Bei der heute stattgehabten Ersatzw ahl R in Lorient der er eri fentf h . mii 10 533 Stimmen gegen hs Stimmen des reattionãren Kandidaten gewählt worden. In Valognes 3 der Republikaner mit 42 Stimmen gewä .
Die , du vridre“ beschloß, auf ihre Kosten die süngflc Rede Joffrin's in der Kammer, durch welche die belannten Skandalfzenen hervorgerufen wurden, ö ffent⸗ lich anzuschlagen.
talien. Rom, 26. Januar. (B. T. B) Der König, die *r und der Kronprinz haben heute Vormittag 166, Uhr von Turin die Riückreise nach Rom angetreten Am Bahnhofe in Turin und auf dem Wege dahin hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, welche die hohen Herrschaften ehrfurchtsvoll schweigend mit entblößtem Haupte begrüßte. 2 ö. . ‚Cavitano Fracassa“ will wissen, daß General Ore ro, welcher gestern nur 30 km von Adua entfernt stand, heute, am Jahrestage der Schlacht bei Dogali, auf dem ge= nannten Platze die iralienische Flagge aufpflanzen werde Der „Tribuna“„ zufolge marschiren die Truppen des Generals Orero gegen Adua, nicht um neues abessynisches Gebiet zu vesetzen, da die Regierung, den mit König Menelik geschlossenen Vertrag achten wolle, sondern um den Führer des VNegus zu unterst ützen. . . — 27. Januar. K König. die Königin und der Kronprinz sind heute Nacht von Turin hier wieder eingetroffen.
2 8 a C M. Portugal. Lissabon, B. Januar. (W. T. B) Dem Major Serpa Pinto ist der Befehl zugegangen, nicht nach Lissabon zu kommen. Derselbe ist mit einer Mission an der Westküste von Afrika beauftragt worden.
Rumãnien. Bu karest, 26. Januar. (W. T. B.) Der konservative Klub wählte einstimmig seinen bisherigen Ausschuß, dessen große Majorität regierungsfreundlich ist, wieder. Auch drei Minister befinden sich unter den Ge⸗ wahlten. .
Unter den Landwirthen und Exporteuren herrscht eine groß? Aufregung über die Maßregel Frankreichs bezüglich des Pr, Fe?) welche in dem Augenblicke er⸗ folgte? wo Frankreich Scitens Rumäniens ohne jede Gegen- leistung die Behandlung als meint begünstigte Nation zu⸗ gestanden wurde. Die rumanische Regierung hatte von dem französischen Vertreter die Versicherung erhalten daß jeder Zoll auf Mais geringe Aussicht hätte, von der französischen Kammer gegenwartig angenommen zu werden. Die Bukaręster Blatter verlangen eine Zollerhöhung auf alle ausländischen durch keine Konvention gebundenen Artikel, namentlich auf alle Parfümerien und Seidenwaaren.
Serbien. Belgrad, 26. Januar. (W. T. B.) Es bestãtĩgt fich, daß die Regierung der Skupschting eine Nachtrags⸗Kreditforderung zur Anschaffung von Ge⸗ schützen und Munition vorlegen werde. Der, zu ver—
langende Kredit dürfte 2 Millionen Dinare übersteigen.
(W. T. B.) .
durch welches die
geführt wird. Afrika. Eg ypten. Kairo, 25. Januar,
betragen 9 719 000 und die gesammten Ausgaben 9 525 000 nische Pfund. 3 von 196000 Pfund heraus.
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!
W icht 2. Ja nuat, des Prosper Merir . etter . 3 18 Dirigent: Kapellmeister Kabl.
A420 M. I
Stationen. Wetter (Graf Essex:
Temperatur in O Gelßuß
Bar. auf O Gr.
u. d. Meeresgsp red. in Millim.
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Mullagbmore Aberdeen Cbristiansund Kovenhagen Stockbolm randa.
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Moskau...
Gorxt᷑ Queens · town... Gberbourg.
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Vater lãndisches
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Mittwoch: Donnerstag:
bedeckt
S 4 Regen DSB 5 bedeckt still bedeckt .
— c — n — 1 M , O = M Q Q O
. ; . Natalie v.
Uebersict der Wittern ng. Anfang 7 Muhr. Unter dem Ginfluffe eines tiefen Minimums an
der mittleren norwegif chen Funte wehen in Dentsch.
Winde bei warmer regnerischer Witterung.
; 85. 5 d über der i gemälde . Temperatut liegt taseibst 3 kits Cen, ,. . Richard Nat damon.
normalen. Crtemritz hatte geftern J Nord. und Mittel uropn kaben anggedebnte Yererschlage statt gefunden. Utrecht meldet 4 mm
3 Dentsche Seewarte mn, Theater ⸗ Anzeigen.
Näönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern- Vorstellung.
C. A. 77 Ubr.
Dienflag: 13 Male: 3 Akten von
.
Es stellt sich demnach ein Einnahme⸗ 5 Der Ueberschuß
rimse. Tanz von Paul Taglioni.
Schausxiel haus. g. idit S Graf Essex. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Heinrich Laube In Scene gesetzt vom x 6 . 3 Bassermann, vom Hof, und mt Nl nal⸗ Theater in Mannbeim, als Gast, Grãfin Rutbland: Frl. Kublmann, vom Großherzoglichen Theater in Sldenburg als 3, Anfang 7 Ubr. Mittwoch: Opernhaus. 28 Vorf
von 4 Dr ch . 3 Heinrich ofmann. ext von : Peg pie ers, 21. Vorstellung. Die Quitzow' s.
on Wildenbruch. Anfang 7 Ubr.
Zeutsches Theater. Dienstag: Zwischen den
Schlachten. — Der Tartüff. . Das Käthchen von Heilbronn. Dernerstag: Krieg im Frieden.
Derliner Theater. Dienstag: Hamlet. Mittwoch: Der Veiichenfreffer. Donnerstag: König Lear.
Tesstug - Theater. Dienstag: Schauspicl in 4 Akten von Hermann Sudermann. Die Ehre.
F ir renn ung von Ludwig
Am Freitag findet eine führ Anzengruber s Bauern · Lustspiel „Die schreiber “ statt.
Walner-· Theater. Dienstag: Zum 4. Male: tũszt!
. ene und Hermann v. Anderten. Mittwoch und Donnerstag:
tle reg = . fi ⸗ land vielfach stürmiscke sürwestliche und n Victoria - T
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Triedrig wilhelm gãdtisches ¶ Thetter.
Der arme Jonathan. Operette in Hugo *. und Julius Bauer. Musik ven 5 Millõder. armen. Oper in Jalius sche. 5 4 . Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der arme Jonathan.
hatte eine bei Weitem here Summe erreicht, wenn nicht
die Grundsteuer im Daß 1888 in Folge des in dem ge⸗
nannten re stattgehabien ungünstigen Wasserstandes des
Nil einen Mindererlrag von 34b 060 Pfund ergeben hätte
wozu noch die Kosten für eine militãrische edition na
. kamen. Der Rejervefonds hat einen Zuwachs von God erhalten und beträgt jetzt ca. 1 250 000 Pfund.
Theater nnd Musik.
Königliches Schauspiel baus. . Am Sonnabend 4 e einstudirt und tbeilweise neu besetzt
Händen des Hrn. Ludwig, dessen Leistung in dDieser Partie von frũber her o 'n bekannt ist. Als Gast trat Frl. Kublmann, vom Grꝛoßberjoglichen Theater in Oldenburg, eine chũlerin des Hrn. Direktors? Verrlent, auf. Frl. Kuhlmann sit eine recht sympathische Erfcheinung, ihr Sxiel ist lebbaft, ibr Organ klingt angenebm. Wer sie noch nicht in anderen Rollen geseben bat, dürfte sich jedoch von ihrem schauspielerischen Können nach ibrem ersten Auftreten als Klarchen kaum eine richtige Vorstellung machen, dafür ist diese Rolle zu wenig ergiebig. Ganz entsprach Frl. Kuhlmann uch keineswegs dem Ideal eines Klärchens, es fehlte ibr die nöthige Wärme; da, wo Gefübl berrschen sollte, bemerkte man küble Ueber ·˖ legung, etwas Unfreies in den Bewegungen, ia, eine gewisse Nüchtern beit in der Art, sich zu geben. Die Liebesscene zwischen ibr und Egmont ließ kalt. in der ergreifenden Scene, wo Flärchen die Bürger vergeblich um Hülfe angeflebt und, von ihnen im Stich gelassen, sich' ibrem Schmerz bingiebt, horte man. Deklamation statt wirklich aus dem Herzen kommende leidenschaftliche Ausbrüche. Tas Klärcken will viel voetischer, rührender aufgefaßt, und wiedergegeben werden. Frl. Kuhlmann ist entschieden ein tüchtiges Talent, sie wird in anderen Rellen noch Gelegenheit haben, dasfelbe ergiebiger zu verwerthen. Von allen anderen Leistungen des Abend ragte eigentlich nur die des Hrn Kra use über den Durch⸗ schnitt empor. Es war eine köstliche Figur die derselbe aus dem Schreiber Vansen schuf. eine Gestalt, die dem Gemälde eine? ried erlandischen Meisters entnommen sckien, so trefflich gefpiest, so ausgezeichnet in Maske und Haltung, wie man es in gleich vollendeter Weise von Hrn. Krause früber kaum geseben baben kin fte. Verfeblt erschien dagegen der Alba des Hen. Gru be. Die In. scenirung war eine geschickte und zeiste wieder die Sorgfalt und den Geschmack, welche Eirektor Devrient schon bei anderer Gelegenbeit
bekundet hat. . Wallner Theater. . . Vorgestern Abend ging der Schwank .Sie wird ge kũßt von Ratalie von Gsckstruth und Hermann von Anderten zum ersten Male in Scene und fand bei dem gut gꝗistimmten Publikum eine sebr freundliche Aufnahme, gegen welche auch vom Standrunkt der Kritik aus wenig einzuwenden ißt. Das neue Stück ift nickt obne Mängel des seenischen. Aufbaus und die Handlung erlaubt auch Einwendungen in der Ricktung, daß manche Vorgänge in der geschilderten vornebmen Gesellscaft wenig wabrschein lich oder auch ganz unwabrscheinlich sind, aber da es sich um einen Schwank bardelt und die Verfasser sichtlich nicht wünschen, daß die böchften Anfpreche an ibre Arbeit gestellt werden, darf. man mit der schönen Wirkung des Stückes um so mehr zufrieden sein, als es die beiden Faupterfordernisse eines Lustsviels besitzt: fröhliche Laune und gemüth⸗ volle Charakteristit᷑ J . . ö In einem rornehmen Restaurant der Haupistadt seben wir eine Geselsschaft von Offijieren, unter welchen der junge Lieutenant, Graf
8 ; Arlsberg, sich durch seine Leichtlebigkeit und durch den Uebermuth Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 26. Jinuar. Die Regierung hat ö. . erlassen,
; Fheschließung ein⸗ emf ꝛ ; liche 1 . Graf Arlsberg bebt es auf und in jugendlichem Uebermutb giebt er ren Kameraden großsprecherisch sein Wort, er werde die Dame, der
(W. T. B.)
i ischen Staats einnahmen im verflossenen Jahre ri er . ; Schöne, sondern die Frau seines Regiments · Commandeurs. Na
einer Reden hervorthut, in fröblicher Tafelrunde sitzen. Ein Kellner kn den Mantel ciner Dame in einen anstoßenden Raum des
Reftaurantẽ tragen; dem Mantel entfällt unversebens ein Taschentuch;
dieser Mantel gehört, in einer bestimmten Frist von wenigen Tagen küũssen. Diese Dame ist nun aber richt. vie er vermuthet, eine junge
ncerlei Verwickelungen löst sich der Knoten dadurch, daß der junge . sich in seines Obersten Tochter verliebt und von ihr wieder
Anfang 7 Uhr.
76. Vorstellung. Neu einstudirt⸗ burg.
pauvres.)
Dire , Otto Devrient für die deutsche Bühne bearbeitet
ellung. Aenuchen uf zügen von Roderich Fels.
Drama in 4 Aufzügen von Ernnt
Ff. M. Prestele. Mittwoch: s Nullerl.
Central · Theater. Dienstag:
33. M.: Berolina.
ittwoch: Berolina.
Die Ehre.
Dienstag: Gesangsposse in 4 Atten
areuzel Anfang 73 Uhr
In Vorbereitung:
Schwank in 4 Akten von
Sie wird geküßt! schichte der Urwelt.
Dienstag: Stanley in Circus Renz, Karistraße
in 10 Bildern von Alex. Mußsik von G. Severini. Anfang
Wagen neu und prachtvoll
Freldeitspferde.
Mittwoch: Diutsche Turner.
Mit neuer Ausstattung: Zum
Scene gesetzt von 2 ö
Dirigent:
Hausmann. Arfang 71 Uhr.
militãrischen Wefeng, wurde durch die weise Mã stellung zumeist
i Gim nig, Goetbe z g mont zur Auffũhrung. Die Titelrolle lag wieder in den allein die bürgerliche Gesellschaft als . vertrat,
Nesidem - Theater. Direktion: Sigmund Lauren · Dienstag: Die arme Löwin. Les lionnes Schausviel in 5 Akten von Emil Auzier, e von Paul Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang
. 2 2 2 Mittwoch u. folgade. Tage: Die arme Löwin.
Delle⸗Alliance- Theater. Dienstag: 25. Gast⸗ spiel der. Münchener! unter Leitung des Königl. haver. Hofschaufpielers Hin Max Hofvaur. gottschniner von Ammergaun. Volkestück mit Gesang und Tanz in 5 Akten von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Anfang 75 Uhr.
Direktion: Mit vollständig neuer Ausstattung an Kostümen, Deforationen und Reguisiten, zum (. . . ö von Jean Kren. usik von G. Steffens. cene = ; . G. B. gef j vom Direksor Emil Thomag. Anf. 7E Ubr. E M. . R 4
Adolph Ernst⸗ Theater. Dresdenerstraße z.
154. Male: Flotte Weiber. k 3 Treytow.
Foupiets von Gust. Gr. Mußtk von Fran Jotb. Hr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Der Goldfuchs.
Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von 12— 11 1br. — Dienstag: Von 1-3 u. SH. - 81 Uhr: Der nene Phonograph. Um 7J Uhr: Die Ge⸗
Dienstag, z Ubr: Zum 6. Male: Deutsche Turner. Große National · Sriginal · Pantomime vom Hofball
A. Siems n. vom Direktor C . von Cahnbley. Dekorationen, , . ; usikcorps. — Vorher: Auftreten des gefammten Kͤnftler Personals. Reiten und Vorfübren der best. dress. Schul ⸗ und
Coneert⸗ Anzeigen.
Sing Akademie. Dienstag, 28. Jan. : II. Quar · tett · Abend (¶ I. Cyclus): Joachim, de Abna, Wirtb,
eliebt wird., und daß er am Weihna bei einer Ge · ellschaft, die der Oberst giebt, seiner en, bisher widerstrebenden Schwiegermurter nter dem mintletoe Zweig den nach an Ste crlaupten Kuß giebt. Neben dieser Hanptbandlung finden
ü Tiebespagre zufammen, ein Rittmeister mit einer e
ein junger Kffeffor, der das etwag stiefmütter ich
. mid lle vertritt mit der aufblũhenden Stieftochter er ersteren. ; Die einzelnen Geftalten sind zumeist klar und wabr, theilweise mit sehr wirksamem gezeichnet; namentlich gilt das von den im Vordergrund der Handlung stehenden Yersonen, Was die Ver⸗ fasser etwa des Guten zuviel gethan haben in der n, . ausgeglichen. und der fast verfland es auch an dieser Stelle, sich wirksam zur Geltung zu brin⸗ 23 er bätie nur mit etwas kräftigerer ironischer Betonung hervor- beben follen, daß neben dem Militaͤr doch auch ein kleines Plãtzchen fur die Civilisten in der Gesellschaft übrig bleiben müsse.
Man kann im Uebrigen die Leistungen aller Darsteller als recht tüchtige bezeichnen; in erfter Linie aber baben wir von den Damen ö. r welche einen in seiner Geschmacksrichtung etwas äbn angelegten Backfisch, die Tochter des Regiments Gommandeure, zu geben . ö. ö — ö die 3 hi. Schramm gespielt wurde, als hervorragend zu nennen. Bͤ 2. gab Hr. Alexander den. Grafen Arleberg mit militãrischer Strammhbeit, mit welcher er jugendliches Feuer und vornebmes Be⸗ nehmen zu verbinden wußte. Hr. Meißner gab einen Offiniers. burschen mit gewobntem, drastichen Humor, und Hr. Kurz den Regiments · Commandeur mit gemũthvoller Gemessenheit = Das Publikum schien von dem Dargebotenen recht beiriedigt iu sein und der Beifall, der dem Schwank nach jedem Aktschluß reichlich zu Tbeil ward, war kaum auf einen Moment unterbrochen. Die Darsteller mußten wiederkolt vor der Gardine erscheinen und mit ihnen Hr. von Anderten, der eine der beiden Verfasser.
Sing ⸗ Akademie. ; .
Gestern gab die Gesangskünstlerin Frau Erna Lißner, die bier bereits in einigen Musikauffübrungen mit Erfolg mitgewirkt bat, ihr erftes eigenes Concert. Die Sängerin, die ibre Studien unter deitung des Hrn' Prof. Ferd. Sie er gemacht hat. besitzt eine sebr wohl klingende und umfangreiche Sopranstimme, die nur in den höchsten Tönen der zweigestrichenen Oktave etwas scharf klingt Mufterhafte Reinheit der Intonation, Teutliche Augsprache, vollkommene Aus gleichung der Töne bei vieltaktigen gebundenen Tongruppen, ohne den Wthemansaß, hören zu lassen. besonders aber ihre außer ordentliche Keblfertigkeit im Ausfübren schwieriger Koloraturen und Triller zeugen von gründlicksten Studien. Diese letztgenannten Vor üge brachte Frau TX. in der Arie „Bel raggio“ aus, Semitamis von Rossini, sowie in dem Tied von Taubert: Ich muß nun einmal fingen und in Variationen von Rode ganz besonders zur Geltung und erwarb sich dadurch leb · bafte, oft stürmiscke Beifallsbezeugungen des zahlreich erschienenen Publikums. Im Vortrag zweier ebenso beifãllig aufgenommener Lieder von Schubert bewies sie zugleich eine zarte und feinschatzirende Ausdrucks weise. Unterstũtzt wurde das Concert durch die Violin⸗ virtuosin Frl. G. Morgan und den Dianisten Hrn. E Borwick, rie in Gemeinsckaft die Sonate (D-moll) von Brabms korrekt und schwungvoll ausfübrten und außerdem noch mit einigen sehr gelungenen Solovorträgen berrortraten, die fich gleichfalls der gimftigsten Auf nabme erfreuten. ;
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Karlsruhe, 27. Januar. (W. T. B.) Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden ist, zuverlässigen Nachrichten zufolge, befriedigend; der Aufenthalt in Nervi übt eine sehr wohlthätige Wirkung aus, und der Katarrh, den sich die Kronprinzesfin in Folge einer Erkältung in Meran zugezogen hatte, ist wesentlich gebessert.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Contert- Jaus, Leipꝛigerstt. 8 frrũber Bilse) Karl Meyder ˖ Concert. Dienstag, 28 Jan.: Quvert. ‚Preciosa? v. Weber. Dig Felsenmũble v. Ffeifsiger. „Les Preludes“, v, Lisit. Die Schlitt schubläufer . Waljer v. Waldteufel. Musik. Täuschung, Potvonrri v. Schreiner. Grand · Fantasie f. Piston v. Richter, vorgetr. v. Hrn. Richter. — Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Maria v. Wesiboven mit Hrn. Schulrath Dr. Arnold Sachse (Berlin). — Frl. Toni Kufenberg mit Hrn Lieutenant Popp 9 eg⸗ .,, 53 Hrn. Fritz Meyer Herdecke i. W.). *r re r, be gelar Halder mit ö Vogel
Der Serr⸗ Oberbayerisches
Musik von
(Berlin). = Hr. Albert Schwarz mit Frl. Hedw. Krayn (Berlin). — Hr. Regierungs Bauführer Gust. Holland mit Frl. Marg. Hoepke (Berlin). Sr. Königlicher Regierungs · Baumeister Albert Nixdorff mit Frl. Emma Schneider ,
O
Gmil Thomas.
i Söhne: Hrn. Herm. Voe Snei s ι⸗ Hrn. CG
Dablerbruck. — r f. Dablerbrũ . nan g. ¶ Weilburg).
sorben: Hr. Anton von Kaeden (Köln). — . Paul Friedrich von Rabenau Ober · Amtmann
Frech,
Pomm.) — mann Berlin) Wiesbaden). - h von der Schulenburg (Priemern).— H 9 4 , . 3
lotilde von Ompteda, geb. von Reden nn ö — Frau Professor Alma Jülicher, geb. Engels ¶ Marburg).
Nedacteur: Dr. H. Klee.
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Beilagen (einschließlich Börsen Beilage) ( 1699)
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24
Me 26.
Parlamentarische Nachrichten.
Schlußbericht der vorgestrigen (52) Sitzung des Reichs⸗ tages. Dritte Lesung des Sozialisten gesetzes.
Senator Kluegmann (Lübeck): Ich habe die Angriffe des Hrn. Dietz in der zweiten Lesung auch gehört, mir ef es aber, als wenn es mehr um persönliche Angriffe gegen den Senator Hachmann, als um sachliche Angriffe handle. Auf Grund von Erku . ist mir mitgetheilt worden, daß das Verbot der „Bürgerzeitung“ und der „Gerichts⸗
g“ in Hamburg mit vollem Grunde erfolgt ist; die Be⸗ chwerdekommission hat anerkannt, daß das Verbot schon viel früher hätte erfolgen sollen.
Abg. Liebknecht: Im Elberfelder Prozeß ist nichts weiter festgestellt, als daß die Arbeiter das gethan haben ohne Genehmigung der Polizei, was sie mit Genehmigung der Polizei nicht thun konnten. Der Londoner Sozialdemokrat“ ist eine Folge des Sozialistengesetzes, er wird verschwinden, wenn die 2. sich wieder frei bewegen kann. Daß die Sprache einer unterdrückten Partei eine schärfere ist, ist selbstverständlich. Anarchisten sind wir nicht, die Anarchisten sind Sie. Daß das geistige Moment bei der Sozialdemokratie fehlt, ist nicht wahr. Ich verweise Sie an das Mitglied der hohen Aristo⸗ kratie, welches vorhin gesprochen und anerkannt hat, daß ein ideales Moment in der Sozialdemokratie vorhanden ist. Wir haben uns stets gegen die Strikes erklärt. Es ist von einem Reichstagsmitgliede, einem BVergwerksbesitzer, erklärt worden, daß die Verhütung des Strikes nur den Sozialdemo⸗ kraten zu danken war. Wenn meine Angaben bestritten werden sollten, so werde ich demjenigen, welcher sie bestreitet, den Namen des Betreffenden nennen, der augenblicklich krank ist. In dem heutigen Volksblatt ist ausdrücklich eine Warnung enthalten an die Bergarbeiter; sie werden darauf aufmerksam gemacht, daß ein Strike jetzt nur dahin führen könnte, daß die Flinte schießt und der Säbel haut. Der Ausweisungs⸗-Para—⸗ graph ist niemals ein durchschlagendes Mittel gewesen; er hat fast nur zur Chikanirung und Coujonirung einzelner Personen geführt. Eine gemeingejährliche Bestrebung ist die Brot⸗ vertheuerung, und bei der Auslegungsfähigkeit des Paragraphen kann auch diese einmal unter das Gesetz fallen. Bei der ersten Lesung sprach Hr. Herrfurth ganz ruhig und ziemlich objektiv; als er vorgestern sprach, wandte er sich an die Bourgeoisie und führte ihr das rothe Gespenst vor. Wir sollen unsere Ziele verhüllen. Aber was wollen Sie denn? Das Volk rechtlos machen! Das sagen Sie aber nicht. Wir machen aber gar kein Hehl daraus, daß wir eine Aenderung der Eigen⸗ thumsverhältniffe herbeiführen wollen. In Paris fand eine internationale Versammlung der Arbeiter statt. Die Fanatiker wurden vor die Thür gesetzt, und in der maßvollsten Weise wurden die letzten Ziele ausgesprochen. Ist denn da von Mord und Todtschlag die Rede gewesen? Wer das ge⸗ than hätte, den hätte man als verrückt betrachtet. Ich habe die anarchistische Partei nirgends finden können, weil ich nicht das Bedürfniß habe, mir Gespenster vorzumachen. Ich bin bedroht worden, als ich nach Amerika gehen wollte; ich bin hinüber gegangen, und es hat mir Niemand ein Haar gekrümmt. Die Furcht ist der schlechteste Rathgeber in der Politik. Um Gewaltthätigkeiten zu verhindern, braucht man doch kein Sozialistengesetz. Sie sind nicht allein Staat und Gesellschaft, dazu gehören wir auch, und ich behaupte, daß die Sozialdemokraten mindestens eben so nützliche, wenn nicht nützlichere Mitglieder der Gesellschaft sind als Sie. Es ist zu spaͤt, auf die theoretischen Einzelheiten einzugehen, die Wähler werden am 20. Februar schon ihre Antwort geben.
Abg. Prinz zu Carolath-Schönaich erklärt, nur in ⸗ e . Namen, nicht in dem seiner Partei, gesprochen zu
aben.
Abg. Kulemann: Die große ,, in unserem sozialen Leben, welche sich im letzten Theil unseres Jahrhun⸗ derts vollzieht, soll nicht unterdrückt werden; wir wollen nur dafür sorgen, daß das Staatsgefäß durch diese Gährung nicht gewaltsam auseinandergesprengt wird.
Abg. von Helldorff; Zur zweiten Lesung hatten wir verschiedene Anträge gestellt und glauben dadurch unseren Standpunkt so klar dargelegt zu haben, daß wir durch noch⸗ malige Einbringung derselben die Verhandlungen nicht auf⸗ halten wollen. .
Abg. Rickert: Ich möchte nochmals erklären, daß ich meine früheren Ausführungen bezüglich der Mißgriffe bei Handhabung des Sozialistengesetzes in Baden vollständig auf⸗ recht erhalte. Ich höre soeben, daß das Gesetz mit Hülfe der Konservativen abgelehnt werden wird. Nun, bei den Wahlen wird eine solche Entscheidung getroffen werden, wie sie der Würde und Ehre des deutschen Volkes entspricht.
Bundesbevollmächtigter Freiherr von Marschal l (Baden):
Der Herr Vorredner hat bebauptet, er könne aufrecht erhalten. was er früber gesagt kabe. Dem gegenüber konstatire ich, daß er früher von einer Mißwirtkschaft in Baden ge⸗ sprochen hat, d. h. doch von einer systematischen illoyalen Handhabung des Geseßes unter den Augen, unter der Kon venienz der Regierung Und heute ziebt er sich darauf zurück, zu sagen, daß einzelne Mißgriffe in größerem oder geringerem Umfang vorgekommen seien. Ich kabe weiter nichts zu konstatiren, als daß von der Mißwirthschaft bis zu den einzelnen Mißgriffen ein bimmel“ weiter Weg ist. Diesen Weg hat der Hr. Abg. Riceit zurückgelegt, und darum sage ich: Er bat in dieser Frage den Rückzug angetreten; nicht er hat aufrecht erhalten, was er gesagt bat, wohl aber kann ich alles das aufrecht erbalten, was ich auf Grund des Aktenmaterials hier vorgetragen habe.
Die einzelnen Artikel werden in der Fassung der zweiten Lesung a ngen gmmen. .
Die Gefammtab stimmung über das Gesetz ist eine namentliche.
Es stimmen 169 Abgeordnete gegen, 98 für das Gesetz, dasselbe ist demnach abgelehnt. .
Dafür stimmen gichen die Reichspartei, mit Aus⸗ nahme des Abg. Freiherrn von Unruhe⸗Bomst, und die Nationalliberalen, mit Ausnahme des Abg. Sedlmayr, da—⸗ egen Deutschtonfervative, Centrum, Polen, Freisinnige und ialdemokraten.
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 27. Januar
Präsident von Levetzow ertheilt hierauf dem Staats⸗ sekretär Dr. von Boetticher das Wort, welcher dem Hause von einer Kaiserlichen Botschaft Kenntniß giebt, wonach der Kaiser beabsichtigt, den Reichstag zu schließen und die Ab⸗ geordneten auffordert, zu diesem Zwecke heute Abend 6 Uhr im Weißen Saale des Königlichen Schlosses zusammenzutreten.
Praͤsident von Levetzow giebt alsdann die übliche Ueber⸗ sicht über die geschäftliche Thätigkeit des Reichstages in der abgelaufenen Session, und nachdem der Abg. Graf von Moltke, als ältestes Mitglied des Hauses, den Dank des⸗ selben dem Präsidenten ausgesprochen, schließt Präsident von Levetzow die Sitzung mit solgenden Worten:
Meine Herren! Wir mögen kommen oder geben, unser erster und letzter Blick richtet sich auf unsern Kaiserlichen Herrn, in dessen starke und treusorgende Hand die Geschicke des deutschen Vaterlandes gelegt sind. Am Schlusse der Legislaturperiode und bevor wir den Saal rerlassen, wollen wir noch einmal uns rereinigen in dem Rufe: morituri te salutant, unser Kaiser Wil belm 1I. lebe hoch!“
Das Haus stimmt dreimal begeistert in den Ruf ein.
— Die am Sonnabend im Reichstage gehaltene Rede des Staats-⸗Ministers Herrfurth hatte folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Trotz der vorgerückten Zeit halte ich mich doch verpflichtet, gegenüber den Ausführungen des Hrn. Abg. Bebel, namentlich bezüglich des Elberfelder Sozialiftenprozesses, welchen er in ein ganz falsches Licht gerückt hat, noch einige Worte zu sagen. Zunächst möchte ich darauf hinweisen, daß seine Bebaurtung, das Sozialistengesetz babe die Gebeimbündelei gejüchtet, ebenso falsch ist. wie die andere Behauptung, das Sozialistengesetz habe den Anarchismus und die Anarchisten gezüchtet.
Meine Herren! Beide Bebauptungen sind ebenso falsch, als wenn Sie sagen wollten, das Strafgesetzbuch züchte Vergehen und Verbrechen, und es würde sich das Privateigenthum einer viel größeren Sicherheit erfreuen, wenn die Vorschriften, welche wegen Bestrafung von Diebstahl und Raub gestellt sind, in Wegfall gebracht würden.
Meine Herren, es ist wiederholt darauf bingewiesen worden. daß das Gesetz rom Jabre 1873 sich nicht gegen die Sozialdemgkratie als solche, sondern gegen die gemeingefäbrlichen Bestrekungen derselben richtet. Nicht nur die sozialdemokratische Gesinnung ist strafloz, sondern auch die öffentliche Bethätigung dieser Gesinnung in Wort und Schrift, so lange sie sich innerhalb der gesetzlichen Schranken kält. Wir seben ja, wie tagtäglich eine Reibe von Zeitung en erscheint, welche sich zur sozialdemokratischen Lebre bekennen und diese Lehre zu verbreiten sich bemüben. Tagtäglich werden sozialdemokratische Versammlungen abgehalten, und die Partei bat namentlich in ihren Vereinen für die sogenannten volksthümlichen Wahlen! ja auch eine Vereinsorganisation, die iweifellos einen sozialdemokratischen Charakter trägt und sozialdemokratische Ziele verfolgt. So lange wie in der Verfolgung die er Ziele die Sozialdemokratie sich in Wort und Schrift, in Versammlungen und Vereinen innerbalb der gesetz lichen Schranken bält, so lange wird gegen sie nicht eingeschritten und kann gegen sie nicht eingeschritten werden. Sobald sie aber sich zu den gemeingefäbrlichen Bestrebungen rersteigt, sobald sie auf den Umsturz gerichtete Bestrebungen zeigt und dieselben in einer den öffentlichen Frieden und die Eintracht der Bevölkerunge klassen störenden Weise zur Geltung bringt, dann muß gegen sie ein⸗ geschritten werden, und wenn Sie behaupten, dadurch seien Sie genöthigt, Geheimbünde zu errichten, ja, meine Herren, dann geben Sie ju, daß in dem Wesen der Sozial demokratie diese friedenstörende Richtung, diese auf den Umsturz der bestehenden Staats. und Gesellschaftsordnung ge⸗ richteten Bestrebungen als nothwendige Bestandtheile mit enthalten seien, und wenn Sie Ihrerseits — das war ja eine Aeußerung des Herrn Abg. Bebel — behaupten, es belfen alle solche gesetzlichen Mittel gegenüber der Sozialdemokratie nichts, sie sei wie eine lernäische Schlange, der sofort wieder zwei neue Häupter wachsen, wenn das eine abgeschlagen wird, ja, meine Herren, will er etwa mit diesem Vergleich darauf hinweisen, in welcher Weise Herkules der lernäischen Schlange doch Herr geworden ist? Ignis sanat!
Was nun aber den Sozialistenprozeß in Elberfeld an—⸗ langt, so hat allerdings der Hr. Abg. Bebel demselben sehr nahe estanden, denn er gehört ja zu den in diesem Prozeß freigesprochenen
ngeklagten. Ich habe nun die Ueberzeugung, er hat etwas zu nahe gestanden, um den richtigen Gesichtswinkel für die Beurtbeilung dieses Prozesses gewinnen zu können. Ich möchte mich bei der Be—⸗ urtheilung dieses Prozesses ebenso wenig, wie lediglich auf die An—⸗ klageschrift des Staatsanwalts, so auch lediglich auf die Beurthei—⸗ lung der Angeklagten stützen, jondern ich würde vorziehen, mich auf die Stellung des Richters zu stellen, welcher nach der An—⸗ börung der Anklage des Staatsanwalts und der Vertbeidigung des Angeklagten nach seinem pflichtmäßigen Ermessen das Urtheil gesprochen hat. Meine Herren! Ich will gleich vorausschicken, das ÜUrtheil ist zur Zeit noch nicht einmal in seinem ganzen vollen Umfange mit schriftlichen Gründen veröffentlicht. Gegen dies Urtheil ist sowobl von den Angeklagten, als von der Staatsanwaltschaft das Rechte mittel angemeldet, und wir stehen also bier einem rechtskräftigen Erkenntniß noch nicht gegenüber; aber ich glaube, es ist doch immer für die Beurtheilung diefes Prozesses zur Zeit kein besserer Anhalt gegeben, als die Gründe, welche der Richter bei der Verkündung des Urtbeilssprucks als für die Entscheidung des Gerichtshofs maß ⸗ gebende in öffentlicher Sitzung verkündet hat, und da möchte ich nun aus diesen Gründen doch zur Widerlegung der Anführungen des Hrn. Abg. Bebel auf eine Reihe von einzelnen Punkten aufmerk⸗ sam machen.
Der Hr. Abg. Bebel hat gesagt: ein Theil der Angeklagten Des ist ungefähr die Hälfte — ist glänzend freigesprochen, das sind Diejenigen, gegen die die Anklage erhoben wurde, daß eine allgemeine Verbindung der gesammten Partei unter der Führung der parlamen. tarischen Vertreter der Sozialdemokratie zu diesem gesetzwidrigen Zweck bestanden habe; hier ist die Unschuld glänzend gerechtfertigt; der andere Theil ist allerdings verurtheilt, aber lediglich auf die Aussagen von unbekannten Gewährsmännern, deren Namen von den betreffenden unglaubwürdigen Polizeikommissarien nicht genannt werden konnten, und er hat bier gegen die betreffenden Polizeikommissarien und deren Glaubwürdigkeit noch eine Reihe von Anklagen erhoben. ? Meine Herren, Sie gestatten mir, daß ich dem gegenüber einige Stellen aus dieser Begründung des Gerichtshofs verlese. Zunächst heißt es da, was die Verurtheilten betrifft:
Bei der Würdigung des umfangreichen Beweigmaterials hat der Gerichtshof die von Polizeibeamten, namentlich den Polizei- kommissaren Wilsing und Kammboff, gemachten Bekundungen, weil diese nicht auf eigener Wahrnehmung, sondern auf Mittheilungen unbekannter, von den Polizeibehörden als zuverlässig erachteter Per⸗ sonen beruhen, nicht als ein sicheres Beweismittel er achtet, weil dem Gerichtshof jede Kenntniß fehlt, wer diese Gewährsmänner sind und damit die Möglichkeit der Prüfung, ob dieselhen Glauben verdienen; das Urtheil der Polizeibeamten über die Glaubwürdigkeit der Zeugen kann das richterliche Urtheil
nicht ersetzen. Obwohl nun nach dem Resultat der Beweisaufnahme anerkannt werden muß, daß die volizeilichen Berichte vielfach sich als
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zum Dentschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1890.
richtig herausgeftellt haben und alle Seitens der Angeklagten ver⸗ suchten Angriffe gegen die Glaubwürdigkeit und Ebrendaftigkeit der Polizeibeamten vollständig in nichts zerfallen find, fo hat der Gerichtéebof dennoch diesen Bekundungen nur soweit fär die Bil- durg seiner Ueberjzeugung Werth beigelegt, als sie durch andere Beweise ausreichend unterstützt sind.
Diese erweiterten Beweise sind nun durch eine ganze Reihe von Zeugenaussagen gefunden worden. Daraufbin sind die Angeklagten ver= urtbeilt, und zur Charakterisirung der Angeklazren spricht nun der Gerichte bof noch Folsendes aus: .
„Bei Abmessung der Strafen war die Gemeingefäbrlickkeit des Treibens der Angeklagten zu berücksichtigen Es war zu erwägen, daß, wie aus den verlesenen Stellen des „Sozialdemokraten der- vorgebt, die Bestrebungen der sozialdemokratischen Agitation darauf gerichtet sind, durch Entstellung von Thatsachen und faliche Vor⸗ spiegelungen die Erundlagen des Staats, der Gesellschaft und der Religion zu untergraben? daß gerade in diesem Prozes sich heraus- gestellt hat, wie der Sinn für Wahrbeit, ja selbst die Scheu vor der Heiligkeit des Eides geflissentlich gestort wird.
Meine Herren, dies in Bezug auf die verurtheilten Angeklagten. Nun komme ich auf die freigesprochenen, glänzend ge⸗— rechtfertigten Unschuldigen Da beißt es:
„Dagegen bat der Gerichtsbof nicht die volle Ucberzeugung gewonnen, daß in Deutschland eine allgemeine Verbindung einer Mehrzahl von Personen mit der Fraktios des Reichstages, und zwar in dem Sinne der 55. 128 und 128 des Strafgefetz⸗ buchs bestebt. Der Gerichtshof hat nickt verkannt, daß aus dem Inhalt der verlesenen Artikel des „Sozialdemokraten, namentlich des Leitartikels in Nr. 38 ron 1880, aus den Beschlüffen der Kongrefse zu Wyden und Kopenbagen, aus der ganzen Einrichtung des Kassenfonds, dessen Bestand sich auch ars dem Ueberschusse verbotener Druckschriften und des „Sozialdemokraten sowie aus Sammlungen örtlicher Verbände zusammensetzt, sich schwere Verdschtẽ⸗ momente für das Beftehen einer solchen Verbindunz ergeben, hlerfür auch die obengedachte Grillenberger'sche Korresronden; zu sprechen scheint. Allein diese Argumente erschienen bei cin ebender Erwägung nicht zwingend genug, um mit Sicherbeit auf das Vorhandensein einer derartigen Verbindung zu schließen; sie lassen sich auch als Be⸗ schäftigung einer Parteiorganisation erklären und konnte daher bei vorhandenen Zweifeln an dem Vorbandensein einer allge⸗ meinen, von der Reichstagsfraktion geleiteten Verbindung im Sinne der 5§. 128 und 129 des Strafgesetzbuches Strafe nicht erfolgen.“ Meine Herren, diese Art von Freisprechung erinnert mich etwas an
j'nen woblwollenden Richter, der zu einem des Diebstabls Angeklagten, aber wegen mangelnder Beweise Freigesrrockenen sagte: Wir nehmen an, Du hast nicht gestohler, aber stiehl nicht wieder.
Meine Herren, der Sozialistenprozeß in Elberfeld ist, das gebe ich zu, nach verschiedenen Richtungen hin lehrreich, lehrreich auch für die verbündeten Regierungen und lehrreich auch für dieses hohe Haus und namentlich für Diejenigen in demselben, welche den ver⸗ bündeten Regierungen die Mittel weigern wollen, welche dieselben zu Tiner Repression der gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial demokratie nothwendig erachten.
Lebrreich ist dieser Prozeß zunäckst für die mit der Ueber⸗ wachung jener gemeingefäbtlichen Bestrebungen beauftragten Bebörden. Er zeigt von Neuem wieder, wie dringend es erforderlich ist, die höchste Vorsicht walten zu lassen bei der Benutzung der Aussagen solcher Mitglieder der sozialdemokratischen Partei, welche sich bereit finden lassen und sich selbst dazu anbieten, die Gekeimnisse ibrer Parteigenossen preiszugeben, sobald sie sich davon verssrliche Vortheile versprechen können. Meine Herren, daß derartige Personen, welche sehr geneigt sind, weniger, und leider auch oft mebr za sagen, als sie wissen, nicht als Vertrauensmänner bezeichnet werden können, ist zweifellos, denn Vertrauen verdienen sie sehr wenig. Jede ihrer Aussagen und Angaben bedarf einer ganz genauen Kontrolirung und Verifizirung, bevor man irgend darauf etwa bauen karn, und zwar um so mehr, weil die betreffenden Perfonen sebr geneigt sind, ihr Geschäft nach beiden Seiten bin nutzbar zu machen. ; .
Aber, meine Herren, so lange im Geheimen mit en ,. Mitteln gesetzwidrige Zwecke verfolgt werden, so lange sind die Be⸗ börden berpflichter, dem nachzugeben, und dabei können sie derartige Personen leider nicht enttebren — ich sage; Leider, denn das gebe ich zu, derartige Personen und ihre Glaubwürdig- keit sind in der Mehrzahl der Fälle nicht reinlich und nicht zweifelsohne. . ;
Aber, meine Herren, der Elberfelder Sozialistenprozeß giebt doch auch noch eine ganze Reihe anderer Lehren und von denen möchte ich zwei noch besonders hervorheben. Er zeigt uns zunächst, daß, wenn bier in diefen Haufe die parlamentarischen Führer der Sozialdemo⸗ kratie immer bekonen, daß sie nur mit geistigen Waffen den Sieg für die Sozialdemokratie zu erringen bemüht sind, daß es ihnen fern läge, irgendwie auf den Weg der Revolution, der unmittelbaren Gewalt hinzuwirken, daß durch die Wucht des Gedankens die Sozial demokratie siegen werde, — zun, meine Herren, wir sehen leider, daß die Maffe da draußen sick an diese Lehren nicht hält; die findet nicht die Richtschnur ibres Handelns in den mit einem wissen⸗ schaftlichen Anstrich versehenen und ãußerlich gemãßigten Dedut⸗ tionen der Führer in der rarlamentarischen Fraktion, sie sieht ihr Erangellum und die Ricktscnur ihres Handelns in dem Lon⸗ doner „Sozialdemokrat“, dessen Einschmuggelung und Ver⸗
eichnet werden kann. . / ö Meine Herren, was dieses Blatt anbelangt, so bedarf es wohl eigenflich einer weiteren Charakterisirung desselben nicht. Ich glaube, Jedem in diefem bohen Bause ist der Charakter dieses Blattes be⸗ fannt und ich brauche nickt etwa einzelne Stellen aus demselben . vorzulefen. Ich unterlafse das um so mehr, als ich mich ja son auch wohl Der Verbreitung des „Sozialdemokrat! gewissermaßen schuldig machte. . ⸗ Aber ich habe in dem engeren Kreise der Kommission derartige Mittheilungen gemacht, und ich kann nur das Gine konstatiren, fa st in jeder' Num mer diesez, Blattes sind Strafthaten enthalten, welche unter das gemeine Recht fallen. Gs finden sich fast in jeder Nummer Vergeben, welche die 88. 139 und 131 des Straf ⸗ gesetzbuches mit Strafe bedrohen, nämlich Aufforderung zu Gewalt⸗ fhätigteiten in Frieden störender Weise, Verbreitung erdichteter und entsteliter Thatsachen, welche die Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen bestimmt sind; und fernerhin Majestätsbeleidigungen, welche von diesem Blatt neuerdings geradeju zu einer Art Spezialität ausgebildet sind. In jeder Nummer degselben aber find — das ist zweifelles — Bestrebungen vorhanden der in dem 5§. 1 des Sozialistengesetzes bezeichneten Art. Be⸗ strebungen, welche auf den Umstur; der bestehenden Stagts⸗ und Gesell= schaftgordnung gerichtet sind, und welche den Klassenkampf, den Kiaffenhaß, die Störung des edens und der Bevölkerung zum wecke haben und zu erreichen sehr geeignet sind. Denn, meine erren, dieses Blatt ist überaus . redigirt, ist in seiner Wirkung auf die großen Massen sehr wohl berechnei, und daß es seine Wirkung gethan hat, haben wir in diefem Prozesse gesehen. Der Samen, den der Londoner „Sozialdemokrat“ autgestreut hat. ist
Früchte getragen.
auf einen wohlvorbereiteten Boden gefallen und hat seine Ich erinnere daran, was betreffs der drei An⸗
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breitung geradezu als der Sport der Sozialdemokratie be . ;