1889 / 155 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Der General-Oberst der Infanterie von Pape, Ober⸗Befehls haber in den Marken und Gouverneur von Berlin, hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten.

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff ‚Ariadne“, Kom⸗ mandant Korvetten-Kapitän Elaussen von Finck, ist am 1. Juli d. J. in Dartmouth 5 und beabsichtigt, am 15. Juli d. J. die Weiterreise fortzusetzen.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats— Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. , enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. Se. Majestät der König hat 6h am 25. Juni d. J. zum Chef des L Feld-Artillerie⸗Regiments Nr. 13 erklärt mit der Bestimmung, daß das Regiment fortan den Namen „Feld⸗ Artillerie Regiment König Karl (1. Württembergisches) Nr. 13“ zu fuͤhren hat.

Baden. Karlsruhe, 2. Juli. (W. T. B.) Bei der heutigen Galatafel brachte Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Toast auf die hohen Neuvermählten aus. In dem⸗ selben knüpfte Höchstderselbe an die gemeinsamen Bestrebungen seines Ahnen und des Ahnen des Herzogs von Anhalt zur Eini⸗ gung Deutschlands in dem Fürstenbunde vor hundert Jahren an und sprach die Zuversicht aus, daß die endlich errungene Einigkeit des Reichs eine dauernde sein werde. Heute Abend begaben sich Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Großherzogliche Hoheit die Exbprinzessin von Anhalt mittels Sonderzuges nach Frankfurt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie die übrigen Fürstlichkeiten verabschiedeten sich von den hohen Herrschaften auf dem Bahnhofe aufs Herzlichste. Seitens des zahlreich ver⸗ sammelten Publikums fanden enthusiastische Kundgebungen statt.

Mecklenburg⸗Strelitz. Neustrelitz, 1. Juli. (Meckl. Nachr.) Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich ö von hier nach Kloster Preetz in Schleswig-Holstein be⸗ geben.

Oldenburg. Oldenburg, 2. Juli. (H.) Zur Aus⸗ führung des §. 66 des Reichs-Militärgesetzes sind mit Höchster Genehmigung vom Großherzoglichen Staats— Minister ium weitere Bestimmungen getroffen, nach welchen hinsichtlich derjenigen Staatsbeamten, welche zu einer militä⸗ rischen Dienstleistung im Frieden einberufen werden, folgende Vorschriften zur Anwendung kommen: 1) den in etatsmäßigen Stellen befindlichen oder außeretatsmäßig ständig gegen Entgelt beschäftigten Staatsbeamten bleiben während der militärischen Dienstleistung ihre Civilstellen und die aus ihrem Dienstalter sich ergebenden Rechte und Vgxtheile gewahrt. 2) Den zu 1 gedachten, sowie den pensionirtsn und den auf Wartegeld stehenden Staatsbeamten wird während der Dauer der militärischen Dienstleistung ihr gesammtes Civildienstein— kommen bezw. ihre Pension oder Wartegeld unverkürzt fortgewährt; insbesondere ist eine Anrechnung des Soldes bezw. der Offiziersdiäten, welche von den betreffenden Staatsbeamten während der Dienstleistung bezogen werden, nicht zulässig. Wenn jedoch der Staatsbeamte eine Ver— gütung für Dienstaufwand erhält, so kann diese für die Zeit der Einberufung, sofern es der vorgesetzten Dienstbehörde im einzelnen Fall angemessen erscheink, ganz oder zum Theil zurückbehalten werden. Soweit das Dienst⸗ einkommen seiner Natur nach steigend und fallend ist, wird für die Dauer der Einberufung ein Durchschnittsbetrag gewährt, welcher von der dem Staatsbeamten vorgesetzten Dienstbehörde festgestellt wird. 3) Vorstehende Bestimmungen beziehen sich nicht auf diejenigen Staatsbeamten, welche ihrer aktiven Dienstpflicht genügen, wohl aber auf solche, welche als Ersatzreservisten zu Uebungen eingezogen werden. Die obigen Festsetzungen finden sinngemäße Anwendung auf Beamte, welchen die Rechte und Pflichten der unmittelbaren Staatsbeamten ausdrücklich beigelegt sind, sowie auf die Beamten der Gemeinden und kommunalen Verbände.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 2. Juli. (Cob. Ztg.) In der gestrigen Sitzung des Landtags des Herzog— thums Coburg wurde die Vorlage der Regierung, betref— fend den Bau der Coburg-⸗Rodacher Eifenbahn einer besonderen Kommission zur Vorberathung überwiesen, und sodann die Berathung des Etats fortgesetzt. Der von dem Staats⸗Ministerium dem Landtage vorgelegte neue Etat schließt bei einem Reservefonds von 24 500 M, in Einnahme und Ausgabe mit 127 000 6 ab, während nach den einstimmig genehmigten Anträgen der Finanzkommission, bei einem Re⸗ servefonds von 21 400 ½½, für den Etat eine Einnahme und Ausgabe von 707 500 „6 festgesetzt wurde. Zu diesen zum Beschluß erhobenen Anträgen der Finanzkommisflon genehmigte der Landtag weiter einstimmig den Antrag der Finanzkommis— sion, das Ersuchen an das Herzogliche Staate-Ministerium zu richten: a. eine Revision des Gesetzes über Erhebung der Einkommen- und Klassensteuer, b. eine Revision des Gesetzes über Erhebung einer Hundesteuer, insbesondere eine Erhöhung der Hundesteuer, und sobald es die Verhältnisse gestatten, auch (. eine Ermäßigung der Grundsteuer und d. die Aufhebung des Chausseegeldes, ins Auge zu fassen. Nach weiterer Genehmigung des Voranschlags är den Staats⸗ haushalt des Herzogthums Coburg für die Etatsperiode 1859,93 beschloß, den Anträgen der Finanzkommission gemäß, der Landtag weiter, den 5. 2 des mitvorgelegten Abgaben⸗ gesetzes für die neue Etatsperiode dahin abzuändern, daß nicht mehr wie seither 16 Termine der Einkommensteuer bezahlt werden, sondern nur 12 Termine, indem er die Ab— änderung des . des erwähnten Abgabengesetzes dahin bean⸗ tragte: „Die Einkommen- und Klassensteuer ist auf Grund des Gesetzes vom 16. Juni 1874 alljährlich mit 12 Terminen mit der Beschränkung zu erheben, daß bei der untersten Alassensteuerstufe sechs Steuertermine außer Hebung bleiben. Die Fälligkeit der Einkommen- und Klaffensteuer tritt mit je einem Termin am ersten Tage eines jeden Monats ein.“ Nachdem somit der Haupt⸗-Etat für 1859/95 mit dem Vor— anschlag und dem Abgabengesetz inkl. der Spezial⸗Etats für die neue Finanzveriode vom Landtage genehmigt worden war, wurde die Sitzung geschlossen.

Anhalt. Dessau, 1. Juli. Die Genesung Ihrer Hoheit der Herzogin macht, wie wir dem „Anh. Staatsz— Anz.“ entnehmen, in erfreulichster Weise die besten Fortschritte.

hre Hoheit hat bereits seit einigen Tagen kleine Spazier— ahrten im Fahrstuhl unternommen und gestern einen Spazier⸗ gang gemacht.

Reuß; ä. L. Greiz, 2. Juli. Ihre Durchlauchten der ürst und die Fürstin haben sich mit den drei ältesten rinzessinnen zu längerem Badeaufenthalt nach der Insel

Rügen begeben.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 1. Juli. Die „Lds. Itg. f. Els⸗Lothr.“ veröffentlicht eine Minißerial—⸗ verfügung, wonach I) in denjenigen Gemeinden, in welchen auf Grund des 8§. 5 des Gesetzes vom 31. März 1872, be⸗ treffend die amtliche Geschäftssprache (Gesetzbl. S. 159), den öffentlichen Bekanntmachungen und zur Publikation be⸗— stimmten allgemeinen Erlassen der Kaiserlichen Verwaltungs— behörden eine französische Uebersetzung beigefügt werden darf, sowie außerdem in den Gemeinden Saarburg und St. Kreuz den Bekanntmachungen der Notare und Gerichtsvollzieher, welche mittelst öffentlichen Anschlages erfolgen, eine fran⸗ zösische Uebersetzung beigefügt werden darf. 2 In Zeitungen, welche in einer der unter Ziffer 1 bezeichneten Gemeinden verhreitet sind, den von Notaren oder Gerichts vollziehern be⸗ wirkten amtlichen Bekanntmachungen eine französische Ueber⸗ setzung beigefügt werden darf, wenn a. entweder die Amts— handlung in einer jener Gemeinden vorgenommen werden soll, oder b. der Gegenstand der Amtshandlung daselbst gelegen ist, oder C. das nachweisbare Interesse der Betheiligten, die Bekannt⸗ machung daselbst erfordert, 3) die gemäß Ziffer 1 und ? gestatteten Uebersetzungen als solche zu bezeichnen sind und entweder unten oder rechts neben den Text gesetzt werden müssen und die Benennung der Beamten, Behörden und Ge— meinden auch in der Uebersetzung in der amtlichen deutschen Bezeichnung zu erfolgen hat.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. Juli. (W. T. B.) Der Budget⸗Ausschuß der österreichischen Delegation berieth heute das außerordentliche Heereserforderniß für Bosnien und die Herzegowina. Die Redner er— kannten im Allgemeinen die Fortschritte in den okkupirten Ländern an; Chlumetzky hob hervor, daß Oesterreich aller— dings mit schweren Opfern die ihm von Europa übertragene . mit bestem Erfolge und zum Segen der dortigen Be⸗ völkerung durchführe. Der Reichs-Finanz-Minister Kallay gab ausführliche Erklärungen über die in den okkupirten Ländern herrschenden Verhältnisse. Der Ausschuß nahm hierauf ein— stimmig den Antrag des Referenten an, die Ausführungen über die volkswirthschaftliche Entwickelung in den okkupirten Ländern, welche ein klares ziffermäßiges Bild über den Auf— schwung, der okkupirten Länder unter der Verwaltung Desterreichs geben, in die Ausschußberichte aufzunehmen. Ebenso wurde der Bericht des Referenten über das Budget des Auswärtigen einstimmig angenommen. Der Minister— Präsident Graf Kalnoky erklärte auf eine Interpellation, betreffend die Verhaftung des galizischen Studenten Dwerniecki durch russische Behörden, daß nach den amtlichen Austünften der österreichischen Botschaft in St. Petersburg und des Generalkonsuls in Warschau Dwerniecki an der Grenze verhaftet worden sei, weil er auf dem Leibe Druckschriften anarchistischen und auf den letzten pol nischen Aufstand bezüglichen Inhalts versteckt gehabt habe, um sie in Rußland zu verbreiten. Dies involvire nach dem russischen Gesetz das Verbrechen der Aufreizung. Die Untersuchung sei bereits beschlossen; die endgültige Ent— scheidung werde in Kurzem erfolgen.

Im Wehr⸗Aus schuß der un garischen Delegation erklärte der Kriegs-Minister, daß der Karabiner für die Kavallerie nothwendig sei, da dieselbe auch in die Lage kommen könne, ein Feuergefecht zu führen. Mit dem neu eingeführten Manlicher-Gewehre könne man sehr zu— frieden sein, dasselbe sei nicht theurer als das deutsche Gewehr und von demselben auch nicht wesentlich verschieden. Es werde große Sorgfalt auf die Feuerdisziplin verwendet. Bei der neuen Ausrüstung sei das Gesammtgewicht, welches der einzelne Mann zu tragen habe, nicht geringer, da die Ver— mehrung an Munition die Erleichterung an Ausrüstung auf— hebe, aber die Last sei zweckmäßiger vertheilt. Die Ver— mehrung der Kavallerie sei einstweilen nicht beabsichtigt, es sei nur eine Ergänzung auf Friedenszustand nothwendig. Die Nachtragskredite müßten im Interesse der Dislokation der Truppen gefordert werden. Hierauf wurden das außer— ordentliche Heeres-Budget und die Nachtragskredite angenommen.

3. Juli. (W. T. B.) Der Bericht des Aus— schusses der ungarxischen Delegation für äußere Angelegenheiten drückt die Befriedigung über die Ver— sicherungen der Thronrede aus betreffs der unveränderten Richtung der österreichisch'ungarischen Politik und betreffs der freundschaftlichen Beziehungen mit allen Mächten. Der Bericht fordert die Regierung auf, die bestehenden Gegen— sätze auf ö Wege auszugleichen bemüht zu sein; desselbe gedenkt ferner in wärmsten Ausdrücken der Buͤnd— nisse mit Deutschland und Italien, welche gegen jeden Er⸗ schütterungs versuch gefeit seien und durch die gewaltige Macht, die sie repräsentirten, diejenigen in Schranken hielten, welche spezielle Interessen auf Kosten der europäischen Rechts— ordnung geltend , möchten. Der Bericht billigt den Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts der Staaten im Srient, nimmt gegen die sogenannte Theilung der Interessensphären Stellung, gedenkt in sympathischer Weise der sortschreiten den Entwickelung Bulgariens und spricht die Hoffnung einer bal— digen Besiegung der Schwierigkeiten und der definitiven Kon— solidirung aus. Betreffs Serbiens, sagt der Bericht, sei das Selbstbestimmungsrecht gleichfalls unanfechtbar, so lange die serbische Regierung den internationalen Rücksichten Rechnung trage, welche jeder Staat der Ruhe und der Sicher— 61 seines Nachbarn schulde. Der Bericht schließt mit der

nerkennung, daß die Leitung der auswärtigen Politik mit Geschick, Ruhe und Würde die Rechte und Interessen der Monarchie gewahrt habe, und drückt Beruhigung betreffs der künftigen Wirksamkeit derselben aus.

rag, 2. Juli. (W. T. B.) Nach den bis jetzt vor— liegenden Ergebnissen der Landtagswahlen in den Land— gemeindebezirken haben die Altczechen 21 Sitze an die Jung— czechen verloren, welche in der früheren Landgemeindekurie 6 Vertreter hatten nunmehr aber 27 Sitze erlangt haben. In den deutschen Bezirken sind bis jetzt alle früheren Abge— ordneten wiedergewählt worden.

„Trie st, 3. Juli. (W. T. B.) Eine Deputation der hiesigen italienischen Kolonie hat gestern dem italie— nischen General-Konsul Durando eine Vertrauens— adresse überreicht.

Großbritannien und Irland. London, 1. Juli. (Allg. Corr.) Die Hochzeit der Prinzessin Louise von Wales mit dem Earl von Fife dürfte schon Ausgang Juli stattfinden, vor Abschluß der Londoner Saison, welche mit der Vertagung des Parlaments ihr Ende findet. Dem Vernehmen nach hat die britische Admiralität die Befehlshaber des o stin dischen und des Cap-Geschwaders telegraphisch angewiesen, Schiffe zur Abfahrt nach der Dela goa⸗Bai bereit zu halten zum Schutze des Lebens und Eigenthums britischer Unterthanen.

2. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Persien empfing heute im Buckingham⸗Palast die Mitglieder des diphomatischen Corps. Der Premier-Minister Lord Salisbury und die übrigen Minister wohnten dem Empfange bei.

Im Unterhause legte der Erste Lord des Schatzes, Smith, zwei Botschaften der Königin vor, worin eine Apanage für den Prinzen Albert Victor verlangt, die Verlobung der Prinzessin Luise mit dem Eark of Fife mitgetheilt und zugleich Apa na ge für die Prinzessin verlangt wird. Die Berathung wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt. Labouchére meldete sich zum Wort gegen die Vorlagen.

Der Unter-Staatssekretär Fergusson sprach über die Verträge, welche Mexiko und die Vereinigten Staaten von Amerika mit Japan abgeschlossen haben, und bemerkte, der erstere Vertrag zwischen Mexiko und Japan gewähre den Mexikanern volles Recht, überall in Japan zu reifen, zu wohnen und Handel zu treiben; der Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und Japan, welcher am 20. Februar unterzeichnet worden sei, gestatte amerikanischen Bürgern freie Niederlassung und freien Handel in Japan. Beide Verträge seien jedoch noch nicht ratifizirt. Die englische Regierung habe der japanischen Re— gierung ähnliche, sorgfältig erwogen Vorschläge ge— macht und hoffe, mit derselben bald wegen eincs Vertrages zu, unterhandeln, welcher den Engländern gleiche Privilegien sichere. Betreffs Samoas bemerkte der Unter⸗Staatssckretär, daß es ungehörig sein würde, irgend einen Theil der Verhandlungen zu veröffentlichen, hevor das Ab— kommen über Samoa von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ratifizirt sei. Es sei jedoch unbegründet, daß England eingewilligt habe, von der bisherigen Stellung als eine der drei Schutzmächte zurückzutreten Und nur die Stellung eines Schiedrichters im Falle von Streitigkeiten zwischen Deutschland und den Veremigten Staaten von Nord— Amerika einzunehmen. Ferner erledigte das Unterhaus die Einzelberathung der schöttischen ÜUniversitäts-Bill— Im Laufe der Debatte willigte die Regierung ein, den Testeid für nicht-theologische Lehrstühle aufzuheben.

. SFrankreich. Paris, 1. Juli. Der Senat nahm in seiner heutigen Sitzung die Vorlage, betreffend die Ueber— führung der sterblichen Ueberreste Earnot's, Marceau's und Baudin s nach dem Pantheon, mit 208 gegen 52 Stimmen an. Die Deputirtenkammer setzte die Berathung des Etats des Finanz-Ministeriums fort.

Italien. Nom, 2. Juli. (W. T. B.) In Be— antwortung einer in der Deputirtenkammer heute ein— gebrachten Interpellation des Deputirten Benedini, be— treffs angeblicher Verhinderung der Landung italienischer Vergnügungsreisender in Oesterreich⸗Ungarn? erklärte de? Minister⸗Präsident Crispi, er erwarte erst Informationen über diesen Zwischenfall und werde dieselben sosort nach Eintreffen der Kammer mittheilen. Am Schluß der Sitzung interpellirten Imbriani und zehn andere radikale Depulirte die Regierung wegen des Vorgehens anderer Regierungen gegen die Schweiz und wegen des diesbezüglichen Verhaltens der italienischen Regierung. Crispi antwortete, die italienische Negierung habe der Schweiz gegenüber keinerlei Aktion eingeleitet.

Schweiz. Bern, 2. Juli. (W. T. B.) In der heutigen ersten Konferenz, betreffend den Simplon-Tunnel, wurde dieser Durchstich für eines der nützlichsten Werke dieses Jahrhunderts erklärt. Der italienischen De— legation wurde übertragen, nach erfolgtem Einvernehmen mit der Schweiz durch technische Sachverständige die Trace zu bestimmen, welche den Wünschen der italienischen Regierung entspräche. Diese solle die Grundlage für die Diskussion der Konferenz bilden. Die schweizerischen Delegirten behielten sich die endgültigen Entschließungen in Betreff der Trace aus— drücklich vor.

Serbien. Kraljewo, 2. Juli. (W. T. B.) Unter großer Theilnahme fand heute die feierliche Salbung des Königs, statt. Die erste Glückwunschdepesche traf von dem österreichischen Gesandten von Hengelmüller ein, welcher im Namen des Kaisers Franz Foseph Glückwünsche und Gefühle der Freundschaft fuͤr den König Alexander ausdrückte. Unmittelbar nach der Salbung des Königs Alexander sandte der Minister-Präsident Gruic Tele⸗ gramme an den König Milan und die Königin Natalie, in welchen er ihnen die erfolgte Salbung mit⸗ theilte. Beide antworteten mit Beglückwünschungs⸗ telegrammen.

Bei dem Empfange des russischen Gesandten Persiani hob der Wortführer der Stadtgemeinde von Kraljewo her⸗ vor, daß das einstige Zusammenwirken der Rusfen mit den Serben für die Befreiung des serbischen Volkes stets in der Erinnerung jedes Serben lebe. Die Serben seien von Sympathien und den. Gefühlen der Dankbarkeit für die mächtige russische Nation erfüllt. Der russische Gesandte drückte seine Freude darüber aus, der Salbung des aus der ruhmreichen

ynastie stammenden und von lebhaften Sympathien der russischen Nation begleiteten Königs beiwohnen zu können.

Montenegro. Cettinje, 2. Juli. (W. T. B.) Wie der „Pol. Corr.“ über die Feier der Großjährigkeits⸗ Erklärung des Erbprinzen Danilo gemeldet wird, sei von einem der Festredner der Wunsch und die Erwartung ausgedrückt worden, daß die großserbische Idee an dem Erbprinzen einen steten und unermüdlichen Förderer haben möge. Dem Tedeum habe das diplomatische Corps bei—⸗ ,, worauf der Erbprinz den Eid der Ergebenheit eistete: dem Fürsten Nikolaus, dem Lande, der orthodoxen Kirche und dem Czaren Alexander III. In dem anläßlich der Großjährigkeits erklärung erlassenen ükas wird betont, daß der Erbprinz zunächst keinen Einfluß auf die Staats— geschäfte habe, sondern sich für seinen hohen Beruf durch Studien und Reisen vorbereiten solle, er habe aber selbstän⸗ dige Succession im Todesfall des Fürsten Rikolaus.

Afrika. Egypten. Kairo, 3. Juli. (W. T. B.) gusos ru fr Nachricht von Colonel Woodhouse ha zu Aval bei Wady⸗Halfa ein Kampf stattgefunden, in welchem die Egypter 70, die Derwische 509 Todte gehabt haben; die Zahl der Verwundeten ist noch unbekannt. Zwei Geschütze sollen den Derwischen abgenommen, diese selbst auf dem Rückzuge begriffen sein.

Zeitungõstimmen.

Die „Leipziger Zeitung“ entnimmt dem Jahres—⸗ berichte der Leipziger Gewerbekammer folgende Betrachtung über die allgemeine Lage im Jahre 188383. .

„Der Anfang des Berichtsjahres eröffnete für die allgemeine wirthschaftliche Lage wenig günstise Aussichten. In pelitischer Be= ziehung ließen das Hinscheiden des allverehrten Kaisers Wil delm, so⸗ wie die schwere Krankheit und der bald darauf folgende Tod seines beliebten Nachfolgers, Kaiser Friedrich's, mancherlei schwere Besorg nisse entstehen. Glücklicherweise wurden sowohl die Befürchtungen, daß diese schnell aufeinandergefolgten Unglückssälle den Zerfall oder doch die Lockerung der Einheit Deutschlands nach sich ziehen könnten, sowie die, daß der neue Kaiser ohne Weiteres die Kriegsfackel ent⸗ zünden werde, sowohl durch einmüthiges Zusammenwirken der deutschen Bundegsfürsten, für welches auch der Regent unseres Landes, König Albert, thatkräftig eintrat, sowie durch die Friedensversiche⸗ rungen des Kaisers Wilhelm II. entkräftet, sodaß Handel, Industrie und Gewerbe, die nicht nur in vielfachen Beziehungen innig zu sammenbängen, sondern auch bezüglich ihres Gedeihens auf einander angewiesen sind, sich ungestört weiter entwickeln konnten. Haben nun auch der lang anhaltende Winter sowohl, wie die folgende un günstige Witterung des Jahres und die durch den andauernden Rückgang der Sinserträgnisse verminderte Kaufkraft der kleinen Rentner auf einzelne Gewerbebetriebe nachtheilig eingewirkt, so kann im Allgemeinen doch konstatirt werden, daß es an ausreichender Be⸗ schäftigung nicht gefehlt, im Gegentheil vielfach ein ziemlich flotter Geschäftsgang stattgefunden hat Dagegen ziehen sich durch fast alle uns zugegangenen Berichte der gewerblichen Korporationen bittere Klagen, daß trotz der vielfach gesteigerten Anforderungen an die Leistungen und trotz der immer größeren Ansprüche der Arbeiter die Preise für gelieferte Arbeiten von Jahr zu Jahr zurückgehen.“

Dem neuen Reichsgesetz, betreffend die Invaliditäts— und Altersversicherung, widmet die von Dr. Victor Böhmert herausgegebene „Social-Correspondenz“ fol—⸗ gende Betrachtung:

ö Es wäre müßig, die von den Gegnern erhobenen Be— denken jetzt weiter auszuführen, es erscheint gerathener, an einem wichtigen Wendepunkte der deutschen Sozialpolitik lieber die Vor⸗ züge der Neuerung zu betonen und hoffnungsfreudig an einer besseren Gestaltung der Zukunft mitzuarbeiten. Es wird doch Millionen, die nicht aus eigener Kraft zur Selbstversicherung kommen würden, die Sorge um die Zukunft erleichtert und ihnen wenigstens das Noth⸗ dürftige gewährt Die Art, wie bisher die meisten Arbeitgeber und selbst Staaten und Gemeinden 390 und 40 Jahre lang Arbeitskräfte zu Erwerbszwecken ausbeuteten, ohne für die Zukunft der Invaliden und Bejahrten zu sorgen, entspricht nicht mehr den humanen An— schauungen der Gegenwart.

Viele Unternebmer hatten schon freiwillig nicht bloß die todten Hülfskräfte ihrer Produktion gegen Feuer und andere Gefahren, son⸗ dern auch ihre lebendigen Arbeitskräfte gegen Krankheit, Unfall und Invalidität versichert. Die bürgerliche Gesellschaft darf das, wa bei Vielen Gewohnheit und gute Sitte geworden ist, zum Gesetz für Alle machen; sie darf ihre staatlichen Einrichtungen nicht bloß zur Ver ⸗˖ theidigung gegen Außen und zum Schutz der Rechts und Eigenthums⸗ ordnung im Innern, sondern auch zu allgemeinen Wohlfahrtszwecken und zur Verwirklichung humaner Ziele verwenden, sobald die Mehr— heit entschlossen ist, die damit verbundenen Lasten zu tragen. Es handelt sich bei der deutschen Invaliden. und Alters versicherung ja nicht um eine Förderung der Starken, sondern um eine Crleichterung der wirthschaftlich Sckwachen. Nach dem Erlaß der Gesetze für Kranken- und Unfall versicherung war der Boden für das Invaliden und Altersgesetz vorbereitet. Wie die Verhaͤltnisse in Deutschland liegen, werden auch die Arbeiter einen Zwang, der al le Genoffen trifft, nicht allzu schwer tragen, da die Arbeitgeber einen gleich hohen Beitrag wie sie leisten müfsen und das Reich auch einen Zuschuß gewährt, der glücklicherweise für Alle gleich ist und nicht mehr als 50 S6 für den einzelnen Invaliden beträgt. .

Die deutschen Arbeiterverhältnisse haben sich in Folge der sozial⸗

demokratischen Bewegung anders und in mancher Beziehung un⸗ günstiger als z. B. in England entwickelt. Die deutschen Arbeiter würden durch sozialdemokratische Hülfskassen noch mehr in das poli— tische Getriebe hineingezogen und zu Versicherun gsbeiträgen veranlaßt werden, die in den Händen von politischen Parteien lange nicht so esichert erscheinen, wie in den Händen von staatlich organi⸗ irten Versicherungsanstalten, in denen die Arbeiter ihre statu— tarisch geordnete Vertretung haben und sich an das Zusammen— arbeiten mit Unternehmern und Beamten gewiß bald gewöhnen werden. Die englischen Gewerkvereine nehmen zwar eine Achtung gebietende Stellung ein und kommen durch Selbsthülfe rasch, vor⸗ wärts, aber ibre Mitglieder bilden doch nur eine Aristokratie der Arbeiter, während die größere Halfte fern bleibt und in Krankheit Aer Alter den Haushalt der Gemeinden oder des Staates belastet. In Deutschland begegnen wir überall einer gleichmäßigeren Behand⸗ lung und Emporhebung der Massen, hier fühlen sich die staatlichen und kommunalen Behörden verpflichtet, das Wohl der mit der Groß—⸗ industrie zunebmenden Arbeitermassen nicht zufällig emporgekom menen Unternehmern oder geschickten Arbeiterführern zu überlassen, fondern die Härten des modernen Wirthschaftslebens, die besonders den Ar⸗ beit⸗rstand treffen, durch positive Veranstaltungen auszugleichen. Die neue Invaliden! und Altersversicherung kann diesen Ausgleich erleich tern und zur Versöhnung der Arbeit mit dem Kapital beitragen, sobald nur die Gesetzgebung und Verwaltung ernstlich bemüht ist, die Sozialteform im Bunde mit den Betheiligten ohne politische Neben= gedanken durchzuführen und im Zweifel sich immer für die Interessen der Arbeiter und das Wohl der Massen zu entscheiden.“

Literatur.

Ein Sevaratabdruck von dem Gesetz, betreffend die Invaliditäts- und Altersverliche rung, vom 22. Juni 1886, ist im Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Wilhelmstraße 37, erschienen und dafelbst zum Preise von 50 3

zu haben. . —Vaterländische Lieder und Gedichte“ ron DO. Kuntze, Plauen i. V. Verlag von F. E. Neupert in Plauen. 2 Hefte. Dritte vielfach veränderte und vermehrte Ausgabe der Kaiserlieder. Die Kuntzen'schen Lieder haben bereits in früheren Auf - lagen sich einer beifäͤlligen Aufnahme zu erfreuen gehabt Es sind fast durchgängig Gelegenheitsgedichte, welche vaterländischen und öffentlichen Ereignissen gewidmet find. Dem Verfasser kann man nachrühmen, daß er ein offenes Auge und einen leicht empfänglichen Sinn hat, sodaß seine lyrischen Produtte sich inhaltlich zum Theil über das Durchschnittsmaß erheben. Vaterlandsfreunde werden mit zergnügen auch diese neue Auflage begrüßen, patriotische Vereine dürften in derselben manches Brauchbare finden; der Vortrag durch Kesang ist wefentlich erleichtert, da die meisten der Gedichte bekannten Nelodien angepaßt sind. Der Preis der beiden Hefte ist ein niedriger, 25 3 und ermöglicht somit die Anschaffung auch minder begüterten Freunden der vaterländischen Poefie.

schlägen zu leiden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Uebersicht der Studirenden an den Landwirthschaftlichen Akademien während des Sommer⸗Semesters 1889.

Studi⸗ ; *. aus

rũheren . Semestern .

Hospi· zusam⸗ tanten men.

irende

Bezeichnung der Akademie.

1) Landwirthschaftliche Hoch⸗ schule zu Berlin.

2) Landwirthschaftliche Aka⸗ demie zu Poppelsdorf. . 106

zusammen . 3919)

) Außerdem nehmen an den Vorlesungen resp. Praktischen Uebungen der Landwirthschaftlichen Hochschule Theil: 665 Studirende der Universität und 58 Studirende der Thierärztlichen Hochschule, zusammen 123 Studirende.

285 408 Studirende. 391 514 do. Von den 391 Studirenden sind: aus der Provinz Ostpreußen . . 16 Studirende R ö J 2 k k Hd Kc Schleswig⸗Holstein .. 6 1 556 WJ ö 1 sheinland ö

zusammen aus Preußen... 327 Studirende ĩ

2855)

aus den übrigen deutschen Staaten.. 3 . mithin aus Deutschland 364 Studirende

auß dem . ö zusammen wie oben. 391 Studirende.

Ueber Ernteaussichten in Rußland schreibt man der Deutschen volkswirthschaftlichen Correspondenz“ aus Rostoff am Don:

„Die Aussichten in unserem Distrilt sind, obwehl der letztere zu den besten Rußlands zählt, nur sehr mittelmäßig. Die Winterfaaten sind als total verloren zu bezeichnen, und auch die Sommersaaten versprechen nur sehr wenig. Der Herbst des vergangenen Jahres war sehr trocken, und das Land konnte aus diesem Grunde nicht früh genug gepflügt werden, um der Aussaat Widerstandsfähigkeit gegen zen Winterfrost zu verleihen. Trotzdein nun im März d. J häufige Regen der Saat günstig waren, ist dieselbe, da gar keine Wurzel bildung stattgefunden hatte, verfault. Die dann bestellten Sommer saaten sind durch die trockenen Winde im Monat April am Wachs— thum verhindert, und die jetzige Hitze hat den größten Theil versengt. Sehr schlecht ist in allen Gegenden unseres Distriktes auch die Heu— ernte. Die Getreidepteise haben in der Zeit von 3 Wochen eine Aufbesserung von vollen 20 Prozent erfahren. Die Vorräthe von vorigjährigem Getreide sind immer noch groß.“

Weiter entnimmt die ‚Deutsche volksw. Correspondenz“ den in den russischen Ostseeprovinzen erscheinenden Tages- und Fachblättern von Ende Juni folgende Mittheilungen; . .

Die allgemeine Dürre macht in diesem Jahre auch in den sehr rationell bewirthschafteten Ostseeprovinzen ihren Einfluß geltend. Aus dem Walkschen Kreise, den diesen benachbarten Theilen des Fellinschen und Dorpater, dann weiter südwärts aus der Umgegend von Wenden und Riga werden die Klagen über Dürre allgemein. Einzelne Orte haben seit dem Erwachen der Vegetation keinen Tropfen Regen gehabt. Das Wintergetreide hat heuer nur eine sehr kurze Vegetationsdauer; kaum war die Zeit der Nachtfröste über⸗ wunden der letzte ist vom 7. auf den 8. Mai zu verzeichnen —, da stand der Roggen auch schon in Aehren; in Ehstland und Nord Livland schon vom 15. Mai ab.. Fast. ausnahmslos gut aus dem Winter gekommen, hatten die diesjährigen Winterkornfelder zuerst durch kalte Winde und dann durch Mangel an Nieder- Nur dort, wo. warmer Boden und hohe Kultur insbesondere reichliche Phosphorsäure⸗-Gaben ihnen die Mittel zum Widerstande darboten, konnten sie diese Summe von Ungunst ohne Schaden überdauern und entgingen bestenfalls der Gefahr des Lagerns, Im Großen und Ganzen aber ist durch den Verlauf des letzten Monats die Erwartung einer guten Winterkornernte stark reduzirt worden. Schwach und schlecht bestan⸗ dene Felder sind nicht selten, insbesondere in Süd⸗Livland Wohl allgemein dürfte die Strohernte gering ausfallen. Die Klee und Kleegratfelder stehen im Allgemeinen in Nord ⸗Livland und auch in Esthland mit einigen Ausnahmen ziemlich gut; die warme Witterung ist ihnen günstig gewesen, wenngleich Mangel an Regen das Wachs— thum beeinträchtigte.“ .

Die Ernte in Schottland, welche bis vor Kurzem zu den allerbesten Hoffnungen berechtigte, hat, wie die Londoner „Allg. Torr.“ meldet, mit Ausnahme des Weizens in Folge der Dürre der letzten beiden Wochen sehr gelitten.

Gewerbe und Handel.

Russische Zollerhöhung auf Cellulose. Durch ein russisches Gesetz vom 30. Mai d. J. (a. St.) hat I. der Punkt 2 des Art. 250 des „Allgemeinen Zolltarifs für den europäischen Handel“ folgende Fassung erhalten: 2) Papiermasse:

a. Holzmasse, außer chemisch hergestellter, und e e, e, b. chemisch hergestellte Holzmasse (Cel lulose), auch in gepreßtem Zustande . 35 . ö II. Der Punkt a des Abschnitts 1 der. Handels beziehungen des Russischen Reichs mit dem Groß fürstenthum Finland“ ist wie folgt gefaßt worden: Papiermasse jeder Art, außer der auf chemsschem Wege hergestellten in trockenem Zustande ö 9 desgl. in feuchtem Zustande eingeführt. . 9 ;. J 22 . ö chemisch hergestellte Holzmasse (Cel lulose). a 2235 ö Berlin, 2. Juli. Bericht über Kartoffelfabrikate von C. H. Helmeke in der Zeitschr. f. Spirit. Ind... Eine Aenderung in der Lage der Kartoffelfabrikate sowie eine Besserung in den Absatz⸗ verhältnissen hat auch diese Woche nicht gebracht. Die Preise fur Starke und Mehl sind wenig verändert, eher doch etwas matter ge⸗ werden. Das Angebot war nicht so reichlich, denn die große Trofgen heit, wenn noch länger andauernd, scheint doch für die Kartoffeln nicht ohne Bedeutung zu sein. Zu notiren ist frei Berlin: Prima Kartoffelmebl je nach Qualität 27 23.6. Secundg Kartoffel⸗ mehl 20 - 21,50 416, Prima Kartoffel stärke 21 23, 00 M, Secunda do. 19 20,50 M, Prima weißer Kartoffel syrup 420 prompt 265,75 26 4, do. do. per Juni 25, 75 M, do. gelber prompt 24,50 25,50 4, do. do. per Juni 24775 „S, do. weißer Kartoffelzucker prompt 26 „, do. do per Juni 26 S, do. gelber per Juni 24—25 S, do. Dextrin prompt 3 33 S½, krystallinischer Kartoffelzucker 99 υ 44 45 4, krystallinisches Nachprodutt 80 υ 23 24 . . . In der Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Ra kr igatten von Bronzewagren und Zinkgußs worm. J. C. Spinn & Sohn) vom 1. d. M. wurde die Bilanz für

pro Pud 20 Kop. Gold

1888 mit dem Gewinn und Verlusteonto nebst dem Geschäftsbericht der Versammlung vorgelegt und von dieser nach kurzer Berathung genehmigt, die Dividende auf 73 o0½, sofort zahlbar, festgesetzt und dem Aufsichtsrathe sowie dem Vorstande Entlastung ertheilt.

Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) In der heutigen General—⸗ versammlunz des Vereins zur Wahrung der Intereffen der chemischen Industrie Deutschlands führte Dr. Holtz (Berlin) den Vorsitz. Der von O. Wenzel erstattete Geschäftsbericht entwirft ein Bild der Entwickelung der chemischen Industrie im vorigen Jahre und weist ein befriedigendes Resultat in fast allen Zweigen der Industrie, günstigen Absatz bei gesteigerter Produktion und steigenden Arbeits löhnen nach. Die urch schnittliche Dividende aller chemischen Fabriken auf Aktien beträgt sz 90. Die Geschäftsthätigkeit des Vereins hat sich auf fast alle Zweige der wirthschaftlichen Gesetzgebung und Verwaltung erstreckt Auf Antrag Dr. Martin's (Berlin) wurde beschlossen, eine Kommission niederzusetzen zur Berathung der Mittel, um dem Mangel einer Gesammtvertretung der deutfchen Industrie abzuhelfen. Zugleich wurde beschlossen, aus dem GEentralverbande Dentscher Industriellen auszuscheiden. Hierauf wurde auf Grund des Kommissionsberichtes, betreffend die Verunreinigung der öffentlichen Wasserläufe durch Fabrikabwässer eine Resolutlon * an⸗ genommen, daß die Abnässerfrage nicht generell zu regeln, sondern abhängig sei von der Ratur und der Menge der Abwäffer, der Wasser⸗ menge und der Strömung des Flusses, der Bodenverhältnisse u. s. w. Die. Industrie erkenne grundsätzlich die Verpflichtung an, Belästigungen durch Abwäffer möglichst zu vermeiden. Behufs einer einheitlichen Behandlung der bezüglichen Streitfrage sei die Errichtung einer gewerblich technischen Reichsbebörde ge— boten. Sodann beschloß die Versammlung, eine Eingabe an die Regierung zu richten wegen Einführung einer Staatsprüfung für technische Chemiker nach einem vierjährigen Studium Die Be— gründung eines Feuerversicherungs-⸗ Verbandes deutscher Fabriken wird als gesichert angefehen; derfelbe tritt voraussichtlich am 1. Januar ins Leben. Nach Erledigung einer Reihe anderer technischer Fragen fand die Ersatzwahl für den Vorstand statt, welche die bisherigen Mitglieder bestätigte.

London, 2. Juli. (W. T. B.) An der Küste 12 Weizen la dungen angeboten. Wol lauktion. Fest, unverändert.

Manchester, 27. Juli. (W. T. B.) 12x Water Taylor 6, zor Water Taplor Sz, 20 Water Leigh 8, 0r Water Clapton &, zer Mock Brooke 83, 40r Mapoll 9, 40 Medio Wilkinfon 19. zar Warpcops Lees 8z, 36r Warpeops Rowland 9, 40r Donble Weston 3, 60r Double courante Qualität 133, 32 116 pd 16 X 165 grey Printers aus 32r 46r 174 Fest.

New-⸗ York. 21. Juni. (New. Norker Hdls. Itg.) Das legitime Geschäft ist in dieser Berichtswoche sehr befriedigend verlaufen, zu— mal wenn man bedenkt, daß rerschiedene widrige Einflüsse. wie der anhaltend starke Goldexport, welcher selbstredend Seitens der Schwarzseher weidlichst ausgenützt wird, die Konkurrenzfehde unter den westlichen Bahnen, ein starker Preisrückgang in Kaffee c. 2c, sich geltend gemacht haben. Die Kohlenindustrie bat größere Reg—⸗

samkeit gezeigt, und auch in der Metallbranche gaben sich ent—

schiedene Zeichen der Besserung kund. Die Ernteausfichten bleiben im großen Ganzen günstige, und die Erwartung auf ein lukratives Herbstgeschäft ist cine nicht unberechtigte. Der Gold— Export hat diese Woche recht große Dimensionen angenommen und zwar gelangten insgesammt 5 460 00 Doll. zur Verfiffung nach Europa. Dieser Betrag bringt den diesjährigen Gold⸗Export des New-NYorker Hafens auf 31 234 000 Doll.

New⸗ York, 1. Juli. (W. T. B.) Weizen ⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 23 000, do. nach Frankrelch —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 5000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 36 009, do. nach anderen Häfen des Kontinents Orts.

2. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der ver⸗ angenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 340 766 Dollars, gegen 4 949 932 Dollars in der Vorwoche.

Submissionen im Auslande.

I. Niederlande.

I) 9. Juli. Timmerhuis zu Rotterdam. Lieferung für Gemeindezwecke ron 1900 000 Stück Straßensteinen, flaches Waal format. Auskunft an Ort und Stelle.

2) 11. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Dagelyksch bestunr van het Waterschap Schonwen in Zienkzee (Prov. Zeeland) in s'Landskammer daselbst: Lieferung von 2000 M und 2730 Schiffs⸗ tonnen von verschiedenem Stein zur Uferbefestigung am Noorderstrand. Anweisung vom 8. Juli an zwischen 10 und 2 Uhr am Noorderftrand. Auskunft an Ort und Stelle.

3) 17. Juli, Vorm. 11 Uhr. Ministerie van Waterstaat, Handel & Nyverbeid im Haag: .

Lieferung von Eichenholz. Weichen. und Kreuzftücken für die Eisenbahnlinie Nieuwediep Amsterdam in drei AÄbtheilungen zu Schätzungswerthen von 36090, 55 C0 urd 1300 51.

Bedingungen käuflich bei Buchbändlern Gebroeders ran Cleef, Spui Nr. 28a im Haag.

II. Serbien. ;

17. August. Sanitäts-Abtheilung des Kriegs⸗Ministeriums in Belgrad:

Lieferung von

92 Etuis ⸗Instrumente für Amputation, ö ö Reflektion, . ö Tracheotomie, , n Zahnausziehen, 184 Stück Irrigatoren von Messingblech, 184 . Eiterschalen, 120 Esmarchbinden, 120 . Speiseröhresonden,

184 . Speiseröhrezangen, 1000 Pack Karlsbader Nadeln,

500 , Heftnadeln und

92 Stück Mundöffner. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗A Anfstalten.

Hamburg, 2 Juli. (W. T. B.) . Der Postdampfer Holsatia“ der Hamburg! Amerikanischen Packetfahrt⸗ Attiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in Colon angekommen.

London, 1. Juli. (Allg. Corr) Die OrientDampf⸗ schiffs-Gesellschaft, deren Schiffe nach Aust ralien segeln, hat mit der kanadischen Regierung einen Vertrag abgeschlossen, wonach ein wöchentliche Schnelldampferdienst zwischen England und Canada hergestellt wird. Die Gesellschaft erhält eine jährliche Subvention von 100 000 Pfd. Sterl. Die Reise darf dagegen nicht länger als 6 Tage von Plymouth bis Montreal oder , . dauern. Der Vertrag tritt nach Ablauf von 12 Monaten in Kraft.

ö

Kaution 200

Theater und Mufik.

Berliner Theater.

Am Sonntag schloß das Berliner Theater seine erste Saison mit der Tragödie Demetrius“, mit welcher es am 16. September vorigen Jahres seine künstlerische Thätigkeit begann. Die beifällige Aufnahme, welche diese erste Aufführung mit Fr. Clara 3 damals fand, ließ das Beste für den weiteren Verlauf der Saison erwarten, und diejenigen, welche auf die Gründung eines neuen Heims für die darstellende Kunst große Hoffnungen gesetzt hatten, sind im Großen und Ganzen in denselben nicht getäuschi worden. Der Rückblick auf die abgelaufene Saison ist ein recht zufrieden⸗ stellender. Zur Aufführung gelangten in 285 Vorstellungen 40 Werke, davon waren 9 Trauerspiele, 9 Schauspiele, 2 Lustspiele.