Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Freiherr Lucius von Ballhau sen, von England.
Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. von Marcard, in die Provinz
Westfalen; . der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Handel und
Gewerbe, Magdeburg, nach Neuvorpommern.
Personalveränder ungen.
CTIIH. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aftiven Heere. 25. Juni. v. Clausen, Gen. Major und Commandeur der 54. Inf. Brig. (4. Königl. Württemberg.), unter Versetzung zu den Offfzieren à la snité der Armee, nach Preußen fommandirt behufs Verwendung als Commandeur der 60. Inf. Brig, v. Sprösser, Oberst und Commandeur des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, zum Gen. Major befördert, mit Vorbehalt der Patentirung, und zum Commandeur der 54. Inf. Brig. (4. Königl. Württemberg.) ernannt. v. Gersdorff, Königl. Preuß. Oberst à la snite des Inf. Regts. Nr. 137, kommandirt nach Württemberg, das Kommando des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125 übertragen. ⸗
J. Juli. v. Pfister, Oberst Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz. im 8. Inf. Regt. Nr. 126, unter Stellung à la suite des Regts., nach Preußen tommandirt, behufs Verwendung in der Stelle eines etatsmäßigen Siahzoffizier bei dem Grenadier⸗Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß.) Nr. 6, Kuttroff, Hauptmann im 5 Regt. König Karl Nr. 13, zum Major befoͤrdert, mit Vorbehalt der Patentirung, und als Abtheil. Commandeur in das 2. Feld⸗Artillerie Regiment Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Weiß, Premier ⸗Lieutenant im 2. Feld⸗A1rtillerie⸗ Regiment Nr. 29 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, unter Beförderung zum Hauptm. und Battr. Chef in das Feld ⸗nrt. Regt König Kark Nr. 13, versetzt. Win ter, Sec. Lt. im 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 29 Prinz⸗ Regent Luitpold von Bayern, zum Pr. Lt. befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 1. Juli. v. Keller, Oberst⸗Lt. und Abtheil. Commandeur im 2. Feld ⸗AUrt. Regt. Nr. 29 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, mit Pension und der Regts. Uniform der Abschied bewilligt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preuszen. Berlin, 6. Juli. Ueber die Reise Sr. Majestät des Kaisers und Königs bringt heute „W. T. B.“ folgende Mittheilung:
„Se. Majestät der Kaiser und König ritt gestern nach dem Buar⸗Braer (Buar⸗Gletscher), dem interessantesten Theil der Folgefond-Gletscher, und beabsichtigte Sich Abends nach dem Eid⸗Fjord zu begeben, um den großartigsten Wasserfall Norwegens, Vöringen⸗Foß, zu besichtigen.“
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 5. Juni beschlossen, daß die Versendungsscheine L die Branntweinse . über welche sie ausgefertigt sind, jederzeit zu begleiten haben und daß, falls der Branntwein mit Versendungsschein J ohne amtlichen Verschluß oder Beamtenbegleitung abgelassen worden ist, die ausgestellten . oder Konossemente dem Empfangsamt mit vorzu— egen sind. — In Abänderung der Ausführungsbestimmungen zu dem Zuckersteuergesetze vom 9. Juli 1887 hat der Bundesrath in seiner itung vom 5. Juni be— schlossen: 1) Die im §. 79 der Ausführungsbestim— mungen für die Herstellung von Fabriklagern in den bereits bestehenden Zuckerfabriken festgesetzte, am 1. Oktober d. J ablaufende Frist wird bis zum J. Oktober 1891 verlängert. 2) An Stelle des zweiten Satzes im §. 81 der Ausführungs— bestimmungen tritt folgende Vorschrift: „Ausnahmen können für Einzelfälle von der Steuerstelle, auf die Dauer von dem Hauptamt nach Maßgabe des Bedürfnisses unter Vorbehalt des Widerrufs gestattet werden.“ — Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 5. Juni d. J. ferner beschlossen, daß die obersten Landes⸗Finanzbehörden ermächtigt seien, das im 8. 13 des Branntweinsteuergesetzes vom 24. Juni 1887 vorgesehene Verfahren auch auf solche Brennereien in Anwendung bringen uh m welche Abfälle nicht eigener Biererzeugung ver— arbeiten.
— Heute Mittag um 1 Uhr trat der Bundesrath zu einer Plenarsitzung zusammen. Vorher hielt der Ausschuß für Rechnungswesen eine Sitzung.
— Der seine Forderung abtretende Gläubiger macht sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 18. März d. J, im Geltungsbereich des gemeinen deutschen Rechts des Betrugs schuldig, wenn er den von der Cession te nicht benachrichtigten Schuldner unter Verschweigung der erfolgten Cession zur Zahlung auf— fordert und die Zahlung annimmt.
— Die mündliche Schenkung einer Sparkassen— forderung durch die mit der Ermächtigung zur Einziehung Seitens des , erfolgte Aushändigung des Spar⸗ lassenbuchs an den Beschenkten, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, LV. Civilsenats, vom 8. April d. J., in Verbindung mit der Einziehung der Forderung Seitens des Be— schenkten eine gültige durch Uebergabe vollzogene Schenkung einer beweglichen Sache im Sinne der §§. 1065 u. 1068 1, 11 des Allgemeinen Landrechts. Ist aber die Einziehung der
orderung nach dem Tode des Geschenkgebers vom
eschenkten nicht für sich, sondern für den Nachlaß erfolgt, so ist die Schenkung nicht gültig, der Beschenkte . ac auf das Verlangen der Erben zum Nachlaß herauszugeben.
, Der,. Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königli ar Zoll- und Steuerdirektor Golz, ist 3 hiule g
— Die in Apia als Wachkommando zurückgebliebenen Besatzungstheile S. M,. Krzr. „Adler“ und * M. Kbt. 5 sind unter Führung des Kapitän-Lieutenants von
rend am. 4 Juli 8. J. in Sydney eingetroffen und setzen am 17. d. M. die Heimreise mit dem älligen Post⸗
—
daß es der Staatsregierung überlassen werden
Sigmaringen, 4. Juli. (Schw. Merk.) Ihre König⸗ liche ö die Fürstin⸗Mutter hat sich ag Wr bei Freiburg i. B. begeben. Ihre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern sind mit dem Prinzen 1 1 Prinzessinnen von Belgien nach Brüͤssel zuruͤck⸗ gekehrt.
Württemberg. Friedrichshafen, 4. Juli. Heute Nachmittag 1 Uhr 18 Minuten sind Ihre Majestäten der König und die Königin mit den Prinzessinnen Elsa und Olga, Königliche Hoheiten, mittelst Sonderzuges zum Sommer⸗ aufenthalt hier eingetroffen. Unter dem Geläute sämmtlicher Glocken der festlich aeschmückten Stadt und unter Böllerschüssen fuhr der Zug hier ein. Als Ihre Majestäten den Zug ver⸗ lassen hatten, wurden Höchstdieselben von der versammelten Einwohnerschaft auf das Lebhafteste begrüßt.
In Ulm hatte sich entlang der Bahnlinie das Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 13, zu dessen Chef sich Se. Majestät vor Kurzem erklärt hat, mit Musik aufgestellt und brachte Höchstdemselben unter den Klängen der Königshymne brausende Hurrahrufe dar.
Wie der „St.⸗A. f. W.“ erfährt, wird das Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 13 den . , , mit Krone auf den Epauletts und Achselstücken, bezw. auf den Schulter— klappen von Waffenrock und Mantel, an Stelle der Nummer 13 nach den für das Grenadier⸗Regiment König Karl Nr. 123 bestehenden Festsetzungen, und zwar die Offiziere in vergoldetem Metall, die Mannschaften in Tuch, führen, und soll der Aus⸗ rüstung des Regiments als Paradestück der weiße, für Trom— peter der rothe Haarbusch zum Helm hinzutreten.
Stuttgart. (J.) Die Kammer der Standesherren berieth in der Sitzung vom 15. Juni die außerordentlichen Forderungen aus der Rest verwaltung. Bei der Forde⸗ rung „Staatsbeiträge zur Unterhaltung der Korporations—⸗ straßen“ sprach der Fürst zu Hohenlohe-Langenburg die Hoffnung aus, daß im nächsten Etat den Gemeinden die Einnahmen aus der Gebäudesteuer überwiesen würden. Er erachte es für nothwendig, daß den Gemeinden ständig Mittel verwilligt würden, die ihnen einen geordneten Haushalt ermöglichten. Der Staats⸗-Minister der Finanzen, Hr. von Renner, machte darauf aufmerksam, daß, da der größte Theil des Gebäudewerths sich in den Städten befinde, die Landgemeinden von dieser Ueber— weisung keinen Nutzen hätten, vielmehr bei der Grundsteuer den entstehenden Einnahmeausfall decken müßten. — Bezüglich der Forderungen für eine Irrenklinik 2c. in Tübingen erklärte der Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, daß er diesen Forderungen nur mit Widerstreben zustimme. Seit 1872 seien auf Universitatsbauten 3 185000 6 verwendet worden. Diese Summe entspreche den Kräften des württembergischen Staates nicht. Mit der Zeit müsse auch bei den Universitäten eine Art Arbeits—⸗ theilung eintreten. Der Staats-Minister des Kirchen- und Schulwesens, Dr. von Sarweny, erwiderte, daß der Aufwand Württembergs auf seine Universität mit 795 500 SυVt ein mäßiger sei. Auf die Universität Straßburg würden 1281 000 6, auf Göttingen 1 020 166 S6 verwendet, Baden verwende auf Heidelberg 635 240 6 und auf Freiburg 421 250 6. Die gewünschte Arbeitstheilung sei unzulässig, wenn eine Unterrichtsanstalt überhaupt noch den Namen einer Universität behalten solle. Sämmtliche Forderungen wurden angenommen, die für Erweiterung der Kureinrichtungen in Wildbad mit 16 gegen 9 Stimmen.
In der Sitzung vom 18. Juni genehmigte die Kammer der Standesherren die Vorlagen, betreffend Auf— besserung der Gehalte der Civil-Staatsdiener, Besserstellung der Volksschullehrer und Auf— besserung der Gehalte der Geistlichen evangelischer und katholischer Konfession, letztere Vorlage mit dem Antrage, die bestimmte Erwartung auszusprechen, daß die Regierung bis zur Einbringung des nächsten Etats auf die volle Gleichstellung der Patronats⸗Pfarreien mit den Pfarreien der Königlichen Kollatur Bedacht nehmen werde.
Am 21. Juni erledigte die Kammer der Standes— herren den Etat der Eisenbahnverwaltung und den Gesetzentwurf, betreffend die Beschaffung von Geld— mitteln für den Eisenbahnbau, sowie für außer— ordentliche Bedürfnisse der Eisenbahnverwaltung. In der Sitzung vom 22. Juni nahm die Kammer der Standesherren den Gesetzentwurf, betreffend Ab— änderung des Ausführungsgesetzes zum Reichs— gesetz vom 6. Juni 1870 über den Unterstützungs— wohnsitz, einstimmig an. Sodann kam die Zusammen— stelung der Beschlüsse der Abgeordnetenkammer zum Haupt-Finanz-Etat zur Berathung. Dieselben wur— den angenommen mit den Anträgen, von der Hundeabgabe je S den Gemeinden zu überlassen, und an die Regierung die Bitte zu richten, die Einführung einer ergänzenden allgemeinen Personal⸗Einkommensteuer in ernstliche Erwägung zu ziehen. Am 27. Juni beschäftigte sich die Kammer der Standes⸗ herren mit Erledigung einiger Eingaben. Bezüglich der Eingabe des Ausschusses des VI. landwirth— schaftlichen Gauverbandes um baldige Verabschiedung eines Gesetzes über landwirthschaftliches ö. beantragte die Kommission im Anschluß an den Beschluß der Kammer der. Abgeordneten, die Eingabe der Regierung zur Berücksichtigung zu übergeben mit der Motivirung, könne, ob sie die Verhandlungen wieder aufnehmen wolle. Statt dieses Kommissionsantrages wurde der Antrag des Fursten von Löwenstein⸗Wertheim-Freudenberg auf ÜUebergang zur Tagesordnung mit 11 gegen 8 Stimmen angenommen.
. 3 Darm stadt, 6. Juli. (W. T. B.) Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog hat den spanischen Botschafter Entgegennahme seiner Der Botschafter wurde später zur
in Berlin, Grafen Rascon, . Aecreditive empfangen. Großherzoglichen Tafel gezogen.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 5. Juli. Se. Hoheit der Herzog ist gestern Vormittag von Karlsruhe uber Frankfurt, Kassel, Leipzig nach Altenburg zurückgekehrt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 5. Juli. (W. T. B.) Se. Königliche oh der Herzog von Edinburg ist heute zu längerem Aufenthalte hier eingetroffen.
Anhalt. Dessau, 4. Juli. (Anh. St.‘ A.) Ihre Königlichen Hoheiten der Erb großherzog und die Erb⸗ großherzogin von Mecklenburg-Strelitz, sowie Ihre Hoheiten die Prinzen Eduard und Aribert von De ssau sind heute hier angekommen.
dampfer „Braunschweig“ des Norddeutschen Lloyd fort.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Juli. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation nahm in der Spezialdebatte das Heeres-Ordinarium in den einzelnen Titeln nach den Ansaͤtzen der Regierung an und genehmigte die Nachtragskredite sowie die chluß⸗ rechnung pro 1887.
— H: Juli. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Ztg.“ veröffentlicht die Ernennung Burian's zum diplo— magtischen Agenten und General-Konsul erster Klasse in Sofia.
Großbritannien und Irland. London, 4. Juli. (Allg. Corr.) Die Königin hat zu dem patriotischen Fonds für eine bessere Ausrüstung der Freiwilligen 200 Pfd. Sterl. beigesteuert.
Die kriegsgerichtliche Untersuchung über die Strandung des britischen Panzerschiffs „Sultan“ bei Comino ist zum Abschluß gelangt. Es wird Niemandem eine Schuld heigemessen, vielmehr haben sämmtliche Offiziere nach ihrer besten Ueberzeugung gehandelt.
— 5. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses zog der Premier⸗Minister Lord Salis— bury bei der Berathung der Bill, betreffend die Erleichte— rung der Uebertragung von Grundbesitz, die Regie—⸗ rungsvorlage zurück, nachdem das Haus mit 173 gegen 113 Stimmen die von Bath beantragte, von der Regierung aber bekämpfte Streichung eines Artikels angenommen hatte.
Im Unterhause beantragte der Deputirte Brookfield die Ernennung eines Comités zur Untersuchung der Ur— sachen der anhaltenden Abnahme des Hopfenbaues in England und zur Berichterstattung über die , . Mittel zur Abhülfe. Der Kanzler der Schatzkammer, Goschen, erklärte, die Regierung erkenne die Wichtigkeit der Hopfen— Industrie sowie den Nothstand derselben an, der sich indessen zu heben scheine; sie könne jedoch keine Hoffnung auf irgend welchen Schutzzoll, sei es ein offener oder versteckter, machen. Die Regierung sei bereit, den Antrag anzunehmen, falls der— selbe dahin abgeändert werde, daß nach den Worten des An— trages „Mittel zur Abhülfe“ die Worte „falls eine solche vorhanden“ eingefügt würden. Das Haus nahm den so ab— geänderten Antrag an.
— 6. Juli. (W. T. B.) Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Zanzibar: Der Admiral Freemantle hat ch gt mehrmonatlichem Aufenthalt nach der Insel Mauritius
egeben.
Frankreich. Paris, 5. Juli. (W. T. B.) Die Deputirten kammer nahm heute den Antrag, betreffend die Gewährung des Wahlrechts an Frauen für die Wahlen zu Handelskammern an, ebenso gelangte hier— auf der Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Pensionskassen für die Minenarbeiter, nach kurzer De⸗ batte zur Annahme. Bei der fortgesetzten Berathung des Budgets wurde der Antrag. Zeitgeschäfte mit einer hohen Steuer zu belegen, mit 305 gegen 197 Stimmen abgelehnt. Sämmtliche Artikel des Einnahme⸗-Budgets wurden an⸗ genommen. Bei der weiteren Berathung erklärte Da illieres im Namen der Rechten, daß er und seine Freunde ein Budget nicht votiren würden, das weder Reformen noch Ersparnssse ausweise, und daß sie mit Vertrauen einer neuen aus dem Willen des Volkes hervorgegangenen Kammer entgegensähen. Der Finanz⸗Minister Rouvier erwiderte, die gegenwärtige Legislatur habe die Permehrung der Ausgaben beschlossen und das Gleichgewicht im Budget vorbereitet. Das Land werde zu unterscheiden wissen zwischen denjenigen, deren Leiden⸗ schaften es verwirrten, und denjenigen, welche ihm mit Achtung und Ergebenheit dienten. Das gesammte Budget wurde hierauf mit 379 gegen 91 Stimmen angenommen und die e. Das Budget wurde sofort dem Senat zugestellt.
Die Minister Constans und Guyot sind heute Vor—
mittag in St. Etienne eingetroffen, besuchten im Laufe des Tages das Hospital und den Ort des Unglücks und ließen Hülfsmittel vertheilen. Ueber die Ursache der Explosion ist noch Nichts festgestellt. — (Köln. Ztg.) Die diesjährigen Herbstüb ungen des französischen LJ. Armee-Corps, welches die Friedens— besatzung der östlichen Grenz-Departements bildet, finden in der Zeit vom 5. bis 19. September unter Leitung des kom— mandirenden Generals de Miribel statt. Außer den her— kömmlichen Brigade und Divisions-Manbvern wird das ganze in drei Divisionen gegliederte VI. Armee⸗Corps ein Corps⸗Manbver gegen einen markirten Feind abhalten, bei welchem jede der drei Divisionen durch eine Brigade ö. Friedensstärke dargestellt wird. Als cine Neuerung bei den französischen Herbstübungen ist das Manöver mit einem verstärkten Armee⸗Corps zu erachten. Diese Verstärkung wird durch die 3 theilung einer Brigade Marinetruppen unter dem Be . des Generals Chanu erreicht, und zwar wird diese Brigade zusammengesetzt aus zwei Marine ⸗-Infanterie— Regimentern, zu denen die vier vorhandenen Marine⸗Infan— terie⸗Regimenter die einzelnen Compagnien und die Stäbe ab⸗ geben, sowie aus zwei fahrenden Batterien des Marine— Artillerie⸗Regiments. Die Uebungen werden in den Depar— tements Meuse, Marne und Haute-⸗Marne in dem Viereck ,,,. St. Dizier, Lagny und Bar⸗le⸗Duc ab— gehalten.
Griechenland. Athen, 5. Juli. (W. T. B. Tele⸗ gramm des „Reuter'schen Bureaus“.) Hier eingetroffenen Meldungen aus Kreta zufolge wären die Verhandlungen zwischen Mahmoud, dem besonderen türkischen Bevollmächtig⸗ ten, und dem kretensischen Ausschuß zeitweilig ab— gebrochen. Die fremden Konsuln seien bemüht, eine be— friedigende Regelung der Differenzen herbeizuführen.
Zeitungs stimmen.
Gegenüber den Bestrebungen des sog. Friedenskongressas, zur Vermeidung von Kriegen internationale Schiedsgerichte einzurichten, bemerkt die „Börsen-Zeitung“:
Größere Erfolge, als sie die deutsche Politit im Interesse des Weltfriedens durchgesetzt hat, werden sich kaum jemals erreichen lassen, und der von ihr eingeschlagene Weg dürfte auf lange Zeit hinaus der einzig praktische bleiben. Feine schiedsrichterliche. nur eine im diplomatischen Verkehr vermittelnde Thätigkeit hat Aussicht, sich Veltung zu verschaffen, denn sie stellt die Selbständigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Staaten nicht in Frage. Vereinigen sich ferner große Friedensmächte zu einem Bunde, um den Ausbruch von Kriegen zu verhindern, so üben sie einen Zwang aus, dem sich
kein Reich entziehen kann, und halten selbst die eroberungslustigsten
und kriegslüsternsten Elemente in Schranken. Die Furcht ist der zuverlässigste Friedensstifter. Die großen Rüstungen scheinen leider zu den unvermeidlichsten Uebeln zu gehöten. Vielleicht wird noch eine Zeit kommen, wo es auch möglich sein wird, sie einzuschränken. Allein das Heilmittel wird dann sicherlich nicht von idealen Friedensaposteln, sondern nur von praktischen Staatsmännern erfunden werden. Die frommen Wünsche, welche auf dem Friedenskongresse ausgesprochen werden, tragen zur Lösung der Abrüstungsfrage, wonach alle Welt, in den Palästen nicht minder als in den Hütten, seufzt, nicht das Geringste bei.“
Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗ denz“ hält den Freihändlern vor, wie unberechtigt es sei, wenn sie sich fortwährend auf Adam Smith berufen, dessen 3 sie vielmehr fortgesetzt verdrehen und mißbrauchen; es heißt da:
ö Adam Smith keineswegs der Freihändler sans phrase ewefen, als welcher er heute Seitens unserer Manchestermänner ingestellt und verehrt und als der Ihrige mit Beschlag belegt wird,
ist jedem genauen Kenner seiner Werke bekannt; und trotzdem schon so viel über Adam Smith geschrieben und debattirt ist, muß man immer wieder auf jene Thatsache hinweisen. Adam Smith dachte sich den ewigen Freihandel ganz ebenso wie Kant den ewigen Frieden als ein ideales Ziel, welches nie erreicht, aber gleichwohl erstrebt werden könne. Wie aber Adam Smith ein derartiges Ziel keineswegs allein durch eine absolute, in jeder Lage des Lebens und Wirkens freie Kon kurrenz für erreichbar hält, das hat er deutlich genug ausgesprochen; es geht unwiderlegbar aus jener ganzen Reihe, von Fällen hervor, in denen er den Schutzzoll theils als nützlich, theils als gerechtfertigt anerkennt und empfieblt. ö
Zunächst soll derselbe eintreten, sagt er, wenn im Interesse der Landesvertheidigung solche Industriezweige geichützt werden müssen, welche für dieselbe nöthig sind; auf diese Weise sei namentlich ein Schutz der Waffenfabrikation zu rechtfertigen. Dann können nach seiner Meinung Eingangszölle auf solche Gegenstände gelegt werden, die im Inlande einer Verbrauchssteuer unterliegen. Ferner werden Retor⸗ sionszölle empfohlen, namentlich dann, wenn dadurch andere Staaten mit Wahrscheinlichkeit zur Wiederaufhebung von Einfuhr beschränkungen veranlaßt werden könnten; es müßten dann die Zölle, ohne Rücksicht auf Zollschutz, auf diejenigen Waaren gelegt werden, durch deren Belastung das jremde Land am empfindlichsten getroffen werden könnte. Endlich hält es A. Smith auch für gerathen, daß man bei solchen Industriezweigen, welche sich eine Zeit lang in Folge hoher Zölle hoher Preise erfreut haben, mit der Beseitigung der Zö le nicht plötzlich, sondern allmählich vorgehe. .
Offenbar ist hiernach wenig Grund vorhanden, Adam Smith als denjenigen exklusiven Freihändler hinzustellen, wie das fast alltäg⸗ lich in unseren Manchesterblättern geschieht, der doch nur in genialer Weise das erkannte und pries, was er von seinem Standpunkt als Engländer for the wealth of the nations als das Rationellste ansah— Moͤchten daher unsere Freihändler endlich aufhören, sich fortgesetzt auf eine Autorität zu berufen, die sich als Deutscher heute sicherlich nicht auf ihrer Seite befände und deren Lehren sich nie und nimmermehr mit den ihrigen vereinbaren lassen.“
„Glaser's Annalen für Gewerbe und Bau⸗— wesen“ werfen einen Rückblick auf die gewaltigen Fort— schritte der Industrie während der letzten zwölf Jahre und führen in dieser Beziehung im Einzelnen aus:
„Die deutsche Industrie hat gewaltige Fortschritte und Erfolge im allgemeinen Maschinenbau, dem Eisenbahnwesen, Schiff bau, Hüttenwesen, Bergbau und Bauwesen zu verzeichnen. Geschützt und gekräftigt in ihren Unternehmungen durch eine friedlich gesinnte, starke Regierung, sowie durch den Ausbau der Gesetzgebung (Patent, Marken ⸗ und. Musterschutzgesetz u. s. w.) konnte das Gewerbe sich ruhig und sicher entwickeln und seine Erzeugnisse auf zahlreichen Fach- und Landesausstellungen zur Anschauung und auf den ausländischen Markt bringen. . ͤ
Welche Umwälzungen hat nicht insbesondere der Bau der Dampfmaschine durch die immer weiter ausgedehnte Ausnutzung der Expansivkraft des Dampfes, durch die Verbundwirkung, durch die Vervollkommnung der Steuerungen und die Erhöhung der Umlauf geschwindigkeit erfahren! Die Dampfmaschine wurde dienstbar gemacht zur Erzeugung von Licht mittelst DVynamomaschinen und zur Erzeugung von Kälte mittelst Eismaschinen. Wie mächtig hat sich seitdem das Gebiet der Kleinmotoren gestaltet! . t
Im Eisenbahnwesen war man erfolgreich bestrebt, die Be⸗ förderungsgeschwindigkeit der Züge zu steigern und zugleich die Sicher beit des Betriebes zu erhöhen. In die vergangenen zwölf Jahre fällt die Einführung der durchgehenden Bremsen, der Signal⸗ und Weichen stellwerke, der Verbundlokomotiven und der Lenkachsen. Die Beleuch⸗ tung der Eisenbahnwagen mittelst Fettgas, welche, von Berlin aus⸗ gehend, nanmehr auf den meisten Eisenbahnen des In⸗ und Auslandes Verwendung findet, ist deutschen Ursprungs. Dank einer besonderen Gesetzgebung konnte sich das Netz der Bahnen untergeordneter Be⸗ deutung entwickeln; Straßen Feld, Zahnrad und elektrische Bahnen sind an zahlreichen Stellen Deutschlands im Betriebe. In das Ge⸗ wirre von vorhandenen Konstruktionen wurde nach Verstaatlichung der Eisenbahnen in Preußen durch Ausarbeitung der Normalien für Betriebsmittel und Weichen eine bedeutende Vereinfachung gebracht.
Im Schiffbau ging Deutschland ebenfalls mit der Vermehrung der Geschwindigkeit voran und ist es jetzt möglich, vermittelst deutscher Dampfer die Erzeugnisse des deutschen Gewerbefleißes hinaus in die 3 Welt zu senden. Unübertroffen vom Auslande stehen die schnell⸗
ahrenden Torpedoboote und deren Ausrüstungen da.
Als auf ein Werk hervorragender Baukunst der letzten ent schwundenen zwölf Jahre sei hier auf die Durchbohrung der Alpen durch den St. Gotthard verwiesen, dessen Tunnel die Völker des Südens mit denen des Nordens in friedliche Verbindung gebracht und den Verkehr verzehnfacht hat. Praͤchtige Hafenanlagen und Bahn— bofsbauten sind geschaffen worden, um im Verein mit gewaltigen, zum Theil mit Druckwasser betriebenen Maschinenanlagen den Verkehr zu Wasser und zu Lande zu fördern. Die Berliner Stadtbahn, die Kunstbauten der Strecke Berlin Metz, sowie der im Bau begriffene Nord -Ostsee⸗Kanal sind wahre Meisterwerke der Ingenieurkunst. Die Konstruktionen aus Eisen kennzeichnen im Bauwesen alle neueren Werke und gelangen zu immer weiterer Verwendung. Anlagen zur Lüftung und Heizung der Gebäude, zur Schaffung von Wasser und Licht für größere Städte sind in stetiger Entwickelung begriffen; der Bau von Markthallen, von Schlachthäusern, sowie die Bescitigung der Abfallstoffe bilden die Sorge der größeren Gemeinwesen.
Welche Umwandlungen hat im Hüttenwesen nicht der Bessemer⸗ prozeß ond das Entphosphorungsverfahren hervorgerufen? Das Fluß⸗ eisen, welches man vor zwölf Jahren kaum dem Namen nach kannte, bat, zuerst bekämpft, jetzt eine ungeahnte Verwendung gefunden. In Deutschland gewalzte Flußstablschlenen vermitteln den Verkehr nicht allein im Vaterlande, sondern werden in den fernsten Ländern in großen Mengen benutzt. Die Schlacken der Hochöfen und der Stahl⸗ werke können heute durch Kugelmühlen granulirt und in nutzbringender Weise vielfach verwendet werden. Das Mannesmann'sche Röhren- walzverfahren verspricht den Ruhm deutschen Erfindungsgeistes zu vergrößern. .
In dem Bergwesen waren die Haupthestrebungen auf Ver⸗ besserung der Sprengstoffe und der Förderung, sowie Bekämpfung der Schlagwetter gerichtet. Wesentliche Fortschrltte sind zu verzeichnen in den Anlagen zur Erzeugung der Koke, da die beiden werthvollen Nebenerzeugniffe, Theer und Ammoniak, in unserer hochentwickelten Farbenindu strie gegenwärtig eine geschätzte Verwendung finden.
Das Telephon überspannt jetzt mit tausend engmaschigen Netzen die Städte und Länder des Erdballs. In Gestalt von Licht erhellt der elektrische Funke das Dunkel unserer Arveitsstätten. Sind die Fortschritte auf den anderen Gebieten schon gewaltiger Art, so ist gerade die Entwickelung auf dem ele ktrotechnischen Gebiet in den letzten Jahren in früher kaum geahnter Weise vor sich gegangen.
Ganz besonders trug der preußische Staat zu einer durch- 66 kräftigen Hebung der Technik und ihrer Angebörigen bei. Die Uebernahme der zahlreichen, in den verschiedensten Händen sich befindenden Eisenbahnunternehmen in die sichere und einheitliche Verwaltung des Staats war ein Schritt von geradezu epoche⸗ machender Bedeutung; gleich segensreich für die Gesammtheit wie für die Männer der Industrie und der Technik. Nicht mehr sind den Letzteren die angesebensten Stellen des Staatsdienstes verschlossen. Unter den böchsten Räthen der Krone, bei den wichtigsten diplo⸗ matischen Aemtern sind sie entsprechend der hohen Bedeutung ihres Berufs vertreten. Wahrlich ein Erfolg, ein Fortschritt, welchen der Kenner und Freund der deutschen Techniker wohl wünschen, aber kaum erhoffen durfte.“
Statistische Nachrichten.
Die Hypothekenbewegung im preußischen Staat während des Rechnungsjahres 1887/85. JI.
Vom Rechnungsjahre 1886, 87 ab wird für Preußen die Be—⸗ wegung der Hpotheken in den städtischen und ländlichen Bezirken ermittelt. Die Ergebnisse der zweiten, auf das Jahr vom 1. Avril 1887 bis zum 31. März 1888 bezüglichen Feststellung sind in dem kürzlich erschienenen ersten Halbjahrshefte des 29. Jahrgangs der Zeit— schrift des Königlichen Statistischen Bureaus (1889) zur Veröffent- se,. gelangt. Wir entnehmen der interessanten Arbeit folgende
ngaben.
Es betrugen in den städtischen Bezirken:
der Mehr⸗ betrag () oder Minder⸗ betrag (-)
der Ein⸗
tragungen 3 M60. M6.
. J 19454743 11831 888 — 7622 855 Marienwerder 15 8647566 11120733 4744023 Berlin (Kam⸗
mergerichty 468 561 772 168 910 869 299 650 903 Stettin 22 164459 10888 743 11275716 Posen. 17751891 10 824477 — 6927414 Breslau 64 271 408 31101439 — 33 169 989
Naumburg a. S.. . 113 112323 49518 772 4 63 593 550 Kiel 27 484 945 11720482 4 15764463 Celle 46 871 4283 23 023 695 — 23 847 732 Hamm 47 906 609 31 812259 4 16094350 17306146 11526067 — 5780079
Kassel . 59 325 004 40715 020 4 18609 934
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Königsberg i. Pr. .. 41773 991 31 136 581 29 214 608 29 494 591 —
Marienwerder Berlin (Kam⸗ mergericht) 47 307 357 37 276 462 Stettin. . 22 855 310 20 335 965 osen. . . 36 890579 41 842 645 res lau 99 349 921 80391 725
Naumburg S 59 380 111 40765182 31957 693 23 362 626 44 545 8099 28311414 37 6657 7833 29271218 21 857 928 23 326 527
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ischer Theil) .. S9 4 174 S861 632 — 32 542 96,4
Sitagt . 567 622 416 479 588 027 4 88 034 392 84,5
Die Ziffern der Hypothekenbewegung allein, namentlich das Ver— hältniß der Eintragungen zu den Löschungen, eignen sich nicht zu all⸗ gemeinen Schlußfolgerungen. Denn es gelangen Vermögens veränderungen, soweit sie sich nicht in Eintragungen oder Löschungen bei den Grundstücken der Besitzer, sondern in der Zurücklegung oder Aufzehrung von Ersparnissen sowie in der Aufnahme oder Abtragung persönlicher Schulden äußern, in keiner Weise in der Hppotheken bewegung zum Ausdruck. Auch fällt die buchmäßige Hypotheken⸗ bewegung keineswegs mit der thatsächlichen zusammen. Ferner deuten, soweit wirklich die buchmäßige Hypothekenbewegung der thatsächlichen entspricht, gleiche Wirkungen nicht immer auf gleiche, sondern bis⸗ weilen auf entgegengesetzte Ursachen und umgekehrt. Aus alledem folgt aber nicht die Werthlosigkeit der Ziffern der Hypotheken ⸗ bewegung für Folgerungen wirthschaftlicher Natur, sondern nur Lie Nothwendigkeit, dieselben einer sehr vorsichtigen und vielseitigen Be⸗ urtheilung, sowohl mit Rücksicht auf die allgemeinen Verhältnisse 3 diejenigen einzelner Landestheile und Rechtsgebiete, zu unter werfen.
Als Hauptergebniß stellt sich für den preußischen Staat aus den oben mitgetheilten Ziffern und den Ermittelungen des Vorjahres
folgendes heraus. Es wurden ; .
Hypotheken in Millionen Mark
Jö. ö .
in städtischen Bezirken , n. 1 e.
zal; ; eingetragen. 24, ö
in ländlichen Bezirken inf lrge 4515 1796 In beiden Jahren ergiebt sich ein beträchtlich größerer Umfang der Hypothekenbewegung sowie ein weit erheblicherer Ueberschuß der Eintragungen bei den städtischen als bei den ländlichen Bezirken; in letzteren 1 dieser Ueberschuß von 133,ůRR, auf 88,0 Millionen Mark zurückgegangen und betragen die Löschungen 84,5 So der Eintragungen gegen 78,5 do im Vorjahre, während in den städtischen die Mehr= eintragungen von 4343 auf 566,8 Millionen Mark gestiegen sind und die Löschungen nur 459,8 o der Eintragungen gegen o6 8 do im Vor. jahre ausmachen. Von den einzelnen Ober ⸗Landesgerichtsbezirken hat bei den städtijchen Hypotheken der Bezirk des Kammergerichts den bei Weitem größten Ueberschuß der Eintragungen, nämlich fast 300 (im Vorjahre 216) Millionen Mart, wo von 284 Millionen auf Berlin, dessen Vor und nächste Nachbarstädte entfallen. Das Wachsthum der absoluten Hypothekarbelastung war also in der Reichshauptstadt und ihrer Nachbarschaft um mehr als das Dreifache größer als in den gesammten ländlichen Bezirken des Staats— gebietes. Es spiegelt sich in dieser Erscheinung einmal die ungeheure Zunahme des Bodenwerthes in Berlin und Umgegend wieder, welche eine so starke Vermehrung der Hypothekarschuld gestattet, so⸗ dann die Zunahme der Bebauung der Grundstücke, endlich die Spekulgtjon, welche die Mittel zum Ankaufe und zur Bebauung der Grundstücke im Wege des Hypothekarkredits aufbringt, Auch bei den übrigen städtischen, namentlich den großstädtischen Bezirken, wird
— W *
76 647 274 75575 370 101904 98,6
das Anwachsen der Hypothekenlast auf ähnliche Ursachen zurückzuführen
sein, wie dies Seitens einer großen Anzahl von Grundbuchämtern auch ausdrücklich bemerkt wird.
— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den ge! Standesämtern in der Woche vom 23. Juni bis inkl. 29. Juni cer. zur 203 Eheschließungen, gö55 Lebendgeborene, 977 Sterbefälle.
Anmeldung gekommen: 30 Todtgeborene,
Kunst und Wissenschaft.
Der ‚Leipzigerl Zeitung“ entnehmen wir folgende Zu— sammenstellung der Studentenzahl auf sämmtlichen deutschen Hochschulen:
Die Gesammtzahl der Universitäts- Studenten beträgt gegen wärtig 29 491 gegen 28 929 und 29190 in den beiden letztverflossenen Semestern. Dlese geringere Zunahme entspricht der Thatsache, daß seit mehreren Semestern bereits die Steigerung der Studentenzahl in ein etwas langsameres Tempo eingelenkt hat; während nämlich un—2 mittelbar vor 1385 die Zunahme von einem zum anderen Sommer— Semester 90990 und darüber betrug, übertrifft der laufende Sommer den letzten Winter um 562 und die Frequenz des vorigjährigen Som⸗ mers sogar nur um 301. Die Frequenz der einzelnen Univer- sitäten ergiebt sich aus nachfolgender Tabelle, wobei der Vergleichung wegen in Klammern erst die Studentenzahl des letzten Winters und dann jene des vorigen Sommers beigefügt ist: Berlin 4939 (5790 — 4767), Bonn 1404 (1169 — 1313), Breslau 1329 (1312 — 1343), Erlangen 970 (939 — 926), Freiburg 191 (850 — 1125), Gießen 616 (525 — 546), Göttingen 856 (934 — 1016), Greifswald 887 (860 — 1066), Halle 1701 (1624 — 1489), Heidelberg 1060 (807 — 994), Jena 629 (570 — 6534), Kiel 576 (48B3 — 560), Königsberg 763 (760 — 844), Leipsig 3322 (3430 — 32085. Marburg 852 (91 — 928). München 3622 (3602 — 3809), Münster 448 (418 — 451), Rostock 560 (352 — 347), Straßburg 874 (681 — 828), Tübingen 1410 (128 — 1449, endlich Würzburg 16588 (1624 — 1547)
Was die Vertheilung auf die Fakultäten betrifft, so entfallen von der Gesammtzahl 6050 auf die Theologie (4779 Protestanten und 1281 Katholiken), 6835 auf die Juristen, 8883 auf die medizinische und 7713 auf die philosophisch naturwissenschaftliche Fakultät, oder in Prozenten ausgedrückt beziehungsweise 20,6 — 23,2 — 30,0 und 26,4 oso. Beim Vergleich mit den letzten Jahren ergiebt sich dabei, daß bei den drei ersten Fakultäten seit den letzten 10 Semestern eine starke Zunahme stattgefunden hat, besonders bei den Juristen und Medizinern, von 5191 auf 6835 und von 7175 auf 8883 — bei den Theologen stieg die Zahl von 5118 auf 60tzo —, während bei der philosophisch⸗ naturwissenschaftlichen Fakultät in der gleichen Zeit ein Rückgang von 8746 auf 7713 eingetreten ist.
— Aus Leipzig, den 30. Juni, wird der. Magd. Ztg. gemeldet: Gestern Nachmittag ging die große Versteigerung von Urkunden aus der Sammlung Morbio Mailand zu Ende. Das Er⸗ gebniß dürfte ziemlich 30 000 Æ in runder Summe betragen. Es nahmen an der Versteigerung Sammler, Geschichtsfreunde, Antiquare, Bibliothekare aus dem In‘ und Auslande Theil, aus Rom die Herren D. G. Rossi und V. Menozzi, aus Halle Professor Dr. Schum, yon hier der Bibliothekar des Reichsgerichts, Prof. Dr. C. Schulz, aus München General-Konsul Wilmersdörffer, aus Mailand ein Vertreter der Buchhandlung Höpli 2c. Die fünf höchsten Preise erzielten die Barbarossa⸗Chronik mit 960 „S, die Handschrift des Remigius „Super Matheuni“ mit 1000 „t, der anonyme Kommentar zur Offenbarung Johannis, Pergamenthandschrift des 12. Jahrhun⸗ derts, mit 1106 „, die 242 Blatter starke Pergamenthandschrift aus dem 7. und 10. Jahrhundert über die Gromatiei mit 2050 4, endlich n ,, . Morbio's (4000 Pergamenturkunden) mit 27 S6 —— Auf dem höchsten Punkte des Hörselberges (483 m) bei Eisenach fanden Arbeiter beim Ausbrechen von Steinen zum Bau des Schutzhauses etwa 6 m von demselben entfernt in einer Tiefe von 161m ein mit einer 1 m langen, Rem breiten und ca. 17 em starken Steinplatte verdecktes Grab, in welchem sich auf einer Erdbettung zwischen Steinwänden Knochenreste und ein Feuer stahl befanden. Die der Richtung des Sonnenaufgangs zugekehrte Grabstätte wird vorläufig zur näheren Untersuchung noch offen ge— halten. Die darin vorgefundenen Gegenstände sind dem Herzoglichen Museum zu Gotha zur Prüfung übergeben worden. .
— In Schwabach, wo der große Bildhauer Adam Kraft 1507 verstorben ist, ist ihm in der Hauptkirche ein Grabdenkmal er⸗ richtet und am 30. v. M. enthüllt worden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Vertilgun; des in der Flur von Rehfeld (Kreis Torgau) angetroffenen Wanderheuschreckenschwarms ist, wie der „Magd. Ztg.“ geschrieben wird, gelungen. Auf Grund der Polizei verordnung vom 30. März 1877 veranstalteten ca. 80 Personen ein Kesseltreiben einem an der einen Seite des Grundstücks ausgeworfenen Graben zu. Ein Emvorspringen aus demselben war für die Thiere unmöglich, sodaß sie leicht zufammengekehrt und in Senklöchern ver— graben werden konnten. Bei einer zweiten Razzia wurden die übrig gebliebenen Exemplare ohne Mühe ergriffen und getödtet. Auch aus Wildenau im Schweinitzer Kreise wird das Auftreten der Wander- heuschrecke in dortiger Flur gemeldet.
Gewerbe und Handel.
Berlin, 5. Juli, Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter: Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 97 — 100 6, la. 933-96 „66, IIIa. 89 - 92 A, do. abfallende 85 M, Land⸗, Preußische 80-83 „, Netzbrücher S0 = 83 ½, Pommersche 80 —83 , Polnische 89 —=83 „SM, Bavyerische Sennbutter — 46, do. Landbutter — S6, Schlesische 80-83 , Galizische 77 — 75 „ — Margarine 45—- 70 M — Käse: Schweizer Emmenthaler 85 — 90 S, Baverischer 0 — 70 „M, do. Ost⸗ und West⸗ preußischer Ia. 60 - 65 ½6, do. IIa. 50- 60 1M, Holländer 75 — 85 MÆ, Limburger 32 — 38 M, Quadratmagerkäse 20-26 n — Schmalz: Prima Western 17 9ͤ½ Ta. 43,50 (6, reines, in Deutsch- land raffinirt 47, 00 S, Berliner Bratenschmal; 49,50 — 2,50 M — Fett, in Amerika raffinirt 43,00 „M, in Deutschland raffinirt 45, 00 4 — Tendenz: Butter: Bei geringeren Einlieferungen und abgeschwächter Bedarfsfrage blieben Preise unverändert. — Schmalz: unverändert. ; .
— Der Aufsichtsrath der Aktiengesellschaft für Pappen fabrikation hat beschloffen, der Generalversammlung, welche zum 19. August einberufen wird, für das am 30. März beendete Ge—⸗ af ner eine Dividende von 79 (gegen 65“ in 1887/88) vor⸗ zuschlagen. .
— Vom oberschlesischen Eisen? und Metallmarkt berichtet die ‚Schles. Ztg.“: Der Fortführung der Hohofen betriebe war die anhaltende Trockenheit in Bezug auf die Heran— schaffung und das Abrösten der Erze und für das Ausbringen durchaus günstig. Die Haldenplätze der Hütten erscheinen dem⸗ gemäß mit Erzvorräthen in reichhaltiger Auswahl für die Be—⸗ schickung genügend versorgt. In der Anzahl der Hohoͤfen wie in baulichen Anlagen ist keine Veränderung vorgegangen. Bei der wachsenden Zunahme in der Roheisenerzeugung findet auch diejenige be sserer Marken eine angemessene Berücksichtigung, da für dieselben ein stärkerer Absatz anhält. Die Bewerthung für Roheisen ist fest. Im Rvbniker Kreise ist man seit Wochen be⸗ schäftigt, die früher für unbrauchbar gehaltene und zur Ausfüllung von Bodenvertiefungen verwendete Frischfeuerschlacke wieder auszugraben, um dieselbe in den oberschlesischen Hüttenwerken noch einmal ausschmelzen zu lassen. Außer dieser Schlacke, welche in den Löchern eine Mächtigkeit bis zwei Meter und darüber hat, findet man noch verschiedene Eisentheile, als Ambosse, Platten, Schienen ꝛc. in der Erde liegen. — In den Eisengießereien wurde an der
i r nn großer Gußstücke, wie Maschinentheilen, Krahnen, esseln u. s. w., rüstig fortgearbeitet, auch für ausländische Rech⸗