1889 / 188 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Sigmaringen, 8. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann 6 von Sachsen ist gestern von hier wieder abgereist. Heute begiebt sich Se. . Hoheit der Kronprinz von Rumänien zu einem kurzen Besuch bei der

ürstin Mutter nach Umkirch, um demnächst mit Sr. ajestüt dem Könige von Rumänien nach Rumänien zuruͤckzukehren. Letzterer hat sich ebenfalls nach Umkirch be⸗ eben, von wo Höchstderselbe einen Besuch bei Ihrer Majestät er Königin in Segenhaus bei Neuwied zu machen gedenkt.

Sachsen. Dresden, 8. August. Der „Leipziger Ztg.“ wird geschrieben: Ihre Majestäten der König und die Königin verließen heute Vormittag 1 Uhr entgegen ö Bestimmungen mittels Extrazuges Schloß Rehe⸗

eld und trafen um 2 Uhr 23 Minuten in Niedersedlitz ein, von wo die Weiterfahrt nach Pillnitz erfolgte. Anläßlich des Besuches Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm und des in dem ersten Drittel nächsten Monats stattfindenden Manövers des Königlich, sächsischen Armee⸗-Corps treffen eine Reihe fremder Fürstlichkeiten in Dresden ein, die zum Theil das Wettiner Jubelfest bereits mit ihrer Gegenwart auszeichneten. „Von dem Gefolge Sr. Majestät des Kaisers von Oe ster⸗ reich, welcher am Montag Vormittag um 9 Uhr in Nieder⸗ sedlitz mit seinem Neffen, dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oestexreich⸗-Este, eintrifft, hegeben sich nur zwei Herren mit nach Pillnitz, woselbst im Beisein Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinz Georg'schen Herrschaften bei den König— lichen Majestäten Bejeuner dinatoire stattfindet. Das übrige Gefolge begiebt sich nach dem hiesigen Königlichen Residenz⸗ schloß und wird dortselbst von dem Ober⸗Ceremonienmeister und Kammerherrn von Miltitz (derselbe ist K. K. österreichischer Marine⸗Offizier a. D.) empfangen und zum Marschalls⸗Deseuner dinatoire vereinigt. König Albert begrüßt seinen Kaiserlichen Freund und Vetter, in dessen Umgebung sich u. A. Graf Kälnoky, Feld⸗Zeugmeister Baron Beck und General⸗Adjutant Graf Baaz befinden, in der Uniform des 3 österreichischen Dragoner⸗ Regiments, dessen Inhaber König Albert ist. Der Aufenthalt in Pillnitz ist vorläufig bis Mittag 1 Uhr berechnet. Alsdann

erfolgt die Weiterfahrt nach Berlin. Ihre

Württemberg. Stuttgart, S8. August. Majestät die Königin empfing gestern in Friedrichs— hafen den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin &i fn von Württemberg, welche mit Ihrer Majestät speisten und gegen Abend wieder nach Seefeld zurückkehrten. Für heute hat Ihre Majestät Ihre König— liche Hoheit die Prinzessin Luise von Preußen zum Diner eingeladen. Wie der „St.⸗Anz. f. W.“ erfährt, wird Prinz Wilhelm Ende nächster Woche hierher zurückkehren, um im Auftrage des Königs den Schah von Persien hier zu begrüßen.

Die dem „Qberschwäb. Anzeiger“ entnommene Mittheilung (Nr. 186 des „R. u. St.⸗A.“ ist unrichtig. „Die Pferde gingen nicht mit dem Wagen Ihrer Majestät durch, sondern mit dem Dressierwagen. Ebenso wenig wurde der Kutscher vom Bock heruntergeworfen, derselbe verlor nur den Hut und brachte mit Geschick und Besonnenheit die durch— gegangenen Pferde wieder zum Stehen.“

Baden. Karlsruhe, 8. August. Die Reise⸗ dispositionen des Schahs von Persien sind, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, dahin abgeändert worden, daß Se. Majestät erst am Sonnabend, den 10. d. M., Paris zu ver⸗ lassen und Sonntag, den 11., Vormittags, in Baden-Baden einzutreffen gedenkt. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat daher seine Abreise von Schloß Mainau auf morgen Abend verschoben.

Auf Grund der Staatsministerial⸗Entschließung vom 10. Juli

d. J. ist, bezüglich der Erneuerungs⸗ und Ersatzwahlen

ür die Zweite Kammer, angeordnet worden, daß die

zahl der neuen Wahlmänner unverweilt vorzubereiten und

mit der Auslegung der . am Montag, den 2. Sep⸗ tember d. J, zu beginnen ist.

Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 8. August. (K. 3.) Se. Hoheit der Herzog ist gestern von seiner Besitzung am Königsee zurückgekehrt und hat in Lieben stein Aufenthalt ge— nommen.

Lippe. Detmold, 8. August. (Rh.⸗W. Ztg.) Se. Durch⸗ laucht der irt hat sich nach Steiermark, Ihre Durch⸗ laucht die Fürstin auf einige Zeit nach Schloß Rothen fels in Baden begeben.

Defterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. August. (Presse.) Se. Majestät der Kaiser hat den österreichisch- ungarischen Bot— cf am Berliner Hofe, Grafen Emerich Szechenyi, heute in Audienz empfangen. Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Marie Valerie werden, den getroffenen Dispositionen zufolge, am 10. d. M. von Gastein nach Ischl übersiedeln, dort bis Mitte September verweilen und sich dann zu mehr—⸗ wöchentlichem Aufenthalt nach Meran begeben.

Das k für den Besuch des Schahs von Persien in Sesterreich⸗Ungarn und für dessen Aufenthalt in Wien ist endgültig festget t. Der Schah trifft am 21. d. Vormittags in Salzburg ein, wird zwei Tage im Kaiser— lichen Residenzschlosse verbleiben und am 23. d. Vormittags mit einem Hof⸗Separatzuge nach Wien weiterreisen. Nachmittags erfolgt die Ankunft in Wien. Der Schah wird auf dem Westbahnhof von Sr. Majestät dem Kaiser, den Hofwürdenträgern, Ministern und Generalen empfangen werden und nimmt dann als Gast des Kaisers in der Hofburg sein Absteigequartier. Der Aufenthalt in Wien ist für drei Tage in 2 genommen. Am 27. d. N. erfolgt die Abreise nach Pe st, woselbst der Schah in der Ofener Hofburg wohnen wird. Nach zweitägigem Verweilen in der ungarischen Haupt⸗ stadt tritt der Schah über Podwoloczyska direkt die Ruͤckreise nach Teheran an.

10. August. (W. T. B.). Heute fand die feierliche 2 des Naturhistorischeß Museums durch den Kaiser statt. Eine große Anzahl von Gästen sowie das diplomatische Corps waren anwesend. Der Kaiser, welcher mit lebhaften sympathischen Kundgebungen von dem Publikum begrüßt wurde, durchschritt die schönen Säle und besichtigte mit lebhaftem Interesse die ausgestellten Gegenstände.

Prag, 9. August. (W. T. B. Der Kaiser wird am . auf der Durchreise auf dem Aussiger Bahnhof die Lokalbehörden und eine Deputation des Adels

Grohbritannien und Irland. London, 9. August. (W. T. ö. Der zan von Cambridge ist gestern zu k ur nach Deutschland abgereist.

as die schottische Lesung an.

Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär

5 on, daß, in Betreff der am 25. Februar in Old

alabar erfolgten Verhaftung des Königs Eyo durch ein deutsches Kriegsschiff, die englische Regierung von der deutschen befriedigende Erklärungen erhalten habe. . des Schriftwechsels erachte er deshalb für un⸗ nöthig.

Trankreick, Paris, 9. August. (W. T. B.) Wie aus Regierungskreisen verlautet, antwortete der Minister des Aeußern, Spuller, dem griechischen Gesandten Delyanni auf die griechische Verbalnote Betreffs der Angelegenheiten der Insel Kreta, daß er die durch den kretensischen Aufstand an⸗ geregte Frage mit der Aufmerksamkeit prüfen würde, welche dieselbe verdiene.

In der heutigen Sitzung des obersten Staats— erichtshofes setzte der General-Staatsanwalt sein laidoyer fort und schilderte zunächst das Treiben Boulangers

als Kommandirenden des Armee⸗Corps in Clermont-⸗Ferrand, wo er, statt mit seinem Kommando, sich mit Politik be⸗ Ha sigt und durch Vermittelung von Agenten eine ahlagitation betrieben habe, die mit Indisziplin be⸗ gonnen und mit Konspiration geendet. Derselbe erinnerte an die Vorgänge auf dem Lyoner Bahnhofe bei der Abreise Boulanger's nach Clermont⸗Ferrand, an die Kundgebungen bei der Truppenschau auf dem Longchamps am 14. Juli 1887 und endlich an die Kundgebung gelegentlich der Präsident⸗ schafts-Krisis. Dieselben waren von Boulanger zugelassen und gebilligt, und seien veranstaltet worden in der Absicht, Boulanger die Präsidentschaft der Republik zu verschaffen. Alle diese Vorgänge bildeten den Anfang der Ausführung eines Attentats. Das Plaidoyer wird morgen fortgesetzt.

De la Forge, radikaler Sozialist, hat die Kandidatur für Montmartre gegen Boulanger angenommen.

Heute fand die Beerdigung von Felix Pyat statt. Auf dem Kirchhofe hatte sich eine ziemlich große Volksmenge, welche rothe Fahnen mit sich führte, eingefunden. Am Grabe wurden zahlreiche Reden gehalten und wiederholt Hochs auf die Kommune und auf die soziale Revolution ausgebracht.

Türkei. Dem „Standard“ wird aus Athen, vom 7. August, berichtet:

Die amtlichen, von Kreta einlaufenden Depeschen schildern die auf der Insel herrschenden Zustände in düsterem Lichte. In fast allen Provinzen sind Grausamkeiten und Plünderungen an der Tages ordnung Die Christen Heraklions sind . und aus der ganzen Insel überhaupt wandern die Christen aus. Der Distrikt Rethymnon ist einer von denen, wesche am meisten gelitten haben. Die Schreckensscenen, welche sich daselbst nach den Aussagen der Flüchtlinge zugetragen haben, sind fast unglaublich.

Schweden und Norwegen. Christi ania, 7. August. (E) „Ihre Majestät die Königin ist von ihrem Aufenthalt 3. Giefle sehr hefriedigt. Die schönen Naturumgebungen und die reine frische. Gebirgsluft in Verbindung mit täglichen Promenaden haben stärkend und belebend auf den Gesundheits⸗ zustand der Königin eingewirkt. Das Wetter ist während ihres dortigen Aufenthaltes sehr günstig gewesen, in den letzten Tagen sogar etwas zu warm. Se. Majestät der König ist am Montag mit der Dampfyacht „Drott“ in Marstrand ein⸗ getroffen und gedenkt bis Ende der Woche dort zu verweilen.

Dänemark. Kopenhagen, 9. August. (W. T. B.) Der König ernannte den Prinzen Georg von Griechen⸗ land zum Second⸗Lieutenant in der der gen Marine.

Anustralien. Honolulu. (R. B.) Am 30. v. M. versuchten ungefähr 150 Eingeborene unter Führung zweier Leute von gemischter Abkunft eine Revolution und besetzten den Palast und die Regierungsgebäude. Der Aufstand wurde iedoc von der Miliz unterdrückt, wobei 7 Eingeborene getödtet und 12 verwundet wurden.

Oberhaus nahm heute die Apanagenbill sowie Lokal-Verwaltungsbill in dritter

Zeitungõftimmen.

Die Reichs- Fina nzla e findet in dem „Düssel—⸗ dorfer Anzeiger“ folgende Beleuchtung: Es sind an Mehrbedürfnissen für das Etatsjahr 1888/89 gegen den Voranschlag 4 758 174 1 verausgabt worden. Diese Mehr- ausgaben sind vornehmlich in der Heeres⸗ und Marineverwaltung entstanden, z. B. bei der Geldverpflegung der Truppen, beim Remonte⸗ wesen, beim Artillerie und Waffenwesen, wo man nie auf Heller und Pfennig vorausberechnen kann, wie viel erforderlich sein wird. Daß auf Sparsamkeit, soweit dies irgendwie mit dem Interesse des Staats zu , ist, Rücksicht genommen wird, versteht sich ganz von selbst: dafür bürgt die Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit der Verwaltung und die Ober Rechnungskammer. Weiter aber haben die Einnahmen nicht die Höhe erreicht, welche im Voranschlag berechnet war. Frei⸗ lich haben die Salzsteuer und Brausteuer, der Spielkartenstempel, die Wechselstempelsteuer und die statistische Gebühr größere Erträge geliefert, desgleichen haben Post und Telegraphenverwaltung, Reichs⸗ druckerei und Eisenbahnverwaltung wie üblich größere Ueberschüsfe aufzuweisen, was Alles auf eine normal fortschreitende wirthschaftliche,. Entwickelung hindeutet. Insgesammt haben diese Einnahmezweige gegen 13 Millionen Maik mehr, als peranschlagt war, ergeben. Aber zwei Einnahmezweige, auf deren Erxträgniß das Reich angewiesen ist, sind erheblich im Rückftande ge⸗ blieben; die Zuckersteuer hat 24 363 009 und die Maisch⸗ bottich⸗ und Branntwein-⸗Materialsteuer hat 4 255 006 4. weniger, als vorgesehen war, ergeben. Diese. Minder Erträgnisse von 28 616 000 werden durch die gegen 13 Millionen Mark beiragen⸗ den Mehr ⸗Erträgnisse nicht wettgemacht, es ergiebt sich vielmehr eine Einbuße von 15 625 564 16 und da 4 758 174 M mehr verausgabt wurden, bleibt ein. Fehlbetrag von 20 383 738 4

Aber jene Mindererträgnisse, insbesondere der Zuckersteuer, sind eder tragisch zu nehmen, noch konnte man sie voraussehen: das neue ,,,. ift erst seit dem 1. August 1838 in Kraft, und da nach diesem Gesetz die Abgaben auf sechs Monate den Steuer pflichtigen kreditirt werden können und da von dieser Vergünstigung ein umfangreicher Gebrauch gemacht worden ist, hat sich für das Jahr 1888 hierdurch ein Ausfall ergeben; aber dieser Ausfall ist kein Verlust: denn die kreditirten Steuern werden in diesem Etatsjahre zur Auszahlung kommen; sie konnten aber nicht in dem abgelaufenen in,, ebucht werden.

der . ist in der Hauptsache nur ein rechnungs mäßiger

und eine Konsequenz der Uebergangsperiode von dem früheren zu dem neuen Zuckersteuergesetz. In keinem Fall aber hat der . Feblbetrag“ mit den anderen Steuern, nämlich mit der Tabackssteuer und der Verbrauchsabgabe von Branntwein, mit den Zöllen und der Stempelabgabe für Werthpapiere etwas zu thun. Zölle und Taback⸗

unter. Führung des Fürsten Moritz Lobkowitz empfangen.

Posten von 130 Millionen Matk. Was darüber ist, sowie Brann. wein · Verbrauchs abgabe und Stempelabgaben gehören den Eimelstaatnn und kommen für das Reich, und noch weniger bei dem Fehlbetrag des Rei haushalts, nicht in Berechnung. Die Thatsache, daß die Einzelstaaten th erheblich niedrigerer Einnahmen der Perbrauchsabgabe für Brann wein (34 Millionen), Dank der Ergiebigkeit der Zölle und der Bõͤrsen. steuer, fast elfeinbalb Millignen Mark mehr überwiesen erhalten, al berechnet war, spricht weit deutlicher zu Gunsten der Reicht. finanzpolitik als sich der rechnungsmäßige Fehlbetrag gegen si verwerthen läßt: das Reich speist das geht aus dem Gesammt— ergebniß hervor aus seinen Quellen die Einzelstaaten reichlich und darf hoffen nach Ueberwindung der Uebergangsperiode in der Zucker steuer, trotz der erheblich geringeren, ihm unmittelbar zur Ber fügung gebliebenen Einnahmequellen, alsbald mit seinen Einnahmen sein Ausgaben ohne Fehlbetrag decken zu können

Unter der Ueberschrift:; „Eine Lehre für unser

, bringt die J eitung“ folgenden Artikel:

Der durch seine Bemühungen um das Zustandekommen der internationalen Zuckerkonferen; den weitesten Kreisen bekannt gewordene englische Volkswirth Baron de Worms that unlãngst auf einem Bankett die Aeußerung, der Freihandel sei für Eng land ein unabweisliches Bedürfniß, weil das Land räumlich zu b. schränkt sei, um das zur Ernährung seiner Bevölkerung erforderliche Brodkorn selbst. zu erzeugen. Dieses Geständniß des englischen Staatsmannes ist um deswillen werthvoll, weil es, allen hocz— tönenden Phrasenschmuck verschmähend, die große Zeit. und Streitfrage lediglich unter dem Gesichtspunkte des realen Intereffeg ins Auge faßt. Die doktrinaͤre Principienreiterei, in welcher namentlich unsere deutschen , sich gefallen, i allerdings auch jenfeits des Kanals lange Zeit bindurch betrieben worden, nämlich genau so lange, als das Ausland in gläubiger kritikloser Bewunderung den Lehren des Cobdenklubs lauschte. Pit dem Augenblick, wo man auf dem Festlande, zumal in Deussch. land, selhst zu denken anfing, seinen eigenen Nutzen zu Rathe zog und die Spiegelfechtereien der Freihandelsinteressenten durchschaute, ermattete auch der Eifer der Engländer, mit Scheingründen für die Freiheitsdoktrin noch länger Reklame zu machen, und sie schritten ohne viel Federlesens, zwar noch nicht dem Namen, um so zielbewußter aber der Sache nach, zu Maßregeln, deren Wesen der Schutz der einheimischen Industrie, des einheimischen Arbeitz— marktes gegen die mächtig erstarkte fremde Konkurrenz; bildet Nur unsere Freihandelsschwärmer wollen, in Ansehung Deutfch= lands, den Satz nicht gelten lassen, daß, was dem Einen recht is, dem Anderen billig sein soll. Sie haben kein tadelndes Woͤrtchen gegen die vor ihren Augen sich vollziehende Umgürtung Gng— lands mit protektionistischen Bollwerken, werden aber nigt müde, ihre Orpesition gegen das System unserer nationalen Wirthschaftspolitik tagtäglich wieder von Neuem herabzuleiern. Andere Völker, mögen bei ihren staats.! und wirthschasts= politischen Aktiozen ihr spezifisches Interesse zur Richtschnur nehmen das wird ihnen von unseren Freihändlern großmüthig der⸗ stattet. Deutschland aher darf bei Leibe nicht so verfahren. Wir haben nicht darnach zu fragen, was uns nützt und frommt, sondern was in die „Freiheits“ Schablone paßt, in welche der Unfehl— barkeitsdünkel dag deutsche Volk bis zur Verknöcherung seines innersten Selbst einschnüren möchte. Zum Glück sind alle sophistischen Tüfteleien ohnmächtig gegen die überzeugende Gewalt der volksthümlichen Logik unseres auf dem Schutze der natioaalen Arbeit aufgebauten wirthschaftspolitischen Systems und werden so lange bleiben, als man die Leuie nicht zu der Ansicht bekehrt, es sei ein verdienstliches, patriotischez Beginnen, das Volk mittels Ver schüttung aller Quellen der einheimischen Produktion in sklavische wirthschaftliche Abhängigkeit vom Auslande zu bringen.“

Die Revne der englischen Truppen vor Sr. Majestät dem Kaiser und König.

(dd) Aldershot, 7. August. Am Mittwoch, Morgens um 6 Uhr, meldete der Donner der Kanonen des Forts von Portemouth, sowie die Geschütze der Strandbatterien und Kriegsschiffe, daß die Königlichen Jachten und die Kaiser⸗RNacht auf der Werft von Portkz⸗ mouth, auf welcher der Sonderzug nach Aldershot bereit stand, vor Anker gingen. Die Stadt Portsmouth zeigte reichen Flaggenschmuckh, die Schiffe Flaggengala und die Matrosen paradrrten auf den Raaen. Auf der Werft hatten sich der tkommandirende Admiral Sir J Commerell mit seinem Stabe, Sir Leicester Smith und die 6 der Behörden, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Weimar, die Deputation des 1. Garde ⸗Dragoner⸗Regiments Königin von Eng= land in Parade Uniform eingefunden; auch stand hier eine Ehren Compagnie des Dorsetshire Regiments mit der Musik und der Fahne, welche das Gewehr präsentirte, während die Musik die Wacht am Rhein“ intonirte, als Se. Majestät der Kaiser und König in der Interimz⸗Uniform des Regiments der Gardes du Corps mit der Johanniter Dekoration und den goldenen Erinnerungszeichen an Kaiser Wilhelm J. die Yacht verließ. Se. Majestät hatte der Frau Prinzessin von Wales den Arm gereicht und führte Höchstdieselbe zu dem Sonderzuge. Mit Ibrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Bietoria von Wale folgte Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen in der kleinen Marine Uniform. Punkt 7 Uhr verließ der Extrazug die Station und fuhr mit blißähnlicher Schnelle zu der Station Woling, wo die Bahn nach Aldershot abzweigt. Sehr bald hinter derselben begann das Zeltlager. Auf der enormen Fläche von mehr als englischen Quadratmeilen liegen an den waldigen, zum Theil steilen Ab⸗ bängen die weißen Zelte. i bot die an sich romantische Land= schaft für das Auge einen selten malerischen Anblick. Die Truppen lagerten bereits an ihren Sammelplätzen, um das Zeichen zum Beginn des Manßvers abjuwarten. Ueberall varkirten die Batterien, standen Regimenter oder Husaren und Lanzenreiter in ihren bunten Uniformen, standen die mächtigen Gestalten der Grenadier⸗ Harde der Königin mit ihren hahen Baärenmützen und dem weißen Lederzeug über dem rothen, weiß besetzten Parade⸗Rock. An den Hängen sah man die Coldstream Garden und die Scots, Garden empersteigen. Bei den Ingenieuren und den vorzüglich bespannten Pontontrains lagerten die Telegraphen ⸗Abtheilungen und das Ballen. Detachement. Noch mehr belebt wurde das Ganze durch die vielen Wagen der Zuschauer, von dem elegantesten Viererzug reichen Lords mit Spitzreitern bis zum zweirädrigen Karren des einfachen Landmanns, welche dicht besetzt dem Manöver, feld. zueilten. Auch vorzügliche Reiter und Reiterinnen gu englischen Vollblutpferden durchstreiften das Terrain neben den Straßen. Die Kuppen der vorliegenden Anhöhen waren dicht mit Tausenden von Menschen in den buntesten Anzügen besetzt. Das Ganze machte einen malerischen Eindruck. Um 8 Utr 30 Minuten traf der Sonderzug in Station Aldershot ein. Dieselbe bot ein Bild vollständigen Kriegslebens. Hier standen die Ebren . Cekorten auf ihren reich geschirrten Pferden, deren Sattelschabracke das Fell eines Leoparden bildet, die Ordonnanz Offiziere, der Ober ⸗Kommandirende es heutigen Manövers, General Sir Evelin Wood, der derig von Kent, der Befeblshaber der Truppen in Irland General Prinz Cduard von Sachsen. Weimar, der Prinz Albert Victor von Wales in der schwarjen, reich mit Gold bestickten Uniform der 10. Husaren (Prince of Wales zn Roysl), der Prinz Georg von Waleg als Flügel Adjutant Ihrer Majestät der Königin, und der Sber Befehlshaber der englischen Armee; Se,. Königliche Hoheit der Herzog von Cambridge, welcher Se. Majestät bier empfing und den Rapport des Lagers Überreichte. Auch meldeten . hier die Offiziere des 28. Regiments, welche zu ibeen neuernannten Chef befohlen waren, bei Sr. Majestät dem Kaiser un König. Nach Tausenden zählten auch hier die Zuschauer, übeta erschallten Hurrghrufe. Nachdem Ihre Königliche Hoheit die gie, Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen die offene, von ech

steuer existiren für das Reich ein für alle Male nur mit dem festen

starken kastanienbraunen Vollblutpferden gezogene Equipage bestiegen

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gatte, stiegen auch die Herren zu Pferde. Se. Majestät ritt einen sn schoͤn gebauten Fuchs und begrüßte in huldvollster Weise ijcdene englische Offijlere und Generale, welche Allerhöchst⸗ penfelben von früher her bekannt waren. Kurz nach 9 Uhr erfolgte e Äbritt in das Manöperterrain,. . ü Es dürfte sich wohl schwerlich irgendwo zum zweiten Mal ein ain finden, . sich so , i und für ührung größerer Truppenmassen eignet, a as Lager von w. 391 Theil desselben, auf welchem heute 25 000 Mann nglischer Truppen aller Waffen unter General Sir E. Wood übten, züdet ein großes Hochplateau, das von zahlreichen Thälern und Rulden durchschniiten wird und mit kleinen Waldparzellen bedeckt ist. Bei richtiger Benutzung des Terrains können bier 5e Massen aller Waffen üuͤberraschend auftreten, können Positionen ee ift werden, welche man uneinnehmbar nennen kann; dabei geht 9 Uebersicht über das Ganze doch niemals verloren, kurz es ist ein ksiebungsfeld, in welchem keine Felder und Aecker ꝛc. die Bewegungen der Truppen hindern oder unnatürlich machen. . Die General⸗Idee für die heutigen Uebungen war in kurzem

de: ; ö ; ple g. Süd Corps (Angriffs⸗Corps) ist an der Südküste hei Portbing und Storeham gelandet und auf 3 Straßen im Vormarsch af London begriffen. Die linke Kolonne marschirt über Guildford md hat mit . Guildford = Puttenham besetzt. Haupt⸗ qnartier ist Guildford.

tn itz ere gerps (Vertheidigungè Corps), welches sich bei Reading versammelt hat, hat ein Armee ⸗Corpg gegen Wockingham— Bagfbot vorrücken lafsen. Hauptquartier ist Wogtingham.

Um 96 Uhr meldeten T Kanonenschüsse den Beginn der Uckung. Das Süd Corps befehligte General Major Williams; das Nord⸗ FJorps General- Major Drury. Lsowe. Dig Truppen des Süd- Corps naren: a. Kgvallerie; 2 Regimenter Life Guards und die 11; und j8. Husaren⸗ Regimenter inkl 2 reitenden Batterien unter Befebl des Dbersten Tow head. b. Ar tillerie: 6 Batterien unter Befehl des Fbersten Hutchinson. E. Infanterie: die 1. und 2. Aldershot · Frigade und die 2. und 3. Volunteer ⸗Brigade. Die Frupren des Nord - Corps setzten sich zusammen: 2. Ka— raslerie: das Regiment Royal Horse Guards, das 1. Regi⸗ nent Royal Dragons, die 14. und 19. Husaren, Die I6ß. Lanciers unter Befehl des Obersten E. Wood mit zwei reitenden Batterien; b. Artillerie: 6 Batterien unter Befehl des Oberst= Tieutenantcö Jug; e. Infanterie; die Garde⸗Brigade mit der FJrenadier⸗, Coldstream⸗ und Scots⸗ Garden, die 3. Aldershot ˖ Brigade mund die J. Portsmouth's Volunteer ⸗Brigade, Beide Kolonnen waren im Vorrücken begriffen und die Karallerie⸗Divisionen weit zum Auf- flären des Terrains vorgeschoben. Es handelte sich zunächst für das Söd-⸗Corps darum, sich in den Besitz des sogenannten Ylay · Hill zu sen. Es kam hier unter den Augen Sr. Majestät des Kaiserg und Fönigs unter Jebhafter Mitwirkung der beiderseitigen Batterien zu wieder holten Kavallerie Attacken; die überlegene Kavallerie · Division des Nord- Corps säuberte schließlich den Südrand des Play-⸗Hill, und kesetzte denselben mit abgesessenen Dragonern, welche auf die vorrũckende Infanterie das Feuer eröffneten Als jedoch die Volunteer⸗ Brigade fing, den Südhang des Hügels unter lebhaftes Feuer von aus— zeschwärmten Schützen zu nehmen, mußte die Kavallerie des Nord⸗ Forps weichen, wobei es nochmals zu einer großen Attacke der ge= sammten Reitermassen kam. General Drury ⸗Lowe hatte inzwischen auf der Linie Longdown Hill Fort, Tunnel Hill und Stony Castle eine änßerst starke Position eingenommen und dieselbe noch von den Royal Engineers versiärken lassen. Seire Avantgarden Infanterie schob er auf die vorliegenden Höhen und den Crown Princet Wood vor. General Billiams erstieg inmwischen mit der Volunteer Brigade unter Vor: zahme dichter Schützenschwärme den Plaid Hill und versuchte, mit den beiden Aldershot⸗Brigaden den rechten Flügel zu umfafsen. Bei dem Crown Princet Wood und in dem Centrum am Tunnel Hill fließen die Massen aufeinander. Die gesammte Artillerie war in langen Linien entwickelt und die gesammte Infanterie des Sũd . Corps engagirt. Es kam hier zu einem gewaltigen Feuergefecht, welches die Avantgarden⸗Infanterie des Nord ⸗Corps zwang, die vorliegenden Höhen zu räumen. Ein Offensivstoß aber, den General Drury jetzt mit seinen Re⸗ serven vom linken Flügel auf die schwache rechte Flanke des Feindes machte, wang diefen, seine Offensive zu unterbrechen und den bedrohten rechten Flügel zu verftärken. Es kam nochmals auf der ganzen Linie zu einem lebhaften Feuergefecht, in welchem sich namentlich das Feuer der ver schiedenartlgen Revolverkanonen deutlich abhob. Auch versuchte die Tavallerie Divifion des Süd-⸗Corps durch zwei Flanken ˖ Attacken den Feind auf dem rechten Flügel zum Weichen zu bringen, was indeß nicht gelang. Das Centrum des Süd Corps hatte jetzt aber mehr Chancen für eine Wegnahme des Tunnel Hill, und als es eben zum Sturme auf die Höhen ansetzte, wurde Das Ganze Halt!“ geblasen.

Das gesammle Manöver blieb bis jum Schluß fesselnd. Die Truppen, sowohl die reguläre Armee als auch die Freiwilligen Erigaden blieben durchweg frisch Die Benutzung des Terrains war eine gute von allen drei Waffen, namentlich wurde die Kavallerie mit Geschick geführt. Signale wurden nirgends geblasen, auch wenig Kommandos gegeben, vielmehr Alles durch Flag gen- Zeichen gemacht. Jeder Truppentheil hat seine Signal⸗Flaggen, die allenthalben benutzt werden, um sich über die jeweilige Gefechtslage und die zu ergreifenden Absichten, in selten praktischer Weise, zu verständigen. Die Feuerdigziplin war gleichfalls überall gut gehandhabt, während wan auf Marschdisziplin weniger Werth zu legen scheint. Die Kavallerie reitet die Attacken in mäßiger Gangart, behält dabei

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folgte der gesammte Train desselben bis zum Parkpfad der Compagnie

Königin stand in größter Gala eine aus Freiwilligen gebildete Garde⸗ Compagnie in der prunkhaften Uniform der Grenadier Garde der Königin mit den großen Bärenmützen und der Fahne vor der Front, auf dem rechten Flügel das Musikcorps. Zuerst erschien, unter Vor · ritt junger Edelleute, in prachtyollem Vierspänner Lady Wood, die Gemahlin des kommandirenden Generals, sodann der türkische Bot schafter in London, welche der Revue im Gefolge des Kaisers bei⸗ h ler auch rerfchiedene Frauen der Brigade Generale erschienen zu ferde. .

Um 1 Uhr 15 Minuten ertönte das Kołmmando Achtung!“ Die Kavallerie ⸗Musikcorxs setzten die Trompeten an und das „God save the queen“ erklang in vollen Tönen über das weite Feld. In langem Galopp, begleitet von dem General-⸗Feldmarschall, Herzeg von Cam- bridge und dem kommandirenden General Sir G. Wood, ritt Se. Masestät der Kaiser in das Carrs, um vor der Königinnen⸗Standarte Stellung zu nehmen. Im Publikum, welches hier zum ersten Mal Gelegenheit hatte, die ritterliche Gestalt Sr. Majestät auf dem mächtigen Vollblut ⸗Fuchs in der Nähe sehen zu können, hörte man Rufe der. Bewunderung und —ᷣ— Etwa 3 Minuten später erschien Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen Töchtern. Alsdann be⸗ gann der Vorbeimarsch der Truppen. Die. Musik intonirte einen ganz eigenthümlichen Marschk, in welchem sich die Melodien immer wieder holten, und welcher wärend des ganzen Vorbeimarsches ununterbrochen geblasen wurde. Allen Truppen voran sprengte, mit dem Säbel salu⸗ tirend, Se. Königliche Hoheit der Herzog von 6 welcher sich sodann an die Seite Sr. Majestat des Kaisers begab. Es folgten der kommandirende General Sir C. Wood mit seinem Stabe und die gesammte Generalität mit ihren Adjutanten. .

Zuerst defilirten in Batteriefront im Trabe die Batterien der Royal Artillery; der Vorbeimarsch war vorzüglich; das Material der Pferde, meistens von brauner Farbe und mittlerer Statur, rief die ungetheilte Anerkennung aller deutschen Offiziere hervor; die Richtung war tadellos. Es folgten die Kavallerie⸗Regimenter der Leib. Garde der Königin in Escadronsfront im Trabe. Das 1. Leib Garde⸗Regiment in roth und goldgestickten Uniformen, das 2. Leih⸗ Garde Regiment in dunkelblau und gold. und die Royal Horse Guard wieder in —ͤ ; Alle diese Regimenter ritten Rappen von glänzend schwarzer Farbe, nur einige Pferde hatten weiße Fesseln. Lebhaft akklamirte das Publikum diese herrlichen Regimenter mit Händeklatschen. Eben o die Roval Dragoons, welche jetzt folgten, und die Lanciers mit ihren starken Lanzen und den rothweisen Fähnchen, welche das Volk besonders zu lieben scheint. Ein farbenprächtiges Bild bot der Vorbeimarsch der vier Husaren⸗Regimenter in ihren schwarzen und dunkelgrünen gold bestickten Attilas mit den Panther und Leopardenfellen unter dem Satiel. Im Ganzen waren eg, neun, gleich vorzügliche Kavallerie⸗ Regimenter, welche hier das Regiment im Durchschnitt zu zo) Pferden defilirten. Plötzlich änderte die Musik ihre ein lönigen Weisen. Der Train mit seinen Pontons und Fahrzeugen, die Pioniere, Ingenieure, Feldtelegrapben Abtheilungen und das Ballondetachement defilirten im Schritt. Die Offiziere ritten vor der Front ihrer Detachements und salutirten gleichzeitig sich nach dem vorreitenden Commandeur richtend, mit dem Säbel. Hierbei wird der Arm erst wagerecht auf Vorwärts“ gestreckt, dann langsam rechtsseitwärts geführt, kurz vor die Brust eingezogen und dann der Sabel gesenkt. Es muß kei diesem Vorbeimarsch besonders bervor⸗ gehoben werden, daß die Reiter bei demselben von Morgens 7 Uhr im Sattel gewesen waren und die Regimenter, ohne Aabꝛzusitzen, zwischen Manöver und Parade über 1 Stunde auf einer Stelle ge⸗ standen hatten. Die Musik schwenkte ab, und es folgte, nachdem sammtliche Musikeorps der Infanterie Regimenter an ihre Stelle gerückt waren, der Vorbeimarsch der Infanterie, welche in Regiments Kolonnen defilirte, das Gewehr im Schwerpunkt mit gusgestrecktem Arm zur Erde haltend. Die Richtung war gut die Marscheadence eine langsame, der Schritt mäßig groß und das Bein nicht gestreckt, vielmehr eine Art Gebirgeschritt, die. Hal tung der Mannschaften zurück, ein wenig hinten überliegend, äbnlich wie die Seetruppen. Jedem Regiment, deren Stärke verschieden von 200 bis zu 900 Mann wechselt. und selbst . redend bei den Freiwilligen geringer ist, als bei den regulären Truppen,

roth mit Stilberstickerei.

hinter der Front. Es defilirten 3 Freiwilligen ⸗Brigaden, 1 Garde—⸗ Brigade und 3 Linien Brigaden. Trotz aller entgegenstehenden Ur⸗ tbeile ist es uns nicht möglich gewesen, einen Unterschied zwischen der freiwilligen und regulären Truppe in Hinsicht der Haltung und Ausbildung herauszufinden. Den Schluß des Vorbeimarsches bildete die Feldrolizei und die Sanitäts Abtheilung. Um 24 Uhr war der Vorbeimarsch beendet. Se. Majestät reichte Sr. Königlichen Hoheit dem Herzog von Cambridge unter lebhaften Worten der An— erkennung die Hand und sprach dem kommandirenden General Sir C. Wood über Haltung und Frische der Truppen sein volles Lob aus.

Die Rückresse nach Portsmouth und Osborne erfolgte in der gleichen Weife wie die Hinreise nach Alderhst. Abenzs. fand in Ssborne House ein größeres Diner bei Ihrer Majefstät der Königin statt.

Kunst und Wissenschaft.

Neue Nachrichten über den wunderbaren Kometen Brogks, welcher plötzlich in drei Stücke zersprang; laufen, wie die Direktion der Urania“ in Berlin mittheilt, aus Wien ein, wo man eine fort⸗ gefetzte Tbeilung in nunmehr vier getrennte Kerne wahrgenommen hat, die in einer Art von Nabelrohr zu stedken scheinen. Von dem auf der südlichen Erdhalbkugel entdeckten größeren Kometen, welcher, wie bereits berichtet wurde, sich unseren Himmelsregionen nähert, ift leider zu konstatiren, daß seine Helligkeit schnell abnimmt. Er wurde in den letzten Tagen in Rom als Stern 5. bis 6. Größe mit einem kurzen Schweife geseben. ö Die Sammlung zu einer Ebrengabe für Friedr. von Bodenstedt, wozu von Verehrern des Dichters bei Gelegenheit des 70. Geburtstages desselben ein Aufruf ergangen war, bat, nach der M. . Allg. Ztg.“, die Summe von 43 529 6 b2 8 ergeben. Davon kamen 15 060 4 aus der nordamerikanischen Union, 4000 M aus San Joss (Costa Rica). Der nach Abzug der Kosten der Festfeier vom 23 April und der Veröffentlichung des Aufrufs verbliebene Rest von 42 425 M 52 3 wurde dem Dichter theils zu sofortiger Ver⸗ wendung, tbeils zur festen Anlage bebãndigt.

Das zur Errichtung eines Ham erling- Denkmals im Waldviertel gegründete Comits erläßt in österreichischen Zeitungen folgenden Aufruf: . Deutsche Stammesgenossen! Robert Hamerling, der gottibegnadete deutsche Dichter, ist todt! Das Waldviertel in Nieder ⸗Desterreich, die engere Heimath des Dichters, will eine Liebes

flicht erfüllen und seinem größten Sohne auf dem von ihm so pie ick beimathlichen Boden ein würdiges Denkmal setzen. Zu dem Zweck richtet das gefertigte Comits an alle Heimaibs- Jenoffen. alle deutschen Stammesbrüder und Verehrer von Hamerling's unsterblicker Muse die berzinnige Bitte, dieses der Heimatheliehe und dem deutschen Geiste, geweihte, Unter, nehmen durch Geldspenden zu unter stüͤtzen und werkthätig zu fördern! Gelällige Beiträge werden zu Händen des mitgefertigten Kassirers Karl Fißlthaler in Schrems, Nieder ⸗Oesterreich, oder zu Händen der Redaktionen der deutschen Tagesblätter und Zeitschriften in Desterreich und Deutfchland erbeten. Spender und Spenden werden von Zeit zu

Zeit veröffentlicht werden.“

Land und Forstwirthschaft. Aus Rheinhessen, 9. August. (Frkf. Ztg.) Die Entwicke

Laufe der nächsten Tage sämmtli ch Der Herbst wird bei anhaltender Monats beginnen.

a r fer werden mãssen. itterung bereits Ende dieses

Sandel und Gewerbe.

Berlin, 9. August. Amtliche Preisfeststellung für

Butter, Käse und Schmalz. Butter: Hof und Genossen⸗

schaftsbutter Ia 105 —- 108 6, la. 101 4104 S6, IIIa. 97 - 190 M.

do. abfallende 90 = 96 S, Land, Preußische 83-83 M, Netz brücher

So = 83 16, Pommersche 80-83 M, Polnische 89-83 M, Bayerische

Sennbutter , do. Landbutter 6, Schlesische 88 93 A.

Galizische 72-76 6 Margarine 45 -— 70 M Käse: Schweizer

Emmenthaler 85 —= 90 1ƽ, Baverischer 65 75 M., do. Ost⸗ und West⸗

preußischer Ja. 66 - 70 M, do. Ha. 55 65 6, Holländer

75 85 M, Limburger 38- 45 M. Quadratmagerkäse 25 30 6

Schmalz: Prima Western 17 ½— Ta. 43, 00 , reines, in Deutsch—

land raffinirt 47, 0 M. Berliner Bratenschmalz 49, (0 453 00 *

Fett, in Amerika raffinirt 42,00 , in Deutschl and raffinirt 45, 0—

46,00 Tendenz: Butter: Bei fortgesetzt ruhigem Konsum und

stärkerem Angebot haben Preise etwas nachgegeben. Schmalz:

Lebhaftes Geschäft zu steigenden Preisen.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗

richtet die Schles. Ztg.“: Die häufigen Niederschläge während der ver⸗

flossenen Berichtsperiode, wie auch die Feldarbeiten behinderten wesent⸗

lich die Heranschaffung von Eisenerzen, und mußte die Kompletirung

der Platzvorräthe vorwiegend durch Bahntransport, erfolgen. Der

Schmelzprozeß auf den in unveränderter Anzahl thätigen Hohöfen be

nöthigte der nassen Erze wegen mehr Brennmaterial und gestaltete

sich zu einem wechselvolleren. An der Errichtung neuer Oefen, sowie

der Vervollständigung maschineller Anlagen an den Werken wird

rüstig gearbeitet. Roheisen ist fortgesetzt Gegenstand reger Nachfrage,

namentlich finden Qualitätsmarken, deren Erzeugung in steigender Zu⸗

nahme begriffen ist, schlanken Absatz nach der Provinz sowohl wie nach dem Auslande. Die Eisengießereien und Maschinen⸗Bauanstalten sind in Erledigung der bedeutenden Aufträge von Seiten der Kohlen

und Hüttenwerke des Reviers in Bezug auf Förder- und Aufbereitungs⸗

vorrichtungen neuer oder zu erweiternder Anlagen, die Errichtung von Kokereien, Theer⸗ und Ammoniak-⸗Destillationen ꝛc vollauf beschäftigt und zu weiterer räumlicher und maschineller Vervollkommnung ihrer Werke genöthigt. Demnächst aber sind Maschinenfabriken des In⸗ und Auslandes starke Abnehmer von größeren Gußstücken aus Stahl und Metalllegirungen. Die Walze isenfabrikatien ist auf längere Zeit mit festen Abschlüssen in Anspruch ge— nommen, deren Erfüllung den flottesten Betrieb erheischt. In Schmiedeeisen aller Art für Maschinenfabriken, Konstruktions- und Eisenbahn ⸗Wertstätten war das Geschäft ein recht günstiges, und ebenso erreichte der Absatz profilirter Fabrikate einen erheblichen Um= fang. Von letzteren in der Bezug Seitens der Großhändler und des Auslandes ein stetig wachsender; vornehmlich waren es die russischen Ostsee⸗Prorinzen und Skandinavien, denen belangreiche Sendungen auf dem nunmehr günstigen Wasserwege zugeführt wurden. Auch in Eisen⸗ blechen ist der Abfluß in Folge der starken Nachfrage Seitens der großgewerblichen Betriebe ein fortdauernd lebhafter, namentlich gingen Feinklechfabrikate in erheblichen Posten in den Außenverkehr über, und die Produktion veimochte nicht dem Bedarf u entsprechen, obwohl die Thätigkeit der Werke, unter diesen Königshütte, Laurahütte und Borsigwerk, mit der Anfertigung von Schiffsplatten und schweren Qualitätsblechen fast ausschließlich bedacht, aufs Aeußerste anzgespannt ist. Der umfängliche Bedarf an Eisenbahnmaterial, Grubenschienen, Belagplatten 2c aus Flußeisen verhilft den Stablwerken auch zu lebhafter Beschäftigung. Es bedangen Stabeisen 135530 16 4 und darüber, Eiserbleche 1825— 20 6 Auf dem Metallmarkt waren die Bezüge der Walzwerke. Verzinkereien und Farbenfabriken neben dem Überseeischen Bedarf bei aufstrebendem Preise recht be⸗ deutende, wobei die günstigen Schiffahrtsverhältnifse nach Möalichkeit ausgenutzt wurden. Der stärkere Verbrauch, von Blei zum Ver⸗ walzen, Pressen c. entziebt dem Markt beträchtliche Mengen dieses Metalls, weshalb für den Handel hauptsächlich nur Fertigfabrikate in Betracht kommen. Es notirten W. H. Zink bis 41 , andere gute Marken 39, 20 39,50 M, 13. Blockblei 27,50 6

Die Einnabmen der Aussig - Teplitz er Eisenkabn⸗ Gesellfchaft betrugen im Morat Juli 1889 417926 Tl., 36 156 Fl. weniger als im gleichen Monat des Jahres 1835. Die Einnahmen vom 1. Januar bis Ende Juli 1889 betragen 2742 50s Fl, gegen die gleiche Periode des Vorjahres 22310 51.

Wien, i0. August. (W. T. B.) Ausweis der ö sterreichisch⸗ ungarifchen Staatsbahn in der Woche vom 30. Juli bis 5. August: 761 158 Fl, Mehreinnahme 485 3899 Fl. .

London, 9. August. (A. C.) Die erst am 8 d. veröffentlichten

amtlichen Handels ausweise für den Monat Juli sind wiederum überaus günstig. Der Einfuhrwerth betrug 35 8.3 247 Pfd. Sterl, der Arsfuhrwerth 22 060 379 Pfd. Sterl. oder 163 0lo bezw. 66 oso mehr als im Juli vorigen Jabres. Am meisten Zu⸗ nabme jeigt die Cinfuhr von Jo freien Rabrungsmitteln und Robhstoffen fur Gewebe und andere Industriezweige, während verzollbare Nabrungs⸗ mittel und Metalle eine Abnahme aufweisen. Die Zunahme in der Ausfuhr vertheilt sich ziemlich gleichmäßig auf die meisten Artikel, was von einem recht befriedigendem Zustande des Geschäfts im Allgemeinen zeugt. Bedeutend war die Zunabme der Ausfuhr in den meisten Ge⸗ weben, ausgenommen Baumwollgewebe, sowie in Maschinen und in den meisten J ausgenommen Metalle und Artikel ür persönlichen Gebrauch. . . r, 9. August. (W. T. B.) 121 Water Taylor 7, zor Water Taylor 9, 20x Water Leigh S3, zor Water Clapton St, zr Mock Brooke 8i, 40r Mavoll Sz, 456r Medio Wilkinson 193. zꝰr Warpcovs Lees Sz, 36r Warpcoxps Rowland 93, 40r Double Weston gz, 66r Double courante Qualität 136, 322 116 vds 16 X 16 zrey Printers aus 32r 46r 174. Fest.

Rew⸗ York, 9. August. (W. T. B) Baum wollen ⸗Wochen⸗ bericht. Zufuhren in allen Unionsbäfen 1000 Ballen; Ausfubt nach Großbritannien 9000 Ballen; Ausfuhr nach dem Kontinent 4000 Ballen; Vorrath 99 000 Ballen.

Verkehrs ⸗Anftalten.

Bekanntlich übernimmt es die Reichs⸗Post-⸗ und Telegraphenverwaltung, für Privatpersonen be⸗ sondere telegraphische Verbindungen zwischen räum—⸗ lich getrennten Geschäftsstellen und dergleichen herzu⸗ stellen und dieselben den Betheiligten zum freien Gebrauch miethsweise zu überlassen. Die neuerdings erfolgte Herab⸗ setzung der Gebühren für die Benutzung solcher Telegraphen—⸗ verbindungen auf etwa die Hälfte der früheren Sätze ist geeignet, der Einrichtung eine weitere Verbreitung, namentlich auf dem platten Lande, zu sichern.

Die von der Reichs-Telegraphen verwaltung hergestellten und unterhaltenen Neben⸗Telegraphenanlagen bleiben bei Be⸗ stand und erleiden keine Gebührenerhöhung auch in denjenigen . in welchen die Interessen der öffentlichen Reichs⸗

elegraphenanlagen eine Verlegung bez. eine anderweite Füh⸗ rung der Privatanlagen erfordern. ; .

Jede Postanstalt ist in der Lage, über die nãheren Be⸗ dingungen für die miethsweise Hergabe der besonderen Telegraphenanlagen Auskunft zu ertheilen und die Herstellung derselben durch Organe der Postverwaltung auf das Schleunigste zu vermitteln.

Am 12. August d. fügte 1. Nachtrag zum und Ringbahn in Kraft.

tritt der dieser Nummer beige⸗ Fahrplan der Berliner Stadt⸗ Derselbe ist bei den Stations⸗

lung der Frühburgunder Trau ben ist in, unserer Provinz in

fast allen Orten soweit vorangeschritten, daß die Weinberge im

kassen zu haben.