1890 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Feb 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Der am hiesigen Allerhoöchsten Hofe akkreditirte Kön ig⸗ lich ** dr G r, wr. und dessen Gemahlin werden den für den 106. und 11. v. M, angesagt gewesenen, aber in Folge Si ent Ihrer Hochseligen Majestät der Kaiserin und Königin Augusta verschobenen Empfang der

ofgesellschaft nunniehr am Donnerstag, den 20, und am rekag, den 21. Februar 1890, jedesmal Abends von 9i/⸗ bis 17 Uhr, statifinden lassen. Der Anzug ist in der vor⸗ eschriebenen Hoftrauer: für die Damen in auggeschnittenen ern. für die Herren vom Militär in kleiner Uniform, für die Herren vom Civil in Frack und Ordensband über der

Weste.

Folgende Aller höchste Kabinet s⸗Ordres werden von dem „AÄrmee⸗Verordn ung s⸗Blatt“ veröffentlicht:

1) betreffend die Organisation des Kadetten⸗ Corps ꝛc.: . 41

Ich erachte es für nothwendig, daß das Kadetten Corps auf der Grundlage, welche Se. Majestãät der Kaiser und König Wilhelm 1. Mein in Gott ruhender Herr Großvater, in nie rastender Fürsorge für die Wohlfahrt der Armee durch Einführung des Lebrplanes der Realgyvmnafien ihm gegeben bat, nach folgenden Gesichtspunkten noch eine uftffe Autgestaltung und Vertiefung seiner Lehraufgabe er⸗ ahren soll: an I) Zweck und Ziel aller, namentlich aber der militãrischen Er · ziebung ist die auf gleichmäßigem 5 der körperlichen, wiffenfchaftlichen und religiös sittlichen Schulung und Zucht beruhende Bildung des Charakters. Keine Seite der Erziehung darf auf Kosten der anderen bevorzugt werden. Der wissenschaftliche Lehrplan des Kadetten ˖ Corps stellt aber rach Meinen Wabrnehmungen gegen⸗ wärtig zu weitgehende Anforderungen an eine große Zahl von Zög lingen. Die Lebraufgabe muß durch Ausscheidung jeder entbehrlichen Einzelbeit, insbesondere durch gründliche Sichtung des Memorir⸗ stoffäs, durchweg vereinfacht werden, sodaß auch minder be⸗ alagte Schüler bei entsprechendem Fleiße dem Unterricht ebne Ueberanstrengung folgen und den gesgmmten Lehrgang in der rorgeschriebenen Zeit zurücklegen können. Was der Unterricht bierdurch an Ausdebnung verliert, wird er an Gründlichkeit gewinnen. Rach diesem Gesichtepunkte werden die Lehrer in allen Fächern und auf allen Stufen ihre Methode fortan einzurichten haben.

Y Bel aller Vereinfachung muß der Unterricht indessen noch mehr dabin nutzbar gemacht werden, daß die Kadetten nicht allein die für den milisarischen Beruf unmittelbar erforderlichen Vor kenntnisse und Fertigkeiten gewinnen, sondern auch ein geistiges Rüstzeug erhalten, welches sie befäbigt, selber dereinst in der Armee, der großen Schule der Ration, fürtlich erziebend und belehrend zu wirken, oder falls sie später in einen anderen als den militärischen Beruf übertreten, auch dort ihren Platz auszufüllen. ; . :

Im Religionsunterricht ist die ethische Seite desselben bervorzuheben und das Hauptgewicht darauf zu legen, daß die Zöglinge in Gottesfurcht und Glaubensfreudigkeit zur Strenge gegen sich, zur Duldsamkeit 9 Andere erzogen und in der Ueberzeugung befestigt werden, dah die Bethätigung der Treue und Pingabe an Herrscher und Vaterland gleichwie die Erfüllung aller Pflickten auf göttlichen Geboten beruht.

Der Geöschichtsunterricht muß mebr als bisher das Verständniß für die Gegenwart und insbesondere für die Stellung unseres Vaterlandes in derselben vorbereiten. Demzufolge wird die deutsche Geschichte, insbesondere die der neueren und neuesten Zeit, stärker zu betonen, die alte Geschichte und die des Mittelalters aber vornehmlich in dem Sinne zu lebten sein, daß der Schüler durch Beispiele auch aus jenen Cpochen für Heldenthum und historische Größe empfãänglich gemackt wird sowie eine Anschauung von den Wurzeln und der Entwickelung unserer Kultur gewinnt, .

Die Erdkunde, die politische wie die physikalische, bat, auf der untersten Stufe von der Heimath ausgehend, zunächft den geschicht sichen Unterricht auf den verschiedenen Lebrstufen zu ergänzen und zu unterstützen. Das weitere Ziel. des geographischen Unterrichts ift, daß der Schüler mit seinem Vaterlande und dessen Eigenart aufs Innigfte vertraut wird, aber auch das Ausland verstehen und würdigen lernt.

Bas Deutsche wird Mittelpunkt des gesammten Unterrichts. Der Schüler ist in jedem Lehrgegenstande zum freien Gebrauche der Muttersprache anzuleiten. In den deutschen Lehrstunden selbst gleichwie im Vteratur-Unterrickt ist bei Auwahl der Lesestücke, Vorträge und Aufsätze neben dem klassischen Alterthum, seiner Sagen. und Kulturwelt, auch den geimanischen Sagen sowie den vaterländischen Stoffen und Schriftwerken ganz besondere Berück⸗ sichtigung zuzuwenden, der Schüler aber auch mit dem geistigen Leben der anderen wicktigen Kulturvölker der Gegenwart durch ,, in einzelne Meisterwerke ihrer Literatur bekannt zu machen.

Im Unterricht der neueren Fremdsprachen ist von den erften Stufen an die Anregung und Anleitung der Kadetten um prakiischen Gebrauche der Sprachen im Auge zu behalten

Inwieweit Ich für jetzt eine theilweise Arnderung der Lehryläne des Kadetten Corps geboten erachte, wird Ihnen durch das Kriegs⸗ Ministerium demnächst bekannt gegeben werden. .

Ich abe durch Vorstehendes den zur Erziehung und Unterweisung der Kadetten berufenen Organen weitere Aufgaben zugewiesen, welche an ibre Einsicht und Tkätigkeit erböhte Anforderungen stellen; Ich balte Mich aber überzeugt, daß es ihrer bewährten Hingebung und Pflichtirene gelingen wird, diese Aufgaben in Meinem Sinne und zu Meiner vollen Zufriedenheit zu lösen. .

Mit Ihren Vorschlägen über die Art und Weise, wie die militã⸗ rische Jugend auch auf den 3 für die erzieblichen Aufgaben ibres Berufes vorjubereiten ist, bin Ich einverstanden. .

Ich will, daß diese Meine Ordre zur allgemeinen Kenntniß der Armee gelangt, und babe Ich dieserbalb an das Kriegs Minislerium verfügt. Berlin, den 13. Februar 18590. Wil'( helm. An den General · Inspecteur des Militär Erziebunge und Bildungeweseng.“

Y betreffend die Bestrafungen wegen Mißhandlung Untergebener: ;

„Ich habe aus den Mir von den kommandirenden Generalen ein- gereichlen Rachweifungen über die Bestrafungen wegen Mißbandlurg Untergebener erseben, daß die Bestimmungen der Ordre vom 1. Februar 1843 noch nicht durchweg in dem Geiste 2663 t. und gebandbabt werden, in dem sie gegeben worden sind. einer Armee soll jedem Soldaten eine aer. gerechte und würdige Be handlung zu Theil werden, weil eins solche die wesentlichste Grund- lage bildet, um in demselben Dienstfreubigkeit und Hingebung an den Beruf, Liebe und Vertrauen zu den Vorgesetzten zu wecken und zu fördern. Treten Fälle von fortgesetzten systematischen Mißhandlungen Untergebener bervor, so haben Mir die komman-⸗ direnden Generale bei Einreichung der Nachweisungen zu berichten, welchen Vorgesetzten Fie Verantwortung mangelbafter Beaufsichtigung trifft und was ihrerseits gegen denselben veranlaßt worden ift. Sie baben biernach das Erforderliche ju veranlafsen und den komman direnden Generalen auch die Bemerkungen, zu welchen Mir die letzten Nachweisungen , gegeben bahen, zugehen zu lassen. Berlin, den 6. Februar 1890. il hel m. An den Kriegs⸗Minister.“

3 betreffend den Arm eesattel: „Ich bestimme: 1) Bei den berittenen Waffen, mit Ausnahme Meines Regiments der Gardeg du Corps und des Garde⸗Kurasster - Regiments, kommt ein Armecsattel nach der Mir vorgelegten Probe zur Ginfübrung. Die r af ang der Sättel bat nach Maßgabe der verfügbaren Mittel zu erfolgen. 3) Bei Meinem Regiment der Garbes du Corps und dem Garde. Kürasfier Regiment haben Yrobeversuche 2 . 2 ee, . de . und LV. stattzufinden. Ministerium ieraach Weitere zu veranlassen. Neues Palais, den 19. Dejember 1889. Wilhelm. von Verdy.“

. betreffend tragbares Scha nz ze ng;

Ich n. 1) die Einfübrung des leichteren Beiles des tragbaren , . wie solches die Infanterie führt, bei der Ka vallerie nach Biaßgabe der verfügbaren Mittel, 2) die Anbringung des Beiles fowie des Spatens des tragbaren Schanzzeuges und der Pa⸗ tronentasche am Kavallerie ˖ Gevack nach den Mir vorgelegten Proben. Das Kriegs. Ministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen. Berlin, den 23. Januar 1590. Wilhelm. von Verdy.“

Wider deutsche Eisenbahnverwaltungen sind beim Reichs⸗-Eisenbahnamt im Jahe 1889 im Ganzen 115 Beschwerden aus dem Publikum 6 Davon beziehen sich 33 auf den Personenverkehr, 65 auf den Güter⸗ verkehr und 17 auf andere Gegenstände. Das Reichs⸗Eisen⸗ bahnamt hat von diesen Beschwerden jür begründet erachtet 15, als nicht begründet abgelehnt 26, auf den Rechtsweg verwiesen 2. In 9 . war die Zuständigkeit der Reichs⸗ gewalt nicht begründet, in 1 * sind die angeordneten Erhebungen noch nicht abgeschlossen. Die übrigen 62 Be⸗ schwerden wurden zur Erledigung an die zunächst zuständigen Eisenbahnverwaltungen abgegeben. Betroffen von Beschwerden sind überhaupt 290 Eisenbahnverwaltungen.

Nach der im Reich s⸗Eisenbahnamt aufgestellten. in der Ersten Beilage des „Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ veröffentlichten Rachweisung über die im Monat De⸗ zember v. J. auf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen beförderten Züge und deren Ver⸗ spät ungen wurden auf 42 größeren Bahnen bezw. Bahn—⸗ kee, mit einer Gesammtbetriebslänge von 35 256,0 Em befördert: An fahrplanmäßigen Zügen: 16 414 Schnell⸗ züge, 157 306 Personenzüge, S5 606 gemischte Züge und 148 061 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 2734 Schnell,, Personen- und gemischte Züge und 365 404 Güter⸗, Materialien und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 9g23 159 630 Achskilometer bewegt, von denen 262 85 878 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den 269 323 fahrplan⸗ mäßigen Schnell; Personen⸗ und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 4864 oder 188 Proz. (gegen 1,14 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 1,605 Proz, im 23 Von diesen Verspätungen wurden jedoch 1968 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2886 Verspuätungen . 1, 12 Proz.) zur Last fallen (gegen 0, 4 Proz im Vormonaun).

n demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 257 347 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ ,, 1563 oder O 66 Proz., mithin G48 Proz. weniger. In Folge der Verspätungen wurden 3016 Anschlüsse versäumt wan 1619 in demselben Monat des Vorjahres und 1656 im

ormonat). Bei 6 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 10 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zug⸗ verspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der auf je eine Verspätung ent— fallenden Züge und Achskilometer geordnet; danach nehmen die Main⸗Neckar⸗Bahn, die Werrabahn und die Hessische Ludwigs⸗ bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der fan der Verspätungen nach der Zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Main⸗ Reckar⸗Bahn, die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisen⸗ ,, tion (linksrheinische) zu Köln und die Hessische Ludwigsbahn an die ungünstigsten Stellen.

hen l in Oldenburg, Graf

Der Königliche m Allerhöchst bewilligten kurzen

zu Eulenburg, hat einen i Urlaub angetreten.

Der Königlich württembergische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober⸗Finanz⸗Rath von Fischer, ist . an⸗ gekommen.

S. M. Panzerschiffe‚Deutschland“, Kommandant Kapitän zur See von Reiche, und „Friedrich der Große“, Kommandant Kapitän zur See Graf von Haugwitzj, sind am 15. d. M. in Port Agosta (Sizilien) eingetroffen und

beabsichtigen, am 16. nach Syrakus in See zu gehen.

Bayern. München, 14. Februar. (Allg. Ztg.) Ihre ,, Hoheiten die Prinzen Ludwig, Rupprecht und Leopold fowie die Herzoge Karl Theodor, Max Emanuel und Ludwig sanden sich auf dem gestern Abend in dem Hotel zu den „Vier Jahreszeiten“ abgehaltenen Piknik des DOffizier⸗ Corps des 2. Infanterie⸗Regiments ein und verweilten daselbst längere Zeit. Prinz und Prin⸗ zefsin Ludwig Ferdinand gaben gestern eine Tafel, zu welcher die Staats Minister Dr. von Riedel, Freiherr von Feilitzsch, Ritter von Heinleth und 3 von Leonrod (Staats⸗ Minister Freiherr von Crailsheim war zu gleicher Zeit zum Prinz Regenten geladen und solgte letzterer Einladung), der Hof⸗ marschall Sr. Majestät des Königs, Freiherr von Redwitz, der Staatsrath Dr. von Pfistermeister, der Polizei⸗Präsident Dr. von Müller, der General⸗Major von 46 die Flügel⸗ Adjutanten Graf von Lerchenfeld, 1 von Branca und Ritter von Wiednmann sowie Premier⸗Lieutenant Freiherr von Reitzenstein geladen und erschienen waren.

(W. T. B.) Im Finanzausschuß erklärte der Kultusreserent Da LLler im Namen der Centrumspartei: er würde auf eine materielle Würdigung der abzustreichenden Positionen des Kultus Etats nur dann eingehen, wosern die Regierung die Alt⸗ katholiken wegen Leugnung der Unfehlbarkeit als aus der

äpstlichen Kirche ausgetreten ansehe und behandle. . hielt der Referent den Standpunkt des Centrums in

etreff der Frage des Pla cetum regium und des Eides auf die Verfassung aufrecht. Der Ausschuß genehmigte den ordentlichen und außer ordentlichen Kultus- Etat und setzte infolge der Erklärung des Centrums die für den Ankauf von Kunstwerken, ,,, von Gehältern und Schulbauten in den Etat eingestellten neuen Forderungen der Regierung ab. Der Minister Freiherr von Ergilsheim erklärte in Vertretung des Kultug⸗Ministers bei dem Etat der Universi⸗ täten, die Regierung berufe nur solche Lehrer, welche die gläubige Gesinnung ihrer Zuhörer nicht untergrüben. Hierin weiter zu gehen, hieße alle zitäten von den bayerischen Hochschulen fernhalten.

Eachsen. Dresden, 14. Februar. (Dr. J.) Die Er st e Kammer genehmigte bez. bewilligte in ihrer , . Sitzung, auf Antrag ihrer 2. Deputation, die Kap. S8 101 des ordentlichen Staats haushalts-Etats (Kultus- Etat) in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer allenthalben nach der Vorlage. Zu Kap. 89, evan⸗ gelisch⸗lutherisches Landeskonsistorium, ergriff der DOber⸗

laut des Artikels.

er D. Meier das Wort, um Namens der istlichen des Landes dem Staats⸗Minister Dr. von Gerber für seine warme idigung in der Sitzung der Zweiten Kammer gelegentlich der dortigen Berathung des Kultus⸗Etats zu danken, wobei er 6. das Recht für die Geistlichen in An spruch nahm, a 8 Angelegenheiten durch die Predigt in unparteiischer eise in das Licht des göttlichen Worts . siellen. Zu Kap. 91, Univerfität Leipzig, sprach Medizinal⸗Rath Pr. Birch⸗Hirschfeld Namens der Universität dem Staats⸗ Minister Dr. von Gerber den Dank dafür aus, daß er die Körperschaft der Univerität in der vor⸗ gedachten Sitzung der Zweiten Kammer vor dem Eindringen schädlicher Elemente so mannhaft geschutzt habe, und äußerte schließlich den Wunsch, daß im nächsten Etat zur Anschaffung von Büchern für die Universitäts⸗ Bibliothek größere Mütel eingestellt würden, was der Staats- Minister Dr. von Gerber in Aussicht stellte. Vor Eintritt in die Tagesordnung erfolgte durch den Präsidenten Wirkl. Geh. Rath von Zehmen die Verpflichtung des an Stelle des verstorbenen Grafen von Schall⸗Riaucour in die Kammer ein⸗ tretenden Mitgliedes Majors a. D. von Wiedebach.

Baden. Karlsruhe, 14. Februar. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, unter dem 6. d. M. die nachgenannten Kammerjunker zu Kammerherren ernannt: den Ober⸗Ingenieur Freiherrn Teuffel von Birkensee in Bruchsal, den Kaiserlichen Regierungs Rath im Reichs⸗Versicherungsamt Freiherrn Hein⸗ rich von Bodm an, den Ober-Amtsrichter a. D. Freiherrn Adolf von Schönau, den Oberförster Freiherrn Richard von Bodman in Villingen, und den Ober⸗Amtsrichter Freiherrn Albert von Bodman in Weinheim.

Sessen. Darmstadt, 14 Februar. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit er Großherzog und Ihre Groß⸗ herzoglichẽ Hoheit die Prinzessin Alix sind gestern im besten Wohlsein in Lavaletta angekommen, wo Allerhöchst⸗ dieselben von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen, sowie Sr. Durchlaucht dem Prinzen und Ihrer Großherzoglichen Hoheit der H Ludwig von Battenberg empfangen wurden.

Bremen, 12. Februar. (Hann. Cour.) Der bremische Staatshaushalt für das Jahr 1890,91, noch vom Bürger⸗ meister Dr. Gildemeister gegengezeichnet, ist soeben erschienen. Die ordentlichen Einnahmen sind veranschlagt auf 11 819 240 9 g40 M mehr gegen das Vorjahr), die außerordentlichen

innahmen auf 568 6090 . Die ordentlichen Ausgaben sind berechnet auf 11 434 575 6 en, 100 S mehr gegen das Vorjahr); an außerordentlichen Ausgaben werden bean⸗ tragt 1 491 3b Die Gesammteinnahme ist veranschlagt auf 12 387 240 6, die Gesammtausgabe auf 12 926 410 , sodaß sich ein Defizit von 539 170 6 ergiebt, wobei für Nachbewilli⸗ gung Nichts veranschlagt ist. ur Deckung des Defizits, soweit sie sich nicht durch Mehreinnahmen oder Ersparungen ergiebt, wird es nothwendig sein, auf die Ueberschüsse früherer Jahre zurückzugreifen. Als solche stehen augenblicklich noch zur Verfügung 1135 370 6 89 3. Diese * wird sich in Wirklichkeit in . der schon erzielten Mehreinnahmen und der voraussichtlichen Minderausgaben des laufenden Rechnungs⸗ jahres nicht unerheblich erhöhen.

Oesterreich⸗Uugarn. Wien, 14. Februar. (W. T. B. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute in der Spezial⸗ sdebatte die zweite Lesung des Gesetzentwur fs, betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der ifraelitischen Religionsgesellschaft, durch nahezu unveränderte Annahme. Die Regierung legte einen Gesetzentwurf, betreffend den Abschluß eines Ueberein⸗ kommens mit der Landesvertretung von Galizien, vor, Behufs Regelung des Verhältnisses des Staats zu den Grundentlastungs-Fonds.

Bu da pe st, 13. Februar. (Wien. Ztg.) Bei der weiteren Berathung des Budgets des Finanz- Ministeriums ent⸗ wickelte sich insbesondere bei den Titeln „Steuerämter“, „Kataster“ und „Schankgefälle“ eine längere Debatte, in welcher der Finanz-Minister Dr. Wecker le wiederholt das Wort ergriff, um auf die Ausführungen einzelner Redner zu reflektiren. Der Minister erklärte unter Anderem, er werde in jeder Weise bemüht sein, die Lage der Spiritusfabriken zu verbessern, betonte jedoch, daß der Import aus Galizien keineswegs ein solcher sei, daß der Stagnation der ö in Ober⸗Ungarn diesem zugeschrieben werden könnte. Der Minister bemerkte, er be⸗ schäftige sich mit einer zeitgemäßen, den Verhãältnissen an⸗ gepaßlen Reform der Verjehrungssteuer und werde zu diesem Behufe bewährte Fachmänner zum Studium der einschlägigen Einrichtungen des Auslandes entsenden. Was die Regalien⸗ Entschädigung betrifft, hoffe der Minister, die Feststellung der⸗ selben biz Ende April beendigen zu können. Er hahe mit einem Konsortium, an dessen Spitze die Ungarische Kredit⸗ bank stehe und in 3 ungefähr zum dritten Theile auch andere ungarische Finanz- Institute vertreten seien, in Betreff der Uebernahme der Regalienobligationen, und zwar sowohl der im Besitz des Staats befindlichen wie der von Seite der Privaten, Behufs Verwerthung dem Finanz⸗ Minister angemeldeten Obligationen in der Weise eine Ver⸗ einbarung getroffen, daß ein Cours von M sichergestellt wurde und daß bei einem eventuellen Gewinn für den Staat, be⸗ ziehungsweise die Partei, auch eine Partizipirung garan⸗

tirt sei.

14. Februar. (Prag. Abdbl) Se. Majestät der Kaiser und König empfing gestern den Grafen Kälnoky in längerer Audienz; letzterer konferirte sodann mit dem

Minister⸗Präsidenten von Tis za.

Großbritannien und Irland. London, 13. Februar. (A. C) Die letzte Depesche des gestern veröffentlichten Blau⸗ duches über den Schriftwechsel mit Por tugal ist eine vom 28. Januar 1890 datirte, vom Marquis von Salis⸗ bury an den britischen Gesandten in Lissabon, Petre, gerichtete No te. Es heißt darin:

Tie portugiesische Regierung beruft sich insbesgndere auf den Artikel VII. des Berliner w ne wonach sie das Recht habe, die Ordnung der Streitigkeit entweder durch die Vermittelung einer anderen Nacht, oder auf schiedegerichtlichem Wege zu verlangen. C Golgt der Wort

Diese Berufung der ,, ,,. egierung auf die Berliner Akte überrascht mich höchlich, da ich bis dabin ftetg den Sindruck hatte, daß gerade die Regierung Ihrer Majestãt Recht

hatte. sich über die Hintan g der Bestimmungen dieser Urkunde m beklagen. Die e sche Regierung e r daß das Bebiet oder ein Theil desselben. über welches ernflliche Meinungs. verschieden heiten zwischen den Regierungen Portugals und Englands . en sind, sich in der vom Artikel L der Berliner Akte an⸗ gege Zone befindet. Angenommen selbst argumentationsweise, dem sei so. so wäre die Folge. daß beide Mächte verpflich. newesen wären, nicht eber zu den Waffen zu greifen, ehe sie zur itte⸗ lung oder jum Schiedsgericht wegen des Streites ihre Zuflucht ge⸗ nom men hätten. Die portugiesische Regierung hat aber den von dem Artikel bezeichneten Weg nicht eingeschlagen. Statt die Vermittelung einer oder mehrerer befreundeter Mächte anzurufen, bat die portu ; giesische Regierung den Major Serva Pinto mit einer Streitmacht don mehreren Tausend stark bewaffneter Männer und mehreren Gai⸗ in das streitige Gebiet gesandt und zu den Waffen ge ariff en. ehe sie ihre Zuflucht zu einer Vermittelung nabm Die portu⸗ iefische Regierung bat sich daher in die Lage gebracht, die Berliner

kte zu verletzen Außerdem ist es nothwendig, Sie darauf aufmertsam ju machen, daß tas Maschonaland und das Land Loben. gulas südlich und nördlich vom Zambesi sicherlich nicht in der vom Art. XII der Berliner Akte beschriebenen Zone einbegriffen ist. Der Artikel beziebt sich ausdrücklich nur auf das Gebiet, worin Freihandel berrschen soll. Die Befstimmungen des Artikels lassen sich aber nicht obne Weiteres auf die freie Zone anwenden, sondern nur auf die Theile, der Zone, für welcke Freihandel vorgeschrieben ist. Es ist eine befännte Tkatface, daß Portugal in seinen. est. gfrikanischen Besitzungen dieses System nicht eingeführt hat; dieselben befinden sich deshalb nicht in den Bestimmungen des Artikels ein- geschlessen. Wollte Portugal den Anspruch erbeben, daß die Nyassa⸗ Distrikte einen Theil seiner Besitzungen bildeten und daß die Mako⸗ lolos, wie Senhor Serpa Pinto in seiner Krieggerklärung behauptet. rebellifche portugiesische Untertkanen find, so würde Portugal dieselben auf. denselben Fuß bringen wie den Rest seiner Besitzungen, und der Artikel wäre daher auf sie unanwendbar“. ;

Im canadischen Unterhause brachte, wie aus Ottawa telegraphirt wird, der Abg. Eharlton am 11. d. die bedeutende Auswanderung aus Canada nach den Vereinigten Staaten zur Sprache. Er behauptete, es gäbe jetzt über 2 500 009 Canadier in der Union; im letzten Fahre seien 28 000 Personen dorthin ausgewandert.

Aus Jeypore in Indien meldet ein Telegramm des „Bureau Reuter“ unter dem 13. Februar:

Prinz Albert Victor wurde bei seiner gestrigen Ankunft bierselbst vom Mabaradschah feierlich empfangen. In dem Zuge waren 25 Elephanten; auf dem ersten ritten der Maharadschah und der Prinz. Eine Schaar Nazans führte einen Kriegstanz mit gezückten Schwertern auf, als der Zug vorbeikam. Mebrere indische Regimenter sollen zum Gedächtniß an die Reise des Prinzen Albert Victor den Namen desselben führen.

Srankreich. Paris, 14. Februar. (W. T. B.) Der Senat verhandelte heute über den Antrag Barthe, durch welchen gewisse Preßvergehen den Korrektionstribu⸗ nalen J werden sollen. Der Berichterstatter Cordelet bezeichnete als Zweck des Antrages, dem Wunsche des Landes, den Preßvergehen ein Ziel zu setzen, entgegenzukommen. Der Justiz⸗Minister Thevenet sagte, die Presse sei niemals freier gewesen als jetzt, aber man dürfe doch nicht unter dem Schutze der er reh die Behörden wehrlos machen; er fordere den Senat auf, den vorgeschlagenen Entwurf unver⸗ ändert anzunehmen. Die Debatte wurde dann auf Donnerstag vertagt. . er Ober⸗Ackerbaurath unter dem Vorsitz des Ministers des Ackerbaues, Faye, beschloß, einen Eingangs⸗ zoll von 3 Fr. auf ungem ahienen Mais und von 5. Fr. auf Maismehl und Maiskleie zu legen; ferner einen oll von 3 Fr. auf Reis im Stroh, 8 Fr. auf ge⸗ rochenen oder entschälten Reis, sowie auf Rei smehl. Dem Herzog von Luynes ist wegen seiner Haltung bei dem gestrigen Punsch der royalistischen Studenten die Er⸗ laub niß, fernerhin den Herzog von Orleans in der Conciergerie zu besuchen, entzogen worden.

Italien. Rom, 14 Februar. (W. T. B.). Die Regierung hat der Deputirtenkamm er einen Gesetz— entwurf, beireffend die obligatorische Unfall⸗Versiche⸗ rung der Arbeiter, vorgelegt. Von den Versicherungs⸗ prämien sollen 9 von den Arbeitgebern und 110 von den Arbeitern gezahlt werden. Die Kammer hat das berichtigte Budget fur 1889.90 in geheimer Abstimmung mit 159 gegen 35 Stimmen angenommen.

Portugal. Lissabon, 15. Februar. (W. T. B.) Die Polizei hat den hiesigen Studentenverein als republikanischer Bestrebungen verdächtig auf gelöst und sämmtliche Papiere desselben beschlagnahmt.

Niederlande. Luxemburg, 14. Februar. (W. T. B.) In der heutigen 2 der Ständeversammhl'ung be⸗ antragte Servais eine Tagesordnung, in welcher 396 wird: es sei im Interesse des Landes. daß die Verfassung künftig ausgeführt werde wie bisher. Der Staats-⸗Minister Eyschen ertlärte diese Tagesordnung für ein Mißtrauens⸗ votum. Brasseur beantragte darauf die Annahme der ei n⸗ fachen Tagesordnung. Nachdem sich die Regierung mit diesem Antrage einverstanden erklärt hatte, wurde derselbe einstimmig angenommen. Servais hatte sich der Ab⸗ stimmung enthalten.

Bulgarien. So fia, 14. Februar. (W. T. B.) Der russische Ünterthan Naidin, welcher kürzlich verhafter worden war, ist wieder in Freiheit gesetzt worden, weil kein Be⸗ weis feiner Mitschuld an der Panitza⸗Affaire erbracht worden

ist. Kalopkoff befindet sich noch in Rustschuk.

Afrika. Egypten. Kairo, 14. Februar. (W. T. B. Das dem Egyptologen Mariette gewidmete Denkmal i heute im großen Hofe des Neuen Museums eierlich en thüllt worden. Der Ceremonienmeister des Khedive, mehrere ö h und ein zahlreiches Publikum wohnten dem Fest⸗ akte bei.

Sansibar. Sansibar, 14. Februar. (R. B.) Hier eingegangene Nachrichten vom Victoria⸗See bestätigen, daß der König Mwanga mit Hülfe der Europäer den Thron von Üganda nach heißem J, mit König Kalem a und , arabischen Bundesgenossen, welche fast gänzlich aufgerieben sein sollen, wieder erlangt hat. Uganda befindet sich jetzs in der Gewalt Mwangas und der Europäer.

Zeitungõstimmen.

An die Ansprache Sr. Majestät des Kaisers und

. 8 an . inüpft der Hannoversche urier“ fo achtung:

. nn. e. Worte sind eg. die Kaiser Wilbelm gesprochen!

Mächtigen Widerhall werden sie allüberall finden, und mit dem Ge⸗

fahl freudiger Dankbartlit muß Jedermann den Ausführungen des

Kaiserlichen Herrn beipflichten. Wahrlich, ernst und verantwortungès. voll is die gestellte Aufgabe. großartig ist das gesteckte Ziel. aber der Segen des Allmächtigen kann dieser Arbeit nimmer fehlen und sie wird gute Früchte zeitigen. Schutz dem Arbeiter gegen Willkür und Aug beutung. Schutz der Familie, der Frau und dem Kinde, sittliche und wirth⸗· schaftliche Hebung. Frieden zwischen Arbeiter und Arbeitgeber. Erfũllung ber berechtigten Wunsche des arbeitenden Volkes neben dem erforder˖ lichen Schuß der Industrie, das Alles soll angebahnt, soll herbei. geführt werden durch gesetzliche Anordnungen, und ergänzend und för bernd werden Kirche und Schule in freier Liebesthätigkeit an dem ge. waltigen Werke mitbauen und Stein auf Stein herzutragen, daß es einer schönen Vollendung entgegengeführt werden kann. Einer ge wissenbaften, vorurtheilsfreien und besonnenen Prüfung aller einschlãgi · gen Fragen bedarf es, um die Grundlage zu schaffen. Die Namen der Männer, die Kaiser Wilbelm aus den verschiedensten Berufsklaffen in den Staatsrath auserwählt. bürgen dafür, daß die Prüfung in der rechten Weise geschehen wird, und so sehen wir ihren Arbeiten mit froher Zuversicht entgegen. Wie sie des Kaiserlichen Dankes versichert worden find., Jo können sie auch desjenigen der deutschen Nation gewiß sein, und auch die Kreise, denen in erster Linie die Mühen der in den Staatsrath Berufenen zu Gute kommen sollen, werden sich dem Ge= fühl der Anerkennung nicht verschließen können. Dem Kaiser aber gebührt schon jetzt der beiße Dank seines Volks, das damit zugleich den innigen Wunsch verbindet, daß dem Monarchtn die Herzensfreude vergönnt sein möge, die große Aufgabe glücklich und zum Segen des Reichs gelöst zu sehen. Das walte Gott!“

Das Wiener, Fremdenblatt“ bemerkt, wie, W. T. B.“ meldet, zu der Allerhöchsten Ansprache:

Ohne Uebertreibung kann man sagen, daß die ganze Welt mit ungetheilter Aufmerksamkeit der Kaiserlichen Worte barrte. Das energische, von umfassendem Blicke geleitete Auftreten des Deutschen Kaisers in der Arbeiterfrage wird ohne Zweifel nicht bloß von der größten Bedeutung sein für die materielle und moralische Lage der Arbeiter, es wird auch eine belangreiche Rückwirkung auf das ge—⸗ sammte politische Leben Deutschlands äußern.“

Die Wiener „Presse“ schreibt, die Ansprache Sr. Majestät des Kaisers entspreche in vollstem Maße den durch die Kaiserlichen Erlasse in ganz Europa rege gemachten hohen Erwartungen. Hoher, sittlicher Ernst, überzeugende, redliche Entschlossenheit, rein menschliches Wohlwollen und Alles er⸗ wägende Klugheit und Vorsicht treten vereint und imponirend aus diesem in korrektester Form gefaßten Staatsakte hervor.

Das „Neue Wiener Tageblatt“ hebt hervor, der Kaiser führe eine Sprache, die von gewissenhafter Rücksicht auf die bestehenden Staaiseinrichtungen und von dem vollen Gefühl der Verantwortung zeuge, die der Kaiser für das Ge⸗ lingen von Bestrebungen übernommen habe, welche eine neue gesellschaftliche Ordnung anbahnen sollen.

Die Wiener „Deutsche Zeitung“ schreibt, in Worten voll hohen Schwunges, voll Gedanken und edler, herzensechter Empfindung habe der Kaiser die Aufgaben des Staatsraths in seiner Ansprache entwickelt.

Zu den Kaiserlichen Erlassen in der, Arbeiter⸗ frage bemerkt die „Werkmeister-Zeitung“ (Organ des deutschen Werkmeister⸗Verbandes):

„Wenn vom Throne herab solche soziale Thaten geschehen, wie sie vom ersten Deutschen Kaiser begonnen und wie sie von unserem regierenden Kaiser mit urwüchsiger, starker Kraft fortgesetzt werden, dann darf man sich mit wahrhaft vaterländischem Stolze des starken sozialen Königthums freuen, welches die Aufgaben der Zeit viel besser erkannt, viel edler mitgefühlt und viel kraftvoller in Angriff ge⸗ nommen hat als alle Republiken ringsumher, und es müssen diesse Thaten einen unüberwindlichen Wall bilden gegen die unheilvollen Kräfte, welche das Bestehende von Grund auß zerstören wollen, sie müssen dahin führen, was alle ehrlichen Menschen mit Sehnsucht er⸗ streben: zu einer friedlichen Lösung der sozialen Frage! Wir be⸗ grüßen die beiden Erlaffę des Kaisers auf das Freudigste und sind im voll kommensten Einverständniß mit allen Forderungen, deren Ver⸗ , ,. durch die Kaiserlichen Kundgebungen in Aussicht gestellt werden

Unter der Ueberschrift: Der Reichstag und die Sozialreform schreibt die, Magdeburgische Zeitung“; Die eifrigsten Bemühungen, die Leistungen des Reichstages auf jedem Gebiete der Gesetzgebung herunterzusetzen und zu verkleinern, werden es nicht verhindern können, daß man in den breitesten Schichten der Wähler für . Verdienste, die sich dieser Kartell Reichstag um die Weiterführung der sozialpolitischen Gesetz⸗ gebung erworben hat, doch das richtige Verständniß gewinnt.

Es muß hervorgehoben werden, . derselbe während seines Bestehens drei bedeutsame Gesetze erledigt hat, die Unfallversicherungs⸗ gesetze für die Bauarbeiter und die Seeleute und das Invaliditäts und Alters versicherungsgesetz; diese drei 6 sind aber gesetz geberische Thaten höchster Bedeutung, und reicht auch die Tragweite der beiden erstgenannten durchaus nicht an die des zuletzt erwähnten, so bilden sie doch immerhin die notbwendige Ergänzung der in früheren. Jahren bercits erlaffenen Gesetze Wenn auch die Unfall versicherungsgesetze zu Stande kamen, obne daß die Mehrbeits⸗Parteien ihre Ausschlag gebende Stellung geltend zu machen brauchten, so wäre doch, wie bekannt, das Alter versicherunge gefetz gescheitert, wenn nicht der Reichstag in der Weise zusammengesetzt gewesen wäre, wie es glücklicherweise der Fall war. Die Wähler, die auf dem Boden der Rotschaft Kaiser Wilhelms J. stehen und den Wursch hegen, daß die Sozialreform auch in Zukunft mit fester Hand weiter geführt und vollendet werde, die Wähler, die der Ansicht sind, daß das sozialpolitische Programm in den nächsten Jahren erfüllt werden muß, werden deshalb nicht im Zweifel sein können, welcher Partei sie ihre Stimme zu geben haben.

Der Deutschfreisinn hat gegen die ganze sozialpolitische Gesetz gebung eine feindliche Haltung eingenommen, die Angehörigen dieser n, haben gegen die sozialpolitischen Gesetze ebenso gestimmt, wie einer Zeit gegen die Verfassung des Reichs und die Reichẽs⸗Juftizgesetze, sie werden nicht müde, das „(foziale Königthum- als inen in sich unhaltbaren, unlogischen Gedanken hinzustellen, dessen Verwirklichung früher oder später Schiffbruch leiden müsse. Was die Sazialreform zu erwarten hat, wenn es dieser Partei gelingen sollte, im Verein mit dem Centrum wieder die Mehrheit im Reichstage zu bilden, vermag daher Jeder selbft sich zu sagen, die Weiterfũhrung der großen Gesetzgezung, um welche uns die anderen Nationen be. neiden, würde gehemmt, die Ausführung der bereitz erlassenen Hesetze erschwert und beeinträchtigt werden und an Stelle des regen Visers, der sich seither auf diesem Gebiete entfaltet hat, würde völlige Un⸗

en herrschen.

Die Waͤbler haben darum allen Grund, sich über die Stellung eines Kandidaten ju der sonalpolitischen Gesetzgebung sorgfältig zu vergewissern, um zu verhüten, daß das große Werk scheitere.

Der „Schwäbische Merkur“ widmet der Sozial— politik der Freisinnig en folgende Betrachtung. Der Kaiser hat nun zu seinem Programm in der Arbeiter- frage das gemacht, wat die Bemokratie stets erstrebte! diese und ähnliche Flunkereien kann man irg tee i in allerhand Variationen in demokratischen Blärtern lesen. der That ist es aber sehr neu, daß die demorratische Vartel. wenigftens die norddeutsche demolratische Partei, genannt der Freisinn', zur praktifchen Sozialpolitik über. gegangen ist; felbstverstuͤndilch nur in Fragen, die gerade nich t auf der Tagetzordnung landen,. wahrend den großen Versicherungegesetzen egenüber, welche ahre lang die Ec geen beschaftigten, der rei sich abled nend verbielst. Dle deutschfreisinnige Kieler eitung', welche dem Professor i nahe stebt, ist so ehrlich, diese

achlage im Wesentli Sie schreibt: „Ein Zwie⸗

! munnnge ehen.

spalt hat sich vor gar nicht langer Zeit in der freisinnigen Presse abgespielt, als es sich um den e. Abel ge a Seit der Fusion (Verschmelzung der Fortschrittler und ausgetretenen Nationalliberalen unter dem Namen Deutschfreisinnige ) war das freibändlerische Element oder, um deutlicher ju sprechen, das Manchesterthum in der Fraktion wesentlich verstärkt, und man konnte von freisinniger Seite Reden über Kinderschutz und Frauenarbeit lesen, bei denen jeder Sozialvolitiker trauernd den Kepf schütteln mußte. Da zeigte sich eines Tages eine entschiedene Opposition gegen das Manchestertbum in der freisinnigen Partei Es waren Pädagogen wie Halben, Mediziner wie Virchow und Möller, Arbeitgeber wie Ludwig Löwe, die jetzt die Anforderungen an einen erhöhten Schu der schutzbeduͤrftigen Personen für wirthschaftlich berechtigt, politis heilsam und sozial nothwendig erklärten. Dazu kam ein großer Theil der Presse, welcher g werden muß, daß sie der Fraktion mit gutem Beispiel und oft trotz kleinlicher Angriffe Seitens der k ist. Uns sind die manchesterlichen

eden einzelner freisinniger Volkevertreter noch in frischem Ge⸗ tächtniß. Aber wir erinnern uns auch, daß bald ein Umschwung eintrat, und ein viel genannter freisinniger Abgeordneter schrieb, seine Fraktion habe in dieser Frage vor der öffentlichen Meinung kapitulirt.. Also die Fraktion, welche vor einiger Zeit in der Arbeiterschutzfrage kapitulirt hat, ist dieselbe, die von jeher den Arbeiterschuz verlangt hat und der es jezt der Kaiser nur nachthut 7 Das erinneit an jeden Mann und jeden Groschen“, den man an- geblich schon bewilligt hatte, als der Reichstag aufgelöst wurde, weil die erforderlichen Bewilligungen nicht erfolzt waren. Es wäre erheiternd, diesem merkwürdigen Spiel mit Worten zuzuseben, wenn nicht zu fürchten wäre, daß denn doch in gewissen Kreisen des Volks der Sinn für schlichte Wahrheit durch solche Taschenspielerkunststücke untergraben wird.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Herausgegeben im Reichsamt des Innern. Nr. 7. Inhalt: gensrk * , nennung; Exequatur, Ertheilungen. Barkwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Januar 1399. Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen: Anderweite Bestimmungen über Traneportkontrole in dem Grenzbezirk der Hauptzollämter Geestemünde, Emden, Leer und Nordhorn; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen. Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.

Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Rinisterium der öffentlichen Arbeiten. Nr. 6. Inhalt: Amtliches: Gerichtsbauten in Kattowitz O.-Schl. Rö⸗ mischer Seekanal. Sicherung eines Eisenbabndammes durch Ent⸗ wässerungsstollen. Kraftversorgung darck Druckluft in Paris (Schluß). Ueber Prefilmaßstäbe Vermischtes: Messung der Durchbiegung eiserner Brücken. Vorstand des Architelten vereins in Berlin für das Jahr 1890. Preisrichter Gutachten über die Wett⸗ bewerbung zur Erlangung von Plänen für eine evangelische Garnison⸗ kirche in Straßburg i. C. Preis bewerbung für den Reubau einer Turnhalle des Oldenburger Turnerbundes. Deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverabren in München. Schutz vorrichtung gegen das Herabstürzen beim Fensterpugen. Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reichs.

Sanitäts⸗ , Veterinär⸗ und QOuarantanewesen.

Dänemark.

Laut Bekanntmachung des Königlich dänischen Ministeriums des Innern vom 29. Januar d. J. ist die Einfuhr von lebenden Schweinen und von rohen Theilen dieser Thiere mit Ausnahme von gesalzenem Speck aus Rußland nach Dänemark verboten worden.

Bezüglich der Einfuhr von lebendem Rindvieh, Schafen und Jiegen und von rohen Theilen dieser Thiere aus Ruß⸗ land nach Dänemark behält es bei dem in der Bekanntmachung des Königlich dänischen Ministeriums des Innern vom 10. Sep⸗ tember 1869 enthaltenen Verbot sein Bewenden.

Verkehr s⸗⸗Anftalten.

Die Po st von dem am 158. Januar aus Shanghai abge⸗ gangenen Reichs ⸗Postdampfer Bayern ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 17. d. M. Vormittags zur Ausgabe. ;

Königsberg n Pr., 15. Februar. (W. T. B.) Die Schifstz fahrt ist des anbaltenden Frostes wegen wieder eingestellt worden.

Hamburg, 16. Februar. (W. T. B.) Der Po stdampfer Thuringia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packketfabrt⸗ Äktiengefellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

Theater und Musik. Königliche Schauspiele.

23. Februar lautet: Am Sonntag, den 16.: . Giogonda=; Montag.

Holländer‘; Mittwoch, den 19. Othello; Donnerstag den 20: „Lobengrin⸗; Freitag, den 21: Götterdämmerung; den 22: ,Die Hugenotten; Sonntag, den 23: Oihello z. .

Für bas Schau spiel: Am Sonntag, den 16 Februar: König Lear Montag, den 17.: . Der Bibliothekar.; mg den 18.: „Die Quiz s- Mittwoch, den 198: „König Lear. ; Donnerstag, archentante'; Freitag, den 21.: „Wilhelm Tell“;

den 20.: Die . ãuber; Sonntag, den 23.: Ellen“,

Sonnabend. den 22: Die Der Winkelschreiber ; Königliches Schau spielhaus.

Auf der Königlichen Bühne ging gestern Abend Shakespeare 's König Sear“ neu einstudirt, mit schönem äußeren Erfolge in Scene. Die große Tragödie der Undankbarkeit hat trotz der un⸗ wahrscheinlichen Vorausetzungen, auf welchen die Gatwickelung der Handlung beruht, niemals eine mächtig ergreifende Wirkung verfehlt; ies war auch der Eindruck der gestrigen Vorstellung, namentlich in den beiden letzten Akten, welche denn uch wärmeren, zuweilen stür= mischen Beifall fanden, während dieser dem Trauerspiel in seiner ersten Hälste nur in geringerem Grade zu Theil wurde.

Der Erfolg des „Lear. hängt fast ausschließlich von der mehr oder weniger gelungenen Verkörperung der Titelrolle ab, pie allein alle Vorgänge verständlich machen kann. Gestern wurde diese Rolle bon BHrn. Grube im Ganzen mit schönem Gelingen dargestellt. Hr. Grube verfügt über eine bedeutsame schauspielerische Gewandtheit, weiche sich auf einen vornehm denkenden Geist stützt und auch dez Ausdrucks tiefen sittlichen Empfindens in hohem Grade fähig ist. Alle diese guten Eigenschaften traten gestern Abend in der Leat⸗Gestalt kunstgerecht zu Tage, und doch konnte bieselbe nicht voll befriedigen, weil es dem Künstler an der unentbehrlichen Gluth der Leidenschaft, an der inneren Hoheit und Königlichen Würde gebrach. Die Launenhaftigkeit des Alterg bei der Vertheilun des Reichs chargkterisirte er mit verständigen Mittein; der Augbru ohnmächtiger Wuth und tiefen Schmerzes, als Lear in die Gewitter⸗ nacht hinausstürmt, vermochte dagegen nicht zu ergreifen; eher schon erzielte diesen Gindruck der Wahnsinn des Königs auf der öden Haide. Cin Zug der Rührung verklärte dag Erwachen des kranken Königs und die Todtenklage um die liebliche Cordelia. Die Partie det Edgar spielte Hr. Mat kowsky; ef ban sein von Kampfeslust durch gluͤhter Held hoch über dem armen klagenden Thoms. Hrn. Ludwig

war die Rolle des Bösewichts und Intriguanten Edmund zuertheilt; man ist so wenig gewöhnt, den Vertreter edler, lieben znůrdige:

Der Spielplan der Oper für die Zeit vom 16. Februar biz 9 ; 6 den 17. .Aennchen von Tharau“; Dienstag, den 18: Der fliegende 3

Sonnabend, *