1889 / 174 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

big.. ten . . .. mit... Mark .. Pf. bei der Kreig⸗Kommunal⸗ kasse J. Brieg.

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Dieser Zingschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht n 36 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung: Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisgautschuffes koͤnnen mit Lettern oder Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Ramens unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau. Anweisung e des Kreises Brieg

Me,, über.... Mark.

Brieg, den...

Der (Unterschriften.) Anmerkun s Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisausschuffes lönnen mit Lettern oder Facsimilestempeln gedruckt

werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

ie Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zingscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

ter Zinsschein. ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium für Landwirthschaft, Do nen und Forsten.

Den Domänenpächtern Schwarz zu Rastenburg und Schümann zu Reimsdorf, Regierungsbezirk Königsberg, ist der Charakter als Königlicher Ober⸗Amtmann verliehen worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König ließen Sich im Laufe des gestrigen Tages an Bord Allerhöchstseiner Wacht Vorträge halten und trafen bei schönem Wetter um 5 Ühr Nachmittags in bestem Wohlsein vor Bergen ein. Die Weiterreise nach Wilhelms⸗ haven ist fur heute Nachmittag in Aussicht gen ommen.

Ueber die Reise Sr. Majestät des Kaisers und Königs meldet W. T. B.“:

Bergen, 24. Juli, 11 Uhr 20 Minuten, Abends. Heute Nachmittag erfolgte die Ankunft in Bergen. Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelchem die Reise vortrefflich bekommen ist, blieb den Abend an Bord. Bei der Abendtafel brachte Se. Majestät das Wohl Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen. Meiningen aus, deren Geburts⸗ tag auf den heutigen Tag fällt. Von hier wird die direkte Ueberfahrt nach Wilhelmshaven erfolgen.

Der Landtags-Abgeordnete für den 7. Kasseler Wahlkreis (Melsungen, Rielgr Gutsbesitzer Nöll aus Gudensberg, ist, wie W. T. B.“ aus Marburg vom heutigen Tage meldet, in der dortigen Klinik gestorben.

Der Regierungs⸗Assessor König zu Wesel ist mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Zell betraut worden. Der Regierunge⸗Assessor Pampel ist der Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin zur Beschäftigung überwiesen worden.

Bayern. München, 25. Juli. (W. T. B.) Der General⸗Lieutenant, Freiherr Maximilian von Horn, ist gestern in Murnau gestorben.

Sachsen. Dresden, 24. Juli. (Dr. J.) Ihre König⸗ lichen h ten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, die Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert sind gestern Abend nach Freiburg im Breisgau gereist.

Württemberg. Friedrichshafen, 2. Juli. Gestern Nachmittag traf der Kaiserlich russische Botschafter in Berlin, Graf Paul Schuwa low mit Gemahlin, einer Einladung * Königlichen Majestäten folgend, im Königlichen

osse ein.

Das heutige Namensfest Ihrer Majestät der Königin wurde von Ihren Majestäten in der Stille gefeiert. Ihre Majestät nahm die Glückwünsche der Angehörigen des Königlichen Hofes sowie der am Hoflager weilenden Gäste vor der Tafel entgegen. Se. Königliche Hoheit der Herzo Albrecht von Württemberg ist heute Abend wieder na Stuttgart zurückgekehrt.

Baden. Karlsruhe, 23. Juli. Aus einem heute Nachmittag ausgegebenen Extrablatt wiederholt die „Karls⸗ ruher Ztg.“ das . erschienene Bulletin über die Er⸗ krankung Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs. Dasselbe lautet:

„23. Juli, Morgens,. Das Befinden Sr, Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs ist nach einer durch Husten etwas mehr gestörten Nacht heute im nn,, das gleiche wie gestern. Der Kräftezustand sehr gut, as Fieber mäßig. Die örtlichen Erscheinungen an den Lungen sind jetzt in den hinteren unteren Lungeniheilen so lokalisirt, wie es bei dieser e, katarrhalischer Entzundung r nlich ist. In der

inken Seite sind die Erscheinungen im uc ng ee gn en. Bäumler.“

Der Leibarzt, Geheime Rath Dr. Tenner, ist gestern Abend nach Karlsruhe zurückgekehrt, während der Geheime Rath Dr,. Kußmaul heute Vormitlag nach. einem nochmaligen Be⸗ . oni ichen Hoheit des Ebgroßherzogs von Freiburg

Laut Bekanntmachung des Qberst⸗Kammerherrn Freiherrn von Gemmingen wird auf Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von heute an täglich Abschrift des Bulletins über den Krankheitszustand des Erbgroßherzogs im Hauptportal des Schlosses zu Karlsruhe aufgelegt werden.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 24. Juli. 6 Königliche Joheit die Frau Großherzogin Mutter d morgen Vormittag von 4 zum Aufen nach Heiligen damm begeden. Ihre Königliche 0 die Frau Großherzogin Marie, sowie e Hoheiten die Herzogin Elisabeth und die Herzöge Adolf Friedrich und Heinrich werben am Freitag, den 26 d. von Rabensteinfeld ebenfalls nach Heiligendamm zum

Aufenthalt daselbst abreisen.

Oldenburg. Oldenburg, 24. Juli. (H.) Se. König⸗ liche het der Großherzog hat für einige Tage im Schlosse zu Jever Aufenthalt genommen. J Hare . leg Neuß h L. Gera, XW. Juli. (K. Ztg.) Der Land⸗ tags-Ausschuß hat den Rechenschafts bericht des ürstlichen Ministeriums für die Finanzperiode 1884 bis 1 86, sammt den Haupt⸗Staatskassenrechnungen einer eingehenden Durchsicht und genauen Prüfung unterworfen. Es ergab sich dabei die höchst erfreuliche That fache einer durch stenges Steigen der Ein⸗ nahmen herbeigeführten fortschreitenden Besserung der Lage der Staatsfinanzen. Die 9 reinn ahmen , . 165 626,15 ½½ an indirekten Reichssteuern und Zöllen, 16072 075.05 S an Sporteln, 255 671,52 66 an indirek⸗ ten Steuern, zusammen 523 372,2 S6. Es haben aus diesen Plus 459 112,639 M für außerordentliche Ausgaben, für deren Deckun theilweise die Auf⸗ nahme einer Anleihe vorausgesehen war, Verwendung gefunden. Davon kommen 201 436,61 S auf den Neubau des hiesigen , S0 768, 20 M auf den Neubau eines Landtagsgebäubes, 78 651. 60 S6 auf die Elsterbrücke. in Köstritz 9 . . „MS als erste Rate für die Schönberg⸗Schleizer

enbahn.

Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 23. Juli. (Hann. C.) 77 Durchlauchten ai ürst und die Fürst in, welche zur

eit in dem Jagbschlosse Brands hof am Bückeberge weilen, werden am 27. d. zur Konfirmation der Prinzessin Elisabeth von Waldeck nach Pyrmont reisen, aber an dem⸗ selben Tage zurückkehren. Am 3. August wird sich das Fürstliche Fach zur Kur nach Karlsbad begeben.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Juli. (Wien. Ztg.) Se. Majeslät der Kai ser hat heute Nachmittag Bad⸗Gastein in bestem Wohlsein verlassen und sich nach Ischl begeben.

24. Juli. (WB. T. B). Das „Fremdenblatt“ meldet die Ernennung des Dr. Karl Ritter von Jäger, Ministerial— Raths im MinisterialPräsidium, zum Landes⸗Präsidenten von Schlesien und bemerkt dazu, der Neuernannte sei gleich seinen Vorgängern de Bacquehem und Graf Herveldt dem Verwaltungskörper entnommen, lange Jahre hindurch in der nächsten Nähe des Minister⸗Präsidenten Grafen Taaffe thätig gewesen, kenne dessen Intentionen und vereinige große Erfahrung mit strenger nationaler Objektivität.

Das selbe Blatt erklärt die Behauptung des „Grashdanin“, daß die österreichische Politik bemüht sei, zwischen Serbien und Bulgarien einen Konflikt hervorzu⸗ rufen, insbesondere, daß auf Grund von Anstiftung von Wien die bulgarische Regierung Truppen an die serbische Grenze geschickt habe, als vollständig erfunden, um gegen Desterreich zu hetzen. Gerade die Leitung der österreichischen Politik sei bemüht, die Regierungen in Belgrad und Sofia über ihre gegenseitigen Interessen aufzuklären, um eventuelle Mißverständnisse zu. beseitigen. Die serbische und die bul⸗ garische Regierung könnten am besten von dieser Thätigkeit Zeugniß ablegen.

Großbritannien und Irland. London, 23. Juli. A. C.) Die Admiralität veroffentlicht ag n. Programm ür den Empfang des Kaisers ilhelm und die große Flotten schau: ̃ Am Freitag, den 2. August, ungefähr um 2 Uhr 30 Minuten, wird Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales auf der König lichen Jacht Osborne“ nach dem Nab⸗Leuchtschiff segeln, um daselbst die um 4 Uhr fällige Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm und seines Geschwaders abjuwarten. Die „Osborne“ wird begleitet sein von der Triaity)⸗NYacht und der „Fire Queen.. Bei der Annäherung des Kaisers wird die gesammte britische Flotte die deutsche Flagge auf dem Hauptmast aufhissen. Ale Schiffe werden zur Begrüßung Schüsse abfeuern, und die Raaen 3werden mit Matrosen bemannt werden. Nach erfolgter Ankunft der König⸗ lichen achten in der Bai von Osborne wird der Prinz von Wales dem Deutschen Kaiser an Bord der „Hohenzollern? einen Besuch ab⸗ statten, worauf auch die Spitzen der Marine sich Sr. Majestät vorstellen werden. Für Sonnabend, den 3 August, sind die folgenden Anordnungen getroffen worden; Der Prinz von Wales wird Ihre Majestäͤt die Königin bei dieser Gelegenheit vertreten. Die , Herrschaften werden auf der Alberta“ vom Trinity Peer in Coweg um 3 Uhr Nachmittags abfahren und sich an Bord der in den Fowes Roads liegenden Jacht Victoria und Albert begeben. Während der Inspektion werden sich die Lords der Admi⸗ ralität an Bord der Königlichen Jacht befinden. Während der Rundfahrt wird die Trinity⸗ acht voransegeln; der „Victoria und Albert“ folgen werden die Jachten Alberta“, die Admira⸗ litäts Jacht, das Transportschiff . Euphrates“ mit dem Hause der Lords und dem diplomgtischen Corps und die Serapis, mit dem Unterhause an Bord, sowie das Schiff, auf welchem sich der Lordmayor und der Londoner Stadtrath befinden. Die Königliche Dacht wird vor dem Collingwood? ankern. Dort werden die Admirale und alle Offiziere über dem Lientenantsrang sich ver⸗ sammeln, um den Befehl entgegenzunehmen, an Boid der Victoria und Albert! zu kommen. Auf dem Mast des letzteren Schiffes werden sowobl die deutsche wie die englische Flagge wehen. Bei der Rückkehr nach Osborn werden wiederum die Masten aller Schiffe bemannt und , ,, ab⸗ gefeuert werden. Am Sonntag Nachmittag wird der Kaiser, be ˖ gleitet von dem Prinzen von Wales, die Kriegsschiffe Howe“, „Hero“, Immortalité , Medea“ und Serpent und wabrscheinlich auch den Sharpshocter - besichtigen. Am Montag Morgen wird die bei Spithead versammeste Flotte in Geschwader getheilt werden, um die Flottenübungen zu beginnen.

24. Juli. (A. C.) Im Oberhause wurde gestern die , betreffend die Bildung eines land⸗ wirth schaftlichen Min ift er iu ms zur dritten Lesung zu⸗ Llesten nach e, eines von Sgrd Denman gestellten

erwerfungtantrages. er Porlage fehlt zur Gesetzeskraft nur noch dle Königliche Sanktion. Im Unterhause kün— r Buxton an, er werde in der nächsten Session die

schaffung des Schulgeldes in allen Elementarschulen des Vereinigten Königreichs beantragen. Zunächst genehmigte das Haus mit 230 gegen 16. Stimmen einen Antrag, welcher das Schatzamt ermächtigt, für den Bau von leichen Eisenbahnen in Irland eine Subvention von nicht über 600 000 Pfd. Sterl. zu gewähren und für das

Kapital solcher Eisenbahnen eine Garantie in Höhe won 20 000 Pfd. Sterl. jährlich zu übernehmen. Bis zum Schluß der Sitzung bildete die Regierungsvorlage, betr. die Re form der Lokalverwaltung in Schottland, wieder den Gegenstand der Erörterung.

Der Schah wird n am 29. Juli in Portsmouth eintreffen und an Bord der Königlichen Jacht „Osborne“ die bei Spithead versammelte Flotte besichtigen. Am 30. Juli wird sich der persische Monarch von der Königin verabschieden 3. n Bord des eben erwähnten Schiffes nach Frankreich abreisen.

In England hegt man eine hohe Meinung von dem Anführer der vorrückenden Derwische, Wa d⸗el⸗ Njumi, und hält ihn für einen höchst befähigten Führer. Er war es, welcher die Araber bei Meiemmeh 336 und den britischen Offizieren mehr zu schaffen gab als alle anderen mahdistischen Generale zusammen. Wad⸗el⸗Njumi hätte den Obersten Talbot, ehr einen Verwundeten⸗Trans⸗ port nach der Schlacht von Abu Klea leitete, abgeschnitten, wenn nicht die Garden unerwartet hinzugekommen wären. Wie er geachtet von seinen Feinden ist, so setzen seine Soldaten begeistertes Vertrauen in ihn.

Aus Minbu in Birma wird gemeldet, daß der In— surgenten-Häuptling Ottoma gefangen genommen worden ist. Er war der Nachfolger Bohshawy's nach dem Tode des Letzteren geworden. Ottoma hat fast 3 Jahre lang einen großen Distrikt. westlich des Irawaddy in Schrecken versetzt. In der letzten Xi war er von seinen Anhängern verlassen worden. In Wuntho stehen die Insurgenten in solcher Stärke, daß die Bomban— und Bi ns eff f ö Elephanten von dort fortgeschafft und die Arbeit in den Wäldern hat einstellen lassen.

25. Juli. . T. B.) Das Unterhaus nahm gestern die dritte Lesung der schottischen Verwaltungs⸗ bill an. Die „Times“ veröffentlicht eine Erklärung Lord Salisbury's, wonach er in Abrede stellt, bei seiner j⸗ungsten Rede gesagt zu haben, daß Kreta doch schließlich von der Türkei getrennt werde.

Frankreich. Paris, 24. Juli. (Köln. Ztg.) Der König von Griechenland begiebt sich morgen Abend nach London, um der Hochzeit der Prinzessin Luise bei— zuwohnen, 1 .

Der „Intransigeant“ theilt mit, der Ausschuß der Nationalpartei werde den von der Regierung wegen ihrer politischen Gesinnung abgesetzten Beamten ihr Gehalt weiter bezahlen „bis zur Stunde, da General Boulanger triumphiren werde“.

(W. T. B.). Sämmtliche Minister werden morgen dem Dankgottes dienst anläßlich des glücklichen Ausgangs des Attentats auf den Kaiser von Brasilien bei— wohnen.

Der Kardinal Lavigerie veröffentlicht ein Rund— schreiben, in welchem er anzeigt, daß das Zusammen— treten des Antistlaverei⸗Kongresses in Luzern ver⸗ schoben worden ist, weil eine Anzahl von hervorragenden französischen Persönlichkeiten wegen der nahe bevorstehenden allgemeinen Wahlen in Frankreich nicht zugegen sein könnte.

25. Juli. (W. T. B.) Von der Octroi⸗ und Armenverwaltung sind etwa dreißig Beamte wegen Verbindung mit den Boulangisten ihrer Posten enthoben worden. Rochefort hat einen Aufruf an die Wähler von Belleville erlassen, in welchem er die Kandidatur für die Deputirtenkammer annimmt. Andrieux macht bekannt, daß er die Gehälter der im Arondissement Forcalquier entlassenen Beamten bezahlen werde, bis dieselben wieder in ihre Stellen mit Beförderung eingesetzt sein würden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Juli. (W. T. B.) Die Herzogin Wera von Württem berg ist gestern Abend zum Besuch ihres Vaters, des Großß— fürsten Constantin Nikolajewitsch, in Pawlowsk eingetroffen. Die Besserung im Befinden des Großfürsten

schreitet fort.

Serbien. Belgrad, 25. Juli. (W. T. 9 In Regierungskreisen wird das Gerücht, daß Risties von einem Schlaganfall betroffen worden sei, als unrichtig bezeichnet: derselbe sei lediglich von einem rheumatischen Leiden heimgesucht; sein Zustand habe sich, noch ehe er ins Bad abgereist, bedeutend gebessert.

Amerika. New⸗RNork, 23. Juli. (A. C.) Aus Hayti sind hier mittels Dampfers bis zum 10. ds. Mis. reichende

Nachrichten eingegangen, denen zufolge General Hyppo⸗

lite zur Zeit begonnen hatte, Port-au⸗Prince anzu⸗ greifen. Von dem daselbst stationirten a merikanischen Kriegs schiffe sollten Marinesoldaten gelandet werden zum Schutz der amerikanischen Einwohner. General Legitime hatte sich an den amerikanischen Ge— sandten gewendet und ihn ersucht, mit General vppolite Ünterhandlungen für die Einstellung der Feindseligkeiten zwischen den Sireitkräften des rivalisirenden Präsidenten anzuknüpfen. Das Staats⸗-Departement

in Washington ist indeß der Ansicht, daß, wenn der ameri⸗

kanische Gesandte als Friedensvermitiler auftritt, dies seine individuelle Handlung sein würde, gänzlich ohne die Er⸗ mächtigung der y der Vereinigten Staaten, welche es ablehne, irgend eine der beiden Parteien anzuerkennen.

Afrika. Egyp ten. Kairo, 23. Juli. (R. B.) Kapt. Lew is belästigt fortwährend die Verstärkungen, welche zu Wad-⸗el-Njumi von Gemai aus stoßen. Ende dieses Mo— nats wird General Sir F. Grenfell genügende Verstär—⸗ kungen erhalten haben, um losschlagen zu können, da dann eine volle britische Brigade in Assuan versammelt sein wird.

Aus Assuan, vom 23. Juli, meldet ein Telegramm des „Reuter 'schen Bureaus“:

Der Sekretär von Abdul, Niumies erstem Unter. befehls haber, fand sich gestern in Oberst Wo dehouse's Lagtt ein und ergab sich. Er behauptet, daß 141 000 Person en mit Njumi die Grenze über schtitten, worunter sich über 5000 kampffaͤhige Männer befanden, daß aber die gegenwärtige Zahl der Kombattanten nur 3000 sei. Er bestätigt die Angabe, daß die Einwohner von Bimban in Uebereinstimmung mit den Derwischen handelten. In Folge dieser Mittheilung ergreifen die hiesigen Be⸗ hörden thätige ,, um die Rädelsführer zu entdecken und zu verhaften. Cin anderer Gefangener sagt, daß Njumi vor einiger Zeit eine Anzabl Beduinen gefangen nahm und sie als Geiseln zurückhielt, um aus ÄAssuan Pferde für feine Expedition zu be. schaffen. Die Pferde wurden im Derwischlager vor einigen Monaten abgeliefert. Der Derwisch-Doktor, der jüngst im hiefigen Lager ankam, heißt Mohammed Barudi. Er

war ftüber Koch des Generals Gordon, Stone Pascha's, Raguf Pafchaß und deg Genetalg Hicksi. Mit Letzterem machte er dessen ich Schlacht mit, worauf er in die Gefangenschaft der Derwische fiel. Er sagt, daß die Emirs Njumi Gehorsam heucheln, aber daß Viele hinter feinem Rücken sagen, dag sie bei erfter Gelegenheit deser siren würden. Einige Inder hefinden sich bei den Derwischen, welche als Doktoren fung iren, sowie ein Bokharaner. Hente Morgen entspann sich ein Scharmützel jwischen einer Kavallerie⸗ Patrouille und dem Feinde, unweit des Derwischlagers, in welchem vier Derwische getödtet wurden.

Seitungõstimmen.

Die revolutionären Kundgebungen, des inter⸗ nationalen Sozialisten⸗Kongresses in Paris bilden in der Presse noch immer einen hervorragenden Gegenstand der Erörterung. So schreibt die Kölnische Zeitung“:

„Von allen Kundgebungen, des internationalen Soialisten - Kongresses in Paris, der seine e . kürzlich geschlossen hat, ver⸗ dient besondere Beachtung der Umstand, daß fast alle Redner die Kampfbereitschaft' der Sozialdemokraten für den entscheiden den Kugenblick versicherten und daß die Wiederbolung dieser phrasen⸗ haften Versicherung jedesmal stürmischen Beifall veranlaßte. Wenn⸗ gleich gegenwärtig nur Phrase, weifen uns diese Autzsprüche, welche durch die Dreistigkeit, mit der sie vorgetragen wurden, verblüffen, doch deutlich genug auf die letzten Ziele der Sozialdemokraten bin. Umfturz, Revolution, das ist es, was die Hrrn. Bebel und giebkneckt, ebenso wie die ausländischen Genossen, sinnen und vor⸗ bereiten, und zwar Umsturz nicht auf gesetzlichem Wege, sondern Ümsturz durch Gewalt. Was kätten sonst die Aeußerungen der Abgeordneten und der stürmische Beifall, den sie ernteren, bedeuten sollen! Der Schweizer Vertrauensmann erklärte: Wenn es dereinst zum Entscheidungskampfe kommen sollte, dann werden auch die Schweizer auf dem Platze sein. Der Vertreter für Ungarn äußerte: Die ungarische Bevölkerung wird im Momente der Entscheidung pfffen, wo sie zu stehen hat Der niederlãndische Abgeordnete betheuerte: „Die niederländischen Arbeiter werden am Tage der Entscheidung wie ihre internationalen Genofsen entweder siegen oder sterben. Der Vertrauensmann aus Rußland versicherte unter stürmischem Beifall: „Die Groß ndustrie gewinnt in Rußland immer mehr an Boden; dadurch wird das Proletariat zusammengedrängt und dieser Umstand wird zur sozialen Revolution führen? Der italienische und der schwedische Abgesandte erklärten ebenfalls, daß in den von ibnen ver, trefenen Ländern die Sozialdemokratie im entscheidenden Moment kampfbereit sein werde. Wer diese Sprache der angeblichen Ver- treter der Arbeiter hört, wird nicht im Zweifel sein, daß Staat und Gefellschaft die Verpflichtung haben, jenen entscheidenden Augen⸗ blick mit allen Mitteln abzuwenden und auf diese Ankündigungen mit den geeigneten Gegenmaßregeln zu antworten. Mit Recht be⸗ merkt die Konservative Correspondenz“, daß, wer bei solchen Off en⸗ barungen der internationalen Sozialdemolratie sich gleichmüthig stellt und dem Staate und der bestehenden Gesellschaftsordnung zu dem Kampfe, der ein Kampf um die Existenz sein würde, die nothwendigen Waffen verweigert, eine schwere Verantwortlichteit auf sich nimmt. die er früher oder später wird büßen müssen.“

Dasselbe Blatt theilt an anderer Stelle mit, daß der sozialdemokratische Reichstage⸗ Abgeordnete von Vollmar in einer Unterredung mit einem Pariser Zeitungeschreiber eingestanden hahe, daß das Sozialistengesetz seine . schwer geschädigt habe. Weiter schreibt die „Kölnische Zeitung“:

„Als Beweis für die Trefflichkeit der Partei⸗Organisation führte (in jener Unterredung) Hr. von Voll mar die Kosten an, welche den deutschen Sozialdemokraten die Reise nach Paris verursache: „Unsere S7 Vertreter kosten uns je 30s Fr., das sind mehr als 24 00 Fr. Ueberdies konnten wir für die Verunglückten in St. Etienne 1000 Fr. beifteuern und mußten unsern Beitrag zu den laufenden Ausgaben, die der Kongreß verursachte, entrichten.“

Die „Konservative Correspondenz“ lenkt die Auf⸗ merksamkeit auf eine Aeußerung, welche der Bergarbeiter Dielmann aus Dortmund auf dem Marxistenkongreß ge⸗ macht hat: . 4 2

„Mekmann, der über die Vorgänge im rhbeinisch⸗westfälischen Kohlenrevier berichtete, ließ sich wie folgt aus: Die deutschen Berg arbeiter beabsichtigen, sich jetzt fest und, eigentlich selbstverständlich, unter strenger Innehaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu organi⸗ sfiren. Sollte dies verboten werden, dann stehe er allerdings nicht dafür, daß heftige Unruhen zum Ausbruch kommen. Die deutschen Bergarbeiter werden sehr bald einsehen, daß ihnen nur ge⸗ holfen werden kann, wenn sie ihr Schicksal jelbst in die Hand nebmen, S. h. sich der fozialdemokratischen Bewegung anschließen. Daß die Sosialdemokraten fich bereit alle Mühe gegeben baben, um die Berg= seute zu sich binaberzuziehen, ist bekannt, ebenso, daß sie, wie ja durch das Auftreten des Bergarbeiters in Paris erwiesen wird, in dieser Richtung Erfolg gehabt baben. Wir boffen zwar, daß auch in der * die große Mehrzahl der Bergleute im rheinisch⸗ westfälischen Bezirk den Lockungen der fozialdemokratischen Agitation nicht folgen werden; immerhin ist aber Vorsicht und Wachsamkeit am Platze.

Auch die „Germania“ beschäftigt sich mit den beiden en ffn, dem der internationalen Marxisten und dem der gemaäßigteren Possibilisten, indem sie schreibt:

Die „National ⸗Zeitung' bat nicht Unrecht, wenn sie bemerkt, daß sich die Parsser Verbandlungen in den alten, ansge⸗ fabrenen' Geleisen bewegt und keine neuen Gedanken zu Tage gefördert hätten. Das ceterum censeo fast aller Redner war: wirkliche Hülfe für die Arbester werde erst die seziale Re volution bringen, auf welche allseitig hinzuwirken sei. Auch das ist nichts Neues, denn das Programm der auf Marxistischem Boden stehenden sozialdemokratischen Parteien unterscheidet schon zwischen Forderungen, die an die gegenwärtige, und solchen, die an die künftige Gesellfchaft zu ftellen seien. Der revolutionäre Grundton der Pariser Verhandlungen hat daher nichts Ueberraschendez; vor aussichtlich werden aber bei den nächsten Sonialistengesetz · Vierhand⸗ lungen die Parifer Vorgänge eine große Rolle spielen. .

Was übrigeng von vornherein ju erwarten war, daß nämlich der Marffften. Kor greß ein Weltkongreß, der Possibiltften. Rongreß, aber nur ein Rumpfktongreß fein würde, bat sich vollauf bewahrheitet. Der letztere Kongreß war zuletzt, nachdem immer mehr fremde Delegirie, darunter auch hervorragende englische, zu den Marxisten sbergegatigen waren, nur noch ein französisch englischer Gewerkschafts. kongreß, auf dem sich die Delegirten der englischen sozialdemokratischen 6 . des im a re n e fer schwimmenden Theils

er Trades Unions gegenseitig verbrüderten

Wir registriren schließlich noch das Geständniß des Abg. Bebel, daß die bürgerliche Gefeilshaft zwar krank und verurtheilt sei, aber doch für den Augenblick noch eine ziemlich feste Kontitution habe. und daß andererseits die Macht der Arbeiter noch nicht groß genug fei, einen Umfchwung zu bewirten. Unfere Gesellschaft, ist allerdings krank, vielleicht fogar sehr krank, aber noch ift. es Zeit, durch eine friedliche Sozialreform die Krisis zu überwinden.

Ueber den „Drang in die Städte“ schreibt die

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Böhmert che „So zial⸗Eorrespon denz“: .

Der Drang . den Städten ist kein gutes Zeichen der Zeit. Cs if dem Voltewohl nicht zuträglich, wenn die ländsiche Bevölkerung sich mindert, die stadtische sich in auffallender Weise mebrt. Denn j⸗ mehr. das beharrende Clement im Voll abnimmt, desto wahrschelnlicher werden die gewaltsamen Störungen ruhiger Entwickelung. Das Kaxital könnte manches thun, um 2 Zug nach den größeren Staͤhten zum Still fiand u I bringen.,“ zrgpitallflẽn müßten darauf ausgehen, quch auf dem Platten Lande Fabriten zu gründen. Sie könnten das um so eher, als die Arbeligkraͤfte hier noch billiger sind und an vielen

Orten auch die sonftigen Bedingungen zum Gedeihen einer derartigen Rnternebmung vollauf gegeben scheinen. Unsere angelsãchsischen Vettern haben fich von jeher viel mehr Mühe gegeben, in Dörfern und kleinen Städten großaitige Industrien ju schaffen. ja. sie, gründen, eigene Fabrikftãdichen, die, wie Saltaire in Enaland, Beßbrool in Irland, Pussmann City und Dalgeville in den Vereinigten Staaten, geradenn mufsterhaft eingerichtet sind und mehr Vorbedingungen für ein edles, emeinnätziges, glücklickes Leben und Streben bieten, als die größten 8, Natürlich müßten in erster Linie die Landwirthe selbst auf Mittel finnen, durch welche sie ihre Tagelöhner an sich fesseln können. Denn gerade sie leiden unter diesem Zustande am emwpfind lichsten. Sie zahlen höhere Arbeitslöbne und haben doch in der drängendsten Zeit keine Arbeiter. Sie geben ihrem Gesinde nach und überfehen Vieles, was sie sonst rügen müßten, und erleben es doch in jedem Jahr wenigstens einmal, daß ein Arbeiter den Dienst kün⸗ digt und fein Fortkommen in der städtischen Fabrik sucht. Unsere heutigen Landwirthe find nicht mehr die Herren, das Selbstgefühl ihrer Arbeiter ist nicht geringer als ihr eigenes.

Furcht ver dem Herrn kennt der heutige Arbeiter nicht mehr. Defto wichtiger ists auch fuͤr den ländlichen Arbeitgeber, daß er sich die Liebe seines Arbeitnehmer erwerbe. Der Landwirth muß es so einzurichten sfuchen, daß seine Tagelöhner auch im Winter bei ihm Be⸗ schäftigung finden. Verbefferongen an Grund und Boden seines Gutes und Vorarbeiten für das Frübjabr müssen auch in der härtesten Jahreszeit dem Tagelöhner täglichen Verdienst geben. Es ist nöthig, daß dieser Verdienst jedesmal nach Ablauf einer gewis en Zeit wachse. wie es ja auch in der Fabrik üblich ist. Durch Zulagen zum Tagelobn für die Arbeiter, welche schon längere Zeit im nämlichen Dienste stehen, sichert sich der Landwirth einen guten Arbeiterstamm, der auf die Neulinge ein wachsames Auge bat und fie zur Thätigkeit spoͤrnt. Auch sonst vermag der Land. wirth Vergünfligungen zu gewähren, die sein Konkurrent auf dem Arbeitsmarkt, der Fabrikherr, nicht bieten kann, Gewährt er sie wirklich und sorgt daneben auch die Regierung dafür, daß nicht zu sehr centralisirt, alfo nicht alles Wohlthätige und angenehme an einigen wenigen großen Plätzen vereinigt werde, so werden sich die Fluthen, die jetzt nach den Städten strömen, bald stauen Die Arbeiter werden bald einsehen, daß ein Mensch auch auf dem Lande sein täg⸗ liches Brot erwerben und glücklich sein kann.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Betriebsergebnisse der deutschen Rübenzucker⸗ fabriken in der Campagne 1888.89. (D. volksw. Corr.)

Seitens des Kaiserlichen Statistischen Amtes sind die Betriebs ergebniffe der Rübenzuckerfabriken in der Zeit vom 1. Auqust 1888 bis 39. April 1889 veröffentlicht worden. Da man annehmen kann, daß mit letzterem Zeitpunkte die Campagne als beendet angesehen werden darf, scheint es vielleicht angebracht. kurz auf die Resultate derselben einzugehen, . ;

Vom 1. Auguft 1888 bis 309. April 1889 wurden in den Rüben ˖ zucerfabriken 7 856 502 900 Kg Rüben, 932 532 300 kg mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres verarbeitet und an Robʒucker S651 278 805 Kg erstes und zweites Produkt, 4 525 606 kg Nach⸗ produkte vom dritten Produkt (gegen Sl8 691 800 bezw 32623 600 Rg im Borjahre) gewonnen; an raffinirtem und, Konsumzucker wurden von den Fabriken überhaupt 456 101 009 kg (gegen 411 699 300 Kg im Vorjahre) erzeugt. Es ergiebt sich also eine erhebliche Zungbme der n. und' diefe erscheint um so erfreulicher, als auch in ihren

abrikaktiven und finanziellen Ergebnissen die Campagne, wie aus den Kreisen der Zuckerfabrilanten der Provinz Sachsen verlautet, seidlich befriedigt hat. Die Zuckerpreise sind zwar seit Beginn der Campagne von 17 4 pro Gentner 886 Rendement auf 16, 6 ge⸗ fallen, aber dann bis Schluß wieder auf 17.50 ½ gestiegen. Die nach dieser 36 in Folge der sich plötzlich ergebenden Mindererträge ein- zelner Kolonien wie der Überhaupt geringen Vorrãthe der ganzen Welt wegen eingetretene Preissteigerung, die jetzt den Charakter der wildesten Spekulation angenommen hat, ist nur wenigen Fabriken

noch zu statten gekommen, da die meisten ihr Lager bereits gerãumt

atten.

Nicht befriedigt hat die Campagne 1888 879 sür die deutsche Landwirthschaft. Bie Anbaufläche der Zuckerrübe bat sich im ver; gangenen Jahre nicht unwesentlich gesteigert. Der . aber ist ein relatiꝰ geringer gewesen. Einmal verzögerte sich d. s späten Be⸗ ginnens des Frühjahrs wegen die Aussaat um mehrere Wochen, und dem entsprechend auch die Ernte; binzu kam noch, daß ein Theil letzterer durch starke Fröste im November überrascht und zu Fol ge dessen auf dem Felde wie in den. Mieten schwere Zeschäͤ⸗ digungen herbeigeführt wurden. Obgleich nun die Ruben preise ein Geringes höher waren als im Vorjahre, konnte doch kein Ausgleich erziekt werden, da weit weniger Rüben als sonst in gutem verarbeitungsfähigen Zustande an die Fabriken geliefert wurden. Die erfrorenen Rüben beteiteten nun auch den Fabriken empfindliche Störungen und Schwierigkeiten; die Verarbeitung sank, wie der Zweigverein der Fabrikanten für An ait berichtet, bis auf die Hälfte herab und mußte schließlich ganz eingestellt werden, da diese Rüben fich nach und nach unter Milchsäuregährung und Invertzucker⸗ bildung vollständig zersetzten und die daraus gewonnenen Säfte sich nicht aufarbeiten ließen. Theilweise zog man vor, die Rüben gar⸗ nicht zu verarbeiten, sondern zu verfüttern; und als man sah, daß sie 3 e gn m des Viehes nachtheilig wurden, ließ man wieder avon ab. ;

Verbot des ‚Trucksystems' in den Niederlanden.

Das Trucksvstem, d. H. die Ausbeutung der Arbeiter Seitens der Arbellgeber durch Naturallõhne, Vorschußwirthschaft 2c, unterliegt in Deutschland gesetzlichen Verboten. Nunmehr wird auch in den Nieder ˖ landen ein das Trucksystem verbietender Gesetzentwurf der Volks · vertretung vorgelegt. Der Inhalt desselben ist nach der Köl⸗ nifchen Zeitung“ folgender: Den Arbeitern darf der Lohn nur in gutem niederländischen Gelde ausbezablt werden, und zwar muß dies wöchentlich gescheben, wenn der Lohn niedriger als 18 Gulden für die Woche ist. Der Lohn darf nicht ausgezahlt werden in Gebäuden, in welchen Schnaps verkauft oder ein Ladengelchäft be⸗ trieben wird. Kein Arbeiter kann gegen seinen Willen gezwungen werden, zu irgend eirem Geldbeftande beizusteuern, und der Arbeit · geber darf nur in einzelnen Fällen einen Theil des verdienten kobnes zurückbehalten; diese Fälle sind durch das Gesetz festgestellt. Keinesfalls darf der zurückgebaltene Theil des Lebnes mehr als ein Fünftel des ganzen Wochenlohnes betragen. Natürlich können diese Bestimmungen abgeändert werden, falls der Arbeiter aus freien Stücken eine gefetzliche Uebereinkunft in dieser Hinsicht mit bem Arbeitgeber abgeschloffen hat. Dem Entwurf des Gesetzes ist ein ausführlicher Bericht beigefügt, in welchem die Regierung erklärt, . der Entwurf beabfichtigt, den aͤrgerlichften Mißbräuchen, welche befonders an der Grenze und in den Torfgräbereien vorherrschen, ein Ziel zu setzen. Der Entwurf fußt auf den Ergebnissen einer von den Vorftänden der Gemeinden geführten Untersuchung, sowie auf dem Gutachten der Gouverneure der Provinzen und der Handelskammern.

ftunst und Wissenschaft.

Einer hier eingetroffenen Privatmel dung zufolge ist Dr. * t graff im besten Wohlfein zu Ibi am Mittellaufe des Benueflusses eingetroffen. Wenn diefe Nachricht sich bestätigt, so würde Dr, Zint-⸗ raff einen wefentlichen Theil seiner Aufgabe, das bisher völlig un⸗ ekannte Hinterland des Kamerungebietes bis nach Akamaug auf⸗ zufchließen, mit glücklichem Erfolge gelöst haben. Pr Zintgraff hatte am i8. Dezember v. J. die deutsche Stetion am Eleybantensee ver- ie , ,, . ö. . feiner jetzigen Ankunft in Ibi keine achrichten über ihn eingetroffen. München, 24. 6. (W. T. B.) Der ordentliche Professor

der ssaatswirthschafilichen Fakultãt der biesigen Universttät, Dr. Carl

Gayer, ist zum Rector magnificus für das Studienjahr 1889 90 gewählt worden. . ; München. Die Gemäldegalerie des Grafen Schack, welcher, den. Meckl. Nachr. zufolge, München verlassen hat, bleibt einstweilen den Fremden und dem Münchener Publikum zugänglich. Bayreuth, 23. Juli. (N. Allg. Ztg.) Die Generalversamm⸗· lung des Allgemeinen Richard Wagner Vereins konstatirte, daß die Mitgliederschaft seit vorigem Jabre von 60090 auf mehr als gefliegen ist. Die Einnahmen und Ausgaben bilaneiren mit 47 577 Die Vorftandschaft und der Vorort wurden wiedergewählt. Festspiele finden im nächsten Jahre voraussichtlich nicht stast. An 9 ö und an den Kaiser wurden Huldigungstelegramme gesandt.

Wörth a. d. S, 22. Juli. Die „Straßb, Post“ berichtet: Hier herrscht eine große Emsigkeit: alles ohne Ausnahme ist thätig. um den künftigen 6. August. den Tag, an welchem das bayerische Landesdenkmal hier enthüllt wird, zu einem möglichst festlichen zu gestalten. Von den Prinzen des bayerischen Hauses wird voraus sichklich Prinz Leopold sich an der Feier betheiligen.

Aus Madrid, 19. 8. M., wird der „Fr. Ztg. geschrieben: Be⸗ kanntlich fand Kaiser Karl V., als er sich bald nach seiner Verhei⸗ rathung mit der Infantin Isabel von n,. im Jahre 1526 einige Zeit in Granada aufhielt, so viel efallen an der Hauptftadt des maurischen Andalusiens, daß er beschloß, sich in den Gärten der Alhambra eine Sommer⸗Residenz zu schaffen. Der Feenpalaft der Araber war aber nicht nach dem Geschmack des Fürsten, er war dem Nordländer zu luftig, die Zimmer zu tlein, das Ganze nicht massig, nicht imponirend genug und so ließ er denn einen Tbeil der alten Alhambra, den Winterpalast des Maurenschlosses niederreißen und an dessen Stelle einen Bau aus rotbem Sandstein aufführen, Fertig wurde dieser Palast Karls V. nie; der Kaiser kehrte nicht, wenigstens nicht für längere Zeit nach Granada zurück und sein Sohn Philipp hatte andere Neigungen und verfolgte seine eigenen Pläne Seither stehen die mächtigen Mauern des Kaiser schloffes, welches um einen großen, kreisrunden, von Säulen hallen umgebenen Hof herumgebaut ist, verödet da und drohen in sich zusammenzufallen. Dem vorzubeugen und um einem Be⸗ dürfniß abzuhelfen, welches sich in Granada längst fühlbar machte, hat die Königin auf den Vortrag des Ministers des Inneren, Grafen Tiquena hin, in diesen Tagen befohlen, einen Theil des Palastes der Provinz und der Stadt Granada, Behufs Unter. bringung des dortigen, sebr reichhaltigen, archäologijchen Museum s und der noch reichhaltigeren Sammlungen aus dem Gebiet der schönen Künste, unter der Bedingung zu überlassen, daß das Gebäude über dacht und restaurirt werden muͤsse, an seinen Grundmauern und seiner Fagade aber keine Aenderung vorgenommen werden dürfe.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Eröffnung der kleinen Jagd. Für den Regierungé bezirk Potsdam wird als Tag der Eröffnung der diesjährigen Jagd auf Rebhühner und Wachteln . Sonnabend, der 24. August, auf Hasen, Auer⸗, Birk⸗ und Fasanenbennen, sowie Haselwild ö Sonnabend, der 141 September festgesetzt. Potsdam, den 18. Juli 1889. Der Bezirks-⸗Ausschuß zu Potsdam. Gedi ke.

Pest, 24. Juli. (W. T. B) Nach dem Saatenstands⸗ bericht für die Zeit vom 16. bis zum 22. d. M. ist die Weizenernte eine ichwache Mitielernte, die Qualität im Allgemeinen unter Mittel, die Roggenernte gleichfalls schwach, mittelmäßig, die Gerste unter Mittel, sowohl qualitativ wie quantitativ nicht den gehegten Erwar⸗ tungen entsprechend. Der Schnitt des Hafers ist noch nicht beendet, derselbe verspricht eine schwache Mittelernte.

Gewerbe und Handel.

Von Saling's Börsenpapieren, (Haude⸗ und Spener'sche Buchhandlung F. Weidling! in Berlin) liegt der zweite (finanzielle) Theil in dreizehnter Auflage, wie schen seit einer Reibe von Jahren unter dem besonderen Titel Saling's Börsen⸗ Jahrbuch‘ vor. Die diesmglige für 1889 / 99 bestimmte Ausgabe sst wieder von dem bewährten Statistiker W. L. Herts!l et bearbeitet, womit zugleich die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit der Arbeit ge⸗ währleister ist. Der „Saling“ erfreut sich seit Jahren in den Kreisen der Bankiers und Kapitalisten eines so guten Rufes wegen der Reichhaltigkeit und Zuverlässigkeit seiner Angaben, daß eine besondere Empfehlung desselben überflüssig erscheint. Es ist nur zu bemerken, daß die Anordnung des Stoffes den Vorjahren gegenüber nicht ver ändert wurde, daß aber der Umfang des Werkes, welches sich durchaus als Originalarbeit darstellt, durch die Besprechung der neugeschaffenen Werthpapiere und der Anführung der Konvertirungen zugenommen hat. Der Verfasser tbeilt in der Vorrede mit, daß fast sämmtliche Artikel an die Gesellschaften, auf welche sie sich beziehen, zur Richtig. stellung eingesandt wurden und daß auch im Herbst dieses Jahres ein Ergänzungsheft erscheint, welches notbwendig gewordene Zusätze und die inzwischen eingetretenen Veränderungen enthält und auch neu an den Markt gekommene Papiere bespricht. Durch dieses Ergänzungs⸗ heft, sowie dadurch, daß die für weitere Kreise wichtigen Papiere auch der Frankfurter Börse berücksichtigt sind, gewinnt „Saling's Börsen⸗ jahrbuch' vor anderen ähnlichen Nachschlagewerken einen bedeutenden Vorzug. ;

Ueber die Lage des niederrheinischen Seiden⸗ Gewerbes wird der Köln. Volkeztg, geschrieben; Die Nachfrage nach Rob seide von Seiten der Fabriken war sehr schwach, da letztere fortfuhren, nur für den strengsten Tagesbedarf zu kaufen, und fur das Zustandekommen von Lieferungsgeschäften waren die Forderpreise der Spinner ein entschiedenes Hinderniß. Die Rube, welche der Monat Juli nach alter Erfahrung stets für den Robfeidenhandel bringt, hat aber bis jetzt nicht die geringste Schwäche in der Haltung der Eigner hervorgerufen; im Gegentheil ist ein zwar langfames, aber sicheres Steigen der Preise das Merkmal der letzten Wochen gewesen. Der Verkehr im Stoffgeschäft ist, iwas den augenblicklichen Bedarf anbetrifft, geringer geworden, ist indessen bei den geringen Vorräthen, welche im Zwischenhandel bestehen, immer noch lebhafter, als sonst um diese Zelt des Jahres. Dagegen sind Nachbestellungen auf Artikel für den Herbst im Großen und Ganzen feltener geworden; in den Färbereien macht sich dies schon

empfindlich fühlbar. (W. T. B.) An der Küste ? Weizen⸗

London, 24. Juli. la dungen angeboten ;

Mailand., 25. Juli. (B. T. B Die Einnahmen des Ita= lienischen Mittelmeer ⸗Eisenbahnnetzes während der zweiten Dekade des Monats Juli 1889 betrugen nach provisorischer Er⸗ mittelung: im Personenverkehr 1333133 Lire, im Güterverkehr 1947 756 Lire, zusammen 3 286 883 Lire gegen 3186 733 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, mithin mehr 100 150 Lire.

Verkehrs Anstalten.

Hamburg, 24. Juli. (W. T. B.). Der Post dam pfer Bavaria“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ift, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetreffen.

London, A. Juli. (W. T. B.). Der Union⸗Damv fer Tartar“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Cast le- Dampfer . Norbam: Castle! hat heute aul der Ausreise Madeira passirt und der Castle Dampfer Methven

Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen.