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innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kal enderjahres der Fälligkeit erhoben wird.
Anmerkung. Die Namensunterschrifsten der Mitglieder des Kreis ⸗Ausschusses können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namens unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Oppeln. An wei sung zum Kreis⸗Anleiheschein des Kreises r n, te Ausgabe Buchstabe .. . Nr. . . über.... Mark.
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ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.
Anweisung.
Aichtamtlich es. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 13. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute früh mittels Dampfers von — 367 nach Charlottenburg und von doct nach dem Schlosse Bellevue, von wo . Se. Majestät den Schah von Persien nach dem Potsdamer Bahn⸗ hof und von dort bis zur Station Wildpark geleiteten, Se. Majestät verabschiedeten Sich hier von dem Schah, Höchst— welcher demnächst Seine Reise nach Kassel fortsetzte.
Nachdem Se. Majestät am Morgen während der Dampf⸗ schiffahrt mit dem Chef des Militärkabinets, General⸗Lieute⸗ nant von Hahnke, und dem Ober⸗Ceremonienmeister Grafen zu Eulenburg gearbeitet hatten, nahmen Allerhöchstdieselben Mittags im Sdlnf⸗ Friedrichskron einen längeren Vortrag des Staatssekretärs Grafen Bismarck entgegen und sahen später den Statthalter in Elsaß⸗Lothringen, Fürsten von Hohenlohe⸗Schillingsfürst, und den deutschen Gesandten in Peking, von Brandt, als Gäste bei Sich zur Frühstückstafel.
— Ueber die Abreise Sr. Majestät des Schahs von Persien wird uns berichtet:
Viele Tausende strömten heute Vormittag in der zehnten Stunde nach dem Thiergarten, um in der Bellevue⸗Allee, der Bellevuestrakbe und auf dem Potsdamer Platz Spalier bildend, dem von der deutschen Reichshauptstadt scheidenden Herrscher Persiens ein Lebewohl zuzurufen. Als die vierspännige offene Hofequipage, mit Ihren Majestäten dem Schah und dem Kaiser die dichten Menschenmassen passirte, ertönten überall Hochrufe. Freudig bewegt und sich oftmals verneigend, dankte Se. Majestät der Schah, für die dargebrachten Huldigungen. Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelcher die Uniform Seines 1. Garde⸗Regi⸗ ments z. F. trug, hatte Seinen Hohen Gast von Schloß Belle⸗ vue abgeholt, um Ihm bis zum Potsdamer Bahnhof und von dort bis zur Station Wildpark das Geleit zu geben. Auf dem Perron des Bahnhofes und in den Fürsten⸗ zimmern waren inzwischen das gesammte persische . und die Staatswürdenträger eingetroffen und hatten theils in dem Sonderzuge ihre Plätzs eingenommen, theils er— warteten sie vor dem Zuge das Eintreffen ihres Souveräns. Es waren ferner zugegen: Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, begleitet von dem persönlichen Ad⸗ jutanten, Major Grafen Klinkowstroom, der Staats⸗ Minister 64 Bismarck, welcher das ihm jüngst ver— liehene Bildniß des Schahinschah in Brillanten und Geld⸗ faffung zu dem breiten grünen Bande des persischen Sonnen⸗Ordens trug und sich bis zum Eintreffen der NMajestäten lebhaft mit dem Amin⸗es⸗Sultan, Ali Asghar⸗Khan, unterhielt; ferner der Gouverneur von Berlin und Ober⸗ befehlshaber in den Marken, General⸗Hberst von Pape, der Kommandant General-Lieutenant Graf von Schlieffen, die General⸗Adjutanten von Hahnke und von Wittich, der General⸗ Major Graf Wedell und die dienstthuenden Flügel⸗Adjutanten. ö,, eits waren anwesend der den Schah begleitende Gesandte
eneral Mirza Reza⸗Kqhan, der hiesige General-Konsul sowie derjenige Hamburgs. .
10 Rinuten nach 10 Uhr verkündeten lautschallende Hurrahrufe die Ankunft der Majestäten, und bald darauf betrat der Schah mit dem Kaiser und König, gefolgt von dem Ehrendienst der perfischen Majestät, General der In⸗ fanterie von Grolman und Major von Brandis, den Perron. Der Schah verabschiedete sich von den anwesenden Personen mittels Händedrucks, mit jedem Einzelnen freundliche Worte in franzoöͤsischer Sprache wechselnd. Längere Zeit unterhielt sich der Herrscher Persiens mit dem Grafen von Bismarck, dem persischen Gesandten und dem Minister Ali Atghar⸗Khan. Der Schah gab dem Staats⸗Minister Grafen Bismarck wiederholt die Hand, und nachdem die TVeibdienerschaft Höchstdesselben den Zug bestiegen, betraten Beide Majestäten das Coupé. Se. per iche Majestät trat noch wiederholt an das geöffnete Fenster, die zur Verab⸗ schiedung erschienenen Personen militärisch grüßend.
Um 161, Uhr verließ der Königliche Sonderzug die Bahnhofshalle, um den Schah nach Kassel zu führen.
— In der Dritten Beilage zu dem „Reichs-Anzeiger“ Nr. 90 vom 17. April d. J. haben wir ein Verzeichniß der⸗ jenigen Ermäßigungen des italienischen Zolltarifs mitgetheilt, welche auf den Verträgen Italiens mit Deutsch⸗ land, Oesterreich Ungarn, Spanien und der Schweiz be⸗ ruhen und als Konventional-⸗Tarif den weine, lig, Staaten gegenüber zur Anwendung kommen. Die Einräu⸗
mung dieser begünstigten Sätze ist im Allgemeinen davon ab— hängig, daß die betreffenden Waaren mit Ursprungszeugnissen versehen sind, welche von Behörden des Landes, wo die Waaren erzeugt wurden, ausgestellt sind.
Von dieser Vorschrift ist im Interesse des Zwischen⸗ handels mit fremden Waaren nach Italien nachstehende Aus—⸗ nahme zugestanden worden:
Für fremde, nicht französische Waaren, deren Abstammung bei der Verbringung in eine zollamtliche Niederlage des deutschen Zollgebiets festgestellt worden ist, und welche unter Zollkontrole mit der Bestimmung nach Italien wieder aus⸗ gefühtt werden, können . Ürsprungszeugnisse von den
e . deutschen Zollbehörden ausgestellt werden.
n solchen Ursprungszeugnissen muß aus drücklich be⸗ eugt sein, daß die Waaren weder französischen Ursprungs feng noch aus einer französischen Niederlage stammen.
Waaren schweizerischen Ursprungs müssen neben dem Attest der deutschen Zollbehörde noch mit einem von einer schweizerischen Behörde ausgestellten ordnungsmäßigen Ursprungszeugniß versehen sein.
— Ist ein schriftlicher Vertrag noch von keiner Seite erfüllt, so kann nach §§. 386, 387 Th. J. Tit. 5 des Allg. Landrechts die Aufhebung des Vertrages mündlich erfolgen, doch muß die Kassation des über den w, . genommenen schristlichen Instruments hinzukommen. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, V. Civilsenat, durch Urtheil vom 13. April d. J., ausgesprochen, daß, wenn zwei Vertragsexemplare, das eine von dem einen und das andere von dem anderen Kontrahenten unterschrieben, über den Ver— trag ausgefertigt waren, die Kassation eines der beiden Exemplare zur Aufhebung des Vertrages genügt. Eine nach dieser Kassation erfolgte . der Unterschrift des Gegenkontrahenten auf dem noch vorhandenen, bis dahin nur von einem Kontrahenten unterschriebenen Exemplar ist unberechtigt und wirkungslos.
— Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-⸗Mei⸗ ningen, General-Major und Commandeur der 4. Garde⸗ Infanterie⸗Brigade, hat -sich zur Recognoscirung des Manöver⸗ terrains nach den Kreisen Ost⸗ und West-Sternberg und Schwiebus⸗Zuͤllichau begeben.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Burchard, ist hier an— gekommen.
— Der Königliche Gesandte am bayerischen Hofe, Graf zu Rantzau, hat einen 3h. Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von München fung irt der Legations-Sekretär von Lindenau als Geschäfts⸗ träger.
— Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf von Lerchen fel d-Koefering, hat sich auf einige Tage nach Ostpreußen begeben. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations— Sekretär Freiherr von der Tann-Rathsamhausen als Geschäftsträger.
— Der Königlich italienische Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf de Launay, hat sich auf kurze gin nach Dresden begeben. Während der Ahwesenheit des— elben von Berlin fungirt her Erste Botschafts⸗ Sekretär Marquis de Beccaria⸗Ineisa als Geschäftsträger.
— Der hiesige Gesandte der argentinischen Republik, Carlos Calvo, hat sich nach Bad Hall in Ober-Oesterreich begeben. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗Sekretär Eduardo Calvo als Geschãfts⸗ träger.
Sachsen. Dresden, 13. ö . ir Landtag ist heute mit folgender, durch den Staats⸗Minister Grafen Fabrice verlesenen Thronrede eröffnet worden:
Hochgeehrte Herren der beiden Kammern der Ständeversammlung!
Burch Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs. unseres allergnädigsten Herrn, bin ich beauftragt worden, den gußerordent— lichen Landtag, zu dem Sie heute zusammentreten, zu eröffnen.
Es find nicht die regelmäßigen Aufgaben der verfassungsmäßigen Thätigkeit der Stände, wie sie der Gang unseres öffentlichen Lebens in periodischer Wiederkehr darbietet, zu deren Erledigung Sie heute hierher berufen worden sind.
Wir begehen in den nächsten Tagen ein seltenes Erinnerungsfest, die Feier des achthundertjährigen Jubiläums der Verbindung unseres Königlichen Hauses mit dem sächsischen Lande. Wir werden bei dieser Feier zurückblicken auf die Segnungen, die wir dieser Verbindung verdanken: die Gründung unseres Staats, seine Erhaltung, seine Pflege und reiche Entwickelung in den Wechselfällen einer Geschichte von acht Jahrhunderten.
Se. Majestät der König haben den Wunsch gehabt, dieses be— deutsame Fest in Gemeinschaft mit den Ständen als den verfassungs⸗ mäßigen Veltretern Seines Volkes zu begehen, und begegnen damit zahlreichen aus allen Gegenden des Landes kund gewordenen Stimmen.
So möoͤgen denn diese festlichen Tage, wie sie gewiß nach allen Seiten eine bohe Befriedigung vaterländischer Gesinnung gewähren werden, auch Ihnen zu freudiger Genugthuung gereichen.
Se. Majestaͤt der König bedauern nur, daß die fest— liche Stimmung durch die schmerzlichen Eindrücke. der wiederhosten verheerenden Elementarereignisse in verschiedenen Gegenden des Landes beeinträchtigt wird. Ihre Anwesenheit wird aber die Füglickkeit bieten, auch hierbei nach Maßgabe der in ähnlichen früheren Fällen befolgten Grundsätze helfend einzutreten, wenn Sie die Regierung, wie auf Allerhöchsten Befehl wird beantragt werden, mit der entsprechenden Ermächtigung versehen.
Im AÄAllerhöchsten Auftrage Sr. Majestaͤt des Königs erkläre ich hierdurch den außerordentlichen Landtag für eröffnet
— Das gestrige „Dresdner Journal“ veröffentlicht eine Verordnung, das Majestätswappen be⸗ treffend, vom J. Juni 1889. Dieses (unten näher beschriebene) Wappen ist von den Staatshehörden bei allen olchen schriftlichen Ausfertigungen und Urkunden in Anwen⸗ ung i. bringen, welchen bisher nach bestehender Anordnung oder Uebung das große Siegel beigedruckt worden ist. Das letztere bleibt, bis die neuen Stempel angeschafft sein werden, einstweilen noch im Gebrauch. Die heraldische Beschreibung das Majestätswappens lautet:
Das Wappen besteht aus einem zweimal gespaltenen und drei⸗ mal getheilten Schild mit einem ire, und einem einmal ge⸗ spaltenen Schildesfuß. Der Herzschild ruht auf dem 6, und 8. Felde von rother Farbe (Regalien) und ist in Schwarz und Gold neunmal getheilt, mit einem schräglinken grünen Rautenkranze belegt und von einer Herjogskrone bedeckt (Herzogthum Sachsen).
Die anderen Felder tragen folgende Wappenfiguren:
Das 1. Feld: (heraldisch rechts, vom Beschauer aus links in der oberen Reihe) in Gold einen nach links gekehrten, schwarzen, sprin ˖ genden Löwen (Markgrafschaft Meißen); das 2. Feld: in Blau einen nach rechts gewandten, von Silber und Roth siebenmal getheilten, gekrönten, springenden Löwen (Landgrafschaft Thüringen); das 3. Feld:
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in Schwarz einen nach rechts schauenden, goldnen Adler (Pfalzgraf schaft Thüringen; das 4. Feld: in Blau einen nach links gewandten, gekrönten, goldnen Adler (Pfaligrafschaft Sachsen); bas 6. Zelb: in Blau einen nach rechts gekehrten, gold. und silbergetheilten, springenden Löwen (Herrschaft. Pleißen); das 7. Feld: in Schwarz einen nach links gewendeten gekrönten, goldenen, springenden Löwen (Vogtland); das 9. Feld; einen nach rechts ge— kehrten rothgekrönten, schwarzen, springenden Löwen auf goldnem, mit rothen Herzen besäten Grunde (Grafschaft Orlamünde) das 10. Feld: in Gold zwei blaue Pfähle (Grafschaft e,, das 11. Feld:; in Blau eine goldene Mauer mit drei Zinnen (Markgrafschaft Ober⸗ gf . 3 13. Feld: in Silber drei blaue Querbalken (Herrschaft Eisenberg). ö
Der Schildersfuß enthält im 1. Felde: in Silber, eine gold. besamte funfblättrige rothe Rofe, zwischen deren Blättern grüne Blättchen befindlich (Burggrafschaft Altenburg); im 2. Felde: in Gold eine schwarze Henne mit rothem Kamm auf grünem Berg (Grafschaft Henneberg).
Auf dem Schilde stehen fünf goldene Helme, von denen der 25 3. und 6. gekrönt sind und der 1. schwarz und silberne, der?, roth und silberne, der 3 und 4. schwarz und goldne und der 5. blau und goldne Helmdecken trägt. ᷣ ö
Bie Heimkleinode bestehen bei dem 1. Helm: in einem nach links gekehrten, fiber und schwarzgespaltenen Brackenkopfe mit Halt (Vogtland); beim 2. Helm: in zwei silbernen, mit je 5 dreiblättrigen grünen Zweigen besteckten Büffel hörnern (Thüringen); beim 3. Helm: in einem von Schwarz und Gold neunmal getheilten, mit dem Rautenkranze belegten spitzen Hut, welchen eine Krone mit fünf Pfauenfedern ziert (Sachsen); beim 4. Helm; in einem nach rechts gekehrten Judenkopf nebst. Rumpf, ersterer mit grauem Bart und Haar, letzterer mit roth. und, silbergestreiftem Kleide, auf dem Haupte einen in denselben Farben ge—⸗ streiften mit zwei Pfauenfedern an der Spitze geschmückten, aufge— stülpten Hut (Meißen); beim 5. Helm: in einem mit den Sachsen nach rechts gekehrren, geschlossenen, blauen Flug mit goldner Mauer mit drei Zinnen (Oberlausitzüj. Als Schildhalter dienen zwei nach rückwärts schauende goldene Löwen. Am Schilde hängt au grünem Bande der Orden der Rautenkrone. Das unter diesem befindliche grüne Band trägt den Wahlspruch: „Providentiae memor?. Daz Ganze umgiebt ein mit Hermelin gefütterter und mit der Königlichen Krone bedeckter Purpurmantel.
Württemberg. Stuttgart, 12. Juni. (Y.) Den Landständen ist ein Gefetzentwurf, betreffend die Apangge Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg, zugegangen. Die Apanage des König— lichen Prinzen wurde anläßlich dessen Vermählung im Jahre 1877 durch Gesetz auf 100 000 M festgesetzt. Der vorliegende Gesetzentwurf bezweckt, dem Prinzen den vollen Geldbetrag der hausgesetzlichen Sustentation eines vermählten Kronprinzen mit 66 6560 Gulden — 113 142 6 86 3 und daneben der hohen Gemahlin des Prinzen das hausgesetzliche Nadelgeld einer Kronprinzessin mit 8o00 Fl. — 15714 46 29 3 zu gewähren.
Anhalt. Ballenstedt, 11. Juni. (Anh. St.⸗-A) Ihre Hoheit die Herzogin ist, am Freitag Abend erkrankt, doch ift seit heute Vormittag eine wesentliche Besserung im Befinden Höchstderselben eingetreten.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. Juni. (Wien. Abdy) Die Vorbereitungen für die bevorstehenden Neuwahlen für mehrere Landtage nehmen ihren Fortgang. Am 8. d. M. hat in Prag eine Versammlung von Vertretern des konser⸗ vativen Großgrundbesitzes stattgefunden, in welcher über die aufzustellende Kandidatenliste Berathung gepflogen wurde. Die Wahlen der Wahlmänner in der Gruppe der Land⸗ gemeinden sind bereits im Sgt.
— 13. Juni. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ sagt: „Die einstimmige Annahme der Tagesordnung Cavaletto's in Rom zeigt, daß das italienische Parla— ment die von Crispi en rn g dargelegte Politik der Vertrags- und Bundestreüe würdigt und billigt, sowie daß die große Mehrheit des italienischen Volkes das einzige Heil Italiens im Festhalten an der Tripel Allianz erblickt. In Desterreich⸗ Ungarn kennt man keine andere Ge— finnung gegen Italien als Freundschaft und Vertrauen für die Zukunft; die Vergangenheit ist begraben und jeder Umstand beselligt, der auch nur vorübergehend das herzliche Einvernehmen beider Mächte trüben könnte. Das kleine Häuflein Irredentisten wird daran nichts ändern.“
Großbritannien und Irland. London, 13. Juni. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus aus Zanzibar, vom 13. d. M. meldet: Stanley berichte in einem Briefe aus Ururi vom 2. Dezember v. J.: er sei mit einigen Invaliden in diesem, am südöstlichen Ufer des Victoria⸗RNyanza-Seesz gelegenen Orte nach schweren Menschen⸗ verlusten durch Krankheit und Mangel an Lebensmitteln an— gekommen. Emin Pascha befinde sich in Ungara am nordöstlichen Ufer desselben Sees. .
Hiesigen Morgenblättern wird aus Suakim, vom I2. d. M', telegraphirt, daß nach Mittheilungen aus Mas so vah irre guläre Truppen unter italienischen Offizieren die wichtige Position von Senahit an der abessinischen Grenze besetzt hätten.
Frankreich. Paris, 12. Juni. (W. T. B.). Laisant, Lagüerre und Déroulsde sind heute einstweilen in reiheit gesetzt worden, wurden aber verständigt, daß ie bei der ersten lärmenden Kundgebung in den Straßen von Neuem verhaftet werden würden. Die Behörde sei ent⸗ schlosfen, keinerlei Manifestationen oder Störung der öffent— lichen Ruhe zu dulden. . — Laguerre und Laisant, welche mit Dero ul! de heute Vormittag hier erwartet werden, haben ein Schreiben an den Präsidenten der Deputirtenkammer, Méline, gerichtet, in welchem sie gegen ihre Verhaftung protestiren und die Aufmerksamkeik des Präsidenten auf den gegen die parla⸗ mentarische Unverletzlichkeit gerichteten Angriff lenken.
Spanien. Madrid, 13. Juni. (B. T. B.) Die Königin-Regentin ist hier wieder eingetroffen.
Türkei. Konstan tinopel, 13. Juni. (W. T. B). Die von der Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Verhältnisse in Kreta ist dorthin abgereist. — Der neu ernannte Gefandte Rumäniens hat dem Sultan seine Kredit ive überreicht.
Rumänien. Bukarest, 12. Juni. (W. T. B.) Die Session des Parlaments ist bis zum 17. Juni ver längert worden. — Der Senat hat ebenfalls die Ein⸗ führung der Goldwährung genehinigt. — In der, De⸗ putirtenkammer interpellirte Joneseu heute die Regie⸗ rung: ob es richtig sei, daß die Ausweisungsdekrete gegen
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die russischen Bilderhänd(er von der Regierung zyrück— genommen wären, Der Minister des Auswärtigen, La ho— hary, antwortete: es sei dies nicht geschehen.
Serbien. Belgrad, 12. Juni. (W. T. B.) In Betre der Aufrechterhaltung oder Kassirung des neuerdings f geordneten Haftbeschlusses gegen Garaschanin hat der Herichtshof erster Instanz entschieden, dem Kassationshofe bie Bestimmung eines zur Bes lußfassung berechtigten Richter⸗ kollegiu ms zu überlassen.
Nach Mittheilung der „Polit. Corresp.“ hat die ser⸗ bische Regierüng ihren diplomatischen Vertreter in Sofia, Danitsch, abberufen und mit der provisorischen Ver— tretung des Postens den Konsul Bodi in Monastir betraut.
— 13. Juni. (W. T. B.) In Folge gestrigen Be⸗ schlusses des Gexichtshofes erster Instanz ist nunmehr Faraschan in auf freien Fuß gesetzt worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juni.
. T. B.) Der Minister des Aeußern, Graf Fhrensvärd, hat seine Entlassung genommen, und Freiherr von Akerhielm ist zu seinem Nachfolger ernannt worden. Der ul th Ostergren ist zum Justiz-Minister ernannt worden.
Zeitungsftimmen.
In einem Artikel des Leipziger Tageblatt“ zur Einleitung der Wettinfeier heißt es;
Was auch emporsteigen mochte aus der Zeiten Schooße, was auch reifen mochte aus den gemaltigen Bewegqungen der Geister im Strome der Jahre: der Sachse hat immerdar zu seinem Fürsten gestanden. In Noth und. Tod, Lust und Leid haben sie nicht von einander gelassen, und das Blut manches treuen Herzens wurde gern vergossen jum Ruhme und für zie Ehre. Wettins. Das war schon so n der hiftorisch so unklaren Zeit der ersten sächsischen Mark- grafen und bei deren Kämpfen mit aufsässigen Rittern und berrschsüchtigen . Kirchenfürsten, das lehren. die Nachrichten von den blutigen Kämpfen mit den Hussiten, das erzählen die Chroniken aus der entsetzlichen. durch das Reforma⸗ tionszeitalter veranlaßten Periode des z0jährigen Krieges, welche daz blühende deutsche Vaterland in eine Einoͤde, verwandelte, das beweisen die Ereignisse in den Feldzügen, gegen die Türken, in der Zeit Karl's XII. von Schweden, Friedrich's des Großen und Rapoleon's, das haben viele der noch Lebenden selber erlebt und geschen in Schleswig, Böhmen und Frankreich wo König Albert seine Sachsen geführt zu Ruhm und Sieg und mit kühner Hand durch glänzende Waffenthaten seinen Namen eingeschrieben hat neben denen seiner kriegsgewaltigen unsterblichen Vorfahren auf den ehernen Ghrentafeln der sächsischen, der deutschen Kriegsgeschichte. Doch nicht allein zu Krieg und Streit haben die Wettiner in der langen Zeit, während welcher sie das Scepter tragen, ihre Unterthanen geführt, sondern auch zu regem Wettbewerb bei allen Kulturaufgaben und Geisteskämpfen; sie waren sogar vielfach Bahnbrecher in dieser Hin⸗ sscht für ganz Deutschland. Die Mark Meißen, dereinst in grauer Vorzeit ein dünn bevölkertes, wenig bebautes Land mit nur ver— einzelten Klöstern und Burgen, ist wie Thüringen unter der langen Herrfchaft der Wettiner zur höchsten wirthschaftlichen Blüthe gelangt, und das Königreich Sachsen gilt gegenwärtig so ziemlich in der ganzen Welt als ein Musterstaat ersten Ranges. Reiche Städte und Dörfer, weltberühmte Industriestätten und Werke, unübertroffene Schulen und Kunstanstalten, die denkbar besten, Verkehrswege und hoch— angesehene Handelshäuser, mustergültige Forst. und Landwirth⸗ schaft, vortreffliche Viehzucht: das sind die werthvollen Früchte der Wettiner Herrschaft in Mitteldeutschland, ganz ju geschweigen ihrer Verdienste um Erhaltung der evangelischen Lehre, welche ohne dies Fürstenhaus wohl kaum das Jahrhundert der Reformation überdauert hätte, sowie um die deutsche Literatur, Kunst und Wissenschaft, welchem köstlichen Dreiblatt in allen Wettiner Ländern stets gern und freudig mit echt fürstlicher Freigebigkeit Heim⸗ stätten bereitet wurden, deren Gaben dem ganzen Erdenrund zu Gute gekommen sind. Es giebt kein Gebiet des öffentlichen Lebens und Strebens, dem die Wettiner in ihren Erbstaaten nicht Gönner, Förderer und Vorbilder gewesen und noch sind. Es ist darum ganz natürlich, daß das große Wettiner Familien- und Regentenfest, dessen Mittelpunkt die Residenzstadt des Königs Albert sein wird, allen Standen des Sachsenvolkes Anlaß giebt, dem Monarchen und seinen um ihn versammelten Vettern, den. Regenten in den sächsisch/thüringischen Staaten, in feierlichster Weise ihre Huldigungen darjubringen. Auch Kaiser Wilhelm 1I. als Oberhaupt des durch die Cinmüthigkeit aller deutschen Fürsten in den Stunden gemein— samer Noth und Gefahr unter dem Donner der Geschütze und dem Hurrahrufen der deutschen Truppen und Volksstämme neu aufgerich⸗ feten Reichs deutscher Ration wird bei dem Fest nicht fehlen, um auch seinerseits diese seltene Jubelfeier des uralten deutschen Fürsten⸗ geschlechis verherrlichen zu helfen. Unsere Augen schauen bei dem Feste Sachsen und Weitin auf stolzer Höbe, geehrt, gefeiert von aller Welt, und unsere Herzen klopfen stolz und freudig in alter Sachsen— liebe und Treue für König Albert und sein erlauchtes Haus, wie dies geschehen ist allezeit, landauf und landab, so lange Wettins Farben über dem Sachfenvolke geflattert haben in mancher einsten und frohen Stunde durch acht Jahrhunderte lang.
— Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:
Wiederholt ist es von uns bemerkt und beklagt worden, daß während der parlamentarischen Verhandlungen über das soeben Aücklich zum gesetzgeberischen Abschluß⸗ gelangte Hauptwerk der Session, die Invaliden. und Altersversicherung, Ton, und Richtung einiger radikalen Kritiker im Vergleich zu ihrer Haltung im Laufe der Kommissionsberathungen immer schroffer und feindseliger ge⸗ worden war, gerade als wenn die sich verfüärkende Aussicht auf das Zustandekonimen des Gefetzes den Werth seines Inhalts mindern müßte. Um so bereitwilliger haben wir auch schon unsere Befriedi⸗ gung darüber ausgesprochen, daß angesehene und weitverbreitete ö von deutschfreisinniger Parteirichtung den ernsten Willen bethãtigten, zu einer möglichst guten Wirksamkeit des groß⸗ artigen und folgenreichen Gesetzeswerkes nach Kräften beizutragen. uch die überzeugtesten und eifrigsten Befürworter und Vertreter Nes Invaliden⸗ und Alters veisicherungsgesetzes verkennen nicht die Schwierigkeiten, welche mit seiner Einführung und Einbürgerung verbunden sein werden, und heißen jede loyale Mitarbeiterschaft zu diesem Zwecke auch von ursprünglichen Gegnern der Vorlage herz⸗ lich willkommen. Doppelt erfreulich ist es aber. wenn wir jetzt un ⸗ mittelbar nach der abgeschlossenen mühevollen parlamentarischen Ar · beit eines der n f. Kommifssionsmitglieder aus der Reichs- partei mit einer kleinen Schrift auftreten sehen, welche uns ganz besonderß geeignet scheint, in echt volksthümhlicher Weise das allge⸗ meine Verftaͤndniß des neuen, durch seinen Stoff gewisse Schwierig keiten der Auffassung bietenden Gesetzes zu befördern. Dieses Ver⸗ dienst hat fich foeben der Reichstags ⸗ Abgeordnete für Reuß ä. L. Dtto enning in Greiz erworben. Her Berfasser hat es mit Recht unterlassen, sich in die r n g und in ihrer Einseitigkeit praktisch werthlosen Streitigkeiten der sog. Versicherungdtechniker zu werfen, und die von ihm angeführten Wabrscheinlichkeitszahl en werden, was die Masse der zu Verfichernden und die im Beharrungs⸗ stande nolhwendig werdenden Mittel anbelangt, nur als ungefähre, aber mit der annahernden Gewißheit aufgeführt, daß letztere erheblich zu hoch gerechnet sind. Was den Versicherten — und dieses einfache . gilt für 11 Millionen unserer deutschen Arbeiter und. Arbeite. rinnen — aber an erster und entscheidender Stelle interessirt: seine persönliche Leistung und was er dafür unter Mitwirkung von
Arbeitgeber und Deutschem Reich in den Tagen der Invalidität und des Älterg erhält, steht fest und sicher, und ganz vortrefflich ist. die Darlegung, wie Hr. Henning dies für die verschiedenen Lohnbeschäftigungen und Lebensstellungen der späteren Invaliditäts und. Alterzrenten, Cmpfänger in einer Reihe don anschaulichen Beispielen zur Ueberzeugung bringt. Mit Recht macht der Verfaffer auf die großen Dienste aufmerksam, welche die Reichs⸗ postanstalten und ihr entsprechend die noch daneben bestehendeu Landes⸗ postverwaltungen auch bei diesem neuen Werke der sozialpolitischen Reichsgefetzgebung gerade denjenigen zu leisten übernommen haben, welche die Mühßseligen und Beladenen sind; wir wollen aber unsere warme Empfehlung und Anerkennung dieses im besten Sinne polls= thümlichen Führers durch das Invaliden und Altersversorgungsgesetz mit der wiederholten Betonung des Grundgedankens der Gesetzgebung schließen daß Arbeitgeber, Reich, Staat und Reichs⸗ und Staats organe nur demjenigen helfend zur Seite treten, welcher selbst seinen Antheil an der Fürsorge für die Tage der Erwerbsunfähigkeit und des Alters mitträgt.
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kgiserlichen Gesund— heitsamts sind in der Zeit vom 26. Mai bis 1. Juni er. von se 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin Bz, 6, in Breslau 30,0, in Königs berg 29,9, in Köln 29,7, in Frankfurt a. M. 23,5, in Wiesbaden 14,1, in Hannover 15,1, in Rassel 14,5. in Magdeburg 24,5, in Stettin 32, , in Altona 22,9 in Straßburg 20,4, in Metz —, in München zö,s, in Nürnberg 2,93 in Augsburg z5s4, in Dresden 20, I, in Leivzig 2135, in Stuttgart 22, . in Karlsruhe 180, in Braun—⸗ schweig 21,9, in Hamburg 23.4, in Wien 25,6, in Pest 32,9, in Prag 29,4, in Triest 20,4, in Krakau 33,2, in Amsterdam 246, in Brüssel 25,3, in Paris 20,3, in Basel — in London 13,8, in Glasgow 25,5, in Liverpool 18,3, in Dublin 19,7, in Edinburg 14,9, in Kopenhagen 25, , in Stockholm 18,9, in Christiania 162, in St. Petersburg 292, in Warschau 265,8, in Odessa 24,5, in Rom 22,9, in Turin 22.3, in Venedig 24,7, in Alexandria 41,3 — Ferner in der Zeit vom 5. bis 11. Mai er, in New. York 26,3, in Philadelphia 19,9), in Baltimore 15,2, in Kalkutta 242, in Bombay —, in. Madras 46,2. .
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten europäischen Großstädte gestalteten sich in der Berichtswoche etwas ungünstiger als in der Vorwoche, namentlich wurden aus einer größeren Zahl deutscher Städte höhere Sterblichkeitsziffern als aus der Vorwoche mitgetheilt. Einer sehr geringen Sterblichkeit (bis 15,9 pro Mille und Jahr) erfreuten sich Rostock, Bremen, Wiesbaden, Kassel, Krefeld, London und Edinburg. Sehr günstig (bis 20,0 pro Mille und Jahr) war diefelbe in Hannover, Düsseldorf, Karlsruhe. Dublin, Liverpool, Stockholm und Christiania. Mäßig, hoch (etwas über 209 pro Mille) blieb sie in Dresden, Leipzig, Stuttgart, Straßburg, Aachen, Barnien, Altona, Nürnberg, Braunschweig Mainz, Paris, Triest, Turin u. a. Hohe Sterblichkeitsziffern über 35,0 pro Mille) werden von den deutschen Städten aus München, Augsburg und Charlottenburg gemeldet. — Unter den Todesursachen sind es meist Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, die besonders in deutschen Städten in Folge der in der Berichtswoche vorherrschenden anhaltend höheren Temperatur der Luft häufiger vorkamen und namentlich in Berlin, Breslau, München, Köln, Königsberg, Magdeburg, Stettin, Pest. Warfchau u. a. D. viel Sterbefälle veranlaßten, wodurch auch der Antheil des Säuglingsalterz an der Gesammtsterblichkeit ein höherer wurde, so daß von je 10060 Lebenden, aufs. Jahr berechnet, in Berlin 103, in München 148 Säuglinge starben. — Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungsorgane abgenommen und weniger Sterbefaͤlle hervorgerufen. — Von den Infektions⸗ krankheiten wurden Todesfälle an Masern und Keuchhusten etwas mehr, Scharlach, Diphtherie, typhöse Fieber und Pocken etwas weniger gemeldet. — So war die Zahl der Todesfälle an Masern in Breslau, Köln, München, Barmen, Amsterdam, St. Peters burg eine größere, in Frantfurt a. M., Elberfeld, Wien, Paris und London eine kleinere als in der Vorwoche. Neue Erkrankungen wurden aus Berlin, Nürnberg, Wien, Christiania in etwas verminderter, dagegen aus Breslau, dem Regierungsbezirk Duffeldorf und aus St. Petersburg in etwas gesteigerter Jahl gemeldet. — Das Scharlachfieber hat nur in Pest, Paris und St. Petersburg etwas mehr Opfer verlangt, Erkrankungen kamen aus Berlin, Hamburg und St. Petersburg etwas zahlreicher zur Mittheilung. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin. München, Danzig, Stettin, Braunschweig, Prag, Lyon, St. Petersburg und Christianig eine größere als in der Vor- woche, dagegen hat in Hamburg, Breslau, Königsberg, Frank furt a. M. Hannover, Leipzig, Nürnberg, London, Wien, Pest, Paris, Kopenhagen die Zahl der Sterbefälle abgenommen. Auch neue Eikrankungen wurden aus Berlin, Wien, St. Peters burg und Christiania in etwas geringerer, aus Breslau, Hamburg, Nürnberg und aus dem Regierungsbezirk Schleswig in etwas größerer Zahl gemeldet. — Die Zahl der Opfer an Unter- leibskyphus war in den meisten Orten, aus denen Berichte vor liegen, vermindert, nur in Paris und St. Petersburg vermehrt. Neue Erkrankungen wurden gleichfalls meist seltener berichtet. — An Flecktyphus wurden aus Danzig, Amsterdam und Warschau je 1, aus Odeffa 3 Todesfälle, aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf 1, aus St. Petersburg 2 Erkrankungen mitgetheiht. — Aus Rürnberg kam 1 Erkrankung an epidemischer Genick⸗ starre zur Anzeige. — Roösenartige Entzündungen des Zellengewebes der Haut warten an den meisten Orten selten Todesveranlassung. — Dem Keuch⸗ huften erlagen in Berlin und St. Petersburg etwas weniger, in Hamburg, Paris, London und Liverpool etwas mehr Kinder als in der Vorwoche. Aus Hamburg und Wien wurden auch mehr neue Erkrankungen mitgetheilt. — Aus Mülhausen i. E. wurden 1 Todes fall an Pocken, aus Warschau, St. Petersburg und Rom je 2, aus Paris, Lyon und Venedig je 3, aus Lemberg 4, aus Prag 9 ge⸗ meldet; Erkrankungen aus Breslau und aus dem Regierungẽobezirk Stettin je 1, aus Pest 2, aus Wien 3, aus St. Petersburg 5.
Der Gefundheitszustand in Berlin blieb trotz der in der Berichtswoche herrschenden anhaltend hohen Lufttemperatur ein ziem⸗ sich günftiger. Etwas gesteigert waren, wohl in Folge der hohen Luft⸗ wärme, Todesfälle an Barmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder (143 gegen 90 der Vorwoche) und stieg in Folge dessen auch die Theilnahme des Sänglingsalters an der Sterblichkeit. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungsorgane erheblich abgenommen und weniger Todesfälle herbeigeführt. — Das Vorkommen der Infektionskrankheiten blieb meist ein beschränktes, der Vorwoche ähn⸗ siches. Masern, Scharlach und Unterleibstyphus riefen wenig Er, krankungen hervor und kamen in keinem Stadttheil in größerer Zahl zum Vorschein. Erkrankungen an Diphtherie, die sich in der diesseitigen Luisenstadt und auf dem Wedding am zahlreichsten zeigten, kamen in gegen die Vorwoche verminderter Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Kindbettfieber und an rofenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen selten zur ärztlichen Behandlung. Erkrankungen an Keuchhusten waren wohl noch zahlreich, doch nahmen sie im Allgemeinen häufiger einen milden Verlauf. Rheumatische Beschwerden aller Art gelangten in etwas größerer Zahl zur ärztlichen Behandlung, Außer · gewöhnlich groß war die Zahl der zur Meldung gelangten gewalt⸗ samen Todesfälle (16).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Lehren des Bergwerksstrikes vom Mai 1889, von Ü. Efchenb ach, Affefsor bei dem Königlichen. Amtsgericht Wiesbaden. (Berlin, Verlag! von Puttkammer u. Müblbrecht.) — Die Schrift zerfällt in 3 Abschnitte. Im 1. Abschnitt wird eine kurze Ueberficht über die zeitliche und räumliche Entwickelung der Ar⸗
beitseinstellungen des Frühjahres gegeben; Abschnitt 3 enthält die wichtigsten Urkunden, wie die amtlichen Berichte über die beiden Audienzen vom 14. und 16. Mai, die Resolutionen der Grubenvor⸗ stände, der Arbeiter, der Strikecomites u. s. w. Der 2. Haupt- abschnitt erörtert dann die Lehren, die aus der Bewegung zu ziehen sind. Der Verfasser erhofft von der Einwirkung der hier zum ersten Male zu Tage getretenen direkten Vermittelung der Krone für die . einen segensreichen Einfluß auf die Entwickelung der sozialen rage.
— Im Verlage von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin SW. Wilhelmstraße 1158,!129, erschien das Gesetz, betreffend die Erwerbs! und Wirthschaftsgenesisenschaften, Text⸗ ausgabe mit Einleitung. Anmerkungen und Sachregister, von Ludolf Parisius (Taschenformat; kartonnirt, Preis 1 4),
— Meisterholzschnitte aus vier Jahrhunderten, herausgegeben von Georg Hirth und Richard Muther. München und Leipzig, G. Hirth's Kunstverlag, Lieferung V. (Preis der Lieferung 3 „ 59 3. — Jede neue Lieferung dieser inter⸗ efsanten Publikation wird in den Kreisen der Kunstliebhaber hoch willkommen geheißen. Auch die neueste enthält mehrere ganz besonders merkwürdige und werthvolle Blätter, Von den 18 in der Lieferung nach den seltenen Originalen täuschend getreu reproduzirten Holz⸗ schnitten heben wir hervor: „Die . Veronika“ lin einem Rahmen von auf Weinranken herumkletternden lindern) von Hans Schäufelein, das Martyrium der heiligen Barbara“ von Lucas Cranach, und die „Parzen! don Hans Baldung, zwei höchst charakteristische naive Blätter. Von den alten deutschen bezw. schweizerischen Meistern sind ferner vertreten; Hans Burgkmair (Judith mit dem Haupte des Holo⸗ fernes), Peter Flötner (Entwürfe zu einer prächtig verzierten Bett⸗ lade und zu einer reich ornamentirten Thüreinfassung), Urs Graf (eine . Satyrfamilie“ und „Der lauernde Tod“, zwei die Art dieses Meisters sehr bezeichnende, originelle Blätter aus der öffentlichen Kunstsammlung in Basel), Nicolaus Manuel (wei Blätter aus der Folge, der „klugen und thörichten Jungfrauen‘) und Hans Leu („Heilige Familie“ und „Anbetung der Hirten und der Könige“, letzteres Blatt früher dem Dürer zugeschrieben). Auch die italienische Holzschneidekunst ist durch mehrere Blätter repräsentirt; am inter⸗ essantesten ist darunter eine gehe Allegorie auf den Tod, von Andrea Andreani nach Giovanni Forkuna Fortunio. Der sehr seltene Holj⸗ schnitt ist durch die manirirte Auffassung des Gegenstandes, durch die wunderliche Vermischung des Christlichen und Heidnischen und durch die sonderbare Zusammenstellung der Motive, Ornamente und In ö für Sitte und Geist der damaligen Zeit höchst charak⸗ eristisch.
— Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung Verwaltung und Statistik. Staatswissenschaftliche Zeitschrift und Materialiensammlung. Herausgegeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max Seydel. Verlag von G. Hirth in München und Leipzig (Jährlich 12 Hefte; Abonnementspreis vierteljährlich 4 ) XXII. Jahrgang 1889, Nrn. 5 und 6. — . Die vorliegenden Hefte haben folgenden Inhalt; Nr. 5: Das Reichsgesetz über die Unfall⸗ versicherung der Seeleute und anderer bei der Seeschiffahrt bethei⸗ ligten Personen. Vom 12. Juli 1887. Von Pr. Zeller, Regierungs⸗ Rath. — Die Errichtung deutscher Handelskammern im Auslande. Eingabe der Handelskammer zu Mannheim an das Reichsamt des Innern vom 18. Oktober 1888. — Rechnungsergebnisse der Berufs= genossenschaften für 1887. — Die Alters⸗ und Invalidenversicherung der Arbeiter. Gesetzentwurf nach den Beschlüssen des Bundesraths Nov. 1888). — Rr. 5: Die Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter. Gesetzentwurf nach den Beschlüssen des Bundesraths (Nov. 1888). Fortsetzung.
. — Das 6. Heft 365. Bandes von „Dr. A. Petermann's Mittheilungen aus Justus erthes' Geographischer Anstalt‘ (herausgegeben von Professor Dr. A. Supan; Gotha, Justus Perthes), hat folgenden Inhalt: Ueber Erosion durch Gezeiten ströme, von Professor Dr. O. Krümmel. — Das Quellgebiet des östlichen Tigrisarmes, Begleitworte zur Originalaufnahme von Pro⸗ fessor Jos. Wünsch. — Die Eignung Central ⸗Asiens zur Einführung russischen Lebens, von M. N. Annenkow, Kaiserlich russischen General ⸗ Lieutenant. — Kleinere Mittheilungen: Oklahoma, von H. Wichmann. Neue Ueberlandbahnen in Mittel, und Süd-Amerika, von Professor Dr. A ; Supan. Der 8. deutsche Geographentag in Berlin, 24/26. April 1889, von H. Wichmann. — Geographischer Monats- bericht. — Beilage: Literaturbęricht. — Karten unter Redaktion von Dr. B. Haffenstein. Taf. 8. Neun Karten zu dem Aufsatz: Ueber Erosion durch Gezeitenströme!, von Professor Dr. D. Krümmel. — IL), Die Helgoländer Bucht, Maßstab 1: 709 000. — 2) Die Ems⸗ mündungen 1: 715 000. — 3) Die Gironde 1: 705 900. — 4) Port Santa Crtz, Patagonien, 1: 1000 000. — 5) Der nordöstliche Theil der Fundy⸗Bay 1: 845000 — 6) Port Gallegos, Patagonien, 1: 10810650. — 7) Liverpool⸗Bai 1: 270 000. — 8) Das Becken von Arcachon 1: 765 000. — 9) Der Helder 1: 232 000. — Taf. 9: Das Quellgebiet des östlichen Tigrisgrmen, Aufgenommen und ge⸗ zeichnet von Professor Jos. Wünsch. Reduktion von ca. 1: 110 000 auf den Maßstab 1: 400 000.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Forstwissenschaftliches Centralblatt ffrüher Monats.
schrift für Forst, und Jagdwesen) Unter Mitwirkung zahlreicher Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o. 6. Professor der Forstwissenschaft an der Universität München. II. Jahrgang 1889. (Ver ganzen Reihe 33. Jahrgang.) Berlin, Verlag von Paul Parey, Verlagshandlung für Landwirth⸗ schaft, Gartenbau und Forstwesen. 1889. Preis pro Jahrgang 14 z. Heft. — Das vorliegende Heft hat folgenden Inhalt: Original ⸗ Artikel: Forst: und Jagdwefen im Hochstift Eichstätt bis 1803 resp. 1855. Vom Kgl. bavr. Regierungs⸗Direktor a. D. Julius Sax in Landshut. — Ueber den Einfluß des Streurechens auf den Holzbestand. Vom Ober ⸗Forstrath Frey in Darmstadt. — Die Berechnung des Holz⸗ bodenwerths bei Servitutablösungen. Vom Fürstlichen Forstmeister Urich. — Mittheilungen: Bericht über die 34, Versammlung des sächsischen Forstvereins am 30. und 31. Juli 1888 in Meißen. — Literarische Berichte. — Notizen. Pe st, 12. Juni. (W. T. B.) Der Stand der Saaten hat in Folge der andauernden Trockenheit in manchen Gegenden ge⸗ 1 im Durchschnitt ist derselbe jedoch mittelmäßig bis gut mittel mäßig.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Ouarantänewesen.
Spanien. Laut Runderlafses des Königlich spanischen, Genergl- Direktors für das Gesundheitswesen vom 1. Juni 1889 ist für Provenienzen aus Tarlac, Rueva ECciga, Pampanga, Pangabin an, Tayabas, Morong, Zambales und Manila (Philippinen) wegen dort aufgetretener Gholera morbus Quarantäne angeordnet worden. ;. Dänemark.
Die dänischerseits unter dem 12. März 1889 angeordneten Quarantãnemaßregeln Reicht · Anzeiger Nr. 76 vom 27. März d. J.) find, infoweit dieselben den Hafen von Lissabon betreffen, durch . vom 27. Mai 1889 außer Wirksamkeit gesetzt worden.
Gewerbe und Handel.
Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die Schles. Ztg.: Der Ausfall an lieferbaren Kohlen, welchen die Arbeiterbewegung des verflossenen Monats für die Gruben der ober schlesischen Reviere nach sich gezogen hat, führte zu einer gesteigerten Versorgung der Vorräthe Seitens der Eisenbahnverwaltungen wie der größeren Plätze; andererseits hat die Bewilligung höherer Löhne an die Bergleute eine Erhöhung der Selbstkosten herbei ⸗ geführt, welche nothwendig in der Heraufsetzung der Kohlenpreise