,
abe machen, zu prüfen, inwieweit die Leistungsfähigkeit der Provinz Erer ngen zur Pflicht macht. ;
Wir haben ja bereits Gelegenbeit gehabt aus den Vorlagen ju ersehen, wie sehr die verschiedenen Verwaltungs ⸗Kommissionen im Verein mit den provinzialständischen Beamten bemüht gewesen sind, die Ausgaben auf das zulässige Maß zu beschränken ohne doch der Lebensthätigkeit des provinzialständischen Verbandes hemmende Schranken aufzurichten, und wir hoffen, dem uns gegebenen Beispiele folgend, auch noch Mittel und Wege ausfindig zu machen, um den Bitten von Vereinen und Wohlfahrts⸗ anstalten, die nie vergeblich die Hülfe früherer Landtage angerufen haben, gerecht zu werden. Von den Mitgliedern des letzten Provinzial Landtages hat der Tod aus unserer Mitte abberufen den langjährigen Vertreter der Städte der Kreise Krotoschin. Adelnau, Schildberg, Kosch= min, Kempen und 2strowo., Apotheker Skutsch aus Krotoschin, welcher stets das Referat über unfere Wohlthätigkeitsanstalten hatte. Ihm bleibt ein ehrendes Andenken gesichert. ;
Lassen Sie uns nun, geehrte Mitstände, mit dem besten Willen, unserer theuren Heimath zu dienen, an die Arbeit herangehen und Gott wird uns feinen Segen zu Theil werden lassen;
Ehe wir aber beginnen, gedenken wir unseres Kaisers und Königs, unter deffen Scepter wir zum ersten Male zusammenberufen sind, bringen wir ihm, wie es so oft seinem großen Vorfahren gesche ben istU unsere Verehrung und die Versicherung unserer Treue dar, indem wir rufen: Es lebe Se. Majestät der Kaiser und König Wil
helm 1. . Die Versammlung stimmte in das von dem Marschall ausgebrachte Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König begeistert ein. ; Der Königliche Kommissarius wurde hierauf durch die Deputation wieder a und es wurden sodann die
Verhandlungen der diesmaligen Session eröffnet.
Bayern. München, 1. November. (Allg. Ztg.) Aus Anlaß des Namensfestes Sr. Königlichen zoheit des Prinz-Regenten waren heute die Königliche Residenz, die Palais der Prinzen, die Gesandtschaftshotels, die stagtlichen und städtischen Gebäude, . eine große Anzahl von Privat⸗ gebäuden beflaggt. Die Festgottesdienste in den verschiedenen Kirchen waren stark besucht. Mit seiner erlauchten Schwester wohnte der Prinz⸗Regent der Messe in der Allerheiligen⸗Hofkirche bei. Bei der Familientafel erschien der Prinz-⸗Regent mit seiner Schwester, sämmtlicher hier weilenden Mitgliedern des König⸗ lichen und des Herzoglichen Hauses und den Gästen, dem König von Neapel, dem Herzog und der Herzogin von Mont⸗ pensier, sowie dem Prinzen Ernst von Sachsen⸗Meiningen.
Sachsen. Dresden, 3. November. (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin ist heute Vormittag, von Sigmaringen kommend, in der Villa zu Strehlen wieder eingetroffen.
Ihre
Württemberg. Stuttgart, 2. November. Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württemberg,
oßfürstin on Rußland, ist nach längerem Aufenthalt bei gie h re! . , rr b r mn von Rußland, heute Nacht wieder hier eingetroffen.
Hefsen. Darmstadt, 2. November. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich von Preußen sowie Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzessinnen Alix von Hessen und Ludwig von Battenberg begaben sich, nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“, heute nach Wie s⸗ baden, um daselbst Ihrer Majestät der Königin von Rumänien und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzes sin Christian zu Schleswig-Holstein einen Besuch ab⸗— zustatten.
Seitens der Großherzoglichen Staatsregierung, ist der „Darmst. Ztg.“ zufolge, der JZweiten Kam mer der Stände ein Gese entwurf nebst Motiven, betreffend die Gehalte der Volks schullehrer zugegangen, wonach bei gewissen⸗ . und tadelloser Dienstführung jeder definitiv angestellte
ehrer an Volksschulen nach lun ehr n Dienstzeit ein Gehalt von 1000 S6, nach zehnjähriger Dienstzeit ein Ge⸗ halt von 11009 69), nach fünfzehnjähriger Dienstzeit ein Gehalt von 1250 S, nach zwanzigjähriger Dienstzeit ein Gehalt von 1409 „MS, nach fünfundzwanzigjähriger Dienstzeit ein Gehalt von 1500 „S, nach dreißig— jühriger Dienstzeit ein Gehalt von 1600 6, beziehen soll. Sofern ein definitiv angestellter Lehrer an Volksschulen solche Gehaltsbeträge nicht bereits aus dem nach Maßgabe der Bestimmungen des a, . vom 9. März 1878, die Gehalte der Volksschullehrer betreffend, festgesetzten Ein⸗ kommen der von ihm bekleideten Lehrerstelle bezieht, soll ihm der fehlende Betrag aus Staatsmitteln als Alterszulage aus— bezahlt werden.
Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 2. November. (Meckl. Nachr) Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ist, einem aus Cannes eingegangenen Tele⸗
ramm zufolge, heute ein weniger zufriedenstellendes als gestern. 6 hat sich wieder große Mattigkeit eingestellt.
Mecklenburg ⸗Strelitz. Neustrelitz, 31. Oktober. (Neustr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat 3 den Königlich belgischen außerordentlichen Gesandten und
evollmächtigten Minister Baron von Greindl in feierlicher Audienz empfangen und aus dessen Händen das Schreiben entgegengenommen, durch welches dieser am hiesigen Hofe von Sr. Majestät dem Könige der Belgier beglaubigt worden ist. Nachdem der Gesandte auch von Ihrer Königlichen Hoheit ,,, empfangen worden war, fand Gala⸗ tafel statt.
Oldenburg. Oldenburg, 2. November. H.) Der Großherzogliche Hof ist nen Abend von Eutin hier⸗ her zurückgekehrt.
Sachsen ⸗Ultenburg. Altenburg, 1. Novemver. Magdh. Ztg.) Der Landtag des Herzogthums ist auf den 22. d. M. einberufen worden.
Sachsen⸗ Coburg ⸗ Gotha. Coburg, 2. November. 9. Ztg.) Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von din burg hat sich heute mit den drei älteren Prinzessinnen⸗ Töchtern nach Stuttgart begeben, um am Königlich Württembergischen Hofe einen kurzen Besuch abzustatten.
Anhalt. Dessau, 1. November. (Anh. St.⸗A.) Se. eher der Herzog empfing heute den am Königlich sächsi⸗ ischen Hofe akkreditirten bösterreich- ungarischen Botschafter Grafen Chotek, um dessen Beglaubigungsschreiben als Ge⸗ , . am Herzoglichen Hofe entgegen zu nehmen. Nach er Audienz hatte der Gesandte die Ehre, zur Herzoglichen Tafel gezogen zu werden.
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Wien. z r. lichen und Königlichen Hoheiten die Erzherzogin Marie Valerie und der Erzherzog Franz Salvator sind heute in bestem Wohlsein in Miramar eingetroffen. Der Auf⸗ enthalt daselbst wird bis zum 4. d. M. dauern, an welchem
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. November. Abdpst.) Ihre Majestät die Kaiserin, sowie Ihre
Tage die Ahreise nach Korfu erfolgt, Ihre Majestät wird gegen sechs Wochen in Korfu verweilen und sich dann nach Göͤdöllb, beziehungsweise Ofen begeben, woselbst um diese Bit der ganze Hof versammelt sein wird. Die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Gödöllö ist auf nächsten Dienstag festgesetzt.
Da „‚Fremdenblatt“ erklärt in Besprechung der auf die Rege⸗ lung der Valuta eingeleiteten Schritte, der Termin zur Eröffnung der im Zoll- und Handelsbündnisse von 1887 festgestellten Enguete zum Zwecke der Berathung über die Herstellung der Baarzahlungen in Dester · reich⸗Angarn könne nunmehr als nahegeräckt gelten. Der öͤsterreichischen Regierung könne diesbezüglich kein Versäumniß zur Last ge⸗ legt werden. Dieselbe habe sich vor langer Zeit an die ungarische Regierung wegen Eröffnung der Enguete gewendet und das Zustande⸗ kommen derselben wiederholt und nachdrücklich angeregt. Die letzten Erklärungen des Finanz⸗Ministers Weckerle berechtigten zur Hoffnung, daß auch die ungarische Regierung den vorbereiten · den Schritten zur Ausführung verhelfen und in. die nothwendigen Berathungen eingehen werde. Bie österreichische Regierung werde ihrer ⸗ seits, wenn Ungarn der diesseitigen Anregung entspreche, diese nur mit Befriedigung und Bereitwilligkeit aufnehmen, da pie Regelung des Staatshaushalts und der Valutaregulirung mit einander enge verwachsen seien. , .
Die Abg. Türk, Vergani und Fürnkranz sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, aus dem Verbande der Deutsch⸗Nationalen des Abgeordnetenhauses ausgetreten. Der deutsch⸗nationale Verband wird sich in Folge dessen
auflösen.
Frankreich. Paris, 2. November. Das „Journal Offictel“ veröffentlicht einen Erlaß des Präsidenten Carnot, worin bestimmt wird, daß in Zukunft der Civil gouverneur von Cochinchina und die Sber-Residenten von Angm, Tongking ünd Kambodschg als Mitglieder des Ver⸗ ,, . von Französisch⸗Hinterindien an den in ihrem
erwaltungsbezirk stattfindenden Versammlungen des Raths theilzunehmen haben. Sie folgen im Range gleich hinter dem Sberbefehlshaber der Seestreitkräfte.
Italien. Rom, 3. November. (W. T. B.) Der Ministerrath hat die . der Parlagments⸗ session auf den 25. November festgesetzt und das Präsidium sowie das gesammte Bureau des Senats bestätigt. .
Der Papst * gestern Mittag die Großfürstin Katharina von Rußland und deren Tochter in Audienz. Sr. Heiligkeit ist wegen des ungünstigen Wetters und mit
Pilgerzüge von dem Arzt Dr. Ceccarelli Schonung an⸗ empfohlen worden. Der Papst hat deshalb am Allerheiligen⸗ tage seine Gemächer nicht verlassen, auch Niemandem von seinem Hofe die Kommunion ertheilt.
Spanien. Madrid, 2. November. (W. T. B.). Ein Königliches Dekret bevollmächtigt den Finanz⸗-Minister, der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die Er höhung . Eingangszolls auf Getreide und Mehl, vor— zulegen. 1 .
Rumänien. Bukarest, 2. November. (W. T. B.) Der König ist mit dem Thronfolger hier eingetroffen. Morgen wird der König einem Ministerrathe präsidiren, der 25 jährigen Gründungsfeier der Universität beiwohnen und am Montag die Rückfahrt nach Sinaia antreten.
Serbien. Belgrad. 3. November. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Skupschtina erklärte der Minister des Innern auf eine Interpellation wegen der Aus⸗ weisung der Korrespondenten des „Standard“ und der „Daily News“, der Korrespondent des „Standard“ habe höchststehende Personen zum Gegenstand von Sensationt⸗ nachrichten gemacht, bezüglich des Korrespondenten der „Daily News“ seien Beweise einer strafwürdigen Thätigkeit vorhanden.
Das diesjährige Budget weist ein Defizit von 4224 541 Fr. auf; dasselbe soll durch die neu einzuführende Konsumsteuer und durch Ersparnisse auf allen Verwaltungs⸗ gebieten gedeckt werden.
An Stelle des Sektionschefs Gjaja, welcher ein Mandat
vitsch zum Leiter der politischen Angelegenheiten im Ministerium des Aeußern ernannt worden.
Bulgarien. Sofia, 3. November. (W. T. B.) Der Prinz Ferdinand von Coburg traf in Begleitung der Minister Mutkurow und Salabaschew heute Vormittag 11 Uhr hier wieder ein. Die Minister und die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden waren dem Prinzen auf der Strecke nach Lom Palagnka entgegengefahren. Vom Eingange der Stadt bis zum Palais des Prinzen bildete Militär Spalier. Nach⸗= mittags fand die Eröffnung der Sobranje durch den 1 statt.
ie Thronrede weist auf die besondere Bedeutung der Eröffnung dieser Session hin, welche in dem Umstande liege, daß zum ersten Male seit Bestand des Fürstenthums dieselbe Nationalversammlung zu einer dritten Session zusammentrete. Dies sei ein un— bestreitbarer Beweis der herrschenden Ordnung und der Zu⸗ friedenheit Bulgariens. Die allseitigen Fortschritte des Landes seit der Thronbesteigung des Prinzen Ferdinand seien offen bar, so daß die bulgarische Nation sich die Sympathien der eivilisirten Welt erworben habe. Die Deputirten und das ge⸗ sammte bulgarische Volk hätten freudig die Lobsprüche vernommen, welche dem Lande Seitens eines überaus weisen und mannhaften Monarchen, sowie Seitens der Mehrheit der Staatsmänner Europas zu Theil geworden seien. Diese Anerkennung werde zum Triumph der gerechten Sache Bulgariens mächtig beitragen. Die Thron⸗ rede konstatirt ferner mit Befriedigung, daß Bulgarien mit den ihm benachbarten Nationen, sowie mit nahezu allen anderen Staaten in den besten Beiiehungen stehe und spricht die Ueberzeugung aus, daß diese Beziehungen sich in Zukunft noch weiter befestigen würden. Es wird sodann auf die stetige Entwickelung des bulgarischen Eisenbahn⸗ 666 durch bereits begonnene und neu projektirte Linien, auf die geplanten Hafenbauten, den Abschluß einer Anleihe von 30 Millionen Francs und die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Armee getroffenen Maßnahmen hingewiesen. Schließlich zählt die Thronrede die vorbereiteten Gesetzentwürfe auf. Unter denselben befinden sich Vorlagen über die Rekrutirung der Armee und über die Militãrgerichtsbarkeit.
Dänemark. Kopenhagen, 2. November. (E) In der gestrigen Sitzung des Landsthinges legte Finanz— Minister Estrup den bereits angekündigten Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Zoll- und Schiffsabgaben, vor. Der
Minister bemerkte, daß eine Vereinfachung des Zolltarifs be⸗
Rücksicht . auß dan . bevarstehenden. Empfang everschie dener.
für die Skupschtina angenominen hat, ist Dr. Milovano⸗
zweckt sei, daß man andererseits aber auch einen gem ßigten Schutz für die inländische Industrie einführen und für wirk⸗ liche Verbrauchsartikel der großen Menge des Volks die ollfreiheit gewähren wolle. Gewisse Zollsätze zeigten reilich ein mehr schutzzöllnerisches System als in einem früher vorgelegten Gesetzentwurf, aber der Grund liege darin, daß in den Nachbarländern eine so starke schutz⸗ zöllnerische Bewegung aufgetreten sei. Der Schutz der dänischen Industrie sei um so 1 als sie zur Zeit unter einem bedeutenden Drucke arbeite; auch spreche die Rücksicht auf die große Arbeiterbevölkerung dafür. Die Aufgabe der Zollreform sei also: die inländische Industrie gegen die Ueberpro duktion anderer Länder zu schützen. Was die Einzelheiten des Gesetzentwurfs betrifft, so ist die Anzahl der Positionen, die in dem jetzt geltenden Zollgesetz 271 beträgt, wovon 211 Steuerpflichtige, auf resp. 185 und 131 beschraͤnkt. Zollfrei sollen u. a. . sein: Apothekerwaaren und chemische. Präparate, gesalzener Hering, getrocknete und trocken gesalzene Fische, ordinäre Farbstoffe, Hefe, Gummi, Terpentin, Pech, Theer u. s. w., Steinkohlen, Kokes und andere Kohlenbrennmaterialien, 7 zur Schiffsbekleidung, Hanföl, Kupfer- und Stahlstiche, ithographien, Holzschnitte, Photographien u. . w, Reis, Sago, Salz, alles andere als raffinirtes Kochsalz, Salpeter, flüssige Säuren, Talg, Thee, Thran, Wagenschmiere, Wachs, Kaffee, Kaffee⸗Extrakt und alle Arten gebrannte ö aus⸗ genommen gewässerte Cichorie. Zollermäßigungen sollen ein⸗ treten für Cichorienwurzel, zubereitete Erden und Thon, namentlich grobe Thonwaaren, Leim, verschiedene Manufaktur⸗ waaren und Metalle, Petroleum, raff. Kochsalz, Kunstbutter, Lichte, rohes Eis u. s. . Von den vorgeschlagenen Zoll⸗ erhöhungen sind zu erwähnen: Spiritus 60 Oere per Pfund — ca. Z Kronen per Quart (ca. 1,35 I), Wein 20 oder 30 Oere per Pfund (unter oder über 15 Proz. Alkohol enthaltend Bier in ö 4 Oere per Pfund und in ia 40 Oere per
uart, Fayence 6 Oere, Bisquit 15 Oere, Porzellan 30 Oere, Chokolade 30 Oere, Papier A/ Oere, Galanteriewaaren 50 Oere, Parfümerien 50 Oere, Cigarren und Cigarretten 1 Krone, Taback roh 25 Oere und bearbeitet 33 Oere, alles er Pfund. Die vorgeschlagenen neuen Zölle betreffen haupt⸗ ahl Produkte des Land⸗ und Gartenbaues; Pferde 50 Kronen per Stück, Mais 1 Oere und vermahlen 116 Oere, an⸗ dere Me hlsorten und Produkte davon! / Oere, abgeschnittene Blumen, Zweige und Blätter 10 Kronen, Bäume und Ge⸗ büsche 2 Kronen, Spargel 20 Oere, Alles per Pfund; ferner sind zu erwähnen: Cement und gebrannter Kalk J Oere und Ziegeleiprodukte 16 Oere per Pfund. Das Minist erium beantragt, daß das neue ö e, möglichst schnell, nachdem das Gesetz betreffend die Besteuerung des Bieres und des
Branntweins in. Krqät getreten ist, Jurch Königliche Verarde
nung eingeführt werde.
Amerika. Washington, 2. November. (W. T. B.) Präsident Harrison verkündete heute formell den Ein⸗ tritt von Nord- und Süd-Dakota in die Ver⸗ einigten Staaten.
Afrita. Egypten. Kairo, 2. November. (W. T. B.) Bei der heutigen großen Revue in Abassije waren der Prinz von Wales, sein Sohn, Prinz Georg, und der Khedive anwesend. Es . 1500 Mann englische und 3000 Mann egyptische Truppen an der Revue Theil. Nachdem zuerst die englischen, dann die egyptischen Soldaten an dem Khedive und, dessen Hohen Gästen vorbeimarschirt waren, führte der Prinz von Wales die gesammten Truppen dem Khedive vor und salutirte denselben. — Heute Abend findet bei Sir Evelyn Baring ein Diner zu Ehren des Prinzen von Wales und des Prinzen Georg keutt welche nachher dem Empfange bei dem General. Dormer beiwohnen. .
Zanzibar, 4. November. (W. T. B.) Der Afrika⸗ reisende Dr. Ehlers ist mit dem Reichskommissar Haupt⸗ mann Wißmann nach Zanzibar zurückgekehrt. Nach dem letzten Berichte ist die Karawanen straße zwischen Mwwapwa. und Bagamoyo absolut sicher; in Mpwapwa ist eine Be⸗ satzung von 100 Mann zurückgelasen worden. — Der Sul ran ist von seinem Landaufenthalt nach Zanzibar zurück= . Das Kriegsschiff „Carola“ wird demnächst nach
ombay abgehen. .
— Das Londoner Emin-⸗Pascha⸗Entsatz:⸗Comits hat ein Telegramm aus Zanzibar erhalten, demzufolge dort Briefe von Stanley, datirt Victoria-Nyanza, den 29. August, eingegangen . welche meldeten, daß Stanley mit Emin Pascha, . und 800 Mann in der Richtung auf Mpwapwa marschire und daß Wadelai in der Ge⸗ walt der Mahdi sten sei.
Eine in Leeds vom Kapitän Nelson von der Stanley⸗ Expedition eingetroffene Depesche besagt: die Expedition würde im Januar in Zanzibar eintreffen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (J.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats-Minister Dr. von Boetticher, Herrfurth und von Verdy du Vernois sowie der Staatssekretär von Oehl⸗ schläger und andere Vevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kom⸗ missarien beiwohnten, stand als ersier Gegenstand auf der Tages⸗ ordnung: die Berathung der Darlegung der Anordnungen, welche von der Königlich preußischen Regierung, der Königlich säch⸗ sischen, der Großherzoglich hessischen Regierung und der Regierung der freien und Hansestadt Hamburg unter dem 26. September 26. Juni, 28, und 27. September d. J. auf Grund des 8. 28 Absatz? des Gesetz es gegen die gemeingefährlichen Be⸗ strebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 mit Genehmigung des Bundesraths getroffen worden find.
Abg. Sin fer bezeichnete den Rechenschaftsbericht als verfehlt. Es sei ein Widerspruch, wenn einerseits gesagt werde, daß die maßvolle Haltung der Sozialdemokraten es ermög⸗ licht habe, wenig Gebrauch von den Maßregeln, die das Gesetz an die Hand gebe, zu machen, und wenn andererseits 8. 28 des Gesetzes auf ein weiteres Jahr ausgedehnt werde. Redner ging dann näher auf die Berliner Ver⸗ . ein und besprach im Besonderen die seiner
einung nach unberechtigten Verbote von Versammlungen. Die Maßregeln des Sozialistengesetzes würden nicht wirksam sein. Dieselben wirkten korrumpirend auf die Rechtsprechung im Allgemeinen ein; das bewiesen die Geheimbundsprozesse. Die Tendenz des Gesetzes sei nicht allein auf die Niederhaltung. der Sozialdemokratie, sondern überhaupt gegen die Verbesserung
der Lage der arbeitenden Klassen zu Gunsten der Besitzenden erichtet. Das Sozialistengesetz solle künftig nur deshalb ohne ristbeschränkung gelten, damit die verbündeten Regierungen nicht nöthig hätten, ihre Maßregeln vor dem Reichstage zu rechtfertigen. Redner bezeichnete zum Schluß das Sbzialisten⸗ gesetz als ein Monument der Schande und wurde dafür vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. Bei Schluß des Blattes nahm der Staats⸗Minister Herrfurth das Wort.
Das Kaiserpaar in Konstautinopel.
Ueber die Ankunft Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin in Konstantinopel, den Empfang Aller⸗ höchstderselben durch Se. Majestät den Sultan, sowie die festlichen Veranstaltungen zu Ehren Ihrer Majestäten ent⸗ ,,, wir den n chen Berichten des „W. T. B.“
olgendes: 3 e. Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Augusta Victoria sind am Sonnabend, Vormittags 11 Uhr, in Konstantinopel wohlbehalten eingetroffen.
Am Freitag Nachmittag gegen 4 Uhr wurde das Kaiserlich deutsche Geschwader auf der Höhe der Insel Tenedos von der Yacht „Izzeddin', mit den Abgesandten Sr. Majestät des Sultans, dem deutschen Botschafter von Radowitz und dem Ehrendienst an Bord, ein⸗ geholt. Se. Majestät der Kaiser beschied die Abgesandten Said Pascha, Musurus Pascha und Edhem Pascha an Bord der Hohenzollern‘ und drückte Seine hohe Befriedigung darüber aus, in ein befreundetes Land zu kommen: ein Land, welches Er seit Seiner Jugendzeit zu besuchen gewünscht habe. Se. Majestät empfing sodann die uͤbrigen Herren, namentlich die Ihrer Majestät der Kaiserin zugetheilten, Strecker Pascha, General von der Goltz und Achmed Pascha. Nach⸗ dem die Abgesandten an Bord der Izzeddin' zurückgekehrt waren, setzte das Kaiserliche Geschwader die Fahrt fort.
Am Sonnabend Morgen gegen 9 Uhr wurde das Geschwader bei San Stefano von drei Schiffen mit Mitgliedern der deutschen Kolonie und der deutschen Vereine mit Musik begrüßt und setzte sodann die Fahrt unter Klängen vaterländischer Lieder fort Se. Majestät der Kaiser dankte sichtlich erfreut für den herzlichen Empfang.
Um 10 Ubr 30 Minuten verkündeten 33 Salutschüsse von den Kriegsschiffen vor Dolͤma Bagdsche die Ankunft des Geschwaders welches von San Stefano an von dem deutschen Stations ⸗ Schi ‚Lorelty' und den drei Schiffen der deutschen Kolonie begleitet wurde. Das Panzerschiff Kaiser? fuhr an der Spitze des Geschwaders; zur Linken folgte die Jacht „Hohenzollern mit Ihrer Majestät der Kaiserin; dann reihten sich die Schiffe des Norddeutschen Lloyd „Bremen ,! und „Danzig“ mit einem Theile des Gefolges an. Tausende von Kaiks und, Barken umgaben das Geschwader und gewährten, nachdem die Sonne den leichten Morgennebel durchbrochen hatte, einen prächtigen Anblick. Se. Majestät der Kaiser verließ nunmehr das Panzerschiff ‚Kaiser“ mit der Barkasse, um Ihre Majestät die Kaiserin von der ‚Hohen⸗
ugenblick, wo Ihre Majestät in die
llern abzuholen. In dem A aje e n kum n n, ẽ g*ißt und Ren n sht .
33 Salutschüsse abgegeben.
Se. Majestät der Sultan hatte Sich in Erwartung der Ankunft Ihrer Kaiserlichen Majestäten, von den hohen Würdenträgern, dem Personal der deutschen Botschaft und den deutschen Offizieren um⸗ geben, von dem Thronsaale des Palastes zu Dolma Baagdsche aus zu der nach dem Bosporus führenden Dre. begeben. Die Leibgarden bildeten vom Thronsaale bis zum Landungsplatze Spalier. Der Sultan war in großer Uniform und kerl das Band des Schwarzen Adler⸗Ordens angelegt. Bei der Landung waren Se. Mojestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich Ihrer Majestät der Kaiserin behülflich, die Barkasse zu verlassen, worguf die Majestäten von dem Sultan herzlschst be⸗ grüßt wurden. Während die Musik die preußische Hymne intonirte, schüttelten Sich die Herrscher wiederholt die Hände, indem Aller ⸗ böchstdieselben gegenseitig Ihrer ⸗ hohen Befriedigung über die Begegnung Ausdruck gaben. Sodann bot Se. Majestät der Sultan Ihrer Majestät den Arm, und, gefolgt von Sr. Majestät dem Kaiser, welcher die Uniform der Leib ⸗Garde⸗Husaren mit dem großen Bande des Imtiaz Ordens trug, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Hein⸗ rich und dem beiderseitigen Gefolge, führte der Sultan Seine Hohen Gäste nach dem Thronsaale, wo die gegenseitige Vorstellung der her⸗ vorragendsten Würdenträger stattfand. Hierbei wandte sich der Sultan huldvoll an den Staatssekretär Grafen Bismarck und erkundigte Sich nach dem Befinden des Herrn Reichskanzlers.
Sodann fuhren die Majestäten in reichgeschitrten Hofwagen nach dem Jil diz⸗Palais. In dem ersten Wagen saß Ihre Majestät die Kaiserin mit dem Sultan und dem früheren Großvezier Said Pascha, in dem zweiten Se. Majestät der Kaiser Wilhelm mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem Groß— vezier Kiamil Pascha; hierauf folgten zwei Wagen mit den Damen der Kaiserin und mit Edhem Pascha; im fünften Wagen saßen der Staatssekretär Graf Bismarck, der Botschafter von Radowitz und der General Adjutant Ali Nizami Pascha. Vier General- Adjutanten und eine Kavallerie ⸗Abtheilung eröffneten den
ug. Die Wagen Ihrer Majestäten des Sultans und des Kaisers
Wilhelm wurden von deutschen Paschas kotoyirt. Zwischen beiden Palaͤsten bildeten Truppen Spalier, dahinter aber wohnten Tausende von Zuschauern aller Nationalitäten unter begeisterten Zurufen dem glän⸗ zenden Schauspiele bei Zahlreiche Militärkapellen spielten die preußische Hymne und den Hohenfriedberger Marsch. Die Truppen zeigten eine sehr gute e r und boten in ihren bunten Uniformen einen schönen Anblick. Vieselben erregten augenscheinlich das lebhafte Interesse Sr. Majestät des Kaisers, Allerhöchst welcher fortwährend grüßte.
Im NUildiz Palais angekommen, dessen Umgebung von einer un⸗ gebeuren Menschenmenge, ingbesondere von Einheimischen und Frauen, erfüllt war, zog Sich Se. Majestät der Kaiser auf kurze Zeit zurück und stattete alsdann dem Sultan einen Besuch ab.
Bald darauf fand der Vorbeimarsch der Truppen statt, welchem die Herrscher von einem hierzu besonders errichteten Kiosk beiwohnten. Der Vorbeimarsch dauerte 1 Stunden. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm sprach wiederholt Seine Befriedigung über die vortreffliche Haltung der Truppen besonders der Artillerie, aus. Alle Militäͤr⸗ Attachéß waren bei dem Vorbeimarsch zugegen. Nach demselben wurde das Frübstück eingenommen, an welchem dag Kaiserliche Ge⸗ folge und der Botschafter von Radowitz mit Gemahlin theil nahmen.
Se. a der Kaiser arbeitete hierauf mit den Kabinets⸗Chefg; der Courier hatte zahlreiche . überbracht.
Am Nachmittage machten Ihre Majestäten der Kgiser und die Kaiserin eine Ausfahrt in die Stadt. Ihre Maßestäͤten besuchten die Aja Sofia, die Suleiman. Moschee Und die Bajazid⸗Moschec. Dem Kaiserlicken Wagen ritten türkische Offijiere voraus, eine Cteadron Kavallerie folgte. Ihre Majestaͤten befanden Sich mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem Herzog riedrich Wilhelm von Mecklenburg Schwerin im ersten Wagen. Die vier Generale vom Ehrendienst folgten in einem zweiten. In Stambul, wo sich die Nachricht von dem Besuche der Allerhöchsten Herrschaften rasch verbreitet hatte, harrte in den Straßen eine nach vielen Tausenden lählende Menge.
Der Staatssekretãr Graf Bismarck besuchte am Nachmittag in Begleitung des ersten Dolmetsch der Botschaft, Testa, Stambul.
Abends fand im Yildiz Palais ein Galadiner ju Ehren Ihrer Majestäten des Kaifers Wilhelm und der Kaiferin Augusta Victoria statt, an welchem 139 Perfonen theil nahmen. Se. Majestäͤt der Sultan empfing Ihre Majestäten den Kaifer und die Kaiserin gn der
reppe und geleitete die Kaiserin, welcher Er auch beim Aussteigen aus dem Wagen behülflich war, in das Palais. Ein kurzer Cerele ging dem Diner vorgus; während desselben stellte der Sultan persönlich den Majestäten die am ottomanischen Hofe beglaubigten
Botschafter und deren Gemahlinnen sowie die hohen türkischen Staats⸗ würdenträger vor. Die Tafeln waren in zwei neben einander ge—⸗ legenen Sälen hergerichtet. An der Tafel saß links vom Sultan Se. Majestät. der Kaiser, dann folgten der Herzog Friedrich Wilhelm von Meglenburg- Schwerin und der deutsche Botschafter von Radowitz; rechts vom Sultan saß Ihre Majestät die Kaiserin; dann folgten Se. Königliche Hoheit der 8 Heinrich und der Lise M Mr ff Graf Bismarck. Auch die
otschafter, sämmtliche geladenen Damen und das Gefolge hatten ihre Plätze an der Haupttafel. Der Großvezier, die hohen türkischen Beamten, die übrigen Mitglieder der deutschen Botschaft und die Beamten des deutschen General⸗Konsulats, die deutschen Offiziere sowie der Ehrendienst saßen im zweiten Saale. Se. Majestät der Kaiser Wilbelm trug den ⸗ rothen Galarock des Garde du⸗Corps⸗ Regiments. Das Diner bestand aus 12 Gängen. An der Haupttafel wurde auf Gold, im Nebensaale auf Silber servirt. Das prachtvolle Tafelgeschirr erregte die Bewunderung der Majestäten, Allerhöchst⸗ welche während der ganzen Dauer des Diners mit dem Sultan eine lebhafte Unterhaltung führten Die Musikkapelle. welche die Tafel⸗ musik aufführte, brachte zumeist deutsche Musikstücke zum Vortrage. Nachdem um 9 Uhr die Tafel aufgehoben worden, hielten der Kaiser, die Kagiserin und der Sultan Cercle, bei welchem die Botschafter von den Majestäten mit Ansprachen beehrt wurden.
Hierauf nahmen die Allerhöchsten Herrschaften die Illumination in Augenschein, in welcher der Nildiz Park und seine Umgebung einen wundervollen Anblick boten. Zum Schluß wurde ein prächtiges Feuer⸗ werk im Park abgebrannt.
Um 10 Uhr verabschiedeten Sich, Ihre Majestäten von dem 2 welcher Ihre Majestät die Kaiserin abermals zum Wagen geleitete.
Am Sonntag, Vormittag um 11 Uhr, begaben Sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin zum Gotteszienst nach der protestantischen Kirche. Die zu der Kirche führenden Straßen waren von einer Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge angefüllt, das Militär bildet, Spalier, vor der Kirche war eine Ehren wache mit Musik aufgestellt. Am Kircheneingang wurden Ihre Majestäten von dem Botschaftsprediger Suhle mit einem Segenswunsch begrüßt. Prediger Suhle dankte zugleich für alle Wohlthaten, welche diese Kirche von dem Hguse Hohenzollern empfangen habe, und betonte: er sei glücklich, diese Gefühle ausdrücken zu dürfen am 3650. Jahrestage der Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg. Se. Majestät der Kaiser dankte tief bewegt und trat sodann, durch ein von Schülern gebildetes Spalier schreitend, mit Ihrer Majestät der Kaiserin, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich, dem Herzog von Mecklenhurg, dem Staats,-Mininer Grafen Bismarck und dem Gefolge in die Kirche ein. Die Liturgie wurde vom Bot schaftsprediger Suhle abgehalten; die Predigt bielt Ober⸗Hofprediger D. Kögel über Kap.: 13 Vers 8 des Hebräer ⸗ Briefs: ‚Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit“.
Nach dem Schlußgesang verließen die Majestäten die Kirche und begaben Sich durch die große Straße von Pera nach der Boischaft. Die Straße war von dichten Menschenmassen angefüllt, welche Ihre Majestäten mit dem griechischen Willkommenruf „Zito“ begrüßten. Se. Majestät dankte unausgesetzt, militärisch grüßend, Ihre Majestät die Kaiserin verneigte Sich huldreichst nach allen Seiten. Den
, n n Male stääen ritt eine Kavallerie Schwadron vorazt. eine
zweite fõlhte
Im Botschaftspalais empfing Se. Majestät der Kaiser um 124 Uhr eine Deputation der deutschen Kolonie, welche eine reich geschmückte Adresse überreichte. Der Empfang war ein überaus gnädiger. Se. Majestät dankte lebhaft für die Adresse und erkundigte Sich nach der Lage und den Verhältnissen der Kolonie.
Um 123 Uhr fand in der Botschaft ein Dejeuner statt, an wel chem 30 Personen theilnahmen. Zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers saß die Gemahlin des Botschafters von Radowitz, zur Linken Ihrer Majtstät der Kaiserin der Staats Minister Graf Bismarck; Ihren Maiestäten gegenüber hatten der Botschafter von Radowitz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich Platz genommen. Nach dem Dejeuner empfingen Ihre Majestäten die deutschen Offiziere und Beamten, die sich in türkischen Diensten befinden. Se. Majestät der Kaiser richtete an mehrere der Herren, welche durch den Staats⸗-Minister Grafen Bismarck vorgestellt wurden, huldvolle Worte. .
Ihre Majestät die Kaiserin besuchte Nachmittags um 23 Uhr das deutsche Hospital und verweilte daselbst eine Stunde.
Nach der Rückkehr in das Botschaftspalais, wo Se. Majestät der Kaiser inzwischen gewartet hatte, fuhren Ihre Majestäten zunächst nach dem Palais von Dolma Bagdsche und hierauf nach der Kaiser⸗ lichen Schatzlammer und dem alten Serail, um diese zu be—⸗ sichtigen. Se. Majestät der Kaiser hatte bereits am Morgen eine
ahrt nach Stambul unternommen, über dessen Schönheit Aller⸗ öchstderselbe Sich außerordentlich entzückt äußerte.
Am Abend fand bei Sr. Maiestät dem Kaiser ein Diner von 50 Gedecken statt, zu welchem der Großvezier sowie Said Pascha, Edhem Pascha, Musurus Pascha, ein Theil des Gefolges und mehrere deutsche Offiziere Einladungen erhalten hatten.
Auf 93 Uhr Abends hatte Se. Majestät der Kaiser die Mit- glieder der deutschen Botschaft und einige Herren des Gefolges mit einer Einladung nach Allerhöchstseinen Gemächern beehrt.
Die deutsche Kolonie gab am Sonntag Abend zu Ehren der deutschen Offiziere ein Festbankett. Der am Sonnabend Abend zu Ehren der denschen Gäste von der Kolonie veranstaltete Commer nahm einen glänzenden Verlauf. Auf Se Majestät den Kaiser wurde ein Salamander gerieben und auf den Sultan ein Toast ausgebracht
Das Journal „Tarik“ und andere türkische Blätter be⸗ grüßten Ihre Masjestäten mit sympathischen Artikeln, in welchen sie die hohe Bedeutung des Kaiserbesuchs hervorheben.
Se. Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem Reichskanzler Fürsten von Bis⸗ marck Allerhöchstseine Ankunft in nachstehendem aus Hildiz— . vom Sonnabend, Vormitiags 11 Uhr, datirten
elegramm angezeigt:
Konstantinopel bei schönem Wetter soeben erreicht. Unbeschreiblich
schöner Anblick. Wilhelm I. R.
Die Festlichkeiten in Athen.
CO Athen, 27. Oktober.
Der gestrige Tag der Ankunft Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin hat die Hellenen fast noch mehr in Begeisterung versetzt, als der heutige Vermählungstag des durch lauchtigsten Brautpaares. Als gegen 25 Uhr der Donner der Geschütze das Eintreffen des Geschwaders auf der Rhede ves Piräus meldete, strömte Alles zusammen und postirte sich so günstig als möglich, um Augenzeuge des Einzuges zu sein. Ihre Majestäten der König und die Königin von Griechenland, Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz von Wales und andere hohe Herrschaften begaben sich gegen 3 Uhr mittels Sonderzuges nach dem Piräus und von dort sofort mittels Dampfbarkasse an Bord des Kriegsschiffes, welches die Kaiserlichen Majestäten trug. Nach herilichster gegen⸗ seitiger De n begaben Sich Allerhöchstdieselben, nachdem das persönliche Gefolge bereits an Land gegangen, mit den griechischen Majestäten in die an Steuerbordseite harrende Dampfbagrkasse und landeten nach wenigen Minuten unter dem donnernden Salut aller im Piräus liegenden Kriegsschiffe im kleinen Fischerhafen, woselbst
sich die linister und andere hohe Würdenträger zur ehrfurchtsvollen Begrüßung des Deutschen Kaiserpaares ein⸗
gefunden hatten. Auf dem Landungtplatze waren die im Piräus , . Truppen und die Marinesoldaten als Ehrenwache aufgestellt. Als Ihre Majestäten Sich nahten, intontrten die Musik⸗
kapellen das Heil Dir im Siegerkranz.. Se. Majestät der Kaiser nabm zunächst die Vorstellung der höheren Beamten und Offiziere entgegen und schritt dann die Fronten der Ehrenwache ab. Ihre Majestäten die Kaiserin und die Königin Olga hatten sich inzwischen in das Zelt des Bahnhofes begeben, woselbst einige Vorstellungen ben, und von wo aus alsbald die Fahrt nach Athen fortgesetzt wurde
Nach dem Eintreffen daselbst wurden Ihrer Majestät der Kaiserin gleich nach dem Verlassen des Salonwagens auf dem Perron die Damen der Minister und höheren Staatsbeamten durch Ihre Majestät die Königin von Griechenland vorgestellt während Se. Majestät der König Georg Sich dieser Aufgabe bei Sr. Majestät dem Kaiser be— züglich der höheren Beamten unterzog Dann hielt der Dimarch hilimon eine Ansprache, in welcher er der großen Freude Athens und einer Bürger Ausdruck gab, das deutsche Kaiserpaar in ihrer Mitte begrüßen zu können. Auf dem Bahnhofsplatze stand wiederum die Unter⸗ offiziersschule mit einer Musikkapelle; nachdem Se. Majestät deren Front unter den Klängen der Nationalhymne abgeschritten, wurden die Wagen bestiegen. Eröffnet wurde der Zug von einer halben Escadron Kavallerie; es folgten im ersten vlierspännigen Wagen Ihre Maijestäten der Kaiser und der König Georg sowie Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Griechenland; im zweiten Vierspänner hatten Platz genommen: Ihre Majestäten die Deutsche Kaiserin und die Königin Olga, Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen und Se. Königliche Hoheit der Prinz Waldemar von Dänemark. In den weiteren 3 bis 19 zweispännigen Hofequipagen . sich die übrigen hohen Gäste und Mitglieder des hiesigen
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Majestäten durch die festlich geschmückten Straßen Athens statt. Se. Majestät der Kaiser trug die Uniform des 1. Garde ⸗Regiments z. F. mit dem großen Bande des Erlöser⸗Ordens, Ihre Majestät eine resedafarbene Seidenrobe mit gestickten rosa Blumenbouquets und ein Capothütchen von gleicher Farbe. Bis zum Schlosse stand eine dicht⸗ gedrängte Volksmasse zur Begrüßung des Kaisers und der Kaiserin. Die ganze Feststraße entlang bildete Militär Spalier. Im König lichen Schlosse angelangt, zeigten sich die Majestäten auf dem Balkon, die jubelnde Menge herzlichst begeüßend.
Athen hat wohl kaum jemals so viele Fremde in seinen Mauern gesehen, wie in diesen Tagen. Abends ist an ein Durchkommen kaum zu denken, aber geradezu bewundernswerth ist die musterbafte Ordnung, welche das Publikum selbst aufrecht hält. Da giebt es kein Drängen und Stoßen, Jeder fügt sich ohne polizeiliche Maßregel der Nolh⸗ wendigkeit langsamen Vorwärtsschreitens Angesichts eines so großen Zusammenflusses von Menschen, der am Abend des gestrigen Tages noch bedeutender angewachsen war, weil zu Ehren des Deutschen Kaisers ein großartiger Fackelzug von der Garnison, den Gewerken re. stattfig⸗ den sollte. Am 83 Uhr setzte sich der Zug, in welchem 5000 Lam⸗ pionträger gingen, in Bewegung. Mehrere Musikeorps befanden sich in dem Zuge, und sobald eine Abtheilung vor dem Schlosse, auf dessen Rampe die Majestäten sich befanden, angelangt war, spielte die derselben angebörende Musikkapelle hauptsächlich deutsche Weisen. Beson ders erregtg, ein. Potpgurri dent scer. Volkslied ünd des Jubelrufens vor dem Schlösse war in kee ier Dauer kein Ende. Eine Rede des Dimarchen Philimon wurde vom Könige Georg beantwortet. Die bengalische Beleuchtung der Akrovolis machte einen feenhaften Eindruck, und bei dem herrschenden wunderbaren Wetter war Alles bis spät in die Nacht hinein auf den Beinen. Es war ein echter Kaisertag im fernen Süden!
Heute, am Vermählungetage, feüh 8 Uhr verkündeten 5 Kanonen schüsse den Beginn des Hochzeitsfestes. Bis 108 Uhr hatten sich alle hohen Würdenträger, das Gefolge und der Hofsigat der hier als Gäste des Königlich griechischen Hofes anwesenden Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, das diplomatische Corps, sowie die beson— ders zu der Traufeier Eingeladenen in der Kathedrale einzufinden. Gegen 11 Uhr verkündeten 21 Kanonenschüsse, daß sich der Königliche Hof mit seinen erlauchten Gästen in feierlichem Zuge nach der Kathedrale in Bewegung gesetzt habe. Eine halbe Escadron eröffnete den letzteren; ihr folgten der Chef der Gendarmerie zu Pferde, dann fünf Hofequipagen, in deren erster der griechische und der deutsche Ober⸗Hof⸗ marschall, während in den anderen vier die Prinzessinnen und Prinzen des hiesigen und der auswärtigen Höfe Platz genommen hatten. Weitere drei vierspännige Hofwagen führten Ihre Majestäten die Kaiserin Friedrich mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales, Ihre Majestäten die Deutsche Kaiserin und die Königin von Dänemark, Ihre Majestäten den Deutschen Kaiser und den König von BDänemark. Se. Majestät der Kaiser trug die Uniform der Gardes du Corps. Dann erschien in einer großen Galakutsche Ihre Majestät die Königin von Griechenland mit der Durchlauchtigsten Braut, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie von Preußen. Se. Majestät der König Georg, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz-⸗Bräutigam und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des griechischen Königs hauses begleiteten zu Pferde die große Galakutsche.
In der Kathedrale fand die Vermählung nach griechischem Ritus statt, nach welchem zuerst die feierliche Verlobung und dann die Ehe⸗ . vorgenommen wird. Das Hohe Brautpaar, der Bräutigam zur Rechten, hielt während der ganzen Dauer der Ceremonie je eine brennende Wachskerze in der Rechten, und die Königin Olga fungirte während der Verlobungs⸗Ceremonie als Pathin, sodaß Aller⸗ höchstdieselbe nach dem Brauche der griechischen Kirche auch das Wechseln der Ringe zu besorgen hatte Bei der darauf folgenden Vermählung traten sechs Prinzen an die Stelle Ihrer Majestät der Königin Olga und zwar hinter den Bräutigam: Se. Kaiserliche Hoheit der Groß— fürst Thronfolger von Rußland und Ihre Königlichen Hoheiten die beiden griechischen Prinzen; hinter die Prinzessin⸗Braut Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Prinz Heinrich von Preußen und die beiden ältesten Söhne des Prinzen von Wales. Diese Trauzeugen hielten abwechselnd je eine goldene, von Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß⸗ land geschenkte Krone über dem Haupte der Braut und des Bräutigams, bis die Eheschließung vollzogen war. Zum Schluß fand ein dreimallger Umgang um den Altar statt, und nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Kathedrale verlassen hatten, begaben Sich dieselben in gleichem Zuge, wie auf der Hinfahrt, nach der evange⸗ lischen Kapelle des biesigen Königlichen Schlosses, wo bereits vor dem Altar der General ⸗ Superintendent und Ober-Hofprediger D. Koegel aus Berlin, sowie der hiesige Hofprediger Petersen Aufstellung ge⸗ nommen hatten. Beim Eintritt in die Kapelle führte Se. Majestät der König Georg Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, Se. Majestät der Deutsche Kaiser Ihre Majestät die Königin Olga (in griechischem Kostüm), Se. Majestät der König von Dänemark Ihre Majestaͤt die Deutsche Kaiserin.
Die evangelische Traufeier begann mit dem Gesang des Chorals: „Jesus, geh' voran auf der Lebensbahn“, ausgeführt von dem hier bestehenden deutschen gemischten Chor, welcher vor der Sakristei Auf⸗ stellung genommen hatte. Die Begleitung auf dem Harmonium führte Frau Hofprediger Petersen aus. Dann hielt Hofprediger Petersen folgende Traurede: ;
Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo. Amen.
Dies ist der Tag, den der Herr gemacht, laßt uns freuen und fröhlich darinnen sein. O Herr, hilf, o Herr, laß wohl gelingen! Mit solchem Dankesjubel und Flehen aus tiefstem Herzen ziehen Sie heute, Durchlauchtigstes Paar, ein zu den Vorhöfen des Herrn, um⸗ geben an diesem ernsten Tage im engsten und weitesten Kreise von einem herrlichen Geleit der Liebe. Die Gebete eines ganzen liebenden und höeffenden Volkes begleiten Sie, und die theilnehmende Liebe Solcher, die selbst den Segen Gottes in ihrem ehelichen Leben reichlich erfahren haben, hebt, trägt und ermuthigt Sie, mit freudiger Hoffnung Allem entgegenzufehen und entgegenzugehen, was Gott in Seiner Güte für Sie beschlossen hat
im heiligen Ebestand. Der Herr, der Gott Ihrer Väter, ist Ihnen, die Er schon so reich gesegnet, in Liebe begegnet, und als ein Vater
Unter stürmischen Hoch⸗ und Jubelrufen fand der Einzug Ihrer
r großen Beifall,
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