1890 / 17 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

8— n 1 i

. 8

*

——

Einnahmen der Staatskasse eingestellt worden sind, und daß denen eine annäbernd gleich große Mehrauggabe für die See nrg der Katasterbeamten gegenübersteht. 1 675 050 1 von den Mehreinnahmen und Mehrausgaben erklären sich aus diesem Umstande, der also eine materielle, wesentliche Veränderung der Finanzlage nicht in sich schließt. Das Detail dieser Neuerung der Spezialdiskussion vorbehaltend, möchte ich nur gleich an dieser Stelle, meine Herren, aussprechen, daß es der Staalgregierung zur großen Befriedigung gereicht, die Schwierig. keiten endlich beseitigt sehen zu können, die einer solchen Regelung des Gebührenwefens oder Gebührenunwesens, will ich beinabe sagen bei den Katasterämtern entgegenstanden und zu gleicher Zeit die betheiligten Beamten in eine bessere, festere und minder Gefahr bringende Position bezüglich ihrer Einkommens verhältnisse bringen zu können. Ich hoffe, das hobe Haus wird ung in dieser Beziehung seinen Beifall nicht bersagen. Der davon unberührte Mehrüberschuß der direlten Steuerverwaltung von also über 4 Millig. nen Mark kommt mit 3 467 050 M auf die Einkommensteuer, mit S75 000 p auf die Gebäudesteuer, mit 648 000 6 auf die Klassen⸗ steuer und mit 50l 600 0 auf die Gewerbesteuer Aus den sebr günstigen Vergnlagungsrefultaten der Einkommensteuer und der Klassensteuer ist ja mit Nothwendigkeit zu folgern, daß auch eine erfreuliche Hebung der persönlichen Steuerkraft im Lande wiederum eingetreten ist. Wir nehmen das an; und ich will nicht unterlassen, mit Bezug auf Erörterungen, die früher an dieser Stelle hier ge— pflogen worden sind, auch gleich hinzuzufügen, meine Herren, daß nach den Unterlagen, die wir ftudirt haben, auch das platte Land an dieser Steigerung der Steuerkraft seinen Antheil hat. Der Auf⸗ schwung ich will lieber sagen: die Wendung zum Besseren, die sich für das platte Land feit dem Jahre 1886,87 gezeigt hat, hat nicht nur angehalten, sie hat sich fogär verstärkt; aber, meine Herren, das gilt leider nur für das piatte Land im Ganzen genommen. Scheiden wir diejenigen Bezirke aus, die wesentlich auf die landwirthschaftliche , angewiefen sind, den Osten der. Monarchie, so ist das rgebniß leider ein anderes. Es zeigt sich hier bei der Klassensteuer sogar wiederum ein effektiver Rückgang! Es sind das, meine Herren, die Wirkungen der durch die Auslandskonkurrenz so lange unnatürlich und verderblich herabgedrückten Getreidepreise, und zuletzt zweier schlechter Ernten. Sorgen wir, meine Herren, daß nicht etwa durch Rückwärts ⸗Revidirung unserer. heilsamen Zollgesetzgebung. hoffen wir, daß nicht etwa durch weitere schlechte Ernten neue Störungen „für das Wiedererstarken dieser Landestheile erwachsen, deren Wohl uns ebenso am Herzen liegen muß, wie das aller anderen Landes, theile. Die Verwaltung der indirekten Steuern, meine Herren, bringt in ihrem nächsten Etat einen Mehrüberschuß von 2500 000 M aus. hauptsächlich von der Stempelsteuer. Bei der Bergwerks verwal⸗ tung treten der auf 9741 000 „S veranschlagten Mehreinnahme 7133 090 46 Mehbrausgabe gegenüber, ein Verhältniß das nach der bekannten Gestaltung der Dinge auf diesem Verwaltunge⸗ gebiet nicht überraschen und, keiner Erläuterung bedürfen wird; es ergiebt sich daher bier ein Mehrüberschuß nur in Höhe von 2 507 000 S Aehnlich und zum Theil aus ähnlichen Gründen treten bei der Eisenbahnverwaltung einer auf 76 661 000 M geschätzten Mehreinnahme b8 825 000 66. Mehrgusgabe gegenüber, sodaß der Ueberschuß noch nicht 18 Millionen Mark mehr betragen würde als im Etat des laufenden Jahres. Lediglich wegen der schon berührten, hier zunächst mit rund Z3 Millionen Mark zu etatisirenden Minder⸗ ausgabe an Zinsen und Amortisationsbeiträgen für Prioritätsanleihen der verstaatlichten Bahnen erhöht sich der Mehrüberschuß, wie er in dem gedruckten Etat Ihnen zunächst gegenübertreten wird, auf die statt⸗ liche Summe von 51 Millionen Mark. . Der Etat der Staatsschuldenverwaltung, meine Herren, zeigt zahlreiche Peränderungen, unserer Lage entsprechend recht günstige; sie ziffermäßig, näher darzustellen, würde bier zu komplizirt sein. Speziell hervorheben muß ich aber schon hier, daß der Titel 2 des Kapitels 37 zur außerordentlichen Schuldentilgung, welcher im laufenden Etat schließlich auf noch nicht voll 5 Millionen Mark festgestellt worden ist, eine Steigerung um 13 Millionen Mark er⸗ fährt und sich also mit 18 Millionen Mark dotirt zeigt. Ich komme auf den noch zurück. Darf ich hier in aller Kürze ein Bild von der Gesammtbewegung unserer Staatsschuld in den letzten 5 Jahren einschalten, so gehe ich also vom 1. April 1885 aus, als einem Zeit⸗ vunkte, wo die Verstaatlichung der Privateisenbahnen in der großen Hauptsache schon beendet war; ich greife aber andererseits über den J. April 1890 insofern etwas hinaus, als ich auch die letzte, jetzt bereits begonnene und im Resultat völlig feststehende, äußerlich aber erst nach dem 1. April 1890 in Volljug kommende Umwandlung von Prioritäts⸗Obligationen mit berüchsichtigen zu dürfen bitte, um das Bild gleich völlig abgeschlossen zu zeigen. Dann fstellt sich die Sache sg. Im Jahre 1885, meine Herren, belief sich unsere Staatsschuld auf 3962 Millionen Mark bei der Haupt⸗ verwaltung der, Staatsschulden, auf 1635 Millionen Prioritäts Obligationen bei der Eisenbahnverwaltung, auf 24 Millionen beim Hinterlegungsfonds, und an offenen Krediten hatten wir 178 Millionen Maik. Mit Einschluß aller in dem fünfjährigen Zeitraum neu be— willigten Anleihen wird sich im Jahre 18990 unsere Staatsschuld be⸗ laufen: bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden auf 5760 Millionen Mark, bei der Eisenbahnverwaltung auf nichts mehr, beim Hinterlegungsfonds auf 28 Millionen, an offenen Krediten werden wir am 1. April 531 Millionen haben, in demselben fünfjährigen Zeitraum aber wird in Folge der Konvertirung unserer * Yο Papiere und der demnächstigen Umwandlung der Prioritäts Obligationen dem

Staat

anderen von bleiben müssen, und werden ohne oder Schwierigkeit unverändert ebenfalls der Hauptverwaltung der Staatsschulden überwiesen werden können, Es ist eine zwar nicht geräuschvolle, aber doch große und eifrige Arbeit erforderlich gewesen, um so weit zu kommen, es sind auch dabei mancher Wider- stand und Aufenthalt zu überwinden gewesen, aber es ist doch das Ziel erreicht, meine Herren, ohne daß jemals der Geldmarkt irgend in bedenklicher Weise erschüttert wurde, obne daß jemals der Kurs unserer Staatspapiere in irgend bedenklicher Weise beeinflußt wurde, es ist erreicht mit aller billigen Rücksichtnahme, und ohne daß wir irgend einem Vermittler die Hand zu drücken, geschweige zu ver= olden gebabt hätten Dem Vertrauen, dem wie ich immer aner- annt babe großen Vertrauen, womit die Geseßgebung seiner Zelt die Ordnung dieser ganzen Angelegenheit lediglich in die Hände w gelegt hat, glaube ich so im Großen und Gansen entsprocen zu haben. .

Ich kehre nun zurück zu den Bemerkungen, die ich noch zum Gtatzentwurf für das nächste Jahr machen wollte, und komme im zweiten Etattabschnitte zunächst zu den Veränderungen, die der Etat der allgemeinen Finanzverwaltung zeigt. Es sind das die einfachen Konsequenzen aus dem ReichshaushaltsEtatsentwurf, welcher, wie ich sehe, zufällig heute in zweiter Lesung erst festgestellt werden wird. Nach dem , berechnet sich für Preußen ein Mehr an Ueberweisungen gegen das laufende Jahr von 16 Millionen,

dagegen ein Mehr an Matrikularbeitragen von 21 Millionen, also eine Verschlechterung unseres finanziellen Verhältniffes zum Reich um rund etwa 11 Millionen. Selbstverständlich wird das Niemand zur besonderen Befriedigung gereichen. Aber wenn wir die Umstände betrachten, unter denen jetzt gerade diese Wandlung eintritt, so werden wir uns sagen dürfen, erstlich, daß sie uns glücklicherweise in einer Lage trifft, die uns dabei nicht in Verlegenheit gerathen läßt; dann aber, meine Herren, daß eg auch unter Umständen ge⸗ schieht, welche keineswegs schon eine definitive und dauernde Gestaltung der Dinge demgeniüß voraussetzen lafsen. Erinnern Sie sich daran. meine Herren, daß in dem Reichs haushalts⸗Etat für das nächste Jahr wiederum, aber wider Erwarten und hoffentlich zum letzten Male, ein Defizit von 20 Millionen wegen des schlechten Aus falls der . zu decken ist. Erinnern Sie sich daran, daß die Zuckersteuer auch in dem nächsten Reichehaushalts⸗ Etatsentwurf wohl noch nicht zu ihrer vollen Ertragsfähigkeit ge⸗ langt, die wir namentlich dann zu erwarten haben, wenn in diesem Jahre die Londoner Konvention zur allseitigen oder vielseitigen Rati⸗ fikation gelangen sollte. Auch bezüglich der Branntweinsteuer ist der nächstjährige Etat meiner Ueberzeugung nach noch nicht ein solcher, welcher das dauernde Resultat dieses Gesetzes wiedergiebt. Ich habe nie gejweifelt und zweifle auch heute noch nicht daran, daß die hinter der ursprünglichen Schätzung zurückbleibenden Erträge dieser Steuer ihre wesentliche Schuld haben in den großen Mengen Branntwein, welcher nachversteuert oder unversteuert bei der Einfuͤh⸗ rung des Gesetzes in das Steuergebiet gekommen ist, und weiter in den bloß nachversteuerten oder unversteuert gebliebenen Beständen, welche bei dem rorjährigen Anschluß der von der Zolllinie bis dahin aus⸗ geschlossenen Gebietstheile ich will nur an Hamburg erinnern wieder von Neuem in das Gebiet der Branntweinsteuer hereingebrochen sind. Wohl diese Umstände allein oder hauptsächlich haben es mit sich gebracht, daß die Produktion des sogenannten 70 er Spiritus noch in dem Maße unlohnend ist wie zur Zeit. Ich hoffe, es wird sich darin ein Wandel zeigen, und ich kann nur sagen, ö mit Genugthuung die Nachrichten verglichen habe aus den letzten Monaten mit den früheren, insofern sie schon einen Hoffnungsstern für einen größeren Ertrag der Branntweinsteuer aufgehen lassen.

Meine Herren, was die nach dem Gesetz vom 14. Mai 1885 dann an die Kreise zu überweisenden Summen betrifft, so haben wir in dem Etat nach der bisher allein möglichen Methode der Vor ausberechnung nur ein Mehr ven 2 Millionen Mark gegen den lau—⸗ fenden Etat eingestellt. Wir schlagen vor, die Ausgaben zu erhöhen auf 25 Millionen Mark. Der Wirklichkeit werden wir damit viel⸗ leicht ebensowenig nahe kommen, wie es uns bisher gelungen ist, der Wirklichkeit nahe zu kommen. .

Die Reihenfolge, in welcher sich diese Ueberweisungen nach dem Etat und nach der Wirklichkeit bewegt haben, ist interessant. Im Jahre 1886 sind den Kreisen überwiesen worden 4 Millionen Mark im Etat hatten wir damals noch gar nichts —; im Jahre 1887 6 Millionen Maik statt 19 Millionen Mark, die im Etat standen, also 13 Millionen Mark weniger; im Jabre 1888 sind ihnen über⸗ wiesen worden 13 Millionen Mark statt 18 Millionen Mark, die wir im Etat hatten, also 5 Millionen Mark weniger. Nun beginnt aber die Wendung. Im Jahre 1889 sind ihnen überwiesen worden 291 Mil⸗ lionen Mark statt 15 Millionen Mark. Wir waren im Etat vorsich⸗ tiger Weise zurückgegangen, die Wirklichkeit ging gerade unvor⸗ sichtiger Weise darüber hinaus. Die Kreise bekamen 141, Millionen Mark mehr, als wir in den Etat aufgenommen hatten. Für das laufende Jahr nehmen wir 33 statt 23 Millionen Mark im Etat an, also 10 Millionen Mark mehr. Erfüllen sich unsere Wünsche, meine Herren, in Bezug auf die eigenen Ernten des Landes, dann werden, denke ich, die Jahre bald wiederkommen, wo die Ueber weisungen an die Kreise eher hinter dem Etatzansatz zurückbleiben, wenn wir überhaupt dann noch mit diesen gesetzlichen Vorschriften unverändert zu rechnen haben. .

Bei den eigentlichen Staatsverwaltungen, dem dritten Etats abschnitt, zeigt den höchsten Mehrbedarf der Etat des Finanz Ministeriums mit 2 925 000 „S. Es ist das wesentlich die Folge davon, daß die Civilpensionen noch immer im Steigen begriffen sind und einen Mehransaß von 1175 000 M erfordern, und daß ebenso die Wittwen« und Waisengelder einen Mehransatz von 1 550 000. fordern. Dagegen zeigt der Etat der Justizverwaltung sogar einen Minderbedarf von 932 000 6 in Folge der Steigerung der Gerichts kosten Einnahmen, die die Mehrausgabe um so viel überwiegen. Die Verwaltung des Innern hat einen Mehrbedarf von fast 1 Million Mark, der aber ziffernmäßig nur hervortritt mit 427 0900 4 in Folge des Uebergangs eines großes Gefängnisses hier in Berlin auf die Justizverwaltung. Der Etat der geistlichen Verwaltung beansprucht im nächsten wire ein Mehr von S659 E90 M, gegenüber den großen Mehrausgaben, die wir im laufenden Etat mit 21 Millionen Mark, gegenüber den großen Mehrausgaben, die wir im vorigen Jahr mit 12 Millionen Mark diesem Etat zugeführt haben, eine anscheinend sehr geringe Summe. Ich bitte Sie aber, sich daran zu erinnern, daß es sich um außerordentliche gesetzliche Maßnahmen in jenen letzten Jahren handelte, die in diesem Etat ihren Ausdruck gefunden haben, daß aber der regelmäßige Bedarf des Ministeriums natürlich auf bescheidenere Summen nur angewiesen sein kann, und daß wir mit einer Mehrausgabe von 859 600 „S!—m zu demjenigen zurückkehren, was in früheren Jahren auch nur als regelmäßiges Wachsthum gelten konnte. e

Das Extraordinarium des Etats endlich zeigt, wenn die außer ordentlichen Einnahmen der Verwaltungsüberschüsse außer Acht bleiben, nur eine mäßige Steigerung von 2 366 000 M, von 40 979 000 Mn. auf 43 3460 060 Innerhalb desselben aber ist das Extra—⸗ ordinarium der Gisenbahnverwaltung erheblich gestiegen, von 11 Millionen Mark, die es im laufenden Jahre beanspruchte, auf 17 Millionen Mark, also um 6 Millionen. Ich brauche kaum zu sagen, daß hierbei eine besondere Tendenz nicht obgewaltet hat. Die Thaisache aber wird, glaube ich, als der großen hervorragenden ziffermäßigen Bedeutung der Eisenbahnverwaltung in unserem Etat vollkommen entsprechend anerkannt werden, und so viel ich mich er⸗ innere, sind in dieser Richtung im vorigen Jahre hier wie im anderen Hause sogar ausdrückliche Wünsche laut geworden.

Wollte ich biermit meine Bemerkungen schließen, meine Herren, dann würde ich mich einer unverzeihlichen Auslassung schuldig machen, der Auslassung eines wichtigen Punktes, um dessentwillen ich be⸗ sonders Werth darauf zu legen hatte, Ihnen den Etat persönlich zu bringen und bei der Ueherhringung sogleich einigermaßen zu er läutern. Aus allem bisher Gesagten werden Sie bereits gefolgert und angenommen haben und es ist auch wirklich so daß der neue Etat Besoldungèverbesserungen nur wie in anderen Jahren für einzelne Beamte oder für einzelne wenige Beamtenkategorien vorsieht, für welche ein ganz besonderes, dringendstes, unabweisbares Bedürfniß

eltend zu machen ist, daß der neue Etat dagegen keinen Ansatz ent⸗ kin keine mehr oder weniger erhebliche Ausgabe vorsieht zu einer allgemeinen Besoldungsverbesserung der Beamten. Daß die Absicht der Staatsregierung auf eine alsbaldige Maßnahme derart aber ge—⸗

richtet ist. das ist Ihnen in der gestrigen Eröffnungsrede feierlich und

in nicht mißzuverstehender Weise angekündigt worden. Sie werden also weiter schließen, daß der überbrachte Etatsentwurf auch vom Standpunkt der Regierung aus ein noch unvollständiger sein müffe, und das ist er denn in einem gewissen Sinne auch wirklich, aber nicht etwa versehentlich oder um irgend einer Verlegenheit willen, sondern gewollter und zweckmãhßiger Weise.

Um dies näher darzulegen, komme ich jetzt auf den Tit. 2 des Kap. 37 des Etats der Staatsschuldenverwaltung zurück, wie ich mir das vorbin ja ausdrücklich vorbehalten habe. Dieser Titei nit einer unwesentlichen Ausnahme immer stumm geblieben, d. h. ohne eine Zahl in der Linie präsentirte sich Ihnen zum ersten Male bei Beginn der vorjährigen Ftatsverbandlung dotirt mit 123 Millonen Mark. Im Laufe der vorjährigen Etatsverhandlung wurden ihm die Deckungsmittel für neu binzukommende größere Bedürfniffe, ju= sammen im Betrage von etwas über 7 Millionen, entnommen. Der Titel wurde in seiner Ziffer auf etwas unter 5 Millionen reduzirt; so steht er in dem Etat des laufenden Jahreg. Ich habe nun vorhin schon

angegeben, daß er in dem neuen Etat mit 18 Millionen dotirt sich Ihnen präsentiren wird. Diese Steigerung ist keine willkürliche und auch keine nach dem Bedürfniß se, ondern sie ergiebt sich aus den Bestimmungen des Eisenbahn⸗Garantiegesetzes in Verbindung mit den Abschlußresultaten aller übrigen Theile des Gtatg. Mit dieser Dotation von I8 Millionen bietet der Titel in diesem Jahre noch mehr alg im vorigen Jahre ein bereites Reservoir, aus dem wir für andere Bedürsnisse die Deckungsmittel nehmen können, wenn wir wollen. Nun bin ich zwar keineswegs der Meinung, daß der Titel mit 18 Millionen etwa schon über Bedarf dotirt sei; im Hinblick auf die Umstände, die ich heute schon anzudenten mir erlgubt habe, die an Vorsicht erinnern und zur Vorsicht mahnen, im Hinblick auf die wirklich sehr gering⸗ fügigen regelmäßigen Tilgungsmittel, die wir für unsere Staats schuld im Etat nur haben, würde ich im Gegentheil der Meinurg sein, daß es sehr wünschenswerth wäre, den Titel noch verstärken zu können, statt ihn zu schwächen. Bei der Abwägung dieses Anspruchs aber und des Anspruchs der Beamtenschaft, namentlich in den mittleren und unteren Stellen, auf Besoldungsvermebrung, ist der Staats⸗ regierung der letztere Anspruch als der schwerer wiegende, als der dring⸗ lichere, als ein wirklich unabweigbarer erschienen. Sie ist deshalb ihrerseits entschlofsen, auf jenes Reservoir zurückjugreifen, wenn und soweit sie dazu auf Ihre Zustimmung überhaupt und zu den noth⸗ wendigen näheren Modalitäten eines jetzt ins Werk zu setzenden Besoldungsverbesserungsverfahrens rechnen darf. ; ; Es könnte nun, meine Herren, vielleicht auf mancher Seite die Meinung bestehen, daß, wenn die Staatsregierung entschlossen ist, in dieser Weise vorzugehen, es richtiger und besser gewesen wäre, daß sie einen vollständig ausgearbeiteten Vorschlag, der in dem Etat ein⸗ gearbeitet wäre, gemacht hätte. Die Staatsregierung ist entgegen⸗ esetzter Meinung. Sie hat angenommen, daß einmal darüber, ob Cre fiits auf eine gleiche Auffassung zu rechnen sei, sehr bald volle Klarheit zu gewinnen sein wird, andererseits aber, daß ein einseitiger. ohne vorgängige Verständigung mit Ihnen über die einzuhaltenden Linien gemachter Vorschlag, der zu einer vollständigen Umarbeitung fast aller Ziffern des Etats geführt haben würde, eventuell sehr schwer rückgängig oder anders zu machen gewesen sein würde. Sie hat aus diesem Grunde ganz erklärlicher Weise darauf verzichtet, ihrer Alsicht schon einen ctatsmäßigen Ausdruck zu geben, sich vielmehr vor behalten, nach erhoffter Verständigung mit Ihnen über die Frage des Ob und Wie, in einem Nachtrags⸗Etat das auszugestalten, was heute allerdings in der erklärten Absicht der Regierung, in den nachgewiesenen verfügbaren Mitteln und in dem wohlvorauszusetzenden Entgegenkommen des Landtages schon eine gute Bürgschaft der Verwirklichung hat. In diesem Sinne, meine Herren, bitte ich Sie also, den anscheinend unvollständigen Etatsentwurf doch als einen rollständigen an zusehen und mit Wohlwollen in fördersame Berathung zu nehmen.

Schluß 15 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr.

Die Ueberfüllung der gelehrten Fächer und die Schulreformfrage.

In einer unter diesem Titel im Verlage der Weidmann'schen Buchhandlung in Berlin zum Preise von 1 20 3 erschienenen Schrift, welche von dem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ und vor⸗ tragenden Rath im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und ., Dr. H. Thiel, mit einer Vorrede versehen ist, setzt der

irektor der Landwirthfchaftsschule zu Weilburg, Heinrich Matzat, seine Ansichten auseinander, wie die Frage der Reform des mittleren Schulwesens zu lösen und implieite der Ueberfüllung der gelehrten Fächer vorzubeugen sei. Derselbe weist an der Hand der Statistik nach, daß die Ueberfüllung der sogenannten gelebrten Fächer im Wesentlichen von der unverhältnißmäßigen Vermehrung der Gymnasien her⸗ rührt; denn die Zahl der preußischen Gymnasien ist in den Jahren von 1867— 1888 von 193 auf 264, also um 37 vermehrt worden, während die Bevölkerung Preußens in demselben Zeit⸗ raum von 24 auf 283 Millionen, demnach nur um 20 0 zugenommen habe. In Folge dessen produziren Lie Gymnasien, welche in den Jahren 1868— 1877 für 1 Million Einwohner jährlich im Durch⸗ schnitt 809 Studirende auf die Universitäten schickten, deren seit 1880 jäührlich log 108, obwohl eine vermehrte Neigung der von den Gymnasien mit dem Zeugniß der Reife Versehenen, zur Universitaät zu gehen, dabei nur unerheblich betheiligt ist. In den Jahren 1868 1877 ertheilten die Gymnasien das Zeugniß der Reife an 25 002, wovon 80 0/0 zur Universität gingen, in den Jahren 1880 1887 da⸗ gegen an 290 570, wovon sich 86 Ho dem Universitätsstudium widmeten.

Die übermäßige Anziehungskraft der Gymnasien, welche durch die , wie auch durch die Abgangsstatistik nachgewiesen wird, er⸗ lärt sich in 160 Städten daraus, daß hier gymnasiale Anstalten die einzigen höheren Schulen sind, in den übrigen 163 Städten, wo realistische Anstalten neben ihnen besteben, daraus, daß sie angeblich für alle Berufsarten vorbereiten und daß sie die Einjährig ⸗Freiwilligen ⸗Be⸗ rechtigung ohne eine Prüfung gewähren, was die sechsklassigen höheren Schulen nicht thun.

Um jener Ueberfüllung entgegenzutreten, wird in Vorschlag gebracht, eine Prüfung, an welche die Befähigung zum einjäͤhrig⸗ freiwilligen Militärdienst geknüpft ist. hinter U. I einzulegen. Dle Einlegung dieser Prüfung werde zur Folge haben, daß die 5 klassigen böheren Schulen (Gymnasien, Realghmnasien und Ober⸗Realschulen) sich in eine 6 klassige untere und eine 3 klassige obere Abthei⸗ lung zerlegen, die 7 klassigen (Progymnasien, Real ⸗Progymnasien und Realschulen) sich in 6 klassige verwandeln. Bei der näheren Be⸗ trachtung der dadurch entstehenden zwei Hauptarten höherer Schulen tritt Direktor Matzat der Ansicht entgegen, daß die 9 klassigen Schulen von unten auf anders eingerichtet sein müßten als die 6 klassigen, weil theoretisch unbegründet und praktisch unhaltbar. ei es auch richtig, daß die Einlegung eines Examens zwischen Unter! und Ober⸗Sekunda, mithin an einer Stelle, an welcher für die Schule selbst ein bestimmter Abschluß nicht bestehe, sein Be⸗ denken habe; so folge aus diesem Bedenken doch nicht, daß das Examen nicht einzulegen sei, sondern daß die 9klassigen Schulen ihren Lehrplan ändern müßten. Und nicht bloß wegen des Examens; viel⸗ mehr hätten, wenn sogar die Gymnasten nur von 3490/0 der in sie eingetretenen Schüler über L. 11. hinaus besucht würden, die 9klassigen Schulen unter allen Umständen die Pflicht, auch an die vorher abgebenden Schüler zu denken, d. b. hinter L. IL einen Ab- schluß zu. machen und sich in ein 6klassiges Unter ⸗Gymnasium und ein 3 klassiges Ober ⸗Gymnasium zu zerlegen; und ebenss natürlich die Real ⸗Gymnasien und Ober⸗Realschulen, aus welchen der Abgang aus VU. II noch viel stärker sei.

Werde aber zwischen diesen beiden Abtheilungen die verlangte , eingelegt, so sei es leicht, ihr noch eine Kleinigkeit

inzuzufügen. Die Prüfungsordnung zum einjährig ⸗freiwilligen Dlenst schreibe in 8. 12 vor, daß die Berechtigung, selbst wenn die Prüfung in einzelnen Gegenständen (aber nicht mehr als zwei) ungenügend aus⸗ gefallen sei, ertheilt werden dürfe, sofern der betreffende Prüfling in anderen Gegenständen mehr als genügend bestanden sei. Es sei nichts dagegen einzuwenden, daß diese Bestimmung auf die hinter VU. I einzulegende Prüfung erstreckt werde, wohl aber dagegen, daß

ein solcher Prüfling als geeignet zum Durchlaufen des Ober⸗

Gymnasiums und später zu Universitätsstudien angesehen werde. Man schreibe also ferner vor, daß in die 0. IL nur solche eintreten dürften, welche das Examen in allen Fächern mindesteng genügend, in einigen gut bestanden y. und man werde der Ueberfüllung der sogenannten gelehrten Fächer an derjenigen Stelle steuern, wo es noch Zeit sei. Denn wenn ein junger Mensch erst einmal bis zum Abiturientenexamen vorgerückt sei, so müsse er auch studiren, da er in den meisten Fällen gar nichts Anderes anzufangen wisse. Hinsichtlich der 6kiafsigen höheren Schulen befürwortet Direktor Matzat, das Prinzip der Landwirthschaftssculen auf diese insgesammt auszudehnen, also in ihnen den Fächern der allgemeinen Bildung nicht die ganze Stundenzahl zuzuwelsen, sondern eine Anzahl Stunden für Fachunterricht übrig zu laffen. Im fremdsprachlichen Unterricht sei

nur dag Uehersetzen aus fremden Syrachen Sache allgemeiner Bildung.

In Folge dieser Beschränkung bleibe Zeit übrig, welche

r land⸗

wirthschaftlichen, gewerblichen, neu und altsprachlichen Fachunterricht

verwandt werden könne.

ür die drei Oberklassen der 9 klassigen köheren Schule w vorgeschlagen als allgemein pelle gto f Dad , ; r

Religion, Deutsch,

Geschichte, Pbyfik und Matbematik; als obli⸗

gaterisch für künftiges Untversitstsstudium: Griechisch; als fakultati Fächer:; weitere körperliche Uebungen, ar fh (nur * O. 5

riechische Nebenstunden, Latein, Französisch

. Engli ö Chemi ineralogie, Botanik und Zoologie. n emie und

mathematische

Nebenstunden. Freihandzeichnen und gebundenes Zeichnen.

Im Abiturientenexamen wäre sodann Folqendeg zu leiften: ein deutscher Aufsatz, eine vhvsilalisch⸗mathemanssche Arbeit, entweder eine . aus dem Griechischen oder aus einer anderen resp. in eine

andere Fach. Griechisch und resp. oder den selbstgewãhlten und in den selbstgewählten Fächern müßten d

remdsprache und eine Arbeit aus noch einem selbftgewählten ündliche Prüfung in Deutsch, Geschichte, Physfik l rr lf

Fächern. Im Deutschen ie Abiturienten unbedingt

genügen, nur ein Ungenügend im Griechischen oder in der Physik und

Mathematik könnte allenfalls durch ein Gut kompensirt werden.

in zwei anderen Fächern

Statistik und Volkswirthschaft. System der Freiheitsstrafen.

Die Frage: Festungshaft und der qualifizirte

Empfiehlt sich, abgesehen von der

n Haft, eine Ver⸗

einfachung des Systems der Freiheitsstrafen des Reichs.

Strafgesetzbuches und in welcher

Weise hat dieselbe

eventuell zu geschehen? hat nach dem 19. Vereingsheft in der letzten Jahres versammlung des Rordwestdeutfchen Vereins für Gefängnißwesen auf Grund einer dreitägigen Debatte, an welcher sich bedeutende Theoretiker und Praktiker betheiligten, durch Annahme folgender Veschlüsse eine Beantwortung gefunden: Zur Vereinfachung des Systems der Freibeitsstrafen' des Reichs⸗Straf ;

gesetzbuchs liegt

Bedürfniß vorhanden dafür: 1) daß d

ein Bedürfniß nicht vor.

Dagegen ist ein er Unterschied zwischen

Zuchthaus und Gefängniß mit möglichster Schärfe verwirklicht wird, inebesondere a. dadurch, daß wegen des grundsãtzlich entehrenden Charakters der Zuchtbaugstrafe eine strenge raumliche Scheidung von er nr, und Gefängnissen durchgeführt wird, b. dadurch, daß die 1rbeit in den Zuchthäusern eine schwerere ist, als in den Gefãng⸗ nissen; 2) daß die Gefängnißstrafe geschärft werden kann a. durch Be= scränkung der Kost, b. durch hartes Lager; 3) daß bei der einfachen

ft Arbeitszwang dann eintritt, sobald Uneinziehbarkeit der Haft⸗ 2 Ee t bei der qualifizirten Haft aber die Arbeit er=

rd.

Frachtsätze amerikanischer Bahnen.

Mehrfach war in den letzten Monaten von den niedrigen Fracht sätzen die Rede, welche auf einzelnen, in besonders starkem rf et; mit den Wasserstraßen stehenden Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von Amerika, vornebmlich auch für die Erzeugnisse der Landwirthschaft erhoben werden. Die Lobredner solcher Tarife vergeffen dabei aber ju erwähnen, daß „diese häufig nur unter dem Druck be⸗ sonderer Umstãnde in Geltung stehen, daß die Eisfen bahn, sobald der in diesen Umständen liegende Zwang aufhört, ohne jede Rücksicht auf die Interessen der Verfrachter ihre Tarife wieder in die Höhe setzt und daß überbaupt in den Gütertarifen der Eisenbahnen Nord ⸗Amerikas Schwankungen vorkommen, wie wir sie glücklicherweise nicht kennen. Einen interessanten Beitrag zu dieser Thatsache finden wir in dem Monats bericht über die Ernteverhältnisse der Welt, welchen das statistische Bureau des Landwirthschafts am ts in Washington für den No— vember 1889 versffentlicht hat. In diefen allmonatlich erscheingnden Berichten werden stets auch die im Laufe des vergangenen Mönats vorgekommenen wesentlicheren Aenderungen der Eisenbahnfrachtsaͤtze für Erzeugnisse der Landwirtbschaft mitgetheilt. Während in einzelnen Landestheilen entweder gar keine, oder keine erheblichen Aenderungen im Oftober 1889 vorkommen, sind eine ganze Anzahl von Fracht⸗ erböhungen im Verkehr zwischen den großen Stahesplätzen land— i enn i, . ö und . Louis einerseits und PNätzen am Missouri andererseits zu verzeichnen. Der Beri . oͤffentlicht darüber folgende Tabelle: . w

Es betrug die Fracht für 100 Pfund ( 45 kg):

Gegenstand

Nach St. Louis von

Nach Chicago von

Atchison, Kansas City, St. Joseph Bluff

Atchison, Kansas / Omaha, C il City, St. Joseph iu ffꝰnnei

Omaha, Council

. Dttbr. 1. Norbr. 1. Ottbr. J. Novbr 1. Dkibr. J. Novbr. J. Ottbr. I. Noob

ö * Kartoffeln, Stückgut... ür Pferde in gewöhnlichen Wagen.

Hiernach ist nur für Kartoffeln eine weniger erbebliche Erhöhung der Fracht eingetreten, um 16 Cents (— ungefähr 8 I) für 45 Eg. Die Fracht für Aepfel ist dagegen in dem einen Verkehr um 64 Cents

(S 22 06e), in dem andern um 114 Cents Ganz außerordentlich ist die Erhöhung der in gepreßten Ballen, von 25 und 30 auf 55 gar auf 75 Cents, d. h. Erhöhungen bis scheint die Erhöhung darin zu bestehen, daß

(= etwa 28 0 ο ) erhöht. Fracht für Baumwolle, Cents, von 30 und 46 zu 150 ½υ/'! Für Pferde für ihre Beförderung in

einzelnen Richtungen stets der ganze Wagen zu bezahlen ist.

Wir glauben in der Annahme nicht zu

irren, daß das deutsche

Publikum sich solchen unberechenbaren Schwankungen auch um den Preis zeitweiliger niedriger Frachtsätze nicht aussetzen möchte.

Kunst und Wissensch

aft.

Wie bereits gemeldet, ist am 14. d. M. in Stuttgart der als Dichter weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Prälat Dr. K. von Ger ok gestorben. Wohl die letzte dichterische Leistung desselben dürfte das Gedicht auf die verewigte Kaiferin Augusta sein, welches die neueste Nummer von Ueber Land und Meer (herausgegeben von Professor Jof. Kür fchner, redigirt von O. Baisch, Stuttgart, Deutsche Verlags ⸗Anstalt) veröffentlicht.

Es wird unsere Leser gewiß freuen, dieses stimmungsvolle Poem kennen zu lernen, und drucken wir es daher nachstehend mit Erlaubniß

der Redaktion des genannten Blattes ab.

Kaiserin Au gu sta Von Karl Gerok.

f.

Und nun auch Du! Die letzte der Genossen, Beschließe den erlauchten Todtenzug!

Nun erst ist ganz die große Zeit verflossen, Seit man auch Dich zur Ruhekammer trug. Noch schimmerte von glorreich schönen Tagen Auf Deiner Stirn ein blasser Widerschein;

Die Herzen, die den Todten einst g

eschlagen,

Als edles Erbtheil nanntest Du sie Dein!

Noch einmal steigen die verklärten Schatten An Deiner Bahre rührend uns herauf:

Die Lichtgestalt des ruhmumkrönten Gatten, Dem Du verschönt den strengen Heldenlauf;

Der tapfre Sohn voll milder Huld Der ritterlich den Kelch der Leiden

und Güte, trank;

Der Enkel, der in reiner Jugendblüthe Vom Sturm geknickt aufs Todtenlager sank.

Du warst gebenedeit vor tausend Frauen Und warst geprüft in namenlosem Weh.

Als Jubelbraut im goldnen Kranz

ju schauen,

Und guch als Schmerzensmutter Niobe;

Ein fürstlich Bild an Deines Helden Arme, Als noch Dein Weg mit Rosen war besät, Doch größer noch in Deinem Wittwenharme, In Deines Schmerzes stiller Majestät.

Und doch Du hieltst im segensreichen Walten Als tapf re Frau treu bis zum Ende aus! Hinsank der Leib, der Geist hat standgebalten, Wie's Pflicht und Brauch im Hohenzollernhaus;

Bis Du die greise Heldentafelrunde

um leßztenmal dem frommen Schwesternbunde

ö letztenmal an Deinem Tisch begrüßt,

en ernsten Dienst mit holdem Wort versüßt! Die Glocken tönen. Zeuch denn hin im Frieden,

Das Banner mit dem rothen Kreuz

voran,

Barmherzigkeit sei ewig Dir beschieden,

Dieweil

u hier Barmherzigkeit gethan.

euch hin und melde den verklärten Lieben, Daß ihrer fromm ein dankbar Volk gedenkt, Und d das Reich bis heute stark geblieben, n

Vom

kel fest wie einst vom Ahn gelenkt.

In Eutin fand, wie die Hamb. Nachr. mittheilen, dieser Tage eins Sitzung des Gefammtausfchuf eg für das Denkmal für

Kar! Marta von Weber schlofsen, das Denkmal in dem der Stadt

unmittelbar anschließenden Eichenhain aufju Eigenthum der Stadtgemeinde ift, fo ist die schen Behörden erforderlich, die ohne Zweife

Der ganze Wagen.

statt. Es wurde in derselben be⸗

ehörenden, an dieselbe stellen. Da der Platz Zustimmung der städti⸗ 1 gern ertheilt werden

Doll. Doll. Dol. Doll. Dell. Doll. Dol.

* Aepfel in Fässern oder Kisten Stückgut r. 0.23 0, 30 0233 o,. 283

ür Baumwolle, gepreßt in Ballen Wagenkadungen 0, 25) 0, 55 0.25 6.56 0,75 . 636 955 6.36 646 12

0, 23 0, 25 O,. 238 0, 25 0, 283 0, 30

Gim 066m) 6 6. hs / jo

.

gäaäo o0est O0 J

i 33

. 0284 0, 30 0,2420 60,009 0,271 0.27

wird. In derselben Versammlung wurde eine photographische Abbildung der Büste des Weber⸗Denkmals vorgelegt, . 6 gemeine Anerkennung fand, und gleichzeitig beschlossen, die Enthüllungsfeierlichkeit auf den 30. Juni und 1. Juli d. J. anzu—⸗ setzen. Die Feier soll in einem geistlichen und einem weltlichen Concerte Aus den reichen Weber'schen Kompositionen mit entsprechen · der Enthüllungofeierlichteit bestehen. Die Festrede wird dem Ehren= Präsidenten des Ausslchusses, Baron von Liliencron in Schleswig übertragen werden. Der zweite Festtag ist dem Ausflug in die herr⸗ liche Umgebung der Stadt Eutin vorbehalten.

In Heidelberg starb am 14. Fanuar der Geheime Hofrath Freiherr Dr. Theodor von Dusch, Direktor der medizinischen Poliklinik an der dortigen Universitãt. Die „Karlsr. Ztg“ bringt über seinen Lebenslauf Folgendes: Im Jahre 1824 zu Karlsruhe ge⸗ boren, wurde der nun Verstorbene 18416 praktischer Arzt, 1837 Wund und Hebarzt und dann Privatdozent in der medizinischen Fakultät der Universitãt Heidelberg. 1866 zum außerordentlichen Professor ernannt, wurde er zweiter Lehrer der Pathologie, worauf 1870 feine Ernennung zum ordentlichen Professor und Direktor der medizinischen Poliklinik folgte. Während des Studienjahres 1879/80 bekleidete er das Amt des DYrorektors der Universität. 1880 erfolgte die Ernennung von Dusch's .

. exandria entdeckte, dem ‚Telegraphe“ zufolge, der Grieche Gonkoli vor mehreren Wochen beim , . seines Gartens einen umfangreichen Steinsarg, deffen obere Platte kunst= volle Bildwerke zeigte. Er benachrichtigte von feinen Funde die egyptische Behörde in Alexandria. welche den Fundort durch den Direktor des dortigen archäologischen Museums besicktigen und als⸗ dann den Sarg durch mehrere Dutzend Arbeiter vorsichtig ausgraben ließ. Nachdem dies geschehen, wurde der Sarkophag verstegelt und hierauf ein weiterer Bescheid von der Regierung in Kairo eingefordert. Diese entsandte eine Kommission, welche am 31. Dezember im Beisein zahlreicher Gelehrten und in Alexandria lebender Europäer den Sarg öffn!en ließ Man fand in demselben ein weibliches Skelett, an dessen Kapfende ein massiv goldener Lorbeerkranz, fowie schwere goldene Ohrringe lagen. Ferner fanden sich goldene Armspangen und ein goldener Gürtel. Die inneren und äußeren Wände des Sarges zeigen noch sehr gut erhaltene Skulpturen, an den äußeren Seiten befinden sich fünf Frauengestalten, von denen die eine lacht, die zweite weint, die dritte ernst ist, die vierte krank und die fünfte todt zu sein scheint Auf der oberen Platte des Sarges sieht man zwei geflügelte mythologische Thiere, zu deren Füßen sich zwei Schlangen winden, deren Köpfe sich gierig nach oben bäumen. Da die Fünst. lerische Ausführung des Ganzen auf das Ende der Ptolemälfchen Pe= riode schsießen läßt, will man dem Vorhandensein der beiden Schlän— gen die Gewißheit entnehmen, daß der Sarkophag thatsächlich die sterblichen Ueb err este der Kleopatra enthält. Ueber das Eigen— thumrecht des Fundes ist bereits ein heftiger Streit entftanden. Die egpptische Regierung betrachtet sich als die einzige rechtmäßige Eigen⸗ thümerin und will den Sarkophag dem Museum zu Alexandria über⸗ geben. Herr Gonkoli dagegen erhebt seinerseits Eigenthumgrechte, auf welche er nur gegen eine enorme Entschädigung verzichten will.

Literatur.

Publikationen des Börsenvereins der deut chen Buchhändler. Neue Folge. Archiv für Gef rtl des deutschen Buchhandels. Herausgegeben von der Historischen Kommission des Vereins. XIII. Band. Leipzig, 18956 Verlag des Vereins. Die Kommission beklagt im Vorwort zu diesem neuen Bande, daß die Absicht, welche fie mit dem „Archiv im Auge gehabt, nämlich, wie der Titel bereits andeutet, für eine Geschichte des deutschen Buchhandels darin die Materialien und Vorarbeiten zu sammeln, sich nicht im vollen Maße verwirklicht habe. Ihre Cr wartungen bezüglich der Geschichte der älteren Zeit seien zwar in Cifüllung gegangen, bezüglich der neueren aber nur in recht bescheidenem Maße,, Hier habe die Kommisfion vorwiegend auf die Teilnahme und Mitarbeiterschaft der Fachmäͤnner, der Huch händler selbft rechnen müssen, aber die auch für diesen Theil der Aufgabe nöthigen längeren Vorstudien schienen in den betreffenden Kreisen abschreckend zu wirken. So lange, heißt es weiter, die Arbeit sich noch ir den Vorstadien bewegte und Es sich um die Erferschung der Ent? wickelungszeit handelte, war diefes Mißverhältniß in der Berücksich⸗ tigung der einzelnen Zeitrãäume don geringerer Bedeutung. Aber die von dem verstorbenen Dr. Kapp begonnene, von Prof. Dr. Adolf Koch weitergeführte Arbeit nähert fich mit immer schnelleren Schritten der neueren Zeit, und die größere Berückfichtigung der letzteren wird da⸗

ker mehr. und mehr wünschengwertb, zumal die Redarrton ke. Ar. chivs ' bestrebt ist, dem Berfasfer bei seiner Teller en ben 3 i.

Hände zu arbeiten, mit dem Inbalt der einzelnen Bände des Archivs Kgnen, pächstrrliegen den Aufgaben zu dienen und womöglich nit ihnen Schritt zu halten. Die Kommission würde daher eine erhöhte Theil nahme an diesen Arbeiten aus den- Kceifen der Buchbändker selbst sehr gern seben. weil die neuere Geschiöt- des Buchhandel;; den Gi lebrten, aus deren Kreisen bie her die Mitarkeiter vorwiegend herdor— gingen, naturgemäß weniger Anreiz bietet. Sie leat sodann die Art und Weise dar, in welcher Prof. Koch. den nicht gerade leichten Anschluß⸗ an,. das Kapp'sche Werk zu gestalten gedenkt. Dies geschieht in einer mitgetheilten Dispofition dieses Theils der Arbeit, welche bis zum Ende des 17. Jahrhunderts reicht; denn mit diesem Zeitpunkt kann der Verfasser erst in seine dauptaufgabe ein treten. Das erste Kapitel, an dessen Ausarbeitung er noch im Laufe dieses Jahres zu geben gedenkt, wird die Zeit von den Anfängen der Leipziger Messe bis zum dreißigjährigen Kriege umf affen? bas zweite oll die Periode vom westfaͤlifchen Frieden? bis zu m karsachsischen Mandat von 1773 behandeln. Wiederholungen and Ergãnzungen zu dem ersten Bande haben sich theils in Folge der von Ftapp seiner Arbeit zu Grunde gelegten Gruppirung' des Stoffes um die beiten Hauptmeßplätze Leipzig und Frankfurt 2. M theils in Folge der Fortschritte der Forschung unvermeidlich nothwendig gemacht. uch der vorliegende Band des „Archios“‘ enthält fast zusschließlich Vꝗrarbeiten für die Geschichte dez älteren sisutscki⸗n Buch handels. Zunächst finden wir, darin eine ganze Rete Beitrãge von Albrecht Kirchboff: über die Sortiments. und Kleinbuch handler Leipzigs bis zum Jahre 1600 bezw. 1650, über die Leipiiger Bücher⸗ messe und den internationglen Verkehr im 16. Jahrhundert und über Sigie mund Feyerabend's Wanderlsger in Leipzig im Jahre 1570 Dann schildert er einen spekulativen Buchhändler aud alter Zeit, Jobann Franke in Magdeburg. Ferner bietet Kirch hoff als Nr. 1V seiner Lesefrüchte aus den Atten des städtischen Archivs zu Lei ig einen Beitrag zur Kenntniß des inneren Geschäftslebens . Buch⸗ handel aus der Zeit um das Jahr 1666. Eine interessante Cbarakteristik des Buch ändlerBriefstvls aus ölterer Zeit lum 1680 liefert Felix Geß mit Einzelheiten aus dem Briefwechsel iscken zwei Buchhäͤndlern in Leipzig und Erfurt. . Hermann Myer schildert den Kampf J. G. J. Breitkopf 's gegen Mißbräuche in den Druckereien sowie in einem zweiten Artikel über die Reform⸗ bestrebungen innerhalb des Buchhandels im vorigen Jahrhundert die Thätigkeit der Buchhandlungs⸗Devutirten. Auch die Miscellen bieten noch mancherlei kleinere Mittheilungen aus älterer Zeit so über Spuren der Censur in Sachsen um das Jahr 1500 Preß⸗ polizei auf. der Leipziger Messe 1531, zur Geschizte der sãchsischen ,, 4 K Zeit und (nach Papieren

oniglichen Kreis-Archivs in Würzburg) über einen)? ,, nt über zun

Die Kriegswaffen“. Eine fortlaufende, ü tli geordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, [. Hieb⸗ und Stichwaffen und. Instrumente, sowie Torpedos Minen, Panzerungen u. dgl. seit Einführung von Hinterladern' Von Emil Capitaine u. Ph. ron Heriling. III. Band. Rathenow, Verlag von Max Rabenzien. Von diesem Wert lezen wieder drei neue Hefte. II- 13, vor. Dieselben sind reich an in den Text gedruckten Illustrationen und dürften gleich den rorbergegangenen die Aufmerksamkeit der Fackkreise in hervorragendem Maße än. Anspruch nehmen. Von besonderem Intereffe sind die im Anbang jeden Heftes beschriebenen neuesten Erscheinungen auf dem Gebiet der Waffenindustrie. So wird in Heft VII ein von Maxim in London konstruirtez Gaggeschütz durch Text und Illustration erläutert, ferner ein von Schlegel in Düffeldorf konstruirtes Gewehr zum Abfeuern von Patronen mit zwei Geschossen beiw. Ladungen, sodann ein von Giehrl in Waldsassen (Bavern) lonsttuirtes Revol verschloß und eine vom Grusonwert (Magdeburg—⸗ Buckau) erfundene Vorrichtung zum Heben und Senken von Panzer Lafetten. Heft VIII verzeichnet folgende neue Erscheinungen: Spann. vorrichtung für Kanonen, konstruirt vom Gruschwerk; Ladeeinrichtung für Cylinderperschluß. Gewehr mit von unten ansteckbarem Patronen magazin, konstruirt von der Waffenfabrit Mauser in Oberndorf; Patrone für Geschütze und Handfeuerwaffen mit brisanter Ladung, konstruirt von Emmens und Harrison in New Jork; Neuerung an Torpedes, konstruirt von S Kelly in London und Collins in Neuchead In. Heft X finden sich folgende neue Erfindungen: Selbst⸗ thäͤtiges Geschütz, konstruirt von Maxim in London; Neuerung an Geschütz Schrauben · Verschlüssen, konstruirt von Vordenfelt guns and ammunition company limited, Westminster; Rãäderlaffette mit bydraulischer Rücklaufbremse, konjtruirt von Seelboff in! Witten an der Ruhr; Verschluß der Hülsenöffnung an Hinterladern mit Cvlinderverschluß, konstruirt von der Waffen abrik Mauser in Obern⸗ dorf; Walien⸗ und Abzugsvorrichtung an Rerolvern, konstruirt von Tõrnell in, Carlsberg (Schweden).

Die . Wiener Mode hat sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens einen großen Leferinnenkreis erworben, der weit uͤber das Weichbild der alten Kaiserstadt und die Grenzen des uns eng be⸗ freundeten Nachbharreiches hinausreicht. Auch in Deutschland und sogar in unserer Reichshauptstadt hat sie mit ihren originellen Modellen vielen Beifall gefunden und tritt dem dominirenden englischen Geschmack erfolgreich entgegen. In der Anleitung zum Selbst⸗ anfertigen der Toiletten geht kaum ein anderes Modebiatt seinen Leserinnen besser an die Hand. Was der „Wiener Mode“ besonders rasch Bahn gebrochen und sie namentlich in den bärgerfichen Häusern bei allen schneidernden Frauen beliebt gemacht hat, das sind die Schnitte nach Maß, welche die Zeitschrift ihren Abonnenten gratis liefert. In einfachen und doch sehr kleidsamen. Haustoiletten bictei sie ihren Abonnentinnen stets Neues und Geschmackvolles in mannig⸗ falt gster Auswahl. Auch die Äbtheilung für Handarbeiten aller At ist immer lehr. und abwechselungsreich. Das Beiblait Im Boudoir“ sorgt endlich auch für literarische Unterhaltung und AÄn⸗ regung durch ernste und humoristische Beiträge beliebter moderner Auteren in Prosg und Poesie, durch musikalische Beilagen, Räthfei— aufgaben, Rathschläge fuͤr Küche und Haus z. Ace. Der Kbonnements⸗ preis für die halbmonatlich erscheinende Zeitschrift (Wien J, Schotten⸗ gasse 1), welche jährlich 43 Modebilder und 12 Schnittmusterbeilagen bringt, beträgt vierteljährlich? 50 3. ͤ

. Der Geschichts⸗ und Alterthums⸗ Verein zu Leisnig (im Königreich Sachsen) hat das 8. Heft seiner Min theilungen“ versandt. Dasselbe, von Dr. med. C. M. Müller zusammengestellt und im Auftrage des Vereins herausgegeben, enthalt größere lokalgeschichtliche Beiträge. Diese handeln von dem Berg Stauyen und dem Geschlecht Derer von Staupitz (deren Stammburg wahrscheinlich auf ihm gestanden hat über die Einführung der Reformation in der Umgebung von Leisnig (xom Superintendenten Br. theol. Nobbe), über die frühere Vorstadt Pfefferzdorf, das ehemalige Bräckenhospital, die Muldenbrücke, das Kommungut Paudritzfch und die Klosterfchule, zu Geringswalde (mit Ausnahme des jweiten Beitrages sämmtlich von dem verstorbenen Kantor Hingst). Die mitgetheilten Protokolle über die in den Jahren 1855 –= 853 gehaltenen Vereingsfitzungen Pielen ein übersicht ichez Bild von der Thätigkeit des Vereins in Viefem Zeitraum. Ein befonderer Abschnitt iff den Sammlungen gewidmel,. welche durch mannigfache Geschenke und Depots fortdauernd vermehr: wurden. Auch der Verkehr mit anderen Geschichts, und Alterthums. Vereinen ist, wie die am Schluß des Heftes abgedruckte Liste ergiebt, ein reger und ausgedehnter. J 1

Aus den Sommertagen. Von Emil Ritters haus Vierte Auflage. Oldenburg und Leipzig, Schulze sche Hof ⸗Buchhand⸗ lung und Hof⸗Buchdruckerei (1. Schwartz). Gmil Ritershauz, welcher in einen Dichtungen eine frische und lebengfreudige Welt⸗ anschauung vertritt, geböͤrt unstreitig zu den beliebtesten lyrsschen Dichtern der Gegenwart, wie die wiederholten Auflagen feiner Werke es bezeugen. So liegt von ‚Aus den Sommertagen bereits die vierte Auflage vor.