1889 / 180 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

In der Ersten Beilage des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ befinden sich! A. Zusammenstellung der Resultate der von den General ⸗Kommissionen im re 1888 aus⸗ geführten Kegulirungen, Ablösungen und Gemein⸗ heitstheilun gen, mit Hinzurechnung der Resultate aus den Vorjahren bis Ende 1887, B. Jusammenstellung der bei den General-Kommissionen im Jahre 1888 anhängig gewesenen Geschäfte und C. Zusammenstellung der von den General-Kommissionen im Jahre 1888 ausgeführten Zusammenlegungs-Sachen.

Magdeburg, 31. Juli. Ueber die re e e e gg der Gebeine des auf dem alten Begräbnißplatz hierselb beerdigten ehemaligen französischen Generals und Ministers des Innern Carnot meldet der, Magdeburger Anzeiger“: Mit der Ausgrabung der Gebeine Carnot's wurde heute früh um 5 Uhr begonnen. Zu dieser Stunde hatten sich die Delegirten der französischen Regierung, die Herren de Lacroix und Silvestre, der Ober⸗Präsidial⸗Rath von Arnstedt an Stelle des abwesenden Ober⸗Präsidenten als Vertreter der deutschen Re⸗ gierung, der Ober-Bürgermeister Bötticher mit mehreren Stadträthen, Stadtverordneten, einige Aerzte, Vertreter der deutschen und franzöfischen Presse, insgesammt etwa 40 Per⸗ sonen, eingefunden. Polizeikommissare, Schutzleute, sowie eine Abtheilung Soldaten führten in und um den Kirchhof die Aufsicht. Bevor die Ausgrabung begann, richtete Hr. de Lacroix an den Ober⸗Bürgermeister Bötticher in franzoͤsi⸗ scher Sprache das Ersuchen, den Beweis zu führen, daß das in Rede stehende Grab wirklich die Gebeine Carnot's ent⸗ halte, was von diesem beiaht und mit der Verlesung nach— folgender Urkunde belegt wurde:

. Magdeburg, den 10. Oltober 1832.

Auf Befehl Königl. wohllöblicher Polizeibehörde sollte der Leichnam des am 2 August 1823 hierselbst verstorbenen und im Todtengewölbe der St. Johanniskirche beigesetzten vormaligen fran zösischen General⸗Lieutenants und Ministers des Innern

Lazare Nicolas Marguerite Carnot

beerdigt werden. Hierzu war der heutige Abend bestimmt und ver— fügte sich der Unterzeichnete in Gemeinschaft des hierzu beauftragten Königl. Polizei⸗Kommissars Herrn Neumann, des Herrn Dr med. Dynnebier und des Kaufmanns Herrn Carl Gottlieb Lindstedt um Uhr Abends in das Johannis Todtengewölbe. Hier ward der Sarg, welcher die irdische Hülle des Verstorbenen barg, vorgebracht, der äußere, ein Holzsarg, geöffnet, in demselben ein Zinnsarg gefunden, auf welchem eine Zinnplatte lag, mit der Aufschrift:

Carnot, Lazare Nicolas Marguerite, Lieutenant général des Armèées frangaises Nèé a Nolay en Bourgogne, le 13. Mai 1753,

. mort a Magdeburg le 2. Aoũt 1823.

Diese Platte war aus ihren Stiften gegangen und ward von dem Todtengräber der St. Johannisgemeinde Rose abgenommen und im Gewölbe niedergelegt. Hierauf ward der Deckel des Zinnsarges ab⸗ genommen, während vorher das Gewölbe durchräuchert und durch

Abbrennen von Pulver von schädlichen Dünsten befreit worden. Es

batten sich inzwischen mehrere Personen eingefunden, unter ihnen der

Dr. med. Herr Michaelis und der Wundarzt Herr Groseh ꝛe.

Der Todtengräber Rose enthüllte das Gesicht des Verstorbenen von der den Körper umgebenden Masse und alle Anwesenden regognoseirten den Leichnam und das wirkliche Vorhandensein des selben im vorgebrachten Sarge.

Nach dieser Anerkennung ward der innere, sowie der denselben umschließende äußere Sarg sorgfältig zugemacht und auf den Leichen⸗ wagen gebracht, mit welchem er, dem Range des Verstorbenen gemäß, nach Erster Classe auf dem allgemeinen Friedhofe der Stadt Magqdg= urg vor dem Hohenpforten und Krökenthore belegen, im Quadrat * Oftseite dem Schooße der Erde übergeben und in ein mit Blumen geschmücktes Grab gelegt.

Gegenwärtiges Protokoll haben die oben genannten anwesend gewesenen Herren selbst durchgelesen und durch eigenhändige Unter— schrift vollzogen.

Neumann. D. Dynnebier. F. G. C. Lindstedt. Grosch. Dr. Michaelis.

G. w. o. Der Leichen ˖ Commissarius (L. S.) Lineke. Au rs zu aus dem Kirchenbuche der Et. Marienkirche . zu Magdeburg.

Der Generallieutenant der französischen Armee Lazare Vicolas Marguerite Graf von Carnot, katholischer Confession, Wittwer, ge— boren am 13. Mai 1753 zu Nolay in Bourgogne, ist gestorben am 2. August Abends 8 Uhr im Jahre 1823 an Ältersschwäche und be— erdigt am 5. August im neuen Gewoͤlbe der Jobanniskirche. Er wohnte Schulstraße 15. Seine Söhne sind: Sadi, damals 27 Jahr alt, Major vom Stabe (in französischen Diensten) und Lazare Hippolyte. damals 22 Jahr alt. Die Todesanzeige wurde dem damaligen hie⸗

sigen Pfarrer Deleker von dem jüngsten Sohne schriftlich zugestellt und zwar erst am 6. September 1823.

Nach Entfernung des schlichten, nur den Neamen „Carnot“ tragenden Leichensteins begannen die Ausgrabungsarbeiten, an denen sich im tn. bis zu einer Tiefe von ungefähr 4 Fuß, mehrere Arbeiter betheiligten, die von da ab aber ab⸗ wechselnd nur von einem derselben verrichtet wurden. Gegen 10 Uhr stieß man in einer Tiefe von 41a m endlich auf den äußeren, reich mit neusilbernen Beschlägen verzierten eichenen Sarg, dessen Holz bereits zum Theil morsch war und daher nur stückweis an die Oberfläche befördert werden konnte. Dagegen befand sich der in dem eichenen Sarg enthaltene Einsatz aus Kiefernholz, dessen innere Seiten mit starkem Zinnblech ausgeschlagen waren und welcher die Leiche enthielt, noch in gut erhaltenem Zustande. Nur der aus Zinn bestehende Deckel war durch Schäden an der Löthung eingefallen, sodaß nach Beseitigung des Erdreichs und vollstaͤndiger Freilegung des Kastens einzelne Theile der Leiche von oben sichtbar waren. Nachdem den Arbeitern größte Sorgfalt empfohlen, wurde nunmehr von einem derselben die Leiche in dem kiefernen Behälter heraus⸗ gehoben. Nach erfolgter Reinigung des erhaltenen Sarges wurde derselbe sodann von acht Personen nach der Kapelle getragen und neben derselben im Freien aufgestellt, wo derselbe bis nach erfolgter Neueinsargung verbleiben wird. Bis zur feierlichen Uebergabe wird die Leiche von zwei Ehrenposten militärisch bewacht sein. Bis morgen Mittag, 11 Uhr, muß die Neueinsargung bewerkstelligt sein, weil zu jener Zeit der Bruder und der Sohn des ae gen Präsidenten Carnot sowie der Seinepräfekt Poubelle hier eintreffen werden. Am 2. August, findet alsdann unter militärischen Ehren die Ueber⸗ führung der Leiche nach dem Bahnhof statt.

Kiel, 31. Juli. (W. T. B.) Die russische Hacht „Dershawa“ hat mit Sr. Königlichen . a 6 = 30 I. 3 rer W, ge, 8. 4 , , .

ecklenburg⸗Schwerin an Bord heute Nachmitta 5 Uhr die Reise nach Kronstadt 2 z ;

Sachsen. Dregden, 31. Juli. (Dr. J) Ihre König—

Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert find heute von Freiburg im Breisgau in der Villa zu Hosterwitz wieder eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 1. August. W. T. 9 Wie der „Staats⸗ iger für Württemberg“ berichtet, hat si Se. Majestät der Könlg auch in diesem Jahre einer Massage⸗ kur bei dem Dr. Röchling unterzogen. Der Erfolg ist sowohl für das Allgemeinbefinden als auch in Rücksicht auf die nee,, Beschwerden ein günstiger. Heute ist der König nach Beb enhausen abgereist.

Baden. Karlsruhe, 30. Juli. (Karlsr. Ztg.) Gestern Vormittag traf Se. Hoheit der Fürst von Hohenzollern aus Badenweiler, wo Höchstderselbe seit einiger Zeit bei seinem Bruder, Sr. Majestät dem König von Rumänien, sich aufhält, zum Besuch bei den Höchsten Herrschaften in Freiburg ein. Se. Hoheit verweilte etwa zwei Stunden bei Höchstdenselben und begab sich dann nach Umkirch zu Höchstseiner Mutter, Ihrer Königlichen dicht 1 Jo se fine.

1. August. (W. T. B.) Der günstige Zustand in dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Erb großherzogs besteht fort. Der Hustenauswurf ist in langsamer Abnahme. Die Ausgabe täglicher Bulletins ist eingestellt.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 31. Juli. Se. Königliche a der Großherzog und 6 Kaiserliche Hoheit die Großherzogin haben ihre zu gestern in Aus⸗ sicht genommene Reise nach St. Petersburg wegen des un⸗ günstigen Wetters verschoben und sind erst heute nach Kiel gereist, um von dort an Bord der Jacht, Derschawa“, welche Se. Majestät der Kaiser von Rußland zur Verfügung gestellt hat, sich nach St. Petersburg zu begeben. Die Ankunft in Kron⸗ stadt steht Sonnabend Nachmittag oder Sonntag Vormittag zu erwarten. Während der bevorstehenden Truppen⸗Uebungen wird Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, in seiner Eigenschaft als General⸗ 9 pecteur der J. Armee⸗Inspektion, an einzelnen Orten des roßherzogthums zu Besichtigungen erwartet. Nach den bisher getroffenen Dispositionen wird Höchstderselbe am 19. August in Parchim eintreffen, sich am 20. von da nach Rostock begeben und am 22. in Güstrow sein.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 31. Juli. (Th. C) Am Großherzoglichen Hofe in Wilhelmsthal wird heute der Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs gefeiert.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. Juli. (Wien. Ztg.) ö. Kaiserlich Königliche Hoheit die Kronprinzessin⸗ ittwe Stefanie ist heute nach Osten de abgereist. Die Erzherzogin ⸗-Tochter Elisabeth verbleibt vorläufig in ö . nburg und dürfte sich gegen Mitte August nach Ischl egeben.

Der Landtags⸗Abgeordnete Freiherr von Rapp⸗Heiden⸗ burg ist zum Landeshauptmann in der gefürsteten Grafschaft Tirol und der Landtags⸗Abg. Dr. Karl von Hepperger zu dessen Stellvertreter in der Leitung des Landtags ernannt

worden.

1. August. 6. B.) Der Minister des Innern hat die Auflösung des Schulvereins für Deu tsche wegen Ueberschreitung des statutenmäßigen Wirkungs⸗ kreises verfügt.

Herm annstadt, 1. August. (W. T. B.). Der Erz⸗ herzog Albrecht, welcher, auf einer Inspektionsreise in Siebenbürgen befindlich, vorgestern wegen Unwohlseins der Truppenparade nicht beiwohnen konnte, hat sich wieder erholt. Das Reiseprogramm desselben ist dahin abgeändert, daß die Reise nach Kronstadt unterbleibt und der Erzherzog am Sonn⸗ abend über Arad die Rückreise antritt.

Großbritannien und Irland. London, 31. Juli. [A. C.) Die Königin überreichte dem Schah von Persien bei seinem Abschiede in Osborne ihr Bildniß, in Brillanten gefaßt, und dem persischen Großvezier die Insignien des Bath⸗Ordens erster Klasse. 31. Juli. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute die Apanagenbill, deren Ablehnung der Deputirte Wallace beantragt haite, in zweiter Lesung ohne besondere Ab—⸗ stimmung genehmigt. Nach Annahme der schottischen Universitätsbill, in dritter Lesung wurde die Bill, betreffend die Zurückziehung leichter Gold— stücke aus dem Verkehr, in zweiter Lesung ge— nehmigt. Im Verlauf der Berathung erklärte der Kanzler der Schatzkammer, Goschen: es handele sich dabei um die Zurückziehung von 4296 000 ganzen Sovereigns und 157 000 halben Sovereigns aus der Regierungszeit früherer Herrscher. Gleichzeitig Mech derselbe die Hoffnung aus, im Hause im nächsten Jahre eine größere, die gesammte Frage der Goldmünzen behandelnde Vorlage einbringen zu können. 1 . (W. T. B) Bei dem , . Jahres⸗ banket im Mansion Hou se hielt Lord Salisbury eine Ansprache, in welcher er sich bezüglich der Unruhen auf Kreta dahin äußerte, daß dieselben ernste Besorgnisse nicht 3 Im Namen der englischen Regierung wünsche er kategorisch zu erklären, daß sie kein Ver⸗ langen trage, Kreta zu besitzen. In Betreff Egyp— tens ag Lord Salisbury: das gegenwärtige Auftreten der Derwische daselbst beweise, daß der Zeitpunkt zur Räumung ö noch nicht gekommen * England werde seine Verpflichtung erfüllen, Egypten nicht eher zu verlassen, als bis es im Stande sei, 6 allein Len seine inneren wie äußeren Feinde zu schützen. zen Gedanken, daß England mit Gleichmuth den Vor⸗ gängen in Ost-Europa zusehe oder Unternehmungen zulasse, ohne Einspruch zu . oder seinen entgegenstehenden Willen zu manifestiren, wies Lord Salisbury entschieden zurück. England könne seiner her— gebrachten Politik und seinen feierlichen Verpflichtungen, die es Europa gegenüber übernommen habe, nicht entsagen, ohne seinen Einfluß zu opfern. Der erste Gegenstand der eng— lischen Politik sei die Erhaltung des Friedens, aber ohne Opfer an Ehre. Lord Salisbury schloß mit der Erklä⸗ rung, daß die nenn, Rüstungen von heute eine wichtige Garantie des Friedens bilden. Der Krieg würde h ö fürchterlicher sein, daß die Nationen davor zurück⸗ recken.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. August.

lichen Hoheiten der Prin; Ge drg, Herzog zu Sachsen, die

weist mit anerkennenden Worten auf Lord Salisbury 's Rede in der Oberhausfitzung vom 29. v. M. hin und be⸗ merkt: Lord Salisbury habe der korrekten Haltung Rußlands in den Angelegenheiten der Balkan⸗Halbinsel Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es sei zu wünschen, daß die Worte Salisbury's dazu beitrügen, in gewissen politischen Kreisen, welche bis jetzt in diesem Punkte augenscheinlich gegen⸗ theiliger Anschauung gewesen seien, eine gerechtere Beurtheilung herbeizuführen. Die Rede scheine auch den Zweck gehabt zu haben, den pessimistischen Tendenzen, welche in der letzten Zeit geherrscht hatten, entgegenzutreten. Es wäre in dieser Be— kiehung zu wünschen, daß das gewollte Resultat auch erreicht werde.

Nach Meldungen aus Bu khara ist unter den Sarten eine große Sterblichkeit eingetreten. Offizielle Berichte besagen, es seien. Kinder ungerechnet, vom 14 bis zum 17. Juli d. J 702 Personen gestorben; die Einwohner hielten 6h n den Häusern eingeschlossen; es herrsche eine tropische

itz e.

Italien, Rom, 31. Juli. (W. T. B.) Laut Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Coni hätten die Ju stizbehör den die Freilassung des französischen Offiziers de Grandmaison angeordnet; derselbe würde über die Grenze gebracht werden.

Griechenland. Athen, 31. Juli. (R. B.) Die Ab⸗ reise der kreten sischen Kommission, welche sich nach Konstantinopel begeben sollte, um dort über die verlangten Konzessionen zu unterhsndeln, hat sich ver schoben, da bei der Wahl der Mitglieder Schwierigkeiten ein— getreten sind.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. Juli. (F) Die Kronprinzessin hat, wie bereits gemeldet, ihre Brunnen— und Badekur in Franzensbad beendet und sich in diesen Tagen zur Nachkür nach Reichenhall in Oberbayern be— geben. Wie „Post och Inr.⸗Tidn.“ meldet, ist nach einer ärztlichen Konsultation in Franzensbad zwischen dem Professor Bruzelius aus Stodholůn dem Geheimen 2 Kußmaul aus Heidelberg und dem Badearzt Rein der Kronprinzessin auf das Entschiedenste angerathen worden, den Winter in einem milderen Klima zu verleben, um einer Verschlimmerung des beschwerlichen chronischen Lungen katarrhs vorzubeugen, an welchem die Kronprinzessin seit vielen Jahren gelitten hat. Die Aerzte haben dabei als den yassendsten Kurort Meran empfohlen.

Dänemark. Kopenhagen, 1. August. 8 T. B) Der König von Griechenland und der Kronprinz von Dänemark sind heute Vormittag aus England hier eingetroffen.

Amerika. Am 14. Oktober d. J. soll, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, in Washington ein großer Kongreß sämmtlicher amerikanischen Staaten zusammen⸗ treten, dessen . auch in Europa ernste Beachtung ver⸗ dienen. Das Programm des Kongresses, dessen Einberufung von der Regierung der Vereinigten Staaten Nord⸗Amerikas aus⸗ geht, umfaßt die nachstehenden Punkte: Maßregeln zur Siche⸗ rung der gedeihlichen Entwickelung der amerikanischen Völker und Vorkehrungen zu wirksamem Widerstande gegen alle Seitens europäischer Staaten beabsichtigten Uebergriffe in amerikanischen Angelegenheiten; Einführung eines häufigen Dampsschiffverkehrs zwischen den Häfen aller verbündeten

Staaten; Vereinheitlichung der in den verschiedenen Staaten bestehenden Zollvorschriften und Feststellung einer gemeinsamen Zollgrenze; Einführung eines internatio⸗

nalen Gewichtes und Maßes und Vereinbarung inter⸗ nationaler Maßregeln für den Schutz der Person und des Eigenthums, sowie bezüglich des Fabrikmarkenschutzes; Einfüh⸗ rung einer gemeinsamen Geldmünze; Einsetzung eines Schiedä—⸗ gerichts für alle zwischen ameritanischen Staaten entstehenden Streitigkeiten; Erweiterung und Vervielfachung der Beziehungen zwischen den an diesen Vereinbarungen theilnehmenden Ländern. Prüft man das wahre Wesen dieses Programms, so stellt sich als , des bevorstehenden Kongresses die Herstellung eines wirthschaftlichen Staatenbundes dar. Den bis— her vorliegenden Anzeichen nach zu schließen, beabsichtigt die Mehrzahl der romanischen Völker Amerikas an dem Kongresse theilzunehmen.

Afrika. Egyp ten. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Tos ki, vom 30. d. M, hat Lieutenant Da—⸗ guilar mit einer Abtheilung egyptischer Kavallerie, einer Compagnie egyptischer Infanterie und einer Maulthier⸗ Batterie einen Trupp von Derwischen bei Anabi an⸗ f und in die Flucht geschlagen. Der Verlust der Der— wische beläuft sich auf 10 Todte und 80 Gefangene. Von den . sind 3 Mann getödtet, 2 eingeborene Offiziere und 6 Mann verwundet.

Seitungõftimmen.

Der Besuch Sr. Majestät des Kaisers und Königs in England giebt der „Danziger Allgemeinen Zei— tung“ Anlaß zu folgenden Betrachtungen:

Kaum von seiner Nordlandsfahrt zurückgekehrt, tritt unser Kaiser nach kurzer Rast in Wilhelmshaven, die uͤberwiegend den Staats geschäften gewidmet war, die Fahrt nach England an. Gleichwie im vorigen Jahre den nördlichen Höfen und denen von Wien und Rom will der Kaiser nun auch dem Königlichen Hofe von Großbritannien seinen Besuch abstatten. Das Gebot. fürstlicher Höflichkeit, welchem der Kaiser damit genügt, wird in England wohl gewürdigt: es ist das erste Mal, daß ein Deutscher Kaiser den Boden Groß britanniens betritt, zugleich aber auch das erste Mal. daß eine fremde, zumal eine deutsche Flotte in solcher Stärke vor Osborne erscheint, wie die beiden Geschwader, welche Kaiser Wilhelm dem Zweiten das Geleit über das Meer geben. Seitens der engliscken Regierung ist alles aufgeboten worden, um den mäch⸗ tigen Herrscher, welchen die Nordseewogen hinüber an das britische Gestade tragen, würdig zu empfangen, namentlich ist bei Portsmouth eine so große Flotte versammelt worden, wie England ste noch nie unter seiner Flagge vereint 3. und für deren Besatzung die vor. handenen Kräfte kaum ausreichen. Nicht an Zahl, aber an Qualität vollkommen ebenbürtig schließen sich an die langen Reihen der eng= lischen Geschwader die zwölf deutschen Schiffe an, und es ist nicht obne Bedeutung, daß der erste Deutsche Kaiser, welcher seinen Fuß auf britische Erde sezt, in der Uniform des Admirals an der Spitze eines solchen Geleits erscheint Als unser Kaiser vor jwei Jabren, damals noch Prinz Wilbelm, sich zum Jubiläum der Königin Victoria nach Großbritannien begab,

(W. T. B.) Das „Journal de St. Péiersbourg“

legte er die Reise mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, in einem Torpedo ˖Divisionsboot an der Spitze einer kleinen Schaar von

Zorvedoschiffchen in beschleuni

ter Fahrt M. Nordsee zurück. Ginzelne Schiffe der deutschen gien auch ere Geschwader haben schon oft in den leßten zwanzig Jahren die englischen Häfen besucht, eber die Ueberraichung der Englaͤnder über das kühne Unternehmen res Prinzen Wilbelm war keine geringe, zumal nach dem offenen Ge⸗= standniß britischer Seeleute die englische Marine damals wenig⸗ liens zu einer solchen Leistung nicht befäbigt war. Umsomehr wird bas jetzige Erscheinen des Deutschen Kaisers rie Engländer dargn erinnern, daß Deutschland auf dem Meere wie in den fremden Welt theilen ihr Nachbar geworden ift. . ö.

In seiner insularen Abgeschlofsenbeit nach den bisherigen Er= fabrungen für einen Feind kaum erreichbar, liegen die verwundbaren Funkte Großbritanniens in seinem über die ganze Erde zerstreuten Lolonialbesiß. Deutschland, indem es aus wirihschaftlichen, soʒiglen und volitischen Gründen sich entschloß, in anderen Theilen der Erde seine Flagge aufzupflanzen, will damit nicht die Zahl seiner Gegner vermehren, ebensowenig kann England wünschen, daß Deutschlands berechtigtes, wenn auch erst so spät geltend gemachtes Bestreben, sich smnen Antheil am Kolonialbesitz zu sichern, es in die Reihen der Gegner Gngland8s sühre. Beide Nafionen sin; im Gegentheil darquf an. gewiesen, sich in der Kulturarbeit fremder Welttheile gemeinsam zu ördern und zu bethätigen, und je höher entwickelt das englische Folonialwesen ist, um so weniger hat es ein Interesse daran, die mühsamen Anfänge Deutschlands zu erschweren. Je freundlicher und freundnachbarlicher England sich zu den deutschen Bestrebungen siellt, um so lebbaftere Sympathien, um so aufrichtigere Erkenntlichkeit wird es damit im deutschen Volk wecken und so die Bande der Intereffen verstärken, durch welche England und. Deutschland in ZJuropa fo vielfach aufeinander, und namentlich England auf Deuisch land, angewiesen sind. .

Der Befuch Kaiser Wilhelm's bat nicht den Zweck, die Tra⸗ ditionen von Bellealliance zu erneuern, er ist wie gesagt ein Gebot fürstlicker Höflichkeit. Aber wenn der Eindruck dieses Besuchs imd der Änblick der deutschen Seemacht den Engländern nahelegt, Deutschland gegenüber überall ein freundschaftliches Einvernehmen zu betätigen, fo würde ein solches Ergebniß gewiß beifälligst im deutschen Volk begrüßt werden, welches seinem in Erfüllung seiner pflichten unermüdlichen Kaiser von Herzen: Meeresstille und glück⸗ liche Fahrt! zuruft.

In einem Artikel des Londoner, Standard“ zur Be— grüßung Sr. Majestät des Kaisers heißt es:

„Der Deutsche Kaiser verläßt heute Wilhelmshaven an Bord der Faisersichen Jacht Hohenzollern und begiebt sich direkt nach Spit- bead, wo Allerhöchstderselbe bei seiner Ankunft mit Königlichen Ehren bon der mächtigsten Flotte begrüßt werden wird, die je gebildet worden itt. Des Kaifers erfter Besuch in England seit seiner Thronbesteigung sst ein Ereigniß, deffen Bedeutung in keiner Weise dadurch gemindert wird, daß es nicht von glänzenden Kundgebungen begleitet sein wird. Der Kaiser kommt, um in erster Linie der Königin einen Besuch zu machen und dann, um mit eigenen Augen sich von der Bedeutung und Leistungefähigkeit der Armee und Marine Englands zu über— zeugen und diefe seinem eigenen Urtheile gemäß zu würdigen. Von ker Königin und den Mitgliedern der Königlichen Familie wird der Kaiser auf das Herzlichste bewillkommnet werden, wie ja auch der Thronerbe ihn zuerst in den britischen Gewässern begrüßen wird. Wir glauben, daß Kaiser Wilhelm, obgleich, durchaus praktisch und entschloffen, doch etwas von jener Eindrucksfähigkeit be⸗ sißt, die der Jugend nur selten fehlt, und was er in Osborne, in Spithead und Aldershot sehen wird, wird wahrlich keinen geringen Eindruck auf ihn machen. Der Kaiser kommt zum ersten Mal als ein mächtiger Herrscher nach England, aber der Enkel der Königin Victoria kann von dem englischen Volke nie anders als ein balber Engländer betrachtet werden, wie dasselbe auch nie vergessen hat, wie piel teutonisches Blut in seinen eigenen Adern und in denen der Mitglieder der Königlichen Familie rollt. Die Politik und das Geschick der Nationen kann niemals durch verwandtschaftliche Bande der Fürsten und Dynastien allein geleitet und bestimmt werden, aber derartige Bande sind deghalb weder werthlos noch ehne Ein fluß. Sie mildern Friktionen und erleichtern das Verständniß zwichen den verschiedenen Staaten; sie machen es den Lerrschern möglich, sich in direkte und vertrauliche Verbindung mit einander zu setzen zur Erhaltung des Friedens und zur Beförderung gemeinsamer Interessen, falls der Friede der Welt bedroht sein sollte. Niemand, der in irgend einer Weise den Vorhang lüften konnte, hinter welchem die gioßen internationalen Fragen verhandelt werden, wird daran zweifeln, daß die Zusammenkünffe und Correspondenzen mächtiger, wenn auch konstitutioneller Herrscher die Angelegenheiten der Nationen zum Guten oder Schlechten beeinflussen können.

Glüclicherweise sind zwischen England und Deutschland keine ernsten Differenzen zu schlichten. Das Hauptinteresse beider Nationen ist das nämliche: die Achtung bestehender Verträge und die Erhaltung der jetzt bestehenden territorialen Verhbältnifse in Europa. Beide sind deshalb konservative Mächte, beide wissen aber auch, daß ihre konser⸗ zative Politik nicht überall Anklang findet, und daß, wenn sie den Frieden erhalten und die beftehenden Verträge geachtet wissen wollen, sie im Stande sein müssen, jeden Eingriff zu verhindern und nöthigen⸗ falls zu bestrafen. Der Deutsche Kaifer ist zu Hause faft unaufhörlich damit beschäftigt, die Schlagfertigkeit, welche Deutschland sich erworben, kis ins Kleinste zu vervollkommnen, und bei seiner Ankunft bier ist es nur natürlich, daß er sich mit eigenen Augen davon überzeugen ill, ob England seine Pflicht in dieser Beziehung nicht vernach— lässigt hat. Wenn der Kaiser die Geschwader bei Spithead besichtigt haben wird, wird er sich sein eigenes Urtheil bilden können. Zu Lande können wir freilich nichts bieten, was einen ähnlichen Eindruck machen könnte, und wir möchten Deutsch. land gegenüber nicht behaupten, daß der Mangel, an Quantität durch die Qualität gut gemacht werde. Aber auch in letzerer Be siehung glauben wir nichts von einer kritischen Besichtigung zu fürchten zu baben. Nichts kann unserer Meinung nach den günstigen Erfolg dieses so lange erwarteten Besuchs in . stellen, und derselbe wird jedenfalls die persönlichen und politischen Bande, welche England mit Deutschland verbinden, nur kräftigen können.“

Das „Dresdener Journal“ knüpft an die Rede Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern fol—⸗ gende Bemerkung: Die von warmem Nationalgefühl und kraftvollem Selbstbewußt⸗ sein getragene Rede wird jedenfalls auch in einigen unserer Nachbar⸗ staaten, wo man noch immer nicht an die Festigkeit des seit 2 Jahr. jebnten fast alle deutfcken Stämme einigenden neuen Dentschen Reichs glauben will. verstanden werden und dazu beitragen, die Unzuverlässig⸗ keit etwaiger auf die deutsche Uneinigkeit aufgebauter Berechnungen deutlich darzulegen. Der freudige Widerhall, den die Worte des

rinzen in den Herzen aller Deutschen gefunden haben, wird den Gegnern der deutschen Einheit zeigen, de sich das ö. deutsche Volk eins weiß mit seinen Fürften und daß selbst Gegensätze, die ehedem vielleicht beftanden baben, endgültig beseitigt sind durch den sesten Willen deutscher Treue, durch die Lebendigkeit deutschen National⸗ gefühls und deutscher Vaterlandellebe.“

Etatistik und Volkswirthschaft.

Die Sozialgesetzgebung sindet in dem Jahresbericht der Handelskammer in Kiel für 1888 folgende warme Anerkennung:

„Die Regierung unseres jetzigen Kaisers hat auch insofern die Traditionen der bisherigen Reichspolitik fortgefübrt, als sie im Innern ihr Ziel vor allem auf eine Verbesserung der wirthschaft⸗ lichen Verhäͤltniffe der unteren Volkskiagffen richtete. In weiser Beschränkung auf das durchaus Nothwendige und sicher Erreichbare Ist diefe; Ziel verfolgt worden. In der Aller⸗

höchsten Thronrede vom 22. Nobember v. J. beißt es ausdrücklich: „Ich gebe mich der Hoffnung nicht bin, daß durch gesetz. liche Meade die Noth der Zeit und das menschliche Elend sich aus der Welt schaffen laffen. Dieser nicht aufmerksam genug zu beherzigende Gesichtspunkt ift beftimmend gewesen für die Behand⸗ lung der im Laufe des jüngften Jahres in die Hand genommenen Frh der Alters- und Invaliditätsversicherung der Ar-

eiter. Unsere Reichsregierung hat damit ein Werk durchzuführen gesucht, dessen Dringlichkeit für Jeden, der die Zeichen der Zeit zu sesen verstebt. nicht zweifelhaft sein kann; sie hat den arbeitenden Klassen eine Hülfe zu Theil werden lassen, welche denselben auf anderen Wegen niemals geboten werden konnte; sie hat sich jedoch vor einem Zuviel in der Belastung von Arbeitgebern und Arbeitnebmern und, diermit im Zusammenhang stehend, in den Leistungen der Versicherung gehuütet, um die darüber hinausgehende Bethätigung der Selbsthũlfe und des Gemeinsinnes nicht zu unterbinden. Nach Ueberwindung gewaltiger Schwierigkeiten ist es gelungen, den grohen gesetz . en 6 zur Verwirklichung zu bringen, die Alters und Invalidltäͤtsversicherung von elf Millionen deutscher Arbeiter in den Rahmen eines Gesetzes zu fafsen. Es ist dies das erste wichtige Gesetz, welches die Unterschrift des Kaisers Wilhelm II. trägt, und es ist eines der bedeutsamsten Geseße überhaurt, welches jemals erlaffen worden. .. Gegenüber gewissen formalen Unvoll⸗ kommenheiten des selben darf man wohl darauf hinweisen, daß ein solches Gesetz niemals ohne viele derartige Mängel bleiben kann, Mängel, die erst durch die praktijche Anwendung abgestellt zu werden vermögen. Wie der Endzweck dieser Gesetzgebung über jeder Kritik erhaben stebt, so läßt sich annehmen, daß bei gutem Willen innerhalb der Bevölkerung das neue. Gesetz sich als ein ver wendbares, wenngleich in einzelnen Stücken abzuänderndes, erweisen wird, dessen segensreiche Folgen mebr und mehr zur Erscheinung gelangen müssen. Hoffentlich werden nach und nach die Grfahrungen mit Ddemslelben in gleicher Weise wie bei der Kranken“ und Unfallversicherungs⸗ Gefetz gebung zu Tage treten. Ist doch, vielfachen anderslautenden Befürchtungen und Vorhersagungen zum Trotz, und nicht selten mancher Mißgriffe in der ersten Zelt ungeachtet, deren außerordentlich wohlthätige Bedeutung je länger desto zweifelloser offenbar geworden. Namentlich darf es eine unleugbare Thatsache genannt werden, daß dem Arbeiterstand im Deutschen Reich mebr und mehr für den großen Gewinn, der ibm darin zugefallen, das Verständniß aufzugehen beginnt. Wir sind also der Ueberzeugung, daß die Sozialgesetzgebung des Deutschen Reichs auf die Dauer ihre nachhaltige Einwirkung auf den deutschen Arbeiterstand im Sinne des sozialen Friedens garnicht verfehlen kann und wird.“

Sparsame Arbeiter.

Daß der deutsche Arbeiterstand trotz sozialdemokratischer Ab mahnungen sich eifrig am Sparen betbeiligt, beweist, wie die Sozial⸗ Correspondenz' screibt, der Joeben erschienene 25. Rechenschaftsbericht des Spar-“, Konsum- und Bauvereins der Fabrik ⸗Genossenschaft von P. C. Turks Wittwe in Lüdenscheid. Im Jahre 1864 gab es in dieser Fabrit erst 93, aber 1889 schon 431 und 1888 649 Arbeiter, welche sich ganz freiwillig verpflichteten, 5 3 von jeder Mark Lohn zu sparen. Die Höhe des von diesem Verein eingesammelten Kapitals ist von 1864 - 1888 von 4260 auf 525 732. gestiegen. Der Betrag der Aus⸗ zahlungen an die Mitglieder zur Schuldentilgung und zur Deckung der Kaufgelder für Häuserbau belief sich im Jabre 1888 auf 311 581 Der Verein hat für seine Mitglieder aus deren Ersparnissen bereits 2 Häuserkolonien erbaut, von denen die zweite 47 Familienwohnungen enthält. Der Verein hat ein eigenes großes Konsumgeschäft für die Mitglieder, die jedoch alle Waare sofort baar bezablen müsen. Der Waarenumsatz erreichte im Jahre 1888 die Höhe von 103 039 a und brachte einen Reingewinn von 11270 46. wo von den Mitgliedern 11 Pfennige Dividende auf 1 46 Waaren ⸗Ent⸗ nahme . wurden. Das Guthaben der Mitglieder incl. Dividenden und Sparprämien hatte sich von 1864 1888 von 2079 auf 192 690 A gesteigert. Es hatten gespart; 98 Mitglieder bis zu 30 S, 118 Mitglieder 30- 715 ½, 140 Mitglieder 75 190 (t, 129 Mitglieder 150-3 0 . 45 Mitglieder 300 - 40 46. 32 Mit glieder 450 - 600 ÆK, 37 Mitglieder 600-800 6, 27 Mitglieder do = 1500 M, 13 Mitglieder 1500—- 2100 4A. 8 Mitglieder 2I00 - 3000 Æ, je 1 Mitglied über 4000 und 5000

Der Bericht bemerkt über die Erfolge des Sparens Folgendes: Das Spar ⸗Conto weist auch wieder etwas Besserung nach, indem von 55 Genossen 1831 M über den. Mindestbetrag von 5 3 pro Lohn Mark gespart wurden und hiervon 4 mit den xespektablen Jahresbeträgen von 325, 165, 156, 130 A6 pbervorleuchten, wobei auch sehr angenehm ist, daß wieder 5 Jungfrauen bei ihren Ehebüundnissen 450, 403, 220, os und 200 Æ Sparkapital erheben konnten. Zum weiteren Beweise für die gesegneten Früchte guter Spar⸗ pflege führen wir noch an, daß die Kapitalconten von 8 Wittwen 1703, 1561, 1541, 1415. 1201, S95, 760 und 728 M, von 6 Jung⸗ frauen 763, 732, 679, 676, 656 und 588 6 und von 4 Jünglingen 1547, 1171, 54 und 951 46 nachweisen. Obgleich die Rügzablungen an verschiedene Mitglieder zur Bestreitung größerer Anschaffungen und Baukfosten zusammen 32 006 M betragen, ist das Gesammtguthaben der Genossen seit dem Vorjahre doch von 188 518 4 auf 192 690 4

gestiegen.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin' sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom II. Juli bis inkl. 21. Juli er. zur Anmeldung gekommen: 2600 CGheschließungen, 943 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 665 Sterbefälle.

gtunft und Wisfenschaft.

In Kiedrich bei Wiesbaden ist, dem W. T. B. zufolge, in der vergangenen Nacht der Bildhauer Professor Keil an einem Herz⸗ leiden gestorben. .

Ein Telegramm des W. T. B.“ aus Kamerun bringt die betrũbende Nachricht, daß der Afrikareisende Lieutenant Tavppenbeck, welcher zur wissenschafilichen Erforschung des Hinterlandes von Kamerun entsandt war, geftern daselbst am Fieber gestorben ist.

Zum Rector magnifiens für das Studienjahr 1889, 80 der Leipziger Univerität ist der Professor der philosophischen Fakultãt, Geheime Hofrath Dr. Wundt gewählt worden. .

Der Professor der klassischen Philologie an der Universität Bonn, Pr. gübbert, ist am 31. Juli gestorben.

Anläßlich des fünfzigsährigen Beftehens der Sternwarte zu Pulkowo fchreibt die Si. Petersburger Itg. : Das Obser. vatorium zu Pulkowo bereitet sich eifrig zur Feier seines ho jãh rigen Jubilẽum s vor, die am J. 19.) August begangen werden foll. Sammtsiche Räumlichkeiten des Observatoriums sind renævirt worden und präfentiren sich zumeift wie Neubauten, Am Festatt werden sich zahlreiche Deputationen von verschiedenen wissenschaftlichen Anffaiten berheiligen. Die interessante Porträtgalerie berühmter Aftro nomen in dem Rundgange um den Festsaal des Obfervatoriums ist zum Ju⸗ bildum um einige nene Gemälde bereichert worden, von denen namentlich ein vor Kurjem entdecktes und sofort für Pulkowo angekauftes, wirklich authentisches Porträt Galilei's besonderes Interefse auch schon allein feines hohen Kunstwerthes wegen beansprucht, Ueber diese Stern. warte bringt die. Weser⸗Ztg.“ folgende Mittheilung: Es ist das Verdienst Kaiser Nikolaus JI. gewesen, eine großartige Stern warte in seinem Reiche, für welche er sebr beträchtliche Summen anwieg, errichtet zu haben. An Stelle der alten St. Petersburger Sternwarte, welche unter dem bauptstädtischen Treiben an mancherlei Uebelftãänden litt, schuf der Kaiser im Jahre 185g auf dem drei Meilen suͤdlich von St. Petersburg be⸗ segenen Berge von Pulkowo eine neue Anstalt, welche von

dem aus AÄltona stammenden Dozenten Professor Wilhelm von Struve

eingerichtet und deren sämmtliche, sich trefflich bewährende Beobach- tungginstrumente deutschen Werkstätten (München und Hamburg) entnommen wurden. Die Anstalt wird zur Zeit von dem Sohne des 1864 verstorbenen ersten Direttors, dem Wirklichen Geheimen Rath Otto von Struve, geleitet. Erwähnt sei noch, 14 der gegenwãrtig regierende Kaiser gerade an dieser, Dank reichen Bewilligungen des Staates, zu großartiger Entwickelung gelangten Sternwarte sehr regen Antheil nimmt, waß er durch wiederholte Besuche derselben und durch den betheiligten Astronomen verliehene ungewöhnliche Aus zeichnungen bezeugt hat. z Wiederum ist ein neuer Komet aufgefunden. Am 24. Juli traf, wie die. N. Pr. Ztg.“ mittheilt, auf der Centralstelle in Kiel von Queensland eine Depesche ein, die in der Uebersetzung besagt, daß am 21. Juli von Davidsen in Queensland ein heller Komet ent⸗ deckt wurde. Derselbe stand am 23. Juli in gerader Aufsteigung 191 Grad 32.25 Minuten und war entfernt vom Nordpol um 122 Grad 29, Mi⸗ nuten. Seine gerade Aufstein nung nimmt täglich um 2, 5 Grad zu, während seine Poldistanz sich 1m den gleichen Betrag vermindert. Der Komet befand sich also bei seiner Entdeckung im Sternbilde des Centauren und er bewegt sich auf das Sternbild der Oydra zu. Wenn dieser Schweifstern wirklich die Bezeichnung verdient, die ihm sein Entdecker giebt, wenn er also ein helles Objekt ist, so wäre endlich einmal wieder Aussicht vorhanden, daß auch mit bloßem Auge ein Komet zu sehen wäre. Weitere Betrachtungen liegen nicht vor. Der Komet Brook's vom 6. Juli ist am 21. Juli in Wien beobachtet worden; er ist ein ziemlich heller Stern, d. bh. im Fernrohr, und durchläuft jetzt das Sternbild der Fische.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Pest, 31. Juli. (W. T. B.) Betreffs des Erntestandes theilt die Ungarische Post' Folgendes mit: Die Unwetter in der vergangenen Woche haben einen bedeutenden Schaden verursacht. Die Weizenernte ist eine qualitativ und quantitativ schwache Mittelernte, ebenfo die Roggenernte. Der Ertrag der Gerste ist ein schwacher, qualitativ von minderer Gattung. Der Mais läßt größtentheils eine gute Mittelernte erhoffen.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Rußland.

Nach einer Anordnung des General-Gouverneurs zu Odessa vom 6.18. Juli 1889 werden die Provenienzen aus Arabien einer zebntägigen Quarantäne, verbunden mit Desinfektion, unterzogen. Die Wäsche der aus den verpesteten Gegenden kommenden Reisenden ift zu vernichten.

Wegen Vorkommens der Cholera in Japan werden auf Anord- nung des General⸗Gouverneurs zu Odessa die Provenienzen aus Japan einer strengen ärztlichen Besichtigung unterzogen.

Egvpten.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat am 17. Juli 1889 beschlossen, die gegen die Provinz Assyr in Arabien angeordneten Quarantäne Maßregeln auf den ganzen südlich von Lohaya gelegenen Küstenstrich bis einschließlich Moka auszudehnen.

Der internationale Gesundbeitsrath zu Alexandtia hat be— schloffen, vom 18. Juli 1889 ab gegen Ankünfte aus Bom bay das zur Verhütung der Cholera ⸗Einschleppung bestimmte Reglement in Kraft zu setzen.

Handel und Gewerbe.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die ‚Schles. Ztg.“: Auch in der zweiten Hälfte des aus gehenden Monats bebielt der Geschäftsgang seine günstige Haltung, und leisteten die mannigfachen Entnahmen von Kohlen a. A. der Belebung des Verkehrs Vorschub. Neben den Bezügen von Regiekohlen für, die Fisenbahnen und dem ungeminderten Absatze an Tie industriellen Werke des Reviers nabmen in Folge der öfteren Niederschläge die Bersendungen zu den Wasserverladestellen bei Oppeln und Breslau einen durchaus günftigen Verlauf. Nach den Erfahrungen des Ausstandes und Angesichts erhöhter Preise gewannen auch die Verschiffungen auf dem östlichen Grenzflufsse an Regsamkeit. Der sich bekundende Bedarf in gewaschenen und aufbereiteten, sowie in backenden Kohlen hat die Gruben zur Vermehrung der Tages- förderung veranlaßt, da auch die Gruben mit geringeren Marken für den regelmäßigen Betrieb keinen , , begegneten. Daher haben die Fettkohlengruben die Nachtarbeit in den letzten Wochen nicht mehr ausgefetzt, zumal die Erweiterungen auf einigen Kokezanlagen einen Mehrbedarf in Fettkohlen in Ausßcht stellen. Die Kokesanstalt „Glückauf“ errichtet eine neue Theer und Ammoniak Gewinnungsanlage; andere bierauf eingerichtete Anlagen erfahren eine Erweiterung. Der Markt verfolgt aufftrebende Preis- richtun J 4 9.

ö ö Ueber die Lage des niederrheinischen Seiden gewerbes wird der „Köln. Volksztg. geschrieben: J. Rohseide. Die vergangene Woche unterschied sich in nichts von ihrer Vor⸗ gängerin. AÜuf Seiten der Fabrik wurde die nämliche rr e gelte km Einkauf beobachtet, wie vorher; aber auch die Eigner zeigten si nirgendwo geneigt, Geschäfte auf Kosten der Preise berbeizufübren. Noch immer scheitert das Zustandekommen von Lieferungs ⸗Abschlüssen an den hohen Forderungen der Spinner, welche um so wesentlicher ron den beutigen tbatfächlich bezahlten Preisen für greifbare Waare abweichen, je spätere Lieferung von den Verbrauchern vorgeschlagen wird. So weit es sich um Waaren aus dem vorigen Seiden— jabr bandelt, werden 10 0 Aufschlag im Mittel für europäische Seide durchgesetzt, Dank den geringen Vorräthen, die der starke Verbrauch in diefem Frühjahr übrig gelassen bat. II. Seidenwaaren. Die Ruhe der stillen Jahreszeit macht sich je länger desto mebr in allen Zweigen des Stoffgeschäftes füblbar, welche vom Peklei dungszewerbe abbängig sind. Eine Ausnahme bilden nur die der Mode nicht so sehr unterworfenen Artikel. Die Lagervorräthe sind überall klein. Die 1 brik hat für einzelne ihrer Erzeug nisse ziemlich guten Verkauf.

. ö Die Generalversammlung des Verbandes Westdeut⸗ scher Feinblechfabrikanten bat zu der bereits am 5. d. M. vom geschäfts führenden Ausschuß festgesetzten und am 10. vorläufig in Kraft getretenen Erhöhung des Grundpreises von 175 auf 185 Æ einstimmig die Genebmigung ertheilt.

Bie in Frankfurt a. M. stattgebabte Generalversammlung des Verbandes Weßst deuts er Blechfabrikanten beschloß. den Preis für Kessel. und Reservoirbleche um je 5 für 1900 Kg zu erböhen, so daß Kesselbleche von jetzt ab 200 , Reservoirbleche 175 A ngtiren. . . l

Auf dem ö sterreichisch⸗ un garischen Eisenmarkt baben sich, der Wiener Zig. jufolge, in der letzten Woche keine wefentlichen Veränderungen bemerkbar gemacht. In den meisten Branchen erhält sich der bisherige rege Vertebr, wäbrend die Preise sich immer mehr befestigen. Die Auesichten auf eine fe senf er! Weitereniwiglelung des Geschäfts gestalten sich dadurch immer gunstiger. Das Robeisengeschäft bat seine bis- berige Lebhaftigkeit beibehalten. Die Walzwerke bleiben im Allgemeinen flott beschäftigt. In Stabeisen liegt noch eine genkgende Anzabl Aufiraͤge vor, und laufen auch neue Bestellungen in hinreichendem Maße ein, was hauptsächlich der lebhaften Bau ibätigkeit und dem gesteigerten Bedarf für Eisenbabnmwecke zu ver- danken ist. Für Grob und Feinbleche entwickelt sich fortgesetzt ein recht reger Verkehr. Das Geschäft in Stablschien en entwickelt sich sehr günstig, da in nächster Zeit eine Reihe

größerer Schienenbestellungen zu effektuiren sein wird. Die Waggon⸗

5

——

ö