1889 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Sep 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Regent des Herzogthums Braunschweig, der Prinz Leopold Erbgroßherzog von Sachsen⸗ Weimar, sowie Se. Durchlaucht der Fürst Heinrich XIV.

von Bayern und der Reuß j. L.

Dem Programm für die Dauer des Aufenthalts Ihrer Kaiserlichen Majestäten in Dresden entnimmt

das „Dr. J.“ Folgendes: Vonnerstag den 5. September

derselben in Dresden auf dem Leipziger Bahnhofe

30 Minuten Nachmittags.

Aufstellung einer Ehbrenwache des 1. (Leib⸗) am Leipziger Bahnbof.

straße über den Kaiser Wilbelmplatz. Ober-Bürgermeister und die stäͤdtischen Behörden. Schlosse AÄufstellung des Offiziercorps und einer Ehrenwache des 2. Grenadier Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ mit Fahne und Musikcorxs. Familientafel mit den bereits anwesenden Fürstlichkeiten 7 Ubr Nachmittags. Marschalltafel mit

den Gefolgen und dem Königlich sächsischen Ehrendienste. Fremd— herrliche Offiziere Diner im Victoria⸗Hotel. . Freitag, den 5. September. Parade des XII. (Königlich

sächsischen) Armee ⸗Corps südlich Oschatz 19 Ubr Vormittags. Ab fahrt des Zuges mit den Kadetten und Königlich sächsisHen dienst⸗ freien Offizieren von Dresden (Leipziger Bahnhof) 5 Uhr 25 Minuten Vormittags über Oschatz rach Naundorf; Ankunft in Naundorf 8 Uhr 18 Minuten Vormittags. Abfahrt des Zuges mit den großen Gefolgen und den fremdherrlichen Offizieren von Dresden (Leipjiger Bahnhof)? Ubr 50 Minuten Vormittags; Ankunft in Oschatz o Uhr Vormittags. Abfabrt des Hofzuges Dresden (Leipziger Bahnhof) 8 Ubr 20 Minuten Vormittags; Ankunft in Oschatz 5 Uhr 30 Mi— nuten Vormittags. Fahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften, der Gefolge und fremdherrlichen Offiziere zu Wagen von Ofchatz bis nabe vor Naundorf und Besteigen der Pferde daselbst. Abnahme der Parade des Armee Corps durch Se. Majestät den Kaiser und König. Nach der Parade Rückkehr der Allerböchsten und Höchsten Herrschaften zu Wagen nach Oschatz. Akfahrt des Hofzuges von Oschatz 1 Uhr 15 Minuten Nachmittags; Ankunft in Dresden (Leipziger Bahnhof) 2 Uhr 29 Minuten Vachmittags. Rückkebr des großen Gefolges und der fremdherrlichen Offiziere zu Wagen nach Oschatz. Abfahrt des Zuges von Oschatz 1 Uhr 45 Minuten Nachmittags; Ankunft in Dresden (Leipfiger Bahnbof) 2 Uhr 59 Minuten Nackmittags. Rück. fabrt des Zuges mit den Kadeiten und den Königlich sächsischen dienst⸗ freien Offizieren von Naundorf 2 Uhr 12 Minuten Nachmittags; An. kunft in Dresden (Leipziger Babnhof) 5 Ubr 10 Minuten Nachmit— tags. Königliche Tafel mit den Fürstlichkeiten den großen Gefolgen, den fremdherrlichen Offizieren und dem Königlich sächsiscken Ebren⸗

dienst 5 Ubr Nachmittags. Theater. Ovation Seitens der Stadt um 8 Ubr 30 Minuten Abends. Serenade im Königlichen Schloßhofe.

Sonnabend, den 7. September. Corpemanöver gegen markirten Feind südlich Oschatz. Abfahrt des Zuges mit den gießen Gefolgen und den fremdberrlichen Offizieren von Dresden (Leipziger Bahnhof) 6 Ubr 34 Minuten Vormittags; Ankunft in Ostrau 7 Uhr 50 Mi— nuten Vormittags; von da Wagenfahrt bis nahe Döhlen und Be— steigen der Pferde daselbst. Abfabrt des Hofzuges ron Dresden Leipziger Bahnbof 7 Ubr 4 Minuten Vormittags; Ankuntt in Ostrau 8 Ubr 20 Minuten Vormittags. Allerhöchste und Höchste Herrschaften ju Wagen über Obersteina bis zum Ostausgang von Döhlen und Besteigen der Pferde daselbst. Nach Schluß des Manövers Rückfahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, Gefolge und fremd⸗ herrlichen Offiziere zu Wagen nach Bahnhof Ostrau. Abfahrt des Hofjuges von Bahnbof Ostrau 17 Ubr 30 Minuten Nachmittag?; Ankanft in Dresden (Leipziger Bahnhof) 1 Uhr 54 Minuten Nach—⸗ mittags. Abfabrt des Zuges mit den großen Gefolgen und fremd— herrlichen Offizieren von Babnbof Ostrau 1 Utr Nachmittags: An— kunft in Dresden (Leipziger Babnbof) 2 Uhr 24 Minuten Nach— mittags. Paradediner mit den Fürstlichkeiten nebst deren Gefolgen, den fremdberrlichen Offizieren, dem Königlich sächsiscken Ehrendienste. den Königlich sächsischen Generalen und Stabsoffizieren 2. 5 Uhr Nachmittags. Theater. Großer Zapfenstreich 9 Uhr Abends. Sonntag, den 8. September. Feldgottesdienst bei Kleinforst süd lich Oschatz 10 Uhr Vormittags. Abfabrt des Hofzuges mit den Allerhöchsten Heirschaften und den Gefolgen von Dresden (Leipziger Bahnbof) 8 Uhr 37 Minuten Vormittags; Ankunft in Oschatz S Uhr 45 Minuten Vormittags; von da aus zu Wagen nach dem Da des Feldgettesdienstes, in gleicher Weise zurück. Rückfahrt des Hofjuges von Oschatz 11 Ubr Vormittags; Ankunft in Dresden (Leipziger Bahnbof) j?2 Uhr 12 Minuten Nachmittags. Familientafel. Mar schallstafel. Fremdherrliche Offiziere Diner im Victoria⸗Hotel 5 Uhr Nachmittags.

Montag, den 9. September. Corpsmanöver bei Ostrau. Abfahrt des Zuges mit den Gefolgen und den fremdberrlichen Offizieren von Dresden (Leipziger Baknhot) TW Ubr 34 Minuten Vormittags; Ankunft in Ostrau 8 Ubr 50 Minuten Vormittags und Besteigen der Pferde daselbst Abfahrt des Hofjuges mit den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften ron Dresden (Leipziger Bahnbof) 8 Uhr 14 Minuten Vormittagsͥ;; Ankunft in Ostrau 9 Ubr 30 Minuten

Vormittags und Besteigen der Pferde daselbst. Beginn des Manövers 8 Ubr 30 Minuten Vormittags. (Nach Be⸗ endigung des Manövers verbleiben die Trurpen im Kriegs

zustand. Allgemeines Biwak). Fabrt Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Majestät des Königs zu Wagen nach Sckleinitz. Nacht quartier daselbst) Fahrt der Hächsten Herrschaften nebst Gefolgen und fremdherrlichen Offizieren zu Wagen nach Zschaitz; von da Ruͤck—« fabrt mit der Bahn 1 Uhr 36 Minuten Nachmittags; Ankunft in Dresden (Leipziger Babnbof) ? Ubr 56 Minuten Nachmittags. Tafel der Höchsten Herrschaften nebst Gefolgen im Königlichen Schloß. Fremt herrliche Offiziere Diner im Victoria Hotel.

TDienstag, 10. September. Fortsetzung des Corpsmansvers. Der Uebungebeginn wird nach Gingang der Befeble der Parteiführer am 8. September Abends telegrapkisch nach Dresden mitzetheilt und danach die Abfahrt des Sonderzuges von Dresden nach Lommatzsch

geregelt. Aufbruch Sr. Majestaͤt des Kaisers und Sr. Majestät des Königs nebft den in Schleinitz verquartierten Gefolgen u. s. w. in das Mansvergelände nach dem zu erwartenden Aller höchsten Befebl. Abfabrt des Hofzuges mit den Höchsten

Derrschaften, Gefolgen und fremdherrlichen Offizieren von Dresden Leipziger Babnbofs. Abfahrtszeit wird später bekannt gegeben. Nach Ankunft in Lommatzsch Fahrt zu Wagen in das Manövergelände und Besteigen der Pferde daselbst. Nach Schluß des Manöbers Fahrt der Allerböchsten und Höchsten Herrschaften, Gefolge und fremdherr⸗ lichen Offiziere zu Wagen nach Lommatzsch. Rückfahrt des Hofzuges von Lommatzsch (Zeit wird später bekannt gegeben); Ankunjt in Dresden (Leipziger Bahnhof). Fremdherrliche Offiziere Diner im Victoria ⸗Hotel 5 Uhr Nachmittags.

5. September. (W. T. B) Anläßlich des heutigen Besuches Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin hat die Stadt reichen Festschmuck angelegt. Die Bevölkerung befindet sich in freudiger Stimmung und von 3 46 strömen viele Fremde herbei; das Wetter ist errlich.

Württemberg. Stuttgart, 4 September. (St⸗A. f. W.) Se. Hoheit der Erbprinz Wilhelm von Nassau ist, von Wien kommend, hier eingetroffen und im Hotel Mar—

r Empfang Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen, und Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin, Königin von . bei Ankunft ö t

' Begrüßung Ihrer Kaiserlichen Majestäten durch Se. Majestät den König, die Prinzen des Königlichen Hauses, die schon hier anwesenden fremden Fürstlichkeiten, die fremdherr⸗ lichen Offiziere, die Generalität und die 32 der Bebörden. renadier Regiments

Nr. 109 mit Fabne und Musikcorps, sowie den direkten Vorgesetzten n 2 Fahrt der Allerböchsten Herrschaften vom Leipziger Bahnhof nach dem Königlichen Schlosse durch die Kaiser⸗ Empfang daselbst durch den Im Königlichen

Se. , Hoheit der Großherzog begab sich Sonntag Vormittag von der Mainau mittels Extraboots nach Ueberlingen zum Besuch des Kriegervereinsfestes des Seegauverbandes. Abends fuhren Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin zu Wagen nach Konstanz zur Eröffnungssitzung der 26. Jahres versammlung des Vereins für Geschichte des Bodensees und verweilten daselbst etwa zwei Stunden. ,

Bei dem Fest des Seegau-Kriegerbundes in Ueberlingen, am 1. d. M, hielt der Großherzog, der „Karlsruher Ztg.“ zufolge, nachstehende Ansprache:

Beror ich von bier scheide, möchte ich einige Worte des Ab⸗ schieds an Sie richten.

Ich danke dem Bürgermeister der Stadt Ueberlingen für die fteundlichen Worte der Begrüßung, die er an mich gerichtet bat, und ebenso den Kriegervereinen des Seegauverbandes dafür, daß sie die Einladung zum heutigen Feste an mich ergeben ließen. Es ist mir ein willkommener Anlaß, Ihnen auf's Neue zu sagen, daß ich die treue und hingebende Gesinnung, die Sie reranlaßt hat, mich in Ihre Mitte zu rufen, mit besonderer Freude anerkenne und beherzige. Ihnen Allen aber, die hier erschienen sind, spreche ich noch besonderen Dank aus dafür, daß Sie einem an Sie ertzangenen Ruf in so großer Zahl gefolgt sind, als ich Ihnen sagte, es werde unser junger Kaiser seinen ersten offiziellen Be= uch in der Hauptstadt des Landes machen Es ist mir ein Anliegen, Ihnen auch in diesen Mauern meinen Dank dafür mit der Versiche⸗ rung auszusprechen, daß ich das sehr boch zu würdigen weiß, wenn nicht nur die jungen Soldaten, sondern auch die alten Soldaten bereit sind, einem solchen Rufe zu folgen. Es ist dies unleugbar eine Ge— sinnung, die wobl zusammenhängt mit den Erinnerungen an den beutigen Tag. Sie wissen Alle, daß wir beute am Vorabend sind des Tages, der in dem ganzen Deutschen Reiche hoch gefeiert wird wegen seiner Erinnerung an den Sieg von Sedan! Wenn das auch noch lange nicht der Schluß der Aufgabe war, die zu erfüllen gewesen ist, so war es Loch ein entscheidender Tag und dieser Tag ist es, der nun seit jener Zeit immer und mit Freude gefeiert wird. Aber er vermag auch andere als freudige Gedanken zu erregen, wenn wir uns erinnern aller der Opfer, die er uns gekostet bat. Mit dem Feinde sind wir zwar fertig geworden, aber nichtsdestoweniger ist angestrengte Thätig keit immer noch nöthig, und das ist es, was mich veranlaßt, auf den heutigen Erinnerungztag zurückzuzehen, um Ihnen auszusprechen, daß wir auch jetzt noch nach so langen Jahren, wo wir durch den fort— schreitenden Sieg der Jahre 76 und 71 zu einer festen Gestaltung im Deutschen Reiche gektmmen sind, immer noch uns sagen müssen: wir müssen in Bereitschaft sein! In der Bereitschaft, auf der der Triede steht. Hier gilt es, wacksam zu sein in dem beiligsten Sinne des Wortes! Und wachsam sind wir, wenn Jeder frei, fest und beharrlich auf seinem Boden steht und ibn zu vertbeidigen weiß, gegen wen es auch sein mag! Das kommt dann im staatlichen Leben zum Ausdruck und bat auch in diesem Bezirk schon zum Ausdruck kommen müssen. Wie sorgen wir dafür, daß der staatliche Zustand, in dem wir uns zur Zeit befinden, aufrecht erbalten wird? Diese Frage ist immer von Neuem aufgetreten und wird immer von Neuem auf— treten. Es giebt darauf nur eine Antwort: Man denke daran, seine Pflicht zu thun, wie sie aus Grund der gegebenen festen Ordnung Jedem auferlegt ist Die Mahnung, meine Freunde, die geg⸗bene Drd⸗ nung aufrecht zu erhalten, brauche ich nickt an Sie zu richten, denn Sie haben zur Fahne geschworen, und ich weiß daß Sie den Fahneneid hoch balten. Aber ich richte mich an Sie, damit Sie die Mahnung an die Jugend ergeben lassen, auf diesem Wege zu bleiben. Nur wenn das ganze deutsche Volk bereit ist, für seine Rechte, für seine 1iheuersten Interessen einzutreten, können wir den Frieden aufrecht er= halten. Diese Bereitschaft ist also eine Pflicht, auch im bürgerlichen Leben muß Jeder sich sagen: Sei bereit! Was heißt das: bereit sein? Etwa nur kommen, um die Pflicht der Vertbeidigung zu üben? Nein, meine Freunde, das ist es nicht allein, das will ich von Jedem hoffen, daß er dem Rufe folgt, wenn es dem Vaterlande gilt. Nein, wir müssen bereit sein im Innern, denn das muffen Sie sich stets vergegenwärtigen es giebt auch einen inneren Feind, der in veistecktem Schleier umhergeht und der zu bekämpfen ist. Wenn es sich zeigt, daß es darauf ab— gesehen ist, die Ordnung zu stören, da ist es eben nicht bloß der alten oder jungen Soldaten, sondern Aller Pflicht, daß sie für die bedrohte Ordnung eintreten. Haben Sie doch nicht bloß für das Reich zu streiten, sondern für Heimath, Herd, Familie, daß Nichts von dem verloren gebt, was mit tbeurem Blut erkauft worden ist! Erstaunen Sie nicht, daß ich so ernst zu Ihnen tede; wenn man in Pflichterfüllung ergraut ist, hat man das Recht, fo zu sprechen, denn man steht dem Grabe näher als der Wiege! Ich glarbe,

von Ihnen verstanden zu werden, ich spreche von keinen Rich—⸗ tungen und keinen Parteien, sondern lediglich von dem, was jedem Staatsbürger obliegt, besonders denen, die die Verpflichtung haben, die Waffen zu tragen. Ich bin Ibrer Aufforderung, an diesem Feste mich zu betheiligen, mit

Freuden gefelgt? und ich freue mich, wenn Sie nech frobe Stunden hier verleben. Daß das Fest momentan durch ernste Betrachtungen unterbrochen wird, das ist der Lauf des Lebens! Man muß auch an diejenigen Momente denken, die einem weniger angenehm sind; darum unternahm ich es, vor meinem Akschiede in dieser Weise zu reden. Ich schließe aber damit, daß ich Sie alle auffðordere, die bei diefer Gelegen heit sich zusammengefunden haben in der ehrwürdigen Stadt Ueberlingen, deren Geschichte so weit zurückdgebt, deren Thätigkeit in jeder Zeit eine so ebrenwerthe war, dieser Stadt mit mir im Gefüble . ein freudiges Hoch zu bringen. Sie lebe boch, och, hoch!

Hefsen. Darmstadt, 4. September. (Darmst. Zig.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog wohnte vorgestern dem Manöver der 25. Brigade westlich von Bielefeld bei, begab fich gegen Abend nach Herford und folgte heute dem Manöver der 25. Brigade zwischen Bünde und Herford.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 4. September. Meckl. Nachr) Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗ utter traf gestern Nachmittag von Doberan in Gelbensande ein und wurde am Bahnhof von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog, Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin und Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Michael Michaelowitsch empfangen. Heute Vormittag erfolgte die Rückkehr der Frau Großherzogin-Mutter nach Doberan, bezw. Heiligendamm. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie und Ihre Hoheit die Herzogin Elisabeth haben sich gestern von Heiligendamm nach Rabensteinfeld begeben. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael Michaelowitsch begiebt sich morgen nach Biarritz.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4. September. (Weim. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat nach vollendeter Kur Gastein am 2. d. M. verlassen und sich nach eintägigem 9 in Salzburg zum Besuche . Hoheit der Frau Prinzessin Reuß nach Mauer bei Wien egeben.

Großbritannien und Irland. London, 4. September. (A. C.) Der Zeno von Edinburg kehrte gestern von Coburg nach London zurück, von wo sich Se. Königliche Hoheit in wenigen Tagen an das Königliche Hoflager in Balmoral begiebt. In etwa 14 Tagen kehrt der Herzog

quardt abgestiegen.

Baden. Karlsruhe, 3. September. (Karlsr. Ztg.) am

Ueber den Dockarbeiter⸗Strike berichtet die „Allg Corr.“

In der Lage des Ausstandes der Dockarbeirer ist innerbalb der 6 24 Stunden keine Veränderung eingetreten. Beide Theile, die Dockgesellschaften sowie die ftrikenden Arbeits. halten ihre unnachgiebige Haltung aufrecht. Das

der großen Schiffstheder, es möge ihnen gestattet werden, ibre Schiffe selber auszuladen, wurde von dem ver⸗ einigten Ausschuß der Docktgesellschaften, wie vorauszusehen war, abgelehnt, weil einem solchen Schritte angeblich sehr ernfte Schwierigkeiten im Wege stehen. Mr. Norwood, der Vorsitzende des Ausschusses, betonte in seiner Antwort, daß eine Ausladung der Schiffe ohne Lichterschiffarbeiter mit leeren Kähnen zur Aufnabme der Waaren schlechterdings unmöglich sei. Er erklärte jedoch, daß die Docktgesellschaften bereit seien, sofort nach Beendigung des Ausstandes zu einer Lösung der von den Schiffsrbedern angeregten Frage zu schreiten. Mr. Norwood bob hervor, daß im Millwall⸗Dock zwei Dampfer der Allan ⸗Linie, welche ibre Schiffe selber auszuladen pflegen, Mangels an Lichterschiff arbeitern unberührt ständen. Wie könnten also die Schifferheder hoffen, mehr zu thun als die Allan⸗Linie? Sir Donald Currie, der Wortfübrer der Abordnung der Schiffer beder, antwortete, die Rheder würden ihr Gesuch nicht gestellt haben, wenn sie nicht die starke Ueberjeugung hegten, ja sicher wären, ibre Aufgabe auszuführen. Die Antwort der Direktoren der Dockgesellschaften, welche später schriftlich ertheilt wurde, hat in Rhederkreisen sehr verstimmt.

Die strikenden Arbeiter hielten gestern auf Tower-⸗hill eine Versammlung, die aber in Folge der ungünstigen Witterung nur sckwach besucht war. Mr. Tillet sprach den Arkeitern Mutht zu; aus den Kolonien seien 3000 Pfd. Sterl. eingegangen; der Kongreß der Gewerkvereine habe ihr Verhalten gutgebeißen, und Hülle komme jetzt auch aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Auch sei die Zeit nicht fern, wo einer der hervorragendsten Fübter des Ansstandes (Burns) den Wünschen der Arbeiter klassen im Hause der Gemeinen entsvrechenden Ausdruck geben werde. John Burns folgte mit einer langen Ansprache, worin er die Arbeiter zur Ausdauer und zum friedlichen Verhalten ermahnte. Auf Ansuchen der Dockverwaltungen sei die Polizeimackt im Strikebezirkt um 500 Mann rerstaͤrkt worden, und der Minister des Innern sei angegangen worden, die Führer, der Arbeiter verbaften zu lassen. Er (Burns) werde auf seinem Platz ausharren und nicht davon laufen Während Burns sprach, inarschirte ein vom Tower kommendes Bataillon der Fußgarde mit klingendem Spiele vorüber. Die Arbeiter be— grüßten die Truppen mit einem dreifachen Hoch. Im Weiteren er— klärte Burns nach Hinweis auf die von Sir Donald Currie gemachte Aeußerung, daß er seine Dampfer in Southampion ausladen lassen würde: er (Burns) würde nöthigenfalls nach Southampton gehen, um es unmöglich zu machen, daß dort ein Schiff ausgeladen werde. Im Verlaufe einer sräter am West India⸗ Dock abgebaltenen Arbeiterversammlung erklärte Burns, daß er und Champion gern zurücktreten würden, wenn Andere den Streit zu einem befrisdigenden Austrage bringen könnten. Die Direktoren der Dock geselischaften behaupten, daß in den Decks wie auf den Werften täglich mehr Leute die Arbeit zu den alten Lohn sätzen wieder aufnehmen, und daß obne das Ein schüchterungsspstem der Strikenden die Arbeitsaufnahme in noch größerem Maßstabe erfolgen würde. Es heißt, der Lordmavor kebre am nächsten . aus Schottland nach London zurück, um als Ver⸗ miitler zwischen den Dockverwaltungen und den strikenden Arbeitern aufzutreten. Inwischen hat sich der Dockarbeiter-Strike auf Liver⸗ pool ausgedehnt. Gestern Morgen mußte die Ausladung aller mit Getreide und Mebl in Säcken befrachteten Schiffe eingestellt werden, weil die Sackträger eine Lohnerhöhung von 5 auf 6 Schilling pro Tag verlangten. Die übrigen Dockarbeiter sympathisirten mit den Sackträgern und verbinderten gewaltsam die Ausladung mehrerer Getreides chiffe.

Die Themse unterbalb London Bridge gewährt ein allen Lebens ermangelndes Bild. Große Dampfer liegen mitten im Strome und warten aufs Löschen, und nur wenige Lichterkähne kommen beran, um die Ladung aufzunebmen. Nur einzelne Schiffe werden an ibren Landungeplätzen gelöscht. Wie es heißt, wurden vorgestern Arbeiter von Liverpool, Dundee und Greenock heimlich, ohne Wissen der Striker in den Docks beschäftigt. 20 Arbeiter von Leith begannen mit dem Löschen des ‚Dunrobin Castl' im East India⸗ Dock. Ein mit Granit blöcken beladenes, für die Königlichen Docks in Cbatkam bestimmtes Schiff wurde von Siräflingen gelsscht, da gewöhnliche Arbeiter nicht aufzutreiben waren. Die Kohlen für die Marinekaserne sollen mergen von Marinesoldaten aus den in Chatham ankernden Schiffen ausgeladen werden. Der Peninsular u Oriental ⸗Gesellschart gelang es, ihren Dampfer ‚Kbedive“ in London zu befrachten. Dagegen glaubt die Gesellschaft nicht, daß ißr Schiff Richmond Hill' am Freitag wird abfahren können. Die General Steam Navigation Company kann bezüglich der Frachten keine Versprechungen abgeben. Mehrere Personendampfer der Gelellschaft sind nach dem Kontinent gesenelt.

Aus dem „W. T. B.“ liegen über den Verlauf des Strikes folgende Depeschen vor:

London, 4. September. Der Arbeiterstrike dauert hier un verändert fort. In Liverpool haken die Dockarbeiter die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem die Dockbesißer die Forderungen der Arbeiter bewilligt baren

London, 5. September. Das Central⸗Comits der strikenden Dockarbeiter beschloß in einer Sitzung, welche bis beute Morgen 2 Uhr dauerte, die von dem Werft— besitzer Lafone vorgeschlagenen, mit den Forderungen der Strikenden korrespondirenden Bedingungen anzunehmen, und er— maächtigte die Strikenden, mit Ausnahme der Lichterschiffer, auf allen Werften. wo diese Bedingungen angeboten sind, aber sonst nirgendwo, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Frankreich. Paris, 4. September. (W. T. B.) Das ucht⸗Polizeigericht hat den Chef⸗Redacteur des boulangistischen lattes „Cocarde“, Mer meix, wegen Theilnahme an der

Entwendung von Aktenstücken des obersten Staats— Gerichtshofes, welche die „Cocarde“ vor Beginn des Pro— zesses veröffentlicht hatte, in contumaciam zu 4 Monaten Gefängniß und 500 Fres. Geldbuße verurtheilt.

Dem „Temps“ zufolge hat der Minister des Innern, Constans, die Präfekten aufgefordert, von Seiten Bou⸗ langer's, Rochefort's und Dillon's keinerlei Kan— didatur⸗Erklärungen anzunehmen.

Türkei. Kon stantinopel, 5. September. (W. T. B.) Der griechische Metropolit Gavril in Varna, welcher den Befehl erhielt, das Gesetz über die Wahl der Kirchen-Comités zu befolgen oder das Land zu verlassen, ist hierher zurückgekehrt.

Die Meldungen, daß zwischen Christen und Muhame— danern auf Rhodus und Lemnos Mißhelligkeiten hervor⸗ getreten, sowie daß die Christen eine Umgestaltung der Inseln in ein Fürstenthum unter der Suzeränetät des Sultans ver— langten, werden amtlich für unbegründet erklärt.

Neuesten Meldungen aus Kreta, über Athen, zu⸗ folge haben die türkischen Truppen die Provinz Se⸗ lina besetzt, ohne Widerstand zu finden, ebenso auch die Umgegend von Rhetymno. Die Insurgenten haben sich zurückgezogen, und es wird die völlige Unterwerfung derselben demnächst erwartet.

Dänemark. Kopenhagen, 5. September. (W. T. B.) Der Großfürst-Thronfolger von Rußland reist am

krãfte, Gesuch

wieder nach Coburg zurück.

12. September und der Großfürst Paul nebst Gemahlin

am 14. September von hier ab. Ersterer begiebt sich nach Hannover, um den Manövern beizuwohnen, und kehrt dann nach Schloß Fredensborg zurück.

Zeitungõftimmen.

Ueber die konfessionelle Parität im Deutschen Reiche äußert sich die Münchener Allgemeine Zeitung“, indem sie ausführt: . -

Die konfessionelle Paritãt im Deutschen Reiche war, der Gegen⸗ stand einer lebhaften rednerischen Darstellung auf der General versamm⸗ lung Deutscher Katholiken in Bochum. Es ist nur zu bedauern, daß derartige Darftellungen meist mehr zu unrichtigen. mindestens einseitigen Auffassungen, als zu sachlichen und unvarteiischen Ab. wägungen der maßgebenden Thatsachen und Verhältnisse benützt werden und desbalb leicht zu Unfrieden und Verhetzung fübren. Daß bei den böheren Beamten eines Staates mit konfessionell gemischter Bevölkerung eine Konfession verhältnißmäßig stärker vertreten ist, als die andere, kann sehr verichiedene Gründe haben und braucht keineswegs auf Ungerechtigkeit und Unbilligkeit Seitens der entscheidenden Kreise der Regierung zu beruhen Auch in Preußen bat es katbolische Minister, sogar einen Mir ister⸗ Prästdenten katholischer Konfession gegeben und giebt es noch heute katholische Minister. Wenn dort gegenwärtig kein Ober ⸗Präsident dieser Konfession angebört, so ist letztere dafür anderwärts unter äbnlicken konfessionellen Verhältnissen um so besser vertreten. Das Maßgebende für einen politischen oder Verwaltungsbeamten ist eben nicht seine kirchliche, sondern seine Beamtenqualifikatien; nach kirchlichen Gesichtspunkten wählt man Kirchenvertreter, nicht Staats ! und Gemeindebeamte. Daß ein Protestant nicht ebenso unterrichtet, geschickt und unparteiisch gegen verschiedene Konfessionsgenossen sein könne als eis Katholik, wird ein Vernünftiger nicht behaupten. Katholische Wahlkörperschaften von unbeiweifelter kirchlicher Gesinnung haben schon Protestanten, ebenso protestantische Kollegien katholische Kandidaten zu hohen Verwaltungsposten gewäblt. Auf diese Weise hat München einen protestantischen, Berlin einen katbolischen Bürgermeifter erhalten. Katholischen Ministern und Würdenträgern die katholische Gesinnung absprechen zu wollen, weil dieselben nicht zur Centrumsfraktion gehören, heißt eben nichts Anderes,

als in das unantastbare Gebiet des Gewissens und der versönlichen Freibeit eingreifen und die Religion zur Magd der Politik, und zwar des volitischen Fanatismus, erniedrigen.“

Ueber deutsche und englische. Arbeiterverhält— nile dorfer Anzeitzerr Anläßlich der Ausstände, welche in der ersten Hälfte dieses Jahres nicht bloß in den Kohlenbergwerken, sondern in jablreichen andern Zweigen des Erwerbslebens in Deutschland ausbrachen und tbeils im Wege der Einigung unter mehr oder minder weitgebender Erfüllung der Forderungen der Arbeiter zum Abschluß gebracht, theils aber auch erfolglos geblieben sind, ist von den deutschen Man⸗ Hestermännein des Oefteren auf die Verbältnifse und die Organi— fation der Arbeiter in England hingewiesen worden. Es ist dabei beßauptet worden, daß in der auf dem Boxen der Freiwilligkeit und Selbstbülfe erwachsenen geweikchaftlichen Organisation und der dararf gegründeten Einrichtung der Einigungsämter ein sicherer Schutz gegen umfagssende Strikes und die damit nothwendig zusammen— käßgende Schädigung des Nationalmoblstandes gegeben sei. Die übliche triumphirende Verherrlichung des alleinseligmachenden Geben lassens im Vergleich ju dem deutsch⸗preußiscken System rraktischer Sezialxpolitik von Staatswegen feblte denn auch nicht. Betrachtungen dieser Art wurden insbesondere auch gegenüber den mannigfachen Be⸗ wegungen wieder laut, welche auf ein erweitertes Eingreifen des Staats Bebhufs Verbütung ron Strikes hinzielen. Jetzt rreilich sind jene Stim⸗ men vlötzlich verstummt. Der Ausbruch eines Riesenstrikes in London, welcher, von den Dockarbeitern ausgebend, auf immer weitere Kreise der Arbeiterbevölkerung der Millionenstadt sich ausdebnt und Handel und Wandel dieses Centralpunkts der britischen Nationalwirtbschaft tbeils schon unterbunden hat, theils noch mebr zu unterbinden drobt, straft ibre Behauptungen nur zu drastisch Lügen. Nicht allein ist die britische Organisation der Arbeiter auch nicht entfernt in der Lage gewesen, die Begleichung der Streitpunkte im Wege der Güte berbeizuführen, vielmehr ist ein Lobnkampf entbrannt., der an Schwere und Umfang in Nichts hinter den kontinentalen Erscheinungen dieser Art zurück bPbleibt; sondern an der Sxitze der Arbeiter, welche durch die erwähnte, auf dem Boden der Freiwilligkeit erwachsene Organisation gegen den Sozialismus gefeit sein sollten, steht auch ein ausgesprochener Sozialist als aAnerkannter und souveräner Lenker der Bewegung! Ueberdies scheint, wenn die Nachrichten über die vor dem Ausbruch des Strikes vor phbarden gewesenen Arbeitsverbältnisse zutreffen, die Ursache des Aus— ftandes in der Schutzlosigkeit der Arbeiter gegen Ausbeutung unter dem Regime wirthschaftlichen Gehenlassens zu liegen. In England ist man aber so weit davon entfernt, das leßtere vortrefflich zu finden. daß bereits das Verlangen nach einem britischen Bismarck“ laut wird. Die deutschen Gegner der Bismaꝛck'schen Wirtbschafts⸗ und Sozialpolitik sind jwar jetzt still geworden, aber wie lange wird es dauern, bis sie ihr altes Lied von der Unfeblbarkeit des allein seligmachenden Manchesterthums wieder anstimmen? Ob sie freilich nach diesen letzten Erfahrungen noch gläubige Zuhörer finden werden, stebt dahin.“

Zur allgemeinen Geschäftslage ( C 5 z 11. „Frankfurter Zeitung“: „Die minder günstigen Ergebnisse der diesjährigen Getreideernten haben die Besserung der Geschäftslage bisher nicht aufgebalten. Viel seitig wird gegenwärtig am Waarenmarkte vielmebr zunebmende Be— llebung bemerkbar. Namentlich herrscht in den meisten Industrie—⸗ Distrikten sebr rege Thätigkeit, und gelangen dort daber Preiserböbungen leichter zur Geltung. Auch im Verlauf der letzten Woche wurde für ögablreiche Industrie⸗Erzeugnisse erneuter Aufschlag gemeldet, der gleichzeitig auch für Robstoffe mebrseitig sich einstellte, wäbrend Preis ermattungen nur vereinzelt zu verzeichnen sind. Unter letzteren batte auch diesmal der fortgesetzte Rückgang der Rohzuckernotirungen an den Terminbörsen die bervorragendste Bedeutung, während der Auf— schlag in besonders kräftiger Weise an den Koblen⸗ und einzelnen Meiallmärkten sich fortsetzte.“

bemerkt die

Das Marine⸗Verotdnungs?- Blatt Nr. 12 XX. Jabrgang

bat jolgenden Inbalt: Revision der Dampfkessel. Reglement über

die Naturalrerpflegung der Truppen im Frieden. Amtliche Schiffs-

liste Schiffsbücherkiften. Laffetenbeschreibungen. Revisions . buch für die 37 em Revolrer⸗Kanone. Personalveränderungen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Ueber die Lobnverbältnisse der bei der oberschlesischen Montanindustrie beschäftigten Arbeiter macht der Handels kammerbericht für den Regierungsbezirt Oppeln über das Jahr 1888 folgende Angaben: Die mittlere Belegschaft der Steinkoblengrukben betrug 41 801 Arbeiter (1857 40 851 Arbeiter); der Gesammtjahresbetrag der gezahlten Arbeittlöhne belief sich auf 2981 218 A (1887 23 505 445 ). Wäbrend im Vorjahre eine Erhöhung der Löbne nur um 1,50 eingetreten war, ist eine solche für das letzte Jahr von 7 Yo zu verzeichnen. Der Jabres durchschnitts lohn be rechnet sich nämkch wie folgt: männliche Arbeiter über 15 Jahre 6161 MM (1887 585.5 A), unter 16 Jabren 2035 ÆK (2)3,ů5 Æ), weibliche Arbeiter 218,5 M (210,1 AÆ). Bei den Eisengruben waren 22856 (2813) Arbeiter beschäftigt, an welcke 980 093. bejahlt wurden. Der Jahresdurchschnittslohn betrug für männl. Arbeiter über 16 J.

395,1 AÆ, und für solche unter 16 J. 167,47 , für weibl. Arb 216. 85 4 Der Durchschnittilohn bat sich gegen das Vorjahr etwas verringert, jedoch verhältni6mäßig weniger als die Durchschnittsleistung der einzelnen Ar⸗ beiter. Die * der Arbeiter bei den Zink · und Bleigruben belief sich auf 10177, an die 4 315 222. * Arbeitslobn bejablt wurden. Der männl. Arbeiter über 16 J. verdiente 507,54 4 (1887 505,45 A6), der unter 16 J 17007 (21411) ; der weibl. Arbeiter 21142 (2901,58 . Die Stahl und Eisenindustrie beschäftigte 18 830 17481) Arb. pro Jahr verdiente der männl. Arbeiter über 18 J. 678,74 (661,24) 4, unter 16 J. 22674 (229, 16) 416, und der weibl. Arb. 280,72 (260,57) M Bei der Zink⸗, Blei⸗ und Silberfabrikation arbeiteten 7681 (7382) Der durckscknittliche Jabresverdienst stellte sich auf 674 21 (669, 43) AM, be⸗ ziehungsweise 255332 (243, 3) und 269,42 (2564 43) M. Die Zabl der Arbeiter bei der Kokes⸗ und Cindersfabrikation belief sich auf 2464 (1893); der Durchschnitteverdienst auf 581 76 (581,56) „, 310,109 (218,00 M benehungsweise 279,17 (267.58) M Im Ganzen waren bei, der Montanindustrie S4 869 (851 085) Arbeiter beschäftigt. Tie Gesammtsumme der Arbeitslöhne betrug 47 253 705 M (43 733 934 Æ*) Der allgemeine jäbrliche Durchschnitts verdienst stellte sich für den männlichen Arbeiter über 18 Jabre auf 618,47 (598.327) Æ, unter 185 Jahre auf 222,28 (225 36) ÆK, für den weiblichen Arbeiter auf 235,24 (224,25) M

Aus dem Jahresbericht der britischen Post.

Dem amtlichen Bericht für das Jahr 1888 zufolge bat im ver— gangenen Jahre die Post im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland 2362 99000) Briefe bestellt; es kommen sonach 62,7 Briefe auf jeden Einwobner. Die Zabl der eingeschriebenen Briefe betrug 11 001 085. Neue Postämter wurden 395 gegründet. Das Postamt beschäftigt 58 396 ständige Beamte, darunter 4054 weibliche. In den Postsparkassen waren beim Schluß des Jahres 19 652 226 Pfd. Sterl. von 7540 625 Personen hinterlegt.

Kunst und Wissenschaft.

Die deutsche Gelebrtenwelt bat durch den am 3. September zu Kissingen erfolgten Hingang des Professors der Geschichte an

der Berliner Unixersität, Dr. Weizsäcker, einen großen Verlust erlitten Julius Weizsäcker war geboren am 13. Februar 1828 in

Oebringen urd studirte Philosophie und Tbeologie in Tübingen. Nach einem ausgezeichntten Examen wurde er, ein jüngerer Bruder des Kirchenbistorikers Karl ron Weizsäcker, kurze 3. Vikar, dann mehrere Jahre Revetent am Stift in Tübingen, die er eisrigst dazu benützte, sich arf das von ihm erwählte Fach der Geschichte vorzubereiten. Er habilitirte sich 1858 als Privatdozent der Geschichte in Tübingen und siedelte 1860 nach München über als Mitarbeiter der bayerischen bistorischen Kommission, zu deren Sekretär er 1862 ernannt wurde. Im Jabre 1864 wurde er als ordentlicher Professor der Geschichte nach Erlangen berufen und folgte 1867 einem Ruf nach Tübingen. Schon 1872 ging er

an, die neugegründete Kaiser Wilhelms ⸗Universita, Straßburg, 1876 nach Göttingen und 1881 nach Berlin, wo ihm auch die

Ausjeichnung zu Theil wurde, zum Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften ernannt zu werden; auch war er Mitglied der baverischen Akademie der Wissenschaften. Sein Name als Geschichtes⸗ forscher wird vor allem mit dem von der bistorischen Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München heraus- gegebenen monumentalen Werk der deutschen Reichstagsakten dauernd verbunden bleiben. Diesem mustergültigen Unternehmen bat der Ver— ewigte länger als ein Vierteljahrbhundert seine, wie es schien unver wüstliche Arbeitskraft mit einer Hingebung und Energie ohnegleichen gewidmet. . H

Betreffs der von der Geographischen Gesellschaft in Bremen in das europäische Eismeer ausgesandten zoologischen Forschungsreise des Dr. Kükenthal schreibt Zoll⸗Inspektor Pettersen aus Tromsö, den 23. Auzust, an die Gesellschaft das Folgende: In Bezug auf die Strandung der Jacht -Berntina“, Fart Jobnsen meldete ich Ibnen telegraphisch, daß Hr. Dr. Küken tbal (und Dr. Walter) von der Jacht Cäcilia Magdalena“, Kapitän Arnesen, aufgenommen wurden und daß sie Alles gerettet haben. Ich habe nun heute nähere Mittheilungen hierüber vom Schiffer Olsen, der die Nachricht von der Strandung der ‚Bernting“' mitbrachte, er— halten. Es ergiebt sich daraus das Folgende: Die ‚Berntina“ strandete am 12. Juni bei den Rus-Inseln, welche südlich vor der Deevie Bai, Stans Foreland, liegen. (Stans Foreland ist eine zur Spiß— bergengruppe gebörige Insel auf eiwa 77 20 780 20 N. B. getrennt von der westlich gelegenen Hauptinsel West-Spitzbergen durch den von S. nach N sich erstreckenden Stor Fjord) Dr. Küken⸗ tbal rettete, wie bemerkt, Alles, ausgenommen etwas Spiritus. Von der „Cäcilia Magdalena“ aufgenommen, wird er in dieser Vacht seine Forschungen bestens fortsetzen können. In den ersten Tagen des Juli sperrte das Eis bei den Norske Oer (Nor weger Inseln. gelegen nahe bei Flat Hook, der nordwestlichen Sxitze ron West Spitzbergen) die Passage ostwärts, da— gegen war das Fahrwasser vom Suͤdkap (der Hauptizzsel West⸗Spißbergen) Cstwärts bis Kong Karls Land ziemlich eisfrei. Im T. oder 8. Juli wurde die „Cäcilia Magdalena! mit der deutschen Expedition im Fabrwasser zwischen den Rok-Is-Inseln und Kong Karls Land observirt. Zur Etläuterung dieles Tele gramms hemerkt Dr. phil M. Lindeman in Bremen: „Die nor⸗ wegiscken Fangschiffe suchen in der Regel so zeitig als möglich die Gewässer um den ostlichen Theil der Spitz bergengruppe, der Ergiebig⸗ keit des Fanges wegen, zu erreichen, und zwar geben sie, je nachdem die Eisverhbältnisse sich gestalten, norden⸗ oder südenum Wes⸗Spitz⸗ bergen. Die ‚Berntina“ versuchte nun schon in der zweite Hälfte des Mai den Weg nordenum, fand aber, wie Dr. Kükenthal berichtete, das Eis dicht wie eine Wand‘. Sie ging sodann südlich um das Südkap der Hauptinsel herum und drang nordöstlich bis Wbales Point (Süd westkap von Stans Foreland) vor. Hier legte das Schiff is die Deedie Bai, von wo Dr. Kükenthal einen Jagdausflug auf Stans Foreland machte. Der kürjlich versffentlichte Brief des Dr. Kükentbal war von Wbales Point, den 29. Mai, datirt. Die Strandung fand, wie jetzt gemeldet, am 12. Juni bei den Rus-Inseln, deren Lage oben näher angegeben, statt. Fur die Fahrt der Cäcilia Magdalena“ ostwärts scheinen sch nach dem Telegramm die Eisverbältnisse günstig zu gestalten. Die bier in Betracht kommende Region ist geographisch lange strittig und zweifelbaft gewesen; erst vor 7 Jahren haben norwegische Fischer durch ihre Fahrten in diesem Meerestbeil einige Aufklärung geschaffen. Das von Th. ron Heuglin und Graf Waldburg-Zeil vom Middendorf. Benge aus (am Walter Thymen Fjord) gesichtete Land, das alte Wrcheland der englischen Schiffer, von Dr. Petermann „König Karls ⸗Land“ genannt, wurde 1871 und 1872 von norwegischen Fischern in seiner Lare und Ausdehnung einigermaßen erkundet., 1872 sogar betreten; immerhin ist die dadurch von dem Lande erlangte Kenntnis noch unvollkommen. Mit lebbaftem Interesse auch nach der geograxbischen Seite bin darf man daber weiteren Berickten über die Kreuzen der beiden Gelehrten mit der. Cäcilia Magdalena“ entgegen sehen, zumal der Monat August in der Regel die guͤnstigste Zeit fär Fahrten im Eismeer ist. Die Rückkehr der notwegischen Fangschiffe aus dem Eismeer erfolgt gewöhnlich Ende September oder im Laufe des Oktober, doch kehren einzelne Schiffe, wenn sie gute Fänge gemacht haben, auch schon früher zurück.“

Land⸗ und Forfstwirthschaft.

Schlachtviebvreise in Berlin.

Ueber die Bewegung der Schlachtviebpreise in Berlin während der Zeit vom Januar bis Juli d J. entnehmen wir den monatlichen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Durchschnittspreise wichtiger Waaren im Großhandel die nachstebende Tabelle. Die Durckschnittspreile sind aus den Mentags ⸗Berichten der Direktion des Städtischen Central ⸗Viehbofs berechnet.

Für Schlachtrinder ist daneben auch der Münchener Preis nach⸗ gewiesen, der für Lebendgewicht nach den Angaben der Schlacht und

Viehhofs⸗Direktion in München berechnet ilt.

Berlin München Monate 100 1 Rinder. Schweine. Kälber. Hammel. Rinder. des Jahres Fleisch. Lebend, Fleisch. Fleisck⸗ Lebend⸗ gewicht, gewicht, mit gewickt, gewicht, gewicht, Mittel 2ο Tara, niedrigste Mittel Durch⸗ 1883. aus den höchste Notirung aus den schnirtspt. Preisen Notirung für 19 Preisen für Ta. fur Aa für Ha. für Ja 6 2 6 160. 66 Januar 86.50 95,00 36,50 88 00 70,090 Februar... 38.35 1900, 99 92,00 30,75 000 Mär , 9999 103.09 83.50 4.00 70.90 April 92,00 102,00 93,50 88 40 0.00 k 92.50 97, 70 91,00 S5, 50 12,00 . S5, 565. 166.05 3256 3650 71 G6 Juli 101,40 110,40 92, 0 36, 40 80.00

Haferpreise. Die nachstebende Tabelle zeigt die Bewegung der Saferpreise in Berlin, Breslau, Danzig, Posen und Stettin in der Zeit vom Januar

bis Juli d. J auf Grund der monatlichen Veröffentlichangen des Kaiserlichen Statistischen Amts. Serlin Breslau Danzig Posen Stettin Hafer 1000 kg Monate . verschiede guter n 996 ner Pro-⸗ de. ̃ inlän · gesunde ; gesunder, Mittel⸗ 64 . venienz, . discher Durch⸗ Durch jeder qualitãt lieferkar ] föbritia.! Durch Provenienz ö , schnittẽ· dn 6 46 6 6 46 1389 . Januar. 137,35 131,50 118,B70 125,90 135.00 Februar 137,25 131,50 123,08 126,30 35,09 Mär 139, 8] 134,30 128, 86 128,70 139,00 April 143,98 136.30 139, 43 128. 40 142 90 . ii 1106 8090 i453 13345 115, 6 Juni ini, 8 130 75 ] 116.75 is. 8 ] 1453. 86 Juli 151,63 153,40 158,00 145,80 153.00

Handel und Gewerbe.

Nach einer von dem Senat für Finland an die Zollver— waltung erlassenen, in der finläundischen Gesetz⸗ Sammlung veröffent⸗ ligten Verfügung, sollen die in dem spanischrussischen Handels vertrage vom 2. Juli v. J. für die direkte Einfuhr von Wein, Korkfabrikaten, Baumöẽl und Sal aus Spanien festgesetzten Ermäßigungen der finrischen Eingangsislle, mit Rücicht auf Artikel 8 des italienisch - russischen Handels« und Schiffabrts« vertrages von 1863, auch auf die direkte Einfuhr jener Waaren aus Italien Anwendung finden.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 24. August 1889 14338 800 6 380 ige, 20 592 300 S6 40 ige, 43 923 800 6 4F 0 ige und 9536 100 6½ς 5 ige, zusammen 89 446 200 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 14 991 600 * Voige, 15 603 300 S 400 ige, 21 555 200 dο 4Sdο ige und 3 515 100 M 5 οe ige, zusammen 54 745 200 606 Pfandbriefe Seitens der Grundstückseigentbümer verzinslich sind Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 426 300 „1, inn Laufe des Monats Auguft 1889 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerth von 79 100 6 . . .

Nach einer Zusammenstellung van der Borgbt's im neuesten Hefte von Conrad's Jahrbüchern“ betrug die Zabl der deutschen Aktiengesellschaften, deren Bilanzen im „Reichs ⸗Anzeiger“ ver öffentlicht worden sind, im Jabre 1886.87: 2143, wovon 238 Banken und 113 Versicherungsgesellschaften waren. Die hiernach verbleibenden 1782 Industrie ⸗Aktiengesellschaften hatten ein Aktienkapital von 28698 685 671 44, einen Reingewinn von 191778 403 6, ge⸗ währten eine Dividende von 116480 705 66 und zeigten eine Unterbilan; von 39 581 140 Hiernach stellt sich der Rein gewinn auf 6,68 Co, die Diridende auf 46 /o. und die Unterbilanz auf 1,‚38 0 des Aktienkaritals; etwa 163 90 aller Gesellschaften haben mit Unterbilanz gearbeitet. Nach der Höhe der Dividende lassen sich folgende Grupven unterscheiden: 579 Gesell= schaften gaben O ο, 432 Gesellschaften über G- 0, 354 Gesell⸗ schaften über 5 10 ½9, 106 Gesellschaften über 19— 15 0, 40 Ge— sellschaften über 15 20 0, 27 Gesellschaften über 20 30 co, 5 Ge- sellschaften über 30 40 0, 4 Gesellschaften Über 40 90.

In der ordentlichen Generalersammlung der Emder Heringsfischerei⸗Aktien-Gesellschaft vom 28. v. M. ge= langte der Jahresbericht und die Bilanz pro 1888.89 zur Vorlage. In Ter vorigen Saison betrug der Fang im Ganzen 11 1273 t gegen II 4163 in iss7, wofür durchschnittlich 28 * 15 * gegen 25 66 in 1887 erzielt wurden. Trotzdem Netzverluste auf See nur in geringem Maße stattgefunden baben, war der Ausfall durch As nutzung doch wieder recht kedeutend, und mußten dafür 28 280 6 ver ˖ bucht werden Für die zur Verpackung des Fanges erforderlichen Tonnen scwie für Abschreibung auf Geräthe und Holi baben 4 743 ver- aus abt werden müssen. Die Unterhaltung, bezw. Instand= setzun der Schiffe hat im vergangenen Jahre 17194 6 erfordert. Trotz der großen Ausgaben ist es durch den böberen Verkaufpreis der Heringe und durch tbunlichste Sparsamkeit in den Ausgaben möglich gewesen, das Gewinn und Verlusteonto mit einem fleinen Ueberschuß abzuschließen. Die sckwebende Schuld, welche am 15 Juli 1888 210 938 6 betrug, ist auf 1353 893 . berabgemindert. Es wurde dies möglich durch die Ausrüstungsprämie der Reichsregierung von 340090 * und durch Verminderung des Bestandes auf dem BöͤttchereiConto. Die Ausrüstungeprämie ist dem außergewsöhn⸗ lichen Reservelonds zugewiesen, welcher dadurch auf 86 000 6 ange= wachsen ist. Die Passiva der Gesellschaft betrugen am 15. Juni d. J. an Aktienkapital 4239 360, an Darleben des preußischen Staats 150 0090 , an außergewöbnlichem Reservefonds (Ausrüstungsprämien)

6 0oc0 , an Contocorrent Creditores 133 883 , an Accepten 1078 , in Summa 810271 , welchen an Activis 121 31 3 Lezter e

egenübersteben, sodaß die Unterbilanz 89 954 M beträgt. ka sich um den Gewinn von 293 4 vermindert.

Nach einer Meldung der „Frankf. Zig.“ aus Rom bat das Bankbaus Fratelli Erker ini in Ancena die Zablungen eingeste llt. Die Passiva sollen sich auf 27 Millionen Lire belaufen.

Königsberg i. Pr., 4. September. (W. T. B.) Die Betriebs- einnahmen der Ostpreußischen Südbahn pro August 1889 bet rugen nach vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 102 927 M, im Güterverkehr 287 362 , an Extraordinarien 15 000 , zu- sammen 405 289 , darunter auf der Strecke Fischhausen —Palmnicken S289 , im Monat August 1888 provisorisch s32 283 , mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mebr 73 005 M, im Ganzen vom 1. Januar bis 31. August 1889 3318 684 66 (definitive Ein- nabme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen provisorisch 3 238 824 6 im Vorjahre, mithin gegen den enisprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 78770 , gegen definitiv 3384798 , mithin

weniger 66 104 6