1889 / 293 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Dec 1889 18:00:01 GMT) scan diff

menge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Später fand im Neuen Palais Familientafel, im Schlosse Marschallstafel statt. Abends wohnte Se. Majestät der Festvorstellung im Hof⸗Theater bei. Die glänzende Illumination der Stadt nahm Allerhöchstderselbe auf dem Wege zum Theater in Augen⸗ schein. Als Se. Majestät das Theater betrat, erhob sich das Haus und stimmte begeistert in das vom Hof-Theater-Direktor Wünzer ausgebrachte Hoch ein. Während der Pause wurde der Thee eingenommen. Das Wetter ist rauher geworden und leichter Schneefall eingetreten.

Se. Majestät der Kaiser haben unterm 4. d. durch die Vermittelung des Kaiserlichen Konsuls in Zanzibar die nachstehenden Telegramme an Dr. Emin Pascha und an Mr. Stanley abgehen lassen: ⸗6

An Dr. Emin Pascha:

Bei Jörer endlichen Rückkebr von dem Poften, welchen Sie über 11 Jahre mit eckt deutscher Treue und Pflichterfüllung helden · müthig behauptet haben, begrüße Ich Sie gern mit Meinem Gläück— wunsch und Meiner Kaiserlichen Anerkennung. Es hat Mir zur be— sonderen Freude gereicht, daß die Trupve des deutschen Reichskommissars Ihnen den Weg an die Küste gerade durch unser Schutzgebiet bahnen konnte. Wil helm Imperator Rex.“

An Mr. Stanley.

„Thanks to vour tenacity of purpose and indomptable courage von have now, after having repeatedly erossed the dark continent, achieved a new long journey full of fearful dangers and almost unbearable hardship. That Jou have overcome it all and that vour way home led von through territories placed under my flag, gives me great satisfaction, and IL welcome vou beartily on Four return to civilization and safetꝝ.

Wilhelm, Imperator Rex.

Beide Telegramme haben ihre Bestimmung erreicht, aber in Folge des schweren Unfalles, der in so bedauerlicher Weise den deutschen Afrikaforscher Emin Pascha betroffen hat, ist von Stanley allein eine Antwort darauf eingetroffen. Die— selbe ist von Zanzibar, den 56. datirt, trägt die Adresse: „Imperator Kex, Darmstadt Schloß“ und hat folgenden Wortlaut:

„Our expedition is to-day ended. J haye had the honour ot veing hospitably received ever since arriving at MNpwapwa by Hajor Wissmann and his otficers. Our lines have indeed run into pleasant places From Bagamoyo to Tan- zibar the „Sperber! and „Schwalbe“ conveyed us with every mark of honour and Ekindness. remember gratefully the hospitality and princely courtesy shown to me at Potsdam in 1885, and Jam now profoundly impressed with Tour Hajesty's condescension, goodness and gracious welcome on my return from Africa. With sincere heart J ray“ Long live the noble Kaiser Wilhelm the Second!“ .

Auf eine von Sr. Majestät ergangene Anfrage über das Befinden Emin Paschas ist am 6. d. M. nachstehendes Tele— gramm des Majors Wissm ann eingetroffen:

„To His Majesty Wilhelm the Second, Emperor of Germany.

Darmstadt Schloss.

Emin befindet sich etwas besser. Er bleibt in Bagamoyo und beauftragt mich, Ew. Majestät zu sagen, daß seines Kaisers Glückwunsch die beste Belohnung für seine Arbeit sei. Er bittet dafür seinen unterthänigsten Dank abstatten zu dürfen.“

Die Untersuchung der Arbeiter- und Betriebs— verhältnisse beim Steinkohlenbergbau, welche aus Anlaß der im Mai d. J. erfolgten Arbeiterausstände von den zuständigen Ressort-Ministern angeordnet worden ist, sieht ihrem Abschluß entgegen.

Zunächst haben die dazu bestimmten örtlichen Behörden (Landräthe, Bergrevierbeamte u. s. w.) die Vernehmungen der Arbeiter und Bergwerksbesitzer sowie die sonst erforderlichen Ermittelungen vorgenommen und sich demnächst gutachtlich über die auf jedem untersuchten Bergwerke vorgebrachten Be— schwerden und Wünsche geäußert. Die in dieser Art erwachsenen Verhandlungen haben hierauf für Be— rathungen der betheiligten Provinzial⸗ und Bezirks— behörden (Ober-Präsidenten, Regierungs-Präsidenten und Ober⸗Bergämter) die Grundlage gebildet und sind von diesen mit ausführlichen Gutachten den Ministern der öffent— lichen Arbeiten und des Innern eingereicht worden. An letzteren Stellen erfolgte der Eingang im Laufe der Monate September und Oktober; der zuletzt angekommene Bericht über die Verhältnisse Oberschlesiens trägt das Datum des 31. Oktober.

Seitens der zuständigen Minister sind Kommissarien mit der Sichtung und Zusammenstellung des äußerst umfangreichen Materials betraut worden, welches in etwa 240, theilweis mehrere Hundert Seiten umfassenden Aktenstücken vorliegt. Im Laufe der am 9. Oktober begonnenen kommissarischen Be— rathungen haben sich mehrfache Rückfragen bei den be— theiligten Behörden als unumgänglich herausgestellt, nach deren Erledigung an die Bearbeitung einer die Untersuchungsergeb— nisse umfassenden Denkschrift herangetreten worden ist, deren Beendigung bevorsteht. Die Denkschrift wird s. 3. der Oeffent— lichkeit übergeben werden.

Mit Rücksicht auf den enormen Umfang der Unter— suchungsverhandlungen, welcher bei zweckdienlicher und gewissen⸗ hafter Erfüllung der gestellten Aufgabe nicht vermieden werden konnte, kann nicht wohl einer der betheiligten Behörden eine Verzögerung zur Last gelegt werden.

Die von Sr. Majestät dem Kaiser unter dem 19. November d. J. genehmigte Marine⸗Ord nung ist jetzt im Verlage von E. S. Mittler und Sohn in Berlin er— schienen. Sie schließt sich, soweit dies bei den verschiedenen dienstlichen Verhältnissen möglich ist, eng an die zu Anfang des vergangenen Jahres Allerhöchsten Orts genehmigte Wehr— ordnung an und zerfällt in zwei Theile, deren erster das Ersatz⸗ wesen, der zweite den Beurlaubtenstand betrifft. Im ersten Theile handelt Abschnit J1 von der Rekrutirung und enthält die Vorschriften über Festsetzung des Ersatzbedarfs, die Gestellung und Untersuchung der Tauglichkeit im All⸗ emeinen, wie für die einzelnen Marinetheile, die bedingte , dhe und zeitige sowie vollständige Untauglichkeit zum Dienst in der stehenden Marine, der Marine Ersatzreserve oder zu jedem Militärdienst, sowie über das Verfahren bei der Ueberweisung und Einstellung der Rekruten und die Führung der Marine⸗ und Schiffsstammrollen. Abschnitt 11 enthält die Bestimmungen betreffs des Ausscheidens der Mannschaften,

und zwar bei Entlassung nach beendeter oder vor beendeter

Dienstzeit, wegen Dienstunhrauchbarkeit und bei Entlassungen tst . . IGraf von Stauff en berg und der Second⸗Licutenant Freiherr

von S. M. Schiffen im Auslande, sowie die Bestimmungen über die Entlassungs⸗ und Ueberweisungspapiere und das Verfahren bei Sterbefällen. Abschnitt III handelt von dem freiwilligen Dienst und bezieht sich auf die Einstellung und Ausbildung der Kadetten, der Einjährig-Freiwilligen, die Ausbildung der Mediziner und die drei⸗ und vierjährigen Freiwilligen. Weitere Paragraphen handeln von der Einstellung von Mann—⸗ schaften an Bord S. M. Schiffe im Auslande, von den Kriegs⸗ freiwilligen, der Anmeldung, Aufnahme, Einberufung und Ausbildung sowie der Entlassung der Schiffsjungen und von dem Dienstverhältnisse, in dem die Köche und Kellner der Messen S. M. Schiffe und Fahrzeuge st⸗hen. Im zweiten Theil bringt Abschnitt IV die Vorschriften über die Listenführung der zum Beurlaubtenstande gehörigen Mann— schaftsn, die Marinepersonalbogen, die Seewehr-Stammrollen und Marine-Ersatzreserverollen, die Kontrol- und Hülfslisten. Ueberweisungsnationale, Militär- und Marine Ersatzreserve— pässe. Abschnitt V handelt von den all gemeinen Dienst— verhältnissen der Personen des Beurlaubtenstandes, von den zur Disposition der Marinetheile beurlaubten Mannschaften, von Kontrolversammlungen, von den Uebungen des Be— urlaubtenstandes und der Marine-Ersatzreserve, von der Einberufung und Ueberführung zur Seewehr ersten und zweiten Aufgebots oder zum Landsturm. Absa nitt V und VI endlich betreffen die Ergänzung und die besonderen Verhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes und enthalten die Verordnungen über die Urbungen der Offizier-Aspiranten, deren Wahl, den Vorschlag zum Offizier, den Uebertritt von aktiven Offizieren in den Beurlaubtenstand, Auszeichnung vor dem Feinde, sowie die Dienstverhältnisse der Reserve- und der Seewehr⸗Offinere. Als Muster sind beigegeben die Schemata für Rekrutirung, Stammrollen, Entlassungsscheine, Militärpässe, Führungs⸗ zeugnisse u. s. w. Ein weiterer Anhang enthält eine Anzahl von Anlagen, auf die Behufs näherer Erläuterung bei den einzelnen Paragraphen verwiesen ist.

Der Königlich württembergische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Wirkliche Geheime Kriegsrath von Horion, ist von hier abgereist.

S. M.; Kanonenboot „Fl tis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ascher, ist am 6. Dezember er. von Shanghai nach Nagasaki in See gegangen.

Schweid nitz, J. Dezember. (W. T. B.) Der. Vater des Finanz-Ministers Dr. von Scholz, Gehe imer Sanitäts— Rath von Scholz, ist heute Nacht gestorben.

Hannover, 6. Dezember. In der heutigen (2.) Sitzung des hannoverschen Provinzial-Landtages wurde das Schreiben des Ober Präsidenten, Ersatzwahlen zum Pro— vinzial Landtage betreffend, einstweilen von der Tagesorsnung abgesetzt. Auf Antrag des Abg. von Rössing wurden die Schrift— führer mit der Prüfung der Vollmachten beauftragt. Den Antrag des Provinzial-Ausschusses, betreffend die Prüfung der Jahresrechnung der Provinzial-Hauptkasse und der Kassen der ckin zelnen Provinzial-Anstalten, begründete der Landes⸗-Dirktor Freiherr von Hammerstein, welcher darauf hinwies, daß schon im vorigen Landtage das Unzulängliche der bisherigen Rechnungsprüfung zur Sprache ge⸗ bracht sei, der Ausschuß sich mit der Sache befaßt und darauf den Antrag eingebracht habe. Die Zahl der Mitglieder soll von bisher 7 auf 5. verringert, dagegen sollen ebensoviel Er— satzmänner gewählt werden. Statt „Ausschuß“ sei „Kom⸗ mission“ gesetzt, im ihre Dauer über die Tage des Landtages hinaus zu ermöglichen, mit Rücksicht auf S§. 99 u. f. der Provinzialordnung. Der Ober Bürgermeister Struck⸗ mann beantragte, die in dem Antrage enthaltenen Worte „sofort nach seinem Zusammentritt“ zu streichen, um dem Landtage zu überlassen, wann er die Wahl der Kom— mission für zweckmäßig halte, sowie die Zusatze: der Landtag wählt die Kommission aus seinen nicht dem Provinzialaus⸗ schusse angehörenden Mitgliedern. Die Mitgliedschaft erlischt bei dem Ausscheiden aus dem Landtage oder dem Eintritt in den Provinzialausschuß. Der Abg. von Düring stellte den Antrag, die Angelegenheit einer Kommission zur Prüfung zu überweisen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag von Düring und der erste Antrag Struck— mann verworfen, die übrigen Zusätze genehmigt und der Antrag des Provinzial-Ausschusses einstimmig angenommen. Es folgte die Berathung des Antrags des Provinzial-Ausschusses, betreffend die Uebernahme der von den Provinzial— beamten zu leistenden Beiträge zu der Provinzial⸗ Wittwenkasse auf den Etat der Provinzialverwal— tung. Abg. von Linsingen als Berichterstatter begründete den Antrag des Ausschusses, der von demselben einstimmig angenommen ist, in ausführlicher Weise. Der Antrag wurde auf Anregung des Abg. Hattendorff einer Kommission überwiesen. Hierauf trat der Landtag in die Be— rathung des Haushaltsplanes des Provinzialver⸗ bands von Hannover ein. Die Abschlüsse der einzelnen Einnahmen wurden genehmigt, ebenso die Ausgaben für den Provinzial-Landtag, das Landes⸗Direktorium, die Provinzial⸗ Verwaltung, die Kosten des Provinzialraths der einzelnen Landschaften, die Provinzial-Büchersammlung, für Kunst und Wissenschaft, und der Haushaltsplan der Heil- und Pflege— anstalt zu Hildesheim. Von dem Abg. Lichtenberg wurde am Schluß der Sitzung mit genügender Unterstützung der Urantrag eingebracht, die Regierung um Vorlage eines Gesetzes zu ersuchen, betreffend die Wohnungsmiethverträge und Ziehzeiten.

Bayern. München, 6. Dezember. (Allg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent ist gestern Abend A Uhr nach zwölftägiger Abwesenheit von hiesiger Residenz— stadt auf der Rückkehr von den Wildschweinjagden aus dem Spessart mittels Extrazuges in Begleitung der rer n Ludwig und Leopold wieder hier eingetroffen. Zu gleicher Zeit kamen auch die Flügeladjutanten Ritter von Wiedenmann und Freiherr von Wolfskeel sowie die Pe geen schaßt Erz⸗ gießerei⸗Inspektor Ferdinand von Miller, Hofstabsarzt Hofrath Pr. 86 und Hofjagdinspektor Krembs, zurück.

eute Vormittag fand durch eine Kommission der St. Georgi⸗Ordensritterschaft, an deren Spitze der Ordens⸗ großkanzler Freiherr von und zu Franckenstein stand, die Verlesung der Statuten vor den Kandidaten statt. Zu Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Rupprecht begab sich zu diesem Zwocke die Kommission in dessen Appartements; den übrigen Kandidaten wurden die Statuten im geschmückten Ordensarchiv der Königlichen Residenz vorgelesen. Als Auf⸗ schwörer bei der am nächsten Sonntag stattfindenden Auf⸗

nahme der sechs Kandidaten in den Orden fungiren der Standesherr Fürst von der Leyen, der erbliche Reichs rath

von Laßberg. .

Der Referent des Finanzausschusses zum Etat der Zölle und indirekten Steuern, Abg. von Crämer hat beantragt, den Antheil Bayerns am Exrtrage der

ölle und Steuern des Reichs mit 20000 900 statt mit 17 450 000 66 und auf Grund der Malzaufschlags⸗ novelle den Ertrag des Malzaufschlags mit 33 300000 16 statt mit 33 800 009 in das Budget einzusetzen.

Sachsen. Dresden, 6. Dezember. Kammer erledigte, wie wir dem „Dresd. Journ.“ ent⸗ nehmen, in ihrer heutigen Sitzung auf Grund eines von der Finanz-Deputation A erstatteten Vorberichts die Angelegenheit der Gewährung. von Beihülfen an die festangestelltn Bureau⸗, uf⸗ sichts, Vollziehungs⸗ und Betriebsbeamten, deren Bezüge den Betrag von 3150 S nicht erreichen. Die De—⸗ putation hatte mit geringen Aenderungen Genehmigung der von der Staatsregierung für die Gewährung dieser Beihülfen vorgeschlag-nen Grundsätze empfohlen, welche die Kammer nach kurzer Erörterung einstimmig aussprach. Abg. Bebel kündigte bei dieser Gelegenheit die Einbringung eines Gesetzentwürfs an, nach welchem die Beiträge der Arbeiter in Staatsbetrieben zu den Kranken- und Altersversorgungskassen aufdie Staatskasseüber⸗ nommen werden, welche Anregung von den Abgag. von Oehl— schlägelund Starke imAllgemeinen zustimmend begrüßt wurde, wogegen der Abg. Kirbach wiederholt auf den grundsätzlichen Unterschied hinwies, der zwischen festangestellten Beamten und Arbeitern bestehe. Der Gesetzentwurf über den Wegfall der Pensionsbeiträge der Eivilstaatsdiener, über welchen die Finanz-Deputation A ebenfalls Bericht erstattet hatte, fand ebenfalls einstimmige Annahme mit der von der Finanz— Deputation beantragten Abänderung, daß die in dem Entwurf bezüglich derjenigen Postbeamten, welche die Königlich sächsische K besitzen, gemachte Ausnahme in Wegfall ommt.

Die Zweite

Heffen. Darmstadt, 6. Dezember. Die von dem Ober⸗-Bürgermeister Ohly bei dem Einzuge Sr. Majestät des Kaisers gehaltene Ansprache lautete, nach der, Darm—⸗ städter Zeitung“, wie folgt:

Ew. FKaiserlichen Majestät nahen in tiefster Ehrerbietung die Ver⸗ treter der Stadt Darmstadt, um Ew. Majestät als Gast unseres geliebten Landesherrn den jubelnden Willkommen unserer Bevölkerung entgegerzubringen. Die Haupt und Residenzstadt Darmstadt stebt in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich und zu den bohen nationalen Gütern, welche das deutsche Vaterland dem in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm J. rubmreichen Angedenkens oerdankt. Ew. Majestät, dem gottbegnadeten Träger unserer nationalen Macht und Wohlfahrt, buldigen auch wir aus dankbarstem Herzen mit unbegrenztem Ver— trauen. Wie in patriotischer Gesinnung, so sind wir einig auch in dem Gebet zu Gott, er möge Ew. Majestät und das Kaiserliche Haus allezeit schützen und schirmen mit seinem reichsten Segen. Gott segne Ew. Majestät Eingang in die Stadt.“

Se. Majestät der Kaiser erwiderte hierauf etwa Fol— gendes: ö

Ich danke Ihnen, Herr Obec-⸗Bürgermeister. Ich freue mich sehr nach Darmstadt zu kommen, es ist schon mehrfach Meine Absicht gewesen. Ich war in Meiner Jugend schon öfter hier und habe als Prinz so viele schöne Tage hier erlebt, daß Ich Mich beinahe als Darmstädter fäble. Bitte, verkünden Sie der Bevölkerung durch eine Proklamation Meinen herzlichen Dank für den schönen Empfang und die prächtige Ausschmückung.

Der Ober-Bürgermeister hat dem ihm ertheilten Aller— höchsten Auftrage gemäß folgende Proklamation an die Einwohner von Darmstadt erlassen:

„Se. Majestät der Kaiser haben bei Allerböchstihrem Einzug in die Stadt die Begrüßung durch die Vertretung der Stadt in der Allerhuldreichsten Weise mmen und mir den Auftrag

ich freudigst bewegt die Allerhöchstihrer warmen Sympathie für der Allergnädissten Weise Ausdruck gegeben haben.

Darmstadt, den 6. Dezember 1883.

Ohlv, Ober⸗Bürgermeister.“

Worms, 5. Dezember. (Darmst. Ztg.) Die Aus— schmückung der Straßen und Plätze zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs verspricht eines solch hohen und seltenen Besuches würdig zu werden. Allerorten werden venetianische Masten aufgepflanzt, nicht allein auf den Straßen, sondern auch in den Vorgärten der Privathäuser, deren größter Theil rings mit Guirlanden umwunden wird. Zwei große Triumphbogen werden am SEingange der Kämmererstraße und der Haardtgasse errichtet. Die Illumination wird einen großartigen Charakter tragen. Der Dom und die Liebfrauenkirche werden in benga— lischem Lichte glänzen, während zu gleicher Zeit alle öffent⸗ lichen und Privatbauten im Widerschein von Tausenden und aber Tausenden kleiner Lämpchen und Lichter strahlen werden. Auch die alten noch erhaltenen Stadtthürme sollen bengalisch beleuchtet und auf dem halbfertigen, schon in die Höhe ragen⸗ den neuen Wasserthurm eine große Anzahl lodernder Pech⸗ und Petroleuniflammen aufgestellt werden, um dem dann jedenfalls bis zur Bergstraße sichtbaren Thurme das Aussehen einer einzigen flammenden Riesenfackel zu geben. Die auf der Rheinalles Spalier bildenden Krieger werden Magnesiumfackeln halten; von den aufgestellten Masten sollen je zwei und zwei mit Brettern verbunden werden, auf denen Pfannen mit von Petroleum durchtränkten Lohkuchen auf— gestellt sind, die zum Brand entfacht jedenfalls die größten und hellsten Flammen geben. Derartige Pfannen sind circa 400 in der Stadt vertheilt.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 6. Dezember. In dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin-Mutter ist, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, neuerdings keine Verschlimmerung eingetreten. Die . Patientin wurde in den letzten Nächten jedoch vielfach urch Unruhe gequält und genoß nicht in gewünschter Weise die Erquickung des Schlafs.

Sternberg, 6. Dezember. Die Stände des Stargard schen Kreises übergaben heute, wie die „Meckl. Nachr. melden, im Landtage den Bericht zum Centralsteuer⸗ kassen⸗Etat. Die landesherrlichen Vorschläge wurden an⸗ genommen.

Reuß ä. S. (4) Greiz, 6. Dezember. Se. Durch⸗ laucht der regierende Fürst ist gestern Abend von Neustrelitz

transitoris Gen.

serher zurückgekehrt, nachdem Ihre Durchlaucht die Für stin . am 2. d. M., von Dresden kommend, hierselbst ein⸗ getroffen war.

Elsah⸗Lothringen. Straßburg, 6. Dezember. Der gaiserliche Statthalter, Fürst zu Hohenlohe⸗-Schillings— ürst, hat sich, wie die Straßb. Post“ meldet, heute Vor— mittag über München zu kurzem Aufenthalt nach Berlin be⸗ geben.

Deutsche Kolonien. Nach einer aus Bagamoyo dem R. B.“ über Kairo zugegangenen Meldung befand sich Emin Pascha gestern Vormittag etwas besser, er habe sich sedoch schw ere innere Verletzung en zugezogen.

Die „Times“ meldet aus Zanzibar von heute: Emin Pascha war zehn Stunden lang bewußtlos, kann aber wieder sprechen und hofft, in zehn Tagen nach Zanzibaz ühertie deln zu Loönnenze. 3 2 m, .

In dem bereits ausSzuglich mige fẽeiltẽñ⸗ von N iw a' 30. November datirten Schreiben (vgl. Nr. 290 d. Bl.) wirst Stanley auch eine Rückschau auf die furchtbaren Leiden, welche die Mitglieder seiner Expedition zu er— dulden hatten.

Nicht ein Offizier, so schreibt er, welcher bei mir war, wird das Elend je vergeffen, welches er durchgemacht hat. Dennoch be znret sich Jeder, welcher seine Heimath verließ und sich der vor zesckobenen Kolonne anschloß, um deren wunderbare Abenteuer zu eilen, beute hier woblbebalten und gesund Lieutenant Stairs wurde wie die Anderen von einem vergifteten Feile durchbohrt. Die Anderen starben, er lebt. Die ver⸗ iftete Spitze kam 18 Monate, nachdem er verwundet worden war, urter dem Herzen heraus. Jephson war 4 Monate gefangen. Die Soldaten, welche ihn bewachten, hatten geladene Gewehre. Daß er nicht ermordet wurde, das habe ich nicht ver⸗ findert. Diese Offiziere batten 16 Bäche und breite Moore an inem Tage zu durchwaten. Sie hatten eine Sonne auszuhalten, nelche Alles versengte, worauf ibre Strahlen fielen. Alle Arten Hindernisse drangen auf ihr Gemüth ein und quälten ihr Herz. Die furchtbaren Fieber machten sie balb wahnsinnig. Vier Monate lebten sie in einer nach Ansicht der Aerzte todt— kringenden Atmospbäre. Jeden Tag hatten sie Gefabren zu besteben, urd die Nahrung war die ganze Zeit hindurch so schlecht, daß Sklaven ae für schändlich und ungenießbar erklärt haben würden. Und dennoch ard sie am Leben. Mir gebührt kein Verdienst dabei, und ebenso wenig habe ich zu ihrem Muthe, mit welchem sie Alle die Lage getragen baben, oder zu ihrer freudigen Energie, mit welcher se sich ibrer Aufgabe widmeten, oder den hoffnungsreichen Klängen, pelche den tauben Schwarzen in die Ohren drangen und die zrmen Kerle zum Aeußersten anspornten, beigetragen. Die gemeine Merge wird es Glück nennen, Ungläubige Zufall. Aber in der Tiefe meines Herzens verbleibt das Gefühl, daß es wahr ist, daß es mehr Dinge im Himmel und auf Erden giebt, als sich die Schulweisheit träumen läßt. Ich muß kurz sein. Groß ist die Zabl der Sienen, welche in meinem Gedächtniß haften. Könnte Jemand sie jr einen Bildelvereinigen, so würde es gewiß ungemeines Interesse bieten. Der niemals klagende Heldenmuth unserer schwarzen Begleiter, die männliche Tapferkeit, welcke sich in so unscheinbarer Hülle barg, die Beweise zarter Gesinnung, welche wir in namenlosen Gemeinwesen erfubren, das Gefübl der Menschenliebe welches auch Unedle bewegt, die Pietät, welche wir selbst bei Barbaren antrafen, die gleich uns ron edlen Beweggründen und dem Gebote der Pflicht angeregt vurden, ron Allem dem könnten wir reden, wenn wir wollten.“

An anderer Stelle sagt Stanley: „Diese letzte Expedition ist näerlich die merkwürdigste gewesen, welche ich jemals in's Innere Anikas geführt babe. Die Gottheit selbst scheint uns sichtlich auf mrserer Reise behütet zu baben. Sie bat uns dort hingeführt, wo— kin sie wollte, und ihren eigenen Willen durchgefübrt, dessenungeachtet 2aber uns bewahrt und beschützt.. Erst als Emin und Jephson in meinem Lager waren, begann ich einzusehen, daß ich einen köberen Plan als den meinigen ausführte. Meine eigenen Absichten rurden fortwährend durch unglückliche Umstände zu nichte gemacht. Ic bemübte mich, meinen Kurs möglichst direkt zu steuern, aber ein nberechenbarer Einfluß war am Steuer. Mein Glaube, daß die Reinbeit meiner Beweggründe Erfolg verdiene, war fest. Aber ich

gte zu dem Bewußtsein, daß der Ausgang meiner Anstrengungen

Oesterreich⸗ Ungarn. Bu da pest, 4. Dezember. (Presse.) Im Unterhause entwickelte heute der Minister des Innern, Graf Teleki, sein Verwaltungs-Programm, relches die beifällige Aufnahme des ganzen Hauses fand. Auch der Führer der Opposition, Graf Apponyi erklarte, daß er prinzipiell sich auf dem gleichen Standpunkt wie der Ninister bewege. Die Immunitäts-Kommission des Unterhauses verhandelte heute über den an diese Kommission zewiesenen Antrag, betreffend die Abwehr solcher Vorfälle, vie sie am 29. und 30. Januar d. J. während der Wehr— gesetzx debatte in der Umgebung des Unterhauses vorgekommen waren. Nach längerer Debatte wurde folgender Antrag an— gensmmen:

Das Abgeordnetenhaus möge beschlußweise aussprechen: Daß es jur Zabrung des Abgeordnetenberufs einen gesteigerten straftrecht-⸗ icen Schutz für notbwendig hält und die Regelung desselben dem istizMinister bei der von ibm in Aussicht gestellten Revision des trafgesetzes empfieblt; daß zur leichteren Erkennbarkeit der dgeordnetenqualitat ein Abgeordneten Abzeichen dienen wird; s weise daher den Präsidenten es Hauses an, daß er eireffs der Form des Abgeordneten ⸗Abieichens, sowie der bezüglichen Verfügungen noch im Laufe dieser Session einen Vorschlag unter⸗ reite: daß in Folge der konstituticnellen Stellung des Abgeordneten Fausts die Beorderung von Brachialgewalt oder nöthigenfalls von denaffneter Macht in die Umgebung des Abgeordnetenhauses zur Auf— testerhaltung seiner Rube und zur Wahrung der Freiheit der Be— tathungen, sowie der Oeffentlichkeit nur auf Ansuchen des Abgeord⸗ attenbaus--Präsidenten, respektive im Einverständnisse mit dem Präsi⸗ denten des Abgeordnetenbauses erfolgen könne.“

7. Dezember. (W. T. B.) Der „Egyetertes“, das ergan der Unabhängigkeitspartei, erklärt, daß letztere , im Parlamente gänzlich habe fallen assen.

; Agram, 5. Dezember. (Wien. Ztg.) Der kroatische dandtag 27 heute das ganze Budget in zweiter Lesung ähne weifere Debatte an. Die dritte Lesung wird am J. d. M. deginnen.

BGBSroßbritannien und Irland. London, 6. Dezember. . C.) Auf Anordnung des Herzogs von Cambridge soll die in Aldershot stationirte Infanterie-Division unverzüglich mit dem neuen , , . bewaffnet werden.

Aus Madras 5. Dezember, meldet ein Telegramm des Bureau Reuter“:

Der nordöstliche Monsun ist beute eingetreten. In 8 südlichen Dezirken ist die Ernte mißrathen, wodurch großer Nothstand wer der Bevölkerung verursacht wird. Die Preise der Lebensmittel ind in langsamem Steigen begriffen

J. Dezember. (W. T. B.) Wie verlautet, hat die ig iger ang den Plan, die Londoner Polizeimacht um 160 Mann zu vermehren, genehmigt.

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( OM. 86 r*

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2.

Italien. Rom, 6. Dezember. (W. T. B.) Bei der

Diskussion über die Antwort-Adresse auf die Thron— rede sprachen heute in der Deputirtenkammer die Radikalen Imbriani und Ferrari den Wunsch aus, die guten Beziehungen Italiens zu Frankreich nicht nur kommerzieller, sondern auch politischer Natur betont zu sehen. Minister-Präsident Crispi gab die Ver— sicherung: die politischen Beziehungen beider Länder seien ausgezeichnet; es beständen lediglich Meinungasverschiedenheiten in Betreff ökonomischer Fra—⸗ gen. Die italienische Regierung habe zuerst den Weg der gegenseitigen Verständigung betreten, und er hoffe, derselbe werde zu den beiderseits gewünschten freundnachbarlichen Verhältnissen beider Länder führen. Imbriani und Ferrari erklärten sich durch diese Antwort zufriedengestellt, worauf die Adresse angenommen wurde. w Pw Marine-Minister empfingaus Mozambigue eine Draht— meldung, der zufolge die kleinen Könige von Chicoja (unweit Blantyre auf dem Berge Chirangula) und von Chicoata (unweit Cherua) sich erboten, Vasallen Portugals zu werden.

Einer Lissaboner Depesche der „Times“ zufolge hält die Antwort der portugiesischen Regierung auf die eng— lische Note über den Delagoa-Eisenbahnstreit an der Behauptung fest, daß die portugiesische Regierung gänzlich inner— halb ihrer Rechte handele, und es wird bestritten, daß die portu— giefische Compagnie mit dem Rücktritt der lokalen Direktion ver⸗ schwunden sei. Schließlich wird die Hoffnung ausgedrückt, daß es möglich sein werde, einen gütlichen uud billigen Ausgleich mit den Vertretern der portugiesischen Compagnie anzubahnen. Sollte dies aber fehlschlagen, so werde Portugal die von Lord Salisbury vorgeschlagene schiedsrichterliche Lösung der Frage nicht ablehnen.

Niederlande. Haag, 6. Dezember. (W. T. B.) Die Erste Kammer nahm heute mit 31 gegen 18 Stimmen den Gesetzentwurf, betreffend die Revision des Gesetzes über den Primärunterricht und die Sub ventionirung der konfessionellen Schulen, an.

Belgien. Brüssel, 6. Dezember. (W. T. B.) Bei der heute in der Kammer fortgesetzten Debatte über die Interpellation Bara richtete der Abgeordnete Janson heftige Angriffe gegen das Ministerium und besonders gegen den früheren Justiz⸗Minister Devolder. Letzterer nannte Janson einen Lügner. Der Präfident versuchte ver— geblich zu vermitteln; Devolder hielt seine Aeußerung aufrecht.

Dänemark. Kopenhagen, JT. Dezemher. Der König und die Königin sind heute hierher zurückgekehrt.

Afrika. Egypten. Der „Times“ wird aus Alexan drien, 4. Dezember, telegraphirt:

Die Ankunft Osman Digma's in Omdurman kestätigt sich. Gerüchte, daß der Khalifa gestorben sei, laufen fort aesetzt in Wady-⸗Halfa ein, aber sie bedürfen der Bestätigung. Die theilweise Wiedereröffnung des Handels verkehrs mit dem Sudan wird von den Mililärbehörden im Grunde nicht gebilligt.

Marocco. Aus Tanger wird dem „W. T. B.“ über Madrid gemeldet: es sei eine Verschwörung gegen den Sultan entdeckt worden. Der Sultan habe einen seiner Brüder verhaften und in Fez ins Gefängniß werfen lassen. Im Innern des Landes seien in Folge dessen einige Unruhen ausgebrochen. ö

6 ö Vormittag

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (32) Sitzung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr von Boetticher und Freiherr von Maltzahn-Gültz sowie andere Bevollmächtigle zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs— haushalts-Etats für das SEtatsjahr 189091, und zwar der Etat „Zölle und Verbrauchssteuern“. Einnahme: Kapitel 1 Titel 1 bis 8, auf Grund münd— lichen Berichts der Kommission für den Reichshaushalts— Etat. Der Berichterstatter war der Abg. von Wedell-Malchow.

Abg. Kühn wies auf die traurige Lage der untersten Volksschichten hin, die infolge der Einführung der Zölle auf Lebensmittel ohne entsprech nde Steigerung der Löhne geradezu unheimlich und unerträglich geworden sei; es sei zu verwun— dern und andererseits anzuerkennen, daß unter solchen Ver— hältnissen die Ordnung und der Friede aufrecht erhalten bleibe.

Abg. Kroeb er führte aus, daß die Holzzölle weder dem deutschen Walde Schutz gewährten, denn in Bayern z B. werde niedergehauen, was nur niedergehauen werden könne, noch für die Industrie, insbesondere die Sägenindustrie, von Nutzen seien. Die Holjpreise seien in Folge der Zölle auf eine Höhe gestiegen, die nicht mehr haltbar sei; der Krach sei unausbleiblich. Alle Schutzzölle stellten eben die natürlichen Verhaltnisse auf den Kopf und wirkten schädlich. Der unge— heure Nothstand in den breiten unteren Volksklassen fordere ebenso drin end die Aufhebung der Lebensmittelzölle.

Abg. Holtz hob hervor, daß das Ausland einen großen Theil des Zolles trage. Außerdem seien die Getreidepreise jetzt nicht erheblich höher als vor den Zöllen. Ein Vergleich unserer Preise mit denen des Auslandes sei verfehlt; die wirthschaftlichen, Verkehrs-, Ernte-, Geld— verhältnisse seien verschiedene. Es komme auch garnicht darauf an, das Land so billig als möglich zu er⸗ nähren, sondern darauf, daß der Produzent in der Lage sei, zu produziren und der Konsument, die Produktion zu bezahlen. Die Fleischpreise seien allerdings jetzt höher als für die Ernäh— rung der Bevölkerung wünschenswerth. Die Zölle hätten aber daran keine Schuld, sondern die Spekulation, welche sich auf das Einfuhrverbot gründen. Ueberdies werde die Preissteigerung aufhören mit der Aufhebung des Vieheinfuhrverbots. Es werde sich hoffentlich kein Reichstag finden, der geneigt wäre, diese Zölle aufzuheben.

Abg. Rickert meinte, die Zoll- und Steuerpolitik schädige das Leben des Volkes viel tiefer, als alle die Vortheile der Sozialpolitik demselben nützten. Ueber das Märchen, daß das Ausland die Zölle trage, lache das Land. Ein Bewohner des Ostens sollte am wenigsten für Erhaltung der gegenwärtigen Zollpolitik ein⸗ treten. Die deutsche Zollpolitik müsse und werde wieder zu Konventionaltarifen zurückkehren; der gegenwärtige Zollkrieg

ak Er ss kn S νbRer.— * B D r -

sei für Deutschland verderblich. Der Etat weise eine Ver— mehrung der Einnahme an Zöllen in erschreckender Weise auf. Kein Land der Welt lege jo hohe Zölle auf die Lebens— mittel. Nach unglücklichen Kriegen würde man so verzweifelte Mittel verstehen können, nicht aber unter normalen Verhalt— nissen. Die Massen würden das nicht lange ertragen. Es sci zu bedauern, daß die Nationalliberalen durch Erneuerung des Kartells sich zum Mitschuldigen an dieser Zollpolitik ge— macht hätten.

Bei Schluß des Blattes sprach der Staats sekretär Freiherr von Maltzahn.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.)

Der ig des Frei n Huene, betreffend die Wehrpflicht der Geistl jetzt in „berichtigter: Form eingebracht und lautet:

der Theologie einer mit Korporationsrechten innerhalb des Gebietes des Deutschen Reichs bestebenden Kircke oder Religionsgesellschaft widmen, werden in Friedenszei f ihren Antrag während der Dauer dieses Studiums bis b.

rflicktjabres zurückgestellt.

Zeitpunkte auf Grund be Prüfung di

abl der zum geißftli m trechtigten Kandidaten erlanagt, beziebrnasweise die Subdiakonais arfangen, so werden diese Militärpflichtigen auf ibren Antra zreserve m ies

pIeęjb Brun a fre * bleiben von Uebungen befreit.

Die VIII. Kommission zur Vork 6. K, Anlage,

den deutschen

zusammengesetzt: Graf zu t Dr. Hammacher, Stellvertreter des führer, Groeber (Württemberg),

Fürst von Hatzfeld ⸗Trachenberg, G

Kulmiz, Schrader, Siegle.

* , Siolberg

Zeitungsstim men.

Ueber die Donnerstagsdebatte im Reie wie über die Lage im rheinisch-westfalischer revier schreibt die „Kölnische Zeitung“:

Die letzten Verhandlungen Reichstage übe to 8

1 kEIzaAƷ* CDiIiga

daß

ibnen ruht, und bei den gro

betrieb verbunden sind, vor Allem darauf Bedac daß die für einen

edingt erforderliche

werden mußte. Das

einzelne Bekundungen dieser

vermeidliche Wagennullen mi werden mußten, um nicht den Ans r b te der Zechenverwaltungen einseitig die von Dr. Hammacher vermitielter Verabredangen des Waffenstillstandes verletzt worden seien—

über zu strenge Handhabung der Disziplin sind, von

abgesehen, in kaum nennenswertber Weise an di

kommen, im Gegentheil liegt eine s sc

lichen Bergrevierbeamten vor, de

der Disziplin im Interesse b

Betriebssicherbeit sich aufs Lebhaftest

zwar bedauerliche Sperrmaßregel é

verwaltungen übereinstimmend,

notorische Hetzer wegen

nur wegen Vorgänge

schränkung richtig, e Gründe für die Rechtfertigung einer solchen sregel in diesem Umfange. If die Einichränkung egründet, so zunãchs

der Arbeiter, in unzwei Sperre nicht bloß gegen

1 w 38 1 *70 2 . 1 Mog Urn f ;

ö. Ulle!

gegen haltens

der Versuch einer

gemacht worden.

lich dazu beitragen, die

Die freisinnige Partei

schüͤtteln können, daß

durch zu Tage getretene völlige Ur der wirklichen Lage, durch die Erweckung von Hoffnungen, zu deren Verwirklichung sie auch nicht die geringste Macht hat, je enswertbe Verstän⸗ digung zwischen Arbeitern und Arbeitge chtlich erschwert bat. Wenn dem Deutschfreisinn nicht daran läge, selbst aus die ser wirthschaft⸗ lichen Angelegenheit Stoff für Wablreden zu schöpfen, so bätie er unbedingt warten müßen, bis das Ergebniß der amtlichen Unter suchung über die Ursachen des jüngsten Ausstandes veröffentlicht sein

8 * 1d.

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Die Erneuerung des Kartells findet allseitige freudige Zustimmung. So schreibt der „Hannoversche Courier“: „Die Erneuerung des Kartells für die bevorstedenzen Wablen zum Deutschen Reichstage wird gewiß im ganjen Lande unter den national gesinnten Wäblern freudige Zustimmung finden. Das Kartell wird den berorstebenden Reichstagswahlen sein Gevtäge wieder auf— drücken, und seine Wiedererntuetung mag manchen Spekulationen auf die Uneinigkeit im Lager der bisber verbundenen Parteien sebr unbequem kommen. Um so begreifllicher auch die wenig freundliche Aufnabme, welche das neue Kartell bei den gegnerischen Parteien findet. Die freisinnigen Blätter schütten die Schale ibres Zornes auf die Nationalliberalen aus, die beschuldigt werden, sich von jetzt ab mit Haut und Haar den Agrariern“ verschrieben zu baben und allen liberalen Traditionen untren geworden zu ein. Wir füblen kein Bedürfniß, die Nationalliberalen gegen solche Vor würfe zu vertheidigen, da wir an diese Anklage schuldigungen schon gewöbnt sind seit den Tagen, da die nationa liberale Partei aus der alten preaßischen Fortschrittspartei sich los— löste und sich bereit finden ließ, die nationale Pelink der Regierung zu unterstützen und den Ausbau des neuen Reichs zu fördern. Schon damals traten die Nationalliberalen mit den gemäßigten Elementen von Rechts in engere Füblung und Mitarbeit, und so oft ibnen in Verbindung mit diesen ein neuer Schritt auf dem Wege zur Befestigung des Reichs und der neu gewonnenen Einbeit gelang, erbob sich noch immer das Geschrei, daß die Sache der Freiheit ver⸗ ratben worden sei. In welch unglaublicher Weise wurden die Nationalliberalen nicht wegen der lnnabme der Reichs · Justijgesetze verketzert! Und damals fanden selbst solche Männer kem Arg. in Gemeinschaft mit den Fraktionen der Rechten an der Lösung gesetz⸗ geberischer Arbeiten mitzuwirken, die beute klärlich beweisen, daß das Kartell eine unmoralische, unnatürlicke und Gott weiß was für eine ungeheuerliche Vereinigung sei. Die nationalliberale Partei ist durch ihre ganze Vergangenheit, durch ihre Geschichte und durch die von ihr von Anfang angenommenen Grundsätze auf ein Zusammen— geben, auf ein fru tbares, vositives Zusammenwirken mit den anderen gemäfigten Parteien hingewiesen, das Kartell ist nichts Anderes als der zum Zweck einer eriolgreichen und wirksamen Thätigkeit für die Wablen in bestimmte Formeln zusammengefaßte Ausdruck hierfür.“

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