1889 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Ihre Majestät die Kgiserin und Königin Friedrich wenng wie „W. T. B.“ aus Messina meldet, gestern nach Ihrer Ankunft den Bejuch der städtischen Behörden und begab Sich alsdann zur Besichtigung der Stadt an Land. Danach schiffte Sich Allerhöchstdieselbe an Bord der „Surprise“ nach Neapel ein.

Se. Majestät der Kaiser und König haben folgende Allerhöchste Kabinetsordre an den General-Feld—⸗ marschall Grafen Moltke zu richten geruht:

„Mein lieber Eeneral⸗Feldmarschall.

Fünfzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an welchem Mein in ESott ruhender Urgroßrater Ihnen für Ihr rühmliches Verbalten in der Türkei den Orden pour le mérite verlieb. In wie gutem Andenken der Name des scharfblickenden und tbätigen Generalstabsoffiziers von 1839 noch jetzt an dem Schauplatze seines ersten kriegerischen Wirkens steht, dar- habe Ich Mich bei Meinem jüngsten Aufenthalt in dem fernen, ? Interessantem reichen Lande zu Meiner Freude persönlich überzeugen können. Aber heute lassen Sie Mich vor Allem und immer aufs Neue der unsterblicken Verdienste gedenken, die es Ihnen seit jener Zeit um Ihr Vaterland zu erwerben vergönnt war. Den äußeren Ehren, mittelst deren Ihre Könige der Dank barkeit für Ikbre ruhmvollen Taten Ausdruck gegeben baben, ver— mag ich kaum eine neue Anerkennung hinzuzufügen. Und doch liegt es Mir am Herzen, den heutigen seltenen Gedenktag nicht obne eine solche vorübergehen zu lassen. In diesem Sinne verleihe Ich Ihnen beifolgend die Krone ju dem vor 50 Jahren erworbenen Ebrenzeichen und zwar, als Beweis Meiner besonderen Zuneigung, in Brillanten. Mit Mir bofft die Armee und das Vaterland, daß Sie sich der neu erdienten Auszeichnung, so Gott will, noch lange in der bisherigen Frische und Rüstigkeit erfreuen mögen.

Pleß, den 28. Norember 1883.

Ihr in tiefer Dankbarkeit treu ergebener König gez. Wilhelm. R.“

Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf Schuwalow, hat Berlin auf einige Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗ Rath Graf Murawiew als Geschäftsträger.

Das Uebungsgeschwader, bestehend, aus S. M. Panzerschiffen „Kaifer“ (Flaggschiff ), „Döutschland“ „Preußen“, und „Friedrich der Große“, Geschwader⸗Chef Contre⸗Admiral Hollmann, ist gestern in Lissa eingetroffen und beabsichtigt, am 5. Dezember wieder in See zu gehen.

Görlitz, 29. Oktober. Der Kom munal⸗Landtag der preußischen Oberlausitz bewilligte in seiner gestrigen Sitzung zunächst einige Urlaubsgesuche und trat dann in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die Rechnungslegung über die umfangreiche gesammte standische Verwaltung pro 1*38 bildete. Aus den vom Ausschusse auf Grund eingehender „le⸗ vifion erstatteten Berichten gewann der Landtag die Ueber—⸗ zeugung von der gewissenhaften Sorgfalt, mit welcher die Kassen- und Rechnungsführung besorgt wurde, und ert eilte Decharge bezuglich der Sparkassen Rechnung und der Bank— Bilanz. Hinsichtlich aller übrigen Rechnungen aber ermächtigte der Landtag den Landeshauptmann, die Entlastung der beiden Abtheilungen des Landsteuer-Amts auszusprechen. Aus dem Verwaltungsbericht der Kommunalständischen Bank entnahm der Landtag mit Befriedigung, daß der Ueberschuß der Bank pro 18388 den etatsmäßigen Scrtz ver Landsteuerkasse überstiegen . Ferner wurde der Verwaltungskosten-Etat der Kommunal⸗ tändischen Bank pro 1890 festgesetzt und die Erweiterung der für den gesteigerten Verkehr nicht mehr zulänglichen Geschäfts— räumlichkeiten der Bank genehmigt. Demnaͤchst regelte der Landtag die Fürsorge für die Hinterbliebenen der ständischen Beamten nach dem Vorbilde der für die Reichs- und Staatsbeamten resp. für die Beamten verschiedener Provinzialverwaltungen geltenden Bestimmungen. Der Verwaltungsbericht über das Ober—⸗ lausitzer Waisenhaus in Reichenbach wurde zur Kenntniß des Landtages gebracht, welcher die vom Kuratorium gestellten Anträge genehmigte, ebenso auch der Bericht über den Unter— stützunge fonds für emeritirte Geistliche der preußischen Ober— lausitz und die Hinterbliebenen von Geistlichen.

Hannover, 29. November. (H. C.) Gestern starb bier im Alter von 693 Jabren der Senator Dr. Schläger. Er gebörte seit dem Jabre 1867 bis 18838 als Mitglied der naticnalliberalen Partei dem Äbgeordnetenbause, eine Zeit lang auch dem Reichstage an.

Bayern. München, 29. November. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig wird, der Allg. Ztg.“ zu— folge, mit ihren Familien-Angehörigen von Schloß Leutstetten Ende der nächsten Woche nach dem hiesigen Wittelsbacher— Palais zum Winteraufenthalt übersiedeln. Prinzessin Leopold, gKaiserliche und Königliche ö e. gab zu Ehren ihres Onkels, des Erzherzogs Ludwig Viktor, eine Tafel, zu welcher Herzogin Adelgunde von Modena und Prinzessin . mit Umgebung geladen waren. Die Prinzessin erschien mit ihren Kindern und Suiten.

Die Kammer der Abgeordneten erledigte heute den Etat der Bergwerks-, Hütten- und Salinengefälle. Gegenüber den Angriffen des Abg. Wolf vertheidigten die Abgg. Hahn und Walter aufs Entschiedenste die Amberger Hochofen⸗Anlage. Der Finanz-Minister Dr. von Riedel wies nach, daß die früheren Befürchtungen des Abg. Wolf thatsachlich sich nicht als begründet erwiesen hätten, da die Gewinnung des Produktes des Hochofens nur Mittel zum

wecke der Aufrechthaltung des Bergwerksbetriebes in der

berpfal; gewesen sei und das Problem der Gewinnung von Roheisen in Amberg glänzend gelöst erscheine. Die Einbuße betrage auch nicht 60 000 M, sondern nach Abrechnung der Abzahlungen nur 200 000 6 Dieser Summe gegenüber komme aber in Betracht, daß der Bergwerkebetrieb nicht nur erhalten geblieben sei, sondern 1884— 1838 295 0090 66 habe verdienen können, sowie daß der Eisenbahn durch die Ver⸗ frachtungen in Folge des Hochofens eine Einnahme von 1500009 6 zugeführt worden sei. Das Haupt⸗ e. gegen die Ausführung des Abg. Wolf aber ilde die Thatsache, daß der Oberpfalz eine große Industrie und zahlreichen Arbeiterfamilien die Existenz erhalten geblieben sei. Zu einem Verkaufe oder zu einer Verpachtung des Hoch⸗ ofens habe er nach allen Erwägungen keine Neigung. Der

Abg. Walter ersuchte die Regierung, unter Umständen auch ein Walzwerk in Amberg zu errichten. Der Abg. Daller wünschte auch, nach Einführung des neuen deutschen Tarifs auf den bayerischen Bahnen, die Beibehaltung der Ausnahme tarife der bayerischen Kohlenwerke, damit dieselben den Wett⸗ bewerb der ausländischen Kohle aushalten könnten.

Sachsen. Dresden, 29. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erstatteten die Vorsitzenden der 3. und 1. Abtheilung, Präsident Dr. Haberkorn und Abg. Knechtel, Bericht über die von ihren Abtheilungen voll⸗ zogenen Wahl prüfungen, welche zur Gültigkeits erklärung fämmtlicher in Frage stehenden Wahlen geführt hatten. Die bei einzelnen Wahlen vorgekommenen Unregelmäßigkeiten sollen von sämmtlichen Abtheilungen zusammengestellt und später durch einen Gesammibericht der Beschlußfassung der Kammer unterbreitet werden.

Die gestern erwähnte Erklärung der Amtshauptmann— schaft in Chemnitz, über welche von sozialdemokra⸗ tischer Seite in der Zweiten Kammer eine Inter— pellation eingebracht worden ist, hat folgenden Wortlaut:

„Aus Anlaß verschiedener bier zur Kenntniß gelangten Vorgänge siebt sich die unterzeichnete Königliche Amtsbauptmannschaft im Inter⸗ effe der Arfrechterbaltung der öffentlichen Ordnung veranlaßt, bierdurch folgende Bestimmung zu treffen: ‚Wer in Zukunft es unternimmt, den Gewerbebetrieb eins Anderen dadurch zu stöten oder zu keeinträchtigen, daß er öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung (S 85 des Reichs Strafgesetzb ache) oder durch öffentlichen Anschlag dazu auffordert, in einem bestimmten Gewerbebetriebe keine Waaren an— zukaufen oder zu estellen, beziebentlich in einem bestimmten Gejchäfts⸗ lokale nickt zu verkehren, wird mit einer Geldstrafe bis zu 100 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.“ 6 am 2. No⸗ vember 1885. Königliche Amts baupimannschaft. Dr. Fischer.“

Baden. Die Gesundheit Ihrer Königlichen Hoheit der Kron⸗ prinzefsin von Schweden und Norwegen hat sich während ihres Aufenthalts in Baden-Baden wesentlich gestärkt. Die Prinzessin hat sich auf den Rath des Geheimen Raths Dr. Kußmaul seit einigen Wochen mit bestem Erfolg der Behandlung des Spezialisten Dr. Katzen— berger anvertraut. Eine Konsultation zwischen dem schwedischen Arzt Dr. Thamm, dem Geheimen Rath Dr. Kuß— maul, dem Leibarzt Dr. Tenner und dem Dr. Katzenberger hatte das Ergebniß, daß der Frau Kronprinzessin gerathen wurde, ihre Abreise um 8 Tage zu verschieben, damit die Behandlung des Br. Katzenberger den entsprechenden Abschluß finde. Ueber das Befinden der hohen Frau lautet der ärzt— liche Ausspruch sehr befriedigend; die Kronprinzessin wird nach dem Geburtstage Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin, am 3. Dezember, nach Meran zu dem ihr ärztlich angerathenen Winteraufenthalt abreisen.

In der Zweiten Kammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, das Centrum eine Interpellation darüber ein⸗ ,, wie sich die Regierung zu den Anträgen, welche auf

rund des Gesetzes von 1860 die Zulassung der Orden ermöglichen sollen, verhalte.

Sessen. Darmstadt, 29. November. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist aus Leipzig heute hier wieder eingetroffen. . . j Die Landes-SHynode wird hier in der ersten Hälfte des Januar zusammentreten.

Sachsen⸗ Meiningen. Meiningen, 29. November. (Reg. Bl. f. d. Herz. Sachs⸗Mein.) Se. Hoheit der Herzog ist zum Winteraufenthalt hier wieder eingetroffen.

Oefterreich⸗Ungarn. Budapest, 29. November. (W. T. B. Das Unterhaus nahm in seiner heutigen Sitzung das Staatsbudget in seiner Gesammtheit mit sehr großer Majorität an und lehnte den Antrag des Abgeordneten

Franyi betreffend die Abänderung des Gejetzes über

das Heimathsrecht (Incolat) mit 193 gegen 84 Stimmen ab.

Großbritannien und Irland. London, 29. November. (A. C) Der neue Vize-König von Frland, Lord Zetland, wurde gesten in Windsor während eines Ministerraths unter dem Vorsitz der Königin als Mitglied des Geheimen Staatsraths vereidigt. Am 14. Dezember hält er seinen feierlichen Einzug in Dublin.

Frankreich. Paris, 28. November. (Köln. Ztg.) Der Sengt setzte heute die Berathung des Entwurfs über Fabrik— arbeit von Frauen, Mädchen und Kindern fort. Der Antrag des Deputirlken Chesnelong, die Nachtarbeit von Frauen in Fabriken zu verbieten, wurde trotz der Befürwortung durch den Minister-Präsidenten Tirard mit 125 gegen 110 Stimmen verworfen. In der Deputirten kammer brachte der Finanz⸗ Minister Rouvier eine Vorlage über die Aenderung der Steuer auf Erbschaften und Schenkungen unter Lebenden ein. Die Wahl des konservativen Deputirten für Valognes, du Mes nildot, wird mit 311 gegen 198 Stimmen wegen Wahl— fälschung für ungültig erklärt.

Italien. Rom. 29. November. (W. T. B.). Der Großherzog von Sachsen-Weimar stattete heute dem Papst einen Besuch ab.

Portugal. Lissabon, 27. November. (R. B) Der britische ö Petre überreichte dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten am 25. November, Lord Salisbury's Depesche vom 21. November, worin gegen die Ansprüche Portugals in Mashonaland protestirt wird

Schweiz. Bern, 29. November. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den Antrag eingebracht, in die Bundes— verfassung die Bestimmung aufzunehmen, daß der Bund be⸗ y' sei, auf dem Wege der Gesetzgebung die obligato⸗ rifche Unfallversiche rung einzurichten. Der Bundesrath soll im Weiteren ermächtigt sein, über die Krankenver⸗ sicher ung Bestimmungen zu treffen und für sämmtliche Lohnarbeiter den Beitritt zu einem Krankenkassen— Verband für verbindlich zu erklären.

In der Botschaft des Bundesraths, betreffend die definitive Kreditertheilung für Anschaffung des schweizerischen kleinkalibrigen Repetirgewehres und der dazugehörigen Munition, heißt es dem „Bund“ zufolge:

Der Bundesrath babe fein Möglichstes getban, um die gewehr⸗ tragende Mannschaft des Austmges und der Landwebr in möglichst kurier Frist mit dem durch die Bundes versammlung adoptirten Gewehr auszurüsten und die eidgenössische Munitionsfabrik in den Stand zu setzen, die in Aussickt genommene Munitiontdotation rechtzeitig herzu- stellen. Er könne auch bereits den für die Beschaffung von 150 000 Gewehren und einer Munitionsdotation von fünfundvierzig Millionen

Karlsruhe, 29. November. (W. T. B.)

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Patronen erforderlichen Kredit beziffern, wäbrend er allerdings noch nicht in der Lage sei, die Kosten der zur Umwandlung der Pulver⸗ fabrik Worblaufen in eine Neupuloerfabrik nothwendigen Neu⸗ und Umbauten und maschinellen Einrichtungen auch nur annähernd richtig ju berechnen. Immerhin seien alle Verkehrungen getroffen, damit unter Benützung vorhandener Räumlichkeiten ein provisorischer

abrikationsbetrieb in allernächster Zeit eröffnet werden könne.

m Laufe des Monats Juli wurden die Bedingungen der Submission aufgestellt und nabezu 109 Firmen, deren deistungsfäbigkeit durch frühere Lieferungen oder Informationen bekannt war, zur Konkurren;bewilligung eingeladen. Da eine unbedingte Wechselbarkeit aller Gewehrbestandtheile unter sich als Grundsatz aufgeftellt wurde, was kostbare maschmelle Einrichtungen mit entsprechenden Räumlichkeiten und Betriebskräften erforderte, war die Vergebung in Loosen von 130 000 oder 75 900 eine gegebene. Der Endtermin für die Lieferungsofferten mußte bis in die zweite Haälftẽ August 1891 binausgerückt werden. An der Konkurrenz bethei⸗ ligten sich im Ganzen 67 Firmen, wovon eine Mehrzahl Eingaben auf mehrere Beffandtbeile eingereicht batten. Es gelang allmählich, und zwar ohne Inanspruchnahme der ausländischen Industrie, mit 25 schweizerischen Bewerbern annehmbare Preise über sämmtliche Gewebrbestandtheile zu vereinbaren und am 15. Oktober 1889 vorläufige Vertragsdokumente auszuwechseln. Dabei war der Bundesrath aber genöthigt, den Bewerbern die Befugniß einzuräumen, den Beginn und die Beendigung der Lieferungen wegen der ein getretenen Verzögerung um je drei Monate hinauszuschieben. Nach den abgeschloffenen Verträgen ergiebt sich nun für sämmtliche Gewehr bestandtbeile, inklusioe Dolchbajonnet und Scheide ein auszulegender Preis von 6g, 89 Fr. Hiezu kommen noch die Kesen der Waffen- fabrik für allgemeine Unkosten, für die Kontrole, für Montage und für das Einschießen der Gewehre, wofür dieselbe einen Kostendeois von 14.20 Fr. aufstellt, Gesammlkostenpreis 81 Fr, ür das fertig montirfe und eingeschoffene Gewebr. In Bezug auf die Munitions- beschaffung wurde in der Botschaft der Preis der Patronen zu 10 Cis. das Stück veranschlagt. Der Bundesrath beantragt somit, ibm ür die vorgesehene Gewehr⸗ und Munitisnsanschaffung folgenden Kredit zu eröffnen: I) 150 900 Stück 75 mm⸗Gewebre, Modell 1339, das Stück zu 84 Fr. 12 600 097) Fr 2) 300 Patronen zu 106 Cts. auf das Gewehr 150 000 X 30 Fr. 4500 000 Fr.; 3) für allgemeine Unkosten und Unvorhergesehenes 420 000 Fr., zusammen 175060 609 Fr. Diese Erstellungskosten sind aus dem vom Bun des⸗ rath mit Vollmacht der Bundesversammlung erhobenen Gesammt anlehen von 25 Millionen Franes zu bestreiten.

Belgien. Brüssel, 29. November. (W. T. B.) Die von der Antisklaverei-Konferenz zur Prüfung der Fragen, betreffend die Unterdrückung des Sklaven⸗ handels eingesetzte Lommission hielt heute ihre dritte Sitzung ab. Es wurden die wirksamsten Mittel zur Unter— drückung des Sklavenhandels an den Ursprungsorten berathen und sodann im Ganzen die Aufgaben, welche di Stationen und Posten im Innern erfüllen könnten, ins Auge gefaßt.

Der bisherige Verlauf der Konferenz läßt, wie die „Pol. Corr. sagt, mit Sicherheit darauf schließen, daß sie ein gutes praktisches Ergebniß zu Tage fördern wird. Während die Sichtungskommission das große Material an Schriften und Anträgen durchmustert, arbeitet die maritime Kommisfion emsig an der Feststellung der langen Sklavenhandelsstraße, welche aus dem Innern des schwarzen Erdtheils na dem Sudan und Ober⸗-Egppten, nach Zanzibar und dem Orient führt. 3

Bevor die Konferenz daran ging, neue Vereinbarungen zur Ab— schaff ang der Sklaverei zu entwerfen, bat sie beschlossen, sich mit dem Studikm der völkerrechtliche Akte zu keschäftigen, die au

diefem Gebiete bereits in Geltung Find. Bekand erte Teer * is, hirn.

ginn diefes Jabrhunderts zablreiche Vert räge zum Jud cde vrt UnsJẽ‚⸗·-

brückung des Sklapenbhandels und des Transportes von Negern über Meer abgeschlossen worden. Um die Prüfung dieser internationalen Akte durch die Konferenz zu erleichtern und in fördern, bat man dieselben in einem Hefte vereinigt, welches die wichtigsten der gegenwärtig rechtskräftig gültigen Verträge zusammenfaßt. Diese Sammlung enthält nicht nur eine Analrse der auf den Sklavenbandel jur See bejüglichen Vereinbarungen, sondern sie macht den Leser auch mit den internationalen, von den Staaten Ost⸗Atrikas und von den am Indischen Ocean liegenden Lindern ükergemmenen Pflichten zur Unterdrückung des Sklavenhandel bekannt. Den einzelnen Konferenz Berollmächtigten ist auf diese Weise in unembehrliches Mittel der Orientirung und der Information über die zur Disfussion gestellten Fragen in die Hand gegeben, welches fowohl nach der historischen als nach der rechtlichen Seite den Standpunkt bezeichnet, von dem aus das Werk der heutigen Sklaven⸗ befreiung zu beurtbeilen ist. Der erste Abischnitt der erwähnten Denkschrift giebt ein Resumé aller völkerrechtlichen, auf die Unter⸗ drückung des Stlavenhandels bezüglichen Verträge Ibm folgen die Erklärt gen aller seit 15815 abgehaltenen europässcen Kongresse. Im drüten Kaxitel ist eine vergleichende Studie der von den europäischen und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zur Ausrottung des Mensckenbandels abgeschlofsenen Konventionen entbalten. Die Fefentlichsten Kapitel derselben bebandeln: 1) das Recht der Unterfuchung der Schiffe; 2) den Ort, wobin das den zuftändigen Bebörden zu übergebende Sklavenschiff zu überfübren ist; 3) die Be— fugnifsfe der zuständigen richterlichen Behörde zur Konfiskation des Fahrzeuges; 4) die Beschlagnahme und. Zerstõrung des Fabhr⸗ zeugs; 5) die Zablung von Entschädigungsgeldern im Falle der Freifprechung; 6) die Befreiung der an Bord Des Sklavenschiffs vorgefundenen Sklaven, und noch einige andere FPurkte. Der vierte Hauptabschnitt ist den zwischen Groß⸗ britannien und den Staaten Afrikas und Asiens abgeschlossenen Kon—⸗ ventionen gewidmet; der fünfte zäblt die internationalen, von den rerschiedenen afrikanischen und asiatischen Staaten aner— kannten Verrflicktungen über die Ausrottung des Sklavenbandels zu Lande und die Aufhebung der Sklaverei auf. Die Staaten, die solche Verpflichtungen anerkennen, sind Egvpten und die Türkei, Abcffinlen, Madagaskar, Mohilla und Anjouan, Zanzibar, Mascati, Tunis, Dabomey und verfchiedene kleine Negerstaaten der Westküste ron Afrika. In dem Schlußabschnitt werden die wichtigsten Gesetzesbestimmungen, welche die Türkei betreffs des Sklavenhandels erlassen bat, resümirt. . . .

Der Professor des Strafrechts an der hiesigen Uni⸗ versität, Prins, welcher inter imist isch die Funktionen des zur Disposition gestellten Chefs der Sicherheite⸗ behörde Gauthier de Rasse (vergl. Nr. 285 des eicht⸗ und Staate⸗-Anzeigers“ übernahm, wurde heute Morgen beim Betresen des Hörsaals von seinen Zuhörern mit Zischen und Pfeifen empfangen. Prins suchte den Lärm zu beschwichti⸗ gen und machte vorstellig, daß er als Inspektor der Gefang⸗ nisse der interimistischen Uebernahme der Funktionen Gauthier sz sich nicht habe entziehen können.

Türkei. Konstantinopel, 29. November. Die „Agence de Constantinople“ ist von berufener Seite er⸗ mächtigt, die Meldung der „Daily News“ von geheimen Verhandlungen Rußlands und der Türkei zum Zwecke des Abschlusses einer Allianz, welche Rußland eine Gebiets— abtretung und gewisse pekuniäre Vortheile sichern solle, zu dementiren. Angesichts der neutralen Politik der Pforte könne von keinerlei Verhandlungen die Rede sein.

Serbien. Belgrad, 29. November. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Skupfchtina wurde ein Gesetz entwurf, betreffend die Neuorganisation des Heeres eingebracht.

Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika in Bukarest, Snow den, welcher zugleich für Serbien beglau— bigt ist, überreichte den Regenten heute sein Beglaubi— gungs schreiben.

Amerika. New⸗Hork, 29. November. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Rio de Janeiro meldet: Frankreich habe die Republik der Vereinigten Staaten von Bra⸗ filien anerkannt.

Auftralien. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ meldet aus Sydney, 26. November:

Das Parlament von Neu-Südwales wurde heute von dem Gourcrneur, Lord Carington, eröffnet, der in seiner Rede tie Föderationsfrage berübrte. „Die Verbältnisse, jagte der Fourerneur, baben jüngst Veranlassung gegeben für die Anregung girer Frage edlerer Natur als irgend eine, welche möglicherweise die Intelligen; der australischen Völker beschäftigen oder deren Patriotisms mnfeuern kann, nãmlich, daz die verschiedenen Kolonien Australiens sich zur Vildung einer mächtigen australischen Nation vereinigen. Die Re⸗ gie rung kat Unterbandlungen mit den übrigen Kolonien geknüpft kebufs baldiger Ergreifung dieses wichtigen Schrittes in tem nationalen Leben, und das Parlament wird sich freuen zu ver⸗ nebmen, daß, abgeseben von einigen Meinungtverschiedenbeiten über ken modus operandi, sich in sämmtlichen Kolonien die freundlichste Reigung für diesen großen Zweck bekundet. Die Geburt einer Nation t eine Exroche, welche in der Folge ibres Gleichen nicht haben kann. und das in der Mutterkolonie erweckte Nationalgefühl ist ein sicheres Vorzeichen der erbabenen Zeit, welche sich in ihrem Geschicke nähert. Fs ist jede Aussicht darauf vorbanden, daß die Kolonien über die rrlänfigen Schritte, welche ratbsam erscheinen dürften, sich berzlich rerständigen werden, und es liegt kein Frund vor, daran ju zweifeln, ö. ein . Zwischenverkebr zu einer patriotischen Vereinbarung fübren wird“.

Parlamentarische Nachrichten.

Die nächste Sitzung des Reichstages findet Montag, den 2. Dezember, Mittags 12 Uhr, statt; auf der Tages— ordnung stehen:

Fortsetzung der jweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Bankgefetzes vom 14. März 1875, und erte Berathung des von dem Abg. Dr. Barth und Genossen ein— zebrackten Gesetzentwurfè, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung em 1. Juli 1883 (Beseitigung des obligatoriscken Arbeisbuchs für Bergarbeiter).

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.)

Zeitungs ftimmen.

Das Verhalten der freisinnigen Parteiführer in den Reichstagsdebatten über kolonialpolitische Fragen giebt den Blättern fortwährend Stoff zu Be— racktungen. So schreibt die Deutsche volkswirthschaft⸗ liche Correspondenz“:

„Tagelang dauert nun schon im Reickstage die Debatte über ursete kolonialpeolitischen Unternebmungen, eine Debatte, deren Un—= often Hr. Eugen Richter im Grunde genommen ganz alen trägt. Als, was man an kolonialpolitischer Weisheit seit Monaten in der „Freisinnigen Zeitung“, dem Blatt des gedachten Parlamentariers, gelesen bat, wird ohne Gnade und Barmherzigkeit nochmals ror dem Reichztaaze mit der Miene stoljester Unfeblbarkeit rerkändet. Stellt sich dann heraus, daß die Dinge bis zur Unkennt⸗ lichkeit verrenkt werden mußten, um, in Richter'sche Beleuchtung ge—⸗ krackt, gegen die deutscke. Kolonialpolitik. verwerthet weren. zu önnen; wird festgestellt, daß Hr. Richter Dinge glaubt, die thatsäch⸗ lich ganz anders liegen; ergiebt sich, daß die Richter'sche Bemängelung sachlich ganz werthlos ist, dann kommt Hr. Bamberger und meint garj naiv: ei, was Hr. Richter sagte, sind ja doch „nur unschuldige Randbemerkungen.

Lägen aber die Dinge auch wirklich nur halb so schlimm, wie sie dt. Richter darfstellt, was sollte man von einem Parteifübrer denken, der als seine vornehmste Aufgabe betrachtet, alle die Schäden und Mingel in unseren Kolonialunternebmungen vor dem Auslande auf aden? Müßte wan nicht auf den Argwohn verfallen, ein solcher Pelitiker verfolge die Absicht, das Ausland auf unsere Schwächen aufmerksam zu machen? Nur, offen gesagt, wir trauen Hrn. Richter solche Absichten act zu. Bir haben eine besser, Meinung von ihm als Andere. Wir glauben vielmehr, daß er im Reichstage und in einer Freisinnigen Zeitrng“ die deutschen Kolonialunternebmungen und die Kolonial- relitik nur des balb so heftig angreift und berabsetzt, damit das Aus rd nickt mit argwöbnischen und neidischen Augen auf die Entwickhe⸗ arg der deutschen übersceischen Interessen blicken soll, damit es glaube and in dem falschen Glauben sicher gemacht werde, daß unsere Folenialunterntbmungen nichts, rein gar nichts werth seien und die teren daher ungestört von fremden Riralitäten sich desto freier und täftiger entwickeln können Sollten wir uns aber in dieser Auffassung täuschen, sollte t. Richter wirklich andere Absickten mit jenen Angriffen verbinden „dann um so schlimmer für ihn und für seine Partei, denn damit ürde sich das deutsche Volk dann nicht zufrieden geben, daß ihm Fr. Bamberger sagt, eigentlich waren es ja „nur unschuldige Rand⸗ demerkungen‘, die Hr. Richter zu Platz brachte.“

Zu dem gleichen Thema bemerkt die Nationalliberale Lorrespondenz“ Die Art, wie die deutschfreisinnige Partei unter Führung des Fin. Richter in der diegmaligen Ftatsberatbung die auswärtige, ins eendere zie koloniale Politik bebandelt hat, wird im ganzen Lande nielben Unwillen erregen, den sie im Reichstage erregt hat. Man t ja von dieser Seite viel gewohnt, aber ein solches Uebermaß von == Schmäbsucht und Gebässigkeit bat sich doch niemals art inen Zeitraum von wenigen Stunden zusammengedrängt, nn das Schklimmste ist, daß die Partei sich gar nicht mebr dert, offenbare deutsche Interessen in der unpatrio⸗ li cften Weise zu gefährden und ju schädigen. .. . Alle anderen Teutichen betrachten es als die werthrellste Frucht der Herstellung det nationalen Einheit, daß der Deutsche im Ausland jetzt Schuß nd Recht findet; Hr. Bamberger aber erblickt darin eine Chimäre, it die man das. deutsche Geld nicht vergeuden dürfe. Die entsche Witugesellschaft ferner wird beruntergerissen, obwohl sie an eines Privatunternebmen ift, dem Reich nech keinen Pfennig Clontet bat und überdies auch gerade jetzt in Unterhandlungen steht, . denen das Hineinzerren in die Oeffentlichkeit nur empfind- 4 Schaden bringen kann. In jedem Parlament der Welt würde e Oppesition so viel Takt und Patriotismus besitzen, schwebende er banzlungen nicht durch Dreinreden zu stören, zumal wenn sie 4 den Schaden hingewiesen wird, den sie damit anrichten kann. . .. 2 Richter arbeitet mit seiner parlamentarischen Thätigkeit den ] ablen offenbar sehr glücklich vor. Je länger er am Werk ist, um o größer wird die Zuversicht in allen Kreisen, die noch National gefühl und Patriotismus besitzen. . Selbst, die „Weser⸗-Zeitung“ ist mit der Haltung ihrer arteifreunde im Reichstage nicht zufrieden; so bemerkt sie: rebaů kan wird nicht sagen können, daß vr. Richter eine Kolonial- batte glücklich geführt hat. Wenn man in diesem Augenblick eine

Probe anftellen könnte, wie sich seit drei Tagen die Ansichten der Wiblerschaft über die deutschen Kolonien geändert haben, so würde man finden, daß Hr. Richter eine Einbuße erlitten hat. Das ist allein der äußeren Fübrung der Debatte und jenem Ueber⸗ eifer juzuschreiben, der ibm schon so manchen Verlust eingebracht b . Die Debatte verlief so« daß das Publikum, dem die Einzelbeiten rajch entschwinden, den Sindruck bebalten wird, daß Richter von Graf Bismarck, Geh,. Rath Krauel und Woermann in den Thatsachen gebörig abgefübrt sei, und dazu tragen offenbare Irrthümer in manchen Einzelbeiten ebenfalls bei. Wem die Ansichten des Publikums gleichgältig sind, der mag über solche Folgen svotten und sich auf seinen Gelehrtenstandpunkt beschränken, aber leider ist das durchaus unpolitisch In der Politik bandelt es sich um Machtfragen, und wer die Macht veitbeilt, it die Wäblerschaft. Deshalb sollte man sich vor einer Exilirten-Stim mung käten und nicht die Dinge so überscharf zuspitzen, daß sie der Wäbler⸗ schaft unerträglich werden. Das gilt auch von dem Rath schlag des Abg. Barth. Sütwest ⸗Afrika so rasch wie möglich auf— zugeben. Man mag im Lande berumzieben, so viel man will, so wird man doch verzweifelt wenig Leute finden, die dazu geneigt wären?

Statistik und Volkswirthschaft.

Kohlenbergbau.

Aus dem Düsseldorfer Koblenrevier wird berichtet, daß dort nach Beendigung des Arbeiter Ausstandes zunächst ein Arbeitermangel ein—⸗ trat. Allmäblich bat sich jedoch das Verhältniß wieder ausgeglichen, und bei gesteigerten Löbnen ist auch die Arbeitzleistung wieder erreicht. Die Kohlenpreise sind wesentlich zum Theil bis zu 0 oo gestiegen und zieben noch fortwäbtend an. Diese Steigerung der Koblenpreise ist die unvermeidliche Folge der außergewöbnlich dringenden Nachfrage, die sich auf Sei⸗ ten der Verbraucher, der. Eisenbabnen, Industriellen und selbst der Privaten, namentlich bebufs Beichaffung eiserner Koblen bestände, allerwärts geltend macht. Der Wegfall der Ueberschichten und die größere Vorsicht in der Annabme neuer Arbeinskräfte baben andererseits eine raschere Zunahme der Förderung ver⸗ hindert. Uebrigenz muß ausdrücklich hberrorgeboben werden, um einer weitverbreiteten irrlbümlichen Auffessung zu begeanen, daß die gegenwärtigen boben Koblenpreise vielfach nicht sowobl den Werkbesisern als den Händlern ju Gute kommen, da ein sebhr großer Theil der Förderung von den Grubenverwaltungen bereits bis Mitte oder Ende 1880 zu sebr wesentlich niedrigeren Preisen verkauft ist.

Mit dem Steigen der Koblenpreise gebt das Bestreben Hand in Hand, das Bergwerks ⸗Eigenthum zusammenzulegen, wobei jedoch die bierbei notbwendige Finanzirung eine bedenkliche Erscheinung in der Hinsicht bietet, daß die erböbten Course der Serg— werkfpapiere dazu benutzt werden, den leitenden Kapitallräflen erbebliche Sewinne zujuführen. Diese Gewinne müssen nicht nur eme rückläufige Bewegung bald zur Folge baben, sondern können leicht auch wieder zu einer Quelle neuer Unzufried nbeit und neuer Forde rungen der Arbeiter werden. Diese Befürchtung liegt um so näber, da die Aufbetzungen der Bergarbeiter durch Agitatoren in Presse und Versamm lungen unausgesetzt fortdauern.

Sparkassenwesen.

In der Generalversammlung des Deutschen Sparkassen⸗ Verbandes, welcke am 22. November in Bielefeld stattfand, erstattete der Synditus Dr. jar Heyden den Jahresbericht, dem wir Folgendes entnebmen: Der Redner gedenkt mit Dank der Thätigkeit der Bebörden zur Hebung des volkswirthichaftlich so wichtigen und einflußreichen Sparkassenwesens neben welcher die Bestrebun⸗ gen des Deutschen Sparkassen⸗Verbandes, welche darauf gerichtet sind, mehr ron unten berauf aufzubauen, keines⸗ wegs als überflüsig oder bedeutungslos arzuseben seien In eine neue Pbase der Entwickelung sei in jüngster Zeit die Frage der Postspaärkassen getreten, nachdem der Brandenburzische Sparkassen verband in seinet Gentralrersammlung rom 17. August d. J. im Gegensatze zu der, hbigberigen Haltung des Verbandes eine Reso— lution angenommen hat: der Brandenburgijche Sparkassentag halte es nicht für wünsckenswerth, die Post in den Dienst der kommunalen Sxarkassen jun stellen, vertraue vielmebr der Selbstyerwaltung, daß diese aus eigener Kraft das ihr überwiesene Sparkassenwesen gedeihlick weiter fördern werde. In Betreff des Reservefonds beschloß dieser Sparkassentag, er halte die Ansammlung des Reservefonds in Höbe von 5 für aus reichend, und es sei bei dem Herrn Minister des Innern dabin vor stellig zu werden, daß allgemein den Gemeinden gestattet werde, schon dann, wenn der Reservefonds der Srarkasse 5 *! des Einlaagekaxitals erreicht habe, über die Ueberschüsse mit Genehmigung der Autsichti⸗ bebörde zu öffentlichen Zwecken zu verfügen. Die Sorgen in Betreff des Zinsfußes bkaben sich im abgelaufenen Jahre gegen das Vorjahr nicht vermindert. Der 35 „o Zinkfuß für Kommunal⸗ urd Staate papiere bat sich noch verallgemeinert, und der Cours dieser Papicre gestattete beim Ankaufe für Sparkassen eine 33 9 Verzinsung des Anlagekapitals nicht, da die Course bis 104, ja 195 gestiegen waren Es sei geradezu un⸗ erklärlich, daß gegen die Herabsetzung des Zinsfußes der Einlagen bei dieser Sachlage noch Bedenken laut werden können. Die , der Sparkassen ⸗Gesetzgebung Deutschlands boffe Redner bis Mitte nächsten Jabres zu beenden. Die Königreiche seien fertig; die größeren Kleinstaaten haben zum Theil ganz vortreffliche Einrichtungen, j. B. Baden, welche dann folgen; die kleineren kaben nur wenig selbständige Vorschriften, welcke sich bald anschließen werden dejw. zusammengefaßt werden können.

Wohlfabrtseinrichtungen.

Die Arbeiterkolonie bei Sarda und die Verpflegungestationen in den verschiedenen Orten des Regierungsbezirk Merseburg be⸗ währen sich, wie von dort berichtet wird, nach wie vor. Klagen über Be- lästigung durch die Vagabondage werden nicht mebr laut. Das in mehreren Kreisen erlassene Verbot der Verabreichung von Gaben bat zu deren Unterdrückung wirksam beigetragen.

In Halle wird außer den bereits vorbandenen zwei Volks⸗ kaffeehallen jetzt noch eine dritte von dem Verein für Volkswobl gebaut. Daselbst wird von Privatunternehmern ein Volksspeise⸗ haus im großen Maßstabe mit Leseüimmern ꝛc. errichtet.

Kunft und Wissenschaft.

Die St. Petersburger Zeitungen bringen, wie W. T. B.“ meldet, aus Anlaß des bentigen sechzigsten Geburtstages Anton Ru binstein' s, der an diesem Tage zugleich das Jubiläum seiner fünfzigjährigen künstlerischen Thätigkeit begebt, sympatbische Festartike . Zur Feier des Tages finden mehrere Concerte und musikalische Veranftaltungen statt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dat Ergebniß der diesjährigen Ernte

war im Regierungsbeiirk Breslau im Allgemeinen unbefrie igend und blieb in versciedenen Kreisen des Bentks hinter einer Mittel- ernte jurück. Die Qualität der Halmfrüchte, namentlich des Roggens, war durchweg gering. Die Kartoffelernte verspricht zwar einen reichen Ertrag, doch bat die Kartoffelfäule in Folge andauernden Regent im September große Ausdehnung gewonnen; in den niedrigeren Böden schwammen sogar noch Anfangs Oktober die Kartoffelfelder im Wasser und konnten nicht abgeerntet werden,

Raps ist gänzlich mißrathen. Die Heu⸗ und Klecernte war reich- lich, Flachs meist befriedigend, der Ertrag der Hülsenfrüchte nur

Tai; Die Obsternte war gering, Birnen waren fast gar nicht vor⸗

Der Strohmangel bat sich in einzelnen Kreisen in seit vielen Jahren nicht dagewesenem Umfange gezeigt.

Der für die Landwirthschaft böchst ungänstige Verlauf des Sommers mit seinen zahlreichen Niederschlägen bat leider auch schon die Hoffnungen fürs nächste Jahr wegen der Herhstbestellungen, die zu spät in Angriff genommen werden konnten, berabgemindert.

Bei der Schwierigkeit, von den durchnäßten Aecern die Rüben abzufabren, waren die Zuckerfabriken, welche die Campagne bereits begonnen batten, genöthigt, den Betrieb wegen Mangels an zu ver arbeitendem Robmaterial wieder einzustellen.

Insekten fraß.

Wie aus Düsseldorf geschrieben wird, batte das mass enbafte Auf⸗ treten von Insekten aller Art im Frübjabre große Befürchtungen vor namhaften Beschãdigungen der Waldbestaͤnde bervorgerufen. Glůcklicher⸗ weise sind indessen die Schäden nicht in dem Maße eingetreten, wie erwartet wurde. Namentlich ist ein nach dem starken Schwärmen det Kiefernspanners im Schutz bezirk Alren der Oberförsterei Tanten in Aussicht stebendet verbeerender Fraß des Spanners nicht eingetreten, sodaß zu boffen steht, die im ver— gangenen Jahre von diesem Insekte befallen gewesenen Be— stände sich wieder so erbolen werden, daß ein vorzeitiger Abtrieb der⸗ selben vermieden werden kann. Auch in der Oberförsterei der Rbein⸗ warden ist der von der zweiten Generation des Phratora⸗äters be— fürchtete große Schaden nicht in dem erwarteten Maße eingetreten, da das Insekt vielfach unter dem Einflusse der nas kalten Witterung im Juli und Auguft gelitten hat. Nur der Rüßselkafer bat bier, wenn auch lokal, großen Schaden angerichtet und sind ihm besonders die obnebin i Felge des anhaltenden Hochwassers kränkelnden Bestände ium O gefallen Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß namentlich Viminalis⸗Bestände von Irsekten stark befallen werden wäbren Amygdalina ⸗Arten weniger von denselben zu leiden haben.

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Stockbolm, 25. November.

im Kirchspiel Hammarby, wo in d

jwein al ausgebrochen, juletzt im Juni und alle vorhandenen Schweine getödtet wurden, ist jeßt, nachdem seit jener Zeit kein Krankbeitefall weder auf dem Gute noch in der Umgegend vorgekommen, auf Antrag des Länsveterinärs von der Länsverwaltung alt von der Sc weinepest befreit erklärt worden. Wie aus Halmstadt berichtet wird, ist von dem Länsveterinär in Sänker-Halland auf einem Gute mit 126 Küben der Ausbruch des Milzbrandes konstatirt worden. Drei Kübe fielen schnell, aber qußerdem ist nur noch eine Kub ven der Krankbeit ergriffen worden. Die vorgeschriebenen Absperrungsmaßnabmen sind gettoffen worden

Handel und Gewerbe.

Die gestrige ordentliche Generalversammlung der Schult—

dende auf 15 9,0 fest und ertbeilte Entlastung für das abgelaufene Geschäfls

Die geftrige ordentliche Gener gesellschaft für Schlesische Kram sta genehmigte die vorgeschlagene Diridende.

Der Aufsichtsratb der Mechanischen Weberei in Se bat beschlossen, nach reichlichen Abschreibungen die Vertheilu 14 0/0 Dividende (ebensoviel wie im Vorjahre) der Generalvers lung voriuschlage

In St von Amerika) ist eine nationale Silber-Konvention zasammengetrteten und hat den Beschluß gefaßt, den Kongreß zu ersuchen, die unbegrenzte Prägung von Silberdollarmünzen zu reranlassen, die als gesetzliches Währungsmittel den Goldmünzen gleich zu achten wären.

Wien, 39. Norember. (W T. B) Ausweis der 5sterreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 19. bis 25. No- vember: S833 601 Fl., Mebreinnabme 37 8598 Fl.

New⸗ York, 29. November. (W. T. B.) Baum wollen Wochendericht. Zufubreg in allen Unions bäfen 288 00 Ballen; Ausfubt nach Großbritannien 152 000 Ballen; Ausfuhr nach dem Fontinent 103 000 Ballen; Vorrath 715 009 Ballen.

Theater und Mufik.

Königliche Schausviele. Der Sxielrlan für das Schaufviel für die Zeit vom 1 Dezember bis 9. Dejember lautet: Am Sonntag, den 1: Zum

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ersten Male „Gaudeamus; Montag, den 2: „Die Räuber“; Dienstag, n 3.: Die Räuber; Mittw den 4.: „Gaudeamus“: Tonnerstag, den 5: „Die Journalisten .; Freitag, den 6: „Gaudeamusd; Sonnabend, den 7.: Zum ersten Male: „Feurige Koblen?; Sonntag, den 8.3: „Wilhelm Tell“; Montag, den 98.: Wilbelm Tell“Vꝑ. Für die Oper: Am Sonntag, den 1. Dezember; Der fliegende Holländer; Montag, den 2. : Trompeter von Säkkingen“ Dienftag, den 3. „Satanella“; Mittwoch, den 4: Lobengrin“; Donnerstag, den 5: Zum ersten Male! Aennchen don Thbarau“; Freitag, den 6.: .I. Sinfonie der Königlichen Kapelle; Sonn abend, den 7.: Zum ersten Male wiederbolt: ‚Aennchen von Tharau“; Sonntag, den 8: Gioconda“; Montag, den 8.: Das Rbeingold“. Deutsches Theater. Am nächsten Sonnabend. TL d. M. geht „Der letzte Brief', Lustspiel in 3 Aufzügen von Sardou, neu einstudirt und mit neuer Besetzung in Scene. Am Sonntag wird Der Sobn der Wildniß“ und am Montag ‚Die Stätzen der Gesellschaft! gegeben. Am Dienftag, 3, findet eine Auffübrung von „Romeo und Julia“ mit Hrn. Friedr. Taeger vom Großherzoslichen Hoftheater in Oldenburg, als Romeo stati. Das weitere Repertoire der Woche ist folgender⸗ maßen festgestellt: Mittwoch, 4, „Nächftenliebe; Donnerstag, 5. Der Sobn der Wildniß“; Freitag, 6., ‚Faust's Tod?; Sonnabend, 7., und Sonntag, 8., „Der letzte Brief“. Berliner Theater.

Das Repertoire der nächsten Woche lautet: Am Sonntag, l. Dejember: Montjo ve; Montag 2.3. Schlechte Rasse; Dien stag, 3.3: König Lear; Mittwoch, 4.: Schlechte Rasse ; Donner stag, 5. . Monijove ; Freitag, 6: 14. Abonnemente ⸗Vorstellung: Schlechte Rassen; Sonnabend, 7.: „König Lear“: Sonntag, 8.:

Schlechte Rasse“. ; Lessing⸗Toeater.

Das Repertoire für die laufende Woche lautet: Am Sonntag: Die Ehre“, Montag: „Die Ehre‘. Dienstag: Der Zaungast“, Mittwoch: ‚Die Ebre“',. Donnerstag: Die Ehre“, Freitag: Der Fall Clemenceau“, Sonnabend: Die Ehren, Sonntag: Die Ebre “.

Wallner ⸗Tbeater.

Gestern Abend gelangte ein Schwant von G. von Moser und O. Girndt Nervös“ zur ersten Auffübrung und erfreute sich einer recht freundlichen Aufnahme. Das barmlose Stück bietet weder Neues in der Erfindung der Fabel oder in der Charakterzeichnung, noch Ueberraschungen in der scenischen Verknärfung. Es sind längst bekannte Figuren, die da vor uns erscheinen, und auch die Maral der Handlung ruft Erinnerungen an früber Aufgefübttes wach, aber dennoch unterscheidet sich die Noxität vortheilbaft von der vor einigen Tagen abgelebnten französischen Posse durch den bei aller Derbbeit der Sprache anständigeren Ton und das ungekünstelte Benehmen der bandelnd auftretenden Personen.

Ein junger Mann will sich die Tochter eines Jugendfreundet seines Vaters, des Rentiers Hempel, die vielleicht seine Gattin werden soll, incognito anseben. Zu gleicher Zeit taucht ein Reisender auf, welcher den unglücklichen Namen „Ochs“ fübrt und gleichfalls unter falscher Flagge segelt. Durch die Verwechselung dieser beiden Per

e , de, edel.