hältnisse im Kaiser Karikatur ähn ft, daß hier im
in diesem nach meiner Ansicht sehr ebiet anders geschildert werden, als pricht. Ich erhebe Einspruch gegen die Behau Neu Guined⸗Eompagnie zu den erhofften finanziellen Resu nicht gelangt sei, weil die Verwaltung bureaukratisch sei. Zahl der seit 1886 erlassenen Verordnungen und Gesetze steht in keinem Verhältniß zu dem, was z. B. von großen Ge⸗ meinden verordnet wird. Der Abg. Richter urtheilt in der That über Dinge, von denen er keine genügende Kenntniß hat. Die Neu⸗Guinea⸗Compagnie erfüllt nicht nur gewissen⸗ haft ihre Geschäfte, sondern entspricht auch den Wünschen des Auswärtigen Amtes, ihre Einrichtungen stehen in Ueberein⸗ sftimmung mit den Gesetzen unseres Reichs. Ich könnte Herrn Richter leicht nachweisen, daß der nächste Hafen Cooktown in 34 Tagen zu erreichen sei, daß werthvolle Taback— anpflanzungen gemacht seien, daß der Plantagenbau über— haupt sehr umfangreich sei, aber solche Erörterungen gehören nicht in das Plenum, . .
Abg. Dr. Bamberger: Die Thätigkeit der Neu⸗Guinea⸗ Compagnie, soweit sie unabhängig gewirthschaftet hat, erkenne ich an. Es gefällt mir sehr gut, daß die Gesellschaft schön wirthschaftet und so vortrefflich verwaltet ist, und dazu hat sie den großen Vorzug, daß man Seitens des Reichs nichts für sie braucht. Diesen Vorzug möchte ich ihr gern bewahren. Wenn sie auch, wie Hr. Hammacher meint, mit Reichsbeamten billiger arbeiten könnte, so zönnen die Herren ja hier mal ihre Großherzigkeit zeigen. Geben Sie ein paar Tausend Mark mehr und lassen Sie die Sachen, wie sie sind. Der Reichs⸗ kanzler wollte ja selber keine Bureaukratie in den Kolonien, er wollte kaufmännische Leute, die auch Namens der Kaufleute
ihre Autorität ausüben sollten. Der Titel wird bewilligt, Rest des Ordinariums, . ö. Bei den einmaligen Ausgaben, Titel I: „Fur die zoologische Station des Dr. Dohrn in Neapel 0 M06 * (10000 M ν mehr als im Vorjahre), wünscht Abg. Graf Holstein die Errichtung einer zeologischen Station am Plöner See, wofür nur eine geringe Summe erforderlich sei, da schon aus Priratkreisen hittel dazu aufgebracht seien. Schon in diesem Jahre einen Antrag dahin zu stellen, fehle ihm Angesichts diejes hochbelasteten Etats der Muth. Er
wünsche jedoch die Einstelluug der erforderlichen Summe im
nächsten Jahr.
Der Rest des E Amts wird bewilligt.
Es folgt die erste 1 für 1889390 über die Nachforderung Expedition. .
Staatssekretär Graf von ö
Als ich im vorigen Dezember, vor fast Jahresfrist, die Ehre hatte, hier für die erste Forderung einzutreten, welcke wir damals ftellten zur Erschließung Afrikas, zur Bekämpfung der Sklavenjagden und wie die Titel fonst lauteten, habe ich als einen der Hauptgründe, welck? uns ermuthigte;, mit einer solchen Forderung vor das hohe Haus zu treten, angegeben, daß wir das seltene Glück hätten, eine so vorzügliche Kraft, wie den Afrikarcisenden, den damaligen Lieutenant Wiss mann, zur Verfügung zu haben. Dieser Herr hat den Erwar— tungen, die damals nicht nur von meiner Seite, sondern auch von anderer freundlicher und wohlwollend gesinnter Seite an seine Person geknüpft wurden, voll entsprochen. Beweis dafür sind allein die ver—= schiedenen und wohlverdienten Allerhöchsten Anerkennungen, die ihm im Zeitraum der letzten Moxate zu Theil geworden sind, und ich möckte gern Anlaß nehmen, ihm auch von dieser Stelle meine vollste Anerkennung auszusprechen für die Entschlossenheit, die Vorsicht und die Tapferkeit, mit der er dert. gewirkt hat für den hoben Zweck, der ihm hier von diesem hohen Hause gestellt ist. (Leb haftes Bravo.) Ich freue mich, aus Ibren Zurufen zu ersehen, daß ich damit dem Sinne der großen Majorität des Hauses entsprochen babe. Wünschen wir ihm Gottes ferneren Beistand in seinem schweren Ünternehmen und weiteres Glüch und Gelingen! .
Die Herren haben aus den Weißbüchern, welche wir uns erlaubt haben vorzulegen, ersehen, welchen Gang die Unternehmungen des Majors Wissmann bisher genommen baben. Wir sind ganz neuer dings in die Lage gekommen, noch einige Berichte veröffentlichen zu können, die in der letzten Woche eingegangen sind, und ich hoffe, sie werden in den nächsten zwei bis drei Tagen den Herren zugehen. Es ist darin noch recht interessantet Material, besonders die Beschreibung des geschickten und sehr gelungenen Feldzuges und des Vorstoßes, welche der Major Wiffmann in das Innere gemacht hat zur Sicherung der Kardwanenstraße. Das Resulat ist, daß jetzt sieben Punkte an der Küste in den Cänden des Majors Wissmann und seiner Truppen find, gedeckt durch; die Schiffe der Kaiserlichen Marine, welche in Tiesem wie auch im vorigen. Jahre viel Gelegenheit gehabt hot, ihre Pflicht zu thun und sich ihres alten Rufes würdig zu erweisen. Wirt sind leider heute noch nicht in der Lage, uns einen festen Plan bilden zu können über Vasjenige, was in der Zukunft in dem ostafrikarischen Schutzgebiet vorzunehmen sein wird. Dazu feblen uns noch die abschließenden Berichte Die Forderung in dem Nac trags. Etat ist, wie die Herren aus den Motiven ersehen, zum
desgleichen ohne Debatte der
tats des Auswärtigen
Berathung des Nachtrags-Etats der Wissmann⸗
Bismarck:
gesichert ist, ift Brüssel tagt.
prinzi zur
von ihren sich zu versammeln Berathung über edle hum um so höher anzurechnen, wenn 18641, wo unter der Führung
vermögen,
zu zerstören, die Sklavenjagden hat geschehen westafrikanischen Küste aus
mehr. Der Grund r gegenüberliegenden Staaten auf
daß an der Bruͤsseler Konferenz Sklavenjagden in erster Linie die Verschiffung dieser
aufgegriffenen Leute nach erfolgen kann, von wo bracht werden.
Majestät dem Schah von Persie um den Sklavenhandel und die
afrikanischen Käste gelungen ist. Die Bꝛüsseler Konferenz Berathungen werden natürlich ich hoffe, daß sie dazu und eine Art internationales Betracht kommen, zu kodifiziren.
richt des Majors Wissmann, s
und
gegengekommen sind Tyrannei
von der blutigen Sklavenjäger. Die grüßt und haben mitlel freiwillig
mitfortnehmen können.
ihm un
gebracht,
nächste Aufgabe von Wissmann
Küste zu sichern,
operiren wird. Was nun die eingehende
gefunden haben und aus welche
Herrn Kommissar das Wort üb
nach mir zu sprechen.
bruar d. J. bewilligten 2 der vorliegende Nachtra der Reichsregierung no gereichen. Als damals der
Der jetzige Major Wissmam sender Afrik stellt waren, durchreist. sächlich in Verlegenheit,
gabe vorschlagen sollte. und es an die Ausrüstung
b zu
punkten waren 841 000 schaffung als besonders rungsgenossenschaften in stellen heute sehr hohe in die Tropen gehen.
An
Fü
gerade in der ungünstigsten ausgerüstet werden mußter
sichtigt war. 295 000 S6 erfordert und
beträgt.
humanitäre Zwecke,
Bundesgenossen. Auch
Theil schon verwendet, sie soll reichen bis zum 1. April. Ich hoffe, daß in den noch vor uns befind lichen vier Monaten die Sache sich so welt geklärt haben wird, daß wir dann in der Lage sein werden, in Gemein schaft mit dem hohen Hause die Pläne zu erwägen, die sich Fs tabin ausgebildet haben werden über die fernere Behandlung der Sachlage. Vorbedingung für uns wird dabei selhstverständlich immer sein, daß wir auch ferner wie bisher Hand in Hand mit England an der ganzen ostafrikanischen Küste gehen. Diese Politik hat sich sehr bewährt und empfohlen; es wäre uns nicht möglich gewesen, so viele Ecfolge gerade in der Richtung, die hier im vorigen Dezember vor— geieichnet wurde, zu erzielen. wenn wir nicht eine so loyale Unter⸗ stützung der englischen Regierung dabei gehabt hätten. Ein großer Erfolg ist somit, glaube ich, schon erreicht. Ich wünschte, wir wären schon weiter gekommen, aber immerhin sind wir ein gutes Stück auf dem Wege vorwärts gekommen, welchen im vorigen Jahre der Antragsteller von damals, der Hr. Abg. Windt⸗ korst' uns fteckte, daß nämlich das Deutsche Reich nicht zurückbleiben follte in den Bemühungen, die Sklavenjagden, die Ausrottung der schwarzen Rasse und Zerstörung des ganzen Central Afrikas einzu⸗ dämmen. Jetzt liegt die Sache nun so, daß wir, die Regierung, mit der Ostasrikanischen Gesellschaft in Verhandlung zu treten haben werden. BFiese Gefellschaft wird sich jetzt ein Bild zu machen haben, wie sie ihre Thätigkest von Reuem aufnimmt. Sie hat dort feststehende und verbrieste Rechte, und es. muß uns. fern liegen, sie zu vergewaltigen. Wir werden also, falls, wie ich hoffe, diefer Nachtiags⸗Etat bewilligt werden wird, auch mit der Gesellschaft in Verhandlung zu treten haben über die Gestaltung der ferneren Zukunft. Die Aufgabe der Gesellschaft wird es sein, dort ein finanzielles Interesse für das Reich in höherem Maße zu schaffen, als das bisher gelungen war.
mittel verwendet. Es i bis zum 1. April 1890 v Kosten einigermaßen richti fahrungen vorliegen. noch Einiges sagen soll, so vor dem Mann, der sie
angefangen und durchge betrat, konnte er wie
Punkt, auf dem ich stehe, Es gab nur zwei Orte, an
Feindes mußte Wissmann
Feuer führen konnte. Es elungen, und ich möchte g er r enk fast noch ein den militärischen Erfolgen.
dorthin übertragen. zunächst.
sich zum Sturm, welcher i sind alsdann Truppen
Ein weiterer Erfolg, der auch durch das Eintreten der deutschen Volke vertretung und der Regierung für die Antistlavereibewegung
schiedenen Punkten an der
das Zusammentreten der Es ist ein wirklich großes es gelungen ist, so viele Staaten unter einen
Angriffspunkte genommen wurden, ur r in internationaler Weise nichts gegen den Sklavenhandel und
ist ist hauptsäclich darin
Silaverei bei sich nicht mehr dulden. die peisische Regierung theilnehmen,
unglücklichen, f Küsten
ie Alfo wird es sich nun vornehmlich um die Maß⸗ nahmen handeln, welche von Sr.
liegen, in Ost -Afrika ebenso dahm zu legen,
wird sehr viel Material beibringen, die kein sehr schnelles Tempo gehen; aber kommen wird, bindende Abmachungen zu treffen Menschenrecht, soweit die Schwarzen in
Wenn ich noch einen Passus anführen darf aus dem letzten Be⸗
seinem Zuge in das Innere sch⸗ die Eingeborenen haufenweise ent⸗ ihn
Einwohner
daß . ; Ferner ist die große Karawanenstraße nach
Bagamoyo, welches etzt überfüllt ist, und' bewacht, daß täglich 4 - 500 ᷣ Dies ist also ein Zeichen, daß die Sicherheit dort wiederkehrt.
und ich darf wohl hoffen, Erfolg, den ihm Gott gegeben
trifft und die Tarlegungen, in welcher Weise die Gelder Verwendung
schreitungen stattgefunden haben,
Regierungskommissar Major Liebert: Daß die im Fe—
s-Etat nothwendig war, darf weder dem Reichskommissar zum Vorwurf
keine Erfahrungen auf diesem Gebiet, keinen Präzedenzfall.
ka mit einer ganz geringen Summe, eiwa õ0 000 6, die ihm von einer gelehrten Gesellschaft zur Verfügung ge⸗ Mit dieser kleinen Summe hatte der tüchtige Mann seine Reise ausgeführt. welche ĩ Als dafür 2 Millionen festgesetzt waren
sehr bald, daß überall zu niedrige für die Schiffe zur Beförderung ͤ haltung der Verbindung zwischen den verschiedenen Küsten—
Hamburg, Vlissingen und waren 337 000 6 erforderlich.
zuruͤck, und sie konnten erst weit später auslaufen, Ganz unvorhergesehene Ausgaben kamen noch dazu. Das europäische Personal hat bis zum 1. August d. J.
Diese Kosten betrugen also, rund 1900000 6, so daß mit den Nebenausgaben bereits bis zum 1. August die zwei Millionen verbraucht waren. Thatsächlich ist rüstet und vorbereitet worden mit den bewilligten Mitteln. In⸗ zwischen ergab die Erfahrung,
werden mußte, und daß zu den Verstärkung hinzutreten mußte, Die schwarzen Truppen, tion Innere, der Ausbau der Stationen und ihre Befestigung ver⸗ ursachen verschiedene Ausgaben. wie Krankenpflege, und für Geschenke an freundschaftlich gefsinnte Häuptlinge und zur Gewinnung von für den edlen Zweck der Unterbringung von Sklaven und Sklavenkindern werden bereits die Reichs⸗
S300 600 M angelegt, um einer nochmaligen Etatsüberschreitung Wenn ich
sonnenheit und , ein unendlich schwieriges Werk ührt. rchimedes sagen;
und ich will mein
Bagamoyo und Dar⸗es⸗Saalam.
gewürfelten Schwarzen ausbilden und drillen, bis er sie ins
Geist der deutschen Armee unter den schw Seine sehr schwierige Von der 700 km, also langen Küste nahm er zunächst den nördlichen Theil in Angriff. Rachdem die Verhandlungen freundschaftlicher Art mit den Rebellen in Pangani vergeblich gewe
stationirt und weitere besetzt. Es findet ein Patrouillenverkehr zwischen den ver⸗
Konferenz, welche jetzt in und erhebendes Werk, daß Hut zu bringen und zu piellen Bedenken abzusehen und friedlichen und freundschaftlichen anitäre Zwecke. Es ist das man bedenkt, daß seit dem Jahre der englischen Regierung die ersten um den Sklavenhandel zur See
können. Der Sklavenhandel von der st unterdrückt, er existirt nicht zu finden, daß die der anderen Seite des Atlantie die Es ist deshalb zu begrüßen, auch die ottomanische Regierung und weil der Sklavenhandel und die nur dadurch rentabel werden, daß im Innern Afrikas Arabiens und Peisiens in das Innere Asiens ge— Majestät dem Sultan und Sr. n in ihren Ländern getroffen werden, Sklavenjagden, welche ihm zu Grunde wie das an der west—
o lautete der dahin, daß ihm auf
Befreier arabischen en be⸗ Zebens⸗
haben
begrüßt haben als und Herrschaft der
habens ihn ohne Waff d seinem Zuge so piel sie gar nicht Alles
nach dem Bericht so weit sicher Leute in Bagamoyo ö ie die weiter südlich gelegene daß nach dem bisherigen er auch weiter günstig
wird sein, hat, Motivirung des Nachtrags Etats be—
n Gründen die bedauerlichen Ueber⸗ so möchte ich dem darin bewanderten erlassen, welcher die Ehre haben wird,
Millionen nicht ausreichten und
Anschlag gemacht wurde, gab es
hatte als wissenschaftlicher Rei⸗
Er war aber that—⸗ umme er für seine neue Auf⸗ der Expedition ging, zeigte sich Sätze genommen waren. Allein der Truppen und zur Unter—
erforderlich, sowohl zu ihrer Be— ihrer Ausrüstung. Die Versiche⸗ und Rotterdam forderungen an Fahrzeuge, welche r das Anwerben der Schwarzen Dazu kam, daß die Schiffe Jahreszeit, im März und April, i, die Witterung hielt sie lange als beab⸗
das Kriegsmaterial 434 000 M
also nur die Expedition ausge⸗
daß das Personal verstärkt 6060 Mann eine zweimalige sodaß es jetzt 1100 Mann die Expedition in das
Dazu kommen solche für
st ferner ein Reservefonds von orzubeugen. Gegenwärtig sind die g berechnet, weil thatsächliche Er⸗ über die Expedition selbst stehe ich zunächst mit Bewunderung leitet. Er hat mit Ruhe, Be—
er den Boden Afrikas Gebt mir einen Werk vollbringen. denen die Truppen landen konnten. Unter den Augen des die aus allen Enden zusammen⸗
Als
ist ihm diese Organisation vorzüglich erade in dem ausgezeichneten Organi⸗ höheres Verdienst erkennen, als in Er hat den altbewährten guten n , Verhältnissen ufgabe theilte er
fast 100 deutsche Meilen
sen waren, entschloß er In den befreiten Häfen
hm glückte. wischenpunkte
Theil der Küste absolut kein lavenhandel möglich ist. Es ist dieses das erste erfreuliche Resultat. Alsdann schritt Wissmann zu dem Marsch ins Innere des Landes. Es galt bie großen Kargwanenrouten wieder fu eröffnen und dem friedlichen Handel bis nach den Seen hin zugänglich zu machen. Er halte damit ein phäno⸗ menales Glück, namentlich daß er Mpwapwa erreichte, bevor die bekannten Briefe von Emin Pascha und Stanley an⸗ kamen. Wissmann konnte nun als Triumphator diesen wegemüden Wanderern, die wir längst verschollen glaubten, die aus dem Innern verfolgt, geplagt herauskamen, Ver⸗ pflegungsmittel, Waffen, Kriegsmaterial entgegenschicken. Er marschirte alsdann zu der Küste zurück, um weitere Vor⸗ bercitungen zu treffen. Versetzen Sie sich einige Monate zurück und bedenken Sie, wie wir heute daständen, wenn Sie im Februar die zwei Millionen nicht bewilligt hätten! Jene Verschollenen waren in Mpwapwg angekommen; und was hätten Sie von der deutschen Kolonie gefunden? Die Ost⸗ afrikanische Gesellschaft hätte ihr Buch zugemacht, die Deutschen wären vertrieben, Buschiri vielleicht König von Ost⸗ Afrika und überall Mord und Raub! Stanley und Emin Pascha wären vielleicht in unserem Gebiete ange⸗ griffen und erschlagen worden. Mir steigt bei diesem Gedanken die Schamröthe ins Gesicht. Der erlangte Erfolg aber berechtigt jetzt zu weiteren Hoffnungen. Jetzt handelt es sich darum, die Straße nach dem Kilima⸗Ndscharo zu eröffnen, um an dem Schwiegervater des Buschiri Rache zu zbhen und die drei südlichen Häfen, wo der Hauptsitz des Sklavenhandels ist, zu bewältigen. Ist dies geschehen, dann ist es mit den Gewaltakten vorbei. as Ansehen der deutschen Waffen hat sich dort derartig gehoben, daß die dortige Bevölkerung uns thatsächlich heute schon überall freundlich entgegenkommt. Ich hoffe, daß dann die Missionare beider Konfessionen wieder friedlich ihrem hehren Beruf werden nachgehen, die Plan⸗ tagengesellschaften ihr Werk wieder werden aufnehmen können. Diefe meine Hoffnung wird durch den Brief eines Hamburger Kaufmanns, der über 19 Zahre in Zanzibar gelebt hat, vollauf bestärkt. Ich darf also die vereinigten Parteien nur an den wirthschaftlichen, nationalen und patriotischen Zweck dieser Expedition erinnern. Das Centrum hat sich hochsinnig an die Spitze der Bewegung zur Unterdrückung des Sklaven—⸗ handels gestellt. Die Herren von der Linken zu überzeugen, wäre wohl nach der dreitägigen Debatte ein vergebliches Be⸗ ginnen. Die Reichsregierung steht auf demselben Standpunkt wie immer, daß sie sich nur von den Wellen der öffentlichen Meinung in der kolonialen Frage im Volke tragen läßt. Ich bin durch mein Amt als Stellvertreter des Reichs kommissars gewissermaßen zum Berichterstatter des kolonialen Deutschlands geworden. Ich bekomme täglich Hunderte von Gesuchen von Nord, Süd, Ost und West um praktische Anstellung und Ver⸗ wendung in den Kolonien. Von Philologen, Juristen, Medizinern, aber auch von Handwerkern und Arbeitern. Das deutsche Volk drängt thatsächlich nach Bethätigung seiner über⸗ schüssigen Arbeitskraft in den überseeischen Gebieten. Ich hoffe, daß das Haus diese minimale Forderung für eine so große und humane Sache bewilligen wird, . Abg. Richter: Das soll eine Welle der öffentlichen steinung sein, daß eine ganze Menge von Leuten eine kleine Anstellung dort haben will? Bei der Ansiedelung in Posen ist es Niemand eingefallen, aus der großen gin Derjenigen, welche dort etwas haben wollten, einen Schluß auf die Opfer— freudigkeit für diese Politik zu ziehen. Man kann alle An— erkennung haben für den Muth, die Tapferkeit und Ent— schlossenheit der Offiziere an der Spitze der Truppen. Nur schade, daß sie ihre militärischen Tugenden nicht für höhere Zwecke einsetzen. Was wir im vorigen Jahre gehofft haben, ist nicht eingetreten. Niemand weiß, wie hoch die Summe sein wird, die wir noch werden bewilligen müssen. Nicht Bilder einer großen wirthschaftlichen Entwickelung, sondern Kriegsbilber werden vor uns entrollt, Anfangs genügten 100 Mann, dann wurden es 600, schließlich 800 und im Nachtrags⸗Etat werden gar 1109 gefordert. Jeder einzelne Somali, Zulu u. s. w, der dort ins Gefecht geführt wird, kostet uns 4000 So viel erhält in Deutschland ein mittlerer Beamter und dafür können sechs Arbeiterfamilien ernährt werden. Auch gerade in dem, worauf man von vorneherein die größte Hoffnung gesetzt hat, in der Bekämpfung der Sklaverei, ist man hinter ken großen Erwartungen zurückgeblieben. Der Staa eselretit sagte: der Sklavenhandel an der ostafrikanischen Küste hat aufgehört. In dem Bericht von Wissmann heißt es dagegen: daß 10 Leute an demselben Tage gestohlen und als Sklaven verkauft worden seien. Wir haben Alle den Eindruck, daß die Sicherheit und Ordnung in jenen Gebieten nur da. vor⸗ handen ist, wo Hr. Wissmann sich gerade im Augenblick be— findet. Wie wäre es fonst möglich, daß dasselbe Saadani drei-, viermal hintereinander hat erobert werden müssen? Die ganze Expedition erstreckt sich doch nur auf 19 oder 10 des ganzen deutschen Gebiets. Nach einjährigem Kampfe ist man nicht weiter gekommen, als daß eine Strecke von vier Tage⸗ reien von der Küste gesichert ist Wäre Emin Pascha nicht zut rechten Zeit aufgebrochen, so würde ihm Wissmann nicht haben helfen können. Diese Aufwendungen haben also nicht den gering sten Einfluß gehabt auf die Rettung Emin Paschas und seinet Genoffen, die wir ja alle wünschen. Im vorigen Jahre hatten wir in Bezug auf den Kostenanschlag doch wenigstens einen gewissen Endpunkt vor uns; in diesem Jahre haben wir nur einen Kostenanschlag bis Ende März 1896, während wir im t entfernt sagen können, was 1890/91 weiter aufgewendet werden soll. Nach der Mittheilung des Schatzsekretärs würden wit in diesem 2 vielleicht einen Ueberschuß von einigen Mil lionen im Neichshaushalts-Etat haben, wenn nicht die Mehr= kosten für Ost-Afrika entstanden wären. Es ist sehr zu be⸗ dauern, daß diese Kosten es uns unmöglich machen, unsere kleinen Beamten aufzubessern und andere Reformen, wie eiwa die des Posttarifs durchzuführen. Fielen diese Mil lionen weg, würde man 400 960 Unterbeamte wenigstens mit je 100 M als Entschädigung für die hohen Lebens milttelyrei in . unserer Finanzpolitik unterstützen können. Diest Kreise empfinden keine Entschädigung in dem patriotischen wußtsein, für diese Politik einzutreten, potenten Herren der Ostafrikanischen Gesellschaft
ᷓ r,. daß auf diesem S
um es den
zu ermöglichen, m
flarker Hand Zölle in Ost⸗-Afrika zu erheben. . Abg. von Kardorff: Wenn es nach Hrn. Rich ge
dann müßte man die in Afrika eingesessenen Deutschen .
ter ginge
fach schutzlos dem Elende preisgeben. Diesen Standpun mag die „Freisinnige Zeitung“ und Hr. Richter mit seinen . vertreten, das deulsche Volk nicht. In der Unter kuͤtzung der kleinen Beamten wird Hr. Richter mich ganz au
feiner Seite finden. Ich habe nur das Wort ergriffen, un
Kuste statt, und wir können jetzt
Ihnen mitzutheilen, daß mir privatim eröffnet worden ist, dei
die Vorlage über eine deutsche Dampferlinie nach Ost⸗Afrika
bereits in den Ausschüssen des Bundesraths sich befindet.
Abg. Dr. Windthor st: Auf die militärischen Operationen 6 nicht einlasen, dazu müßten wir erst . studiren. Wir haben im vorigen Jahre zu⸗ gestimmt aus zwei Gründen: einmal sollte der Sklavenhandel unterdrückt werden; ferner sollte eine dem deutschen Namen widerfahrene Unbill gerächt werden. Gelöst ist die Aufgabe noch nicht. Ihre Lösung ist glücklich angefangen, aber nicht voll⸗ Die Arbeit ist erst dann beendet, wenn die drei südlichen Auch in Bezug auf Ich 46 . Ob mit Bewilligung der jetzt geforderten Summe die Sache zu Ende t lan ; Wir werden uns aber in das Unvermeidliche fügen müssen, sprechen dabei aber die Erwartung aus, daß die Regierung recht vorsichtig zu Werke geht und nicht weiter greift, als zur Erfüllung der Aufgabe Ob sie mit der nöthigen Rücksichtslosigkeit vorgehen wird, können wir erst dann ermessen, wenn uns die Ergebnisse der Verhandlungen vorliegen werden, welche die Ich kann nur den Wuns 9 J en Un ' sprechen, daß man bei den Verhandlungen nur das . deutsche Interesse in Betracht zieht, nicht aber das Interesse
wir Wenn Vor⸗ werde
können wir uns
alle Einzelheiten studiren.
endet. gef . . K werden. ie Unterdrückung der averei ist sehr viel geschehen. hätte gewünscht, daß es hätte mehr sein kee eh
geführt werden kann, weiß ich nicht.
nothwendig ist.
Regierung mit der ostafrikanischen Gesell . liegt der wunde Punkt. h sellschaft führt.
der Gesellschaft. Da liegt der Schwerpunkt; wollen sehen, wie diese Aufgabe gel ö. . irgend Jemand das Bedürfniß empfindet, die lage noch, kommissarisch prüfen zu lassen, so ich nicht dagegen sein; die Kommission selbst zu bean—⸗ tragen, habe ich keine Veranlassung. Bei der zweiten Berathung erbitte ich mir Auskunft darüber, wie die Mittel für die Zeit nach dem 1. April beschafft werden sollen. Oder steht vielleicht schon fest, daß der nächste Reichstag so früh—p zeitig berufen werden wird, daß er die Mittel noch rechtzeitig bewilligen kann Ich kann nicht schließen, ohne dem Fůhrer der deutschen Truppe unsere Bewunderung auszusprechen Auch der. Marine, welche an den Kämpfen betheiligt ist ,, K ! Abg. Hobrecht: Ich halte es für meine icht, di deutsche Ostafrikanische Gesellschaft gegen die er if di Al Richter in Schutz zu nehmen. Persönlich habe ich mit der— selben weiter gar nichts zu thun, als daß ich kürzlich in den Verwaltungsrath derselben berufen bin. Vom materiellen Standpunkte aus ist es mir ganz gleichgültig, ob die Gesell— schaft glänzende Geschäfte macht oder ob sie zu Grunde geht. Eine Kritik der, Gesellschaft gehört nicht hierher. Die freisinnige Partei würde diese Forderungen nicht be— willigen, selbst wenn die Gesellschaft allen Anforderungen ent⸗ sprochen hätte. Wenn aber Hr. Richter die Gesellschaft mit den Raubritter des Mittelalters vergleicht, so erfordert dies doch eine Abwehr. Es mag ja mißlich sein, die Kolonialpolitik mi irgendwelchen Privatinteressen zu, verquicken, aber Sie wissen doch Alle, daß die Ostafrikanische Gesellschaft nicht durch eigene Schuld in eine so üble Lage versetzt worden ist. Redner geht auf die Geschichte der Ostafrikanischen Gesell⸗ schaft des Näheren ein und kommt zu dem Sch uß, daß, selbst wenn Beamte dieser Gesellschaft, es waren deren nur wenige noch so schändlich gehandelt hätten, was gar nicht einmal 6 ohne Weiteres zuzugeben sei, diese Handlungsweise bei der kolossalen Entfernung der einzelnen Orte und Stämme und bei dem schnellen Ausbruch der Feindseligkeiten in 14 Tagen, auf den ganzen Aufstand doch nicht von Einfluß gewesen sein lonnte. Die Ursache dieses Aufstandes lag vielmehr in dem Be— streben der arabischen Aristokratie, der Antisklavenbewegung die, wie sie wohl wußte, in Europa ziemlich große Dimenflonen angenommen hatte, die Spitze abzubrechen. Wenn nun die Niederwerfung dieses Aufstandes möglicherweise Einzelnen zu Gute kommt, so ist das nicht zu bedauern. Der Gesellschaft eine besondere Gunst zu erweisen, das kann die. Reichsregierung nicht gewähren und die Gesellschaft nicht verlangen. Sie will nur Schadenersatz, weil der Sultan seinen Zollvertrag auszuführen nicht fähig war, und nach dem Frieden ihre Thätigkeit wieder aufnehmen. Alles in Allem glaube ich daß Wissmann seine Aufgabe vorzüglich gelöst hat, die noch erforderlichen Mehrausgaben könnten aus den Zöllen gedeckt werden. In diesem Sinne bitte ich Sie, sowohl die jetzt ge— sorderte Summe zu bewilligen, als auch sofort die zweite dun 6 . Damit schließt die erste Berathung. Das . tri sofort in die zweite Berathung ein. ö. . Abg. Richter: Wenn Hr. Dr. Windthorst meint, man hatte. schon im vorigen Jahre voraussehen können, daß die Millionen nicht ausreichen würden, so hätte ich mindestens doch geglaubt, daß für dieses Jahr keine Nachforderung erhoben werden würde. Die Ostafrikanische Gesellschaft hat suerst der Reichskanzler vor den Reichstag gebracht in dem Weißbuch, in welchem dieselbe von ihm heftigen Tadel erfahren hatte. Die englische Ostafrikanische Gesellschaft fungirt nicht so schneidig wie die deutsche, und vielleicht sind ihr aus diesem Grunde alle Ungelegenheiten erspart geh lieben, die uns jetzs so viel Geld kosten. Der zahlreiche Stab der Ostafrika⸗ nischen Gesellschaft in Berlin und Zanzibar erfreut sich eines bequemen Daseins und läßt Hrn. Wissmann ausfechten, was die Beamten der Gesellschaft angerichtet haben. Was sie an eld leistet, reicht nicht einmal zu den Kosten für das Krankenhaus in Zanzibar hin. Die theoretischen Er— wägungen des Hin. Windthorst, man werde doch die Dinge dort nicht weiter treiben, werden den Gang der praktischen Ereignisse nicht hindern. Spricht doch schon Hr. von Kardorff von einer neuen Dampferlinie nach anzibar für 900 000 M6 Je mehr Mißerfolge, desto größere usdehnung der Unternehmungen, um die Aufmerksamkeit , . Wir hoffen, daß der in diesen viertägigen De⸗ batten von uns erbrachte Nachweis der bisherigen Mißerfolge im Volke nicht ohne Frucht bleiben wird.
Abg. Dr. Windthorst: Die Unternehmung ist im vori—⸗ gen 2 beschlossen worden, und wir können heute nicht jurück. Es gilt auch hier der gas ng suseipere et finire. Ich bedauere übrigens, daß jetzt schon die zweite Berathung nn wo die Regierungsvertreter nicht mehr anwesend 1 6 eff; ĩie n,. ö bis zur dritten Berathung
uns näher darzulegen, wie es n . i
1890 3 9 soll. 66 ö er Nachtrags⸗Etat und der dazu gehörige Gesetzentwur
her den darauf in zweiter Berathung . , . der freisinnigen Partei stimmen dafür nur die Abgg. ö und Goldschmidt, außerdem der wildliberale 3
Kunst und Wissenschaft.
einig, Friedrich Wilhelms⸗ Universitãät, welche am Montag statt⸗ Berlin, eine und Inhalt desselben Auskunft giebt. Folgendes: Die geologischpaläontologische, die mineralogisch petro⸗
sich früher
befanden in den Räumen des
vorhandene werthvolle Material nur in sehr ungenügender Weise zur
dem Neubau eines eigenen Museums begonnen, in welchem außer genannten Sammlungen auch die mit jener ö . Aufnahme fanden. Bei der Aufstellung der Sammlungen hat man die Trennung in eine Schau und eine Haupt! oder wissenschaftliche K i, , 6 3. a gef r, ; er mit einem Unterbau drei Geschosse hoh. Neubau besteh einem . m langen und 49, Stꝛ m tiefen . in . * Cologisch . palãontologische und die mineralogisch⸗ petrographische Sammlung nebst den damit verbundenen Instituten Platz gefunden haben. An diesen Haupthau schließt sich ein 139,54 m langer Quer bau mit vier Flügelbauten an. Dieser gesammte Gebäudetheil ist mit Ausnahme des westlichen Flügel, und Eckbaues, welcher das zoologische Institut und das mit diesem in direkter Verbindung stehende Wohnhaus des Direktors dieses Instituts enthält, der zoologischen Sammlung überwiesen. Auf dem unbebaut gebliebenen hintern Theil des Grundstücks ist ein Versuchsgarten für das zoolo— gische Institut mit Thierställen und Wasserbehältern eingerichtet. Von dem an der Straße belegenen Vorgarten aus führt die breite Freitreppe des Hauptbaues in eine Vorhalle und von dort in den langgestreckten Lichthof, An den beiden Längsseiten desselben liegen die dem Publikum geöffneten Säle der geologisch— paläontologischen und der mineralogisch⸗ petrographischen Samm. lung An ader dem Eingang gegenüberliegenden nördlichen Seite des Lichthofes schließen sich die Säle der zoologischen Sammlung an. Die beiden erstgenannten Sammlungen haben über⸗ dies noch je einen dem Publikum geöffneten Saal im Erdgeschoß des Hauptbaues. Verschiedene Treppenanlagen vermitteln vom Erdgeschoß aus den Verkehr nach den wissenschaftlichen Sammlungen, den Lehr und Arbeitsimmern der anderen Stockwerke, Der Sitliche Cäbau in welchem sich die Verwaltungs- und Arbeitsräume der ʒoolonischen Sammlung befinden, sowie das zoologische Institut im westlichen Flügelbau haben besonder, Eingänge erhalten. Die Architektur des Hauptbaues ist in den gleichen Formen wie die der zu beiden Seiten gelegenen Gebäude der Königlichen Berg— Alademie in der Landwirihschaftlichen Hochschule gehalten. Dem Piittel bau ist durch eine Säulenstellung, die Anbringung der Statuen von Johannes Müller und Leopold von Buch sowie der Porträtreliefs von Ehrenberg, Alexander von Humbeldt und Weiß eine reichere Aus- 6 verliehen. Die Dekoration der inneren Räume ist einfach, um den Blick ded Beschauers nicht von den Sammlungsgegenständen abzulenken Das Hebäude ist bis auf den hölzernen Vachstuhl, feuerficher her— ge tels und wird durch eine Dampf- und Wasserwarmheizung erwärmt. Bei Anlage der letzteren wurde ganz besonderer Werth auf eine rauchfreie Verbrennung des Heizmaterials gelegt, welche Absicht durch Donneleys Wasser⸗Patent⸗Rost in vollem Maße erreicht wurde. Für die Gestaltung der inneren Einrichtung war die Trennung der Sammlungen in eine Schau- und eine wissen— schaftliche Sammlung von wesentlicher Bedeutung. Die Schau⸗ fammlung erfordert breite Gänge für den Verkehr des Publikums die Anordnung der Schaugegenstände mußte eine übersichtliche sein, die Objekte durften nicht hinter, sondern nur neben einander und nur in einer Höhe Aufstellung finden, in welcher sie von dem Beschauer noch vollkommen deutlich erkannt, und be— trachtet werden können. Endlich war die Schaufläche thunlichst groß zu gestalten und durch Konstruttjonstheile, wie Pfoften und Sprossen nicht zu beeinträchtigen. Die diesen Anforderungen entsprechenden und mit Trennungswaänden versehenen Doppelschränke sind in den Räumen der zoologischen Sammlung nach dem sogenannten Fischgrätensystem aufgestellt. Dadurch werden dereiseitige, ge⸗ schloffene Schrankabtheilungen gebildet, welche von der vierten offenen Seite her Licht erhalten. Als Anstrichfarbe für das Innere der Schränke ist ein mattes Graugelb gewählt, welches auf das Auge das Beschauers milder als Weiß wirkt und die Umrisse und Farbentöne der verschiedenartigen Gegenstände besonders deutlich erkennen läßt. Bei der wissenschaftlichen Sammlung war dagegen auf die Gewinnung einer großen Schaufläche weniger Ge— wicht zu legen. Die Gänge zwischen den Schrankreihen waren knapper, die Tiefe und Höhe der Schränke dagegen reichlicher zu be— messen, sodaß die Gegenstände geeigneten Falles auch hintereinander zur Aufstellung gelangen können. Die geologisch-paläontologische Samm lung erforderte zum größten Theil Schubkästen und es waren insofern die Mobilien jener Abtheilung zweckmäßiger Weise aus Holz herzustellen. Für die Schränke der zoologischen Sammlung ist dagegen Eisen ge— wählt, um die Schaufläche möglichst wenig durch starke Pfosten zu beeinträchtigen. Die Sicherung gegen Staub ist, außer durch eine aus Winkeleisen hergestellte Falidichtung, durch Dichtungsflächen aus Sammet oder Dichtungsrollen aus Baumwollenstoff erreicht. Die sonst üblichen Brettlagen in den Schränken sind durch eiserne durchbrochene Träger ersetzt, bei deren Anwendung sich je nach dem Bedürfniß breite oder schmale Aufstellungsflächen schaffen lassen. Diese Anlage hat außer— dem den großen Vorzug, daß die tiefen Schatten, welche die Brett- lagen auf die darunter stehenden Gegenstände werfen, vermindert werden Nur für einzelne Klaßsen von Gegenständen sind Einlage tafeln aus Eisenblech oder aus Glas bestehend angebracht. In Folge der Beweglichkeit der aus Wachsleinwand bestehenden Zwischenwände der Schranke lassen sich dieselben in ihrer Tiefe verändern. Die Kosten des eigentlichen Baues mit Ausschluß der inneren Einrichtung haben rund 3 200 009 4 betragen, sodaß bei rund 8145 m bebauter läche auf den Quadratmeter, 394 „M,. und, bei rund 182 505 ebm Rauminhalt auf den Kubikmeter rund 1755 „S6 ent- fallen. Die Kosten der inneren Einrichtung betrugen rund 970 900 Die Ausarbeitung des Entwurfs unter Einwirkung der Staatsbehörden und zie architektonische Leitung während der Bauausführung lag in 1 , 3 ,, Professor Tiede und die ge⸗ Oberleitung in denen öõnigli i e n, . g e des Königlichen Bauinspektors
— Durch den bereits gestern angezeigten Tod des zu Jena ver- storbenen Chirurgen Prof. Richard von . 2 *. medizinische Wissenschaft in Deutschland einen schweren Verlust. Volkmann war am 17. August 1830 als Sohn des bekannten Phy ⸗ siologen Alfred Wilhelm Volkmann geboren, besuchte die Universitäten Halle, Gießen und Berlin, habilitirte sich 1857 in Halle und ward daselbst 18367 zum ordentlichen Profeßssor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik ernannt. Volkmann gehörte zu den bedeutend⸗ sten Chirurgen und geschicktesten Operateuren. Im Jahre 1885 wurde er in den erblichen Adelstand erhoben. Aber nicht nur als Gelehrter hat er sich ausgezeichnet, sondern auch als Dichter legte er unter dem Namen Richard Leander Proben hoher Begabung ab, welche ihm die Anerkennung weiter Kreise eintrugen.
— Der am 6. Juli von Brooks entdeckte Komet, welcher durch seine kurze Umlaufzeit von sieben Jahren, wie auch durch seine Erscheinung als Gruppe von mehreren Kometen schon so merkwürdig geworden ist, verspricht immer interessanter zu werden. Nach den neuen von Hrn. Chandler durch Goulds Astronomical Journal“ und in den -Astronomischen Nachrichten! veröffentlichten Unter suchungen ist dieser Komet um die Zeit seiner Sommerferne im Jahre 1886 mehr als 190 Tage in geringer Entfernung neben Jupiter hergezogen, und daher ist wahrscheinlich die Kometenbahn damals radikal geaͤndert rn Es erinnert das an den merkwürdigen Kometen vom Jahre 1770, dessen Bahn auch drei Jahre vorher durch die Nahe Jupiters eine vollständige Umwandlung erlitten hatte, sodaß er einstweilen in
Schluß 5 / Uhr.
Zur Eröffnungsfeier des Museums für Naturkunde der
ist im Verlage von Ernst u. Korn (Wilhel Lgißt erschienen, welche über e slese. An nl Wir entnehmen derselben
graphische, die zoologische Sammlung sowie das zoologische Institut . Universitã ů Unter den Linden. Da bei dem dort berrschenden , .
Anschauung gebracht werden konnte, so wurde im Herbst 1883 mit
der Erde bis auf 363 Erdhalbmesser nahe kam ( ᷣ s ĩ 6 halbn i nur 6 Mal so weit als der Mond), aber durch die darauf folgende an,. zum Jupiter wieder vollständig aus dieser kurzen Bahn hinausgeworfen wurde und seitdem nie wieder erschienen ist. .
Literatur.
Der berühmte Historiker und Direktor der Staats-Archi Geheime Regierungs-⸗Rath Heinrich von Sybel, ist ., große und bedeutende Aufgabe herangetreten: eine Geschichte der jüngsten Vergangenheit, deren Mittelpunkt das epoche⸗ machende Ereigniß der Begründung des Deu tschen Reichs durch Kaiser Wilhelm J. ist, zu schreiben.“ Von diesem Werk, welches „dem Andenken Kaiser Wilhelm's J. in Ehr— . und Dankbarkeit“ gewidmet ist, liegen zunächst zwei . ö vor, drei weitere sollen im Laufe des nächsten Jahres Der erste Band beginnt mit einem in knappen und kla gige gehaltenen Rückblick auf die älteste 9 und sucht . nfänge der Fäden auf, welche die politische Entwicklung Deutschlands in der neuesten Zeit eingeleitet haben. Es werden die Hindernisse, welche der Heranbildung des deutschen Volkes zu einer Nation und der Entwicklung eines nationalen Bewußtseins in den früheren Jahrhunderten entgegentraten in scharfer prägnanter Weise dargelegt und daraus der im, 18. Jahrhundert mehr und mehr hervor— tretende Gegensatz zwischen Oesterreich und Preußen her— eleitet. Diese Darlegungen dürfen als klassisch und unan⸗ echtbar bezeichnet werden. Wo aber die Rückblicke auf das gegenwärtige Jahrhundert übergehen, werden die Urtheile über den Standpunkt des Verfassers von einander abweichen. Bis dahin . darf man sagen — führte der Historiker die . über das 19. Jahrhundert aber schreibt nicht nur der istoriker, sondern auch der Politiker, und da die politischen Bewegungen der ersten fünfzig Jahre doch noch nicht so abge— schlossen sind, daß sie nicht auch auf die Anschauungen der jetzt lebenden Generation hinübergreifen, so wird das in dem Geiste hes Verfassers entstandene Bild von jener Zeit nicht ohne Weiteres als objektives Gemeingut von Allen hingenommen werden, Heinrich bon Sybel hat dies wohl selbst empfunden. Deshalb erklärt er auch in dem Vorwort, daß er an keiner Stelle des Buchs seine nationalliberalen Ueberzeugungen verleugnet habe. Aber er fügt hinzu, man werde „das Streben nicht verkennen, die im eigenen Lager vor- gekommenen Fehler und Mißgriffe ohne Beschönigung ein— zugestehen das Verhalten der Gegner aber gerecht und billig zu beurtheilen, oder mit anderen Worten die Motive ihres Thuns nicht aus Thorheit oder Schlechtig— keit abzuleiten sondern nach den historischen Voraussetzungen ihrer ganzen Stellung zu begreifen.“ Jenes Streben soll nicht in Abrede gestellt werden. Aber der Politiker kann doch nicht aus seiner eigenen Haut heraus, und deshalb wird man sich nicht wundern können, wenn von „gegnerischer“ Seite, d. h. von der den nationalliberalen Ueberzeugungen entgegengesetzten Seite, nicht immer anerkannt werden wird, daß er ihr Ver— halten gerecht und billig beurtheilt habe. Man wird an der ausgesprochenen Sympathie für das Burschenschaftswesen und seine idealen Bestrebungen, für die liberale Publizistik (Band J. bag. 54) und die Bewegung in den süddeutschen Kammern vielleicht Austoß nehmen dürfen, da die Einschränkung der „Verdienste“ dieser Richtung durch die einfache Bemerkung, daß der europäische Liberalismus in seinem Eifer um das indi⸗ viduelle Recht die Nothwendigkeit einer starken Staatsmacht verkannte (Band 1, pag. 53), doch nicht gegenüber jener Parteinahme hinreichend ins Gewicht, fällt, während auf der anderen Seite die gegnerischen Strömungen, die Adels— partei und ihre Bestrebungen, die Buceaukratie u. s. w. in bemselben Lichte erscheinen, welches Rotteck und die gesammte liberale Publizistik über sie verbreitet hatte und welches dem unbefangenen Beobachter nach, dem, was er nunmehr durch die Erfahrung gelernt, doch etwas gefärbt erscheinen muß. 2 Darstellung der Regierungszeit des Königs Friedrich Wilhelm IV. und der Bewegung, in welche das preußische Volk durch die aus Frankreich importirten revolutionären Ideen hineingetrieben wurde, kann noch weniger als die Darstellung der Geschichte der ersten vierziger Jahre auf volle Objektivität und Unparteilichkeit Anspruch erheben. Die Kritik des Verhaltens IFliedrich Wilhelm's V. gegenüber dem Verfassungsprojekt (Band l, pag. 17) nimmt zu wenig Rücksicht auf die Pflicht der Erhaltung der überkommenen Macht der Krone, wie anderseits in der Bewegung des Jahres 18483 doch wohl, zu viel „redliche Gesinnung“ und „ideale Begeisterung“ erblickt wird., (Band 1, pag. I42) Dieselben Einwände sind im Großen und Ganzen auch gegenüber der Darstellung der ersten Regierungszeit des Prinz⸗ Regenten, nachmaligen Königs und Kaisers Wilhelm und der sogenannten Konfliktszeit zu erheben, wenngleich hier das Streben nach möglichst unparteiischer Berichterstattung nicht zu verkennen ist (Band l, 381— 387 und 433 = 445). Wenn aber hier die Irrthümer der damaligen liberalen An— schauung nicht ebenso getadelt werden, wie es an anderen Stellen gegenüber den Bestrebungen der Konservativen oder der Adelspartei geschehen ist, wenn über die eigentlichen Tendenzen, die sich in der Bewegung gegen die Heeresreform geltend machten, hinweggegangen wird und so manche Vor⸗ gänge jener Zeit ziemlich milde beurtheilt werden, so wird man dies der politischen Rolle, welche der Herr Verfasser da—⸗ mals in diesem Kampf selbst spielte, zu Gute halten müssen.
Wir haben mit diesen Einwendungen begonnen, nicht m̃ das vorliegende Werk zu schmälern, sondern um die be⸗ regten Mängel, die uns als solche erscheinen, auf die gleiche Stufe mit den etwaigen Beschwerden zu stellen, welche sich gegen eine aktenmäßige Darstellung der neuesten Geschichte von Seiten der Diplomatie oder berufener wie unberufener Vertreter der an der e der letzten fünfzig Jahre in irgend einer Weise betheiligten Staaten erheben if Man wird weder in den deutschen Bundesstaaten noch in Desterreich mit allen Auffassungen von der Entwickelung der politischen Geschichte einverstanden sein, und der Umstand daß, die preußischen Staatsakten dem Werk zum ei wenigstens zu Grunde liegen, wird vielleicht da, wo man fich mit den niedergelegten Anschauungen nicht befreunden kann,
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) Die Begründung des Deutschen ir bel⸗ J. . nach den preußischen Staatsakten von Heinrich von Sybel. Erster und zweiter Band. Preis für den brochirten Band 7.50 M Preis eines Bandes in Halbfranz mit
Reichs durch
einer Ellipse von 5 bis 6 Jahren Umlaufszeit einherging und dabei
reicher Rückenvergoldung geb. 9, 50 . Mü ivzi Druck und Verlag von R. Oldenbourg. h k K