1889 / 56 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

ja im aber abg gr worden seien. Der Minister diese * un 2. alf ele laffen. g. Dr. err von wei Professoren, welche die altkatholischen Lehren verkündeten, 1 . , Lehren; da sei wohl eine neue Professur nicht nothwendig. ; Vas Kapitel wurde bewilligt. . Bei dem Kap. 119: nn Hüten - und zwar beim Tit. 1, Zuschuß für die Universität Königsberg 777 908 (6, ver= . der Abg. von Meyer (Arnswalde) eine genaue Nach⸗ weisu

gelder. :

Abg. Schmelzer fuhrte die Zummelei / der Studenten auf der r auf die zu rg Belastung in den Vor⸗ bildungsschulen zurück. Der Nachmittagsunterricht in den Gymnasien müsse ganz beseitigt werden. .

Abg. Graf von Kaniß wies auf die Ueberproduktion an wissenschaftlich gebildeten Leuten hin, die in Folge dessen lange Zeit auf Anstellung warten müßten. Diesem Uebelstande lönne nur enigegengetreten werden durch Beschränkung der Zahl der höheren Lehranstalten. Der Staat sollte deshalb auch bei der Uebernahme solcher städtischen Anstalten sehr va f gif sein. Aus dem gleichen Grunde sei eine Vermehrung der Professuren nicht n , re Dieselben Einwendungen müßten gegen die oßen Forderungen für die Sammlungen und botanischen ten mit ihren zahlreichen Beamien geltend zer ng, werden. Hoffentlich werde das Haus die Streichungen, welche die Budgelkommission vorschlage, aufrecht erhalten.

Bei Schluß des Blattes nahm der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, das Wort.

Die Kommission des Hauses der Abgeoxd⸗ neten zur Vorberathung des Gesetzentwurfs ü ber die allgemeine Landesverwaltung und die Zu⸗ stän digkeit der Verwaltungs- und Verwaltungs⸗ gerichts behörden in der Proyinz Posen hat sich konsiituirt und zum Vorsitzenden den Abg. Hobrecht, zu dessen Stellvertreter den Abg. von Dziembowski sowie zu Schrift⸗ führern die Abgg. von Schwichow, Dr. Krause und Kolisch

gewählt. Der 15. Brandenburgische Provinzial⸗Land⸗

ag ist am 3. März durch den Ober⸗Präsidenten, Staats⸗ kai Dr. von Achenbach mit folgender An fyrache eröffnet

worden: SBVochgeehrte Herren . Seit gem Sie e letzten Male zur Berathung der Angelegen⸗ heiten unfeter Provinz jusammentraten, ist unser deutsches und preu⸗ sischez Vaterland auf das Schmerste heimgesucht worden. Das i . unferes ehrwürdigen heißgeliebten Kaisers und Königs Wilkeim, unter dessen Schutz und Schirm wir so lange glücklich und in Segen gelebt, und Seines nicht minder geliebten ruhmreichen Sohnes des Kalsers und Königs Friedrich erfüllte alle Herzen mit fiefftem Schmegze. Unser Leid um den unersetzlichen Verlust, welchen datz gesammte ¶ierlund nach Gottes Rathschluß erleiden sollte, konnte nur im Hinblick auf des Allmächtigen Gnade gemildert werden, welcher dem Lande in dem Sohn und Enkel der heimgegangenen Kaiser einen mit allen Tugenden Seiner großen Vorfahren ausgestatteten Herrscher verlieh. Mit der von den Vätern ererbten unverbrüchlichen Treue und unbebingtesten Hingebung werden insbesondere die Branden⸗ Fütger allezeik es als ein Recht betrachten, mit Gut und Blut ihrem l geri , und Königlichen Herrn dienen uu durfen. Der Prorin- zial⸗ Landtag aber wird fich steis in seiner Thätigkeit durch die Er⸗ innerung gehoben und angefeuert fühlen, daß unser innigst geliebter Kaiser und König Sich vormals an den Arbeiten des Land- tageg und an der Leitung der Provinz Allerhöchstselbst persönlich be theiligt haben. .

Bie großen Ueberschwemmungen, welche im vergangenen Früh⸗ . e Landes zeblete verwüsteten, haben auch unsere Hrovinz hait eiroffen. An Elbe, Oder, Warthe und Netze richtete das entfesselte im Sommer waren beträchtliche Gebiete vom Wasser nicht befreit, Werkthãtige Menschen liebe und die Hülfe des Staats sollten das über die Anwohner jener Ströme ausgebrochene Unheil nach Möglichkeit mildern. Ihre Möasestät die Kaiserin und Königin Friedrich, die Protektorin des Berliner Hülfsvereins, eilte Allerhöchstselbst zum Troste der Heim ; gesuchten an die Unglücksstätten. Aus Liebesgaben flossen den Be= schädigten ungefähr eine Million, aus Stgaatsmitteln gegen j 230 50 MS, darunter gegen 370 060 M als Darlehn, zu. Am Rettungswerke in den Augenblicken der größten Gefahr nahmen mit bewunderungswürdigem Geschick und Muth die von der Militãr⸗ behörde auggefandten Truppen Theil. Allen Helfern in so großer Noth gebührt unser innigster Dank.

Bei der trefflich geordneten Selbstverwaltung unserer Provinz werden Sie bei Ihren bevorstehenden Bergthungen sich vor⸗ nehmlich nur mit laufenden, regelmäßig wiederkehrenden Geschäften uu besassen haben. Der Voranschlag für den ,, der ö trotz der in den letzten Jahren autgeführten umfang reichen Neubauten ünd ungeachtet eines durch die Ueberschwemmungen an Provinzial⸗Straßen herbelgeführten Schadens von ungefähr 140 „de, nach wie vor die günstige wirthschaftliche Lage der ersteren. Alle berechtigten Ansprüche haben in ausreichender Weise befriedigt und die Ueberschüsse des vorigen Jahres im Betrage von 1563 000 S fur. die Deckung der ersten Rate der Kosten zur Errichtung einer neuen Taubstummen⸗ Anstalt in Guben in Augsicht genommen werden können. Außerdem ist es möglich gewesen, Ihnen im Anschluß an das für die Staats- ir am 23. Märß v. J. ergangene Gesetz den Erlaß der ,. und Waisengeldbeitrüge auch für die Provinzial ⸗Beamten vorzuschlugen. .

Für die landwirthschaftliche Unfallversicherung, welche inzwischen ihre volle Durchführung erfahren hat, wird Ihnen für das bevor—⸗ flehende Rechnungsjahr gleichfalls ein Voranschlag vorgelegt werden, welcher in Cinnahme und Ausgabe mit 51 740 M abschließt.

Andere Vorlagen beziehen sich auf Neuwahlen zur Gewerbe kammer und zu den Bezirks⸗Kommissionen für die klassifizirte Ein n, teuer in beiden Regierungsbezirken, deren Wahlperiode abge⸗ a . .

Mit Freude und Dankbarkeit werden Sie wahrgenommen haben, daß neben den in Bau begriffenen wichtigen Kanälen die Königliche Sfaatgregierung die Anlage verschiedener Nebenbahnen in unserer e,, n,. Kostenaufwande von 7 480 009 S6ς auszuführen beabsichtigt. ir gg werden die zunächst betheiligten Kreise im t auf die i . Bedeutung dieser Bahnen den berech⸗ tigten Anforderungen der Staatsregierung, wie dies zum Theil bereits geschehen ist, nunmehr überall entgegenkommen.

nheiflichen Regelung der Ginrichtungen der Ver—⸗

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en Jahre bereits 6000 C verlangt vom ause nnbge sich bunh

Element gewaltige . an, und noch

ur ei pfleg; ta , e f fin unserer Provinz eine Vereinigung derselben erh. ere ö am 6. Dezember v. J. e nn, hl grund⸗ sälicher B u beschlossen worden ist, welche auf allen ationen zur Durchführung gelangen sollen. Auf Grund dieser VBeschlüsse liegt es in der Absicht, an die Provinz die Bitte zu a. , der Perwaltunggkosten der dem Verband ange e, . . auf Propinzialfonds zu übernehmen. Eg darf gehofft werden, daß der Provinziaf- Landtag diefem rage . . geben vir und daß len rerfe tel dcin? dern, enirken imserer Prorin, in welchen bisher jener

Schorle mer-Alst meinte, es gebe .

ng der den einzelnen Professoren zufallenden Kollegien⸗

ö t en! Als Sie Sich im vorigen Jahre zu Ihren a,. er fs e das f. 53. .

daß Sie zum letzten Male in dei alten Landtags tagen w wel hes sest Jahrhunderten zur Versath m- ung der Stände der Proving gedient hatte. Heute begrüße ich Sie

in den kunstvoll hergestellten Räumen des neuen ptächtigen Landtags · haufeg, in welchem jo Gott will noch in fernen Zeiten die Vertreter der Probinz sich ju friedlicher und heilsamer Arbeit ver⸗ einigen werden. Wtöge dieses Haus stets eine Stätte einträchtigen und erfolgreichen Zusammenwirkens sein und bleiben, möge die uner⸗ , Treue gegen König und Vaterland, die Hingebung und iebe für die Provinz, wie in dem alten, so in dem neuen Hause

jetzt und in Zukunft alle Berathungen und Verhandlungen beberrschen. Mit diesem Wunsche erkläre ich Il. e diesmaligen Sitzungen für

eröffnet. . ö R uf wurden die Verhandlungen unter dem Vorsitz des Alters⸗Präsidenten, Geheimen Regierungs⸗Raths von Born⸗ stedt, eingeleitet und von demselben, nach seiner mit Alkla⸗ matlon erfolgten i,, zum Vorsitzenden, mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte, weiter⸗ geführt. Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Freiherr von Thielmann, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten

Der Königlich serbische Gesandte am he , Aller⸗ an Hofe, urn chor isetg ist, vom Urlaub nach

erlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Commandeur der Kavallerie⸗Division des XV. Armee⸗ Corps, General⸗Lieutenant von Hänisch, ist auf einige Tage mit Urlaub von Metz hier eingetroffen.

S. M. Kreuzer⸗Fregatten „Stosch“ und „Char⸗ lotte“, Geschwader⸗Ehes Contre⸗Admiral Hollmann, sind am 3. März cr. in Port Said ,

S. M. Kreuzer Fregatten, Moltke“ und „Gn eiseng um, Geschwader⸗Chef Contre⸗Admiral Hollmann, sind gleichfalls am 3. März er. in Port Said eingetroffen. .

S. M. 8 „Nixe“, Kommandant Korvetten-Kapitän Büchsel, ist am 25. Februar er. in St. Thomas (Westindien) eingetroffen und beabsichtigt, am 11. März er. wieder in See

zu gehen.

Bayern. München, 4. März. (W. T. B) Die Königin⸗Mutter ist heute früh über Zürich nach Lug an zu mehrwöchentlicher Erholung abgereist. Auf dem Bahnhof waren der n sowie mehrere Mitglieder des Königlichen Hauses zur Verabschiedung anwesend.

Württemberg. Stutt gart, 4. März. (W. T. B.) Der hiesige österreichischs Gesandte, Freiherr von Herbert-Rathkeal, ist heute Nacht in Folge eines Schlag— anfalls gestorben.

Braunschweig. Braunschweig, 2. März. (.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschw eig, hat Sich am vergangenen Donnerstag nach Dresden begeben, um bei dem Hofrath Oldewig die schon im Vorjahre, angefangene Massagekur fort⸗ zusetzen. Höchstderselbe wurde in Dresden von dem Königlich preußischen Gesandten, Grafen Dönhoff, und anderen Herren am Bahnhof a i. Se. Königliche Hoheit hat auch dieses Mal im Hotel Wellevue ,. „genommen. In der Be⸗ gleitung Höchstdesf lhen beftnden sich? Flügel- Adjutant Ritt— meister von Seydewitz, persönlicher Adjutant Graf von Bis marck⸗ Bohlen und Regierungs⸗Rath Zimmermann.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sonders hausen, 2. März. (Reg. ü. Nachr. Bl.) Der Fürst hat dem Staats⸗ rath Hermann Petersen das f schwarzburgische Ehrenkreuz J. Klasse verliehen. Der seit einigen Wochen 964 versammelte Landtags aus schuß des Fürstenthums, estehend aus dem Landtags⸗Präsidenten, Geheimen Regierungs— Rath Drechsler, dem Landschafts-Syndikus, Justizrath Bär— winkel und den Abgeordneten Kommissions-Rath Schatz und Dr. Jung, hat am 28. v. M. im Ministerialgebäude seine Schlußsitzung abgehalten.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. März. (L886. tg. f. Elf. Lothr.) In der gestrigen (11.) Plenarsitzung des andes ausschusses wurde das Gesetz, betreffend die Ausgaben für den Elementarunterricht, in dritter Lesung ohne Erörterung nach der in der zweiten Lesung beschlossenen Fassung angenommen. Bei der Berathung des Etats der Landwirthschaft und des Me⸗— liorationswesens wurden nach längerer Debatte die einzelnen Titel, den Anträgen der Kommission entsprechend, angenommen. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete die zweite Lesung des Etats der Verwaltung von Handel und Gewer be. Bei dem Titel „Fabrikinspektor“ erbat der Abg. Winterer Auskunft über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in den Fabriken. Der Unter⸗Staats⸗ sekretär Studt erklärte darauf, daß die Anträge auf ausnahmsweise Beschäftigung jugendlicher Arbeiter, welche sehr spät eingegangen seien, mit Wohlwollen behandelt würden; soweit ihnen nicht bereits desinitiv stattgegeben, sei den Fabriken, welche solche Anträge gestellt, einstweilen ge⸗ stattet, die Kinder weiter zu beschäftigen. Das Kapitel der einmaligen Ausgaben „zur . des Kunstgewerbes, der Handwerksschulen, der Zwecke der Gewerbevereine ze. 0 000 MS gab, nachdem der Abg. Grad kurz für eine Unter⸗ stützung des Colmarer Gewerbevereins Een r Anlaß zu einer eingehenden Erörterung über die Zweckmäßigkeit der Errichtung von Handelsschulen. Der Unter⸗Stagtssekretär Studt erörterte die n der Regierung zu den Fragen, welche mit diesem Ausgabetitel in Zusammenhang stehen. Im Einzelnen sei im Anschluß an die schon vorhandenen dinrichtungen die Schaffung einer Handwerkerschule in Straßburg ins Auge zu . die Errichtung einer eigentlichen Kunstgewerbeschule ei dagegen noch nicht an der Zeit; ebensowenig sei für jetzt an die Errichtung höherer Handelsschulen auf Staatskosten zu denken. Es könne sich nur um gewisse fakultative Einrich⸗ tungen ben er,, die etwa von den Schülern der oberen Real⸗ 66 en benutzt werden können, oder darum, entsprechende

rivatunternehmungen zu unterstuützen; ebenso würden gewerb⸗ liche Vereinigungen und Veranstaltungen sowie die Fort⸗ bildungs kurse zu fördern sein. Es sei das ernste Bestreben der Regierung, den Spruch vom goldenen Boden des Hand⸗ werks wieder zur Wahrheit zu n en Die einzelnen Ansätze des Etats der Verwaltung für Handel und Gewerbe fanden unveränderte Annahme.

en chtigen Csnrichtung noch nicht in erwünschte ; ö

garn. Wien, 2. März. (W. T. B.)

Oesterrei er en, en Sitzung des Abgeordnete nhausez

Nachdem in der he

bei der Budget debatte die Generalredner Herbst und

Hausner und der Generalreferent Mattusch noch das Wort genommen hatten beschloß das Haus mit 137 gegen 41 Stimmen, in die Spezialdebatte des . einzutreten.

Das Herrenhaus nahm das Gesetz, betreffend die Erb⸗ theilungsvorschriften für die landwirthschaftlichen Besitzungen mittlerer Größe, unverändert an. ;

Pest, 2. März. (W. T. B) Im Unterh ause erklärte heute bei Fortsetzung der Wehrgesetz⸗ Debatte gegenüber dem Vorwurf des Abg. Kiß: die W e n, beabsichtige die Germanisirung, der Ün terrichts⸗Minister, Graf . der Erlaß betreffs Erlernung der deutschen Sprache hänge nicht mit dem Wehrgesetz zusammen und wäre auch . die Wehrgesetzuorlage ergangen. Der Minister hielt die Behauptung aufrecht, daß die Schlagfertigkeit und Sicherheit des Staats wichtiger sei als die nationale Kultur. Diese Elementarwahrhelt müsse Jedermann erkennen, der einen Blick auf die europäische Lage werfe, durch welche die Staaten, und zwar jetzt auch England, zur Steiger ung der Schlagfertigkeit bewogen wurden. Am wenigsten dürfe dies Üngarn aus, dem Auge verlieren, in dessen Nachbarschast sich eine mit Sprengstoffen gefüllte politische Mine befinde. Der Rede des Ministers . lauter, anhaltender Beifall. Horvath 8. die Obstruktionspolitik und Unter⸗

rabung der Regierungsautorität durch . itio n, was großen Tumult der äußersten Linken hervorrief. Der Präsident drohte hierauf mit zeitweiser Ausschließung der lärmen⸗ den Abgeordneten. Der Abgeordnete Po lonyi wollte im Namen der Opposition in persbnlicher Bemerkung gegen die Vorwürfe des Vorredners sprechen, das Haus beschloß aber, ihm das Wort nicht zu ertheilen. Der Präsident eillärte jedoch: da die Majorität nur eine kleine sei, daß man Polbnyi anhbren möge, worauf der Letztere dankend auf seine Erwiderung ver zichteie. Die Sitzung schloß mit einer Rede Apponyi't. Derselbe hielt seinen Standpunkt, welchen er in der General⸗ debatte kennzeichnete, auftecht, wandte sich aufs Schärfste gegen die Regierung und Majorität und schrieb die Ver⸗ aniwortung für die unangenehmen Konsequenzen der leiden—

bewiesen.

Frankreich. Paris, 2. März. (W. T. B) Die Regierung hat die Errichtung eines Ministeriums für die Kolonien beschlossen. .

Der Minister des Innern, Constans, hat die Präfekten angewiesen, überall die Zweigvereine der Patrioten—⸗ liga zu schließen.

In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen, Spuller, in Be⸗ antwortung einer Anfrage Turrel's, der französisch⸗ türkische Handels vertrag lause am 15. März 1890 ab, eine Kündigung sei nicht nothwendig. Laguerre verlangte darauf Aufklaͤrungen über die beabsichtigten gerichtlichen Verfolgungen von Mitgliedern der Patrigtenliga und fragte, warum nicht die Berechtigung zu Maßnahmen gegen ihn selbst nachgesüucht werde. Tirard . in seiner Antwort die 37 die Patriotenliga ergriffenen Maßnahmen und sagte, die . gegenüber den Manövern der Feinde der Nepublik, noch

segenüber Beleidigungen oder Drohungen. Der Justiz. Minister

n h gab Erklärungen über die strafrechtlichen Ver⸗ folgungen von Mitgliedern der eif, indem er diese als eine scheinheilige Organisation darstellte, welche nur bezwelke, einen Mann zur Macht emporzuheben. Nach Beginn der Untersuchung werde er Laguerre antworten, und nach ihrer Beendigung werde Laguerre zur Verantwortung geen werden, sobald die Justizverwaltung die Stunde fuͤr gekommen er⸗ achte, nicht aber nach seinem Belieben. Der Minister schloß mit der Erklärung, er werde dem Gesetze Achtung ver⸗ schaffen. Laguerre erwiderte unter großem Tumult und brachte eine die strafrechtlichen Verfolgungen tadelnde Tages⸗ ordnung ein. Die Kammer nahm jedoch eine andere Tages⸗ ordnung, in welcher dem Vertrauen in die Energie der Regierung, den Gesetzen Achtung zu ver— schaffen, Ausdruck gegeben wird, mit 348 gegen 220 Stimmen an. .

3. März. (W. T. B) „Der Minister⸗Präsident Tirard nahm heute Vormittag die Arbeiten für die Aus stellung in Augenschein und konnte sich überzeugen, daß in den verschiedenen Abtheilungen alle Vorbereitungen soweit gediehen sind, um eine rechtzeitige Eröffnung der Ausstellung erwarten zu lassen.

4. März. (W. T. B.) Aus sicherer Quelle ver⸗ lautet, aus den in den Bureaux der Patriotenliga be⸗ schlagnahmten Listen und Correspondenzen gehe hervor, daß die Liga in der letzteren ze eifrige Propaganda für Boulanger in der Armee gemacht und mehrere ,, und Unteroffiziere der aktiven Armee und Reserve zum Eintritt in die Liga verleitet habe. Dies werde dem Staatsanwalt Veranlassung geben, auf Grund des Artikels 208 des code militaire die Anklage gegen den Vorstand der Patriotenliga wegen Verführung von Militär— personen zu erheben.

Italien. Rom, 2. März. (W. T. B.) Der P apst empfing heute Mittag die Kardinäle und Prälaten, welche ihn zum Jahrestage der Krönung und zum Geburtsfest be—

lückwünschten. Auf die von dem Kardinal Valletta ver⸗ esene Adresse antwortete der Papst: Beim Eintritt in das 80. Lebensjahr und in das 12. seines Pontifikats fühle er in dieser fuͤr die , ,, der Kirche schwierigen Lage das Vedürfniß, insbesondere die Hülfe Gottes anzuflehen. Den Kardinälen seien die thatsächlichen Schwierigkäiten in Europa und die ungewisse, drohende Sachlage bekannt, wo⸗ durch auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen werde; denn ihrer Souveränetät und Unabhängigkeit im Handeln beraubt und einer fremden Macht unterworfen, leide sie bei allen Ge⸗ fahren, denen Italien nach innen und außen ausgesetzt sei. Der Papst verwies alsdann auf die jüngsten Uniuhen in Rom und auf die äußeren Verwicklungen, durch welche unter den Katholiken Besorgnisse wegen des 6 und wegen der ernsten Lage, die der Religion in Italien bereitet werde, auftauchten. Man sage . die Kirche erfreue sich in Italien einer größeren Freiheit als in anderen Ländern; dies sei falsch, denn die Wegnahme der weltlichen Gewalt allein sei eine schwere, gegen die Unabhängigkeit des Papstes gerichtete Aktion. Die Beleidigung der Kirche durch die den Bischöfen bereiteten Schwierigkeiten, die Ver⸗

schaftlichen Debatte denjenigen zu, welche so wenig Vertrauen

erung werde keine Schwäche zeigen weder

weiger ung oder Verzögerung des Exequatur, die neuen Pa⸗

tronatsansprüche, die Schwierig keiten betreffs der Nekrutixung der Geistlichen, die Auflösung Der religiösen Orden, die Aus⸗ Höheßnng er Kirche vom Urn terricht, das neue Strafgesetz= uch, die Konfiskation der geistlichen Güter, die . auf die frommen Stiftungen und anderen Institutionen, der den Feinden der Kirche und den Selten gewährte Schutz 64 hinreichende Beweise dafür, daß der Kirche in Italien ie Frenz fehle. Dies fei für die Völker Italiens um so schädlicher, als die Kirche schon daran erinnert habe, wie es im Interesse der Völker liege, den Grundsaͤtzen der Religion treu zu blieberr und ihren Pflichten zu ent⸗ sprechen. Italien werde dies seiner Undankbarkeit wegen noch mehr empfinden; es sei Thorheit zu glauben, daß das Land prosperiren könne, wen m ez den gehässigen Krieg gegen die Kirche fortsetze. Das italienische Volk möge wohl nachdenken unb zu den guten Traditionen seiner Väter zurückkehren.

3. März. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach würde Crispi in dem neuen Keabinet die Portefeuilles des Aeußern und des Innern behalten.

General Mattei, der nach seinem am 22. Dezember v. J. in der Kammer gegen die Regierung abgegebenen Votum über die außerordentlichen Militärkredite in Disponibilität versetzt wurde, ist nunmehr auf sein Ansuchen pensionirt und zur Reserve versetzt worden.

Der Papst, die Kardi m äle und das dip lomatische Corps wohnten heute früh der vom Kardinal Laurenzi in der sixtinischen Kapelle Celebrirten Messe bei.

4. März. (W. T. B.) ECrispi konferirte gestern mit verschiedenen polit i chen Persönlichkeiten be— züglich der Lösung der Kabinett sßkrisis.

Spanien. Madrid, 2. Märß. (W. T. B.) Die Kammer genehmigte die Vorlage, hetreffend die mili⸗ tärischen Reformen, nach dem dieselbe ein Amendement auf Herabsetzung der Bezüge Des Kriegs-Ministers abgelehnt hatte. Sodann vertagte sich das Haus bis zum 11. März.

Schweiz. Bern 2. März. (W. T. B.) Der Bundes—⸗ rath hat als den Delegirt en, der sich sofort nach den Wahlen vom 3. März nach dem Kanton Tessin verfügen soll, um dort sowohl die Regie rung von Tessin wie diejenigen Personen zu hören, welche wegen der Wahlen Beschwerden ö haben, den Ober⸗AMuditeur, Obersten Borel, be⸗ zeichnet.

3. März. (W. T. B.) Der Hundes rath hat für den 54 daß in dem Kanton Tessin anläßlich der Wahlen

nruhen ausbrechen sollten, angeordnet, daß sich ein In⸗ , aus dem Kanton Zürich marsch⸗ ereit halte.

4 März. (W. T. B.) Bei den gestern in dem Kanton Tessin, stattgehabte nm Wah len zu dem Großen Rath erhielten die Konservatiĩ ven 75 und die Liberalen 37 Sitze; letztere haben somit 109 Sitze gewonnen und 2 verloren. Bei den in dem Kanton Waadt vorgenommenen Wahlen haben die Radikal⸗Demokraten eine große Mehrheit erlangt. Ruhestörungen sind nicht worgekommen.

Niederlande. Haag, 2. März. (W. T. B.) Der ö Staats courant“ meldet; Die Aerzte erklären, daß der Zu⸗ ,, . Königs sich in den letzten Tagen nicht geän⸗ habe.

Rumänien. Butarest, 2. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beschloß heute, den von der Re—⸗ gierung eingebrachten Gesetzentwurf, betreffend den Verkauf von Staatslärdereien an die Land—⸗ bevölkerung, in Erwägung zu ziehen, nachdem die Regierung die vorgeschlagener Abänderungen angenommen

atte. Die Berathung der ein zelnen Artikel wird am Montag

eginnen. Die Kammer hat das Mandat Bratiano's, da, derselbe nicht innerhalb Der gesetzmäßig vorgeschriebenen 3 . Sitz in der Kammer eingenommen, für erloschen rklärt.

3. März. (W. T. B.) Die Kommission der Deputirtenkammer zur Berathung der von der Regierung geplanten Befestigung sarb Ei ten trat gestern zusammen, um die Mittheilungen des Kriegs⸗Mini ters hierüber entgegen zu nehmen. Der Mn ter wies auf die Noth⸗ wendigkeit hin, die in Aussichtt genommenen Befestigungen im Interesse der Landesvertheidigung auszuführen, und erklärte, daß außer den bereits für diesen Zweck ver— gusgabten 3 Millionen noch wei tere 70 Millionen zur Vervoll⸗ ständigung der Befestigungen von Bukarest, Galatz, sowie der Route zwischen Zokschani und Namoloasa nothwendig seien. Der Minister werde die Ka mmer zu einer geheimen Sitzung auffordern, um dersselben vor der Einbringung des betreffenden Kredits nähere Srläuterungen zu geben.

Amerika. New⸗HYork, 2. März. (W. T. B.) Der Commandeur der vor Sam o a stationirten amerikanischen Korvette „Adams“, Kapitärt Leary, ist aus dienstlichen Rücksichten von Samoa zurück b eord ert worden.

Seitung S Ftimmen.

In einem Artikel des „Berliner Fremdenblatt“ über die Schule in Preußen hei t es:

Den im Laufe dieser Woche im Abgeordnetenhause geführten Debatten über den Windthorst'schen Schulantrag wohnt eine weit über das Niveau der gewöhnlicher Landtagsverhandlungen hinaus gehende Bedeutung inne. Es sind in ihnen die Schatten markirt worden, welche den inneren Frieden im Reich von Neuem zu ver⸗ dunkeln drohen, nachdem der leidige Kulturkampf Niemand zur Freude Jahre lang die Gemüther erbittert hat und endlich nothdürftig beigelegt worden ist. Für alle Kenner der in dem letzteren trelbenden Kräfte war es allerdings eine wohl- begründete Ueberzeugung, daß dem IFrtiedensschluß bald wieder eine nene Herausforderung der Unverföhr Lichen folgen würde. Der Kampf selbst hatte sich bekanntlich bald zu einem Ringen zweier gewaltiger Beistesmächte mit einander erweitert, hinter welchen auf der einen Seite der die Fahne sreier Geistes forschung und deutscher Bildung hochhaltende preüßische Staat, auf Der anderen die nach Universal⸗ herrschaft über die Gewissen und die Vernunft der Menschen strebende römische Kurie Stellung genommerm hatten. Und der Ausgang des Kampfes war ganz dazu anget han, daß er dle e reh der vatikanischen Weltmacht mit einem erböhten Selbstbewußtsein er ˖ füllen konnte und bei der ihre Reiher beseelenden Gesinnung, ja bei dem ganzen Wesen, der sich mit Nachdruck die streitende! nennenden römischen Kirchengewalt . sich Daraus von selbst das Verlangen, die Gunst des Augenblicks in den vollssten Zügen augzukosten und den hie ' gen ieren 96 . it ö . ten ehe . 94. das

einer geistigen Macht vornehmlich zu suchen ist, zu beun⸗ ruhigen, auf dem Wen der Schule. 3

genommen ist es also ein wirthscha

Der bereits vor vier Jahren, bei dem Nachlaffen der Kultur⸗ kampfstimmung von dem Führer der deutschen Streitschaaren der vatikanischen Phalanx angestellte Versuch, den sich anbahnenden Frieden durch einen Kampf, um die Schule n durchkreuzen, findet dadurch eine natürliche Erklärung. Wer die Schule beherrscht. verfügt über die Zukunft, und da Preußen durch die Schule zur weitaus größten Theile die Hebel zu seiner gegenwärtigen Weltstellung gewonnen, da es durch sie vornehmlich die moralischen Kräfte entfesselt hat, welche sein Beamtenthum mit dem Geist straffer Zucht und Pflichttreue, sein Heer mit dem Geist der unh edingten Disziplin und Tapferkeit, das ganze Volk mit dem Streben nach Gesittung und Bildung, mit Liebe zum Vaterland und mit Achtung vor dem Recht erfüllten, so ist es natürlich, daß Die, welche in Preußen das festeste Bollwerk der Geistes⸗ und Gewissenzfceiheit bekämpfen, es in der Herrschaft über die Schule am sichersten zu

treffen hoffen. .

Die Herrschaft der Kirche über die Schule bleibt in Preußen hoffentlich für immer ein frommer Wunsch, ebenso aber auch die von Virchow befürwortete Trennung von Kirche und Schule. Die Schule soll bei uns kein Schemel für hierarchische Wünsche zur geistigen Knechtung des Volke, aber auch keine bloße Verstandes abrichtungtanstaltz sein. Zur letzteren würde sie aber sofort degradirt, wenn nach den Wünschen unserer Freisinnigen der Religiongunterricht aus ihr entfernt und damit der erziehliche Einfluß der Religion von Staatswegen beseitigt würde. In einer Zeit, wo das praktische Christenthum zu einem Fundamentalgrundsatz der modernen taatspraxis geworden ist, und zwar durch die zwingende Gewalt der Zeitumstaͤnde, nicht durch die religiöse Schwärmerei irgend eines Staatsmannes oder einer politischen Partei, erheischt es schon die politische Raison, . das Kindesgemüth von frühester Zeit mit den von dem praktischen Leben geforderten Grundsätzen fürsorglicher Nächstenliebe gusgestattet wird. Und diese gewährt nur die Religion in einer solchen Vertiefung, 5 sie von dem gereiften Manne nicht als eine ihm aufgebürdete Pflicht, sondern als eine freie Bethätigung einer menschenfreundlichen Ge⸗ sinnung zur Anwendung gebracht wird. Aber die Zeitumstände drängen überhaupt dazu, daß der Staat sich seines konfessionslosen Charakters entkleidet und wieder die ideale Gewandung des christlichen Volksstaates annimmt. Nur dann wird er die ihm heut gestellten Aufgaben voll und ganz erfüllen können, und dem christlichen Staat ist die Religion als Erziehungsmittel seiner Schulen selbstverständlich n, j 9 Es gereicht uns zur besonderen Genugthuung, daß in den bezüg= lichen Debatten des Abgeordnetenhauses diese Ueberzeugung . zum Ausdruck gelangte. Sie haben die bisher vom preußischen Staat befolgten Unterrichtsgrundsätze neu gestärkt, und die Hoffnungen Derer, welche die Schule dem Banne der Kirche unterwerfen, der letzteren aber auch die Mitarbeit an dem Erziehungswerk der Schule nehmen wollen, bitter enttäuscht. Die Herrschaft des Staats über die Schule

prinzip.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor— respondenz“ schreibt:

Mit einem kaum denkbaren Grade von Cynismus verband in diesen Tagen das Berliner sozialdemokratische Organ die Aufforderung, in diesem Frühjahr einen Lohnkampf zu entfesseln, wie ihn Berlin noch nicht gesehen hat, mit seiner Abonnementzeinladung Schon durch diese eine Thatsache ist zur Genüge festgestellt, daß, wenn die auf so drastische Weise angekuͤndigten Lohnkämpfe wirklich zum Aus—⸗ bruch kommen, die Sozialdemokratie ihre Hand im Spiele hat.

3 es letztere in ihrem agitatorischen Interesse beruhend, heftige Lohnlämpfe generell zu veranlassen, so muß ihrerseits die wirthschaft⸗ liche Lage sehr günstig benrctheilt werden, denn anderenfalls wären die in Äussicht genommen Strikes as aussichtslos. Im Grunde ; tlich erfreulicher Umstand, welcher eine neue Strikeepoche bringen soll, und schon hierin liegt die bündigste Widerlegung jener Scheingründe, mit denen man die k geforderte Lohnerhöhung motiviren will. Es ist thatsächlich nicht richtig, was das Eingangs erwähnte sozialdemokratische Blatt bei seiner Aufforderung zum Lohnkampfe behauptet, daß eine allgemeine Vertheuerung, der Lebensbedürfnisse, der arbeitenden. Klasse zu konstatiren wäre; im Gegentheil stehen die Preise vieler Ärtikel niedriger denn je. Andererseits findet in der gesammten Güter⸗ erzeugung schon seit Mitte vorigen Jahres eine recht lebhafte Thätig keit statt, die sich in den letzten Monaten dergestalt ge— hoben hat, daß hier und da schon ein Mangel an Arbeitskräften her⸗ vorgetreten ist. Sind die von den verschiedensten Seiten für die wirthschaftliche Entwickelung übereinstimmend gestellten Prognosen richtig, so würde die Intensität der Produktion noch steigen, und wenn schon jetzt Arbeitskräfte gesucht sind, so würde die nothwendige Folge dieser Entwickelung ein allgemeines Steigen der Arbeitslöhne sein.

Die Sozialdemokratie aber hat ein agitatorisches Interesse daran, diesen Verlauf der Dinge zu stören. Angesichts der fortgesetzten sozialreformatorischen Anstrengungen, welche nicht nur der Staat mit den von ihm gesetzlich getroffenen Maßregeln, sondern auch die Ge⸗ sellschaft in freiwilliger Mitarbeit bethätigen, geräth die sozial⸗ demokratische Agitation in Gefahr, ihr politisches Einlagekapital zu verlieren. Dieses Einlagekapital ist ein Fonds von Unzufriedenheit in, den Massen; sehen aber letztere, daß der Staat sich ihrer wirthschaftlichen Lage pfleglich annimmt und die Gesellschaft nicht müde wird, in gleicher Richtung zu wirken, so kann schon diese Er⸗ kenntniß allein die Sozialdemokratie gefährden. Mehr noch aber würde dieses der Fall sein, falls ein Steigen der Löhne ursächlich der steigenden Prosperität konstatirt würde: ein Steigen, an welchem die Sozialdemokratie erweislich keinen Antheil hätte, weil es nicht durch Strikes erzwungen, sondein im normalen Verlauf der wirihschaft⸗ lichen Entwickelung erfolgt wäre.

Im Herbst oder spätestens im nächsten Winter stehen aber Reichstagswahlen bevor und mußte daher die sozialdemokratische Führerschaft auf Mittel und Wege denken, für diese Gelegenheit ein Kapital von Unzufriedenheit zu sammeln, Gährung in die Massen zu bringen, damit nicht etwa wieder wie bei den Reichstagswahlen von 1887 die sozialrevolutionären und die demokratischen Parteien, trotz ihrer fortschreitenden Verbrüderung mit einander, weitere Mandats verluste erleiden Sind beide Richtungen schon jetzt ohne Einfluß auf die Entschließungen des Reichtztages, se würde eine weitere Ver⸗ minderung ihres Mandatsbesitzes ihr Ausscheiden aus der Zahl der parlamentarischen Parteien bedeuten.

Um dem vorzubeugen, haben die sozialdemoblratischen Fachvereine 6 von langer Hand eine Strikebewegung für dieses Frübfahr vor⸗

ereitet; es handelt sich keineßwegs um Berlin allein, sondern es scheint so eine Art von Generalstrike zur Rettung des sozial⸗ demokratischen Prestige beabsichtigt zu sein.

Die übrigen Faktoren des Wirthschaftslebens werden sich wobl oder übel mit Lieser nicht gerade sehr erfreulichen Voraussicht ver⸗ traut machen müssen. So schädigend die wirthschaftlichen Interessen der Nation davon betroffen sein werden, wenn in die nach längerer Stagnation angebrochene Periode eines wirtbschaftlichen Aufschwungs ere e,. Arbeltseinstellungen störend und Werthe vernichtend ein gre

fen sollten, so wird man doch besser daran thun, sich auf diese Störung vorzubereiten, als unvorbereitet ihr Eintreten abzuwarten. Den Arbeitern bat die bumane moderne. Gesezz gebung dat Loalitionsrecht verliehen, damit sie von demselben Gebrauch zur Wahrnehmung ihrer wirthschaftlichen Interessen machen können und sollen. Heute weiß Jeder, Arbeiter wie Unternebmer, daß der Strike ein , . Schwert ist; so lange also nur wirthschaftliche Interessen im Spiel sind, wird man annehmen dürfen, daß ein vor= sichtiger Gebrauch vom Koglitiongrecht gemacht werde. . Anders wird sich die Sache sofort gestalten, wenn zu politischen Zwecken der Sosialdemokratie ein Mißbrauch des Koalitionsrechts beabsichtigt ist und stattfindet. An der Form, in welcher die Strifeg sich entwickeln werden, wird man erkennen, ob dieses der Fall ist. Werden die die Arbeit fortsetzenden, oder sie wieder aufneb menden

oder die von auswärts zußtebenden Arbeiter von den Strikenden belästigt; tritt in den Strikeversammlungen die sozialdemo⸗

gilt nach diesen Debatten mehr wie je als ein unantastbares Staats⸗

kratische Aufhetzung zu Tage mischen sich nicht etwa die parlamen⸗ tgrischen Führer der Sozi n diese sind theils zu klug, theils vielleicht auch zu feige, es zu thun meist aber dag Agitatorenthum niederer Ordnung in die Strikes ein, dann findet nicht mehr ein legitimer Gebrauch, sondern ein illegitimer Mißbrauch der Koalitionsfreiheit statt und in diesem Falle wird man fordern müssen, aber auch vertrauen dürfen. i, im allgemeinen Interesse und in demienigen der aufgemjegelten Arbester selbst, die Staatsgewalt ein schreitet und unser Wirthschaftsleben vor Opfern bewahrt, deren Kosten in letzter Instanz doch die von der Sozaldemokratie verführten Arbeiter tragen müssen. ;

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

Die Verlagshandsung von Ernst Sieg fried Mittler und Sohn in Berlin beging gestern, am 3. März, das Fest ihres hundert⸗ jührigen Bestehens. Aus Anlaß dieser Feier hat dieselbe in einem hocheleganten, stattlichen Bande ihre Geschichte von der Gründung an bis auf die Gegenwart hergusgegeben und zwar unter dem Titel: Einhundert Fahre des Geschäftshauses Ernst Siegfried

ittlexr und Sohn. Königliche Hofbuchhandlung und Hof- buchdruckerei., Ein Zeitbild. Als Handschrift für Freunde. Berlin, 3. März 18897. Wie wir diesem Buch entnehmen, sind es am 3. d. M. gerade hundert Jahre her, daß das Königliche Geheime. General: Direktorium dem. Buchdrucker Wilhelm Dieter ici zu Berlin das Privileg zur Anlegung einer Buchdruckerei ertheilte. Johann Heinrich Wilhelm Dieterici war ein Berliner Kind; er war geboren am 18. März 1758 als Sohn eines Materialwaarenhändlers. Der junge Dieteriei arbeitete sich aus recht bescheidenen Anfängen heraus, seinem unermüdlichen Fleiß gelang es jedoch, sein Geschäft mehr und mehr zu heben und der jungen Firma Ansehen zu verschaffen. Von Werken aus seinem Verlag seien er⸗ wähnt die „Gemeinnützige Deutsche Sprachlehre (1803) vom Hof⸗ rath Hahn, ferner Stoff zur Bildung des Geistes und des Herzens (drei Bändchen 1803-16) von demselben; Professor Heinsius gah ihm eine Länderbeschreibung: „Der Reisende! und später (1808). eine GedLichtsammlung in vier Theilen: Der Bardenhain für Deutschlands edle Söhne und Töchter in Verlag; Probst Hanstein verlegte bei ihm Predigten; Erinnerungen an 3 Christus . 1865 erschienen unter dem Titel: Die Natur⸗ forscher⸗ und unter der damals beliebten . von . Spaziergãngen eines Vaters mit seinen Kindern! naturwisenschaftliche Belehrungen u. a. m. Diese Unternehmungen zeigen schon einen bestimmlen . in die volksthümliche, Bildung verbreitende Literatur. Aber schon 1 9 erschien das erste militärische Werk; Der polnische Insurrektions krieg vom Jahre 1794 nebst einigen freimüthigen Nachrichten und Bemerkungen über die letzte Theilung Polens.. Von einem Augenzeugen. Daran reihte sich im folgenden Jahre ein Lesebuch für Preußische Soldatenschulen“. Nachdem bereits seit 1310 die ‚Ordensliste! bei Dieterici erschienen war, wurde diesem, dessen Söhne die Befreiungskriege mitgemacht hatten, im März 1816 Druck und Verlag der Rangliste übertragen, deren Herausgahe seit 1306 gestott hatte. Im Jahre 1828 vereinigte der junge Buchhändler E. S. Mittler sein im Jahre 1816 eröffneies Geschäft mit demjenigen Dieterici's, dessen Schwiegersohn er war. Mittler's erstes Verlagsunternehmen war das Militä z gewesen. Seit Beginn des Jahres 1820 gab Mittler, zunächst in Zweimonatsheften, eine bejondere Militär ⸗Literaturzeitung. heraus, daran reihte sich die „Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges: und elne stattliche Anzahl, militär⸗ wissenschaftlicher und geschichtlicher Werke. Im Jahre 1829 erschien die bisher von Dieterici gedruckte Rangliste zum ersten Mal mit der Bezeichnung bei E. S. Mittler. Auch übernahm erer den Verlag des Soldatenfreundes . Den technischen Waffen schuf Mittler im Jahre 1835 ein besonderes Organ, das „Archiv für die Sffiziere des. Königlich preußischen Artillerie und Jäger⸗Corps-; eine weitere Reihe von Werken der Militärliteratur wurde verlegt. In der vom 15 16, Sertember 1837 starb Dieterici und E. S. Mittler führte das Geschäft fort, verlor aber im März 1853 seinen Sohn und Mitarbeiter, Ernst, mit welchem der Mannesstamm der Familie erlosch. Der Enkel des alten Mittler, Sohn des gleich namigen Hof · Staatssekretãrs, wurde nun zum Geschãf tgnachfolger ausersehen und trat als Mitarbeiter ein. Am 12 Mar; 1864 feierte E. S. Mittler sein sechzigiähriges Buchhändlerjubilãum; immer mehr vertiefte und verbreitete sich der militärische Verlag seiner Firma. Die Kriege von 1864 und 1866 hatten eine reiche militärische Literatur zur Folge, deren Verlag zum großen Theil Mittler, welcher am 12. Dezember 1866 zum Königlichen Hof⸗Buchhändler ernannt worden war, übernahm. Neben dem Militärwochenblatt wurde das Militãrverordnungsblatt gegründet. Das bekannte Dilt bey sche Diensthandbuch für den Emjährig⸗ Freiwilligen nnd Reserveofftzier der Infanterie erschien 1867 und hat seitdem neunzehn Auflagen erlebt. Bald nach Vollendung des Werkes über den Krieg von 18665 trat auch der große Generalstab mit neuen Publikationen auf. Am 12. Aprit 1870 schied der alte Ernst Siegfried Mittler aus dem Leben und sein Enkel, Dr. phil, Theodor Toeche, trat an die Spitze des Geschäfts. Das nächste große Verlagswerk war das Generalstabswerk über den Krieg 1879771. Nach Abschluß des großen Kriegswerkes begann die kriessgeschichtliche Abtheilung des großen Generalstabes die Heraus- 3 Kriegsgeschichtlicher Einzelschriften: (bieher 10 Hefte) und die Bearbeitung der Geschichte des Deutsch⸗Daͤnischen Krieges von 18644, welche in den Jahren 1886 und 1887 herausgegeben wurde. Auch die Königliche Landesaufnahme übergab dem Mittler schen Verlage den Vertrieb ibrer Publikationen. Der Verlag von Werken der Militär- literatur hat seitdem in ununterbrochener Folge fortgedauert und an Umfang nur noch zugenommen; hinzugetreten sind noch Werke über die Marine. Die von Dr. Theodor Toeche her i bietet somit ein erfreuliches Bild von der e ,, der

edentung und dem Umfange des Mitiler' schen Verlageg. Diese Festschrift selber ist in ibrer Art eine bervorragende Leistung und zeigt, daß die Mittler'sche Offizin den höchsten Anforderungen u genügen im Stande ist. Geschmücht ist der 160 Seiten starke Band mit den Bildniffen des Begründers W. Dieterici. des alten Hen. E. S Mittler, zablreichen Autogrammen und Proben früberer Druck⸗ und Verlagswerke.

Submissionen im Auslande.

. L. Italien. I) 7. März. Turin. Direaione d Artiglieria Arsenale Costrurioni: 42 500 Eg Pro fileisen L Nr. i (350 Stäbe don 16 XR 100 XR 199 X S000 mm und 50 Stäbe don 18 N 80 X S0 X 4500 mm;. Voranschlag 14 85 Lire. Lief in 0 Tagen. 2 9 8. 2 . . . und Auf · ellung einer Metallbedachung für die öftli Docks Arsenals. Voranschlag Vo 000 ö. ueele. . 8) 11. März. Bologna. PDirerione d Artiglieria Hboratorio pirotęonico: 0 QO 6 σm weißer Pere al. Voranschlag 21 MG Qt. H 12. März Spezia. Direnione arwmanmenti R Harina Tauwerk aug weißem geibeerten Hanf. Voran 59 159 89 Lire. 5) 26. März. Mailand. Genio militare Ban einer Ka ˖ serne für ein Regiment Alvini. Voranschlag 730 00 Lire.

II. Spanien.

I Obne Datum. Junta de Administracĩ enn . an,. xe ö. . a r Trabafos del e Materialien die 3. ; magasing. Voranschlag 1373. 34 Pes. Kaun 23 ö 4 Arenal · 2 Obne Datum. Diesel be nn Feree l 6

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stimmt.

fünf eisernen Pfeilern mit Kalk und Sar) einer . 2 . auf der ran ' ö aution ausig M0 ef. mee , 1300 . 9 . . an Ort und Stelle.