Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbenannten Personen die Erlaubniß zur An⸗ legen der ihnen verliehenen nichtpreußischen Insignien zu ertheilen, und zwar: ö
des Großkreuzes des Großherzoglich hessischen Verdienst-Ordens Philipp's des r n n,, und des Großkreuzes des Herzoglich anhaltischen 4 Haus-Ordens Albrecht z 9 Bären: Allerhöchstihrem General⸗Adjutanten, General⸗Lieutenant von Hahn ke, Chef des Militärkabinets;
des Ritterkreuzes erster Klasse des Großherzoglich
hefsischen Verdienst⸗Srdens Philipps des reß=
müthigen und der Ritter-In signien erster Klasse
des Herzoglich anhalt ischen Haus-Ordens Albrecht's des Bären: .
t dem Geheimen Hofrath Schulz vom Militärkabinet;
owie
des dem Großherzoglich essischen Verdienst⸗Orden
Philipp's des Gro . affiliirten silber nen
Kreuzes und der dem Herzöglich anhaltischen Haus—
Orden Albrecht's . affiliirten goldenen edaille:
dem Kanzleidiener Krüger beim Militärkabinet.
Deutsches Reich.
Se. Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:
dem ständigen Hülfggrbeiter im Ministerium für Elsaß⸗ Lothringen, Regierungs⸗Kath Jagçob, den Charakter als Kaiserlicher Geheimer Regierungs⸗Rath zu verleihen;
den stänhigen Hülftarßeiter im Minifterium sür Clsaß Lothringen, Regierungs- Rath Leoni, zum Kaiserlichen Ministeri al-⸗Rath bei dieser Behörde, und den Staatsanwalt Stadler zum Kaiserlichen Regierungs-⸗Rath in der Ver— waltung von Elsaß⸗Lothringen zu ernennen.
Der Kaiserliche Konsul W. Rothe in Wiborg ist gestorben.
Bekanntmachung.
Am 10. d. M. ist an der Schleswig⸗Holsteinischen Marsch⸗ bahn der Haltepunkt Dö strup für den Personenverkehr er⸗ öffnet worden.
anuar 1890.
Berlin, den 14. In Vertretung des K. Reichs⸗Eisenbahnamts: ulz.
Königreich Preußen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den an,, r Ludwig Sasse in Montjoie und den Regierungg⸗Affeffor Brüning in Grevenbroich zu Landräthen zu ernennen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Ober⸗Steuer⸗Inspektoren Günther in Celle, Trogisch in Posen, Holst in Schivelbein, Schmidt in Verden, Kolley in Duisburg und Schütze in Magdeburg, sowie dem Ober⸗Zoll⸗Inspektor Mellenthin in Pillau den Charakter als Steuer⸗RNath, und
den Haupt⸗Zollamts⸗Rendanten Meyer in Aachen und Prejawa in Memel, sowie den Haupt⸗Steueramts⸗Rendanten . in Oels, Weller in Berlin, Lieber in Langen⸗ salza, Kreutzmann in Halle a. /S. und Huck in Frank— furt a / M. den Charakter als Rechnungs⸗-Rath zu verleihen,
auch zu genehmigen, daß der Bureauvorsteher für das Rechnungswesen bei der Provinzial Steuer⸗Direklion zu Posen, Piton, anstatt des bisherigen Charakters als Kanzlei⸗Rath denjenigen als Rechnungs⸗Rath führe.
Auf den Bericht vom 10. Dezember d. J. will Ich hiermit e en, daß der Zinsfuß derjenigen Anleihen, zu deren ufnahme der Kreis Dletzko, im Regierungsbezirk Gum— binnen, durch die Privilegien vom 20. April 1863, 27. De⸗ . 1865 und 4. Mai 1868 ermächtigt worden ist, gemäß em Kreistagsbeschluß vom J. August d. J. von vier auf drei⸗ einhalb Prozent herabgesetzt werde. Alle sonstigen Bestim⸗ mungen der vorbezeichneten Privilegien bleiben unberührt, Dieser Erlaß ist nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (GesetzSamml. S. 367) zu veröffentlichen. Neues Palais, den 18. Dezember 1886. Wilhelm R. von Scholz. Herrfurth.
An den Finanz-Minister und den Minister des Innern.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Bekanntmachung.
16 Nach dem Statut der Louis Boissonnet-Stiftung für Architekten und Bau⸗Ingenieure ist für das Jahr 1890 ein Stipendium von 2606 S6 zum Zwecke einer größeren Studienreise und zwar der vorgeschriebenen Reihenfolge gemäß
an einen Bau⸗Ingenieur zu vergeben. Als fachwissenschafthiche
Aufgabe ist das nachfolgende, von der Abtheilung für Bau—⸗ ngenieurwesen vorgeschlagene und von dem Senat der echnischen Hochschule festgefetzte Programm durch den Herrn
Minister der geistlichen, Ünterrichta⸗ und Medizinal-Angelegen⸗
heiten genehmigt worden: . .
„Studium kulturtechnischer Anlagen in Elsaß⸗Lothringen und benachbarten Ländern und Erläuterung derselben durch Neisebericht und Zeichnungen.
nsbesondere sind zu berücksichtigen: er Kanal zur Ableitung der Hochwasser der ll bei Erstein, die Stauweiher im Voller⸗ Fecht⸗ und Lauch Thale, die Korrektionsarbeiten an der und den größeren Wasserläufen, die bedeutenderen genossenschaftlichen Wässe⸗ rungsanlagen, sowie die wichtigsten Gemeinde ⸗Wasser⸗ gen.
Die Bewerber um dieses S n haben an den unter⸗ zeichneten Rektor (unter der esse: 6a. Sochschule, Charlottenburg) eine Beschreibung ihres slaufs und die 6 ö. ,, n n e . 6 ö
ung sprechenden Zeugnisse, Entwürfe ꝛc. bis sp n . w d. J. einzureichen, außerdem aber noch durch
eibringung schriftli Arbeiten beziehungsweise Zeichnungen gung s icher ziehung ö * .
nachzuweisen, daß sie die zur Aufnahme un ; technischer Bauanlagen von hervorragender Bedeutung nöthige Vorübung besitzen. z ö
Die Bewerber müssen einen wesentlichen Theil ihrer Aus⸗ bildung auf der früheren Bau⸗Akademie oder auf der Tech⸗ nischen Hochschule zu Berlin (Abtheilung für Bau⸗Ingenieur⸗ wesen) erlangt haben.
Eharlotienburg, den 10. Januar 1890. Der Rektor der Koͤniglichen Technischen Hochschule zu Berlin.
E. Jacobsthal.
Ministerium des Innern.
Dem Landrath Sasse ist das Landrathsamt im Kreise Montjoie, und
dem Landrath Brüning das Landrathsamt im Kreise Grevenbroich übertragen worden. ⸗
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 15. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König arbeiteten gestern nach Aufhebung der K noch längere Zeit mit dem Chef des ilitärkabinets und unternahmen darauf, eine Spazierfahrt. Um H/ Uhr nahmen Se. Majestät den Vortrag des Ober⸗Quartiermeisters, General⸗Lieutenants Grafen von Haeseler entgegen, empfingen darauf den Königlich portugiesischen General, Flügel⸗Adjutanten de Souza Folque, welcher ein Handschreiben seines Souveräns überreichte, und den Königlich portugiesischen Kapitän des General⸗ stabes de Carvalho. Vor der um 7 Uhr stattfindenden Familientafel ließen Se. Majestät; Sich von dem Haus⸗Minister von Wedell Vortrag halten. Am späteren Abend arbeiteten Se. Majestät allein. .
Heute Vormittag erledigten Se. Majestät nach Rückkehr von einer Spazierfahrt Regierungs angelegenheiten und empfingen um 11 Uhr den Chef des Civilkabinets zum Vortrag und darauf den Staats-Minister von Boetticher.
— Dem Bundestrath ist eine Zusammenstellung über die e fn des Bundesamts für das Heimathwesen während des Geschäftejahres vom 1. Dezember 1888 bis dahin 1889 zur Kenntnißnahme vorgelegt worden. Hiernach sind während des genannten Zeitraums zu bearbeiten gewesen 447 Sachen, und zwar 422 Spruchsachen des Geschäftsjahres (darunter 361 neue) und 25 unerledigte Sachen vom Geschäftsjahre 1887/88. Erledigt wurden davon durch Zurücknahme der. Berufung II Sachen, durch Erkenntniß beziehungsweise Beweisresolut in 33 Sitzungen 374 Sachen, unerledigt blieben am Jahres schluß 62 Sachen.
— Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths fuͤr Handel und Verkehr und für Justizwesen zu einer Sitzung zusammen.
— Der General der Infanterie von Tres ckow, General⸗ Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm J. und Chef des Jufanterie⸗Regiments Prinz Louis
erdinand von Preußen (2. Magdeburgischen) Nr. 27, hat erlin wieder verlassen.
— In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Nachweisung ber Einnahmen an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1889 bis zum Schluß des Monats Dezember 1889 veröffentlicht.
Bayern. München, 15. Januar. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent ernannte als Nach—= folger von Döllinger's den Stifte dekan Türk zum infulirten Stistspropst an der Hofkirche zu St. Cajetan.
In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeord⸗ neten referirte der Abg. von Crämer zum Etat der direkten Steuern. Zur Position Kapitalrentensteuer legte der Abg. Pr. Schuh eine Interpretation des Gesetzes über die Kapitalrentensteuer dahin nahe, daß, wenn eine 5 5 fache Nachholung zu wenig fatirter Steuer stattfinde, auch eine solche Nachholung der zu wenig bezahlten Gemeinde⸗-Umlage stattfinden solle. Er vermöge die gegentheilige Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes nicht als richtig anzuer⸗ kennen. Der Ministerial-⸗Kommissar von Seisser er⸗ örterte die bezüglichen Verhältnisse und vermochte der Angelegenheit eine Wichtigkeit nicht, beizulegen. Der Abg. Dr. Schuh hielt seine Anregung aufrecht, da sie alle Gemeinden interessire und solche Nachholungen fortwährend stattfänden. Abg. Dr. von Hauck vertrat die Anschauung, daß der Verwaltungsgerichtshof die grohe Härte in ö gezogen habe, welche sich ergebe, wenn die Erben auch noch die Gemeinde⸗Umlage zu 300 Prozent der Staatssteuer auf eine Reihe von Jahren nachzahlen müßten. Wolle eine andere Anwendung des Gesetzes beliebt werden, so sei hiezu eine Novelle zum Gesetze erforderlich. Auf eine Aeußerung des Abg. Dr. Fran ck erklärte der Ministerial-Kommissar von Seisser, die Anlegung einer n,, ,, mit Kapitalrentensteuer sei ungesetzlich. Der Abg. Mann brachte zur Sprache, daß die dermalige Gemeinde⸗Ordnung die Heranziehung von fremdländischem Eisenbahn⸗ und Schiffs⸗ personal zur Gemeinde⸗Umlage nicht gestatte, obwohl diese Leute an Gemeinde⸗Anstalten theilnähmen, wie die einheimische Bevölkerung. Der Ministerial⸗Kommissar von Seisser erklärte, daß das Finanz⸗Ministerium diese Angelegenheit im Benehmen mit dem Staats⸗Ministerium des Innern in weitere Behandlung nehmen werde. Dem Antrage des Finanz ⸗Ausschusses entsprechend, wurden für Mieihsteuer en 4065 000 S6 4236 000 M ein⸗
esetzt, für Kapitalrentensteuer 3 136 009 4A, statt 3 636 000 6, ür Einkommensteuer 1 820 000 S, statt 1 810 000 M6, wo⸗ durch sich die Gesammt⸗ Einnahme des Etats von 27 630 660 auf 27 960 000 M erhöhte. Die Reineinnahme wurde auf 27 M5 030 veranschlagt. Der Abg. Freiherr von Lerchen⸗ feld referirte sodann über den Etat der Landtags⸗
u abe
wurde mit 431 S bewill
Sachsen. Chem nitz, 14. Januar. (W. T. B) Bei der heute hier stattgehabten Wahl eines Landtagsabgeordneten an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Clauß wurde der gemeinfame Kandidat der Konservativen und National⸗ liberalen sowie des deutschfreisinnigen Vereins und der Ver⸗ einigung der Reichstreuen, Fabrikbesitzer Esche von hier, mit 3796 Stimmen gewählt. Der Kandidat der Sozialdemokraten, Zeissig, erhielt 31 74 Stimmen.
Baden. Karlsruhe, 13. Januar. Dem „B. Beob.“ ö. ist am Sonntag von allen Kanzeln der Erzdiözese
8 des giga ar ie Der Etat
olgendes Erzbischöfliche Hirtenschreiben aus Anlaß es . Ihrer Majestät der Kaiserin Au gu ta verlesen worden:
„Johannes Christian, durch Gottes Barmherzigkeit und, des beiligen apoftolifchen Stuhles Gnade Eribischof, von Freiburg, Metropolit der oberrheinischen Kirchenprovinz, entbietet dem hoch⸗ würdigen Klerus der Erzdiöjefe und allen Christgläubigen Gruß und Segen. In diesen trüben Tagen so vieler schmerzlicher Prüfungen und Heimsuchungen ist Uns die Trauerkunde ven dem höchst bedauerlichen Ableben. Ihrer ¶ Majestãt der Kaiserin und Königin Äugusta, Wittwe weiland Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm J., der verehrtesten Mutter Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Luise, und der ehrwürdigen Großmutter Sr. Majestät des jetzt regierenden Kaisers Wilbelm Il, zugekommen. Indem Wir dieses den Gläubigen Unserer Erzdiözese mit tiefem Schmerze kund⸗ eben, können Wir nicht umhin. „Gott, dem Vater unsereg Herrn Xa Christi, dem Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes ; sãI. Korinth. J, 3) zu danken für alles Gute, welches diese wahrhaft hoke Frau, diese würdige Lebensgefährtin Sr. Majestät des ver= ewigten Kaifers und Königs Wilhelm 1, sowohl in den Tagen des höchsten Glanzes und Ruhmes, als auch in den schmerzlichsten Prüfungen und Leiden mit der Gnade Gottes vollbringen konnte, und für das herzerhebende Vorbild, das Allerhöchst⸗ dieselbe in stets inniger Frömmigkeit, Wohlthätiakeit und Herzens⸗ güte von einem der ruhmreichsten Throne herab den höchsten wie den niedersten Unterthanen gegeben bat. Indem Wir dankbar der wohlwollenden Gesinnung gedeaken, welche die verewigte Kaiserin und Königin allezeit auch der heiligen katholischen Kirche gegenüber kund= gegeben, bitten wir den Herrn, an der hohen Verblichenen die Ver⸗ heißung zu erfüllen, die Er den Barmherzigen gegeben (Matth. V7), den bohen Leidtragenden (besonders unserer allverehrten Landesfürstin) den Trost des heiligen Geistes in die Herzen auszugießen und das FKaiserliche und Königliche Haus (wie auch unser Lurch= lauchtigftes Regentenhaus, das in verhältnißmäßig kurzer Zeit von so vielen unersetzlichen Verlusten in Trauer Ferfetzs wurde, recht bald wieder Tage des Friedens und Trofles schauen zu lassen. Vorstehendes ist nächsten Sonntag beim Pauptgottesdienst den Gläubigen von der Kanzel zu verkünden. Zu— gleich ordnen Wir für die Erzdiözese Hohenzollern'schen Antheils hier ⸗ mit ein 14 tägiges Trauergeläute von 12 bis 1 Uhr Mittags an. für den badischen Antheil jedoch von heute his Sonntag (inelusive) den 12. d. M. nach dem Ave ⸗Lauten um die Mittagszeit. Freiburg, den 9. Janugr 1890. Johannes Christian, Erzbischof.“
De Trauergottesdienste, welche aus Anlaß des Ablebens der Kaiserin Augu sta gestern in hiesigen Kirchen abgehalten wurden, waren sämmtlich sehr zahlreich besucht.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Wei mar, 14. Januar. (Weim. Ztg.) Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroß⸗ herzog und die Erbgroßherzo gin, sind gestern Abend M / Uhr von den Beisetzungsfeierlichkeiten in Berlin wieder zurückgekehrt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 13. Januar. (Cob. Zig.) In der Sitzung des gemeinschaftlichen Landtages der Herzogthümer Coburg und ng erstattete der Abg. Strenge Namens der Rechtskommission Bericht über den Gesetzentwurf, betreffend den Waffengebrauch der Forst⸗ und Jagdbeamten. Der Entwurf wurde nach den An⸗ trägen der Kommission angenommen, worauf, der Staats⸗ Minister Pr. von Bon in im Namen Sr. Hoheit des Herzogs die Vertagung des Landtages aussprach.
Anhalt. Dessau, 14. Januar. Der „Anh. St.⸗A.“ veröffentlicht das nachstehende Bulletin:
In dem Befinden Ihrer Hoheit der Frau Herzogin ist Besferung eingetreten; die Nacht ist ruhiger verlaufen.
Dessau, 14. Januar 1890. Dr. P. Böttger.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wi en, 14. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Ausgleichskonferenz, welche W/, Stunden währte, wurde die Berathung der Frage über die Errichtung einer Handels- und Gewerbekammer im östlichen Böhmen begonnen und zu Ende geführt. .
Budapest, 14. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Handels⸗-Minister von Beroß bei der Spezialdebatte über das Budget des Handel s⸗ Minist erium s gegenüber dem Abg. Grafen Apponyi, eine Aus⸗ arbeitung ber uc der Krankenversicherung sei in Vorbereitung und die Frage der Unfallversicherung werde gegenwärtig ge⸗ prüft. Die Einrichtung von J werde jeden⸗ falls auf dem Wege der Gesetzgebung organisirt werden. Auch mit der Frage der Sonntagsruhe werde er sich be⸗ schästigen, obschon er damit nicht sympathistre. Der Minister wies dann auf die Fortschritte der heimischen Industrie hin und bemerkte, die Regierung wende if Aufmerksamkeit insbeson⸗ dere der unteren Donau zu, wo sie beabsichtige, die Zahl der ungarischen Schiffe zu vermehren.
Der Staatsfsekretär Berzeviczy ist im achten Pester Wahlbezirke zum Abgeordneten gewählt worden.
Nach einer Mittheilung des „Nemzet“ sind die Nachrichten von einem angeblichen Nachtragskredit, den der Kriegs⸗ Minister zu fordern beabsichtige, zum mindesten verfrüht und entschieden un genau. Um was es sich höchstens handle, das sei die umwandlung der 1millimetrigen Gewehre in Smillimetrige; jedoch sei es 1 fraglich, ob die 11 milli⸗ metrigen Gewehre einfach gegen e, ,. umgetauscht, oder erstere entsprechend umgestaltet werden sollten. Der Um⸗
tausch erfordere etwa A/ Millionen Gulden, die Umgestaltung
1 Million Gulden. Verhandlungen seien darüber im Gange.
Gronkbritannien und Irland. London, 14. Januar. (A. C.) Die ,,, Mittheilung der in London erschei⸗ nenden amerikanischen Zeitung: die Regierung beabsichtige, gleich nach der Annahme n, . in der diesjährigen Parlaments⸗Session zu einer Auflösung zu schreiten, ist nicht lange undementirt geblieben. Die der Regierun nahestehenden Abendblätter erklären, die Mittheilung se gänzlich aus der Luft gegriffen,
enn i hal Lord Napier of Magdala, Connetable des Tower, ist heute Nachmittag gestorben.
Nachrichten der, Times“ aus Bom bay, vom 12. Januar, zufolge, hatte die gesammte 500 Mann starke Besatzung
in den Bergwerken zustehen solle.
von og CHauytiad der e, Kolonie) Befehl
erhalten, sich sofort nach Mozambique einzuschiffen.
Franktrei Pa cis, 14 Januar. (W. T. B.) Die neue Session der gesetzgebenden Körperschaften ist heute eröffnet worden, Ansprachen wurden von den Alters⸗ vorsitzenden 6 gehalten. Der Senat vertagte sich als⸗ bald auf nächsten Donnerst ag. — Die Deyutir ten⸗ kammer wählte Floguet mit 215 von 226 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten. Die Wahl eines Vize⸗Präsi⸗ denten blieb ohne Ergebniß, weil das Haus nicht mehr be⸗ abe fsahig war. Die nächste Sitzung wurde auf Donnerstag anberaumt.
Italien. Rom, 14. Januar. (B. T. B.) Dem „Esercito italiano . ist die höhere Kommission der Ge⸗ nerale heute zum ersten Mal unter dem Vorsitz des Generals Cialdini zusammengetreten, um die Cadres der Armee⸗Kommandanten für zen Kriegsfall festzustellen.
Die Arbeit dürfte 5 bis 6 Tage in Anspruch nehmen.
Spanien. Madrid, 15. Janugr. (W. T. B.) Die k der Besserung in dem Befinden des Königs mehren fich fortdauernd. Die Minist er, welche bis gestern früh in Permanenz im Königspalast geweilt hatten, haben sich um diese Zeit in ihre . begeben.
Belgien. Brüssel, 14. Januar. W. T. B.) Der Deputirte Jan son brachte in der heutigen am mersitzung einen Antrag ein, daß den Arbeitern gemeinsam mit den Arbeitgebern das Recht der Ueberwachung der Arbeit
Griechenland. Athen, 15. Januar. (W. T. B.) Mehrere Mitglieder der Königlichen Familie sind an der Influenza leicht erkrankt.
Serbien. Belgrad, 14. Januar. (W. T. B.) Der ehemalige Gesandte in Wien, Bogicevic, der ehemalige Gesgndte in Paris, Max ino vie, und der bisherige Gesandte in Berlin, Christie, sind pensionirt worden. Der Ge— sandte in Bukarest, Kaljevic, ist in Disponibilität ver— setzt und der General⸗Konsul in Uesküb, Popovies, ent⸗ lassen worden.
Schweden und Norwegen. (E.) Stockholm, 10. Januar. Der Kronprinzessin, welche seit Weihnachten an einem gesteigerten — während der letzten Tage jedoch im Rückgange begriffenen = Lungenkatarrh gelitten hat, ist, wie die „Post och Inr.⸗Tidn.“ meldet, sowohl von ihrem schwedischen Arzte wie von einem der hervorragendsten Aerzte Merans ge⸗ rathen worden, während ungefähr eines Monats sich in einem der Kurorte der Riviera aufzuhalten, da in der letzten Zeit die Witterunge verhältnisse in Meran ungewöhnlich ungünstige gewesen sind. Der Kron⸗ prinz wird seine Gemahlin auf, dieser Reise begleiten, die wahrscheinlich in der nächsten Woche stattfinden wird. Se. Königliche Hoheit ist deshalb nicht eher als gegen Ende des Monats in der Hauptstadt zurück zu erwarten.
Afrika. Egypten. Kairo, 14. Januar. (W. T. B.) Stanley, Dr. Barke, Jephson und Stairs sind heute Nachmittag hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem her nen n f,. des Khedive, den egyptischen Ministern, dem , , General Konsul Schuyler, dem englischen General⸗Konsul Evelin Baring, dem italienischen Vertreter Maccio und dem General Grenfell empfangen worden. Stanley stattete alsbald nach seiner Ankunft dem ö einen Besuch ab. — Der „Times“ zufolge hätte der Khedive auf Ersuchen Stanley's zugesagt, Emin Pascha im egyptischen Staatsdienst anzustellen, und versprochen, Emin davon telegraphisch zu verständigen.
— Aus Aden vom 13. Januar meldet ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“:
Brigade⸗ General Hogg, der hiesige politische Resident, entsandte eine kleine Truppenabtheilung, bestebend aus Kavallerie, In⸗ fanterie und Matrosen mit zwei Gardner ⸗Kanonen, um einen Stamm zu züchtigen, der jüngst einige Ausschreitungen in Bulhar an der Somali⸗Kü ste verübte.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (43) Sitzung des Reichstages, welcher der Vize⸗Präsident des Staats-Ministeriums, Staats⸗ sekretär Dr. von Boetticher beiwohnte, stand zunächst auf der Tagesordnung die erste Berathung des von den Abgg. Dr. Barth und Rickert eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend Abänderungen und Ergänzungen des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichs tag vom 31. Mai 1869. Der Antrag lautet:
Artikel J. An Stelle der §§. 10, 11 und 16 des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 31. Mai 1869 treten folgende Bestimmungen:
§. 10. Das Wahlrecht wird in Person durch Stimmzettel ohne Unterschrift ausgeübt. Die Stimmzettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein.
Der Waäͤhler hat in einem amtlich abgestempelten mit keinem sonstigen Kennzeichen versehenen undurchsichtigen Umschlag, dessen Form gleichmäßig für alle Wahlkreise vom Bundesrath festgestellt wird, den Stimmzettel zu überreichen.
8 11. Die Stimmzettel sind außerhalb des Wahllolals mit dem Namen des Kandidaten, welchem der Wähler seine Stimme gehe will, handschriftlich oder im Wege der Vervielfältigung zu versehen.
3. 112. Die Stimmabgabe erfolgt in der Weise, daß jeder Wähler beim Erscheinen im Wahllokal zunächst vom Wahl⸗ vorsteher oder einem von diesem Beauftragten den abgestempelten Umschlag entgegennimmt und darauf in einem der Beobachtung unzugänglichen und mit dem Wahilokal in unmittelbarer Ver⸗ bindung stebenden Raume den Stimmzettel in den Umschlag steckt. Den fo couvertirten Stimmzettel hat der Wähler direkt dem Wablyrorsteher zu übergeben, welcher den Umschlag mit dem darin befindlichen Zettel in die Wahlurne legt. Jeder Wähler muß den abgeschiedenen Raum vor der Stimmabgabe betreten. Niemand darf sich in diesem Raum sonst aufhalten, so lange der Wähler darin ist, und Niemand darf auf dem Wege von diesem Raum zur Wahlurne mit dem Wähler in Beziehung treten. Die Wablkandidaten sind b,, auf ihren Namen lautende Stimmzeistel in dem abgesonderten Raume zur Benutzung für die Wähler auslegen zu kin und jeder Wahlvorsteher ist zu solcher Nuglegung verpflichtet, sobald ihm 24 Stunden vor dem Beginn der ,, die Stimmzettel zu jenem Zweck übersandt werden.
§. 16. Die Kosten für die Drugformulare zu den Wablproto⸗ kollen, für die Umschläge und für die Ermittelung. (wie bisher). Bei Schluß des Blattes ergriff der Äntragsteller Abg.
Rickert das Wort zur Begründung.
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.)
Arbeiten durch einen dreimaligen Hochruf auf Se.
Die heutige .) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Staats⸗ 24 ustiz⸗Minister 2 von Schelling bei⸗ wohnte, wurde auf Grund des 5. 1 der Geschäftsordnung von dem Präsidenten der vorangegangenen Sesston, Herzog von Ratibor, um A Uhr eröffnet.
Der Präsident ersuchte das Haus, der , . .
a je den Kaiser und König die Weihe zu geben. Das Haus stimmte in den dreimäligen Hochruf be— geistert ein.
Zu Schriftführern berief der . die Herren von Mellenthin, von Wiedebach, von Schoͤning und von en g der Beschlußfähigkeit de d 5 d
ur Feststellung der Beschlußfähigkeit wurde darauf der Namensaufruf vorgenommen. Derselbe ergab die Anwesenheit
von g3 Mitgliedern. Das Haus war somit beschlußfähig. —
Auf Vorschlag des Herrn von Kleist-Retzow wurde das bisherige Präsidium, bestehend aus den Herren Herzog von Ratibor, von Rochow und Pr. Mign sl, wiedergewählt, desgleichen die bisherigen acht Schriftführer. (Schluß des
Blattes.) 4
— In der heutigen (1. Sihung des Hauses der Abgeordneten übernahm den Vorsitz der Präsident der ö Session, Abg. von Köller mit folgenden Worten:
lach unserer Geschäfttordnung fällt mir die Aufgabe zu, die Geschaͤfte des Hauses so lange zu führen, bis die Präͤsidentenwabl erfolgt ist. Demgemäß übernebme ich biermit den Vorsitz, eröffne die Sitzung und fordere Sie auf, wie immer bei He— ginn unserer Geschäfte, so auch heute zuerst der Treue und ehr⸗ furchtsvollen Ergebenheit gegen unseren König und Herrn Ausdruck zu geben, von welcher dieses Haus allezeit beseelt ist, und in den ö Se. Majestät der Kaiser und König ebe hoch!
Die Mitglieder simmen dreimal lebhaft in diesen Ruf ein)
Meine Herren! Wir treten unter dem schmerzlichen Eindruck des herben Verlustes zusammen (die Mitglieder erheben sich von den Sitzen), welcher Se. Majestät den König, das ganze Königliche Haus und, unser Vaterland von Neuem betroffen hat. Ihre Majestäãt die Kaiserin und Königin Augustg ist Ihrem ruhmreichen Gemahl, unserem ne, Kaiser und König Wilhelm J. in die Ewigkeit. gefolgt Gewohnt, Freude und Leid mit dem König und dem Königlichen Hause zu theilen, betrauert das ref f Volk den Heimgang einer Königin, deren ganzes Leben der Erfüllung der Pflicht und den Werken, der Barmherzigkeit und Nächstenliebe gewidmet. war, deren nie rastende Thätigkeit für die leidende Menschheit unzählige Thränen getrocknet hat und weder durch Krankheit, noch durch Alter, noch durch körperliche Gebrechen gehemmt wurde. Dankharen . wird das Volk das Andenken an die erhabene Frau ewahren. Sie aber, meine Herren, werden das Verlangen haben, von der her lichen Theilnahme, die das Land erfüllt, Sr. Majestät dem Kaiser und König ehrfurchtsvollsten Ausdruck zu geben, und werden, mie ich annebme, das Präsidium beauftragen, dies in geeigneter Weise zu thun. (Zustimmung) Das Präsidium wird nach diesem Beschluß des Hauses verfahren. .
Im Bureau angemeldet sind bisher 290 Mitglieder, das Haus ist also beschlußfähig. . u provisorischen Schriftführern ernannte der Präsident die Abgg. 1 Imwalle, Mitthof und Vopelius.
Die Verloosung der Mitglieder in die Abtheilungen wird durch das Bureau erfolgen.
Schluß 11 Uhr.
Zeitungsstimmen.
In der „Magdeburgischen Zeitung“ lesen wir:
„Die friedlichen Zeichen, unter denen das neue Jahr begonnen, sind abermals um ein weiteres vermehrt worden In der Erwiderung auf, die Theilnahmebezeugung des Reichstages bat der Kaiser dem Reichstags · Prãsidium gegenuͤber Veranlassung genommen, auch auf die allgemeine politische Lage hinzuweisen, welche zu seiner höchsten Genugthuung und Freude die Erhaltung des Weltfriedens zur Zeit voll ständig gesichert erscheinen ließe. Zwar fehlt auch dieser friedlichen Versicherung die zeitliche Beschränkung nicht. ebenso wie sie in der in der Thronrede abgegebenen Erklarung über die politische Lage vorhanden war. Aber so wie die Dinge sich gestaltet, haben wir gelernt, in diesen Einschränkungen keinerlei beunruhigendes Moment zu erblicken. Jedenfalls wird das deutsche Volk und mit ihm das esammte friedliebende Europa diese neue, unanfechtbare Friedens undgebung mit Freuden begrüßt haben.“
Die „Nationalliberale Correspondenz“ schreibt: „Am id. Januar waren es drei Jahre, daß im Reichstage die berühmte Abstimmung über das Septennat in zweiter Lesung statt⸗ fand, welche mit 185 gegen 154 Stimmen die Regierungsvorlage ablehnte und nur ein Triennat für unseren Heerbestand bewilligte. Unmittelbar nach dieser Abstimmung, in derselben Sitzung, ver— kündigte der Reichskanzler die Auflösung des Reichstages. Es ziemt sich wohl, an die Wiederkehr dieses für unsere Reichsgeschichte epoche⸗ machenden Tages zu erinnern. Die klerikal⸗deuts chfreisinnig · soʒzialdemo⸗ kratische Mehrheit, welche seit ihrem damals sechsjährigen Bestehen schon so viel Aergerniß gegeben hatte, setzte damit ihrer die vater— ländischen Interessen schädigenden Wirksamkeit die Krone auf. Sie wollte die Grundlage zerstören, auf der seit zwölf Jahren unser Heerwesen konstitutionelUl geordnet war. Sie wollte die Armee in jener gefahrdrohenden und für Verfassungskonflikte möglichst, unge eigneten Zeit zum Gegenstand parlamentarischer Machtgelüste und Umtriebe machen. Sie trug in unser junges Deutsches Reich die Gefahr eines zerstörenden Verfassungestreites aus gänzlich unzu⸗ reichenden Gründen hinein. Die deutsche Nation hat damals ihre Verurtheilung über dieses Treiben gusgesprochen, indem sie die Reichs- tagsmehrheit, die jenes Votum abgegeben, hinwegfegte. Jetzt, wo die neuen Wahlen vor der Thür stehen, ist eine Erinnerung an jene Schlußleistung des Reichstages, in welchem die Herren Windthorst und Richter die Entscheidung haiten, wohl am Platz.“
In einem ähnlichen Rückblick kommt das „Deutsche Tageblatt“ zu folgenden Betrachtungen:
Durch den Sieg der nationalen Parteien bei den Reichstags wahlen vor drei Jahren ist die friedliche Gestaltung der europäischen Verhältnisse zum Wesentlichen mit herbeigeführt worden. Wäre wieder die frühere Mehrheit aus dem Votum der Wähler im Februar 1887 hervorgegangen, so würde der französische Chauvinismus darin eine Beförderung seiner Sache erblickt haben
Es bedarf nur eines geringen Maßes von patriotischer Einsicht, um mit Bestimmtheit vorauszusagen, daß, wenn die nationale Mehrheit bei den nächsten Reichgtagswahlen beseitigt und dafür die frühere Ma—⸗ jorität in ihre alte Stellung zurückgeführt würde, das uns feindliche Ausland darin umsomehr einen Sieg seiner vom deutschen Standpunkte ungerechten Sache begrüßen müßte, als es sich überzeugt halten dürfte, daß von Seiten der Freisinnigen und klerikal⸗ demokcatischen Gruppen derjenigen Partei auch in 5m ft kein Haar gekrümmt werden möchte, welche als der wichtigste Faktor in der Wahl verbrüderung gegen das Kartell ar werden u Daß diese demnächst ihre kaiser⸗ wie reichs · und friedensfeindliche Hropaganda der That durch Massenstrikes und Wehrlosmachung Deutschlands gegenüber dem Auslande um so rück- sichtslofer verfolgen würde, als sie wüßte, daß sie bei der Majorität des Reichstages und ihren Hauptwahlverbündeten Rückendeckung und 88 auch in dem Konflilte finden würde, in den sie mit der Staats ⸗ gewalt kommen müßte, ist eine Ansicht, die im Auslande zu einer
sehr verbreiteten . zu haben — das Verdienst insbesondere der
k Jö d dethas⸗ lautet die ding en. für un i
Deutschfreisinn und . ,
In einem, Artikel Zur parlamentarischen Situg⸗ tion? bemerkt die Deutfche volkswirthfchaftliche Correspondenz“ über das Sozialistengefetz:
Man wird es verstehen können, wenn Jemand dafür eintritt, das Sozialistengesetz müsse ganz aufgehoben werden. Wer die Weg raͤumung der den demokratischen Idealen entgegenstebenden Hinder nisse, um von der Verwirklichung der sozial-revolutionären topien zu schweigen, will, wird für Beseitigung des Sozialistengesetzes sich legischer Weise erklären müssen. Weniger ist indeffen zu' verftehen, wenn Jemand, der dieses Gesetz aus einem temporär begrenzten zu einem dauernden zu machen bereit ist und dessen Forderung seit längerer Zeit ein dauerndes Gesetz gewesen, den verbündeien Regierungen denjenigen
znhalt degselben versagen will, obe dessen Zubilligung fie nicht auf
ie im Uebrigen vorgeschlagenen Abschwächungen des jetzt geltenden esetzes erklaren eingehen zu können Wer ein Gesetz gegen die ge—
eingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie überhaupt v
ill es doch nur deswegen, weil er einen Schutzwall für nothwendig
rach tet. Indem man aber diesen als dauernd nothwendig anerkannten
Schutzwall an gewissen Stellen abschwächt, kann man doch kaum die Verantwortung dafür übernehmen wollen, ibn ganz abzutragen, weil eine derartige Abschwächung von anderer und zwar der haurtsachlich verantwortlichen Seite für unthunlich erklärt wird.“
Sanitäts-, Veterinũr und Cnarantanewesen.
Portugal.
Durch eine im ‚Digrio do Governo“ Nr. 297 vom 31. Dezember 18389 veröffenflichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Maranhöo für feit dem 12. November 1889 vom gelben Fieber verseucht erklärt worden.
Theater und Musik.
Königliche Schauspiele.
Das in der Königlichen Oper für die verflossne Woche ge—⸗ plant gewesene Gastspiel des Bassisten Hrn. Mödlinger aus Mann⸗ heim hat, weil der Künstler seinen Urlaub nicht verlängern konnte, auf spätere Zeit vertagt werden müssen — Am Freitag geht die Oper Die Hugenotten, durch Hrn. Qber ⸗Regisseur Tetzlaff neu einstudirt, in Scene. Den Marcel singt Hr. Wessel vom Herzoglichen Hoftheater in Dessau als Gast. Der Künstler wird wegen der Erkrankung des Hrn. Biberti noch in anderen Rollen sein Gastspiel fortsetzen. — Verdi's Othello“ wird vor⸗ aussichtlich in der letzten Woche dieses Monats im Köriglichen Opern, hause zur ersten Aufführung gelangen. Die Leitung der Oper ruht in den Händen des Hrn. Kapellmeisters Sucher — Rebtaum's Oper „Turandot“ soll demnächst in den Spielplan des Opernhauses wieder aufgenommen werden.
Das Königliche Schauspiel baus, das am, Donnerstag mit Wilhelm Tell“ seine Vorstellungen wieder aufnimmt, bringt am Freitag die erste Darstellung des Trauerspiels Erich Brahe“ von Otto Girndt. Demnächst folgen Ottomar Beta's Feurige Kohlen“, deren Auffübrung für die vergangere Woche bereits be⸗ absichtigt war. — Am Geburtstage St. Majestät des Kaisers soll Heyse's Colb erg“ gegeben werden.
Deutsches Theater.
In der morgen stattfindenden Aufführung ron Hamlet“ wird
Frl. Sorma wieder die Ophelia spielen. Berliner Theater.
Im Berliner Theater ging gestern das alte Moser'sche Lustspiel Der Veilchenfresser“ in Scene. Dasselbe wurde flott und gut gespielt und errang den gleichen vollen — stellenneise stüͤrmischen — Heiterkeitserfolg, wie einst bei seiner ersten Aufführung im Wallner⸗
Theater. . Lessing⸗Theater.
Auf vielfachen Wunsch wird der für morgen angesetzten Wieder holung der Kreuzelschreiber“ der Prolog von Ludwig Fulda vorangehen, der als eine schwungvolle poetische Würdigung Anzen⸗ gruber's ja nicht an den Tag gebunden ist, Die dritte Aufführung dieses Bauern -Lustspiels, das in der Darstellung des Lessing · Theaters einen vollen Erfolg errungen hat, ist auf Montag, den 26. Januar,
angesetzt. . ; Wallner ⸗Theater.
. Das mit vielem Glück wieder in das Repertoire aufgenommene fünfaktige Lustspiel von G. v. Meser . Ultimo, erlebt an dieser Bühne nächsten Freitag die 190. Aufführung, bat sich aber trotzdem seine frühere Zugkraft in vollem Maße bewahrt.
Friedrich Wilhelmstädtisces Theater.
Morgen geht die neue Operette Carl Millöcker's Der arme Jonathan“, Tert von, Wittmannn und Bauer, vom Direktor Fritzsche persönlich eingerichtet, zum ersten Mal in Szene.
Kroll's Theater. .
Die Aufführungen des ‚Königsgardist“‘ von Sullivan er— reichen ihr Ende, denn anderweitige Engagements - Verpflichtungen, welche von einigen Mitgliedern der Gesellschaft eingegangen sind, er. möglichen nur noch drei Vorstellungen; am nachsten Sonntag bereits findet der endgültige Schluß derselben statt.
Sing⸗Akadem ie,
Der Kammervirtuose Hr. Alfred Grünf eld gab gestern unter Mitwirkung feines Bruders, des Hofcellisten Hrn. Heinrich Grün⸗ feld, ein Concert, in welchem er sich wieder als ein Pianist ersten Ranges bewährte. Sein schöner, modulationgreicher Anschlag ist ver ⸗ einigt mit großer Sicherbeit in Beherrschung der technischen Schwierig ⸗ keiten und mit tief eingehender, fein schattirender Ausdrugtzweise, die in der Sonate mit Cello von Saint Sasns und ganz besonders in der P- moll Sonate von Beethoven vortrefflich zur Geltung kam. Die Rhapfodie von Brahms (H moll die bei ihren wuchtigen Rhythmen und imponirenden Oktavengängen eine sehr kräftige Manneshand erfordert, gelang dem Spieler ebenso gut wie das zarte Roeturne von Field. Schumann s Kreisleriana', sowie einige kürzere von Chopin, Mosftowski und dem Coneertgeber kom- ponirte Klavierstücke boten demselben noch ein weites Feld, seine Vor= züge als Spieler und Komponist glänzen zu lassen. Sehr lebbafter und wohlderdienter Beifall des zahlreich erschignenen Publikums folgte seiren künfüleriscken Leistungen. Gleiches Lob gebuͤbrt Herrn Heinrich Grünfeld, dessen brillante Technik und edle Tonbehandlung des CTellotz in der Sonate von Saint ⸗ Sans sowie in einigen Solostücken von Chopin, Rüfer und i,. die Zuhörer mit Bewunderung erfüllte und zu lauten Beifallsbezeugungen hinriß Bie Klavlerbegleltung dieser Stücke hatte der bereits vortheil haft be⸗
kannte Hr. Jo sef Schlar übernommen. Concerthaus.
Der erste Kom pontsten-Abend brachte gestern Werke von rofessor R. Ra dee, Musildirektor Rehbaum, Dumack und „Hofmann zur Aufführung, unter denen die beiden bereits früher
gehörten Scherzi und die auß vier Sätzen bestehende Sinfonie von Radecke am hervorragendsten erschienen. Diese sowohl wie die sehr melodiös gehaftene Musik zu ‚Turandot! von Rehbaum und die Suste von? H. Hofmann wurden mit sehr lebhaftem Beifall von dem zahlreich erschienenen Publikum aufgenommen. Die Meyder'sche Kapelle bewährte wiederum ihre anerkannte Tüchtigkeit.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4 Klasse 181. Königlich preußischer Klafsenlotterie fielen in der , , ö 85 1 Gewinn von 150 000 S auf Nr. 131 610.
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