Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. August. (Prag. Abdbl.) 3 einem Erlasse des Lan des ver thei digun 8⸗ ini ster iums an die Divisions kommandos wird darauf hin⸗ gewiesen, daß jene landsturmpflichtigen. Personen, welche nicht als Soldaten gedient, fomit eine militärische Aus⸗ bildung nicht genossen haben, welche jedoch vermöge ihrer ander⸗ weitigen Vorbildung (Studien), sowie vermöge ihrer bůrgerlichen Lebensstellung (als Beamte, Gutsbesitzer ꝛc. die Eignung besitzen, eineOffizierscharge im Lan dsturm zu bekleiden, zum Land— ent e von Amtswegen (imperativ) heranzuziehen sind. Im Falle der Mobilisirung des Landsturms werden dann solche Personen vorerst als Soldaten unterster . ein⸗ getheilt und militärisch ausgebildet, um die Erforderniffe des praktischen Dienstes raschest kennen zu lernen. Üm! nun diese Eventualität zu vermeiden, wird weiter Anlaß genom⸗ men, im geeigneten Wege allgemein darauf aufmerksam zu machen, es liege im Interesse jedes Einzelnen, daß Jedermann in angesehener bürgerlicher Stellung, schon mit Rücksicht auf seine patriotische Pflicht, die durch Errichtung der Land⸗ sturm⸗Offiziers⸗Aspirantenkurse dargebotene Gelegenheit zur Erwerbung der Eignung zur Offizierscharge . und sich für die Frequentirung dieser Kurse ber den etreffenden Bezirkskommandos melde.
Großbritannien und Irland. London, 29. August. (W. T. B.) Das Oberhaus hat heute die Bill über den technischen Unterricht in zweiter und dritter Lesung an⸗ genommen. Der Schluß der Parlaments Session erfolgt morgen Mittag. g . Ueber den Dockarbeiterstrike berichtet die „Allg. drr,
Die gestrigen Unterhandlungen zur Beilegung des Strikes sind erfolglos gebließen, weil die Vertreter der Doqtzesellschaften sich nicht berbeilassen wollten, die Hauptforderung der Strikenden, nämlich die Erhöhung des Stundenlohns von 5 auf 6 Pence, zuzugestehen. Mit den übrigen Bedingungen der strikenden Arbeiter haben sie sich ein⸗ verstanden erklärt. Die Führer find entschlossen, nicht nach⸗ zugeben. Die feiernden Dockarbeiter beabsichtigen, wenn der Strike sich in die Länge ziehen sollte, den Eigenthümern der Landung merften (wharfingers) ihre Dienste anzubieten, damit die in die Themse einlaufenden Schiffe auf den Werften oder inmitten des Flusses ausgeladen werden können. Inzwischen wird von ver⸗ schiedenen Seiten ein Druck auf die Dockgesellschaften zu Gunsten der Bewilligung der Forderungen der Sockarbeiter ausgeübt. So hat der Verband der Londoner Theefirmen den Beschluß gefaßt, ein Ab⸗ kommen mit den Werftbesitzern für die Ausladung? der Theeschiffe zu treffen, falls die Dockverwaltungen nicht nachgeben. Der Ausstand im Kohlenhandel hat dadurch fein Ende erreicht, daß die Kohlen⸗ firmen die Forderungen ihrer Träger und Kärrner um höhere Löhne bewilligten. Andererseits haben in einigen großen Londoner Druckereien etwa 2000 Arbeiter einen Ausstand Bcehufs Erlangung höherer Löhne begonnen. Bislang haben ungeachtet des großen Nothstandes unter den feiernden Arbeitern nirgends Ruhestörungen oder Ausschreitungen stattgefunden.
— Vom 29. August, Abends, wird dem „W. T. B.“ aus London telegraphirt:
Die Direktoren der Dockgesellschaften erklärten in einer heute Nachmittag veröffentlichten Bekanntmachung ihre Bereitwilligkeit, einen Arbeitslobn von 5 Pence pro Stunde unh bei aller Arbeit, die nicht Stückarbeit ist, einen solchen von 6 Pence für Ueberstunden zu bewilligen, und ferner anstatt der Konträͤktarbeit die Stückarbeit ein zuführen, bei welcher die Arbeiter einen Lohn von 6 Pence pro Stunde und einen solchen von 8 Pence für Ueberstundenarbeit verdienen würden. Der Führer der Strikenden, Burns, erklärte jedoch, sie würden diese Vorschläge niemals annehmen.
Depesche des
Vom heutigen Tage liegt folgende „W. T. B.“ vor:
Der Generalausschuß der strikenden ,, fordert durch ein Manifest die Arbeiter aller Gewerke Londons auf, don, Montag ab sick dem Strike anzufchließen, falls die Dock · Compagnien nicht bis Sonnabend Mittag die Forderungen der Hafenarbeiter voll bewilligen.
Ueber die neueren Vorgänge in Birma wird der „Times“ aus Rangun unter dem z5. August berichtet: Eine von Thikavaza geführte Infurgentenbande von ' 66 Mann hat den Polizeiposten in Nindaw, nahe der alten Grenze, angegriffen. Eine Abtheilung berittener Infanterie und Sepoys setzte ihnen nach. Im Distritt Mazwe herrschen noch immer Ruhestoͤrungen. Die rößeren Banden sind freilich augeinandergesprengt, nicht aber die leineren. Viele dieser Banden bestehen aus Anhängern des sogenannten Shwaygyobin ⸗Fuͤrsten, welcher sich bei den Chins aufhält. Sir C. Crosthwaite ist nach einer längeren Reise durch Ober⸗Birma nach Rangun zurückgekehrt; er begiebt sich nach Indien, sobald sein Stellvertreter A. P. Maedonnell angekommen ist. Der neue Ober⸗ Kommissar hat. eine äußerst schwierige Aufgabe in Ober ⸗ Birma vor sich. Die Zustände sind noch immer höchst ungeordnet, Sie Unter⸗ werfung des Woontho Tsabwa hat nur dem Namen nach stattgefunden. Gegen die Chins muß ein neuer Kriegszug unternommen werden, und auch gegen die östlichen Karenni werden militärische Maßnahmen nöthig sein. Außerdem bereiten die Finanzen große Schwierigkeiten. Die ö. Sir Cbarles Crosthwaike's fähren als einen Beweis des Erfolges seiner Verwaltung den Umstand an, daß sich die Staatgeinkůnfte Ober⸗Birmas seit: der Annexion bedeutendz vermehrt haben. Die Einnahme ist von 20 Lachs Rupien im Jahre 1856 auf 70 Lakhs im gegenwärtigen Jahre gestiegen. Die Vutgaben aber haben mehr als gleichen Schritt mit den Einnahmen gehalten. . genügen gerade dazu, die Kosten der militärischen und bürger⸗ lichen Polizei in der Provinz zu decken, selbst wenn die eingetriebenen Strafgelder mit dazu gethan werden.
Frankreich. Paris, 29. August. (W. T. B.) Von den vorgestern wegen der Vorgänge beim Cirkus Fernando verhafteten Personen gelangten heute 17 zur Ab⸗ urtheilung, die Angeklagten wurden mit Geldstrafen dern dr eihẽ ts stra fen bis zu 14tägigem Gefängniß elegt.
Rußzland und Polen. St. Petersburg, 29. August. 68 T. B.). Die Gemahlin des Großfürsten Wladimir roß für stin Marie Paulowna, hat die Nacht . gut verbracht und zwei Stunden geschlafen. Der Puls ist nicht über 100, Temperatur 37,5. Bie Kräfte und das all⸗ . . Befinden fangen augenscheinlich an, sich zu bessern. er Blutverlust hat . nicht wiederholt. = 39. August. (W. T: B.) Der Fürst von Monte⸗ negro ist mit dem Erbprinzen gestern von hier abgereist.
Italien. Rom, 29. August. (W. T. B.) Der König . heute den türkischen Botschafter Photia des Pascha in Ab ,
— 30. August. (W. T. B) Der König Humbert und der Kronprinz sind gestern Abend um 11 Uhr nach Monza abgereist.
Rumänien. Bu karest, 29. August. (W. T. B.) Die spanische Regierung hat aus Sparsamkeitsrücksichten ihre hiesige Gesandtschaft aufgehoben.
Dänemark. Kopenhagen, 29. August. (W. T. B.) Der König von Dänemark und Ter König von Griechenland waren dem Kaiser von Rußland und dessen Familie entgegen gefahren, hatten die „Dershaw a“, auf. welcher sich die russische Kaiserfamilie befand, Nachmittag 2 Uhr bei Dragoer erreicht und waren an Bord der „Dershawa“ gegangen. Heute Nachmittags 3 Uhr 50 Minuten landeten fodann der Kaiser und die Kaiserin von Rußland mit den Mitgliedern ihrer Familie bei der Zollbude und wurden von der ganzen Königlichen Familie empfangen. Die Herrschaften . . alsbald durch die flaggengeschmückte Stadt nach dem
ahnhofe und begaben sich von da nach Schloß Fredensborg.
Zeitungõstimmen.
Freihändlerische Blätter haben in letzter Zeit wiederholt hehauptet, daß deutsche Fabrikate auf Kosten der inländischen Konsumenten zu Schl eu derp reis en exportirt werden und daß die Kartelle eine derartige Waarenverschleuderung be⸗ günstigen. Mit Bezug hierauf schreibt die „Deutsche Con sulatszeitung“:
Wenn man vom Verkauf deutscher Waaren an das Ausland zu Schleuderpreisen spricht, fo kann dies zunächst in der Weise gemeint sein, daß die Preise nicht allein nicht die allgemeinen Unkosten, Ver⸗ zinsung des Kapitals, Abnutzung der Gebäude, Maschinen ꝛc., Cfo⸗ genannte Generalunkosten), sondern nicht einmal die besonderen Un⸗ kosten, Rohstoffe, Arbeitslöhne, Bearbeitungskosten (sogenannte Spezialunkostenj mehr decken. In diesem Falle arbeitet der Unter⸗ nehmer nach dein Ausland hin mit offenbarcin Verlust, eine einfache Berechnung der Herstellungskosten allein schon muß ihm zeigen, daß 3. B. seine Tonne Eisen ihm von seinem Kapital so und so viel herunternimmt, und er kann sich die Zeit, innerhalb welcher fein Kapital verbraucht sein wird, ganz genau berechnen. Es kann nun ganz unmöglich behauptet werden, daß Kartelle f y stematisch zu solchen Schleuderpreisen ausführten, denn jedes Gewerbe wird in solcher Lage die unwiderstehliche Neigung haben, die Ausfuhr einzustell en. Wir sagen die Neigung, denn zwischen Wille und Erfüllung liegt ein großer Spielraum. Es kann sehr wobl der Fall eintreten, daß ein Gewerbe geradezu gezwungen wird, zeitweilig zu vollständig un— lohnenden Preisen auszuführen. Ist eine Waare 'im Inland nicht mehr absetzbar, so muß um jeden Preis das Ausland sie aufnehmen. Es kann eine ebererzeugung herrschen, welche nach sicheren Berech= nungen nur einige Zeit anhält. Schränkt man dann die Erjeugung ein, so müssen gelernte Arbeiter enflaffen werden, die nachher nicht mehr zu haben sind, wenn die Lage sich beffert. Oder die Art des Betriebes macht eine zeitweilige Cinschränkung fo kostspielig, daß man sich besser dabei steht, unterm Sel kstkostenpreise zu verkaufen In solchen Fällen muß man zeitweilig eben mit Verlust arbeiten, und, weil der Wettbewerb draußen stets heftiger ist, sinken nach alter Erfahrung zunächst die Weltmarktspreife, so daß hier nur mit Ver⸗ lust ausgeführt wird. Solche zeitweilige Verlust⸗ können nun aller dings bei anhaltenden Krisen während sehr langer Zeit ertragen wer— den müssen. Eine bestimmte Maximaldauer anzugeben, ist unmöglich. Fg kann ferner möglicherweise ein beftimmtes Gewerbe, um betthebs— fähig zu sein, eine solche Größe haben müssen, daß der gesammte inländische Bedarf als Absatzfeld nicht genügt, und dann gelangen wir zu demselben Ende:; es muß ausgeführt werden, ganz gleich zu welchem Preiser. Sehen wir aber von folchen Fällen ab, so wird bei vollstaͤndig unlohnenden Preifen jeder Kaufmann, wie jedes Kartell stets dahin streben, die Ausfuhr einzustellen, denn jede Ausfuhr bringt neuen Verlust. 2
Kann aber cine Ausfuhr mit Verlust nicht aufrecht erhalten werden, so kann sie es doch bei höchst geringem, ja sogar bei gar keinem Gewinne. Eg ist das der Fall, wenn allerdings nicht die allgemeinen, aber wohl die befonderen Unkosten der Herstellung durch den Preis gedeckt werden. Decken die im Inland abgesetzten Waaren die Verzinsung des Kapitals, Abschreibung für Abnutzung der Gebäude u. s. w, so kann der Hersteller allerdings, ohne von seinem Kapital zu verlieren, ausführen, wenn er nur die Rohstoffe und die Bearbei⸗ tungekosten ersetzt erhält, und er gewinnt schon, sobald er nu? irgend etwas darüber empfängt. Dies ist der Fall, den die Gegner wohl im Auge haben, es ist der Fall, welcher sich fast täglich ereignet. Daß nun eine derartige Ausfuhr von Seiten der Kartelle stattfindet, baben wir nie geleugnet; ja wir behaupten geradezu, daß sie statt⸗ finden muß.
Um diese Behauptung zu versteben, Wesen der Weltmarktspreise zu ver egenwärtigen. Preise, wie im Inland, d. h. gewöhnliche Preise zum natürlichen Werthe“, weniger berechnet, um zu verdienen und zu existiren, als um die Gegner zu vernichten, sie sind Kampfpreise. Man fucht die Wettbewerber zunächst todt zu machen; die lohnenden Preife, der eigentliche Gewinn liegt erst in der Zukunft. Erft wenn unsere Waaren sich eingebürgert haben, erst wenn England kapitulirt hat, können wir wieder auf dem Weltmarkt Preife erzielen, welcht anz natürliche, vernünftige Preise! angesehen werden können. Bis dahin aber bestimmen andere Umstande die Preisbildung.
Es handelt sich hier einfach um die Frage: „Sollen wir ausführen oder sollen wir uns als geschlossener Gewerbestaat gegen alles Fremde absperren?“ Sãämmtliche Freihändler werden darauf in einem Äthem⸗ zuge erwidern: Natürlich, es muß unbedingt ausgeführt werden,“ und so mögen sie dann auch die Folgen tragen.
Der Zusammenbruch einiger Zucker-Fir men in Magde⸗ burg veranlaßt die „Hamburger Bör en halle“ zu Be⸗ trachtungen über die ungesunden Spekulationen, denen wir Folgendes entnehmen:
„Geschäfte werden nun einmal gemacht, um an ihnen zu ver⸗ dienen. Die Befriedigung liegt für den Kaufmann im erzielten Ge winn, sodann in der Stellung und Schätzung, welche er in feinem Stande einnimmt. In dem Grade, in welchem er Werth auf diesen letzteren Punkt legt, wird er bedacht und eifersüchtig auf seine kauf⸗ männische Ehre sein; er wird den Gewinn, selbst hohen, unbedingt verschmähen, wenn diese Ehre in Frage kommt. Vei dem gewiffenhaften Kaufmann! muß und! with agg zunächst heißen; ist die ses oder jenes Geschaͤft mit meinen Ansichten von kaufmännischer Ehre, ist es mit dem Rufe meiner Firma ver träglich? Erst wenn diese Frage bejaht ist, wird er sich darauf ein lassen. Für den weniger gewissenhaften Kaufmann ist der geschäft⸗ liche Vortheil die Hauptsache, die Frage nach der Angemessenheit kommt erst in letzter Reihe; es giebt bekanntlich viele Geschäfte, welche gesetzlich nicht verboten und doch moralisch nicht erlaubt sind. Der ehrenwerthe Kaufmann ist erwerbslustig, das soll er fein; der unbedenkliche Kaufmann ist ewinnsüchtig unter allen Um ständen, — und das soll er nicht fein.
Wir sind niemals Lobredner der guten alten Zeit“ — lauda- tgres temporis acti — gewesen; aber wenn wir dieselbe unter diesem Gesichtspꝛinkt kennzeichnen sollen, so sagen wir, daß unsere Vorfahren erwerbslustig waren, heute aber ein großer Theil“ der Kauf leute. gewinnsüchtig ist, d. h. nicht in ruhiger, bedachter Weise langsamen, aber sicheren Gewinn erstrebt, sondern unter schweren Fefahren für ihren Ruf und ihr Ben mögen schnell reich zu werden sucht. Selbst wenn man die gegen früher veränderte Geschäfisweise, die riesigen kf, die Noth⸗ wendigkeit schnellen Zugreifens, den Telegraphen und seine Folgen in Betracht zieht, so ist doch diese Ueberstürzung, dieses Jagen nach raschem Gewinn, diefes ruhelose Wagen und Va banque Spielen im letzten Grunde nur aus der schrankenlosen Gewinnsucht zu erklären.
Alle die bedenklichen Unternehmungen, welche wir in den ver⸗ schiedensten Artikeln in letzter Zeit haben versuchen und scheitern
braucht man sich nur das Sie sind nicht
sehen, die Korner in Kaffee, die waghalsige und aussichtslose Treiberei des Kupferpreises, die „Hochpreisvereinigung' in Zucker — was sind sie denn Anderes, als Das Bestreben, durch die brutale Macht großer — und wie die Unternehmer stets fälschlich glauben, ausreichender — Mittel eine Situation zu schaffen, welche die äußerste Ausbeutung Änder er ermöglicht? Und es sind keinesweges eines Gewinnes Bedürftige, sondern oft Millionäre, Koalitionen steinreicher Leute, häufig, ja meistens Banken; es sind Männer, die nicht nur ihr sehr reichliches Aus- kommen haben, sondern in glänzenden Verhältnissen leben und be— neidet werden. Aber schnöde Gewinnfucht stachelt sie an, mehr und mehr, einzuheimsen — und das Ende ist meist, statt neuer Millionen, riesengroßer Verlust, wenn nicht gar der Bette! stab. Beispiele sind, aus neuester Zeit allein, mit Händen zu greifen: die Gründerära, Bontoux, die amerikanischen Weizen., Mais-, Schmalzringe, Herr Seeretan und das Comptoir d Eseompte. der Maigring in Ungarn, die Kaffeetreiberei in Hamburg, der Zucker- krach in Magdeburg, — traurige Illustrationen dafür, daß die Ge⸗ winnsucht die allerverfehltesten und verkehrtesten Machenschaften zu Tage fördert. Unz trotz der Lehre, welche alle diese traurigen Ereig⸗· nisse mit ihren Folgen von Ruin und Clend predigen, bilden sich immer wieder Andere ein, klüger zu sein und es besfer zu machen. Es ist ein häßlicher, ein betrübender Zug unserer Zeit, welcher sich in dieser unbejaͤhmbaren Sucht nach schnellem und großem Ge⸗ winne, die leider einen erheblichen Theil der Kaufmannschaft ergriffen hat, uns zeigt. Die Spekulation überwuchert leider in weiter Ausdeh⸗ nung heutzutage das Geschäftsleben, nicht jene durchaus berechtigte, welche kommende Ereignisse vorsieht und für die Ausgleichung der Verhaͤstnisse vor⸗ sorgt, sondern jene gegenstandslose, für welche es nur ein Ziel giebt: den Gewinn, und nur einen Weg: das Risiko; jene Spekulation, für welche die Moral niemals auf der Tagesordnung steht. Man sehe nur einmal, mit welchen kleinlichen, thellweife erbärmlichen Mitteln die von einem Tage zum andern lebende Fondsspekulation manchmal arbeitet: kurzbeinige Lügen, erfundene Gerüchte, plumpe Täuschungen.“
unterstũtzt von
Archiv für Post und Telegraphie. Beiheft zum . Amts⸗ blatt des Reichs ⸗Postamts“. Herausgegeben im Auftrage des Reichts⸗ Postamts. Nr. i5. — Inhall: J AÄktenstücke und Aufsätze: Die Neuregelung des Telegraphenverkehrs zwifchen Deutschland und Groß⸗ britannien. (Schluß) — Ein Posthandbuch von Egypten. — Das belgische Post und Telegraphenwesen im Jahre 1887. — Die Erd kunde im Mittelalter. - II. Kleine Mittheilungen: Eine Ausstellung von Alphabeten. — Der große Globus auf der Parifer Welt ausstellung. — Zusammenstoß des deutschen Dampfers Saale · mit einem Eisberge. — Beträchtliche Spannweite einer Fernsprechleitung. — Verbindung der Magalhäesstraße mit dem internationalen Telegraphennetz. — Ein neues Isolirmaterial. — Neue Fernsprech⸗
anlagen in Schweden. — Das Fernsprechwesen in Oesterreich während der Jahre 1881 bis 1887. — Telegraphifcher Verkehr zwischen Frank⸗ reich und England. — III. Literatur des Verkehrswesens: Reise⸗ und Nach den neuesten Reiseschilderungen zu⸗ von Freeden.
Jagdbilder aus Afrika. sammengestellt von W. Mit 88 Abbildungen und Karte. Leipzig 1888.
Verzffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitz⸗ amt. Nr. 35. — Inhalt: Gesundheitsftand. Volkskrankbeiten in der Berichtswoche., — Pocken in Aalborg. — Fholera in Mesopota⸗ mien. — Sterbefälle in deutschen Stäben von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. — Witterung. — Cholera in OIstinbien. — Wechselfieber in Smyrna. — Krankenbewegung in deutschen Hospitälern des Auslandes. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volks- krankheiten. — Thierseuchen. Thierseuchen in der Schweiz. Mai und Juni 1889. — (Türkei) Rindertyphus. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. — Medi inalgefetzgebung 2e. (Preußen. Reg. Bez. Danzig.) Desinfertion bei Rotz — [Det gl. Bromberg) Maßregeln gegtn Rinderpest. — (Baden.) Fleischschau. — (Desgh j Schächten. — (Desgl.) Trichinen⸗ krankheit. — (Sachsen Weimar.) Abwehr von Viehseuchen. — (Schwarzburg · Rudolstadt. ) Roßschlächterei. — Rechtsprechung. Ver⸗ fälschung und Mißbrauch eines ärztlichen Rezepts. — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen 2c. Deutsche Gesellschaft für angewandte Chemie. — (Verein schweizer. analytischer Chemiker.) Mehl, Brot, Teigwaaren. — (Desgl.) Branntweine und Liqueure. = Vermischtes. Kunstkaffee. — (Dresden.) Bleihaltige Fußbodenlacke.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Bestimmung des §. 81 Th. 1 Tit. 29 der Preußischen Allgemeinen Gerichtsordnung, welcher einem rechtmäßig angelegten Arrest die Wirkung beilegt, „daß so wenig der Eigenthümer als der Inhg ber der verkämmerten Sache sich darüber irgend einer für den Arrestanten nachtheiligen Disposition anmaßen darf, vielmehr die Sache als ein bei ihm niedergelegtes Depositum aufbewahren muß“ — ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civil- senats, vom 27. Juni 1889, noch jetzt anwendbar. Der Inhaber eines arrestirten Grundstücks ist daher verpflichtet, auf die Erhaltung und ordentliche Administration des arrestirten Grundstückes, Ab⸗ wendung alles drohenden Schadens und möglichst vortheilhafte Be⸗ nutzung desselben Bedacht zu nehmen, und er haftet für jeden aus der Vernachlässigung dieser Pflicht hervorgehenden Schaden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die wirthschaftliche Lage.
Ein neues Zeugniß zu Gunsten der wirthbschaftlichen Lage legt der Jahresbericht der Handelskammer zu Saarbrücken von 1888 ab. In seinem allgemeinen Theil heißt es nämlich:
„Das Jahr 1888 ist fär den Bergbau. die Industrie und den Handel unseres Saarbezirks ein gutes gewesen. Selbst im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre, welches an und für sich in sehr vor⸗ theilhafter Weise gegen einen langen, hinter ihm liegenden Zeitraum abstach, sind die Gesammtergebniffe von 18635 in wirth⸗ schaftlicher Beziehung als gute zu bezeichnen. Die uns zu⸗ gegangenen Berichte über Kohlenförderung und Fabrikat erzeugung auf den Hütten und Fabriken weisen' überall eine wesentliche Steigerung nach. Trotzdem hat es an Schwan⸗ kungen des Geschäftsganges und Perioden geschäftlicher Stille, sowie hier und da an begründeten Klagen über unzureichende Erträgnisse nicht gefehlt. Sie waren jedoch nicht so einschneidender Natur, da sie auf die günstige Gesammtlage einen beeinträͤchtigenden Einflu ausgeübt hätten. Das allgemein zur Geltung gelangte Bewußtsein, daß unsere wirthschaftlichen Verhältnisse durch eine richtige Politik auf starke, gefunde Grundlagen verseßzt sind, und die Zuvesircht auf eine dauernde Erhaltung des Friedens haben in allen Geschäftszweigen die Unternehmungslust geweckt. Der Bedarf an Hüttenerzeugnissen ist beständig gewachsen und das Ver⸗ trauen auf ein weiteres Andauern der günstigen Konjunktur hat allgemein ju einer reichlichen Deckung des Bedarfes ermuthigt.
Wenn wir wie im Vorjahre die Ergebnisse des Kohlen bergbaus als einen . Maßstab für den Gang unserer Industrien annehmen, so bieten diesclben auch diesmal ziffermäßige Beläge für eine günstige Eutwickelung. Förderung und Absatz der fiskalischen Saarkoblengruben weisen gegen 1887 eine Zunahme ven über 40 nach. Der Bericht der Königlichen Bergwerksdirektion in Saarbrücken schreibt diese erfreuliche Zunahme in erster Linie der größeren Inanspruchnahme Seitens der Eisen industrie zu. Aber auch, andere Hüttenindustrien haben einen bermehrten Bedarf an Kohlen gehabt. Ferner ist zu erwähnen, daß der Kohlenhandel, ins⸗
besondere der nach Süddeutschland und den Reichs landen gerichtete, einen kräftigen Aufschwung genommen hat. Der Versuch, franzöfische und speziell belgische Kohlen im oberelsassischen Industriebezirk an die Stelle der kisber dort herrschenden Saarkohle mit Hülfe von Frachter mäßigungen und niedrigen Verkaufspreisen zu setzen, scheint nicht gelungen zu sein. und un fer Köhlenhar bel dürfte im per gangenen Jahre die vorübergehend dort verlorenen Absatzplätze wieder⸗ gewannen haben. Für Die Belegschaft unserer Gruben hätten diese gůnstigen Absatzverhältnisse neben reichlicher Arbeitsangelegenheit den Vortheil, daß trotz einer vermehrten Anlegung von Arbeitskräften der Durch schnit ts lohn von So M in 188. auf 's 'n 1888, also um eg. 2,3 o stieg.
Soweit sich aus den statistischen Nachweisen der Verkehrs⸗ anstalten Ziffern ziehen laffen, ergeben diese gleichsfalls ein Bild, welches auf ein . chreiten des hiesigen Gewerb und Handels⸗ betriebes hinweist. Die Zahl der im hiesigen Bezirk auf⸗ gegebenen Briefe hat eine Vermehrung von etwa 6 0s, die der eingegangenen eine solche von Ho erfahren. Die Anzahl der aufgegebenen Telegramme nach dem Inland ist um 7.70 o, nach dem Ausland um 2, Oso, diejenige der eingegangenen um 7. 8 öso höher als im Vorjahre. Der Werth der eingezahlten Postanweisungen erhöhte sich um b, 3 o, derjenige der ausgezahlten um 6, 8 Co.
Bei der Reichs banknebensteike Saarbrücken steigerte sich der Umschlag auf dem Giroconto um 165 Yσ gegen 1887 * und um 34 0, gegen 1886 Von Personen, welche nicht im Giroverkehr stehen, wurden an auswärtige Giroconto-Inhaber um 20 9υ⏑ höhere Betrage eingezablt als 1887.
Die Bauthätigkeit im Bezirk der Kammer ist eine sehr rege, gegen 1887 anscheinend noch gesteigerte geblieben, vornehmlich im Siadthezirk Saarhnücken, dessen weitere Bebauung mit Wohnhäͤusern und öß entlichen Gebäuden dem Baugewerbe und Handwerkerstande reichliche Arbeitsgelegenheit in Aussicht stellt.“
Die volkswirthschaftlichen Verluste bei dem
westfälischen Kohlenarbeiter-Strike werden von der Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung an der Hand der Handelsftatistik, und zwar nur bezüglich des Eisens und der Kohle, ohne also die weiteren Wirkungen auf das Kleingewerbe, den Verkehr und andere Industrien zu berücksichtigen, berechnet. Hier⸗ nach beziffert sich die verminderte Produktion von Kohle auf rund 16000000 t, die man auf rund 7 000000 Ss ver⸗ anschlagen kann. An Roheisen sind im Mai und Juni gegen die Monate des Vorjahres weniger erzeugt 74 3437 t im Werthe von 10090 900. M, das macht zufammen 11 0063560 „S Ein zweiter Verlust liegt in der verminderten Ausfuhr deutscher Kohle, welche im Mai d. J. um 200819 t geringer war als im Mai 1888. Der Kapitalverlust hierfür ist in obiger Summe enthalten. Die in Folge des Strikes vermehrte Einfuhr fremder Kohle und fremden Eisens ist bei Steinkohlen im Mai gegen den korrespondirenden Mongt des Vorjabres um 206 9606 t, abgesehen von Kokes, gestiegen. Als Kapitalwerth hierfür sind 1500 006 0 anzusetzen, eine Summe, welche an das Ausland (statt in Löhnen und Frachten im Inland) be⸗ zahlt worden ist. Die vermehrte Einfuhr an fremdem Roheisen be— trägt im Mai und Juni rund 30 0065 t im Werthe von 2 0090 000 , welche Summe ebenfalls ins Ausland gegangen ist. Insgesammt beträgt daher der Verxlu st 14 506 006 46 In diefen Ziffern eines Verlustes, welchen das deutsche Wirthschaftsleben und in ibm nicht zum geringsten die Arbeiter von Rbeinland⸗Westfalen durch den Bergarbeiterstrike innerhalb eines einzigen Monats erlitten haben, piegelt sich die Wirkung des Strikes ab.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Stande sämtern in der Woche vom 18. August bis inkl. 24. August er. zur Anmeldung gekommen: 184 Eheschließungen, 951 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 570 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Die vor zwei Jahren in Angriff genommene Restaurirung der zu den schönsten Bauwerken der deutschen Renagiffance gehörenden Marienkirche in Wolfenbüttel ist nun vollendet; die Neu⸗ weihe wird am 1. September stattfinden Wie viele andere Kirchen unseres Landes, so hatte auch diefes Gotteshaus im vorigen Jahr hundert eine Restaurirung erfahren, bei der ihm seine ursprüngliche, stilgerechte Ausschmückung gaͤnzlich verloren gegangen war. Jetzt steht die Kirche wieder in ihrem alten Glanze da? Per Magd Ztg.“ wird, darüber geschrieben: Die Grundfarbe der Wandungen und Pfeiler ist ein zartes Gelbgrün, von schöner Wirkung ist die Polychromie der reich mit Chtrubim und Blätferwerk verzierten pfeilerkapitäle, bei welcher Blau, Grän und Gold vorberrschen' das selbe ist bei den Rippen der majestätisch emporstrebenden Gewölbe der Fall. Einen prächtigen Anblick gewährt jetzt der bohe Chor mit seinem der Kirche von der Herzogin Elisabeth, Prinzessin von Dãne⸗· mark, einst geschenkten, kunstvoll geschnitzten Hochaltar, welcher, wie die am Aufgange zum Chor stehende schöne Kanzel, einen dunklen, marmorirten Anstrich erhalten hat, von welchem sich die zierlichen, reich vergoldeten Bildwerke und Ornamente wirkungsvoll abheben. Eine Zierde des Chors find auch die Chorstühle, mit Intarsia geschmuckte wabre Meisterwerke der Kunsttischlerei des siebiehnten Jahrhunderts, denen fich in Stil die in beiden Seitenschiffen der Kirche befindlichen Emporen anschließen. Einen gleich imposanten lnblick gewährt die Weftfeite des Mittelschiffs durch den Einblick in die in architektonischer Beziehung merkwürdige Halle unter dem hurme, deren weit ausgespannfer Bogen die Orgel mit ihrer geräumigen Empore trägt. Die dunkelfarbige Vermalung und reiche Vergoldung des Orgel gehäufes und Der Emporen. brüstung slammt noch aus der Zeit der Erbauung der Kirche und bat nur einer Aufftischung bedurft. — Auf Befehl Sr. Vniglichen Hobeit des Regenten ist am ersten Pfeiler des süudlichen Seitenschiffs eine Bronzetafel mit folgender. Inschrift angebracht worden: „Regqunieseant in pace. Hier sind beigesetzt die regierenden deriöge von Braunschweig⸗Lineburg: Heinrich der Jüngere 5 1668 mit feiner Gemahlin Sofia von Polen f 15565 und feinen Kindern: Karl Vietor f 1553, Philipp Magnus f 1555, Margaretba 1560 und Julius 1689 mit seiner Gemahlin Hedwig von Brandenburg
tos, se ner Tochter Sabine Katharina 1596, seinen Enkeln einrick, Julius f 160 und Sabine Katharina 4 1551 und der Vemahlin seines Sohnes Heinrich Julius orothea von Sachsen 4 16587. Pem Andenken Der erlauchten Todten gewidmet im Jahre 18558. — Auf Anordnung Sr; Königlichen doheit des Regenten hat auch das unter dem Chor der Kirche liegende eue Herzogliche Erbbegräbniß, in welchem der Erbauer der Kirche, dero Heinrich Julius (5 1613), mit feiner Familie ruht. eine würdige Ausschmückung erhalten. Wie das Innere, so haben' auch die ãußeren Foçaden der Kirche eine Restaurirung erfahren. Als auch das Herzogtham Braunschweig von den Stürmen des verheerenden dreißigjãhrigen Krieges hart betroffen wurde, da gerieth der Bau der Kirche ins Stocken ünd in Folge dessen steht der Thurm nur bis zum weiten Geschoß aufgeführt da Wie wir hören, ist aber die Voll⸗ endung dee felben schon für das nächste Jahr in Äussicht genommen, „ Ein neuer Planet wurde, einem am 28. d. M. in Kiel zingetroffenen Telegramm zufolge, am 26. August Morgens von Professor C. J. J. Peters in Clinton, M. N, entdeckt, Der neu entdeckte Himmelskörper, ein Sternchen zehnter Größe, steht zur Zeit im Sternbilde des Wassermanns und ist der 287. kleine Planet. „ Der Kaiserlich rufsifchen Archäologifchen Rom—˖ mission ist, nach der Now. Wr.“, ein Schatz goldener ünzen übersandt worden, der beim Dorfe Gor i, im Kreise Spasst, Gouvernement Kasan, gefunden wurde. Es sind im Ganzen oldmünzen aus den Jahren 7060-764, mit den Namen der Chane: Toktogu, Usbek, Dshanibek, Bardibek. Kuln, Nadrus, Chysr, Ordumellt und Murib⸗
später dichter bewohnte Gebiete.
— In zaller Stille hat, wie der Hamb. Corr. meldet, ein hogwegischer Mjssion ar eine höchst wichtige und interessante Reise ausgeführt, welche, obwohl sie bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1857 vollendet wurde, doch erst jetzt in weiteren Kreisen be' lannt wird. Der Missionar J. Niel sen. Lund hat nämlich von Ende Juli bis Ende November 1887 als erster Eu ropãäer das südliche Madagaskar durchkreuzt. Auf einer bisber noch nicht gufgenommenen Route ( reiste er quer durch das Bara Land, anfänglich in nordwestlicher, dann aber in südlicher Richtung, befuhr den Quilahy, den Ober⸗ lauf des St. Augustir⸗Flusfes bis zur Landschaft Tanosy, welche er in östlicher Richtung durchschnitt; dann wandte er sich nach Süden und kreuzte anfänglich eine menschenleere und wasserarme Wildniß. Entgegen der bisherigen Annahme ist der südliche, bisher unbekannte Theil nicht eine weite, von einzelnen . besetzte Ebene, sondern ein Gebirgsland von über 4666 Fuß 1209 m) Höhe. Bei Fort Dauphin erreichte die Reife durch un= erferschtes Gebiet ibr Ende. Die Räcklehr nach dem Norden der Insel Madagaskar wurde längs der Küste fortgefetzt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Versammlung deutscher Forstmänner.
In der gestrigen zweiten Sitzung der Versammlung deutscher Forstmänner in Dresden begrüßte zunächst der Geheime Rath Heymann die Versammlung im Namen der sächsischen Staatsregierung und der Ober Bürgermeister Pr. Stübel bewillkommnele die deutschen Forstmänner Namens des Raths der Stadt Dresden. Nach Ernen⸗ nung einer Kommission, welche die nächstjährige Versammlung vorzu⸗ bereiten und Vorschläge über den nächsten Versammlungsort zu machen hat, wurde zunächste das gestern verhandelte Thema Betreffs der Aenderungen in der Form des Rittelwäldbetriebes wieder aufgenommen. Man gelangte indessen schließlich zu der Ueberzeugung, daß es sehr schwer sei, einen Abschluß in dieser Frage herbeizuführen, und es wurde daher die Debatte geschlossen. Hierauf sprach Professor Dr. Schröder Tharand Rüber: Die FTichtenrinde und ihre Bedeutung als Gerbmaterial.“ Der nächste Verhandlungsgegenstand, betreffend die wirthschaftliche und finanzielle Bedeutung des horst⸗ und gruppenweisen Femelschlag · betriebes im Hochwalde, wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Forstmeister Zeising⸗ Eberswalde hielt dann einen Vortrag über die Fragen: Welche Bedeutung hat der Wald für eine geordnete Wasserwirthschaft? Welche auf den Wald bezügliche gesetzliche Maß⸗ regeln erscheinen zur Sicherung einer geordneten Waßferwirthschaft erforderlich? Auf Antrag des Ober⸗Forstmeisters Dr Danckelmann⸗ Eberswalde wurde beschlossen, auf eine einbeitliche Regelung der Wasserwirthschaft in waldarmen und waldreichen Gegenden kinzu⸗ wirken. Als Ort für die Abhaltung der nächstjãhrigen Versammlung wurde auf Vorschlaz der ernannten Kommission mit großer Stimmen⸗ mehrheit Kassel und als Vorort für 1891 Karlsruhe gewählt.
Moor kultur in Hannover. .
Die Ernten auf den Moorversuchsfeldern in den Kreisen Achim Osterholz und Bremervörde sind auch in diesem Jahre recht gut, tbeilweise ausgezeichnet. In den Gegenden, wo unter Leitung des Dirigenten der Moorversuchsstation in Bremen seit einer Reihe von Jahren Versuche gemacht sind und gezeigt ist, daß sogar todt· gebranntes Hochmoor, welches fast werthkos erschien, bei sachgemäßer Bearbeitung und Zuführung von künstlichem Dünger schon in den nächsten Jahren für verhältnißjmäßig geringe Aus⸗ gaben gute Früchte zu tragen vermag, fangen die Bewohner an, nach den ibnen vorgeführten Beispielen selbst weiter zu arbeiten, und findet die landwirthschaftliche Bearbeitung des Moorbodens in größerem Umfange mehr und mehr Eingang. Es sst dies um so erfreulicher und wichtiger, da im Regierungsbezirk Stade faßt 2000 akm Moor; flächen vorhanden sind, von denen 486 akm gänzlich unkultivirtes und öde liegendes Moor sind.
Ausweis über die Ernte in Ungarn.
Der vom Statistischen Bureau des ungarischen Ackerbau ·Ministerium s ausgearbeitete statistisch Ausweis kon · statirt im Allgemeinen das Mißlingen der diesjährigen Ernte, welche in Weizen um IB Go, in Roggen um 13,4 */, in Gerste um 27 o und in Raps um Hö os ungänstiger war. Das mit Weizen bebaute Areal betrug 5.2 Millionen Katastralioch, der Durchschnittsertrag 492 Mtr - Ckr. Die Gefammternte betrug 23 588 406. Mtr. Ctr. (gegen 37, 83 Millionen im Vorjahre und 40, 88 Millionen im Jabre 1887). Mit Roggen waren 27 Millionen Kata— traljoch bebaut Durchschnittsertrag 4, JJ. Mtr. tr. per Joch, insgesammt 10 85809 726 Mtr-⸗Ctr. (gegen 12365 Millionen im Jahre 1885. und 15,4 Millionen im Jahre i887). Mit Gerste waren 1,BY9 Millionen Fatastraljoch bebaut; Durchschnittsertrag 4.33 Millionen Mtr. Ctr. Sesammtertrag 7748 323 Mtr. Etr. (gegen 10 22 Millionen im Jahre 1388 und 1271 Millionen im Fahre 1887). Mit Hafer waren 1,82 Millionen Katastraljoch bebaut mit einem Burchschnitts- ertrag von 3,69 Mtr-Ctr., Gesammtertrag 65 723 g97 Mtr. Ctr (gegen 8,75 Millionen in 1888 und 9.63 Millionen in 1887). Mit Raps waren 100 900 Katastraljoch bebaut mit einem Gesammtertrage von 305 567 Mtr. Ctr. (gegen 531 006 Mtr. Etr. im vorigen und 312 000 im Jahre 1887) Von diesen Erträgnissen sind noch wegen Clementarschaͤden ca 5 Mo absuziehen, wonach die faktischen Erträgnisse sich, wie folgt, stellen: Weizen 24.3. Roggen 10.3, Gerste ö, Hafer 6-4 Millionen Mtr. Ctr, Raps 286 666 Mtr⸗-Ctr. Die Weizenernte war überhgupt jenseits der Donau und sonst mit Ausnahme von ein oder iwei Komitaten überall sehr schlecht. Die schwächste Ernte hatte Siebenbürgen mit 1 bis 3 Mtr⸗Ctc. pro Joch.
Sandel und Gewerbe.
Der Aufsichtsrath der Attiengesellschaft Görli t Ma⸗ schinenbau ⸗Anstalt und Eisengießerei. hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 1006S0J pro 1888/89 vorzuschlagen.
— Ueber den Rechnungsabschluß der Hagener Gußst ahl ⸗ werke pro 1888/89 theilt die . B. Börs tg.“ Folgendes mit: Der Rohgewinn beträgt unter Einrechnung des Vortrags aus 1887/88 Re 44 „ „‚Abgeschriehen werden auf Grundstäde, und Gerechtfame— Conto je 2 00,6, auf Gebäude Maschinen und Ofen ⸗ Conto je 10 0so, auf. Mobilien und Fuhrwerks⸗Conto je 20 C! mit zusammen s1 869 66 Von dem Rest von 146 578 M sind für fiatut. und ver⸗ trags gemäße Tantismen 16712 M zu entnehmen. Es soll der Generalversammlung vorgeschlagen werden, aus dem Reingewinn von 123 865 „M 10 6υ Dividende mit 93 Iö0 é zu zahlen, dem Reser ve fonds 25 909 606, dem Arbeiter-Unterslüͤtzungsfonds 3600 . zu über⸗ weisen und 2115 M auf neue Rechnung vorzutragen.
Frankfurt a. M., 29. August. (Gerreidemaxktbericht von Foseph Strauß.) Den Geschäften hat es an Lebhaftigkeit fehlt, dech die Tendenz ist eine feste geblieben. Unter diefen kim. . ist es schwierig, ein Urtheil über den Markt abzugeben. Weizen ab Umgegend ig— z 4, frei hier 19 — „10 „M, russische Sorten 206 — 214 10, vorjähriger mit etwas Geruch 174 — 185 ½½ — Roggen, vollständiger Stilfftand im Verkehr, hiesiger 16—- G , russischer 168/19 — M — Gerste Seiteng eines ersten Exporthauses gefragt, Preise schlugen für exquisite Qualitäten steigende Richtung ein; Ried, Franken (Ochsenfurter Gau) und. Wetterauer 17t - 198 MÆ6 — Hafer, knapper offerirt, begegnete wieder regerer Beachtung, 143 — 154 S Cours. — Mais smixed) lustlos, 12t. = 4 4, kränklicher viel unter Notiz. — Chilisalpeter fand schwerfälligen ia Käufer per Februar -⸗März 1890 treffen bier einen guken Markt. — Raps mehr still als flau, 335— 1 4 Das Angebot von nichtssagender Bedeutung. — Aepfel Eelterobst) ging loeo zu langsam anziehenden Preisen regelmäßig an den Platzkonfum ab, die Notiz 124 — 13 4 bleibt. — Kartoffeln: flan und gedrückt, man
fordert 3 M — Mehl hat an Gunst gewonnen und ist es wahr⸗
scheinlich, daß Preise noch eine weitere Steigerung erfahren, da bei den stark reduzirten Vorräthen der Konsum herzhafter zugreifen muß, Verkäufer indeß unter dem EGindruck davon auf späte Lieferung zurück= halten. Roggenmehl Nr. 9 / stramm gehalten, die Berliner Böörse giebt den Ton an. Wir lassen hiesiges Weizenmehl Rr. 0 333 — 34 4K, Nr. 1 30— 31 S, Nr. 2 25664 — 265 MA, Nr. 3 2414 - 253 6, Ur. 4 21— 22 1½. Nr. 5 17 - 18 60 Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande ba- 56 M, norddeutsche und weftfälische Weizenmehle Nr. 00 26— 27 ½ Berliner Roggenmehl ab Bahn Magdeburg Nr. O0 24 20 C6, Nr. O /1 2520 16, Rr. 1 2226 A, frei Ufer Frank⸗ furt a. M., Mainz, Mannheim ea. 1,25 theurer (exquisite Marken ca. 3— 4 ½ höher). Weizenkleie 8 A. Roggenkleie 9 , Svelzspreu 240 Æ Rübsl im Detail 72-74 **. Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Stationen. Wien, 30. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn vom 20. bis 26. August: S820 165 Fl, Mehreinnahme 14 986 Fl. London, 29. August. (W. T. B) An der Küste 7 Weizen ladungen angeboten. Bradford, 29. August. (W. T. B.) Wolle fester, besserer Begehr, Garne belebter, Stoffe unverändert? Rom, 29. August. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ er⸗ klärt die Meldung auswärtiger Blätter, daß die Turiner Bank ihre Zahlungen eingestellt babe, für vollständig unbegründet, augen= scheinlich liege eine Verwechselung der Banck di Forino mit der Banea di Sconto in Turin vor, welcher ein Moratorium er⸗ theilt worden sei. Die auf 560 Fr. nominell lautenden Aktien der Baneg di Torino seien im heutigen Courszettel mit 570 Fr. notirt. Antwerpen, 29. August. (W. T; B.) Wollauktion. Angeboten 1400 B. Buenos-⸗Aires⸗ Wellen, Taron Id B. verkauft, 446 B. Montevideo Wollen, davon verkauft 352 B.
Submissionen im Auslande.
Spanien.
l). Ohne Datum. Junta de Administracièn 7 Trabajos del Arseng! 48 Ferrol; Verschiedene Materialien und Geräthschaften für die Ausrüstungs⸗Abtheilung, in zwei Loose eingetheilt. Vor— anschlag zusammen 8229, 10, Kaution zusammen vorläufig 230, end⸗ gültig 690 Pesetas.
2) 15. September, Mittags. Direccion de Imprenta im Ministerio de Gracia r Justicia Madrid: 600 Ries Papier zum Druck der spanischen , Voranschlag 45 Pes. für jedes Ries Papier 65 em ĩ
ang und 95 em breit, 14 kg 72 egr. wiegend und 6. . bestehend. Kaution 1250 Pesetas. Näheres an Ort un elle.
Verkehrs ⸗Anstalten. (W. T. B.) Der Postdampfer
Packetfahrt⸗ heute Morgen
Ham burg, 29. August. ) sGothia‘“ der Hamburg-⸗Amerikanischen Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, in New. Mork eingetroffen. — Der Postdampfer „Hun Fata derselben Gesellschaft, hat, von NewYork kommend, heute Mittag Lizard passirt. — Der Post da mpfer „Ita lia“ der Ham burg ⸗Amerikanischen Packetfahrt Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Abend auf der Elbe eingetroffen.
Der Schnell dampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packet fahrt Aktiengesellschaft hat von New-⸗YJork kommend heute Abend Lizard puffirt. .
80, Der Schnelldampfer Augusta Vietoria“ der Hamburg Ämeriianifen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von New⸗Vork kommend, heute früh 2 Uhr in Southampton eingetroffen. .
Triest, 30. August. (W. T. B.) Der Llovddampfer Ettore“ ist, von Älexandrien kommend, heute Mittag hier ein—⸗
getroffen.
London, 23. August. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer „Drum mon Cast len hat heute auf der Heimreife Madeira passirt. Der Castleę, Dampfer . Hawar den Castle( ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Ca stle⸗ Dampfer »Conway-Fastlen ist am Dlenstag, der Castle Dampfer Nor ham Castlen am Mittwoch von Capetown auf der Heim⸗ reise abgegangen. ; .
39. August. W. T. B.) Der Union ⸗Dampfer Trojan“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen.
Theater und Mufik.
Königliche Schauspiele. .
Das Repertoire des Königkichen Opernhauses ist vom 1. September bis 8. September wie folgt feffgesetzt: Sonntag, den 1. Zauberflöte; Mo tag, den 2.: „Flick und Flock“; Dienstag, den 3.: Die Entführung aus dem Serail“; Mittwoch, den 4. Carmen“; Donnerstag, den 5. „Don Juan‘; Freitag, den 6.: Geschlossen; Sonnabend, den J.: „Mignon; Sonntag, den 8.: Der fliegende Hollãnder .. ; ; .
Im Königlichen Schauspielbause sollen zur Aufführung kammen; am Sonntag, den J.: Die Duitzows“; Montag, den 2.: „Hans Lange“; Dienstag, den 3.3. Das Stiftungsfest; Mittwoch, den 4.: „Arabella Stuart“; Donnerstag, den 5. : Die Journalisten / Freitag, den 6.: Othello“; Sonnabend, den 7. Die Quitzows!; Sonntag, den 8.3: Maria Stuart“; Montag, den 9.: Die Frau
vom Meere“. Berliner Theater, J
Der Spielplan des Berliner Theaters ist für die nächste Zeit, wie folgt, entworfen: Sonnabend, 31. August: Coriolanus“; Sonn⸗ taa, 1. September:; Coriolanus:; Montag, 3. September? Der Schwabenstreich“; Dienstag, 3. September: Coriolanus“; Mittwoch, 4. September: Der Schwabenstreich‘; Donnerstag, 5. September: Coriolanusꝰ; fie . 6b. September (l. Abonnements · Vorstellung): Der Schwabenstreich'; Sonnabend, 7. September: „ Coriolanus“!
Lessing- Theater.
Marig Barkanv, welche seit ihrem Ausscheiden aus dem Verband des Königlichen Schauspielhauses in Berlin nicht gespielt hat, tritt mit dem 1. September als ständiges Mitglied in den Verband des Lessing⸗ Theaters und wird in der nächsten Woche als Fürstin Fedora Romazoff in Victorien Sardou's Schauspiel . Fedora. zuerst auf⸗ treten. Die Zusammensetzung des Werks wird von Eugen Stäge⸗
mann geleitet. Wallner ⸗ Theater .
Der französische Schwank „Fifi⸗ erweist sich auch in dieser Saison als zugkräftig; die erste Vorstellung der neuen Stücke Die blaue Grotte. ven Emil Pohl und „Endlich? von Pr. Stto Girndt ist deshalb noch auf einige Tage hinausgeschoben worden. Von Sonntag ab geht dem Schwank Fifi“ der bekannte Einakter Der dritte Kopf‘ voran.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. .
Lecoq d. Girofls Girofla geht morgen (Sonnabend) nach zahlreichen, beifällig aufgenommenen Wiederholungen zum letzten Male in Scene, da mehrere Darsteller zu der Mikado“ Sektion der Gesellschaft berufen sind, die am 1. September in Breslau ein Ensemble⸗ Gastspiel beginnt. Das Letztere wird vom Ober ⸗Regisseur Hrn. Binder geleitet, während Direktor Fritzsche hier in Berlin verbleibt, um die Inscenirung der Zumpe'schen Operette: Karin zu besorgen. Der ersten Aufführung derselben (am 7 September) gehen noch einige Wiederholungen der „Fleder aus“ voran. — Der Con⸗ ertz arg, des Theaters bietet am Sonntag, den 1. September, zum letzten Male in dieser Saisen das reiche und umfaffende Sommier⸗ programm an vokalen und instrumentalen Vorträgen dar.
Residenz ˖ Theater.
Die Hauptrollen in der morgen stattfindenden Eröffnungs⸗
vorstellung von „‚Fernande“ sind in nachfolgender Weise besetzt:
Clotilde, Gräfin von Roseraie: Frl. Narle Frauendorfer, vom