Stückes. Alle anderne Mitwirkenden gaben ebenfalls ibr Bestes und fanden auch lebhafte Anerkennung dafür, obwohl sich wiederholt einige Bpposition gegen das neue Schauspiel bemerkbar machte.
Philharmonie.
Die Hrrn. Professor Barth, de Ahnga und Hausmann veranstalteten gestern im Saal der Philbarmonie ihren ersten popu · sären Kammermusik Abend, für welchen ausschließlich Kompositionen Das Unternehmen kann als ein be⸗ fonders erfreuliches und den Geschmack des Publikums verfeinerndes betrachtet werden, zumal es auch weiteren musikliebenden Kreisen er⸗ Concerte von so anerkannt künstlerischem Werth zu Erfolg entfprach den günstigen Erwartungen, da sich sämmtliche Saal ⸗ und Logenplätze ein- nehmende Zubörerschaft etwa 3000 Personen) zu diesem Concert ein⸗
von Beethoven gewählt waren.
möglicht wird, besuchen. Der eine ungemein zahlreiche,
gefunden hatte. Außer den beiden Trios in B-dur (op. 97) und in, die zu den bedeutendsten dieser
für Violine zum Vortrag.
zugleich war aber auch die ein faffung, die alle Schönheiten dieser Geltung brachte, zu rühmen.
Meisterwerke
geführten Cello · Sonate. Hrn. Prof. Barth zeichnete und stets objektiv gehaltene Darstellung des
auch war eine bei manchen
stürmischer Begeisterung wurden auch die
vorgetragenen Romanzen für Violine aufgenommen. ir Behandlung des Tones und die tief empfindende Ausdrucksweise kamen Alle drei Künstler erschienen, durch mehrmaligen ent veranlaßt, noch am Schluß des Ahends auf
ribüne. — Der zweite populäre Kammermusik · Abend findet am 23. November statt und wird nur Kompositionen von
hierbei vortrefflich zur Geltung. der Orchester⸗ Brahms enthalten.
Cirkus Renz.
Am Sonnabend, den 2. November, findet wieder eine der be⸗ liebten Galavorstellungen statt, in denen Hr. Direktor E. Ren sfowie die hervorragendsten Kräfte des Cirkus mitwirken werden.
Mannigfaltiges.
Spandau, 1. November.
Denkmals, welches die Mark Brandenburg dem Joachim II. in Spandau errichtet hat, hat heute, am 350. Jahres⸗ tage der Einführung der Reformation stattgefunden Glockentöne hatten gestern Abend das Fest eingeleitet. Festtage selbst läuteten am frühen Morgen die Glocken der Stadt in Zwischenpausen des kö vom Thurm Burg“,
Dig Stadt. war. er Festplaß machte , e, . dem großen Kaiserzelt und den hohen mit Trophäen und goldenen
drei Pulsen, während in den die Choräle Ein' feste
kirche hera anket Alle. Gott bli
Herrn und . N festlsch geschmückt.
Wappen gezierten Masten einen sehr ,, der an 8m hohen Stangen befestigten H
brandenburgischer Adler, Um 10 Uhr rückten die gesammte die Krieger mit ihren nahmen. Bald sammelten sich auch die
dem Festplatz geleitet wurden.
D-dur (op. 70 Nr. 1) 7 gr fte llein, d
elangten noch die Sonate F-moll (op. 5 ür Klavier allein, die
. mit Cello und die beiden Romanzen Jop. 40 und 50)
. 9 der bein .
lbstverftändlich in technischer Beziehung eine hö vortreffliche;
6 ch die tief eingehende und verständnißvolle Auf⸗
3 Sih . it 6. 4 mit muster⸗ t zzision durch die Hrrn. Prof. Barth un ausmann aus⸗ aer rar Der Vortrag der Fmoll-Sonate durch sich durch sorgfältige
Pianisten vorkommende Uebertreibung der Tempobewegung in allen Sätzen vermieden. Lebhafter. Beifall
d mehrmalige Hervorrufe erfolgten nach dieser Sonate. an n,. durch Hrn. Prof. de Ahna
Die feierliche Enthüllung des
lle prangte ein riesiger über den Baldachin am Kircheneingang breitete ein vergoldeter preußischer Adler seine mächtigen Schwingen. Spandauer und die Schulen nach dem Festplatz, während die Vereine, voran Fahnen auf der Potsdamerstraße Aufstellung zahlreichen Ehren⸗ gäfte, die von den Vertretern der Stadt begrüßt und in Wagen nach Um 108 Ühr begannen die Glocken der Stadt das Festgeläut. Kurz nach 1067 Uhr verkuͤndeten die von der Citadelle abgegebenen Kanonenschüsse das Erscheinen Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold, Höchstwelcher am Eingang zum Festplatz von den Spitzen der Behörden und der Geist⸗ sichkeit ehrfurchtsvoll empfangen und nach dem Kaiserzelt geleitet wurde.
von Beethoven
gehören,
vollkommen zur
P hrasirung Inhalts aus, Mit ebenso
Seine zarte
Kuüurfürsten
Ernste Auch am
die Kapelle der Nikolai⸗ Lobe den
Eindruck. Auf
Garnlson
Alsdann leitete das alte Lutberlied: Ein' feste Burg ist unser Gott die Feier ein. Nachdem der Gesang verklungen war, nahm in Ver⸗ tretung des durch ein Augenleiden behinderten Vorsitzen⸗ den des Denkmal ⸗ Comités, Wirklichen Geheimen Ober⸗ Regierungs · Raths von Neefe, der stellvertretende Vorsitzende, Landes · Direltor von KLevetzon, das Wort zur estrede, in welcher er auf die geschichlliche Bedeutung des durch urfürst Joachim II. vollzogenen Uebergangs zum evangelischen Glaubens⸗ dekenntniß hinwies und die Segnungen würdigte, welche die Refor⸗ mation der Mark Brandenburg und der aus ihr hervorgegangenen preußischen Monarchie gebracht habe. Mit der Errichtung dieses Denk ˖ mals werde einen Theil; des Bankes abtragen, den die Mart dem edlen Fürsten schulde, und zwar sel gerade die Stadt Spandau der geeignete Ort für das Monument, denn dort habe die öffentliche Bekennung zur evangelischen Glaubens lehre durch Joachim statigefunden. Welches Interesse Se. Majestät der Kalser an dem Denkmal nehme, gehe aus dem Telegramm hervor, welches Allerhöchstderselbe gestern Abend übersandt habe: Athen, den 31. Oktober, 2 Uhr 20 Min.
An der Feier der Enthüllung des Standbildes Meines Ahnherrn, Joachim II., spreche Ich dankend und segenwünschensd Meinen herz⸗
lichen Antheil aus. Wilhelm.
Nach Beendigung seiner Rede richtete der Landesdirektor an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Leopold die Bitte, befehlen zu wollen, daß die Hülle des Denkmals falle, und während ein brausendeg Poch auf den Kaiser ertönte, während die Truppen präsentirten und auf der Citadelle die ersten der 33 Salutschüsse abgegeben wurden, zeigte sich bas herrliche Denkmal den Blicken der festlichen Versammlung. Die Stasue macht einen würdigen, hoheitsvollen Eindruck. Nachdem das Denkmal ⸗omits, die Provinz Brandenburg und die Stadt. Spandau prächtige Kränze am Denkmal hatten niederlegen lassen, über⸗ gab Herr von Levetzow das Denkmal der Stadt, in deren Namen es Buͤrgermeister Költze übernghm. Der Gesang „Nun danket Alle Gott“ beschloß fodann die Feier am Denkmal, worauf nach den Klängen des von der Kapelle des 4. Garde ⸗Regiments gespielten Präsentirmarsches die vom Oberst-Lieutenant von Gentztow lom—⸗ snandirten Truppen am Denkmal vorbeimarschirten. Die Fest— versammlung begab sich sodann durch das geschmůckte Thurmportal in das Gotteshaus, wofelbst unter zahlreicher Betheiligung ein Fest— gottesdienst stattfand, welchen der Gesang: „Das Wort sie sollen
lassen stahn“ schloß.
Erfurt, 31. Oktober. Ueber die Feierlichkeiten anläßlich der Ent⸗ hüllung des Luther ⸗ Denkmals berichtet die Magdeb. Ztg.: Gestern Abend um 5 Uhr begann von den Thürmen aller evangelischen Kirchen der Stadt Festgelaͤute mit allen Glocken. Auf 6 Uhr waren in den Kirchen Festgottesdienste angesetzt. Bei denselben predigten durchweg auswärtige Seelsorger, darunter Kanzelredner von bedeutendem Rufe. Um 8 Uhr fand im dichtbesetzten Ressourcesaale die Be⸗ grüßung der Gäste und Ehrengäste statt. Heute Mittag erfolgte nach einem Festgottesdienst in der Barfüßerkirche, bei, welchem Ge⸗ neral⸗ Superintendent Schulje die Festpredigt hielt, die feierliche Enthiltung des von Professor Schaper entworfenen und her—
estellten Derkmals. Der Ober ⸗Präsident von Wolff, die Mit- lieder Rr Staats ⸗rund städtischen Behbrden Erfurts, = Vertreter Ler evangelischen sächsischen Städte, Vertreter der Universitäten Halle und Jena und viele sonstige Ehrengäste wohnten der Feier bei. Nach der von Pastor Bärwinkel gehaltenen Festrede erfolgte die Uebergabe des Denkmals an die Stadt durch den Regierungs⸗ Präsidenten von Brauchitsch und die Uebernahme durch den Bürger ⸗˖ meister Kirchhoff. Mit einem Schlußgebet, dem Segen und dem Gefang des Chorals „Nun danket Alle Gott“ schloß die Feier. Abends fand, wie . W. T. B.“ berichtet, ein Fackelzug statt, der sich nach dem Denkmal bewegte. Vor der dort versammelten, nach . 3. zählenden Menge hielt Hofprediger D. Rogge aus Potsdam ie Festrede.
Nürnberg, 29. Oktober. (M. A. Ztg.. Im Sitzungssaale des Rathhauses hielt heute das Comits zur Errichtung eines enk⸗ mals für Kaiser Wilhelm J. in Nürnberg eine Sitzung ab. Bürgermeister Freiherr von Stromer gab bekannt, daß die bisherigen
*
Sammlungen etwa 8000 6 ergeben haben. Für dag Denkmal sei
alten Kaiserburg in Aussicht genommen, desbalb die nächste Aufgabe, Allerhöchsten Ortes um die Erlaubniß zur Aufstellung ves Denkmals am ge nannten Platze, der Staatgeigenthum ist, nachzusuchen. Ferner sollen die gemelndlichen Kollegien ersucht werden, jwei Drittel von bem städtischen Kunstsammlungsfonds sammt Zinsen für die Tauer von eiwa 13 Jahren zur Ansammlung für das Unternehmen zu be willigen. Hierdurch ware ein Kapital von etwa 120 009 M zu ger winnen. Baneben sollen die Privatsammlungen zu geeigneter Zeit
fortgesetzt werden.
Lana⸗Burgstgll, 30. Oktober. (M. A. Itg.) Durch einen Dammbruch zwischen Lana und Untermais ist die direkte Ver⸗ bindung jwischen Bozen und Meran unterbrochen. Die von Bozen kommenden Passagiere müssen hier in einen von Meran entgegengefandten Zug uinsteigen. An der Brennerbahn. namentlich bei Brixen, sind gestern Abend starke Gewitter niedergegangen.
Hamburg, 31. Oktober. W. T. B.) Die Afrikareisenden Hauptmann Zenner und Lehrer Christaller schifften sich heute mit dem fälligen Wörmann'schen Dampfer nach Kamerun ein. Der Kanzler von Kamerun, von Puttkamer, und der Regierungs⸗ beamte Dr. Krabbes benutzten von Madeira ab denselben Dampfer zur Rückkehr nach West -Afrika.
London. Ein britisches Kriegsschiff ist, der Nat. Ztg.“ zufolge, in dem furchtbaren Sturm der Nacht vom 26, bis 27. Ok. tober zu Grunde gegangen. Das Kanonenboot Enterprise“ mußte auf der Fahrt von Plymouth nach Liverpool von der Mann- schaft verlassen werden und strandete an den Felsen Aberffrans bei Anglesea. — Die Gewalt der Wellen war bei dem Leuch t⸗ thurm von Holyhead so groß, daß 7 Fuß breite Steine wie Kiesel vom Meere fortgewaschen wurden. Der Thurm felbst erzitterte, daß man jeden Augenblick befürchten mußte, er würde in Trümmer fallen. Das Wasser drang in das Gebäude ein. Seit 15 Jahren hat man dort keinen solchen Sturm erlebt. Bei Rhos⸗ cobyn strandete gestern eine mit Holz beladene norwegische Barke. Die Mannschaft wurde von dem Rettungsboot in Sicherheit gebracht.
London, 31. Oktober. Ueber den von den Eingeborenen in Neu-Guinea ermordeten englischen Missionar Savage bringt die .A. C. folgende nähere Mitteilung: Savage war erst 35 Jahre alt und feit 1885 in der Evangelisirung der Eingeborenen im suͤdöst⸗ lichen Neu⸗Guinea längs der Ufer des Flusses Fly thätig. Außer den Mifsionären halten sich in dem Distrikt keine Europäer dauernd auf. Die Eingeborenen am Fly sind hinterlistiger Natur, und das Be⸗ kehrungswerk wat stets mit großen Schwierigkeiten und Gefahren ver⸗ knüpft. Die Eingeborenen, welche die Metzelei verübt haben, gehören mutmaßlich dem Stamme Togari an, der sich durch seine kannibali⸗ schen Neigungen zum Schrecken aller übrigen Stämme an der Küste gemacht zu haben scheint.
Paris, 31. Oktober. (W. T. B.) Heute Nachmittag brach in den Ausstellungsräumlichkeiten, und, zwar in der belgischen Abtheilung in dem ersten Stock des Pavillons der schönen Kunste, eine Feuersbrunst aus. Dieselbe wurde zwar bald be⸗
der Platz vor der
es sei
mn be ü beß hben ech einige Semäkde Berchäbtgungeie Lurch Ranch ==
erlitten.
Zürich. Unter den Mittheilungen aus dem Publikum liest man in der ‚N. Zürch. Ztg.: „Es ist gewiß ein sehr anerkennenswerthes Vorhaben der hiesigen Fremdenkommission, die Häuser, in welchen dereinst berühmte Männer gelebt und als Gäste gewohnt haben, durch Gedenktafeln auch dem großen Publikum kennbar zu machen. Mit Befremden vermißt man jedoch in dem s. 3, mitgetheilten Verzeichnisse den Namen Richard Wagner's, der doch in Zürich (am Zeltweg in den Escherhäufern) Jahre lang feinem künstlerischen Schaffen ob⸗ gelegen. Wie immer der Parteien Gunst' sich zu dem großen Ton⸗ dichler stellen möge, so gehört doch sein Name der Geschichte der Tonkunst an, und sicher würde Pietät und Neugierde, je nach dem Parteistandpunkte, die Fremden, die alljährlich Zürich durcheilen, ihre Schritte auch nach der Stätte lenken laͤssen, die dem großen Meister als Asyl gedient.“
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Wetterbericht vom 1. November, Morgens 8 Uhr.
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8233 533 O 32 . 3 ** Stationen. 2265 Wind. Wetter. 8 ] * 5 S2 68 83* 882 Mullaghmore 7I43 WNW 38 bedeckt 8 Aberdeen. 743 SO 7 bedeckt 9 Christiansund 755 SO 3 halb bed. 9 Kopenhagen. 761 SSW 2Dunst 6 Stockholm. I64 SO 3 8 aparanda . 767 S bedeckt 2 t. Petersbrg. 768 NNO 1Nebel 1 Cork. Queens town .. 751 W 4 heiter 7 Cherbourg 757 S 4 Regen 11 elder. .. 7658 S 2 halb bed. 5 . I5ß WSW 5 Regent) 8 amburg .. 761 SSW 2 heiter 5 winemünde 162 WSW ] heiter? 5 Neufahrwasser 763 still Nebel 6 Memel I64 OSO 2 Nebel b . ... 765 SO 1wolkenl. 3 ünster. .. J762 5 2 heiter 2 Karlsruhe. I65 NO 1wolkenl. ) 1 Wiesbaden. I64 N I heiter) 2 München.. 764 NW 3 bedeckt 7 Chemnigz. . I65 W hieß bed. ) 4 Berlin.... I63 W X heiter c) 5 Wien... 761 W 3 bedeckt 9 Breslau. .. 762 NW 2 Regen 9 Ile d Aix. . 763 SO 4 halb bed. 8 I Iizza .... 760 SSW. 3 wolkig 12 Frlest. D still bedeckt 15
1 Nachts Regenböen. ) Nachts Nebel. ) Reif.
H Reif. 3) Nebel. 6) Thau. Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes Minimum, nordwärts fortschreitend, liegt bei den Hebriden, stürmische Luftbewegung mit Regenwetter auf den Britischen Inseln verursachend. In Central⸗Europa ist das Wetter ziemlich heiter und vielfach neblig, im Westen kälter, im Osten wärmer. In Deutschland ist seit gestern vielfach Regen gefallen, in größeren Mengen, auf Sylt und
am Bodensee. Deutsche Seewarte. fõͥðõðöß,ðffffittIsfrer“ruuƷuuu
Theater ⸗Anzeigen.
Rönigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern Oper in Text nach dem
haus. 219. Vorstellung. Fidelio. 2 Akten von L. van Beethoven.
Französischen von F.
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Dieselbe Vorstellung.
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Montjoye, der Mann von Eisen.
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Lustspiel in 4 Akten von Oscar r Zaungast.
von 12 —11 Dr. Körber:
in 4 Akten usik von F.
Der Dompfaff.
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nd H. Hirschel.
estehenden Kapelle.
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Wilhelmstãdtisches Theater.
Der Polengraf. Operette
einem G. de Grahl'schen Entwurfe von Richard Genée und J. In Scene gesetzt von Kapellmeister Feder⸗
Nestdenz - Theater. Direktion: Sigmund Lauten · Lustspiel in 3 Akten
Uebersetzung von C. Niese. Ballet von burg. Sonnabend: Zum 8. Male r. mama. (Belle maman.) 234. Vorstellung. Der Name. don Victorieg Sardon fund
Raimund Deslandes. In Seene gesetzt von
Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr. Schwiegermama.
NUroll's Theater. Sonnabend: Sohenstaufen
Direktion:
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Adolph Ernst-Theater. Dresdenersiraße 72. Sonnabend: Zum 73. Male: Flotte Weiber. von Leon Treytow.
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und in Scene gesetzt vom Direktor E. Renz. Kostüme und Requisiten, sowie die verschiedenen Equipagen sind vollständig neun und auf das Brillanteste ausgestattet. — Reiten und Vorfübren der bestdressirten Schul- und Freiheitspferde.
Sonntag: 2 Vorstellungen. 4 Uhr Nachm. Leben und Treiben auf dem Eise. 1 Kind frei. Abends 71 Uhr: Im dunklen Erdtheil.
— — — — — Familien⸗Nachrichten.
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Verehelicht: Hr. Oskar Born mit Frl. Margarethe Kroh (Pieschen). — Hr. Emil Kind mit Frl. Minna Anger (Leipzig).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Sec. Lieutenant Burghard Frhr. v. Klot ˖ Trautvetter (Pasewalk). —
rn. K. K. See ⸗Offizier Max Herzberg (Pola). — Tine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt Oskar Meyn (Berlin). — Hrn. Dr. Richard Klein (Berlin). — Hrn. Pastor Ernst Dienemann (Reesen).
Gestorben: Hr. Klosterkammerdirektor a. D.
Frhr. v. Wangenheim ⸗Wake (Wake). — Frau
farrer Adele Kauffmann, geb. Warnery (Morges,
t. Waadt). — Frl. Minna Emilie Eifler (Lehn⸗ haus). — Frau verw. Kaufmann Amélie V ittinger (Bissingen n. T.) — Hr. Fabrikdirektor Wilhelm Lambrecht (Braunschweig). — Hrn. Feiedrich Kaiser Sohn Paul (Magdeburg) — Hr. Friedrich Kah⸗ mann (Steimke i. Altm. ). — Hr. Bureau ˖ Vor⸗ steber Georg von Kaffa (Berlin. — Frau Anna Müller, geb. Heintze (Berlir). — Hr. Rentier Gottfr. Ferd. Bierau (Berlin). — Hr. Lehrer Franz Aug. Rebsch (Guben). — Hr. Abraham Hauschnen (Neuhardenberg).
Fritzsche.
Schwieger⸗
Emil Thomas.
Redacteur: Dr. H. Klee.
Verlag der Expedition (Sch olz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).
Berlin:
Zum
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 261.
Berlin, Freitag, den 1. November
1889.
Parlamentarische Nachrichten.
In der gestrigen (6.) Sitzung des Reichstages hielt bei fortgesetzter erster k des Etats zunächst der Staatssekretaͤr Freiherr von Maltzahn-Gültz folgende Rede:
Meine Herren! Nachdem gestern und vorgestern die verschiedenen Parteien dieses Hauses in der Berathung des Etats das Wort ge— nommen haben, scheint es mir an der . daß ich mit einigen Worten auf die erhobenen Bedenken eingehe Ich werde aber heute nicht im Einzelnen auf die Bemängelungen der Mehr ausgaben ein⸗ gehen. Alle Redner, welche gesprochen haben, haben die sehr erheb⸗ siche Steigerung der Ausgaben im gegenwärtigen Etat als etwas Bedauernswerthes hingestellt, und auch von Seiten der verbündeten Regierungen ist die Steigerung der Ausgaben an sich als etwas Wünschenswerthes sicher nicht angesehen worden. Es wird die Aufgabe der Spezialberathung bei der zweiten Lesung sein, Ihnen nachzuweisen, daß und aus welchen Gründen die eingestellten Ausgaben von uns für erforderlich angesehen wurden, und es wird die Vertheidigung dieses Theils des Etats in erster Linie denjenigen Verttetern des Bundesraths zufallen, welche die einzelnen Ressorts zu vertreten haben, in deren Etats die Mehrausgaben gefordert werden. Dagegzen halte ich es für meine Aufgabe, einzugehen auf die Ein wendungen, die erhoben worden sind gegen die Art, wie das Deutsche Reich seine Ausgaben deckt.
Es ist im Laufe der Diskussion ein Angriff gegen das jetzige System unserer Zuckersteuer gemacht, und es ist erklärt worden, daß die Zuckersteuer, so wie sie heute besteht, wenigstens zu einem Theil, soweit sie von dem Material erhoben wird, ein Spott auf eine Steuer sei, daß es unbedingt geboten sei, diese Art der Besteuerung der Zuckerproduktion aufzugeben. Ja, meine Herren, die verbündeten
Regierungen haben die. vorbereitenden Schritte in dieser Rictung, wie Ihnen Allen bekannt ist, gethan. Deutsch— land hat sich an den Verhandlungen über den Abschluß einer
Konvention zwischen den hauptsächlichen produzirenden Staaten betheiligt, welche zum Zweck hatten, daß alle diese Staaten die Prämien abschaffen sollten. Die Konvention ist vorläufig zum Abschluß ge— kommen. Ihre Ratihabition steht noch aus. Inzwischen sind diejenigen Maßregeln, welche zur weiteren Vorbereitung der eventuellen Gesetzes⸗ änderungen in den einzelnen Staaten nothwendig erschienen sind, ge⸗ troffen worden. Im Mai d. J hat die in der ursprünglichen Konvention vorgesehene vorbereitende Kommission in London getagt, und wir werden zunächst abzuwarten haben, wie die Dinge sich weiter entwickeln ob diese Konvention in der That Aussicht har ins Leben zu treten oder nicht Nach der
Komet iom iscerst obi zen Mugust wär stn Jahre Ter Seitraumnm
verflossen, welcher für die Ratihabition vorbehalten war. Das even tuelle Inkrafttreten der Konvention würde frühestens über 2 Jahre erst erfolgen. Ich glaube, daß Sie Alle, auch der Hr. Abg. Rickert, darin mit mir einverstanden sein werden, daß der gegenwärtige Zeit punkt, wo wir über diese wichtige entscheidende Frage gar nicht klar sind, absolut ungeeignet sein würde, um an dem jetzigen System der Zuckersteuer etwas zu ändern. Damit kann ich diesen Gegenstand wohl verlassen. ᷣ
Es ist auch nicht meine Absicht, heute auf die Vorwürfe gegen unsere Branntweinsteuer näher einzugehen. Diese Steuer ist unter so schwierigen Verhältnissen, unter Jo eingehenden Erörterungen ins Leben getreten; sie ist bei ihrer Ausführung so vielen nicht in ihrem vollen Maße vorherzusehenden erschwerenden Umständen begegnet, daß augenblicklich sicher noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, an dieser Steuer etwas zu ändern. Die näheren Umstände der Brannt⸗ weinstener zu erörtern, wird die iweite Lesung des Etats, speziell die Berathung des Zoll- und Steuer⸗Etats volle Gelegenheit geben. Heute darauf einzugehen, würde ich für eine unnöthige Belastung der ersten Berathung des Etats halten. Dagegen kann ich mit nicht versagen, auf die Angriffe einzugehen, welche gegen unsere
olleinnahmen, gegen unseren Zolltarif hier gerichtet sind, und Sie wollen mir bei dieser Gelegenheit gestatten, daß ich den erneuten Anregungen des ersten Herrn Redners, welcher aus dem Hause zum Etat gesprochen hat, folgend, einen persönlichen Punkt vorweg erörtere. Der gedachte Herr Redner hat, wie bereits früher, mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich bei der ersten Berathung des jetzt geltenden Zolltarifs als Abgeordneter zum Reichstage eine Rede gegen den Zolltarif über⸗ haupt, insbesondere gegen Kornzölle gehalten habe. Ja. meine Herren, das ist völlig richtig; ich habe damals diese Rede gehalten, und ich schäme mich dieser Rede auch heute noch nicht. Ich habe damals von dem Standpunkt der industrielosen Küstenpropvinzen aus aus— zuführen gesucht, daß eine Schutzzollpolitik, wie sie damals noch nicht bestand, wesentlich den industriellen Inlandsprovinjen, weniger den industrielofen Küstenprovinzen zu Gute kommen würde Ich habe bei der Gelegenheit auch ebenso, wie jetzt der Hr. Abg. Rickert, den: jenigen Punkt des Zolltarits näher erörtert, der eine leichte Angriffsfront bietet, nämlich die Kornzölle, an denen jeder Konsument im ganzen Lande interessirt ist, und ich habe die Gründe, die man gegen die Kornzölle anführen kann, damals ausgeführt. Aber, meine Herren, wie habe ich damals weiter argumentirt und wie habe ich damals weiter ge— handelt? Ich habe gesagt: die Kornzölle sind an und für sich keine wünschenswerthe Art der Besteuerung; kommen wir aber überhaupt zu dem Schutzzollspstem dann verlange ich — habe ich damals schon gesagt — daß man nicht nur die Industrie schütze, sondern daß man diesen Schutz auch der Landwirihschaft zuwende, daß man auch Kornzölle einführe, und dieser Ausführung entsprechend habe ich, nachdem die Baumwollenzöle angenommen waren, für die Getreidezölle gestimmt. Und weiter, meine Herren, ich habe damals, obwohl ich Bedenken gegen die Einführung eines Schutzzollspftems hatte, dennoch für den Zolltarif im Ganzen gestimmt, wie meine Gesinaungsgenossen duf der rechten Seite des Hauses auch getban haben. Und weswegen? Weil es uns unmöglich war, ohne Einführung dieses Systems die Finanzzölle zu erhalten, die wir zur sicheren Erhaltung der Finanzen des Reichs für unbedingt nothwendig hielten. Aus diesen Gründen haben wir — das werden mir die Herten, die damals dem Reichstage angehört haben, bestätigen — damals für den Zolltarif gestimmt. .
Wenn ich auf meine damalige Rede zum ersten und, wie ich glaube, zum letzten Mal zurückgekommen bin, so habe ich allerdings das Bedürfniß, einen Punkt der damaligen Rede ausdrücklich zurück— zunehmen. Ich habe damals ausgeführt, daß der Schutz der nationalen Arbeit, welcher als das Ziel der neuen Zollpolitik hingestellt wurde, ein Ziel sei, welches unctreichbar, selbst unter Berücksichtigung der menschlichen Unvollkommenheit unerreichbar sei. Dieses Wort nehme ich zurück. Ich habe mich überzeugt und überzeuge mich von Tag zu Tag, daß bei unserer Zollpolitik der Schutz der nationalen Arbeit in der That der springende Punkt ist, von welchem aus jede einzelne Frage zur Entscheidung gelangt, und daß die damals von mir befürchtete Un— . annähernd gerechten Durchführung dieses Gedankens nicht besteht.
Run, meine Herren, wir haben damals für den Zolltarif gestimmt, und haben damit dem Reiche die Einnahmen aus den Zöllen zugeführt. ;
Hätten wir diese Einnahmen entbehren können? Sollen die Herren, welche jetzt den Zolltarif angreifen, wirklich im Ernst be⸗ haupten, daß die Reichseinkommensteuer, selbst wenn die verfassungs⸗· mäßigen und thatsaͤchlichen Schwierigkeiten, welche ihr in Deutsch« land entgegenstehen, befeitigt werden können, im Verein mit der
Reform der Zuckersteuer genügen würde, um alle die ge— steigerten Beduͤrfnisse des Reichs zu befriedigen? Wollen Sie behaupten, daß außer diesen Bedürfnissen des Reichs
aus diesen beiden Steuern allein auch die Bedürfnisse der Einzelstaaten würden befriedigt werden können, die thatsächlich heute in den Einzelstaaten durch unsere Zollpolitik befriedigt worden sind? Ich glaube: nein!
Nun, wir haben mit dem Zolltarif von — 1879 ist er ja wohl — ich bitte zu entschuldigen, wenn ich einmal in einem Datum irre. Ich habe in der Presse bei der Kritik meines Auftretens von vorgestern derartige Urtheile gefunden, die mich sehr kühl lassen.
Wir haben alo seit dem Jahre 1879 einen Zolltarif mit einem Schutzzollsystem. Ob Schutzzoll oder Freihandel — darin unterscheide ich mich mit meiner Anschauung von den Perren der linken Seite des Reichstages — in einem Lande gelten soll, ist keine Prinzipienfrage, sondern eine Frage der Zweckmäßigkeit. Wenn eine Feage der Zweck— mäßigkeit vor 10 Jahren gegen meine Ansicht entschieden ist und ich mich in der Zwischenzeit habe überzeugen müßssen, daß unter den so getroffenen Verhällnissen das Land im Ganzen gedeiht und aufblüht, so habe ich nicht die Neigung, wie es die Herren von der linken Seite des Reichs— tages thun, aus der prinzipiellen Vorliebe für den Freihandel — die Sie (links) haben, die ich aber nicht habe — nun die jetzige Zoll— politik zu verwerfen. Dächte ich anders, so würde ich ja das Amt, welches mir vor einem Jahre übertragen ist, gar nicht haben annehmen können. Ich halte es aber für erwünscht, heute dies einmal hier klar und einfach auszusprechen.
Meine Herren, Sie (links) selber wollen im Ernst in diesem Augenblick eine Rückkehr zum Freihandel nicht; es wird Ihnen nicht in den Sinn kommen, zu fordern, daß man im Jahre 1889, selbst 1890, selbst 1891, jetzt einseitig in Deufschland von der Schutzzoll⸗ politik zurücktreten solle — zurücktreten solle, nachdem auf Grund der Politik, die nun seit 10 Jahren besteht, sich im ganzen Vater— lande eine Reihe von neuen Verhältnissen gebildet haben, zurücktreten solle, nachdem die Mehrzahl der produzirenden Staaten sich mit immer höheren Schutzzöllen gegen uns abschließen. In diesem Augen blick für Deutschland allein eine Freihandelspolitik einzuleiten, würde fast einem Selbstmorde gleichkommen.
Wenn wit aber eine Schutzzollpolitik weiter treiben müssen, so sage ich, müssen wir die Kornzölle vor allem behalten. Denn die Kornzölle sind bestimmt, dasjenige Gewerbe im deutschen Lande zu schützen, welches den größten Theil unserer Bevölkerung ernährt.
Der Hr. Abg. Rickert hat mit vollem Recht in seinen Aus— führungen vorgestern darauf hingewiesen, daß die induftriellen Schutz zölle dem Westen des Landes mehr zu Gute kommen als dem Otten. Mun wohkr meine Serre ,dann sctzn Sie Tuch den Sernz de mr Korn baut, der nur Landwirthschaft treibt, dadurch, daß Sie seine Produkte schützen Und wie haben dann diese viel angefochtenen Koenzölle thatsaͤchlich gewirkt? In den ersten Jahren bis zu ihrer letzten Er⸗ höhung haben sie meiner Meinung nach schützend überhaupt nicht gewirkt, sie haben damals rein als Finanzzölle gewirkt und dem Reich von Jahr zu Jahr steigende und im Reichs-Etat sehr erhebliche Posten autzmachende Einnahmen zugeführt, welche sonst zur Befriedigung unserer Bedürfnisse auf andere Weise vom Steuerzahler hätten ein— gezogen werden müssen. Es ist möglich, mir sogar wahrscheinlich, daß seit der letzten Zollerhöhung in der Töat die Kornzölle angefangen haben, den Zweck, den man mit ihrer Einführung hauptsächlich im Auge hatte den eines Schutzes der inländischen Produktion, zu erfüllen. Der Hr. Abg. Rickert hat uns ein Exempel vorgelegt, welches nachweisen sollte, in wie großem Maße sich in den Preis unterschieden im Innern und an der Grenze diese Wirkung der Korn— zölle geltend mache. Ich verzichte darauf, dieses Exempel in seinen Einzelheiten heute zu prüfen; ich will ihm zugeben, daß die Korn— zölle jetzt auf eine Steigerung der Preise des Korns und der aus dem
Korn gewonnenen, Produkte gewirkt haben können. Nun aber, wen belastet das? Man hört gewöhnlich die Deduk— tion: ja, Korn, Mehl, Brod braucht Jedermann; der
Kornzoll belastet den Armen und Reichen völlig gleich. Dieser Satz ist falsch. Lassen Sie mich einmal auf meine eigenen Verhältnisse exemplifiziren. An meinem Tische auf den verschiedenen Gütern, die ich bewirthschafte, und in meinem Haufe hier essen außer meiner Familie täglich eiwa 60 bis 70 Menschen; die Belastung also die den armen Mann, der nur für seine Familienangehörigen zu sorgen hat, einmal trifft, trifft mich siebzigmal. Ich glaube das Exempel ist richtig.
Wem aber kommt die Preissteigerung, die durch diese Zölle her— vorgerufen wird, zu Gut? Sie kom nt keineswegs, wie immer be— hauptet wird, dem großen Landmanne allein zu Gute; fragen Sie jeden Bauer bei uns im Osten, jeden Drescher, der auf einen Antheil am Ertrage des Gutes Anrecht hat (und das ist die Regel in der Landwirthschaft auf den sämmtlichen Gebieten östlich der Elbe), ob sie lieber niedrige oder hohe Kornzölle haben wollen — einstimmig werden sie antworten: hohe sind uns lieber; dadurch kommen wir besser fort.
Also diese Zölle kommen in der That der ganzen dentschen Land— wirthschaft zu Gute, natürlich nach den verschiedenen Gegenden in verschiedenem Maße.
Nun aber, braucht die Landwirthschaft wirklich diese Zölle nicht? Es ist in der Diskussion hier ausgesührt worden, es sei ja doch ein
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völlig vergebliches Unternehmen, darauf hinzuzielen, daß Deutschland.
seinen Bedarf an Cerealien selber produzire; es brauche das Ausland. Es ist möglich, daß bis zu einem gewissen Grade der Import immer nothwendig sein wird. Ist aber in der That in Deutschland — wollen das die Gegner unseres Zollwesens wirklich behaupten — alles dasjenige Land, welches Korn tragen könnte, jetzt zum Korn— bau überhaupt für landwirthschaftliche wecke im engeren Sinne ver— wendet? Der Hr. Abg. von Kardorff hat mit vollem Recht gestern bereits auf die Aufforstungen hingewiesen. Auch hier ein Beispiel aus meiner Erfahrung: ich bin selbst in der Lage gewesen, in den letzten? Jahren auf einem einzigen Gate über 0 Morgen Sand— boden auf uforsten, weil nach Lage dieses Gutes der bis dahin dort betriebese Kornbau nicht mehr lohnte. Ich glaube, wie es mir ge— gangen ist, wird es vielen Leuten in Deutschland gehen. Ich glaube auch nicht, daß dies auf den Sandboden beschränkt sein wird, es wird sich auf dem Moorboden wiederholen, überhaupt in jeder Landwirth— schaft, welche nach Lage der Bodenverhältnisse oder nach Lage ihres Absatzgebieies, nach den vorhandenen Kommunikationswegen und den übrigen Rücksichten, die dabei in Frage kommen können, weniger günstig situirt ist, als die Herren, welche hier vor den Thoren Berlins, in Rixdorf u. s. w. wohnen. Also, meine Herren, so lange wir eine Schutzzollpolitik haben — und bis auf Weiteres werden wir sie in Deutschland verfolgen —, werden Sie mich unter den Gegnern der Bestrebungen finden, die auf Aufhebung der landwirthschafilichen Zölle gerichtet sind. Nun, meine Herren, es ist weiter der Angriff gegen uns gerichtet worden, daß das ganze System der Ueberweisungen der Matrikularbeiträge bei unserem Etat ein vollständiger Nonsens sei, daß dieses System unter allen Umständen aufgegeben werden müsse.
Ig, meine Herren, ich kann Ihnen zugeben, die berühmte Klausel Franckenstein, wie ich sie wohl mit dem kurzen Namen be— zeichnen darf, und die entsprechenden Bestimmungen später erlassener Gesetze haben ja für die Verwaltung eine gewisse Unbequemlichkeit zur Folge, mehr aber ist es nicht. Ueberschätzen Sie ihre Bedeutung nicht. Das Reich ist nicht ein von den Einzelstaaten abgelöstes Gemeinwesen, das Reich und die Einzelstaaten, der Haushalt des
Reichs und der Haushalt der Einzelstaaten sind eng mit einander verwachsen, wie es den geschichtlich gewordenen Verhältnissen in Deutschland entspricht. Dadurch, daß man den geschichtlich gewordenen Verhältnissen in Deutschland bei Ausgestaltung unserer Verfassungs—⸗ verhältnisse zu entsprechen versucht hat und entsprochen hat, nur dadurch ist es möglich gewesen, daß jetzt in verhältnißmäßig kurzer Zeit das Deutsche Reich im Bewußtsein des ganzen deutschen Volks, Gottlob, so fest stebt, wie es heute steht. Also, meine Herren, lassen Sie uns diese Unbequemlichkeit, daß wir monatlich über die Matrikularbeiträge und vierteljährlich über die Ueberweisungen ab— rechnen müssen, ruhig in Kauf nehmen. es wird dem Reich an den Mitteln für die Beschaffung der gemeinsamen Ausgaben nicht fehlen, weil die Einzelstaaten dafür mithaften müssen. Das allerdings ist richtig, daß durch diese Klausel — und das war die Absicht der Antragsteller — der Schwerpunkt der Verwendung der Gelder mehr in die Einzelstaaten als in das Reich gelegt ist. Ich muß den Herren aber zugeben, daß das in Kongruenz sich befindet mit dem Zwecke, zu dem Sie überhaupt die betreffenden Einnahmen dem Reich bewilligt haben. Glauben Sie wicklich, daß man nur mit Rechtfertigung durch die eigenen Bedürfnisse des Reichs, die doch wesentlich auf dem Gebiete der Vertheidigung sich bewegen, die Sum⸗ men kätte bewilligt erhalten können, die Sie bewilligt haben, weil Sie wußten und wollten, daß aus diesen Einnahmen nicht nur die Vertheidigungsbedürfnisse gedeckt werden sollten, sondern auch Bedürfnisse, welche verfassungsmäßig nur von den Einzelstaaten be— friedigt werden konnten? Und ist man denn von der Erreichung dieses Zieles soweit entfernt geblieben, wie die Herren es immer darstellen? Meine Herren, lassen Sie mich auf Preußen exemplifiziren. Der preußische Finanz⸗Minister hat Ihnen am 165. Januar 1889 in Preußen vorgerechntt, daß Preußen von dem Reich jährlich 81 Millionen mehr als früher erhalte, daß es aber von diesen 81 Millionen bereits nach den damals geltenden Gesetzen 78 Millionen Mark verwendet habe zur Erleichterung der Lasten innerhalb Preußens.
Nun, meine Herren, ähnlich liegen die Dinge in Bayern, ähnlich liegen sie in Sachsen, ähnlich in anderen Staaten. Nun, meine Herren, daß dieses möglich gewesen ist, daß die sämmtlichen neuen Zedürfnisse des Reichs, welche nach den bisher geltenden Grunssätzen aus den laufenden Jahreseinnahmen gedeckt werden mußten, aus den eigenen Einnahmen des Reichs gedeckt worden sind, und daß daneben die Einzelstaaten, welche im Jahre 1872 dem Reich netto 82 Millionen Mark herauszahlen mußten, auch nach dem jetzt vorliegenden böher belasteten Etat in diesem Jahre noch 40 Millionen vom Reich bekommen werden: das sind die Resultate der Finanzpolitik des Reichs, und ich ö das Reich und seine Finanzverwaltung haben sich
rer nichl. zu schamen 6 — ög. Mich er;. Vie Jiffern frage in Der fFran⸗ zösischen und deutschen Armee hat für den Reichstag
ihre Bedeutung verloren, seit der Reichskanzler in der be— rühmten großen Rede selbst gesagt hat: „In der Ziffer mögen die Nachbarstaaten stärker sein, aber in der Qualität können sie es uns nicht nachmachen, denn was kein Volk in der Welt uns nachmachen kann, wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeheure Armee zu kommandiren, und das ist die Folge der Verbreitung der Volksbildung in Deutschland, wie sie in keinem anderen Lande vorkommt“. Was hat sich denn seit einm Jahre an der Situation in Europa geändert, daß man meint, die Wehrkraft hänge von jeder einzelnen Etalsposition ab? Das neue französische Militärgesetz ist bereits bei der Septennatsbewilligung als Voraussetzung berücksichtigt worden. Man kann nicht dieselbe Sache zweimal in Rechnung stellen, einmal als Entwurf und einmal als publizirtes Gesetz. Wäre das Septennat nicht be— willigt, sondern nur eine dreijährige Frist, so könnten wir jetzt prüfen, ob die Voraussetzung der Sepiennatsbewilligung in dem französischen Wehrgesetz zugetroffen habe, und wenn das nicht der Fall, ob eine Aenderung in den deutschen Verhält— nissen angezeigt sei. Unser Programm lautet: volle Durchführung der allgemeinen Dienstpflicht bei möglichster Abkürzung der Dienstzeit; Festsetzung der Friedenspräsenzstärke innerhalb einer jeden Legislaturperiode. Und Frankreich führt jetzt die allgemeine Dienstpflicht durch bei möglichster Ab— kürzung der Dienstzeit. Und gerade mit Rücksicht auf die Finanzen setzt die Kammer alljährlich durch das Budget die Friedenspräsenzstärke fest und hat das Recht, durch Budget— heschluß allen Mannschaften eines Jahrgangs die Dienstzeit auf ein Jahr zu beschränken, sodaß die Kammer durch ein⸗ fachen Budgetbeschluß die Friedenspräsenznärke auf 260 000 Mann reduziren kann. Unsere Forderungen gehen nicht ein⸗ mal so weit. Beim Septennatsgesetz sagte der Kriegs— Minister, mit Rücksicht auf die Finanzen wolle man neben der Vermehrung der Cadres nicht auch die Vermehrung der Stäbe, und dies war auch die Voraussetzung für die Septennats— bewilligung. Jetzt, wo wir während 7 Jahre nichts ändern können, sollen auch die Stäbe vermehrt werden. Für den Kriegsfall sind ja jene Corpsstäbe längst vorgesehen, man be— setzte sie bisher im Mobilmachungsfall mit Offizieren, die im Frieden andere Funklionen haben, die bei der Mobilmachung wegfallen. Wenn die Stäbe jetzt schon im Frieden vermehrt werden sollen, muß man prüfen, ob die Stellen, die nur im Frieden vorhanden sind und im Kriegsfall wegfallen, noch aufrecht zu erhalten sind. Die Kommandanten, Gouverneurs, Inspecteurs haben wir immer bemängelt, obwohl man sie als nothwendig bezeichnete. Aber die Beseitigung dieser Stellen wiegt nicht die Mehrkosten für die neuen Stäbe auf, deshalb muß man prüfen, ob nicht noch andere Stellen im Frieden in Wegfall zu bringen sind. Hr. von Bennigsen meint, das Haus habe sich im vorigen Jahre zu der Erweiterung der Marine verpflichtet, Hr. von Kardorff machte bereits darauf aufmerksam, daß dies nicht der Fall sei. Zu dem Plan im Ganzen hat das Haus kein Votum abgegeben, wir haben uns nur verpflichtet, das eine Panzer⸗ schiff zu bauen, für welches wir die erste Rate bewilligt haben. Ersatzbauten, auch für Panzerschiffe, haben wir immer bewilligt, uns aber niemals dadurch für eine Ver⸗ mehrung der Flotte engagirt. Es fragt sich jetzt nur, ob wir für weitere Panzerschiffe die erste gal bewilligen sollen. Dabei fragt sich noch, ob wir die Kreuzer und Korvetten, die lediglich für die Kaperei im Kriege bestimmt sind, be⸗ willigen wollen, und diese Frage hängt mit der Kolonial⸗ vᷣolitik zusammen. Wer die Kolonialpolitik nicht will, kann ich auf die Kreuzer nicht einlassen. Dabei sind bei den bereits bewilligten Kreuzern und Avisos die Kostenanschläge von damals schon um 25 Proz. überschritten wegen der höheren Material⸗ und Eisenpreise. Bei den Panzern steigt das erst