1889 / 141 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Jun 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Württemberg. Stuttgart, 4. Juni. (9.) Die Abgeordnetenkam mer hat in ihrer heutigen ö den Nachtrag zu dem Haupt⸗Finanz⸗Etat, betreffend die Aufbesserung der Gehalte der Geistlichen evangelischer und katholischer Kon⸗ essien, berathen. Die Forderung beträgt 280 000 66. 7 Proz.

es nach den Kompetenzen auf rund 1 Millionen sich berech

nenden Einkommens sämmtlicher Pfarrstellen, wovon auf die Stellen der evangelischen Kirche 2,4 Millionen, die der katholischen Kirche 1,6 Millionen fallen. Die Vertheilung der For— derung unter die beiden Kirchen soll nach dem 1873 eingehaltenen, von den Landständen gebilligten Maßstabe in der Weise er⸗ folgen, daß zwei Drittel auf die evangelischen, ein Drittel auf die katholischen Kirchenstellen entfallen. Ueber die Per⸗ wendung der Verwilligung ist den Ständen Nachweis bei Ein⸗ bringung des nächsten Etats zugesichert. Nach den Vorschlägen des Evangelischen Konsistoriums bezw. des Katholischen Kirchen⸗ raths sollen die verwilligten Gelder in folgender Weise ver— wendet werden. Evangelischerseits sollen die 49 Dekane und der Stiftsprediger in Stuttgart (Gehalte bisher 2741 S bis 4000 M6) je 250 MS Aufbesserung, und sämmt⸗ liche Pfarreien einschließlich der Stellen des Privatpatronats eine Zulage von 5 Proz. des kompetenzmäßigen Gehalts erhalten; die derzeitigen Mindestgehalte von 1800 6 und 1900 ½ sollen, soweit dies nicht schon durch die Gehalts— zulage erreicht wird, auf 2090 6 erhöht, bei den Pfarr— stellen Königlicher Kollatur soll die Klasseneintheilung ver⸗ bessert und sollen 3 Klassen mit den Mindest— gehalten von 2000, 2500 und 3000 M mit ent⸗ sprechenden Unterabtheilungen über diesem Minimum bis zu dem Maximaleinkommen, von 3100 S geschaffen werden, endlich ist für die ständigen Pfarrverweser, Stadt— und Parochialvikare eine Zulage von je 100 vorgesehen. Auf katholischer Seite ist in Aussicht genommen; das Geld— einkommen sämmtlicher 672 Pfarreien und von 122 Kaplaneien um 7 Proz. aufzubessern, das Einkommen der neuerrich⸗ teten katholischen Pfarreien in paritätischen Städten soll auf je 2500 „6 erhöht, 8 Stadtpfarreien in größeren Städten soll eine angemessene Erhöhung und 4 Kaplaneien in Stuttgart und Ulm eine Einkommenserhöhung auf 2400 ( zu Theil werden, das Einkommen von 6 weiteren Kaplaneien in Städten soll auf 1800 bezw. 1700 und 1600 6 erhöht werden und 11 Pfarreien in ärmeren Landorten sollen neben der normalen Aufbesserung eine Extrazulage von je 82 (6⸗ erhalten. Die Kommission beantragt die Genehmigung der Forderung. Der Abg. Haußmann sprach sich gegen die Zulagen für die Dekane und die gut gestellten katholischen Stadtpfarrer aus, erklärte sich aber bereit, für die Zulagen für nieder Besoldete zu stimmen. Der Abg. Gröber bemängelte die Vertheilung der Auf— besserungssumme mit ? für evangelische und 15z für katho— lische Geistliche und meinte, man hätte 7 Proz. von den Ge— halten der Stellen jeder Konfession zu Grunde legen sollen, dann würden der katholischen Seite 19 000 6 mehr zu Gute gekommen sein. Der Staats⸗Minister des Kirchen- und Schul— wesens, Dr. von Sarwey, replizirte auf die Einwendungen der beiden Vorredner. Bei der Abstimmung wurde der Kom—⸗ missionsantrag mit 84 gegen die eine Stimme des Abg. Haußmann angenommen.

15. Juni. (St.⸗A. f. 3 n kammer nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend Die Apanage Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm, ohne Debatte mit 69 gegen 1 Stimme an. I

Schwerin, 15. Juni. (Meckl. Nachr.) e Kaiserliche Hoheit die Großherzogin Anastasia ist heute Morgen hier wieder eingetroffen.

Oldenburg. Oldenburg, 14. Juni. (H.) Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog hat den Vize-Ober⸗Stallmeister von Schnehen nach Dresden entsandt, um Sr. Majestät dem König von Sachsen Höchstseine Glückwünsche zur Feier der achthundertjährigen Herrschaft des Hauses Wettin über die Königlich sächsischen Lande zu überbringen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 15. Juni. (W. T. B.) Der Prinz Alfred von Edinburg hat sich zur Theilnahme an der Wettin⸗Feier nach Dresden begeben.

Reuß ä. L. Greiz. (M.) Se. Durchlaucht der Fürst hat sich am 8. d. M. zu längerem Aufenthalt nach Echloß Burgk begeben, wohin Ihre Durchlaucht die Fürstin mit dem Erbprinzen und den Prinzessinnen schon acht Tage vorher übergesiedelt waren.

Bremen. Bremerhaven, 16. Juni. (W. T. B.) Von einer nach Tausenden zählenden , ,. erwartet, traf der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ mit den Offizieren und Mannschaften von S. M. Kreuzer „Adler“ und dem Kanonenboot „Eber“ heute Mittag auf der hiesigen Rhede ein. Bei dem Passiren der Hafen⸗ schleuse begruͤßte ein vieltausendstimmiges Hurrah, sowie die Musik der hiesigen Matrosen-Artillerie⸗Kapelle die Heimkehrenden. Der Vorsitzende des Kampfgenossen⸗Vereins uͤberreichte den Marinetruppen, welche a. dem Hinterdeck Aufstellung genommen hatten, einen mächtigen, mit den deutschen Landesfarben geschmückten Lorbeerkranz und hielt an dieselben eine Ansprache, die mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß. Lieutenant z. S. Oelsner dankte im Namen der Heimkehrenden sür den ihnen bereiteten Empfang. Nach der Landung fand eine festliche Bewirthung der Mannschaften

in der Lloydhalle statt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 15, Juni. Die „Lan⸗ des-Zeitung für Elsaß-Lothringen“ veröffentlicht die nachstehende Erklärung des Kaiserlichen Statthalters, Fürsten von Hohenlohe:

„Nachdem über die gegenseitige Anerkennung der von den wissenschaftlichen Prüfungskommissionen auszustellenden Prüfungs⸗ zeugnisse für das Lehramt an höheren Schulen Einverständniß zwischen der Königlich preußischen und der diesseitigen Unterrichts verwaltung erzielt worden ist, erkläre ich hiermit fun Elsaß ⸗Loth⸗ ringen, daß Prüfungszeugnisse sür das Lehramt an höheren Schulen, ausgestellt von wissenschaftlichen Prüfungskommissionen des König— reichs Preußen oder dersenigen deutschen Bundesstaaten, die mit der Königlich preußischen Regierung eine entsprechende Vereinbarung treffen, in Elsaß⸗Lothringen in gleicher Weise werden anerkannt werden, wie die nach 5. 1 der diesseitigen Prüfungtordnung vom 21. Dezember 1888 von der wissenschaftlichen Prüfungekommission zu Straßburg i. E. ausgestellten Prüfungszeugnisse. Als Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Vereinbarung wird der 1. April d. J. festgesetzt.

Die in der Zeit vom 1. Oktober 1887 bis zum 31. März 1889 a,

Die Abgeordnethn—

mr n nrg Schwerin. r

ausgestellten Prüfungszeugnisse der vorbezeichneten lothringischen Prüfungskommissionen bedürfen zur Geltung in Elsa

Lothringen in jedem einzelnen Falle der Genehmigung durch den Ober⸗Schulrath für Elsaß⸗Lothringen.“

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Juni. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiser⸗ liches Handschreiben an die Minister Grafen Kälnoky, Taaffe und Baron von Tisza, durch welches die Delegationen auf den 22. d. nach Wien einberufen werden.

Pest, 15. Juni. (Wien. Ztg.) Im Oberhause wurde das Königliche Reskript, betreffend die Eröffnung der zweiten Session, verlesen. Präsident Baron Vay dankte im eigenen wie im Namen des Bureaus für die gewährte Unterstützung. Nach der Ausloosung der Sektionen wurde die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses ge— schlossen.

k und Irland. London, 16. Juni. W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Reuter'schen

ureaus“ aus Zanzibar vom heutigen Tage melden daselbst eingegangene Briefe mit dem Datum Ujiji, den 10. März, daß Stanley mit Tippotib zusammengetroffen sei. Einige Kranke seines Gefolges habe Stanley über den Kongo zurück— gesandt, und beabsichtigte mit Emin Pascha nach der Ost— küste zu kommen. Tippotib dürfte in 4 Monaten in Zanzibar eintreffen.

Frankreich. Paris, 15. Juni. (W. T. B.) In der Deputirtenkamm er richtete heute Basly eine Inter— pellation an die Regierung über den Kutscherstrike. Der Minister des Innern Constans legte die gegenwärtige Lage dar und erklärte, er sei bemüht, die Herbeiführung eines Einverneh— mens zu erleichtern, er werde aber weder politische Kundgebungen noch Angriffe auf die Freiheit der Arbeit dulden. Nach längerer Debatte wurde mit 297 gegen 224 Stimmen eine Tagesordnung angenommen, nach welcher die Kammer die Erklärungen der Regierung zur Kenntniß nimmt und sie auffordert, auch fernerhin die Regelung der Frage zu fördern.

Die Untersuchungskommission des Staats— gerichtshofes hat begonnen, die Verhandlungs— protokolle in der Angelegenheit Boulanger dem General—⸗ prokurator zuzustellen, da sie die von ihr geprüften Akten— stücke und die Aussagen der vernommenen Zeugen für aus— reichend hält, um den Prozeß gegen Boulanger einzuleiten. Die Untersuchungskommission setzt inzwischen die Prüfung der letzten mit Beschlag belegten Correspondenzen fort.

16 Juni. (W. T. B.) Bei der heute stattgehabten Senatorenwahl im Departement Nisvre wurde Desa—⸗ vigny (konservati) mit 382 Stimmen gewählt. Herisson (radikal) erhielt 301 und Thibaudin (Boulangist) 63 Stimmen.

Le Herissé, Lisieux, Laguerre, Laisant, rou⸗ lade und Sustni sind heute in Lisieux angekommen, um eine boulangistische Versammlung zu veranstalten. Dieselben wurden mit dem einstimmigen Ruf: „Es lebe Carnot, es lebe der Frieden, nieder mit Boulanger!“ empfangen. Ein Polizei⸗Kommissär erklärte die Abhaltung der Versammlung für unstatthaft, weil die erforderliche vorherige Anmeldung

nicht erfolgt sei.

17. Juni. (W. T. B.) Bei der im Departement Puy-de⸗Döme stattgefundenen Senatorenwahl siegte Leguay (Opportunist) .

In Jyry sur Seine sind Boulanger, Laisant, Nagquet und Déroulsé de zu Munizipalräthen gewählt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Juni. (W. T. B.) Heute Nachmittag 2 Uhr fand bei prachtvollem Wetter in feierlichster und glänjendster Weise der Einzug der Braut des Groößfürsten Paul, Prinzessin Alexandra von Griechenland, statt. Der Zug begann bei der Dampfer— anfahrt am Englischen Quai und ging an der Kasan⸗-Kathedrale vorüber nach dem Winterpalais. Zu beiden Seiten des Weges bildeten Truppen Spalier, das in dichten Schaaren herzuge— strömte Publikum begrüßte das hohe Brautpaar und deren Angehörige mit endlosem Jubel. Kaiser Alexander, der König von Griechenland, der Thronfolger und alle Großfürsten waren zu Pferde, die Kaiserin, die Braut, sowie die Großfürstinnen fuhren in vergoldeten Karossen.

Italien. Rom, 15. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister theilte im Senat bei der Berathung des Budgets mit, daß die auf 37 Millionen geschätzte Differenz zwischen dem Voranschlag und den wirklichen Ein⸗ nahmen sich in Folge der besseren Steuereinkünfte auf 12 oder 13 Millionen verringern werde. Der Ertrag der Zölle habe den Voranschlag ebenfalls überschritten, auch die Einnahmen aus der Erwerbssteuer und den direkten Steuern hätten sich gebessert.

In Neapel wurden heute die Arbeiten zur Assa⸗ nirung der Stadt in Gegenwart des Königs, der Königin und des Prinzen von Neapel feierlich eröffnet. Die König⸗ lichen Herrschaften wurden von einer großen, fast ausschließlich aus Männern und Frauen der ärmeren Volksklassen bestehenden Menschenmenge stürmisch begrüßt. Der Bürgermeister von Neapel hielt eme Ansprache an den König und die Königin, erinnerte an die Schreckenstage der Cholera, in denen der König so viele Beweise seines Mitgefühls und Muths gegeben habe, und stellte die heutige Dynastie der früheren gegenüber, unter welcher die ärmeren Volksklassen in Sittenverwilderung gelebt hätten. Giacomelli, der Präsident der mit der Ausführung der Arbeiten betrauten Gesellschaft, hob sodann die Wichtigkeit und Großartigkeit derselben hervor, durch welche gegen 3000 Familien innerhalb eines Jahres neue,

esunde Wohnungen erhalten würden. Ganz Italien habe eine thatkräftige Mitwirkung zur Vollendung dieses großen Unternehmens zugesagt. Nach der Rede erschien der Kardinal⸗ Erzbischof mit der Geistlichkeit, um nach Begrüßung des Königspaares den Segen des Himmels für die neu begonnenen Arbeiten zu erbitten.

Schweiz. Bern, 15. Juni. (W. T. B.) Der National⸗ rath hat ohne Diskussion einstimmig 3 350 000 Fr. für Kriegs material und 600000 Fr. für Weiterführung der Gotthardbefestigungen bewilligt. Der Bundes rath hat bei den eidgenössischen Räthen beantragt, das Amt eines eidgenössischen General-Anwalts, welcher dem Justiz- und Polizei⸗Departement zugetheilt werden soll, wieder herzustellen.

Niederlande. Amsterdam, 16. Juni. (W. T. B.) Der 35 von Persien, welcher an der Landesgrenze von den Vertretern des Königs begrüßt wurde, traf Abends hier ein und wurde am Bahnhofe von den Spitzen der Civil- und Militärbehörden, dem persischen Gesandten in Paris,

ersönlichkeiten empfangen. Der Schah schritt die n. der hrenwache ab, während die Musik die persische National— hymne spielte, und begab sich in einem Hofwagen, von einer Ehren⸗Eskorte von Kavallerie geleitet, nach dem Amstel-Hotel, wo Absteigequartier genommen wurde.

Griechenland. Athen, 16. Juni. (W. T. B.) An— läßlich der Vermählung der Prinzessin Alexandra mit dem Großfürsten Paul von Rußland gingen dem König zahlreiche Glückwunsch-Adressen zu; in allen griechischen Kirchen wurde heute ein Tedeum abgehalten.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Juni. Nach dem Bericht des Staats-Comptoirs haben die Staats- Einnahmen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres betragen: Zölle 15 974 497 Kronen gegen 11445 068 Kronen, Branntweinsteuer 3 623 322 Kronen gegen 4285 773 Kronen und Staatseisenbahnen (Ueberschüsse) 3 200 000 Kronen gegen 3 000000 Kronen, oder zusammen 22 797 819 Kronen gegen 18 730 841 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zeitungsstimmen.

Von den Aeußerungen auswärtiger Blätter anläßlich des Todestages weiland Kaisers Friedrich und der Thron— besteiging Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. lassen wir noch die nachstehenden folgen. Die „Schlesische Zeitung“ schreibt: „Ein Jahr ist Vergangenheit geworden, seit Kaiser Friedrich von seinem Leiden erlöst wurde und Wilbelm II den Thron bestieg. Der jugendliche Monarch erklärte sofort, die Wege wandeln zu wollen, welche sein ruhmreicher Aeltervater, Deutschlands erster Kaiser, zum Heile Preußens und Deutschlands gegangen ist. Und zu seinem Wahlspruch erkor er das Wort Friedrich's des Großen: daß in Preußen der König des Staats erster Diener sei. Der kurze Verlauf eines Jahres hat ausgereicht, das deutsche Volk und die ganze gesittete Welt zu überzeugen, wie ernst der junge Kaiser es mit seinem Gelösöbnisse nimmt. In Adel der Gesinnung, in un— ermüdlicher Pflichttreue, in eiserner Selbstzucht, in edlem Drange, sein Wissen und Können zu vervollkommnen, in Einfachheit der Lebenshaltang und in steter, von Herzen kommender und zum Herzen gehender Liebenswürdigkeit gegen Vornehm und Gering, leuchtet er uns allen als Beispiel voran. Auf dem Gebiet der inneren Politik zeigt das erste Regie⸗ rungsjahr unseres Kaiserlichen und Königlichen Herrn eine gedeih— liche Fortentwickelung des unter Wilhelm J. Begonnenen. Das vom Geiste wahren Christenthums durchleuchtete so ialpolitische Testament des verklärten Mo archen hat in der weitreichenden Für— sorge für die Invaliden der Arbeit im Wesentlichen seine Erfüllung gefunden, und der weiteren Zukunft bleibt nur noch die Sorge für Wittwen und Waisen vorbehalten. Das große auf Selbstverwaltung und Rechtsschutz basirende Werk der preußischen Verwaltungsreform, das vor einem halben Menschenalter in Angriff genommen wurde, ist für Provinzen und Kreise zum Abschluß gelangt, und schon ist Hand angelegt, dasselbe auch auf die Landgemeinden auszudehnen. Wo immer die Gesetzgebung thätig war oder die Verwaltungebe— hörden in wichtigen Dingen ihre Maßnahmen trafen nirgend zeigt sich ein Bruch mit der Vergangenheit, nirgend jener reforma— torische Uebereifer, den ein Thronwechsel nur allzuleicht hervorruft. Weich großes Vertrauen der junge Monarch sich alsbald durch sein Walten und Wirken errang, hat nicht nur der Ausfall der letzten Landtagswahlen, sondern auch die Haltung der arbeitenden Klassen bei erfreulichen wie bei tief ernsten Anlässen überzeugend dargethan. An der Persönlichkeit des Kaisers und der liebevollen Verehrung, die ihm gerade aus den breiteren Schichten des Volkes entgegengetragen wird, fand die Sozialdemokratie unüberwindliche Schranken.“

Ferner läßt sich die „Karlsruher Zeitung“ aus gleichem Anlaß folgendermaßen vernehmen:

„Es giebt wenige Beispiele dafür, daß ein Monarch, der so kurze Zeit wie Kaiser Friedrich und nur als todtkranker Mann das Scepter führte, eine so tiefe und allgemeine Verehrung eine so un— auslöschliche Erinnerung hinterlassen hat. Kaiser Friedrich hat aber schon in der Zeit, in der er noch nicht bestimmend in den Gang der politischen Angelegenheiten eingreifen konnte, schon als Kron— prinz sich die Herzen gewonnen durch die Leutseligkeit seines Wesens durch die Hochherzigkeit seiner Gesinnung, durch seine warme Theilnahme an allen edlen Bestrebungen. Er genoß vermöge der Vorzüge seines Geistes und seines Charakters die begeisterte An— hänglichkeit des deutschen Volkes. Der Sieger in den ersten ent— scheidenden Kämpfen des Jahres 1870 erschien uns wie die Ideal“ gestalt eines germanischen Kriegshelden, und doch durften wir aus unzähligen Offenbarungen seiner herrlichen Charakterart die Zuversicht schöpfen, daß der Kriegsheld sich in einen nicht minder ruhmvollen Friedensfürsten verwandeln werde. Es gehört zu den schwersten Prüfungen, die das deutsche Volk an sich erfahren mußte, daß es diesen Mann in der Blüthe seiner Jahre hat zu Grabe geleiten müssen und mit ihm tausend Hoffnungen, die es mit vollem Rechte auf ihn gebaut hatte.

Aber die Erinnerung an den 15. Juni des vorigen Jahres

entbehrt auch nicht des erhebenden Trostes. Der Jahrestag des Hinscheidens Naiser Friedrich's ist zugleich der Jahrestag des Regierungsantritts Kaiser Wilhelm's II. in Preußen und im Deutschen Reich, und mit der Trauer über die tiefschmerzlichen Vorgänge des vorigen Jahres verbindet sich das tröstende Bewußtsein, daß der greise Begründer des Deutschen Reichs und sein ritterlicher Sohn das Steuer des Reichs einer so energischen und von den edelsten Bestrebungen geführten Hand wie der unseres jetzigen Kaisers süberlassen haben. Der Zeitraum eines Jahres hat genügt, um alle Welt erkennen zu lassen, daß Kaiser Wilhelm, in der Schule der schmerzlichsten Erfahrungen gereift, mit weisem und gerechtem Sinne, mit aufopfernder Pflichttreue und tiefer Einsicht in die Aufgaben des Staats seines Amtes waltet. Wir wissen, daß er das von seinen Vorgängern in der Krone begonnene Werk in ibrem Geiste fortsetzt und mit der Machtstellung des Reichs nach außen hin auch dessen innere Wohlfahrt kräftig fördert. Hoffnungsvoll und zu— versichtlich blicken wir der Zukunft entgegen, denn was uns auch der Tod geraubt hat, nur Körperliches konnte seiner Macht verfallen; der Geist aber, aus dem das neue Deutsche Reich geschaffen wurde, bleibt lebendig im deutschen Volke und in feinen erlauchten Führern!

Der Feier des S0bjährigen Regenten⸗Jubiläums det Königlich sächsischen Hauses widmet das „Dresdener Journal“ folgende Worte:

„Es ist eine festliche, von Verehrung, ja von herzlicher Liebe er= füllte Stimmung gegen unser theures Fürstenhaus, welche in dieset Zeit alle Sachsenherzen erfüllt. Können auch die Bande der Treue und Anhänglichkeit dadurch kaum enger und fester werden, als sie be— reite der Segen einer gerechten, gluckbringenden Regierung unauflök— lich geknüpft hat, so bewegt und neu begnadet uns alle do ein so seltenes Fest durch die Wahrnehmung, wie von der kleinsten Pütte bis zum Palast in allen Seelen ein und dasfelbe innerst Gefühl unaufhaltsam rege ward; es ist das patriotische Gefühl der stolzen Genugthuung: daß in unserem Königreich der Kern des Volkes mit unserem erlauchten Herrscherhause eins und einig ist in allen Fragen die im sächsischen wie im deutschen Sinne unsere Gegenwart und unsere Zukunst berühren. Unter dem begeisternden Einfluß einer solchen Fintracht, welche ein vorwärts strebendes Land geistig zu einer politischen Familie verbindet, ist es eine frohe, doppelt schöne Aufgabe, glückliche Feste zu feiern. Und das willkommenste aller Feste dürfte für .

dem persischen General-Konsul Hesse und anderen distinguirten

zufriedenes Volk wohl ein solches sein, das nach des Dichters Wor

69 , . ,,, . estebenden, die Liebe und Achtung zum Altehrwürdigen vrei

feiert Eine solche Herrschaft, die durch ö hindurch inmitten aller Widersacher des Deutschthums, Aller Völker · stürme und Fehden ihr Banner aufrecht erhielt, dem großen Ganzen des Reichs sich in Tagen der Noth helfend und aufopfernd zugesellte und das Fortleben ihres Stammes gefegnet fah von ber Gnade des Himmels, eine solche Herrschaft ist ein großes, ein reiches Geschenk fuͤ ein strebsames Volk. Wenn wir Ale, die wir arbeiten und schaffen für sächsische, sowie für allgemeine deutsche Intereffen, zurückblicken auf das gestalten und thatenreiche Erinnerungsbild der Wettiner Geschicht. und dabei mit patriotischer Genugthuung uns bewußt werden, daß der jetzige erlauchte Träger der Wettiner Königskrone in der ersten Reihe der gefeiertsten Kriegshelden und weifen Regenten unserer Zeit steht dann erfaßt uns mit Recht das erhebendste, ja das stolzeste Gefühl Nicht wir allein, unzählbare Stimmen aus Älldeutschland rufen mit uns: Heil unserm König Albert und dem erhabenen Stamme Wettin!“

Auch die „Coburger Zeitung“ bringt zur Wetti ch di iner . einen Festartikel, welchem wir . Stelle ent⸗ ne n: „Jeder deutsche Volksstamm verehrt seinen regiere ürste aufrichtigst als seinen nächsten Beschützer und als 9 ö n, seiner heimischen Interessen. Aber so wie sie alle sich gemeinsam begegnen in tiefer Verehrung und Treue zu dem Regenten des Reichs dem Kaiser, so verbindet sie alle auch ein wahres Interesse für die Herrscher der befreundeten Bundesstaaten, die sie kaum anders sich denken können, denn als Glieder einer wohl zahlreichen, aber einzigen . Jede andere Auffaffung 'entspricht nicht den thatsächlichen Verhältnissen. und so ist jeder Bundesfuͤrst feit der Einigung Deutschlands ein volksthümlich deutscher Fürst geworden, dessen Ehre heute nicht bloß Die seiner engeren Unterthanen, sondern die aller Deuffchen ist. Und deshalb jubelt heute jede deutsche Zunge dem Fürstengeschlecht zu, das fünf deutsche Bundes staaten · Throne ziert. Alle Vaterlandsfreunde nehmen Theil an der Feier, die jetzt in der sächsischen Königsftadt begangen wird, und welche nur dazu angethan ist, das stolze Bewußtsein, ein Deutscher zu sein, zu erhöhen. . . . Möge das Jubiläum wieder ein Anlaß sein, die Liebe zum engeren Vaterlande zu beleben und zu fördern, dabei aber der Pflichten gedenkend, die mit unseren Landesfürsten jeder ein J übernommen hat, die Wohlfahrt und Ehre des Reichs.

die erprobte Sicherheit des Lang⸗

Die Feier des 80ojährigen Regenten-Jubilä S S00 jährigen R en⸗Jubiläums des Königlich sächsischen Haufes.

Dresden, 15. Juni 1. tt en N resden, 15. Juni. (H.) eute Nachmittag um 4 c 30 Minuten begannen die Jubelfesttage des ,, in der ift lich geschmückten Residenzstadt Dresden mit dem Empfang der Depu⸗ tationen der beiden Kammern der Ständeversammlung und der säch— sischen Reichstags Abgeordneten. In dem Marmorsaal des alter— thümlichen Schlosses empfingen Ihre Majestäten und die Familien mitglieger des Königshauses zunächst die Landstände Diefer Anfang der. Festfeier zeigt, wie das Erlauchte Königspaar sich innig verbunden füblt mit seinem Volk, welches jetzt 806 Jahre hindurch Freud und Leid mit seinen Herrschern getheilt hat. Die Präsidenten der Kammern, Wirklicher Geheimer Rath von Zehmen und Geheimer Rath Haberkorn, führten die Deputationen vor das Erlauchte Königs⸗ paar; ersterer gab in schwungroller Rede einen geschichtlichen Rück⸗ blick über die 8 Jahrhunderte und brachte fodann' die Gabe des ande 3 Millionen Mark, zur Erneuerung des Schlosses dar. Se. Majestät der König dankte in bewegten Worten für die Treue und Hingebung, welche sein Sachsenvolk stets bewiesen in guten wie in bösen Tagen. Nachdem die Deputation gnädigst entlassen war, erschienen unter Führung des Geheimen Hofrath Ackermann die sächsischen Reichstags Abgeordneten und brachten ihre Glückwünsche dar Alsdann fand um 5 Uhr im Bankettsaal des Schlosses eine Hoftafel statt, zu der die Landstände eingeladen waren. Die Längs⸗ tafel mit den 6 angesetzten Quertafeln zählte 170 Gexecke. Se. Majestät der König erschien in großer Generals ˖ Uniform Ihre Majestät in heller Robe mit dem Bande des Sidonien⸗Ordens; Se. Majestät der König trug das Band der Rautenkrone. Rechts von den Majestäten nahmen Platz: Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Mathilde, Prinz Friedrich August, Prinz Max, Kriegs⸗ Minister Graf von Fabrice u. s. f. Links bon den Ällerhöchsten Herrschaften saßen: Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg und Johann Georg. Se. Durchlaucht der Fürst Schönburg. Walden hutg konnte wegen Unpäßlichkeit dem Festmabl nicht beiwohnen. Den Najestãten gegenüber saßen die beiden Präsidenten der Kammern. Se. Majestät der Konig erhob seinen mit Champagnerwein gefüllten Crystallpokal und brachte das Wohl seiner ge— treuen Stände aus. Der erlauchte Monarch sagte, es sei nicht die Freude allein, welche Sein Herz bewege, auch der wärmste Dank gehöre der Volksvertretung, welche stets treu zu Ihm gestanden und fern von allen einseitigen Parteibestrebungen das Wohl des Landes im Auge behalten habe. Nachdem Se. Majestat noch Allerhöchstseinen Dank für die Landesgabe ausgesprochen, fügte Er hinzu: Er könne seine Worte nicht besser schließen, als mit dem alten, Königlichen Ruf: „Hoch lebe das Sachssenland und seine getreuen Stände! Die Hoftrompeter bliesen den Tusch, und bald darauf ergriff Präsident don Zehmen das Wort und brachte die Gefühle der Anhänglichkeit und des Dankes des Volks zum Aus⸗ druck. Die huldvollen Worte, welche die Landesvertretung soeben ghört. spornten zu weiterem Pflichteistr an; Gott möge Se. Majestät den König Albert noch lange regieren lassen als ge— ö milden und tapferen Fürsten. Ihre Majestäͤten hörten . Toast sitzend anz als die begeisterten Hochs erschollen, erhoben llerhöchstdieselben Sich und dankten nach allen Sciten hin huld⸗ Vallst . Dann. brachte noch Präsident Haberkorn das Hoch aus auf Ihre Majestat die Königin, als dem Hause Wettin treu zur Seite e. als Pflegerin und Trösterin aller Bedrängten im Lande, als ) uster und Vorbild für alle sächsischen Frauen; als nächste Familie, . innig mit dem Erlauchten Königspaar verbunden sei, nenne er die ee ritterlichen, hochbegabten Prinzen Georg, dessen zahlreiche Nach⸗ ommenschaft den Sachsen die sicherste Gewähr biete, daß das Königs⸗ haus Wettin für alle Zeiten fortleben wird. In dieser Hoffnung rufe er: . lebe Ihre Majestät die Königin und alle Mitglieder des König⸗ . Hau ses. Sitzend hatten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften iesen Worten gesauscht und dankten dann für die mit Begeisterung Her ebe gchten Hochs. Nach Aufhebung der Tafel wurde der Kaffee im , . eingenommen, woselbst Ihre Majestäten noch Cercle ab— . ten. W Abends 8 Uhr brachten die Studirenden dem Königshaufe . prächtigen Fackelzug dar, dessen Wirkung leider durch einen ko en br uchartffen Regen beeinträchtigt wurde. Es nahmen an dem ; , Theil: Die Königlichen Institute, Polytechnikum, Berg⸗ ademie zu Freiberg., Forst Akademie zu Tharandt und die Thier ene chung, Ibre Majestäten dankten von dem Ältan aus fuͤr die rgebrachten Ovationen und i , Hochs. II. Festtag. Dresden, 16. Juni. (H.) Der heuti 16. Juni. (I. ge Festtag begann mit er fen Festgottesdienst in allen Kirchen Dresdens ö . ganzen n endes. In der nahe dem Königlichen Schloffe gelegenen th ischen Hofkirche wohnten Ihre Majestäten der König und die , . sowie die sämmtlichen Höchsten Familienmitglieder der e . en Königsfamilie und alle bereits hier angekommenen Fürst⸗ gal 1 sowie die österreichischen militärischen Deputatlonen dem ö. , bei. Se. Masestät der König trug kleine Uniform, ) ö ajestät die Königin helle Robe, schwarzen Umhang und eben⸗ 9 Hut, Der Gottesdienst mit großem Pe deum währte von * is 125 Uhr. Eine große Menschenmenge umstand die . . und brachte den Majestäten beim Kirchgang und m Rückweg begeisterte Ovatlonen dar. Um 19 ÜUhr begann die

Schützen⸗Regiments Nr. 108 und des Garde⸗Reiter⸗Regiments bil bis zur großen Treppe Spalier. Um 2 Uhr war die Anfahrt . die hohen Gratulanten harrten in der Galerie, im Stucksaal und im Ballsaal des Anfangs zur Cour. Unterdessen nahmen Ihre Majestãte der König und die Königin sowie die anwesenden Erlauchten Mit⸗ glieder des Königlichen Hauses die Glückwünfche des Hof⸗ und Militãrstaates im rothen Salon entgegen. Hierzu gehörten? Ober— er r an Freiherr von Koenneritz, Ober-Kammerherr, Wirksicher eheimer Rath Graf Vitzthum von Eckstädt, General⸗Direktor des Hof- Theaters, Wirklicher Geheimer Rath Graf Platen, Ober Stall⸗ meister. General Major von Ehrenstein, Hausmarschall Graf zu Münster, Ober ˖ Ceremonienmeister, Kammerherr reiherr von Miltitz, Kammerherr vom Dienst. Graf Rex; ferner . Adjutant, General der Karallerie von Carlowitz, General. Adjutant General der Infanterie von Rudorff, General à ja suit? Sr Maiestät des Königs, General Major von Minckwitz, Flügel · Adjutant Obherst Lieutenant Schmalz, Flügel-Adjutant Major von Haugk; Aber · Sofmeisterin Frau von Pflugk, geb. von Thielau, Hofdame Gräfin von Einsiedel, Hofdame Freiin von Miltitz; Ober-⸗Hofmeister Wirklicher Geheimer Rath von Lüttichau, Kammerherr von Minckwitz; der Hofmarschall Sr, Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, Freihert von Gutschmid, persönlicher Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg Rittmeister von Carlowit Hartitsch; die Hof damen Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde Gräfin Vitzthum und Freiin von Härtner, der Erzieher Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albert, Premier Lieutenant von der Decken; ferner der Adjutant Sr; Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August k . ö. 1 und der militärische Begleiter Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen Johan i , ,. . Reimen fn n. J a ntgegennahme der Glückwünsche begaben sich die = höchsten Serrschaften sowie Ihre Königlichen e fish e fr. Mathilde, die Prinzen Georg, Friedrich August, Max, Johann Georg und Albert, unter Vorantritt des großen Dienstes und mit Pagen⸗ begleitung, nach dem Thronsaal. Ihre Majeftäten nahmen unter dem Thronhimmel. vor dem Thronsessel Aufstellung; die Mitglieder der Erlauchten Königsfamilie gruppirten sich um das Allerhöchste Königs— raar. Dann begann die Cour. Den imposanten glänzenden Zug eröffneten die Staats⸗Minister: Minister des Krieges und der Auswärtigen Angelegenheiten, General der Ka ˖ vallerie Graf von Fabrice. Minister des Innern und des Kö⸗ niglichen Hauses. von Nostitz⸗Wallwitz, Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts Dr. von Gerber, Minister der Justiz Hr. von, Abeken und Minister der Finanzen Freiherr von Könneritz. Die Minister traten in den Thronsaal ein, schritten bis zum Thron und brachten unter ehrfurchtsvollster Verbeugung ihre Glückwünsche dar, für die Se,. Majestät der König dankte. Nachdem die Minister huldvollst entlassen waren, traten die bei dem Königlich sächsischen Hofe beglaubigten Missiong⸗-Chefs mit ihren Legationg Sekretären nd Attaches ein; an der Spitze der Botfchafter Italieng, Graf de Launay; dann Brasiliens Gesandter, in Vertretung Baron de Jauru; der preußische Gesandte, Graf Dönhoff; der Gesandte von Würt: temberg, Freiherr von Soden; von den Niederlanden, Jonkheer van der Hoeven; von Portugal, Marquis de Penafiel; von Schweden und Norwegen, von Lagerheim; von Bayern, Freiherr von Niethammer; von Desterreich⸗ Ungarn, Legations . Sekretär pon Velies; von Belgien, Baron Grindel? von Spanien Graf Rascon; von Rußland, Le gations-Sekretär Graf Prozor; von Großbritannien, Geschäftsträger Strachey; ferner Militär? Attachs Oberst Freiherr von Steininger aus Berlin. Nachdem die Vertreter der auswärtigen Staaten ihre Glückwünsche dargebracht erschien das Gesammthaus Schönburg und das Gräflich Solmz⸗ Wildenfels sche Gesammthaus, vertreten durch Ihre Durchlauchten die . Otto von Schönburg- Waldenburg und von Schönburg⸗ artenstein, dann die Grafen Clemens und Garl von Schönburg inter · Slauchau und Schönburg: Vorder Glauchau, sowie Ihre urchlauchten die Prinzen Hugo, Georg, Ernst und Herrmann von Schönburg; Waldenburg und Otto Graf, von Solms Wildenfels. Auf diese Fürstliche Deputation folgte die an 200 Offiziere zählende Deputation der Königlich sächsischen Armee, die sämmtlichen Generale Regiments Commandeure u. s. w. umfassend. Den Schluß der bis 34 Ubr währenden Gratulagtionscour bildeten die augländischen Militär. Deputationen von den Regimentern, deren Chef Se. Majestät der König Albert ist, und zwar: des Ostpreußischen Dragoner Regi⸗ ments Nr. 10 unter Oberst Lieutenant von Kraatz; des Preußischen Altmãrkischen Ulanen Regiments Nr. 16 unter Oberst Lienienant Winsloe; des 15. Bayerischen Infanterie Regiments unter Oberst Schuhmacher; des 3 Niederösterreichischen Dragoner Regiments unter Oberst Reinhold; des 11. Böhmischen Infanterie⸗Regiments unter Dberst Schmeder und des Russischen KororieInfanterie⸗egiments unter Oberst Graf Loow. Diese sämmtlichen, aus ö drei bis vier Offizieren bestebenden Deputationen das Koporic-Regiment hatte auch einen Feldwebel mit entsendet wurden zusammen empfangen. Se. Majestät der König trug, bei der Cour große Generals-ni⸗ form, Ihre Majestät die Königin, sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzeß Mathilde helle Roben mit kostbarem Brillantschmuck. Vor der Cour brachten en famüils Ihre Hoheit die Prinzeß Louise von Schleswig ⸗Holstein und deren jüngere Schwester sowie die Fürstin Dohenlohe Ihre Glückwünsche dar; Prinzeß Louise überreichtẽ einen e 3 . 4 gefüllten Blumenkorb. Nachmittags and in der Königlichen Villa zu Strehlen Famili e i 2 ö . 3 h Familientafel und im as große Armeefest fand heute Ahend um 9 Uhr in eigens draußen in der Neustadt errichteten großen Arena r . Darstellung gelangte die Betheiligung des Kurfürstlich sächsischen Deeres am Cntsatz von Wien 1683. An 160 Sffiziere der Königkich sächsischen Armee vom General abwärts bis zum jüngsten Second— Lieutenant nahmen hieran Theil. Die Kavallerie. und Artillerie— Offitiere verherrlichten das Fest durch kühn und kunstgerecht gerittene Quadrillen und Scenen, die Infanterie ⸗Offiziere kamen bei der großen Schlußfeier zur Verwendung. Ihre Majestäͤten der König und die Königin mit den Erlauchten Familienmitgliedern, den bereits an. wesenden fremden Fürstlichleiten sowie dem gesammten Hofstaat be— traten um 89 Uhr die große, purpurausgeschlagene Königsloge, von dem über 1600 Personen starken Publikum enthusiastisch begrüßt. Der Königlichen Loge gegenüber waren die fünf Militär. Orchester unter Leitung des Mustk-Direktors Trenkler vom 2. Grenadier⸗ Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 161. Außerdem kamen noch 4 Trompeter Corps in der Arena zur Verwendung. Das Armeefest, anl Farbenpracht der Kostüme, an Geschicklich⸗ keit in der Ausführung der verwegensten Reiterkunststücke und der hohen Schule und in Erzielung prächtiger Efferte ausgezeichnet, wurde von 3 Herolden eröffnet. Der Sprecher, Oberst-Lieutenant Hohlfeld vom, Königlich Sächsischen 2. Grenadier-Regiment Rr. 1601 (Kaifer Wilhelm), hielt in schwungvollem Pathes den Fest · Prolog. Dann folgte ein wildes Tartarenfest, daran schloß sich die Quadrille der Kurfürstlich sächsischen Dragoner. Nach dem Erscheinen der Ver— treter des Königlich polnischen Heeres, an der Spitze König Johann Sobies ki von Polen, dargestellt von General-⸗Major von Nostitz Drzewiecki, wurde eine polnische Quadrille geritten. Dann kamen die Vertreter des Kaiserlichen Heeres, an der Spitze Herzog Karl von Lothringen, dargestellt von General- Major Hammer. Der Ulanen⸗-Ritt mit Schleifenraub wurde von den eitern Major Freiherrn von Ende als Pole, Rittmeister Freiherr von Wilken als Ulan und Second Lieutenant Suffert I. als Dragoner sämmtlich vom Königlich Sãchsischen Ulanen-Regiment Nr. 17 vortrefflich Durchgeführt. Das Kurfürstlich sächsische Heer eröffnete nach bem ulanentitt mit seiner aus 2 bespannten Geschützen bestehenden Artilleri⸗ den Glan punkt des Festes; der Artillerie folgten die Panzer-⸗Reiter des Regiments zu Roß „Plotho“, dargestellt von 48 Unteroffi ieren des Königlich Sächsischen Garde ˖ Reiter ˖ Regimen is. Dann kam Kurfürst Johann Georg III., dargestellt von General- Major von Kirchbach, mit einem prächtigen Gefolge. Voran ritten die acht Leibgarde⸗Trabanten zu Roß. Dann folgte das

Auffahrt zur großen Beglüͤckwünschungk-Cour. Ehrenposten des

liche Leib⸗Regiment zu Fuß das Feld⸗Ma i n ; ö = rschall, v * Goltz Regiment, das OG and elf Herzog 1 n. zu Fuß; das „Feld. Marschall? Lieutenant von emming Regiment zu . das „Oberst von Kuffer“⸗Regiment zu ö und daz Oberst von öben‘- Regiment zu Fuß. Als Commandeur es letzten Regiments fungirte ein Nachkomme des damaligen Com- mandenrs Oberst · Lieutenant von Loben vom Königlich Sächsischen 9 Infanterie Regiment Nr,. 134. Die Schluß ⸗Apotheose fand die ] andarte des Hauses Wettin mit einer Ehrenwacht von Offizieren 3 Regiments zu Roß Plotho', umringt von den sämmtlichen Festtheil⸗ 4 ,, ö. Ihen , . dargebrachte Huldigungs⸗ ̃ . ur Begeisterung fort; den Tu ö en; ö Den e , 5. 5 3. 6 e? 2 ehlen der Zuschauer. Der Ju . ö . 5 , Alerhöchflin e ö e ; n dankten, die Königsloge ver e ö. begeisterten Kundgebungen setzten sich , , . . erhöchsten und Höchsten Herrschaften den Blicken entschwunden waren Für die folgenden Tage ist, wie wir dem Dr. J. ert , das nachstehende ho gramm festgesetzt worden: K Mont ag, 17. Juni, Vormittags 10 ühr: Empfang der De⸗ putation des Bundesraths, der Deputation des Deutschen Reichs⸗ tages, der inländischen Deputationen. Nachmittags 4, 30 Uhr: Hof⸗ tafel; Abends 9 Uhr; Fh en famille und Marschalls- Stine. Po Dienstag, 18. Juni, Vormittags 10 Uhr: Parade der Gar- . auf dem Alaunpla e, Nachmittags 3 Uhr: Enthüllung des ; ö. malz weiland Sr. Majestät des Königs Johann Nachmittags ö. , Abends 9 Uhr: Historisches Armeefest. Hal ittwoch, 12 Juni, Vormittags 10 Uhr: Beginn des 6 lan g gen, . 2 * Familientafel und Marschalls- are 8 rig 2 1 , 9 ,, er Stadt Dresden auf der Brühl onnerstag, 20. Juni, Nachmi : : Feier i Schluß des e hee n, , ö . hʒute meldet. W. T. B.“ noch: eute Vormittag empfingen die Majestäten die Deputationen . , . und des Reichstages, a . 6 . eputationen. Nachmittags findet größere Hof⸗

Centralblatt der Bauverwaltun Nr. 24. t: Amtliches: Bekanntmachung vom 8. Juni Eg. 6. . richten. Nichtamtliches: Die Vergrößerung und Verbesserung des . von Libau. Der echte Hausschwamm (Merulius lacrymans

r ein Bewohner unserer Wälder. Volks-⸗Brausebad. = Die Lartigue'schen einschienigen Eisenbahnen. Vermischtes: Preis⸗ bewerbung um Entwürfe zu einem Geschäftshause für das Verkaufg— rndilat der Kaliwerke in Staßfurt. Errichtung eines Kaiser— Wilhelm⸗Denkmals in der Rheinprovinz. Bücherschau.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die diesjährige Kunstausstellung in 5ni

Pa. hat im Ganzen einen Umfatz von 35 13 A6 te i e stãdtische Galerie ist Seitens des Kunstvereins Die; „Verhör“ für 12 000 ½ erworben worden. Die Verloosungsankäufe des Kunft= vereins erstreckten sich auf 15 Gemälde im Gesammtpreise von 6110 6, 36 Gemälde und 4 kleinere plastische Arbeiten sind in Privat- besitz übergegangen; sie ergaben eine Kauffumme von 21 015 . Jer Nagistrat hat diesmal aus den dazu bestimmten Zinsen des Müller— schen. Legats keinen. Ankauf für die Galerie gemacht, sondcrn be schlossen, auf der nächsten Ausstellung ein größeres Gemälde für den doppelten Betrag der jetzt zur Verfügung stehenden Summe zu er⸗ werben. In Metz ist kürzlich ein Kunstverein gegründet worden Dersjelbe beabsichtigt, jährlich fünf bis sechs veriodische Ausstellungen von der Dauer zu je zehn Tagen zu halten. Die erste hat am 15. Mai im Stadt⸗ hause begonnen. In der 57 Kunstausstellung im Museum zu Zan ng ver sind für über 70 000 S6 Gemälde gekauft worden. Dem Verein für die öffentlichen Kunstsammlungen' sind aus dem Nachlaß eines Hannöverschen Bürgers 100 000 S zugefallen deren . zum Ankauf von Kunstwerken Verwendung finden sollen. Das. von der verstorbenen Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reiche nubach essonitz gestiftete Stipendium für talentvolle Maler und Bildhauer, welche aus den Bezirk des ehemaligen Kurfttrsten= thums Hessen gebürtig sind, soll für das Rechnungsjahr 1889/90 im Betrage von 2000 M vergeben werden. Bewerbungsgesuche sind bis zum 15. August dem Ober: Bürgermeister der Stadt Faffel einzu · senden Vas große Geschichtsbild: ‚Der große Kurfürst im Haag“ von Fritz Neuhaus, welches darstellt, wie der jugendliche Kurfürst eine leichtfertige Gesellschaft, in welche man ihn gelockt, entrüstet ver= läßt, wurde gelegentlich seiner Ausstellung in Hannover vom Regenten von Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen, angekauft.

Nach dem amtlichen Verzeichniß des Personals der Gegrg ⸗Augusts - Universität zu Göttingen auf das balbe Jahr von Ostern bis Michaelis 1883 bat wahrend des Winter- Semesters 1888189 die Zahl der immatrikulirten Studirenden 941 betragen. Von diesen sind 2 gestorben, 199 mit

Exmatrikel abgegangen, 86 weggegangen, ohne sich abzu ; daher gestrichen und 34 aus sonstigen Gründen . . i demnach bꝛ0 geblieben. Dazu sind in dem diesjährigen Sommer Semester 350 gekommen, so daß die Gesammtzahl der immatrikulirten Stugitenden sich auf 950 beziffert, von welchen auf die evangelisch⸗ heologische Fakultät 233, und zwar 2604 Preußen und 29 Nichtpreußen, auf die juristische Fakultät 173, und zwar 128 Preußen und 45 Nichtpreußen, auf die medizinische Fakultat 27, und zwar 180 Preußen und 47 Nicht preußen und 317 auf die philosophische Fakultät, und zwar Ira Preußen mit dem Zeugniß der Reife, 31 Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom 2. Juni 1834 und 117 Nicht. preußen kommen. Von den 717 immatrikulirten Preußen sind 35 aus Brandenburg, 484 aus Hannover, 27 aus gien ehe 3 aus Ost⸗ preußen, 19 aus Ponmern, 7 aus Posen, 19 aus der Rheinprovinz 148 aus Sachsen, 13 aus Schlesien, 12 aus Schleswig. Sosstein. 50 aus Westfalen und 9 aus Westpreußen gebürtig; bon den 233 im. matrikulirten Nichtpreußen 143 aus den übrigen deutschen Staaten und zwar 4 aus Anhalt, 3 aus Baden, 7 aus Bayern, 45 aus an I aus Bremen, 165 aus Hamburg, 5. aus Heffen 4 aus Lippe⸗Detmold und Schaumburg, 5 aus Lübeck, 10 aus den beiden Mecklenburg. 6 aus Oldenburg, 1 aus dem Reichsland, 5 aus dem Königreich Sachsen, 11 aus den fächsischen Herzogthümern und 9 aus den beiden Schwarzburg, 56 aus den übrigen europäischen Staaten und zwar je 1 aus Frankreich und Griechenland, aus Großbritannien je 3 aus Italien und den Niederlanden, 5 aus Desterreich.· Ingarn. Laus Portugal, 19 aus Rußland, 12 aus der Schweiz und Paus der Türkei, und 34 aus außereuropäischen Ländern, und zwar 3 aus Afrika, 30 aus Amerika und 1 aus AÄsten. Außer den immatriku. lirten Studirenden haben 19 nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen vom Prorektor die Erlaubniß zum Hören der Vyr= lesungen erhalten. Mithin beträgt die Gesammtzahl der Berechtigten welche Vorlesungen hören, 956. Gegen das vorige Sommer e , in immatrikulirt.

In Dresden ist das König Johann-Denk Johannes Schilling, dessen feierliche Enthüllung am ö J. i stattfinden und mit den Festlichkeiten zur Wettin Feier verbunden werden wird, nunmehr auf dem Theaterplatz zur Aufstellung gelangt. Das Standbild erinnert, der Münchener „Allg. Itg. zufolge, an das Reiterdenkmal König Ludwig's J. in München, doch während dieser eine Krone trägt, ist das Haupt des Königs Johann ohne jede Kopf ⸗˖ bedeckung, und während Ludwig in der erhobenen Rechten das Szepter trägt, ruht daeselbe bei Johann im rechten Arm. Die Aehnlichkeit der Gesichtszüge des etwa in seinem 66. Lebensjahre verbildlichten

Fußvolk: die Grenadier⸗Compagnie du Bofe, das Kurfůrst⸗

Sachsenfürsten ist eine frappante. Ueber der Generals · Uniform hangt