Gesellschaft als eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht und als Revifionsverband für die eingetragenen Genossenschaften der Provinz ins Leben zu rufenden Centralkasse einen einmaligen Beitrag zu den ersten Einrichtungskosten von 4000 M6 aus den Ueberschüssen der Vorjahre zu bewilligen; 2) das Landesdirektorium zu ermächtigen, dieser Genossenschaft bei der Provinzial ⸗Hauptkasse einen Kredit: a. bis zum Betrage von 50 O0 „ bei genügend befundener Sicher⸗ heit ohne Hinterlegung von Werthpapieren, b bis zu einem ferneren Betrage von 106 005 6 gegen Hinterlegung bei der Reichsbank beleihungsfähiger Werthpapiere gegen eine Verzinsung, welche dem der betreffenden Bankhäufer für die einstweilig dargeliehenen provin⸗ ö Gelder zugestandenen Zinsfuße mindestens gleichkommt, zu gewähren. =.
rief eine längere Debatte hervor. Für den Antrag sprachen der Landes⸗-Direktor Freiherr von Hammerstein und die Abgg. von Linsingen, Graf von Knyphausen, Struckmann, Lauenstein und von Grote, während der Abg. Fürbringer denselben be—⸗ kämpfte. Bei der Abstimmung wurde der erste Theil des Antrags mit großer Mehrheit, der zweite Theil mit allen . die Stimme des Abg. Fürbringer angenommen. An
eihülfen wurden sodann gewährt; für die Kinderhospitäler 4860 „S, für die Anstalt für Epileptische in Bethel bei Bielefeld 500. Æ, für die Anstalt in Rotenburg 2560 M, und für das Rettungshaus in Schladen 400 ; dem Centralausschuß der Königlichen ,, schaft zum Zweck der Beschickung der Ausstellung der allge⸗ meinen Deukschen Landwirthschafts⸗-Gesellschaft im Jahre 1891 in Bremen 7500 6, dem Verein für Geflügelzucht 500 M66, der Imkerschule in Fintel 600 6 und für Fischereizwecke 5000 M0
Bayern. München, 12. Dezember. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Allg. Ztg. meldet, an Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig nach⸗ stehendes Hand schreiben, d. d. 11. Dezember, gerichtet;
„Durchlauchtigste Fürstin, Freundlich liebe Schwiegertochter! Durch das höchst' betrübende Ableben Ihrer Majestät der Königin Mutter Maria hat der Bayerische Frauenverein vom Rothen Kreuze feine mit den Bestrebungen des Vereins seit dessen Gründung innig verbundene Protektorin verloren. In der Ueberzeugung, daß Ew. Königliche Hoheit bei dem regen Interesse, welches Dieselben dem Vereine schon scither entgegenbrachten, gerne gewillt sind, an die Spitze der zu edlem und fegensreichem Wirken vereinigten Frauen und Jung⸗ frauen Bayerns zu treten, ernenne Ich Ew, Königliche Hoheit hiemit zur Pretekkorin. Indem Ich dem lebhaftesten Wunsche Ausdruck gebe, daß der für das Land und insbesondere für die Armee bedeu⸗ fung volle Verein fortdauernd blühe und erstarke, erneuere Ich in diesen Zeilen zugleich mit Vergnügen die Versicherung des väter⸗ lichen Woblwollens, womit Ich demselben stets beigethan verbleibe. Ew. Königlichen Hoheit und Liebden von Herzen anhänglicher Schwieger vater Luitpold.“
Se. Königliche Hoheit der Herzog Max Emanuel ist von seinem mehrwöchigen Ausflug nach Paderborn, und dessen Gemahlin mit den beiden Söhnen heute Morgen IL Uhr mit dem Orient Expreßzug aus Wien, beziehungsweise Ebenthal, zurückgekehrt.
Die Kammer der Abgeordneten genehmigte heute bei der Fortsetzung der Berathung des Etats des Ministe—⸗ riums des ,. die Forderungen für Vermehrung und Aufbesserung der Gendarmerie, wobei im Verlauf einer längeren Erörterung der Minister Freiherr von Feilitz sch die spätere Erhöhung der Pensionsbezüge älterer Gendarmen ankündigte, um gediente Leute länger bei der Waffe zu erhalten. Der Abg. Gunzenhäuser (Fürth) besprach die überstrenge Ab⸗ weifung von Zulassungsgesuchen ausländischer Lebens versiche⸗ rungsgesellschaften in Bayern; der Minister Freiherr von
eil itz sch erwiderte, die Regierung fasse dabei das Bedürfniß ins
uge und diesem scheine durch die jetzt zugelassenen 41 Lebens⸗ versicherungsgesellschaften genügt zu werden; wolle man auch noch die weiteren angemeldeten 26 zulassen, so würden bald Klagen über die vermehrte Zudringlichkeit der. Agenten kommen. Ungemessene Konkurrenz scheine auch da nicht immer zum Vortheil des Publikums zu sein. Die Regierung wolle haher den bisherigen Standpunkt festhalten; im Transport— und anderen Versicherungszweigen seien übrigens neuerdings andere Gesellschaften zugelassen worden.
— 15. Dezember. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten nahm heute das provisorische Steuer⸗ geile an, genehmigte die Etats der Zölle und der in⸗ birekten Steuern und vertagte sich darauf wegen einge— tretenen Unwohlseins des Präsidenten Freiherrn von Ow.
Sachsen. Dresden, 12. Dezember. Die . Blatter veröffentlichen das Gesetz, betreffend die proviso— rische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre i890, sowie das Gesetz, betreffend die Um wand⸗ lung der 4prozentigen Staats-Anleihe von 1857168, 1867 und 1869 in eine 31 prozentige Staatsschuld, bez. die Tilgung der ersten und die Aufnahme einer 3prozentigen Renten-AUnleihe; ö. die Bekanntmachungen, betreffend die Lündigung er Königlich sächsischen 4prozentigen Staats⸗ Anleihe von 18669 und die Umwandlung in eine zisaprozentige Staats schuld sowie die Bekanntmachung, betreffend die Bedingungen der Umwandlung der auf⸗ , . sächsischen 4prozentigen Staats⸗ nleihe von 1869 in eine 3iufeprozentige Staats⸗
schuld.
Württemberg. (..) Stuttgart, 12. Dezember. Ver⸗ schiedene Blätter bringen die Nachricht, daß die Land⸗ stände zu Anfang Januar auf acht Wochen einberufen werden een Wie wir vernehmen, ist diese Nachricht un⸗ richtig, und ist weder Stoff für eine mehrwöchige Tagung vorhanden, noch liegt es in der Absicht der Regierung, den württembergischen Landtag während ider Verhandlungen des Reichstages einzuberufen.
Baden. Karlsruhe, 12. Dezember. (WB. T. B) In der Zweiten Kammer theilte heute der Präsident mit: die Reglerung werde die Interpellationen betreffs Zu⸗ ee n, der Orden sowie Handhabung des Sozia— listengesetzes nach Weihnachten beantworten.
Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 12. Dezember. Aus Cannes wird den „Meckl. Nachr.“ telegraphisch mit⸗ Sen daß das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des
roßherzogs besser ist. Seit zwei Tagen ist Höchstderselbe Die Lungen⸗AUffektion ist beseitigt, die Neuralgie
außer Bett. Die Aerzte
noch stark vorhanden, daher große Mattigkeit. wollen eine lokale Behandlung versuchen. Brieflich ist dem genannten Blatte folgender vom 9. d. M. datirter Bericht zugegangen: „Seit der Äbreise Sr. Königlichen Hoheit des Groß⸗ n. von Ludwigslust, die durch das Auftreten eines mit ieber verbundenen heftigen asthmatischen Anfalles beschleu⸗ nigt wurde, ist in dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit
insofern eine Aenderung eingetreten, als die Krankheitserschei⸗ nungen Seitens der Athmungsorgane zwar mehr in den Hintergrund getreten sind, dafuͤr aber sehr heftige migräne⸗ artige Anfälle von halbseitigem Gesichtsschmerz sich aus⸗ gebildet haben. Allerdings brachte der Witterungswechsel in den ersten Tagen des Dezember eine Erkältung mit sich, die unter Steigerung des chronischen Lungenkatarrhs und unter ganz geringer Fieberbewegung mäßige asthmatische Beschwerden verursachte und Se. Königliche Hoheit mehrere Tage in das Zimmer und an das Bett fesselte. Nach Ablauf dieser Er⸗ kältung jedoch treten jetzt mehr die erwähnten, täglich mehrere Male sich wiederholenden, äußerst quälenden Schmerzanfãlle in den Vordergrund, die, allen angewandten Mitteln Trotz bietend, den allgemeinen Kräftezustand Sr. Königlichen Hoheit erheblich herabgesetzt und die im Süden gesuchte Erholung leider unmöglich gemacht haben.“
Sachsen⸗ Coburg ⸗ Gotha. Coburg, 12. Dezember. (W. T. B.) Se. Hoheit der Herzog ist, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers folgend, heute Nacht nach Jagd⸗ schloß Springe abgereist.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 12. Dezember. (Reg. u. Nachr. Bl.) Se. Durchlaucht der Fürst hat sich heute in Begleitung des persönlichen Ad⸗ sutanten, Major von Borcke, nach Wiesbaden begeben.
Reuß j. Lx. Gera, 12. Dezember. (Ger. Ztg.) Der Landtag Überwies in feiner heuligen Sitzung zunächst einen Antrag des Stadtraths zu Gera auf . von „5 des Gesetzes vom 17. April 1888, betreffend die
esoldungen der Volksschullehrer, und auf ent⸗ sprechende Berücksichtigung der Volksschullehrer der Stadt Gera“ bei der Etatfesistellung, sowie eine Petition derfelben Behörde, betreffend die Erhöhung des Staatszuschusses zu dem Realgymnasium zin Gera, an den Justizausschuß und setzte darauf die Be⸗ rathung des Staatshaushalts-Etats fort. Es wurde nochmats auf die Position für den Fabrikinspektor zurückgegangen. Der Finanzausschuß beantragt 1800 6 für einen technischen Assistenten des ,, dem die Kesselrevisionen verbleiben sollen, ferner 3609 (. für einen J Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.
ei den übrigen Ausgabe-Positionen, welche zur Be— rathung gelangten, wurde nur an der für . eine wesentliche Aenderung insofern vorgenommen, als neben der im Etat angesetzten Summe von 10 666,87 6 auf. Antrag des Finanzausschusses noch 5 000 M für künftige Eisenbahn⸗ zwecke eingestellt wurden.
Deutsche Kolonien. Nach einer Meldung des „Reuter'⸗ schen Bureaus“ aus Bagamoyo über Zanzibar, vom gestrigen Tage, verbrachte Emin Pascha eine unruhige Nacht; im Ganzen war sein Zustand ungesähr wie am Mitt—⸗ woch. In Folge von Schwierigkeiten beim Schlucken kann er keine feste Rahrung zu sich nehmen. Die Hustenanfälle, welche
den Kranken sehr erschöpfen, dauern fort.
(
Oefterreich⸗Ungarn. Wien, 12. Dezember. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus begann heute mit der Berathung der Vorlage, betreffend das provisorische Budget. In der Generaldebatte führte der Abg. Plener aus, von dem Schicksale der Deutschen in Böhmen hänge das Schicksal der übrigen Deutschen Oesterreichs ab. ie Regierung habe den Deutsch⸗Böhmen in ö kein Entgegenkommen ge⸗ zeigt; die Verfassung sei bedroht. Redner drang auf Beantwortung der Interpellation über die Vorgänge in Böhmen. Der Abg. Rieger erklärte, die Böhmen ständen auf dem Boden der Verfassung; die Deutschen brauchten von der Regierung nichts zu fürchten, da der Minister⸗Präsident Graf FRaaffe für das böhmische Staatsrecht noch nichts gethan habe. Die Böhmen wünschten von Herzen eine Verständigung mit den Deutschen. Nach Annahme des Schlusses der Debatte wurde die Sitzung geschlossen. .
Prag, J3. Dezember. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand ist heute in Begleitung des Grafen Wuͤrnibrand nach Berlin zu den Hofjagden abgereist. .
Bu dapest, 11. Dezember. (Wien. Abdpst Das unga⸗ rische Unterhaus hat sich heute bis zum 11. Januar vertagt.
AÄAgram, 11. Dezember. (Wien. Ztg.) Der kroatische Landtag nahm heute in der Generaldebatte die Vorlage, betreffend die Ablösung der Regalien, an.
Großbritannien und Irland. London, 12. Dezember A. C) Lord Salisbury hat sich, wenn der Londoner orrespondent des „Leeds ,,. richtig informirt ist, zu der Ansicht von der Nothwendigkeit der Einbringung einer Vorlage bekehrt, welche die Gewährung von Grund⸗ stücken an Llandwirthschaftliche Arbeiter (compulsory Allotments) zu einer zwa ngsweisen mache. Eine Anzahl Abgeordneter ländlicher Kreise hat dem Premier⸗-Minister vor⸗ estellt, daß die Sache der Konservativen auf dem flachen Lande ast hoffnungslos wäre, wenn dies nicht geschähe.
Lord Earnarvon, ehemaliger Lord⸗Statthalter von Irland im letzten Salisbury'schen Ministerium, äußerte vor⸗ gestern seine Ansichten über den Plan der Grüundung einer australischen Konföderation. Vor Allem, meinte er, müsse das australische Volk sich dafür erwärmt haben. Ob dies der 9 wäre, könne nur Australien selbst entscheiden. Zu leugnen ei nicht, daß die öffentliche Meinung dem Projekt jetzt mehr ee wäre. Die Meinungsverschiedenheiten der Premier⸗ Minister von Neu⸗Süd⸗Wales und Victoria wären keine
grundsãätzlichen.
rinz Friedrich August von Sachsen, Neffe des Königs von Sachsen, kam am 8. d. in Gibraltar an und reiste am 11. d. an Bord des Postdampfers ‚Peninsular“ nach M alta weiter.
Aus Indien wird telegreghisc gemeldet:
Kalkutta, 10. Dezember! Dle für den Zug nach Lushai bestimmten Truppen versammeln sich jetzt in Lung le h. Der Auf⸗ bruch foll im Januar beginnen und im Herzen des Landes ein perma⸗ nenter Posten serrichtet werden. Zwei Lushai ⸗ Häuptlinge haben sich angeboten, bei dem Bau einer Heerstraße ju helfen.
Frankreich. Paris, 12. Dezember. (W. T. B.) In der Deputirten kammer machte heute de Mahy den Vor⸗ schlag, daß sein Antrag, betreffend die Bildung eines Großen Feneralstabes, an die Armee⸗-Kommission ver⸗ wiesen werde. Der Kriegs⸗Minister de Freycinet hatte gegen diese Verweisung nichts einzuwenden, behielt
sich aber die Diskussion über das Wesen des An⸗ trages vor. Die Kammer verwies den Antrag an die Armee⸗ Kommission. Die Wahl des Aba. Ternisien für Cochinchina wurde mit 447 gegen 29 Stimmen annullirt, der Admiral Lemyre de Villers für gewählt erklärt. Die Berathung über den Kredit für die geheimen Fonds ist auf den 14. d. M. festgesetzt.
NRußzland und Polen. St. Peters burg, 13. Dezember. (W. T. B) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be⸗ spricht die Zulassung der bulgarischen Anleihe zur Ko⸗ üirung an der Wiener Börse und die Garantien für diese Anleihe. Das Blatt meint: der Prinz Ferdinand von Eoburg und die Mitglieder der bulgarischen Re⸗ gierung verfügten nach Belieben über die Güter der Fürstenthümer; trotz ihrer eigenen unregelmäßigen Stellung schalteten sie gänzlich ungezwungen mit den finan⸗ ziellen Hülfsquellen des Landes unter Mißachtung des Rechtes und ohne Rücksicht zu nehmen auf die früheren, seit Jahren nicht erfüllten Verbindlichkeiten. „Wir glauben“, sagt das Journal, „diese augenfällige Abweichung von dem Berliner Vertrag konstatiren zu müssen.“
Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 11. Dezember. (A. C) In der heutigen Sitzung des Senats brachte Mr. Call Florida) einen Gesetzentwurf ein, welcher den Präsidenten erniächtigt, mit Spanien Unterhandlung en anzuknüpfen für die Herstellung einer Republik in Cuba auf der Basis, daß Euba seine Frei⸗ heit erkaufen solle. — Im Repräsentantenhause wurde heute der 100. Jahrestag der Amtseinführung Georg Washington's als erster Präldent der Ver⸗ einigten Staaten zum Gegenstand einer Feier gemacht, welcher Präsident Harrison, die Mitglieder des Kabinets, das diplomatische Eorps, die Delegirten des Pan-⸗amerikanischen Kongresses und der Seekonferenz, die Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses, die Spitzen der Militär-, Marine⸗- und Civilbehörden, sowie eine Anzahl Damen bei—⸗ wohnten. Der Oberrichter Fuller hielt. die Festrede. Mr. Morton, der Vize⸗Präsident der Vereinigten Staaten, führte den Vorsitz.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (G37) Sitzung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Frei⸗ herr von Maltzahn, sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, stand an erster Stelle auf der Tagesordnung: die erste Berathung der All—⸗ gemeinen Rechnung über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1886/87, nebst den dazu ö, Spezial⸗ rechnungen, einem Vorbericht und den Bemerkungen des Rechnungshofs.
Nach unerheblicher Debatte wurde der Gegenstand der Rechnungskommission überwiesen.
Es . die zweite Berathung der von den Abgg. Acker⸗ mann, von Kleist⸗Retzow, Dr. Hartmann, Dr. Kropatscheck, von Kardorff, Lohren, Aichbichler und Genossen i, . Gesetzentwürfe, betreffend die Abänderung der Ge⸗ werbeordnung vom 1. Juli 1883 (Befähigungs⸗— nachweis). .
Die Anträge sind bereits mitgetheilt.
Abg. Biehl führte für die Einführung des Befähigungs— nachweises die hunderttausend Unterschriften unter den bezüg⸗ lichen Petitionen und die übereinstimmenden Aeußerungen des allgemeinen deutschen Handwerkerbundes in München und des deutschen Innungstages in Berlin an.
Abg. Goldfchmidt wies dem gegenüber darauf hin, daß die Unterschriften nur einen ganz geringen Prozentsatz der Millionen Handwerker in Deutschland darst ellen, und empfahl statt des Befähigungsnachweises die Vermehrung der Bildungsmittel, namentlich der Fachschulen, zur Hebung des Handwerks. .
Abg. Kroeber hielt nur für das Baugewerbe den Be⸗ fähigungsnachweis für ersprießlich. . .
Abg. Merbach erklärte, daß Angesichts der Mehrheit, die den Anträgen Ackermann⸗AUichbichler gesichert sei, ein großer Theil der Reichspartei denselben zustimmen werde, um zu einem po⸗ sitiven Beschluß zu kommen; er für seine Person werde aber ae stimmen, weil die Bedenken gegen dieselben nicht widerlegt seien.
Abg. Ackermann bat für den Fall, daß sein Haupt⸗ antrag abgelehnt werden sollte, die Freunde des Antrags Lohren, seinem Eventualantrage zuzustimmen, der dem Antrag Lohren sehr nahe komme.
Abg. Rickert beantragte die Vertagung und bezweifelte, bevor der Antrag zur Abstimmung gelangte, die Beschluß⸗ fahigkeit des Haufes. Da das Präsidium den Zweifel theilte, mußte zur Auszählung des Hauses geschritten werden.
Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 200 Mit gliedern, also die Beschlußfaͤhigkeit des Hauses.
Der Vertagungsantrag des Abg. Rickert wurde abgelehnt, die Diskussion ,, de; Abg. Hultzsch geschlossen.
Der Antrag Ackermann-Aichbichler gelangte darauf unter Ablehnung des Antrags Lohren in allen seinen Theilen zur Annahme. Damit war die Tagesordnung erledigt.
Die nächste Sitzung wurde auf Mittwoch, den 8. Ja⸗ nuar 1896, angesetzt und auf die Tagesordnung die Fort⸗ setzung der zweiten Berathung des Stgatshaushalts-⸗Etats far 1650/51, und zwar der Spezial⸗Etat, Marine“ gestellt. Schluß 2 Uhr 10 Minuten.
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reicht⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.)
— Zur zweiten Berathung des Etats für die Verwaltung des Reichshecres, Kapitel 34, Titel 1 . Reisekosten und Tagegelder“ ist folgender Antrag des Abg. Dr. Haarmann eingebracht worden:
„Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu erfuchen, die Position im nächsten Etat angemessen zu erhöhen, um den Mannschaften des stehenden Heere im Fall der Urlaubsertheilung alljährlich für eine Reife in die Heimath freie Fahrt auf den deut- schen Eisenbahnen zu gewähren.“
Vorbereitungen für die Wahlen.
Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung“ meldet: Am 11. Bezember hat in Effen eine zahlreich besuchte Ver⸗
rng der Vertrauensmänner der natio nalen Partei es Reichs tags⸗Wahlkreises Essen stattgefunden Behuft
. über die bevorstehende Reichstagswahl.
Nach eingehender Berathung nahm die Versammlung folgende
Resolution an: „In Erwägung, daß die heutige wirthschaftliche Bewegung innerhalb weiter Kreise der ö unseres Wahlkreises von den gegnerischen politischen Parteien zur Stärkung ihres Partei einflusses mißbraucht worden ist und daß der nationalen Partei im Interesse des gesammten Vaterlandes vor Allem daran liegen muß, Beruhigung inner⸗ halb dieser Kreise hervorzurufen, beschlossen die Vertrauens⸗ männer der natignalen Partei des Reichstagswahlkreises Essen, kö Reichstagswahl sich der Wahl zu enthalten.“
Hierzu bemerkt die „Nat. Ztg.“: „Bekanntlich ist in Essen 1881 der Abg. Stötzel (Centrum) gewählt Jö en Mehrheit für ihn war indeß gering; der gemeldete Beschluß ist sehr seltsam; nähere Aufklärung über denselben muß a,, a T ; 4
Aus ? itt erfel d, 11. Dezember, meldet die „N. Pr. Ztg.“ Die Nationalliberalen haben beschlossen, bei ö. in. tagswahlen diesmal für den konservativen Kandidaten zu stimmen.
Seitungsstim men.
Aus Anlaß der Bewegung in den Kohlengebieten schreibt die ‚Kölnische Zeitung“: ö
Am 10. Oktoher beschloß zu Birmingham ein Kongreß, auf welchem 227 000 englische Kohlenarbeiter vertreten waren, einen internationalen Kongreß der Bergarbeiter ein— zuberufen. In der Versammlung sowohl wie in der eng—⸗ lischen Prese wurde dabei als treibender Beweggrund der Gedanke laut, die Bergleute des Festlandes über den Werth ihrer Arbeit und über das Bedürfniß aufzuklären, nur soviel Zeit zu arbeiten, daß Zeit für Ruhe und Erholung übrig bleibe. Die Menschenfreundlich— keit dieser liebenswürdigen Fürsorge wird durch die selbstsüchtige Be— rechnung getrübt, welche unverhüllt im Hintergrunde lauert. Das . 96 Daily Chroniele“ sprach sich in dieser Hinsicht folgender maßen aus:
Zu den, Märkten, auf welche unsere Kohlen versendet werden, findet auch die fremde Kohle ihren Weg. Nicht nur an Plätzen wie Hamburg tritt die fremde Kohle mit den von uns produzirten Brenn- materialien in Kenkurrenz, sondern die deutsche Kohle verschafft sich auch Eingang nach Italien und nach anderen Ländern, welche keine Kohle produziren. Die Ursache davon ist die billige Arbeit. Während unsere Bergleute zum Theil 5 sh 6 d täglich erhalten, verdient der deutsche Bergmann, wie wir schon vor einigen Wochen nach wiesen, nur ungesähr die Hälfte, und dabei ist seine Arbeitszeit oft eine längere, Der Stunde nach bringt er wohl nicht soviel hervor wie unsere Bergleute, aber wegen der geringeren Kosten der Arbeit kann die fremde Kohle in vielen Fällen billiger als die unserige be⸗ schafft werden. Dabei erlangt der fremde Bergmann Jahr für Jahr eine erhöhte Geschicklichkeit und Gewandtheit in seinem Ge—= werbe, in welchem er, national gedacht, später angefangen hat als unsere Arbeiter. Wenn wir dies berücksichtigen, müssen wir in Zukunft eines noch weitergehenden internationalen Wettkampfes im , gen ig fn,
iese klugen Berechnungen sind gewiß für unsere gesammte
Kohlenindustie sehr interessant. Dr. Beumer, der Hier f gr hre, , , ö . Rheinland und
estfalen, nimmt dieselben zum Anlaß zu folgender Darlegung in der Zeitschrift . Stahl und Eisen“: . ö .
„Deutlicher kann es gar nicht gesagt werden, was mit dem inter ⸗ nationalen Bergarbeiter ⸗Kongreß bezweckt wird. Die Bergleute anderer Länder, also namentlich guch diejenigen Deutschlands, sollen auf dem Kongreß darüber „aufgeklärt! werden, daß sie höhere Löhne verlangen müssen, und diese höheren Löhne sollen den Produktions⸗ preis der fremden, in erster Linie der deutschen Kohle so in die Höhe treiben, daß das England mit großer Mühe entrissene Exportgebiet wieder verloren geht, England also wieder allein das Recht“ be— kommt, nach Hamburg, nach Italien u. s. w. Kohlen zu exportiren. . . .. Diese Ansicht wurde der zum Studium der britischen Arbeiter⸗ hältnisse von mehreren deutschen wirthschaftlichen Vereinen nach Eng- land entsandten Kommission an den verschiedensten Stellen bestätigt. So sagte der Kommissar Mr. Broadhurst, der oberste Beamte der vereinigten Trade Unions des gesammten Königreichs — er ist Secretary of. the Parliamentary Committee —, der Zweck jenes internationalen Arbeiterkongresses bestehe allerdings darin, daß der immer mehr sühlbare Wettbewerb der französischen, belgischen und deutschen Kohle dadurch zurückgehalten werde, daß die Arbeitszeit auf dem Festlande verkürzt und die Löhne erhöht würden. Die englischen Kohlenarbeiter müßten befürchten, in ihrer ganzen Position zurückgedrängt zu werden; sie seien daher, um die ausländische Konkurrenz zu bekämpfen, „berech⸗ tigt und verpflichtet, dahin zu streben, daß die Produktion in den konkurrirenden Laͤndern sich unter denselben Bedingungen wie in England vollziehe. Wir hoben diesen Werten kaum etwas hinzu zufügen; sie ergeben aufs Allerklarste die Thatsache, daß die englischen Arbeitervereinigungen lediglich deshalb auf die Erhöhung der kontinen⸗ talen Löhne und die Verkürzung der Arbeitszeit drängen, um der en glisch en Kohle, deren Versand durch die insulare Lage des Landes sowieso ein Vorsprung gesichert ist, alte Absatzgebiete zurüuͤck= zuerobern, neue Absatzgebiete zu erschließen. Wollen unsere deutschen . selbst dazu beitragen, die englische Kohlenindustrie auf Kosten der deutschen zu fördern, das Exportgebiet der deutschen Kohle den Engländern gus jzulie fern? Das Ende würde die Last tragen, die mangelnde Arbeitsgelegenheit würde den deutschen Bergmann zu spät erkennen lafsen, daß er auf den „internationalen. Leim geführt sei. Um dies zu verhindern, wird boffentlich der gesunde Sinn unserer Arbeiter auf eine Einladung zu einem internationalen Bergarbeiter ⸗Kongreß nach England die richtige Antwort finden.“
Der Ausfall der Wahlen, bezw. Stichwahlen, zur Berliner Stadtverordn J giebt dem zHannoverschen Courier“ Veranlassung zu folgender ,,. ]
„Die Sozialdemokraten haben jetzt 1 Sitze im Rothen Hause erlangt, sind also in der Lage, selbständige 3 einzubringen, und werden gewiß nicht unterlassen, recht ausgiebige Forderungen den Vätern der Stadt zu unterbreiten. In fortfchrittlichen Kreisen scheint man schließlich etwas bange vor der steigenden Macht der Sozial ⸗ we, ,. geworden oder aber in Folge der schlechten Behand⸗ un etwas verstimmt zu sein; denn während bekanntlich eine freisinnige Wählerversammlung das offene Eintreten für die Kandidaten der Sozialdemokratie gegen die der Kartellparteien 66 Beschluß erhoben hatte, hatten die Berliner fr eisinnigen Zei⸗ ungen es fur gut gehalten, zu der Stichwahl lediglich die Parole auszugeben, für die freisinnigen Kandidaten mit allem Nachdruck ein⸗ zutreten, aber nicht mehr die 6. der Kandidaten der Arbeiterpartei ,, . In einem der Bezirke, wo ein Sozialdemokrat einem
andidaten der Kartellpartei gegenüberstand, hatte das liberale Wahl⸗ tomits beschlossen, den Wählern die Entscheidung zwischen den Beiden 9 überlassen; die Volks ⸗Zeitung' nennt dies in ihrem drastischen f til einen Handlanger der antisem itischen Reaktion mit einem ehr⸗ 66 Arbeiter auf diesel be Stufe stellen'. Und dann sage man noch, ö Volks ⸗Zeitung“ nicht die Geschäfte der Sozialdemokratie Die „Leipziger Zeitung“ schreibt über die „etzi ; ö ! „ietzi e Friedfertigkeit der deutschen Sozialdemokratie“ ; ' . der Ueberschrist Noch nicht- und Sozialdemokratische aktik haben wir bereits früher eine Anjabl Aeußerungen sozial⸗
demelratischer Führer und Preßorgane zusammengestellt, die keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß es sich bei ihrer jetzigen Fried sertigkeit eben nur um takt iche Rücksichten handle, die man fallen lassen wird, sobald die äußeren Verhältnisse einem gewaltsamen Umsturz der jeßigen Staats · und Gesellschaftsordnung n gn, liegen. Noch in der Reichstagssitzung vom 4 v. M. hat das ja. Hr. Liebknecht un umwunden zugestanden. Auch der . Sozialdemokrat“, der trotz alles Ableugnens noch immer das Organ der Partei ist, änßerte vor noch nicht langer Zeit, man dürfe nicht mit dem Kopf gegen die Wand rennen, denn die Wand sei gewöhnlich härter als der Kopf und das Experiment nur für die Köpfe gefährlich. Die Berliner ‚Volks—⸗ tribüne fügte hinzu; man. müsse auf eine lange Entwickelung der Verhältnisse gefaßt sein, die gegentheilige Ansicht sei Schwärmerei; das Endziel brauche man deshalb nicht zu vergessen.
Die Sozialdemokratie ist zu der Erkenntniß gelangt, daß sie die Stärke der heutigen bürgerlichen Gesellschaft früher erbeblich unter schätzt, hat und daß die Macht der Arbeiter noch nicht groß genug ist, um den Entscheidungskampf sobald wagen zu können, wie früher ge⸗ hofft wurde. Die deutschen Führer haben es auf dem diesjährigen Pariser Kongresse ausdrücklich ausgesprochen, daß man sich in dieser Erkenntniß bescheiden, vorläufig noch mit den gegebenen Verhältnissen rechnen und seine Thätigkeit auf Gebiete beschränken müsse die noch innerhalb der heutigen staatlichen und gesellschaft⸗ lichen Ordnung liegen. Dazu gehört vor Allem die Arbeiterschutz gesetzgebung, mit deren Benutzung als Agitationsmittel man den doppelten Zweck erreicht, die internationalen Beziehungen fester zu knüpfen, im Inlande aber auch den nichtsozialistischen Theil der Arbeiter für die Sozialdemokratie zu gewinnen und sie über ihre letzten Ziele zu täuschen. Absichtlich war daher die Arbeiterschutzgesetzgebung zum ausschließlichen Gegenstand des diesjährigen Pariser Kongresses J . fat man dort als Zweck der für en 1. Mai nächsten Jahres beschlossenen großen Arbeiterkundgebun das Abeiterschutzrecht bestimmt. ö . ; So steht die Sache jetzt. Auch die Arbeiterschutzfrage ist den Führern nicht Zweck, sondern lediglich Taktik. Das mögen . die mit dieser ‚Taktik“ jetzt eingefangen werden sollen,
edenken.
Statistik und Volkswirthschaft.
Der wirthschaftliche 3 und die „Verthenerungs⸗ olitit .
Die Versuche, darzuthun, daß von einem wirthschaftlichen Auf— schwunge, als Folge der Zoll ⸗ und Wirthschaftspolitik, nicht die Rede sein könne, finden unter Anderen auch in der soeben veröffentlichten Statistik der Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten ihre Widerlegung.
Im Jahre 1879 belief sich die Gesammtproduktion an den einzelnen Bergwerksprodukten (Mineralkohlen und Bitumen, Miineralsaljen und Erzen) im Deutschen Reich (außer Luxemburg) auf 59 953 770 t im Werthe von 314518 002 Æ; im Jahre 1888 da⸗ gegen auf 92 604 294 t im Werthe von 488 329 618 6. Mithin hat die Produktion in diesem zehnjährigen Zeitraum um 32 650 524 t, im Werthe von 173 811 616 M zugenommen.
An Salzen aus wässriger Lösung wurden 1879 gewonnen: 596 578 t im Werthe ven 24 370 277 ; im Jahre 1888: 896 alt im Werthe von 39 370 757 1 Die Produktion hat also auf diesem Gebiet zugenommen um 210 063 t im Werthe von 15 000 480
Die Hüttenproduktion betrug 18379: 2307594 im Werthe von 211361 389 AMS; 1888: 4 494 2331 im Werthe von 350 392 336 Die Produktion hat also auf diesem Gebiete zugenommen um 9 1 3 . ö. 9 ö. 947 S
iese Zunahme der Produktion, welche insgesammt dem Werthe nach sich auf 27 813 970 M beläuft, weist auf ein ent— sprechendes Steigen der Thätigkeit in den sämmtlichen Industrien hin, welche jene Produkte verbrauchen oder verarbeiten.
. Mit diesem wirthschaftlichen Aufschwung geht aber keineswegs, wie dies in neuerer Zeit darzuthun versucht wird, eine. Vertheuerung“ Hand in Hand. Im Jahre 1879 kostete der Weizen 197,9 4; 1838; 172,. 6; der Oktoberpreis des Jahres 1889 ist zwar mit 184,7? ½ höher als der letztere, aber niedriger als der Preis von 1879. Der Roggen kostete is79: 132,8 M; 1888: 134,5; im Oktober dieses Jahres allerdings 163435 6 Der letztere ist aber noch bedeutend niedriger als die Preise der Jahre 1830, wo er 187,9 „ und 1881, wo er 125.2 M betrug. Vor der Einführung der Kornzölle aber waren die Weizen und Roggenpreise bedeutend höher: im Jahre 1866 kostete Weizen 196 „, 1867: 2568 ½ ; 1868: 250 1; 1869: 194 6; 1870: 204 4½ ; 1871: 234 M:; 1872: 242 1½ ; 1873: 264 6; 1874: 240.4; 1875: 196 4; 1876: 210 S; 1877: 230 M; 1878: 202 S, Der Roggenpreis war in den Jahren 1867 — 1870 und 1871 — 1877 erheb= lich höber als seit 1579, in den Jahren 1864 — 1856 bewegte er sich sogar zwischen 208 und 213 ½Æ Kartoffelspiritus kostete 1879: od KA, 1388: 51,8 „S6; der Oktoberpreis 18389 beläuft sich auf 53, 78 0 . kostete 1879: 649 4, 1888; 499 M, der Oktoberpreis dieses
ahres beläuft sich auf 33 00 4 Wolle kostete 1879 per 100 kg
334,8 , 1888: 260 8 A, der Oktoberpreis dieses Jahres ist mit 300 4 immer noch bedeutend niedriger als 1379. Rohta back kostete 1879: 45,5 „M, 1888: 50,0 M, der Oktoberpreis dieses Jahres stellte sich auf 35 M Rohseide kostete 1879: 67,8 S, 1888: 48,9 „M, der Oktoberpreis dieses Jahres stellte sich auf 57 A. Roheisen kostete 51, y im Jahre 1879, dagegen im Jahre 1888: 52,0 M. und der Oktoberpreis dieses Jahres beläuft sich auf 62 M ; damit hat er aber noch nicht den Stand der Jahre 1880 und 1882 erreicht. Petroleum kostete im Jahre 1879 16,3 „, 1888: 14, „, der Oktoberpreis dieses Jahres ist allerdings bedeutend höher: 22,50 M Ferner kosteten Steinkohlen (Breslau) 1879: 10,1 6 per Io00 kg, 1888: 9, 8 , während sich der Oktoberpreis dieses Jahres auf 11,55 gehoben hat. Die Preise für Rinder stellten sich 1881 auf 98,5 S per 100 kg, 1888: 90,1 A, für Schweine 110,4 „ bezw. 85,8 „; für Kälber 107,2 M bezw. 85.5 Sb, für Hammel 102,9 4 bezw. 87,8 M Auch hier sind die Oktoberpreise durchweg höher, nämlich für Rinder 9,50 „„, für Schweine 126,50 , für Kälber 104 M, für Hammel 2 „ Wenn, wie wir gesehen haben, die Oktoberpreise meist höher sind, als in dem . Zeitraum vorher, so wird hierin keine Wirkung der Zoll⸗ und Wirthschaftspolitik zu erblicken sein; diese müßte sich jedenfalls schon in den Jahren 1879-1888 geltend gemacht haben, Die momentane Steigerung ist auf allgemeine Ursachen, z. B. auf Spekulation, auf die Wir ka luft in den Kohle nbergwerken, auf die schlechte Ernte 2c, zurückzuführen, da auch jenseits unserer Grenzen ähnliche Verhältnisse vorliegen. Tie Vertheuerung“ in diesem Jahre zugegeben, würde aber an sich noch kein Unglück sein; denn soweit die Produzenten dapon profitiren, trägt sie zum Woßlstand Aller bei, welche mittelbar und unmittelbar von ibnen abhängig sind. Eine fortwährende Herabdrückung der Preise dagegen würde die Produktions⸗ kraft auf das Ernsteste gefährden und viele Stände und Klassen der Bevölkerung dem Ruin nahe bringen.
Wohlthätigkeit.
Der Freiherr Heyl zu Herrnsheim hat, wie aus einer Be— lanntmachung des Buͤrgermeisters von Worms bervorgebt, dem Magistrat der Stadt 5060 K überwiesen, und zwar sollen von dieser Summe. „damit die Freude über den Besuch des Kaisers auch in solchen Familien der Stadt nachwirken könne“, in welchen in Folge der früh eingetretenen Kälte und der hohen Kohlenpreise Sorge und Unbehagen herrschen, 4000 M zur Anschaffung und Vertheilung von Koblen und 1000 M für den Betrieb einer staͤdtischen Suppenanstalt Verwendung finden.
. Zur Arbeiterbewegung. Die günstigen Ruesichten im we st fälischen Koh lenrevier
wachsen, wie die „Rhein. Westf. Ztg* berichten kann, zufehende. sämmtlichen Revieren des ber ⸗Bergamtsbezirks doe
mund haben nunmehr die Vertreter der Zechenverwaltungen in be⸗ sonderen Zusammenkünften den Essener Beschluß des Vorstandes des bergbaulichen Vereins am 7. Dezember ausdrücklich anerkannt. Seitens der Essener Zechenverwaltungen war, wie erinnerlich, schon an demselben Tage ein dahingehender Beschluß gefaßt worden. Seitens der Bochumer und Gelsenkirchener Zechenverwaltungen ist dies am 10 Dezember geschehen. Am 11. Dezember stellten auch die Vertretungen der Zechen der drei Reviere Dortmund und des Reviers Witten in gemeinschaftlicher Zu⸗ sammenkunft in Dortmund fest, daß ihrerseits der Freizügigkeit der Bergleute auf den einzelnen Gruen nichts in den Weg gelegt werden würde, und theilten dies sofert telegraphisch dem Sekretär des Ver— eins für die bergbaulichen Interessen, Hrn. Dr. Natorp in Essen mit. Somit ist überall die Aufhebung der Sperre“ auch thatsächlich ausgeführt. Was sodann die Wieder annahme entlassener Arbeiter anbetrifft, so liegen dem Blatte eine Menge von Einzelnachrichten vor, nach welchen die Zechen, wenn ihre Belegschaften noch nicht vollzählig sind, sich überall bemüht zeigen, die um Beschäftigung nachsuchenden Berg leute anzulegen. Bezüglich der Hauptführer der Bewegung hört die „Rhe Westf. Ztg.“ daß Bunte vorläufig nicht wieder zur Gruben—⸗ arbeit zurückkehren will, ebenso wenig Siegel, daß aber auch ihrer Wiederanlegung nichts im Wege stehen würde. Ueberall legen die Grubenbesitzer bezw. deren Beamte den wenigen noch im Ausstande befindlichen Arbeitern gegenüber ein Entgegenkommen an den Tag, wie man ein solches kaum erwartet haben dürfte. Die Bergarbeiter und deren Führer erkennen das bisher auch rückhaltlos an.
Auf den Zechen des Bochumer Reviers, werden auch einer Meldung des „Wolfs'schen Bureaus“ zufolge die entlassenen resp. arbeitslosen Bergleute durchgängig wieder angenommen. Wenn aus—⸗ nahmsweise Arbeiter auf der Zeche, auf der sie früher beschäftigt waren, keine Arbeit wieder erhalten können, sind die betreffenden Zechenverwaltungen bemüht, für dieselben Beschäftigung auf anderen ö zu Wen ng i
ie „Essener Volksztg.' knüpft an die Nachricht von der Wieder annahme des Bergmanns Schröder folgende Bemerkungen: »Dieses weise Entgegenkommen verdient alle Anerkennung und wird gewiß seine günstige Wirkung in weiten Kreisen nicht verfehlen und bei den anderen Zechen Nachahmung finden. Sind bis Sonntag die Semaßregelten untergebracht und wird die Aufhebung der „Sperre“ Seitens der Grubenverwaltungen respektirt, woran wir nicht zweifeln, nachdem die höchsten Staatsbeamten dafür eingerreten sind so ist den Bergleuten jeder Grund zum Striken ge⸗ nomm en, und wir sind überzeugt, daß dann am künftigen Sonatag alle ordnungsliehenden Bergleute wie ein Mann für den Frieden eintreten werden. Die Behörden haben den Bergleuten jetzt den Beweis geliefert, daß sie für die Bergleute eintreten. Möge der Dank dafür am Sonntag die P:oklamirung des Friedens Ein. Die Bergleute werden sich damit die fernere Fürsorge der . und die Sympathien der gesammten Bürgerschaft ichern.
Im Saarreyvier ist ein partieller Strike der Berg arbeiter zum Ausbruch gekommen. Die .St. Johanner 3tg.“ schrieb noch vorgestern: „Nachdem in den Bergarbeiterverhältnissen Westfalens durch das mohl entscheidende Eintreten der obersten Regierungsbehörden ein Moment der Ruhe eingetreten ist, richtet sich gegenwärtig die ganze Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Saar⸗ revier. Von allen großen Blättern Deutschlands wird hier die Lage für eine sehr kritische gehalten, und man befürchtet den Strike. Diefe Vermuthungen sind allerdings sehr begründet; wir hegen indeß das volle Vertrauen, daß auch hierorts das in Westfalen in so erfreulicher Weise zum Ausdruck gekommene Wohlwollen unserer Regierung den ersehnten Frieden stiften wird — Dies Vertrauen ist nicht gerecht fertigt worden; denn, wie ‚W, T. B. meldet, ist gestern in Folge einer am 11. d. M. in Püttlingen stattgehabten Bergarbeiter . feen . Niederlegung der Arbeit beschloß, ein Theil der Belegschaft von Louisenthal und der Vo der ö . ,,. . J ; ach einem Telegramm der „Frkf. Ztg. wären es die Beleg—⸗ schaften der fiskalischen Sruben „Püttlingen und . Lo * c 1 wo die Arbeit eingestellt wurde, und das Blatt fügt hinzu, daß ö. Gruben die kleineren der 10 fiskalischen Gruben des Saarreviers eien.
Der Arbeiterausstand der Färber in Chemnitz ist wie . W. T. B. berichtet, gestern beendet worden. Die r igel. haben eine Erhöhung des Lohnes von 15 , zugestanden.
Die Bewegung unter den Gasgrbeitern Londons hat in— zwischen trotz der Bemühungen der Parlamentsabgeordneten Causton und Beanfoy und des Kurats von St. Peter in Vauxhall, Morris, zur Arbeitseinstellung geführt. Die, wie die „Allg. Corr.“ schreibt, augenscheinlich siegesbewußten Gasheizer behaupten, daß in den südlich von der Themse gelegenen Stabttheilen in wenigen Tagen völlige Finsterniß herrschen werde, während die Gasgesellschaft eine Stö⸗ rung in der Versorgung ihrer Kunden mit Gas nicht befürchtet, da sie angeblich die durch den Strike entstehenden Lücken bereits ausgefüllt hat. Der Strikeausschuß der Gasheizer verfuchte, ein Bündniß mit dem Verbande der Lichterleute zu schließen, um die Kohlenzufuhr an die South Metropolitan Gasgesellschaft zu verhindern. Die Lichter- leute scheinen indeß nicht geneigt zu sein, mit den Gas heizern gemein schaftliche Sache zu machen. — In diesem Sinne berichtet auch W TB.“: Der Ausstand der Heizer der South⸗Metropolitan Gas- gesellschaft hat gestern Nachmittag 2 Uhr mit der Arbeitseinstellung der Tagesarbeiter seinen Anfang genommen; ein anderer Theil der Arbeiter wird heute Abend 10 Uhr, der dritte Theil morgen früh 6 Uhr die Arbeit niederlegen. Der Strike ist damit im vollen Zuge. Die Direktoren der esellschaft erklären, daß sie genügend Arbeiter haben, um die Strikenden zu ersetzen, und daß sie alle Vor⸗ kehrungen getroffen hätten, um zu verhindern, daß die felernden Arbeiter die arbeitenden belästigen. Eine Konferenz zwischen Kohlen händlern und Vertretern der Kohlenlader, welche gestern Nach⸗ mittag im Mansion House abgehalten wurde, hatte ein freundschaft.⸗ liches Uebereinkommen zum Ergebniß, nach welchem der allgemeine Ausstand der Kohlenlader auf alle Fälle auszeschlosen ist. Immerhin werden die Kohlenlader nicht für die South Metropolitan Gasgesell⸗ schaft arbeiten, bevor dieselbe die Forderungen der Heizer bewilligt hat.
Die „Frkf. Ztg. berichtet über den letzteren Gegenstand? In der Strike Konferenz in Mansion Ho use wurde die Noth⸗ wendigkeit anerkannt, den Kohlenträgern die verlangte Lohnerhöhung u gewähren. Die Direktoren unterhandeln mit Ham burger Rhedern, um Steinkohlen durch de utsche Mannschaften und Schiffe zu erhalten.
In Manchester geben die strikenden Gasheizer, wie wir der „Allg. Corr. weiter entnehmen, schon nach. Ihre Fuͤhrer er— klärten dem Stadrath gestern, daß die Leute die Arbeit wieder auf- nehmen wollten, wenn die Stadt ihnen die Zusicherung ertheile, daß Niemand wegen seiner Betbeiligung am Ausstande bestraft und alle alten Arbeiter wieder angenommen würden. Der Gasausschuß des Stadtrathes ist aber den neu eingestellten Arbeitern gegenüber die Verpflichtung eingegangen, sie mindestens 4 Monate zu beschäftigen.
SEubmissionen im Auslande.
J. Ungarn. 1) 30. Dejember, Mittags. Königlich ungarische Staats ˖ Eis babnen, Betriebsleitung Klausenburs: ö ö K , e. von Salzsäure, Zinkabfällen und Schwellen ⸗Markir⸗ nãgeln.
2) 31. Januar 1890. Budapest. Handels⸗Ministerium: Wettbewerb für die Methode resp. Apparate, . sich auf die Entfernung der beiläufig 160 000 ms Felsen beziehen, welche Felsen im Werne an den unteren Donau⸗ katarakten sich unter Wasser befinden.
3) 31. März 1890. Budapest. Handels ˖ Ministerium: Ausführung der die Entfernung der an der unteren Donau zwischen Alt. Moldova und Turn ⸗ Severin vorkommenden Schiffahrthindernisse beiweckenden Regulirungsarbeiten.
Näheres zur Einsicht beim „Reichs ˖⸗ Anzeiger“.