministeriums des Innern seit 1868 von 24 auf 435, der des Justiz⸗Ministeriums, trotz der Beamtenverminderung in Folge der Justizreorganisation, von 46 auf 48 Millionen Mark, der des Abgeordnetenhauses von 755 600 auf 1210 000 6, der des Herrenhauses von 120 000 uf 172 000 S gestiegen. Wenn der Vergleich zwischen diesen Verwaltungen und der Königlichen Verwaltung auch nicht vollständig zutreffe, so beweise er doch, daß auch bei der letzteren ein wesentliches Mehrbedürfniß eingetreten sein müsse. Auch die Repräsentationskosten der Krone hätten sich durch die Kaiserwürde und vor Allem durch den ver⸗ mehrten Verkehr mit außerdeutschen Staaten zweifellos esteigert. Diese Ausführungen des Finanz⸗Ministers ätten bei der großen überwiegenden Mehrheit der . vollständige Zustimmung gefunden. In derselhen Weise sei die Kommission der Meinung gewesen, daß es sich nur darum handele, ob die Dotation der Krone an sich für die ihr obliegenden Verpflichtungen ausreiche, und daß es bei der Beantwortung der e,, . auf etwa vorhandenes Privatvermögen nicht ankomme. Daß die Dotation zur Erfüllung der Verpflichtungen nicht ausreiche und thatsächlich seit einer Reihe von Jahren nicht ö habe, müsse als feststehend erachtet werden. Dagegen, daß das Reich zu einer Dotation der Kaiserwürde ve fh sei, sei angeführt worden, daß die Dotation der Krone als eine Ehrenpfilcht Preußens angesehen werden müsse. Neben vielen andern Ausgaben falle Preußen, als der Vormacht Deutschlands, diese Ehrenpflicht zu. Das * bisher gute Früchte getragen und werde es auch in
ukunft thun. Die Bitte an das Haus gehe dahin, die Vor⸗ age einsltlimmig ,, in der Ueberzeugung, daß das ganze deutsche Voll einen solchen Beschluß billigen werde. Abg. Richter bedauerte, mit einem Theil seiner politischen i. der Vorlage nicht zustimmen zu können. Wenn es ich um eine Erhöhung des Witthums der beiden verwittweten Majestäten handelte, würde er sich einer entsprechenden ander⸗ weitigen Normirung der Kronfideilommißxente nicht entziehen, ebenso , wenn es auf die Deckung einiger außer⸗ ordentlichen Ausgaben ankäme, aber eine dauernde Erhöhung des Kronsideikommißfonds um 31 Millionen Mark sei nicht gerechtfertigt. Das Bedürfniß dazu scheine ihm nicht nachgewiesen und die Erhöhung den allgeineinen Staatz⸗ verhältnissen nicht entsprechend. Die Kommissionsverhand⸗ lungen die Begründung der Vorlage nicht verstärkt. Der veränderten Stellung der Krone in Deutschland sei schon 8 die Erhöhung der Dotation im Jahre 1868 um 3 Millionen Regung tragen. Unter Verweisung auf die . feines d e en Votums in der fen könne er sich anderer Ausführungen enttzalten, da die An⸗ ö. 9 irn. durch die große NMehrheli des Hauses elhaft sei. . — 3 * bemerkte, daß die . seiner politischen Freunde die eben vorgetragenen ken nicht theile. vielmehr der Meinung sei, daß die in den letzten Dezennien in allen Kreisen erheblich gesteigerte Lebenghaltung somwie die ausgebehntere Verpflichtung bei dem Kronfideilommiß
vertreten.
fonds, der nach den amtlichen . der Königlichen i, , thatsächlich nicht ausgereicht habe, eine Er⸗ höhung begründeten; ebenso seien diese e, . seiner . nicht im Zweifel, daß die Vertretung des Deutschen aiserthums, die eine 3 Preußens und seines Königs sei, eine Erhöhung fordere. bg. Dr. Virchow erklärte gegenüber der bezüglichen Aus⸗ ö. des Berichterstatters, daß er sich über die Bedürfniß⸗ age in der Kommission , nicht geäußert habe; er habe im Gegentheil betont, daß das Beduͤrfniß ernstlich ge⸗ prüft werden werde, wenn die Staatsregierung ar h he Mittheilungen darüber machen würde. Da dies nicht geschehen, abe er in der Kommission nicht für die Erhöhung stimmen önnen, also nicht, weil er das Bedürfniß nicht anerkannt he ondern weil er die Begründung für nicht ausreichend abe halten müssen. In dieser Lage sei er noch jetzt und werde sich daher der Abstimmung enthalten. . §. 1 wurde darauf mit großer Mehrheit, 8. 2 einstimmig angenommen. (Schluß des Blattes.)
— Die nochmalige Verwendung schon einmal zu stempelpflichtigen Urkunden kassirter Stem pelmark en zu anderen stempelpflichtigen Urkunden unter entsprechender Ab⸗ änderung der darauf befindlichen Kassationsverm erke ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 12.19. November v. J., weder als Urkundenfälschung S§ę. 267, 238 Str. G.⸗B.), noch als Gebrauch gefälschter
iempelmarken, sondern lediglich i. Verwendung bereits ö Marken aus 8. 276 des Strafgesetzbuches zu be⸗ rafen.
— Die Entziehung einer minderjährigen Person durch List, Drohung oder Gewalt ihren Eltern oder ihrem Vormunde ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenais, vom 27.50. November v. J, aus 5. 235 des Strafgesetzbuchs zu bestrafen, auch wenn die der elterlichen oder vormundschaftlichen Gewalt entzogene Person (insbesondere eine fast großjährige) einer anderen Gewalt nicht unter⸗ worfen wird. Auch wird die Bestrafung aus §. 235 Straf⸗ gesetzbuchs nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Thäter mit der entzogenen Person die Entziehung geplant und beschlossen und derselben die Mittel zur Selbstent⸗ ziehung durch List, Drohung oder Gewalt verschafft hat; er ist in diesem Falle nicht als Gehülfe einer stra flosen Selbst⸗ entziehung, sondern als Thäter zu erachten. Hat der Thäter in der angegebenen Weise durch List 2c. ein minderjähriges Mädchen ihren Eltern oder ihrem Vormunde entzogen, um sie zu heirathen, so liegt eine Entführung, welche nur auf Antrag aus 8§. 237 des Str. G. B. ö bestrafen ist, und eine Entziehung durch List ꝛ2c., welche nach 8. 235 auch ohne Strafantrag zu verfolgen ist, in idealer Konkurrenz vor und ist auch ohne Strafantrag zu verfolgen.
— Der hiesige Gesandte der Argentinischen Republik. Carlos Calvo, ist von St. Petersburg, wohin er sich Anfangs vorigen Monats im Auftrage seiner Regierung be⸗ geben hatte, mit dem Gesandtschaftspersonal nach Berlin zurückgekehrt.
— S. M. , ,, „Stosch“ und „Char— lotte“, Geschwader⸗Chef; Contre⸗Admiral Hollmann, sind am . . er. in Messina eingetroffen.
ayern. ,, 8. derg en (Allg. Ztg.) Dem Traueramt, welches für den verstorbenen Kronprinzen Rudolph gestern Vormittag in der Allerheiligen-Hofkirche stattfand, wohnten der Prinz⸗Regent in der ger e Obersten⸗Unisorm seines Regiments, die König in⸗Mutter, . und Prinzessin Ludwig, Prinz Rupprecht,
rinzessin Therese, Prinz und Prinzessin Arnulf, Prin— zessin Adalbert mit den Prinzessinnen Elvira und Clara, Prinz und Prinzessin Ludwig Ferdinand, Prinz Alphons, Herzog und Herzogin Karl Theodor, die Herzöge . und . owie Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen an. Außerdem war die gesammte hier anwesende Diplomatie, die obersten Hofchargen, Staats⸗Minister, Staatsräthe, wie über⸗
hanpt zahlreiche Mitglieder der drei Hofrangklassen anmesend. Im
Schiff der Kirche war auf schwarz bedecktem Boden eia prächtiger Katafalk errichtet, der von weißen Blumen und zahlreichen Lichtern umstellt war und dem sechs Hartschiere mit einem Offizier als Ehrenwache be. eben waren. Der Katafalk war behängt mit sechs österreichischen Wappen, worauf die Namen des Verstorhenen, bekrönt von einer Kaiserkrone und dem Gol⸗ denen Vließ, angebracht waren. Die Krone war jene, welche bei den IY45 abgehaltenen Beerdigungsfeierlichkeiten des Kaisers Karl VII., eines Wittelsbacher Sprossen, zur Ver⸗
wendung kam. Das Traueramt hielt Hofstiftsdechant Dr. von
Türk mit der Hofgeistlichkeit ab. Sachsen. Dres den, 9. Februar. (W. T. B.) Dem
heute hier durch den Pfarrer Bruck abgehaltenen Requiem
für den Kronprinzen Ungarn wohnten der König, die r r. das diplomatische Corps, die Generalität, die inister, der Bischof Bernert und eine zahlreiche Trauer⸗
gemeinde bei.
Württemberg. Stuttgart., 6. Februar. (M. Allg. Ztg.) In der katholischen St. Eben atb . Kirche fand heute Vormittag ein Trauergottesdienst für den Kronprinzen Ru dolph statt, bei welchem alle hier weilenden Mitglieder der. Königlichen Familie durch ihre Hofmarschülle und Adjutanten vertreien waren. Der Trauerfeler, welche auf Veranlassung des österreichischen Gesandten, Frei⸗ errn von Herbert-Rathkeal, abgehalten wurde, wohnten ferner verschiedene Minister, das diplomalische Corps, die Generalität und viele Mitglieder beider Kammern an. Außer⸗ dem waren der Adel und die österreichische Kolonie gl hl eich Der Trauergottesdienst bestand in einem Requiem,
nach welchem der Katafalk eingesegnet wurde.
Rudolph von Oesterreich— Prinzen und Prin⸗
Baden. Karlsruhe, 7. Februar. (Karlsr. Ztg.) Der
Großherzog empfing heute den Mittags hier eingetroffenen Erbptinzen von Anhalt. Se. Hoheit wurde sofort von
Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog zu Ihrer König⸗
lichen Hoheit der Großherzogin geführt. Dana . e r jez! seine ohnun . Küchenbau des
bezog H im . gie ghe ea h en n. Vald uu gghen begab sich der Erb⸗
rinz in das Palais Sr. Großherzoglichen Hoheit des . Wilhelm. Eachsen⸗ Weimar ⸗Eisenach. Weimar, 8. Februar. 6 C.) Die Erbgroßherzogin ist zwar noch . ich zu schonen, 26 aber als völlig genesen bezeichnei werden. Der neugewählte Landtag des Großherzogthums ist auf
den 17. Februar zu seiner ordentlichen Session einberufen worden. Der Hauptgegenstand der 6 wird die Vor⸗ lage über den Staatshaushalt für die nächste Finanzperiode von 1890-92 sein. — Der bisherige Landtagg⸗Präsident, Landgerichts⸗Präsident Dr. Fries, . vor Kurzem aus
dem Landtage geschieden ist, ist jetzt auf sein Nachsuchen aug . auch aus dem worden.
Anhalt. Dessau, 6. Februar. (Anh. St.⸗A.) Der
Erbprinz ist heute Abend mit Gefolge nach Karlsruhe ab⸗
gereist.
Oefsterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. Februar. Der Flotten⸗ befehl, welchen der Kaiser erlassen hat, lautet, wie die „Wiener Ztg.“ mittheilt, folgendermaßen:
Es hat Meinem tiefbetrübten Herzen unendlich wohl gethan, in den Tagen der schweren Prüfung, welche die göttliche VoVrsehung Mir auferlegte, von Meinem Heere. Meiner Kriegsmarine und Meinen beiden Landwehren neue Beweise unverbrüchlicher Treue, rührender Anhänglichkeit und pietätvoller Hingebung empfangen zu haben.
In wahrhaft würdiger und herzlicher Welse haben die An gehörigen Meiner bewaffneten Macht den Gefühlen der Trauer und des Schmerzes um Meinen theuren Sohn Ausdruck verliehen.
Aus den entferntesten Marken Meines Reichs sind ihre Vertreter, dem Drange des Herzens folgend., nach Wien geeilt, um dem theuren Dahingeschiedenen ihre Pietät zu bezeugen, ihm die letzte Ehre zu er weisen und um zu manifestiren, daß Leid und Freud Meines Hauses in Meinem Heere und in Meiner Kriegsmarine, sowie in den Reihen Meiner Landwehren allzeit einen lauten Widerhall findet.
Ich entbiete hiefür Allen Meinen innigsten Dank .
Nach wie vor schlälgt Mein Kerz warm für jeden Einzelne Meiner gesammten bewaffneten Macht, mit Stolz blicke Ich auf sie herab, und auch in Zukunft bleibt ihr Meine ganze Liebe und Für⸗ sorge gewahrt.
Wien, am 6. Februar 1889.
Franz Joseyh m. p.
Großbritannien und Irland. London, 8. Februar. (A. C.) Der Kabinetsausschuß, welcher feststellen soll, ob eine bessere Reichsvertheidigung Noth thue, hielt vor⸗ gestern unter dem Vorsitz des Marquis von Salisbury eine zweistündige Sitzung. Dem Vernehmen nach wurde ein wichtiger Plan, welcher bedeutend größere Ausgaben für Heer und Flotte nöthig machen wird, entworfen. — Das Kabin et beschäftigte sch gestern in seiner ersten Sitzung in diesem Jahre fast ausschließlich mit den Vor⸗ schlägen des vorerwähnten Ausschusses für die Verbesserung der Landesvertheidigung, und es wurde beschlossen, mit den ordent⸗ lichen Etats zeitig in der Session aufzuräumen, um an die Berathung des Schi ffbauprogramms der Admiralität
gehen zu können. Frankreich. aris, 7. Februar. (Köln. . Die
Bureaux der drei Linken des Senats beschlossen heute,
die Interpellation über die allgemeine Politik zu
vertagen.
Der Ertrag der indirekten Steuern im Monat Januar ühbersteigt den budgetarischen Voranschlag um 30sio und die Einnahme in der gleichen Zeit des Vorjahres um 6i/g Millionen. — 3. Februar. (W. T. B.) In der Sitzung der Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die , der Bezirk s⸗ wahlen, erklärte der Minister⸗Präsident Flogquet, der Kabinetsrath werde morgen über die Frage der Priorität zwischen der Verfassungsreviston und der Wiedereinführung der Bezirkswahlen Beschluß fassen. Er werde die Entscheidung des Kabinets vor der Kammer vertreten. Der Berichterstatter der Kommission, Thom son, wird seinen Bericht morgen in der Kammer bei Beginn der Sitzung vorlegen.
Dem Obersten Senard ist wegen des von ihm erlassenen Tagesbefehls eine amtliche Rüge mit bezüglichem Vermerk in seinen Personalakten ertheilt worden.
— 9. . (W. T. B. Der Kriegs⸗Minister Freycinet hat ein Rundschreiben an die Comman⸗ deure der Armee⸗CCorps erlassen, in welchem es eißt: „Ich ersuche Sie, die unter Ihrem Befehl stehenden ruppen darauf hinzuweisen, daß alle 6 . öffent⸗ lichen Kundgebungen, welcher Natur dieselben auch seien, formell untersagt sind. Wenn sich die Chefs mündlich oder schriftlich an die ihnen untergebenen Truppen wenden, so müssen dieselben sich jeglicher Anspielung auf die Politik, sei es auf die innere, sei es auf die äußere, enthalten. Ich habe die seltenen Ausschreitungen hiergegen bestraft und werde dieselben, sollten sie sich in Zukunft wiederholen, noch viel strenger bestrafen. Ich rechne auf den guten Geist Aller, damit ich solche Maßregeln vermeiden kann, welche ich mit Bedauern, aber ohne Zögern ergreifen würde.“
Italien. Ueber Arbeiterunruhen in Rom liegen folgende Telegramme aus „W. T. B.“ vor: ö.
Nom, 8. . Nachmittags. Zwischen einer größeren Anzahl beschäftigungsloser Arbeiter, die sich bei Prati di Castello ver⸗ sammelt hatten, und der Polizei kam es heute zu wiederholten Zusammenstößen. Die Arbester zerstreuten sich schließlich in ein elnen Trupps auf verschiedenen Straßen nach dem Centrum der Stadt und zertrümmerten auf den von ihnen eingeschlagenen Wegen mehrfach die Ladenfenster und die Straßenlaternen, sodaß, um den an mehreren Punkten der Stadt entstandenen Tumulten zu steuern, die Polizei wiererholt einschreiten mußte. Es wurden mehrere Ver⸗ haftungen vorgenommen. Die Ladenbesitzer hatten vielfach aus Vor⸗ sicht die Läden geschlossen. Vor dem Parlagmentegebäude war J dessen chu eine Truppenabtheilung aufgeftellt. egenwärtig ist die Ruhe wieder hergestellt. .
— 8 Februar, Abends. Der Bürgermeister hatte heute Vor mittag eine Deputation beschã tien n,; Arbeiter empfangen und derselben zugesagt, daß Angesichts des augenblicklichen Mangels an großen Arbeiten die beschäftigungslosen Arbeiter mit Erd⸗ arbeiten beschäftigt werden würden. Die Zahl der Arbeiter, welche sich gegen? Uhr Nachmittogs auf Prati di Caflello angesammelt hatten, betrug etwa tausend. Einer der vom Bürgermeister empfangenen Delegirten empfahl den Arbeitern, die Maßnahmen der Reßjerung abzuwarten, andere dagegen forderten auf, Barriladen zu errichten und das Kapitol und das Parlament anzugreifen, worauf die Menge . die Laternen einzuschlagen. on den ein ⸗ schreitenden Po tielbeamten wurden mehrere mit Stöcken, Messern und durch Steinwüfe verwundet. Auf dem linken Ufer des Tiber setzte die tumultuirende Menge in den Straßen Frattina und Macelll und auf dem Corfo Vittorio das Zerstörungwerk fort und versah sich in den dortigen Verkgufgläden mit Messern. Als um 4 Uhr Truppen , verliefen sich die Ruhestörer. Die Zahl der Verhafieten bel wurden im Besitz verboiener Waffen, von denen einige mit Blut befleckt waren, gefunden. Drei verwundete Civilpersonen mußten in das Spital gebracht werden.
ustizdienst entlassen
in diesem Fa
uft sich auf nahezu 100 (ygl. u.), viele derselben.
Die „Riforma“ meint, daß der Mangel an Arbeit die Ftußhe dõ rungen nicht erkläre. Irgend Jemand trachte danach, Agitation en zu provoziren und zu unter⸗ 64 ⸗— ; einem Zweck, der mit der Arbeiterfrage nichts emein e.
J. In der Deputir tenkamm er stellten mehrere Deputirte Anfragen an den Minister-Präsidenten Cxispi über die von der Regierung beabsichtigtn Maßnahmen zur Verhütung neuer Ruhestörungen.
— 9. Februar, früh. Der „Agenzia Stefani“ zufolge beträgt die Zahl der anläßlich der gestrigen Rubhestörungen Verhafteten bis seßt 72; die meisten derselben gebörten der Internationale an. Die Zahl der verwundeten Polizeibeamten und Privatpersonen sei eine auf wenige Personen beschränkte; getödtet worden sei Niemand.
— 9. Februar, Mittags. Die Verlaufg laden sind auch heute noch geschlossen. Zahlreiche Patrouillen durchzieben die Straßen. Bisher sind neue Ruhestsrungen nicht vorgekommen, jedoch ist mehrfach falscher Lärm entstanden. Die Verhaftungen dauern fort.
Rumänien. Bu kare st, 8. Februar. (W. T. B.) Der rumänische Gesandte in Athen, C. J. Ghika, ist in gleicher Eigenschaft nach St. Petersburg versetzt, der General⸗ Sekretär im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten D. Olanesco, zum Gesandten in Athen und der Chef der politischen Abtheilung, Lahovary, zum General⸗ Sekretär im Ministerium der auswärtigen An⸗ gelegenheiten ernannt worden.
Serbien. Belgrad, 8. Februar. (W. T. B.) Der österreichischungarische Gesandte überreichte heute dem Minister⸗Präsidenten Nikola Christie die Insignien des Großkreuzes des Leopold⸗-Orden s. — Die bul⸗ garischen Delegirten, welche behufs Abschlusses eines Handelsrertrags hier eingetroffen sind, wurden heute vom Minister des Auswärtigen empfangen.
Schweden und Norwegen. Christiania, 8. Februar. (W. T. B.) Das Stort hing ist heute vom König mit einer Thronrede eröffnet worden. Letztere kündigt die Vorlegung von Gesetzentwürfen an, betreffend die Erweiterung der Wirksamkeit der Staatsbanken, die Volksschulen, die Handels- und Schiffsregister, die Aufsicht über die Arbeiten in den Fabriken und die Arbeitszeit in den verschiedenen Industrie⸗ zweigen. Die Staatseinnahmen sind im Wachsen: das Budget giebt die Einnahmen auf 44 950 000 Kronen und die Aus⸗ gaben auf 44 750 000 Kronen,
O00 Kronen an.
geituugsstimmen.
Die Wiener „Presse“ sot;
Die Debatte im Deutschen Reichstage über die Affaire Geffcken wird in der deutschen Parteipresse, vornehmlich Seitens der Oppositionsblätter, lebhaft besprochen. Die Oppositions⸗Juristen formuliren eine Art Anklage gegen den Reichskanzler wegen der politischen Verwerthung des Untersuchungsmaterials gegen Geffcken. Juristisch ist diese Anklage unhaltbar. Das Untersuchungsmaterial ist als solches allerdings Amtsgeheimniß, sofern es nicht in öffentlicher Verhandlung verwerthet wurde. Das Amtsgeheimniß aber steht jederzeit zur Disposision der Regierung, die es nach Maßgabe ihrer politischen Verantwortung bewahren oder preisgeben kann. Dem entgegen wird geltend gemacht, daß Geffcken außer Verfolgung gestellt wurde und ein persönliches Recht darauf hatte, unbehelligt zu bleiben. Auch das ist richtig; aber hier ist eine Lücke im Gesetz, die nur nach den allgemeinen Rechtsgrundsätzen gefüllt und erledigt werden kann. Der maßgebliche Rechtsgrundsaß in solchem Falle aber geht dahin, daß öffentliches Recht stärker ist als privates Recht. Wie in tausend an⸗ deren Fällen expropriirt das allgemeine Interesse den privaten An⸗ spruch. Die frage aber über das Gewicht des allgemeinen Interesses
e und seines Verhältnisses zum Anspruch Geffcken's ist eine lediglich politische. Der politischen Diskussion des Falles aber sind die Opponenten wohlweislich ausgewichen.
— Die „Elberfelder Zeitung“ bemerkt:
Von einer Autschließung der beiden deutschfreisinnigen Reichstags⸗ Abgeordneten, welche für die ostafrikanische Vorlage gestimmt haben, aus der Partei hat noch nichts verlautet. Es ist damit also kon⸗ statirt, daß man ein liberaler Mann sein und dabei doch eine aktire Kolonialpolitik befürworten kann, und die deutschfreisinnige Partei hat dadurch auch an ihrem Theil die n n, für das Unternehmen zu tragen. Wenn sie die kolonialpolktischen Vorgänge fernerhin agitatorisch auszunutzen suchen sollte, wird man ihr immer jene beiden ditglieder vorhalten können. Uebrigens beweisen gerade die i, . auf Samoa, die mindestens ebenso ernst sind wie die in Ost⸗Afrika, daß man zu überseeischen Verwicklungen kommen kann, auch ohne irgend welche aktive Kolonialpolitik zu treiben. In dem Verhältniß zu Samoa ist i das Rezept des Herrn Bamberger befolgt worden, als er im
ahte 1830 dag Eintreten des Reichs für die dortige deutsche Handels- gesellschaft zu Fall brachte. welches voraussichtlich mit der Zeit zu einer deutschen Schutzherrschaft geführt und die jetzt dort entstandenen Verwicklungen verhindert hätte. Die Reichsregierung hat sich seit der Zeit, ohne irgend einen Anspruch auf Hoheitsrechte oder Schutzherrschaft darauf beschrankt, die gefährdeten Interessen deutscher Landsleute auf diplomatischem und endlich auch . militärischem Wege zu wahren, und selbst bei Hrn. Bamberger wird der blinde Haß gegen jede Kolonialpolitik doch nicht so weit gehen, daß er diefe Aufgabe des Reichs bekämpft, in Überseeischen Landern seinen Angehörigen Schutz n Unbilden und Gewaltthat zu gewähren. Daß ist eine der ersten staatlichen Pflichten, und wohl dem Staat, der, wie das Deutsche Reich, diese Pflicht zu erfüllen im Stande ist. Etz ist ein Lebens⸗ interesse aller deutschen Unternehmungen im Ausland, deren Wichtigkeit doch auch die deutschfreisinnige Partei nicht leugnen wird, daß an dem Ernst und der Entschlossen· heit des Reichs, in allen Fällen die Rechte und die Sicherheit seiner Unterthanen zu schützen, nicht der mindeste Zweifel aufkommt Daran kann uns auch das großsprecherische Wesen, in welchem sich einige nordameriklanische Politster bei diefer Gelegenheit efallen, nicht im mindesten irre machen. Die bewährte friedliebende
. unserer Regierung und die verständige Einsicht in Amerika wird ohne Zweifel die jetzt bestehende Spannung auß dem Wege täumen; einen deutsch⸗ amerlkanischen Krieg wird man wegen Samoa wohl nicht zu befürchten haben. Aber sich in einer Frage zurück ⸗ zuziehen, bei der das unbestreitbarste Recht und das korrekteste Vor⸗ gehen auf dentscher Seite ist, wird Niemand dem Deutschen Reich zumuthen dürfen.
— Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt: . Früher wußte unsere freifinni . nicht genug darüber uu klagen, daß unsere Diplomgtie der Seffentlichkeit und speziell der resse gegenüber von äußerster Zugeknöpftheit sich erweise, daß nterviewer, die sonst allerwärts von den leitenden Perfönlichteiten freundlich empfangen würden, bei ung stetz auf bureaukratische Ver⸗ chlossenheit stießen. Nun hat der Staatssekretär des Auswärtigen mteg,. Graf Bismarck, eine Ausnahme gemacht und seine Ansichten ber die ,., Angelegenheit einem Koꝛrespondenten des Newyork Herald⸗ ,, Sofort benutzt das Richter sche Organ diesen Anlaß. um ju eiklären, daß, „wenn sich diefe Methode des diplomatifchen weiter . einburgert
alle Gesandtschaften uͤberflüssig werden
den Ueberschuß also auf
185 Cheschließungen, 961 Lebendgeborene,
Verkehrs durch Zeitungs ⸗Korrespondenten
und eine erhebliche Entlastung des Budgets der Groß⸗ flaaten für Repräsentationgkosten in Aussicht zu nehmen ist '. Es ist hier, wie in der Geffcken'schen Sache. Erft klagt das Freisinnlerthum darüber, daß der Prozeß geheim geführt wird, daß das deutsche Volk die Punkte nicht kennen lernt, auf welche die Anklage sich stützt; kaum aber ist die Anklageschrift veröffentlicht, so wird von denselben Krittlern und Nörglern im Brusttone sittlicher Entrüstung über Rechtsverletzung und Rücksichtslosigkeit lamentirt.
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ ron, schreibt:
Hat die Herstellung und Verarbeitung des Eiseng in Deutschland nebst den mannigfachen Rebenindustrien dieses wichtigen Gewerbtz⸗ zweiges ö. dem Jahre 1880 eine erhebliche Verbesserung erfahren, so ist die deutsche Textilindustrie insofern durch die neue Wirth⸗ schaftspolitik in noch höherem ue begünstigt worden, als nicht allein solche Zweige derselben, welche ehedem nur kümmerlich bei schlechten Löhnen ihr Dasein fristen konnten, zu neuem Leben erwacht sind, son—⸗ dern ganze Produktionszweige derselben überhaupt neu geschaffen wurden. Die , n. Deutschlands vom Auslande wurde hier⸗ durch immer mehr beseitigt und wir können mit Bezug hierauf heute sagen, daß die Intelligenz und der li e ef ne, , unjerer In⸗ dustriellen im Verein mit dem Großkapital uns bis auf einige wenige Gespinnste ganz unabhängig vom Autlande hingestellt haben; wir . nicht, daß die Zeit nahe gerückt ist, welche in dieser Hinsicht die . Hindernisse beseitigt haben wird. ;
ie Verbrauchzvermehrung des Rohmaterials bildet ein zuver⸗ lässiges Merkmal für die gesteigerte Thätigkeit eines Industriezweiges; es ist dies in erster Linie bei der dertschen Textilindustrie der Fall, welche den bei Weitem . Theil ihrer Rohstoffe bekanntlich vom Auslande zu beziehen genöthigt ist, ein Uebelstand, welcher nicht der Industrie als solcher zur Last fällt, dessen Beseitigung vielmehr in erster Linie eine Aufgabe, unserer Landwirthschaft bildet. Ist es nun auch aus klimgtischen Gründen nicht möglich, Baumwolle und Jute in Deutschland zu gewinnen, so tritt diese Möglichkeit bei der Rohseide doch weit mehr in den Vordergrund; mag ferner die intensivere Betriebsweise unserer Land⸗ wirthschaft die Wollerzeugung immer mehr in den Hintergrund ge⸗ drängt haben, so ist es doch entschieden zu beklagen, daß bezüglich des Flachses und Hanfes unsere Textilindustrie in dem Maße vom Aus⸗
lande abhängt, wie dies fortgesetzt der Fall ist. Aus den nachfolgenden ö. möge man ersehen, in welchem Umfange die genannten 0 E
stoffe seit 1380 vom Auslande in Deutschland bezogen wurden. 8 betrug Tonnen (iu 1000 kg) von Baumwolle . lachs Hanf Jute Rohseide
) Die Einfuhr. 1880 148 654 68 755 36 369 40689 17564 2904 1881 157 070 77 372 50 259 54 512 18603 3308 1882 155 859 88 502 74 180 38 9560 23 501 3437 1883 189 093 90 969 67561 41 826 33 472 3373 1884 177 517 105666 65 186 40 3068 33 799 3776 1885 166 771 98 790 57 166 41 60 41 900 2936 1886 172 030 108680 42093 32075 44007 3675 1887 212 033 110847 52 233 48953 57 358 3807 1888 194 442 50 287 58 842 4141
131 603 63 091 2) Die Ausfuhr. 1880 11917 14 325 23 230 23 541 883 1881 17 803 12 085 31 872 34 584 988 1882 17 479 13 432 52 652 24 066 942 1883 20 604 12722 42215 21 864 994 1884 18 115 11910 38 155 19 954 ; 1042 1885 9461 10095 34 157 22 377 713 1886 11063 13 037 23 752 16087 726 1887 14337 9 965 31 528 26 575 994 1888 15 416 12 837 40 539 26 320 1112 3) Die Mehreinfuhr.
1880 136 736 54 430 13 139 17148 2021 1881 139 267 65 287 18 387 19 928 2320 1882 138 380 75 M0 AI 5Ses8 14884 . 2495 1883 168 489 78 247 25 346 19962 2379 1884 159 402 93 756 27031 20 354 2734 1885 157 310 8 6965 23 011 19226 2223 1886 160 967 95 643 18 341 15988 2 2949 1887 197 696 100 882 20 705 22378 56192 2813 1888 179 026 118 766 22 552 23 9675 588015 3029
Am stärksten hat hiernach der Verbrauch von Jute in Deutsch⸗ land zugenommen, indem deren Mehreinfuhr seit 1889 auf mehr als das Dreifache stieg; es entspricht dies der großen Ausdehnung, welche die Juteindustrie neuerdings bei uns genommen hat. Demnäͤchst hat sich die Verarbeitung ausländischer Wolle mehr als verdoppelt; die Mehreinfuhr der Baumwolle stieg 1888 gegen 1880 um 30, 9 C, diejenige von Flachs um 71,8 und von Hanf um 39,8 /o. Die Roh⸗ seideneinfuhr hat im Jahre 1888 ihren höchsten Betrag bis jetzt er⸗ reicht, derselbe übertraf denjenigen des Jahres 1880 um 50 9. Mit Ausnahme der Baumwolle hatte die Einfuhr sämmtlicher genannter Rohstoffe 1888 gegen das Vorjahr beträchtlich zugenommen.
Etatistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den . Standesäm tern in der Woche vom 27. Januar bis intl. 2. Februar 1889 zur Anmeldung gekommen: 55 Todtgeborene. 603 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Gemälde von Dürer und Wolgemut in Reproduktionen nach den Originalen zu Augsburg, Berlin, Bremen, Dresden, Florenz. Frankfurt a. M, Genua, Vernbruck, Kassel, Köln, Leipzig, Madrid, München, Nürnberg, Paris, Prag, Rom, Schwabach, Siena, St. Veit, Weimar, Wien, Zwickau, heraus⸗
egeben von Sigmund Soldan. Mit Text von Br. Berthold
iehl. In unvergänglichem Lichtdruck ausgeführt von F. Bruckmann. Nürnberg, Verlag von Sigmund Soldan, Hof⸗. Buch und Kunsthandlung. — Während bisher manche Prachtwerke mit den Gemälden von Küͤnstlern des Auslandes edirt wurden, fehlte ein für die deutsche Kunstgeschichte so wichtiges Gesammtwerk mit den herrlichen Tafelgemälden unseres größten deutschen Meisterg. Albrecht Dürer. Es verdient daher An ⸗ erkennung, daß der Hof⸗Buch⸗ und Kunstbändler Sigmund Soldan in Nürnberg es unternommen hat, die sämmtlichen, weit zer⸗ streuten Tafelbilder Dürer's nach den Originalen in 24 Städten aufnehmen zu lassen, um sie durch unvergänglichen Lichtdruck zu ver⸗ breiten. Viele Schöpfungen Dürer's werden hier zum ersten Male reproduzirt. Um aber auch zwischen den Bestrehungen Dürer's und seines berühmten Lehrers Wohlgemut leichter Vergleiche anstellen zu können, sind darin die besten Tafelbilder von Wohlgemut aufgenommen worden, Den Text hat der wohlbekannte Kunstgelehrte Dr. Berthold Riehl in München verfaßt. Nicht nur die meisterhaften Porträts hervorragender Zeitgenossen Bürer's: Kaiser Maximilian's, des Kurfürsten von Sachsen, Fugger's, Holzschuher's, sowie ferner des Kaisers Karl des Großen, Kalser Sigismund's ze. sollen in der Sammlun reyroduzirt erscheinen, sondern auch die kostbaren Gemälde Dürer's zu Wien, KRerlin, Dresden, Florenz, Madrid, Parig, Siena, rg, Köln, Frankfurt, Nürnberg re. Die vorliegende erste Lieferung enthält in vorzüglichen Lichtdruck. Nachbildungen zunächst von Dürer den prachtvollen Charakterkopf des i . Jacobus und die Anbetung der helligen drel Könige aut dea Ufftzten in Florenz Dann folgen aus der Pinakothek in München: die Geburt Ehristi (Maria und . das Christ kind , . von dem sogenannten Paumgärtner'schen Altar, die Heiligen Slmeon und Lazarug und das Porträt seines Lehrerz Wohlgemut. Aus der Berliner Galerie finden wir das bekannte
sprechende Bildniß des Hierenymus Holzschuher, ferner Maria,
das Kind anbetend! vom Dresdener Altarwerk und die Be⸗ tende Jungfrau. aus der. Königlichen Galerie in Auge burg. Wenig bekannt, aber höchst charakteristisch ist das Gemälde Dürer s: Herlules, die stymphalischen (als Harpyien gestalteten) Vögel be⸗ kaämpfend', aus dem Germanischen National ⸗Museum in Nurnberg. Auch das in demselben Museum aufbewahrte, leider ziemlich be= schädigte Porträt des Kaisers Maximilian J. ist reproduzirt. Zu den unbekannteren Bildern des Meisters endlich gehört auch die hier in Lichtdruck faesimilirte figurenreiche Kreuzigung Christi aus St. Veit bei Wien. — Wohlgemut ist in der Lieferung vertreten durch den Tod der Maria“, aus der Stadtkirche zu Hersbruck, die „Kreuz- tragung Christi, aus der Haller'schen Heiligen Kreuzkirche zu Nürn⸗ berg, und Maria und Johannes nebst vier anderen Frauen und Longinus . vom sogenannten Hofer Altar in der Münchener Pinakothek. — Das Werk wird, nach dieser ersten Lieferung zu urt heilen, dem Verleger und der deutschen Nation, der daran liegen muß, seine großen
Meister , ,, . zu sehen und dem darin uns zum Theil weit
vorautgeeilten Auslande nachzukommen, zur Ehre gereichen. Dasselbe ist .. Königlichen Hobeit dem Prinz ⸗ Regenten von Bayern gewidmet.
— Aus guter Gesellschaft“ betitelt sich ein Bukarester Roman von Hermann Gosseck (Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei Aktien⸗Gesellschaft, vormals J. F. Richter). — Der Ver⸗ fasser führt uns hier das Leben in der rumaänischen Hauptstadt vor; denn daß dies sein vornehmster Zweck war, geht aus der Art der Gr⸗ zählung bervor. Sie dient gewissermaßen nur dazu, ihm Gelegenheit zur Schilderung von Land und Leuten zu geben, während das Interesse an den betreffenden Romanfiguren wesentlich zurücktritt. Auf die Bezeichnung Roman“ dürfte daher sein Werk kaum Anspruch machen, denn es entspricht nicht den K welche man an diese Kunstform zu stellen gewohnt ist. eder hat man es hier mit romantischen Verwickelungen zu thun, noch wird ein besonderes psychologisches Interesse an dem Seelenleben der handelnden Personen wachzurufen versucht, auch dürfte an der Charakteristik einzelner dieser Personen manches auszusetzen sein. Der Heldin der Handlung, falls man überhaupt von einer solchen reden kann, werden Gedanken und Betrachtungen untergeschoben, welche über die Empfindung und den Gesichtskreis eines jungen Mädchens weit hinausgehen. Andere Figuren sind wiederum nur konventionell gezeichnet und vermögen kaum unsere vorübergehende Theilnahme wachzurufen. Der ganze Werth des Gosseck⸗ schen Buches dürfte eher ein kulturhistorischer sein; das eigenartige gesellschaftliche Treiben in der rumanischen Landeshauptstadt findet hier einen geschickten Schilderer, und so wird das Buch besonders für alle diejenigen von Interesse sein, welche Gelegenheit hatten, sich an . und Stelle von der Richtigkeit der Gosseckschen Darstellung zu überzeugen.
— Als Sonder⸗Abdruck aus „Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesen“ erschien im Verlage von Dierig u. Siemens hierselbst (C., Neue Promenade 1): Der K Ausbau des ge⸗ samm ten Lehrlingswesens für Industrie und Gewerbe, Vorschläge zur Erziehung und Ausbildung der gewerblichen Jugend, entwickelt und besprochen nach gesammelten und auszüglich mit⸗ getheilten in- und ausländischen Bestrebungen um die e der In⸗ dustrie, der Gewerbe und des Handwerkerstandes‘; den staatlichen und städtischen Behörden, Industriellen, Innungen, Lehrern und Gewerbe⸗ freunden gewidmet von Robert Garbe, Königlichem Eisenbahn⸗ Maschinen⸗Inspeklor. Mitglied des Kaiserlichen Patentamts und der , für das technische Unterrichtswesen in Preußen. (Preis
Mk ;
— Die 3. Nummer der am 1. Januar 1889 begründeten Zeit⸗ schrist Berliner Salon‘, Organ für gesellschaftliche Interessen (redigirt von M. Rumbauer; Verlag von Adolf Landsberger, Berlin W.), ist erschienen und bringt ‚Plaudereien mit der Herzogin von Seeland! von Hermann Heiberg; ferner eine Novellette von Alfred Friedmann: Beim Diner. Karl Pröll beschreibt den „Karneval von Berlin'. Festtage in Venedig“ schildert die öster⸗ reichische Schriftstellerin A. Forstenheim. Der Atelierbericht von M. Rumbauer beschäftigt sich mit dem berühmtesten zei tgenössischen Maler Spaniens, Franelzco Pradilla. Es folgen Kunstnotizen, ein Bericht über die Ausstellung des Vereins Berliner Künstler; ein Artikel über die moderne Bühne, speziell in Berlin, ein Modenbrief aus Lon don, Preis ⸗Räthsel ꝛe.
Land⸗ und Forstwirthschaft. . Die Royal Agricultural Society of England
beabsichtigt zur Feier ihres funfzigjährigen Bestehens am 24. Juni d. J. eine land wirthschaftliche Aus stellung im Großen Park zu Wind sor zu veranstalten. Die Dauer derselben ist auf sechs Tage berechnet; es in insbesondere Zucht- und Nutzthiere, sowie landwirthschaftliche Erzeugnisse gelangen. Das Ausstellungs⸗ Sekretariat be⸗
ur Ausstellun ö anover Square, London W.
ndet sich 12
Sanitäts⸗, Veterinär ⸗ und Quarantäneme sen.
Portugal.
Durch eine im Digrio do Governo“ Nr. 25 vom 31. Januar 1389. veröffentlichte Verfügung des,. Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden der Hafen von Surabaya 6 von Cholera verseucht“, die übrigen Häfen der Insel Java und der anderen niederländischen Besitzungen im Großen Ozean für derselben Krank⸗ heit „verdächtig! erklärt (vergl. . Reichs⸗Anzeiger! Nr. 5 vom 7. Januar 1888).
Verkehrs⸗Anstalten.
(Telegramm von Verviers.) Die englische Post vom ö. d. . Abends, ist ausgeblieben. Grund: Schneesturm im anal. . — (W T. B.) Das . Eisenbahn⸗Betriebs⸗ amt Berlin (Direktionsbezirk Erfurt, Anhalter Bahnhof) theilt mit: In Folge der Schneewehen heute Nacht sind auch erhebliche „Störungen im Zugverkehr, soweit er die uns unterstellten Linien Berlin — Halle, Berlin — Leipzig, Berlin —Röderau resp. Elsterwerda betrifft, eingetreten. Nach den bis jetzt, Sonn⸗ abend, den 9, Februar, Vormittags 11 Uhr, vorliegenden Meldungen ist die sächsische Strecke Elsterwerda — Dregden noch voll ständig ge⸗ sperrt; eine Personenbeförderung ist deshalb nur bis zur Grenze der preußischen Staatsbahnen (Elsterwerda) gesichert. Die Strecke Röderau=— Dresden, welche ebenfalls bei Pristewitz gesperrt war, ist nach soeben eingetroffener Meldung wieder fahrbar, sodaß der Verkehr nach Dresden über Röderau gelenkt wird. Die zeitweisen Störungen bezw. die theilweisen Sperrungen eines w auf anderen Strecken haben zum Theil erhebliche Zugverspätungen im Gefolge. ach den vorliegenden Mittheilungen sind nachstehende Linien durch Schnee vet⸗ wehungen noch vollständig gesperrt: Sangerhausen —Oberröblingen, Gotha Ohrdruf. Roßlau — Dessau, Jeßnitz — Dessau, Halle — Rordbausen, Halle Va lberftadi⸗ fig iesa, Welßen felg - Zeitz und Wutha-Ruhla. Wir haben die Anordnung getroffen, da unserem Auskunftsbureau — links neben der Vorfahrt des Anhalter Bahnhofs — eine Lifte über unsere und die verschneiten Anschluß 1 ee, gehalten und dem Publikum auf Verlangen rorgelegt werden wird.“ ] Hamburg, 8. Februar. (W. T. B.) Der Po st dampf er Teutonia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen — i ner n en hat, von Westindien kommend, heute Liz ard a 4 . London, 8. Februar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Trosan ! ist gestern auf der Heimreise von Madeira abgegangen. C Der Castle⸗ Dam pfer Dun bar Castle * ist heute auf der Ausreise in Cap eto 9 angekommen. . = 9. Februar. (W. T. W.) Der Union ⸗Da myfe r Arab ist am Donnerstag von Capetown auf der Heimreise und der Union⸗