Hurrahs, ebenso um 4M Uhr Se. Durchlaucht den RNeichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck, welcher die Uniform eines Generals der Kavallerie trug und von seinem Sohne, dem Staats⸗Minister Grafen von Bismarck begleitet war. Der österreichisch· ungarische Botschafter erschien in der Gala⸗ Uniform eines Magnaten seines Landes, umgeben von sämmtlichen Mitgliedern der österreichischrungarischen Botschaft; auch die Gräfin Széchsnyi war zum Empfange auf dem Bahnhof erschienen.
10 Minuten vor 5 Uhr verkündeten Jubelrufe die An⸗ kunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Se. Majestät hatte die Uniform Seines österreichischen Husaren⸗ Regiments angelegt; Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, welcher zur Seite Sr. Majestät saß, erschien in der Uniform eines Kapitäns zur See der österreichischen Marine. eide Erlauchte Brüder hatten das Band und den Stern des St. Stephans⸗Ordens angelegt. Inzwischen hatten Sich auf dem Bahnhof Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, Ihre König⸗ lichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Leopold und Alexander von Preußen, ferner Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen— Meiningen, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg ⸗Schwerin, Ihre Durchlauchten die Erb⸗ prinzen von Reuß und Waldeck, Ihre Hoheiten die Herzöge Ernst Günther zu Schleswig-Holstein und Georg von Olden⸗ burg, Se. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Hessen, Ihre Durchlauchten die Prinzen Albert von Sachsen⸗Altenburg, Karl Anton von Hohenzollern und Aribert von Anhalt zum Em⸗
fange eingesunden. Beim Einlaufen des Sonderzuges prä⸗ entirte die Ehren⸗Compagnie, die Klänge des „Gott erhalte Franz den Kaiser“ durchbrausten die Bahnhofshalle und die Fahne senkte sich salutirend zu Boden. Am Fenster des Salonwagens stand Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph in der Uniform Seines preußischen Garde⸗ Regiments mit Band und Stern des , Ordens vom Schwarzen Adler. Se. Majestät der Kaiser und König eilte sofort dem Salonwagen entgegen und schloß Seinen hohen Verbündeten nach dem Aussteigen innig in Seine Arme. Die Monarchen umarmten und küßten Sich wiederholt bewegt. Auch, die Begrüßung der. Monarchen mit Sr. Königlichen 36 dem Prinzen Heinrich von Preußen einerseits und Sr.
aiserlichen Hoheit dem Erzherzog Franz Ferdinand Oeste r reich⸗Este andererseits war eine sehr herzliche. Kaiser Franz Joseph begrüßte sodann die Königlichen Prinzen, schüttelte dem Fürsten von Bismarck und dem Grafen von Moltke die Hand, während Kaiser Wilhelm dem Grafen Kalnoky, welcher die Uniform eines österreichischen Generals der Kavallerie trug, die Hand reichte. Erzherzog Franz Ferdinand hatte die Uniform eines Majors des Ostpreußischen ÜUlanen⸗Regiments Graf zu Dohna angelegt. Nach dem Ab⸗ schreiten der Ehren⸗Compagnie gingen beide Monarchen gemeinsam die Treppe hinab und nahmen auf der Straße „Siegmundshof“ den Vorbeimarsch der Ehren⸗ Compagnie entgegen. Kaiser Franz Joseph stand neben Kaiser Wilhelm, Offiziere und Fahne salutirend. Beide Monarchen bestiegen alsdann gemeinsam den offenen vier— spännigen Galawagen, die Ehren⸗Escadron der Gardes du Corps ritt an, während dem Wagen vorauf zwei Vorreiter und ein Königlicher Stallmeister, neben dem Wagenschlag die befohlenen Offiziere des Regiments der Gardes du Corps und der Garde⸗Kürassiere ritten. Im zweiten Wagen folgten Prinz Heinrich und Erzherzog Franz Ferdinand. Diesem en folgte die Ehren⸗Escadron der Garde⸗Kürassiere. Na dem Wagen, in welchem der EChrendienst fuhr, folgte ein Wagen mit dem Fürsten von Bismarck, dem Grafen Kalnoky und dem Staats ⸗Minister Grafen von Bismarck. Die Spalier⸗Truppen präsentirten bataillonsweise, das „Gott erhalte Franz den Kaiser“ ertönte auf der ganzen Linie und in die Hurrahs der Truppen mischten sich die Jubelrufe des Publikums. Beim Passiren des Brandenburger Thores erdröhnte vom Lustgarten her der Donner der Geschütze.
Ueber dem Portal 5 des Königlichen Schlosses spannte sich ein mächtiger goldgelb und schwarz gehaltener Baldachin mit den eingewirkten österreichischen Reichs-Adlern. Die Ehren⸗ Compagnie des Kaiser⸗Franz⸗Garde⸗Grenadier⸗Regiments präsentirte und am Eingang zur Treppe nach dem Gardes⸗ du⸗Lorps⸗ Saal standen der große Hofdienst, die Obersten Hof⸗, die Ober⸗Hof⸗ und die Hoschargen in höchster Gala mit österreichischem Ordensband. Auf der Treppe bildete die Schloß⸗ garde Compagnie, deren Offiziere zum ersten Mal die neue Uniform mit Sponton trugen, Spalier, in den Thüren standen Gardes⸗ du⸗Corps⸗Posten in den rothen Supra⸗Westen. Unter Vor⸗ tritt des großen Hofdienstes geleitete Se. Majestät der Kaiser und König Seinen Erlauchten Gast zum Gardes⸗du⸗Corps⸗ Saal, vor welchem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph empfing und herzlich begrüßte. Ihre Majestät trug, zu einer Robe aus Goldbrokat mit eingewebten schwarzseidenen Blumen und gelbseidenem Deyant, Kette und Stern des hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Im Gardes⸗du⸗Corps: Saal, wohin Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph Ihre Majestät die Kaiserin und Königin am Arme führte, begrüßte der Erlauchte Monarch die dort versammelten Königlichen Prin⸗ zessinnen. Darauf geleitete Se. Majestät der Kaiser und König Seinen Hohen Gast in Seine Gemächer. In dem Salon des Kaisers Franz Joseph begrüßte Ihre Maj estät die Kaiserin und Königin Augusta, Allerhöchstwelche von Babelsberg gekommen war, Se. Majestät den Kaiser von Oesterreich.
. Unter einem Massenandrang des Publikums, wie er wohl seit den Tagen der Drei⸗Kaiser⸗Zusammenkunft im Jahre 1872 nicht mehr stattgefunden hat, fand Abends 8isg Uhr vor dem Königlichen Schlosse der k der Musikcorps des Garde⸗Corps statt. Das Programm unter Leitung des König⸗ lichen Musikdirektors Roßberg war das folgende: Wirbel aller Tambourg — „Gott erhalte Franz den Kaiser = — Ouverture zur Oper, Iphigenie in Aulis/ von Gluck — Duverture zu „Arminius“ — Radetzty⸗Marsch — Prinz Eugen, der edle Ritter — Armee⸗ Marsch 1. Batz Garde 1806 — Coburger Josias⸗Marsch = Desterreichische Retraite — . apfenstreich. — Die Majestäten, Prinzen und Prinzessinnen wohnten der Musik⸗ Aufführung von dem mittleren Balkon aus sowie in den anstoßenden 53 bei. — Gegen * Uhr fand der Rückmarsch der Musikcorps nach dem Bentmat Friedrich's des Großen statt.
— Zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers Franz Jo seph fand heute . dem Tempelhofer Felde eine Parade des Garde-Corps statt. Das Wetter war der Truppen⸗
. so günstig als möglich. Das Paradefeld war einer ganzen Länge nach von Zuschauern dicht eingerahmt, und vielgliedrige endlose Wagenreihen deckten die östliche und südliche Seite des Tempelhofer Feldes. Auch auf den Zu⸗ gangsstraßen vom Königlichen Schlosse her, Unter den Linden, die Friedrichstraße entlang bis hinaus zum Paradefelde rf sich dichte Menschenmassen eingefunden. Dem Schau⸗ piel der Fahnen⸗ und Standarten⸗Abholung aus dem Königlichen Schlosse wohnten viele Tausende bei, und als nach dieser Feierlichkeit, kurz nach 8 Uhr, Se. Majestät der Kaiser und König zu Pferde in der großen Generalsuniform das Schloß verließ, ertönten laute Hurrahrufe, die sich den ganzen Weg entlang bis zum Tempelhofer Felde fortsetzten. Se. Majestät der Kaiser und König wollte das Kommando über die Truppen Allerhöchstselbst übernehmen und Sein Garde⸗Corps persönlich Seinem erlauchten Gaste vorführen. Deshalb ritt Se. Majestät allein, umgeben von den Herren Seines militärischen Gefolges, dem Paradefelde zu, um zunächst die unter Befehl des kommandirenden Generals, des Generals der Infanterie Freiherrn von Meerscheidt⸗Hüllessem genommene Parade⸗Aufstellung musternden Blicks zu prüfen. Am Steuer⸗ häuschen hatten Sich die Königlichen . die Generalität, die Militärbevollmächtigten der fremden Staaten, die überaus glänzende Suite, in welcher heute die aer n Uniform vorherrschend war, versammelt. Um Sisz Uhr sprengte Se. Majestät auf Seinem Leibfuchs den Truppen zu und übernahm Allerhöchstselbst das Kommando. Se. Majestät trug das Band des St. Stephans-Ordens. — Er— neute Jubelrufe, immer stärker und stärker anschwellend, ver⸗ kündeten alsbald die Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie Sc. Majestät des Kaisers Franz Joseph. Die Mgjestäten waren in der Garde-Dragoner-Kaserne zu Pferde gestiegen, ebenso Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen und Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este; der Ehrendienst und die Herren des persönlichen Gefolges hatten hier die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften bereits erwartet.
zessinnen Albrecht, Heinrich und Friedrich Leopold in offenen Vierspännern mit Spitzreitern, sowie in zahlreichen Hofequi⸗ pagen der Prinz von Siam mit Gefolge in prunkvollen Kostümen eingetroffen. Eine glänzende militärische Suite, in derselben Graf Kalnolfy in der Uniform eines österreichischen Generals der Kavallerie, sprengte den Allerhöchsten Herrschaften entgegen, welche Sich nunmehr nach dem rechten Flügel der ö begaben. Se. Majestät der Kaiser und König galoppirte mit gezogenem Säbel Seinem Erlauchten Gast entgegen.
Die Aufstellung der Parade war in zwei Treffen erfolgt:
Das erste Treffen bestand aus der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division unter dem General ⸗Lieutenant von Sobbe und der 2. (komb.) Garde⸗ Infanterie ⸗ Division unter dem General ⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗ Stachau. Das zweite Treffen kommandirte der General Lieutenant Graf von Alten, Commandeur der Garde ⸗Kavallerie⸗Division.
Im Verbande der 1. Garde⸗Infanterie ˖ Division standen: 1. die Garde⸗ Infanterie · Brigade unter Kommando des General Majors von Lindequist, General à la suite Sr. Majestät des K8igers und Königs, bestehend aus der Haupt⸗Kadekten · Anstalt, unter Ast Amann, dem 1. Garde⸗ Regiment z. F., unter Oberst von Plißsen. Flügel ⸗ Adjutant Sr. Majeslät des Kaisers und Königs, dem 3. Garde Regiment z. F. unter dem Qbersten von Goßler, dem Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon unter dem Oberst⸗ Lieutenant von Natzmer, à la snite des 1. Garde ⸗Regiments z. F., der Unteroffizierschule Potsdam unter Major von Normann, X la suite des 1. Garde Regiments z. F., und dem Garde ⸗Jäger⸗ Bataillon unter dem Oberst Lieutenant Freiherrn von der Horst; die 2. Garde ⸗Infanterie⸗Brigade, kommandirt vom Obersten Frei⸗ herrn von Wilczeck, Allerhöchst mit der Führung derselben beauftragt, gebildet aus dem 2. Garde⸗Regiment z. F., unter Oberst von Petersdorff, Flügel-Adzutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und dem 4. Garde ⸗Regiment z. F., unter Oberst Freiherrn Böcklin von Böcklinsau; die 3. Garde ⸗Infanterie⸗Brigade, unter Obeist Blecken von Schmeling, à la suite des Garde-Fuͤsilier⸗Regi⸗ ments und Allerhöchst mit Führung der Brigade beauf- tragt, bestehend aus dem Kaiser ⸗ Alexander ⸗ Garde ⸗Gre⸗ nadier Regiment Nr. 1 unter dem Obersten von Rauchhaupt, dem 3. Garde ⸗Grenadier Regiment Königin Elisabeth unter Oberst von Lütcken und dem 8 unter Major von Scholten; die 4 (komb.) Garde⸗Infanterie⸗Briggde, befehligt vom General ⸗Major Bernhard Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen, Hoheit, gebildet auß dem Kaiser- Franz ⸗ Garde ⸗Grenadier, Regiment Nr,. 2 unter Oberst Lieutenant Freiherrn von Richthofen, etatsmäßiger Stabsoffizier des Regiments, und dem Garde-Füsilier⸗Regiment unter Oberst Graf von Keller; sowie die zusammengesetzte Brigade unter General Lieutenant von Teichmann und Logischen, Inspecteur der 1. Fuß ⸗Artillerie · Inspektion, bestehend aus dem Garde ⸗Fuß⸗ Artillerie: Regiment unter Oberst , Lieutenant von Gentzkow, dem Garde · Pionier Bataillon unter Oberst ⸗Lieutenant von Kleist, dem Cisenbahn Regiment unter Oberst Knappe, und der J. und 2. Lehr- Compagnie der Artillerie Schießschule.
Im, zweiten Treffen standen: Im Verbande der Garde—⸗ Kavallerie ⸗Division 1) die J. Garde⸗Kavallerie⸗ Brigade unter Kom⸗ mando des Obersten von Kleist, Commandeur des 3. Garde ⸗Ulanen⸗ Regiments und Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, bestehend auß dem Regiment der Gardes du Corp unter Oberst-Lieutenant Freiherrn von Bissing, Flügel · Adjutant Sr. Majestãt des Kaisers und Königs, und dem Garde ⸗Kürassier Regiment unter Führung des Majors Grafen don Lüttichau, etatsmäßiger Stabs . Offizier des Regi- ments; die 2. Garde Kavallerie Brigade, kommandirt vom General · Major Edler von der Planitz, bestehend aus dem Leib Garde⸗Husaren⸗ Regiment unter Oberst⸗Lieutenant von Gottberg, dem 1. Garde⸗ Ulanen⸗Regiment unter Major von Ploetz und dem 3. Garde Ulgnen-⸗ Regiment unter Major von Strantz, etatsmäßiger Stabtoffizier dieses Regiments; die 3. Garde⸗Kavallerie Brigade unter dem General⸗Major Prinz ö Sachsen⸗Altenburg, Durchlaucht, be⸗ stehend aus dem 1. Garde ⸗Dragoner⸗Regiment Königin von England unter Oberst Lieutenant von Kotze, dem 2. Garde⸗Ulanen Regiment unter dem Major Grafen zu Eulenburg und dem 2. Garde Dragoner ⸗ Regiment unter Oberst Lieutenant von Willich; ferner 2) die Arüllerie und der Train unter dem Befehl des General⸗Masors von dem Knesebeck bestehend aus dem 1. Garde ⸗ Feld Artillerie. Regiment unter Oberst Freiherrn Neubronn von Cisenburg, dem 2. Garde Feld⸗ Artillerie⸗ Regiment unter Oberst ˖LZieutenant Lüdemann, etatsmäßiger Stabsoffizier des Regiments, der 1. und 2. Lehr Batterie der ö und dem Garde ˖ Train · Bataillon unter Major
iswaldt.
Die mf war im ersten Treffen: die Bataillone in Doppel⸗ kolonne, das 4. Bataillon Cisenbahn ⸗Regiments und die 1. und 2. Lehr ⸗ Kompagnie, der Artillerie ⸗Schießschule in Tieskolonne; im . Treffen: bei der Kavallerie in Kolonne in Eteadrons, bei der
rtillerie — die Abtheilungen bezw. Lehr ⸗Batterien in Breitkolonne, der Train war in Linie.
Beim Erscheinen Sr. Majestät des Kaisers von Oester⸗
reich wurden die Honneurs, auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs, zuerst im Ganzen von der Parade erwiesen,
und demnächst brigadeweise präsentirt; statt der preußischen wurde die österrelchische National⸗Hymne gespielt. Das
Inzwischen waren Ihre Königlichen erg die Prin⸗
2. 2 wurde, nachdem das 1. Treffen vom rechten Flügel aus gesehen worden war, vom linken Flügel aus besichtigt.
VDemnächst folgte der Vorbeimarsch, welcher zweimal auz⸗ geführt wurde, und zwar zuerst von den Truppen dez 1. Treffens in Compagnie⸗Front, von denen des 2. Treffens bei der Kavallerie in Es cadron⸗Front mit halbem Abstand im Schritt, bei der Artillerie in Batterie⸗Front im Schritt und beim Train in Zügen im Schritt. Bei dem 2. Vorbeimarsch defilirten die Truppen des 1. Treffens in Regiments⸗-Kolonnen, die selbständigen Bataillone und die Unteroffizier⸗Schule Potsdam in Doppel⸗-Kolonnen. Die Haupt⸗Kadetten⸗ und die Lehr⸗Compagnien der Artillerie Schieß⸗Schule fielen aus. Die Kavallerie defilirte in Escadron⸗Front, die Artillerie in Batterie⸗Front, der Train in Compagnie ⸗Front, sämmtlich im Trabe.
Se. Majestät der Kaiser führte beide Male die Parade, während Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich das Kaiser⸗Franz Garde⸗Grenadier⸗ Regiment Nr. 2 und Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen das 1. Garde⸗ Dragoner⸗ Regiment Königin von England vorüberführten.
Um 1155 Uhr war die Parade beendet. Die Rückkehr nach der Stadt glich für die Allerhöchsten Herrschaften wieder einem Triumphzuge. Kaiser Franz Joseyh war sichtlich freudig erregt über diese aufrichtige und von Herzen kommende Huldigung Seitens der Bewohner Berlins. Nach beendeter Parade foörmirten sich die Truppen zum Abmarsch und rückten unter klingendem Spiel in ihre Quartiere ab.
— Heute Abend 7 Uhr findet im Königlichen Schlosse ein Pargde-Galgdäner statt. Die Tafelmusik wird von der Kapelle des Kaiser⸗Franz⸗Garde⸗Grengdier⸗Regiments Nr. 2 ausgeführt. Das für dieselbe entworfene Programm weist folgende Stücke auf: .
1). Armeemarsch Nr. 27. Der Coburger Josias⸗ Marsch. 2) Kaiser ˖ Ouverture. Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph ge⸗ widmet von Westermeyer. 3) Andante aus der Sinfonie G-dur (mit dem Paukenschlag7 von Haydn. 4) Armeemarsch Nr. 7 Bataillon Garde 1806. 5) Ouverture zur Iphigenie in Aulis von Gluck. 6) Zigennerständchen (86rènade tzigane) von Nehl. 7 Radetzki Marsch. 8) Walzer, Dorfschwalben aus Oesterreich, von Strauß. 9) Scenen aus dem Musikdrama „die Walküre“ von Wagner. 16) Der Pappenheimer⸗Marsch.
— Nach der im Reichs-Eisenbahnam t aufgestellten, in der Zweiten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Juni d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 8 Entgleisungen und 1 Zusammen⸗ stoß auf freier Bahn, 16 Entgleisungen und 9 Husammen— stöße in Stationen und 123 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Er⸗ eignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 139 Personen verunglückt, sowie 22 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 10 unerheblich beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 3 getödtet und 12 verletzt, und hee entfällt je L Tödtung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Bromberg und zu Erfurt und auf die Königlich württembergischen Staatsbahnen, 4 Verletzungen auf die Königlich sächsischen Staatsbahnen, 3 Verletzungen auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn und je eine Verletzung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion zu Hannover, zu Köln (linksrheinisch), zu Erfurt, zu Elberfeld und zu Altona; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 9 ge⸗ tödtet und 87 verletzt, von Steuer- u. s. w. Beamten 2 ver⸗ letzt, von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 14 getödtet und 12 verletzt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen 2 Beamte verletzt. Von den sämmtlichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen lbei zusammen 30 13,93 kin Betriebslänge und 849 847 080 ge— förderten Achskilometern) 147 Fälle, darunter die vrch Anzahl auf die Verwaltungs bezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktionen zu Köln (rechtsrheinisch) 6. zu Berlin (14), und zu Erfurt (1h; verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, sind auf den Großherzoglich Oberhessischen Eisenbahnen und im Verwaltungshezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Köln (rechtsrheinisch) und k Elberfeld die meisten Unfälle vorgekommen. B. Größere
rivatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge 3 (bei zufammen 1808,03 km Betriebslänge und 24 461 992 3 Achskilometern) 4 Fälle und zwar auf die Hessische zudwigs-Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1739,50 km Betriebslänge und 11749 896 geförderten Achskilometern) 6 Fälle und zwar auf die Mecklenburgische Südbahn? Fälle, auf die Alt⸗Damm — Kolberger, die Kiel — Flenshurger, die ,,, und die Braunschweigische Landeseisenbahn je ein Fall.
. — In der Ersten Beilage des „R. u. St⸗A. befinden sich eine Uebersicht der „Zuckermeng en, welche im Monat Juli 1839 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuerverguͤtung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind“, und eine Uebersicht der „Verstenerten Rübenmengen sowie Einfuhr und. Ausführ von Zu cker im deutschen gl gehn im Monat Juli 1889“.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich säch⸗ sische Oberst von Schlieben ist hier eingetroffen.
— Der General ⸗Lieutenant von Roerdansz, General⸗ Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, ist von Dienstreisen hierher zu⸗ rückgekehrt.
Der General⸗Stabsarzt der Armee, Chef des Sanitãte⸗ Corps und der Medizinal⸗Abtheilung des Kriegs⸗Ministeriums, Dr. von Coler, hat eine Dienstreise angetreten.
— S. M. S. „Ar iadne“, Kommandant Kapitän . See Claußen von Fink, ist am 11. August in Madeira angekommen und beabsichtigt, am 8. September er. wieder in See zu gehen.
Württemberg. Friedrichshafen, 10. August. Ihre Königlichen Hoheiten ö. Herzoginnen Elsa und Olga
on Württemberg sind heute früh, begleitet von dem rst hofmeister. Ihrer Majestnt der Königin, Freiherrn ichard von Reischach, von hier abgereist, um sich über gtuttgart und Berlin zum Besuche, ihres schwer er⸗
fen Großvagters, Sr, Kaiserlichen oheit des
iu ur ien Constantin Nicolajewitsch von Rußland, nach
lowsk zu begeben, wo sich ihre Mutter, die Herzogin . von Württemberg, Großfürstin von Rußland, bereits seit
dane Zeit befindet. Die Ankunft der Prinzessinnen in St. . erfolgt am nächsten Dienstag Abends.
Baden. Baden, 12. August. (W. T. B.). Der Schah von Persien wohnte gestern Abend in Begleitung ẽr. Königlichen Hoheit des Großherzogs und Sr. Hoheit es Prinzen Max der auf dem Kurplatz veranstalteten IJluminatlion bei. Heute hat sich Se. Majestät zur Abhaltung zner Jagd in den Stadtwald hegeben. Dem Vernehmen nach wird der Schah seinen Aufenthalt hier bis zum Freitag nellängern.
Eachsen⸗Altenburg. Altenburg, 12. August. Se.
heit der Herzog, dessen Befinden in letzter Zeit wenig sünstig erschlen, ist gezwungen, ärztlicher Anordnung zufolge, sch einer weiteren Brunnen⸗ und Badekur in Kissingen zu unterziehen, wohin Höchstderselbe sich am 148. M in Begleitung seines zweiten personlichen Adjutanten, Premier⸗Lieutenants von Eydow, auf 4 Wochen begeben wird. * An demselben Tage aß Ihre Hoheit die Herzog in auf 8 Tage zum Besuch ihrer hohen Anverwandten nach Dessau und Wörlitz.
Cesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. August. (W. T. B) Der türkische Botschafter, Saadullah Pascha, hat gestern e Antwort der Pforte auf die griech ische Note Fetreffs Kretas überreicht. Der „Neuen freien Presse sufolge wird in derselben entschieden bestritten, daß Seitens er Ruselmänner Gewaltthätigkeiten stattgefunden hätten, viel⸗ mehr werden einzelne Fälle angeführt, wo von christlichen Banden Hewaltthätigkeiten begangen worden seien. Unbenründet sei uch die Behauptung von. der angeblichen Vertheilung von Kaffen und Munition an die Muselmänner. Der neuernannte Feneral⸗ Gouverneur Shakir⸗Pascha sei beauftragt, über die Insel den Belagerungszustand zu verhängen, Kriegsgerichte äinzusetzen und eine ernste Proklamation an die Aufständischen zu richien, in welcher dieselben zur Niederlegung der Waffen uufgefordert würden. Die Kaiserlichen Truppen würden ihre Pflicht erfüllen. Die Note schließt mit dem Ausdrucke der Hoffnung, daß die ergriffenen Maßregeln Ordnung und Sicherheit bald wiederherstellen würden. .
— 13. August. (W. T. B.). Von dem hiesigen Tele⸗ graphen⸗Correspondenz- Bureau wird auf das. Bestimmteste dersichert, daß die Privatnachrichten eines hiesigen Blattes lber angebliche Kämpfe zwischen öster reich ischem Rilitär und montenegrinischen Banden in der Herzegowina vollkommen unbegründet sind.
Großbritannien und Irland. London, 12. August. W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses be⸗ sürwortete Lord Carnarvon ein Verbleiben . in Egypten und wünschte, daß England Egypten so verwalte, nie Ost⸗ Indien verwaltet werde. Lord Salisbury erwiderte: die Aufgabe, welche das Ministerium gefunden, als es die Regierung angetreten, sei eine sehr schwierige gewesen. Das Ninisteriüm habe nicht erwartet, Egypten in kurzer Zeit zu dem hohen Grade der Wohlfahrt europäischer Länder bringen zu können, aber Dank der staatsmännischen Leitung durch die englischen Beamten des Khedive sei ein anhaltender Fortschritt gemacht, der Egypten den Frieden und die Mittel zu erhöhter Rohlfahrt und zur Erweiterung seines Industrie⸗ und Handels- gebietes bringe. Egypten habe unter der zeitweiligen Vormund⸗ schast Englands viele wirkliche Fortschritte gemacht. Die finanziellen Lasten Egyptens seien allerdings schwerer, als wünschenswerth erscheine, weil die Hälfte der Einkünfte für die Zinsen auf die Staatsschuld ver⸗ ausgabt würde. Was die künftigen Beziehungen Eng⸗ lands zu Egypten anbelange, so habe die Regierung wieder⸗ holt erklärt, welche Verpflichtung England nach seiner Ansicht gegen Egypten habe. Die Regierung sei von ihrer vor vier Jahren aufgestellten Politik in Egypten nicht um Haares⸗ brelte abgewichen. Er halte es für unnöthig, die Ver⸗ pflichungen zu wiederholen, deren Erfüllung England, bevor es seine Vormundschaft über Egypten zurückziehe, durch die Ehre auferlegt werde; aber das AÄnsinnen Lord Car⸗ narvon's, daß England sich aus einem Vormund in den kigenthümer Egyptens verwandele, daß es seinen Auf⸗ enthalt dort permanent mache, und daß es seine Herrschaft in Egypten für diejenige eines Eroberers erkläre, bezeuge eine ungenügende Achtung vor der Heiligkeit der ein— gegangenen Verpflichtungen, die zu erfüllen England verbunden jei. Bei einer solchen Frage könne die Regierung nicht unzerfuchen, welches das zweckmäßigste oder vortheil= hafteste Verfahren sei, sondern sie müsse das Verfahren untersuchen, zu dem sie durch die eigenen Engagements und duch das europäische Gesetz verpflichtet sei. Die Regierung werde diefe Regel getreulich zu beobachten bestrebt siin. n, habe die Regierung keinerlei Absicht, von ihrer Aufgabe abzustehen, bevor dieselbe erfüllt sei; fie . aber auch keinerlei Befugniß oder keinerlei Recht, ihrer uf⸗ gabe die von Lord Carnarvon verlangte Ausdehnung zu geben.
(A. EJ) Sir F. W. Grenfell, der „Sirdar. der egyptischen Armee, ist in Anerkennung seiner während der jüngsten Operationen am Fil geleisteten trefflichen Dienste jum General-Major in der britischen Armee befordert Dorden. Bislang bekleidete er in dieser Armee nur den
berstenrang.
Frankreich. Paris, 12. August. (W. T. B.) Der ber te Gericht sdof trat heute im Berathungsziminer zu⸗ lnmsn Buffet von der Rechten konstatirte, daß sich in 9. Anklageyortrage des General Staatsanwalts mehrfache
idersprüche befänden. Darauf gelangte die von der Rechten aufgeworfene Kompetenzfrage zur Erörterung. Nach längeren 6. ungen wurde von der Rechten der Antrag ein⸗ gebracht, die Inkompetenz des obersten Gerichtshofes aus⸗ usprechen, weil. nach den in dem Anklageakt angeführten hatsachen daz Verbrechen des Attentats nicht vorliege, und . dei oberste Gerichtshof demzufolge inkompetent sei. Der negste Gerichts hof erklärte fich mit 212 gegen ; „Stimmen für kom pete nt. Die Sitzung wurde darauf . morgen veriagt. — Die Rechte trat nach der Sitzung zu ner Berathung zusammen und beschloß, an den weiteren
(W. T. B.) Das am 21. v. M. vollzogene Ge setz, betreffend die Reorganisation des Gerichtswesens und der Bauern⸗ behörden in den baltischen Gouvernements, ist nun⸗
mehr veröffentlicht.
„W. T. B.“: Der Ober⸗Befehlshaber und General⸗Gouver⸗ neur von Kreta, Schakir Pascha, ist in Kanea an— gekommen.
Kretenser veranstalteten heute eine Kundgebung vor der Wohnung des Minister⸗Präsidenten Trikupis, welcher es ablehnte, eine Rede zu halten. Die Demonstranten weigerten sich, autzeinanderzugehen, weshalb Militär requirirt werden mußte.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. August.
Türkei. Aus Kandia, vom 13. August, meldet
Griechenland. Athen, 12. August. (W. T. B.) Die
Serbien. Belgrad. 12. August. (W. T. B.) König Alexander, König Milan, der Regent Protic uns der Minister Vuie sind heute Abend um Ti Uhr, von Nisch kommend, hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von den übrigen Ministern, Staatswürdenträgern und dem Offi⸗ ziercorps empfangen worden. =
Bulgarien. Sofia, 12. August. (W. T. B.) Zahl⸗ reiche Deputirte und Rotabilitäten sind zu den am 14. b, dem Jahrestage der Eidesleistung des Fürsten, stattfindenden Festlichkeiten hier eingetroffen. — Der Minister⸗Präsident Stambulow hat an die Präfekten ein Rundschreiben gerichtet, in welchem dieselben angewiesen werden, sedwede Bewegung zu verhindern, die darauf gerichtet * Be Proklamirung' der Unabhängigkeit Bulgariens herbei⸗ zuführen.
Amerika. New⸗York, 9. August. (R. B.) Prä⸗ sident Harrison kam heute in Barharb our an der Küste von Maine an, wo er der Gast des Staatssekretärs Blaine
sein wird. Unterwegs hielt der Präsident in Boston einen öffentlichen Empfang ab und wurde überall in Neu⸗England aufs Herzlichste begrüßt. — Die Chippewa⸗Indianer auf der Gull Lake Reservation im Staate Minnesotg haben sich bereit erklärt, 46000 000 Acres Landes an die Bundes⸗ regierung zu verkaufen; diese Ländereien sollen zu Ansiedelungs⸗ zwecken dienen.
Afrika. Eg ypte n. Aus Wady Halfa, vom 11. August, meldet ein Telegramm des Reuter'schen Bureaus: General⸗Major Grenfell kam gestern hier an und wurde von dem Sberst Wo de houfe und den seinem Befehl unterstellten Truppen mit vollen militärischen Ehrenbezeugurgen empfangen. Die Ein⸗ wohner hatten einen Triumphbogen errichtet und begrüßten den siegreichen General mit Begeisterung. Seitdem die Derwische die Grenze überschritten, ist kein Einwohner der Provinz Wady Halfa getödtet worden, noch wurde, von den Derwischen Getreide oder Vieh weggenommen. Gestern be⸗ sichtigte General Grenfell unweit Sarras die Arbeiten zur Her⸗ stellung ciner Eisenbahn zwischen dem genannten Orte und Wady Halfa. Hauptmann Sillem befetzte gestern Sarras, ohne auf großen Widerstand zu stoßen Die wenigen Derwische daselbst zogen sich un- verzüglich zurück. Das Lager und die Häuser auf beiden Nil Ufern werden zerstört. General Grenfell reiste gestern mit seinem Stabe von hier nach dem Norden weiter.
Australien. Ueber den bereits kurz gemeldeten Auf⸗ standsversuch in Hawaii geht dem Londoner „Bureau Reuter“ aus San Francisco nachstehender, vom 10. d. M. datirter Drahtbericht zu: . ;
„Nachrichten aus Honolulu, vom 2. August, zufolge bemäch⸗ tigten sich am 30 Juli vor Tagesanbruch eiwa 160 unzufriedene Hawaiianer und Andere, welche bewaffnet waren, unter der Führung eineß Halbeingeborenen, Namens Wilcox, der Regierungẽgehãude fewie des Königlichen Palastes, von welchem der König indeß abwesend war. Der Palast wurde von den eingeborenen Wachen vertheidigt. und die Regierung befahl den freiwilligen Truppen, die Aufftändsschen anzugreifen. Gegen Abend war die Ordnung wieder⸗ hergestellt, nachdem Wilcox und viele seiner Anhänger sich entweder ergeben hatten oder gefangen genommen worden waren, während 6 der ⸗ selben getödtet und 12 verwundet wurden. Pon den Freiwilligen und eingeborenen Wachen ward Niemand verletzt. Die Absicht der Auf⸗ ständischen ist nicht klar; muthmaßlich gingen sie mit dem Plane um, das gegenwärtige Ministerium zu stürzen und aus dem Amt zu verdrängen. Von dem Vereinigten Staaten⸗Kriegsschiff Adams“ waren zeitweilig Truppen gesandt worden zum Schutze der amerika⸗ nifchen Legation und zur Unterstützung der Polizei in der Bewachung der Statt während der Nacht, wobel auch eine Menge Einwohner Beistand als Spezialkonstabler leisteten. Bis zum Abgang des Post · dampfers hatten sich keine weiteren Wirren auf der Insel ereignet, und es ist kein Eigenthumsschaden verursacht worden.“
Seitungsstimmen.
Die Presse beschäftigt sich auch heute in erster Linie mit Betrachtungen über die Bedeutung des Besuchs Sr. MNaje stät des Kaifers Franz Joseph in Berlin. Wir heben die Begrüßung artikel der „Schlesischen Zeitung“, ferner des „Dresdner Journals“ und der „Karlsruher Zeitung“ hervor. Die „Schlesische Zeitung“ schreibt:
‚Unser Bündniß mit dem stammverwandten Reiche, mit dem wir uͤns in eine fast' taufendjährige Geschichte theilen, beruht auf so festen naturgemäßen Grundlagen und hat sich, während seines zehn jährigen Bestandes bereits in so großem Stile bewährt. daß ein Zweifel an seiner Dauer, seiner Festigkeit und seiner friedenerhal⸗ Enden Kraft nicht gehegt werden kann. In der Person des Kaisers Franz Joseph erkennt und verehrt Deutschland den Vertreter der Einbeit⸗ sichkeit des großen, im Innern so mannigfaltig gestalteten Nachbar⸗ reiches auf höchpolitischem Gebiete, wohl wissend, daß alle Völker Desterreich⸗ Ungarns in gleicher Treue und gleicher Liebe zu ihrem an⸗ gestammten Herrscher aufblicken und gleich freudig bereit sein werden, auf seinen Ruf Gut und Blut einzusetzen, wenn es dereinst gelten follte, die Gesittung und die Wohlfahrt des Erdtheils zu schirmen gegen Eroberungsdrang oder Rachegelüst. Kaiser Franz Joseph er⸗ scheint ung auf deutschem Reiche boden nicht als ein Fremder; alle Herzen schlagen ihm entgegen, in allen ist der Wunsch lebendig, daß er sich heimssch bei uns fuͤhle.“
In dem Leitartikel deß „Dresdener Journals“ eißt es: . b . Herrscher Oesterreich ˖ Ungarns, kommt, um den vorjährigen Besuch unseres Kassers in Wien zu erwidern. Aber er kommt nicht allein, um dieser Pflicht der Höflichkeit zu genügen, er kommt als der treueste Freund Kaifer Wilhelm's, als mächtigster Bundeggenosse des Beusschen Reichs und als echter und wahrer Friledensfüͤrst. Mit Jubel und frohen Hoffnungen begrüßt darum die gesammte deutsche Ratton den erbabenen Lenker der 5ͤsterreichlschen Monarchie bei inn ö . gen ., die sich erüstet hat, den hohen Ga estlich zu empfan Fil seuish Nation ist fich wohl bewußt, daß Kaiser Franz Joseph
Deutschland die Hand zum Frieden reichte und der vor nunmehr zehn Jahren jenes Bündniß abschloß, welches sich als das festeste Bollwerk des europäischen Friedens bewährt und erwiesen bat.
Diefes Bündniß hat Wurzel gefaßt in den Nationen selbst; in
den weitesten Kreifen der Bevölkerung beider Länder ist die Ueber · zeugung mehr und mehr zum Durchbruch gelangt, daß die beiderseiti⸗. gen Intereffen durch treues Handinhandgehen am besten und sichersten gewahrt werden und daß nur hierdurch den Gelüsten Anderer, die euro⸗ paische Staatenordnung zu andern, ein heil lsamer Dämpfer aufgeseßt werden kann. Die Völker Deutschlands und Oesterreichs haben sich in dem Gedanken der Zusammengehörigkeit gefunden, sie haben erkannt, was ihnen in natisnaler und politischer Beziehung frommt; und hierin liegt mit die Gewähr, daß das von Kaiser Franz Joseph mit dem in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm 1 welches von dem Enkel und Nachfolger des großen Todten als heiligftes Vermäͤchtniß bochgehalten wurde, ein dauerndes und festeß sein wird! In dieser Ueberzeugung, in dem Vertrauen auf die Festigkeit und den Segen des deutsch⸗öster ⸗ reichischen Bündniffes begegnen sich alle Völker der habsburgischen Monarchie mit der deutschen Nation. Alle Freunde des Friedens, alle Diejenigen, denen das Wohl ihres Landes am Herzen liegt, hoffen mit Zuversicht auf die Unzerstörbarkeit dieses Völkerbundes, dem sich Italien noch angeschlossen hat, da sie in demselben die natürlichste und sicherste Grundlage des Weltfriedens erblicken.
abgeschlossene Bündniß,
Daß die innige Freundschaft, welche den österreichischen Monarchen
mit Sr. Majestät unserem Könige verbindet, — die heutige Zu— sammenkunft in Pillnitz bildet hierfür einen neuen Beweis — den hohen Gast unseren Herzen nur um so näher bringt, bedarf kaum noch eines besonderen Hinweises.“
Und die Karlsruher Zeitung“ äußert sich folgender⸗
maßen:
„Die Begrüßung des Kaisers Franz Joseph und des Kaisers Wilhelm auf deutfchem Boden wird Überall in Europa als ein zeit⸗ geschichtliches Ereigniß erkannt und gewürdigt werden. Freilich ge⸗ schieht, wenn in diefen Tagen die Blicke Europas auf die beiden Kaiser gerichtet sind, dies nicht in der Meinung, daß in Berlin neue Thatfachen geschaffen, nicht in der Erwartung, daß dort irgendwelche politische Abmachungen getroffen werden würden, die das Bild der politischen Lage verändern. Deutschlands Verhältniß zu Oesterreich ist derart, datz es Überhaupt nicht intimer werden kann; die Freund- fchaft, die enge Verbindung beider Staaten ist einer Steigerung einfach nicht fähig. Die beiden Reiche bilden schon heute für den Fall, daß eines von ihnen in seinen Lebensinteressen bedroht werden follte, eine militärische Einheit. Die Beziehungen Dꝛutschlands und Oesterreichs zu einander sind so klar und scharf als möglich bezeichnet worden durch die beiden feiner Zeit so viel erörterten Trinksprüche, die Kaiser kö. und Kaiser Franz Joseph bei dem Galadiner in der Wiener Hofburg am 4. Oktober vorigen Jahres austauschten, als nach den offiziellen Toasten, mit dem CGeremoniell brechend, der österrei bische Kaifer auf feine »‚preußischen, und deutschen Kameraden', und der Deutsche Kaiser auf seine Kameraden von der österreichisch'ungarischen Armeen trank. Als unauflöslich und unverbrüchlich' haben die beiden Monarchen damals ihre Freund⸗ schaft bezeichnet und die zu jener Zeit gesprochenen feierlichen Worte geben den Gesichte punkt an, ron dem aus die heutige Begrüßung der wei Kaiser beurtheilt fein will. Wenn der Befuch des österreichischen Kaisers in Berlin aber auch alle politische Geheimnißkrämerei, alle Konjckturenmacherei von vornherein ausschließt, so entbehrt er des halb doch keineswegs einer hohen politischen Bedeutung. Seine Bedeutung erhält er durch den imposanten Ausdruck, zu welchem in diesen Tagen die Volketbümlichkeit des deutsch, österreichischen Bündnisses kommt. Alle Parteien, die gesammte Bevölkerung des Deutschen Reichs, gleichgältig, ob der Einzelne in den innerpolitischen Fragen seinen Standpunkt mehr nach rechts oder nach links zu nehmen gewöhnt ist, stimmen überein in der vollen Befriedigung über das Fsterreichisch⸗deutsche Bändniß und sehen die unbedingte Aufrecht erhaltung dieses Bündnisses als eine Sache an, die über aller Diskussion erhaben ist. Das giebt der Allianz zwischen Beutschland und Desterreich den rechten Nachdruck. und die rechte Weihe, daß die Abmachungen der beiderseitigen Regierungen auch den Völkern sozusagen in . und Blut über⸗ gegangen sind. Die freudige und einmüthige Zustimmung der Völker BSesterreich Ungarns und Deutschlands zu der Allianz, die heute von den Kaifern beider Staaten in brüderlicher Umarmung erneuert wird, ist das untrüglichste Zeugniß für die Innigkeit und Festigkeit dieses Bündnisses.
Ueber den Empfang des Kaisers Franz yer in Berlin spricht sich, wie ‚W. T. B.“ meldet, das Wiener remden⸗ blatt“ folgendermaßen aus: ö .
„‚Diese Broßartigkeit und Herzlichkeit des Empfanges, dieser Triumphzug der beiden Kaiser durch Berlin läßt neuer dings die Bedeutung dieser Kaiserbegegnung erkennen. Sie ist eine wiederholte feierliche Bekräftigung ienes innigen Bundes verbälmiffes, jener undverbrüchlichen Freundschaft der Fürsten und der Völker, denen Europa ein Degennium des Friedens in ernster und bewegter Zeit verdankt. Der Jubel der Berliner Bevölkerung findet einen lebhaften Widerhall in dem Herzen eines jeden österreichischen Patrioten.“ .
Wie „W. T. B.“ aus London von heute früh meldet, bespricht die Times“ den Besuch des Kaisers von Oesterreich in Berlin und hebt dabei hervor, derselbe erinnere an die solide Friedensbürgschaft, welche Europa in dem Dreibunde besitze, und scheine etwas mehr zu sein, als ein bloßer höflicher Gegenbesuch.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Feuerversicherung in Württem berg. ;
Einer soeben erfolgten amtlichen Veröffentlichung entnehmen wir, daß Ende des Jahres 1888 in Württemberg Mobiliar im Anschlag von 1954 224 144 MÆ in 340 656 Policen gegen Feuerschaden ver⸗ sichert war, um 50? Mill. Mark mehr als im Vorjahr. An Brand⸗ scäden wurden im Jahre 1888 ausbezahlt 1151 459 * gauf 1319 Policen. In Thätigkeit befinden sich 31 Gesellschaften, welche 353 55l R Prämien vereinnahmten. Die meisten Versicherungen fallen auf die Württembergische Privat. Feuerversicherun gs · Gesellschaft (720 Mil. ), sodann folgen Phönix in Frankfurt (188 Mill.), Colonia (1195 Mill.), Gothaer Gesellschaft (101 Mill.).
Kochschulen in Baden.
Nachdem man zuerst in Pforzheim in Baden eine Haushaltungs⸗ schule für Fabrikarbeiterinnen errichtet hatte und sowobl durch rege Theilnabme als Erfolge der Beweis des Bedũrfnisses und der Zweck⸗ a erbracht war, hat fich der Badische Frauenverein der Idee noch weiter angenommen. Dirselbe hat, wie die Soz. Corr. mit˖ iheilt, in Karlsruhe und den meisten größeren Städten Kochkurse ein⸗ gerichtet und auch seine Kochlehrerinnen bereits nach anderen Gegenden Beutschlands fozusagen verliehen. Die Vereine veranstalten in der Regel achtwöchentliche Kochkurse; die Zabl der Schülerinnen ist von der Lolasltãt abhängig, welche dem betreffenden Verein zur Verfügung steht. Die Mädchen lernen nicht nur das Kochen praktisch und iheoretisch, sondern auch Scheuern, Putzen und Waschen. Die badischen Kammern haben für MUnterstützung solcher Veranstaltungen für das laufende Jahr 3000 bewilligt, und seit Anfang des Jabres sind Haushaltungsfchulen für Fabrikarbeiterinnen im industriereichen Wiesenthal in den Städten Lörrach, Schopfheim und Zell in stetiger Thätigkeit. Dieselben werden von Kommissionen unter Vorsitz der Bezirksbeamten geleitet; Damen beaufsichtigen den Unterricht, und die betreffenden Städte stellen Lokal und Heidmaterial. Die Theilnehmerinnen am Kurs (je 8) zahlen für das Essen für den
es war, der mit voller Aufrichtigkeit die auf eine Verständigung mit
erhandlungen nicht theilzunehmen.
dem neuen Deutschen Reich gerichteten Bestrebungen förderte, der
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