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zur Publikation gebracht worden ist. Sowohl bei der Budgetdebatte, wie bei der Kommissionsberathung des Sozialistengesetzes haben auf meine Aeußerungen die Ver⸗ treter der Regierung absolut geschwiegen, obwohl sie doch wenigstens wußten, wie die Sache äußerlich lag; und ich habe Ursache, anzunehmen, daß die Resultate der Unter⸗ suchungen aus den Provinzialinstanzen im September bereits eingegangen sind. Ich bin mit dem Herrn Staatssekretär ein— verstanden, daß in dieser Sache mit großer Ruhe und Vorsicht vorgegangen werden muß, aber das „festina lente“ geht nicht, wenn die Ereignisse mit Gewalt drängen. Alle mir zugehenden Nachrichten lauten dahin, daß die Aufregung in den betreffenden Bezirken ganz außerordentlich groß ist und daß namentlich in dien, Woche eine wichtige Entscheidung bevorsteht. Wenn bis zum Sonntag nicht eine Einigung bezüglich der Sperre her⸗ beigeführt ist, ist das Aeußerste zu befürchten. Hier hätte ich auch von Hrn. Hammacher etwas zu hören gewünscht, denn das ist der brennende Punkt. Die Arbeiter haben bis jetzt eine durchaus friedfertige Gesinnung gezeigt und eine Kommission zu Verhandlungen mit den Grubenleitern einge— setzt. Nun erzählt man sich — ich will hoffen, daß es nicht wahr ist —, daß diese auf die Verhandlungen nicht eingehen wollen. Wollen sie das wirklich nicht, so wird das, was kommt, sie allein treffen. Ein langsamer Gang ist hier nicht angebracht, und wenn ich etwas in der Regierung zu sagen hätte, hätte ich längst eine Spezialkommission dorthin ge— schickt, die mit den Bergbauverhältnissen vertraut sst. Die gewöhnlichen Bureaukraten sind es nicht. Ich bedauere, daß gegenwärtig stattfindende andere Versammlungen die schwache Besetzung des Reichstages verursachen. Wir haben in der bisherigen Session keinen Gegenstand behandelt, der auch nur entfernt die Wichtigkeit des vorliegen— den erreicht. Ich kann nicht umhin zu sagen, wie ich es beklage, daß das gleichzeitige Tagen vieler anderer Ver— sammlungen es herbeigeführt hat, daß in diesem wich— tigen Moment der Reichstag selbst so wenig besetzt ist. Die Herren vom Centrum werden sich zu fragen haben, ob sie ihrer Pflicht nachgekommen sind. Aber sind denn die Nationalliberalen da? Das gleichzeitige Tagen der Pro— vinzial-Landtage ist nachgerade unerträglich. Im Anfange hat die Regierung, das Reichskanzleramt an der Spitze, mit Gewalt darauf gedrungen, daß ein gleichzeitiges Tagen der verschie— densten Versammlungen nicht stattfinden dürfe. Wir selbst haben hier verhandelt, wann der Reichstag, wann die Einzel-Landtage berufen werden sollten. Jetzt verfährt jede Regierung nach Belieben und der Reichstag mag sehen, wie er fertig wird, und wenn wir nicht zahlreicher und fleißiger hier sind, werden wir unser ganzes Ansehen verlieren. Die Regierungen müssen Maß halten mit den Vorlagen und den Reichstag zur rechten ft berufen. — Wer an Ort und Stelle die Dinge im Kohlen— revier gesehen hat, wie ich in diesem Herbst, wer Angesichts von 6— 1000 erregten Arbeitern der Bergwerke, gesprochen hat, der begreift nicht, wie man anderswo die Hände in den Schooß legen kann. Unsere Erörterungen hier werden eher beruhigend, als „aufreizend auf die Arbeiter wirken; sie werden erkennen, daß die Worte des Kaisers nicht vergessen sind. — Man behauptet, der Kausal— nexus jener Bewegung sei sehr schwer aufzufinden, und doch macht man die Centrumepresse verantwortlich. Hr. Kleine hat übrigens gestern in einer Aufregung gesprochen, die ich nicht begreifen kann. Die von ihm verlesenen Zeitungsartikel beweisen aber nichts. Hr. Kleine wird vielleicht auch noch, ebenso wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“, eine Be— richtigung eintreten lassen müssen. Der bekannte große Rechtsschutzverein der Bergarbeiter hat eine Reihe von Vor— schlägen zur Abstellung von Mißständen gemacht. Es wäre für die Sache sehr förderlich gewesen, wenn uns die Herren Kleine und Hammacher gesagt hätten, ob diese Vorschläge brauchbar sind oder nicht. Zunächst muß die Sperre beseitigt werden, damit einige Ruhe in die Gemüther wiederkehrt. Möge die Regierung das Ihrige dazu thun! (Ruf links: Reichstagskommission) Daran finde ich keinen großen Gefallen bei der Zerklüftung der Par— teien; dagegen könnten sehr wohl Reichstagsmitglieder die Re— . bei ihren Informationen unterstützen. Eine gesetzliche egelung der Verhältnisse wird nicht zu umgehen sein, wenn die Unternehmer die dargebotene Hand der Arbeiter fortgesetzt zurückweisen. Auf die Schrift des Dr. Natorp lege ich kein Gewicht, sie ist eine einseitige Parteischrift, und vor Allem hervorgegangen aus der Brust eines eifrigen Kultur— kämpfers. Bezeichnend ist nur, daß auch Hr. Hammacher die Centrumspartei gleichsam abgeschält hat von den übrigen Fraktionen. Staatserhaltend sind wir ja freilich nicht, aber wir sind doch sozusagen noch nicht expatriirte Mitglieder der menschlichen Gesellschaft und auch des Deutschen Reichs. Aber eine solche Gegenüberstellung des Centrums und der übrigen Parteien ist bei dieser Sache am wenigsten angebracht. Viel lieber war mir die Mahnung, daß wir Alle hier zu— sammenwirken, damit die Sache in Ruhe verläuft. Ich habe neben Hrn. Hammacher dazu vielleicht das Meiste beigetragen, aber auch verschiedene meiner Fraktionsgenossen. Er hat in dieser Sache eine der eingehendsten und erfolgreichsten Reden gehalten: Hrn. Dr. Franz verdanken wir es, daß die Bewegung in Schlesien so rasch zu Ende gegangen ist. In Schlesien haben solche Streitigkeiten wie über die Ausschließung der Arbeiter nicht stattgefunden. Wir können nur hoffen, daß es in Westfalen bald so gut gehen wird wie in Schlesien. Es ist mir absolut unbegreiflich, wie Dr. Natorp noch am JT. November in einem Erlaß vor der Annahme solcher Bergarbeiter hat warnen können, die möglicherweise früher etwas Verfängliches gethan haben. Es konnte nur die Strikebewegung gemeint sein. Sorgen Sie, daß die Unbill gut gemacht wird, daß die Leute in der Ausübung der Wahlen nicht ferner belästigt werden, daß sie ihren religiösen Bedürfnissen voll Rechnung tragen können, geben Sie ihnen die Orden zurück, ohne an den Ordensstatuten herumzutüfteln. War die Unzufriedenheit groß, so haben Sie diese Unzufriedenheit durch Ihre Maß— regeln im Kulturkampf auf den Siedepunkt gebracht. Mögen die Arbeitgeber den Leuten soweit wie irgend möglich entgegenkommen. Die Arbeiter aber fordere ich von dieser Stelle auf, doch jeden Gedanken an irgend welche Gewaltthat, jeden Gedanken an eine Strikebewegung fahren zu lassen, es könnte ihnen das nur schaden. Man würde sie gewaltsam zur Ordnung bringen, und alles Erreichte würde wieder verloren gehen. bern ,, die Arbeiter nicht: Wer das Schwert braucht, wird durch das Schwert umkommen. Allerdings gehört diese Sache formell ins. preußische Ab— geordnetenhaus, aber kein Mensch würde es begriffen haben, daß ein Deutscher Reichstag versammelt ist und diefe wichtigste
vom Bundesrath, dies ist die wichtigste Sache, welche wahr⸗
scheinlich in diesen und in den nächsten Jahren hier zur Ver—
handlung gelangt.
Abg. Dr. Haarmann: Der Abg. Stötzel hat dadurch die Ausführungen der Centrumspresse abzuschwächen gesucht, daß er sagt, sie habe ja auch zum Frieden gerathen. Das beweist garnichts. Antonius reizte die römischen Bürger gegen Brutus und Cassius auf und erreichte seinen Zweck, trotzdem er wieder⸗ holt betheuerte: Und Brutus ist ein ehrenwerther Mann, und ehrenwerthe Leute sind sie alle. Mit den Ausführungen des Hrn. Franz kann ich mich im großen Ganzen wohl einver— standen erklären, wenn er nur nicht den Versuch gemacht hätte, die Grubenb sitzer in Westfalen als die bösen Buben und die in Schlesien als die unschuldigen Kindlein hinzu—⸗ stellen. In Westfalen ist man der entgegengesetzten Ansicht. Ich war Anfangs dafür, daß eine Diskussion über diese Sache erst nach Abschluß der amtlichen Erhebungen stattfinden möchte, weil ich fürchtete, die sozialdemokratische Fraktion möchte die Sache in einer den Frieden des westfälischen Kohlenreviers gefährdenden Weise mißbrauchen. Die Ausführungen Frohme's haben mich vollständig beruhigt. Ich wünsche seiner Rede die weiteste Verbreitung. Er überhebt mit seinen kolossalen Uebertreibungen, mit seinen Verdächtigungen der Beamten die staatserhaltenden Parteien, zu denen ich auch das Centrum rechne, der Mühe, den Arbeitern die Augen zu öffnen über die Gemeingefährlichkeit der Sozialdemokratie. Wenn Hr. Frohme einen Beamten erwähnt hat, der einem Arbeiter gesagt haben soll, „geh' kaput oder sieh, wo du andere Arbeit findest“, so fordere ich ihn auf, den Namen dieses Beamten zu nennen. So lange dies nicht geschieht, kann ich seiner Mittheilung keinen Glauben schenken. Ich halte keinen Beamten eines solchen abscheulichen Verhaltens für fähig. Was die von dem Abg. Schmidt behauptete mißächtliche Behandlung der Arbeiter betrifft, so bestreite ich, daß es beim Bergbau schlechter aus— sieht, wie bei anderen Betriebsverwaltungen. In Bezug auf die Wahlbeeinflussungen der Arbeiter hat der Abg. Stötzel im vorigen Jahre bei der Prüfung meiner Wahl erklärt, er sei bereit, eine ganze Liste von beeinflußten Bergarbeitern im Kreise Bochum zu beschaffen. Ich habe ihn brieflich ersucht, mir diese Liste zukommen zu lassen, damit ich meinen Einfluß bei den Arbeitern geltend machen und ähnliche beklagenswerthe Vorkommnisse für die Zukunft verhüten könnte. Bis heute bin ich ohne Antwort geblieben. Ich überlasse es Ihnen, die nöthigen Schlusse daraus zu ziehen. Hr. Schmidt tadelte es namentlich, daß die Arbeiter zu Ueberschichten gezwungen würden. Ich gebe zu, daß man sich im westfälischen Kohlenrevier in dieser Beziehung eine größere Einschränknng hätte auferlegen müssen, aber die Arbeiter haben selbst die Ueberschichten gewollt. Es wäre eine Exrrungenschaft des Strikes, wenn in Zukunft keine Ueber— schichten mehr stattfinden. Die Lohnfrage ist keine brennende mehr. Auch ohne Strike wäre eine Erhöhung der Löhne wegen der Aufbesserung der Geschäfte nicht ausgeblieben. Was die Grubenbesitzer veranlaßt hat, nicht mit den Arbeitern zu verhandeln, weiß ich nicht. Vielleicht wollten sie keine Schwäche zeigen, welche zu einer Fortsetzung des Kampfes und zu neuen Forderungen ermuthigte. Ich persönlich halte eine per sönliche Annäherung der Arbeitgeber an die Arbeiter für geboten. Den Antrag Barth bitte ich Sie abzulehnen. Allerdings be— steht für die Bergarbeiter ein Ausnahmerecht, aber nicht zu ihren Ungunsten, scdern zu ihren Gunsten. Man würde den Arbeitgebern und Albeitern einen schlechten Dienst erweisen, wenn man in Zukunft die Verpflichtung der Betriebsvomrwalter bei der Anstellung der Bergarbeiter, sich über ihre Qualifika— tion und ihre bisherige Thätigkeit in diesem gefahrvollen Beruf zu vergewissern, aufgäbe. Für den Antrag ist keine Petition beim Reichstage eingegangen, und in den letzthin stattgefundenen zahlreichen Bergarbeiterversammlungen hat sich Niemand für den Antrag ausgesprochen. Sollte die Enquete ergeben haben, daß Mißbräuche mit den Abkehrscheinen vor— kommen, so werden die Behörden sicherlich Alles daransetzen, um solche Mißbräuche für die Zukunft unmöglich zu machen. Der Abg. Schmidt stützt sich für seine Behauptung, daß die Grubenbesitzer nach wie vor die Abkehrscheine kenntlich machen werden, auf eine Notiz in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung“. Das ist aus der Notiz nicht herauszulesen, und die Gruben— besitzer werden Alles vermeiden, was bezüglich der Abkehr— scheine bei den Bergleuten Anstoß erregen könnte. Der Vor— stand des Vereins für die bergbaulichen Interessen in Rhein— land und Westfalen hat am 18. Mai ja das Versprechen ge⸗ geben, den Mißbräuchen mit dem Abkehrschein entgegenzutreten. Dieses Versprechen zu erfüllen, ist die Pflicht der Ärbeitgeber, und wer nicht so handelt, ladet eine schwere Verantwortung auf sich. Ich zweifle nicht, daß sie sich dieser Aufgabe vollauf bewußt sind, so lange mir nicht unumstößliche Beweise des Gegentheils gegeben werden.
Ein Schlußantrag wird angenommen. Während der Ab— stimmung über denselben meldet sich Abg. Singer zur Ge— schäftsordnung.
Abg. Singer: Ich hatte mich schon vor der Abstimmung zum Wort zur Geschäftsordnung gemeldet. Ich bezweifle die Beschlußfähigkeit des Hauses, da mir durch den Schluß der Diskussion die Widerlegung der gegen meine Parten ge— richteten Angriffe unmöglich gemacht wird.
Präsident von Levetzow: Ich habe den Schluß bereits proklamirt. Der Abg. Singer hat sich erst während der Ab⸗ stimmung zum Wort gemeldet; ich bedauere daher, dem Zweifel an die Beschlußfähigkeit nicht Folge geben zu können.
Abg. Schmidt (spersönlich)z: Der Abg. Hammacher be— hauptet, er sei sofort zu den Verhandlungen mit den Berg— arbeitern hier bereit gewesen. Ich habe das Gegentheil auch nicht behauptet, aber vorher, ehe die Verhandlungen begonnen hatten, bezweifelte er, daß sie einen Zweck hätten. Nach Be— ginn der Verhandlungen war er allerdings auf abermalige Aufforderung des Abg. Baumbach sofort bereit. Vielleicht be— stätigt auch der Abg. Hammacher, daß wir in dieser Angelegen— heit keine Parteisache erblickt haben. Der Abg. Hammacher beklagt sich ferner über die Erniedrigung und falsche Beur— theilung der Grubenbeamten, die gestern hier erfolgt sei. Vielleicht wird er mir bestätigen, daß er mich dabei nicht ge— meint hat.
Abg. Dr. S amm acher; Ich bestätige gern, daß meine Zurück— weisung eines gestern erfolgten sehr heftigen und unberech— tigten Angriffs auf die Bergwerksbeamten sich nicht auf die Rede des Abg. Schmidt bezog. Ich bestätige ferner die Loyalität der Mitwirkung der Hrn. Baumbach und Schmidt bei den Verhandlungen mit der Bergarbeiterdeputation und namentlich auch das, daß sie sich hierbei von keinen partei⸗
daß ich, obwohl ich mich gestern und heute um Wort ge⸗ meldet hatte, durch den Schluß nicht zu Wote gekommen i dadurch verhindert bin, die oberschlesischen Zustände zu ildern. =
Als dem Abg. Baumbach das Schlußwort zrtheilt wi entsteht im Hause Unruhe. h 2
Abg. Dr. Baum bach: Sie werden doch gestattn, daß, nach⸗ dem zwei Tage lang über unseren Antrag verhaidelt ist, wir auch noch ein Wort dazu sprechen. Daß durch uneren Antrag der große Kohlenstrike überhaupt hier zur Sprach gekommen ist, kann unsere Partei als ein Verdienst für sich n Anspruch nehmen. Die Art und Weise, wie wir für den Antrag ein getreten sind, schließt den Vorwurf aus, als ob es sich für uns nicht um den Frieden zwischen Arbeitgebern uw Arbeitern handle. Nach einer mir eben zugegangenen Dexesche wird am nächsten Sonnabend in Bochum eine große Vesammlung
Strikes und zur Beseitigung der Sperrinaßreßeln Stellung nehmen werden. Ich bedauere, daß hier im Reichs age keine Mißbilligung der Sperrmaßregel erfolgt ist. .
Ich widerspreche der Behauptung, daß mit dem Antrage der Zweck nicht erreicht werde. Es ist ein Irrtlum der Hrn. Leuschner und Haarmann, daß die Grubenbesiter nur auf Verlangen den Arbeitern ein Zeugniß über ihre Führung im Abkehrschein ertheilen können; ehenso wie sie auf Vellangen dazu verpflichtet sind, sind sie nach dem Gesetze auch berchtigt, ein solches Zeugniß auszustellen, wie es auch vielfach gerhehen ist. Der Einwand gegen unseren Antrag, daß er vo: den preußischen Landtag gehöre, ist einfach dadurch zu beseiigen, daß wir hinzufügen, die entgegenstehenden Bestimmingen der Landesgesetzgebung sind aufgehoben. Daß der Abfehr— schein mit Rücksicht auf den gefährlichen Betrieb roth— wendig sei, ist unzutreffend; die Vorschrift hängt vielnehr mit dem Knappschaftswesen zusammen. Im Interesse der Sicherheit müßte man die Legitimation von dem neu in— tretenden Arbeiter verlangen, nicht aber von dem, der im Bergwerk schon thätig gewesen. Daß die Arbeitsbücher zu ominösen Zeichen für die Arbeitgeber mißbraucht werden, ght auch aus den Verhandlungen mit den Vertretern der Arbeit- geber hervor, die für die Abstellung der Mißbräuche sorgen zu wollen erklärten. Ist die Sperrmaßregel eine Rechtferligunz des Vertrauens, das die Herren Grubenbesitzer damals für sich verlangten? Dieselbe widerspricht auch der Zusicherung. daß den Arbeitern keinerlei Nachtheile wegen ihrer Be— theiligung am Strike entstehen sollten. Gerade die drei Bergarbeiter der Kaiser-Deputation sind ent— lassen worden. Arbeiterausschüsse sind sowohl im In— teresse der Arbeitgeber wie der Arbeiter. Diese Art ber Organisation wäre eine Gelegenheit, den Arbeitern zu zeigen, daß sie gleichberechtigt mit den Arbeitgebern behandelt werden sollen und werden. Die persönliche Behandlung der Arbeiter, die skandalöse Wahlbeeinflussung u. s. w. müssen zu der elementaren Explosion wie wir sie im Frühjahr erlebt haben, führen. Zur Vermeidung solcher Vorkommnisse schlagen Sie Bestrafung des Kontraktbruchs u. s. w. vor, wir dagegen Einigungsämter, freie Koalition der Arbeiter, vor allen Dingen freie Wahl der Arbeiter.
Damit schließt die erste Berathung.
Die zweite Berathung des Antrages wird ohne vorherige Kommissionsberathung im Plenum stattfinden.
Schluß nach 5 Uhr.
Es liegen nunmehr die Anträge der Budget kom— mission zu den Etats für die Verwaltung des Reichsheeres vor. Sie gehen dahin, die einzelnen Titel und Kapitel der Etats für die Verwaltung des Reichsheeres für Preußen 2c, Sachsen und Württemberg mit Ausnahme der untenstehenden Etatspositionen, sämmtlich mit den bei den einzelnen Titeln in Ansatz gebrachten Summen und unter den gebrauchten Bezeichnungen unverändert zu bewilligen, sowie zu den folgenden Etatspositionen folgende Be⸗ schlüsse zu fassen: .
Bei den fortdauernden Aus gaben: Kapitel 25, Natural verpflezung: a für Preußen ꝛe.ͤ Titel 46, „‚Brod⸗ und Fourage⸗ verpflegung ꝛe.“, der in Ansatz gebrachten Summe 1 946 070 ss zuzu⸗ fetzen, mithin statt i 285 ö ., S ö 736 025 ' zu bewilligen; b. für Sachsen: Titel 4, „Brod⸗ und Fourageverpflegung ꝛc.“, der in Ansatz gebrachten Summe 2655 448 ½ zuzusetzen, mithin statt 4336527 . — 4591 975 * zu bewilligen; (. für Württemberg: Titel 4, „Brod. und Fourageverpflegung ꝛc.“, der in Ansatz gebrachten Summe 59 842 M zuzusetzen, mithin statt 2700 320 16 — 2760162 ½ zu bewilligen.
Bei den einmaligen Ausgaben. Kapitel 5, a. Ordent— licher Etat.
Il ) Preußen ꝛc. Titel 9, Neubau eines Körner bezw. Mebl— magazins in Magdeburg, voller Bedarf — 141 800 S“, zu streichen. Titel 19, „Neubau von Magazin -Gebäuden in Gleiwitz, erste Rate (zum Grunderwerb und zur Entwurfsbearbeitung) — 11 500 M*, zu streichen Titel 12, „Neubau von Magazin Gebäuden in Hanau, erste Rate (zum Grunderwerb und zur Entwurfsbearbeitung) — 7300 4A“, zu streichen. Titel 13, Für Entwurfsbearbeitung, Grunderwerb und Herstellung der dringendsten Magazin. ꝛc. Anlagen in Folge der Formirung zweier Armee ⸗Corps“, von der in Ansatz ge— brachten Summe 200 000 S abzusetzen, mithin statt 700 000 M nur 5600 900 „ zu bewilligen. Titel 16, „Neubau einer Konservenfabrik
in Span sau, erste Rate (zugleich Baurate)“, von der in Ansatz ge⸗
brachten Summe 100 000 4 abzusetzen, mithin statt 600 000 SM nur 500 000 Æυ zu bewilligen. Tit. 37, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Regiment Infanterie in Stettin, dritte Rate‘, von der in Ansatz gebrachten Summe 234 900 „ abzusetzen, mithin statt 734 000 M nur 500 0c0 M zu bewilligen. Titel 41, Neubau und Ausstattungsergänzung einer Kaserne nebst Zubehör für drei Escadrons in Stolp, erste Rate für Grunderwerb und Entwurf) — 20 000 *, zu streichen. Titel 42, „Neubau eines Feldfahrzeugschuppens in Frankfurt a. O, erste Rate (für Grund—⸗ erwerb und Entwurf) — 45 000 *, zu streichen. Titel 43, . Neubau und Ausstattungsergänzung einer Militär -Arrestanstalt in Erfurt, erste Rate (ngleich Baurate) — 70 000 ', zu streichen. Titel 45, Er—= weiterungsbau des Garnisonverwaltungs⸗-Dienstgebäudes (Vorder- gebäude der St. Adalberts Kaserne) in Posen, voller Bedarf — 41 9060 “, zu streichen. Titel 4, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Auszstattungsergänzung für eine Abtheilung Feld Artillerie in Neisse, erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf) — 110 000 A*, zu streichen. Titel 0, „Neubau und Ausstattung einer Kaserne für ein Bataillon Infanterie in Oppeln, erste Rate (fur Grund erwerb und Entwurf) — 30 000 Ae, zu streichen. Titel 51, „Neu bau einer Kaserne nebst Zubehör für eine Escadron in Düsseldorf, zweite Rate (erste Baurate) —= 1970900 „*, zu streichen. Titel 5b, Neubau eines Bureaugebäudes für dasz General ⸗Kommando des VIII, Armee: Corps in Koblenz, voller Bedarf — 59 000 A*, zu streichen. Titel 59, „Neubau einer Garnifon-Arrestanstalt in Saar brücken, erste Rate Für Grunderwerb und Entwurf) — 35 500 A*, zu streichen. Titel o, „Erweiterung der Infanterie ⸗Kaserne ꝛc. in
politischen Gesichtspunkten haben leiten lassen.
Frage durchaus unerwähnt gelassen hätte. Meine Herren
Abg. Letocha (zur Geschäftsordnung): Ich konstatire,
Blankenburg ze. — 80h0 “, zu streichen. Titel 64, Neubau einer Infanterie⸗Kaserne ꝛe. in Osnabrück ꝛc. — 35 000 M. zu streichen.
stattfinden, in welcher die Bergleute zur Verhüung eines bau der Feld- Artillerie Caserne in Karlsruhe, zur Unterbringung der
Titel 65, „Neubau einer Kavallerie Kaserne z. in Darmstadt.‘, von der in Ansatz gebrachten Summe 509 O00 M abzusetzen, mithin statt S4 4 6000 41 nur 344 000 M zu bewilligen und siatt letzte Rate“ zu setzen: dritte Rate. Titel 66, „Erweiterungsbau der Artillerie- Kä ferne ⁊c in Darmstadt“, von der in Ansaß gebrachten Summe 335 000 4 abzusetzen, mithin statt 485 009 66 nur 150 000 M zu bewilligen, und statt der Worte: „(für Grunderwerb, Entwurf und Baubeginn)“ zu setzen: (für Grunderwerb und Entwurf). Titel 67, Meubau einer Kaserne ꝛc. für eine Abtheilung Feld-Artillerie ze. in Mainz“, von der in Ansatz gebrachten Summe 177 400 A abzusetzen, mithin statt 477 490 1 nur 350 96900 M zu bewilligen und statt: „letzte Rate! zu setzen: dritte Rate‘ Titel 71, Neubau einer Kavalleriekaserne ꝛc. in Karlsruhe“, von der in Ansatz gebrachten Summe 310 900 ½ abzusetzen, mithin statt 619 300 nur 300 000 zu bewilligen. Titel 72 wie folgt zu bewilligen: „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Regiment Infanterie in Karlsruhe, erste Rate (für Entwurfsbearbeitung) — 5 000 MÆ *, mithin 512 660 M abzusetzen. Titel 73, . Erweiterungs-
Artillerie verstrrküng. ert? Rate CFfüß Gntwuffzbeatdeis ung — SoM M-, ju streichen. Titel 81, wie folgt, zu bewilligen: Zur Er—
weiterung des vorhandenen Exerzirplatzes bei Allenstein 206 9000 *,
mithin die Positionen 2. bis 7. zu streichen und 444 500. 1
abzufetzn. Titel 8, „Zur Erweiterung der vorhandenen Baracken
lager 1c.“ von der in Ansatz gebrachten Summe 500 000 A6 abzu=
fetzen, mithin statt 722 b00 M nur 222 500 6 zu bewilligen und
statt: voller Bedarf‘ zu setzen: ‚erste Rate“. Titel 88, Neubau und
Ausstattung eines Garnison Lajareths in Pott dam 2c. von der in Ansatz
gebrachten Summe 100 000 M ahzusetzen, mithin statt 300 000 66 nur
300 000 0 zu bewilligen. Titel 94, Neubau und Ausstattungsergänzung
eines Garnifon-Lazareths in Inowrazlaw ꝛc, von der in Ansatz ge⸗
brachten Summe 50 000 „ abzusetzen, mithin statt 100 900 6 nur
50 000 6s zu bewilligen. Titel 163, „Neueinrichtung eines Train
depots in Dan ig ze.“ statt der in Ansatz gebrachten Summe von
S00 00 1 nur 550 000 e zu bewilligen, und statt: „voller Bedarf“
zu setzen: erste Baurate'. Titel 107, „Zu größeren Neu⸗ und Um-
bauten auf den Remontedepots“, von der in Ansatz gebrachten Summe
138 0001 abzusetzen, mithin statt 215 000 40 nur 77 000 M zu bewilligen.
Titel los, „Zur Erweiterung bezw. Vermehrung der Stall! und
Futterräume auf den Remontedepots“, von der in Ansatz gebrachten
Summe 21 000 M abzusetzen, mithin statt 5 000 6 nur 54 000
zu bewilligen. Titel 113, ‚Neubau einer Militär ⸗Lehrschmiede nebst Kasernement in Frankfurt a. M, letzte Rate? von der in Ansatz ge⸗
brachten Summe 25 000 „ abzusetzen, mithin statt 108 622 6 nur S3 625 M zu bewilligen. Titel 116, „Zum Umhau des Nordwest⸗
flügels des Hauptgebäudes des Kadettenhauses zu Oranienstein, voller Bedarf — 32 060 „Æ e”, zu streichen. Titel 140, Zur Er⸗
weiterung des Barackenlagers auf dem Artillerie -Schießplatz bei Hagenau, voller Bedarf — 103 0900 M*, zu streichen. Titel 143, Neubau einer Infanterie⸗Kaserne ꝛc. in Straß⸗ burg i. E.“. von der in Ansatz gebrachten Summe 190000 abzusetzen, mithin statt 200 000 „ nur 10900 S6 zu bewilligen und statt: ‚erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf)“ zu setzen; ‚erste Rate (für Entwurf. Titel 150 und 151, im Text beider Titel das Wort: „Metz“ umzuändern in: „Forbach“; im Uebrigen unverändert zu bewilligen. Titel 132. „Neubau von Kasernen 2c. für ein Regi⸗ ment Infanterie in Mörchingen 2c.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 300 000 4 abzusetzen, mithin statt 890 go0 S nur 509 090006 zu bewilligen. Titel 153. „Neubau von Kasernen nebst. Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein zweites Regiment Infanterie in Mörchingen, erste Rate (für Grunderwerb, Entwurf und Baubeginn)“, von der in Ansatz gebrachten Summe 300 000 „ abzusetzen, mithin statt 800 000 M6 nur 500 000 MS zu bewilligen. Titel 158, Neubau und Ausstattung eines Garnison-Lazareths in Pfalzburg, erste Rate zugleich Baurate) “, von der in Ansatz gebrachten Summe 25 097 abzusetzen, mithin statt 75 090 S nur 59 900 „M. zu bewilligen. Titel 158, wie folgt zu bewilligen: Neueinrichtung eines Traindepots in Forbach, voller Bedarf — 200 000 wn *.
2) Sach sen. Titel 167, „Neubau und Ausstattung eines Garnison ⸗Lazareths in Freiberg, voller Bedarf 124 000 M“, zu streichen.
3) Württemberg. Titel 178, „Zur Erwerbung und Her richtung eines Garnison-Exerzirplatzes bei Stuttgart‘, von der in Ansatz gebrachten Summe 750 600 „M abzusetzen, mithin statt 1500006 ½ nur 750 000 „ν zu bewilligen und statt „voller Bedarf“ zu setzen: ‚'erste Rate“. . . .
4) Bayern. Titel 181 vorbehaltlich der kalkulatorischen Fest⸗ stellung zu bewilligen. .
Kapitel 13. b. Außerordentlicher Etat.
1. Preußen ꝛc. Titel 3, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Bataillon Infanterie in Halle a. S', zweite Rate (erste Baurat) — 3090 000 S½“, zu streichen. Titel 9, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör ꝛc. in Hagenau“, von der in Ansatz gebrachten Summe 400 060 x abzusetzen, mithin statt 25 812 S6 nur 125812 M zu bewilligen und statt: „letzte Rate“ ju setzen: fünfte Rate“. Titel 14, „Zur Erweiterung bezw. Neu— erwerbung von Artillerie- Schießplätzen“', von der in Ansatz gebrachten Summe 00 000 M abzusetzen, mithin statt 1277 500 66 nur 777 500 1 zu bewilligen. Titel 266, „Neubau und Ausstattung von Kasernen nebst Zubehör für zwei Bataillone Infanterie in Rostock', von der in Anfatz gebrachten Summe 80 900 M abzusetzen, mithin statt od8 000 d nur 468 000 A zu bewilligen und statt „letzte Rate“ zu setzen vierte Rate“. .
2 Sach sen. Titel 30, „Zur Beschaffung bezw. Aptirung von Tornistern z., von der in Änsatz gebrachten Summe 160080 w abzusetzen, mithin statt 1550 000 e nur 13800090 K zu bewilligen.
3 Württemberg. Titel 33, „Zur Beschaffung bezw. Aptirung von Tornistern 2c.1, von der in Ansatz gebrachten Summe 109 000 abzusetzen, mithin statt 1 042 000 Æ nur 942 000 ½ zu bewilligen.
4 Bayern. Titel 41, „Quote an Bayern“ — vorbehaltlich der kalkulatorischen Feststellung —, zu bewilligen. Kapitel 44 der sortdauernden Ausgaben — Militär verwaltung von Bayern voꝛbe⸗ haltlich der kalkulatorischen Feststellung zu bewilligen.
Kapitel 9. C. Einnahme. a. Für Preußen ꝛc. Titel 3 unter itt. JI neu einzustellen: Für das Bauterrain der alten Garnison— bäckerei in Stettin — 278 200 S
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Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 47. — Inhalt; Verfügungen: vom 19. November 1889. Bezug der Zeitschrift L Union postale“; vom 27. November 1889. Austausch von Briefen mit Werthangabe im Verkehr mit Argentinien; vom 28. November 1889. Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit. ;
Veröffentlichungen des Katserlichen Gesundheirs— amts. Nr. 49. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Volkskrankheiten und Sterbefälle im Oktober. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40090 und mehr Ein— wohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes, — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt. und Landbezirken. — Flecktyphus im Untertaunus-Kreise. — Cholera auf Sumatra. — Desgl. in Mesopotamien und Persien. — dest in Assyr. — Erkrankungen der deutschen Eisenbahnbeamten. — Infektionskrankheiten in Bayern, J. und II. Vierteljahr 1889. — Witterung — Grundwasser⸗ und Boden Temperaturen in Berlin und München, Oktober. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Italien, 1. Juni bis 25. September. — Veterinär polizeiliche Maßregeln. — Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich Desinfektion an Bord — Preußen.) Vorkehrungen gegen
itzschsag. — Impfung der Ersatz⸗Reservisten. — Bettstellen der azarethgehilfen 2c. — Petroleum. — Begräbnißplätze. — (Reg. Bez. oblenz. Revisionen der Droguen⸗, Material⸗ und Farbwaaren⸗ Handlungen. — (Stadt Nordhausen.) Desinfektion der zum Haar⸗ chneiden ꝛc. gebrauchten Instrumente. — Rechtsprechung. (Ober⸗
Entscheidungen des Reichsgerichts. G .
Untersuchungsgefangene, welche Krankheitshalber in ein allgemeines Krankenhaus übergeführt und der Krankenhausverwal⸗ tung als kranke Gefangene übergeben worden, bleiben, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 29. Juni 1859, Ge— fangene, und der Krankenwärter, welcher die Aufsicht über diese Ge⸗ fangenen als solche thatsächlich übernommen hat, ist, bei einer von ihm vorsätzlich oder fayrlässig beförderten Ent weichung der Ge— fangenen aus 5. 121 des Str. G -B. (. Wer einen Gefangenen, mit dessen Beaufsichtigung er beauftragt ist, entweichen läßt ꝛc.) zu bestrafen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Nach weisung
der in den hauptsächlichsten Bergbaubezirken Preußens während der, 3 erst en Vie rtel jahre 1889 Her dien ten.
Ber gat dert fe d sh nᷓ. (Nach amtlichen Erhebungen.)
. reine ne Zahl der . (nach Abzug aller
. Arbeitskoften, Arbeiter Arbeits sowie der Knapp⸗ Bergbau (ohne schichten
schafts⸗ und Krankenkassen⸗ Bezirk Beamte und
Beitrãge)⸗ Aufseher) auf 1 . im Ar⸗ . G nzen beits ˖ Ganzen anzen schicht Mt Mb
chicht zu Mark
ĩ
Die in Abzug gebrachten Knappschafts⸗
und Krankenkassen⸗Beiträge berechnen sich
durchschnittlich auf 1
I. Ober ⸗Berg⸗ amts bezirk Breslau.
I) Steinkohlen⸗ bergbau in Ober⸗
schlesien. 1889: I. Vierteljahr 42 845 3 008066 II. . 41 106 2734 674 III. . 42 597 3164 921 2) Steinkohlen⸗ bergbau in Nieder⸗ schlesien. 1889: ‚ J. Vierteljahr 1119687 II. 984 168
III. = 11937 344
Il. Ober⸗Berg⸗ amtsbezirk alle.
2321 600 2121522 2 603 595
6 475 45ę2
ö. 2 874 064 ö 3 h66 216
. 1472 ia 2) Kupferschiefer⸗ bergbau.
1. Vierteliahr 14 338 1967600!
II ö III. ö. 13 940 1004814 3) Steinsalzberg⸗ bau. 1889. I. Vierteljahr ho h9ꝰ II. ö.
III. . 290 236 III. Ober- Bergamts⸗
bezirk Klausthal. Staatlicher Erz—⸗ bergbau am Ober- harz. 1889: I. Vierteljahr 3 387 253 628 75 II. ö. 3 401 254 0921 75 520 242 2,05 0, 14 3 336 251 0011 75 5127111 2,04 0, 18 Anmerkung. Dem baaren Lohne ist hier noch der Geldwerth der „Brodkorn⸗Zulage“ mit durchschnitlich 0,13 bezw. O, 10 u. O, 10 „S auf 1 Arbeitsschicht hinzuzurechnen.
ö hoh 489 2831376
1ä751 864 930 8h
11 9271 2,02 0, 14
Bergamts⸗ bezirk Dortmund. Steinkohlenberg⸗ bau. 1889: I. Vierteljahr 110 964 II. * 108 852 III. ö 110791 V. DBer-Berg⸗ amts bezirk Bonn. ) Staatlicher Steinkohlenberg⸗ bau bei Saar⸗ hrücken. 1889: L Vierteljahr 26 219 1806133 II. , 25 362 1 687 212 III. 2 25 677 1982 650 2) Steinkohlen⸗ bergbau bei Aachen. 1889: . J. Vierteljahr 7030 526 569 II. ö 6 702 464 826 III. . 6716 529 995 3) Rechtsrheini⸗ scher Erzbergbau. 18389: I. Vierteljahr 28 757 2042871 II. . 28 290 1877743
III. . 28 343 2039 301 ) Linksrheinischer
Erzbergbau. 1889: I. Vierteljahr 4629 333 312 72
24 481 150 21 770 945 28 623 340
h 262 509 5277382 6 758 102
1359206 1238111 1478 662
4592188 4220 921 4747 699
707 034 698 980
andesgericht Dresden.) Feilhalten eines Gemisches von weißem Zucker ⸗Syrup und gereinigtem Honig durch einen Nichtapotheker.
II. ' 41594 3177231 69
III. ö 44781 336 574 751 744188
Zur Lage der Textilindustrie.
In der Leinenfabrikation haben, wie aus Minden be— richtet wird, die Arbeitskräfte, soweit solche vorhanden oder zu finden waren, in den letzten drei Monaten zu höheren Löhnen regel⸗ mäßige Beschäftigung gehabt, ohne der Nachfrage voll genügen zu können. Absatz und Umsatz haben sich demgemäß gesteigert.
Wie aus dem Osnabrückschen gemeldet wird, bat der gute Geschäftsgang in der Flachsspinnerei im letzten Quartal an— gehalten. Für einzelne gute Flachsgarnsorten trat eine geringe Preis⸗ ermäßigung bis zu etwa 2 ½ ein. In der Leinenhandweberei war, wie im ersten Theil des Sommers, auch im letzten Vierteljahr die Produktion eine sehr mäßige. Die Weber waren reichlich durch Feldarbeit beschäftigt, überdies gab aber auch die drückende schlesische Konkurrenz Veranlassung, die Anfertigung leichter Handstuhlwaaren zu beschränken. Auch in der mechgnischen Weberei war im letzten Vierteljahr eine geringe Produktionsverminderung zu verzeichnen, welche indessen mit der AÄAnfertigung besserer Leinen Qualitäten Hand in Hand ging. Die Gewebepreise stehen zur Zeit nicht in richtigem Verhältniß zu den Preislen der Garnsorten
unde - beben ziemlich gedrerkr Sn den letter Kongsen *Rurden im- =
den Fabriken verhältnißmätig große Lagerbestände angesammelt, zumal in beßserer Waare, da die Liebhaberei der Käufer für geringwerthige Gewebe sich sehr stark geltend machte. Man hofft indessen von der Belebung des Geschäfts in anderen Gewerbszweigen für den Winter eine Besserung der Absatzverhältnisse. ;
Auf dem linken Rheinufer war die Beschäftigung in den mechanischen Seiden stoff⸗ Fabriken eine andauernd lebhafte, wesentlich bedingt durch die Mode für stückgefärbte Waaren, beson— ders für solche, welche zu Bändern verarbeitet werden. Die Hand stuhl . Stoff weberei war gleichfalls ausreichend beschäftigt. Mit der Vermehrung der Stuhlzahl ging in den Betriebscentren und ihrer näheren Umgebung eine Erhshung der Lohnsätze Hand in Hand. Die Fabrikation gewisser Arten von seidenen Bändern, die früher vorzusweise in St. Etienne betrieben wurde, hat in Krefeld bedeutenden Umfang atgenommen und bildet zur Zeit einen wesentlichen Eiwerbszweig. Die Sammet ⸗ und Plüschbranche ist zwar noch nicht zu ihrer früheren Bedeutung zurückgekehrt; die Nachfrage nach farbigen und schwarzen Sammeten und nach Seelskin⸗Plüschen für den Herbst⸗ und Winterbedarf war jedoch lebhaft genug, um die Handstuhlfabrik etwas auszudehnen und einen Theil der seit dem vorigen Herbst zur Stofffabrik überge—⸗ gangenen Sammetweber wieder in Arbeit zu nehmen. Auch die alten Sammetbandstühle wurden wieder in Thätigkeit gesetzt, da eine plötzlich auftretende Mode für Sammetband mit Satin⸗Rücken einigen Hundert Webern lohnende Beschäftigung gewährte, Nach den Ermitte⸗ lungen der Krefelder Handelskammer ist die Zahl der beschäftigten Handstühle von 38 — 4000 am 1. Januar d. J. wieder auf etwa 10 000 bis zum Augu st gestiegen. Zur Zeit haben die beim Fach verbliebenen Handwerker fast sämmtlich — zum großen Theil in der Stofffabritation sowohl auf Hand- wie auf mechanischen Stüblen — auskömmliche Beschäftigung gefunden, und steht, da die Aussichten der Sammet und Plüschindustrie für den kommenden Winter noch etwas günstiger sind als im vorigen Herbst, zu hoffen, daß ein Nothstand unter der Weberbevölkerung während der kalten Jahreszeit vermieden wird.
Die im Regierungsbezirk Frankfurt hauptsächlich vertretene Tuchfabrikation war andauernd flott beschäftigt. Seitdem es der Tuchindustrie gelungen ist, den Wettbewerb im Auslande mit englischen und französischen Fabrikaten meist erfolgreich aufzunehmen, und seitdem sich auch der inländische Bedarf gesteigert hat, fehlt es nicht an Bestellungen, aber auch nicht an bedeutender Kon— kurren; im Inlande. Ein großer Theil der Fabrikanten ist jetzt dazu übergegangen, anstatt der alleinigen Streichgarnfabrikate die Herstellung von Kammgarnstoffen zu pflegen, so hesonders in Kottbus, Guben und Peitz. Die Leinen-Industrie hatte, besonders in den feineren Flachsgarnen, dem Auslande gegenüber, einen schweren Stand. Besser ging das Geschäft in dem mehrbegehrten und preiswerthen Werggarn.
Kunft und Wissenschaft.
Das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. hat sich, wie die M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, nach den in der Ende No— vember abgehaltenen Hauptversammlung erstatteten Referaten auch im abgelaufenen Verwaltungsjahre günstig weiter entwickelt und eine viel umfassende Thätigkeit entfaltet. Zeugniß von dieser Thätigleit legen die „Berichte“ des Hochstifts ab, von welchen so eben das erste Heft des sechsten Bandes erschienen ist. Die Mitgliederzahl, welche nicht bloß auf Frankfurt beschränkt ist, beträgt jetzt 1550. Die Ausgaben beliefen sich im Jahre 1888/89 auf 39217 „S, darunter 4870 „ für Veranstaltung der Lehrgänge, 5279 S für Herstellung der Berichte, 1964 S für Vermehrung der Goethe⸗Bibliothek, 7000 S für Gehalte und 4200 S für Ruhegehalte. Die Einnahmen betrugen 40 295 „S, worunter Sb? 66 vom Be— such des Goethe-Hauses, 8487 „MᷣU Beiträge und Einstands— gelder und 20 5289 6 an Zinsen aus der Maller'schen Stiftung, welcher es das Hochstift verdankt, daß es seinen Mitgliedern bedeutend mehr bieten kann, als bei dem Pflichtheitrage von 6 (S6 möglich wäre, Die Thätigkeit des Verwaltungsausschußses wurde in jüngster Zeit besonders durch die Abwehr der Gefahr in Anspruch genommen, welche dem Goethe⸗Hause durch einen auf dem Nebengrundstücke ge⸗ planten Fabrikbau drohte. Diese Gefahr wurde dadurch abgewendet, daß das Hochstift jenes Grundstück für 82 000 „ ankaufte, was durch ein Darlehen der Stadt in Höhe von 75 000 M ermöglicht wurde.
— Am 25. des vergangenen Monats hat, laut Mittheilung der Voss. Zt.“ Dr. Schliemann seing neuen Ausgrabungen in Hissarlik begonnen, um den Streit mit E. Bötticher zu erledigen, der, wie bekannt, die Schliemann'sche Behauptung, daß auf dem Hügel Hissarlik die Reste der alten Burg von Troja gefunden seien, bestreitet und vielmehr behauptet, daß der Hügel durch all— mähliche Anhäufung bei den Todtenverbrennungen entstanden sei. Daß Schliemann vom Sultan die Erlaubniß zu neuen Ausgrabungen ertheilt worden ist, hat er, wie das angeführte Blatt berichtet, der Verwendung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zu danken.
— In der Stadt Hartenstein im Erzgebirge, dem Geburts⸗ ort des Dichters Paul Fleming (geb. 15. Oktober 1609, gest. als Arzt zu Hamburg 2. April 1640), hat sich, laut Mittheilung der Voss. Ztg.“, ein Comité gebildet, welches die Errichtung eines Denkmals für diesen nächst Paul Gerhardt bedeutendsten Lyriker des 17. Jahrhunderts anstrebt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Land wirthschaftliche Provinzialverein für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz trat gestern hier- selbst im großen Saale des Architektenhauses unter Vorsitz des Ritterschafts⸗ Direktors von Wedell-Malchow zur 4. General- versammlung zusammen. In Vertretung der Regierung waren der Geheime Sber-⸗Regierungs-Rath Dr. Thiel, der Regierungs⸗ Präsident Graf Huy de Grais und andere Kommissarien anwesend. Der Verein umfaßt z. 3. 140 Spezialvereine, 20 mehr wie im Vor— jahr. Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung verwies der Vorsitzende auf die bevorstehende große Pferdeausstellung. Der Verein wird aus den 10 Zuchtbezirken der Provinz 20 Mutter stuten mit Fohlen oder gedeckt ausstellen und zwar sollen dies nur Pferde bäuerlicher Züchter sein. Die Gesammteinrahme des Vereins belief sich im letzten Jahre auf 185 975 M, die Ge— sammtausgabe auf 121 484 ; fuͤr wissenschaftliche Untersuchungen wurden 29 008, zur Förderung der Pferdezucht 11 040 M, zur För⸗ derung der Zucht der übrigen Thiergattungen 35 795 S6 verausgabt. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung beschäftigte sich der Verein mit folgenden Gegenständen: „Züchtung von Buttertühen ., Ver wendung der Thomasschlacke! und „Maßregeln zur Verhütung der Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche“, über welch letzteren
Punkt eine Resolution angenommen wurde. Den Beschluß machten
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