1890 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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arl Anton von Hohenzollern (Dohengollern) Nr. 40. v, Tichirn⸗ m * un 8. Commandeur * Gren. Regi. ricrrlg. Wilbelim G. Slef 5 Rr. iI. jn dag Inf. Regt. bon Gerben 2. rein) Rr. 28, v. Agm uth, Major vom 7. Rbein. Inf. Regt. Nr. S9. als Bataillons Commandeur in das Gren. Regt. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles) Nr. 11 versetzt. v. egen Major aggreg. dem 7. Inf. Regt. Nr. 69, in dieses Regt. einrangirt. Werth, Masor aggreg. dem Schles. Füs. Regt. Nr. 38, in dieses Regt. wiederelnrangirt. v. Reichenbach, Haupytm. à la guite den 3. Garde⸗Regtg. zu Fuß, unter Einrangirung in das Kadetten gorvg, zum Comp. Chef bei dem Kadettenbause zu lön ernannt. Blecken v. Schmeling I.. Sec. Lt. vom Garde⸗ üs. Regt., kommandirt zur leistung bei dem 1. Garde ⸗Ulan. egt., in dieses Regt., v. 3 inen it Ser Lt. vom 2. Garde. Feld Art. Regt. in dag Hus. Regt, Fürft Blücher von Wahsstatt (Vomm) Nr. 6, versetzt.

Abschiedsöbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 8. Januar. Fhr. v. Hil gers, Gen. Tt. und Kommandirender Gen. des V. Armee - Corpa, in Genehmigung seines Abschiedegefucht, alt Gen. der Inf. mit Pension zur gestellt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Pren ßen. Berlin, 11. Januar. Heute wurde die irdische Hülle . in Gott ruhenden Najestät, Au gusta, BDeutschen Kaiserin und Königin von Preußen, in dem Mausoleum in Charlottenburg beigesetz. Um 19 Uhr Morgens begann das Trauergelaut von den Glocken sãmmt⸗ licher Ki der Stadt. Bald darauf versammelten sich in der Kapelle des Königlichen Schlosses, die Damen und Herren des Hofstaatz Ihrer Hochseligen Majestät, nebst den Commandeuren 4 JGarde Grenadier⸗ Regiments Königin und des Kürassier⸗Regiments Königin (Pom⸗ merschen) Nr. 2 zu beiden Seiten des Sarges, welcher das Fußende nach dem Altar gerichtet mit dem purpurnen mit Dermelin besetzten Krönungsmantel sowie mit der preu⸗ ßischen Königsstandarte bedeckt und der goldenen Kaiserkrone. geschmück war. Zu beiden Seiten des Sarges standen je drei vielarmige Kandelaber und je zwei Tabourets, auf denen die Königs⸗ krone, die Kette mit dem Stern des Schwarzen Adler⸗Ordens, die Insignien des Luisen-Ordens und des Verdienstkreuzes für Frauen und Jungfrauen, sowie die Insignien ausländischer Orden lagen. weitem Halbkreise um das Kopfende des Sarges lagen köstliche Hlumenspenden, die Zeichen der Liebe und Verehrung für die Heimgegangene. An den Tabourets nahmen alt⸗ bald Aufstellung die General⸗Adjutanten, General der Artillerie

ürst von Ra „General der Kavallerie Freiherr von os, General der Kavallerie von Albedyll und General der Kavallerie Graf von Lehndorff. Rechts und links vom Kopf⸗ ende des Sarges ordneten sich die Deyutationen des 4. Garde⸗ Grenadier⸗Regiments Königin und des Kürassier⸗Regiments . Nr. 2. Um 10 / Uhr traten die am hiesigen Aller⸗

zu Häupten mit

öchsten Hofe beglaubigten fremden Vertreter, die nachgeborenen rinzen aus souveranen neufürstlichen Häusern, die General⸗Feld⸗ marschälle, die anwesenden Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler, die Chefs Fürstlicher und ehemals reichs⸗ ständischer Gräflicher Häuser, der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, die altiven und die ingkliven Generale der Infan⸗ terie, der Kavallerie und der Artillerie, die stimmführenden Bevollmächtigten zum Bundesrath, die altiven und die inaktiven Stagts⸗Minister, die ersten Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die aktiven General Lieutenants und Vize Admirale, die Wirklichen Ge⸗ heimen Räthe, der ent des evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ raths, der Chef⸗Prãä der Ober⸗Rechnungskammer, die Vize⸗ Praͤsidenten des 3 und beider Haäuser des Landtages, die anwesenden Ober⸗Präsidenten, die aktiven General⸗Majors und Contre-Admirale, die in General-Stellung befindlichen Obersten, die Räthe 1. Klasse, die Rathe des Ministeriumns des Königlichen Hauseg, die Königlichen Kammerherren und Kammerjunker, sowie die Gemahlinnen der Chefs Fürstlicher und ehemals reichsständischer Gräflicher Hauser, die Excellenzen⸗

Uhr erschienen unter Vortritt der Obersten

Hof⸗, Ober⸗Hof⸗, Vize Ober⸗Hof und Hoschargen Se. Majestät der Kaiser und 3 Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden am Arm führend; es folgten Se Majestät der König von Sachsen mit Ihren 5 jestäten der Kaiserin und Königin und der Kaiserin und Königin Friedrich; weiter Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzoge von Baden und von Sachsen⸗ Weimar, der Herzog von Edinburg, der Kronprinz von Schweden und Norwegen mit den Königlichen Prinzessinnen, sowie ferner die Prinzen des Königlichen Hauses und die anderen zur Trauerfeier hier eingetroffenen Fürstlichkeiten. Die Allerhöchsten und sten Oerrschaften blieben während der Feier vor ihren Sesseln stehen. Nach dem Gesange des Domchors „Ich weiß daß mein Erlöser lebt“, verlas der Hof⸗ und Domprediger Stöcker Psalm 90, 2, 3, 10 und 12; Marcus 14. 6 und 8; J. Timotheus 5, 5; Epheser, 2, 8-10; atth. 5. 7; Offenbarung Johannis 22, 17. Alsdann sang

Ver Domchor: Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Nach dem Ge⸗

* = sang des Verses: ‚Was Goll thut, das ist wohlgethan“ hielt

r DOber-Höfprediger, General. Superintendent,

1.

; Ober⸗Kon⸗ enn, und Schloßpfarrer D. Koegel die Gedächtnißrede,

, welche ungefähr folgendermaßen lautete:

*

. 3 . Naeben von der Trauer ibrer einigen Toch

34 ih bezapbenle fhreiben ließ, ein Kort, das

In der Kapelle, in der die vollendete Kaiserin einst an der Bahre ihrer Sckwester geweint bat und gebetet vor dem Altar, an dem sie vor elf Jahren als Jubilarin im Schmuck detz goldenen

Kranze neben dem greisen Heldenkaiser stand, ruht nun ibr Sarg.

ter und ihres Schwieger⸗ nes, ihres Durchlauchtigen Bruderg, des Kaisers und der Kaiserin,

b viel an der Vollendeten verloren haben, der Kaiserin⸗Mutter,

Re ang der Ferne berbeigeeilt ist, und aller Glieder und Freunde des

Königlichen Hauses, ja umringt von dem wehmuthvollen Dank eines

ganzen Vells, dem sie ein Vorbild und ein Segen war.

Der Jiachtuf. in welchen Du einsttmmst, Gemeinde des Herr, den sich das ganze Land aneignet, ist die Losung, welche die Vollendete in die Agende des von ihr ell fte en. nach ihr genannten Hospitals ein ˖

ng, dieselbe Losung, die sie im alten m 2 8 zur

. ibr noch in der letzten ö gg ir ward als Stab, der nicht zerbricht, als Stern, der

I 2 2

en heraus 1. K mit dem Tags vor lektũre schloß, aus eben ohenlied der Liebe stebt und dem freude, h Dankbarkeit fũr Gottes 5 Sonntag an dem Psalmspruch: n ; und der freudige Geist halte mich. Wie vor zwei Jahren, bei dem Scheiden des Enkels, des Sohneg, des Gemahls, der ibr Trost und ihre Hoffnung war, der gesagt hat, ich lebe und ihr sollt auch leben, so hai sie noch in ihren letzten Stunden sich mit dem Gedanken an das Mausoseum beschäftigt, an dessen Wand die Verheißung leuchtet: Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten. .

Se id geduldig in Trüb fal! Unvergessen soll eg bleiben, wie am Sterbetage des Kaisers Wilhelm die Tochter ihrer Mutter das Wort ʒuflufterte; . Fronen schũtzen nicht vor Thrãnen und wie die Mutter fortfuhr aber sie verbergen fle; unvergeffen, wie sie sich in schweren Stunden aus Thomag a Kempis dag Wort vorzusagen pflegte; Das Kreuz ist der Königliche Weg zum Himmel“; unvergessen, wie sie einst mitten im herbsten Leid mit zitternder Stimme bezeugte: Vier Klassen hat die Leidensschule Jesu Christi, die erste mit der Unterwerfung ich muß leiden, die zweite mit dem Entschluß ich will leiden‘, die dritte mit der Erfahrung ich kann leiden‘, die vierte mit dem Dank ich darf leiden; Gott gebe mir Kraft, daß ich in die oberste Klasse eintreten kann. ö ; .

Seid geduldig in Trübsal! Wenn in der Reibe der hoben

auengestalten, mit denen die Geschichte unsern Thron geschmũckt atE, der Rame der Verewigten einen vorbildlichen Platz einnimmt, so liegt es darin, daß ibre Geduld nicht auf Gleichmuih, sondern auf Bemuth beruhte. daß ihre Selbstbehauptung in der Selbftver⸗ leugnung lag. daß sie, wie die Bergpredigt es verlangt, über ibr 56. ibr Verzichten und Entsagen den Schleier der Freudigkeit ausbreitete, wiffend: einen fröhlichen Geber, einen willigen Dulder hat Gott lieb, daß sie aus dem Schatz des Glaubens und der Liebe. den sie in gebrechlichem Gefäß trug, durch Gottes Gnade die Willens kraft schörfte zur Erfüllung immer neuer Aufgaben, zur Verständigung der neuen Zeit mit der alten. ‚Chriftus muß wachsen, ich muß ab⸗ nehmen!, das war der Sinn, in den sie sich bineinkämpfte, und die Siegeskrone, die sie davontrua, war die Erfahrung: ob auch der . Mensch verwest, wird doch der inwendige von Tag zu Tag erneuert

Seid gedulLdig in Trübsal! Wie sie vorlieb nahm mit den Wegen Gottes, auch wenn dieselben auf steile Höhen oder in dunkle Tiefen führten, wie sie sich umfangen wußte ron Gottes Barmherzigkeit und Geduld, reingewaschen durch das Blut des Lammes, das der Welt Sünde trägt, so war in ihr ein Zug des Mitleids und der Barmherzigkeit rege für Alles, was elend und siech, was wund und verloren ist. Was vorhin die Altarlektion über Maria von Bethanien und ihre Salbung sagte, das bezeugt der Rück⸗ blick auf die hier Ruhende: lasset sie mit Frieden, sie hat ein gutes Werk am Herrn gethan, sie bat gethan. was sie konnte. Jedermann weiß es: neben dem alten Kaiser, dem Ritter des Eisernen Kreuzes, steht sie, die Sa mariterin von Gortes Gnaden, mit dem Zeichen des Rothen Kreuzes, Beide ein ebenso schlichtes wie großes Raiservaar mit der Signatur: vom Dienst zum Diadem, vom Diadem zum Dienst: wenn das Leben köstlich gewesen ist, so ist es Mübe und Arbeit gewesen.

Den Zurüdbleibenden ruft sie zu: Haltet an am Gebet! Wie treu hat sie selbst am Gebete angehalten! Sie mit ihrem leb⸗ haften Gefühl für Preußens Ehre und für Deutschlands Größe bangte wohl: nur nicht hoffärtig werden! Möchte das Innere des Volks gesund bleiben, achtsam anf den Ernst der Zeit, mit idealen Gütern. mit Gedanken der Ewigkeit, mit Krätten des Gebets ausgerüfstet! In diesem Sinne war es ihr ein Bedinfniß. Kirchen bauen zu helfen, n. zu schmücken als Stätten der Mahnung: haltet an am

ebet!

Tausenden wird sie fehlen, vor Allem ihrem geliebten Kinde, auch unserm Kagiserpaare. Verlieren ist schwer, schwerer ist vermissen. Aber so oft das Gefübl des Vermissens eintritt, bleibe die Erinnerung an die Pflicht, das Vorrecht: Betet mit, betet für einander!

Und nun, Weimars edle Fürstentochter, Preußens pflichttreue Königin. Deutschlands erste Kaiserin aus dem Hohenzollernhause, ver ständn ißvolle Gefaäbrtin eines unvergeßlichen Monarchen. begnadigtes Gefäß und Werkzeug einer großen Zeit, Diakonissin im Purhur, Bekennerin des Kreuzes deines Herrn und Heilands ziehe hin zu deinem Gott und zu unserm Gott, zu deinem Heiland und zu unserm Heiland! Amen.

Nach einem Schlußgebet und dem Vaterunser stimmte die Gemeinde den Gesang „Wenn ich einmal soll scheiden“ an, worauf der Domchor aus Graun's „Tod Jesu“ die Strophe:

Wie herrlich ist die neue Well“ sang. Währenddessen

fuhrten Se. Majestät der Kaiser Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden an den Sarg, vor welchem Sich Allerhöchstdieselben knieend niederließen und ein stilles Gebet verrichteten; ebenso knieten Ihre. Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin am Sarge nieder.

Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Kapelle verlassen, wurde der Sarg durch 24 Königliche Kammerherren von der Estrade abgehoben, und unter Vortritt der übrigen Kammerherren, der Insignien⸗Träger, der als Marschälle fungirenden Hoschargen und in Begleitung ö. Stabsoffiziere und zwölf Hauptleute bis zu

Königlichen mit acht Pferden bespannten Leichen⸗ wagen, welcher in dem Porial III an der Schloßfreibeit hielt, 6 der Aufbahrung und nachdem ein Theil der

ränze und Palmwedel um den Sarg gelegt war, setzte sich der Leichenwagen durch den großen Schloßhof in Be⸗ egg 8 Stabsoffiziere ergriffen die Zügel der Pferde, vier Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens, der Staats⸗Minister von i h, der General der Kavallerie und General⸗ Adjutant Graf Wilhelm von Brandenburg, der General der Kavallerie und General Adjutant 6. von der Goltz und der General der Infanterie und General⸗ Adjutant von Tresckow ergriffen die HFipfel des Leichentuchs. und über dem Wagen breitete sich nr der von 12 Kammerherren getragene Bal⸗

aus. Es war 1216 Uhr geworden, als der feierliche Leichen das Königliche ö unter Glockengeläut 81 r . garten hatten die befohlenen Truppen sich geordnet, die fich nunmehr an die Spitze des Zuges setzten. Den Truppen folgten die Geistlichkeit, die Königlichen aus ⸗Offizianten, Kastellane, Sof⸗ gartner und Kammerdiener, die Beamten des Ober⸗Hofmarschall⸗ amts, der Schloß ⸗Baukommission und Garten⸗Direktion, des Ober⸗ Ceremonienamts, des Ober⸗Marstallamts, der General⸗

ntur der Königlichen uspiele und des Hofjagd⸗ amts, die Leibärzte Ihrer Hochseligen Majestat, die Kammerjunker und Kammerherren, die Deputationen der Regimenter Ihrer Hochseligen Majestät, die oben ge⸗

i., vi e mn, t den Insignien i en eff die König . ö Fe d

ud. Ober. Hes⸗ Chargen, die beinen

dien 2 D. Graf i Edckstãdt

meister . Vitzthum . . Graf von Nesselrode joe der ö

Graf F. von Perponcher⸗Sedlnitzl⸗y. Alsdann folgte der Leichenwagen. Unter Vortritt kit hee re, Chargen schritten Se. Majeflät der Kaiser und König allein hinter dem Sarge her; hi Allerhõchstdemselben gingen Majestät der König von Sachsen, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von den und Se. Königliche Hoheit der Großberzog von Sachsen⸗ Weimar, ferner die Königlichen Prinzen, die übrigen Höchsten Leid⸗ lragenden und die erschienenen fremden Fürftlichte item. Weiter folgten die Abgesandten fremder Souveräne, die Gefolge MNajestãten und der fremden Allerhöchsten und Höchste cha Alsdann kamen die General⸗ lle, die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, der Vize Präsident des Staats- Ministeriums, die Generalitãt, die Bundes bevollmächtigten, die Staats⸗Minister und der Minister des Königlichen Hauses, die Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die Wirklichen Geheimen Räthe, der Präsident des Ober⸗Kirchenraths, der Chef⸗Präsident der Ober ⸗Rechnungskammer, ie General ⸗Majors und die Räthe J. Klasse. Es schlossen sich weiter an: die Deyutationen der Reichsämter und Staats⸗Ministerien, des Militär- und Civilkabinets, ferner des Reichstages sowie ver⸗ schiedener Behörden, Deputirte der städtischen Behörden von Berlin, Potsdam und Charlottenburg. Den luß bildete eine Escadron der Gardes du Corps.

Die Trauerstraße vom Königlichen Schloß, die Linden entlang bis zum Brandenburger Thor war in würdiger Weise geschmůckt. Auf den Königli waren die Flaggen halbmast gehißt, auch die Privat⸗ häuser wiesen zahlreiche Zeichen der Trauer auf; mit schwarzem r behängte oder ganz schwarze

laggen gaben der Straße ein feierlich düsteres

epräge, alle Ballons und Gerüste hatten schwarzen Behang erhalten. Die Kandelaber der elektrischen Lampen waren ,,. mit Flor umwunden, auch die weißen Glocken, in enen das Licht brannte, waren schwarz verhüllt. Zwischen dem Opernhause und dem Palais der Hochseligen Kaiserin war eine Tribüne errichtet, auf welcher dichte Juschauer in Trauerkleidern Platz genommen hatten.

Eine unübersehbare Menschenmenge zog sich auf beiden Seiten der Straße Unter den Linden se , bis zur Sieges⸗Allee und weit hin auf die Charlottenburger Chaussee. Von der Schloßbrücke an begannen die Spaliere, welche sich zu beiden Seiten des offen gelassenen hreiten Weges bis zum Pariser Platz und jenseits des Brandenburger Thores bis zum Schnittpunkt der Sieges⸗Allee und Charlotten⸗ burger Chaussee ausdehnten. Die Reihe der Korporationen wurde eröffnet durch die studentischen Verbindungen, welche mit ihren Bannern und Chargirten von dem Zeughause und den gegenüberliegenden Gebäuden bis zum Denkmal ö des Großen Aufstellung genommen hatten.

n sie reihten sich die Innungen und Krieger⸗Vereine, welche mit ihren Gewerkabzeichen und Bannern längs der Baumreihen der Allee bis zum Pariser Platz standen und ihr ö zu Anfang des Thiergartens bis zur Sieges⸗Allee fortsetzten.

Beim Herannahen des Leichenwagens entblößten sich überall die Köpfe der harrenden Menge, und die nen der Innungen und Korporationen senkten sich, der Do en Ent⸗ schlafenen zum letzten Gruß.

Als der Zug die Sieges-Allee erreicht hatte, bestiegen Se. Majestät und die hohen Fürstlichkeiten bereitgehaltene Wagen und fuhren auf anderem Wege nach Char⸗ lottenburg, bis wohin auch Ihre Majestäten die Kaiserin und Königin und die Kaiserin und Königin Friedrich sowie Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden vom loß aus gefahren waren; ebenso wurde an der Sieges⸗Allee der Baldachin abgehoben und die Insignien den Insignienträgern abgenommen, um unter Bedeckung nach dem Königlichen Schlosse gebracht zu werden. Die weitere Escorte der Leiche übernahmen zwei Escadrons Kürassfiere. Von der Sieges⸗Allee bis Charlottenburg bildeten Truppen des Garde⸗Corps aus der Garnison Berlin Spalier, während in Charlottenburg selbst bie zum Mausoleum die Truppen der Garnisonen Charlottenburg, Spandau und Lichterfelde Spalier bildeten. Nach Ankunft der Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften erfolgte die Beisetzung der Allerhöchsten Leiche in feier⸗ licher Weise im Mausoleum.

Als Ehrendienst zu den hier eingetroffenen Fürstli keiten sind kommandirt: 3 ö. bei Sr. Majestät dem König von Sachsen der General der Infanterie Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem, kommandirender General dea Garde ⸗Corps, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden der General der Infanterie von Schlichting, kom⸗ mandirender General des XIV. Armee⸗Corps, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen der General der Infanterie von Strubberg, Chef des Infanterie⸗Regiments Graf Werder (4. Rheinischen) Nr. 30 und General⸗Inspecteur des Mililär⸗Erziehnngs⸗ und Bildungs wesens. bei Sr. Königlichen Hoheit Prinzen Georg von . der General⸗Major Vogel von Falckenstein, Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements im Kriegs⸗ ö Königlichen Hoheit dem Gro ßh ei Sr. Königlichen Hoheit o ßherzog von Mecklen burg⸗Strelitz der General⸗Lieutenant . von Haes el er, Ober⸗Quartiermeister im Großen Generalstabe, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Dänemark der General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗ Stacha u, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Schwe den der General-Lientenant von Ver sen, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com⸗ mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, bei Sr. Königlichen 6 dem Prinzen Ludwig von Bayern der General⸗Lieutenant von Lattr e, Direktor der e, nn, ö ö. 16 i Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗Alten⸗ burg; der Iberst von zzaeffes, Flügel⸗Adjutant weiland . m I. und Com⸗ mandeur des 1. Garde⸗Regiments z. F.,

n und öffentlichen Gebäuden

bei Sr. Königlichen Hobeit dem Herzog von Edin⸗ burg der Contre⸗ Admiral Köster, des Marine⸗ der ee, ging 53 Hoheit dem Prinzen Wilh el m von Württemberg General⸗ Major von Lin de guist, general à la suite weiland Sr. Majestät des Kaisers und ö Wilhelm L, Kommandant von Potsdam und Comman⸗ dert erg; wenn icht, Grnfarsen N

, r. er r icha el

von Rußland der General der Kavallerie von gin räses der General Drdens⸗ Kommission; zur Verfügung: berst und . Sr. Majestãt des Kaisers und . illaume,

i Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erz⸗ herzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este der General Lieutenant Graf von Schlieffen II., Ober⸗ Quartiermeister im Großen Generalstabe; zur Verfügung; Major und Flügel⸗Adjutant Sr. Majestãt des Kaisers und Königs von Deines,

bei dem als besonderen Vertreter Sr. Majestät des Königs von Belgien hier eingetroffenen General⸗Lieutenant Baron doll 9. 6 ö. von Kanitz, aggregirt dem 2. Garde⸗ egiment z. F. u bei dem Gn gig schwedischen General Lieutenant Frei⸗ von Cederström der Major von Haugwitz vom Großen Generalstabe.

Zu den Trauerfeierlichkeiten beim Leichenbegãngniß hrer in Gott ruhenden Majestät Augu st a, Deutschen iserin und Königin von Preußen sind ferner

hier eingetroffen: der General der Infanterie von

Tres cow, General Adjutant weiland Sr. Majestät

des Kaisers und Königs Wilhelm J., Che des

, ,,, Prinz Louis Ferdinand von Preußen Magdeburgischen) Nr. 2, der General der Infanterie ronsart von Schellendorff, Chef des Grenadier⸗

Regiments König Friedrich 1. ¶ä. Ostpreußischen)

Nr. 5 und kommandirender General des J. Armee⸗

Corps, der General der Infanterie von Grolman,

kommandirender General des XI. Armee⸗Corps, der General

der Infanterie von Leszeyns ki, kommandirender General des IX. Armee Corps, der General-Lieutenant von Le⸗ win ski J., kommandirender General des VI. Armee⸗

Corps, der General⸗Lieutenant von Derenthall, General

à la suite weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs

Wilhelm J. und Commandeur der 17. Division, und der

Königlich schwedische General-Lieutenant Freiherr von Ceder⸗

st röm, Inspecteur der Königlich schwedischen Kavallerie.

Beileids⸗Kundgebungen.

Das Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta soll nach einem Erlaß des Evange⸗ lischen Ober-Kirchenrgaths am morgigen Sonntag durch die nachfolgende, von den Kanzeln zu verlesende Bekannt⸗ machung zur Kenntniß der Gemeinden gebracht werden:

Schon wieder ift nach Gotteg unerforschlichem Rathschluß tiefe Trauer über unser Königliches Haus und unser gesammtes Volk bereingebrochen. Wenige Tage nach Beginn des neuen Jahres ist Ihre Majeflãt die verwittwete Deutsche Kaiserin und Königin von

Preußen Marie Luise Augusta Katharine, ; die Gemahlin des unvergeßlichen Kaifers Wilhelm L, die hochverehrte Großmutter unseres jetzigen geliebten Kaisers und Königs, aus dieser e en abberufen worden. Umgeben von unserem erhabenen trscherpaar, von ihrer Durchlauchtigften Tochter und deren hohem Gemahl, sowie von den hier anwesenden Mitgliedern des Königlichen Hauses, ist Ihre Majestät nach kurzer Krankheit am 7. d. M., Nach⸗ aner 4 Uhr, im neunundsiebenzigsten Lebensjahre sanft ent afen.

Wir haben schon lange um das theure Leben der Entschlafenen

ebangt; ihre körperliche Gebrechlichkeit hatte unter den schweren Her g lin, die Allerhöchstdieselbe betroffen hatten, und unter dem Cinfluß des steigenden Alters zugenommen, und nur die Geistes kraft war rege und lebendig geblieben, auch den Leib beherrschend. Viel Schmerzen hat die Heimgegangene namentlich in den letzten Zeiten zu ertragen gebabt; sie bat es gethan mit der Ergebung und Geduld einer gläubigen Seele, mit dem Heldenmuth einer Willenskraft, welche Bewunderung abnöthigte. Zuletzt batte sie noch den Heimgang ihres Höchftseligen Gemahls und des einzigen ge⸗ liebten Sohnes zu beweinen; aber ibr Auge blickte zu Gott, sie lebte in friedlicher Stille dem Andenken ihrer Lieben und widmete sich un. entwegt ibren eigenen zahlreichen Liebegwerken. Die Barmherzigkeit auf dem Thron das ist ihr Bild, wie es im Gedächtriß der dankbaren Nachwelt fortleben wird! In seltener Weise war es ibr geber. die Hobeit der . mit dem Cdelsinn der Frau zu ver⸗ inden. Eine ganze Reihe von Erziehungs ⸗, Bildungs und Kranken anstalten trägt nicht bloß ihren Namen, (endern ist auch durch ihr umsichtiges und thatkräftiges Wirken entstanden oder gefördert worden. Der Pflege der Kranken im Kriege wie im inn. bet sie die bingebendfie und anregendste Fürsorge gewidmet.

en verschiedenen Zweigen der Armenvflege und den derselben dienenden Ünternehmungen Hat sie mit Rath und That vielseitige Theilnahme zugewendet; der Rertungtarbeit an den Verwahrlosten und Gefallenen bat sie sich mit verftaͤndnißvollem Fifer angenommen; und wie Viele, denen sie im Stillen aus der Noth geholfen bat, iht über das Grab hinaus danken mögen, weiß Gott allein! ; z

ESGin Zug von der Liebe, die nicht das Eigene sucht und die rimmer gufhört, geht durch ibr Leben. Sie forderte Treue in der Pflichterfüllung, aber sie übte dieselbe auch in unermüdlicher Gewissen⸗ baftigkeit. Keine Rücksicht auf Andere vergeffend, blieb sie streng sich selbst. Auch durch körperliche Leiden ließ sie sich weder ren den Pflichten ihrer erbabenen Stellung, noch von der Arbeit im Dienste der leidenden Menschheit abhalten. .

Seid fröhlich in e, , in Trübsal, baltet an am Gebet: Diesen Wahl pruch sie oft gebraucht, ihm auch nach= gelebt. Und so demuthig sie auch auf ihre Leistungen hinblickte, sie 1 2 zu denen, von denen es heißt: ihre Werke folgen

nen nach!

Num rubt sie von ihrer Arbeit! Im Herrn bat sie gelebt, im Herrn ift sie geflorben und lebt in Ewigkeit trotz des Todes! Bei unz aber bleibe ihr Gedächtniß in Segen! Amen.“

Se. Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen⸗ , Ehrenpräsident des Württembergischen Sanität s vereins vom 4 Kreuz Namens desselben einen prachtvollen Kranz am Sarge der verewigten Kaiserin Augusta nieder.

Am hiesigen Königlichen Wilhelms⸗Gymnasium wurde in ehrfurchtgvoller Erinnerung an Ihre Majestat die SM lig Kaiserin und Königin Augusta am 8. d. M., früh Uhr, vor ven, ue ref stn eine , lten. Gymna en waren in der Aula ver⸗ eren Nach dem Gesang einer Strophe des Liedes Was Gott thut das ist wohlgethan ! hielt der Direkter eine An⸗ err, Der Schülerchor sang zum Schluß die Motette von

wig: „Dimmelgruh und Frieden gieb den Deinen ewiglich.“

Köln, 10. Januar. Der Dber⸗Bürgermeister Becker gedachte gestern in der Stadtverordneten⸗Versammlung in einer warmen, ergreifenden Ansprache der heimgegangenen Kaiserin Augusta, und die Versammlung beschloß, am Sarge der Verewiglen einen Kranz niederlegen zu lassen, sowie Sr. ae e en n , einer Adresse unter⸗

mig hi Beuleib Maze

ö 10. Januar. Der Er ste Bürger meister Dr. von Widenmayer widmete weiland Majestãt der Kaiserin Augusta in der heutigen Magistrats sitzung folgenden Nachruf: . ;

Der tückischen Krankheit, welche sich über alle Länder verbreitet bat, ist ein erlauchtes Leben zum Opfer gefallen. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin. Wumwe Angustg ist nicht mehr. Seit Jahren von schwerem körperlichen Leiden gequält, seit dem Jahre 1888 durch die tiefsten Schmerzen der Serle als Gattin und Mutter gebeugt, hat sie doch keinen Augenblick nachgelassen, der großen Auf⸗ gabe zu dienen, welcher sie ihr Leben weihte. Sie war Raiserin und Königin nicht nur dadurch, daß sie an der Seite ihres Gemahles dessen Rang und Hoheit theilte, sondern auch durch die Tugenden des Geistes und Herzeng, mit denen sie dem Volke voranleuchtete. Der unerschöpfliche Quell von Liebe, der aus ihrem Herzen strömte, ergoß sich segnend über das ganze Land, sei es in Zeiten des Krieges auf dem Gebiete der Pflege der Verwundeten, sei es in den friedlichen Werken der Barmberziakeit und Humanität, wie in der Pflege deutschen Geiftes und deutscher Ideale. Die Wege ihres Kaiser⸗ lichen Gemabhls ist sie mit verständnißdollem Antheil, mit voller Hin⸗ gebung und Pflichttreue ener. Sie wird für ewige Zeiten als die Vermütlerin jener gewaltigen Botschaften aus Feindesland zwischen dem Kaiserlichen Gemahl und dem deutschen Volke uns vorschweben. Sie wird wie als des ersten Kaisers Gemahlin, so als die Ahnfrau der Deutschen Kaiser neuen Reichs vom ganzen deutschen Volke ge⸗ priesen sein Ihr Leben und Walten wird vorbildlich wirken allen hohen Frauen, die auf den Thren berufen sind, wie jeder deutschen Frau. Was die Kaiseria der Stadt München am 13. März 1888 auf die Beileidsadresse der Kollegien geschrieben hat: Es giebt sich in den Worten der Adresse eine Treue der Gesinnung kund, welche, ein bewährtes Erbtheil des baverischen Volkes, in diesem namenlos schmerzlichen Augenblick der Trennung durch den Tod wie eine lebensvolle Ver⸗ heißung einigender Kraft für alle Zukunft erscheint diese Worte haben auch an ibrem eigenen Tode volle Anwendung und Erfüllung gefunden. Gott trösee das Kaiserliche Haus, Gott segne den Kaiser, Gott schütze das Vaterland!“

Stuttgart, 19. Januar. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs haben die enigen württem bergi⸗ schen Truppen, welche mit Königlich preußischen Truppen in derselben Garnison stehen, sowie die sämmtlichen nach Preußen kommandirten württembergischen Offiziere um die verewigte Kaiserin Augusta Trauer ganz in gleicher Weise und in derselben Dauer anzulegen, wie solche für die Königlich preußische Armee angeordnet worden ist. Wie der „Schwäb. Merk.“ berichtet, begaben fich der Ober⸗ Vůürgermeisier Dr. von Hack und der Bürgerausschuß⸗ Obmann Ad. Schiedmayer im Laufe des vorgestrigen Tages zu Sr. Hoheit dem Prinzen Hermann zu Sachsen— Weimar und zu dem Königlich preußischen Gesandten Grafen von Wesdehlen, um Namens der Stadt Stuttgart aus Anlaß des Hinscheidens der Kaiserin Augusta dem tiefen Beileid Ausdruck zu verleihen.

Heidelberg, 8. Januar. Anläßlich des Heimganges Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta hat der hiesige Stadt⸗ rath folgendes Beileidstelegramm an Se. Königliche Hoheit den Großherzog von Baden noch am gestrigen Abend nach Berlin abgesandt:

Ew. Königlichen Hoheit sowie Ihrer Königlichen Hobeit der Großherzogin erlaubt sich anläßlich des Hinscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta Namens der Einwohner Ibrer treuen Stadt Heidelberg die aufrichtigste Theilnahme und das innigste Beileid ehrerbietigst kund zugeben der Stadtrath.⸗

Trauergeläute verkündete gestern Abend die Todes⸗ nachricht.

Weimar, 19. Januar. Die Gemein debehörden der Residenzstadt Weimar haben an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm eine Beileids adresse abgesandt.

Meiningen, 9. Januar. Nach Eröffnung der heutigen Landtagssitzung durch den ersten Vize⸗Präsidenten Thomas nahm dieser Anlaß, des Hinscheidens Ihrer Majestät der Kaijerin Augusta in bewegten Worten zu gedenken und den Gefühlen der Trauer Ausdruck zu geben. Die Abgeordneten nahmen diese Kundgebung stehend entgegen.

Wien, 10. Januar. Im Palais der Deutschen Bot⸗ schaft sprachen heute anläßlich des Ablebens der Kaiserin Augusta der amerikanische Gesandte Grant, zahlreiche Mitglieder der Aristokratie und das Offizier⸗-Corps des Husaren-Regiments Kaiser Wilhelm II. ihr Beileid aus.

London, 9. Januar. Das Ableben der Kaiserin Augusta veranlaßte gestern in London zahlreiche Trauerkundgebungen. Das Reichsbanner auf dem Dache der deutschen Botschaft in Carlton House Gardens wurde auf Halbmast gehißt, desgle ichen die Flagge auf dem Gebäude des Norddeutschen Lloyd. Eine Extra⸗Ausgabe der London⸗Gazette“ ordnet eine vierwöchent⸗ liche Hoftrauer an. Im Hofbexricht heißt es; die Königin Victoria habe in der verstorbenen Kaiserin Auausta eine Freundin verloren, die sie über 40 Jahre intim kannte. Gleich nach dem Eintreffen der Trauerkunde sandten die Königin sowie der Prinz und die Prinzessin von Wales Beileidsdepeschen an den Kaiser Wilhelm. In sämmtlichen Königlichen Palästen wurden die Fenster⸗ vorhänge zum Zeichen der Trauer herabgelassen, was auch in vielen offentlichen Gebäuden im Westend iche.

St. Petersburg, 11. Januar. Anläßlich des Hin⸗ scheidens weiland Ihrer Majestat der Kaiserin Augusta ist eine vierwöchentliche Hoftrauer angeordnet worden.

Athen, 10 Januar. Anläßlich des Hinscheidens der Kaiserin Augusta legt der Königliche Hof auf drei Wochen Trauer an.

Stoghglm, 8. Januar. (E.) Aus Anlaß des Todes der Kaiserin Augusta wurde für den Königlichen Hof sofort eine dreiwöchentliche Trauer anbefohlen; der Hof ball, der am Geburtstage des Königs, am 21. d. M., staitfinden sollte, ist abgesagt worden. Sämmtliche Blätter der Hauptstadt widmen der hingeschiedenen Kaiserin Augusta warm empfundene

24 ga t 10. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin ließen durch den Reichsmarschall Gn on Bildt und den ersten Kammerherrn von Stacenström dem nf deutschen n n Dr. Busch anläßlich des inscheiden 62. Majestät der Kaiserin Augusta ihr Beileid aus sprechen. er Inspecteur der Kavallerie, General⸗Lieutenant von Cederström ist nach Berlin abgereist, um den König bei den Beisetzungsfeierlichkeiten zu vertreten.

In seinem der Kaiserin und Königin Au gu sta gewidmeten Nachrufe sagt das, Militär⸗Wochenblatt“: Mit dem ganzen preuüßischen und dentschen Volke trauert die Armee tief um den Verlust der edlen Königlichen Frau, und wahrlich, wir Soldaten verlieren viel, unendlich 2 an Ihr. Sie war ung ein Beispiel nie wankender Pflichterfüllung. wie Sie faft sechzig Jahre lang standhaft und treu zu Ihrem Hoben Gemabl gestanden kat. Seine bingebende ovferbereite Gefahrnin in guten und bösen Tagen. Sie war uns ein Beispiel hoben Muthes; die Vorsehung hat Ihr mehr als den meisten anderen Menschen zu tragen auferlegt: Kummer und tiefen Seelenschmer; kis ins hobe Alter, ja bis an die

segengreichen Leben. Aber Sie bat es getragen als eine echte cöle ö und einzigen Quelle jeglichen menschlichen Muthes, d ã 44 lebendigen Gortvertraucn. 5 bes, dem glãnbigen Dies Gottvertrauen ist es gewesen, was Sie ermuthigt bat,

licher Erfüllung zu bringen, die großartige Organisation der freiwi Krankenpflege der im Felde verwundeten k i , Preußen seine Siegeslaufbahn begonnen, widmete Sich die Königsiche Samariterin mit ganzer Hingabe diesem bochherzigen Berufe, und wenn in der Hauptftadt die Siegestelegramme König Wilbelm'g an Seine Gemahlin immer neuen Jubel erregten, dann war die Hohe Frau nur um so eifriger bedacht, der Pflichten Ihres Amts zu warten, die Wunden, die der Krieg geschlagen., zu heilen, Leidenden zu bessen und sie zu trösten. Wie mancher alte Krieger gedenkt in diesen en trotz bitterem Weh im Herzen doch dankbar der Stunden, da unfere theure Königin an feinem Schmerzens lager stand, wie damals Ihr sanfter, theilnabmsvoller Blick, Ihre gütigen Worte ibm Hoff · nung und Lebengmuth wieder weckten, wie Manchem ward langes Siechthum erträglich gemacht und endlich gehoben durch die Spenden, welche Ihre nimmer ruhenden mildtbätigen Hände in Fülle vertheil= ten. Bis in die letzten Tage Ibres Lebens hat Sie grarbeitet und gewirkt in diesem selbstgewählten erhabenen Beruf, und es war Ihr beschieden zu sehen, wie die Anfänge Ihres eigensten Werkes immer weiter⸗ Verbreitung, immer größeres Verftändniß nicht allein im Deutschen Volke, fondern bei allen civilisirten Nationen fanden, bis aus ibnen ein Bau werkthätiger christlicher Liebe erwachsen ist, so stolz und festgefügt, daß er jeglichem Sturme zu widerfteben vermag, daß er für die Zukunft eine Fülle von Segen verheizt.

Tiefen unauslöschlichen Dank sind wir Soldaten unserer beim gegangenen Kgiserin schuldig, denn für uns hat Sie gedacht, gestrebt und ohne Rast gearbeitet, und wenn wieder die eisernen Würfel des Krieges rollen, dann werden abermals Tausende Genesung und Leben dem großen Liebeswerk zu danken baben, mit welchem Ibr Name für alle Zeiten verknüpft ist. Für alle Zeiten! So lanze die Welt von Kaiser Wilhelm dem Siegreichen wissen wird, der Seine Schlachten schlug nicht aus eitler Ruhmbegier, sondern zum wahren Heile Seine Volkes, so lange wird sie der Kaiserin Augusta, der Samariterin auf dem Thron, und Ihres gottgesegneten Werkes in Eörfurcht gedenken. Gleichwie in unserem Gedächtniß Friedrich Wilbelm und Luise un ⸗˖ trennbar zusammengehören, also werden noch in fernen Jahr ˖ hunderten zusammenklingen:

Wilhelm und Augusta.“

Die „Sozial⸗Correspondenz ' schildert die Kai serin Augu sta als Helferin in Krieg und Frieden; sie schreibt:

Die deutsche Nation trauert um die Kaisttin Augusta wie um eine treue Mutter des Volks. Ihr Tod rurt die großen Greignisse, die seit ibrer Geburt im Jabre 1811 Über Deutschland dahingezogen sin, den Zeitgenossen lebendig ins Gedächtniß zurück und erfullt die Gemüther mit Wehmuth, aber auch mit Dank dafür, daß in der Dahingeschie enen dem ersten Deutschen Kaiser ein, solche würdige Gemahlin und dem jweiten Kaiser eine so edle, treusorgende Mutter, dem ganzen deutschen Volke aber ein so bobes Vorbild weiblicher Tugend und gewissen⸗ hafter Erfüllung rein menschlicher und öffentlicher Pflichten beschieden war. Es kann hier nicht aufgezäblt werden, was sie im Stillen Gutes gethan, oder welche wohltätigen und gemeinnützigen Anstalten sie besonders in Berlin und Umgegend geschaffen und gefördert hat, wir wollen nur auf einige Werke hinweisen, deren Tragweite über ganz Teutschland reicht.

Kaiserin Augusta hat auch über ibte engere Umgebung hinaus die fruchtbringendste Thätigkeit entfaltet und sich namentlich als eine wellblickende und schöpferische soziale Helferin in Krieg und Frieden erriesen. Dreimal sah sie die Krieagsiackel über ihr Land dabinziehen. An der Spitze der Gesellschaft zum Rotben Kreuz war sie jedesmal die praktische Kranken und Verwundetenpflege zu organisiten und die Wunden des Krieges heilen zu belsen. Ebenso unermüdlich wie im Kriege wirkte sie im Frieden für das Wohl ibrer Mümen chen. Es war einer der glücklichsten Gedanken auf dem Gebitte der sozialen Be— strebungen, nach der Beendigung des preutisch österreichischen Krieges an Dank und Friedensfest (11. Norember 1266) den Vaterländischen Frauenverein in Berlin zu begründer, welcker im Bunde mit überall gebildeten Zweigvereinen die Thätiskei der deutschen Frauenwelt in Krüegszeiten auf die gesammte Fursorge ür die in Felde Ver⸗ wrndeten und Erkrankten und in Friedenszeiten auf die Lir derung außerordentlicher Notbstärde und auf die Förderung der Kranken,, Armen und Weblfabrterftege richten sollte. Gme fõrm⸗ liche Mobilmachung deutscher Frauenträtte im Dienste der Barmherzig⸗ keit und Volkswoblfahrt ist auf diese Weise mit Hülfe der Kaiserin Auzufla erreicht worden. Der Geist, welcher den Hauptverein in Berlin bisber beseelte, ist ein wahrhaft einigender Gemeingeist. Der Verein weist von sich, was die Geister trennt, und sucht, was die Gemũüther vereint, er will der Gefammtheit dienen und diesen Dienst pflegen als einen gemeinsamen des ganzen deutschen Volks, aller Konfessionen, aller gesellschaftlichen Gruppen. Der aer andische Frauenverein zählt jetzt beim Dahinfcheiden seiner beben Fübrerin über 309 Zweigvereine, welche Beziehungen zu staatlicher, kemmunaler und kirchlicher Armen pflege unterhalten. ö . .

Aber die Fürsorge der Kaiserin Augustg reichte weit hinaus über diejenige Armenpflege, welche vorbandene Noth ju lindern sucht, sie wal auch auf dem Gebiete der vorbeugenden Armenpflege überall bin anregend. Sie hat einen hoben Preis zur Bekamwvfung der Diphtheritis ausgesetzt, het sich der Volkskücken und der , dienenden und belfenden Schwestern und Dienstboten und der Erziehung ibres Geschlechtz aufopfernd angenommen und bat noch in den beiden letzten Jahren ihres Lebens den Deunschen Verein für Armenpflege und Wohltwätiagfeit aufgefordert und wiederholt ermuntert, der wichtigen bauzwirtbschaftlichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts durch praktische Schöpfungen räher zu neten. Bis zum Tode bat sie wie ihr dulden der Heldenfobn auch kewiesen, daß man körperliches und feelisches Leid crtragen könne, ohne zu klagen. Ihr Name wird in der deutschen Nation fortleben und besonders auch von den Freunden wohltkätiger und gemeinnütziger Bestrebungen allezeit in Ebren ge⸗ hal ten werden.

eifrig bemüht,

rer Majestät der Kaiserin und Königin 86 T. . dem hiefigen Ma gist rat 64 feine Glückwunsch⸗Adressen anläßlich des Jahreswechsels folgende Antwortschreiben zugegangen:

Dem Magistrat Meiner Haupt und Residenzstadt Berlin danke Ich herzlich für die freundlichen Glückwünsche, welche Mir da selle zum Jabreswechsel dargebracht hat. Gern gebe Ich jugh der Hoffnung Ausdruck, daß unter den Segnungen des Fit

der Reicht hauptftadt auch im neuen Jahre ein erfreulicher

*

Schwelle des Grabes, viel Enttäuschung und Undank in Ihrem langen

beranzutreten an das größte Werk Ihres Lebens und dasselbe zu berr⸗

. 5 . .

Von Sr. Majestät dem Kaiser und König ut