Sachsen. Dresden, 15. November. (WB. T. B) Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich mit Sr.. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde heute Mittag zu mehrtägigem Aufenthalt nach Sybillenort begeben. — ‚(Dresd. Journ.) Die Zweite Kammer ver—⸗ wies in ihrer gestrigen — 24 in allgemeiner Vor⸗ be na ohne Debatte den esetzentwurf, die pro⸗ visorische — der Steuern und Abgaben im Jahre 1890 betreffend, zur Schlußberathung, den Personal⸗ und Besoldungs⸗Etat anstalt auf die Jahre entwurf, betreffend die Staatsanleihen von 1852 / 68,
der Landes ⸗Brandversicherungs⸗ 1890 und 1891. Der Gesetz⸗ Umwandelung der 4prozentigen 1867 und 1869 in eine
3ieprozentige Staatsschuld, bez. die Tilgung der ersteren und die Aufnahme einer 3 prozentigen Renten⸗Anleihe be⸗ treffend, nebst dem damit zusammenhängenden Gesetzentwurf, betreffend die Begebung der durch die Gesetze vom 15. August und J. September 1878 8 fenen 3 prozentigen Rente und
eträge, wurde an die erste Finanz⸗
die dafür vereinnahmten deputation überwiesen. * — Unter den weiteren dem Landtage zugegangenen Vorlagen befindet sich der Gesetzentwurf, betreffend den Wegfall der Pensionsbeiträge der Civilstaatsdiener, sowie der Geistlichen und Lehrer. — Die Gesammtsumme der Ueberschüsse ist im Staats⸗ haushalts⸗Etat, wie bereits gestern erwäbnt, für je des der Jahre 1890 und 1891 auf 92 620 414 S, 9 262 100 M½ mehr als in den beiden Vorjabren, veranschlagt worden. An dieser Summe parti⸗ zipiren in hervorragender Weise die Staatseisenbahnen mit 30470335 K, die Zölle und Verbrauchs steuern mit 24 818 029 , die direkten Steuern mit 23 059 440 „M, die Forsten mit 73451090 4 Wir bemerken hierzu Folgendes: Der ordentliche Etat der Staatsbahnen ergiebt 81 1298 859090 M Einnahmen, denen 50 659 515 S Ausgaben gegenübersteben. Dabei ist die Einnahme aus dem Personenvertehr auf 24 490 000 Æ (4 1872 000 A), die aus dem Güterverkehr auf b52 641 000 M (4 6700500 A) veranschlagt. Die Ausgaben sind, meist in Folge von Stellenvermehrung, um 6 525 230 ½ höher an—= gesetzt. Der Antheil Sachsens an den reichsgesetzlichen Zöllen und Verbrauchssteuern beträgt nach dem Reichshaushalts⸗Etat 20 127 760 M, die Schlachtsteuer ist mit (6369 700 , die Uebergongsabgabe für vereinsländisches Fleischwerk mit 103 700 M, beide Steuern nach einem dreijährigen Durchschnitt mit 403 400 M mehr, angesetzt. Die Jahresbeträge der direkten Steuern sind veranschlagt: Einkommensteuer 19262 900 4 C 2044960 „), Grundsteuer 3160900 M ( 1535 500 A), Urkundenstempel und Erbschaftssteuer 2111 000 M (4 100 000 A), Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen 263 900 M ( 4000 4A). Hinsichtlich der Einkommensteuer ist zu bemerken, daß wie in den früheren Jahren so auch in den beiden letzten Jahren die Einkünfte aus Gehalt und Löhnen den wesentlichsten Antheil an den Voranschlag übersteigenden Einnahmen gehabt haben. Nächst diesen haben dazu die Einkünfte aus Handel und Gewerbe, und in dritter Linie diejenigen aus Renten beigetragen, welche letzteren trotz des weiteren Rückgangs des Zinsfußes in dem Jahre 1889 eine größere Steigerung gezeigt haben, als in den zuletzt vorausgegangenen Jahren. Auch die Einkünfte aus dem Grundbesitz haben sich wieder etwas höher gestellt, doch fällt diese Erhöhung zum weitaus größten Theil auf die Städte. Nach diesen Erfahrungen und mit Rück⸗ sicht auf die Zunahme der Hahl, der Steuerpflichtigen ist es unbedenklich erschienen, die Einnahmen höher als in der letzten Etatsperiode zu veranschlagen. Die Zabl der Grundsteuer⸗ einheiten ist von 75 799 327 ½ am 2. Termin 1888 auf 77 461 155 M am gleichen Termin 1889 gestiegen und dürfte dem entsprechend bis zum 2. Termin 1890 um eine weitere Million steigen. Die Ein⸗ stellung des Urkundenstempel⸗ und Erbschaftsteuer⸗Ertrages ist unter dem Durchschnitt der Jahre 1886 bis 1888 (d. i. Z 236 579 M) erfolgt, da ein wesentlicher Rückgang erwartet wird. Die Aus gaben der Verwaltung der direkten Steuern sind gegen das Vor— jahr um 175 000 M höher angesetzt, namentlich in Folge Ver⸗ mehrung des Beamtenpersonals und theilweiser Erhöhung der Besol⸗ dungen. Die Forstverwaltung erscheint mit einer Mindereinnahme von 98 ga0 A gegen das Vorjahr, namentlich in Folge der Herab⸗ setzung des Durchschnittserlöses für den Festmeter Derbholz von 13,80 M auf 13,60 M, und einer Mehrausgabe von 55 060 „, bei der u. A. eine Neurequlirung der Dienstaufwandsvergütungen der Oberförster vorgesehen ist.
Der außerordentliche Staatshaushalts ⸗ Etat hat nur Auf⸗ wendungen für Eisenbahnzwecke zum Gegenstand und umfaßt einen Betrag von 22 556 150 4, welcher aber nicht durch eine An leihe, sondern aus den rechnungsmäßigen Ueberschüssen und sonstigen verfügbaren Beständen des mobilen Staatsvermögens gedeckt werden soll. Unter den einzelnen Posten befinden sich 7314 600 4 für Um⸗ bauten und Erweiterungsbauten von Bahnhöfen, 134 000 Æ für weitere Ausdehnung der Gasbeleuchtung in den Personenwagen, 5H 987 000 M für Vermehrung der Betriebsmittel und 9 300 000 für den Bau neuer Eisenbabnen.
Mecklenburg ⸗Echwerin. Sternberg, 14. November. Meckl. Nacht) Der Landtag wurde gestern hier in der irche feierlich eröffnet. Als Schwerinsche Kommissarien waren anwesend der Staats⸗Minister von Bülow und der Staatsrath Buchka, aus Strelitz der Kammerdirektor von Engel. Als Kontribution ist für Schwerin So, für Strelitz Usio Edikt, für die Justiz die Prolangation des bis⸗ herigen Etats bis 1895 vorgeschlagen. In der heutigen Sitzung wurden die eingegangenen Etats der Schweriner Justiz⸗ verwaltung und der Rezeptur kasse und der Strelitzer Centralsteuerkasse an die betreffenden Kommitten, be— iehungsweise an die Stargarder Stände überwiesen. Sodann 646 Kommittenwahlen statt. Zum Vorsitzenden der Kommitte für Verstaatlichung der Privatbahnen ist der Landrath von Plüskow erwählt worden.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 14. Nevember. (Reg. u. Nachr⸗Bl) Der Landtag s⸗ aus schuß für die Prüfung der Staatshaushalts— Rechnungen tritt am 18. d. M. hier zusammen.
Defterreich⸗Ungarn. Pola, 14 November. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist an Bord der Kreuzerkorvette, Irene“ heute Sr einge⸗ troffen. Nach dem Flaggensalut legten sämmtliche Schiffe große Flaggengala mit der deutschen Flagge am Großtopp an. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Erz⸗ herzöge Leopold und Karl Stefan begaben sich zur Begrüßung an Bord der „Irene“, wo auch der Hafen⸗Admiral Baron Pitner an Stelle des erkrankten Admirals von Sterneck erschienen war. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich landete darauf am Franz⸗Josephs⸗Korso, wo eine Ehrencompagnie mit dem Marine⸗Mufikcorps aufgestellt war und wo Se. König⸗ liche Hoheit die Vorstellung der Admirale, der Stabsoffiziere, der Marinegeistlichkeit, der Beamten, des Bezirkshauptmanns
Prinz den Erzherzögen Leopold und Karl Stephan einen 3 und e em an einem Familiendiner bei z Leopo il.
Triest, 14. November. (W. T. B.) Zu Ehren der Offiziere des deutschen Geschwaders hatte Vize⸗Admiral von Wiplinger heute ein Diner veranstaltet, an welchem die Kommandanten der Schiffe des deutschen Ge⸗ schwa ders, der deutsche Gen eral⸗Konsul, der deutsche Vize⸗Konsul sowie die Spitz en der hiesigen Mil itär⸗ und Civilbehörden ö men. Der Speisesaal war mit den Bildern Ihrer Majestäten der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph sowie mit deutschen und österreichischen Fahnen ge⸗ schmückt. Vize⸗Admiral von Wiplinger hieß im Namen des Marine⸗Kęommandanten die Stäbe und Mannschaften der deutschen Kriegsschiffe in herzlicher Rede willkommen und schloß mit einem mit brausenden Rufen aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin und das gesammte deutsche Kaiserhaus. Auf den Toast des Vize⸗ Admirals von Wiplinger antwortete der deutsche Kapitän zur See von Reiche. Derselbe dankte Namens seiner Kameraden und der deutschen Schiffe für die wahrhaft freundschaftliche Bewillko¶mmnung, wies auf das heute stattgehabte Zusammentreffen der beiderseitigen hohen Herrscher in Innsbruck hin und schloß mit den Worten: „Wir verehren in dem Kaiser von Oesterreich nicht nur den hohen Bundesgenossen und Freund unseres Kaisers, sondern auch den hohen Fürsten, welcher unentwegt und unberührt von äußeren Einflüssen uns als ein strahlender Stern auf dem Wege der Pflicht weithin voranleuchtet. In diesem Sinne bringe ich ein dreifaches Hoch auf den Kaiser von Desterreich, die Kaiserin von Oesterreich und auf das ganze Kaiserliche Haus aus.“ — In das Hoch stimmten die An⸗ wesenden dreimal begeistert ein.
Der Vertreter des Statthaltereileiters, Hofrath Reya, sowie der Präsident der Seebebörde, Baron Alber, und der Bürgermeister Bazzoni erwiderten heute den Besuch des Kommandanten des deutschen Geschwaders, Kapitäns zur See
von Reiche.
Prag, 14. November. (W. T. B.) Der Böhmische Landtag erklärte heute, in Folge Aufforderung des Oberst— Landmarschalls Fürsten Lobko witz, einstimmig diejenigen Abgeordneten, welche seit dem 10. November ohne Urlaub den Sitzungen des Landtages fernblieben und ihre Abwesen— heit nicht rechtfertigten, als ausgetreten. Durch diesen Beschluß erscheinen die deutschen Abgeordneten, welche Enthaltung von der Theilnahme an den Landtags-Sitzungen beschlossen hatten, ihrer Mandate verlustig.
Bu dapest, 14. November. (W. T. B.) Der „Nemzet“ erblickt in der Innsbrucker Entrevue einen neuen Beweis für die Innigkeit der deutsch⸗österreichischen Allianz, von den Völkern der Monarchie, insbesondere auch von Ungarn werde die Begegnung der beiden Kaiser in Innsbruck mit der freudigsten und herzlichsten Theil— nah me begleitet.
Groszbritannien und . London, 14. November. (W. T. B.) Bei dem gestern in Bristol veranstalteten Bankett der Konservativen hielt der Präsident des Handels⸗Ministeriums Hicks⸗-Beach eine Ansprache, in welcher er der Hoffnung Ausdruck gab, die Fusion der Konservativen und Unionisten vor den Wahlen unter dem Namen der Unionistischen Partei sich vollziehen zu sehen. Im Kabinet befinde sich kein Mitglied, welches nicht bereit wäre, jedes Opfer zu bringen, um die Regierung durch den Eintritt unionistischer Führer in das Kabinet zu stärken.
Frankreich. Paris, 14. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung beschäftigte sich die Deput irten kammer mit Wahlprüfungen. Gegen 7 Uhr Abends theilte der provisorische Präsident Floguet mit, daß etwa 360 Wahlen für gültig erklärt worden seien, und daß nunmehr die Bil— dung des definitiven Bureaus erfolgen könne. Die Kammer beschloß. die Wahl des definitiven Bureaus am nächsten Sonnabend vorzunehmen und setzte den Beginn der morgenden Sitzung auf Nachmittags 4 Uhr fest.
Italien. Rom, 14. November. (W. T. B.) Der bis⸗ herige Gesandte in Madrid, Graf Tornielli, welcher als Botschafter nach Lon don versetzt ist, wird sich unverzüg— lich auf seinen neuen Posten begeben, da der Botschafts-Rath Catalani, welcher die Geschäfte der Londoner Botschaft interimistisch führte, zum Vertreter Italiens auf dem Anti⸗Sklaverei⸗Kongreß in Brüssel ernannt worden ist. Tuxin, 14. November. (W. T. B.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind heute wieder abgereist. Der Herzog und die Herzogin von Aosta gaben ihnen bis zum Bahnhofe das Geleit.
Schweiz. Bern, 13. November. Der Bundesrath hat bei den eidgenössischen Räthen beantragt, in Ergänzung des Tagsatzungsbeschlusses vom 4. Juli 1815, das eid⸗ genössische Siege! und Wappen betreffend, zu be— schließen: „Art. 1. Das Wappen der Eidgenossenschaft ist im rothen Felde ein aufrechtes, freistehendes weißes Kreuz, dessen unter sich gleiche Arme je einen Sechstheil länger als
breit sind.“ Das Traktanden-⸗Verzeichniß
— 13. November, für die am 25. November beginnende Wintersession der eidgenössischen Räthe weist folgende Gegenstände auf: Wahl des Präsidenten und Vize-⸗Präsidenten des Bundesraths für das Jahr 1890; Gesetz betreffend die Fabrik- und Handels⸗ marken; Handelsvertrag mit Belgien; Gesetz betreffend die Nationalrathswahlen; Da, n, schweizerischen Landes⸗ Museums; Botschaft betreffend Veröffentlichung der Verhand⸗ lungen der eidgenössischen Räthe; Subvention fur die Grimselstraße; n nn, , der Bundesarmee; ferner das Bundesbudget für 1890, das Budget der Alkoholverwaltung für 1890, die Kranken⸗ und Unfallversicherung, den Rekurs des Stadtrathes von Luzern und der dortigen Altkatholiken gegen den Bundes⸗ rathsbeschluß vom 25. März, betreffend die Benutzung der Mariahilskirche in Luzern, eine Petition des Grütli⸗Vereins betreffend Untersagung der Exerzitien der Heilsarmee auf schweizerischem Gebiet 2c, im Ganzen 32 Vorlagen.
Das Defizit des vom Bundesrath aufgestellten Budgets für 1890 beträgt 13 006 000 B oder nach Abzug der außerordentlichen Ausgaben 4271 Fr. Mit dem Budget für 1889 verglichen, sind die Einnahmen des nächstjährigen 3167 00 Fr. größer und zwar bei den Liegenschaften und Kapi⸗ talien 3 Fr., beim Departement des Auswärtigen 58000 Fr., beim Militärdepartement (Pulververwaltung) S ö
und Eisenbahndepartement 14660090 Fr. Vom Gesammt⸗ betrag gehen ab 34 000 Fr. bei Verschierenem. Die Ausgaben übersteigen die diesjährigen um 7 554 000 Fr., die 7 auz folgenden Posten zusammensetzen: Amortisation und Verzinsung der Anleihen 878 00 Fr., allgemeine Verwaltung 2000 Fr., Depar⸗ tenent des Innern 1013000 Fr., ut und Polizeidepartement 7000 Fr., Militärdepartement 3 O00 Fr., Finanz und Zolldepartement 310 90090 Fr., Industrie⸗ und Landwirthschafts⸗ departement 183 000 Fr., Post⸗ und Eisenbahndepartement 1603000 Fr. Dagegen fallen beim Departement des Auswär⸗ tigen 262 000 Fr. (Ansatz für die Weltausstellung in Paris) weg Die bezügliche Botschaft des Bundesraths besagt am Schluß: Es werde bei der nothwendig werdenden Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts die Aufsuchung neuer Einnahmequellen die Hauptarbeit bilden, wäh⸗ rend die Einschränkung der Ausgaben nur einen ver hältnißmäßig geringen Beitrag bag werde leisten können. Zunächst werde die angebahnte Revision des Zoll— tarifs auf dem Boden der gegenwärtigen Bestimmungen der Bundes verfassung berufen und befähigt sein, der Staats. verwaltung neue Einnahmequellen zu eröffnen, wobei es selbst verständlich nicht ausgeschlossen sei, zu erwägen, inwiefern auch nach anderer Richtung hin Deckungsmittel zu suchen seien.
Türkei. Konstantinopel, 15. November. (W. T. B) Die Regierung erließ folgende Bekanntmachung:
Die Unterthanen des Sultans obne Unterschied der Stände gaben durch ihre außerordentlich sympatbische Haltung gegen über Ihren Majestäten dem Kaiser Wilbelm und der Kaijerin Augusta Victoria während Höckstderen Aufenthalts in der Haupistadt einen neuerlichen Beweis ibrer Treue und Ergebenheit für den Sultan. welcher von der loyalen Haltung der gesammten Bevölkerung bäöchst befriedigt ist.“ Der deutsche Botschafter, von Radowitz, richtete nach— stehendes Schreiben an den Großxezier:
Anläßlich des Besuches Ihrer Majestäten des deutschen Kaiser⸗ paares haben alle Civil. Militär, und Munizipal Behörden gewett⸗ eifert, Ihren Majestäten den Aufenthalt in Konstantinopel so angenehm als möglich zu gestalten. Auch die Bevölkerung der Stadt ohne Unter schied des Kultus oder Rasse gab durch ihre respektvolle sympathiscke Haltung einen neuerlichen Beweis der Ergebenbeit für ibren Sou— verän, indem sie trotz der ungeheuren Menschenansammlungen jedesmal, so oft Jore Majestäten sich öffentlich zeigten, vollkommen Ordnung aufrecht erhielt. Ich erachte es demnach für meine Pflicht, durch die Vermittelung Ew. Hobeit allen Kaiserlichen Behörden sowie den Bewohnern der Stadt, welche in so ausgedehntem Maße beigetragen haben,. den Glanz der denkwürdigen Tage des Befaches Ihrer Majestäten zu erhöhen, die Gefüle der Dankbarkeit für dag otto. i . Reich auszudrücken, welche die gesammte deutsche Nation
eseeligen.
Griechenland. Athen, 14. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beendete heute die Berathung der Interpellation über die Lage Kretas und nahm mit 712 gegen 54 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher der Negierung ein Vertrauen svotum ertheilt wird.
Rumänien. Bukarest, 14 November. (W. T. B) Seit der Rückkehr des Königs fanden wiederholte Sitzungen des Ministerraths statt, welche sich mit der Frage betreff Auflösung der Kammer und Umbildung des Kabinets beschäftigten. Ein diesbezüglicher . ist je⸗ doch noch nicht gefaßt.
Serbien. Belgrad, 14 November. (W. T. B.) Der König Alexander machte gestern seiner Mutter, der Königin Natalie, einen Besuch.
Der bisherige Berliner Gesandte Christie hat dem Ministerium mittelst Schreiben angezeigt, daß er durch Krank⸗ heit gehindert sei, sein Abberufungsschreiben zu überreichen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. No— vember. (F.) Der König, der Kronprinz und Prinz Eugen werden morgen Abend mit Sonderzug nach Gothen— burg abreisen und von da am Morgen des folgenden Tages mit dem Dampfer „Jabrytaren“ sich nach Maxstrand begeben, um die dort jetzt stattfindende Großheringsfischerei in Augen— schein zu nehmen. Die Rückkehr nach der Hauptstadt wird am Sonnabend erfolgen.
Amerika. Washington, 13. November. (A. C.) Die Wahl der Staatsbeamten in Jo wa fiel mit Aus— nahme des Gouverneurs zu Gunsten der republikanischen Kandidaten aus.
Afrika. Zanzibar, 14. November. (W. T. B.) Der englische General-Konsul Portal ist an Bord des englischen Kanonenboots „Pigeon“ heute von hier abgereist.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (16) Sitzung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn sowie andere Bevollmächtigte zum Bundes— rath nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tages— ordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs— haushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1890,91, und zwar in nf der Spezial⸗Etat: Rei
bg. Schmidt (Elberfeld) wünschte eine Ausdehnung der Thätigkeit der Fabrikinspektoren, namentlich auch auf die Hausindustrie. Dazu sei eine Vermehrung der Inspektoren und die Bildung kleinerer Inspektionsbezirke nothwendig. Die Revision lege gegenwärtig zu viel Gewicht auf die fer— malen Dinge, z. B. die Prüfung der Arbeitebücher u. dergl.; die Revision scheine sich in dem Rahmen, in dem sie Seitens der Polizeibehörde ausgeführt werde, zu bewegen; dieselbe sollte aber vielmehr den Hauptwerth auf die Dinge legen, die für Leben und Gesundheit der Arbeiter wichtig seien. Ferner sei darauf hinzuwirken, daß alle vier mit der Revifion der Fabril⸗ betriebe beauftragten Faktoren, die Ortspolizei, der Ressel⸗ revisor, die Beauftragten der Berufsgenossen und die brikinspektoren, zusammen arbeiten und sich bei ihren Anordnungen nicht mit einander in Wider— spruch setzen. Wünschenswerth wäre eine Mittheilung Seitens der Regierung über das Unterfuchungsresultat der Kommission, die zur Untersuchung des Bergarbeiterstrikes eingesetzt sei Die Kommission verdiene und genieße volles Vertrauen; gegen⸗ über den Versuchen der Gegner der Arbeiter, die Kommission zu diskreditiren, würde eine solche Auskunft aber in weiten Kreisen beruhigend wirken. In Bezug auf den Schutz der weiblichen und jugendlichen Arbeiter sollten die verbündeten Regierungen
und das Bürgermeisters entgegennahm. Später stattete der
r. beim Finanz- und Zolldepartement 1 086 000 Fr., beim Post⸗
endlich ihre Zurückhaltung aufgeben und zu positiven Maß⸗ nahmen übergehen. Die Industrie könne eine Be⸗
polemisirte dann
chsamt des Innern.
chränkung dieser Arbeitskräfte in dem Umfange, wie der Reichstag fordere, wohl tragen. Redner gegen die gestrigen Ausführungen der Abgg. Dr. von Frege und Freiherr von Stumm und schloß mit 296 Bemerkung, daß die ganze Verantwortlichkeit für die ortdauer der gegenwärtigen Zustände 2. dem Gebiete 1 Frauen- und Kinderarbeit auf die verbündeten Regie⸗= rungen fallen werde, wenn sie die wiederholten Wünsche des Jteichstages in dieser Beziehung auch ferner unberücksichtigt en. ah Bei Schluß des Blattes sprach der . sächsische Bundes⸗ bevollmächtigte Graf von Hohenthal und Bergen.
Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages e ie n g sich in der Ersten Beilage.)
— Die Kommission für die Novelle zum Bankgesetz bat in ihrer geftrigen Sitzung die von dem Abg. Grgfen Stolberg vor. geschlagene Resolution auf Kündigung der Antheilss eine and Verstaatlichung der Reichsbank mit 10 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Die Spezialberathung findet heute Abend statrt.
— Die Kommission zur Vorberathung des Sozialisten⸗ gesetzes bat in ibrer gestrigen jweiten Sitzung zunächst heschlossen, das bestehende Gesetz der Berathung zu Gtunde zu legen. Die §5. 2 bis 8 wurden fast obne Debatte, und zwar mit 16 gegen 11 Stim- men in der von der Regierung vorgeschlagenen Fassung, §. 9 nach kurzer Debatte mit 16 gegen 16 Stimmen in der bisherigen Fassung angenommen.
— Die Kommission für die Geschäftsordnung hat den Antrag
estellt: Der Reichstag wolle beschließen: zu erklären, daß das
andat des Abg. Or. Bürklin durch seine Ernennung zum Intendanten des Hoftheaters in Karlsruhe nicht erloschen sei'.
— Die Uebersichten über die Geschäftstbätigkeit des auses der Abgeordneten in der letzten Session sind ch ausgegeben worden. Sie sind in der bisherigen sorgfaͤltigen Art von dem Bureau⸗Direktor des Hauses, Geheimen Rechnunge⸗ Rath Kleinschmidt, angefertigt und zerfallen in die Redner. liste, die Ueberficht über den Stagtshaushalts ⸗ Etat und die Hauptübersicht. Die Rednerliste ergiebt den Tag, an welchem, sowie den Gegenstand, über welchen jeder einzelne Redner gesprochen bat, unter Hinweis auf die betreffenden Seiten der steno⸗ raphischen Berichte. Die Etatsübersicht macht die bezüglichen nfragen. Anträge und Verhandlungen ersichtlich und weift bei den verschiedenen erwaltungen sämmtliche Etatstitel mit ihren Beträgen speziell nach. Die alphabetisch geordnete Hauptübersicht umfaßt, abgefeben von dem Staatehaus halts Etat, alle zur Erörterung eiangten Gegenstände, unter Darlegung des Verlaufes der Berathung. ie Regierungsvorlagen sowie die Anträge zu denselben sind darin in ibrem Wortlaut übernommen und die Verbandlungen über ein und denselben Gegenstand, auch wenn dieselben zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Gelegenbeiten stattgefunden haben, auf einer Stelle verzeichnet. Zu der e fersth gehört ein besonderes Inhalts—⸗ ,, . eine Gesammtübersicht der Berathungegegenstande beigefügt ist.
Zeitungõftimmen.
Die Rückkehr Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten in die Heimath begrüßt die „Norddeut che Allgemeine Zeitung“ mit folgenden Worten:
Unser erlauchtes Kaiserpagr kehrt heute von der in das Aus⸗ land unternommenen langeren Reise in die Heimath zurück, wo Aller⸗ 1 die Herzen in ganz besonders warmer Weise entgegen
agen.
Wiederum war Kaiser Wilhelm ausgezogen, von dem Streben beseelt, den Kreis seiner Anschauungen zu erweitern und mit eigenen Augen die reichen Geistesschätze zu sehen und zu durchforschen, welche uns in den Ländern, die als die Wiegestãtten menschlicher Geistesbildung und Kultur gelten, von längst vergangenen Geschlechtern überliefert worden sind.
Daneben hat der thatkräftige, so rastlos Seinem hohen Beruf hingegebene Herrscher auch, wie hinlänglich bekannt, die freund lichen und guten Beziebungen gefestigt und erweitert, welche uns mit , , . und Völkern im Süden und im Osten Europas ver⸗
inden.
Das deutsche Volk bat mit Stolz und Freude den Widerhall der jubelnden Zurufe vernommen, welche seinem Kaiser in jenen Ländern entgegentönten, sowie er den Boden derselben betreten. Galten diese Jubelrufe doch in erster Linie der Person des Monarchen, der in der kurzen Spanne seiner bisherigen Regierung das Wort König Friedrich's, der erste Diener des Staats zu sein, in so bin gebungsvoller Weise bethätigt. Sie galten aber nicht minder dem Friedensfürsten, der unablässig bemüht ist, die Bürgschaften des Ver ⸗ frauens und der Eintracht, die jwischen Deutschland und seinen Ver⸗ bündeten und den anderen Nationen bestehen, mit dem ganzen Voll⸗ gewicht Seiner Person zu vertreten, und mit dem Ansehen und der Würde Seines hohen Amtes 1 bekräftigen....
Durchdrungen von dankbar freudigen Empfindungen über diese Erfolge, rufen wir heute, inniger denn je, dem hoben jurückkehrenden Paare ein herzliches Willkommen in der Heimath!“ zu.“
. Aus gleichem Anlaß schreibt das „Deutsche Tage⸗ att“
Als unser Kaiser am Vorabend des 18. Okteber den beimath— lichen Boden verließ um auf dem Wege über Monza sich zunächst nach Athen einzuschiffen und dann nach der Theilnahme an den
eierlichke ten und Festen zur * seiner dritten chwester mit dem Kronprinzen von riechenland dem Sultan in Konstantinopel einen Besuch abzustatten, da wurde die Hoffnung ausgesprochen, daß die auf die Befestigung der inter- nationalen Beriehungen und des europäischen Friedens gerichtete olitik des Deutschen Kaisers und des Deutschen Reichs wie seiner eit die erste nordische, so jetzt die südöstliche Meerfahrt Kaiser ilbelm's 1II. als Leitstern begleiten werde. —
Daß dicse Hoffnung eine begründete gewesen sei, darf heute als unbedingt sicher angenommen werden. Gleichwohl bleibt es wahr, daß ein eigentlich politischer Zweck der Orientreise des Kaisers nicht zu Grunde lag. Aber vielleicht gerade deshalb war die Fabrt um so gewinnbringender für den Kaiser wie für sein Reich und für ganz Europa. Je mehr die Politik den Besuchen in Athen und Konstantinopel fernblleb, um so aufrichtiger und lebbafter konnten die warme Begeifterung des Kaisers für das klassische Land der bildenden Kunst und seine rückbaltlofse Bewunderung deg unvergleich⸗ lichen Morgenlandes in ibre Rechte treten Noch überall, wo unser jugendkräftiger Kaiser und König bis jetzt erschienen ist, gleichviel, ob im In. oder im Auslande, bat sein ritterliches Auf⸗ treten und sein großer Ernst wie seine geradsinnige, von Herzen kommende 5 die Gemüther der Bevölkerung rasch und in hohem Maße gefangen genommen.“
Eine Betrachtung über die Friedenskundgebungen der letzten Zeit schließt der „Duüfseldorfer Anzeiger“ mit folgenden Worten: ,
Wenn die Friedensaussichten gerade jetzt eine so greifbare Gestalt annehmen, so darf Deutschland die höchste Genugthuung darüer empfinden, daß unferem TKaiser das Haupt verdienst bierfür gebübrt. Mit Gefühlen des Danks und der Freude wird er bei seiner Rücklehr begrüßt, und es wird zugleich von Allen als it empfunden werden, die mit so sichtbarem Erfolge gekrönten
riedensbemuühungen unferes Kaisers, ein Jeder an seinem Theile,
kräftig zu unterstützen und Alles, was zur weiteren Sicherung des riedens für erforderlich erachtet wird, mit Vertrauen dem Aller⸗ öchsten Kriegsherrn zur Verfügung zu stellen.“
u dem neuen Antrag der freisinnigen Partei betreffs der Frauen⸗ und Kin derarbeit, welcher . auch im Reichstage zur Erörterung kam, bemerkt die „Straßburger Post “:
Wäbrend jede Regierungsvorlage, die auf das Wobl der ar⸗ beitenden Klassen und auf den Schutz von Landwirtbschaft, Industrie und Gewerbe sich richtet, bei den Deutschfreisinnigen des Reichstages von vornherein jeder Gegenliebe entbehrt, ja gewöhnlich auf den keftigsten Widerstand stößt, geberden sich diesmal die polztiichen Freunde des Hrn Richter so, als ruhe allein auf ihren Schultern das Wohl des Deutschen Reiches und als wären sie die einzige Partei im Reichstage, welche über den Ausbau des Reickes und über die Erweiterung der Schutz! und Wohl ⸗ fabrtseinrichtungen zu wachen den Beruf fühlten. Nulla dies sine linea — kein Tag, ohne daß ein deutschfreisinniger Antrag einge⸗ bracht wird, merkwürdiger Weise aber sind die Anträge meist derart, daß sie weniger praktische Ziele als günstige Agitationszwecke zu ver folgen scheinen. Während nun der Deutschfreisinn der Einrichtung der Fabrikinspeltoren, die lediglich zum Schutze der Arbeiter ins Werk gesetzt wurde, nie hold war, haben die Herren jetzt einen Antrag ein⸗ gebracht, die Regierung möge dem Reichstage den Entwurf eines Ge- setzes über die weitere Aucdehnung der Arbeiterschutzgesetzgebung auf Frauen und Kinder vorlegen. Es wäre ein Ziel, dessen baldige Erreichung aufs Innigste zu wünschen wäre, wenn die Fabrikarbeit der Frauen und Kinder ganz beseitigt werden könnte. Daju aber ist nach Lage der Dinge leider für lange hinaus noch keine Aus— sicht vorhanden und man wird sich daran genügen lassen müssen, die bestehenden Bestimmungen über Frauen- und Kinderarbeit streng aufrecht zu erbalten. Denn wenn die Industrieen, in welchen Frauen und Kinder beschäftigt werden, konkurrenzfähig auf dem Weltmarkt erhalten werden sollen, dürfen die Herstellungskosten in denselben nicht wesentlich erhöht werden, und wenn auf der anderen Seite die wirth⸗ schaftliche Lage der in Betracht kommenden Arbeiterfamilien nicht noch mebr unter die Grenze des Notbdürftigsten binuntergedrückt werden soll, darf das Einkommen dieser Arbeiterfamilien nicht noch mehr beschränkt werden. Das sind die beiden Klippen, an denen bieher jeder Versuch einer gründlichen Abbülfe gescheitert ist. Wir steben hier eben leider unter einer Notblage, gegen deren Härte sich durch einfache Gesetzesvorschriften nicht ankommen läßt.“
Statistik und Volkswirthschaft.
In der Zweiten Beilage veröffentlichen wir eine Nach— weisung der Arbeiterlöhne im Steinkohlenbergbau von Mitte 1888 bis dahin 1888.
Kohlenförderung.
Die Gesammtförderung auf den staatlichen Gruben im Saar- gebiet bat, wie wir börer, im Juli 41 304, im August 550 403 und im September 504 843, in Summa 1596 550 t betragen. Im Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, in welchem die Förderung nur 1581 602 t betrug, wird diese sonach um 14948 t übertroffen. Nur wenige Gruben haben bei der verkürzten Arbeitszeit dieselbe Förderung wieder erreicht, wie vor dem Ausstande. In Folge der gesteigerten Nachfrage — Eisenbahn Verwaltungen, Gazanstalten, Hüttenwerke und andere Fabriken haben ansehnliche Vorräthe aufgespeicher — und des Anwachsens der Selbstkosten durch Erböhung der Löhne und Vertheuerung der Materialien bei gleichjeitiger Verkürzung der Arbeitsschichtdauer und Verminderung der Arbeitsleistung sind die Kohlenpreise erheblich gestiegen. Die Preiserhöhungen sind mit durchschnittlich 1 „ für die Tonne seit dem 1. Juli für Vertrags lieferungen und Tagesbestellunger, und einer abermaligen Steigerung um durchschnittlich 80 3 für die Tonne seit dem 1. September füt laufende Aufträge in Kraft getreten.
Zur Arbeiterbewegung.
Wie die Allg. Corr.“ aus London meldet, haben am 13. d. etwa 550 Bäckermeister, darunter einige der größten Firmen, die von den Gehülfen geforderte Herabsetzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden im Tage bewilligt, sodaß nunmehr Aussicht auf Ver⸗ binderung einer Arbeitseinftellung vorhanden ist. Jehn Burns sandte Telegramme nach Deuischland, um die Einwanderung deutscher Bäcker= 5 in London zu verhindern, falls der Ausstand der Londoner
äckergesellen nothwendig werden sollte. .
Der Ausstand unter den Werftar beitern und Schiffs stauern der General Steam Navigation Company in St. Katha⸗ rine's Werft hat ein rasches Ende gefunden, indem die Direktoren der Gesellschaft die höbere Lohnforderung der Arbeiter bewilligten. Die Tirektion erklärt jedoch, daß sie in Anbetracht der höheren Betriebskosten ihren Wirkungskreis einschränken müsse, was natürlich zur Entlassung einer großen Anzahl von Arbeitern führen wird.
Handel und Gewerbe.
Nach einer Bekanntmachung der Madrider Stadt⸗ verwaltung werden der Zinsschein Nr. 55 der Carpetas von Nr. 184 an und ff. der 1861er Anleihe und der Zins⸗ schein Nr. 20 der Carpetas Nr. 2517 — 2552 der 1868er An⸗ leihe etzt eingelöst.
Verkehrs ⸗Anftalten.
Ueber den im Reichshaushalts⸗Etat vorgesebenen Neubau eines Postgebäudes in Frankfurna. M. wird uns geschrieben:
Kein neuer Kaiserpalast. Unter der Ueberschrift: Ein neuer Kaiserpalast! hat die Freisinnige Zeitung“ über den im Reichsbaushalts⸗-Etat vorgesebenen Neubau eines Postgebäudes in Frankfurt a. M. Angaben vorgebracht, welche , . sind, die öffentliche Meinung irre zu führen. Diese Angaben gien in der Bebauptung, daß für den Frankfurter Neu, au der Poft⸗ und Telegraphendienst nur Nebenzweck sei, und daß es sich in der Hauptfache darum handeln soll, einen stattlichen Kaiserpalast in Frankfurt zu errichten. Daß die Räume, in denen sich der Post. und Telegrapbendienst in dem 1867 mit dem Taxis'schen Postwesen übernommenen Haupt ˖ postgebäude an der Zeil in Frankfurt a. M. abwickelt, schlecht bin unzureichend, für das Publikam wie für die Beamten geradezu unmöglich sind, das weiß Jeder, der auch nur einen Blick in die drangvoll fürchterliche Enge der Räume gethan hat, die für den mächtig anwachsenden Verkehr der Mainstadt dienen müssen. Es darf sicher darauf gerechnet werden, daß in der bevor stehenden Berathung des Post ⸗Etats im Plenum des Reichstages der Nachweis, daß der Bau eines neuen Post⸗ und Telegraphengebäudes in Frankfurt 4. M. zur Sicherstell ung des Post⸗ und Telegraphen⸗ dienstes absolut nothwendig und daß dieser Neubau obne Ge⸗ fährdung der wichtigsten Verkebrzinteressen du rchaus unagufschieb; lich ift, von zustaͤndiger Seite in bündigster Weise erbracht werden wird. .
Wie steht es nun mit dem neuen Kaiserpalast der ‚Freisinnigen Zeitung?? Sie hat den Anlaß zu dieser Gründung, die ein richtiges Lustschloß ist, aus ter Bemerkung in dem Etats entwurfe entnommen, worin es beißt: Es liegt in der Absicht, in dem Reubau, ebenso wie im alten Ge— bäude, ein Absteigequartier für Se. Majestät den Kaiser und König einzurichten. Dies Absteigequartier soll nun, wie die
ü Zeitung“ nach Einsichtnahme der Baupläne ver fichert, das Y gesammte Mittelgeschoß des ganzen Gebäudes,
außerdem vom Untergeschoß den gesammten mittleren Theil in Anfryruch nehmen, so daß für den Post und Telegraphendienst noch nicht zwei Drittel des Untergeschosses übrig bleiben, während das Obergeschoß zu Dienstwohnungen für Beamte hergerichtet wird. Dabei wird aber mit Stillschweigen übergangen, daß das, was die ‚Freisinnige Zeitung! das ganze Gebäude nennt, lediglich der an der Straßenfront belegene Vordertheil des Gebäudes ist, daß außer diesem Vordertbeil in der gesammten Tiefe und Breite des Grundstücks umfangreiche Seiten und Quergebäude geplant sind und daß von dem Raum, der in dem ganzen Gebäude vorbanden ist, der bei weitem größte Theil für Zwecke des Post⸗ und Telegraphbendienstes bestimmt ist. Statt der 28 größeren und kleineren Zimmer, die nach der Versicerung der Freisinnigen Zeitung‘ allein im Mittelbau für das Kaiserliche Absteigequartier in Aussicht genommen sein sollen, weist der Bauplan für dasselbe nur 15 Zimmer auf, gerade so viel wie das im alten Postgebäude vorhandene Absteigeguartier, wenn auch in kleineren Abmessungen, enthält. Und so wenig bisher irgend Jemand auf den Gedanken gekommen ist, das Frank furter Posthaus wegen des seit 1867 darin befinklichen, von dem Hochseligen Kaiser Wilhelm öfers benutzten Kaiser⸗ lichen Absieigequartiers für einen Kaiserpalast ju alten, grade so wenig ist man berechtigt, den lediglich aus Gründen der wichtigsten Verkebrsinteressen nothwendig gewordenen Neubau deshalb, weil in ihm, wie in dem alten Hause, ein Absteige⸗ quartier für Se. Majestät den Kaiser und König vorgesehen ist, für einen neuen Kaiserpalast auszugeben. — Handgreiflich un richtig ist es endlich, wenn die „Freisinnige Zeitung“ um die Errichtung des Absteigequartiers als völlig überflüssig hinzu- stellen, anführt, das alte Gebäude solle neben dem Neubau bestehen bleiben. Grade um den Ersatz dieses zum Tbeil aus dem 17. Jahr⸗ hundert stammenden, baufälligen alten Gebäudes durch einen den Bedürfnissen des gegenwärtigen Verkehrs von Frankfurt a. M. ent⸗ sprechenden Neubau handelt es sich in der Vorlage, deren Zweck von der Freisinnigen Zeitung‘ in ärgster Weise entstellt worden ist.
London, 14. November. (W. T B.) Der Union ⸗Dampfer Anglian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton an⸗
gekommen. h — 16. November. (W T. B.) Der Castle- Dampfer „Garth Castle“ ist am Donnerstag auf der Ausreise in Cape⸗
own angekommen.
Theater und Mufik.
Deutsches Theater.
Am nächsten Mittwoch, den 20. d. M. wird „Hamlet“ nen ein⸗ studirt wieder aufgenommen. Ferner findet in der nächsten Woche wieder eine Zusammenstellung von Faust J. Theil und Faust's Tod statt, und zwar am Freitag, 22., Faust J. Theil und am Sonntag,
24., Faust's Tod. Berliner Theater.
Gestern Abend gelangte das dreiaktige Schauspiel Thyra“ von Heinrich Stobitzer zur ersten Aufführung und fand beim Publikum eine recht freundliche Aufnahme. In der That besitzt das Schauspiel mancherlei Vorzüge, denen aber auch recht erhebliche Mängel der Komposition gegenübersteben. Der Verfasser bat den Stoff seines Schauspiels der Gegenwart entlehnt; den Schau— platz der Handlung, welche in uns etwas fremwartigen Verbältnissen politischer Natur gipfelt, bildet Rußland. Ein polnischer Flüchtling, Oberst Sieminskti, schürt die Unzufriedenheit des Volkes und agitirt mit allen Mitteln gegen das mächtige Ciarenreich, um den Tod seines geliebten Weibes, welches während des letzten Polenaufstandes umgekommen, und den Untergang seines Vaterlandes zu rächen. Sein blinder Haß geht so weit, daß er nicht davor zurückschreckt, mit dem Glück seiner ahnungs⸗ losen Tochter Thyra ein leichtfertiges Spiel zu treiben. Er verlobt sie mit einem russischen Kammerberrn, um alsdann durch ihre Hülfe wichtige Dokumente in die Hände jzu bekommen. Jede edlere Regung wird nach und nach von der wabnwitzigen Rachsucht erstickt; der Vater ist bereit, sein einziges Kind zu verleumden und zu opfern, um seine nickt-würdigen Thaten zu verdecken. Erst als Thyra's großmüthiges Flehen ihm Freibeit und Leben wieder geben, legt er ein schriftliches Bekenntniß seines Verraths ab, ent- lastet den Verlobten der Tochter von dem schweren Verdachte eines Vaterlandsverräthers und rettet damit der Tochter , Der Vater will nun die Flucht ergreifen, wird aber daran verhindert und sübnt seine Schuld mit dem Tode. — Die Person des Verschwörers kann unfere Sympathie nicht erwecken, da dem Charakter wahre sitt⸗ liche Größe mangelt, sein Schicksal erscheint uns nicht mitleids würdig, weil feine Handlung nicht edel und rein ist. Wirkungsvoller ist die Titel heldin, die wahrheitsliebende, aufrichtige Thyra gezeichnet; befremden aber muß die schnelle, im Geschäftston abgewickelte Ver- lobung der empfindungsvollen jungen Dame mit einem von ihr zwar geschäßten, aber ungeliebten Manne; später entwickelt sich der Cha= rakter folgerichtiger; das Erwachen wirklicher Liebe zu dem Er— wählten, das Schwanken jwischen der Liebe zum Vater und zum Verlobten bat der Dichter geschickt und wahr zum Ausdruck ge bracht. Der zweite Akt läßt echt dramatische Bewegung er— kennen, die im ersten vermißt wurde. Freilich sind die Effekte fast nur äußerlicher Natur, aber doch im Moment von starker Wirkung; das jeigte sich auch im letzten Akt. Im Ganzen ist das Stück ein Intrizuenspiel des Verstandes, dem Lie belebende Seele, das warme Herjblut der Empfindung fehlt. Der Dialog zeichnet sich nicht gerade durch Feinfühligkeit t ein einziges Mal, wo wirkliche poetische Stimmung wach gerufen wird, ist ein polnischer Dichter der Urheber. Frl. Butze, welche die Titelrolle gab, sprach die Verse sehr gutz überbaupt war ihre Leistung die vorzüglichste des Abends und riß durch beldenbafte Leidenschaft und Kraft die Zuschauer zu rauschendem Beifall bin. Hr. Dr ach verlieb dem pflichttreuen, aber etwas schwer⸗ müthigen Kammerherrn Vornebmheit in den Bewegungen und Wärme der Empfindung. Die Rolle des intriguirenden Obersten gab Hr. Kraußneck düster und bestimmt. Von den äbrigen Dar ssellern seien noch die Hrrn. Nollet, Eckert und Basil sowie Frl. Baumeister und Frl. Eli sabeth Hagedorn, welche Letztere als Debutantin einen recht gefälligen Ein. druck machte, mit Anerkennung erwähnt. — Tem Schauspiel „Thyra“ ging ein dramatisches Gedicht in einem Aufzüge Der Wanderer“ von Frangois Coppée vorauf. Das dialogische Gedicht ist voll echt dichierischer Stimmung und fein= fübliger Empfindung, edel und zart in der Sprache; inhaltlich bietet es ein schnelles Erlebniß einer vornehmen Florentiner Courtisane. Ein armer jugendli er Wanderer erweckt in dem Herzen Sylvia's das ersie wahrbafte Gefühl der Liebe, welche wiederum das gesammte Empfindungsleben veredelt, so daß sie den ert n zu seinem eigenen Heile für immer aus ihrer Näbe verbannt. Frl. Odilon sprach die Partie des Jünglings frisch und natärlich; Frl. Ton deur drückte tiefe schwärmerische Einpfindung wirkungsvoll aug, ließ aber den Gegensatz von zarter Liebe und dem Erwachen des Widerwillens vor der eigenen Lebensweise nicht scharf genug bervortreten. Der von dämmerndem Mondlicht überfluthete florentinische Garten bot einen stimmungsvollen scenischen Hintergrund für die poetischen Gespräche, .
Sing ⸗ Akademie.
Ein junger Bassist, E Plunket Greene aus England, dem schon ein sehr günstiger Ruf vorgusging, erschien gestern im Saal der Sing ⸗ Akademie zum erften Mal vor dem biesigen Publikum. Mit einer sehr wohlklingenden, vollen und umfangreichen, in allen Lagen leicht und ungezwungen ansprechenden Stimme verbindet der Künstler zugleich eine edle, tief empfindende Ausdrucksweise. Die sichere Behandlung des Technischen, die deutliche Aussprache auch deutscher Textesworte und die reine Intonation zeugen von sebr gründlichen Studien, die er in dem Royal ⸗College zu London unter
oder DOriginalitãt aus;
Drn. Blume's (eines deutschen Lehrers) Leitung gemacht hat. Die