1890 / 19 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

meiner genauen Kenntni

. m wejsen nichts mehr wissen.

die verschiedenen Gebiete an verschiedene Missionsgesellschaften vertheilen. Staat und Kirche ganz auseinander zu halten, kt nicht möglich, obgleich gerade ich für eine Bevormundung der Kirche durch den Staat in keiner Weise eintreten kann. Auf dem hier , n. Gebiete aber ist ein temperirender Einfluß des Staats nicht entbehren. Es sind hier Vorsichtsmaßregeln schon des alb nothwendig, weil eine prinzipielle Äubsprechung Seitens der katholischen Kirche der evangelischengegenübersteht. Es würde heißen, dem slam, der sich immer mehr und mehr in Afrika ausdehnt, hür und Thor öffnen, wenn man den konfessionellen 6 in unfere Kolonien hineintrüge. Daß die Türkei epressalien üben würde, wenn mein Antrag Gesetz wurde, glaube ich nicht. In die Congoalte konnte er allerdings nicht aufgenommen werden, weil Said Pascha¶ Widerspruch erhob. Aber daß wir im Deutschen Reichstage uns auf einen Standpunkt stellen, der bei Vertragsmächten, unter denen eine , n ng ist, vielleicht berechtigt ist, lehne ich ab, und weife eine solche Ärt, über politische Geschäfte zu unterhandeln, enischieden zurück. Auf den Karolinen ist. vor Kurzem ein revolutionärer Aufstand ausgebrochen, in Folge dessen der spanische Gouverneur rektifizirt werden mußte. Der Grund war lediglich in konfessionellen Streitigkeiten der Missionsgesellschaften zu suchen. Mein Antrag will nicht eine Verföhnung hindern, fondern eine solche ermöglichen, und ich hoffe, für meine praktischen Ziele auch die Justimmung des Reichstages zu erlangen.

Abg. Struckmann: Für jedes neue Gesetz soll doch zunächst auch ein Bedürfniß vorliegen. Wo ist aber ein Be⸗ dürfniß für dieses Gefetz' Der Staatssekretär hat bereits erklärt, daß die freie Religionsübung in den n , durchaus nicht behindert ist. In keinem anderen Lande ist bisher der betreffende Paragraph der Congoakte zum Gesetz erhoben worden. In der Congsakte muß stehen, daß jedem Fremden freie Religionsübung gesichert ist; warum sollen wir aber das in unfere Gesetzgebung aufnehmen? Der Antrag Windthorst ist, wie er vorliegt, ein gesetzgeberisches Monstrum. Ich bitte Sie, ihn abzulehnen. .

Abg. Dr Windthorst: Es ist vorgekommen, daß Missio⸗ näre aus unseren Kolonien, wie z. B; aus Kamerun, heraus⸗ geworfen sind. Ich frage den Abg. Woermann, ob er nicht Ursache hat, zu wünschen, daß sie wieder zugelassen werden. Liegt da kein Bedürfniß vor? Wir müssen die Praxis der Engländer acceptiren, sonst werden wir in unseren Kolonien keinen Frieden haben. Dem Abg. Stöcker erwidere ich, daß wir siaatsrechtlich der evangelischen Kirche vollständig gleich= berechtigt gegenüber stehen; wo das angetastet wird oder wurde, habe ich auf das Energischste dagegen protestirt. Auf die Frage aber, ob die katholische Kirche die evangelische als gleichberechtigt halten kann, ob die letztere dogmatisch der ersteren gleichsteht, ant⸗ worte ich nein. Wenn Herr Stöcker die katholische Kirche der evangelischen dogmatisch gleichstellt, dann kann ich hoffen, daß er zu uns Übertritt. Auf der staatsrechtlichen Gleichheit ruht bfu die Möglichkeit des Zusammenlebens. Und ich möchte den Abg. Stöcker bitten, in seiner einflußreichen Stel⸗ lung dahin zu wirken, daß das geschieht. Hier handelt es sich um die Sicherheit unferer Missionäre, und diese kann nur durch ein Gesetz geschaffen werden. l

Der Antrag Windthorst wird gegen die Stimmen des Centrums, der Freisinnigen, der Polen und weniger Konser⸗ vativen abgelehnt; ebenso der Antrag Stöcker gegen die Stimmen der Konfervativen, des größten Theils der Reichs⸗ partei und einiger Nationalliberalen.

Es folgt die dritte Lesung des von den Abgg. Acker⸗ mann und Genossen bezw. Aichbichler und Genossen über— einstimmend beantragten Gesetzentwurfs über die Ein— a mg des Befähigungsnachweises für die Hand— wer ker.

In der Generaldiskussion bemerkt der Abg. Dup igneau: In Folge des Umstandes, daß in der zweiten Lesung keiner meiner Freunde gesprochen hat, ist die Meinung verbreitet, als ob wir kein Interesse mehr für den Handwerkerstand hätten. Wir stehen in dieser Frage nach wie vor auf dem⸗ selben Standpunkt und wir bedauern, daß nicht der Theil der Anträge angenommen ist, für den wir auch gestimmt hätten: der Befähigungsnachweis für die Bauhandwerker. Wir wollen nicht die angeblich gute alte Zeit zurückkehren sehen, sondern mit der heutigen Zeit fortschreiten, die freien Innungen und freien Genossenschaften unterstützen, und wir halten uns so für die wahren Freunde der Handwerker, wenn wir auch in der Minorität bleiben.

Abg. Grillenberger:; Mein Landsmann, der Abg.

5 Biehl, hat in der zweiten Lesung behauptet, daß in Nürnberg

eine bedeutende knn Bewegung sei, was ich nach der Nürnberger Verhältnisse be⸗ streiten muß. Hr. Biehl kann sich ja bei den Wahlen als

ö Arbeiterkandidat dort aufstellen lassen, dann kann er se = ob die Arbeiter daselbst zünftlerisch sind.

en, Zünftler E die Protzen unter den Handwerkern, die viel reden, aber den Kampf mit dem Großkapital doch nicht aufnehmen können. Hr. Ackermann, sagt, die Sozial⸗ demokraten seien naturgemäß die Feinde des Handwerks. Gerade umgekehrt ist es, die heutige Produktion vernichtet

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das Handwerk, und wir machen die Handwerker darauf auf⸗ 2 merksam, wie es kommen muß.

Die kleinen Handwerker be⸗ kehren sich immer mehr zu uns und wollen vom Innungs⸗ Wenn der Abg. Biehl sagt, bei Den Wahlen würden die Handwerker diese Fragen schon J . beantworten, so sehen wir dieser Entscheidung ruhig tnigegen. Dauit schließt die Generaldiskussion. Die einzelnen Paragraphen werden darauf gegen die Stimmen der Nationalliberalen, Freisinnigen und Sozialdemo⸗ kraten, mit denen von der Reichspartei die Abgg. Ampach, Fürst Hatzfeldt, Fürst Carolath, Graf Behr, Merbach, Schultz— (Eupitz, v. Stumm und Nobbe stimmen, angenommen.

9. das Haus zur Schlußabstimmung kommt, bezweifelt Abg. Kroeber die Beschlußfähigkeit des Hauses. Da das Bureau über die Beschlußfähigkeit des Hauses nicht einig ist, erfolgt der Namensaufruf, welcher die Anwesenheit von 188 . also die Beschlußunfähigkeit des Hauses, ergiebt.

Der Präsident setzt die nächste Sitzung auf Montag 12 Uhr an.

Der Gtat der Berg⸗, Hütten und Salinen⸗ Verwaltung weist eine Ge fam mteinnahbhme von 121252 170 auf, dieselbe hat sich Cern das Vorjahr um 5 741 560. M erhöht. Die Ginnahme aus den Bergwerken ift einschließlich der 5skonomischen . an Pachten n. s. w. auf 78 S66 S806 M angeseßt worden, 5 z 766 6 mehr als 1859/8090. Diese Mehreinnghme ist durch die gũnstigere Sestaltung der Verhältniffe auf dem Gebiete der Montan indufirie, namentlich bei dem Steinkohlenbergbau, ermöglicht worden. Bei dem haupt sächlich in Betracht kommenden Saarbrücker ö hat der durchschnittliche Verkaufspreis für die Tonne Steinkohlen, welcher im vorigen Jahre auf 7.27 4 veranschlagt worden war, iu 814 1 in Ansaßz gehracht werden können, sodaß der Ertrag der Saarbrücker Werke um 4 367 370 4 höher als 1859 /5o auf a6 bas ß30 M veranschlagt werden konnte. Auch bei der Königsgrube und der Königin Luise Grube in Oberschlesien haben sich die Verhältniffe sowohl binsichtlich der Absatzmengen als der Ver⸗ kehrspreise günstiger gestaltet. Auch bei den Stein kohlenwerken am Deifter und bei Ibbenbüren konnten die Erlöse für Produkte um bej. 150 1865 und 168 8io M höher angesetzt werden, dagegen ist die im vorigen Jahre für das Steinkohlenbergwerk bei Borgloh ⸗Oesede veranschlagte Mehreinnahme für Produkte von 631 300 in Folge der Betriebseinstellung dieses Werks in Fortfall gekommen. Auch bei dem Eisenerzbergbau hat die Besserung der Verhältnisse an⸗ gedauert, sodaß der Verkaufspreis für die Berginspektion zu Weilburg um G,25ỹ 6 per Tonne, für die in Dillenburg um gö6 6 höher veranschlagt werden konnte. Ungünstiger haben sich die Verhältnisse bei dem Blei- und Silberbergbau gestaltet, da die Verkaufe preife heruntergegangen sind, doch bleiben die Voranschläge in Folge der Mehreinnahme für Blende, nur um 2390 40 hinter dem Vorjahre zurück. Aus dem obigen Grunde ist auch die Einnahme aus den Hütten um 237 970 66 geringer als im Vor jahre angesetzt worden, namlich auf 25 983 920 M, um so mehr, da ein Ausgleich durch Mehrabsatz an Gußwaaren u. s. w. nur zum Theil zu erwarten ist. Die Einnahme aus den Saljwerken konnte für Produkte der Steinsalzbergwerke zu Staßfurt und Erfurt auf ungefähr dieselbe wie, im Vorjahre angenommen werden, bei den Salinen dagegen konnte eine Erhöhung in Aussicht genommen werden, nachdem die Marktverhältnisse eine günstigere Gestaltung angenommen haben, sodaß ins gesammt eine Einnahme von 7311 42360 1, Hos S56 S mehr als im Vorjahre, veranschlagt ist. Die Erträge der Badeanstalten sind, da sich der Badebetrieb nament⸗˖ sich in Elmen und Oeynhausen umfangreicher gestalten dürfte, um 7662 6 höher, auf 22 752 66 angenommen worden. Die Cinnahmen aus Werken, welche mit anderen Staaten gemeinschaftlich betrieben worden, sind auf 4475 383 M (4 338775 A), die anderen Ein⸗ nahmen, bei denen namentlich die günstigere Gestaltung des Berg⸗ werisproduftenmarktes eine Erhöhung des Ertrages der Bergwerks⸗ abgaben und Steuern gestaltete, auf 112576 M (4 1480 A)

ange , ie dauernden Ausgaben betragen 102 943 243 6 ö gegen 469 3875 66 im Vorjahre. Darunter befindet sich eine Mehr⸗ ausgabe für betriebliche Bauausführungen in Höhe von 397 950 Ferner mußte in Folge der stetigen Erweiterung des Staate werk · betriebes die Gründung einer neuen Berginspektion bei den Saar- brücker Steinkohlenwerken ins Auge gefaßt werden. Mit Rücksicht auf den zunehmenden Geschäftsumfang bei den Ober⸗Bergämtern und in den Revieren ist ferner die Aufbesserung der Normalbesoldung der Revierbeamten von 3450 auf 3750 M in Aussicht genommen worden. Bei den Gemeinschaftswerken mußten, entsprechend der im Vorjahre bei den einseitig preußischen Werien durch⸗ geführten anderweiten Regelung der Dienstverhältnisse der Beamten, neue Stellen gegründet werden. Die einzelnen Aus gabepositionen betragen: bei den Bergwerken 66 S5 562 M 6. 6 53 440 M, bei den Hütten 26 068 299 M (— 218 240 ), ei den Salzwerken 5 265 Ja S6 (4 76 445 M), bei den Bade⸗ anstalten 74 397 M6 ( 3252 6), bei den mit anderen Staaten gememschaftlich betriebenen Werken 6 266 244 66 (4 160 962 I). Die Verwaltungskosten stellen sich bei der Ministerial⸗Abtheilung fur das Bergwesen auf 189 250 m ( 1280 MÆ), bei den Ober ⸗Berg⸗ ämtern auf 1 319 969 (4 31912 M), bei den bergtechnischen Lehranstalten auf 525 630 MS ( 5760 M, die sonstigen Verwal⸗ tungs und Betriebsausgaben beliefen sich auf 1089 932 4 iI 15 7 1).

An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind eingestellt: 160 00 M zur Fertigftellung des Dienstgebäudes der geologischen Landezanstalt und Berg⸗Akademie in Berlin, 67 000 M zur Herstellung der für den Bergwerksbetrieb ersorderlichen Anlagen auf Bahnhof Göttelborn, 125 060 1 zum Ankauf eines Kolonats in Seynhausen fuͤr das dortige Bad, 160 9o0 M außerordentlicher Zuschuß zu dem Fonds zur Ausführung von Bahnarbeiten, im Ganzen 500 000 A4

Der Ueberschuß beläuft sich nach Abzug der dauernden Ausgaben in Höhe von 167 913 243 M und der einmaligen Ausgaben im Be⸗ trage von bo0 000 M von der Gesammteinnahme von 121 282 170 4 auf 17 838027 4, 5 009 702 M mehr als im Vorjahre.

Bei dem Etat der Eisenbahn Verwaltung stellt sich das Gefammt-⸗Ergebniß für 1899,91 wie folgt: Die Ein⸗ nahmen sind auf 85l 685 455 M angesetzt, um I6 661 731 6 höher als im Etats jahre 1889/90. Die dauernden Aus gaben betragen 522 079 184 „, 25 512 453 M mehr als im Vorjahre, sodaß sich ein Ucberschuß von 329 606 221 M ergiebt, 51 048 278 6 mehr als 1885,96. Nach der auf Grund des Gesetzes vom 27. März 1882 aufgestellten Berechnung sind auf diesen Ueberschuß zur Verzinsung der Staatseisenbahn⸗Kapitalschuld 186 427 267,53 M in Rechnung zu stellen, fodaß zur Tilgung Ter Staatseisenbahn , Kapital schuld 143 178 953,47 M0, 30 1865 732, so M mehr als im Vorjahre, ver⸗ wendet werden können, =

Die Gefammibetriebslänge der für Rechnung des Staats verwalteten Eisenbahnen, soweit dieselben dem öffentlichen Verkehr dienen, beträgt am Anfang des Etatejahres 1890/91 24175, 29 km, während des Etats jahres werden voraussichtlich dem Betriebe weitere 654.36 Km übergeben werden, dagegen 16,87 km durch Eröffnung der Bahnanlagen bei Düsseldorf in Wegfall kommen, sodaß am Ende . . 24 812.78 km für den offentlichen Verkehr in Betrieb ein werden.

Bei der Veranschlagung der Betriebs einnahmen ist mit Rücksicht auf die Erweiterung des Bahnnetzes und die günstige Ent⸗ wickelung des Perfonen⸗ und Güterverkehrs eine nicht unerhebliche Steigerung in Aussicht genommen worden. Ebenso sind die Ver

ütungen für Ueberlassung von Bahnanlagen und für Leistungen zu Hns Dritter, besonders in Folge des Hinzutritts einiger neuer Gemeinschaftlichkeitsverhältnisse mit fremden Bahnen, höber ver⸗ anschlagt worden, auch ist weiter darauf Rücksicht genommen worden, daß die Vergütungen fuͤr Ueberlassung von Betriebsmitteln sich erhöhen werden. Ferner ist in Folge der vorgesehenen ver⸗ mehrten Erneuerung des Oberbaues und der Betriebsmittel, sowie mit ang, auf, die gesteigerten Preise des Altmaterials eine nicht unwesentliche Erhöhung der Ertraͤge aus Veräußerungen vor-

gefehen worden. Endlich sind die verschiedenen sonstigen Cinnahmen

im Wesentlichen deshalb höher veranschlagt worden, weil die statuten⸗ mäßigen Einnahmen der Beamten Pensionskassen, welche nach der im laufenden Jahre durchgeführten anderweiten Regelung von den Bey triebs fonds vereinnahmt werden, den für 1889/99 angesetzten Betrag noch uͤberschritten kaben und sich auch in Folge des Hinzutritts neuer Strecken und aus anderweitigen Verpachtungen, ökonomischen Nutzungen u. dgl. höhere Einnahmen ergeben werden. Die verschiedenen Cinnahmen sind wie folgt angesetzt worden: Von den für Rechnung des Staats verwal teten Bahnen im Ganzen auf 851 228 677 M, 76 517 729 M mehr als im Vorjahr. Hiervon entfallen: auf den Personen⸗ und Gepäck verkehr 07 200 006 (4 10 400 000 M), auf den Güterverkehr h9g 600 000 M (4 60 000 000 M), Vergütung für Ueberlassung von Bahnanlagen und Leistungen zu Gunsten Dritter 5 395 350 S0 ( 365 250 „S), Vergütung für Ueberlassung von Betriebs⸗ mitteln 7 933 300 (4 686 306 M), Beträge aus Veräußerungen

12709 100 (4 3530 300 ), verschiedene sonstige Einnahmen 17 634 2500 8 1588 150 A6), von dem vreußischen Antheil der Main ⸗Neckar ˖

ahn 396 513 * (— 57 78 e), von dem vreußischen Antheil der Wilhelmshaven · Aldenburger Bahn 362 164 0 66 4990 en, Ginnahmen von Privateisenbahnen, an denen der Staat betheiligt ist, sind auf 355 128 (·‚ 145 102 6c), die sonstigen Einnahmen auf 101 600 Æ (— 1100 4) veranschlagt.

Entfprechend der Steigerung der Betriebseinnahmen bat auch eine nicht unbeträchtliche Erhöhung der Betriebsausgaben in Aussicht genommen werden müssen. Bei der Veranschlagung der persönlichen Ausgaben war im Hinblick auf die Erweiterung des Bahngebiets und auf die Zunahme des Verkehrs und der Geschäfte auf eine Vermehrung des Beamten ˖ und Arbeiterpersonals Rück sicht zu nehmen. Soweit die Verkehrssteigerung und Geschäfts zunahme sich als eine dauernde darstellt, ist der Mehrbedarf bei den etatsmäßigen Beamten in Zugang gebracht worden. Für mehrere Beamtenklassen, deren Stellung und Thätigkeit an Wich tigkeit erheblich zugenommen bat, und an die gefteigerte Anfor⸗ derungen hinsichtlich der Vorbildung, Leistungsfähigkeit und Umsicht gestellt werden, ist theils eine Aufbesserung der Normal gehälter, theils die Gewährung von Dienst⸗ oder Stellenzulagen in Aussicht genommen. Der durch diese Einkommensaufbesserungen ent⸗ stehende Mehraufwand wird sich unter Mitberücksichtigung der von der Werkstätten⸗, Gasanstalts⸗ und Bauverwaltung. sowie von den fremden Bahnverwaltungen zu erstattenden Mehrbeträge auf rund 1570 000 M belaufen, von welcher Summe rund 370 000 M auf die Rangir und Wagenmeister, Packmeister, Lademeister und Telegraphisten, und rund 16020 500 AM auf sonstige untere Beamte entfallen. Bei der Veranschlagung der Aufwendungen an Arbeiterlöhnen ist darauf Rücksicht genommen worden, daß die Löhne der Eisenbahnarbeiter mit der Steigerung der Löhne in der Privatindustrie, namentlich in den Gruben⸗ und Hüttenbezirken, vielfach nicht unbeträchtliche Erhöhungen erfahren haben, auch hat ein nicht unbeträchthicher Mehrbetrag an Baarzuschüssen zu den Arbeiter ⸗Kranken⸗ sowie den Pensions«, Wittwen⸗ und Waisenkassen in Folge der Vermebrung des Arbeiter⸗ personals vorgesehen werden muͤssen. Nach Maßgabe des zu er⸗ wartenden höheren Reingewinns mußten auch die Ausgaben an Kom⸗ munaleinkommensteuer höher angesetzt werden, auch war es erforderlich, die Fonds angemessen zu verstärken, aus denen die auf Grund der Unfall⸗ versicherungsgefetze zu leistenden Zahlungen bestritten werden. Die Mittel zur Dedun der Kosten für die Unterhaltung der Bahnanlagen sind mit Rücksicht auf die Steigerung des Verkehrs, die Erweiterung des Bahnnetzes, sowie in Folge der eingetretenen . und der erhöhten Materialienpreise höher bemessen worden. ie Kosten für Unterhaltung und Erneuerung der Betriebsmittel sind in Betracht der durch den starken Verkehr entstehenden vielfachen Reparaturen, der Steigerung der Arbeitelöhne und des Preises für fertige Betriebsmittel in erheblich höherem Maße zum Ansatz gelangt. Die Ausgaben selbst betragen bei den für Rech⸗ nung des Staats verwalteten Bahnen an persönlichen Ausgaben 108 819 318 4 4 9394241 „S), an sãächlichen Ausgaben 186 713 000 ½ C 58 823 000 e), bei der Main -⸗Neckar⸗Bahn 75 00s (4 44273 AM), bei der Wilhelmshaven ˖ Oldenburger Bahn S200 M 4380 M, an Zinsen und Amortisationsbeiträgen 33 990 866 Æ (— 33 jol 3s9 M), im Ganzen 520 787 054 M ( 265 721. 653 M6). Bei der Centralverwaltung und dem Eisenbahn⸗ Kommissariat zu Berlin sind die Ausgaben auf 1275 330 4 105 300 4A, bei der technischen Eisenbahnschule in Nippes auf 16 800 M (— 39000 4M) angesetzt, sodaß sich die gesammten dauernden Ausgaben auf 522 079 184 S ( 25 612 453 AM) belaufen.

Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben werden für das Etats jahr 1890,81 17 807 000 M verlangt gegen 11 321 0000 6 im Vorjahce. Davon entfallen auf Neu⸗ und Umbauten von Bahn⸗ höfen, Herstellung von Straßen. Beleuchtungs⸗“, Wasserversorgunge⸗ anlagen II So7 000 M, auf die Herstellung von Weichen und Signal⸗ stellwerken eine fernere Rate 800 000 „6, und auf die Ausrüstung der Betriebsmittel mit durchgehenden Bremsen, wofür bereits seit 1884 4500 000 Sp bewilligt worden sind, 1100 900 Für die weitere Einrichtung der Gasbeleuchtung bei den Personenzügen der Hauptbahnen waren bereits seit 1884 450 000 M bewilligt worden; da es nun zweckmäßig er—⸗ scheint mit Rücksicht auf den stattfindenden Uebergang der Personen⸗ und Gepäckwagen der Nebenbahnen auf. Hauptbahnen diese Einrichtung auch bei den Nebenbahnen allgemein zur Anmen dung zu bringen, so wird für das Jahr 1890/91 eine fernere Rate von 300 000 é verlangt. Zur Herstellung von Vorsignalen. deren baldige allgemeine Einführung im Interesse der erhöhten Betriebs sicherheit in Aussicht genommen ist, ist eine weitere Rate von bob 000 ½ eingestellt worden. In Folge der zahlreichen Be— triebsstörungen, welche der Eisenbahnbetrieb auf den Hauptverkehrs⸗ linien in den letzten Jahren durch Schneeverwehungen erlitten hat, erscheint eine thunlichste Abhülfe dringend nöthig. Die gegen derartige Verwehungen, ins besondere auf den östlichen Bahnen, bereits in erheblichem Maße angewendeten Vorkehrungen, wie Schutzwälle, Zäune und Hecken, Äbflachung der Einschnittsböschungen u. . w., sind von durchaus günstigem Erfolge gewesen und dürfte es deshalb geboten sein, auf den Hauptbahnen die der Schneeverwehung am meisten ausgesetzten Bahnstrecken mit solchen Vorkehrungen zu versehen. Außer dem erscheint die Beschaffung von Schneeräumungsmaschinen, wie sie in Amerika angewendet worden sind, wünschengwerth. um feststellen zu können, in wie weit unter den hiesigen Verhältnisfen die Maschinen⸗ kraft zur Beseitigung entstandener Schneeverwehungen vortheilbaft benutzt werden kann. Zu diesem Zweck ist für das Jahr 189091 eine erste Rate von 7o0 900 M in Ansatz gebracht worden. Als Dispositionsfonds zu unvorhergesehenen Ausgaben ist der Betrag ron 2 00 600 M in den Etat aufgenommen worden.

In dem Etat der Verwaltung der indirekten Steuern entfällt als Vergütung für Erhebungs / und Verwaltungskosten der Reichssteuern auf Preußen eine Summe von 55 226 310 ƽ, 514 460 M mehr als im Jahre 1889 / 90 angesetzt war. Von diefer Summe kommen folgende Beträge auf die einzelnen Steuern: auf Zölle 8 900 000 ( 75 000 A1), auf die Tabacksteuer 183 8600 M. (4 3060 Æ), auf die Zuckersteuer 3 181 800 S (4 215 8090 αν, auf die Salzsteuer 180 400 ( 1950 ), auf die Branntweinsteuer 18 919 356. ( 56 160 ½, auf die Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 2 575 800 A (4 I28 000 M, auf Spielkartenstempel 37 200 460 (4 1000 ½) und auf die Stempelabgabe für Werthpapiere, Kaufgeschäfte u. s. w. und Lotterieloose 247 96 0 Mp (4 514 450 4M).

Die Cinnahmen für alleinige Rechnung Preußens sind auf 32 122 696 ½ ( 21483 340 A angesetzt. Hiervon kommen auf Entschädigung für die durch die Statistik des Waarenverkehrg mit dem NÜuskande erwachfenden Kosten 16 450 6 é CK 00 A, auf den Antheil an der deutschen Wechselstempelsteuer 71 4650 M (4 660 M, auf Stempelsteuer 20 660 050 ( 2 000090 A), auf Erbschafts⸗ steuer 6 60 000 Sƽ (4 O), auf Brücken-, Fuhr und Hafengelder auf Strom und Kanalgefälle 2750 000 6 4 150 000 A), au glieder lage Krahn · und Waagegeld 157 009 M (— J0o0 AM, auf die Kontrolgebühr von Sal Io 00 46 ( 7060 M), auf die Wirth. fcastgabgaken in den Hohenzollernschen Landen 33 Höb M C. C) auf Strafgelder 380 000 ! 4 O, auf Verwaltunggkostenhbeitrã e goõ od M (4 O), auf Miesbe für Gebäude, Grundstuͤcke und Dienst⸗ wohnungen 85 do Æ ( 18 O00 M und auf außerordentliche Ein⸗ nahmen 126 830 M06 ( 26 160 M)

Die Gesammt Einnahme stellt sich somit auf 67 349 000 K, um 26h67 806 M höher als im Etats jahre 1889,90.

Die dauernden Ausgaben stellen sich bei der Central Stempel ˖ und Drucksachenverwaltung an Besoldungen auf 25 20 6 ( jioös6 A), an Wohnungsgeldzuschüssen auf 3665 M (4 240 * zur Remunerirung von Huͤlfzarbeitern auf 300 Æ . G) und, für fachliche Ausgaben auf 255 665 M CPX 6), zusammen anf 27 780 . 1330 A4). Für die Provinzial Stenerverwaltung find angesetzt: in Besoldungen 1 S23 So , wie im Vorjahre, an Wobnungsgeld. zuschäffen 5d 666 M ( 6 M, an anderen perfönl ichen Auägaben

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186 950 . 21 150 MÆ). Bei diesem Titel ist eine Erböhung von Zo oo M0 eingetreten, in Folge der Aus debnung des Bedürfnisses der eitweisen Heranziehung von Hülfsarbeitern, außerdem sind 150 4. E Titel s des vorjährigen Etats, welcher mit 9000 A angesetzt war und in diesem Jahre ausgefallen ist, übernommen worden, an säch⸗ sichen Ausgaben 180 500 M, 14760. mehr als im Vorjabre, welche

öhung guf die Vermebrung der Heamten und Bureauraume in den letzten Jahren zurückzuführen ist. Die Ausgabe für die Provinzial; Steuerverwaltung belãuft sich somit auf? 634 900 M, 36 380 6 mehr als im Etatsjahre 1889/90. Bei der Zoll und Steuerhebung hat sich bei einzelnen Titeln in Folge der nöthigen eimehrung von Beamten eine beträchtliche Erhöhung der Ausgaben herausgeftellt, im Ganzen 368 298, 80 A, der jedoch durch Abgang einzelner Posten und Ueber weisung einzelner Summen auf andere Titel ein Abgang von 265 605, 809 M gegenübersteht. Die Einnahme stellt sich auf 25 2656 600 AM, 95 690 M mehr als im Vorjahre. Die allgemeinen Ausgaben sind auf 3 054 820 M (4 157 400 A) angesetzt, sodaß die Gesammtsumme der dauernden Aukgaben auf. 31 173 boo. 4, 157 400 M mehr als im Vorjahre, angenommen ist. Der Ueber schuß der Einnahme über die Ausgaben beträgt mithin 36 175 500.4, 2 960 340 M mehr als im Etatsjahre 1889 / 90.

Der Etat des Seehandlungs-Institutg weist einen Geschäftsgewinn für den allgemeinen Staatsfonds von 2052 006 M, 332 000 6 mehr als im Vorjahr und einen solchen für Rechnung des Instituts, bestehend aus verschiedenen Ein nahmen, darunter der Beitrag des Königlichen Leibamts zu den allgemeinen Verwaltungekosten der Seehandlung, im Betrage von 16317 4A (4 17 A5, auf. Die Ausgaben betrugen an Besoldungen 1143 890 M (R O), an Wohnungeggeldzuschüssen 23 640 e ( O, an anderen persönlichen Ausgaben 53 500 Æ (4 2060 M) und an sächlichen Ausgaben 43150 M (— 6150 A), jzusammen 264 200 M ( 4099 MA). Diese Verwaltungskosten werden aus den Ergebnissen des Instituts bestritten,

Wie aus dem dem Etat beigelegten Verwaltung s⸗Berich te der Direktion für 1888/ 8 hervorgebt, war der Kassenumsatz in dem genannten Jahre in Einnahme 362 521 936,40 K, in Ausgabe 557 843 885, 03 41 Ber gesammte Buchumsatz, einschließlich des obigen Kassenumsatzes und 218 197 274,18 M Depositen, belief sich auf 1 039 763 682, 05 M Außerdem wurden Steueranerkenntniffe im Betrage von 141 383.05 4 diskontirt. An Diskontozinsen für inländische Wechsel und Steuer anerkenntnisse wurden 34 235, 66 A6 vereinnahmt, und bei den in frem⸗ der Valuta geführten Konten mit verschiedenen Handlungshäusern verblieb ein Gewinn von 217001 . Bei dem Effektenverlebr ergab sich ein Gewinn, abzüglich des Verlustes, von 583 933,55 6 Für eigene Rechnung wurden Effekten von 27 853 397.50 M angekauft bejw. übernommen und von 28 867541 M verkauft bezw. realisirt.

An Effekienzinsen wurden 587 098,61 M vereinnahmt. Darlehne zu Drainirungen sind gewährt worden: an Domänenpächter im Ge— sammtbetrage von 4521 400 M, von denen ult. März noch 3 150 847, 5 * rückständig waren. Davon werden 683 021,55 durch Zahlung von 6e Zins⸗ und Amortisationsrate und 2467 856,10 durch eine solche von 8 oo getilgt. An Ferstbeamte waren solche Darlthen im Gesammtbetrage von 56 500 66 gewährt worden, davon waren ult. März rückständig 45 83245 46, welche durch eine Zins und Amortisationsrate von 8 oo getilgt werden. An Zinsen auf Darlehen zu Drainagen gingen 166 385,92 6 ein. An Lombarddarlehen wurden neue Darlehne im Betrage von 92 327 009 gewährt, die Lombardzinsen betrugen 788 826, 60 M Die Schuld auf die Seehandlungs Obligationen zu 3 o/o betrug ult. März s 69, 36 M6, auf solche zu 2360 480 304, 10 ,½öé. Die verausgabten Zinsen für diese Obligationen betrugen 10 929, 42 S Die Depots verschiedener Inter⸗ essenten betrugen einschließlich des Bestandes von 45 863 916,30 S6 in Einnahme 150 031 977,20 AM, in Ausgabe 114 029 213,26 M, so daß Ultimo März 1889 ein Bestand von 36 02 763,94 M verblieb. Die für fremde Rechnung bewirkten An. und Verkäufe von Effekten und Wechfeln erreichten die Höhe von 71 188 335,61“ 66 Zahlungen nach dem Auslande wurden im Gesammtbetrage von 367 684,53 vermittelt. An Provision für die für fremde Rechnung ausgeführten Geschäfte wurden 159 184.51 MS vereinnahmt.

Das von den gewerblichen Etablisfements der Seehandlung in Bromberg und Landeshut i. Schles. in dem genannten Jahre durch schnittlich beschäftigt gewesene Kapital von 2187 102 M ergab einen Ertrag von 9.767, und zwar kaben die in den Bromberger Mühlen arbeitenden Kapitalien von durchschnittlich 1 347 930 4, nach Deckung sämmtlicher Verwaltungskosten, Abschreibungen u. s. w. einen Ertrag von 121 155,63 A6, d. h. 8,99 do, die in der Flachsgarn-⸗Maschinen⸗ Spinnerei zu Landeshut beschäftigt gewesenen Kapitalien von dur * schnittlich 839 172 6, ebenfalls nach Abzug der Verwaltungs kosten u. s. w., einen solchen von 92 452 , d. h. 11, Q2 0 ergehen.

Daz bei den Königlichen Leihämtern in Berlin im Jahre 1888/89 beschaftigte Kapital betrug 3 902 538 , das Guthaben der See⸗ handlung belief sich am Ende des genannten Jahres auf 74 029, Se uuss, wovon 581 7265,74 M auf den Buchwerth der Grundstücke einschließ⸗ lich des Inventariums und 3892 304,06 AM auf Betriebskapitalien entfielen. Der Bruttoertrag von 400 066449 6 ergiebt eine Verzinsung des benutzten Kapitals von 10,52 0½o, der Reingewinn, nach Bestreitung der persönlichen und sächlichen Verwaltungskosten betrug 51 009, 44 6, d. h. 1.34 0 des benutzten Kapitals.

Der Grundbesitz der Seehandlung, welcher aus dem Dien sigebäude und Jägerstraße 21. den von dem Königlichen Leihamt benutzten Dienst⸗ häufern, Jägerstraße 64, Klosterstraße 39 und Linienstraße 98, sowie au den beiden oben erwähnten gewerblichen Ctablissements besteht, stand ult. März 1889 mit 1691 140,11 66 zu Buch.

Der Reingewinn im Jahre 1889 betrug 2772 756, 23 1M, das Kapita lvermögen 33 Sol 416, 48 A, sodaß sich der Ertrag des selben auf 8, 1910 90 berechnet.

Vorbereitungen für die Wahlen.

Der Central⸗Ausschuß der „Reichs- und freikonser⸗ 24 . Partei“ veröffentlicht nachstehenden Wahl⸗ aufruf:

Die deutsche Reichspartei hat seit ihrer Entstehung unentwegt festgehalten an der Unterstützung der nationalen Politik der von dem Fürsten Bismarck berathenen Beuischen Kaiser, deren Erfolge in der machtvollen Stellung unferes Vaterlandes und in der Aufrechterhaltung der Segnungen des Friedens Jedermann vor Augen treten.

Wir werden auch in der Folge unsere Aufgabe darin erkennen, durch den Zusammenschluß der konservativen und gemäßigt liberalen Elemente auf der Grundlage der gemeinsamen Stellung zu Kaiser und Reich diese nationale Politik kräftig zu fördern.

Wir werden dabei wie bisher die verfassungsmäßigen Rechte der verbündeten Regierungen und des Reichstages gleich gewissenhaft wahren und allen Bestrebungen auf Einführung der Parlaments regierung ebenfo entschieden entgegentreten, wie etwaigen Versuchen, 23 verfassungs mäßigen Rechte des Volks oder seiner Vertretung zu erkũmmern.

Auf der kriegerischen Stärke Deutschlands bexubt unsere Sicher. heit 6 36 und die Erhaltung des europäischen Friedens. Wir werden fortfahren, die uns durch die Weltlage gebotene Entwickelung unserer Wehrkrgft zu Lande und zu Wasser in den durch die Rücicht auf die finanzielle Leistungsfähigkeit des Volks und durch weise Spar samkeit gezogenen Grenzen zu unterstützen.

Eine weise wirthfchaftliche Gösetzgebung mit dem Ziel des Schußez der nationalen Ärbeit hat Dennschland befäbigt, Zeiten all. gemeinen wirthschaftlichen Niedergangs ohne Schwächung seiner Kraft ju überwinben und aus dem jetzt eingetretenen Aufschwung in vollem Umfang Nutzen zu ziehen.

An der allgemeinen Hebung deg Wohlstands nimmt aber weder des Handwerk noch trotz eines verstärkten Zollschutzes die beimische

Landwirtbschaft ausreichend Theil. Durch Fürsorge auf anderen Gebieten wird die Landwirthschaft zu heben, ingbesondere dem Bauern stand, in welchem von jeher die Kraft und Tüchtigkeit des deutschen Volks die festeste Wurzel hatte, seine geschichtliche Bedeutung zu be⸗ wahren sein.

Um dem Handwerk die sichere Grundlage wirthschaftlichen Ge⸗ deihens wieder zu verschaffen, werden wir neben einer vernünftigen Ausgestaltung des Innungswesens fortfahren, die auf die Hebung des . durch Ausschluß unbefähigter Elemente von der selbst— tändigen Ausübung desselben gerichteten Bestrebungen zu fördern.

Im Zusammenhang mit der Wirthschaftspolitik auf der Grund- lage des Schutzes der nationglen Arbeit sind mit der militärischen Sicherung Deutschlands die Finanzen des Reichs und der Bundes staaten auf gesicherte Grundlage gestellt. Die Mittel zur Deckung der aus der Alters- und Invalidenversicherung in Aussicht stehenden Mehrausgaben, sowie die Mittel zur Erhöhung unzureichender Be⸗ amtengebälter werden ohne Belastung der produktiven Gewerbe und der minder Bemittelten durch stärkere Heranziehung der vermögens kräftigeren Bevölkerungsklassen, namentlich des mobilen Kapitals zu beschaffen sein. .

Die kirchenpolitischen Zwistigkeiten sind zu einem versöhnenden Abschluß gelangt, welcher die Unabbängigkeit und freie Bewegung aller Religionsgemeinschaften gewährleistet. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß in dem friedlichen Zusammenwirken der evange⸗ lischen und katholischen Kirche für die großen Aufgaben der Kultur und Gesittung eine der ersten Vorbedingungen für die gedeihliche Fortentwickelung unseres Vaterlandes liegt, werden wir allen Ver suchen. den Frieden jwischen Staat und Kirche oder zrwischen den Konfessionen zu stören, mit Entschiedenheit entgegentreten.

Unsere Weltmachtstellung bedingte die Theil nabme Deutschlands an den Kolonialbestrebungen, welche für die Entwickelung unseres Außenhandels in der Zukunft trotz schwerer Anfänge reichen Segen bringen werden. Wir werden auch in der Folge für eine zielbewußte, zugleich energische und vorsichtige Kolonialpolitik eintreten Auf der Grundlage der erhabenen Botschaft unseres unvergeß⸗ lichen Kaisers Wilbelm J. vom 17. November 1881 werden durch eine sozialvolitische Gesetz gebung, wie sie bisher kein Land gewagt hat, die Arbeiter gegen die Gefahren der Vernichtung oder Vermin. derung der Arbeitsfähigkeit gesichert, welche sie ohne ihr Verschulden bisher der Wrarmung und dem Elend entgegenfübren konnten.

Die Bestrebungen auf vermehrten Arbeiterschutz werden wie bis

her so auch ferner unsere energische Unterstützung finden, soweit dieses ohne Schädigung unserer wirthschaftlichen Entwickelung und der In— teressen der Arbeiter selbst möglich ist. Die vielfachen, zum Theil ausgedebnten Arbeitseinstellungen mit ihren großen Gefahren für unser gesammtes wirtbschaftliches Leben und für unsere Kulturentwickelung machen die Erhaltung des sozialen Friedens zur wichtigsten Aufgabe der nächsten Zukunft. Den herech— tigten Ansprüchen der Arbeiter muß Geltung verschafft, den Arbeit gebern gegen Ausschreitungen Schuß gewährt und der gewissenlosen Agitation zur Hervorrufung muthwilliger Ausstände wirksam vor— gebeugt werden.

Jest daron überzeugt, daß das deutsche Volk der Gefahren für die gedeihliche friedliche Entwickelung nach innen und außen sich be— wußt ist. welchen uns ein Reichstag mit einer allein durch die leiden, schaftliche Bekämpfung der Politik, welche Deutschland groß und stark gemacht hat, verbundenen Mehrheit entgegenführen könnte, treten wir zuversichtlich vor die Wähler.

Eingedenk dessen, daß das Wahlrecht zugleich die Wahlpflicht in sich schließt, möge das deutsch⸗ Volk bei den zum ersten Male für sünf Jahre vorzunehmenden Reichstagtwahlen den Beweis liefern, daß es entschlossen ist, das hohe Gut nationaler Einheit, Freiheit und Macht gegen innere und äußere Feinde zu vertheidigen.

—— Dem Frkf. Journal“ zufolge haben mehrere Arbeiter in Darmstadt einen Aufruf an die Arbeiter erlassen, in welchem sie die Agitatoren der internationalen Sozialdemokratie mit ihren unerfüllbaren Versprechungen Hanf verurtheilen. Es heißt darin: „Warum soll der eutsche Arbeiter nicht ein echter, guter, deutscher Mann, be⸗ geistert für Kaiser und Vaterland, sein? Warum sell ihm die Liebe zur Heimath, zum Vaterland künstlich aus— erottet werden? Warum soll sich der deutsche Arbeiter erner mißbrauchen lassen, indem man ihm Religion und Glauben an eine höhere Vorsehung verächtlich zu machen und aus dem Herzen zu reißen sucht? Was haben die nun jahrelangen Agitationen der Sozialdemokratie Anderes zu Wege gebracht als Verbitterung und Verwilde— rung? Was haben sie dem Arbeiter geholfen? Nutzen haben sie nur den Berufsagitatoren gebracht, welche, meist selbst nicht Arbeiter, von den Pfennigen des Arbeiters leben. Es ist Zeit, daß die Arbeiter, welche sich von diesen Müßiggängern trennen und mit ihren Mitbürgern sich verbinden wollen, sich aufraffen und offen und ehrlich Front machen gegen die sozial—⸗ demokratischen Hetzer“ u. s. w. Schließlich werden die Ar— beiter aufgefordert, sich mit den Unterzeichnern des Aufrufs zu verbinden zu gemeinsamem Handeln. Es ist zu wünschen, daß der Aufruf einen lauten Widerhall finde in den Herzen der Arbeiter.

Der Einfluß der Jufluenza auf die Sterblichkeit.

Die in seltenem Umfange und mit ungewohnter Heftigkeit auf⸗ tretende Influenja Epidemie, welche seit Anfang Dejember v. J., von 2Asten her vordringend, fast alle bedeutenden Orte des Deutschen Reicks und der Nachbarländer heimgesucht hat, zeigte, soweit Nach⸗ richten vorliegen, Anfangs einen durchaus gutartigen Charakter, da, wenigstens in denjenigen deutschen Städten, deren Bevsölke⸗ rungsbewegung im Kaiserlichen Gesundheitsamt von. Woche zu Woche verfolgt wird, ein wesentliches Ansteigen der Sterblichkeit zunächst nicht beobachtet werden konnte. Die fast überall unter dem Jahreßz⸗ mittel liegende Sterbeziffer des November erhob sich in den ersten Dezemberwochen trotz der rasch sich ausbreitenden Seuche vielfach noch nicht über das erwähnte Jahresmittel, sondern sank sogar an mehreren Orten in der 2. Dezemberweche tiefer als in der ersten.

Diese Anfangs harmlose Natur bat die Influenza⸗Epidemie in ihrem weiteren Verlaufe jedoch keineswegs bewahrt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß im Gefolge derselben schwere, das Leben bedrohende Nachkrankheiten und Zufälle auftreten, namentlich akute Ent⸗ zündungen der Athmungsorgane, welche die Sterblichkeit nachträglich höchst ungünstig beeinflußt haben. Bereits in der dritten Dezemberwoche sehen wir nach den Wochenausweisen des Kaiserlichen Gesundheitsamigs ein plößliches Ansteigen der Sterbeziffer in zahlreichen deutschen Städten elntreten, besonders deutlich in Berlin, Potsdam und Charlottenburg, ferner im Osten und Norden des Reichs, z. B. in Kiel, Stettin, Danzig, Elbing, weniger deutli junãchtt in Königsberg und Posen. In der 4. Dejemberwoche stieg dann in Kiel die Sterbeziffer auf mehr als das Dreifache des 10 jährigen Jahresmitiels, in Danzig auf . . Doppelte, in Berlin und Charlottenburg auf etwa e.

Die Woche des Jahreswechsels brachte für die letztgenannten Städte bereits wieder einen Nachlaß der Sterblichkeit, dagegen stieg dieselbe jetz; im Westen und Süden des Deutschen Reichs immer mehr an. so in München, Köln, Hannover. Frankfurt a. M., Wurz burg, Bonn, nachträglich auch in Königsberg und Posen. In der zweiten Januarwoche haben viele Städte noch eine weitere Erhöhung der Sterblichkeit erfahren, so München,

Köln und neben diesen Leipzig, Dresden, Magdeburg, während in den Städten des östlichen Deutschlands, Posen, Stettin, Königs berg, Breslau schon der Nachlaß eintrat (ausgenommen in Elbing, dessen außerordentlich hohe Sterblichkeit noch weiter anftieg). Einige charakteristische Zublen werden die seit Mitte Dezember eingetretene Aenderung der Sterbeziffern?) am besten kennzeichnen.

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Es betrug die Sterbeziffer für

Berlin Danzig

Frankfurt a. M.

München

, Stuttgart

Königd⸗ berg

im zebnjährigen Jahres mile

im Monat November 1889

in der 1.

ö. Dezemberwoche

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in der Woche des Jahres—⸗ wechsels.. . . 32.1 43.9 36, in der 2. Januarwoche. . 26,2 48,6 396,5 9.9 39 0

Bezeichnend für dieses im Dezember v. J. beoba—r w oder weniger plötzliche Ansteigen der . ist es, ,, vorwiegend durch eine Zunahme der Todesfälle an akuten Er⸗ krankungen der Athmungsorgane bedingt wurde, wie solche eben im Gefolge der Influenza aufzutreten pflegen. Die wöchentliche Zabl der, Todesfälle aus solcher Ursache stieg u. A. in Berlin auf 157, in München auf 67, in Köln auf 93, in Leipsig auf 8 u. s. w. Verhältnißmäßig am wenigsten zeigten sich von deutscen Großftädten Hamburg und Breslau betroffen, in letzterer Start ketrug Tas Maximum der Sterbeziffer nur 28,4 00 zur Zeit des Jabreswechsels).

Dagegen trat der verderbliche Einfluß der Influenza in vielen aus dem Auslande gemeldeten Ziffern zu Tage, zuerst in St. Peters⸗ burg, dann in Warschau, Stockholm, Wien, später in Paris, neuer dings u. a. in London und Brüssel. Die Sterbeiffern feit der letzten Novemberwoche waren z. B. für Stockholm: 17,1. 182, 31,7, 41. 2, 41,0, 27.3; für Warschau: 34,9, 36 4, 42 7, 44 6 35 s, 35,8; für Pariz (feit Aĩnfang Dezember) 5,1, 3, ia. 557, 677 4735. . Bezeichnend für den im Allgemeinen von Osten nach Westen ge— richteten Gang der Epidemie ist es, daß das Maximum der Sterbe⸗ fälle fiel:

an in St. Petersburg schon in die letzte Novemberwoche

b. in Stockholm und Warschau in die 3 De em ber woche,

ö in 5 . ö n die 4 Delemberwoche,

in Paris, Frankfurt a. M. annover in die W

Jahres wechsels, ö . i.

e., in London, Brüssel, München, Köln, Stuttgart, soweit die . vorliegen, anscheinend in die am 1I. Januar endigende

oche.

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Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die „Rhein⸗Westf. Ztg‘ berichtet aus Essen unter dem 18. Januar: Am 13. d. Mes. hat der Vorstand des Verbandes zur Wahrung und Förderung der bergmännischen In teressen in Rheinland und Westfalen an den Verein zur Wahrung der bergbaulichen Interessen im Ober⸗Berg⸗ amtsbezirk Dortmund, folgende Forderungen gestellt: z

J. Eine allgemeine Lohnerhöhung von 5h ο, beginnend mit dem 1. Februar 1890.

II. Eine prässe Festsetzung der Schichtdauer auf acht Stunden pro Schicht, vom Beginn der Einsahrt bis zum Beginn der Ausfahrt.

III. Aufforderusgen zu Ueberschichten Seitens der Beamten sollen nur dann statifinden, wenn die Ueberschichten wegen Betriebs⸗ unfälle nothwendig sind.

IV. Wegfall sämmtlicher Kohlenabzüze.

V. Eine zweimalige Lohnzablung in jedem Monat, welche in der Art, wie die monatlichen Löhnungen, stattfinden soll Außerdem zwischen diesen Löhnungen eine regelmäßige Vorschußzahlung, in der Weise, wie bisher die Abschlagszahlung erfolzte, und zwar sollen die Löhnungen auf den 5. und 20. stattfinden, so daß nur der Verdienst von cirea fünf Schichten im Rüäcstande bleibt. Die Forderungen sind theilweise mit Begründungen versehen und werden durch folgende Bemerkungen eingeleitet: Trotz des fortwährenden Steigens der Kohlenpreise, welche schon jetzt auf einer noch nie dagewesenen Höhe stehen, sind die Löhne der Beraleute in gar keinem Verhältniß zu diesen enormer Preisen auf gebessert. Die geringfügigen Lohnerhöhungen, welche seit dem Aus⸗ stande vom Mal 1889 ersolgt, sind sogar noch durch Lohnreduktiogen auf verschiedenen Zechen andereiseits wieder zu Null berabgeh Hierzu kommt noch das Steigen der Mietben und sämmtlicher Ubeng⸗ mittelpreise, sogar die Brandkohlen sind den Bergleuten von mehreren Zechen in die Höbe geschraubt. Die Antwort auf die Forderkngen wird bis zum 25. Januar erwartet. 6

Noch weiter gehende Forderungen bat demselben Blatt wuft

die Belegschaft der Zeche „- Schligel und Eisen bei Re. 2

Mittheilung

einer neuen

vom te f cht ein⸗ zufahren, Falls nicht ibre Forderung:; „Tagelobn 3 4 pro Schlepper und 3,50 M pro Hauer, gleichviel ob der Mann seine Leistung erfüllt oder dies nicht zu thun in der Lage ist, bewilligt werde. Bergrath Hildebrandt in Karlsbof, telegrapbisch von dem Vorfalle benachrichtigt, erschien an Ort und Stelle und verhandelte perfönlich mit den Arbeitern. Nachdem ihnen eine Lohnzulage in Aussicht gestellt wurde, gingen sie wieder an ihre Arbeit. Der Aasstand dauerte nur etwa drei Stunden. Nach der Schicht wurde den Bergleuten mitgetheilt, daß ibnen eine Zulage von 1090 pro Mann 20 = 30 3 durchschnittlich zu Theil werde. Damit erklärten sie sich jedoch nicht ein verstanden. Man ist aber der Ansicht, daß eine Einigung zu Stande kommen werde. . Haltung der Arbeiter war ruhig und respektvoll gegen ihre Vor- gesetzten. 5

irn Karsten⸗Zentrumgrube⸗, der Schlesischen Aktien- gesellschaft in Lipine gehörend, ist nach Meldung eines Beuthener

) Die wöchentliche bejw. monatliche Sterbeziffer eines Ortes iebt an, wie viele von je 1000 Einwohnern des Ortes in Ce ec ijt sterben würden, wenn die Sterblichkeit der betr. Woche, bezw. des Monats ein Jahr hindurch konstant bliebe.