1889 / 296 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Dec 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Seim re ise.

Melbourne Adelaide

Reise Nr. 1

Colombo Aden

ab an an

Suez Port Said Port Said Brindisi

an ab

Port Said Genua

.

Bremer

Antwerpen baven

Southampton

an an und ab ab

(Aufenthalt 12 Stdn.)

Donnerstag Sonnabend

22. Febr. 2.

19. April 27. Donnerstag

25. 22. 229. 17. Sept. 14. 2. Okt.

Sonnabend 6,0 Vorm. 16. Okt. 1. Nov. 13. Nov. 29. Nov.

11. Dez. 27. Dez. 1891 1891 8. Jan. 24. Jan.

5. Febr. 21. Febt. 5. März 21. März

(Aufenthalt 6 Stdn.) Sonntag

1890 1890

22. März 30. M

(Aufenthalt 6 Stdn.) Donnerstag

Australische Zweigelinie.

Sonnabd.

1890 8. März 14. 23. April i Mai

I3. Febr.

(Aufenth. 24 Stdn.) Freitag

Sonntag Dienstag

206. 18.

16. 13. 10.

13. März 10. April

Tongatabu an

Sydney ab an

Sydney / Reise ) Nr.

Tongatabu

ab an

Donnerstag Donnerstag 1890 1890 23. Jan. 30. Jan. 20. Febr. 2A. Febr. 20. März 27. März 17. 9 24. April 15. Mai 22. Mai 12. Juni 159. Juni 10. Juli 17. Juli 7. Aug. 14. Aug.

F gegen Monsun.

Tabellarische Zusammenstellung der Entfernung

zwischen den verschiedenen, Häfen in Seemeilen à 1852 m).

1890 3 4. Sept. 13. Febr. 13. März 10. April

30. Okt. 27. Nov.

5. Juni 25. Dez. 3. Juli 1891 31. Juli 58 22. Jan. 28. Aug. 59 19. Febr.

Bremerhaven

Ant⸗ Rn werpen 370 werpen

244 614 244

2378 2748 2378

Donnerstag 1890 1890

11. Sept. 2. Okt. 9. Okt 6. Nov. 4. Dez. 8. Mai 1891 1. Jan.

29. Jan 26. Febr.

3863 4233 3863

1890 1890 12. Sept. 14. Sept. 10. Okt. 12. Okt. 7. Nov. 9. Nov. 5. Dez. 7. Dez.

1891 1891 2. Jan. 4. Jan.

30. Jan. 1. Febr. 27. Febr. 1. März

«Bei Expedition von Schnelldampfern findet die Abfahrt von Sydney heimwärts 4 Tage früber als laut Fahrplan statt, die Abfahrt von Adelaide erleidet jedoch keine Veränderung.

3950 4320 3950

268 oö628 5258

7351 7721 7351

8921 12099 11729

10358 12584 12214

11228 13144 12774

Brindisi Port Said 940 Seemeilen.

Aktenstücke. betreffend Schweine⸗ Einfuhrverbote.

üs Dem Bundesrath und dem Reichstage s a0 Akttenstücke, betreffend die deutschen Schweine⸗Einfuhrverbote vom 29. No⸗ vember 1887 und 14. Juli 1889 und die westlichen Vieh⸗ 6 gegen Deutschland zur Kenntnißnahme vorgelegt worden. ie „Berliner Politischen Nachrichten“ geben hiervon folgenden Auszug Der erste Abschnitt Heredr f , das Tdeuffce Sihwelnẽ- Einfuhrverbot gegen Dänemark. Schweden und Norwegen und um⸗ faßt 37 Aktenstücke, die in die Zeit vom 26. Oktober 1887 bis 28. No⸗ vember 1889 fallen. Die letzten Aktenstücke darunter sind ein Bericht des Kaiserlichen Gesandten in Stockholm, betreffend den Seuchenstand in Schweden, vom 30. Oktober d. J. und Berichte des Kaiserlichen Gesandten in Kopenhagen, betreffend den Seuchenstand in Däne⸗ mark vom 31. Oktober bezw. 28. November. Nach dem Be⸗ richte des Gesandten in Stockholm sind seit dem August d. J. neue Erkrankungen unter dem schwedischen Borstenvieh nicht bekannt geworden. Ein Erlöschen der Seuche lasse sich hieraus jedoch noch nicht schließen. Es werde vielmehr, um für eine solche Annahme Sicherheit zu gewinnen, zunächst noch das Ergebniß weiterer Beob— achtungen abzuwarten sein, denn der bisherige Verlauf der Schweine⸗ pest in Schweden habe wiederholt ähnliche seuchenfreie Perioden auf⸗ zuweisen, nach denen die Krankheit doch wieder jum Ausbruch ge⸗ kommen sei. So sei in der Zeit vom Dezember 1888 bis Marz 1889 kein Fall der Schweinepest in Schweden vorgekommen, dann aber habe sich die Seuche plötzlich wieder gejeigt. Auch die Zeit vom Ende April bis Ende Juni sei wieder eine seuchenfreie ge⸗ wesen, bis zu dem letztgenannten Zeitvunkte wieder neue Er— krankungen an Schweinepest gemeldet wurden. Nach den Berichten des Gesandten in Kopenhagen war bis Ende September d. J. in Dänemark die Annahme verbreitet, daß das ganze Königreich als von der für die Schweinebestände verderblichen Seuche so gut wie befreit anzusehen sei. Bei dieser Sachlage habe die Nachricht, welche Anfangs Oktober nach Kopenhagen gelangte, daß in der Nähe von Roeskilde wiederum neue Fälle von Schweinediphtheritis vorgekommen seien, einen beunrubigenden Cindruck hervorgerufen. Sobald die Be⸗ hörden davon Kenniniß erhalten, seien Sachverftändige nach dem Seuchenplatz, dem Gute Frydendal, gesandt worden und hätten dort nach Vorfinden der Anzeichen von Diphtheritis (Geschwüre in den Ge⸗ därmen) sämmtliche Schweine und Ferkel getödtet. Auch soll es gelungen

sein, alle die von Frydendal aus vorgängig verkauften Thiere noch zu ermitteln, welche dann in gleicher Weise getödtet seien. Jedenfalls hätten die in der Nähe von Roeskilde wieder zu Tage getretenen Fälle der Schweinediphtheritis nach dem Urtheil der dänischen Sachverstän⸗ digen eine verhältnißmäßig milde Form der Krankheit ersichtlich werden lassen und scheine es den dänischen Behörden gelungen zu sein, einer Verbreitung der Seuche von vornherein so wirksam entgegen⸗ zutreten, daß der Frydendaler Fall zunächst nur als ein vereinzelter erachtet werden könne. Die milzbrandartige Rose unter den dänischen Schweinebeständen habe im Veigleich zum September im Oktober d. J. eine Abnahme erfahren.

Der II. Abschnitt umfaßt die Aktenstücke Rr. 38 bis einschl. 67, betreffend das deutsche Schweine⸗Einfuhrverbot gegen Rußland, Oester⸗ reich ngarn und die Hinterländer Desterreich⸗Ungarns, und erstreckt sich, abgesehen von zwei Jahresberichten des Kaiserlichen Gesundheits⸗ Amts uͤber die Verbreitung der Thierseuchen in 1887 und 1888, auf den ,, vom 30. Juni bis 30. November des laufenden Jahres.

en Anstoß zu dem Erlaß des diesseitigen Verbots der Einfuhr von lebenden Schweinen aus e, n, gab das englische allgemeine Berbot der Vieheinfuhr aus eutschland. In der dem Einfuhrverbot · Entwurf beigegebenen Denkschrift (Anlage? zu Nr. 45 der Aktenstücke) sind, gleich den früheren Seuchen⸗ einschleppungen, auch diejenigen Seuchenfälle, welche die jüngste englische Sperre veranlaßt haben, nach dem Ergebniß der hierüber angestellten Ermittelungen auf Schweinetrang porte zurügzuführen, die von Oesterreich her auf den am 5. März d. J zu Bamberg abge⸗ haltenen Viehmarkt aufgetrieben worden sind. Daß die veterinären Verhältnisse Rußlands dauernd ungünstige sind, darf als notorisch gelten. Ebenso hat in Rumänien, das regelmäßig große Mengen von Schweinen nach Oesterreich und von hier nach Deutschland entsendet, die Maul und Klauenseuche im Laufe dieses Jahres zeitweilig eine Besorgniß erregende Ausdehnung erreicht.

Unterm 26. Oktober wird mitgetheilt, daß es bisher nicht in allen Theilen des Reichs gelungen war, die weitere Verbreitung der Seuche zu hindern. In einem Schriftenwechsel mit der sächsischen Regierung stellt der Reichskanzler als leitenden Gesichtspunkt hin, daß nur don einer strengen und nachhaltigen EGinfuhrsperre gegen die⸗ jenigen Länder, aus denen die Seuche zu uns herübergeschleppt und in welchen sie gerade jetzt in einem ungewöhnlich bedrohlichen Umfange verbreitet ist ein Erfolg zu erwarten und demgemäß die Grtheilung von Einfuhrdispensen auf das Maß des unumgänglich Nothwendigen zu beschränken sei. Unterm 12. November verständigt der öster⸗

ußland, Oesterreich⸗Ungarn und dessen

reichisch: ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, den österreichisch · vngarischen Geschäftsträger in Berlin von dem Tagtz zuvor konstatirten Ausbruch der Maul: und Klauenseuche in zwei nebeneinander gelegenen Ställen der Steinbrucher Anstalt.

Um die Zustände der Steinbrucher Anstalt handelt es sich nun zunächst in den folgenden Aktenstücken, welche Berichte des diegseitigen Beneral⸗Konsuls in Budapest, Freiherrn von Plessen und Berichte des Regierungs ˖ Präsidenten aus Oppeln enthalten, wohin die Seuche aus der Steinbrucher Mastanstalt am 13. November eingeschleppt war.

Von aktuellem Interesse daraus erscheinen insbesondere die jüngsten Berichte des deutschen General ⸗Konsuls in Budapest, Freiherrn von Plessen, aus welchen erhellt, daß die ungarische Regierung zu den nachdrücklichsten Maßregeln gegriffen hat, um die Steinbrucher Mast⸗ viehanstalt, von wo der Import ungarischer Schweine über die ober⸗ schlesische Grenze zu erfolgen pflegt, möglichst genau zu kontroliren, bezw. der Verseuchung jener Anstalt einen Riegel vorzu⸗ schieben. Unterm 30. Noveniber berichtet Hr. von Plessen, daß der ungarische Agerbau · Minister eine e unf af abe, wonach nur solche Thiere in der Steinbrucher Mastanstalt untergebracht werden dürfen, die aus seuchenfreien Gegenden des Landes stammen und vor Absendung nach Steinbruch mit der Gisenbahn 10 bezw. 30 Tage unter thierärztlicher Aufsicht gestanden haben.

Die Meldungen des Generalkonfuls aus Budapest über den Seuchenstand in der Steinbrucher Anstalt ergeben für die Zeit vom J. bis 6. d. M. folgende Ziffern: 1. Dezember Gesammt ˖ Viehstand der Anstalt 102 485, Zahl der in 12 infizirten Stallungen unter⸗ gebrachten Schweine S840, davon an Maul und Klauenseuche erkrankt 175; am 2. Dezember entfielen auf die gleiche Gesammtzahl 10877 in 13 infizirten Ställen unterge⸗ brachte Schweine, krank 1129. Am 3. Dezember betrug der Gesammtviehstand 104 870, die Zahl der in 13 infizirten Ställen untergebrachten Schweine jo 829, davon gan der Seuche krank 107). Am 4. Dezember Gesammtviehstand 103 737, in 13 infizirten Stal⸗ lungen untergebracht j0 807 Schweine, davon krank 1044; am h. De⸗ zember Gesammtviehstand 103 311, in 10 infizirten Stallungen unter⸗

ebracht Jo 754 Schweine, davon krank 1107; am 6. Dezember betrug der esammtyviehstand 102710, in 13 infizirten Stallungen 10 401 Schweine, davon krank 1020.

Der III. Abschnitt behandelt die englische Viebsperre gegen Deutschland und die sogenannte Schleswig- Holstein⸗Ordre in den Attenstücken Nr. 68 bis 114, umfassend den Zeitraum vom 20. März bis 19. November d. J. Die Sammlung wird eröffnet mit einem

kanzler den Statthalter,

Telegramm des Senats von Hamburg vom 20. März an den Reichs⸗ kanzler, betreffend den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche auf dem dortigen Rindermarkt; an demselben Tage meldet auch das Polizei⸗ amt in Altona den Ausbruch der Seuche und am 21, März erging Seitens des Auswärtigen Amtes Auftrag an den deutschen Botschafter in London, der englischen Regierung davon Mittheilung zu machen. Unterm 21. März erging Seitens des Auswärtigen Amtes ein Schreiben an das Reichkamt des Innern mit dem Ersuchen, mit thunlichster Beschleunigung über den Ursprung und Umfang der in Hamburg und Altona auftretenden Seuche Erhebungen anzu— stellen, insbesondere auch über die Maßregeln gegen Weiterverbreitung der Seuche, um durch deren Mittheilung der englischen Regierung wenn möglich die Ueberzeugung zu verschaffen, daß die Gefahr einer Verschleppung der Krankheit nach England ausgeschlessen ist und ein Anlaß zu englischen Spꝑerrmaßregeln gegen deutsche Schafausfuhr zur Zeit nicht vorliegt. Am 23. März meldet der deutsche Botschafter in London, die englische Regierung habe alle Einfuhr von Vieh aus Deutschland inschließlich Schafen, Schweinen und. Ziegen untersagt. Hieran knüpft sich nunmehr ein längerer Depeschen⸗ und Schriften wechsel zwischen dem Auswärtigen Amt einerseits und dem Reichs amt des Innern, dem preußischen Minister für Landwirthschaft und dem Kaiserlichen Botschafter in London andererseits. Am 28. August war aus London von amtlicher englischer Seite nach Berlin mitgetheilt worden, das rivy Council beabsichtige, wenn keine neuen Fälle von Maul⸗ und Klauen ; euche in Schleswig-Holstein vorkämen, die Einfuhr von Schlachtvieh aus dieser Provinz vom 30. September ab wieder zu gestatten. Dem trat jedoch ein Beschluß der Londoner Board of Agriculture ent- gegen, welcher im Hinblick auf das Vorkommen der Maul⸗ und Klauenseuche in den übrigen Theilen Deutschlands die Ginfuhr⸗ erlaubniß für schleswig holsteinisches Vieh verweigerte, obwohl dieser Grund bei Erlaß der Schleswig Holstein⸗Ordre bisher niemals ent⸗ scheidend gewesen ist, und auch hierbei um so mehr außer Betracht bleiben durfte, als, wie dem Board of Agriculture bekannt ist, nach den Vieh exvortirenden Gegenden Schleswig⸗Holsteins eine Einfuhr aus dem übrigen Deutschland überhaupt nicht stattfindet.

Um die Entkräftung der gegen die Gestattung der Vieheinfuhr aus Schleswig ⸗Holstein von englischer Seite geltend gemachten Ein wände handelt es sich nun im Wesentlichen bei allen weiteren Maß— nahmen und Schriftenwechseln der deutschen Behörden. Es wird mehrfach auf positive Irrthümer in den Informationen der englischen Regierung aufmerksam gemacht, und insbesondere wird der diesseitige Botschafter in London unterm 13. November vom Auswärtigen Amt ersucht, die dortige Regierung bei nächster sich darbietender Gelegenheit wiederholt darauf hinzuweisen, daß das neuerliche Auftreten der Maul! und Klauenseuche in Braunschweig, Mecklenburg⸗Schwerin und in anderen deutschen Bundesstaaten keinerlei Gefahr für den Viehexport aus Schleswig⸗Holstein in sich schließe, da diese Provinz abgesehen von der für die Vieh— ausfuhr nach England nicht in Betracht kommenden Umgegend von Hamburg kein Vieh aus den anderen Theilen Deutschlands beziehe und mit der peinlichsten Sorgfalt darguf achte, jede unmittelbare oder miltelhare Berührung ihres Viebstapels mit a, Vieh zu verhüten. Die Ausfuhr von Rindvieh und Schafen über Tönning nach England belief sich in

Rindvieh:

K . 13954 e 7 194 48 104 i1/ .../) 15 z]

Wie viel Vieh aus der Provinz über Hamburg nach England ausgeführt worden ist, ist nicht bekannt. Die durchgängige Abnahme der Ausfuhr nach England wurde einerseits durch die weniger gün⸗ stigen Preisverhältnisse am englischen Markte und andererseits durch die Entwickelung des Absatzes nach dem Süden, besonders in die Rheingegend, bewirkt. Es ist wohl anzunehmen, daß die Ausfuhr von Schafen nach England, wenn sie gestattet worden wäre, etwa bo 000 Stück betragen haben würde; ob die Ausfuhr von Hornvieh 11 000 Stück erreicht haben würde, ist deshalb zweifelhaft, weil die inländischen Preise in neuerer Zeit sehr hoch waren und zeitweise höher als in England gewesen sein sollen.

Unterm 19. November theilt Graf von Hatzfeldt dem Reichs⸗ kanzler die Abschrift einer Note Lord Salisbury's vom 16. mit, welche das ablehnende Verhalten des Board ef Trade gegen Erlaß einer neuen Schleswig ⸗Holstein⸗ Ordre zu rechtfertigen sucht. Der Board habe gehofft, die Seuche werde rasch erstickt werden können, aber dieselbe habe sich statt dessen immer mehr der schleswig ˖hol⸗ steinischen Grenze genähert und, da die letzten Nachrichten vom 9. November das AÄuftreten von Fällen in Mecklenburg⸗Schwerin meldeten, so glaube er nicht ermächtigt zu sein die gegen Deutschland bestehenden Maßregeln einzuschränken. Lord Salisbury spricht sein Bedauern über diese ungünstige Antwort aus und hofft, die Kaiserliche Regierung werde sich nicht der Er— wägung verschließen, daß die verantwortliche Behörde in England Angesichts der Umstände zu keinem anderen Entschlusse gelangen konnte. Außer den Vertretern des Marktes in Deptford, welche mehr⸗ mals in energischer Weise bei Mr. Chaplin für Freigabe der Ein ˖ fuhr aus Schleswig ⸗Holstein vorstellia geworden sind, hat auch die London Labour League eine analoge Resolution ihrerseits dem Minister mittheilen lassen. Derselbe bedauert in seiner Antwort den Verlust, welcher für den Markt von Deptford durch eine von ihm für unvermeidlich erachtete in erwachse, und spricht die Hoff⸗ nung aus, daß in nicht ferner Zeit die Wiedergestattung der Einfuhr aus Schleswig ⸗Holstein erfolgen könne.

Der vierte Abschnitt behandelt die französische, belgische und niederländische Viehsperre gegen Deutschland, er umfaßt die Akten⸗ stücke von 115 bis 123 und bezieht sich auf die Zeit vom 19. April bis 21. Dezember. Der erste Bericht darin stammt vom Kaiserlichen Gesandten im Haag vom 19. April 1889. Mit demselben übersandte der Gesandte dem Reichskanzler einen Bericht des niederländischen Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, wonach die niederländische Regierung die bei ihr angeregte Angelegenbeit der Durchfuhr deutscher Schafe nach England vorläufig als suspendirt ansieht mit Rücksicht auf die juͤngsten von England gegen deutsche Vieheinfubr er⸗ lassenen y , Prohibitivmaßregeln. Außerdem wird in dem niederländischen Berichte auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welchen im Allgemeinen auch für spätere Zeit die gedachte Durchfuhr deutschen Viehs durch die Niederlande begetznen würde, solange in Deutschland die Seuche nicht völlig erloschen sei. Sodann folgen Berichte, die fich auf Frankreich beziehen. Am 253. April ersucht der Reichs

ürsten von Hohenlohe, ihm Mittheilungen zugehen zu lassen, ob und eventuell in welchem Umfange die Maul⸗ und Klauenseuche unter den Viehbeständen Lothringens ausgebrochen sei. Veranlaßt war diese Anfrage durch das Verbot des französischen Ackerbau Minssters vom 16 April gegen die Cinfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen über 14 deutsche Grenzorte. Am 6. Mat sandte der Reichskanzler zur Ergänzung seiner ersten Anfrage an den Statthalter die erfügung des französischen Ackerbau Ministers vom 26. April, wodurch die Einfuhr des aufgeführten Viehes über die gesammte deutsche, luxemburgische und belgische Grenze verboten wird. Unter dem 3. Mai hatte der Statthalter mitgetheilt, daß in dem Stadtkreise 6 sowie dem Kreise Forbach die Seuche aufgetreten, aber bereits erloschen fei; und daß im Landkreise Metz die aufgetretene Seuche noch nicht erloschen sei. Am 24. September berichtet der Kaiserliche Geschäftsträger in r daß ihm der französtsche Minister des Aeußeren mitgetheilt at, daß zur Zeit das gedachte Verbot nicht aufgehoben werden könne, weil nach den der französischen Regierung vorliegenden Nachrichten die Maul · und Klauenseuche in Deutschland noch nicht erloschen sei. Die Regie tung würde jedoch Werth darauf legen, die offiziellen periodischen Veröffent · lichungen der deutschen Bundesstaaten über den Stand der Seuche, soweit solche in den letzten Monaten erschienen, kennen zu lernen, um hiernach die Frage der gien des ,,, prüfen zu können. Anm 21. November zeigt der Pariser Geschäftsträger an, daß die Ein und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen,

Schafe: 50 282 45 298 54 525

iegen und

Schweinen deutscher und österreichisch⸗ungarischer Herkunft nach bezw. durch Frankreich sowohl auf dem Land. wie auf dem Seewege ver boten sei. Bis dahin war zufolge der Verordnung des französischen Ackerbau ⸗Ministers vom 25. April d. J. nur die Ein- und Durch⸗ fubr der genannten Viehgattungen nach beziehungsweise durch Frank- reich über die gesammte deutsche Landesgrenze verboten, und zwar ohne Unterschied der . Die Verordnung vom 25. April d. J. ist durch diejenige vom 20. November d. J. nicht aufgehoben worden, so daß auch fernerhin keinerlei Vieh, sei es auch nicht deutscher und nicht österreichisch ungarischer Pro⸗ venienz, über die deutsche Grenze nach Frankreich eingeführt werden kann. Das letzte bezüglich der Viehe infuhr nach Belgien vorhandene Aktenstück ist ein Bericht des Kaiserlichen Gesandten in Brüssel vom 19. Oktober, in welchem derselbe anzeigt, daß der belgische Ackerbau Minister am 17. Oktober eine Verordnung erlassen babe, durch welche die Einfuhr von Schafvieh aus Deutschland und Luxemburg gegen Beibringung von Gesundheitsattesten gestattet wird. Das: Verbot der Durchfahr von Schafvieh Keibe hingsgen nach wie vor in Kraft.

Nach dem als Anhang beigegeberen Bericht des Statistischen Amts über die deutsche Viehausfuhr nach England und Frankreich sind in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 18893 129 635 Stück Schafvieh nach Frankreich ausgeführt worden, im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres 194 452 Stück weniger. Dagegen hob sich die Ausfuhr von Fleisch nach Frankreich in demselben Zeitraum von 19 715 auf 38 891 Doppelcentner (100 kg). Dieser Rückgang beziehungsweise Wechsel in der Aus fuhr durfte im Wesentlichen darauf zurückzuführen sein, daß die französische Regierung aus der im Frühjahr d. J. zeitweise bemerkbar gewordenen Zunahme der Maul und Klauenseuche in Deutschland und aus einzelnen Fällen der Seuchenverschleppung Anlaß genommen hat, ein allgemeines Vieh⸗Einfuhrverbot gegen Deutsch⸗ land zu erlassen (wie aus den oben mitgetheilten Aktenstüͤcken ersicht lich, zum Theil aber auch nach Aeußerungen der Sachverständigen in der Kommission zur Ermittelung der Einfuhr⸗ und Ausfuhr⸗ werthe darauf, daß der Fleischtransport vor dem Vieh⸗ transport erhebliche Erleichterungen voraus hat. Die Ausfuhr von Schafvieh und Lämmern nach Großbritannien, betrug in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1889 202 217 Stück, im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres 85 999 Stück weniger. Die Fleischausfuhr nach Großbritannien belief sich in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1888 auf nur 767 Doppel⸗Ctr. (i100 kg), in dem entsprechenden Zeitraum des laufenden Jahres da⸗ gegen auf 43 881 Doppel ⸗Ctr., nahm also um 43114 Doppel⸗Ctr. zu. In dieser Steigerung der Fleischausfuhr kommt, wie die Verkehrs—⸗ nachweisungen ergeben, im Wesentlichen der Antheil der Hamburgischen Schweine⸗Exportschlächtereien seit dem Zollanschluß von Hamburg (15. Oktober 1888) zum Ausdruck. Dieselben batten bis zu dem Verbot der Einfuhr von Schweinen aus Dänemark, Schweden und Norwegen über die Reichsgrenze (29. November 1887) ihren Bedarf an Schweinen zum größten Theil aus Dänemark, zum geringeren Theil aus Deutschland bezogen; seit dem Verbot beziehen dieselben dagegen ihren Bedarf in der Hauptsache aus Deutschland. Es ergiebt sich dies aus der Statistik der Waaren⸗ durchfuhr von Dänemark nach dem früheren Zollausschluß Hamburg und aus der Statistik der Waarenausfuhr dahin. Die Durchfuhr von Schweinen aus Dänemark nach dem Zollausschluß Hamburg be⸗ trug nämlich in den Jahren 1886 und 1887 240 542 beziehungsweise 250 612 Stück und fiel im Jahre 1888 gänzlich ausz die Ausfuhr von Schweinen aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets ebendahin hob sich dagegen von 240 751 Stück im Jahre 1887 auf 323 553 Stück im Jahre 1888, ungeachtet die bezüglichen Nachweise des Jahres 1888 in Folge des Zollanschlusses von Hamburg nur bis 15. Oktober 1888 reichen.

Seitungõ ftimmen.

Die Rede, welche Se. Majestät der Kaiser und König vorgestern in Frankfurt 4a. M. bei dem Diner im Palmengarten gehalten, giebt dem „Berliner Tageblatt“ Anlaß zu folgenden Betrachtungen:

Wie wohlthuend wirkt die dankbar ⸗wehmüthige Erinnerung, die Kaiser Wilhelm II. seinen großen Vorgängern widmet! Wie zeigt er sich so ganz von dem Wunsche ,, ihnen nachzustreben und die Bad iu des Dichterworts zu beherzigen:

Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, R Erwirb es, um es zu besitzen!“

Auf so freundlichem Grunde erhebt sich doppelt feierlich und wirksam das Gelübde, daß des Kaisers ganzes Streben und Schaffen auf des Vaterlandes Größe gerichtet sei, und es macht seinem ö,. und seiner Gewissenhaftigkeit Ehre, mit der er bei aller

ntschiedenheit und Arbeitsfreudigkeit doch die Schwierigkeit der Aufgabe betont und die Frage aufwirft, ob er ihr wohl gewachsen sei.

Der Antwort auf dlese Frage darf der Kaiser und mit ihm das Vaterland, gerade nach solchen Aeußerungen, mit Beruhigung ent⸗ gegensehen. Wer es so ernst und ehrlich mit seinem Berufe meint, der wird auch die rechten Wege finden, ihn würdig zu erfüllen. Wenn Kaiser Wilhelm erklärt, daß er im Vertrauen, in der Hin—

ebung des Volkes Erfrischung und Stärkung für seine schwere Arbeit i. und finde, so zeigt er, daß er die Lehren der Geschichte zu nutzen weiß, seine Zeit versteht und seinen Herrscherberuf in recht volks . thümlicher Weise erfaßt hat. ö . ;

Den lebhaftesten und freudigsten Wiederhall aber werden im gesammten Vaterlande die Schlußworte wecken, in denen die Kaiser⸗ liche Rede harmonisch ausklingt. Der Kaiser feiert die köstlichen Güter, die ein so großes städtisches Gemeinwesen, wie das der Stadt Frankfurt, dem Frieden verdanke; er preist die Verdienste, die seine Vorgänger sich um die Erhaltung dieses Friedens erworben. und hofft, daß auch seine nach demselben Ziele gerichteten Bestrebungen von dem gleichen Erfolge gekrönt werden. Das sind goldene Worte, eines Deutschen Kaisers würdig und dem deutschen Volke aus der Seele gesprochen, das bei aller Qpferbereitschaft für seine nationale Ebre und Sicherheit doch im tiefsten Grunde friedliebend ist und begeistert einstimmt, wenn sein Kaiser als Friedensfürst auf⸗— tritt, sich als Schirmherr bürgerlicher Tugenden und aller Wohl- thaten des Friedens bekennt. Solche Worte hört das deutsche Volk gern, und ohne Unterschied der Stände und Parteien schart es sich vertrauensvoll um seinen Kaiser, der gleich seinen großen Vorgängern vor Allem ein „Mehrer des Reichs an allen Gaben und Gütern des Friedens“ sein will.“

Unter der Ueberschrift , Thatsachen beweisen schreibt der „Reichsbote“ in Anknüpfung an die Debatten über den Etat der indirekten Steuern und Zölle; ;

„Die Vertreter der liberalen Wirthschaftspolitik haben in diesen Tagen bei der Berathung der Zolleinnahmen des Etats wieder ihre alten Angriffe auf die Schutz ⸗Jollpolitik erneuert. Dieselben beruhen alle auf der falschen Annahme, daß die Zölle als Zuschlag auf den Preis der Waare von dem deutschen verbrauchenden Publikum getra⸗ gen werden müßten. Unter dieser falschen Annahme bezeichnen sie denn auch die Zölle kurzweg als Steuern, welche das deutsche Volk zu tragen habe. Wenn das richtig wäre, so müßten die Zölle sofort nach ihrer Einführung alle Waaren, insbesondere auch die Lebensmittel, vertheuert haben. Jedermann weiß aber, daß daz nicht der Fall ist. Gerade im Gegentheil sanken sogar Roggen und Weizen nach der Einführung der Jölle im Preise, Dies Sinken hatten die Zölle so wenig veranlaßt, wie jetzt das Steigen der Brot-, Frucht und Viehpreise. Der Grund lag damals in der guten wie jetzt in der schlechten Ernte, im ganzen östlichen Deutschland. Durch das Aufheben der Zölle würde das nicht anders; das würde nur den Erfolg haben, daß die Händler das auswärtige Getreide nach Deutschland führten und das deutsche nach England; wir

Deutsche bekämen deshalb das Brot um keinen Pfennig

billiger. Die Zölle werden vom Publikum nicht als eine Last empfunden, wohl aber würde es als eine schwere Last gefühlt werden, wenn die 300 Millignen, welche sie dem Reiche einbringen, auf dem Wege der direkten Besteuerung erhoben werden sollten, und das müßte geschehen, sobald die Zölle abgeschafft würden. Alle Steuern müßten mindestens verdoppelt werden. Davon schweigen die Frei⸗ sinnigen. Auch davon schweigen sie, in wie gro tem Maße die Schutz⸗ zölle die deutsche Arbeit gehoben haben! Man denke doch, wie es mit dem deutschen Gewerbe und der Industrie vor der Einführung der Schutzzölle stand! Die Hochöfen waren meistens ausgeblasen, die Fabriken standen großentheils still oder machten Bankerott, , ng . von Arbeitern zogen als Bettler auf den andstraßen umher und in der Stadt waren die Kauf— läden mit auswärtigen Waaren angefüllt; englische, französische, Wiener Waaren wurden überall angepriesen, und von der Welt- ausstellung in Philadelphia schallte das bekannte billig und schlecht“ als Urtheil über die deutschen Arbeiten herüber. Die deutschen Bauern konnten - ihr Getreide nicht loß werden, weil die Märkte mit russischem und österreichischem angefüllt waren. Da wurden endlich, nachdem wir Jahre lang auf die Nothwendigkeit des Schutzes unserer deutschen Arbeit hingewiesen hatten, die Zölle eingeführt, und sofort machte sich eine aufsteigende Bewegung bemerkbar. Die Kohlenproduk⸗ tion und der Kohlenverbrauch ist ein sicherer Maßstab für die Hebung der Industrie und des Verkehrs; denn der steigende Verbrauch von Kohlen weist auf eine steigende Vermehrung der im Gewerbe und in dem Verkehr verwendeten Maschinen hin. In welch kolossalem Maß⸗ stabe sich aber der Kohlenverbrauch seit 1879, dem Jahr der Einfüh⸗ rung der Zölle vermehrt hat. geht aus den Nachweisungen des Oktoberhefts des Kaiserlichen Statistischen Amts hervor. Nach diesen Aufzeichnungen belief sich die Gesammtproduktion der deutschen Berg⸗ werke im Jahre 1888 auf 92 604294 t im Werthe von 488 329 618 ½jZ Das sind 32,5 Millionen Tonnen mehr als im Jahre 1879. Der Werth der Gesammtproduktion hat sich ebenfalls stetig vermehrt und zwar gegen das Jahr 1879 um 174 Millionen. . . ..

Diesen kolossalen Produktionssteigerungen in den Urproduktions⸗ zweigen müssen natürlich entsprechende Vermehrungen der J im Gewerbe und Industrie sowie im Verkehr, wo diese Massen an Kohlen und Eisen verbraucht worden sind, gegenüber stehen. Vor diesen Zahlen fallen alle Angriffe der Freihändler gegen die Zollvolitik zu Boden. Das Alles bedeutet eine kolossale Hebung der Geschäfte und des Handels, des Verdienstes der Arbeiter und der Vermehrung des Nationalwohlstands überhaupt. Hätten wir die Zölle nicht ein—⸗ geführt, was wäre wohl aus Deutschland geworden, wenn die Ent— wickelung so fortgegangen wäre, welche es damals unter dem Einfluß des Freihandels genommen hatte! Den kolossalen, segensreichen Um⸗ schwung verdanken wir vorzugsweise der Zollpolitik, dem Schutz der deutschen Arbeit.“

Ueber denselben Gegenstand schreibt unter der Ueberschrift „Wahlpräludien“ die „Deutsche vol kswirthschaftliche

Correspon denz“: *

„Die Verhandlungen des Reichstages über den Etat der Zölle und indirekten Steuern hat am, Freitag und Sonnabend den ver einigten Freihändlern und Sozialdemokraten die zu agitatorischen Zwecken ihnen erwünschte Gelegenheit zu einem großen“ Angriff auf die deutsche Wirthschaftspolitik bieten müssen.

Ueber die den Hrrn. Broemel, Rickert c. von dem kürzlich erst aus Breslau in den Reichstag zugereisten sozialdemokratischen Schneidermeister Hrn. Kühn zu Theil ewordene Unterstützung dürften 3. freihändlerischen Heerführer selbst kaum sehr erbaut gewesen ein. 99 0

Was aber die Herren vom Freihandel selbst betrifft, so konzen trirten sie ihren Angriff auf die landwirthschaftlichen, speziell auf die Getreidezölle. Von den industriellen Zöllen war mit keiner Silbe die Rede. Wenn man hieraus schließen dürfte, daß die Herren end⸗ lich zu der klaren Erkenntniß gelangt seien, wenigstens die Industrie⸗ zölle hätten nicht nur der Indusftrie selbst, sondern der ganzen nationalen Wirthschaft Segen gebracht, so könnte man es sich schon gefallen lassen, die Zollpolitik derartig einseitig ab⸗ gehandelt zu sehen. Man wurde daran vielleicht die Hoffnung knuͤpfen dürfen, daß in ein paar Jahren unsere Frei⸗ händler endlich die Nothwendigkeit auch der Getreidezölle im Rahmen einer Politik des Schußes der nationalen Arbeit be⸗ . würden. Soviel man indessen die Herren kannte, möchte eine olche Hoffnung doch fehlschlagen, und der einseitige Angriff auf die Agrarzoͤlle erklart sich einfach aus der Hoffnung, Interessengegensätze zwischen Industrie und Landwirthschaft wachzurxufen, jene Interessen⸗ gegensätze, auf die der Freihandel in früheren Zeiten seine Herrschaft so klug aufgebaut hatte. -

Wir glauben jedoch die Herren versichern zu dürfen, daß sie eine ganz verfehlte Spekulation machen, wenn sie glauben, jenen früher dem gesammten Wirthschaftsleben unseres Vaterlandes so verderblich gewordenen Interessenstreit zwischen Industrie und Landwirthschaft zu neuem Leben erwecken zu können. Die Herren haben damals, als sie kein Ohr weder für die Beschwerden der Industrie, noch für die der Landwirthschaft hatten und ihrem Prinzip des absoluten Freihandels immer weitere Interessen des deutschen Erwerbslebens opferten, selbst am besten dafür gesorgt, daß die Vertreter der verschiedenen Gruppen der Erwerbsthätigkeit begriffen haben, wie Friede ernährt und Un⸗ friede verzehrt. .

Wer sich aber die wirthschaftliche Lage des Landes und deren fortschreitende günstige Entwickelung seit 1879 vergegenwärtigt, muß sich, wenn er nicht ein freihändlerischer Schwärmer ist, doch sagen, es gehöre ein gut Stück Köhlerglauben dazu, um die Ueberzeugung er— schüttern zu wollen, daß die wirthschaftlichen Interessen Aller nur dann gedeihen können, wenn sie gemeinsam in den Rahmen der Wirth⸗ schaftspolitik einbezogen werden. Eben dieses hat aber die zuerst 1879 erfolgte „freie Vereinigung‘ der Vertreter der industriellen und land⸗ wirthschaftlichen Interessen im Reichstage gethan. Diese Vereinigung“ zu sprengen, ist und bleibt bekanntlich die vornehmste Aufgabe unserer wirthschaftlichen Gegner; allein indem sie bei dieser Arbeit klug genug sind, den Boden des Prinzips zu verlassen und sich mit den That⸗ umständen befassen, stoßen sie auf die ihnen sehr bequeme und agitatorifch zu Wabhlzwecken sehr verwerthend erscheinende „Ver- theuerungsfrage '. Wer die Reichtagsdebatten verfolgt, wird finden, daß die Probleme der Wirthschaftspolitik den Freihändlern zu einer nichts als Vertheuerungsfrage“ zusammengeschrumpft sind.

Für die Wahlagitation mag das ja brauchbar sein die Herren müssen das besser wissen, als wir es wissen können wenn man dem Bolke vorredet, an der Theuerung sei einzig und allein die e : schuld. Aber im Reichstage diese Materie auf dem

ivegu einer nichts als Vertheuerungsfrage“ zu traktiren, ist doch . Kunststück, das die Herren im eigenen Interesse lieber nicht machen ollten.

Was die von Hrn. Rickert speziell, sowohl im Reichstage wie bei seinen Wahlagitationsreden bearbeitete ‚Vertheuerung. durch die Kornzölle angeht, so glauben wir uns nicht zu irren, daß es gerade jwei Jahre her ist, seit Hr. Rickert im Reichstage das Gegentheil behauptete. Damals hatte ein freisinniger Reichstags ⸗Abgeordneter aus Mecklenburg, sogar selbst ein Landwirth, Hr. Wilbrandt⸗Pisede, ein Buch geschrieben, in dem er haarklein bewiesen hat. wie die Schutzzölle an dem fortschreitenden Sinken der Preise Schuld wären und wie gerade die Landwirthe auf Abschaffung der Kornzölle dringen müßten, weil sie die eigentliche Ursache der billigen Kornpreise wären. Damals pflichtete i Rickert die ser Lehre bei.

Wenn jetzt die Hrrn. Broemel, Rickert ꝛc. aus ,. uns das Gegenthell beweisen⸗ von dem, was uns damals Hr. Wilbrand. wie es auf dem Titel heißt: hauptsächlich aus landwirthschaftlichen Gesichtspunkten / bewiesen hat, wem sollen wir glauben? Eine Wahrheit kann es doch nur geben und die dürfte der Abg. von Fischer getroffen haben, als er seinem nationalliberalen Freunde Hoffmann vorhielt, er habe aus dessen Zahlen nur das Eine entnehmen können. daß weniger gute Ernten die Kornpreise steigern; dieses Eine habe ihn aber weiter nicht überrascht, denn es sei durchaus nicht neu.

Wenn die Herren Freihändler glauben, mit dem Vertheuerungs“