worden ist, in einer vom Superintendenten Trümpelmann abgefaßten Bearbeitung für die Gegenwart über die Bühne gehen.
Mannigfaltiges.
Die Ausstellung für Unfallverhütung wird mit dem Schluß des Ausstellungsparkes nicht ihr Ende erreichen, die Schätze der Ausstellung werden rielmehr wenigstens theilweise von hier aus nach anderen Städten überführt werden, um auch dort anregend und fördernd zu wirken. So wird der österreichische Theil der Aus⸗ stellung auf Veranlassung des Mährischen Gewerhevereins nach Brünn übersiedeln und dort in Verbindung mit anderen Objekten, die gleichen Zwecken dienen, im November dem Publikum vorgeführt werden.
In den Räumen der Philharmonie fand gestern ein Fe st⸗ abend der Deutschen Ferien⸗Kolonien unter außerordentlich zahlreicher Betheiligung statt Die erste Abtheilung des Programms bestand aus der hre; der 2000 Schulkinder, welche während dieses Jahres aus Berlin in Ferien⸗Kolonien, Sool⸗ und Seebäder und Milchpflegen entsandt worden sind Gesang der festlich ge⸗ utzten Kleinen, welche in viergliedrigen Reihen mit ihren
annern in dem großen Saale Aufstellung genommen, er— öffnete die Feier, deren fernerer Verlauf in Vortrage weiterer Lieder bestand. Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, der Protektorin der Deutschen Ferien Kolonien, welche dem ersten Theil der Festlichkeit beiwohnte, wurde von einem kleinen Mädchen ein Blumenkörbchen überreicht und von der ganzen Versammlung ein Hoch dargebracht. Die Bewirthung der kleinen Gäste an langen Tafeln bildete den Abschluß des für sie bestimmten Arrangements. Um 7 Uhr begann ein Concert unter Mitwirkung der Fr. Professor Marie Schmidt, der Fr. Teresina Geßner vom Deutschen Theater, welche einen Prolog sprach, des Frl. Gabriele Wietrowitz und der Hrrn. Dr. Jedliczka, Dr. Reimann, Behm sowie der Berliner Liedertafel. Wahrend der großen Concertpause fand im großen Saal unter Leitung des Hrn. Pr. Julius Stettenheim die Versteigerung der DOriginalzeichnungen berühmter Künstler, welche die künstlerische Grundlage zu dem für Förderung der Ferien Kolonien bestimmten Werk: „In Luft und Sonne“ gebildet haben, statt; auch hatte das Publikum Gelegenheit, sich an den in einem Nebenraum veranstalteten pbonographischen Produktionen zu ergötzen. Der Ertrag des 6 ist zum Besten der Ferier⸗Kolonien bestimmt; bei der regen Antheilnahme, welche es fand, steht zu eiwarten, daß in namhafter petuniärer Erfolg erzielt worden ist.
die erforderlichen Angaben schleunigst einzuschreiben.
In dem Seehospiz zu Norderney, das für die Aufnahme von 259 Kindern sechs Parillons e thält, haben nach der Kiel. Zig mehr als 500 Kinder in diesem Sommer nachhaltige Kräftigung und völlige Heilung von schweren Leiden gefunden. Im Winter 1888. 89 war das Hospiz im Ganzen von etwa 80 Kindern besucht, und die hier erzielten Heilerfolge bei Skrophulose, Anämie, Bronchialasthma u. s. w. waren durchweg so erfreuliche, daß auf. Wunsch einer Reihe von Aerzten das Hospiz auch im kommenden Winter geöffnet bleiben wird. Mit dem Hospiz ist⸗ein Pensionat für 20 Knaben und junge Leute wohlhabender Eltern verbunden, für welches ebenfalls bereits Anmeldungen zum bevorstehenden Winter eingegangen sind. Auf Ver langen kann von wissenschaftlich gebildeten Herren in Norderney auch einiger Unterricht ertheilt werden. Anmeldungen für die Winterkur 1 baldigst an die Verwaltung des Seehospizes in Norderney zu richten.
Posens 4. Oktober, (W. T. B.) Der gestern Abend um 8 Uhr 25 Minuten von hier abgegangene Pe rsonenzug stieß, nach⸗ dem derselbe 10 Uhr 26 Minuten Lissa verlassen hatte, in der Nähe von
Laßwitz auf einen Güterzug. Wie es heißt, sind von dem Zugpersonal 4 Personen getödtet, einer schwer verwundet, auch unter den Reisenden sollen zahlreiche Verwundungen vorgekommen sein, jedoch liegen authentische Details noch nicht vor. Mehrere Schwerverwundete wurden heute Vormittag bierhergeschafft, — In Folge des Unglücks wird der Verkehr durch Umsteigen hergestellt.
Erfurt, 3. Okteber. (W. T. B.). Das Eisenbahn⸗Be⸗ triebsamt giebt bekannt: Auf der Linie Naum burg Artern ist heute Vormittag wegen Dammrutsch und Geleissenkung der gesammte Perfonen⸗ und Güterverkehr von Naumburg bis Donndorf bis auf Weiteres eingestellt worden. Der Ver kehr wird nur noch auf der Linie Artern — onndorf, jedoch unter Ausfall der Züge 401 und 408, aufrecht erhalten. Die voraussichtliche Dauer der Störung ist zur Zeit gänzlich unbestimmt.
München, 2. Ottober. Auf der Station Gemünden fuhr heute früh eine Rangirmaschine dem hinteren Theile des aus fahrenden Güterzuges 673 in die Flanke und wurden hierdurch 3 bayerische Wagen um gestürzt und drei weitere zur Entgleisung gebracht. Zug 673 konnte, nachdem ein Theil der Wagen abgehängt war, seine Fahrt fortsetzen, während der Verkehr auf der Route nach Elm und Hammelburg mehrere Stunden lang unterbrochen war. Die Be— schädigungen am Material sind nicht beträchtlich.
Stuttgart, 3. Oktober. (W. T. B.). Nach weiteren amt⸗ lichen Ermistelungen sind noch folgende Personen bei dem Eisen⸗ ba hnunglück getödtet worden: Kattzarina Streib, Vorsteherin der Haus haltungẽschule zu Herrenberg, und Heinrich Pongratz, Pharmazeut in Wolfach. Der Minister von Mittaacht besuchte heute die Ver⸗ wundeten im Katharinenspital, sowie im Privatspital des Dr. Zellers, und fehr darauf nach dem Friedhof, um die Leichen der Verunglückten im Leichen hause zu besichtigen.
Bockenheim, 2. Oktober. (Frkf. Journ) Dem hiesigen Husaren ⸗Regiment ist das lebensgroße Bild seines hohen In⸗ habers, des Königs von Italien, durch den italienischen Militär Attack am Berliner Hof übergeben worden. Dem Bilde wurde im Offizierkasino seine Stelle angewiesen.
Eisenach, 3. Oltober (W. T. B.) Als Schlußfeier der General versammlung des Evangelischen Bundes fand heute Nachmittag 4 Uhr eine trotz der ungünstigen Witterung von weit über 500 Personen besuchte Versammlung auf der Wartburg statt. Nach dem Gesange des Lutherliedes Ein' feste Burg“ hielt Prof. Bey⸗ schlag die Festrede, die, an die geschichtlichen Erinnerungen der Wartburg anknüpfend, Luther als den Begründer einer neuen weltgeschichtlichen Epoche feierte, aus deren Geist das neue Deutsche Reich mit dem evangelischen Hohenzollern⸗Kaiser an der Spitze hervorgegangen sei. Am Abend fand die Aufführung von Derrient's Luther Festspiel unter eigener Leitung des Verfassers im städtischen Theater statt.
Graz, 2. Oktober. (Dresd. Journ.) Aus Gstatterboden wird gemeldet: ‚Der Tourist Hans Wiesler aus Knittelfeld, welcher Sonntag früh eine Tour uͤber den Peterpfad auf die Planspitze nächst Gstatterboden unternahm, wird seither vermißt. Im Schnee⸗ gestöber, welches Wiesler in den Wänden überraschte, verlor derselbe seinen Begleiter und ist entweder abgestürzt oder erfroren.“
London, 4. Oktober. (W. T. BM. Ein „Lloyds“ Telegramm aus St. Pierre auf der Intel Miquelon vom 3. d. M. meldet: Heute Morgen traf hier ein Boot mit 17 Personen von der Mannschaft des französischen Dampfers „Göésographigue“ ein, welcher am 2. d., M. mit dem britischen Schiffe Minnie Swift?‘ 40 Meilen westlich von St. Pierre zu—⸗ sammenstieß. Die angekommenen Personen sagten aus, daß beide Schiffe im Begriff waren zu sinken und daß sich noch zwei
andere Boote auf der offenen See mit den übrigen Hinterbli von den Mannschaften der beiden Schiffe befänden; mehrere e en der Mannschaft des. Geographique“, sowie zwei Frauen feien ertrunfen.
Göschenen. Ueber das hier am 29. September eingeweihte Denkmal für die beim Bau des Gott hardtunnelis Var kunglückten bringt die . N. Zürch. Ztg. noch folgende nähere Be schreibung: Das Denkmal auf dem kleinen Kirchhof unten an der Reuß ift wohlgelungen und macht einen tief ergreifenden Eindrua Auf einem Obelisken aus feinkörnigem Gotthardgranit steht die Bunt. Favre' s.. Ein Tunnelarbeiter, am Fuß des Obelisken kniend hetrauert die gefallenen Opfer seiner Mitarbeiter und seines Meisterz Der Gesichtgausdruck dieses piemontesischen Mineurs ift ergre sen und von hohem, künstlerischen Werth. Die Büste Favre s und dez Mineurs mit seinen Werkzeugen sind aus carrarischem Marmor gemeißelt. Das Denkmal hat der junge tessinische Künstler Pietro Andreoletti von Porto Cerisio am Luganersee geschaffen.
New Orleans, 3. Okteber. (W. T. B.). Auf dem Dampfer Corona, welcher in Port Hudson am Mississippi vor Anker lag . die Kessel gesprungen, wobei 40 Personen ums Leben amen.
Ueber die Ueberschwemmungen in Japan bringt die via San Francisco eingetroffene Post neue Mittheilungen, welche nach dem „Hannor. Cour, folgendermaßen lauten: Die Katastrophe war die Folge von Ueberschwemmungen im westlichen Theil der Provinz Ki und dem Zusammensturz eines Berges, der sechs blühende Ortschaften unter seinen Fels trümmern begraben hat. Der Anfang des Monate August zeichnete sich durch starke Regengüßse aus, welche ein rasches und Pe— sorgniß erregendes Steigen der Flüsse herbeiführten; am 19. Augu brachen die Dämme des Kinogawe, eines mehr als 106 englische Mellen langen Flusses, in der Nähe der Stadt Wekayama, und es wälzte sich eine ungeheure Wassermenge durch den Bruch über die Felder und Ortschaften und riß alles im Wege Stehende. Häuser, Tempel, Brücken, Zäune 2c. mit sich fort. In diesem Distrikt wurden 355 Häuser vollständig zerstört, während etwa 5000 so stark beschãdigt wurden, daß gegen 30 600 Einwohner auf die Hülfe der Regierung angewiesen wurden. Ein weiterer Dammbruch fand bei Hidakagowa statt; von den 60 Häusern des am schwersten betroffenen Ortes Wakenamura sind nur zwei stehen geblieben, von den Bewohnern kamen 50 ums Leben. Auch bei Sanabemachi vermochte das Ufer den Druck des Wassers nicht auszuhalten; letzteres bahnte sich einen neuen Weg und hatte in wenigen Augenblicken sammt⸗ liche Gebäude der Nachbarschaft überfluthet. In einem Umkreise bon zehn englischen Meilen sind sämmtliche Orischaften mehr oder weniger überschwemmt, zahlreiche Häuser sind eingestürzt, gegen 300 Personen ums Leben gekommen. Bei Chornihomuru sind mehrere hundert Gebäude zertrümmert und nur 11 stehen geblieben. Der Fluß Kinokuni stieg um 13 bis 18 Fuß über seinen normalen Stand, sodaß keine Brücke dem gewaltigen Druck des Wassers Widerstand zu leisten vermochte. Das Steigen des Wassers begann gegen 6 Uhr Abends und dauerte bis gegen Mitternacht; dann trat der Strom über seine Ufer und riß bei dem Dorfe Jwahashi die Dämme fort. Der Ott sowie 48 benachbarte Dörfer und Weiler waren in wenigen Augenblicken von den wilden Gewässern überschwemmt, die in der Höhe von 5. bis 15. Fuß Alles bedeckten. Zwei Tage später brachen die Dämme der Flüsse Jodogawa und Inkedapeigawa, die ebenfalls fürchterliche Ver⸗ heerungen anrichteten und an verschiedenen Orten mehrere hundert Häuser demolirten. Die Tempelgebäude in Kueno sind sämmtlich zerstört worden, doch konnte das Götzenbild gerettet werden. Der Hikawaga⸗ fluß stieg 28 Fuß über seinen normalen Stand und riß Tausende von großen Bäumen fort, die jetzt im ganzen Distrikt zerstreut liegen. Am Tomitagawa sind 1200 Häuser zerstört, in Ninhi Murogoi 1692 umgerissen, 50s fast gänzlich demolirt und 440 mehr oder weniger beschädigt. Der Gesammtschaden wird auf sechs Millionen Dollars geschätzt; unter den Bewohnern der betroffenen Distrikte herrscht Dungersnoth.
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t vom 4 Oktober,
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Stationen.
Bar. auf Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.
Wind. Wetter.
Temperatur 5riS§5. — 4 R.!
in? Celstus
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. St. Petersbrg. Moskau ...
764 749 755 751 770 774
bedeckt wol kig wolkig Dunst wolkenlos
.
Neufahrwasser Memel ...
754 751 755 756 760 762 762 762
wolkenlos
bedeckt Regen wolkig wolkigi) bedeckt? 2 heiter
I bedeckt 2 Regen
9 . ünster. .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin. ... Wien.... Breslau ...
756 758 752 761 764 764 763 766 764
3 bedeckt
I bedeckt
IUwolkenlos
I bedeckt
3 wolkenlos
2wolkenl. )
2wolkenl. still wolkenlos
SW 1 wolkenlos
Ile d' Ax .. Nizza .... Triest ...
759 764 765
1) Gestern Regen.
Reif.
NO VO ON do
3 Regen 5 halb bed. L wolkenlos
) Gestern Regen. I) Nebel,
9 Gestern anhaltend Regen.
Uebersicht der Witterung, Bei wenig veränderter Lage des hohen Drucks im Nordosten wird die Wetterlage Europa's im Westen durch ein Gebiet niedrigen Drucks mit Centren
unter 750 mm über erf hrt eg en, im Osten durch eine flache Depression ü variablen leichten bis schwachen,
3 Winden ist
Deut
er Polen beherrscht. Bei an der Ostsee das Wetter über Central⸗
chland heiter, sonst veränderlich, im Nordosten
regnerisch. Die Temperatur liegt etwas unter der
normalen, besonders im Süden, an der östlichen
Ostsee etwas darüber.
Regenfälle fanden besonders
im centralen und nordwestlichen Deutschland sowie über Großbritannien statt. Holyhead meldet 28, Hurst Castle 29 mm.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗ Kinzeigen.
NRänigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern ˖ haus. 194. Vorstellung. Orpheus und Eurydike. Oper in 3 Akten von Gluck. Dichtung nach dem
Franzßsischen des Moline. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Tetzlaff. Dirigent; Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 207. Vorstellung. Die Guitzows. Vater ländisches Drama in 4 Akten von Ernst von Wilden ᷣruch. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 195. Vorstellung. Don Juan. Oper in? Akten mit Tanz von Mozart. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 208. Vorstellung. Natalie. Schauspiel in 4 Akten von Iwan Turgenjew. Nach dem Russischen für die deutsche Bühne bearbertet von Eugen Zabel. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Sonnabend: Faust's Tod.
Sonntag: Das Glas Wasser. Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Berliner Theater. Sonnabend: Ein Tropfen
Gift. Die wilde Jagd.
Sonntag: Montag: Demetrius.
Tessing Theater. Sonnabend: Der schwarze Schleier. Schauspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Das letzte Wort. Schauspiel in 4 Akten von Franz v. Schönthan.
Montag: Das letzte Wort.
Wallner ⸗ Theater. Sonnabend und Sonntag:
Der rechte Schlüfsel. Volksstück in 4 Aufzügen
von Francis Stahl. Anfang 7 Uhr.
Victoria Theater. Sonnabend: Etanley in
Afrika. Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. 1 . Ballet von C. Severini. Anfang t. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich -Wilhelmstãdtisches Theater. Sonnabend: Orphens in der Unterwelt. Bur⸗ leske Oper in 4 Bildern von Hector Cremieux, neu bearbeitet von Eduard Jacobson. Musik von Jacques Off enbach. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Orpheus in der Unterwelt.
Nesidenz - Theater. Direktor: Sigmund Lauten · burg. Vorletzte Woche. Sonnabend: FJernande. 1 Sittenbild in 4 Akten von Victorien Sardou.
eutsch von Eduard Mautner. Anfang 71 Uhr.
Sonntag u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.
Central Theater. Direktion: Emil Thomas.
Sonnabend: Zum vorletzten Male: Leichtes Blut. Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt.
Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Dienstag: Zum 1. Male: Das lachende Berlin. Mit neuen Bildern von Ed. Jacobson und H. Wilken.
Adolph Ernst-⸗Theater. Dresdenerstraße 72.
Sonnabend: Zum 45. Male: Flotte Weiber. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 73 Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
rania, Anstalt für volksth. Naturkunde.
Inralidenstr. 57/62 und Ausstellungs⸗Park, geöffnet von 12 —11 Uhr. — Sonnabend, Abends 73 br: Dr. Dreyer: Das Leben in den Tiefen des Oceanus.
Concert- Daus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). 23. Concert Saison. Sonnabend: Anfang des Con⸗ certs ausnahmsweise 7 Uhr. Gesellschafts⸗Abend des Kapellmeisters Hrn. Karl Mevyder mit seiner aus 70 Mitgliedern bestehenden Kapelle.
Sonntag: Gesellschasts Abend. Anfang 6 Uhr.
Montag: Erster Beethoven ⸗ Abend. (Sinfonie Eroiea )
Circus Kenz, Karlstraße. Sonnabend, Abends
7 Uhr: Eröffunngs⸗Gala⸗Vorstellung.
Aus dem reichhaltigen Programm sind besonders hervorzuheben: 6 irländische Vollblut ˖Jagdpferde, in einer neuen Methode in . dressirt und vor⸗ geführt von Hrn. Franz Renz. — „The gold bird“, engl. Vollblut, in der hohen Schule geritten von
rl. Clotilde Hager. — Albatros und Kolibri,
chimmel hengste, zu gleicher Zeit in Freiheit dressirt und vorgeführt von Prn. Franz Renz. — „Cam⸗ peador“, engl. Vollblut, geritten von der renom⸗ mirten Schulreiterin Mlle. Elvira Guerra. — Wiener Gigerl-Quadrille, geritten von 16 Damen. — Miß Lillie und Miß Rosa als Konkurrenz ⸗ Jockey reiterinnen, Frl. Natalie, Parforcereiterin, Mlle. Adele und Mr. Giovani (Fas de denx gracieux auf 2 Pferden), Frl. Frida (Olympische Spiele), Mr. Sylvester, der erste Jockey der Jetztzeit, Mr. Alexander, unübertroffener Saltomortalesreiter, Mr. Frank Melville, vorzüglichster Trabreittünstler auf ungesatteltem Pferde, Mr. William Orford, Volti⸗ geur à la Richards, à Gebrüder Briatore, Spezialität ersten Ranges in der Parterre⸗Gymnastik. Komische Entises von 16 Clowng. Sensationell; Sergeant Simmès jugendliche militärische Truppe (westindische
uaven-⸗Uniformen) in ihren nie zuvor gesebenen
chlachten ⸗ Lagerbildern ꝛc. — Preise der Mätze: Logenrlatz 4 M Speirsitz u. Tribüne 3 M Erster Platz 150 M Zweiter Platz 1 S Galerie⸗Steh⸗ platz 50 3. Kinder unter 10 Jahren in Begleitung Erwachsener zablen auf dem J. und II. Platz halbe Preise. auf allen übrigen Plätzen volle Preise. Di⸗ Kasse ist am Eröffnungstage von Morgens 10 Uhr ab ununterbrochen geöffnet.
Große Festvorstellung Täglich an den Wochen⸗ Vorstellung mit stets wech⸗
E. Renz, Direktor. .
. Familien⸗Nachrichten.
Verlobt; Frl. Martha Ihlfeldt mit Hrn. Kauf—⸗ mann Wilhelm Kramer (Quedlinburg). — Frl. Maadalene Schneider mit Hrn. Pastor Ernst Thieler ¶ Magdebur = Oberweimar). = Frl. Marie Kidrowski mit Hrn. Ger. Sekretär Rudolf Schul Danzig — Königsberg). — Frl. Bertha Blomeyer mit Hrn. Wilhelm von NReckltnahenfen jun. ( Horn⸗ burg = Köln). — Frl. Margarethe Nauck mit Hrn. Königl. Steuer⸗Amts -⸗Controleur Karl Vogele Kassel Frankfurt a. M.). — Frl. Elisabet Bormeister mit Hrn. Kaufmann Friedrich Schröder (Potsdam = Neustrelitz).
Verehelicht: Hr Prof. Dr. Felix Müller mit Frl. Margaretbe Schwartz (Berlin). — Hr. Reg. Baumeister Herm. Zimmermann mit Frl. Helene Schulte (Düsseldorfs. — Hr. Paul Hahn mit Frl. Margarethe Gorgaß (Magdeburg). — Hr. Ger. Assessor Schubert mit Frl. Marie . (Alfeld a. SH) — Hr. Wolfram Frhr. v. Richt⸗ bofen Barzdorf mit Frl. Thercse Götz v. Olen⸗ husen (Bückeburg). — Hr. Prem. Lieut. v. Han⸗ stein mit Frl. v. Oettingen (Halberstadt.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Wilh. Kauffmann (Morges, Kt. Waadt). — Hrn. Dr. Richard Weißenfels (Freiburg i. Br.). — Hrn. Kapitän Lieutenant Meyer (Wilhelme haven). — Hrn. Dr. jur. Konicke (Görlitz. — Hrn. C. Weidlich (Berlin). — Hrn. F. Richard (Stralau). — Eine Tochter: Hrn. Paul Gruneberg (Samburg). — Hrn. Reg. Baumeister Schwedler Köln). — Hrn. Masch. Unt -Ing. O. Orlin Kiel) — Hrn. G. Neumann (Königsberg). — Hrn. Landrath Grafen von Schlieffen (Pyritz!.
Gestorben: Verw. Frau General Lieutenant Marie von Radowitz, geb. Gräfin von 3 (Berlin). — Hrn. Amtzsrath Uhden Tochter Elise (Sorge. — Frau Wilhelmine verw. Heintz, geb. Denbardt (Leipzig Berna — Dresden) — Frau Anna Willich (Gllwangen). — Hr. Stadtrath Eduard Memmel (Ballenstedt a. H.). — Hr. Kaufmann Waldemar Eimisch (Burg). — Hr. ordentl. Lehrer Eduard Raehse (Berlin). — Frau Amalie Ilgner, geb. Zavorowic; (Berlin) — Hr. Rentier Adolvh Sietow (Berlin). — Fil. Anna Guttzeit (Schöneberg b. Berlin).
Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee.
Berlin: Verlag der Expedition (Sch oly.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ Anstalt, Berlin 8w., Wilbelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen
Sonntag, Abends 7 Uhr: mit neuem Programm. — tagen, Abends ?7 Uhr: selndem Programm.
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗-Anzeiger.
Mn 236.
Berlin, Freitag, den 4. Oltober
Literatur.
Kaäiserworte. Festgabe für die Kaisertage am 12, 13, 14 und 165. September 1889. Hannover, Verlag von Wolff und Hoborst. In vorliegendem Heft werden zusammengefstellt die drei
roklamationen, welche Se. Majestät Kaiser Wil helm II. bei . feiner Regierung erließ, ferner der Erlaß an den Reichskanzler Fůrsten Bismarck nach dem Tode Kaiser Friedrich's III., die Tafel teden in Wien, Rom, Oldenburg, Berlin, Braunschweig, München, Karlsruhe, Münster, Dresden,. Minden, Hannover die Ver. ordnung anläßlich des Unglücks bei Samoa, der Tages befehl bei. Ueberführung der Fahnen aus dem Palais Roifer Wilhelm's J.; daran schließt sich der Wortlaut der Rede, gebalten bei der Grundsteinlegung in Metz, der Erlaß an den Stati= halter ven Elsaß⸗Lothringen, ferner der theilweise Abdruck der Thron— reden zur J. nd II. Eröffnung des Reichstages und zur J. Eröff ung des Landtages; den Beschluß macht eine Rede, gehalten in Frankfurt. die Erwiderung an die Kaufmannschaft in Berlin, und die Rede bei Eröffnung der Ausstellung für Unfallverhütung. Der Preis des mit den Porträts des regierenden Kaiserpaares geschmückten, elegant aus— gestatteten Heftes heträgt 0 10 1 .
— Zu dem Werk: Die Gewerbe und Versächerungs—⸗ esetzgsbung des Deutschen Reichs? vom Präsidenten des eichs⸗ Versicherungsamts Dr. T,. Bödiker, das 1887 im
v. Decker'schen Verlage in Berlin in zweiter Auflage eischien, ist soeben ein 101 Seiten starker Nacht rag erschienen. Derselbe enthält alle auf obigem Gebiete seit 1887 ergangenen wichtigen Gesetze und Ausführungsbestimmungen. womit der gegenwärtige Stand dieser um⸗ fassenden Gesetzgebung erschöpfend wiedergegeben ist. . z
— Die Ehre als sittliche Triebfeder, dargestellt für deutsche Männer im Waffenrock wie im Friedenskleide von G. Hupssen, Militär-Oberpfarrer und Konsistorial⸗Rath. Berlin, JF. DS. Maurer ⸗ Greiner, Hofbuchhändler, (1 4) — G. Huvssen, welcher leider im Sommer Lieses Jahres seinem verdienstvollen Wirken durch den Tod entrissen wurde, bietet in vorliegendem Werkchen die letzte seiner schätzenswerthen Schriften. Wir hatten be⸗ reits früher wiederholt Gelegenheit, diese lobend empfehlen zu können, und dürfen dies auch bezuglich der letzten. Für den Soldatenstand waren die Huyssen'schen Bücher berechnet, auf den Krieger veredelnd und fördernd einwirken zu wollen, war der aus— gesprochene und gediegene Zweck derselben, und wohl mancher Soldal mag aus ihnen viel Anregung und geistige Bildung geschöpft und sich an der lichtvollen warmen Sprache erfreut und erhoben haben. In vorliegendem Werk wird das Höchste, was er besitzt und was ihm über Alles gehen muß, die Ehre einer Betrachtung unter zozen und der Begriff derselben von den verschiedensten Seiten her beleuchtet; so wird gesprochen über die ideale Bedeutung der Ehre, die reclen Erscheinungen derselben die Ehre in besonderen Beziehungen, den sittlichen Zwang der Ehre. Wir glauben, daß auch mit dieser Schrift Huyssen einen dankenswerthen Beitrag zur ethischen Erziebung des Soldatenstandes geliefert hat, der sein Andenken im preußischen Heere für lange Zeit wach halten wird. ö .
— Die Verlagshandlung von Paul Neff in Stuttgart läßt eine neue il lustrirte Ausgabe der Gedichte von Friedrich von Schiller erscheinen. Es besteht an derartigen illustrirten Ausgaben eigentlich kein Mangel, wohl aber sind viele derselben entweder zu theuer oder die Bilder waren wenig werth. Es muß also immerhin als ein Verdienst erscheinen, wenn man die Gedichte mit wirklich guten Illustrationen und zu einem rerhältnißmäßig billigen Preise herausgiebt und somit dem deutschen Volk auf's Neue die unvergäng⸗ lichen lyrischen Erzeugnisse seines Lieblingsdichters in würdiger Form bietet. Die uns vorliegende erste Lieferung läßt für das weitere Erscheinen der übrigen das Beste hoffen; sie macht. einen rornehmen, künstlerisch durchaus gefälligen Eindruck; sie ist mit einem Porträt des Dichters nach der Marmorküste Donnecker's und einem Facsimile der eigenhändigen Widmung Schiller's bei Uebersendung seines Wilhelm Tell‘ an den Churfürsten ⸗ Erzkanzler Carl von Dalberg (April 1894) geschmückt. Einer karzen, mit Illustrationen ausgestatteten Biographie folgen die Gexichte, deren beide erste, „Hektor's Abschied‘ und „Brutus und Cäsar,, illustrirt sind. Die ganze Ausgabe wird in zwölf Lieferungen voll ständig sein, der Preis der einzelnen Lieferung stellt sich auf 0,50 „t, der Gesammtpreis also auf nur 6 .
— Im Verlage von Friedrich Andreas Perthes, Gotha, erschien soeben eine wieder forafältig überarbeitete Auflage der Biographie von Caroline Perthes, geb. Claudius, — heraut gegeben ven
. G. V. Brandt. Caroline Perthes, geb. 7. Februar 1774, gest. am 28. August 1821, war die Gattin des berühmten Hamburger Buchbändlers und Patrioten Fr. Perthes und Tochter von Matthias Claudius Sie gilt als einer der edelsten weiblichen Charaktere, welche sich in der deutschen Frauenwelt durch hervorragende Eigen- schaften einen Namen erworben haben. Opfermuth, Thatkraft und Vaterlandsliebe waren die bedeutendsten Züge ihres Wesens. Nachdem die im Jahre 1881 erschienene 3. Auflage des Buchs vergriffen war, machte sich eine neue nöthig, welche gegen die vorige noch um einige kleine Einzelheiten vermehrt worden ist. So findet sich darin ein Bild, welches uns Caroline Claudius am heiligen. Weihnachtsabend unter den Zweigen der brennenden Tanne im Kreise der Ihrigen und der Familienfreunde zeigt: man sieht Matthias Claudius, Klopstock, die Gebrüder Stolberg, Perthes, Jacobi u. A. m. Auch diese vierte Auflage ist, wie fchon die vorhergehende, mit dem Porträt Ca—⸗ rolinens und einem Facsimile von ihrer Hand geschmückt. Das Lebensbild der hochsinnigen Frau eignet sich besonders zum Geschent ür Damen, welche sich an dem hier gebotenen Vorbilde weiblicher Tugend und Seelenschönheit erheben we rden. Der Preis des elegant ausgestatteten in Ganzleinen gebundenen Buches stellt sich auf 3
— Huter Rath für Hausfrauen. Unter Mitwirkung don Dr. Biedert, Hennig, Dr. von Hoff mann, Kieber, herausgegeben von Maria Rebe. Zum Besten des Zufluchtshauses in Straßburg. Gotha, Friedrich Ändreas Perthes. 2M — Die Zahl der Haus- bücher und Rathgeber für Hausfrauen ist gewiß eine große und wächst von Jahr zu Jahr, sie erscheinen in den verschiedensten Formen und was dem einen fehlt, bietet das andere um so reichlicher. Ganz eigen⸗ attig dürfte aber das vorliegende, von Maria Rebe herausgegebene sein, welches sich von den sonst üblichen unterscheidet. Nicht in trockenen Rathschlägen wird den Hausfrauen hier Auskunft gegeben, sondern in angenehmer und ansprechender Weise wechselt hier be lehrende Erzählung und sachliche Unterweisung; nicht nur der Haus halt wird bedacht, sondern auch das Gemüth, auf welches in christ= lichem Sinne erzieblich eingewirkt wird, wie j. B. in der Erzãhlung: „Wie es im Schollenhof Sonntag geworden?. Sprichwörter sind kleinen Betrachtungen zu Grunde gelegt, welche in den Gesich ts. kreis der Hausfrau gehören, ja selbst die Poesie wird in einer kleinen sinnigen Auswahl von Gedichten zur Hülfe herangezogen, um bildend und erfteuend auf Herz und Sinn der Familie einzuwirken. Dann feßit es aber auch nicht an praktischen Aufsätzen, wie folchen über die Krankenküche, die Körperrflege, den
aushalt u. dgl. mehr. In den vier Wänden betitelt sich eine
mmlung von Vorschlägen für die Kleidung, Kochrezepten, aus nulla, u. f. w., welche das lebhafteste Interesse jeder ausfrau erregen wird; aber auch ö . des Landwirths findet Be⸗ ehrung über Viehzucht und alle Angelegenheiten, welche Garten und cker angehen. So ist denn der Inhalt ein so reichhaltiger und
werthvoller, daß das Buch zur Anschaffung allen Hausfrauen nur empfohlen werden kann. ö ; .
— Nordlandsharfe. Ein Ueberblick über die neuere Lyrik des Nordens. Uebersetzungen von P. J. Willatzen. Bremen, Druck und Verlag von M. Heinsius. Preis broch. ord. 6,40 M6, geb. in Leinen ord. 7.50 66 — Mehr denn je wendet sich die Aufmerksamkeit des gebildeten Publikums der nordischen Literatur zu, deren nam hafteste Vertreter des dramatischen und norellistischen Gebietes in Deutschland kaum weniger gekannt sind, als in ihrem eigenen Vater—⸗ lande. Machen doch einige derselben, wie Björnson und Ibsen, be⸗ reits Schule in unserer heimischen literarischen Welt, und jede Neu— aufführung eines Werks aus der Feder des letztgenannten Dichsers gestaltet sich zu einem Ereigniß unter den Be— suchern des Theaters. Wollte man nun aus diesen Ar— beiten allein einen Schluß auf das eigentliche Wesen der modernen nordischen Literatur ziehen, so könnte man zu einem falschen, den Thatsachen kaum entsprechenden Ergebniß gelangen, denn dasjenige Gebiet, welches jedem Volke am ureigensten ist und von fremdem Einfluß sich am reinsten erhält, ist das lyrische, über welckes uns P. J. Willatzen in seiner Nordlandsharfe einen hochinteressanten Ueberblick giebt. Hier ist noch Ursprüngliches zu sucken, was man bei den unter französischem Einfluß stehenden Literaten, wie Björnson Ibsen, Kielland u. a. m., vergeblich sucht; was sie uns bieten, ist nichts spezifisch Nordisches, sondern verräth deutlich die in fremden Ländern gewonnenen Anschauungen, welche die Autoren auf die heimath⸗ lichen Zustände übertragen. Aus dieser lvrischen Sammlung vermögen wir aber die wahre Volksseele in ihren Empfindungen und Regungen zu erkennen, erhalten wir einen Begriff von der Schönheit und Frische, welche die nordischen Lyriker vor den modernen nordischen Naturalisten der Prosa so vortheilhaft auszeichnet. P. J.. Willatzen verdient Dank für diese Uebersetzung, ie ungleich erfreulicher ist, als so manche der bereits früher von ibm gebotenen. Es sind prächtige Gedichte in, dieser stattlichen Auswahl enthalten, welche sich in Bezug auf Tiefe der Gedanken, Empfindung und Form den besten unserer deutschen Lyrik und Epik an die Seite stellen lassen. Hier werden uns schwedische Dichter von Olaf von Dalin (1708-1763) bis Strindberg, einem der jüngsten, angeführt, in ähnlicher Weise die finnischen, norwegischen und dänischen. Die Uebertragung derselben ist sicherlich außerordentlich schwierig gewesen, aber man kann dem Uebersetzer das Lob ertheilen, daß er mit großem Geschick den Schönheiten des Originals gerecht geworden ist und uns die Werke unserer stammverwandten Nachbarn so formgewandt in der deutschen Sprache vorführt, als wären sie ursprünglich in derselben abgefaßt. Die Nordlandsharfe wird sich viele Freunde erwerben.
— Thomas Carlyle über Helden, Heldenverehrung und das Heldenthümliche in der Geschichte. Sechs Vor— lesungen. Deutsch von J. Neuberg. Berlin 1853. Verlag der Decker'schen Geheimen Sber⸗Hofbuchdruckerei. — Thomas Carlyle hielt in den Jahren 1837 — 40 in London mehrere Vortragseyklen, von denen eine Reihe, nämlich die obenerwähnten on heroes, hero-wor- ship and the heroic in history im Jabre 1846 in Landon gedruckt und von Neuberg 1853 ins Deutsche übertragen wurden. Diese Vor träge erregten damals großes Apfsehen und fanden bei den Zuhörern, welche „die Gebildeten und Ausgezeichneten, die Schönen, die Weisen, etwas vom Besten in England‘, wie Carlyle sich selbst ausdrückt, unter sich zahlten, lebhaften Beifall, welcher den Vorträgen auch zu Theil wurde, als sie in Buchform erschienen. Die Weltanschauung und das rolitische System Carlyle's lassen sich aus diesen Vorträgen erkennen; er stellt darin sechs Typen des Heldenthums auf: den Helden als Gottheit, dann den Propheten, als dessen Typus er Mohammed wählte, den Dichter (Tante und Shakespeare), den Priester (Luther und Knox), den Schriftsteller (Johnson, Rousseau, Burns), den Herrscher (Cromwell und Napoleon), und tritt lebhaft für das Recht des Genius, die Welt zu gestalten, ein. Die Berliner Verlags handlung eiwirbt sich mit der Neuherausgabe des Buches nicht nur ein Ver dienst um den englischen Geschichtsschreiber, sondern auch um die deutschen Leser. Die vorliegende Ausgabe ist eine Reproduktion des alten Drucks durch chemischanastatischen Druck, welcher recht gut ausgefallen ist. .
— Die ‚Gewerbehalle“ (Verlag von J Engelhorn in Stuttgart) eiweist sich auch in den neuesten Heften (' bis 10, 27. Jahr⸗ gange) als die vortreffliche, vielseitige Muster h lättersammlung für die Kunst-Industrie, der die letztere in allen ihren Zweigen schon so mannigfaltige Anregung und Förderung verdankt. Ein Hauptgewicht kat dieses von den Stuttgarter Architekten Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle mit wählerischem Gescmack geleitete Organ stets auf gute ältere Vorbiider namentlich unseres deutschen Kunstgewerbes ge— legt. Demgemäß sind auch die letzten Lieferungen in dieser Hinsicht wieder sehr ergiebig. Renaissance⸗ und Barockstyl Tdominiren wie früher, während der Rococostyl nur Lurch eine Wandfüllung aus dem Billardsaal des Schlosses Schleißheim ver⸗ treten ist. Jene Stvlarten sind dagegen vielgestaltig repräsentirt, und zwar durch einen Theil des schönen Chergestühls aus St. Ulrich in Augsburg, dann eine Vertäfelung nebst Waschkästchen aus einem alten Nürnberger Hause, einen reichgeschnitzten Schrank aus dem 17. Jahr— hun dert, edel geformte Bettstellen aus dem Museum Steen in Änt⸗ werven, zwei phantastisch verzierte Prozessionsstäbe italienischer Her⸗ kunft, eine reich ornirte alte Ühr, einen schönen Pokal aus der städti⸗ schen Sammlung im Rathhause zu Kampen in Holland, schwung volle alte Schmiedearbeiten aus Augsburg, Venedig, Kolmen a. d Mojel und Güstrow in Mecklenburg, ferner Pilasterfüͤllungen von einem alten Reliquiarium und Intarsien von der Kanzel der Frauenkirche in Zittau. Auch die alte Textil⸗-Industrie ist nicht übergangen, sondern durch die farbige Reproduktion eines kostbaren mittelaster lichen Seiden Damast⸗ Stoffes berücksichtigt. Das Kunstgewerbe der Gegenwart erscheint mit einer Anzahl von Entwürfen, unter denen derjenige zu einem Salon, von H. Kirchmayr in München, wegen seines originellen japa—⸗ nisirenden Geschmacks am meisten auffällt. Ferner werden für Die Zimmerausstattung dargeboten Möbel im modernen deutschen Re= Faissancestyl vom Architekten F. C. Nillius in Wien und im italienischen Renaissancestyl vom Architekten Otto Schulze in Florenz. Auf einer Tafel, welche Schmuckgegenstände zeigt, sehen wir einen Anhänger aus Feingeld (mit buntem Schmelz, Diamanten, Rubinen und Perlenz verziertR, welcher im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich zur silbernen Hochzeit Ihrer Najestät von dem Prof. Dr. P. F. Krell in München entworfen und von den Münchener Juwelieren K. Winterhalter und J. Elchinger ausgeführt worden war. Ändere Blatter veranschaulichen eine schwung= voll gestastete Schale (Rococo) von Julius Cam. Maeß in Berlin und ein fein erfundenes Spitzenmuster, von Hanns Schnabl in Wien. Die w enthalten, wie sonst, belehrende technische Aufsätze und Notizen.
— 6 mittlere Reitschule. Ein Reit. und Dressur System für Gebrauchszwecke. Von E. 8. An de rson Verfasser von Modern Horsemanship. Im Auftrage des Verfassers aus dem Englischen Überfetzt von Berghaus, Major a4. D. Mit 1 Licht⸗ drucktafeln nach Moment⸗Photographien. Dresden, Friese u. Putt⸗ kamer. Das vorliegende Buch wird in Sportkreisen viele Inter · effenten finden, da namentlich durch die beigefügten Augenblicks. photographien die Anschaulichkeit des von dem Verfasser Gesagten bedeutend gewinnt und das Verständniß erleichtert wird. Durch diese Bilder glaubt der Heraut geber namentlich die in seinem bereits früher
1889.
erschienenen Buch „‚Untugenden beim Pferde“ aufgestellten Theorien binsichtlich der Bewegungeu als richtig zu erweisen. Bei Erklärung seiner Dressurmethode setzt er voraus, daß es sich um ein Pferd bandelt, welches bereits reitfromm ist, dem aber noch nicht die verschiedenen Wirkungen der Hilfen beigebracht sind; im Schluß ⸗ kapitel ist die Behandlung ungezähmter und schwieriger Pferde be— schrieben. Er verfuhr so. damit der Reiter eine vollständige Kennt niß der Macht der Peitsche, der Sporen und des Gebisses besitzt, ehe er die Dressur eines jungen oder eines widerspenstigen Pferdes unternimmt. Im Anhang sind Uebungen für den Sitz im Balan—⸗ eiren, für die Beine und Füße, Auf- und Absitzen ohne Bügel u. s. w. angegeben. Die Lichtbilder zeiden uns Pferd und Reiter in den ver— schiedenen Gangarten und Stellungen. Das vorliegende Buch er= scheint bereits in der zweiten Auflage, ein Beweis dafür, daß es die Anerkennung der Sportswelt gefunden hat. Die Ausstattung ist eine hochelegante. . ;
— Im Verlage von Hans Licht, Hof⸗Musikalienhandlung in Leipzig, erschien in 2. stark vermehrter Auflage ein Concertgesang⸗ Album, enthaltend 35 Original⸗Kompositionen geistlichen und welt lichen Inhalts mit Begleitung von Pianoforte, Orgel oder Har- monium, Cello oder Horn, herausgegeben von Gustav Jankewitz. (Preis geh. 2 M0, eleg. geb. 3 „606. In dem gut ausgestatteten Heft sind eine Anzahl in musikalischen Fackkreisen wohlbekannter Namen mit Kompositionen vertreten, die bei Aufführungen in Kirche und Concertsaal sich zum Theil bereits Anerkennung erworben und auch beim Publikum beliebt geworden sind. .
— Im Geographischen Institut und Landkarten ⸗Verlag Jul. Straube, Berlin swW., Gitschinerstr. 109, erschien soeben ein in sechs Farben mit großer Sorgfalt und Sauberkeit ausgeführter Plan von Berlin, welcher die Eint heilung Berlins in die Kataster⸗ Amts- Bezirke veranschaulicht. Der Plan ist allen Grund⸗ besitzern, Bauunternehmern, Kommissionären und Hypotheken Maklern unentbehrlich und von ungemeiner Wichtigkeit, da er in übersichtlicher Darstellung zeigt, zu welchem Kataster-Amis⸗Bezirk ein jedes Grund⸗ stück gehört und an welches Amtslokal man sich zu wenden hat. Der elegant ausgestattete Plan ist mit einem vollständigen Straßen verzeichniß versehen und zum Preise von 2 ½ durch alle Buch— handlungen zu beziehen. ]
— Pünktlich am 1. Oktober erschien im Verlage von Alexius Kießling, Berlin 8, Brandenburgstraße 64, die Winter-Ausgabe von Kießling's Berliner Verkehr, 112 Seiten in Westentaschen / format, Preis 30 mit den Winter⸗Fahrplänen sämmtlicher von Berlin ausgehenden Eisenbahnen, inkl. der Stadt und Ringbahn, der elektrischen Bahn, der Dampfstraßenbahnen, sämmtlicher Pferdebahnen, Omnibus, Droschkentarif und Stundenplan sämmtlicher Sehens würdigkeiten Berlins. — Als Supplement hierzu erschien in dem selben Format eine neue Ausgabe von Kießling's Taschenplan von Berlin mit sämmtlichen Pferdebahnlinien (in Roth) und Straßenverzeichniß mit Angabe der Postbezirke, Preis 20 3. Beide Werkchen erfreuen sich bereits seir langen Jahren durch ihre Zu— verlässigkeit, Ucbersichtlichkeit und ihr bequemes Format der Gunst aller Kreise der Berliner Bevölkerung. . .
— In Friedr. Schulze's Verlag (Berlin, Wilhelmstr. 12. ist soueben der Preußische Terminkalender für Ver— waltung s⸗Begmte pro 1890 erschienen. (Preis 2.50 M, durch; schossen 3 „ Der einundzwanzigste Jahrgang hat, einem oft aus— gesprochenen Verlangen gemäß, die werthvolle Veränderung erfahren, daß das Verzeichniß der Städte die nach der letzten Volkszählung fest— gestelltlen Angaben, in Bezug auf Einwohnerzahl, sowie andere schaͤtzenswerthe Notizen enthält. Durch diese Erweiterung des Inhalts gewinnt der seit einundzwanzig Jahren erscheinende Terminkalender für jeden Beamtenkreis unverkennbar an praktischer Brauchbarkeit.
— Köhler's Deutscher Kaiserkalender 18930. (Druck und Verlag von Wilhelm Köhler. Minden i. W.) Von diesem volksthümlich gehaltenen Kalender ist bereits eine neue Ausgabe für das nächste Jahr erschienen; er hat wieder reichen und mannig2— faltigen Inbalt und bringt eine Reihe populär gehaltener kleiner Beiträge belletristischen, geschichtlichen, statistischen und anderen In— halts. Geschmückt ist er in seinen Vollbildern mit Darstellungen der Person unseres Kaisers und Episoden aus den neuesten Erleb— nissen desselben, ferner Bildern der Kaiserlichen Familie, berühmter Feldherren und Staatsmänner u. dgl. mehr. Ein Gedicht von Felix Dahn, betitelt Heil dem Kaiser“, enthält eine schwungvolle Orxation fur Wilhelm II. — Der Deutsche Kaiserkalender erscheint bereits im zehnten Jahrgange, ein Beweis dafür, daß er sich großer Beliebtheit zu erfreuen hat. Trotz seines stattlichen Umfangs stellt sich der Preis doch nur auf (0,50 ö z
Ein anderer, nicht minder bekannter Kalender ist der im Verlag von Gerhard Stalling in Oldenburg erscheinende Gesellschafter“, Volkskalender für Norddeutschland. Preis G50 6. Dieser erscheint als 50 Jubel Jahrgang, worauf ein dem „Gesellschafter zur fünfzig⸗ jährigen Wanderung‘ von Hermann Pilz gewidmeter Festgruß Bezug nimmt; in gleicher Weise beschäftigt sich ein Aufsatz mit der Ge— schichte dieses Kalenders und der rolitischen Entwickelung unseres Vaterlandes. Geschmückt ist der 24 Seiten starke Band mit zahl⸗ reichen, sauber ausgeführten Holzschnitten; das Bild Kaiser Wil helm's JI. in farbiger Ausführung eröffnet die Reihe der Illustrationen. Beigegeben ist ein tägliches Notiztaschenbuch. ö
— FIllustrirt« Zeitung. Die am 28. September d. J. erschie nene Nr. 2413 enthält u. A. folgende Abbildungen: Von den Kaiser⸗ manövern in Westfalen. 6 Abbildungen. Originalzeichnungen von unserem Spezialzeichner R. Knötel. Kaiser Wilhelm nach der Parade bei Minden, die Front der Kriegervereine abreitend. Ein Bügeltrunk auf dem Marktplatz von Minden. Rückkehr vom Paradefeld am 1I. September. Villa Leonhardi, die Wohnung des Kaisers in Minden. Bauern aus der Umgegend von Minden. Kavallerieattaque bei Holzhausen am 12. September. (Zweiseitig — Fürst Albert von Monaco und seine Verlobte, die Herzogin von Richelieu, geb. Heine. — Aus der ersten Münchener Jahresausstellung von Kunst ⸗ werken aller Nationen. 2 Abbildungen. Buntes Bild. Gemälde von Jul. Adam, Lustige Fahrt, Gemälde von Alfred Ko⸗ walsks Wierusz. — Fürst Günther von Schwarzburg Son. dershausen, FR am 165. September. — Von der Wißmann'schen Expedition in Ost⸗Afrika 4 Abbildungen. Nach Skizzen unseres Spezialzeichners und Berichterstatters C. Weidmann. — Das deutsche Krankenhauß in Bagamoyo. Die Ruinen von Bagamoyo. Die et,. der , . in . Ansicht von Tanga ꝛc. — Einzelpreis dieser Nummer 1
1. Die 1 52 des, Bär“ hat folgenden Inbalt: Ihrer Majestãt der Kaiserin Augusta zum 30. September 1888. — Auf dem Tempelhofer Felde, Berliner Skizze von M. Rinckleben — Aus den Briefen der Frau von dem Knesebeck, geb. von Klitzing, von Frau
elene von Hülsen (Fortsetzungs. — Die deutschen Kaiser und die
tadt Metz (Schluß). — an, erste Königin, von F. A. von Winterfeld (Fortseßung). — Brandenburger Reminiszenzen, von Gustgy Dullo (SchlußJ. — Kleine Mittheilungen: Die Vorbesitzer des Reichskanzler Palals. — Das neueste Bild des Feldmarschalls Grafen Moltke. — Denkmals ⸗ Enthüllung in Friesack. — Bismarck. Museum. — Eine italienische Ode auf den Tod Friedrich's des Großen.
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