Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin J Oktober. (Meckl. Nachr.) Se. Masestät der Kaiser hat aus Anlaß seiner An⸗ wesenheit in Schwerin, gleichzeitig im Namen Ihrer Majestät der Kaisferin, für die Armen der Stadt ein Gnadengeschenk von 2000 M6 bewilligt und dem Ersten Bürger— meister Üübersenden lassen. .
Waldeck. Arolsen, 5. Oktober. (Hann. Cour.) Se. Durchlaucht der regierende Fürst mit Prinzessin Elifabeth und dem Hofstaat kehrten gestern Nachmittag auf dem Wege über Kassel und Warburg von Schloß Schaumhurg an der Lahn wieder nach ihrer Residenz zurück, von welcher sie seit mehreren Monaten fern waren. Die Stadt prangte im Festgewande, und die Spitzen der Staats⸗ und städtischen Behörden waren am Eingange des Residenzschlosses zum Empfange versammelt. Buͤrgermeister Dr. Waldeck begrüßte in feierlicher Ansprache den Fürsten, worauf dieser in herz⸗ lichster Weise dankte. Eine Deputation junger Damen über⸗ reichte darauf der Prinzessin einen Blumenstrauß. Abends war die Residenzstadt auf das Glänzendste illuminirt, auch brachten die Schüler des Realgymnasiurns der Fürstlichen Familie einen Fackelzug dar. Später machte der Fürst eine Rundfahrt durch die Stadt.
Reuß ä. L. (4) Greiz, 7. Oktober. Ihre Durch⸗ lauchten der regierende Fürst und die Fürstin nebst den Prinzessinnen Emma, Marie und Karoline trafen am 5. d. M. vom Jagdschloß Ida-Waldhaus, wo Hochdieselben einen mehrwöchigen Aufenthalt genommen hatten, hier wieder ein, während Ihre Durchlauchten der Erbprinz und die Prinzessin Hermine noch einige Zeit daselbst verweilen werden. — Gestern statteten die Gräfin Elisfabeth von Schönburg-Forderglauchau mit der Prinzessin Thekla von Schönburg-Wal denburg dem Fürstlichen Hofe hier einen Besuch ab.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Heute Vormittag nahm der Erzherzog Earl Ludwig, in Vertretung des Kaisers dem zum Statthalter von Nieder-⸗OSesterreich ernannten Sektionschef im Ministerium des Innern, Grafen Kielmannsegg, den Eid ab.
Großbritannien und Irland. London, JT. Oktober. (W. T. B.) Bei der Nachwahl in Peterborough an Stelle des verstorbenen konservatlven Abgeordneten Fitzwilliam wurde der Gladstonianer Morton mit 1803 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Purvis (Unionist) erhielt 1642 Stimmen.
Frankreich. Paris, J. Oktober. (W. T. B.) In Cochtnchina ist Lemyre de Villers, in der Kolonie am Senegal Admiral Vallon zum Deputirten gewählt. Nach der neuesten Aufstellung über die Wahlergebni sse zählt die neue Kammer 365 Republikaner und 211 Mitglieder der oppositionellen Parteien.
Die Abendblätter heben hervor, daß die gemäßigte republikanische Gruppe, welche in der letzten Kammer aus nur 6Mitgliedern bestand, jetzt mit Lon Say und Ribot 50 Mitglieder zähle, und knüpfen daran die Hoffnung, daß die Majorität daraus wohl erkennen werde, in welcher Richtung sie sich zu bewegen habe, wenn sie die Republik thatsächlich befestigen, dem Lande den inneren Frieden geben und neuen Ägitationen vorbeugen wolle. Der „Temps“ meint, die Umstände seien günstig, um eine Politik der Versöhnung unter allen Klassen der Bevölkerung, praktische Reformen und eine Politik der Ordnung und des Friedens einzuleiten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Anläßlich der in Athen stattfindenden Ver— mählungsfeierlichkeiten wird sich ein russisches Ge— schwader, bestehend aus dem Kreuzer „Admiral Kornilow“, der Panzerfregatte „Minin“, dem Kanonenhoot „Tscherna— moretz“ und dem Aviso „Psesuape“, nach dem Piräus begeben. Wahrscheinlich wird sich auch die Panzerfregatte „Wladimir Monomach“ anschließen.
Belgien. Brüssel, 7. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Gemeinderaths verlas der Bürger⸗ meister eine Namens des Kollegiums an die Repräsen—⸗ tantenkammer gerichtete Adresse, in welcher die Kammer ersucht wird, der von der Regierung eingebrachten Wahl⸗ reform-Vorlage ihre Zustimmung nicht zu ertheilen.
Serbien. Belgrad, J. Oktober. (W. T. B.) Der Regent Belimarkovie machte heute der Königin-Mutter einen Besuch.
Eine Zuschrift der „Pol. Corresp.“ weist auf die in den radikalen Kreisen der Skupschtina immer deutlicher hervor⸗ tretende Strömung hin, die Frage bezüglich der Königin Natalie so zu lösen, daß beiden Eltern des Königs der Wunsch ausgedrückt werde, längere Zeit von Serbien fern zu bleiben. Die Regierung würde da— g kaum auftreten, vielmehr trachten, einen bezüglichen
eschluß in einer der Würde des Königlichen Hauses Rech⸗ nung tragenden Form auszuführen.
Bulgarien. Sofia, J. Oktober. (W. T. B) Die zu vierwöchentlichen Uebungen einberufenen 25 9090 Reser— visten sind, nach einer Meldung der „Agence Balcanique“, heute nach Beendigung der Manöver entlassen worden. Demnächst sollen auch diejenigen Soldaten entlassen werden, deren Dienstzeit abgelaufen ist, um Rekruten Platz zu machen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Ottober. (F.) Von dem Kriegs⸗Ministerium ist eine Lom mission ,, worden, um das rauchfreie Pulver des Belgiers Wetteren und dasjenige des schwedischen Ingenieurs Skoglund auf ihre Verwendbarkeit zu Kriegszwecken zu prüfen.
— J. Oktober. (W. T. B.). Der hiesige russische General-Konsul Buch arow ist heute Morgen plötzlich gestorben.
Dänemark. Kopenhageng 7. Oktober. (W. T. B. ) Der Reichstag wurde heute eröffnet. Die beiden Kammern, Landsthing und Folkething, haben ihre bisherigen Präsidenten, Advokat Liebe und Högsbro, wiedergewählt.
Amerika. New-⸗York, 7. Oktober, (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Meldungen erhielten bei den Wahlen für die Legislatur in Montana die Demokraten die Majorität.
Zeitungõfstimmen. In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir:
Unter dem Rüstzeug, mit welchem die Opposition in den Wahl⸗ kampf zieht, befindet sich stets die Klage über zu hohe Reichs, bezw. Staatsausgaben und zu hohe Steuern. Es ist das ein Tyema, welches den Wähler naturnothwendig am meisten interessirt und
einmal deshalb, sodann weil es der Opposition Gelegenheit bietet.
mit ihrem angeblichen Interesse für das materielle Wohlergehen des Wählers zu prunken, in Wort und Schrift vor und während der Wahlcampagne ohne Unterlaß traktirt wird. Das jüngst erschienene A.BC-Buch für deutschfreisinnige Wähler, das ja einem Theile unserer Opposition für die nächsten Reichstagswahlen die geistige Nahrung zuzuführen bestimmt ist, be schäftigt sich denn auch zu seinem allergrößten Theile mit diesen Klagen. Am eingehendsten werden dabei die Ausgaben geschildert, welche Heer und Marine verursacht haben. Die Summe der letzteren wird für die Zeit von Anfang 1872 bis zum 1. April 1896 auf 9476 Millionen Mark berechnet und die Rechnung mag stimmen. Was aber solls mit der Aufführung dieser Zahlen? Die Summen sind bewilligt und das A-B⸗C⸗Buch giebt, was es nicht oft thut, einmal der Wahrheit die Ehre und gesteht zu, daß die freisinnige Partei für den bei weitem größeren Theil dieser Aufwendungen gestimmt habe. Da die ganze deutschfreisinnige Wahlfibel ledig⸗ lich zur Verherrlichung der freisinnigen Partei, geschrieben ist, so muß man annehmen, daß dieses Zugeständniß ein Lob der letzteren enthalten soll. Dieses Lob ist indessen nicht weit her. Denn während die gemäßigten Parteien sich bemüht haben, für die neth— wendigen Ausgaben auch die nothwendigen Einnahmen auf dem Wege der Steuern herbeizuschaffen, ist es gerade die deutschfreisinnige Partei, welche wie immer, auch in ihrer neuesten Wahlfibel dem Wähler das Wachsthum der Steuern vor Argen hält, um ihn gegen die— jenige Politik aufzubringen, welche die Sicherung unseres Vaterlandes nach außen als ihre erste Pflicht ansieht. Nun könnte man allerdings vermuthen, daß die freisinnige Partei, da sie doch dem weitaus größten Theile jener 9176 Millionen Ausgabe zugestimmt hat, die Deckung derselben vielleicht auf einem anderen Einnahmewege, als auf dem von den gemäßigten Parteien eingeschlagenen angestrebt habe. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Die einzige Steuer, welche die freisinnige Partei vorgeschlagen hat, ist die Reichs ⸗Einkommensteuer gewesen. Daß diese aber nur eine ganz winzige Summe im Vergleich mit jenen Zahlen für nothwendige Militärausgaben eingebracht hätte, ist von den Deutschfreisinnigen selbst zugestanden. Allerdings haben sich seinerzeit die Freisinnigen auch für eine andere Steuer, nämlich die Branntwein steuer, begeistert. Das geschah aher nur zu dem. Zweck, um die damals vorgeschlagene Erhöhung der Brausteuer zu hintertreiben, und wir wollen ihnen, die sich heute fo sehr über das Branntweinsteuergesetz vom Jahre 1887 entrüstet zeigen, gern attestiren, daß sie es damals mit der Einführung einer Steuer auf Branntwein nicht ernst gemeint haben. Danach bleibt
auf den Deutschfreisinnigen der Vorwurf sitzen, daß sie zwar großen,
nach ihrem eigenen Zugeständniß nothwendigen Ausgaben zugestimmt haben, für die Deckung derselben aber in keiner Weise auch nur mit einem irgendwie ausreichenden Vorschlage an die Oeffentlichkeit ge⸗ treten sind. Und wenn sie, wie es vorauszusehen ist, auch im nächsten Wahlkampf in Klagen über die Höhe der Steuern ausbrechen sollten, so wird man ihnen aus ihrer eigenen Wahl fibel vorhalten können, daß sie entweder nicht berechtigt waren jenen Ausgaben zuzustimmen, welche die Steuern nothwendig machten, oder nicht berechtigt sind, sich über die Höhe der Steuern zu beschweren. Diejenigen Politiker aber, welche, wie sie den Ausgaben zugestimmt, auch die Einnahmen bewilligt haben, werden sich nicht bloß mit dem Ausspruch Burke's trösten, wonach Steuern auferlegen und beliebt sein eben so schwer ist, wie zugleich verliebt und weise sein, sondern sie werden sich auch sagen können, daß die Einnahmebewilligung zur Sicherheit des Reichs nothwendig war. Und es wird ja hierfür glücklicherweise im größten Theile unseres Volkes das Verständniß nicht fehlen.“
Die Courstreihereien an der Börse geben dem „Deut⸗ schen Oekonomist“ Veranlassung zu folgender warnenden Betrachtung:
„In allen industriellen und gewerblichen Branchen begegnet man heute der angespanntesten Thätigteit, wie eine solche seit den ersten siebziger Jahren nicht mehr zu beobachten war, und die Preise der haupffächlichsten Waaren haben, nachdem sie bereits eine beträchtliche Steigerung erfuhren, neuerdings: eine so energische Aufuwäcts. bewegung eingeschlagen, daß die Frage dadurch nahe gelegt wird, ob der Höhepunkt. dieser Entwickelung noch weit entfernt sein kann Es giebt zwar viele Leute, welche der Ansicht sind oder sich gern einreden, daß erst jetzt wieder nor⸗ male Verhältnisse in der industriellen Produktion erreicht seien; man glaubt dieselben dem Wirken der Kartelle verdanken zu sollen und erwartet von diesen Vereinigungen, daß sie im Stande seir werden, die heutigen Verhältnisse festzuhal ten. Derartige An schauungen sind indessen unschwer als Illusionen zu erkennen. Wie in der zweiten Hälfte der siebziger bis in die achtziger Jahre hinein bei schwachen Erwerbsverhältnissen der Konsum auf allen Gebieten möglichst beschränkt wurde, so ist heute in Folge der ge— stjegenen Löhne und Unternehmergewinne das Gegentheil der Fal; wie in jener Periode Angesichts der sinkenden Preise die Vorräthe aufgebraucht und nur in der allerdürftigsten Weise ergänzt wurden, so sehen sich die Handeltreibenden und Industriellen heute durch die steigende Tendenz veranlaßt, sich möglichst reichlich mit Vor räthen zu verforgen, und endlich findet sich auch eine stets geschästige Spekulation ermuthigt, durch Aufkaufen und Aufstapeln von Handelk—⸗ artikeln die Preissteigerung zu verschärfen und den augenblicklichen Bedarf zu erhöhen. Daß diese Bewegung nicht bis ins Unendliche fortgeführt werden kann, fondern an irgend einem Punkte zum Stil stand und dann auch unmittelbar zum Rückschlage gelangen muß, ist selbstverständlich. Diesen Zeitpunkt voraussagen zu wollen, kann aber nicht unsere Aufgabe sein; es mag genügen, in Erinnerung zu bringen, daß der Niedergang um so eher erwartet werden muß, je höher und tascher die Preise steigen.
Enger als je vorher ist die Börse heute mit dem Schicksal der industriellen Produktion verknüpft, und die ersten ernstlichen Anzeichen einer rückläufigen Bewegung auf dem industriellen Arbeitsmarkt dürften das Signal dafür sein, daß die Börse die veränderten Ver— hältnisse in Rechnung stellt und den mit so großem Erfolg zurück gelegten Weg zu den hohen Coursen der Industriepapiere in umge⸗ kehrker Richtung antritt. Die vornehmlich aus dem starken Geld⸗ bedarf der Industrie und des Handels hervorgegangene Vertheuerung der Zinssätze für disponibles Kapital hat die Bbtse selbst bereits zur Vorsicht gemahnt; sie ist es nicht mehr, welche die hohen Course der Industriepapiere noch weiter steigert. Es sind die weiten Kreise des Privatpublikums, welche, diese Papiere im Besitz haben und optimistisch genug sind, die Gefahren dieses Besitzes gegenüber den erhofften ferneren Coursgewinnen in den Wind zu schlagen. . . .
Die große Mehrzahl der Aktionäre hat in umfangreichster Weise den Kredit der Banquiertz in Anspruch genommen, um Industrieaktien zu erwerben, und ganz besonders dürften es die in den setzten Jahren neu emittirten Papiere sein, welche nur auf Grund verhältnißmäßig kleiner Theilzahlungen in die Hände ihrer jetzigen Besitzer gelangt sind Daß diese Einzahlungen hei einem ernsten und nachhaltigen Rückschlage zum größten Theile, wenn nicht ganz, verloren sein werden, ist als das kleinere Uebel anzusehen; das gesammte Agio, und mehr noch als dieses, wird sich als eine Fiktion erweisen, sobald eine schlechte Konjunktur die Dividenden abnehmen und verschwinden läßt. Das Agio der Aktien industrieller Gesellschaften aber beträgt viele hundert Millionen Mark, welche heute als reelle Werthe gelten; ihre Verflüchtigung wird manchen reichen oder wohlhabenden Mann arm machen, der Konsum wird, wie wir dies in den 70er Jahren gesehen haben, immer weiter eingeschränkt
werden müssen, die Industrie wird in steigendem Maß beschästigungs⸗ los und unrentabel werden, der Kredit, der hauptsächlichste Träger des heutigen Verkehrs, wird der sicheren Grundlage entbehren und in Ermangelung des Vertrauens zurückgezogen werden — kurz, wir werden dasselbe Schauspiel erleben wie in den 70er Jahren,
Selbst wenn politische Verwickelungen nicht vorkommen, so sollte doch die Gewißheit, daß die heutige Konjunktur in Handel und Industrie in beschränkter Zeit einen Rückschlag erfahren, muß, hin= reichen, um den allzuhoch gestiegenen Optimismus zu dämpfen und fernere Courstreibereien der Industriepapiere zu beschränken.“
Das Ergebniß der Stich wahlen in Frankreich wird in der „Leipziger Zeitung“ in folgender Weise charakterisirt: Das Ergebniß der in Frankreich stattgefundenen Stichwahlen hot den darüͤber im Voraus angestellten statistischen Berechnungen des Ministers Constans Recht gegeben. Die neue Kammer wird hiernach aus 362 Republikanern und 205 Oppositionellen bestehen. (Nach den neuesten Nachrichten lauten die Zahlen 365 bezw. 211.) Daß die Boulangisten es bei den Stichwahlen noch bis auf 47 Stimmen gebracht haben — in der vorigen Kammer waren sie nur einige 20 Köpfe stark — ist immerhin bemerkenswerth. Daneben verdient vor Allem die Thatsache bemerkt zu werden, daß die republika—⸗ nische Majorität außer 236 Opportunisten 126 Raditale aufweist. Ueber diesen Punkt, das numerische Verhältniß zwischen Opporkunisten und Radikalen, hatten die Pariser Blätter bisher ge⸗ schwiegen. Es hieß nur ganz allgemein, daß die Ersteren auf Kosten der Letzteren erheblichen Zuwachs erhalten hätten. Das wird denn auch durch die obigen Zahlenangaben bestätigt. Immerhin sind die Radikalen auch heute noch hinlänglich stark, um mit Hülfe der Oppo—⸗ sition jedes ihnen mißliebige Ministerium stürzen zu können. Die Opportunisten haben es nur auf 236 Stimmen gebracht, bedürfen also, um die Majorität in der Kammer zu erhalten, unter allen Umständen fremder Hülfe, sei es von Seiten der Radikalen, sei es von Seiten der gemäßigten Monerchisten. Daß sie zur Zeit die bei Weisem größte Fraktion in der Kammer bilden, ist gleichwohl wahr, ändert aber nichts an der Thatsache, daß sie mit fast 50 Stimmen hinter der Majorität zurückgeblieben sind. Einstweilen ist das Ministerium Tirard der Radikalen sicher, und so lange diese durch die Furcht vor einer Verständigung zwischen der Regierung und den gemäßigten Monarchisten in Schach gehalten werden, mag es auch dabei bleiben. Wirklich gefährlich werden die Radikalen der Regierung erst von dem Augenblick, wo zwischen Regierung und Monarchisten sich ein förm⸗ licher Bruch vollzogen hat.“
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 40. — Inhalt: Verfügungen: vom 26. September 1889. Austausch von Postpacketen im Verkehr mit Uruguay; Postanweisungen nach dem Oranje⸗Frei⸗ staat und nach Sarawak auf Borneo.
Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Nr. 40. — Inhalt: Amt- liches: Nachruf. — Personal⸗Nachrichten. — Nichtamtliches: Heinrich Ludwig Alexander Perrmann 4. — Die Preisbewerbung um das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm J. (Fortsetzung) — Spritz⸗
vorrichtungen beim Einzammen und Ausziehen von Pfählen. — Ueber
zweckmäßige Einrichtungen von Kliniken (Forsetzung),. — Vermischtes: Preisausschreiben für die Erbauung einer Kirche in der evangelisch⸗ lutherischen Trinitatispfarrei in Dresden. — Hagen-Denkmal in Pillau. — Fünfzigjähriges Dienstjubiläum des Geh. Ober-Bauraths Canzler in Dresden. — Kongreß fär russische Alterthumskunde.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterwohnungsfrage.
Der Verein zur Förderung des Wohles der Arbeiter Con- cordia“ hat, wie dem „Frankfurter Journal“ aus Mainz gemeldet wird, eine Sammlung von Plänen, Skizzen und Kostenanschlägen der besten und bewährtesten Arbeiterwohnungen veranstaltet und die ein⸗ zelnen Blätter derselben auf lithographischem Wege vervielfältigen lassen, um allen denjenigen, welche mit dem Bau von Arbeiter wohnungen vorgehen wollen, zuverlässige Anhaltepunkte darüber zu bieten, in welcher Weise dieß am zweckmäßigsten und einfachsten ge—⸗ schehen kann. Die Pläne erscheinen in zwei Serien und werden die der Serie 1 (von dem Verein selbst gesammelte und verviel⸗ fä tigte Skizzen) zum Preise von 40 , die der Serie 1 (Skizzen der Berliner Baugenossenschaft zum Preise von 19 3 per Blatt ö . General ⸗Sekretariat des Vereins an Jedermann portofrei versandt.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Strike der Dockarbeiter in Rotterdam ist beendet. Noch vor wenigen Tagen — so bemerkt das Dresdn. Journgl!'— sprach sich die Leitung der Ausständischen äußerst zuversichtlich über den zu erwartenden Sieg aus, die Sozialdemokraten hofften auch in
jenem Strike die Oberhand zu behalten; aber die holländischen Aibeiter wandten sich von denselben zu guter Stunde ab. Das sozial⸗ demokratische „Berliner Volkeblatt“ spricht bitter aus, es habe wieder einmal der Geldsack über den leeren Magen gesiegt. Dem ist aber nicht so; Arbeitgeber und Arbeiter haben sich geeinigt; die gerechtfertigten Forderungen der Letzteren sind gewährt, unbillige dagegen sind von den Arbeitern selbst, nachdem die Rheder sich dagegen erklärt, zurückgezogen worden. Die rasche Beendigung dieses Äusstandes ist um so freudiger zu begrüßen, als die beigische und englische Sozialdemokratie große Anstrengungen gemacht hatte, dem Sirike eine ebenso bedeutende Ausdehnung zu geben, wie sie der Londoner Ausstand durch die vorzügliche Führung“ gewonnen batte. Agitatoren waren thätig, um den Strike in allen holländischen und belgischen Häfen zu entfachen selbst die englischen Häfen sollten wiederum in Mitleidenschaft gezogen werden. Dieser Plan ist nun gescheitert.
Die Armenpflegekosten in Dortmund
betrugen im letzten Berichtsjahre (1. 4. 88 — 1.4. 897) 39 * . 42 3 im Vorjahre auf den. Kopf der Bevölkerung. Als Gründe für die Herabminderung der Kosten der offenen Armenpflege sind die, be⸗ friedigenden Lohnverhältnisse der Arbeiterbevölkerung, die mäßigen Lebensmittelpreise, der sehr günstige Gesundheitszustand, die Wirkungen des Krankenkassen⸗ und des Unfallversicherungsgesetzes, die Thätigkeit des Wohlthätigkeitsvereins durch sein Eintreten bei vorübergehenden Nothständen, seine Arbeits ⸗Nachweisstelle und Gewährung von Arbeit auf feinem Holzhofe, sowie durch Unterhaltung einer Sommer ⸗ un Winterpflege bedürstiger schwächlicher Kinder, die Ausübung einer fortlaufenden Kontrole der Unterstützten und die energische Einziehung der erftattungsfähigen Posten anzusehen. Die Minderausgabe für die geschlossenen Armenanstalten wird Lurch die weitere Ausdehnung der Familienpflege hinsichtlich der vom Ortgarmenverbande zu unter⸗ haltenden Pflegekinder, sowie durch die schwächere Belegung des Armen. und Arbeitshauses begründet. Es find die Armenpflegekosten seit 1879/80, in welchem Jahre sie den höchsten Stand erreicht hatten, fast stetig gefallen und bleiben in Bezug auf vas Jahr 1888,89 sogar hinter denen des Jahres 1876 zurück. Der Grund für die Steigerung gegen die Jahre bor 1875 ist darin zu fuchen, daß a. der Prozentsatz ber Arbeiferbevölkerung in Dortmund, namentlich in den Jahren des Aufschwungtz der Cisen. und Kohlen⸗Industrie (1563 = 1873) erheblich zugenommen hat, b. mit Einrichtung der geschloffenen Armenanstalten — Kinderbewahr⸗ und Speise⸗Anstalten, 1874 und 1875, Waisen⸗ haus, und. Ärmenhaus so76. — die gesammte Armenpflege selbst⸗ verständlich mehr Kosten erfordert hat, aber auch eine bessere geworden ist, é die Zahl der Pfleglinge in den Irren und Idiotenanstalten, sowvie in den sonstigen auswärtigen Heil⸗ und Pflegeanstalten erhebli zugenommen hat.
w amm n in
Dampfkessel: Explesionen.
Nach den Aufstellungen des Kaiferlichen Statistischen Amts im dies ãhrigen August · Oeft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ fanden während des Jahres 18838 im Deutschen Reich 15 Dampf⸗ fesfel. Explosionen statt. Bei denselben verunglückten 11 Personen, pon denen 4 sofort getödtet wurden oder binnen 48 Stunden ver⸗ starben, 3 schwer und 4 leicht verwundet wurden. Nach der Art der Käffel explodirten 1 stehender Walzenkessel, 1 liegender Walzen⸗ kffel, X liegende Einflammrohrkessel, 2 liegende Zweiflamm⸗ rohrkessel, 6 liegende Walzenkessel mit Siedern, 1 eng⸗ röhriger Siederohrkessel, 2 Walzenkessel mit engen Heizröhren (Schiffs und Lokomotivkesseh). Die muthmaßliche Ursache der Grpiofion war in 3 Fällen Wassermangel, in 2 Fällen zu hohe Dampf. spannung, in 3 Fällen örtliche Blechschwächung, in 1 Fall Alter und schlechtes Material, endlich in 1 Fall mangelhafte Schweißung einer Siederöhre. = 68e ht. man auch die früheren Jahre, für welche sta⸗ ssstische Nachweise vorliegen, in Betracht, so haben sich während der 127 Jahre von 1877 bis 1888 im Ganzen 184, also durchschnittlich jährlich etwas über 15 Dampfkessel ⸗Explosionen ereignet. Die Zahl der dabei getödteten oder verletzten Personen betrug 531; davon wurden 181 getödtet oder verstarben binnen 48 Stunden, 100 wurden schwer und 250 leicht verwundet. .
Die liegenschaftlichen Zwangsveräußerungen im Großherzogthum Baden während des Jahres 13887.
Nach den „Statistischen Mittheilungen über das Großherzogthum Baden“ kamen im Jahre 1887 im Ganzen 799 zwangsweise Ver zußerungen von Liegenschaften vor, und zwar 718 oder 89.9 60 auf richterliche Verfügung im Mahnverfahren und 81 oder 19,1 ο im Konkurgwege. Das verkaufte Gelände hatte im Ganzen eine Fläche von 1430 ha, wovon 1125 ha landwirthschaftliche Anbaufläche (843 ha Acker- und Gartenland, 42 ha Rebland und 249 ha Wiesen) und 30h ha sonstige Fläche (185 ha Wald, 118 ha Weide und Reutfeld, 2 ha Bauplatz u. versch. ). Vie Einzelfläche war meistens gering; nur in 18 Fällen war die landwirthschaftliche Anbaufläche größer als 10 ha, in 5 Fällen mehr als 20 ha und in 1 Falle mehr als 30 ha. Die zwangsweise veräußerte landwirthschaftliche Fläche machte 6,14 60 der landwirthschaftlichen Gesammtfläche des Landes aus, und zwar wurde von der gesammten Fläche der Besitzer von weniger als 3 ha O0, 22 o, von derjenigen der Besitzer von 3 ha und mehr (0,12 0G veräußert. .
Die Häufigkeit der Zwangsverkäufe spricht sich in deren Ver— hältniß zu der Zahl der Bevölkerung oder der Haushaltungen aus. Im Durchschnitt kam 1 Zwangsverkauf überhaupt auf 2064 Ein- vohner und auf 413 Haushaltungen, 1 Verkauf eines landwirth⸗ schaftlichen Anwesens auf 3582 Einwohner, auf 742 Haushal⸗ tungen aller Art und auf 520 landwirthschaftliche Haushaltungen. In der Mehrzahl der Fälle (682 oder 8,4 ) traf der zwangs- weise Berkauf das ganze liegenschaftliche Vermögen des Schuldners, in 17 Fällen (14,8 9) kam nur ein Theil des— selken zum Verkauf. Beim Verkauf von Gebäuden ohne Gelände war das Gebäude in 101 Fällen von 173 (89,3 u), beim Verkauf von Gelände ohne Gebäude in 176 Fällen von 238 (I4,00½) das Gelände der einzige bezw. ganze Besitz des Schuldners. Der Verkauf von Haus und Gelände betraf in 105 Fällen (04 06). das ganze, in 43 Fällen (9,65 ) nur einen Theil des liegenschaftlichen Vermögen. .
Der Erlös aus den Zwangßverkäufen war im Ganzen nicht un— erheblich höher als der Steueranschlag und bezüglich der Gebäude auch böher als der Brandversicherungsanschlag, dagegen geringer als der Schätzungswerth
Die Zwangsheräußerung ist wie in den Vorjahren am häufigsten durch eigene direkte Verschuldung herbeigeführt, hauptsächlich durch schlechte Haushaltung, Nachläfsiakeit, Trägheit und Trunksucht. Freiwillige ungünstige und leichtfertige Uebernahme von Liegen— schaften und Geschäften, sowie Unglück im Geschäftsgang, welche in der Hauptsache auch auf eigener Schuld beruhen, wirkten gleichfalls und wie bisher in erheblichem Maße, während schlechte Ernten und Zeiten, überhaupt allgemeine Natur und Zeir—= ereignisse, sowie die Schuld dritter Personen durch Uebervortheilung, Ausbeutung 2c. verhältnißmäßig selten die Zwangslage herbeiführten. Die Zwangsveräußerung von Liegenschaften, insbesondere auch die ver- kauften landwirthschaftlichen Anwesen haben im Jahre 1887 abermals an Zahl abgenommen; sie betrugen nicht zwei Fünftel (8,0 υοG) der im Jahre 1882 vorgekecmmenen Fälle.
Kunst und Wissenschaft.
Der 49. Philologen-Kongreß in Görlitz beendete am 5. Oktober, Mittags, seine wissenschaftlichen Arbeiten.
— Die Koloffaistatue des „Odin“, welche Professor Engel⸗ hard in Hannover im Auftrage der Königlichen Regierung in französtschem Kalkstein ausgeführt hat, ist; wie der Hann. Cours. mittheilt, in der letzten Woche in der Cumberland Galerie daselbst zur Aufstellung gelangt. .
— Ueber das neue Museum in Göttingen schreibt man der „Frkf. Ztg.“: Die neugegründete städtische Alterthum sammlung wurde am 2. Sktober im Beisein der Behörden feierlich eröf net. Der Hauptraum der Sammlung umfaßt die Alterthümer der Stadtver⸗ sammlung, das alte Maß und Gewicht, die Denkmäler des alten Sicherheits, Nacht- und Löschdienstes, die Siegelstempel der Stadt, der Gilden, der früheren Notare, der Behörden aus westfälischer Zeit, Ansichten und Pläne des alten Eptingen, die Anfänge einer städtischen Münzsammlung; daneben finden sich Bodenfunde und Hausglterthümer, sehenzwerthe RKeste alter Bauten in Holz und Stein, Alterthümer des Gefängniß! und Strafwesens, darunter ein höchst seltenes und werthvolles Stück: ein großer Fußblock aus dem 14. Jahrhundert u. A. m. Leider hat die Sammlung noch vorläufig in einem Privat- hause untergebracht werden müssen, aber man darf hoffen, daß die Zeit nicht fern ist, in welcher ein würdiges Museum sie und die ö Gemäldesammlung vereint und gebührend zur Geltung ringt.
— Ueber die Auffindung einer römischen Villa wird der M. . Allg. Ztg.“ aus Kaufering geschrieben: Unterhalb der Ruine Haltenberg am Lech wurde das Hauptgebäude einer römischen Villa bloßgelegt. Bis jebt sind aufgedegt: 19 Gemächer, darunter 4 große heizbare Räume, 3 Präfurnia, fast sämmtliche Hypokausten, Säulen und einige Heijröhren noch stehend, 1 Marmor Fußboden, 1 Marmor Mosgikboden, Stücke von Wandgemälden (iummelnde Fische), g. Münzen (. Nerva, 2. Antoninus Pius, 1, Philippus Arabs). Die Mauern stehen theilweise noch 11 m. hoch. Eine nähere Beschreibung, wird jolgen. Da diescs. Gebaͤude dur; seine Gräße, die bauliche Anlage und, die Eleganz der Ausstattung zu den Seltenheiten gehört und offen gelassen wind, so, seien Interessenten zum Besuche eingeladen. Der Weg dahin be⸗ trägt zu Fuß von der Station Kaufering aus fünf Viertelstunden, von Station Kloster Lechfeld aus eine Stunde. In der nahen Wal—⸗ dung Westerholz befinden sich zwei große vorrömische Grabfelder und eine ausgedehnte vorrömische Verschanzung, der Rummelstein‘; von Kaufering aus kommt man an letzterer vorüber.
,, In der. Werkstatt des Bildhauers Dr. Gustav Kietz in ö. res den ist, wie das, Dresdn. Journ. meldet, in diefen Tagen das uͤber⸗ öbensgroße Thonmodell zur Rietschel ⸗ Statue ausgestellt, welche Pul on itz, die Vaterstadt des berühmten Künstlers, als Denkmal zieren . Das Fußgestell bes Monumentes wird aus städtischen Mitteln i etch werden, für die Bildhauerarbeit und den Erzguß der . chat die Königliche Regierung den Kunstfonds herangezogen. . Kietz, selbst ein Schüler und langjähriger Mitarbeiter des n Meisters, hat seiner schönen Aufgabe einen liebevollen, ifm Fleiß gewidmet. Die technisch⸗ sorgsame Darstellung ist h icht und treu, einfach und schmucklos, wie der Mann selbst war, em das Monument gewidmet ist. ö. gen Reutlingen ist am 6. Oktober das Denkmal für 8. . Derm ann Kurz enthüllt worden. Wie der Schwäb erk. mittheilt, ist der Sockel des Denkmals von Dolmeisch in
Stuttgart entworfen und von Johannes Launer in Reutlingen in Buntsandstein ausgeführt. Derselbe trägt die Worte: Hermann Kurz 1813 — 1873.
— Aus Mainz wird dem „Frankf. Journal“ geschrieben: Die Alterthumssammlungen unserer Stadt haben im Laufe des September drei weitere Stein- Denkmale aus den Zeiten der römischen Herrschaft am Rhein erhalten, welche bei Aufgrabungen gefunden wurden. Es sind dies ein Baustein der Legio XIV G. M. V. (gemina, Martia vietrix) aus der Zeit von 70 bis 100 n. Chr.; ein Baustein der Legio 1 AD. (adjutrix) aus 100 bis 150 n. Chr. und ein Grab stein des Soldaten der Legio IV Mareus Aurelius Metellus aus Alba in Ligurien, welcher 30 Jahr alt, 10 Jahre Soldat, verstorben war und von seinem Erben den an der römischen Wasserleitung bei Bretzenheim gefundenen Grabstein gesetzt erhielt. Alle drei In⸗ schriften sind noch gut zu lesen, die zweite zeigt noch Reste der Be⸗ malung. .
— Die von den arktischen Forschungsreisenden Dr. Kükenthal und Dr. Walter von ihrer Expedition mitgebrachten Sammlungen sind, wie die ‚Weser-Seitung“ berichtet, besonders reich und werthvoll für das Studium des hochnordischen Meeres ⸗Thierlebens; ferner hat Dr. Kükenthal eine ganze Reihe von an Ort und Stelle aufgenom- menen Aquarellen arktischer Laadschaften mitgebracht, namentlich auch von den so wenig bekannten König Karls-⸗Inseln.
— Der Statistiker Geheime Rath Baron Czernik ist am 5. Oktober in Görz gestor ben.
— Für den Grönlandsfahrer Ransen sind, wie die . Magdb. Ztg.“ mittheilt, in England 20 000 Pfd. Sterl. zur Ausrüstung einer neuen Nordpolfahrt gezeichnet worden.
— Am 41 8d. M. ist in Paris der internationale Geodätische Kongreß in Gegenwart der Minister de Freycinet, Fave und Fallières vorn Minister Spuller mit einer Ansprache eröffnet worden. Den Vorsitz übernahm der Minister Faye. Von deutschen Staaten sind Bayern, Hamburg, Hessen, Preußen, Sachsen und Württemberg vertreten.
— Die erste Sitzung der „Association littéraire et artistidgue internationale“, an welcher Vertreter von Deutschland, Belgien, Spanien. Frankreich, Italien und der Schweiz tbeilnahmen, wurde am 5. Oktober in Bern von dem ständigen Vorsitzenden, Bundes-Rath Droz, mit der Mahnung eröffnet, eine allmähliche nicht zu rasche Weiterentwickelung der inter nationalen Konvention zu erstreben. In der zweiten Sitzung wurden engere Konventionen innerhalk der internationalen Konvention vom 9. September 1886 zum Schutz der Urheber⸗ rechte für wünschenswerth erklärt, sofern solche einen Fortschritt gegenüber jener Uebereinkunft enthalten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Weinernte.
Der Zeitschrift Weinbau und Weinhandel“ wird ge⸗ schrieben: Wenn auch die Anfang August nach dem damaligen Stand der Reben berechtigten Hoffnungen auf einen Hauptwein durch das der Reife⸗Entwickelung der Trauben nicht sehr günstige Wetter der beiden letzten Monate nur zum Theil in Erfüllung gegangen sind, so läßt sich doch heute schon mit Bestimmtheit annehmen, daß die Qualität des Heurigen mindestens der von 1886 gleich kommen wird; ja in einzelnen weinbautreibenden. Gegenden, wie im Rheingau, wo die Lese so lange als möglich hinausgeschoben wird, dürften die Trauben, bei fortgesetzt trockenem warmem Wetter, wie es ung der Oktober bisher brachte, in der Veredelung noch groe Fortschritte machen Im Allgemeinen kann man demnach mit der Qualität des Heurigen recht zufrieden sein. Die Quantität ist aher leider eine geringe und man wird den Durchschnitt kaum auf einen halben Herbst zählen können. Im unteren Rheingau beginnt die Lese in diesen Tagen. Die Nach- richten über das Ergebniß der Menge lauten durchgängig ziemlich un⸗ günstig, die Qualität verspricht aber recht gut zu werden, und es wird der diesjährige Wein allen besseren Jahrgängen von 1868 an Güte gleichkommen, oder sie noch übertreffen. In Aßmanns— hausen wurde etwa die Hälfte einer vollen Ernte gewonnen. Tie Trauben waren voll und gesund und versprechen ihrer Güte nach einen Wein von der Qualität des Jahres 1884.
Bei Bordeaux war die Weinlese Anfangs des Monats in vollem Gange und man ist überall darüber einig, daß die Qualität eine gute sein wird, besser als die vorjährige, allein die Quantität geringer, an manchen Orten sogar fühl bar geringer.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Ouarantänewesen.
Dänemark.
Durch Bekanntmachung deß Königlich dänischen. Justiz« Ministeriums vom 14. September 1889 sind die gesetzlichen Be⸗ stimmungen über gesundheitspolizeiliche Untersuchung gezenüber den aus Häfen in Peru, Japan und dem Persischen Meerbusen kommenden Schiffen in Kraft getreten. Ferner ist die Einfuhr folgender Gegenstnde aus den rorbezeichneten, Häfen verboten worden: gebrauchte Leinwand, gebrauchte Kleider und Bett zeug, insofern kiese Gegenstände nicht zum Reisegut, von Perfonen gehören, Lurapen, gebrauchte Watte, Kratzwolle, Papierabfall. Leinwand, Kleidungsstücke und Betmeug, insoweit diese Gegenstaͤnde als Reisegut aus den bezeichneten Häfen eingeführt werden, sind einer Reinigung unter amtlicher Kontrole zu unterziehen.
Durch die gleiche Bekanntmachung sind ferner die unterm 2. November 1888 und 8 Mai 1885 . R. A. Nr. 289 vom 14. November 1888 und Nr. 119 vom 20. Mai 1889) angeordneten Quarantäne⸗Maßregeln, insoweit dieselben die Sieilianischen und Brafilianjschen Häfen betreffen, außer Wirksamkeit gesetzt worden.
Handel und Gewerbe.
Berlin, 5. Oktober. (Wochenbericht für Stärte, Stär ke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ty.) la. Kar toffelmehl 175 — 183 „, La. Kartoffelstärke 173 — 183 966, la. Kar- toffelstärke und Mehl 16 — 163 S, jeuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 7, H0 K*, Frankfurter Syrupfabriken zahlen 7,15 1 frei Fabrik Frankfurt a. Oder, gelber Syrup 20 —= 215 AM, Capillgir⸗ Export 214 ——22 ½ , Capillair Syrup 2021 4M, Kartoffel⸗ zucker Capillair 290—- 21 „, do. gelber 19- 196 M, Rum -⸗Couleur 34 — 36 MS, Bier⸗Eouleur 34—36 S, Dextrin gelb und weiß, I4. 30– 31 16. do. sekunda 27 328 6, Weizen ; stärke (kleinst. )) 37— 38 „6, Weizenstärte (großstück.) 40 — 41 , Hallesche und Schlesische 40 - 41 Mn, Schabe⸗Stärke 32 — 34 6, Mais. Stärke 30 - 31M, Reisstärke (Strahlen) 466 -— 47 , do. , n. 44 M, Victoria ⸗Erbsen 18— 21 t, Kocherbsen 19 = 21 6, grüne Erbsen 19—7rF S, Futtererbsen 15 —16 6, Leinsagt 23— 24 M, Linsen, große 40 -= 60 , do. mittel 32— 40 60, do,. kleine 22 — 32 11, gelber Senf 18— 22 ½, Kümmel 40 46M, Mais loco 12 — 13 , Buch= weizen 15 —16 4, inländische weiße Bohnen 20-22 , breite Flachbohnen 23— 26 S6, ungarische Bohnen 19— 21 , galißische und ruffische Bohnen 17 — 18 M16, Hanfkörner 19 — 21 1½, Leinkuchen jöt— 17 S6, Weizenschale 19 Sn, Roggentleie 10 1, Raps— kuchen 164 —– 173 , Mohn, weißer 38 –– 42 , do. blauer J6 -= 40 Mt, Hirse, weiße 159— 32 6 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg. ;
— Der Einlösungscours für die hier zahlbaren öster⸗ reichischen Silbereoupons ist auf 170, 65 n fuͤr 100 Fl. österr. Silber herabgesetzt worden.
— Die . Rhein. Westf. Ztg.“ berichtet vom r heinisch⸗west⸗ fälischen CEisen« und Stahlmarkt; Die Festigkeit, welche in der Haltung des rheinisch weßtfälischen Cisen⸗ und Stahl marttes herrscht, hat unverändert angehalten. Die Nachfrage ist fast in allen Zweigen eine ungewöhalich lebhafte, und die Preise behalten ihre steigende Richtung. Es wird vielfach, die Frage aufgeworfen, ob die jetzige, sich durch verhältnißmäßig, rasches Steigen der Preise kennzeichnende Geschäftsperiode von Dauer sein werde,
Erfreulicherweise liegen bis jetzt noch keine Anzeichen vor, welche auf
einen Rückgang des Geschäftes hinweisen. Man kann den i gen lebhaften Verkehr für den Winter jedenfalls als andauernd bezeichnen. Das Eisenerzgeschäft im Siegerländischen und Nassauischen ist anhaltend lebhaft. Für Lothringer Minette hat sich in den Preisen und den Absatzverhältnissen, welche anhaltend günstig waren, seit der letzten Woche nichts geändert. Man notirt für rothe Minette mit 40650 Eisengehalt 33 M, für gelbe 38 ½ 24 4, für graue 380 /o 24 S per Doppellader frei Versandtort. Die Anfuhr von spanischen Fisenerzen ist' gleichfalls lebhaft bei steigenden Preisen. Das Roheisengeschäft war auch in der abgelaufenen Woche wieder außerordentlich lebhaft und die Preise sind sehr fest. Bezeich⸗ nend ist, daß der rheinisch⸗westfälische Roheisenverband in jüngster Zeit die Preise offiziell erhöht hat, daß jedoch die zu gleicher Zeit dejahlten den festgesetzten Preisen vorausgeeilt waren, was jetzt bereits in noch höherem Maße der Fall ist. Spiegeleisen ist andauernd lebhaft begehrt, und es macht sich bereits starke Nachfrage für 1890 bemerkbar. Die Preise sind auf der Höhe der vorigen Woche stehen geblieben. In den Verkehrsverhältnissen für Gießereiroheisen, Thomaseisen, Bessemereisen hat die seitberige Lebhaftig feit angehalten und ist weiter nichts Neues zu berichten. Die Preife für sämmtliche genannten Sorten sind bereits wiederum gegen die Vorwoche höher, Luxemburger Puddeleisen ist in der letzten Zeit ebenfalls um einige Mark per Tonne in die Höhe gegangen. Ter Walzeisenmarkt ist gleichfalls äußerst lebhaft. Die Stabeisenwerke sind mit Aufträgen geradezu überhäuft, so daß fie das gebuchte Quantum kaum zur xichtigen Zeit zu liefern im Stande sind. Neben der inländischen hat auch die autländische Nachfrage in letzter Zeit sich etwas ge- hoben. Was die Preise anbelangf, so ist Stabeisen bereits feit längerer Zeit in seinen Notirungen stationär, während die Roh— eifenpreise innerhalb derselben Zeit ganz erheblich in die Höhe ge⸗ gangen sind. Daher werfen die Anfangs lohnenden Preise augenblick= lich keinen entsprechenden Gewinn mehr ab; gleichzeitig werden die Gestehungskosten auch durch die Kohlenpreise vertheuert. Unter diesem Gesichtspunkte wird auf der am 8. d. Mts, stattfindenden Versamm⸗ lung des Roheisenverbandes eine Preiserhöhung wohl mit Sicher heit zu erwarten sein, namentlich, da die Saar und Mosel⸗ werke, sowie auch der Verband süddeutscher Werke den Grund preis um 10 6 per Tonne erhöht haben. Auch in Form⸗ eisen laufen Aufträge andauernd stark ein, und es liegen noch auf lange Zeit hinaus Bestellungen vor. In Bandeisen ist cine Aenderung der Marktlage nicht zu berichten; eine weitere Preis—⸗ erhöhung von Seiten des Walzwerksverbandes wird auch für diesen Artikel erwartet. Die Grobblechwalzwerke sind in regem Betrieb und gut mit Aufträgen für die nächste Zeit versehen; das lentere gilt auch von den Feinblechwalzwerken. In Waljdraht, gezogenen Drähten, Drahtstiften ist die Geschäftslage im Ganzen unverändert geblieben. Für sämmtliche genannten Fabrikate läßt namentlich die Ausfuhr noch immer zu wünschen übrig. Die Maschinenfabriken und Eisen⸗ gießere ien sind im bisherigen Umfange in ihrer Thätigkeit ge⸗ blieben und auch über die Bahnwagenfabriken ist nichts Neues zu berichten. Bei den Gelbgießereien sind die Aufträge auch im vorigen Monat belangreich eingelaufen sodaß dieselben auf 3 bis 4 Monate vollauf beschäftigt sind. Trotzdem werden die Preise von den Abnehmern so gedrückt daß sie keinen Gewinn abwerfen. Danzig, 8. Oktober. (W T. B.) Die Einnahmen der sarienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat September er, nach provisorischer Feststellung 145 500 „M gegen 206 100 S nach probisorischer Feststellung im September 1888, mithin weniger 60 600 6. Die definitive Einnahme im September 1888 betrug 199 536 A London, 7. Oktober. (W. T B.). Wollauktion Wolle fest, unverändert. — An der Küste 9 Weizenladungen angeboten. Glasgow, 7. Oktober. (W. T. B.) Die Vexschf⸗ fu nger von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8700 gegen sh00 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 7. Oktober (W. T. B.) Für Wolle guter Be⸗ gehr, anziehend, Lustrewolle theuerer, Alpacea nur zu höheren Preisen erkältlich, Garne thätig, anziehend, in Stoffen gutes Geschäft.
Verkehrs ⸗Anstalten.
Nach einem Telegramm aus Köln (Rhein) ist die l. engtlische Post vom J. über, Ostende ausgeblieben. Grund: Verspätete Landung des Schiffes.
Breslau, 7 Oktober. (W. T. B.) Das Fisenbahn ⸗Betriebsamt Breslau⸗Halbstadt macht bekannt: Die Sperrung der Strecke Felhhammer — Friedland ist zur Zeit beseiligt. Güter, und Personenzüge werden wieder durchgeführt.
Hamburg, 7. Oktober. W. T. B). Der Postdampfer Rugia' der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗Vork kommend, gestern Mittag
17 Uhr Lizard passirt.
London, 7. Ottober. (W. T. B.) Der Union ⸗ Dampfer „Athenian“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon ab— gegangen, der Dampfer „ Nubian“ auf der Ausreise in Cape town angekommen und der Dampfer „Pretoria“ ist heute auf der Heimreise in Southampton angekommen. — Der Caat le Dampfer „Taymouth Castle“ ist heute auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
— 8. Oktober. (W. T. B),. Der Union Dampfer „Trojan“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Das Berliner Theater brachte gestern eine Wiederaufnahme des Schiller Laube'schen Demetrius“ mit Joseph Kainz in der Titelrolle.. Wir müssen diesem „Demetrius wider Willen! — wie wir Hrn. Kainz nach dem Widerstande, welchen er seiner Verpflanzung auf die Bretter des Berliner Theaters ent⸗ gegengesetzt hat, bezeichnen möchten — die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er sein Widerstreben dem Publikum des dicht gefüllten Hauses nicht hat entgelten lassen. Sein Spiel zeugte von fleißiger Durcharbeitung und völligem Sichvertiefen in die herrliche Jünglingsgestalt der Schiller'schen Tragödie. Von dem reichen Beifall, welcher ibm gespendet wurde, erhielten auch die Dar⸗ steller des Schuisky, des Komla und der Marfa einen wohlverdienten
Antheil. Vietoria · Theater. .
Die Balleteinlagen, welche allabendlich in der interessanten Novi⸗ tät „Stanley in Afrika? Beifall finden, haben noch bedeutend ge wonnen, seit außer der graziösen Prima Ballerina Maria Ala die italienische Diva Eugenia Franzioni, eine der bedrutendsten und vor⸗ züglichsten Tänzerinnen, mitwirkt.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Thegter.
Hr. Wellhof ist von dem auswärts gastirenden Mikado-Ensemble des Friedrich-⸗Wilhelmstädtischen Theaters nach fünfwöchentlicher Ah—⸗ wesenheit gestern hierher zurückgekehrt, da er als einer der Haupt darsteller in der neuen Operette „Der Polengraf“ an den jetzt im flottesten Gange befindlichen Proben sich betheiligen muß.
Residenz Theater.
In der am Freitag, den 11. Oktober stattfindenden Erstaufführung von „Eheferien“ (Les vacances du mariage), Schwank in drei Akten von Albin Valabroͤgue und M. Henne quin (deutsch von J. Bettel⸗ heim), sind in den Hauptrollen beschäftigt die Damen: Rosa Bertens, Kathi Fischer und Clara Wenk, sowie die Herren: Josef Jarno, Emil Lessing, Eugen Pansa, Hans Pagey und Hubert Reusch. Der diesem Stücke vorausgehende Einakter Funken unter der Asche“ von Heinrich Stobitzer gelangt mit den Damen Marie Frauendoifer, Marie Kronau und den Herren Theodor Brandt und Heinrich Franker zur Darstellung. .