1889 / 266 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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von Nkone in der Landschaft Sakunini aufzubrechen beabsichtigte, um zunächst nach dem ungefähr drei Tagemaͤrsche entfernten Massa und dann weiter den Tana aufwärts gegen den Kenia zu marschiren. Dr. Peters, der von Lieutenant von Tiedemann und von nur 25 Somalis begleitet war, batte, weiteren Nachrichten zufolge, am 12. September die Landschaft Malakota, in welcher Massa liegt, erreicht Auf seinem Weitermarsche hat er dann unter den Massaig, mit welchen er bereits in Witu Beziehungen angeknüpft hatte, den Tod gefunden. Lieutenant von Tiedemann, der sich mit einem anderen Mitgliede der Expedition, . verwundet, retten konnte, soll sich gegenwärtig in Coll Ngao efinden. ;

Die N. A. 3.“ bemerkt zu dieser Nachricht: Dr. Peters ist dem Kontinente zum Opfer gefallen, in welchem sein Thatendrang Befriedigung suchte. Mit seinem Namen sind die Anfänge der deutschen kolonialen Bestrebungen in Ost -Afrika auf das Innigste verknüpft. Auf seiner abenteuerlichen Reise in Usagara im Jahre 1884 hat er die ersten Verträge mit den Häuptlingen geschlossen, welche zur Uebernahme des Protektorats führten. In der Ent wickelung unserer Kolonialpolitik hat er von der weiteren Bethäti⸗ gung auf diesem Gebiete, auf welchem sein Können seinem Wollen nicht entsprach, zurücktreten müssen. Er war als der Sohn des Pfarrers in Neuhaus a. d. Elbe am 27. September 1856 geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er an der Klosterschule in Ilfeld und sludirte dann Geschichte, Nationalökonomie und. Rechtswissenschaft. Später lebte er einige Zeit in London. Nach Berlin zurückgekehrt, gab er eine philofophische Schrift Willenswelt und Weltwille“ heraus. Bald widmete er seine ganze Kraft den durch die Gesellschaft für deutsche Kolonisation, deren Mitbegründer er war, vertretenen kolonialen Bestrebungen. Nun ist er, wie sein Freund und Genosse seiner Bestrebungen, Dr. Jühlke, auf afrikanischem Boden ermordet worden.“

Die Londoner Morgenblätter widmen Dr. Peters sympathische Nachrufe und drücken ihr Bedauern aus über das traurige Ende eines „fähigen, wackeren Pioniers in einem ausnahmsweise schwierigen und gefahrvollen Unternehmen. .

Der Dampfer National“ mit der deutschen Plankton Expedition an Bord ist heute Vormittag in Kiel eingetroffen

Der Prinz Regent von Bayern hat nach einer Mit- theilung der M. . A. Ztg. die von der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München vorgenommene Wahl der Künstler Adolf Hildebrand, Bildhauer in Florenz; Leon Bonnat, Porträtmaler in Paris; Adolf Oberländer, Kunstmaler in München, und Albert Schmidt, Professor und Architekt in München, zu Ehrenmitgliedern der Akademie der bildenden Künste bestätigt.

Verkehrs ⸗Anstalten. In . der Betriebsstörungen auf der Eisenbahnstrecke Ala Innsbruck, welche durch die unlängst in Tirol vorgekommenen

Üeberschwemmungen verursacht worden sind, hat, wie wir hören, die von München im Monat Oktober nach Australien ab- gefertigte Packetpost in Brindisi den Anschluß an den in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober nach Sydney in See gehenden Dampfer der Reichslinie nicht erreicht. Die betreffenden Sendungen können daher erst mit der nächstfolgenden Postdampfer⸗Gelegenheit, ab Brindisi 14. Napemben weiterbefördert werden. Ir en Mon cken. A

tarifs auf den ungarischen Staatsbahnen zwei Millionen ö mehr befördert als in der gleichen Periode des Vor ahres.

: Hamburg, 6. November. (W. T. B.) Der Postdgmpfer Moravia' der Hamburg Amexikgnischen Paget⸗ fahrt -⸗Aktiengesellschaft hat heute Nachmittag, von New⸗ Vork kommend, Seilly passirt.

7. November. (W. T. B) Der Schnelldampfer „Co- lumbia“ der Hamburg Amerikanischen Packerfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute 5 Uhr Morgens Lijard passirt.

= 7J. November. (W. T. B.). Der Postdampfer „Croatia“ der Hamburg Amerxikanischen Pagetfahrt⸗Aktien⸗ k hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt. London, 5. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Tartar“' ist heute auf der Ausreise von Madeira, der Castle—⸗

Hust Septet and Det cher Turdem F wie das „Prager Abdbl.“ mittheilt, seit Einführung des Zonen

Dampfer „Roslin Castle“ auf der Ausreise von Lon don abgegangen.

Theater und Mufsik.

Berliner Theater. .

Die gestrige erste Aufführung von Schiller's Braut von Mesfina“ auf diefer Bühne darf als zeine nach jeder Richtung gelungeng und hervorragende bezeichnet werden. Der Entschluß, dieses Schiller'sche Werk vorzuführen, verräth von Neuem das ernste Streben der Direktion, den Kunstsinn und ästhetischen Geschmack zu heben und das Verständniß für die Glanzpunkte der klassischen . zu fördern. Mag man zu der Scicksalstragödie tellen, wie man will, sie birgt in sich den reichsten Schatz weltweiser Gedanken und enthält eine Concentration der Handlung, wie sonst wohl kein einziges Drama unseres großen Dichters. Sie ist daher in hohem Maße geeignet, in dem Hörer und Zuschauer das hervorzurufen, was Aristoteles von der dramatischen Kunst verlangt, eine Katharsis, d. h. eine innerliche Erhebung des Menschen über die Alltäglichkeit mit ihren niederdrückenden Einflüssen. Das Berliner Theater hat es sich angelegen sein lassen, diesem Werke, seiner hohen Bedeutung entsprechend, eine würdige Aufführung zu geben. Um jzunächst von der äußeren Ausstattung zu reden, auf welche ganz besondere Sorgfalt verwandt war, so verdient im ersten Akt die Säulenhalle, in welcher sich die beiden feindlichen Brüder mit ihren Gefolgschaften begegnen, mit ihren amphi⸗ theatralisch aufgebauten Seitentreypen hervorgehoben zu werden. Burch diefe Einrichtung war dem Chor die Möglichkeit wirksamen Mitspielens gegeben. Ebenso stilvoll wie die Halle war das einfach gehaltene Frauengemach im jweiten Akt. Den 44 bildete eine Säulenhalle mit dem Katafalk, welche den ernsten Eindrug der Katastrophe mächtig erhöhte. Mit der geschmack vollen würdigen Ausstattung ging die Darstellung Hand in Hand: erstere hatte nicht etwa Mängel in der letzteren zu verdecken; aber die Darstellung hob sich wesentlich auf dem Hintergrunde würdiger Aus⸗ stattung. Frl. Martha Baumgart verfügt über so mächtige Mittel, daß ihr die Töne der sorgenden Mutterliebe ebenso trefflich gelangen, wie die furchtbare Gewalt, mit welcher die

. Isabella der Verzweiflung über das jähe Ver⸗ äangniß Ausdruck giebt. r. Drach als Den Manuel und Hr. Heinrich Prechtler vom Königlichen Hoftheater in

Dresden (als Don Cesar erwiesen sich ihren großen Aufgaben voll⸗ kommen gewachsen; der Letztgenannte hat sich mit dieser Rolle recht vortheilhaft eingefuͤhrt. Dagegen reichte das wenig modulationsfähige Organ des Frl. Seldburg nicht ganz aus, um die Empfindungen, von denen die Braut von Messina beseelt wird, zu überzeugendem Ausdruck zu bringen. Besonderes Lob verdient Hr. Ar thur Krausneck als erster . von Don Manuel's Gefolge, wie überhaupt die schwierige

olle, welche dem Chor zufällt, auf das Beste und Geschickteste durchgeführt wurde: nicht ein einziges Mal störte das 1Zusammen⸗ sprechen derselben Worte. Die Auffuͤhrusg der Braut von Messina? im Berliner Theater darf zu den besten Kunstleistungen gerechnet werden und wird nicht verfehlen, jedem ernsten und gebildeten Menschen einen wahren Kunstgenuß zu bereiten.

Zur Vorfeier von Schiller's Geburtstag gelangt am Sonnabend, den 8. d. M, der Demetrius“ zur Aufführung; auch noch in anderer Hens ht *rhtlt dieß Vorstengungs ein - charekkterrfisches nd fostliches Gepräge: es ist die fünfzigste Aufführung, die das Schiller ⸗Laube sche Drama am Berliner Theater erlebt. Es ist dies das erste Mal, daß dieses Werk im kurzen Zeitraum von wenig mehr als einem Jahre an einer Bühne eine solch hohe Zahl von Aufführungen erreicht hat. 6 Niemann ist von ihrem sehr erfolgreichen Gastspiel in Frankfurt a. M. zurückgekehrt und nimmt am Montag, den II. d. M., in Fulda's Wilde Jagd“ ihte künstlerische Thaͤtigkeit am Berliner Theater wieder auf.

Mannigfaltiges.

Die Entfernung eines Eisensplitters aus dem Auge mit vülfe der Feld magnete einer Dynamomaschine ist, wie El. Review“ berichtet, unlängst in einer englischen Anlage bewirkt worden. Einem Arbeiter war ein Eisensplitter ins Auge gerathen. Mr. Brown, ein englischer Elektrotechniker, traf, den Mann und nahm ihn, als er von dem Unfall hörte, mit in den Maschinen- raum, ließ den Verletzten das Auge so nahe als möglich

an den Polschuh eines Feldmagneten bringen und erreichte es., daß der Splitter auf diese Weise aus dem Auge gebracht wurde.

Der „Elertrotechnische Anzeiger bemerkt zu dieser Nachricht der El. Augenarjtes Eisensplitter nur dann mittelst eines Magneten aus Augen und Wunden gejogen werden können, wenn sie lose darin sitzen. Ein in das Gewebe eingedrungener, z. B. eingebrannter Splitter

schnitt, der den Splitter freilegt, entfernt werden.

Bad Ems, 5. November,. ( Im Chore unserer evangelischen Kirche, oberhalb des Sitzplatzes, von welchem aus der bochselige Kaiser Wilhelm J. mäßig gelegentlich seines Emfer Kuraufenthaltes dem Gottes—⸗ dienste bein ohnte, ist neuerdings eine aus schwarzem Marmor gefertigte Gedenktafel mit folgender Inschrift in der Wand befestigt worden: Dem Andenken an Se. n Deutschen Kaiser evangelischen Bekenntnisses Wilhelm 1. König von Preußen, unseren hohen Gönner, der gern in unseren Gottesdiensten an dieser Stelle in Andacht weilte, den gnädigen Spender reicher Gaben zur Beschaffung unseres neuen Geläutes, aus innigstem Danke in tiefster Verehrung n,, Ems 1889. Die evangelische Ge⸗ meinde. Die Gedenktafel gleicht in Größe und Form genau der⸗ jenigen, welche ihr gegenüber im Chor hängt und die Namen der im Jahre 18705s71 gefallenen Krieger aus unserer Stadt trägt.

Bozen, 4 November. Die in Nr. 2658 des R. u. St. A.“ nach andern Blättern gebrachte Mittheilung, daß zwei Grazer Touristen, die sogar mit Namen bezeichnet waren, in den Dolomiten durch Ab-= sturz auf der Croda Rossa in Ampezzo verunglückt seien, ist, wie der Hotelier J. Ploner in Schluderbach der Bozener Ztg.“ mittheilt, unbegründet.

London, 6. November. (A. C) In Brirham bei Torbay wurde gestern unter entsprechender Feierlichkeit das Standbild des Prinzen von Oranien enthüllt, welches zur Erinnerung an den 300. Jahrestag seiner Landung auf englischem Boden errichtet worden. Die 18 Fuß hohe Statue, das Werk der Bildhauer W. und F. Wills, ist auf einer Anhöhe des neuen Hafens, unweit der Stelle, wo Wilhelm 1II. landete, errichtet und stellt den Prinzen dar, wie er, den rechten Fuß auf ein Felsstück gestützt, eine Ansprache an die versammelte Volksmenge, welche seine Ankunft be⸗ grüßte, hält. In seiner rechten Hand hält er seinen Federhut und mit der linken Hand auf der Brust giebt er die denkwürdige Erklä rung ab: „Die Freiheiten Englands und den protestantischen Glauben werde ich aufrechthalten. Biese Worte bilden die Inschrift des Sockels. Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs der Niederlande, welcher 100 Pfd. Sterl zu den Kosten des Denkmals beigetragen hat, sind die Worte Englands Freiheit durch Oranien wiederherge stellt in holländischer Sprache auf dem Standbilde eingemeißelt.

Mailand, 3. November. (Frkf. Ztg.) In Galliera, bei Bologna, hat die Ueberschwem mung furchtbare Verheerungen angerichtet und große Noth heraufbeschworen. Zweihundert Häuser stehen dort unter Wasser. Der Ort Malalbergo ißt ebenso stark geschädigt; das Wasser hat dort eine Höhe von 3 m erreicht. Seit

gestern um Mitternacht unter furchtbarem Getöse durchbrochen und achtzig Familien flohen entsetzt von dannen. Die Eisenbahnlinien sind zerstört. Die über— schwemmten Häuser werden von Soldaten bewacht. Die obdachlosen Familien flehen um Unterstützung und Hülfe. Von der Regierung aus sind die nöthigen Dispositionen getroffen und die ersten Hülfe⸗ leistungen angeordnet worden. Da sich das Wetter inzwischen zum Besseren gewendet, hofft man einer neuerlichen Gefahr entgehen zu tönnen.

Tanger, 6. November. (R. B.) Gestern Abend drangen einige Individuen in das Haus des italienischen Geschäfts⸗ trägers Marquis Galletti Cambiaggo während dessen Abwesenbeit und stahlen Silber und Werthgegenstände Der Marquis, welcher noch während der Anwesenheit der Diebe in. sein Haus zurückkehrte, wurde mißhandelt und muß in Folge dessen das Bett hüten. Die Behörden machen energische Anstrengungen zur

Der Hauptschutzdamm wurde

Entdeckung der Diebe; dieselben sollen Mauren sein.

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Wen schengedan len erinnert man sicho keiner solchen e bez chwemmung.

Wetterbericht vom 7 November, Uebersetzung von C. Niese. Ballet von E. Graeb. riedrich -Wilhelmstãdtisches Theater. amilien⸗Nachrichten. Morgens 8 Uhr. In 3 6g vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. . ö il. . e, . 7 ch ch ——— Dirigent; Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. Zum 16 Male: Der Polengraf⸗ SGperettẽ Verlobt; Frl. Anna. Menke mit Hrn. Fabrik . 35 Schauspielhaus. 239. Vorstellung. Prinz 3 Aten ß Grech hen besi . k 6, 2835 32 Friedrich von Homburg. Schauspiel in 3 Akten Entwurfe bon Nichard Genese und J * Irin sche. in Schl). Frl. ö 7 ĩ . . ö. ; Staten Sä, win, wan, fe gl Keel er Bee, ,, w, e, gg, , , , n, r. o Devrient. Anfan r. ; . n, ; ; bb . um). Irl. 532 2235 Sonnabend: Hern üg 226. Vorstellung. Ge⸗ . . , Kapellmeister Feder Emilie Thiel mit Hrn, Karl Riedel jun. (Ober. 22 A sammtaufführung der Wagner'schen Musikdramen. kenngbenb e Den Polengraf Langenbielau). Frl, Toni Scherenberg mit Hrn, Mullaghmore 769 SSW b Regen 12 Der Ring des Nibelungen. Vorabend: Das j ö Prem - Lieutenant Albert v. Reppert ˖ Bismarck Aberdeen. 763 SG 2 hald bed. 15 Rheingold. Anfang 7 Uhr. . . (Steele Berlin). Cbhristiansund 759 SW A4wolkig 5 Schauspielhaus. 340. Vorstellung. Wilhelm Nesidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten Verehelicht: Hr. Hauptmann Benno Druhen ˖ Ropenkagen. 76 Regen 3 Tell. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. An. burg. Freitag: Zum 14. Male: Schwieger. brodt mit Frl. Emmp Bode (Berlin Bad Nau. Stockholm. 755 N 4 bedeqt 1 fang 7 Uhr. mama. (Beli maman.) Tustfpiel in 3 Alten heim)! . Hr. Gustar Otto. mit Frl. Therese aparanda . 754 O 2 bedeckt 3 w von Fictorien Sardon ünd Raimund Deslandeß. Jaspar (Inowrazlam - Görlitz! . Hr, Hermann 9 Petersbrg. 761 SO 1Nebel 1 Deutsch von Ernst Schubert. In Scene gesetzt von , . Frl. en, Da lt 6 in 5 Moskau.. 770 S 1 Regen 1 Zeutsches Theater. Freitag: Nächftenliebe. , h, . 2 . 23 ö ö ,, 5 i ö ., Tor. Queens Sonnabend: Jaust's Tod. k, ¶Sildebran dt Verlinj . tom... 77 WGS 3 walti 12 Sonntag; Nächftenliebe. Geboren: Cin Sohn: Hrn. Emil. Müller ö,, , een br Keren: ge dne ene, i nr , d, , 6 esellschaft findet am Montag, den 11. November, ; ei Bernstadt).— Hrn. Dr. Walther midt K 766 W 2 Regen 9 Vorletzte Woche. Freitag: Zum 32. Male: ; . e n n ; w,, ,,, , fr J ö wintmünde 5 8 . ; . v. Fumettl Bromberg). Eine Tochter:; Hrn. k 3 835 . ö. Berliner Theater. Freitag: 10. Abonnementz⸗ . Geb. e , nen rh . v. h 3 Vorstellung. Die Braut von Messina. 8 . sdenerst 72. Berlin). Hrn. Harry Graf v. Francken= rig... 6 MD 1 Dunst Sonnabend: Zum 650. Male: Demetrins. 6 h 44 , K ierstorpff (Endersdors). = Hrn. Dr. . Buch⸗— 4 ß K . . . ö Sonntag: Montjoye, der Mann von Eisen. Gesangehosse nt Akten *ron? Let: Trentars 36 y , * w . ieder, , ä weekest ö eie sen f, Hört. Mustl von hran . ; ß 8 . nfsang T. ö j gie, ö ö 1 ö Tessing Theater. Freitag: Der Fall Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. , Hr. n , m n,, Berlin.... 771 WMW 5Hpbedeckt 6 Clémencean. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas a, Hehring (Kiel). Frl. Amalie Berger (Breslau). Wien.... 772 NW A2bpedeckt 9 und A. d' Artois. . Hr. Landgerichts / Präfident a. D. Victor De⸗ Breslau... 771 W 5 bedeckt . ö ; , nn mn. Lustspiel in 4 Akten n ö,, . . . 2 . 9 ö , und Ile dAirrx. . 777 NNO 4 wolkenlos 7 von Oscar Blumenthal. . 1. T. cGbreitag. von 13 1: Der Rechnungsrath Eduaid Gliewe (Krotoschin). FTriest .. 769 NO 3 halb bed. 13 Sonntag: Der Zaungast. nene Bhonograph. Abends 78 uhr: Von der Frau Minna Matthes, geb. Grohmann (Berlin). . ueber sicht der Witterung Jö, n br , nd e , ni gn r. n). Hr. Fuhrwerksbesitzer Eduar Ein Maximum über 775 mm liegt über der 2. ; itag: : Berlin). Frau Emma Gebhardt, geb. Torno Nordhälfte Frankreichs, ein Minimum unter 755 mm Wallner Qheater. Freitag; Zum letten Male Circus Renz, Karlstraße. Freitag, Abends Gen; 4 Kaufmann ö. Ert aff f bei Wisby. An der deutschen Küste wehen meist Der Dompfaff. Poffe mit. Gesang in. 4 Akten 7 uhr: G 1 Komiker Vorstell ; dinand Gral lau). Dr. Hauypt⸗ frische westliche und füdwestliche Winde. Vereinzelt Ron R. Kneisel und . Hirschel. Musik von F. 6 ö . roh m ö. ö . i ä . nn D n ,, veni Yerih 66. ö x we, f. ann, Krause. Anfang 7 Uhr. n gn 244 ämmtlichen Clowns in ihren höchf mann g. . 6g ö r 8 ö gi) ,, , . 96 t; Sonnabend: Zum 1. Male; Verfolgt. Schwank omischen Intermeßzo's und, Entrseg. Großartige Hr. Pfarrer Far eibert (Lampersdorf). ; Buroha ist dag Wetten mild, trübe und in J Akten von Meiihac, Grange und' Rernard. Tremplinsprünge. Mahomed, grab. Schimmel. vielfach neblig, erhebliche Niederschläge werden nicht ; hengff, dreffirt und vorgeführt von Hrn. Franz Renz. gemeldet. In Deutschland liegt die Temperatur bis , ,,, Kerr, n ge n Auftreten der vorzügl. Reitkünfstlerinnen und Redacteur: Dr. H. Klee. zu vier Grad über der normalen. ; ; Reitkünstler. Frl. Guerra als Schulreiterin Berlin: 8 Deutsche See warte. K Im dunklen Erdtheil (Einnahme von Bagamovo), Verlag der Expedition (Scholz). xx, Pictoria-Theater. Freitag: Stanley in H Original · Pantomime. Geseßlich Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ ö Afrika. Zeitgermãlde in 11 Bildern von Alex. Sonnabend: Große Vorstellung. Anstalt, Berlin 8 w., Wil belmstraße Nr. 32. Theater⸗Anzeigen. n, . , . 3 n Sonntag; 2. Vorstellungen. 4 Uhr Nachm. Sieben Beilagen Königliche Schauspiele, rutteg; -Oren - 6 gel . m ge, deen wg rden fir. Cimchtießlis Dzrsen. Beilage, haus. 225. Vorstellung. Gioreounda. Oper in Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Abends 73 Uhr: Äschenbrödel oder der gläferne und ein Prospekt der Firma Sermaunn Hurwitz 4 Akten von A. Ponchielli. Text von Tobia Gorrio. Pantoffel. u. Co. zu Berlin, betr. „Der Tachograph“.

Review‘, daß nach dem Dafürhalten eines ausgezeichneten Berliner

kann auch durch den stärksten Magneten nicht ohne vorherigen Ein

Der N. A. Ztg. wird geschrieben:

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Majestät den ersten

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗-Anzeiger.

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Berlin, Donnerstag, den 7. November

1889.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (9.) Sitzung des Reichs—⸗ ta . der ersten Berathung des Sozialisten⸗ gesetz es.

Staats⸗Minister Herrfurth:

Die verbündeten Regierungen haben sich bei der Einbringung des vorliegenden Gesetzentwurfs nicht der Hoffnung hingeben können, daß derselbe die Zustimmung aller Parteien dieses Hauses oder auch nur der größten Mehrzahl desselben ohne Weiteres erhalten würde. Für die Partei des letzten der gestrigen Redner ist ja die unbedingte und grundsätzliche Verwerfung gewissermaßen eine Naturnothwendigkeit. Es war ja wohl der Hr. Abg. Liebknecht, der im Frühjahr d. J., als die Frage einer anderweiten Regelung der vorliegenden Materie zur Er⸗ oͤrterung stand, mit wegwerfendem Hohn erklaͤrte, es sei ihm gänzlich , ob sie gemeinrechtlich gebraten oder spezialrechtlich ge⸗ chmort werden sollten. Nun, meine Herren, eine solche Partei wird niemals einem Gesetzentwurf über diesen Gegenstand zustimmen, er möge eine Gestalt haben, welche er wolle. Den Befall dieser Partei zu erringen, würde nur dann möglich sein, wenn man sich ent⸗ schließen wollte, ohne jeglichen Ersatz nicht bloß das Sozia⸗ listengesetz, sondern das Strafgesetzbuch, das die Herren zum Theil noch viel mehr genirt, pure et simple aufzuheben. (Sehr richtig! rechts. Widerspruch bei den Sozialdemokraten.)

Meine Herren, dieser bedingungslose Widerspruch gegen jede gesetzliche Regelung dieser Frage ist aber doch überaus bezeichnend. Der Herr Vorredner hat soeben ja mit vollem Recht, ebenso wie gestern Hr. Abg. von Cuny hervorgehoben, daß das Sozialistengese vom Jahre 1878 und in gleicher Weise die vorliegende Novelle si keineswegs richtet gegen die Sozialdemokratie als solche, sondern nur gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen derselben, gegen die Bestrebungen, die nicht bloß auf die Untergrabung, sondern auf den Umsturz der bestehenden Staats. und Gesellschafts ordnung gerichtet sind und welche in einer den öffentlichen Frieden, die Ein⸗ k Bevölkerungsklassen störenden und gefährdenden Weise her⸗ vortritt.

Nun, wenn die Herren unter sich sind, dann wird ja zuweilen ganz offen und unumwunden anerkannt, daß die letzten Ziele der So⸗ zaldemckratie nicht anders zu erreichen sind, als durch den voll— ständigen Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung, und daß dazu die Erregung von Klassenhaß und die Gefährdung des öffentlichen Friedens das allerbeste Mittel bildet.

Die Herren sind ig. wie un der Ahg Liebknecht erzählte, so fest da ren, e, Elk eg ve sst . .

Grunde geht.! Es dauert ihnen aber zu lange, es geht ihnen zu langsam, sie können nicht warten, und darum fühlen sie sich verpflichtet, das, was nicht gleich zu Grunde gehen will, zu Grunde zu richten. Meine Herren, Sie sind ja nach Herrn Liebknecht die staats⸗ bildende Partei“, und als solche erachten Sie sich für berechtigt und verpflichtet, die bestehende „anarchistische“ Staats und Gesellschaftsordnung umzustoßen und von Grund aus zu beseitigen. Wenn man aber nun einmal hört, wie es bei den großen Heerschauen hergebt, die zuweilen von den Führern der Sozial— demokratie ahgehalten werden, da wird die feierliche Erklärung abge⸗ geben, daß für den großen Tag der Abrechnung Alles bereit steht, und daß die Arbeiterbataillone mit Sehnsucht das Signal zu dem letzten Ent scheidungskampfe erwarten.

Freilich zu anderen Zeiten und an anderen Orten, da wird auch ein anderer Ton angeschlagen; da wird davon gesprochen, daß die Idee der Sozialdemokratie nur mit geistigen Waffen diesen Kampf führe und mit diesen geistigen Waffen siegen werde; da wird davon gesprochen, daß in keiner Weise eine gewaltsame Umsturz- bestrebung irgendwo vorliege, auf der naturgemäßen Entwickelung der Reform werde schon der Sieg errungen werden; da wird nur von friedlicher Agitation gesprochen und jede Gewalt per⸗ horreszirt. .

Meine Herren, ich will in gewissem Umfang zugeben, daß das nicht unrichtig ist. Es ist sckon von dem Herin Vorredner hervorgehoben worden, daß die Herren von jener Seite absolut unberechtigt sind, im Namen aller Arbeiter zu sprechen, da keineswegs alle Arbeiter oder deren Mehrzahl Sozialdemokraten sind. Ich gehe weiter und sage: Sie sind nicht einmal berechtigt, im Namen aller Sozialdemokraten zu sprechen. Meine Herren, ich bin fest davon überzeugt, daß keines wegs alle Diejenigen, die sich selbst Sozialdemokraten nennen, die bei den Reichstagswahlen für sozialdemokratische Kandidaten Stimm⸗ zettel abgeben, ja selbst nicht einmal Diejenigen, welche zu den Kon— gressen in St. Gallen, in Kopenhagen, in Paris Delegirte wählen und absenden, wirklich ziel bewußte Sozialdemokraten sind.

Meine Herren, ich nähere mich in der Beziehung etwas der Auffassung des Hrn. Abg. Reichensperger, der da warnte, man möge nicht o übertriebene Befürchtungen hegen. Ich bin überzeugt, daß die Mehrzahl dieser sogenannten Sozialdemokraten in dem Augen⸗ blick, wo es darauf ankommen würde, jene Theorie in die Praxis ju übersetzen, sich doch wohl hüten werden, hren Führern und Ver— führern ohne eiteres zu folgen, daß sie, geleitet von einem . Gefühl, Anstand nehmen werden, freventlich Recht und Gesetz zu verletzen.

Aber Diejenigen, welche die sozialdemokratische Theorie ausbauen, welche die Agitation leiten und schüren und deren unmittelbare Gefolgschaft, sie stehen in einem offenen, bewußten Kampf gegen die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung. Ich glaube, der Hr. Abg. von Cuny hat es ganz richtig bezeichnet: ihnen gegen über befindet sich Staat und Gesellschaft in dem Zustande der Noth⸗ wehr, und lediglich als ein Akt dieser nothwendigen und gerechtfertigten Nothwehr ist das Gesetz vom Jahre 1878 und die rorliegende Novelle zu demselben anzusehen.

Aber nicht nur von Seiten der Sozialdemokraten, nicht nur von Seiten derjenigen Fraktionen, welche denselben insofern näher stehen als sie, wenn auch nicht je de, doch wenigstens fast jede Vorlage der verbündeten Regierungen mit einem entschiedenen und prinzipiellen Widerspruche begrüßen, sondern auch von anderen Seiten ist ja gegen dieses Gesetz Widerspruch erhoben worden, und wir haben gesehen, ier n rh eler Widerspruch bis tief in die Mitte dieses Hauses

ineinzieht.

Wenn ich nun alle die Einwendungen, welche hier im hohen Hause jetzt und bei früheren Gelegenheiten, in Versammlungen draußen, in der Tagespresse, in Broschüren und wissenschaftlichen Abhandlungen gegen das Sozialistengesetz von 1878 erhoben worden sind, und welche in geringerem oder höherem Grade auch gegen die vor⸗ liegende Novelle erhoben werden, zusammenfasse, so glaube ich dieselben nach drei Gesichtspunkten gruppiren zu sollen.

Ich übergehe dabei allerdings ausdrücklich eine Einwendung, welche auch gestern wieder der Hr. Abg. Liebknecht erhoben hat, aus dem Grunde, weil ich dieselbe durch meine vorgestrige Erklärung für erledigt erachte. Es ist das die Einwendung, daß dieses Gesetz von 1878 die Verwendung von agents provocateurs zur nothwendigen Ilge gehabt hat. Meine Herren, ich erachte das durch meine Er⸗ lärung von vorgestern, wie gesagt, für erledigt und gehe darauf nicht weiter ein, mag der Hr. Abg. Liebknecht nun auch den Schutz- mann Ihring wiederholt zitiren oder der Hr. Abg. Singer das Kindermärchen von der Dynamitkiste, welche ein höherer Polizei-

beamter zu prevokatorischen Zwecken einem Agenten übermittelt haben soll, oder andere dergleichen Schauermären, an die er im Ernst doch wohl kaum glaubt, bier vorführen.

Meine Herren, diese drei Gesichtspunkte, nach welchen sich die Einwendungen gegen das Sozialistengesetz von 1878 und gegen die vorliegende Novelle gruppiren, sind meinez Erachtens folgende:

unächst wird behauptet, da Gesetz sei ein Ausnabmegesetz in allen seinen Bestimmungen, sowobl nach seiner formalen Kon— struktion, als nach seinem materiellen Inhalt, und es sei aus diesem Grunde verwerflich!

Sodann wird behauptet, dieses Gesetz sei nicht nur unzweckmäßig, sondern geradezu zwe ckwidrig, nicht nur unnöthig, fondern geradezu schädl ich, indem es die Sozialdemokratie und deren gemeingefähr . liche Bestrebungen nicht zu hindern, sondern zu fördern und zu stärken geeignet sei, und es sei darum doppelt verwerflich!

Endlich wird behauptet, dieses Gesetz sei ein hartes, ungerechtes Gesetz; es diene einem großen Theile der Bevölkerung zur schweren Bedrückung, es werde in seiner Ausführung geradezu zu einem grausamen und es sei deshalb dreifach verwerflich!!

Meine Herren, nach der Ueberzeugung der verbündeten Regierungen und meiner eigenen Ueberzeugung sind alle diese drei Gruppen von Einwendungen in der Hauptsache und im Wesentlichen un— begründet, wiewohl ich für meine Person nicht in Abrede stellen will, daß allerdings in jeder derselben ein Körnchen Wahrheit vorganden ist; jenes Körnchen Wahrheit, welches es allein erklärlich macht, daß der Widerspruch gegen dieses Gesetz sich auch in den Kreisen dieses hohen Hauses geltend macht, welche die staatserhaltenden Ideen zu hegen und zu pflegen gewillt und bereit sind.

Was zunächst die Einwendung anlangt, dieses Gesetz sei ein Ausnahmegesetz in allen seinen Bestimmungen, in seiner formalen Konstruktion, wie in seinem materiellen Inhalt, fo ist diese Behauptung meines Erachtens in der Hauptsache unbegründet. Die wesentlichsten Bestimmungen dieses Gesetzes, sowohl die präventiven als die re— präsentatiren, bewegen sich durchaus auf dem Boden des gemeinen Rechts. Alle Vorschriften, welche gegen die gemeingefährlichen Be—⸗ strebungen der Sozialdemokratie zur Anwendung kommen, das Verbot von Vereinen, Versammlungen und Druckschriften, die Auflösung von

Versammlungen, das Verhängen von Geld oder Gefängnißstrafen,

ja selbst die Beschränkung der Freizügigkeit, bewegen sich an sich auf dem Boden des gemeinen Rechts. Es wird auch das Gesetz keines⸗ wegs zu einem Ausnahmegesetz dadurch, daß in ihm Straf⸗ vorschriften und Polizeiporschriften kombinirt sind. Der artige Kenstruktionen finden sich auch bei anderen Gesetzen, deren ge . . ö keiner Weise ö. een wird. Es

. in gleichen eise je etwa bei Jen und Forst⸗ Hr e nd! n. * Wie 1 den? . , *. rechtlichen und polizeilichen Bestimmungen, welche zum Schutze der Feld⸗ und Forstwirthschaft gegen die die—⸗ selbe bedrohenden Gefahren erforderlich sind, verbunden worden, so sind hier in diesem Gesetze Ke polizeilichen und Strafporschriften, welche zum Schutze von Staat und Gesellschaft gegen die den selben aus den gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie drohenden. Gefahren erforderlick sind, kombinirt. Das Gesetz wird auch kein Ausnahmegesetz dadurch, daß es sich lediglich gegen eine bestimmte Klasse von Staatsangehörigen richtet; ebenso wenig wie z B. das Reichsbeamtengesetz von 1875, welches ja auch eine Reihe von Strafrorschriften enthält, etwa dadurch zu einem Aus— nahmegesetz wird, weil es sich eben nur auf eine bestimmte Klasse der Staatsangehörigen bezieht, ebenso wenig ist das an sich mit dem Sozialistengesetz der Fall. Es wird dadurch, wie es der Hr. Abg. von Cuny ganz richtig charakterisirt hat, zu einem Spezial gesetz, nicht aber ohne Weiteres zu einem Ausnahmegesetz, aller- dings das will ich zugeben, zu einem Spezialgesetz, welches auch eine Reihe von Ausnahmebestimmungen enthält. Auf diese werde ich demnächst zurückkommen. Ich bemerke schon jetzt, daß die ver— bündeten Regierungen sich und wie ich glaube, mit Erfolg bemüht kae diese Ausnahmebestimmungen aus dem Gesetze thunlichst zu heseitigen.

Es wird dann gefragt, warum man den Weg der Spezial gesetzgebung beschritten, warum man nicht den Versuch gemacht habe, so wie es der Hr. Abg. Reichensperger verlangt, das Gesetz auf den Weg des gemeinen Rechts überzu führen. Meine Herren, diese Vorficht ist nicht unterlassen worden Es hat sich eine ganze Reihe von Männern, ausgerüstet mit der besten Sach und Rechtskenntniß, darüber den Kopf zerbrochen, wie es wohl möglich wäre, die Gefahren, mit denen die Sozialdemokratie Staat und Gesellschaft bedroht, durch Bestimmungen zu beseitigen, in denen das Wort „Sozialdemokratie“ nicht vorkommt. Aber, meine Herren, es ist nicht gelungen in dieser Weise zu einem befriedigenden Er— gebniß zu gelangen; es war immer das Resultat, daß man entweder das Ziel nicht erreicht oder über das Ziel hinausschießt, daß man entweder nicht die nöthigen Machtmittel in die Hand be⸗ kommt, welche zur Sicherung von Staat und Gesellschaft gegen die Sozialdemokratie nothwendig sind, oder daß man denselben eine Faffung geben muß, welche auch die berechtigten Bestrebungen anderer Parteien mittreffen würde.

Ich will keineswegs behaupten, daß die Lösung dieser Aufgabe auf dem Boden des gemeinen Rechts absolut und für immer un möglich sei. Im Gegentheil, meine Herren, ich muß diese Frage ausdrücklich als eine offene bezeichnen und ich muß den verbündeten Regierungen vorbehalten, auf diesen Weg zurückzugehen, namentlich dann, wenn erst eine größere Beruhigung der Gemüther eingetreten sein wird, wenn insbesondere die sozialreformatorischen Gesetze erst ihre volle Wirkung gezeigt haben werden. Uebrigens, meine Herren, wenn Sie glauben, daß diese Aufgabe wirklich jetzt zu lösen sei, ein jedes Mitglied dieses hohen Hauses ist ja in der . die r lb, seiner besseren Erkenntniß in Initiativanträgen

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diesem en Hause und den verbündeten Regierungen vor—⸗ zulegen. Ich sage nur, in die sem Augenblicke, unter den jetzt obwaltenden Verhältnissen bat diese Aufgabe eine ver⸗

zweifelte Aehnlichkeit mit der Quadratur des Zirkels. Man kann wohl formal die Bestimmungen, welcher man gegen die Sozialdemokratie bedarf, durch. Novellen zur Strafprozeßordnung, zum Strafgesetz⸗ buche, zum Reichs ⸗Preßgesetz, zum Freizuͤgigkeitsgesetz, zur Reichs⸗Ge⸗ verbeordnung, durch den Erlaß eines Reichs⸗Versammlungs⸗ und Vereinsgesetzes kodifiziren, aber, meine Herren, Sie würden weder mit der Form noch mit dem Inhalt einer solchen Kodifikation einver⸗ standen sein; und wenn schon die verbündeten Regierungen Zweifel darüber gehabt haben, wie der rorliegende Gesetzentwurf aufgenommen werden wird, darüber haben sie keinen Zweifel, daß eine derartige Vorlage den Beifall des hohen Hauses nun und nim mermehr finden würde. ;

Meine Herren, es ist ferner unrichtig, was die zweite jener Be⸗ hauptungen anlangt, daß das Gesetz ein unzweckmäßiges, zweck⸗ widriges Gesetz sei. Ich glaube, der Hr. Abg. Dr. Hartmann hat vollständig Recht gehabt, wenn er darauf hinwies: wäre das richtig, dann würde dies Gesetz nicht diesem entschiedenen Widerspruche der Sozialdemokraten, diesem wüthenden Eifer zur Beseitigung des Gesetzes begegnet sein. Nein, meine Herren, das, was durch das Gesetz hat erreicht werden sollen, ist im Wesentlichen erreicht worden, und es ist eine wunderbare Logik, wenn Sie sagen; weil die Sozial⸗ demokratie trotz des Gesetzes sh weiter verbreitet hat, weil sogar die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie nach dem

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eigenen Urtheil der verbündeten Regierungen noch immer fortdauern 1 muß das . beseitigt werden.

ach der neuesten Kriminalstatistik hat eine Zunahme des Ver— brechens des Betrugs stattgefunden. Meine Herren, genau mit der selben Logik könnten Sie sagen; Das ist die Schuld des Strafge]etzbuchs, welches den Betrug unter Strafe stellt. Geben wir die Vorschriften auf, welche den Betrug bestrafen, dann wird der Betrug aus der Welt verschwinden. Nein, meine Herren, im Ganzen un Großen hat sich dieses Gesetz bewährt, obwohl und das will ich auch hier wieder zugestehen einzelne Bestimmungen sich darin befinden, welche nicht als zweckmäßig anzuerkennen sind; das gilt namentlich und vorzugsweise von der Fristbestimmung, und deswegen glauhen die verbündeten Regierungen, den besonderen Werth auf die Beseitigung dieser Bestimmung legen zu sollen. Endlich ist in jener Allgemeinheit auch die Behauptung nicht richtig, daß das Gesetz ein hartes, ein ungerechtes sei, daß es in in seiner Ausführung zu einem grausamen würde. Meine Herren, das Gesetz bewegt sich in der großen Mehrzahl seiner Bestimmungen durchaus innerhalb der Grenzen, deren Innehaltung auch auf anderen Gebieten durch Strafvorschriften und durch polizeiliche Anordnungen im öffentlichen Interesse erzwungen wird und erzwungen werden muß. Allerdings das will ich auch hier zugeben ist das Gesetz ein scharfes Gesetz, das liegt ja an der Hefligkeit des Uebels., das man zu bekämpfen hat, an derselben ermißt sich auch die Wirkfamkeit der Mittel, die man gegen dieses Uebel in Anwendung bringen muß. Aber ich will auch hier zugeben: es giebt einzelne sehr jcharfe Bestimmungen, welche unker der Voraussetzung, daß das Gesetz ein fristloses werde, allerdings nach der Ansicht der verbün— deten Regierungen beseitigt werden können.

ö Abg. Reichensperger annahm, a1 ir. Annahme, daß eine ö gemeingefährlichen Bestrebungen

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; nicht Es ist ferner als eine sehr harte und scharfe Vorschrift im Gesetz die des 5 11 Abs. 2 bezeichnet worden, wonach bei einer periodischen Druckschrift sofort beim ersten Verbot auch das fernere Erscheinen derselben verboten werden könne. Die verbündeten Regierungen sind bereit, auch auf diese Bestimmung Verzicht zu leisten.

Da ist nun auch wieder gesagt worden: „Eine solche Bestimmung hat ja gar keinen Werth!“ Ja, meine Herren, zu der Zeit, als der Hr. Abg. Windthorst genau dieselbe Bestimmung als Antrag brachte und Bedenken Seitens der verbündeten Regierungen dagegen erhoben wurden, da wurde sie als eine „ganz besonders werthvollen bezeichnet; jetzt, wo die verbündeten Regierungen sie bringen, soll sie auf einmal ihren ganzen Werth verloren haben!

Meine Herren, da ich gerade bei diesem Verbot von Druck= schriften bin, möchte ich mir eine kleine Zwischenbemerkung gestatten: Der Hr. Abg. Frohme hat gestern hier behauptet, in Betreff des Verbots von Druckschriften würde mit zweierlei Maß gemessen; er könne dies beweisen durch ein antisemitisches Flugblatt, er hat einzelne Anforderungen aus demselben verlesen, in dem sich die „aller⸗ unverschämtesten, frivolsten und gemeinsten“ Aufreizungen befinden.

Meine Herren, was die von ihm verlesenen Forderungen anlangt, so theile ich im Ganzen seine Auffassung, wenn ich auch nicht gerade seine Worte gebrauchen möchte. Aber ich möchte Sie doch hier nun einmal aufmerksam machen, wie der Hr. Abg. Frohme eitirt. Ich habe mir nämlich dieses Flugblatt kommen lassen, und da stellt sich nun heraus, daß die von ihm verlesenen Forderungen nicht etwa die Forderungen deutscher Antisemiten sind, sondern die Forde rungen französischer Sozialdemokraten, derselben fran⸗ zösischen Sozialdemokraten, mit denen die Hrn. Abgg. Frohme und Liebknecht erst kürzlich ein Verbrüderungsfest gefeiert haben.

Meine Herren, es wird lediglich hier über diese Forderungen zu dem Nachweis referirt, f die Stellung der französischen Sozial⸗ demokratie zu dem Judenthum eine ganz andere sei, als die Stellung der deutschen Sozialdemokratie. Meine Herren, es liegt mir durchaus fern, mir irgend etwas von den Ausführungen dieses Flugblattes an⸗ zueignen, aber ich möchte denn doch glauben, ich wäre verpflichtet gewesen, einmal zur Rechtfertigung des Umstandes, daß dieses Flug⸗ blatt nicht mit Beschlag belegt worden ist und dann zur Steuer der Wahrheit darzulegen, wie denn der Hr. Abg. Frohme zu eitiren pflegt.

Meine Herren, die schärfste Bestimmung in dem Sozialistengesetz ist in dem 5. 28, in den Vorschriften über den sogenannten kleinen Belagerungszustand enthalten. Es bestehen diese Maßnahmen aus vier verschiedenen Kategorien: aus der Befugniß, öffentliche Versammlungen an die Genehmigung der Polizeibehörden zu knüpfen, aus der Befugniß des Verbots des Straßenverkaufs von Flugschriften, des Verbots des Besitzes, der Einfuhr und des Verkaufs von Waffen, und endlich in der Ausweisungsbefugniß. Meine Herren, die verbündeten Regierungen glauben unter der Voraussetzung, da dieses Gesetz gleichfalls als ein dauerndes Gesetz bewilligt werde, . die drei erstgenannten Befugnisse verzichten zu können, sie sind aber nach eingehender Erwägung zu der Ueberzeugung gelangt, daß sie auf die schärfste und, wie ich zugeben muß, allerdings harte Maß⸗ nahme der Ausweisung nicht haben verzichten können.

Meine Herren, ich erkenne unumwunden an, die Maßnahme der Ausweisung ist eine sehr scharfe, ist eine harte, denn sie ge—⸗ fährdet immer und sie vernichtet oft die ganze wirth— schaftliche Existenz nicht nur des Ausgewiesenen, sondern seiner ganzen Familie. Aber, meine Herren, die Ausweifung ist eben auch nur die ultims ratio, von der nur mit äußerster Vorsicht Ge⸗ brauch gemacht wird, die nur dann eintritt, wenn die Gefährdung

der öffentlichen Sicherheit uuf keine andere Weise als durch die Ausweisung des gefährlichen Agitators beseitigt werden kann. Die