1889 / 208 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Sep 1889 18:00:01 GMT) scan diff

entsprechend in jeder Beziehung eine würdige und gelungene. Wir wollen bier keine Censuren vertheilen, uns auch nicht darauf einlafsen, die Leistungen im Einzelnen zu seciren, sondern nur hervorheben, daß der Träger der Titelrolle, Hr. Emil Drach, der Menenius Agrippa dez Srn?' Conrad. ferner Martha Baumgart als Volumnia, sowie die beiden Bolketribunen (G. Kober und Th. Weiß) durchaus den lebhaften Beifall verdienten, der ihnen in wachsendem Maße gespendet wurde. Die Friegerischen Scenen und das Schlachtgetũmmel im ersten Akt ließen an Ebenmaß und Mäßigung etwas zu wünschen übrig; um so mebr muß anerkannt werden, daß die malerische Schlußscene des ersten Arts und die Voltsscenen der übrigen Akte in ihrem Arrangement vortrefflich waren und nichts Störendes enthielten. Die Dekorationen und die Ausstattung waren den Ansprüchen entsprechend, die man an eine Bäbne ersten Ranges zu stellen berez tigt ift. Der erste Spiel⸗ abend im Berliner Theater war ein voller Erfolg; möge er auch ein gutes Omen für die kommenden sein. Wallner Theater.

Um für einige neu engagirte, in der auf Mittwoch angesetzten erften Auffübrung der Blauen Grotten nicht beschäftigte Mitglieder Auftrittsrollen zu ermöglichen, gelangen morgen, Dienstag, Madame Bonivard' und der Einakter Der dritte Kopf zu einmaliger Auf⸗

Friedrich ⸗Wileim städtisches Theater. Das Mikado - Gastspiel der Mitglieder des Friedrich Wilbelm ˖ stãdtischen Theaters in Breslau hat am Sonntag, den 1. Seytember, im dortigen Thalia Theater begonnen und zwar in der glücklichsten Weise Der Telegraph meldet einen großen Erfolg vor ausver⸗

kauftem Hause. Residenz Theater. ö

Am Sonnabend wurde das Residenz⸗Theater mit einem der alteren sogenannten Sittendramen‘, mit Vietorien Sardou's Fernander, wieder eröffnet. Die Wahl dieses Stücks für den Eröffnungsabend dürfte in der Absicht erfolgt sein, den zahlreichen neu engagirten schaufpielerischen Kräften Gelegenbeit zu geben, ibr künstlerisches Vermögen vor dem biesigen Publikum zu erproben, da eine große Zuehl von Rollen in diesem Stück Temperament und den Augd rug höͤchster Leidenschaft erfordern und alle mit darstellerischem Geschick gegeben werden müssen, wenn eine der dichterischen Absicht ent⸗ spreckende Wirkung erzielt werden soll. Was den seenischen Bau der Handlung betrifft, so bat dieser an intensiver Wirkung auf die Zu⸗ schauer kaum etwas eingebüßt; die Brutalität und Sxitzfindigkeit der Fabel freilich tritt in dem durch die lange Reihe der Jahre etwas verblaßten äußerlichen Gewande aufdringlicher hervor, als kei dem ersten Erscheinen Fernande's auf diefer Bühne. Die Darstellung war im anzen verdienstlich und verlief glatt und erfolgreich. Als Gräfin Clotilde führte sich Frl. Frauen. dorfer vortheilhaft ein; stattliche äußere Mittel und feuriges Emrfinden, immer in den Grenzen des Wohlanständigen und Ge fälligen gehalten, vereinigten sich zu einer tüchtigen und in einzelnen Momenten ergreifenden Gesammtleistung. Die Titelrolle gab eine noch sehr jugendliche Kraft, Frl. Erna Grunert, zum ersten Mal, aber im Ganzen mit schönem Gelingen. Soweit nach dieser ersten Rolle ein Urtheil gestattet ist, darf man der jungen Künstlerin ent- schiedenes Bübnentalent und damit die Ausdrucksfäbigkeit für das Empfindungsleben in Liebe und Leidenschaft zutrauen; aber vorläufig erscheint das Vermögen noch unfertig, das Gebotene mehr znze—= lernt als felbst geschaffen; namentlich erschienen Bewegung und Wesen nicht frei und graziös genug für die beiklẽ Rolle. Aus der eifei⸗ süchtigen jungen Frau Georgette schuf Frl. Zipser eine ganz prächtige Figur; den lächelnden Uebermuth und die frische Naivetät brachte sie mit überraschender Ungezwungenheit zur Geltung. Von den Herren löste Hr. Brandt (Pomerol) seine AuR gabe am eften; er spielte ratürlich und gemüthroll mit der gebotenen Energie und doch ohne NUebertreibung. Dagegen erwies sich Hr. Kirsch (Andrs) als jugendlicher Liebhaber unzuverlãssig:; er war steif im Benehmen, das Organ klang rauh und erschien zu spröde, um wahre Herzenswärme auszudrücken. In der kleineren Epifodentolle des exotischen Don Ramiros brachte Hr. Pagay den ihm eigenen Humor trefflich zu Geltung. Die Nebenrollen waren gut besetzt und daher das Zusammenspiel sehr tüchtig; hierbei darf

jedoch nicht unerwäbnt bleiben, daß die Spielsaalscene zu Beginn

des Stückes mit rücksichtsloser Naturtreue, besonders von Seiten der

weiblichen Mitglieder wiedergegeben wurde, daß aber wenigstens bier

eine Herabflimmung des Tong das ästbetische Gefühl mebr befriedigt

haben wörde. Das Publikum zeichnete die Darstellung dauernd

durch lebhaften Beifall aus . Central - Theater.

Die neuengagirte Soubrette Frl. Minna Blum, welche die jungst an Stelle des Frl. Dora so rasch übernommene UÜe der Cilli in der Poffe: Leichtes Blut auch am Sonnabend und Sonntag spielte, erfieste bei diefen Wiederbolungen denselben großen Erfolg wie bei ihrem ersten Auftreten. Namenilich fand ibr reichpointirter Couplet⸗ vortrag den lebhafteften Beifall, der ibr ganz besonders Seitens des ausverkauften Sonntagshauses gespendet wurde. Somit dürfte sich das Engagement der kaum 17 jäbrigen Künstlerin als ein wirklicher Gewinn für die Bühne erweisen.

Mannigfaltiges.

Anläßlich des heutigen Erinnerungstages der Schlacht von Sedan sind die öffentlichen und viele Privatgebäude der Stadt reich beflaggt und fanden in allen Schulen, wie berkömmlich, Gedenk⸗ akte stait. Um Abend begehen die Kriegervereine den Tag durch Feft verfammlungen. Von auswärts wird dem W. T. B.‘ über die Feier des Tages gemeldet: ; ö i

Breslau. Der Sedantag wird, wie in früheren Jahren, in allen Schichten der Bevölkerung auf das Festlichste begangen. Die Stadt prangt in reichem Flaggenschmuck; in den Straßen berrscht jetzt festtãägliches Leben Abends findet allgemeine Illumination statt. Das Wetter ist herrlich. . .

Halle a. S. Zahlreiche Häuser haben anläßlich des Sedan⸗ tages geflagat. In den Schulen und in den öffentlichen Anstalten finden Gedächtnißfeiern statt. Viele Geschäftslokale sind geschlossen. Heute Abend wird ein allgemeiner Kriegerkommers veranstaltet.

München, 31. August Heute fand eine Vorfeier des Sedantages im Bürgerlichen Bräuhause statt, welcher der Bürger⸗ meiffer und Vertreter der Stadt beiwohnten. Nach der Festrede wurde von den Tausenden von Anwesenden die Wacht am Rhein“ gesungen. Militäͤrkapellen gaben die Musik. . .

Bresden. Anläßlich des Sedantages ist die Stadt reich be⸗ flaggt; besonders schön ist das Siegesdenkmal geschmückt. In den Schulen finden Festakte, auf dem Altmarkte eine Musik⸗ aufführung statt.

Die Verloosung, welche gelegentlich der diesjährigen aka⸗ demifchen Kunstaukstellung statnfindet, wird von dem Verein Berliner Künstler veranstaltet. Um mäglichst allen Wünschen des Publikums zu entsprechen, hat die Verloosungs⸗Kommission von einem vorherigen Ankauf der Gewinne Abstand genommen; dafür wird es dem Gewinner selbst überlassen, unter den verkäuflichen Werken der Ausftellung ganz nach seinem Geschmack zu wählen. Zu diesem Zweck dienen als Gewinne Kaufanweisungen“ in veischiedener Höhe, welcke bei Auswabl eines Kunstwerkes im Verkaufsbureau vom Gewinner in Zablung gegeben werden. Es ist demselben bier bei ganz überlassen, ob er fuͤr den Werth der Anweisung eines oder mehrere Kunstwerke wählt, oder ob er unter Zuzahlung des Mehr— betrags ein werthvolleres erwerben will. Die Ziehung der Loose geschieht ebenfalls durch das Publikum selbst, und zwar durch Ent nahme des Loofes. Man wirft ein Markitück in einen der auf⸗ gestellten automatischen Apparate und dreht die Kurbel so lange, bis eine Kugel herausfällt, welche das Loos enthält. Dieses Loos ist mit dem Vermerk „Nieten oder ‚Kaufanweisung in Höhe von —“ be⸗ zeichnet, und letztere kann sofort zur Geltung gebracht werden.

Nach einem Projekt des Magistrats follen auf 17 öffentlichen Plä en Uhren nach Mayrbofer'schem System errichtet werden. Die Stelle, auf welcher auf den einjelnen Plätzen die Aufstellung erfolgen soll, wird unter . der zustãndigen Polizei behörden durch die städtische Bau, Dex utation festgestellt werden. Die Kosten zur Herstellung jeder Uhr sind auf 4060 „, die jährliche

Unterbaltung derselben auf je 270 4 festge tellt. Das fũr die Be⸗ seuchtung erforderliche Gas sowie das zur Bewässerung erforderliche Waffer liefert die Stadt unentgeltlich. Der Magistrat hat be⸗ ier die Zuftimmung der Stadtverordneten · Verfammlung hierzu einzuholen.

Nachdem im Zoolsgischen Garten die Neuordnung des großen Vogel hauses durchgefübrt worden, lommen jeßt auch in dem linken Flügel des Gebäudes die vielen im Verlauf des Sommers neu erworbenen Vögel besser zur 89. da die Beleuchtung eine be⸗ deutend bessere geworden, die Thiere selbft aber in , Reihenfolge geordnet sind, eine durchaus nothwendige, früher a weniger beachtete Einrichtung. Hervorragend ift die zu großer Vollstãndigkeit gedithene Sammlung. der Rabenvögel, welche wohl schwerlich in diesem Umfange und, in dieser Schönheit wieder ge— funden werden wird. Nicht minder zahlreich und für den Liebhaber be⸗ fonders anziehend ist die Kollektion der Drosseln, in der wir eine große Zahl von Arten vertreten sehen. Die Mitte des Raumes enthält in don Pflanzen umgebenen Glaskäfigen die zartesten aller Papageien, die Loris. In den großen Eckkäfigen endlich üäberrascht den Beschauer das bunte Gewimmel der vielfarbigen kleinen Exoten, unter ihnen jetzt in besonders prächtigem Kleide zahlreiche Weber, welche bald an ihren kunsivollen Nestern sich zu schaffen machen, bald durch die offene Thür in den anstoßenden Außenkäͤfig huschen, wo ein nicht minder lebhaftes Treiben herrscht und wo wir unter anderen auch eine große Sckaar unserer einheimischen Sänger in einer besonderen Abtheilung vereinigt sehen.

Auf der Kaiserlichen Werft in Kiel, Abtbeilung Inven. tarienmagazin. haben vier Siegegzeichen aus der neuesten Zeit Aufstellung erhalten; es sind dies die Geschütze, welche der Reichs kommissar Hauptmann Wißmann in den Gefechten bei Bagamovo dem Führer der Aufständischen, 2 abgengmmen hat. Zwei Kanonen größeren Kalibers haben die Matrosen S. M. Schiff Leipzig“, zwei kleinere diejenigen S. M. Schiff Carola“ erbeutet. Die Ge⸗ schütze sind älterer Konstruktion.

Der für den Norddeutschen Lloyd gebaute neue Dampfer Kaiser Wilbelm II“ trat, wie die Londoner Allg. Corr.“ meldet, am Donnerstag Morgen vor seiner Einstellung in den Reicks⸗ Postdampferdienst nach Australien eine Probefabrt nach New⸗ Hork an. Das Schiff ist um 1000 Tons größer als irgend ein anderes in der Flottille des Norddeutschen Llovd, und man erwartet, die Reife von London nach Australien werde nicht mehr als 26 Tage in Anspruch nehmen.

Dres den, 1. September. W. T. B.) Der General. Inten- dant des Hoftheaters, Graf von Platen⸗Hallerm und, ist heute in Folge eines Schlaganfalles gestorben.

Czernowitz, 31. August (W. T. B.) Infolge beftigen Regenwetters ist der Pruth ausgetreten und bat den nörd— lichen und nordöstlichen Theil der Stadt überschwemmt; auch der Czeremosz und Suczawa⸗Fluß sind ausgetreten.

Tscherlach, 29. August. Ueber den Schlamm sturz wird der N. Zürch. Ztg.“ weiter berichtet: Die letzte Nacht war wider Erwarten günstig, keine weiteren Rutschungen sind vorgekommen. Heute Morgen sind die Bäche Gaventis und Kuppeler noch immer sehr stark angeschwollen; überbordend verheeren ihre Schlammmass en das Dörfchen. Einzelne Häuser stehen tief, in Schutt und Schlamm. Zablreiche Huͤlfsmannschaft arbeitet mit größter Anstrengung, um die Waffer⸗ und Schlammmassen zu ver⸗ theilen und vom Dorf abjuleiten. Mit dem eingetroffenen schönen Wetter ist die Gefahr plötzlicher neuer Abstürze verringert Immer ⸗· hin tritt die Gefahr von gestern beim nächsten Regenwetter wieder ein. Die gewaltigen Geschiebsmassen sind nicht mehr aufzuhalten, sie werden ihre Wege ins Thal nehmen. Die Bewohner von Tscherlach erdulden schreckliche Seelenqualen. Seit drei Tagen sind sie von Angst gefoltert, ständlich ibren ganzen Besitz verlieren zu müssen.

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Wetterbericht vom 1. September, Morgens 8 Uhr. . Anfang 7 Uhr.

. Wind. Wetter. :

Bar auf O r

Stationen. Novelle des

Taglioni.

in oO Celsin s 50 C 40 R.

S u. d. Meeressp red. in Millim. Tempe atur

Mullagbmore Stuart.

O 4 wolkig Aberdeen NW 1 beiter Christiansund BMW 2 Nebel Fovenhagen. I635 WMW 1 Dunst Stockbolm. still wollenlos Sararanda N 4 halb bed. St. Petersbrg. W 1' bedeckt

Moskau ... NDO 1 bedeckt

Tork, Queens · town. Cherbourg. Helder... . Hamburg .. Swinemũůnde Neufahrwasser

Memel

Paris.... Münster ... Karlsruhe..

Donnerstag: zweitem Theil.

2 beiter still Dunst

2 halb bed.

2 beiter

beiter

2 wolkig

I bedeckt

z bedeckt

3 halb bed.

4 bedeckt still Regen still halb bed.)

IU wolkenlos still heiter

1 bedeckt still wolkenlos IL wolkenlos SO 2 Dunst RS 3 bedect still wolkig

Donnerstag:

ClIõmencean.

Freitag:

any.)

Schansjpielbaus. tungsfest. Schwank in 3 Akten von G. v. Moser

Mittwoch: Opernhaus. 165. Vorstellung. CVarmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Dichtung von

enry Meilhae und Ludovie Halevy, nach Pros yer Mẽrimẽse. Anfang 7 Uhr. Schauspiel haus. x Trauerspiel in 5 Akten von Rudolf v. Gottschall. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Fanft's Tod. Aus der Tragödie zweitem Theil. Mittwoch: Der Compagnon. Faust's Tod.

Berliner Theater.

Mittwoch: Der Schwabenstreich. Coriolanus.

Tessing - Theater.

Dumas und A. d' Artois. Mittwoch: Die Nixe.

von F. G. Triesch.

Donnerstag: Der Fall CElsmencean. Schauspiel

in 5 Akten von A. Bumas und A. d' Artois.

Zum J1. Male.

in 4 Akten von Victorien Sardon. aul Lindau. (Erstes Auftreten von Maria Bar⸗

Aafang 71 Uhr.

Wallner Theater. Dienstag: (Einmalige Auf · führung.) Zum 153. Male. Madame Bonivard.

175. Vorstellung. Das Stif⸗ Strauß. Anfang 7 Uh Der Concert Park geöffnet. Mittwoch: 3 Akten von Johann Strauß. Sonnabend, den 7. September:

stattung: Zum 1. Male:

einer Tanz von Paul

176 Vorstellung. Arabella

Herrmann Zumpe.

von Victorien Sardou. Mautner.

Aus der Tragödie burg. Anfang 73 Uhr.

Dienstag: Coriolanus. Rroll's Theater.

Szr. Francesco d' Andrade. Juan: Sgr. d' Andrade) Mittwoch: Die Zauberflöte. Dienstag: Der Fall Schauspiel in 5 Akten von A.

Luftspiel in 3 Aten 5 Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle Alliance Theater.

Fedora. Schauspiel

Deutsch von H. Hattendorf.

Sternheim.

Concert.

Theaters 74 Uhr.

von C. Haffner und R. Gense. Musik von Johann *

bleibt für die Theaterbesucher

Die Fledermaus.

Mit neuer Aus Karin. 3 Akten von Wulff und Pochmann.

Nesidenz-⸗ Theater. Direktor: Sigmund Lauten ˖ burg. Dienstag: Fernande. Sittenbild in 42Akten

Deutsch von Eduard In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗

Mittwoch u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Dienstag: Don JInan.

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung des Sommergartens, großes Doppel · Goncert. Anfang

Dienstag: 3. Male. Professor Klint. (Svärfar.) Schwank

in 4 Akten von Gustas of Gejerstam, deutsch von In Scene gesetzt vom Direktor

Im herrlichen Sommergarten; Großes Garten⸗ Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten-⸗Etablisse⸗ ments. Anfang des Concerts 44 Uhr. Anfang des von

Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Operette in Urania. Anstalt für volksth. Naturkunde.

Derne In Dienstag: Soyhus Trombolt: Planetensystem. Musik von

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea Rasch mit Hrn. Privat-

dozenten Dr. Konrad Wernicke (London = Halle)

x1. Marie Schildknecht mit Hrn. Karl Schmolling Dberfrohna). .

Verebelicht: Hr. Kurt Richter mit Fil. Litta Winter (Leipzig). Hr. Victor von Wnorowski mit Frl. Josa Polzien (Königsberg). Hr. Kapitain Lieutenant August von Heeringen mit Helene Gräfin Unrub (Berlin).

Geboren: Ein Sobn: Hrn. Hauptmann von Mey (Aachen). Hrn. Landrath Gcart von Bonin (Neumark, West yr). Hrn. Pastor A. Jacobs hagen (Hämelschenburgy. Hrn. Franz Schulemann (Neisse). Hrn. Max Vogler (Quedlinburg). Eine Tochter: Hrn. Musik⸗ direktor Julius Lange jun. (Langenberg) Hen. Eugen Zeidler (Königsberg). Hrn Pfarrer G. Stange (Bischofswerder i W.). Hrn. Pastor Krüger (Dorf Mecklenburg). Hrn. Pastor Behm (Boenack). = Hrn. Hugo Schlegel (Berlin). Hrn. Landrath von Meyer (Arnewalde). ;

Gestorben: Hr. Korvettenkapitän a. D. Erich v. Sperling (Konstan;). Frau verw. Kammer- herr Auguste von Levetzew, geb. von Oheimb (Ehlerstorff). Frau Major Fortuni Schmidt

Often, geb. Borstell (Danzig). Frl. Amalie

titz Herms (Ber

Rauen⸗

Gastspiel des (Don

Zum

Schubardt (Berlin). Hr.

Amanda Sommer. geb.

) Früh Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone

theiltem Luftdruck erstreckt si

mit hobem, gleichmäßi ! ver⸗ ich von den britischen

Infeln südostwärts nach der Balkan ⸗Halbinsel hin, charakterisirt durch ruhige und vorwiegend heitere

Witterung. Eine

flache Depression liegt über

Südwest ˖ Deutschland, daselbst Regenwetter mit Ge⸗

wittererscheinungen

bet ingend. Die Temperatur

entspricht in Deutschland durchschnittlich normalen

Ver läͤltnissen.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern haus. 164. Vorstellung. Belmonte und Constanze, oder: Die Entführung aus dem Serail. Oper

in 3 Akten von Mozart.

Dirigent: Hr. Kabl.

Dichtung von Bretzner. Anfang 7 Uhr.

Schwank in 3 Akten von Alexander Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Neumann. Vorher: Zum 142. Male. Der dritte Kopf. Poe in J Att. Mit ibeilweiser Benutzung einer golfen Idee von Franz Wallner. Anfang t

Mittwoch: Zum 1. Male: Die blaue Grotte. Schwank in 3 Atten nach dem Gaglischen des A. W. Pinero von Emil Pobl. Vorher: Endlich. Lustspiel in 1 Akt von Br. Otto Girndt.

Victoria Theater. Dienstag: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. Mosi kowski und Rich. Nathanson. Musik von 1 9 Ballet von C. Severini. Anfang

r. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich wilhelmstãdtisches Theater. Dienstag: Die Fledermans. Komische Operette in 3 Akten, nach Meilhae und Halevy, bearbeitet

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Im herrlichen Sommergarten: Großes Garten ˖ Concert. Auftreten der Ersten russischen National · Sänger und Tänzer⸗Gesellschaft Iwanow *. Auf⸗ treten sämmtlicher Spezialitäten. Abends brillante Illumination des ganzen Garten ˖ Ctablissements durch 30 000 Gasflammen.

Voranzeige. Sonntag, den 15. September: Er⸗ oͤffnung der Winter ⸗Saison. Erstes Gastspiel der Lilivutanerꝰ.

Central - Theater. Direktion: Emil Thomas. Dienstag; Zum 20. Male: Leichtes Glut. Gefangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. In Seene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Dieselhe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗ Theater. Dresdenerftraße 72. Dienstag: Zum 13. Male: Flotte Weiber. Gesangsposse in 4 Alten von Leon Treptow.

lin). Frau auer boven (Berlin). Hr. 5 Karl Weidlich (Berlin) Hrn. Br. Georg Siemens Tochter Antonie (Berlin). Frau. Kantor Karoline Schmidt, geb. Steide (Friedeberg a. Queis) Hrn. Ilegiff o Landsberg Sohn Fritz (Han⸗ nover). Frau verw. Regierung · Rai Friederike Schneider, geb. Cloh (Ulm). Hrn, Oberförster G. Westermeier Tochter Hildegard (Falkenwalden. Frau Jobanna Vettermann. geb. Knocke . Hrn. Ph. Henrich Tochter Pauline Eßlingen).

Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee.

Berlin: Verlag der Expedition (Sch oly.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8w., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

(1276

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 20S.

Berlin, Montag, den 2. September

1889.

nu ebersiicht

über die Thätigkeit des Vereins der forstlichen Versuchs⸗

anstalten Deutschlands sowie über die Arbeiten der preusti⸗

schen Hauptstation des forftlichen Versuchswesens während des Jahres vom 1. April 1888/89.

I. Verein der forstlichen Verfuchsanstalten Deutschlands.

Die Jahres versammlung des Vereins, welcher 17 deutsche Staaten umfaßt, tagte zu Ulm in der Zeit vom 1. bis 4. September 1888.

Zur Verbandlung gelangten hauptsächlich:

I die Aufstellung von Ertragetafeln auf Grund des bisder von den forcstlichen Versuchsanstalten gesammelten Materials,

2) Mittheilungen der Königlich fächsischen Bersuchsanstalt über die Aufstellung von Massentafeln für die Kiefer,

3) Mittheilungen aus dem Großherzogtbum Hessen, betreffend k des forstlich phänologischen Jahresberichts pro

86/88,

4) Mittheilungen über den Stand der Vereinzarbeiten,

5) der Bericht über die bisherigen Erfahrungen bezüglich der Messung des Langnutzbolzes ohne Rinde.

Im Anschluß an die Versammlung wurden vom 4. bis 7. Sexr⸗ tember Exkursionen in mehrere württembergische Forsten unternommen.

II. Arbeiten der Hauptstation des forstlichen Versuchs⸗ wesens in Preußen.

A. Arbeiten der forstlichen Abtheilung.

Die Arbeiten derselben erstreckten sich insbesondere auf:

1) Ertragsuntersuchungen für eine Ertragstafel, welche den Wachsthumsgang der Kiefer in den norddeutschen Tiefebenen dar stellen soll. (Veröffentlicht in der Broschüre; Wachsthum und Er trag der Kiefer in der norddeutschen Tiefebene“, im Verlage von Springer = Berlin.)

Gleickzeitig wurde je eine Versuchsreihe in Kiefern für Durch forstung sowie für Licktungs und Unterbau ⸗Versuche, ferner 2 Aestungẽ versuchtflächen in Eichen angelegt.

2) Zur Aufstellung von Formzabl Uebersichten und Massen⸗ tafeln wurde das für Preußen vorliegende Material an Ferm . zahlen für Fichte, Buche und Kiefer zusammengestellt und soll dem nächst mit der Berechnung der Massentafeln begonnen werden.

3) Kleinere Untersuchungen:

a. Uber das Wachsthum der wichtigsten Waldbäume in Ost—= preußen wurden die Untersuchungen beendet und abgeschlossen. (Danckelmann's Zeitschrift 1883. S. 22.)

b. Erhebungen über den Einfluß des Streurechens auf Las Holz- wachsthum. (Danckelmann's Zeitschrit 1888. S. 641.)

e Unterfuchungen über die Wirkung verschiedener Durchforstungs⸗ . das Holzwachsthum. (Danckelmann's Zeitschrift 1888.

d. Untersuchungen über den Lichtungszuwachs der Kiefer, die dem⸗ nächst veröffentlicht werden sollen.

e. Erprobung einer neuen Holzjnumerirung, über die Ergebnisse derselben ist bereits berichtet worden.

4) Anordnung der arbeitsplanmäßigen Aufnahmen auf den Ertrags Durchforstungs · und Streunersuchsflächen.

55 Forisetzung der Kulturversuche mit in⸗ und ausländischen Holzarten. .

6) Bearbeitung der der Hauptstation übersandten Berichte über Waldbeschãdigungen durch Elementarereignisse. (Danckelmann's Zeit⸗ schrift 1889. S. 154.)

7) Ermittelungen über Buchenmast im Herbst 1888 in ziemlich ausgedehntem Maße -

s) Fortsetzung der Versuche über das Verhalten der beiden ein⸗ heimischen Eichenarten und der 3 Ulmenarten.

s) Zufammenstelluxg des Ergebnisses der Holzsamenernte im Jabre 15888 auf Grund von 682 aus Staatsrevieren eingegangenen Berichten. (Danckelmann's Zeitschrift 1883. S. 105.)

10 In Sac en des foistlichen Versuchswesens wurde eine Anzahl von Obersörstereien in Brandenburg, Posen und Westpreußen durch den Professor Dr. Schwappach (23. Mai bis 14. Juni 1888) bereist.

B. Arbeiten der forstlich ⸗meteorologischen Abtheilung.

Die Beobachtungen auf den 16 nach gleichem Muster von der hiesigen Hauptstation eingerichteten forstlich-meteorologischen Dorpelstationen (10 preußischen, je 1 braunschweigischen, thürin⸗ ischen und Provinzial hannörerschen, jowie 3 elsaß-lothringischen) ind in unveränderter Weise weitergeführt worden. Die zwei Mal täglichen Beobachtungen wurden in monatlichen Zusammenstellungen und in dem XIII. Jahresberichte der meteorologischen Beobachtungen veroffentlicht. ö. .

Die öffentliche Revision der forstlich meteorologischen Stationen Labnbof und Hollerath wurde durch den Professor Br. Müttrich vor⸗ genommen.

Die im Jahre 1885. 86 begonnenen phänologischen Beobachtungen wurden auf 161 preußischen Oberförstereien fortgefübrt und sind von der Großherzoglichhefsischen forstlichen Versuchsanstalt in Gießen ver- öffʒUVntlicht worden.

C. Arbeiten der chemisch⸗physikalischen Abtheilung.

Es wurden ausgeführt:

I) Die Untersuchungen über Einwirkung von Streuentnahme auf Lehmböden wurden zum Abschluß gebracht, ö

27) Unterfuchungen uͤber Waldboden (vergl. Wollny's Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik Band XI. Seite 299),

3) der Meliorationsplan und Analysen von Moorboden der Eisenbahnbrüche im Choriner Revier,

4 Untersuchungen über die Zeit des Abfalles der Fichtenstreu. (Danckelmann's Zeitschrifrf Band XW. Seite 727.)

D. Arbeiten der botanischen Abtheilung.

Als Hauptaufgabe für die nächste Zeit wurde eine Untersuchung über die Fiefernschütte in Angriff genommen, dieselbe wird eine rundliche experimentelle Behandlung erfordern und längere Zeit in nspruch nehmen. ö

Unterfuchungen über die Unterschiede der einbeimischen Ulmen= arten in Jugendstadien, dieselben sind noch nicht zum Abschluß gebracht.

Ferner fanden statt: ; ;

ünterfuchungen über den Einfluß der Beleuchtung auf die Aus- bildung der Blätter an HolÜzpflanzen und ;

über Bildung der sogenannten Knollenmasern an einer Rothbuche.

E. Arbeiten der zoologischen Abtheilung. Die Arbeiten erstredtten sich über folgende Gegenstände: 1) Prüfung des Raupenleimes der Berliner Waldextrakt und Fettwaarenfabrik und der Firma Huth u. Richter, . 2) Ermittelungen über den hemmenden Einfluß auf Entwickelung der Brut der Hzlobius abietis, Hylesinus ater und Verwandten 8 . Kiefernwurzeln. (Vergl. Danckelmann's Zeitschrift 1888.

353) Ermittelungen über zwei bisher unbekannte Feinde der ein jährigen Liefern, GOpatrum gabniorum und gibbum (vergl. Danckel˖ mann's Zeitschrift 1888. S. 495),

ferner über den Werth der Brutknürpel, zur Pertilgung des Hxylobius abietis (vergl. Danckelmann's Zeitschrift 1888, S. 648),

5) über Lebensweise und Vertilgung des Kiefernspinners (vergl. Danckelmann's Zeitschrift 1883. S. 39).

S6) über Vertilgung der Rothschwanzraupe (vergl. Danckelmann's

Zeitschrift 1889, S. 163),

I) über die Unterschiede der Larven der beiden Mailäferarten,

8) über Infektion der Kiefernspinnerraupen durch Parasiten.

Ziteratur.

Das Jahrbuch der Königlich vreußischen Kunst⸗ sammlungen bietet in dem neuesten Heft (3, X. Bandes; Verlag von G. Srote in Berlin) zwei kunstwissenschaftliche Arbeiten, welche die großen, in der Geschichte der Malerei epochemachenden . Meister Hubert und Jan van Eyck zum Gegenstand baben. In der einen stellt Otto Serck kritische Betrachtungen über den Genter Altar an und sucht den Antbeil der beiden Brüder daran festzustellen. Als sichere Werke des älteren Bruders betrachtet er: auf der Innenseite die fünf mittleren Tafeln der oberen Reibe, in der unteren die Tafeln der gerechten Richter, der Streiter Christi, der Einsiedler und der Pilger und ron der Anbetung des Lammes die Gestalten des Vordergrundes; auf der Außenseite das Bildniß des Jodocus Vyd und die in Berlin befindlichen Tafeln der Verkündigung. Dem Jan schreibt er als sicher zu die beiden Tafeln von dem Altarwerk, welche sich in Brüsstl be⸗ finden, und den Hintergrund in der Anbetung des Lammes; als wabr⸗ scheinlich von dem jüngeren Bruder herrübrend bezeichnet er die beiden Johannesstatuen. Hiermit jedoch bält er des Letzteren Anthꝛil an dem Altarwerk für erschöpft, denn es stehr urkundlich fest, daß Jan nicht vor dem Jabre 1430 daran za arbeiten begonnen, und am 6. Mai 1432 sei es vollendet worden. In zwei Jahren aber könne Jan bei der sehr sorgfältigen und langsamen Art der Technik, die ihm eigen. nicht viel mebr fertig gebracht haben als die an— gegebenen Tafeln; fei doch die Flaͤche derselben beinahe ebenso groß wie die aller seiner anderen Gemälde zusammengenommen. Man hat bisber die unbezeickneten Gemälde, welche mit dem Genter Altar auffallende Verwandtschaft jeigten, meist dem Jan van Eyck zu geschrieben; Seeck bezeichnet dies auf Grund seiner eingehenden Untersuchungen als irrig und weist somit fast alle maß

eberden Theile des großen Werks vielmehr dem Hubert zu. n einer anderen Abhandlung des Hefts beschreibt Hugo von Tschudi Jan van Eycks Madonna mit dem Karthäuser‘, welche zußer dem ron demselben Meisier berrübrenden Profil ⸗Brustbild des Erlösers (auf Goldgrund, nach einer Vera ikon, die in einen Smaragd geschnitten scit alter Zeit sich in Konstantinopel befand und erst vom Sultan Bajazid IJ. dem Papst Innoceng VIII. geschenkt wurde) aus dem Besißz des Marquis von Exeter für die Berliner Galerie erworben worden ist. Die Letztere hat durch das köstliche, unter dem Namen Madonna von Burleigbbouse von der Kunstgeschichte längst gebübrend gewürdigte Bildchen einen neuen sehr werth= vollen . erhalten. Der . Beschreibung ist eine vortreffliche Heliographie aus der Reichsdrucketei sowie ferner eine woblgelungene Radirung des schon fräher beschriebenen Jan van Eyck'schen Porträts des Arnolfini von Albert Krüger beigefügt. Eine sehr ausführliche und interessante Abbandlung widmet C. Justi den Werken des Hieronymus Bosch in Spanien. Dieser mertwürdige altbolländische Meister, dessen Scaffen in die Zeit von vor 1450 bis 1516 fällt, ist in außerspanischen Galerien wenig oder garnicht vertreten. Um ihn kennen zu lernen, muß man den Escorial und andere spanische Schlösser aufsuchen, für welche König Pbilixp II, wie es scheint, Alles auftaufen lies. was von diesem seinem Lieblingsmeister zu erbalten war. Durch seine allegorischen, satirischen und sittenbildlichen Darstellungen, seine originelle, phantastische und groteske Auffassung kam er der Vorliebe der Spanier jener Zeit besonders entgegen. Namentlich waren seine Träume“ populär. Sehr viele von den meist auf Tuch mit Lein⸗ farben gemalten Bildern sind leider zu Grunde gegangen. Der Ver fasser beschreibt die noch vorhandenen bedeutendsten Werke des Künstlers, welche unter den Beieichnungen -Die 7 Todsünden', „Der Heu⸗ wagen“, Die Lust der Welt', Die Versuchung des beiligen An⸗ tonius“ in Spanien befannt sind und von denen sich drei im Escorial, eins in Lissabon befindet, in eingebender, fesselnder Weise und weist zugleich nach, wie Hieronymus Bosch durch Peter Brueghel in unverdiente Vergessenheit gebracht worden ist, der eigentlich in seinen so berübmten Bauernstũcken und Grotesken nur neue Bearbeitungen der Bilder Bosch's bietet. Auch Francisco Quevedo soll für seine ‚Sueños, ein spanisches Gegenflück ju Dante's Inferno“, die Werke des Malers geplündert haben. Dieser war übrigens in Aachen . und hieß eigentlich Hieronymus van Aeken, nannte sich aber Bosch nach seinem späteren Wobnsitz in Herzogen⸗Busch. Der Umstand, daß alle seine be⸗ deutenderen Werke nach Spanien wanderten, bat sogar zu der irrigen Annahme spanischer Schriftsteller geführt, wonach er ein geborener Toledaner fein sollte. Der Abhandlung sind jwei Abbildungen kirch⸗ sicher Historienbilder des Meisters in Zink- Hochätzung ein druckt, von denen die eine die ‚Dornenkrönung!, (aus dem georial), die andete die Geburt, Christi (im Kölner Mufeum) veranschaulicht. In einem weiteren Beitrage giebt Julius

ssing eine Uebersicht über die reichen Kirchenschätze von San Nicolo in Bari und in der Santa Casa ju Loreto. Am Schluß des Hejts fucht Robert Vischer nachzuweisen, daß das Grabmal des Markgrafen Friedrich II. in der katholischen Stiftskirche zu Baden seinem bronze⸗ nen Haupttheil nach von dem älteren Peter Vischer herübre. Er schlieht dies aus den (abbildlich beigegebenen) leicht reliefirten Apostel⸗ figürchen am Saum des Pluriale, welche eine große Aehnlichkeit mit den Figuren an den Grabmälern im Dom zu Magdeburg, in der Kirche zu Römhild und in St. Sebald zu Nürnberg zeigen.

Als 35. Band der Publikationen aus den König

lich preußischen Staats-Archi ven“ (weranlaßt und unterstützt!

durch die Königliche Archiv Verwaltung) erschien im Verlage von S. Hirzel in Leipzig der weite Theil der Verhandlungen Schwedens und seiner Verbündeten mit Wallenstein und dem Kaifer von 1631 bis 16347, deren Herausgabe Georg Irmer besorgt. Dieser Theil enthält die bezüglichen Aktenstücke aus der pit von Ende November 1632 bis 18. Oktober 1633. Sie etreffen zunächst die erneuten Friedensverbhandlungen, welche nach dem Tode . Gustav Adolf's angeknüpft wurden; dann folgen Wallenstein's Verhandlungen mit Schweden und seinen Verbündeten bis zum Abschluß des Waffenstillftandes zu Streblen am 8. Juni 1833, und endlich der zweite schlesische Waffenstillstand. Als der kursächsische General von Arnim auf Grund seiner Voll machten die Verhandlungen wieder aufnebmen wollte, forderte zu feiner Ueberraschung Wallenstein eine Vereinigung der Armeen, nicht, wie man bisber auf gegnerischer Seite angenommen, rn den Kaiser, sondern gegen Schweden. Nur erwähnt Arnim in seinem Schreiben nichts davon, daß der Herzog von Friedland auch den Kurfürsten von Bayern neben den Schweden zu den Reichsfeinden rechnete, gegen die er gemeinsam mit Arnim die Waffen, zu kehren, gedachte. Mit dieser offenen Erklärung Wallenstein s schien allen weiteren Ver Fandlungen jwischen den Fuͤhrern der beiden feindlichen Armeen in Schlesien ein Ziel gesetzt, und wie nach dem Abbruch der früheren

Verbandlungen stand eine Entscheidung der Waffen zu erwarten. Welches die Gründe für Wallenstein's Sinnesänderung gewesen sind, wird kaum jemals mit annäbernder Sicherbeit bestimmt werden können. Von einer Seite wurden der Tod Holks, die Furcht vor der Unzuverlässigkeit seiner Armee und das begütigende Auftreten der neuen Bevollmächtigten vom Wiener Hofe als Beweggründe angeführt, sowie im Allgemeinen auf das jäbe Schwanken seines von unbestãndiger Leiden schaft getriebenen Willens hingewiesen. Andererseits wollte man eine astrologische Prophejeiung, wonach die Sterne ihm geweis- sagt bätten: er würde im November 1633 eine siegreiche Schlacht liefern, für die plötzliche Schwenkung verantwortlich machen. JDeneral von Arnim war über diesen neuen Beweis der Wandelbarkeit und Unuverlässigkeit Wallenstein's tief entrüstet und giebt diesem Gefübl in einem Schreiben an den Artillerie⸗ General von Schwalbach, vom 27. September 15353 entschieden Ancdruck. Durch den unmotivirten Abbruch der Verhandlungen mit Arnim hatte Wallenstein jedenfalls bei keiner der kämpfenden Parteien an Vertrauen gewonnen. Es traf ein, was der schwedische Resident in Dresden, L. Nicolai, in einem Schreiben an Joachim Transehe, den jchwedischen Residenten in Berlin propheztit batte: „Mit diesen Traktaten wird man zum Wenigsten das gewinnen, daß Friedland vor der ehrbaren Welt zum Schelmen werden wird, entweder gegen seinen Herrn oder gegen uns und in Sonderhbeit gegen den hiesigen Kurfũrsten, mit dessen Ministern er absonders trattirt bat. Wallenstein bereitete durch sein, auch für seine nächsten Freunde unbegreiflich es Benehmen selbst den Boden für seinen Untergang vor; er hat so lange mit dem Verrath gespielt und so oft mit seinem Abfsall vom Kaiser die Evangelischen getäuscht, daß sie ihm endlich nicht mehr glauben mochten, als es ihm damit in der That ernst war.

Der durch seine vorzüglichen Lichtdruck Nachbildungen koftbarer alter Kupferstich⸗ und Holzschnin⸗Werke woblberufene Krnstverlag von Georg Hirth in Muͤnchen bat soeben eine neue interessante Publi= kation erscheinen lassen, und jwar die Reproduktion eints alten werth⸗ vollen Holjschnitts von Jost Amman, eine Allegorie auf den Handel datstellend. Dieser aus 6 Blättern bestezenden atoʒßen Tafel, welche nach den in der Fürstlich Wallerstein'schen Bibliothek in Meibingen aufbewahrten Original ⸗Holistöcken genau facsimilirt ist. liegt eine Erfindung des Nürnberger Rechenmeisters Jobann Neudorffer zu Grunde. Der überaus lange, mit reich verschnörkelten Initialen verzierte Titel bezeichnet das Werk als Eigentliche Abbildung deß ganzen gewerbs der Kauffmannschaft sambt etflicher der nambafft vnd fürnembsten Handelnett signatur vnd Wappen, darinnen jum tbeils fürremblich die Maͤrck vnnd Messen begriffen sein, so das Jar vber in jede Monat gefallen ꝛe. sampt der löblichen Vbralten Kunst deß Buchbaltens ꝛc. durch den Nambhafft vnd Weitberübmbten alten Perrn Jobann Newdorffer Seeligen, Wevland geweßner Burger vnd Reche nmnaister ju Nürnberg, in Grund vnd ins Fundament gelegt, Jetzund aber durch Casparn Brinner, Burger vnd Rechenmaister zu Augspurg ernandts Herrn Newdorffers Seeligen, geweßnen Discipuli vnd Substituten durch sonders fleissig nachdencken, mit grosser müb ins Werck ond in dise boldselige Angenscheinliche Figuren vnd Teutsche Carmina gebracht, vnd in Truck verfertigt, Im *. 2c. LDCXXIIX. Oben, in der Mute der Tafel, siebt man den Gott der Kaufleute, Merkur, in der Rundung eines Spruchkranzes, ju beiden Seiten von ihm die Wappen der votzüglichsten Handelestädte mit ihren Namen und der Angabe der Meßzeiten. Merkur hält eine Wage, unter deren Balken steht Fortuna auf einer Kugel. welche auf dem auf einer Säule liegenden Journalbuch ruht. Die reichverzierte Säule erbebt sich aus einem Brunnenbecken. Hinter diesem und zu den Seiten sins die Bergwerke, das Geschsft und die Gefahren des . zu Lande und ju Wasser dargeftellt; im Hintergrunde in

alber Höhe eine Ansicht des Hafens von Antwerpen. Auf. der unteren Abtheilung der Tafel wird das bäusliche Geschäfts⸗ leben des Kaufmanns in seinen wechselnden Formen veran= schaulickt. Linkn unten, auf einem Güterballen ist Jost Amman'z Künstlerzeichen angebracht, dessen Eigenart auch in der Zeich nung der Figuren namentlich unverkennbar bervortritt. Auf dem breiten Rande sowie auf zablreichen großen und kleinen, von Car- touchen eingerabmten Schildern innerhalb der Tafel liest man, in Rotb⸗ und Schwarzdruck, versifiirte Belebrungen, Sprüche und Regeln über kaufmännisches Buchbalten, Kafsenwesen ꝛc. Daz originelle. künstlerisch und kulturhistorisch sehr interessante Holzschnitt⸗Blatt (Pr. C60 Æ wird nicht nur den Beifall der Liebhaber finden, son⸗ dern dürfte sich auch als sinniger Wandschmuck für die Comptoirs der Faufleute eignen, zumal ibrem Siande und seiner Bedeutung darin die stoljeste Verberrlichung zu Theil wird und ibnen, wir es im Titel beißzt, die Tafel sebr rützlich und gleichsam ein täglicher Spiegel! sein soll. Die Verlagẽöbandlung bat dicse Verwendung wobl besonders im Auge gebabt und die 6 Tafeln nicht nur mit einer Mappe verseben, sondern jugleich auf Leinwand aufzieben lassen.

Zeitschrift für Agrarpolitik, Organ zur Förderung und Vertretung landwirthschaftlicher Interessen auf den Gebieten der Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschast, unter Mimirkung ciner Reibe nambafter Fachleute berausgegeben von Dr. Kuno Frankenstein. Verlag von R. L. Prager, Berlin XW. Jähr⸗ lich? Bände ron je 12 Heften ca. 3 Bogen gr. 8. Preis pro Band (Halbjahr) M 7.55. (Abonnements bei allen Postanstalten und Buchhandlungen) Die Hefte s und? des II. Bandes enthalten eine Reibe treff licher Aufsaͤtze und Mittheilungen, welche ein allgemeineres Interesse bieten, und zwar: Die volkswirtbschaftliche Bedeutung der

iegenbaltung, insbesondere im Köͤnigreich Preußen. Von Dr. Kuno

rankenstein. Das Reichegesetz, betreffend die Invaliditäts und Alterzversicherung, insbesondere in Bezug auf die Versicherung der Land und Forstwirthe und der von diesen beschäftigten Arbeiter. Runstbuttergesetz und Kunstbutterhandel im Deutschen Reiche. Von ... Die Autkildung der Söhne und Töchter unseres Bauernstandes. J. Von Direktor Conradi ⸗Hobenwestedt.

Island und die Farsr, von Alexander Baum gartner. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlags buchbandlurg. Gr. 8. 462 S. Der durch seine Reisebilder aus Schottland (vergl. Erste Beilage zum . Deutschen Reichs Anzeiger 1885 Nr. 47) als gründlich belehrender und anregender Schriftsteller bekannt gewordene 24 liefert in dem vorliegenden umfangreichen Werke eine ethno⸗

raphisch getreue und kulturgeschichtlich ausreichende Beschreibung von 8 und den Farör-⸗Inseln im Nordmeer, dem Ultima Thule der mittelalterlichen Chronisten. Der Verfasser hat verstanden, die eigenartigen Naturerscheinungen und Lebens verhältnisse des Eislandes sebr an- schaulich darzustellen, die vulkanische Natur der Inseln, ihre Fauna und Flora sowie das religiöse, literarische und politische Leben des Volks getreulich zu schildern. Zwischen der Götter⸗ und Heldenwelt der Edda und den vulkanischen Erscheinungen der letzten Zeit wird der Blick eröffnet in eine bis jetzt den meisten Menschen wohl fremde Welt, in ein katholisches IJsland des Mittelalters, in eine uberaus merkwürdige alle Geschichtsliteratur, in eine bisher wenig beachtete christliche Skaldendichtung, in die Glamperiode wie in den Niedergang einer hochgebildeten, lonseguent entwickelten, böchst merk⸗ würdigen Volksindividualitãt, in eine nationale Leidensgeschichte sondergleichen, in eine nicht weniger denkwürdige vpoliti che Wieder eburt und in ein neues, freudiges, vielversprechendes Geistes⸗ ben. Nach des Verfassers geistreicher Auffassung steben jetzt nicht mehr Bauern und ischer rer uns, sendern ein hochbegabtes, der größten Theilnahme würdiges Volt, noch