1889 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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ür das neue Anlehen ein Zins fuß von 341 60 gewählt wird. Was 9 y Er enn sf chu ld betrifft, so ist sicherem Vernehmen nach eine Umwandlung derselben unter den dermaligen Verhältnissen

nicht beabsichtigt. aden. Karlsruhe, 5. November. (Karlsr. Ztg.) eute Mittag kamen, von Sigmaringen eintreffend, Ihre öniglichen Hoheiten die Gräfin von Flandern mit den Prinzefsinnen Henriette und Josephine von Bel⸗ gien zum Besuch bei den Höchsten Herrschaften an. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin empfingen die hohen Verwandten am Bahn ö uͤnd geleiteten fie nach dem Großherzoglichen Schlosse. z diefelben werden bis zum Abend verweilen und gedenken egen 9 Uhr über Straßburg und Luxemburg nach Brussel ö

Mecklenburg ⸗SEtrelitz. Neu strelitz, J. November. Meckl. Nachr.) Gestern kam Se. Durchlaucht der Fürst von chaumburg-Lippe hier an und stattete Sr. Königlichen Hoheit dem Fraß herzog einen Besuch ab. Heute trifft hre Kaiserliche Hoheit die verwittwete Herzogin Georg zu r burg mit Ihrer Hoheit der Herzogin Helene auf der Durchreise nach Remplin zu kurzem Besuch des Herzoglichen Hofes hier ein. . Sachsen⸗Weimar⸗SEisenach. Weimar, J. November. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist von Heinrichau heute hier wieder eingetroffen.

Desterreich⸗ ungarn. Wien, 8. November. (W. T. B.) Der Minister des gerrenn Graf Kälnoky, ist von der Reise nach Friedrichsruh heute wieder hierher zurückgekehrt.

Die General-Synode des helvetischen Bekennt— nisses hielt gestern ihre feierliche Schluß sitzung ab. Nach der Wahl des Synodal⸗-Ausschusses gedachte Superintendent Szaldtnay des huldvollen Wohlwollens, welches der Kaiser der General⸗ Synode bewiesen habe, und brachte ein dreifaches Hoch auf den Monarchen aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. .

; . n November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des böhmischen Landtages motivirte Rieger, unter wiederholten lärmenden Kundgebungen der Jungezechen und aus dem Zuhörerraume den Antrag, über die vorgeschlagene Adresse zur motivirten Tages ordnung überzugehen., Julius Gregr wies die persönlichen Angriffe Rieger's zurück. Eduard Gregr vertheidigte in langer Rede die Adresse. Prinz Schwarzenberg führte aus, das böhmische Staatsrecht könne nur innerhalb der Verfassung verwirklicht

warden, er. und sein ö vertxauten einzig und allein den Worteñ des Kaisers. Zum Schwarzenberg gegen jede Zweitheilung des Landes, nur unter Festhaltung der staatsrechtlichen Formen jei die Herstellung des inneren Friedens ö. Landes möglich. Die Debatte wird morgen fortgesetzt werden.

2 . J. November. (W. T. B.) An der heutigen

Sitzung des schlesischen Landtages nahm der. Fürst⸗ bischof von Breslau, . K ö vn ö und leistete seine An⸗ elsbung als Mitglied des Landtages. ; . J. November. (W. T. B.. Der Land⸗ tag für Kärnten hat den Antrag, die Regierung um eeignete Schritte zu ersuchen, welche die Einfuhr von Cen nach 6 m, 6, an den volkswirth⸗

aftlichen Ausschuß verwiesen. 4 . k 8. November. (W. T. B.). Der Staats⸗ Minister Graf Bismarck ist gleichzeitig mit dem Gefolge des Allerhöchsten Hofstaats gestern 10½ Uhr Abends mittels Expreßzuges der Oesterreichisch-Ungarischen Staats⸗ bahn hier eingetroffen und wurde am Bahnhofe von dem General-Konsul Freiherrn von Plessen begrüßt. Graf Bismarck stieg im General-Konsulat ab und wird den heutigen Tag über in Pest verweilen. Das Gefolge reist heute Abend nach Venedig ab, um sich dort . Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin wieder anzuschließen.

Großbritannien und Irland. London, J. November. (W. T. * Zum Präsidenten des Grafschaftsraths von London wurde Lord Rosebermy wiedergewählt.

rankreich. Paris, J. November. Gestern Abend habeñ sich . Ztg.“ zufolge 31 boulangistische Abge— ordnete zum Boulangisten⸗-Kongreß nach Jersey begeben. Eine boulangistische Versammlung, in der 118 Ausschüsse der Seine durch 250 Abgesandte vertreten waren, beschloß gestern, bei Gelegenheit der Eröffnung der Kammer eine revisio⸗ nistische Kundgebung auf der Place de la Concorde zu veranstalten. Die augenblicklich hier anwesenden republikanischen Deputirten, etwa 60 an der ahl, hielten, wie ‚W. T. B.“ meldet, heute im Palais Dhlor eine Versammlung ab. Es wurde einstimmig be— schlossen, daß die zur republikanischen Tr , , . Deputirten am 11. d. M., Nachmittags, im Palais ourbon Behufs der Verständigung über die vorzunehmende Bureau—⸗ wahl zu einer Ver sammlung zusammentreten sollen. Der Antrag Reinach's, die boulangistischen Deputirten von dieser Versammlung auszuschließen, wurde ange⸗ nom men.

S. November. (W. T. B.). Bei dem Jahresbankett des „Journal des Debats“ hielt Loon Say eine Rede, in welcher er die gemäßigte Politik darlegte, welche die Wähler bei den letzten Wahlen verlangt hätten. Eine Allen offene Republik sei nothwendig, welche die Fähigkeit habe, zu einer wirklich nationalen Regierungsform zu werden, indem sie eine unzweideutige, klare Politik einhalte und die Strenge gewisser Gesetze in ihrer Ausführung mildere. Die Kammern müßten das Gleichgewicht im Budget herstellen, mit klugen Reformen vorgehen und der Pief und dem Parlament die ihnen noth⸗ wendigen Freiheiten lassen.

Italien. Rom, J. November. (W. T. B.) Deute Vormittag wurde in der Sixtinischen Kapelle in An— wesenheit des Papstes ein Trauergottesdienst für den verstorbenen König von Portugal abgehalten. Die Kar—⸗ dinäle und der päpstliche Hofstaat . der Trauerfeier⸗ lichkeit bei. Monsignore Nocella hielt eine Gedenkrede, in welcher er die Verdienste des dahingeschiedenen Königs um die Religion rühmte. Am Schlusse der Feier ertheilte der Papst die Absolution.

Griechenland. Athen, J. Noõember. (W. T. B.) Der . von Wales ist heute hier wieder eingetroffen. Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland hat seine Abreise auf nächsten Sonntag festgesetzt.

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Schluffẽ protestiffe Prinz

Parlamentarische Nachrichten.

der heutigen 1.) Sitzung des Reichs tag es, welcher der nc fn ter hi 3. 4 Boett icher, der Stagtssekretär Freiherr von Maltzahn⸗Gültz und der Präsident der Reichsbank von Dechend beiwohnten, stand auf der 3 ordnung die erste Berathung des Gesetzentwurfs, treffend die Abänderung des Bankgesetzes vom

zibg. Graf Udo zu Stolberg-Wernige rode sprach im ee, . gie hel aber nicht aller seiner Freunde die

aber den Genossenschaften gegenüber müßte dies mehr als bis⸗ er geschehen. Ein staatliches Institut würde dieser An⸗ . mehr entsprechen können als ein Aktienunternehmen.

Besonders aber spreche für die ö ee i

* erfolgt.

würde der Feind vor der Privat⸗Keichsbank wohl stille stehen. Sollten bei der

der hohen Finanz und der Reichsbank herausbilden, 6 . . müßte bei der e gn fre unserer inanz die

hohen ginn; des Blattes nahm Abg. Gamp das Wort.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages ö e h. sich in der Ersten Beilage.)

Zeitungõstimmen.

Die „National⸗Zeitung“ schreibt:

Die 2 hat bekanntlich im Reichstage den Antrag auf Abschaffung einer gar nicht bestebenden Einrichtung einge⸗ bracht, den auf Äbschaffung eines „obligatorischen Arbeits buches.' für Bergarbeiter Die Presse der Fraktion hat inzwischen zugeben müssen, daß ein folches Arbeitsbuch nicht existirt, sondern nur der Abkehrschein., welcher lediglich über das letzte Arbeitsverhältniß Auskunft ertheilt. Nun kommt die demokratische „Frankf. Ztg. und spricht die Ansicht aus, daß im Interesse der Sicherheit des Bergwerks · betriebes auch die Abkehrscheine beibebalten werden müßten; sie will nur für dieselben besondere Formulare, eingeführt und sonstige Vorschriften erlaffen wissen, welche einen Mißbrauch der Abkehrscheine Seitens der Arbeitgeber verbäten sollen; ein solcher Antrag aber konne nur im Abgecrdnetenhause, und zwar auf Abänderung des Berggefetzes gestellt werden. Mit einem Worte: das nahe befreundete Blatt giebt den Deutsch-Freisinnigen ju versteben, daß der Antrag der Herren Barth und Genossen formell und materiell unbrauch⸗ bar ist.

. 2 z M. In der „Danziger Allgemeinen Zeitung lesen wir unter der Ueberschrift: „Ein verfehltes Citat olgendes: . 3 gen Danziger Zeitung“ citirt in ihrer gestrigen Nummer wiederholt ein Wort des „alten Fritz' über die Lebensmittelsteuern, welches angeblich mit den heute herrschenden Regierungsmaximen schwer in Einklang zu bringen sein soll. In dem Patent uͤber Neue⸗/ rung des Zoll⸗ und Accisewesens, erlassen am 14. April 1766, beißt es nämlich: , Alle Auflagen auf einländis ch es Mehl und Getreide, ingleichen das Malz und Branntwein ˖Schroot sollen vom 1, Juli 17öß an gänzlich aufhören und verbieten Wir fernerhin solche zu erheben.. . . Um aber den Ausfall, welcher durch die gänzliche Befreiung des Getreides entstehend, in etwas zu decken, so soll zuerst von jedem Pfund Fleisch sonder Unterschied 1 3 entrichtet werden, jedoch wird hiervon das Schweinefleisch, als die gewöhnlichste Nahrung der Armen, gänzlich ausgeschlossen, und bleibt es dieserhalb einzig bei den vorigen Sätzen-.—t ;

Ja, wo werden denn heute Auflagen au Lin län disches; Mehf, Getreide und Fleisch erboben7 Sollte die Danziger Zeitung etwa in dem Wahne befangen sein, daß in einer der letzten Nächte zur Ueberraschung der Cinwohner die Schlagbäume vor den Thoren der preußischen Erde wieder aufgerichtet worden seien? .

In gewisser Beziehung bat die Danziger Ztg. allerdings Recht, wenn sie sagt, daß das Patent Friedrichs des Großen mit den berr⸗ chenden Regierungsmaximen nicht in Einklang zu bringen sei, denn Ke ng, 7 nicht nur das Schweinefleisch, sondern auch jedes andere

einländifche⸗ Fleisch von Abgaben frei. Was würde wohl das Srgan des Hrn. Rickert dazu sagen, wenn heute die Regierung wen jedem Pfund Fleisch sonder Unterschied einen Pfennig erheben wollte?

Wenn die Danziger Zeitung das oben angeführte Patent gegen das Schweine einfuhrverbot ins Feld führen will, so ist das ein höchst ungeschickter Schachzug, denn dieses Verbot war nicht nur aus sanitãren Gründen und im Entf der Konsumenten, sondern auch in dem der Wiedereröffnung unsereg Viebhandels nach dem Westen,

insbefondere nach England, unabweislich geboten. Daß die parlamen⸗ err, Vertreter des Freisinns nachgerade selbst von der Nothwen⸗

igkei Verbots im Allgemeinen überzeugt sind, beweist die r, , , e , auf Freigabe der dãnischen Grenze.

Sie Danziger Zeitung stellt si daher auf einen von ibren Hinter⸗ männern bereits aufgegebenen Vosten.

Das auf freisinniger Seite zu Tage tretende Bestrehen, den Werth 16 Invaliditäts⸗ und Alter sversich e⸗ rungsgefetzes in den Augen der Arbeiter herabzujetzen,

nder in der „Nat ionalliberalen Correspondenz eleuchtung: . Jm , = 3. der Unzuverlãssigkeit dez A · · C Buchs für freisinnige Wäarker⸗ erhält man bei auch nur oherflachlichem Durchlesen beffen, wag diefes Lexikon parlamentgrischer Zeit und Streitfragen über das Invalidität. und Altersversicherungẽgesetz sagt. In 3 Artikel Arbeiter spricht das Buch von einer durch jenes Gese erfolgenden weitgehenden Kontrole über die persön lichen Verhãͤltnisse der AÄrbeiter'. Gine solche Kontrole findet nicht statt. In seinem Aufsatz Arbeitsbücher bebauptet das Buch, jeder Arbeiter ö fich im Besitz von jummgrischen Ausweisen über die Quittungs karten feiner frãheren Lebensjahre befinden. Das ist auch nicht , Seinen Hauptangriff richtet das AB. C-Buch aber gegen 6. Gesez in dem diesem felbst gewidmeten Abschnitte Von (einer Widerlegung der Ansichten des Verfassers sei abgesehen; ö wollen wir nur zur Charakteristikt der Gesinnung des selben. daß die Invalidenrenten, wie der Verfasser meint, im gũnstigsten all u viel jum Sterben, aber nicht genug zum Leben gewähren. erner theilen wir folgende Stellen des Artikels mit, welche , rrthümer und Unwahrheiten enthalten: 1) Falsch ist die Angabe Tber den Kreis der verficherungspflichtigen Personen. Y) Falsch ist die Behauptung, daß die Versicherungsanstalten von den Behörden der größeren Kommunalverbaͤnde oder von den Landesbehörden verwaltef werden. 3) Falsch ist die Behauptung, daß die weib lichen Versicherten den Änspruch auf. Rente mit ihrer Ver. heirathung verlieren. 4 Irreführend ist die Mittheilung, daß die weiblichen Versicherten nach ihrer Verbeiratbung auf ihr Verlangen die Hälfte der gezahlten Beiträge zurückerhalten. Sie erhalten fämmtliche von ihnen gezahlten Beiträge zurück. 56) Zalsch ist es, zu behaupten, daß ein Gefelle, der Meister wird, das Dreifache . bisherigen Beiträge fortzahlen muß, um sich seinen An pruch auf Rente zu erhalten. 6) Falfch ist die Behauptung, daß den Handlungsgehülfen bei ihrer Selbstaͤndigmachung der Anspruch auf Rente verloren gebt. 7) Falsch ist die Behauptung. daß nach dem Tode eines Versicherten, welcher nicht in den Genuß von Renten gelangt war, dessen Ointer⸗ bliebene die Hälfte der vom Verstorbenen gezahlten Beitrãge jurückerhalten. Die Wittwen und Waisen unter 19 Jahren erhalten fämmtliche vom Verstorbenen, gezahlten Beiträge zurück. 8 Das A. B⸗C.-Buch fagt? „Stirbt ein Versicherter vor seinem 70. Lebens- jahre, ohne invalide geworden zu sein, so sind alle seine gezahlten Beitrãge verloren?. Das ist falsch. 9) Es wird behauptet, daß auf zedes Beitragg⸗ jahr nach Abzug für Krankheit, Militärdienst u. w. 4 Wochen berech⸗ net werden. i ist falsch. Krankheit und Militärdienstzeit gelten als Beitragszeit. 10) Falsch ist die Behauptung, daß bei. Be⸗ rechnung der Invalidenrente eine Steigerung derselhen nur bis zu 5 Jahren der Beitragszahlung statifindet. 11) Falsch int die Be⸗

. ba daß die Quiztungs karte des Dienst des ohligatorischen Arbeitßz⸗· e ner m, Die Duittungskarte des * E

3 6 ers . . z Arbeitgeber niemals als Arbeitsbuch gemißbraucht werden, schon we jeder er te jederzeit befugt ist, seine bisher benutzte Quittung karte gegen eine neüe umzutauschen. Außer diesen Punkten können noch eine Menge anderer Ungenauigkeiten und unrichtiger Angaben in dem betreffenden Abschnitt des A⸗B⸗C-⸗Buchs nachgewiesen werden. Die Darstellung des Gesetzes in dem A B⸗C⸗Buch schließt mit der Ansicht, daß die, dürftigen Einrichtungen des Gesetzes eher geeignet sind. neue Unzufriedenbeit hervorzurufen, als s, . zu befeitigen. Wir glauben, das Gesetz wird Zufriedenheit hervorrufen wenn es erst eine Reihe von Jahren gewirkt haben wird;. a: 2 aj A⸗B-C-Buch für freisinnige Wähler giebt sich redliche Mühe, eine falsche Darstellung des Gesetzes Unzufriedenheit zu schaffen.

u dem deutschfreisinnigen Antrag auf Aenderung des a fle ef nr, für den Reichstag bemerkt die „Köl⸗ nische Zeitung“ .

n 36663 rn grimmige Antrag auf Einführung von Angst kammern“, welche die Wahlfreiheit schützen sollen, hat zunächst einen unbestreitbaren Heiterkeitserfolg erzielt. Nach deutschfreisinniger Lebre genügt es nicht mehr, daß der Wähler seinen Stimmzettel zusammen⸗ gefaltet dem Wahlvorsteher überreicht, sondern er soll vorber in einen amtlich abgestempelten, mit keinem sonstigen Kenn⸗ zeichen versehenen, undurchsichtigen Umschlag“ gesteckt werden, und zwar soll dies, nachdem der Wahlvorsteber dem Wäbler den Um⸗ schlag am Wahltische übergeben hat, in einem der Heobachtung unzugänglichen und mit dem Wahllokal in unmmittel barer Ver⸗ bindung stehenden Raum“ geschehen; auch darf „niemand auf dem Wege von diesem Raum zur Wahlurne mit dem Wähler in Be⸗ ziehung treten. Wer sich außerhalb der Grenzen unseres Vater · landes etwas näher umgesehen hat, der weiß daß die gesetzliche Wahlfreiheit kaum irgendwo weniger angefochten und verletzt wird ass in Deutschland. Die Anwendung eines materiellen Drugs, die Bearbeitung mit Drohungen und Versprechungen wird in Deutsch⸗ land nicht in einem Umfange geübt, welche ein gesetzgeberisches Vor= gehen herausfordert. Wir kennen in Deutschland das franzõsisch republikanische System der Wabhlbeeinflussung, der offiziellen Kandidaturen nicht. Man hat zudem mit Recht bemerkt, daß die Wahlanfechtungggründe sich genau in dem Maße vermehren würden, wie sich das Wahlverfahren verwickelter gestaltet. Wie oft würde behauptet werden, daß die Angstkammer‘ nicht der Beobachtung unzugänglich gewesen, daß Wachtposten der Gegenpartei durch das Fenster oder vielleicht gar durch das Schlüffelloch hineingeblickt und den gesinnungstüchtigen Wähler dadurch eingeschüchtert, oder daß man auf dem Wege von der Angstlkammer“ zur Wahl⸗ urne mit ihm in Beziehung treten konnte! Giebt man sich einmal an das Auskluͤgeln von Maßregeln zur Er⸗ muthigung ängstlicher Wähler, so ist gar kein Ende abzusehen. In Belgien, wo die Herren Barth und Rickert das Vorbild ihres An. trages gefunden, ist man in der That, wie die Hamburger Nachrichten bemerken, schon bis zu dem Gedanken der Errichtung besonderer Wahlhäuser gekommen, mit künstlich konstruirten Gängen, sodaß der tapfere Wähler von dem Augenblick des Eintritts bis zu dem des, natürlich an einer anderen Seite, erfolgenden 6 aus dem

use von Niemandem erblickt werden soll. ie Wahlfreiheit ist in Caan gesetzlich geschützt; wer Werth darauf legt, seine Abstim⸗ mung neugierig forschenden Augen zu entziehen, hat Mittel und Wege genug, das Wahlgeheimniß zu sichern.

Das Kaiserpaar in Koufstantinopel.

O Konstantinopel, 4. November.

Se. Majestät der Kaiser und König batte für heute eine Besichtigung 2 alten Stadtmauern Konstantinopels in Aussicht ge nommen und fuhr zu diesem Zwecke früh Morgens mit einer Dampf⸗ barkaffe zunächft nach dem oldenen Horn, wohin Reitpferde und Equipagen vorgusgeschickt worden waren, Hier angelangt. bestieg Allerhöchstderselbe einen feurigen schneeweißen arabischen Schimmelhengst, während Se,. Königliche Hoheit der Prim

einrich von I, n. und Se. Hoheit der Herzog Friedrich ilhelm von ecklenburg · Schwerin je einen prächtigen 4 schimmel zugewiesen erhielten. An den alten, theilweise in Bresche gelegten Mauern Konftantinopels wurden die historisch berühmten Stellen, u. A. auch jene, wo einst Konstantin XII. ge- fallen, besucht und sodann der Ritt nach dem sich weit ausdehnenden

Hef der Artillerie Kaserne fortgesetzt, um daselbst einer Uebung der

aiserlich tuͤrklschen reitenden und Gebirgs Artillerie beijuwohnen.

Se,. Majestät der Kaiser und König trug die Uniform Allerhöchstseines deib · Garde · Husaren · Regiments mit Mütze, die Prinzen die Marine Uniform mlt weißer Mütze. Eine glänzende Suite türkischer und deutscher Offiziere umgah Se. Majestät, zu Allerböchst⸗ dessen Linken der türlische General von Hoßbe ⸗Pascha ritt allen Straßen der Stadt, welche des Kaisers und Königs lajestãät berührte; bildete Infanterie und Artillerie mit. Musikeorps Spalier. Beim Passiren des Kaisers wurde die deutsche Nationalhymne gespielt und das Gewehr präsentirt. Den Schluß des Kaiserlicken Zuges bildete eine Cszcadron türkischer Ulanen Eine unzählige Menschenmenge batte sich zu beiden Seiten der Straßen postirt, um des Deutschen Kaisers ansichtig zu werden, und die Häuser der. Europäer so bezeichnet man hier allgemein alle Nichteingeborenen waren zum großen Theil mit deutschen, österreichisch ungarischen und tür ischen Fahnen geschmückt.

Auf dem weit ausge streckten Hofe der Artillerie ⸗Kaferne standen die Batterien bereits in Parade, als Se. Majestät der Kaiser dafelbst eintraf. Nach dem Abreiten der Fronten fanden einige Exercitien, auch ein Vorbeimgrsch im Trab müt sich daranschließendem Äbprotzen und markirtem Feuergefecht statt, worauf dann zum Schluß ein zweiter Vorbeimarsch im Galopp Seitens der reitenden Artillerie erfolgte, während die Gebirgs-Artillerie, gefechtsbereit, die Maultbiere in die Gabeldeichsel des Geschützes gespannt, seitwärts Aufstellung genommen hatte. Se. Majestãt der Kaiser drückte dem komman⸗ direnden und die Uebung leitenden höheren Offizier wiederholt Aller böchst eine besondere Zufriedenheit aus, und man sah es den Offizieren und Mannschaften während der Uebung an, daß sie von der Gewichtig⸗ keit der Aufgabe durchdrungen waren, vor dem kritischen Auge des k Kaisers ihre 5 erproben und bestehen zu ollen.

Nach Beendigung dieses militärischen Schauspiels setzte Se. Majestät der Kaiser, wieder gefolgt von der glänzenden Suite, Seinen Ritt durch die Stadt sort. Die Spalier bildenden Truppen präsentirten, das Spiel wurde geschlagen, und in der zahl⸗ losen Volksmenge hörte man wiederholt dem Erstaunen darüber Aus- druck geben, daß der Deutsche Kaifer sich so frei und ohne dichte Eskorte durch die Straßen bewege.

Als des Kaisers und Königs Majestät die Straße passirte, welche von der Kaiserlich deutschen Botschaft nach der Grande Rue de Pera führt, schloß sich Ihre Majestät die Kaiserin und Königin in der zweispännigen Equipage des deutschen Botschafters dem Kaifer⸗ lichen Zuge an, gefolgt von einigen Herren Allerhöchftihrer Begleitung in besonderem Wagen. Neben Ihrer Majestät, zu Allerböchstderen Linken, saß diesmal die ältere Tochter des Kaiserlich deutfchen Bot⸗ schafters, Fräulein von Radowitz. Die Allerhöchsten Herrschaften nahmen auf Ihrer gemeinschaftlichen Weiterfahrt noch einige Sehens⸗ würdigkeiten in Augenschein.

. ö O Konstanti novel, 4. November.

Die Ereignisse rauschen in den wenigen Tagen der hiesigen An⸗ wesenheit Ihrer Majestäͤten so rasch an dem Beobachter vorüber, daß es fast unmöglich erscheint, Alles sofort bis zum Abgange der deutschen Post zewissenhaft aufzujeichnen Wir möchten daher noch einige Worte bezüglich des gestrigen Gottesdienstes in der evangelischen Kirche nach⸗ tragen. Die kleine erhöht über dem Straßenniveau liegende Kirche sst gexölbt zund jw leiden Seiten des Kärchenschißs mi je unten Glasfenstern versehen. Je vier Säulen tragen den Plafond und waren zu Ehren Ihrer Majestäten mit Lorbeerguirlanden umwunden, während vor dem Altar, zur Rechten und Linken, sich je ine prachtvolle Palmengruppe ausbreitete. Der Prediger der deutfchen Gemeinde, Pastor Suhle, erwartete die Allerhöchsten Herrschaften am Gingange des Gottesbaguses und führte Allerhöchstdieselben in das⸗ selbe ein. Einen sichtlichen Eindruck machte es auf das Erlauchte Kaiserpaar, als der genannte Geistliche in dem allgemeinen Kirchen—⸗ gebet, wäbrend der Schlußliturgie, auch auf das neuvermaͤhlte sriechische Kronprinzliche Paar in herzerhebenden Worten den Segen BSottes herabflebte. .

Auf der deutschen Botschaft waren nach dem Gottesdienste Deputationen der deutschen Kolonie und der deutschen Vereine erschienen; dieselben wurden äußerst huldvoll von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen, Allerhöchstwelcher Sich auch über ver⸗ schiedene Verhältnisse Bericht erstatten ließ. Die Sanger des Hand werke und des Teutonia⸗Vereins hatten die Ehre, einige Lieder den Majestäten vortragen zu dürfen; desgleichen waren die Schülerinnen der hiesigen deutschen Schule auf der Botschaft anwesend und trugen ebenfalls einige Gesangsstücke vor.

Rach dem Döjenner und der BVorstellung der Gemahlinnen der in türkischen Diensten stehenden deutschen Offiziere und Beamten fuhr Ibre Majestät die Kaiserin, begleitet von der Botschafterin Frau von Radowitz, nach dem deutschen Hospital und nabm dafelbst, unter Führung der Oherin, Schwester Lisette, die Einrichtung desselben in Lugenschein. Bei dem Befuche der Krankenzimmer fiel manch tröstendes Wort aus dem Munde der Hohen Frau, das den Leidenden ö. Muth und neue Hoffnung auf ihrem Schmerzenslager ein—⸗ oßte.

Die Beleuchtung des Bosporus war auf heute Abend verschoben, da Ihre Majestät die Kaiserin gestern Abend dan Fest im Harem des Sultang besuchte. Dieses Fest bestand der Haupt⸗ sache nach in Musik-Aufführungen, und es entfaltete sich auf dem selben der ganze Glanz und Luxus orientalischen Lebens.

Bereit am Sonnabend Abend verlieh Se. Majestät der Sultan den Herren des Gefolges Sr. Majestät des Kaifers und Königs böbere Ordens⸗Dekor ationen; die höheren Civil. und Militär Chargen athielten größtentheils das Großkreuz des Osmanis Ordeng. Zu er⸗ rähnen ist noch, daß Se. Majestät bei Allerböchstseiner Ankunft und der Begrüßung Sr. Majestät des Sultans den ihm früher von Aller- böchstletzterem zum Geschenk gemachten goldenen türkischen Säbel trug. In Terapia, wohin die heutige Fahrt auf dem Bosporus in äinem besonders zu diesem Zwecke vom Sultan erbauten Gala ⸗Kaik sic richtete, wurde in dem dortigen uralten Park auch das, allerdings noch nicht vollendete Moltke Denkmal von den Majestäten be⸗ sittigt. Der wundervolle Botschaftsgarten daselbst wurde vor liagerer Zeit Sr. Majestät dem hochseligen Kaiser Wilhelm J. vom amaligen Sultan zum Geschenk gemacht und von dem Kaiser der votschaft überwiesen. Ein unter dem Vorfitz des Generals Kamphövener. Pascha zusammengetretenes Comité fetzt nun in Erinnerung der That⸗ iche, daß der jetz greise Feldmarschall Graf Moltke vor 55 Jahren ie Türkei verließ, dem großen Schlachtendenker an jenem schönen Däte ein bleibendes Denkmal. Se. Majestät der Kaiser sprach sich in anerkennendster Weise über dieses Üünternehmen aus.

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Statiftik und Volkswirthschaft.

Lohnstgtistik in der Bergwerkverwaltung.

Die preußische Bergwerkverwaltung, welche sich bisher darauf keschrankte, die Ergehniffe ihrer Lobnstatistit für ganze Kalenderjahre ammenzufasen und zu veröffentlichen, wird, wie die Berl. Pol. Nacht. melden, Angesichts des Interesses, welches die Be⸗ regung der Löhne gerade auf dem Gebiet des Berg · baues für das laufende Jahr beansprucht, dazu über · dehen, die Lohnstatistik für . Vierteliahr besonderg zu be⸗ ubeiten und zu veröffentlichen. Eine folche Veröffentlichung stebt prglich der ersten beiden Viertelsahre des laufenden Jahrcz nahe Ter, Für das dritte Quartal dürfte die Sammlung und Ümarbeitung ker Materiallen noch einige Jeit in Anspruch nehmen. Erft wenn 36

aten vorliegen, wird sich die Wirkung des Ausstandes vom Frühjahr M die Löhne mit Sicherheit übersehen lassen. Allein auch schon die aten für das zweite Quartal werden hierfür einen gewissen Anhalt deben, wenn man in Rechnung zieht, daß in demselben die Lobhn⸗ äköhungen in Folge der Rußftänke emwa fär einen Monnt wirksam aten. Wie das genannte Blatt hört, wird sich aus der Lohnstatistik ĩ 2. Quartals ergeben, daß die Löhne im Laufe des Sommers urchschnittlich u m wen ig sten s z5 vo gest ie gen find.

; Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig fanden am 4. und 5. d. M. die Verhandlungen des 4. Delegirtentages des Allgemeinen Dentschen Ver⸗ bandes der Brauergehilfen statt. Ez waren 21 Delegirte an= wesend, welche 17 Städte oder Provinzen vertraten. In der Sitzung vom 4. legte der leitende Verbandsvorsitzende Penndorf⸗ Dresden, wie wir der Leipz. Ztg* entnehmen, die Gründe dar, welche für die Verlegung des ursprünglich nach Hamburg einberufenen Dele⸗ girtentages nach Leipzig bestimmend gewesen waren. Die Veranlaffung hierzu hatte der in diefem Jahre in Hamburg ausgebrochene Brauer? strike geboten. Derselbe war von einer sozialdemokrgtischen Minderheit der dortigen Brauergehülfenschaft in frivoler Weife an⸗ gejettelt und durch eine systematische Verhetzung der Gehüffen auch darn noch fortgesetzt worden, als alle wesentlichen Forderungen der Strikenden von den Arbeitgebern bewilligt worden waren. Mit Rück⸗ sicht auf die gerechte Empörung der Hamburger Arbeitgeber hatte der Verbandsvorstand auf eigene Verantwortung hin die Verlegung des Delegirtentages beschlossen und denselben nach Leipzig ein' berufen. Die Führer des Hamburger Strikes waren persönlich zu- gegen und suchten ihr Vorgehen zu rechtfertigen, mußten aber er⸗ fahren, daß die Versammlung den üblichen sozialistischen Pbrafen unzugänglich war. Sie bekamen wenig Gutes zu bören, nament- lich war es der ebenfalls anwesende Vertreter des gemäßigten Theiles der Hamburger Gebülfenschaft, welcher schonungslos gegen die Sozial- demokraten vorging. Als einer der Letz eren bei einer Erwiderung das Einschreiten des überwachenden Beamten veranlaßte, geschah dies ein seltenes Ereigniß in einer Versammlung von Ärkeitern unter dem allseitigen Beifall der Anwesenden. Nach dieser Einleitung ging der Delegirtentag zu seinen eigentlichen Arbeiten Über. Eine von Hamburg aus beantragte Aenderung der Verbandg⸗ statuten wurde abgelehnt und dagegen der Vorstand beauftragt, ein Statut auszuarbeiten, worin auch die Lohn⸗ und Arbeits verhältniffe berücksichtigt würden. Ferner wurde beschlossen, durch den Vorstand den Entwurf zum Statut einer Altersversorgungskaffe entwerfen und den einzelnen Gauvereinen zur Abstimmung vorlegen ju lassen. In der Sitzung vom 5. entstand bei dem von dem sozial⸗ demekratischen Hamburger Delegirten Reule gestellten Antrag, dem Verbands⸗Vorsitzenden den Vorsitz und die Redaktion der . Verbande. zeitung! zu entziehen, eine lebhafte Diekussion. Der Antrag⸗ steller zog seinen Antrag zurück, nachdem sich allseitiger Wider⸗ spruch gegen denselben erhoben und von Seiten eines Vereins der Austritt aus dem Verbande für den Fall der Annahme des An—⸗ trages in Aussicht gestellt worden war. Es wurde bei dieser Ver— anlassung angefragt, wieso denn Reule, der seit drei Jahren nur als Hafenarbeiter thätig sei, dazu komme, die Brauer zu vertreten. Nicht minder lebhaft waren die Erörterungen, welche der Bestimmung des Ortes, an welchem der nächste Delegirtentag stattfinden soll, voran⸗ gingen. Es wurden hierzu Dortmund und Hamburg in Aussicht ge— nommen, das erstere unter der Voraussetzung, daß der dortige Verein dem Verbande noch beitrete, das letztere für den Fall, daß die durch Reule und seinen Anbang vertretene sozialdemokratische Richtung aus dem dortigen Gauverein verdrängt werde. ;

Der Strike der ESwer führer in London (4000 bis 5000 Mann) legt, wie die . Allg. Corr. berichtet, auch andere Arbeiter in 4 n Docks Krach. Zu Wasser kõnngn

en Speichern statsfinden, und somit werden Dunderte don Dock arbeitern ohne Beschäftigung sein. Die Ewerführer sind entschlossen, nicht nachzugeben, und ihre Brotherren sind ebenso entschlofsen, sich den Forderungen jener nicht zu fügen. Die Ablieferungen aus den

Schiffen mittels der Lichter ist bereits eingestellt, da alle Waaren gelandet werden, was Extraspesen verursacht. Der Export- handel ist ebenfalls gestört. Alle Stauer weigern sich, Fahr—⸗ zeuge zu löschen, und die Dockarbeiter lebnen es ab, sie zu laden. Die Stauer können ohne Ewerführer nicht arbeiten, und können sich nur mit zu Lande kommenden Waaren befassen, wodurch nur ein Zehntel 14 beschäftigt wird; der Rest ist daher gezwungen, ohne Arbeit zu sein. Ueberdies ist auch jetzt eine Be— wegung unter den Arbeitern in den Speicherwerften auf der Themse im Gange. Sie lehnen sich dagegen auf, daß die auf ihre Mahlieiten verwendete Zeit von ihrem Lohn abgezogen werde (circa 9 d per Tag), und man befürchtet einen Strike.

Wie . W. T. B. aus Lon don vom 7.8. meldet, baben der Kardinal Manning, der Lord Mavor und der Deputirte Buxton ein Schreiben an die Lichterschiffsfirmen gerichtet, in welchem sie die Annahme der Forderun. gen der Arbeiter drir gend empfahlen. In Folge dessen beschloß das Comite der Arbeiter die Ausjührung des Beschlusses, die Barken der unnach⸗ giebigen Firmen weder zu befrachten noch zu entfrachten, auf 48 Stun- den zu verschieben, um die Anwort der Inhaber abzuwarten, welche voraussichtlich günstig sein wird.

. ö im Süden Londons, fand am 5. d. M. eine Versamm lung von Arbeitern statt Zwecks Organi⸗ sation der Arbeiterklassen des Distrikts als Gewerk vereine zum Schutze der Interessen der Arbeiter. Es nahmen Gerber, Gas— arbeiter. Schriftsetzer, Stauer, Maschinister, Glasmacher u. . daran Theñ. Entsprechende Resolutionen wurden einstimmig ange⸗ nommen, um „durch Föderation aller Gewerbe der kapitalistischen Aggression eine unübersteigliche Schranke zu setzen und ein mächtiges Werkzeug zur völligen Emancipation der Arbeit zu schaffen.“ Fohn Burns erinnerte die Versammlung in einer Rede daran, daß er vor fünf Jahren Einer der Wenigen gewesen sei, die sich damit befaßten, die Saat zu säen, die jetzt eine große Arbeitsrevolte ergeben habe. Im Vormarsch müßten sie zusammen bandeln, nicht eine Ärbeitsfektion, sondern alle Sektionen, alle Gewerke, alle Arbeiter. Sie müßten in Zukunft mit Vermessenheit, Vermessenbeit, Vermessenbeit vorgehen‘ (Beifall). Er bedauerte, daß einige Werftbesitzer ihre Verpflichtungen zu umgehen suchten. Sie müßten gezwungen werden, ihrem Abkommen zu entsprechen. Als Resultat des Strikes der Dockarbeiter seien jetzt 1560060 Männer, Frauen und Kinder in ganz England durch Vereine geeinigt, und die⸗ selbe Art von Organisationen werde jetzt rapide an jedem Mittel- punkt der Arbeit auf, dem Festlande gebildet. (Beifall) Redner schloß mit der Bemerkung, daß die Versammelten auch die Frauen in ihrem Kampfe zur Verbesserung ihrer Lage unterstützen mußten.

Handel und Gewerbe.

Nach einer Bekanntmachung der Madrider Stadt— verwaltung vom 31. v. M. werden der Zinsschein Nr. 55 der Carpetas Nr. 121 bis einschließlich 183 der 1861er Anleihe und der Zinsschein Nr. 20 der Carpetas Nr. 2475 bis 2516 der 1868er Anleihe jetzt eingelöst.

Die vorgestrige Generalversammlung der Aktionäre der Brauerei Königstadt genehmigte die von der Verwaltung mit dem Gewinn und Verlust⸗Cont⸗o für 1888/89 vorgelegte Bilanz, sowie den dazu ö Geschäftsbericht, setzte die Dividende auf 2j (sofort zahlbar) fest und ertheilte dem Aufsichtsrathe und Vor⸗ stande die Entlastung für das abgelaufene Geschäftsjahr.

Nach dem Geschäftsbericht der Berliner Weißbier⸗ Brauerei-Attiengesellschaft, vorm. Carl Landts, wurden im Geschäftsjahr 1888 89 abgesetzt 70 5705 Tonnen, d. i. 6134; Tonnen mehr als in 1887,88. Die Anschaffung der Rohmaterialien und der Seren erforderte im Vergleich zu den Vorjahren eine be⸗ deutende Mehrausgabe. Zu Malj wurden verarbeitet: 1 493 147 kg Weizen und 229 457 kg Gerste. Bei, den Abschreibungen ist derselbe Prozentsaß wie in früheren Jahren inne- gehalten worden. Der Nettogewinn des verflossenen Zahres betrug inkl 561 1 Vortrag aus 1857/88 177712 6 Nach Dotirung des Reservefonds und Zahlung der Tantiemen und Gratifikationen ver- bleiben 148 659 A, von denen 148 599 M zur Zahlung einer Divi— dende von 9 verwendet werden, während 159 als Vortrag auf neue Rechnung dienen.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 11. November 1889 im Berliner Hof“ statt.

Frankfurt a. M., 7. November. (Getreide marktbericht von Joseph Strauß.) Die Tendenz für Weizen blieb recht günstig, es wurden gegen vorige Woche neuerdings einige Pfennige

keine Ab lied erungen van

höhere Preise bejablt; ab Umgegend 191 4 M, frei hier 19 *, kurbessischer 181 , russische Sorten 204-214 M Rog gen zeigt zunehmende Frage, aber ohne größere Äbschlüffe wegen Mangel an greifbaren Partien; hiesiger 166 1 17 M, russischer 6s / i = 17 6 Ger ste erfreute sich eines ausnabmsweise lebhaften Verkebrs zu sehr unregelmäßigen Preisen, Wetterauer Ried. und Franken= Gerste 195 299 4A, je nach Qualität, Saal- und Thüringer 191-21 Æ ür Hafer feblen fortgesetzt inländische Zufuhren; der Begebr ist rege, die Notiz 144 - 156 M bleibt, exquisiter bis 16 Mais (mixed): Verkehr und Courg⸗ bewegung von sehr geringem Umfange 12H * In Chili. salpeter war der Grundton des Marktes die ganze Woche über ein lustloser; Rotterdam, Hamburg und Antwerpen bleiben Verkäufer. Prima · Speise Kartoffeln waren wenig gefragt, 23 —3 M per 100 Kg Cours Roggenkleie sf A. Weijenkleie 71 - f sehr ruhig mit einigem Handel in zweiter Hand. Spelz vreu hatte normalen Konsumabsatz zu behaupteten Preisen, ib. * bezablt. Was Mehl anbetrifft, o scheinen die Bäckereien ibren Vorrath erst völlig aufbrauchen zu wollen, bevor sie zu neuen Einkäufen schreiken. Die Handelsmüählen unterlafssen daher einstweilen Angebote, die doch für den Augenblick den Absatz nicht fördern, sondern nur zum Druck des Marktes führen würden. Wir lassen biesiges Weizenmebl Nr. 5 333— 34 4, Rr. 1 30-314, Nr. 2 253 26 ÆK, Nr. 3 23 255 40, Nr. 4 21—2 S, r: 5 12218 Milchbrot! und Brotmehl im Verbande 54J4— 7 4, norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 bleiben à 25 A ab Mühle in Umsgtz. Berliner Roggenmebl stramm gebalten, ab Bahn Magdeburg Nr. 9 2540 M, Rr. G /t 23 86 , Nr ĩ 22, 40 4, frei Ufer Frankfurt a. M., Main; u. Mannheim ca. 1.25 4 theurer, (exquisite Marken ca. 3 M höher). Obige Preise verstehen sich per 1090 kg ab hier, bäufig auch loco auswärtiger Stationen. Bradford, 7. November. (W. T. B. Wolle fest, ruhiger, feine Kolonialwolle thätig, Garne und Stoffe stetig.

Submissionen im Auslande. J Italien. 18. November, 2 Uhr. Neapel. X. Armee⸗Corps: Lieferung von 60 000 m fahlrothen Baumwollengewebes zu Zelten und von 20 000 , baumwollenen Unkerhosen. ö Kaution je 700 Lire. äheres zur Einsicht beim „Reichs- nzeiger !).

Territorialdirektion des

. II. Spanien. 31. Januar 1830. Ainisterio de la Guerra zu Händen des Presidente de la Junta superior consultiva de Guerra, Madrid: Einreichung einer Zeichnung und Beschreibung eines Soldatenbettes mit Matratze, welches den Soldaten vor Er kaltung schützt. einfach und dauerbaft zusammengestellt, leicht reinigungsfäbig ist, möglickst wenig Raum einnimmt und sich möglichst, billig stellt. Der Urbeber des von dem Kriegs⸗ Ministerium engenommenen Modells wird eine Prämie von Modo Peseten erhalten Näheres in spanischer Sprache beim Reichs Anzeiger“.

Verkehrs ⸗Anftalten.

—— gz ndon* 8. Novchber. (B. T. S) TR Castk Ba n fer

„Grantully Castle! hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Castle Dampfer Drumm ond Castler ist am Mitt woch von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Mufikt.

. Sing ⸗Akademie.

Das erste der drei Abonnements. Concerte der Herren E. Sauret und H. Grünfeld fand gestern im Saale der Sing. Akademie unter sehr zablreicher Betheiligung des Publikums ssatt und war Über wiegend den modernen Erzeugnissen der Tonkunst gewidmet. Das seltener, gehörte Trio (op 50) von Tschaiko sky, eine Komposition, die, reich an melodischer Erfindung und an interesfanten Rbythmen, doch nicht die Größe des Stils der klassischen Vorbilder erreicht, er⸗ öffnete den Abend. Die Ausführung von Seiten des Pianisten Hrn.

Dr. Jedliczka und der beiden Concertgeber war eine ganz vorzügliche. In Solororträgen kam noch das durch Warme des Ausdrucks und glänzende Technik sich auszeichnende

Violinspiel des Hrn. Sauret besonders zur Geltung, und jwar in sehr gefälligen Piecen von Sauret und Wieniawéki. Rauschender Beifall folgte diesen Vorträgen, der auch dem Cellisten Hrn. Grünfeld für die meisterbafte Ausführung mehrerer Kompofi= tionen von Moszkowski, Grünfeld, und Fitzenhagen zu Theil wurde. Außer einigen sehr gelungenen Klaviervorträlen des Hrn. Pr. Jedliczka, unter denen wir die wenig bekannte Phantasie und Fuge (F-dur) von Joh. Ernst Bach besonders hervorheben, trug die Concertsãngerin rau Clara Schulz Lilie (aus Genff noch mehrere Lieder von 2. v. Senger, Brahms, Schumann, Schubert und Reinecke mit fehr langvoller und umfangreicher Stimme vor; jedoch blieb eine gröhere Wärme des Ausdrucks mitunter zu wünschen. Lebhafter Beifall folgte auch ihren künstlerischen Leistungen. Die sichere und sehr eingebende Klavierbegleitun des Hrn. J. Schlar verdient volle Anerkennung.

Am Sonnabend, 9. November, Abends 77 Uhr, findet ein Concert von Elisabeth Jeppe und Clarg Schulz Lil ie, am Dienstag, 13. Ro— vember, der erste Kammermusik⸗ Abend von Kruse, Moser, Nicking und Dechert statt.

ö Philharmonie.

Am Donnerstag, 14. November, veranstaltet der Sängerbund des Lehrervereins sein 1. Concert unter Mitwirkung von Fr. Prof. Schultzen von Asten, Hrn. Prof. Emmanuel Wirth und Hin. Hans Brüning.

Goneerthaus.

Ir. Betty Waibel wird am Sonnabend, den 8. November im Concerthause die Arie aus der Oper Wilhelm Tell‘ von Roffinl singen. Hr. Prill wird a. Andante aus dem Concert für die Flöte den Molique, b. Valse 9p. 64 von Chopin und Hr. Richter „Am Morgen-, Ständchen für Piston von Wolff, vortragen. Das Orchefter bringt Werke von Hartmann, Beethoven, Wagner, Lisft, Lehnhardt u. s. w. zur Aufführung.

Von dem Großherzog von Mecklenburg- Schwerin ist nach einer Mittheilung der Meckl. Nachr. der Königlich preuß. schen Kammer,. und. Kaiserlich Königlich österreichifcken Hofopern⸗ sängerin Fr. Minnie Hauk, Primadonna der italienischen Dper von Covent Garden in London, die von dem bochseligen Groß= herzog am 28. Februar 1859 gestiftete goldene Medaille ver⸗ liehen worden.

Mannigfaltiges.

Dem Magistrat und den Stadtverordneten von Berlin ist, dem „W. T. B.“ zufolge, auf die anläßlich der Vermählung Ihrer Königlichen 3. der Prinzessin Sophie an Ihre Majestät die aiserin und Königin nn, erichtete Glückwunsch⸗Adresse das folgende

e , g,. zugegangen:

In gewohnter Anhanglichkeit haben der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin Mich auch diesmal, aus Veranlassung der Feier der Vermählung Meiner Tochter, der Prinzessin Sophie von Preußen, mit dem Kronprinzen von Griechenland, mit tbeilnehmer⸗ den Worten beglückwünscht, die Mir gerade jetzt, fern von der Heimath, unendlich wohlthun.

Möchten die ausgesprochenen Wünsche dem jungen Paare die Vorbedeutung für eine glückliche Zukunft werden.

Welchen Antheil zwei Fürstenhäuser, zwei Nationen an der eben geschlossenen Verbindung genommen haben, bekundet allseitige auf⸗ richtige Theilnahme. Nächst dem Segen des Himmels erflehe Ich

für die neu Vermählten den des beimgegangenen, in Gott ruhenden

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