1889 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Sep 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Auf den Bericht vom 1. August d. durch genehmigen, daß der Zinsfu

Anleihescheine: Litt. B. Nr. 1 751 bis inkl. 1 900 à 2000 , d w KE. 35 401 35 900 à2 200

von vier auf drei und ein halb Prozent herabgesetzt werde, : estgesetzte Tilgungsfrist bezüglich der in demselben näher bezeichneten

mit der Maßgabe, daß die in dem Privilegium

Gesammt⸗Anleihe innegehalten wird. Berlin, den 16. August 1889. Wilhelm R. Zugleich für den Finanz⸗Minister: Herrfurth. An die Minister der Finanzen und des Innern.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Den Rektoren, Dr. Joseph Dieckmann am Real⸗ Progymnasium in Viersen und Friedrich Wilhelm Carl Röhr an der höheren Bürgerschüle zu Hechingen sowie dem Oberlehrer am Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen, Dr. Norbert Alsters, ist das Prädikat „Professor“ bei⸗ gelegt worden.

Ju st iz⸗Ministerium.

Der Rechtsanwalt Gerlach zu Itzehoe ist zum Notar für den Bezirk des Ober⸗-Landesgerichts zu Kiel, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Itzehoe, ernannt worden..

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. September. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin unternahm vorgestern Morgen gegen 8 / Uhr einen Spazierritt, traf jedoch schon gegen 9 Uhr im Neuen Palais wieder ein. 2

Nach der Mittagstafel ertheilte Ihre Majestät dem Grafen und der Gräfin Franz Waldersee eine Audienz. Später unternahm Ihre Majestät eine Fahrt in den Neuen Garten und kehrte in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich Leopold nach dem Neuen Palais , wo sich Höchstdieselbe von Ihrer Majestät verab⸗ schiedete.

Gestern Nachmittag 11½ Uhr ist Ihre Majestät die Kaiserin mit Sr. Majestät dem Kaiser von der Station Wildpark abgereist und beabsichtigt heute Abend von Dresden nach dem Neuen Palais zurückzukehren.

Der General⸗Lieutenant von Lattre, Direktor der Kriegs-Akademie, ist von Urlaub hier wieder eingetroffen.

Der kommandirende Admiral, Vize⸗Admiral Freiherr ö. ö . Goltz ist von seiner Dienstreise hierher zurück— gekehrt.

S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See Plüddemann, mit dem Geschwader-Chef, Contre⸗Admiral Deinhard, ist am 4. September cr. in Kapstadt eingetroffen.

Der bis zum 25. Juni d. J. in Apia als Wachkommando zurückgebliebene Rest der Besatzungen 8G. M. Ki dle! unde NM Knht. Cher“ sowie die abgelöste Hälfte der Besatzung S. M. Knbt. „Wolf“ sind, unter Führung des bisherigen J. Offi— ziers S. M. Krz. „Adler“, Kapitän Lieutenants von Arend, mit dem deutschen Reichspostdampfer „Braun— schweig“ am 6. d. M. in Bremerhaven eingetroffen. Die Besatzungen S. M. Krz. „Adler“ und S. M. Kbt. „Eber“ gehen sofort nach Kiel, die Besatzungshälfte S. M. Kbt. „Wolf“ nach Wilhelmshaven weiter.

S. M. Kanonenboot, Iltis“, Kommandant Kapitän— Lieutenant Ascher, ist am 4. September er. in Hakodate ein— getroffen und beabsichtigt, am 17. September cr. die Weiter— reise nach Kobe anzutreten.

Bayern. München, 5. September. Der auf den 28. d. M. berufenen Landes versamm lung dürften, wie die „Allg. Ztg.“ erfährt, außer dem Finanzgesetz, dem Budget und dem Militär-Etat, der Malzaufschlagsnovelle und außer der Vorlage zur Legung von Doppelgeleisen der Staatsbahn wichtigere Gegenstände vorerst nicht in Vorlage gebracht werden. Ein Gesetzentwurf zur Ausführung der Alters- und Invaliditätsversicherung wird den Landtag erst später be— schäftigen; einige kleinere Gesetzentwürfe aus dem Ressort des Staats⸗Ministeriums des Innern befinden sich gleichfalls noch in Ausarbeitung. Die Angelegenheit der Betriebsunfälle auf den Staatsbahnen dürfte in der Abgeordnetenkammer schon bald nach dem Zusammentritt zur Sprache gebracht werden, nachdem die sirafgerichtliche Untersuchung wegen der Katastrophe in Röhrmoos durchgeführt sein wird. Der . betreffend den Malzaufschlag, bezweckt in erster Linie die Stabilisirung des Aufschlages von 6 S6 pro Hektoliter Malz und in zweiter Linie eine Ermäßigung dieses Satzes für Klein—

brauereien. , . Darmstadt, 5. September. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog wohnte gestern dem Manöver der 14. Division bei Buer und heute dem der 13. Division zwischen Bielefeld und Herford bei. ö. 6. September. (W. T. B.) Der Großherzog ist heute Vormittag aus Westfalen hierher zurückgekehrt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 5. September. (Weim. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Erb großherzog hat sich gestern nach Dresden begeben, um den Manövern des Königlich sächsischen Armee⸗-Corps beizuwohnen. Von dort be⸗ giebt sich Se. Königliche Hoheit, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers folgend, mit Allerhöchstdemselben zu den Manövern

J. will Ich hier⸗ ö. der auf Grund des Pri⸗ vilegiums vom 25. Oktober 1880 (G.⸗S. S. 374) von der Stadt Breslau ausgefertigten und noch nicht begebenen

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 4. September. (Cob. Ztg.). Se. Hoheit der Herzog traf heute Abend von 2berhof hier wieder ein. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Philipp von Sachsen— Coburg-Gotha haben sich gestern von hier nach Salzburg begeben. Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, September. (Schwzb.-⸗Rud. Lds.-Ztg.) Im Befinden Sr. Durchlaucht des Fürsten Günther ist in den letzten 24 Stunden eine bemerkenswerthe Aenderung nicht eingetreten.

Großbritannien und Irland. London, 6. September. (W. T. B. . Zum Chef des neuen Ressorts für Land⸗ . mit Sitz im Kabinet ist Chaplin ernannt worden.

. Ueber den weiteren Verlauf des Dock-Arbeiter— strikes meldet W. T. B.“:

London, 5. September, Abends. In einer von den Stri— kenden heute Nachmittag abgehaltenen und sehr zahlreich besuchten Versammlung wurde von dem Führer der Strikenden, Burns, mitgetheilt, daß der durch die Zeichnungen in den letzten 8 Tagen gebildete Unterstützungsfonds fur die Strikenden durch die Beisteuer aus Australien auf 70090 Pfd. Sterl. gestiegen sei. Burns fügte hinzu, sobald die Deockgesellschaften in dem entbrannten Kampfe unterlegen seien, werde es sich nicht mebr um einen Lohn von 6 Pence, sondern um einen solchen von? Pence per Stunde bandeln.

In Folge der zwischen den Besitzern der Themse⸗Quais und den Strikenden zu Stande gekommenen Vereinbarung haben die Arbeiter heute an mehreren Quais die Arbeit wieder aufgenommen, namentlich auch an der großen „Butlers Werft“, wo jehn Millionen Pfund Thee aufgespeichert sind. Die Hoffnung auf eine baldige Beendigung des allgemeinen Strikes vermehrt sich.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Burtaus“ aus Mel—⸗ bourne sind dort nahezu 4000 Pfund füt die strikenden Dockarbeiter Londons gesammelt worden und werden allabendlich Meetings ab— gehalten, bei welchen Theilnahme⸗Kundgebungen für die Strikenden stattfinden. Aehnliche Kundgebungen erfolgten in Sydney, Brisbane, Adelaide und Hobarttown.

Frankreich. Paris, 6. September. (W. T. B.) Boulanger hat an den Minister-Präsidenten Tirard ein Schreiben gerichtet, in welchem er verlangt, vor ein Kriegs⸗ gericht gestellt zu werden, und sich verpflichtet, sich sofsrt zu stellen, sobald der Gerichtshof konstituirt sei. Boulanger fügt noch hinzu, weigere sich Tirard, diesem Verlangen nachzukommen, so beweise dies, daß man in höheren Kreisen das unparteiische Votum eines militärischen Gerichtshofs fürchte, er werde dann seine Sache dem obersten Richter unterbreiten, der ö. den Wahlen am 22. September das Urtheil sprechen werde.

Die Meldungen der boulangistischen Blätter über einen angeblichen Konflikt zwischen dem Minister-Präsi⸗ denten Tirard und dem Minister des Innern, Constans, werden in Regierungskreisen als unbegründet bezeichnet.

Italien. Bologna, 5. September. (W. T. B.) Die Gesandtschaft des Königs von Schoa, welche einen Ausflug nach Venedig gemacht hatte, ist auf der Rückreise von dort heute Abend hier eingetroffen.

2 Türkei. A. C) Schakir Pascha hat unter dem 17. August nachstehende, die Lage in Kreta betreffende De⸗ pesche an den Großvezier gerichtet:

„»Die Atbener Journale veröffentlichen fortgesetzt sensationelle Artikel zwecks Verleitung zu der Annahme, daß die Muhamedaner die Christen niedermetzeln und sich beständiger ageressiver Handlungen gegen letztere schuldig machen. Wie Ew. Hoheit wissen, baben gewisse Indiriduen, welche Niederlagen in Parteikämpfen erlitten, aus eigen— nützigen Beweggründen die verbrecherische Idee gefaßt, Unordnungen zu erzeugen, und damit begonnen, das öffentliche Gemüth zu er— regen. Sie besuckten die Muhamedaner in dem unweit Rethymo ge— legenen Dorfe Episcobi und drängten sie, unverzüglich wo anders bin auszuwandern, wobei sie dieselben vertraulich und mit anscheinend freundlichem Motive warnten, daß, wenn sie nicht ihr Dorf vor Anbruch des Abends verließen, ihr Leben in Gefahr schweben würde, da die Ausständischen Vor— bereitungen träten, um sie am nämlichen Abend anzugreifen. Getäuscht durch diese List, beeilten die Muhamedaner sich, ihre Heimstätten zu verlassen, um eine Zuflucht in den Städten zu finden, aber unverzüglich nach ihrer Abreise sahen sie, wie ihre Meiereien und Häuser von den verbrecherichen Händen der Christen, welche sie als Freunde betrachteten, geplündert und niedergebrannt wurden. Es ist durch außerordentliche Aktenstücke, sowie durch ein Telegramm, welches der französische Vize⸗Konsul in Candia an den Konsul in Canea richtete und von welchem eine Abschrift in den Regie—⸗ rungs Archiven sich befindet, klar erwiesen, daß die Christen kurz darau das Minaret der Moschee in dem Torfe Kalioe im Sandschak Sphakia, die Kubbili⸗Moschee im Dorfe Veukolis (Canea) und viele andere religiöse Gebäude zerstörten, daß unter den im Dorfe Ayia Yoigbi unweit Rethymo ermordeten Muhamedaner sich ein & jähriger Greis befand, daß die Häuser sämmtlicher Jäiuhamedaner nieder gebrannt wurden und daß, als die Muhamedaner in Abazia im selkigen Distrikt ihr Dorf rerließen, die Christen sie unterweg angriffen und deren Frauen schändeten. Während die Mußtamedaner sich einfach und legitim gegen die Angriffe vertheidigen, welche auf sie von den Christen während der Reisen, die sie zu machen genöthigt waren, um die in ibren Dörfern gelassene Ernte einzuheimsen, haben die oben erwähnten Journale die Thatsachen durch lügnerische Berichte zu dem Zweck verdreht, um die öffentliche Meinung gegen die Mubamedaner zu erregen. Schweigen solchen Angaben gegenüber zu beobachten, würde in ge wisser Hinsicht diese bestärigen und in Europa die Idee ermuntern, daß die gegenwärtigen Zuflände auf der Insel den Muhamedanern zuzuschreiben sind: ein Eindruck, der von schlimmen Wirkungen für den Staat begleitet sein würde.“ ö Nach einem Athener Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ wurde der Distrikt Selinus in Kreta von den

türkischen Truppen ohne Widerstand besetzt.

Rumänien. Bukgrest, 6. September. (W. T. B.. Dem in der letzten Kammersession genehmigten ö gemäß bringt die Regierung in dieser und der nächsten Woche 28 500 ha 6 ücke in kleineren Parzellen an Bauern zum er kauf. Der Beginn der Manöver bei Jassy ist endgültig auf den 10. Oktober anberaumt worden. Der König schlägt sein Hauptquartier in Bakau auf. Sämmtliche Militär⸗ Attachés sind zur Theilnahme an den Manövern eingeladen.

Dänemark. Kopenhagen, 5. September. (W. T. B.) Die Herzogin von Cumberland ist heute Nachmittag hier angekommen und von der Königlich dänischen und der Kaiserlich russischen Familie an Bord des „Danebrog“ be— grüßt worden. Die hohen Herrschaften begaben sich sodann alsbald nach Schloß Fredensborg.

Zeitungõstimmen.

In einem Artikel des „Dresdener Journals“ zur Begrüßung Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin heißt es:

„Sieben Jahre sind in diesen Tagen verflossen, seit das sächsische Armee ⸗Corps zum letzten Male vor den Augen Kaiser Wilhelm's des Ersten in Parade gestanden hat, unweit der Stelle, wo es morgen an Kaiser Wil hem dem Zweiten vorüberziehen wird. „Nicht rasten und nicht rosten., das ist der Wahlspruch des deutschen Heeres und mit ihm der sächsischen Truppen gewesen, wie allezeit, so ganz be⸗ sonders in den letzten Jahren. An Zahl der Streiter abermals beträchtlich vermehrt und dadurch zu einem der stärksten im Reiche angewachsen, hat das sächsische Armee Corps unter den Feldherrnaugen seines Königs und geleitet von seinem erlauchten Prinilichen Führer seit jenen Kaisertagen des Jahres 1882 in unermüdlicher Thätigkeit weiter⸗ gearbeitet, um gerüstet zu sein für den Fall, welchen uns der Ernst der Zeiten jeden Tag bringen kann. Und wie vor sieben Jabren unsere Truppen durch des Heldenkaisers Mund die ehrenvollste An— erkennung fanden, so wird dessen sind wir gewiß auch Kaifer Wilhelm II. wenn Sein Blick die langen Frorten unserer Bataillone und Schwadronen hinabgleitet, die Gewißheit erlangen, daß die sächsische Armee eine undurchdringliche Stelle in der eisernen Rüͤstung Deutschlands bildet, in der Rüstung, von welcher alle Streiche seiner Feinde machtlos abprallen müssen.

Gilt alse unserer Armee in erster Linie die Ehre des Aller— höchsten Besuches, so begrüßt heute doch das ganze sächsische Volk des Kaisers Majestät. Mit welchen Gefühlen, das bedarf faum noch einer besonderen Ausführung Die alte ost bewährte Treue, in der unser Volk seinem angestammten Königshause zugethan ist, die hringt es auch dem Kaiser entgegen: Sachsentreue und Treue zu Kaiser und Reich, die können und sollen heute friedlich nebeneinander in einem Herzen wohnen. Diese Gesinaung bildete die Grundstimmung der allen unvergeßlichen Kaisertage vor 7 Jahren, sie wird auch in diesen Tagen alle Kundgebungen beherrschen, wie manches im übrigen auch zwischen damals und heute sich in unseren Gefühlen anders gestaltet hat. Mit Rührung und Dankbarkeit schauten wir in die milden, nun erloschenen Augen des ersten deutschen Kaisers, Hoff nung und freudiges Vertrauen in die Zukunft erweckt des Enkels kühner, glaͤnzender Blick in unseren Herzen. Unter Ihm wird der Schild des Reiches allezeit blank, sein Schwert allezeit scharf und bereit sein, gegen den aus der Scheide zu fliegen, der uns zu nahe tritt gegen Niemanden sonst. Und wie die Versuche der Gegntr des Monarchert-ums vergeblich sein werden, Ihm auch nur ein Titelchen seiner Machtbefugnisse zu schmälern, so wird Kaiser Wilhelm auch treu die Rechte Anderer wahren. Dies alles spricht Seine fraftvolle, zielbewußte Persönlichkeit in lebendiger Sprache zu uns.

Und eine ähnliche, die Herzen gewinnende Macht geht auch von Ihrer Majestät der Kaiserin aus. Noch nicht lange ift es her, daß des Schicksals Fügung Sie auf die hobe Stelle berief die Sie heute einnimmt, und schon blickt man aller Orten im Reich auf Sie als as Muster einer edlen, deutschen Frau, schon ist uns Allen Ihr treues Walten an der Seise des Kaiserlichen Gemahls, Ihre licbe— volle Fürsorge im Kreise Ihrer fünf blühenden Söhne ein liebes, stets gegenwärtiges Bild.

Darum ist es echter, wahrer Jubel, der heute den Kaiserlichen Majestäten entgegentönen wird, wenn Sie an der Seite unseres geliebten Königspdares in unsere Stadt Ihren Einzug halten, und aus vollen, treuen Herzen wird Ihnen der tausendstimmige Gruß dar—

gebracht werden: . . Heil dem Kaiser! Heil der Kaiserin!“

Zu der von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden in Ueberlingen gehaltenen Rede be— merkt die „Tägliche Rundschau“:

Unter den Fürnen Deutschlands, auf welche das deutsche Volt mit vollem Vertrauen zu blicken gewohnt ist, steht Großherzoz Friedrich von Baden mit in erster Reihe. Immerdar bat dieser Fürst das nationale Banner hochgehalten, in den entscheidenden Stunden der deutschen Geschichte hat er mit seinem ganzen Herzen treu und fest zur Nation gestanden. Um so größeren Anspruch auf allgemeine Beherzigung hat das Mahnwort, das der edle Fürst an all? Deutschen richtet.“

Ueber die Art und Weise, in welcher die Feier des 2. September in Deutschland allgemein begangen worden ist, äußert die „Oberschlesische Presse“:

Es ist ein erbebendes Gefühl zu seben, daß das Nationalfest am 2. September überall in Deutschland in würdiger Weise gefeiert worden ist. Die Berichte, die darüber aus verschiedenen Gegenden vorliegen, bekunden keinen Unterschied in Bezug auf den Ausdruck patriolischer Freude, zu welcher die Feier des Sedantages Anlaß ge— geben; in Preutzen wie in Bayern, in Sachlen, Württemberg und allen übrigen Bundesstaaten ist er in gleicher Weise und in demselben Sinne gefeiert worden als eig Tag der Erinnerung an die nationale Wiedergeburt, als ein Tag der Mahnung, einig und opfermüthig zu bleiben, wie vor neunzebn Jahren, und mit dem Gelöbnis, mit dem letzien Blutstropfen einzusteben fur die Wahrung der nationalen Ein— heit und Unabbängigkeit.“ Diese Gesinnungen haben auch in den Blättern der verschiedensten Richtungen einmürhigen Ausdruck erhalten. Der Parteihader war einen Augenblick verstummt, und Alles einigte sich zu demselben Gedanken der Hingabe für Kaiser und Reich. Wer beute noch über die Berechtigung der Sedanfeier nachdenkt oder daran zweifelt, der muß biervon allein schon durch die Thatsache überzeugt werden, daß der Tag die Geister einigt und mit dem Bewußtsein nationaler Pflichten erfüllt, welches in dem täglichen politischen Getriebe nur zu leicht in den Hintergrund gedrängt wird, In den sestlichen Betrachtungen kam insbesondere die Genug— thuung über die Gegenwart zum Ausdruck Es war nicht nur die Freude über den Frieden und über die Friedentaussichten, welche hierbei zum Vorschein kam, sondern auch der Tribut des Dankes, welcher unserem Kaiserlichen Herrn für sein rastloses Wirken im Interesse der Stärkung des mitteleuropäischen Friedensbundes ge— zollt wird. . So bat die Sedanfeier dazu beigetragen, neuen Muth für die fernere Entwickelung der Dinge und reues Vertrauen in die Zukunft zu schöpfen. Die Erinnerung, die Mahnung und das Gelöbnitz, welchem die Feier des Nationalfestes galt, mögen sie auch in der Folge stets lebendig in Aller Bewußtsein bleiben, auch wenn die praltischen Aufgaben des täglichen politischen Lebens scheinbar uns ven dem hohen Ziele abbringen. Ein Volk kann nur auf der Höhe bleiben. wenn es stets seine Ideale hoch hält. Diese sind für Deutsch⸗ land „Kaiser und . Sie zu pflegen, bietet jeder Tag und jedes Vorkommniß Gelegenheit. Die Einmüthigkeit, die in dieser Be— ziebung an dem Sedantage zu beobachten war, wird jenen Bestrebungen neue Nahrung und Kraft zuführen und sicherlich uns stark machen für alle Aufgaben der Zukunft.“

In einer Betrachtung über die Versammlung der Nationalliberalen Südwestdeutschlands spricht sich, das „Posener Tageblatt“ über das Kartell wie folgt aus: Es ist eine bewußte Unwahrheit, wenn von kartellfeindlicher Seite behauptet wird, für wahrhaft freiheitliche. Bestrebungen biete das Kartell feinen Raum! Ein Blick auf die legislatorischen Leistungen der jetzigen Reichetagsmehrbeit stellt das Ungereimte einer solchen Behauptung in helles Licht. Die Freibeit allerdings, welche darin besteht, vor allen Augen ganz gemuthlich an dem Strick zu drehen, womit man im gelegenen Augenblick dem unter schweren Wehen ge— borenen vnd mit schweren Opfern großgezogenen Deutschen Reich die Kehle zuschnüren könnte, ist nicht nach dem Sinn der verbündeten

des VII. und X. Armee⸗Corps.

nationalen Parteien, noch irgend eines rechtlichen Menschen im ganjen deutschen Vaterland. Tausende und Abertausende, welche in der treuherzigen

infalt ihres Gemüths die verfübrerischen Truggebilde der politischen 6 . Wahrheit nehmen, würden dem Treiben der Demagogen poll Empörung den Rücken wenden, ahnten sie auch nur entfernt, a welchen Zwecken ihre Gutgläubigkeit von den Führern mißhrauckt wird. Wären wir erst einmal soweit, dann könnte auch das Kartell sich in seine Bestandtheile auflösen, mit dem erhebenden Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt und dem nationalen Gedanken endgültig zum Siege verholfen zu bahen. Aber soweit sind wir eben nech nicht, und e mag noch manches Jahr verstreichen, ehe wir soweit kommen. In der Zwifchenzeit aber die Führer des Kartells verlassen, wäre ein Be⸗ ginnen, wie wenn der ãußere Dreibund sich auflõsen und seine Armeen ent · saffen wollte, so lange der Panslavismus und Chauvinismus bis an die Zähne bewaffnet dastehen. Wir besorgen auch nicht, daß vereinzelte, seßtbin laut, gewordene Mahnungen an die Adresse der National⸗ likeralen, bei den nächsten Wahlen ohne Rücksicht auf das Kartell votzugehen“, bei den besonnenen Elementen der Partei und diese kilken ja gottlob den Haupibefland derselben auf Anklang stoßen werden. In Säddeuifchland schon ganz gewiß nicht, ben sowenig in Hannover und Sachsen. Und das autoritative Gewicht. welches sich in der Haltung des Gros ausdrückt, wird binreichen, um stellen · weise Absplitterungstendenzen im Zaum zu halten, sodaß die Spveku⸗ sation der Freisinnigen auf Zuzug vom linken Flügel der National⸗ liberalen her in sich selbst zusammenfallt.

Die Kaisertage in Dresden.

Ueber den Empfang Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin am Königlich sächsischen Hofe und Seitens der Stadt Dresden meldet das W. T. B.“:

Dresden, 5. Sertember. Ibre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin find, von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht, Prinz= Regenten von Braunschweig, begleitet, beute Abend 5! Ubr mittels Sonderzuges hier eingetroffen und auf dem prachtvoll geschmückten Leipziger Babnbofe von Ihren Majestäten dem König und der Königin, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, sowie von Sr. König sichen Hoheit dem Prinzen Leopold von Bapern, Sr. Durch⸗ laucht dem Fürsten Reuß j. S. und. Sr. Königlichen Hobeit dem Erbgroßherzog von Sachsen⸗Weimar empfangen worden. Die Begrüßung Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin mit Den sächfifchen Majestäten war eine äußerst herzliche. Zum Empfange waren außerdem anwesend: die ganze Generalität, sämmtliche Minister, die Mitglieder des divlomatijchen Cor os, die fremdherrlichen Dfffätere und die Spitzen aller Behörden. Se, Majestät der Kaiser begab Sich nach der Ankunft zunächst in das Königszimmer und. darauf zue der vor dem Bahnhof stebenden Generalität, an deren Spitze sich ker General-Feldmarschall Prinz Georg befand Von der bet dem Bahnhofe angesammelten Volks merge wurden Ihre Majestäͤten mit sffürmischen Hochrufer begrüßt. Nach dem Akschreiten der Ehren- Compagnie und dem Vorbeimarsch traten Ibre Majestäten die Fahrt derch die Kaiserstraße nach dem KaiserWilbelms-Platz an, wo außer

dem Rathe der Stadt, den. Stadtverordneten und den Ebren— junafrauen auch die Geistlichkeit der Stadt Aufstellung genemmen

hatte. Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel hielt bier folgende Ansvrache:

„Zum ersten Male betreten Ew. Majestät das getreue Sachsen⸗ land, om prüfenden Blicks Heerschau zu halten. Die Bürgerschaft der Stadt Dresden ist gleich dem ihr über Alles theueten König licken Herrn des Landes erfüllt von der frohen Zuxersicht, daß die fäcfiscken Regimenter sich von Neuem als eine schlagfertige und stark⸗ Wehr des Vaterlandes erweisen werden. Mit Fꝛeuden werden sie dem Rufe Ew. Majestät folgen, wenn je des Reickes Feinde die Erhaltung des Friedens unmöglich machen sollten. Der Lorbeer wird im gereckten Kampfe Ew. Majestät nicht feblen. Feute aber, da wir in Ew. Majestäͤt den vornehmsten und maͤcktigsten Schirmberrn des Friedens verehren, und da Ew. Majestät zu unserer höchsten Freude mit Ihrer Majestat unserer huldreichen Kaiserin bier Allerhöchstibren friedlichen Einzug halten, bietet Dresden dar zum Gruße die Königin der Blumen, und jubelnd erneut die Bürgerschaft das Gelübde der Treue.“ . . .

Der Ober-⸗Bürgermeister schloß seine Ansprache mit einem be⸗ geistert aufgtnommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin.

Se. Majestät der Kaiser dankte mit huldvollen Worten, sprach die Freude aus, hier wieder einzutreffen, wo Ihm die Erfüllung Seiner Pflichten jederzeit leicht gemacht werde, und reichte dem Ober⸗ Bürgermeister die Hand. . Pierauf erfolgte die Weiterfahrt durch die Hauptstraße, über Neustädter Markt, woselbst 800 Schulkinder eine Gesange— huldigung darbrachten, und über die festlich geschmückte Brücke nach dem Königlichen Schlosse. Auf der vom Bahnhofe bis zum Königlichen Schlosse hergestellten Feststraße bildeten die Vereine, die Schuken und die Korporationen Spalier. Beim Königlichen Schlosse war eine zweite Ehrencompagnie aufgestellt, welche die miliͤ tärsscken Chren erwies. Der Einzug erfolgte unter Glockergeläute von allen Tkürmen und unter unausgesetzten begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung. Auf dem ganzen Wege wurden Ihre Majestäten mit unausgesetzten entbusiastischen Zurufen begrüßt.

Abends 7 Uhr fand im Königlichen Schlosse Familientafel statt, an welcher die hier anwesenden Fürstlichkeiten ö Das Gefolge und der Ehrendienst nahmen an der 60 Gedecke jäblenden

Marschallstafel Platz. . Dresden, 8. September. (W. T. B.). Se. Majestät der Kaiserin begaben sich in

Kaiser und Ihre Majestät die Kais— sich Begleitung der säch sifchen Königlichen. Ma jestäten und der? anderen Fürftlichkeiten nebst, Gefelge bent. früh sz URer nach Oschatz zur barade des sächsischen Armee EGorps. Auf der Fahrt nach dern Leipziger Babnhefe wurden Ibre Pöajestäten vom Publikum jubelnd begrüßt. In Oschatz bestiegen die Allerböchsten Herrschaften die Wagen und begaben sich über Raundorf auf das Paradefeld.

den

Statistik und Volkswirthschaft.

Aus dem Jahresbericht des Gewerbe ⸗Vereins für Nassau. ö

Dem Bericht über den Stand und die Leistungen des Gewerbe vereins für Nassau im Vereintjabr 1888,89, welcher ron. dem Fentralvorstande in der Generalpersammlung des Vereins am H. und 18. Juni er. erstattet wurde, sind folgende Mitthei⸗ lungen entnommen: Ira letzten Jabre haben sich 2 neue Lokal gen erbevereine zu Estville, Lindenbolihausen und Dauborn mit zusammen 195 Mitgliedern gebildet und dem Centralverein angeschlossen; dagegen hat der Lokalverein zu Oberbrechen seine Tkäͤtiakeit einstellen müssen. Der Gesammtverein bestebt nunmehr gus 69 Lokalvereinen, mit 5233 Mitgliedern. das ist gcgen das Verjahr ein Mebr von 2 Lotalvereinen und 154 Mitgliedern. Im Allgemeinen ist schon seit vielen Jabten ein stetes Wachsen des Vereins erfichtlich, ein Zeichen, daß dit Be⸗ strckungen und Leistungen desselben immer meßr Anerkennung finden, Dies tritt auch in den ünterstützungen zu Tage, welche die Königliche Regierung und der Kommunalverband dem Vereine in ie dem Zabte zuwenden. Im letzten Jahre trug das Königliche Handels⸗Ministerium zu den Kosten der Schulverwaltung des Vereins 23 100 und für die Centralserwaltung 8618 6, zufammen 32 748 ½ bei; vem Kom⸗ munal. Landtag wurden zur Untersiützung der gewerblichen Fortbildungs⸗ schulen 1356 „6, zur Verwendung als Prämien für Lehrlingsarbriten

360 6, für die Befchaffung von Lebrmitteln bo0 M und zur Autbildung von Handarbeitslehrerinnen fürs Land 1000 6, zusammen 3050 4 be. willigt. Außerdem wurden einer größeren

Anjabl von Lokalvereinen

41 010 4M ab; unter den Einnahmen figuriren neben den erwãhnten Zuschüffen die Mitgliederbeiträge mit 4580 6 und außerordentliche Finnahmen mit 633 6 Die Äusgaben beliefen sich bei der Central⸗ verwaltung auf 13770 , bei der Schulverwaltung auf 27 240 Was die Lokalvereine anbetrifft, so liegen die Rechnungen für 1388 / 87 dem Centralvorstand noch nicht vor. Im Jahre 1887/88 betrug bei den Lokal⸗ vereinen die Einnahme für die Vereins verwaltung 21 050 M, davon waren Mitgliederbeiträge 20 893 M; die Ausgaben beliefen sich bier auf 2 236 40, so daß sich ein Ueberschuß ergab von 8814 16 Bei der Schulverwaltung der Lokalvereine beliefen sich die Einnahmen auf 63 283 M6, die Ausgaben auf 64 068 . In dem Vereins gebiet bestanden 68 Handwerker ⸗Fortbildungeschulen, welche der Oberleitung des Centralvorstandes unterstellt waren. Die Schülerzabl. betrug 1888/59 in den Zeichenschulen 3190 (4. 219), in den Fortbildungs . schulen 3013 (4 Ii6s), in den Vorbereitungsschulen 1828 ( 227), jusammen 8029 gzgen 7721 Schuler im Vorjabre; wird jeder Schüler nur ein Mal gezählt. fo ergiebt sich bei 6139 Schülern ein Zuwachs von 150 gegenüber dem Vorjahr. Die Sabl der Lehrer ist von 233 auf 235 gestiegen, welche während des Winters 10915 wöchentliche Unterrichtsstunden ertheilten.

Württembergische Darlebenskassen⸗Vereine

In Stuttgart fand am 29. August die jäbrliche, nunmebr achte, Hauptversammlung der zu einem Verbande vereinigten württem— bergischen Darlehenekassen-Vereine unter dem Vorsitz des Regierungs; Ratbs Leemann. Praäͤsidenten des Verkandes, statt. Aus dem Bericht uber das letzte Jahr, welcher den Mitgliedern als Ganzes durch das landwirtbschaftliche Wochenblatt zugebt, theilte der Vorsitzende nur einige Hauptzahlen mit. Der Verband umfaßt danach 217 Darlehenskaffen Vereine mit 17550 Mitgliedern, nachdem seit der vorjäbrigen Verbandsversammlung 41 neue, mit 2026 Mitgliedern hinzugekommen sind. Bei 175 älteren Vereinen, welche Ende 18288 ihre Rechnung abgeschlossen haben, be—= trägt der Umfatz 15 025 000, die Aktiva W664 000, die Passiva 4315 009, das Vereinsvermögen 149 100, der Jahresgewinn 35 50 n Sparkassen sind bei 110 älteren Vereinen eingerichtet, und die Ein⸗ lagen batten cinen Gesammibetrag von 390 G00 6 Bei der Gelt—⸗ ausgleichstelle, der Königlichen Hofbank, ist 209 Vereinen ein Kredit im Gesammthbetrage von 1323 300 S eröffnet Am Schluß des ersten Halbjahres 1888 betrug das Guthaben der Könialichen Hofkank 64 504 44 6; am Schluß des zweiten Halbjahres bezifferte sich das Guthaben der Vereine auf 175 569, 065 „6. Gemeinschaftliche Ein käufe haben im Jahre 18388 ausgerübrt 79 Vereine im Geiammtbetrage von S5 33640 M Der zweite Gegenstand der Tagesordnung betraf die Aenderungen in den Satzungen der Vereine und des Verbandes fowie die Aenderungen in der Geschkäfts⸗ und Rechnung führung, welche durch das am J. Oktober in Kraft tretende Genossenschafts⸗ gefetz notwendig werden. Die Versammlung gen hmigte die vor— zeschlagene Abfassung der Satzungen. Was die Wabl der Haftiorm funkeschränkte Haftpflicht. unbeschränkte Nachsckußpflicht und beschränkte Hafipflicht auf die Geschäftsantheile oder ein Vielfaches der⸗ selben! betrifft, so führte der Vorsitzende aus, daß für die Darlehenskassenvereine die seither herrschende unbeschrãnkte Haftpiflcht unter den drei möglichen Arten die passenzste Fleike Die beschränkte Haftpflicht empfeble sich nur bei hoben Ge— schäftsantheilen und kohen Dixidenden, welche bene für die Darlehens kaffenvereine nit passen. Die unbeschränkte Nachschußpflicht biete mebr für Vereine, deren Metglieder einander nicht so genau kennen, Voitheile; die unbedingte Haftpflicht mit dem drobenden Gespenst des Einzelangriffs irgendeines Mitgliedes durch irgendwelchen Släu— biger des Vereins habe unter dem neuen Gesetz seine gefäbrliche Spitze durch die vom Konkursverwalter anzuordnenden zwei Umlageverfahren verldren. Die Verfammlung flimmte, nach dem . Schwäb. Merkur? bei, und die Verbandsvereine werden somit „eingetragene Genossen⸗ schaften mit unbeschräntter Haftpflicht“ sein.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin' sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 275. August bis inkl. 31. August er. zur Anmeldung gekommen: 187 Eheschließungen, 875. Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 546 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Der soeben ausgegebene „Anzeiger! des Germanischen Na: tional Museums in Nürnberg (für Juli und August)) enthalt einen Auffatz über die Erwerbung der Fürstlich Sul— kowski'schen Sammlung von Hrn. Direkter A von Essenwein, welcher zunäckst die Sammlung jelbst bespricht und in einem zweiten Theile die finanzielle Seite der Erwerbungsfrage behandelt. In dem ersten Theile heißt es: „Um nicht ganz ungemessene Erwartungen zu erwecken, muß ausdrücklich betont werden, daß es sich nicht um die Rückerwerbung des ganzen Zeughauses für Nürnberg handelt, sondern nur um einen Tbeil, vielleicht einen kleinen, aber jedenfalls den wichtigsten Theil desselben. Als solcher galten schon im 15, Jahr⸗ bundert die Turnierharnische der Stadt, welche die benachbarten Fürsten und Adeligen, so die Markgrafen von Brandenburg, zu. leihen pflegten. Es muß ferner bemerkt werden, daß unter den Beständen fich manche befinden, die in mehr Exemplaren vorkommen, als wir sie brauchen, sowie aber auch, daß durch die Erwerbung doch nicht das ganze Programm erfüllt wird, wohl aber ein ganz wichtiger und wesentlicher Theil desselben. In dem zum Verkauf gestellten Theile der Sulkoweki'schen Sammlung befindet sich aber noch manches Andere. Die uns interessirenden Waffen bilden zwar den vorzüg⸗ sicksten, ersten Theil derselben. Aber als zweiter ist doch noch eine An zabl plastischer Kunstgegenstände dabei, dann Möbel, Sil bergerärbe, Gläser, Kruͤge. Majoliken, Porzellan, Eßbestecke und allerlei Anderes, größtentheils Stücke, welche die übrigen Sammlungen sehr bereichern werden, zum Theil von großer. Schönbeit und Kostbarkeit (eine Tradinion sagt, daß sie tbeilweise aus der Kunstkammer Kaiser Rudolf's 1I. stammen), die wir aber xrielleicht nicht gerade im Augenblick erwerben würden, wenn wir die Sachen einzeln zu kaufen hätten. Der gleiche Fall ist gegeben bezüglich des dritten Tbeiles, einer Sammlung von etwa 50 Glas gemälden von hervor⸗ ragender Schönheit, dem Ende des 16 Jahrhunderts angehörig, theils Nürnbergischen, theils schweizerischen, schwäbischen, vielleicht auch öster⸗ reickiscken Ürfvrungs. Durch diese Stück: wurde natürlich der Kauf⸗ werth der ganzen Sammlung noch wesentlich erhöht, sodaß wir uns ernstlich die Frage vorzulegen batten, ob wir nicht gut daran tbun, einen Theil derselben wieder zu verkaufen.! Der Auflatz berichtigt fodann einige bezüglich des Kaufpreises in der Presse verbreitete Irrthümer, besonders auch die Beharptung, daß die Sammlung den fünffachen Werth des Kaufpreises besitze. Der angekaufte Theil wurde von beiden Seiten auf, seinen Werth gründlich ge prüft. Aber auch der Hinweis darauf, daß sich in, der Samm⸗ lung so mancherlei kuriose Sachen befinden, wird berichtigt; Unter den erworbenen Sachen „befindet sich weder das Vehmgericht mit den ver⸗ mummten Schöffen, noch die Eiserne Jungfrau, und daß die dem Götz ron Berlichingen zugeschriebene Rustung von diesem nicht ge⸗ tragen worden fei, darüber waren alle Theile einig. Wenn also nicht die Schloßverwaltung von Feistritz es für nöthig hält, künftig dem Publikum den Anblick der Curiosa zu entziehen, so können die Be⸗ sucher des Schlosses nach wie vor ibr Gruseln ebenso empfinden, wenn sie sehen, daß beim Vehmgericht der zu Verurtbeil ende aus dem unteren Gemache emporgewunden, gerade seinen Kopf durch die Mitte der Tifckplatte erhebt, um welche die Richter sitzen, oder wenn sie ihn der Ciser⸗ nen Jungfrau zum Opfer werden sehen, die ja auch aus Nürnberg stammt und von Dietrich dorthin gebracht worden sein soll, der sie schon ein balbes Jahrhundert vorher aufstellte und als „echt; Nürnberger Eiferne Jungfrau“ zeigte, bevor ein hiesiger findiger Geschäftsmann auch die Jechte', die er in England gekauft zu haben erklärte bierber brachte vnd ebenfalls bier aufstellte. Im Germanischen Museum

Die Jabresrechnung und Ausgabe mit

Zuwendungen aus den Kreiskassen gewährt. in Einnahme

des Centralvorstandes schließt

wird man sie nicht zu fuchen haben. Was wir erworben haben, sind

herrliche Schätze, wichtige und seltene Denkmäler, die dem Studium reichhaltiges Material zufübren, daran wir uns freuen und die boffenlich auch die Freude Anderer bilden werden ö Aus der Chronik des Museums ist ferner zu entnehmen, daß Prin; Wilhelm zu Hanau den Betrag von 1009 1 mit der Be⸗ stimmung übergeben hat, in einem der gemalten Fenster der fünftigen Neubauten das Rosenwunder der hl. Elisabeth zur Darstellung zu bringen, und Hr. A. Ritter von Lanna in Prag dem Museum neuer dings wieder einen Betrag von 1000 S zur Förderung der Porzellan · Sammlung zugewendet hat. Als Hülfsarbeiter ist Dr. G. Bendiner aus Dresden beim Museum eingetreten.

Mainz. Bei einer Ausgrabung in einer Seitenstraße nächst dem heutigen Zeugbause ist man auf einen Pfeiler der alten Römerbrücke über den Rbein gestoßen. Das Mauerwerk ist nech gut erhalten; wie bei fast allen Römerbauten und bei den schon früher bloßgelegten Pfeilern dieser Brücke sind die äußeren Flächen aus Quagdersteinen gebildet, während das Innere mit kleineren Steinen und Kalk ausgegoffen ist. Interessante Steine mit Inschriften scheinen nicht miteingemauert zu sein. Der Pfeiler liegt tief unter der heutigen Erdoberfläche und einige 100 m vom jetzigen Rheinufer entfernt.

Literatur.

Im Auswärtigen Amt ist auch für dieses Jahr ein Ver⸗ zeichtiß der Kaiserlich deutschen Konsulate bearbeitet worden, aus welchem sich die zahlreichen Neubesetzungen der Konsulat⸗ stellen, wie sie die Ausdehnung unserer Vertretung im Auslande bewirkte, erzeben. Im Interesse des Publikums sei darauf auf⸗ merkfam gemocht, daß nach amtlicher Bekanntmachung die Anrufung der Kaiserlich deutschen Konsuln Seitens der Reichsangehörigen nicht etwa der Vermittelung des Auswärtigen Amts berarf, sondern direkt gescheben kann, und für die dazu nöthigen Nachweise eben dieses Ver zeichniß dient. Daselbe ist von der Königlichen Hofbuchhandlung ven E S. Mittler und Sohn (Berlin, Kochstraße 68) für 1.235 * zu bezieben Gleichzeitig erschien ebenda und in derselben Weise redigirt ein Verzeichnis der Konsuln des Auslandes im Deutschen Reich (Preis 80 ).

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Niederlande. . Zusolze einer im ‚Nederlandsche Staats- Courant“ veröffentlichten Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 20. August 1889 ist die Ein und Ducchfubr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsstücken und ungewaschtner Leib. und Bettwäsche aus Porto-⸗Rico vom 25. desselben Monats ab verboten. Gepäckstucke, welche von Reisenden mitgeführt werden, fallen nicht unter dieses Verbot.

Schwe den. .

Auf dem Hefe Patriksbill in der Gemeinde Söndrum der schwe— dischen Prorin; Halland ist der Milzbrand unter dem Rindrieh ausgebrochen.

Handel und Gewerbe.

Berlin, 3. September. (Bericht über Kartoffelfabritate von C. H. Helmeke in der „Zeitschr f. Spirit ⸗Ind.“. Im Laufe dicser Woche Fat ein recht bedeutendes Geschäft in Stärke und Mehl dieponibler Waare stattgefunden. Der Wunsch, alte Bestände zu räumen, hatte wohl manchen Inbaber veranlaß!, Konzessionen im Preise zu machen; unter Anderem wurde eine größere Partie Mehl der Prignitz zu einem außerordentlich niedrigen Preise verkauft, wäh⸗ rend wieder andere Inhaber alter Waare nicht konvenirende Gebote im Hinblick auf das noch nicht feststehende Resultat. der Kartoffelernte ablehnten. Das Geschäft auf neue Campagne ist bei der meist strilten Zurückhaltung der Produzenten auch heute noch zu keiner Entwicklung lekommen. Die hier folzenden Notirungen können als der Durch- schnitt der gezahlten und geforderten Preise gelten. 3u notiren ist für reelle Prima⸗Stärke 17 1820 M1 für dergleichen Mehl 17 18,50 M, abfallende Sorten 17 1, Sekunda. Qualitäten 15 bis 16,50 ƽ½, Tertia 13 14,50 , Schlammsorten . Kartoffelzucker, Syrup und Dextrin sind abermals etwas niedriger zu netiren. Zu notiren ist frei Berlin: Prima Kartoffelmehl, je nach Qualität 19 21 66, Sccunda Kartoffelmehl 17,50 —= 1850 4, Prima Kartoffelstärke 1850 19,90 „6, Secunda Lo. 17 18 4, Prima weißer Kartoffelsprup 420 promp: 23,25 6, do do. per Sey= sember 2325 6, do. gelber Kartoffelivrup prompt 22 23.6, do. do. per September 22 , do. weißer Kartoffelzucker prompt 23, 90 6s. do. do. Ver Sextember 23,50 . do. gelber ver September 21 bis 2256.6, do. Dertrin prompt 23 29 66, krystallinischer Kartoffel zucker 9 o 44 = 45 t, kiystallinisches Nachprodukt 809 22 25

Der Aufsichtsrath der Märkischen Maschinenbau— anstalt vormals Kamp u. Co., Wetter a. d. Ruhr, beschloß, den Aktionären die Vertheilung einer Dividend: von 9 Go gegen 4500 im Borjahbre vorzuschlagen. Es beträgt der Gesammt Bruttogewinn für J88855 321 285 46 gegen 172 328 im. Vorjahre. Dapon werden verwendet 72 975 66 für gewöhnliche Abschreibungen 4. (im Vorjahre 1 115 6, 26 330 Me für Reservefords und. Tantiemen (im Vorjahre 11871 M0) und 216 000 66 zu ο Tividende Die Bireftion theilt mit, daß die Fabrik vorliegende Ordres in ungefährer Föte des ganzen vorjährigen Umsatzes fest zur Ausführung bat, sodaß dieselbe bereits bis Ende des jetzt laufenden Geschäftsjahres, also 1. Juli 1890 voll und lohnend beschäftigt istt

Der dem Aussichtsrath der Chemnitzer Werkzeug⸗ maschinen-Fabrit vorm. Job. Zimmermann vorgelegte Abschluß vro 1888 860 ergiebt einen Bruttegewinn von 6109 905 * und nach Äbjug von 1665 580 M für Abschreibungen einen Reingewinn von 444 3233 Es wurde beschlossen, eine Dividende von 8/0 zu vertbeilen und nach Abrechnung der Dotirung des Reservefonds mit 22613 d scwie der statutenmäßigen Tantiemen den Reservefonds eußerordentlich mit 60 000 zu dotiren. Auf neue Rechnung werden 5894 „S vorgetragen. . . ö M., 5. September (Getreidemarktbericht don Josepb Strauß Weizen entsckieden besser bei größerer Kaufsust; ab Umgegend 19— 4 (6, frei hier 193 1 ½0, vor⸗ jäbriger 18 4M, russische Sorten 211 —= 224 Roggen war obne größeres Geschäft, Stimmung aber sehr fest; biesiger 461 6, rufsischer Is M Am Gerstenmarkt herrschte reges Leben und eine seit Jahren ungekannte animirte . sowohl durch die leitenden Märkte, als auch durch großen Kensumbegehr; grebkörnige, weiße Wetterauer bis 183 M geschraubt. Ried, Franken (Ochsenfurter Gau⸗Gerste) 185 19 16 Hafer bei wachsender Frage und zurückbaltender Verkaufslust fest 144 154 , boch fein darüber. In Mais (mixed war von Geschäft keine Rede. Die Notiz 121 T bleibt, kränklicher viel unter Cours, Chilisalpeter, un- verändert, Käufer per Frühjahr 18990 neffen hier einen guten Markt. Aepfel (Kelterobstß: Die Tendenz war eine sebr feste, da Ab⸗ geber sowohl als Käufer große Zurückhaltung beobachteten, die Notiz 12 13 je nach Qualität bleibt. In Mehl beginnen die Trankaktionen auf spätere Lieferung an AueLehnung zu gewinnen. Roggenmehl Nr. O1 stramm gehalten, die Berliner Börse diktirt bier die Preise. Wir lassen biesiges Weizenmekl Nr. 0 333 34 n, Rr. 1 35— 31 4, Nr. 7 256 26 *, Rr. 3 1. 266 , Rr. 4 21— 22 6, Nr. 5 17—18 n Milchbrot⸗ und Brotmebl im Verbande 51 t—57 1, norddeutsche und westfälische Weizenmeble Nr. 00 26— 27 M0 Berliner Roggenmehl ab Bahn Magteburg Nr. 0 246 M, Nr. O1 236 , Nr. 1 22,09 M, frei Ufer Frank furt a. Ni., Mainz, Mannheim ca. 1,25 M tbeurer (exquisite Marken ca. ( höher). Weizenkleie 8 Rogaggenkleie 3—– * «, Spelzspreu 240 M Rübsl im Detail 73 —- 6 6. (Obige Preise persteben sich per 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Stationen.)

Wien, 6. September. (W. T. B) Ausweis der Südbahn vom 27. August bis 2. September: 834 070 Fl., Mehreinnahme

16513 FI.