1890 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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11 Uhr den Vortrag des Civilkabinetß, um 126 Uhr denjenigen des Haus⸗Ministers von Wedell und hatten vorher noch eine Besprechung mit dem Staats⸗Minister Dr. von Goßler. m,. unternahmen Se. Majestãt einen Spazierritt nach dem Grunewald und sprachen nach demselben den , , Um 5 Uhr statteten beide M ajestäten den Großberzoglich badischen Herrschaften einen Besuch ab. Von 6is— M/ Uhr nahmen Se. Majestät Unter⸗ richt im Florettfechien und erledigten dann Regierungs⸗ angelegenheiten

Heute Vormittag hörten Se. Majestät um 10 / Uhr den Vortrag des Kriegs⸗-Ministers und von 111 Uhr ab den— jenigen des Chefs des Militärkabinets.

Heute Nachmittag fand eine Sitzung des Bundes⸗ raths statt. Vorher waren die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß⸗ Lothringen zu Sitzungen versammelt.

Der Fürstlich schwarzburg⸗rudolstädtische Bevollmãchtigte 2 Bundesraih, Staatt⸗Minister von Starck ist hier an— gekommen.

S. M. Kreuzer⸗Korvette „Jrene“, Kommandant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, König⸗ liche Hoheit, ist am 29. Januar in Port Said eingetroffen und beabsichtigt heute nach Malta in See zu gehen.

anlassung des Namensfestes des Prinzen

Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗Reg enen in Allerhöchs⸗ dessen Appartements, um zu gratuliren, worauf dann das Frühstück eingenommen wurde. Aus gleicher Veranlassung Fiebt der Prinz Regent heute Nachmittag 4 Uhr in den Reichen Zimmern der Königlichen Residenz eine Familien— tafel, l alle Mitglieder des Königlichen

sowie auch der

des 8. 3 ihre Zustimmung und nahm Deputation Bayern. Munchen, 29. Januar. (Allg. Ztg) Aus Ver- nns . rnu lh ver⸗ sammelten sich heute Vormittag sämmtliche Mitglieder der Familie

andererseits in Bayern Einrichtungen bestnden. welche im Reiche Postgebiet nicht angetroffen und nur ungern vermißt würden.

somme, daß die Klagen aus der Pfali kämen, und zwar aug einer weniger dicht bevölkerten und weniger woblbabenden Gegend. In Lemm HLangrenzenden Glfaß, wo die Bevölkerung dichter und wohl- habender fei, bestebe schon aus natürlichen Gründen ein größerer Verkebr. und hiermit erkläre sich auch die größere Anzabl von ost· anftalten. Daß übrigens in Bayern verbältnißmäßig wenigen ost⸗ austalten beffänden als im Reichggebigt, fei zurugeben. Die Verwal rung sei denn auch bestrebt, diesem Mangel mebr und mehr abzu bel ter Auffallend erscheine es, daß Gesuche um Vermehrung der; artiger Cinrichtungen bisber nur in sehr geringer Anzahl eingelangt seien; erst in neuerer Zeit mehre sich die Zabl derfelben. Es sei nicht Auf gabe der Verwaltung, allen Wünschen, welche etwa bestãnden, zurorzukommen, und es müsse im Allgemeinen den interessirten Be zlkerungekreifen überlassen werden, das Bedürfniß nach einer Ver⸗ befferung der bestehenden Zustände kundzugeben und entsprechend zu

kegrũnden.

Eachsen. Dresden, 29. Januar. (Dresd. J) Am Königlichen Hofe fand gestern in den Paradesälen des König⸗ lichen Residenzschlosses der erste diesjährige Hofhall statt, an' welchem Se. Majestät der König, Ihre Königlichen Hobeiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde, nie Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. deiliabhmen und zu dem gegen 900 Einladungen ergangen waren. . . Die Zweite Kammer ertheilte in ihrer heutigen Sisung dem Gesetzentwurfe, den Wegfall der 3 Fonsbeiträge der Geistlichen und Lehrer betre end, auf Anrathen der Finanz⸗Deputation A unter Streichung

einen von der

gestellten Antrag an die Staatsregierung

naͤchsten Landtage eine Vorlage zu machen Then Beseitigung der bisherigen Befreiung der Geist⸗ ien und Volksschullehrer von persönlichen Kirchen⸗ anlag Darauf ging die Kammer zur Berathung des

anlagen.

AefDnitts F des ordentlichen Stagtshaushalts⸗

an, dem

Etarz, Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts über, der von der Finanz⸗ Deputation A mit einigen Tenigen, mit der Staatsregierung vereinbarten Aenderungen *. ar Genehmigung empfohlen wurde. Zu Kap. S*, evangelisch⸗ 1 nz und der beute

Ge Leo—

seiner Angabe in zwei

arb sches Landeskonsistorium, fragte der Abg. Bebel an, wie

ac die Regierung zu politischen Agitationen verhalte, die nach = allen durch Flugschristen oder von

Ter Kanzel herab von Geistlichen getrieben worden seien, und

erhielt vom Staats-Minister Pr. von Gerber die Antwort,

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2 daß er die Agitation von der Kanzel zwar , . daß er

kannt, wodurch die Landtagsdauer bis zum 28. verlängert wird, und widmete dann dem dahingeschisdenen ersten Präsidenten der Kammer der Reichsräthe, ** von Franckenstein, einen warm empfundenen = ruf. ei der darauf folgenden Berathung des Jußtij⸗ Etats besprachen die Abgg. Wag ner⸗Memmingen, Gunzen⸗ häuser und Beckh die Mängel des gegenwärtigen Vor— bereitungsverfahrens in Er nff hen welche die Vieder⸗ einführung der Berufung als nothwendig erscheinen ließen. Auf Änregung der Abgg. Maison und gar ** nellte der JuftizMinister Freiherr von Leonrod in etwa 8 Wochen die Vorlage neuer Pläne und Kostenanschlage für den Münchener Justizpalast in Aussicht. .

In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Abgeordneten brachte bei der General⸗ diskussion der Referent Dr. Freiherr von Stauffenberg die Post werth zeichen zur Sprache und meinte, es würde durch eine Vereinbarung der Reservatstaaten und des Reiches mög⸗ lich sein auf Grund des bisherigen Erträgnisses der drei Post⸗ gebiete, die Ertragsquoten zu bestimmen. Uebrigens sei die Frage nicht praktischer, sondern nur akademischer Natur. 3 trage sich auch keineswegs mit der Absicht, an dem Post— Reservatrecht Bayerns zu rütteln und wolle die Sache nur erwähnen, weil in der letzten Zeit viel davon gesprochen worden sei. Der Korreferent Abg. Geiger syrach seine Befriedigung darüber aus, daß der banerische Gesandte so energisch im Reichstag gegen den Abg. Bürklin aufgetreten sei. Hierauf erwidert? der Staals⸗-Minister Freiherr von Crailsheim:

Seitdem Postkarten mit fremden Marken befördert würden, könne von Unbequemlichkeiten des Publikum nicht mehr gesprochen werden. Wenn man darauf binwelse, daß bei der jetzt bestehenden Verschiedenartigkeit der deutschen Briefmarken die Ausgleichung kleinerer Zahlungen, auf welche man im Verkehr von Ort zu Ort angewiesen sei, erfchwert werde, so müsse er bemerken, daß Brief marken nicht dazu bestimmt seien, als Zahlungsmittel zu dienen. Es babe fich 1882 eine der baperischen Handelskammern gegen Tie Vereinbeiflichung der deutfchen Briefmam ken gerade znit Rücscht darauf ausgefproechen, daß es einen Mißbrauch in der. Geschäftswelt kilde, wens kleinere ZaklungLen vorwiegend durch Briefmarken aus. gealichen würden und Taß es nicht wünschenswertb sei, nenn diesem WMißstand durch Einführung der Finbeitsmarke noch weiter Vorschub geleistet werde. Wenn übrigens in der That ein Bedürfniß bestände, fleinere JZablungen durch entsprechende kleine Werthzeichen auszugleichen, fo bebindere nichis, diefe Ausgleichung in Gebühren- oder Wechselstempel⸗ marken vorzuneb men. Den Ängriffen gegen den Fortbestand der eigenen daverisc en Postmarken Üege äusig der Irrthum zu Grunde, daß es der Regĩerurg wesentlich darauf ankomme, daß in Bave rn Briefmarken mit baherifchen Emblemen und nicht folche mit den Reichsemblemen

anggegeben werden. Hierbei werde jedoch voll ständig äber een, daß die . . der Einnahmen aus dem baverischen Postverkehr von der

wendung der baveriscen Postmarken abhänge, diese Verwendung sohin geradezu die Garantie ** Gimnahmen bilde Es könnte aller ding versucht werden, eine gemeinschaftliche Postmarke ein ˖ en um alsdann nach üinem bestimmten Maßsiab eine Heraus ·

von Seite des Reichs zu beanspruchen. Eine derartige Re⸗

könne aber nur im Wege deg Vertrages erfolgen. Gegen eine

che Bereinbarung befänden aber die schwersten. Bedenken. Denn

m auch vielleicht angenommen werden könne, daß eine Jolche Ver⸗ Inbarung 6 die bayerijche Postverwaltung in finanieller Hinsicht von Vonbeil sen so warte dieselbe doch in politischer Hinsicht schwerlich ohne Cinfluß sein können. Auch würde es fraglich sein, ob alsdann die Selbftandigteit der Tarifituͤng im inneren bayerischen Verkebr sich würde aufrecht erhalten iassen. Wie übrigens aus den Erkläcungen des Vertreters des Reichs- Postamts hervorgebe, beftebe in den Kreisen der Reichs Postyerwaltung nicht entfernt die Absicht, den beiden Reservatrechien irgendwie zu nabe zu treten. Man abe vielmehr dort stets an der Auffassung festgehalten, daß eine Aenderung der kestehenden Berbältniffe nur dann eintreten lönne, wenn hierzu don

i Bevernz oder Württembergs selbst die Initiative bierzu ergriffen

Die Klagen, welche bezuglich der baderischen Posteinrichtungen Rheinvfali geltend , feien und auf einem Ver⸗

H mit den Einrichtungen der Reichs- Pontverwaltung berubten, unten , nicht vollständig als unrichtig beieichnet werden. H sei iu betonen, daß, wenn bei manchen Einrichtungen, der gleich um Nachtheil der bapyerifchen Postverwaltung ausfalle,

ker den Geistlichen den Beruf nicht absprechen Wahrung der sittlichen Grundlage der Religion auch politische ragen

önne, zur

zu behandeln und vor politischen Richtungen,

vesche sich gegen diese Grundlage richteten. und zu

sSelchen namenilich auch die sozialdemokratische Richtung ge⸗ höre, zu warnen, rörter

porachen sich, mit Ausnahme der Abgg. Bebel und Lieb⸗ knecht, sämmtliche Redner in demselben Sinne aus.

In der sich hiersn schließenden Erörterung

Zu Kap. 91, Univerfität Leipzig, brachte Abg. Bebel einen Fall zur Sprache, in welchem ein Gelehrter, der sich an der Univerität habilitiren wollte, vom Ministerium abgewiesen worden sei, und zwar seiner Meinung nach wegen seiner Habilitanonsschrift, in welcher die Marx'sche Werththeorie vertreten werde, und rügte alsdann, daß die an der Univerität bestehenden Corps statutenmäßig ihre Mit- glieder zum Duell verpflichteten. Der Staats⸗Minister Dr. von Gerber bestrut letzteres, sprach sich aber im Uebrigen gegen das stutentische Duellwesen aus und wünschte den dagegen gerichteten Bestrebungen der akademischen Behörden den besten Erfolg; bezüglich des vom Abg. Bebel angezogenen Falles erklarte er, daß der betreffende Gelehrte abgewiesen worden sei, weil der begründete Verdacht bestanden habe, daß derfelbe der Sozialdemokratie angeböre. Zu Kap. 92, Poly technikum zu Dresden, erörterte der Abg. Bönisch verschiedene Mittel und Wege, die geeignet sein könnten, den Besuch der Anftalt zu eihöhen. Im Uebrigen wurde der Etat ohne wesentliche Debatie den Anträgen der Deputation entsprechend bewilligt. .

3 Ständen ist ein Gesetz entwurf, betreffend die Körung und Unterhaltung der Zuchtbullen, sowie ein Nachtrag zu Kapital 4 XVI des Staatshaus—⸗ halts-Etais für 1890/91 zugegangen. In letzterem wird, mit Rücksicht auf den vorstehend erwähnten Gesetzentwurf, eine Erhöhung der Digpositionssumme für Landwirthschaft um 000 MS verlangt.

Württemberg. Stuttgart, 29. Januar. (St.-A. f. W.) Gestern Abend 6 Ühr fanden bei dem Königlich preußischen Gesandten Grafen von Wesdehlen und bei dan komman⸗ direnden General von Alvensleben zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Festessen statt. An dem ersteren nahmen die Hrrn. Staats— Heli ser Dr. Freiherr von Mittnacht. Dr. von Faber, Dr. von Sarwey, von Schmid, vom Königlichen Hofstaat Geheimer Rath Br. von Griesinger, Hofmarschall Freiherr von Wöll— warth, Oberst⸗Hofmeister Freiherr von Reischach die Gesandten Oesterreichs und Rußlands, von Okolicsaniy und Baron von Free⸗ dericksz, Geheimer Rath von Mohl, Kammer⸗Präsident von Hohl, im Ganzen 18 Personen Theil. In Folge von Erkrankungen hatten mehrere der weiter geladenen Herren nicht erscheinen können. Bei dem kommandirenden General waren 25 Hedecke aufgelegt und erschienen Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Württemberg, Se. Königliche Hoheit der Prinz Hermann zu g fen Rel n . der Kriegs⸗ NMinister General-Lieutenant von Steinheil, der General⸗ Adjutant Freiherr von Molsberg, die gesammte Generalität von Stuttgart und Ludwigsburg und der Stab des General⸗ Kommandos. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte hier der Festgeber General von Alvensleben aus.

Der Bericht der Finanzkommission der Kammer der Abgeordneten zu dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend weitere Aenderungen des Gesetzes vom 19. September 1852 über die Steuer von Kapital⸗ Renten-, Dien st⸗ und Berufseinkommen, ist erschienen. Die Anträge lauten (mit einigen Abänderungen) auf Zustimmung. Zweck des Entwurfs ist, für die nach dem Tode des Schuldigen in Frage kommende Steuernachholung und Bestrafung der Steuer⸗ , eine neue von der seitherigen grundsätzlich ver⸗ eee. egelung zu geben.

Baden. Karlsruhe, 28. Januar. (Schw. Merk.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erstattete der Abg. Reiß Bericht über die Petition des Ausschusses des Heidelberger Schloßvereins, die Umbauung des Heidelberger Schlofses betreffend, und stellte den

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Antrag, das Gesuch der Regierung zur Kenntnißnahme zu . er Abg. Wilckens bestätigte, daß durch ver⸗ schiedene Bauten in der Umgebung des Schlosses das Land⸗ schaftsbild geändert oder geschädigi werde. Allein der größte Theil Umgebung der Ruine des Schlosses sei i ivathã Das Schloßhotel und Sanatorium, i ständen auf Prinatboden. Die Heidelberg bemühe fich möglichst viel von dem betreffenden Grund und Boden zu erwerben. Ein solcher Ankauf sei erst kürzlich geschehen. Bedenklich sei die Süd⸗ Ost⸗ und Nordseite des chu, gefährdet. Durch Orte statut könne nicht geholfen werden. Man sei auch vor gewerblichen Anlagen und Kaminen nicht sicher. So habe erst kürzlich das Ministerium die Erbauung eines Kamins genehmigen müssen, die vom Bezirksrath im Jateresse der Schloßumgebung abgelehnt worden sei. Der Verein wolle, daß jeder Bau untersagt werde; allein soweit dürfe eine öriliche Bauordnung nicht gehen. 5. 57 des Forstgesetzes sei hier auch nicht zutreffend, und sei durch 5. 58 schon sehr eingeschränkt. Es sei Gefahr, daß die Kastamenpflanzungen gegen Süden fallen und Bauplätzen weichen müßten. Es sei nicht abzusehen, wer die Privaten für den werthvollen Besitz ventschädigen solle. Der Weg der Abhülfe müsse erst gesucht werden. Ohne große Opfer werde aber nichts zu erreichen sein. Möge die Regierung prüfen im Sinne des Antrages. Der Regierungskommissär Bechert versicherte, daß die Regierung sich für die Petition sehr interesstre. Das Gesetz gebe einige Handhaben; so das Forstgesetz und Orts⸗Polizeigesetz. Darnach müßten die Bauten in ihrem Plan der Umgebung entsprechen. Man werde an den gesetzlichen Erfordernissen streng festhalten. Ein allgemeines Bauverbot aber könne nicht er⸗ gehen. Es käme dies einer förmlichen Expropriation gleich. Es sei möglich, daß die Regierung noch diesem Landtag eine Gesetzes vorlage mache, welche die Sache berühre. Der Abg. Wilkens glaubte, daß die bestehenden Gesetze für vorliegende Frage nicht wirksam genug seien. Die Domäne wie die Ge⸗ meinde werde kein ihr gehöriges Terrain der Spekulation überlassen. Die Schloßruine sei ein Nationalgut und zu ihrer Erhaltung sollte nicht die Gemeinde oder Haden, es sollte ganz Deutschland helfen, etwa durch eine Lotterie wie bei der Schloßfreiheit, bei dem Dom in Köln u. s. w. Der Antrag der Kommissisn wurde hierauf einstimmig angenommen, worauf weitere Petitionen erledigt wurden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 29. Januar. (Th. C). Die Uebergabe der Geschäfte seitens des big⸗ herigen Staats⸗Ministers Dr. Stichling an seinen Nach⸗ folger, den Staats-Minister von Groß, findet am 5. Fe—⸗ bruar statt.

Braunschweig. (.) Braunschweig, 29. Januar. Der beutigen feierlichen Eröffnung des Landtages ging im Dom ein Gottesdienst voraus. Um 1116 Uhr eröffnele der Wirkliche Geheime Rath Dr. jur. Otto im Namen Sr. Königlichen Hoheit des Regenten den Landtag. Nachdem derselbe der verstorbenen Kaiserin Augufta gedacht hatte, verbreitete er sich über die sehr günstige Finanzlage und kündigte theilweise bereits erwartete Gesetz⸗ entwürfe an, darunter solche über die Kran kenversicherung der land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter, über die Errichtung einer Handelskammer für das

erzogthum und über einen Norm al-Etat für die ymna siallehrer. K .

Die Prinzliche Familie wird heute Abend von Berlin zurückerwartet. Morgen wird Se. Königliche Hoheit der Regent den Landtags-Mitgliedern im Schlosse ein Diner geben.

Wie „W. T. B.“ meldet, wählte der Landtag den Abg. von Veltheim zum Präsidenten und beschloß, von einer Antwortsadresse auf die Thronrede abzusehen.

Sachsen⸗ Meiningen. Mein ingen, 29. Januar. (Th. C.) Der bisherige Staats-Minifler Freiherr von Giseke ist aus Gefundheitsrücksichten zurückgetreten. Sein Nachfolger ist der Geheime Staats⸗RFRath Dr. Heym. Der Staats⸗Rath von Buttler übernimmt das Departement des Innern.

Reuß ä. S. (4) Greiz, 29. Januar. Ihre Durch⸗ laucht die Prinzefsin Maxie zu Ysenburg, geb. Prinzessin Reuß älterer Linie, ist gestern von ein i längeren Aufenthalte in Droyssig an den hiesigen Fürstlichen Hof zurückgekehrt. . . 2

Der auf heute nach hier einberufene Landtag des Fürstenthums hat der einzigen Regierungsvorlage, dem am 20. November v. J. zwischen Preußen, Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach, Sachsen⸗Meiningen, Sachsen⸗Altenburg, Sachsen⸗ Coburg und Gotha, Schwarzburg⸗Sonders hausen, Schwarzburg⸗ Rudolstadt, Reuß älterer und jüngerer Linie wegen Fort⸗ dauer des thüringischen Zoll- und Handelsver⸗ eins abgeschlossenen Vertrag nebst zugehörigem Etat und Protokollen, die verfassungsmäßige Zustimmung mit Stimmeneinhelligkeit ertheilt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. Januar. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ publizirt die Ernennung des Feldbischofs Dr. Anton Gruscha zum Für st-Erz⸗ bischof von Wien. Dr. Gruscha wurde vorgestern von Sr. Majestät dem Kaiser und König empfangen.

Anläßlich des Jahrestages des Hinscheidens des Kronprinzen Ru dolhp veröffentlichen saͤmmtliche Zeitungen Artikel, in welchen sie in bewegten Worten der seltenen Geistesgaben des Dahingeschiedenen gedenken und den er⸗ habenen Herrscher bewundern, der selbst in dem namenlosen

24 des Vaters nie die heilige Pflicht des Regenten ver⸗ gessen habe.

Im Auftrage Sr. Majestät des Deut schen Kaisers wurde gestern ein Kranz am Sarge des Kronprinzen Rudolph nieder⸗ gelegt. Ebenso wurden auch zahlreiche Kränze von verschie⸗ denen Korporationen und Vereinen gewidmet, so von dem 10. Artillexie⸗ Regiment, dessen Inhaber der Kronprinz Rudolph war, sowie von dem Direktionsrath des vom Kron⸗ prinzen Rudolph begründeten Werkes; „Die österreichisch⸗ ungarische Monarchie in Wort und Bild“.

Bud ape st, 24. Januar. (Wien. Abdpost). Dem Unter⸗ hau se unterbreitete heute der Minister für Kultus und Unter⸗ richt Graf Czäky einen Gesetzentwurf in Betreff der Er⸗ hung des zum Bau von staatlichen Elementar⸗ und

ürgerschulen bewilligten Kredites von 500 000 Fl. um 200 ö 00 Fl. Sodann wurde die Spezialdebatte über das Budget des Ministeriums für Kultus und

Unterricht fortgesetzt. Im Laufe der Debatte trat der Abg. Komlessy sür den lischen Charakter der Budapester Universität ein und proötestirte gegen die Aufnahme derselben in das Budget. Der Minister Graf Czäky erwiderte, dieser Umstand praͤjudizire keineswegs der Loͤsung der Frage der katholischen Stiftungen. Wenn seinerzeit die Lösung erfolge, werde auch die Abrechnung nicht ausbleiben. weiteren Verlaufe der Sitzung

eine lebhafte Debatte über den Unterricht in der griechischen Sprache, in welche die Abgg. Nagy, Asboth, Beöthy, Pulszky, György, Fenyvessy und Baron Prönay eingriffen. So⸗ dann nahm der Staatssekretär von Berzeviczy das Wort. Derselbe reflektirte auf einzelne Aus⸗ führungen der Vorredner und betonte, daß die Regierung großes Gewicht auf die Frage der Ueberbürdung in der Mittelschule lege. Sie wolle den angestrebten Zweck au durch Verbesserung des Unterrichtssystems und möglich harmonisches Zusammenwirken der Professorenkörper er⸗ reichen. Die Nothwendigkeit einer Reform, betreffend die Vorbildung der Professoren, werde in Bälde unvermeidlich sein. Im Uebrigen sei die Frage der Ueberbürdung keine eigentliche Schulfrage, sondern eine gesellschaftliche Frage. Der Redner betonte weiter die Nothwendigkeit der körperlichen Ausbildung der Jugend, in welcher Hinsicht der Staat die ihm zufallende Aufgabe erfüllen werde.

Fiume, 29. Januar. (W. T. B.) Der Zu stand des Grafen Andrassy ist wieder un günstiger.

Gronbritannien und Irland. London, 2. Januar. (A. C.) Der Hof kehrt am 15. Februar von Osborne nach Schloß Wind sor zurück.

Lord Salisbury ist von seiner Erkrankung an der Influenza jetzt fast völlig genesen. Auf Rath seiner Aerzte unternimmt der Premier fast täglich Spaziergänge im Park seiner Besitzung Hatfield, besucht jedoch London noch nicht, sondern wickelt alle Geschäfte, welche ihm als Minister des , obliegen, mit Hülfe seiner Sekretäre in Hat—

eld ab.

Nunmehr haben auch Gladstone und der Marquis

von Hartington Rundschreiben an ihre Parteigenossen im Hause der Gemeinen gerichtet, worin sie dieselben ersuchen, am 11. Februar auf ihren Plätzen im Hause zu sein. Der Führer der Liberalen stützt sein Gesuch darauf, daß „die Lage der öffentlichen Angelegenheiten nicht ohne eigenthümliche Phasen sei und die Eröffnung der Session von dringlichem Interesse sein dürfte. Der Führer der liberalen Unionisten spricht davon, daß „Gegenstände von Wichtigkeit wahrscheinlich zur unverzüglichen Berathung gelangen dürften“. In radikalen Kreisen scheint die von der Regierung in Aussicht gestellte neue . für Irland auf große Opposition zu stoßen. Gestern wurde in der St. James Hall eine von der englischen „Land Restoration League“ einberufene Massenversammlung abgehalten, um gegen „das Auskaufen der irischen Großgrundbeßttzer auf Kosten britischer Steuerzahler“ zu protestiren. Professor Stuart, John Burns, Michael Davitt, Lady Sandhurst u. A. hielten Reden, worauf eine Resolution angenommen wurde, welche jeden Plan für den Ankauf von Gütern in Irland, der das Rifsico in sich schließe, dem britischen Steuerzahler für den Vortheil irischer Grundbesitzer neue Bürden aufzu⸗ laden, verwirft.

Der parnellitische Abgeordnete, Dr. Tanner, wurde vorgestern in Cork wegen Beleidigung eines Groß⸗ grundbesitzers zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt.

Der Lordmayor, Sir Henry Isaacs, empfing dieser Tage im Mansion House eine zahlreiche aus Generalen und Admiralen zusammengesetzte Abordnung, welche ihn ersuchte, eine Sammlung zu veranstalten, deren Ertrag zur Her⸗ stellung eines geeigneten Monuments in London für den verstorbenen Feldmarschall, Lord Napier von Magdala, verwendet werden soll. Der Lordmayor gab seine Einwilli⸗ gung hierzu und es wurden auf der Stelle von den An⸗ wesenden über 1300 Pfd. Sterl. für den Zweck gezeichnet.

Frankreich. Paris, 29. Januar. (W. T. B.) An einer Plenarversammlung der Republikaner, welche heute abgehalten wurde, nahmen un e 200 Personen unter dem Vorsitze des Aeltesten in der Versammlung, Nosls, Theil. Alle Schattirungen der Linken waren dabei vertreten. Viette schlug vor, Brisson zum Präsidenten zu wählen; dieser nahm jedoch den Vorsitz nicht an und bekämpfte den An⸗ trag Proust' s, ein permanentes Bureau zu ernennen, da dies darauf hinausliefe, eine geheime Macht zu schaffen. Schließ- lich wurde ein Antrag Lanessans angenommen, wonach sich alle republikanischen Abgeordneten ohne Einberufung am . Mittwoch jedes Monats versammeln sollen; ferner sollte als wesentliche Grundlage sein Programm, die Auf⸗ rechterhaltung und Anwendung der Militär⸗ Schul⸗ und der Gesetze, betreffend die Vertheidigung der Souveränetät des Volkes gegen die Anhänger des König⸗ und Kaiserreichs sowie der Diktatur, angenommen werden. Die Versammlung beschloß, eine Liste zu eröffnen, in welche alle Anwesenden sich ein⸗ tragen sollten. 162 Personen schrieben sich ein; ungefähr 50 weigerten sich. Wer den Vorsitz in den künftigen Versamm⸗ lungen führen solle, wurde nicht festgesetzt.

In einer heute in Boulogne stattgehabten Wähler—⸗ versammlung wurde der antisemitische Boulangist Laur von seinem Gegenkandidaten Lissagaray geohrfeigt. Die Versammlung endete mit einem allgemeinen Handgemenge.

Laguerre, Laisant und Millevoye sind gestern zu einer Konferenz mit Boulanger nach Jer / ey abgereist.

Der ehemalige französische General-Konsul in Frankfurt a. M., Rothan, welcher 1870 Geschäftsträger in Hamburg war, ist gestorben.

Italien. Rom, 29. Januar. (W. T. B.). Ueber⸗ morgen wird in der Kirche Santa Maria dell' Anima ein feierliches Requiem für den heimgegangenen Freiherrn von . ceiebrirt werden, zu dem die deutsche Kolonie Einladungen erhalten hat.

Portugal. Lissabon, 30. Januar. (W. T. B) Major Serpa Pinto ist in Lourenzo⸗Marquez angekommen. . ganzen Provinz Mozambique herrscht vollkommene uhe. .

Schweiz. Bern, 29. Januar. Wie der „Bund“ meldet, wird der Bun desrath die Regierungen der europäischen Industriestaaten zur Theilnahme an einer am 5. Mai 1 im Ständerathssaale des Bundesrathshauses in Bern statt⸗ findenden Konferenz, betreffend Arbeiterschutz, unter

Vorlegung eines Entwurfs zum Diskussionsprogramm ein⸗!

entwickelte sich

. Das Diskussionsprogramm soll erst soãter veröffentlicht werden.

Nuwanien. Bukarest, 30 Januar. (W. T. B.) Die gestrige Sitzung der Kam mer wurde vollständig ausgefüllt mit der Verlesung des Berichts über Versetzung des Ka⸗ binets Bratiano in Anklagezustand, sodaß heute sofort die Debatte beginnen kann.

Serbien. Belgrad, 29. Januar. (W. T. B) Der montenegrinische Minister des Aeußern, Vu kovie, ist hier eingetroffen. Wie die „Polit. Corresp. erfährt, hatte der Minister, welcher auf der Durchreise zwei Tage in Wien ver⸗ weilte, eine lange eingehende Unterredung mit dem Seltions⸗ Chef im Ministerium des Aeußern, von Szögyenyi, und wurde auch von dem Minister des Aeußern, Grafen Kalnoky, empfangen.

Vulgarien. Sofia, 29. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Balcaniqu-. bezeichnet die Meldung des „Temps“, die bulgarische Regierung beabsichtige zur vollstän⸗ digen Bezahlung der russischen Otkupationskosten eine neue Anleihe aufzunehmen, als unbegründet. Bul— garien verfüge hierzu über ausreichende Mittel.

Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm, 27. Ja⸗ nuar. Die Kündigung der zwischen Schweden und fremden Staaten bestehenden Handels- und Schiffahrts⸗ verträge ist in der Ersten Kammer vom Freiherrn von Klinckowström und in der Zweiten Kammer von dem Abg. Eliasson beantragt worden.

Der Chef des Kriegs-Departements hat bei dem Reichstage eine außerordentliche Bewilligung von 1200000 Kronen zur Anschaffung von Festungsgeschützen beantragt, wovon 100 000 Kronen für die Festung Carlsborg, 900 000 Kronen für die Seebefestigungen Stockholms von Waxholm bis Oskar⸗Fredriksborg und 200 000 Kronen für die Oskar⸗Wärns-Linien bestimmt sind. Bei der Begründung seines Vorschlags im Staatsrath wies der Departements⸗-Czef darauf hin, daß er vermeine, für die Festung Carlsborg nur die gewöhnliche außerordentliche Bewilligung von 100 000 Kronen zur Anschaffung von Festungsgeschützen beantragen zu dürfen, aber er bemerkte alsdann ferner: „Freilich seien die ganzen Aufwendungen zu diesem Zweck in einem Schreiben des General⸗Feldzeugmeisters vom 15 November 1877 zu 3 618 000 Kronen berechnet worden, und da der Reichstag gemäß dem Vorschlag des General⸗Feldzeugmeisters bisher 925 000 Kronen zu diesem Zweck bewilligt kabe, so sei leicht einzusehen, daß es bei der verhältnißmäßig so kleinen Jahresbewilligung von 100 000 Kronen noch lange Zeit dauern werde, bevor die Armirung der Centralfestung Schwedens vollständig hergestellt sein werde“ Anders liege dagegen die Sache bezüglich der Armirung von Waxholm⸗Oskar⸗Fredrikszorg und der Oskar⸗Wärns⸗ Linien. „Auch wenn man von der Möglichkeit eines direkt gegen das Land gerichteten trieges absehe,“ bemerkte der Kriegs⸗Minister, „so könnten doch unter den gegenwärtigen Verhältnissen in Europa leicht Umstända eintreten, die eine ernste Mahnung für uns enthielten, unsere Neutralität zu vertheidigen und somit eine schleunige Armirung dieser Festungen zu einer gebieterischen politischen Nothwendigkeit zu machen, und da von den Beträgen, die für die Armirung derselben berechnet seien, nämlich 2 070931 Kronen für Waxholm—⸗ Oskar⸗Fredriksborg und 261 009 Kronen für die Oskar⸗ Wärné⸗Linien, bisher nur resp. 100 000 Kronen und 50 009 Kronen bewilligt seien, so sei es klar, daß die Armirung daselbst von einem befriedigenden Zustande weit entfernt sei. Die Kriegsverwaltung habe deshalb auch in Aussicht nehmen müssen, gegebenen Falls eine Menge Geschütze aus der Central⸗ festung Carlsborg nach den bedrohten Befestigungen schaffen zu lassen. Trotz des Beunruhigenden in diesen Verhältnissen würde der Kriegs-Minister aber dennoch keine höheren Forde⸗ rungen für den 6 Zweck erhoben haben, wenn die finanziellen Verhältnisse des Staats es jetzt nicht gestatteten, größere Aufwendungen als bisher für die Landesvertheidigung zu machen.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 29. Januar. (W. T. B.) Präsident Harrison empfing gestern den brasilianischen Gesandten Valente und ebenso den Spezialgesandten de Mendosg. Es hat dadurch Seitens der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika eine formelle Anerkennung der Republik Bra— sil ien stattgefunden. Die Begegnungen waren sehr freund—⸗ schaftlich. räsident Harrison gab in seiner Antwort auf die Ansprache des Gesandten Valente der Genugthuung über den friedlichen Charakter des Regierungswechsels Ausdruck und fügte hinzu: er werde stets bemüht sein, die freundschaft⸗ . Beziehungen zu der Regierung Brasiliens aufrecht zu erhalten.

(A. C.) Der Finanzausschuß des Repräsen—⸗ tantenhauses hat in der Ausarbeitung der Tarifvor— lage weitere Fortschritte gemacht. Er hat den Baum woll⸗ tarif der vorjährigen Senatsvorlage angenommen. Die Demokraten werden ihre Opposition gegen den neuen Tarif darauf beschränken, daß sie an dessen Stelle die Tarife der Mills schen Vorlage, welche durch ein Parteivotum verworfen wurde, vorschlagen.

Das Repräsentantenhaus genehmigte am 27. d. eine Vorlage, welche seidene Bänder mit einem Einfuhr— zoll von 50 Proz., belegt. Durch einen Irrthum in dem Gesetz von 1883 zahlten seidene Bänder bislang einen Import⸗ zoll von nur 20 Proz., während es stets beabsichtigt war, sie höher zu ö,

J enat wurde gestern die Vorlage des Schatz sekretaͤrs Windom eu rad welche zur Emission von Schatznoten gegen Hinterlegung von Silberbarren im Einklange mit dem in seinem Bericht an den Kongreß vorgeschlagenen Plan ermächtigt. Mit 44 gegen 7 Stimmen genehmigte der Senat sodann den Gesetzentwurf, welcher den Staaten alle von ihnen während des Krieges gezahlten direkten Steuern zurückerstattet.

Afien. Per sien. Der „Times“ wird über St. Peters— burg berichtet: Eine von Tiflis einer Moskauer Zeitung zu⸗ egangene Depesche meldet, daß am 23. Januar ein aus ern destehender Pöbelhaufe vor dem Palast des chah's in Teheran n erregte, weil der Schah vom britischen Gesandten eine persische Ueber⸗ an der Bibel angenommen hatte. Die Ruhe wurde 3. ehr schnell wieder . estellt. Das britische Gesandt⸗

chaftsgebäude wird jetzt er als bisher bewacht. Der ritische Gesandte ist . Tabriz 2. s.

Afrika. Egypten. Kairo, 27. Januar. (. C. General Dormer, der Dber⸗Befehlshaber der englischen Olkupationsarmee in Egyyten, ist von seiner Inspizirung der Grenze mit einem befriedigenden Bericht zurüdgekehrt. Allenihalben herrscht Ruhe und die Derwische desertiren.

Sansibar. Wie das „R. B.“ meldet, stattete der Sultan am 27. Januar dem deutschen General⸗ Konsu! einen, Besuch ab und gab seinen Glückwünschen anläßlich des Geburtstages des Kaisers Wilhelm Ausdruck.

Der Ausschuß des Deutschen Emin⸗Pascha-Comitès empfing gestern, wie die Nordd. Allg. Ztg.“ mittheilt, zwei Telegramme aus Sansibar. Das eine, am 28. Januar um 7 Uhr 30 Minuten in Sansibar aufgegeben, rührt von Borchert her und meldet: „Erreichte Kenia-Station; Peters und Tiedemann 40 Tage vorher Anfang November gesund abgereist, passirten ohne Kampf Massai⸗Land, jetzt bereits weit über Baringo hinaus“. Das andere Telegramm, von Hansing u. Co. in Sansibar am 29. Januar, 8 Uhr 55 Minuten Morgens aufgegeben, lautet: „Borchert krank Lamu, französische Missionare melben Peters Ukamba“. Das Land Ukamba liegt füdlich vom Kenia⸗Gebirge, zwischen diesem uns dem Sabaki⸗Flusse.

Die obigen Telegramme bestätigen, daß Peters und von Tiede⸗

mann am Leben sind, aber e stehen bezüglich des jetz Aufenthalts der Beiden nicht nur unter . mit der zuletzt telegraphisch gemeldeten Nachricht in Wider⸗ spruch, daß Peters in Subaki eingetroffen sei, wo er Proviant oder Waaren erwarte. Gewißheit über die Lage der Expe⸗ dition kann man erst durch weitere von Peters selbst her⸗ rührende Nachrichten erwarten.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (7) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Frei⸗ herr Lucius von Ballhausen beiwohnte, theilte der Präsident zunächst den Eingang folgenden Schreibens Sr. Maje stät des Königs mit:

Dem Präsidenten spreche Ich Meinen herjlicksten Dank aus für die treuen Glückwünsche, welche Mir derselbe Namens des Hauses der Abgeordneten zu Meinem Geburtstage dargebracht bat.

Berlin, den 29. Januar 13890.

Bil bel m.

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staats⸗ haushalis⸗Etats für 1890,91.

Vom Spezial-Etat „Landwirthschaftliche Ver⸗

waltung“ wurde die „Einnahme Kar. 3?“ ohne Debatte bewilligt. Bei den „Dauernden Ausgaben“ Kap. 99 „Ministerium“ wünschte der Abg. Bork eine Aufbesserung der Gehälter der Forstbeamten und im Besonderen eine Regelung der Wittwen⸗ und Waisenversorgung der Forstbeamten, welche im Westen Gemeindewaldungen verwalteten. Abg. Schultz (Lupitz ) bat den Minister, doch einen Ver⸗ such mit dem Gerson'schen, von landwirthschaftlichen Autoritäten sehr empfohlenen, System der Wasserwirthschaft zu machen. Für die Einrichtung der Centralmoorkommission und der Moorversuchsstation verdiene der Minister allen Dank, doch müßte noch energischer mit der Besiedelung fiskalischer Moore vorgegangen werden.

Abg. von Halem befürwortete eine weitere Ausbildung der landwirthschaftlichen Fortbildungs- und Winterschulen, so⸗ wie der landwirthschaftlichen Mittelschulen.

Der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen erwiderte dem Abg. Bork, daß eine Vor⸗ lage betreffend der Gemeindeförster dem nassauischen Kommunal⸗ landtage vorliege; dem Abg. Schultz, daß bei fast allen An⸗ regungen zur Einführung des Gerson'schen Systems die Regierung auf lebhaften Widerstand der Deichverbände, die in diesen Dingen souverän seien, gestoßen sei; die Regierung habe nicht nur alle Kosten der Versuchẽ, sondern auch alle Garantien für die Zukunft übernehmen sollen. Zu einer Erhöhung der Mittel sür die Moorkultur, sobald eine solche nothwendig sein sollte, sei die Regierung bereit; vorläufig reichten die zur Verfügung stehenden Mittel noch aus. Das landwirthschaftliche Fort⸗ bildungsschulwesen werde nach allen Richtungen auf das Eifrigstæ gefördert und befinde sich namentlich in den west—⸗ lichen und mittleren Provinzen im besten Zustande,

Abg. von Werdeck dankte für die bereitwilligere Her⸗ gabe von Waldstreu. .

Abg. von Schalscha befürwortete Versuche mit dem Gerson'schen System. .

Kap. 99 wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte Kap. 100

Feldmesser⸗ Melio⸗ asse, während die

artiger un Gehaltssätzen gleich seien.

Kap. 101 wurde bewilligt.

Bei Kap. 102 „Landwirthschaftliche Lehranstalten“, und zwar bei Tit. I5: „Zu Beihülfen zur Errichtung und ÜUnter— haltung von landwirthschaftlichen Mittelschulen“, bat der Abg. Mel beck, Anträge , landwirthschaftlichen Haushaltungsanstalten mit Wohlwollen zu behandeln und nach Möglichkeit zu unterstützen. ; ]

Der Minister für Landwirthschaft 2c. Dr. Freihen Lucius von Ballhausen erklärte diese Schulen f außerordentlich nuͤtzllcöh und wirksam und wies darauf daß er der Gründung derselben stets förderlich gewesen.

Abg. Knebel wünschte in der landwirthschaftlichen , , n auch den Unterricht in der Buchführung eingeführt. 2 5

Kap. 102 wurde bewilligt.