1889 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Balmoral in den schottischen Hochlanden an, wohin sich in⸗ zwischen auch der Erbgroßherzog von Hessen begeben hat.

(W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson auf eine be⸗ zügliche Anfrage: hinsichtlich der Ausdehnung des Schutz⸗ briefes der Niger⸗Gesellichaft auf das Gebiet des Oelflußses werde die Regierung bis zur nächsten Parlamentssession keine Entscheidung treffen. Bei der dritten Lesung des Finanzgesetzes erklärte der Sekretär für Irland, Balfour: die Referm des Üniversitäts-ünterrichts für die Katholiken Ir⸗ lands sei dringend nothwendig. Es gebe keinen anderen Ausweg als zu versuchen, den Bedürfnissen der irischen Katholiken hinsichtlich eines höheren Unterrichts durch einen Gesetz⸗ entwurf zu begegnen, der alle gesetzlichen Wünsche der irifchen Katholiken befriedige. Er hoffe, einen solchen in ber nächsten Session einzubringen. Was die Dotation für den Unterricht anbetreffe, so seien die irischen Katholiken in dieser Beziehung besser gestellt, als die Katholiken irgend eines Staats auf dem Festlande.— Das Finanz⸗ géesetz wurde in dritter Lesung angenommen, ebenso das Gesetz, welches die Lokalbehösrden ermächtigt, den tech⸗ nischen Unterricht zu erleichtern.

Ueber den Verlauf des Strikes der Dockarbeiter berichtet die „Allg. Corr.“ weiter:

Man darf annehmen, daß die Zabl der Striker jetzt mebr als 100 6069 beträgt. Nicht weniger als 250 Dampfer liegen unausgeladen in den Tocks und im Fluffe. Niemals seit Dezennien bat es in London einen Strike von solcher Ausdehnung und Hartnäckigteit gegeben. Die General Steam Rarigation Companv bat seit Sonn—⸗ bend keine Bote mehr nach dem Kontinent falten lassen. Ihre in den letzten Tagen eingetroffenen Dampfer liegen unausgeladen in der Tfemse. Die Dampfer der Peninsular u. Sriental Company Rome“ und „Skangon“ sind am Sonntag in Southamrton ge— löscht worden. Es ist aber durchaus möglich, daß sich der Strike rere Deckarbeiter auch über Soutkampten ausbreitet. da man be fuͤrckfet, daß die Gewerkrereine, falls die Londoner Dockgesellschafen nicht bald nachgeben, ihren Genossen in allen engliscken Häfen befehlen werden, Schiffe nur in ihren regulären Häfen zu entladen. Es werden schön viele Versicherungen gegen Schaden durch Aufruhr abgeschlofsen. In England bat der Kreis dafür au zukommen, aber die Regulirung des Schadens pflegt bäufig recht lange Zeit in Anfpruch zu nebmen, sodaß die Kaufleute eine Versicherung vorziehen. Gelder für die Strikenden gehen beständig ein, wenngleich sie natürlich weitaus nicht den riesigen Anforderungen genügen. Der Londoner Setzerverein bewilligte einstimmig 500 Pfd. Sterl zum Besten der Jusständigen. Der Leiter des Strikes, John Burns, kündigte vor gestern an, daß keine Geldbeträge ausgezablt werden, sondern nur auf J oder 15 Sh. lautende Anweisungen auf Bäcker, Fleischer u. s. w. für Nahrungsmittel ausgegeben werden würden. In den letzten Tagen war die Besürcktung laut geworden, die Arbeiter, der Gasanstalten möchten Partei ergreifen für die Striker und gleichfalls die Arbeit niederlegen, sodaß London eines Tages in Dunkel versetzt werden würde. Der Ausschuß dieses Sewerkvereins aber hat den Mitgliedern von dem Schritte abgerathen. ; .

Die gestern wieder aufgenommenen Unterbandlungen zwischen dem Ausschufse der strikenden Dockarbeiter und den Dogoerwal tungen find dufs Jleue an dem Widerstand. der Letzteren gescheitert. Mr. Benjamin Tillett, der Sekretär des Ausfchuffes, batte gestern Nach⸗ mittag eine längere Unterredung mit dem gemeinschaftlichen Aus. schuffe der London und India Docks, um den Lobnstreit womöglich zum Austrag zu bringen. Tillett bestand auf Erhöhung des Arbeits lohnes von 5 auf 6 Perce und Beschäftigung für nicht weniger ien Stunden kinter einander, sowie Abfchaffung des Kontrakt pstems. Er erhielt schließlich den schriftlichen Bescheid, daß die Di⸗ rektion, so sebr sie auch die Fortdauer des Strikes bedauere, außer Stande sei, die gestellten Forderungen zu bewilligen. Alderman Sir Andrew Luck, der Vertreter des in Schottland weilenden Lordmavors, macht seinen Einfluß zur Beilegung des Ausftandes geltend, aber er hat erklärt, daß weder er noch der Lordmavor selber als Schiedsrichter in dem Strelte fungiren könnten. Der Lordmavor müßte als Haupt der Munizipalität sich gänzlich neutral verhalten. Die Werften-⸗ und Getreidespeicher besitzer hielten gestern im Cannonstreet Hotel eine sebr zahlreich besuchte Versammlung, in welcher Beschlüsse zu Gunsten der Hauptforderungen der strikenden Dockarbester gefaßt wurden. Gleichzeitig wurde erwähnt, daß der mstand, daß der Massenstrike bis jest obne Ausschreitungen verlaufen sei, lediglich der Energie und Entschlossenbeit von Jobn Burn zu verdanken sei. Es hatte im Plane der Stritenden ge⸗ legen, gewisse Docks in Brand zu stecken; Burns hätte indeß daven akgerathen und erklärt: er würde sich um den Strike nicht weiter bekämmern, wenn die Idee nicht sofort fallen gelassen werde. Mittler änerentwickelt sich Ter Strike in verschiedenen Richtungen in wahr, haft beunrubigender Weise. So stellten im Laufe des gestrigen Tages fast sämmtliche Träger und Kärrner der Londoner Kohlenfirmen die Arbeit ein.

Aus dem „W. T. B.“ liegen über die Strikebewegung in London noch folgende Meldungen vor;

In Folge eines Serüchts, wonach die Direktoren der Dock⸗ gesellschaften Unter bandlungen angeknüpft hätten, um sich belgische Arbeiter zu verschaffen, telegraphirte der Führer der Strikenden, John Burns, an die Vorsteher der belgischen Arbeitervereine, und forderte sie, an ibre Sympathie für die Arbeiter appellirend, auf, Schritte zu thun, um die Absendung von belgischen Arbeitern zu ver⸗ hindern. Die Koblenhändler von London haben den strikenden Kohlenträgern und Kohlenfubrleuten eine deren Forderungen nabezu entsprechende Lobnerböhung unter der Be⸗ dingung zugebilligt, daß die Arbeit morgen früb wieder aufgenommen werde.“ Die Direktoren der Dockgesellschaften baben den Strikenden gegenüber die Erklärung abgegeben, daß, falls die Strikenden ibre Forderung von 6 Pence per Stunde zurück⸗ zögen, die anderen Forderungen derselben angenommen werden würden. Der Führer der Strikenden, Jobn Burns. hat darauf erwidert, die Strikenden hielten an ihren ursprünglichen Forderungen fest und würden keinen Vergleich annehmen. Man hofft, daß die Versand= lungen morgen wieder aufgenommen werden. = Der Strike der in den? großen hiesigen Buch druckereien Beschäftigten greift weiter um fich; gegen 2000 derselben haben bereits die Arbeit eingestellt und fordern eine Erhöhung des Lohns.

Frankreich. Paris, 28. August. (W. T. B.) In einem heute in Fontainebleau unter dem Vorsitz des Prasi⸗ denten Earnot stättgehabten Min ist err ath hat der Präsident das Dekret unterzeichnet, durch welches die Wähler zur Vor⸗ nahme der Kammer⸗Neuwahlen auf den 22. Sep⸗ tember einberufen werden. .

Von den gestern bei Gelegenheit der Versammlung im Cirkus Fernando vorgenommenen Verhaftungen sind 78 Tu frech: erhalten? worden, darunter auch diejenige des Deputirten Thie ssé. Die Verhaftungen sind meist wegen aufrührerischer Rufe, wegen thätlicher Beleidigung der Polizeibeamten und wegen Widerstandes gegen die Staats⸗ gewalt erfolgt.

Der bereits erwähnte Aufruf Boulanger's an die Wahler des Seine⸗Departements hat nach der „Fr. C.“ fol⸗

genden Wortlaut: ;

„Wähler! Wir unterbreiten Euch die Namen der Kandidaten, welche in den verschiedenen Wablkreisen des Seine ⸗Departements die Sache der nationalen Republik verfechten werden. Es sind der Re⸗

Vertrauens würdige Männer.

puklik ergebene und Eures vollen . mußten wir uns über alle

Indem wir sie Such empfehlen, . n ,, stellen und einzig die Ideen der Eintracht, des

ufammenbaltens und der Disziplin berücsichtigen, welche uns Den Sieg sichern werden. Ihr abt am 27. Januar, schon Euren Willen zu erkennen gegeben und werdet daran nichts ändern wollen. Deute wie damals, vielleicht noch mehr als damals, wollt Ihr die Revifion der Verfassung, das Ende einer Herrschaft, welche die Rexublik gefährdet und das Vaterland ruinirt. Ihr wollt, daß ein brloser Senat verschwinde. Die Kammer, die zu wäblen Ihr be rufen seid, wird weder eine gesetzgebende noch eine verfassunggebende BVersammlung sein. Ibre einzige Aufgabe wird darin be⸗ steben, dem Widerstande einer usurpatorischen Regierung zum Trotz die Ernennung einer Konstituante durch das allgemeine Stimmrecht zu erlangen. Die Aufgabe ist einfach, aber sie erbeischt vaterländischen Sinn und Enffchloffenbeit. Die Kandidaten, deren Namen euch vor. geschlagen werden, nebmen dieselbe an und sind entschlossen, sie zu erfüllen. Alfo keine Spaltungen, keine Meinungsverschiedenbeiten! Ungeachtet der Drohungen, der Gemwaltthaten und der Umtriebe einer verlorenen Regierung wißt Ihr, daß alle Anbänger der Rerision im Sinne der Republik auf unferer Seite steben, und auf der Seite unserer Gegner alle Diejenigen, welche mebr oder minder die Redi⸗ sion ablcbnen. Bleißt einig, kaltet Mannszucht! Darn, hängt der Erfolg ab und dann wird nichts Eurem souveränen Willen wider⸗ stehen können. ; 3

Es lebe die Rerublik! Es lebe die Revision! General Boulanger, Präsident des republikanischen Nationalcomitès.“

Der frühere französische Grenz-Kommissar in Pagny, Schnäbele, ist, dem „Petit Journal“ zufolge, an die Pariser Präfektur versetzt worden, um dort die Fremden—⸗ Polizei zu leiten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. August. (W. T. B.) Gestern hat die Trauung des Herzogs Georg von Leuchtenberg mit der Prinzessin Anastasia von zontenegro auf dem Landgute des Herzogs bei Peterhof stattgefunden. Der Kaiser hatte vor seiner Abreise den Bräutigam mit dem Bilde des Erlösers gesegnet. Nach der Trauung, welcher die hier anwesenden Prinzen des Kaiser— lichen Hauses, der Fürst und der Erbprinz von Montenegro sowie auch der Prinz Karageorgiewitsch bei⸗ wohnten, trat das junge Paar die Reise nach Moskau und dem Herzoglichen Landgute im Tambowschen Gouvernement an.

Ein foeben ausgegebenes Bulletin meldet eine schwere Erkrankung der Großfürstin Maria Pau lowna, Gemahlin des Großfürsten Wladimir. Die Groß⸗ fürstin, welche unwohl war, befand sich bereits auf dem Fege der Besserung; gestern Morgen trat jedoch hochgradige Anämie ein. .

Nach dem vorläufigen Kassenbericht über die Reichs⸗ Einnahmen und -Ausgaben vom 1. Januar bis zum 1. Juli 1889 gingen an Reichs⸗-Einnahmen insgesammt 336 47 00 Rbl.' ein, gegen 3089 030 00 Rbl. im gleichen Zeitraum des Jahres 1888. Demnach ergiebt sich zu Gunsten Fes laufenden Jahres eine Mehreinnahme von 27517 660 Rbl. in den ersten 6 Monaten desselben.

Italien. Rom, 28. August, (W. T. B.) Der Ab⸗ gesandte des Königs von Schoa, Makonnen, wurde heute Man mit seinen Begleitern von dem König Humbert empfangen. Makonnen und die anderen Chefs der Gesandtschaft fuhren um 11 Uhr in drei Hofgalawagen am Quirinal vor. Ihnen folgten die übrigen Mitglieder der Gesandtschaft, welche die vom König Menelik für König Humbert bestimmten Ge— schenke trugen, sowie schoanische Soldaten. Am Eingange und auf dem Hofe des Palastes wurden der Gesandtschaft durch eine Truppen-Abtheilung die militärischen Ehren er— wiefen. Der Fuhrer der Mission, Maktonn en, überreichte dem König Humbert ein Schreiben des Königs Menelik und hielt sodann folgende Ansprache:

„Der König Aethicpiens bat mich beauftragt, Ew. Majestät den Ausdruck seiner freundschaftlichen Gesinnungen ju überbringen. Mein König, jetzt Herr von ganz Aethiopien, will mit Ihrer Re— gierung die besten Beziebungen unterhalten und bat, damit diefelben unabänderlich seien, den Freundschafts· und Handels vertrag unterzeichnet. I‚m Namen meines. Königs heische ich den koben Schutz Ew. Majeflät, damit hinfort Friede und Ruhe in Aethiopien und den benachbarten italienischen Be⸗ sitzungen berrschen möge, zum Wohle und zur Entwickelung des beider eitigen Verkebrs. Mein König will den Frieden; allein unter allen Umständen, dies kann ich versichern, werden die Feinde Italiens auch unsere Feinde sein.“ ö .

König Humbert erwiderte darauf: „Ich habe Ihre Worte mit der größten Befriedigung vernommen. Wir sind feit langen Jahren treue Freunde und werden es bleiben, da⸗ für bürgen der zum Wohl beider Königreiche vereinbarte Vertrag und der Schutz, welchen ich und meine Regierung Ihrem Lande gewähren, dessen friedliches Gedeihen wir auf⸗ richtig wünschen.“ Bei dem Empfange waren der Kronprinz, der Minister-Präsident Crispi, der Kriegs⸗ Minister Bertols Viale und Marine-Minister Brin zugegen. Rach Beendigung der Audienz stattete die Gesandtschaft dem Minister-Praäfidenten Crispi und dem Kriegs⸗Minister Besuche ab. Am Abend begaben sich die Chefs der schoanischen Mission zu den Manövern nach Somma Lombardo.

Türkei. Wie die „Times“ meldet, sind am 26. August 200 griechisch sprechende Gendarmen nach Kreta abgegangen. Einem Telegramm der „Daily News“ aus Athen zufolge, benachrichtigte Schakir Pascha die Kommissäre der Aufständischen, es sei unmöglich, ihre Forderungen zu beantworten, fo lange nicht alle Aufständischen die Waffen niedergelegt hätten. In Folge dieses Bescheides löste sich die Kommission auf.

Serbien. Belgrad, 25. August. Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz“ hat der Minister des Innern, Tauschanowitsch, eine zehntägige Urlaubsreise nach Bad Hall angetreten.

Bulgarien. Sofia, 29. August. (W. T. B.) Der riechische Bischof zu Varna ist angewiesen worden, Bulgarien binnen drei Tagen zu verlassen, widrigen⸗ falls er ausgewiesen werden würde, Die Veranlassung zu bieser Maßregel sind angebliche Aufhetzungen Seitens des Bischofs bei der Wahl des Kirchencomites.

Ein offizielles Communigqus besagt: „Die Be⸗ stellung von 16 Millionen Patronen und 30 0900 Berdan⸗ Gewehren wurde schon vor längerer Zeit beschlossen und zwar Behufs Deckung der durch den letzten Krieg veranlaßten Abgänge. Betreffs der Beleidigungen des Fürsten und der Regierung Seitens der offiziellen und offiziösen serbischen Presse hält es die bulgarische Regierung für unnütz, darauf zu er—⸗

Afrika. Egypten. (A. C) Der Khedive hat dem

eneral Sir Francis Grenfell einen reichverzierten Ehren fäbel zum Geschenk gemacht. General⸗Major Gren⸗ fell, Sberst⸗Lieutenant Settle, Sir E. Vin cent und Sir C S. Noncrieff find am 26. August nach Brindisi abgereist.

G

Seitungõftimmen.

In dem „Düsseldorfer Anzeiger“ finden wir folgende Betrachtung über die monarchische Gesinnung: Ein Berliner Blatt konstatirte neulich mit Recht, daß die monarckisckè Gefinnung feit den sechziger Jabren in unserem Volke wesentlich gewachsen sei und an Breite und Tiefe zugenommen babe. In der That bat das kräftige und weise Regiment des hochseligen Faisers Wilhelm in Verbindung mit der von den glänzendsten inneren und äußeren Erfolgen begleitet gewesenen Politik unseres großen Staatsmanns das monarchische Bewußtsein allentbalben geboben. Fafte im Anfang der seckziger Jahre der demokratisch ⸗freisinnige Dedanke in den Gemüthern so die Oberhand gewonnen daß man von dem Königthum nichts mehr erwarten zu dürfen glaubte und alle seine Hoffnungen auf die Erweiterung der parlamentarischen Macht richtete, so kann diese Gesinnung jetzt geradezu für einen über Tundenen Standpunkt erklärt werden. Unserer geschichtlichen Ent⸗ wickelung und insbesondere dem Wirken Kaiser Wilbelm's L haben wir es zu verdanker, daß die damals von den Idealen des Liberalis⸗ mus auch in Bezug auf die Staatsform angekränkelten politischen Kreise bekehrt und zu der Ueberzeugung von der Notbwendigkeit und Heilsamkeit eines starken Königlichen Regiments gelangt sind, wäbrend auch die früheren Anbänger des Königthums neue krãftige Impulse zu dem Bekenntniß ibrer Gesinnung erbalten haben und Überall mit Wort und That davon Zeugniß ablegen

Sehr wesentlich bat hierzu die That der Errichtung des Deutschen Reichs beigetragen. Dem Kaiser, der die nationalen Ideale verwirk⸗ licht batte, flogen die Herzen auch derer zu, die früher in den aus Frankreich stammenden staatsrechtlichen Theorien der volitischen Weisheit letzten Schluß erblickten. Auch die letzten Tage dürften der monarchischen Gesinnung neue Stützen zugeführt haben, feidem Unfer Kaiser die Reichslande besuchkt und in den wiedergewonnenen Landestheilen als der Rexräsentant der Macht und Herrlickkeit des Reichs erschienen. Nicht minder baben feine Reifen nach Süddeutschland und England zur Kräftigung der nationalen und fomit auch zugleich der monarchischen Gesinnung bei⸗ getragen. Wer beute fest auf dem Boden der nationalen Gesinnung stebt, ist Dank der Thaten und Handlungen des großen Kaisers wie seines Enfels zugleich ein Bekenner für das König⸗ und Kaiserthum, das ist die schönste Frucht der volitischen Gedankenarbeit unserer Kaiser!

Ein freisinniges Blatt hat nun aber die oben erwähnte Be⸗ bauptung unter Hinweis aut die Zunahme der Sozialdemokratie bestritten. Bei den letzten Wablen (1887) warden allerdings im ersten Wahlgang 365 327 sozialdemoktatische Stimmen abgegeben, gegen 24 025 im Jabre 1871, nachdem sie 1884 bis auf 537 310 gewachsen waren. So unerfreulich diese Entwickelung sein mag, so sst fie doch an sich kein Beweis. Denn die Stimmen der nationalen Parteien fallen weit schwerer ins Gewicht. Aber es soll nicht geleugnet werden, daß die Unzufriedenbeit in den von der, So ialdemekratie beeinflußten Massen und somit auch der Mangel an monarchischer Gesinnung bei diesen seit 1371 größer geworden ist. Wie aber die Wablen von 1857 für die Sozialtemokratie schon erheblich ungünstiger derliesen als 1884, so darf der Hoffnung Raum gegeben werden, daß auch in Zukunft in den Arbeiterkreisen eine Umkehr wahrzunehmen sein wir? Die von der Krone in Angriff genemmene Sozialpolitil wird ganz nothwendiger Weise auch hier Pionierdienste für das monarchische Bewußtsein verrichten, wie dies schon in manchen Fallen bat beobachtet werden können. Die Fürsorge für die Arbeiter wie die intensive Thätigkeit für eine gedeibliche Entwickelung der wirtbfchaftlichen Verbältnisse werden auch in jenen Klassen sicherlich das Ei brechen, ünd wir zweifeln nicht, daß selbst die fortwährenden Versuche der immer mehr zusammenschrumpfenden freisinni a ⸗demo⸗ kratifchen Kreise, sich durch Erregung ven Mißtrauen bei den Ar— beitern den Sukkurs zu verschaffen, den ibnen die gebildeten Mitiel⸗ klaffen mebt und mehr versagen, kläglich scheitern werden und daß die moharchische Gesinnung zu dem eigentlichen Merkmal eines jeden Deutfchen, von dem er sich vor Angehörigen anderer Staaten vortbeil⸗ baft auszeichnet, werden wird.

Die Entwicklung der deutschen Industrie unter dem System der Schutzzollpolitik wird von der „Danziger Allgemeinen Zeitung“ in einer Betrachtung über „Roh— stoffe und Fabrikate“ folgendermaßen beleuchtet:

Die freihändlerischen Blätter bören nicht auf, Beweise füt die angeblich nachtbeiligen Folgen der Schutz zoll polittk zusammenzutragen. Ganz esonders wird die Ueberflügelung der Ausfuhr durch die Eir— uhr während des vergangenen Jahres als ein, solcher Beweis auk⸗ gegeben, obwobl die Thatsace der erheblichen Steigerung der Ausfuhr selbst im Bergleich zu dem Voꝛrjabr sie in ihrem Ürtbeil etwas vorsichtiger machen sollte, Aber das „Sti tistische Jakrbuch für das Deutsche Reich! vom Jabre 13 welche kürclich erschienen, enthält auch noch viel anderes Materis, um bie freibändferiscken Trugschiüsse zu erschüttern und M nichte machen. Wir wollen zu diesem Zweck die Aufmerksamkeit auf di Raßbrik leren, welche die Einfuhr und Ausfuhr im ahgemeinen und un besonderen Wagren verkehr für die Jahre 1880 bis 1885 nat Waarengrappen bebandelt. Dort sind die Waaren unterschieden in Rohstoffe und Fabrikate. .

Nach den Schlußzablen ist die Einfuhr in Roh st offen len dem Jabre 1885 bis isss der Menge nach von 12997517 t an 20 238 1509 t, also um 55,72? C, dem Werthe nach ben 1853 325 00 M auf 2 249 503 O00 M gewachsen, also um 20, 2 *. Niemand wird in einem solchen Wachsthum der Robỹstof einfuhr ein bedenkliches Zeichen erblicken, im Gegentbeil, E wird hiermit die zunebmende Produktionskraft der deutschen 3 duftrie, welche immer mebr Rohstoffe zur Verarbeitung verbraucht, bewiesen. Scklimm dagegen wäre es wohl, wenn die Einfut: von Fabrikaten in gleicher Weise aiso der Menge nach ra 5,75 do beiw. Lem Werthe nach um W, do eder sagar noch n erböbterem . aße zugenommen hätte. Statt dessen seben wir, daz n sich zwar auch geboben hat, aber in verbãlmißmãäßig geringerem Mah ber Menge nach stieg sie Son 1173 378 t auf L629 058 t= all um IS, Sz So —, und dem Werthe nach ron dõh 769 (00 M a am 's G50 6 also nur um 6. 57 do. Mit anderen Wort die fremden Industrien versorgen den deutschen Markt gegen frühe mit relativ viel weniger Fabrikaten, sowobl der Menge wie baut sächlich dem Wertbe nach. Während alfo die deutsche Industk⸗ immer mehr Robstoffe vom Auslande zur Verarbeitung bejog. rin braut Deutschland verbältnißmäßig weniger cusländische Fab lkatt

Zieben wir aber die Ausfuhr, nach den beiden Waarengtuype⸗ gesondert, in Betracht, so bat sich die Ausfubr ron Roh stofse⸗ ker Menge nach von 14619 961 t auf 17 S658 652 t. also r 25,275. gebeben, während sie dem Werthe nach ** 558 gi4d 000 M auf 834 174 009 M. d. b. um 13 9,ά, gesuntth ist. Verglichen mit der großen Zunabme der da. Einfuhr liefert diefe der Menge nach geringe Zunahme, . Werthe nach ziemlich erbebliche Verringerung der Robst off u cinen neuen Beweis für die Entwickelung der deutschen Inzust⸗ Das wird weiter durch die Ausfuhr von Fabrikaten bestãn⸗ Biese bat fich der Menge nach von 2381 01 t auf, 186 301 17 asfo um 33570 dem Wertbe nach von 19339402000 6 alfo um 2252 0 geboben. Die deutsche Intustrie bat 6

widern; die Serben müßten sich noch der Ereignisse von 1885 erinnern.“

ibre Fabritate ein immer größeres , . gefunden zugleich die verhältnißmäßig geringere Fabrikat Ausfuhr im Vergleich zu

starken Rohstoff Einfuhr und der geringeren Robstoff⸗Ausfuhr auf

eine starke Entwickelung des inländischen Verbrauchs hin.

Vergleicht man die beiden Verkehrsrichtungen mit ei s : n r mit

ergiebt sich, daß bei den Robstoffen ref ü. , . ö den Fabrikaten nicht weniger bedeutend die Ausfubr uberwiegt Erstere betrug im Jabre 1888 dem Werthe nach 2215 Millionen Mark (gegenüber einem Ausfuhrwerthe von S314 Millionen Mark) während die Ausfuhr ron Fabrikaten 2369 Millienen Mark sgegen⸗

über einem Einfuhrw z ! . Sir. nfubrwerth von nur 1021 Millionen Mark) betrug.

Konsumtionsfäbigkeit Dentschlands kinweif j ah 6 eisen. spricht mehr wie alles Andere zu Gunsten der Schutz ;ollpolitik.=

Ziffern sind der glänzerdste Beweis für di ĩ j sind der g ste Beweis für die Entw der deutschen Industrie wie sie auch zugleich auf eine .

Diese Entwickelung

Rekursentscheidungen und Bescheide des u enn.

Ein Steinbruchsbesitzer, welcher für den von

Stelle zu bearbeiten.

genannten Arbeiter mitheranzuziehen.

Hierfür sollte

beiter gezahlte Tagelohn nur 4 6 590 betrug. So wi

jener Arbeiter unter Anderem auch bei der . 2. sogenannten Königssteins einer Drehscheibe mit herangezogen und erlitt bei dieser Gelegenheit einen Unfall. Er erhob wegen der Folgen desselben Entschädigungsansprüche gegen die Berufsgenossenschaft, welcher der Steinbruchsbesitzer ange— hörte, wurde damit aber von dieser und demnächst vom Schieds⸗ gericht unter der Begründung abgewiesen, daß der Unfall sich nicht Steinbruchsbesitzers, sondern bei einer Regi beit der Eisenbahnverwal— Dieser Auffassung ist das Reichs— . vom s. ; Stein besitzer hatte für die Arbeiten an der Drehscheibe, 26. ö haupt für diejenigen Arbeiten, zu welchen sein Arbeiter von dem Baubeamten der Eisenbahnverwaltung nach dessen Er— messen zugezogen wurde, weder die Gefahr zu tragen, noch nicht einmal davon lche. Arbei sich l Bei dieser Sachlage kann er auch nicht als Unternehmer der betreffenden Arbeiten im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes angesehen werden. Allerdings erhielt er von der Eisenbahnverwaltung für die Gestellung seines Arbeiters einen etwas höheren Betrag vergütet, als er selbst an den Arbeiter zahlte; der Ueberschuß, der sich hierbei zu seinen Gunsten ergab, erscheint indessen nicht als Unternehmer—

bei dem Betriebe des versicherungspflichtigen tung ereignet habe.

Versicherungsamt in seiner 26. März 1889 (Nr. 741) beigetreten.

Regiebauarbeit Der die Oberleitung auszuüben;

unterrichtet, um welche dabei handelte.

er war

Arbeiten im Einzelnen es

gewinn, sondern lediglich als Entgelt dafür, daß er der Eisen⸗

bahnverwaltung seinen eigenen Arbeiter, welcher dadurch seiner eigentlichen und ursprünglichen Beschäftigung entzogen wurde,

jederzeit zur Verfügung hielt. Hiernach hat der Verletzte als

ein zur Zeit des Unfalls vorübergehend in den Betrieb der

Eisenbahnverwaltung übergegangener Arbeiter zu gelten und sich mit seinen Entschädigungsansprüchen an die letztere zu baren en n e rem Ziffer 377, 597, 598 und 603, Amtliche Nachrichten des RV. A.“ 1887 Seite 201 ff., 1883 Seite i5, 317, 325). ö. .

Ein größerer Fuhrunternehmer, welcher sich mit eigenem Geschirr an einem Trabrennen betheiligte, hatte einen seiner Eguipagenkutscher (sogenannter Staatskutscher) mit zum Renn— platz genommen und demselben nach beendetem Rennen den Auftrag gegeben, nach dem Sattelplatz zu fahren. Auf dieser Fahrt stürzte der Kutscher in Folge einer scharfen Wendun der Pferde vom Wagen und brach den linken kur Das Reichs-Versicherungsamt hat in seiner Sitzung vom 8. April. 1850 (Nr. 742) die Entschädigungspflicht der beklagten Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft Betreffs dieses Unfalls verneint, weil letzterer nicht bei dem gewerbs⸗ mäßigen Fuhrwerksberriebe (3. 1 Ziffer 3 des Ausdehnungs⸗ gesetzes), sondern bei einem Privatvergnügen des Dienstherrn den Kläger in seiner Eigenschaft als Privatkutscher (Diener) desselben betroffen habe, die Leistung persönlicher Dienste (die Thätigkeit des häuslichen Gesindes) aber, um welche es sich hiernach handele, zur Zeit von der Unfallversicherung noch nicht erfaßt werde (zu vergleichen Entscheidungen 559 und . Nachrichten des R.V.⸗-A.“ 1888 Seiten 287 nd 325).

Statiftik und Volkswirthschaft.

. . Handweber. . Die als Hausindustrie für Kreselder und Gladbacher Fabrikanten * den niederrbeinischen Kreisen betriebene Band und Stick= Semm gtweberei bat in Folge vermebrter Bestellungen im vergangenen Dunrtgl einen lebbasteren Betrieb aufzuwtisen gebabt. Erfreulicher ö sind auch die Weberlöbne bierbei zum Theil nicht unerbeblich, is zu 20 , gestiegen. so daß in den Kreisen der Weber gegenwärtig eine besoenders zufriedene Stimmung herrscht. r . die Handweber in der Tuchbrancke im Aachener Bezirk . en wieder reichlich Arbeit. Mancher Webstubl, der Jahre zindurch nicht benutzt wurde, ist wieder in Gang gekommen.

Arbeiterkerbhältnisse in Wien und Nieder-Oesterreich.

Die österreichischen Handels und Gewerbekammern sind seit . geseßlich verpflichtet, von fünf zu fünf Jahren einen . Berickt über die gefammten volkswirtbschaftlichen Zustände ihres Bezirks an das K. K. Handels- Ministerium zu erstatten. Das i soeben Seitens der Handels! und Gewerbekamm̃er in

kien für Nieder- Oefterreich gescheben. Der von derlselben inn statistische Bericht uber Industrie und Gewerbe n. Eriberzogibums Oesterreich unter der Enns“ (Wien, s859) beüieht sich im Wesentlichen auf den Stand vom 31. De⸗ zember 1885 und enthält auf seinen LXXII. urd 733 Seiten (Folio) eine Fülle des interefsantesten Materials, aus der wir im Folgenden . wichtige Angahen über die Arbeiter verhältnisse berausheben. leielben beschränken sich auf 2783 Groß und 14033 Mittel betritbe, zusammen auf 68158 industrielle und gewerbliche Unternehmungen, von denen 8 30 auf Wien und seine Vororte entfallen. e . Unterscheidung der Betriebe nach der Größe ist nicht, wie 9 Berufs und Gewerbestatistik des Deutschen Reichs vom 3 Juni 2 nach der Zabl der Arbeiter, sondern nach der Höhe der jährlich u, zablenden Erwerbzsteuer (ohne Zuschläge) erfolgt. Alle Betriebe mit einer Erwerbssteuerleistung von 42 Gulden und darüber sind

Eisenbahnverwaltung ausgeführten Umbau eines B ir ise r ahnhofs die Lieferung von Steinen übernommen hatte, sandte seiner Arbeiter mit dem Steinmaterial nach dem Bahnhofe, um das⸗ selbe dort abzuliefern . soweit erforderlich, an Ort und Dabei traf er mit dem bauleitenden Beamten der Bahnverwaltung das Abkommen, daß der Letztere befugt sein olle, zur Erledigung solcher bei dem Umbau er— forderlichen Steinmetz- und Steinhrucharbeiten, bei denen er der Zuziehung eines sachkundigen Arbeiters bedürfe, den oben 1 dem Steinbruchsbesitzer für jeden vollen Ta

tein voll g, an welchem der Arbeiter von dem Bauleiter beschäftigt wurde, eine . von G (M zustehen, während der von dem Ersteren dem Ar—

Großbetriebe, diejenigen mit einem Steuerbetrage von 21 2 Gulden Mittelbetriebe und die mit einem geringeren Steuersatze ohne Rück⸗ sicht auf die Zahl der beschäftigten Arbeiter oder der benutzten Um. triebsmaschinen, Kleinbetriebe.

In den sämmtlichen 56816 Groß! und Mittelbetrieben des Kammerbezirks wurden im Berichtsjahre 123 1165 männliche. 41 075 weibliche, zusammen also 167 1191 Arbeiter beschäftigt, von denen 7949 bausindustriell und 100 in Strafanstalten tbätig waren Auf das männliche Geschlecht entfallen demnach 735 und auf das weit liche 26,4 c der Arbeiter. Kinder ven 12 bis 14 Jabren wurden im Ganzen 129 gejäblt, darunter 88 Mädchen; auf je Ih 55 Arbeiter lamen also nur 8 Kinder in diesem Alter, während im Jahre 1856 noch jehnmal soriel und 1570 sogar 436 Kinder auf je 15 S5 Erwachsenen entfielen. Man wird aber vielleicht selbit diefe geringe Zahl industriell beichäftigter Kinder verwunderlich finden. da das öͤsterreichische Gewerbegesez die Fabrikarbeit von Kindern aberbaupt verbietet. Aber fast alle Mittelbetriebe (bis auf 94 oder 24 ) und mehr als die Hälfte der Großbetriebe im Sinne des Rammerbericẽ t fallen gar nicht unter den Begriff „Fabrik“, zu dessen onstiiuir ung nach der Praxis der Verwaltungsbebsrden neben anderen Kennzeichen vor Allem die Zahl von mindestens 29 beschäftigten Arbeitern er— forderlich ist Recht ansehnlich ist die Zabl der jugendlichen Perfonen von 14 bis 15 Jahren, deren es in den Groß. und Mittelbetrieben zusammen 9873 gab, darunter 2409 weibliche; im Durchscknitt kamen auf je 1000 Arbeiter 59, in der Gruppe der Baugewerbe sogar 161 jugendliche Personen. .

Die Arbeitsperiode der Unterrebmungen wurde nach der Anzabl von Tagen erhoben, während welcher sich jene im Berichtẽ jabre im Betriebe befanden; von 2241 Groß und Mittelbetrieben, von denen die betreffenden Angaben vorliegen, batten rund 29 0so die regel; zige Arbeits periode von 300 Tagen, ungefäbr ebensoviele batten eine kürzere, hingegen mehr als 14290 eine längere Arbeitssaifon Die Frage nach der Arbeitszeit beschränkte sich auf die Erhebung der Arbeitsstunden eines Arbeiters in der Fabrik, fragte alio richt auch nach den Stunden, während welcher die Fabrik selbst täglich im Betriebe war. In der Regel fallen beide Zablen zusammen nur in, der Müllerei und einigen anderen Zweigen der großen Industrie kommt ununterbrochene Tag- und Nachtarbeit vor bei wechfelnder Arbeiteschicht. Leider sind die Angaben bezüglich der Ar— beitsstunden und der besonders erbobenen Arbeits pausen ron Arbeitern in den Werkstätten der Unternebmungen noch spärlicher eingegangen als die bezũglich der Arbeits periode der Industriebeiriebe. Von 1855 Unternehmungen batten 2 Oo eine achtstündige oder geringere 60 eine über acht bis zebnstündige, 370 eine über zehn— bis 3Eslfstun- dige und 100 eine über zwölf bis fünfzebnstündige Arbeitszeit. Ueber die Arbeitt pausen berichteten 1379 Betriebe; von ihnen batten je ein Drittel eine Stunde beiw. zwei Stunden und etwas weniger als ein Drittel 18 Stunden Pause; der Rest enmällt auf Zwischengruxven oder Betriebe mit mehr als jwei Stunden Arbeitẽ parse. ö . Belüglich der Entlohnungsweise liegen Angaben über 31 779 Ar- heiter, d. s. rund 5s o/o aller Arbeiter der Groß urd Mittelbetriebe, vor. Von Liesen waren anräbernd 61 C nach Zeit und etwas über 39 nach Stück entlahnt. Dabei muß indessen berücksichtigt werden, daß der Prozentsatz von Arbeitern, deren Entlobhnungswense bekannt ist in den verschiedenen Industrie⸗ und Gewerbegruppen sehr verschieden ist; wäbrend z. B. in der chemischen Industrie fast alle Arbeiter in diese Statistik einbezogen sind, gilt dies in der Bekleidungs- und Putz⸗ waaren. Industrie und im Baugewerbe nur von einem Fünftel. Nit der größeren oder geringeren Zahl der Angaben wechselt aber auch ibr Werth. Die Erbebung des Wochenlobnes oder Verdienstes beschränkte sich uf die 155 142 Arbeiter, welche am 31. Dezember 1885 in den Werkstätten der Unternehmungen beschäftigt wurden; die Haus⸗ industrie und die Strafanftalts-Arbeiter sind der größeren Genauig- keit wegen nickt einbezogen worden. Die Lobnklaffen des Berichtes entbalten 65 708 männliche und 22 358 weibliche, zusammen ü 666 Arbeiter; davon bezogen 2803 Emolumente irgendwelcher Art (ganze oder tbeilweise Kost, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Garten und Ackernutzung u. s. w.); von weiteren 13 450 Personen ist gesagt, daß sie zum Theil eder zumeist Emolumente bezogen. Obne Rück sicht auf, diese Naturalbezäge sind acht Lobnklassen für die männlichen und sechs für die weiblichen Arbeiter gebildet deren Besetzung natürlich sehr verschieden ist. Der untersten Lobn⸗ klasse der männlichen Arbeiter (bis zu 3 Fl. wöchentlich) gebören wohl nur Kinder und jugendliche Personen, zum Theil auch Lehrlinge an; sie zäklt rund 2605 Perfonen eder noch richt 480 der lohn. statistisch bebandelten Arbeiter. Die beiden folgenden Klassen (über 3 bis 5 bezw. über 5 bis 7 Fl. die Woche) mit zusammen 16409 Personen oder annäbernd 25 90 enthalten neben jugendlichen zumeist die ungelernten und schlecht gelobnten Arbeiter. Die vierte und fünfte KLlase (über 7 bis 8 bezw, über 9 bis 12 FI.) mit rund 34 400 Köpfen oder etwas über 52 0 umfaßt die Masse der gelernten Arbeiter; daran reihen sich zwei Lobyklassen (über 12 bis 158 kezw. über 15 bis 18 Gulden), welche die bestbejahlten Arbeiter, zum Theil wohl auch schen Vorarbeiter, Werkmeister u. dgl. m. einschließen und rund 165 7060 Persenen oder etwas über 1624 zäblen. Den Schluß bildet eine Lobnklaffe mit über 13 Gulden Wochenverdienst, die wobl aus schließlich von Werkmeistern und ähnlichen Bediensteten, die eigentlich nicht in die Kategorie der Arbeiter gebören, gebildet wird; sie enthält 1600 Personen oder etwas über 299. Bei Weitem ungũnstiger stellen sich die Lohnverbältnie der Arbeiterinnen. Von ihnen entfallen 11 362 oder etwas über die Hälfte auf die dürftige Lobnklasse gon 3 bis 3 Gulden wöcentlich. Die starke Besetzung der untersten Lehnstufe (bis zu 38 Gulden) mit 3713 Köpfen oder nahezu 179lͤ0 leigt, daß bier nicht nur Kinder und jugendliche Personen enthalten sind Die beiden mittleren Lohnklafsen (über 5 bis 7 bezw. über 7 bis 8 Gulden die Woche) umfafsen rund 7009 Personen oder 31 Co, wäbrend den böchsten Lobrklassen (über 8 bis 12 bezw. über 12 Guĩdenj im Ganzen nur 330 Personen, also noch nicht 18 angehören, von denen ein Theil schon zu den Angestellten zählen dürfte.

. ; Zonegntarif in Ungarn.

Die Erfahrungen, welche man in Ungarn, mit Ter Einfübrung des Zonentarifs für die Personenbeförderung auf Eisenbabnen gemacht hat, sind, wie dem Hannev, Cour, geschrieben wird, vorläufig nicht sebr ermuthigend; in den beiden ersten Wochen baben die Einnabmen gegen dieselben des Vorjahres einen nicht unerheblichen Aussall ergeben und die dritte Woche hat trotz der Zunahme der Zahl der Reisenden (on 154 099 auf 213 009) abermals ein Minus von 47712 Gulden gebracht. Sollte auch in der vierten Woche die erwartete Zunabme des Verkehrs ausbleiben, so wird man kaum noch ableugnen können, daß die großen Erwartungen, die man an diese Reformen geknüpft, vorläufig wenigstens vnd jedenfalls nicht so rasch, als man gedacht, sich erfüllen werden. Einen dauernden erheblichen Ausfall Der Eisenbabneinnahmen dürften die ungarischen Finanzen auf die Länge nicht ertragen, und würde schließlich nichts übrig bleiben, als ernstlich zu erwägen, ob der Zonentarif auch wirklich in seiner gegen. wärtigen Geftalt, der allerdings sebr erhebliche Ermäßigungen des früheren Fahrgeldes gebracht bat, beizubebalten sei.

ö , , Spanien.

Die enorme, stetig wacksende Auswanderung aus dem spanis Süden und Südosten, aus den Provinzen . eren und Valencia, beschäftigt, wie dem ‚Hamb. Cerr. aus Madrid 25. August, geschrieben wird, seit Monaten die öffentliche Meinung und die Presse des Landes in immer steigendem Maße. In den Zeitungen wie in den Cortes werden allerlei Präventivmaßregeln vor- geschlagen. welche die Auswanderung erschweren sollen. In Barcelona hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche bestrebt ist, die Ansiedelung in den entrölkerten Landstricken Spaniens, im Besonderen Andalusiens zu be= fördern, indem sie die verlasfenen Terrains ankauft und dieselben den auswanderungslustigen Landsleuten umsonst oder wenigstens zu Spott⸗ preisen anbietet. Die Wurzel des Uebels steckt aber viel zu tief, als daß solche Unternehmungen resv. Gesetze helfen könnten. Das beweist

am besten folgende, letzibin don einer Malaga'er Zeitung gebrachte Mittheilung, welche bier überall das e, , Aufsehen

erregt hat; Einige Hundert, auf dem Dampfer Solferino“ Direktion Buenos Aires, eingeschiffte Auswanderer bracken gestern. als der Dampfer im Hafen von Malaga die Anker lichtete, in den Ruf aus; Muera Espafia! Muera d pais que deja morir à Sus hijo Nueran los eaziques! Ted Spanien, Tod dem Lande welches seine Kinder verkommen läßt! Tod den Raziken Ka: ie werden in Spanien die kleinen Ortstyrannen genannt, welche faft überall böͤse, am schlimmsten aber im Süden der Salbinsel kansen; sie sind meist reich gewordene Wucherer, denen nach und nach die ganze Gemeinde, in der sie leben und deren Alcalden fie dem hnlich sind, zinsbar wird. In dem Fluch, den die aus ihrer fo wunder. schõnen und von der Natur so gesegneten Heimath schedend en Anda lusier in Malaga dem Lande ihrer Gekurt nachriefen liegt das Geheimniß der immer zunehmenden Auswanderung. ö 3

Kunft und Wissenschaft. Von der

ö deuticken Plankton Exxvedition wird der , . D Sermudas St. Georg, 7. August, berichtet: . s. Abends ist die Expedition, etwas verspätet, hier

en . 36. Die Untersuc ungen begannen bei ziemlich gutem Wetter und er⸗— gaben reichliche Fänge, auch glückte es, einige Thiere vom Grunde aufzuholen. Von da an begann die See sebr unrubig zu werden und das Sclingern wurde veriedisch durch sich ker: nde See so stark, daß nur den eigentlichen Aufgaben der Irrer ition. lich der Zuantitariven Beitimmung Tes Tis etwa 155 n, tie kenden Materials an kleinen lebenden Wesen genugt konnte Diese Bestimmungen können erst nach Ankunft der rr etition vollendet werden und können ihrer Natur nach nicht sofort Fe altare ergeben. Ueberkaurt darf man nicht glauben, das eine selcke Sah rt welcte in kürzefter Frift 0 große Streden, wis 3 im Plane liegt, zu durchlaufen gleiche Resultate in Bezug auf das arsnden neuer und kürioser Formen erzielen kann, als dies die grsseren Ind eine Reihe ron Jahren dar —ĩ Gxpeitkenen, der Amerikaner und Eng Bis Grönland berrschte

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PVrofessor Hensen leitete d für die Arbe an Bord bereitungen, Dr. Schütt na erforderliche Behandlung

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kleinsten im Meer

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Professor Fischer bes kommenden Formen, de kannt war, und Professor balten des Meeres.

Es feblte nicht an ungewöhnlichen V Walfisch trieb vor uns und wurde an zunebmen war unmöglich, sodaß schließlich nur der Korf abgesägt und an Bord genommen wurde, ein auch noch sebr mübsames Unkern-bmen

Im Eise bei Grönland ein Nordweststurm ein,

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295 5356 57 312 Eis . re . . wegs trafen wir auf einen Eisberg, der mebrfach umfahren.

graphirt und gemalt wurde, auch trafen wir das erste Scir̃,

englisches Dampfboot, mit dem Signale ausgetauscht wurden

Das Meer war bier durch dichte Wolken ron zusammen⸗

ten Krebschen braunroth gefärbt, sodaß man sich obne weitere

ittel von dessen Reichthum an thierischen Leben Überzeugen Nebel und bewegte See erbeblich. sodaß die Zeit, um

n liegen, sehr beschnitten wurde. Es

Abenden Untersuchungen

von Bremen beigegebenen

gestellt. Die

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e bezüglichen Einrichtungen bewährten si . lich, aber die Arziehungekraft, welche das Licht auf die Thiere namentlich die Fische, ausüben sollte, erwies sich nicht als groß Zwar erschienen bald bei der Lampe einige kleinere Fische, von denen be⸗

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; s be Der südlicht Theil des Golistroms wurde bei recht, schönem Wetter durchkreut, wobei viele Beobachtungen über die eigenthüm⸗ lichen Gegensätze in dem Verbasten des Wassers auf den Ren fund landbaͤnken und dem Golfstrom sowie über die Massen treibenden Seegrases und dessen Bewohner angestellt wurden. Rasch genug wurde alsdann Bermudas erreicht und damit der erste Theik der Expedition vollendet. Die Theilnehmer der Expedition erfreuen sich alle guten Wobl⸗ seins, auch sind keine nenrenswerthen Unfälle an Bord rorgekommen.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Die 18 Versammlung deuticher Forstmänner wurdet am 28. August in Dresden in Gegenwart Sr. Majestät des Königs von Sachsen durch den Ober - Forstmeister und Akademie⸗ Ritettor Dr. jnr. Dankelmann⸗Eberzwalde mit ebrfurchtsvollster Begrüßung Sr. Majestät, sowie mit einem von den Anwesenden begeistert ausgebrachten dreifacken Hoch auf ‚den Schirmberrn des Valdes. eröffnet. Nachdem von der Versammlung der Nin isterial· Rath Ga ng ho fer-München und Land⸗Forstmeister Geb. Finanz⸗ Rath von Witzleben-Dresden als 1. bejzw. 2. Präsident erwählt worden waren, keggnnen die Verbandlungen mit der Er— ötterung der Frage: Welche Aenderungen in der Form des Mittel mwaldbetriFtbes sind erforderlich, um durch letzteren den Anferderungen der Gegenwart an die Nutzbolzproduktion gerecht zu werden? Ein Beschluß war nicht zu fassen, und wurde nach einer längeren Debatte die Sitzung geschlossen. Gegen 11 Uhr verließ Se. Majestät der König, nachdem Allerböchstderselbe nach Schluß der Debatte an meb⸗ rere der Anwesenden buldrolle Worte gerichtet batte, die Versamm⸗ lung unter einem vom ersten Präsidenten, Minifterial⸗Katb Gang bofer (München), ausgebrachten dreifachen Doch, in welches die An⸗ wesenden begeistert einstimmten.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und CGnuarantänewesen.

. Desterreich: Ungarn.

6 Königlich ungarische Seebebörde bat mit Rücksicht auf die in Mesorotamien ausgebrochene Cholera angeordnet, daß Provenienjen von dort beim Landen in einem Hafen des ungarisch · kroatischen Küsten gebietes einer strengen ärztlichen Untersuchung zu unterziehen sind.

e Großbritannien. Amtlicher Mittheilung zufolge unterliegen in Folge des Aus⸗ bruchs der Cholera in Bombay Proxzenienzen aus diesem Hafen in Aden und Perim der Quarantäne Ergiebt die äritliche Untersuchung daß verdächtige Krankbeitsfälle an Bord der Schiffe wäbtend der Reife nicht vorgekommen sind und daß das Schiff in gesundbeitlicher Be⸗ ziehung sich in gutem Zustande befindet, so wird die Dauer der Dun rantãne entfvrechend berabgesetzt. Bei achttãgiger Dauer der Reise betrãgt die Quarantäne sechs Tage; für jeden weiteren Reisetag vermindert sich die Quarantänedauer um einen Tag. Schiffe, welche dreizehn Tage und mehr in See gewesen sind, unterlie zen nur einer Quarantäne von 24 Stunden. ; :

Sandel und Gewerbe. Berlin, 27. August. (Bericht über Kartoffelfabrikate von C. H. Helmeke in der Zeitschr. f. Spirit Ind.“). Wäbrend

die Stimmung sich binsichtlich der berorstebenden neuen Kampagne eher zu befestigen scheint, ermattet dieselbe für das laufende Geschätt.