1890 / 44 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Feb 1890 18:00:01 GMT) scan diff

/ w

e m , . e . j w 1 222222 . 2 err ö m ö

r,,

eigneten Darsteller und Hr. Kettner zeigte sich wie immer fee fen er ger gr nnfeld' ble, finer Reelle glei. falls nichts schuldig. Die Damen Hocke, Frick und Kröchert trugen jede in ihrer Art recht gefällig zum Gelingen der Aufführung beis und so darf denn die Wiederguferstehung des Gemachten Mannes“ als ein glückliches Ereigniß im Central Theater bezeichnet

en.

35 nnn, wa 49 Mit Der Kulenkampff'sche Frauenchor etwa it lieder der bereits vor zwei Jahren im Hotel de Rome sich mit Erfolg hören ließ, gab am Sonnabend ein Concert, für welches er eine reiche Auswahl interessanter Chor. und anderer Kompositionen ausgewählt hatte. Der jugendlich frische Stimmenklang, der gleich zu Anfang des Concerts in Schubert's 25. Psalm einen sehr vortheil⸗ haften Eindruck machte, war vereinigt mit deutlicher Aussprache, reiner Intonation und mit lobenswerther Präzision in der Zusammenwirkung. Diefe Vorzüge kamen in dem beliebten dreistimmigen C horliede e eappella) von Radecke Im Walde, in dem Abschiedslied und Tanzkied von Kulenkampff, in zwei Gesängen mit Horn und Harfen—⸗ begleitung von Brahms, die von wundervoller Wirkung waren, sowie in einigen andern Chorliedern ven Kulenkampff und Brahms vortrefflich zur Geltung. Reicher Beifall belohnte die Leistungen des Chors und seines Dirigenten. Unterstützt wurde das Concert durch Solo ⸗Gesangsvorträge des Frl. Hohenschild und des Hrn. von ur Mühken, die sich noch Beide in Duetten von Schumann, . und Brahms vereinigten und durch die an ihnen stets ge— rühmte künstlerische Vollendung des Ausdrucks außerordentlich lebhafte Theilnahme erweckten. Das Lied von Rubinstein „Neue Lieber hatte der Sänger die Gefälligkeit, zu wiederholen. Die Hrrn Mahns und Richter (Horn), Otto Müll'ehr (Harfe) und S. Bake (Ala vier) trugen durch ihre rreffliche Mitwirkung zum Gelingen der Vor—

träge wesentlich bei.

Mannigfaltiges.

Ueber den Pferde-, Stadt. und Dampfbahn⸗ sowie Omnibusverkehr in Berlin während des Jahres 1889 liegen folgende amtliche Ermittelungen vor: Die Berliner Pferdebahnen beförderten 132 550 620 Per sonen (gegen das Vorjahr 4 15 541 610); die Stadt⸗ und Ringbahn 25 476 513 (4 2686258); die Dampf ; straßenbahn 1 665 166 (4 16010363 mehrere Verbindungelinien mit den Vororten sind erst seit 1889 in Thätigkeit —; die Omnibus⸗ Gesellschaften 25 417111 ( 1829 255). Der Gelammtverkehr betrug 185 165 510 (4 21 177 487) oder täglich im Durchschnitt 507 149

( 59218).

Mit dem Wechsel des Jahrzehnts scheint sich wie die . Statist. Corr.“ schreibt, auch ein Umschwung in dem bisher vorherrschenden Witterungscharakter vollzogen zu haben. Während nämlich die leßten Jahre im Allgemeinen durch zu niedrige Temperatur und ine besondere durch strenge Winter ausgezeichnet waren, war der eigent lichh Wintermonat dieses Jahres, der verflossene Januar, ein überaus milder zu nennen. Die Mitteltemperatur lag faft aller⸗ orten um 3—5 Grad über der normalen, und die absoluten Minima weisen nur mäßige Kältegrade auf. . ö

Das milde Winterwetter war, wie gewöhnlich, so auch in diesem Falle von starker Bewölkung, sowie häufigen und vielfach sehr be— frächtlichen Riederschlägen begleitet. Mit. Ausnahme vereinzelter zstlich gelegener Stationen, an denen es ein wenig zu trocken war, überstiegen die Niederschläge den vieljährigen Durchschnittswerth um ein Bedeutendes, im Westen zumeist um das Doppelte, so daß daselkst 6 . und lokale Ausuferungen einzelner Flüsse die Folge waren.

iefe gioßen Beträge rühren fast ausschließlich von Regen her; Schweesälle kamen im Often ziemlich häufig vor, ohne jedoch recht ergiebig zu sein, und traten im Westen nur sehr selten auf. Dem⸗ enisprechend blieb der äußerste Westen ohne feste Schneedecke, und auch in den übrigen Landestheilen, mit Ausnahme der Gebirge, war diefelbe nur schwach und von kurzer Dauer, .

Die vorwiegend milde und regnerische Witterung hatte ihren Grund in zablreichen, schnell aufeinander folgenden Derressionen, welche in westöftlicher Richtung meist nordwärts von uns, theilweise auch über Deutschland selbst hinweg zogen. Im Anfange des Mongts, am 1. und 2., dehnte sich zwar das Gebiet hohen Luftdrucks, dessen Kern sich im Innern des europaäischen Kontinents befand, auch über

Deutschland aus und hatte ziemlich strenges Froftwetter zur Folge. In dem Maße jedoch, als sich uns die im Nordwesten vorüberzie hen den Bepresfionen näherten, wurde es unter dem Einflusse der durch sie bedingten südwestlicken Winde schnelQl wärmer. Die milde und meist regnerische Witterung hielt aber auch spãter an, als die Minima in größerer Entfernung ihr Spiel trieben und sich ein Maximum von Südwesten her allmãhlich ausbreitete. Freilich machten sich, als der Kern der Anticyklonen in nächster Nähe lag, einige, allerdings ganz kurze und unbedeutende Kälterückfälle sum den 8. und 18) bemerkbar. Nach dem 18. jedoch war Norddeutschland andauernd bis fast zum Monats schlusse in den Bereich tiefer, ostwärts eilender Depressionen auf⸗ enommen, deren Centra sich meist nördlich von ung bewegten, und ken demzufolge warmes. feuchtes Wetter mit lebhaften, gelegentlich stürmischen Winden auß dem südwestlichen Quadranten, In den beiden letzten Tagen erstreckte sich wieder ein Hochdruckgebiet von Südweflen her über Deutschland hin, das schließlich noch Auf ⸗· heiterung, starke Abkühlung und Frostwetter mitbrachte.

In der Urania wird die Geschichte der Urwelt' von dem unermüdlichen Recitator. Hrn. Bergmann, heute bereits zum 50. Malt vorgetragen. Nicht zum geringsten Theile ist der be⸗ deutende Erfolg dieses wissenschaftlichen Ausstattungsstücks der klaren. verständigen und künstlerisch abgerundeten Vortrags weise des genannten Herrn zu danken. Außerdem weist das Wochenrepertoire der Urania am Mittwoch eine Premiere „Ueber Stürme und Sturm⸗ warnungen“ von Br. Wagner, vem Königlich meteorologischen Institut, und einen Experimental⸗Vortrag über Spektral⸗ Analvse vom Physiker der Uranig, Hrn. P Spies auf. An den . 6 wird die Geschichte der Urwelt noch weiter wiederholt.

Im Zoologischen Garten haben merkwürdige Neuerwer⸗ bungen für das große Affenhaus stattgefunden. In einem der größeren Käfige dafelbst, der durch ein Kleftergerüst noch besonders dazu hergerichtet ist, sicht man einige sogenannte Klam m er,“ oder Spinnenaffen aus Süd-Amerika. Im Käfig daneben fallen ebenfalls Tneue eigenthümlich weithin leuchtende Gestalten auf, die durch ihr schwarj⸗ weiß gezeichnetes wolliges Fell und die hocherhobenen gekrũmmten Schwänze unwillkürlich an die jetzt so modernen Chenilleãffchen erinnern, die aber erst genauere Betrachtung der handartigen Glieder als affen⸗ ähnliche Thiere erkennen läßt, während der Kopf ein fuchsartiges Ge⸗ präge trägt. Es sind Halbaffen und zwar eine der seltensten und werthvollsten Arten: der Vari von der Insel Madagascar, wo die merkwürdige Uebergangsgruppe der Halbaffen ihren hauptsächlichsten Wohnsitz hat und in vielen Arten verbreitet ist. Eine ganze Anzahl derfelben ist auch in unserem Zoologischen Garten vorhanden und im vorderen Vogelbaus in der neuen Käfigeinrichtung für kleine Vier⸗ füßler und in der früheren Schlangenstube untergebracht.

Danzig. Ven der Weichsel schreibt der Korrespondent der . D. A. Ztg.“ aus Bohnsack vom 15. Februar: Seit gestern früh haben wir auf der Weichsel ein starkes Grundeistreiben. welches hier die Stromrinne ihrer ganzen Breite nach einnimmt. Das Wasser ist in leßter Zeit gefallen, so daß zur Zeit nur ein schwacher Strom berrscht. Hält der Frost weiter an, so dürfte unsere frühere Befürch⸗ tung, daß die schwach abwärtstreibenden Eismassen nochmals zum Steben kommen und ein neuer Eisgang eintritt, sich bestätigen. Das Fieberfetzen bei Bohnsack ist seit beute früb unmöglich. Nur bei Neufähr wird, da dort die Eismassen sich besser vertheilen, der Trajekt für einzelne Perfonen mittelst Bootes bewerkstelligt. Der fiskalische Eisbrecher, welcher bisher die Fähre bei Bohnsack über den Strom schleppte, traf auch heute früb hier zu diesem Zwecke ein, mußte aber nach ein waligem Bugsiren des Spitzprahms seinen Dienst in. Felge des zu großen Andranges von Grundeis einstellen. Auch die Fahrten der Paffagierdampfer auf dem Strome sind in Folge des starken Eis treibens bis auf Weiteres eingestellt.

Amrum, 13. Februar. (Kiel. ZItg) Auf. der Nordspitze unserer Insel ist mit der Errichtung eines Seehofpizes nach dem Muster Don Langeroog (Osffriesland) begonnen. Das vom Landesverein für innere Mission niedergesetzte Com its hat für den ersten Anfang eine Anzahl fertiger schwedischer Hol häuser angeschafft und wird so in der Lage sein, schon für den Sommer dieses Jahres 50 50 Badegästen in dem Hospiz Raum zur Aufnahme zu bieten.

x r ä äääsä/äääää„ä Iriedrich Wil helmstãdtisches Theater. Franz Renz. . . 3 ; Dienstag: Mit neuer Ausstattung: Zum Aõnigliche Schauspitle. Dienstag: Opern⸗ 34 Male: Der arme Jonathan. Operette in knnfstler.

z Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Mitriwoch: Deutsche Turner.

Romantische Sper in 3 Akten von Richard Wagner. Musik von Carl Millöcker In Scene gesetzt von Hr. Kapellmeister t ᷣᷣᷣᷣᷣ——— 0 m

Wetterbericht vom 17. Februar, Morzens 8 Uhr.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres sp. red. in Millim.

Wind. Wetter.

Stationen. Anfang 7 Uhr.

in O Celsius

& O O G 6. 40 R.

Mullaghmore o bedeckt

Lberdeen⸗ wol tig Christiansund / wolkenlos

Kopenhagen 3 bededkt Stockholm. l still wolkenlos

aranda. still bedeckt

t. Petersbrg. 1Schnee Mos kan... 1 wolkenlos

Gork Queens Regen 4. halb bed.

town... Cberbourg. ,,

, bedeckt 1 . Neb eli) winem unde bedeckt Neufahrwasser bedeckt?)

heiter halb bed.

28 8

Arrigo Boito.

11 60 &

fang 7 Uhr.

ö de

Wilbrandt.

emel

1 ünster... Karlsruhe.. Wiesbaden. , . emnitz .. Berlin.... Wien... Breslau... Ic dix .. Nisna .... 3 ONO 4 halb bed. Trlest ... ͤ still wolkenlos

& t 6 - d 2 O,.

esser. ö Mittwoch:

I Reif. ) Reif. ) Raubfrost. Uebersicht der Witterung.

Ein Minimum unter 748 mm liegt südlich von Irland. vorm Kanal frische südliche Winde verur⸗

liegt über dem Innern Rußlands. sudlicher bis östlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland nebelig und außer in den südwest ˖ lichen Gebietstbeilen, wo Thauwetter herrscht, kalt. Auf den britischen Inseln, sowie in der Bretagne

Theater Anzeigen. haus. 39. Vorstellung. Der fliegende Holländer.

Schauspielhaus. 41. Vorstellung Die Qunitzow' s. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernbaus. 40. Vorstellung. Othello.

von Max Kalbeck. Anfang 7 Uhr. Schauspiel haus.

Deutsches Theater. Diensteg: Der Unter staatssekretär. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolf

Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Donnerstag: Der Unterstagtssekretär.

Die nächste Aufführung von Nordische Heerfahrt Kändliches Volksstuͤck mit Gesan findet am Freltag statt.

Berliner Theater. Dienstag: Der Veilchen

um 1. Male: Der gefesselte Pro⸗ metheus. König Oe dipus. Donnerstag: Gräfin Lea.

Tesstng Theater. Dienstag: Schaufpiel in 6 Alten von Hermann Sudermann. 3 In S fetzt Direktor Emil ö j

Nit twoch: Das Gil des Signorenli. Schau. Yenter, ceng gesetzt vom Direktor Emil Gestorben: Hr. Oberförster a. D. Reichsfreiherr spiel *. 4 Akten von Richard Jaffe. . Themas. Anfang 74 Uhr. 6

Donnerstag: Die Ehre.

Die nächste Aufführung des Schauspiel Der Zall Clemencean findet Freitag statt.

Wallner - Theater. Dienstag: Neu einstudirt:

2 * st 2 I 2 n ,,, ure m m K ii ö Musik von Franz Roth. Anfang 7 Uhr.

. Mlstiwoch und Donnerstag: Der Hypochonder.

Julius Fritzsche. Dirigent: Federmann. Anfang .

Anfang 74 Uhr

Hofvaur

Aufzügen von Hans Neuert und

von Ammergan.

Dienstag: Zum 4 Male: chaelis und G. Steffens.

Mittwoch: Zum 5. Male: Mann.

Dienstag: Zum 11. Male:

sind erhebliche Regenmengen gefallen. Herrmannstadt Stanley in Afrika. Zeitgemalde in 10 Bildern schichte der Urwelt.

meldet minus 18 Grad. von Alex.

Deutsche Seewarte

Mogßkows ki und Richard Nathanson. Mußsik von F. A. Raida Ballet von G. Ee Anfang 79 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Circus Aenz, Karlnraße.

Mittwoch: Der arme Jonathan.

40 Nesidenz · Theater. Direktion: Siegmund Lauten · Oper in Atten von Giusexpe Verdi. Tert von burg. Dienstag: Zum 11. Male: Margquise, Hrn. Gustar Wohlgemuth (Neuseslerhausen— är die deutsche Bühne übertragen Lufffviel in 3 Akten don Victorien Sardou. Deutsch

mn nn. j von Robert Buchholz. In Scene gesetzt von Sieg ö ö. BVor sellung , ö. mund Lautenburg. Die neuen Dekorationen sind aus rauerspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare. n. dem Atelier der Herren Hartwig, Hinze und Harder.

Mittwoch u. folgde. Tage: Marquise.

Belle Alliance Theater. Dienstag: Vorletzte

Woche des Gastsriels der Münchener unter Verehelicht: Hr. Pastor Karl Reichert mit Leitung des Königl. bayer. Hofschauspielers Hrn. Max Im Austragstüberl (Im Altentheil). und Tanz in vier aximilian Schmidt. Musik von C. Horak. Anfang 75 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Donnerstag und Freitag: Der Serrgottschnitzer

Central · Theater. Direltion Emil Thomas. Ein gemachter , . e. . . . ö . 9 396

ern) von Eduard Jacobson. usik von G. Mi⸗ 22 Couplets von Alfred

Ein gemachter

Adolph Ernst⸗ Theater. Dresdenerstraße 72. Der Gold fuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Goͤrß.

ittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Urania. Invalidenstraße 5] / 2, geöffnet von . j ö i J K ö erlin: Victoria Theater. Dienstag: Zum 1594. M.: 12 —11 Uhr. Dienstag um 77 Uhr: Die Ge Verlag der Expedition Scholy.

Dienstag: Zum 28. Male: Deutsche Turner. Große nationale Driginal· Pantomime. Vorsühren der irländ. Jagdpferde (Original⸗Dressur) von Hrn.

Die taebäude sollen später massto errichtet werden; um dies 2. 0 le nach Bedürsniß kleine Strandbäͤuechen mit ein bib im Familienwohnungen.

Magdeburg, 16. Februar, (Magd. 3 Der Wasser⸗ st and der Elbe ist unter dem Einfluß der kalten Witterung ganz bedeutend zurückgegangen. Auf dem ganzen Elbstrom, von Böbmen abwärts, ist theilweise starker Eisgang eingetreten; FGisstand wird nur von der Trothaer Schleuse gemeldet. Die Schistahrt ruht in Folge dessen vollständig.

München 14. Februar. (A. Zig) Zum Kgiser-Wilhelm⸗ Denkmal in Norderney sendet die Stadt München, der an die deutschen Städte gerichteten Einladung des Comitsz folgend, einen Stein von der in unserer Gegend vorkommenden Art in der Größe eines halben Kubikmeters.

Cuxhaven, 14, Februar. (Dtsch. Tagebl) In letzter Zeit kamen mehrfach Haifische von beträchtlicher Größe in der Nordsee vor. Nachdem in voriger Woche durch den Fischdampfer Präsident Herwig“ zwei Haie eingebracht waren, von denen der größere eine Länge von 12 Fuß hatte, brachte gestern der Fischdampfer Nixe“ wieder einen Hai von gleicher Länge, der einen Umfang von 6 Fuß hat und in der Nähe von Helgoland gefangen wurde. Die Haifische gelangen in die Netze der Dampfer und werden dann aufgejogen. Kleinere Haifische von 324 Fuß Länge sind auch früher zuweilen gefangen, während größere Haie in der Nordsee nicht vor⸗ kamen. Die beiden größeren Haifische sind von einem Schausteller angekauft und werden demnächst in den größeren Städten gezeigt werden.

Neapel, 15. Februar. (W. T. B) In dem neuen Stadtviertel Arrenaccia stürzte heute Nachmistag ein im Bau begriff enes Haus ein, wobei 51 Arbeiter verschüttet wurden. Bisher 66 Todte und 4 Verwundete aus den Trümmern hervorgezogen worden.

Toronto, 15. Februar. (W. T B.) Die bhiesige Universität ist gänzlich niedergebrannt mit dem Museum und der Bibliothek von 33 600 theilweise unersetzlichen Büchern, deren Werth auf 100 0090 Dollars geschätzt wird. Der Gesammtschaden be⸗ läuft sich auf 17 Millionen, von denen nur 160 000 Dollars durch Versicherung gedeckt sind.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Meran, 17. Firn (W. T. B.) Se. 8a hen der Herzog von Anhalt ist mit der Herzoglichen Familie zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.

London, 17. Februar. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Sansibar findet heute bei dem Sultan Seyyid Ali anläßlich der . ö Empfang statt, dem alle Europäer anwohnen werden.

Paris, 17. Februar. (W. T. B.) Die „République frangaise“ sagt anläßlich der gestrigen Wahlresultate, dieselben seien traurig und er niedrigend für Paris. Der Si ele“ erklärt, die Wahlen hätten die Fortdauer des Bündnisses der Bo ulangisten und der Monarchisten dargethan. Die „Autorits“ meint, Paris kehre der Re⸗ 5 und der parlamentarischen Republik den

ücken. Die „Estafette“ behauptet, die Affaire Orleans führte den Boulan 6663 zahlreiche Stimmen zu.

Belgrad, 17. Februar. (W. T. B.) Die Skupschtina nahm den Ablösungs vertrag, betreffend das Salz⸗ monopol, an.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

2 Die Schulpferde „Beautiful“ und Sophus“, geritten von Frl. Clotilde Hager. Auf⸗ treten der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reit⸗

ƷJamilien⸗ Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elise Sperber mit Hrn. Ludwig Schriel (Ilfeld). Frl. Helene Neumeister mit

Leipzig). Frl. Hedwig Jost mit Hrn. Kaus⸗ mann Gustav Falcke (Berlin). Frl. Anna Baumeister mit Hrn. Fabrikbesitzer Hermann Kronberg (Kl. Schierstedt Aschersleben). Frl. Sophie Müller mit Hrn. Bernhard Gieseler (Crivitz - Hamburg). Frl. Bertha Handge mit Hrn. Gustav Schuppe Frl. Anna Schulz mit Hrn. Burghard Helwig (Lenney Melsungen).

rl. Anna Marie Schaumburg (Crivitz Hr.

ermann Rottig mit . Marie Zieger (Leipzig). Hr. Hermann Weber mit Frl. Lina Andres (Schlettau Leipzig).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Bergassessor Funcke (Ensdorf a. d. Saar). Hrn. Apotheker lexan der Veiel (Laupheim. Hrn. Hans Rasmussen rng Hrn. Ober⸗Amts richter Fel Frhrn. v. Wächter ⸗Spiitler (Rottenburg a. Neckar). Hrn. J. Roepke (Schwaan). Hrn. Ernst

Dr. med. Eberh. Heyne (Opladen). Hrn. Her⸗ mann Schönlein (Leipzig)]. Hrn. Adolph Kahl 5 Hrn. Wilhelm Forstreuter (Oschers⸗ eben).

Bertuch jun. . Gine Tochter: 6.

Eduard v. Dörr bach Hr. Kaufmann Heinrich Hedler ee n, Hr. Kaufmann Ehristoph Kern (Plau i. Mecklenburg). Hr. Wildhändler Oito Woeller (Magzeburg). Hr. Kaufmann Friedr. Benj. Kohl (Höckendorf). Hr. Adolf Voerkel (KüeinZschocher) Frau Dorothee Schumann, geb. Thiele (ätzendorf). Frau Emilie Gieseke, geb. Stolze (Gilsdorfs. Hrn. A. Wallflab Tochter Marianne (Welsleben). Frau Klara Rawitz, geb. Keßler (Berlin.

NRedacteur: Dr. H. Klee.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). (2699)

großartigen

zum Deutschen Reichs⸗Anz

M 44.

XII. Ansstellung des Vereins der Künstlerinnen.

Während die neulich schon besprochene Gemäldesammlung auf dieser Ausstellung recht gut beschickt ist, hat die Aguarell-, Gouache und Pa tell malerei sich diesmal mit einem verhäͤltniß⸗ mäßig kleinen Raum begnügen müssen, ist aber doch durch eine Reihe mehr oder minder gut gelungener Bilder vertreten. Eine kleine Kollektion von Pa stell bildern zeigt, daß der Farbenstift von den Damen nicht ohne Glück gehandhabt wird. Fr. Helene Büch⸗ mann stellt das Bild einer Dame aus, welcke die Vorzüge der 3 im hesten Lichte erscheinen läßt; auch H. von

adeweiß läßt sich mit einer recht achtbaren Studie sehen. Warm und energisch im Kolorit ist R. Petz el's Damenporträt und L. Pommerening hat auf ihrem Bild namentlich den zarten Stoff des Gewandes sehr wirkungsvoll wiederzugeben verstanden. Von recht solider Technik und prächtiger Farbengebung ist das Brustbild eines alten Priesters, welchen A. Ne ich malte. Auch H. de Rege sei lobend erwähnt, ebenso H. Möser. M. Krelinger dürste mit ihren Kinderporträts nicht auf unbedingten Beifall der Besucher zu 6 6 die Farbe ist gar zu kreidig und auch die Zeichnung nicht zart.

Unter den Aquarell malerinnen sei gleich als erste Caroline von Parmentier genannt, welche eine kleine Kollektion hübsch durchgeführter Blätter ausgestellt hat. Recht gefällig sind auch die Ansichten von Hildesheim, welche Clara Krebs ausstellt. Einen Rahmen mit Naturstudien von der Riviera hat Em mg Lebedan geliefert, recht erfreuliche kleine Studien; auch Marie Stüler darf mit ihren Blättern zu den besseren der Aquarellkünstlerinnen gerechnet werden. Sehr gefällig ist A. Fernow's Landschaftsstück, „Früh lingsblumen! bekitelt M Rem ein sauber durchgeführtes Still. leben; von C. Schrader sieht man einen Rahmen hübscher Aquarellstudien. Die Gouache Mädchen auf Rügen. von Clara Volkmann muß Jeder mit Vergnügen betrachten und Therese Laudien dürfte sich mit ihrem woblgelungenen Blumenstück gleichfalls neue . zu den alten erwerben, welche sie bereits von früheren Ausstellungen her besitzt; unter den Blumen⸗ malerinnen nimmt sie einen hervorragenden Platz ein. Eine Land⸗ schaft, Gebirgspaß in Südtirol“ von Helene Sietze und ein Bild „Aus vergangener Zeit' von Mathilde Block verdienen sehr wobl einen Platz auf der Ausstellung; das läßt sich in gleicher Weise von Marie Galle's Bildern sagen. Fr. Söburg⸗Mer; hat Skizzen ausgestellt sowie eine Studie aus Rüdersdorf“, eine strickende Bauernfrau; nicht Jeder, der ihre Bilder betrachtet, durfte sich mit dem von ihr angewandten Kolorit befreunden können, es ist etwas unruhig. In diesem Raum hat eine große Kopie von Margarethe Kinel nach der Rubens'schen „heiligen Cäcilie“' Platz gefunden, welche den koloristischen Feinheiten des Originals nicht ohne Glück gerecht zu werden versucht. Eine Reihe von Naturstudien nimmt einen Theil der Wand ein, auch Arbeiten aas der Malklasse für Porträtstudien des Malers M. Koner finden sich hier untergebracht und legen für den Fleiß und die Begabung der Schülerinnen hberedtes Zeugniß ab. Modellstudien, Zeichnungen nach der Antike, Ornamentbläͤtter u. A. m. vervollständigen die Ausstellung, auf welcher auch diesmal wieder eine Verloosung stattfindet, deren Gegenstände aus Bildern, Werken und Erzeugnissen des Kunstgewerbes bestehen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Am letzten Donnerstag fand in Esssen eine Sitzung des Vor⸗ standes des Vereins für die bergbaulichen Interessen statt, in welcher die, an dieser Stelle wiederholt erwähnten, neuen Forder ungen der Bergleute der Reviere Recklinghausen und Gelsenkirchen abgelehnt wurden. In der Sitzung wurde ferner die Bildung eines Ausstands⸗-Versicherungs⸗Verban⸗ des beratben und einstimmig beschlossen; durch diesen Verband sollen die einzelnen Zechen vor den nachtheiligen Folgen ungerecht— fertigter Ausstände sichergestellt werden. Der zunächst zu be— schaffende baare Fonds wird bei der heutigen Förderung ungefähr 1 200 000 6 betragen, wenn alle Zechen beitreten. Den Satzungen des Versicherungs⸗-Verbandes entnehmen wir folgende wesentliche Punkte: Die theil nehmenden Gewerkschasten und Bergwerks⸗Aktien⸗ gesellschaften des Ober Bergamtsbezirks Dortmund vereinigen sich untereinander und mit dem Dr. Gustav Natorp in Essen zu einem Ausstands⸗Versicherungs⸗ Verbande. Der Ausstands ⸗Versicherungs⸗Verband kat den Zweck, denjenigen Verbandszechen, welche ohne ihre Schuld von einem Ausstand ihrer Belegschaften betroffen werden und die ungerecht⸗ fertigten Forderungen derselben ablehnen, für den ihnen aus einem solchen Ausstand erwachsenen Schaden Ersatz zu leisten. Die von einem Ausstand betroffenen Zechen haben nur dann Anspruch auf Schadenersgtz an den Verband: 1) wenn von den Organen des Verbandes die Rechtmäßigkeit des Wider standes der betroffenen Zechenverwaltung gegen die von der strikenden Belegschaft erhobenen Forderungen anerkannt worden ist; 2) wenn die Zahl der strikenden Arbeiter einer Zeche ein Drittel der vor dem Ausstand auf derselben unter Tage beschäftigten Belegschaft übersteigt oder eine ganze für den Betrieb unentbehrlicke Arbeiterklasse umfaßt; 3) wenn und so lange der Ausstand nur eine Anzabl von Verbandszechen des Qher⸗Bergamts bezirks Dortmund ergriffen hat, deren Forderung 30 υη˖ derjenigen aller Verbandszechen nicht übertrifft. Zur Feststellung des Schadenersatzes wird der Produktionsausfall zu Grunde gelegt, welcher sich durch den Vergleich der Förde rung während der Ausstandszeit mit der durchschnittlichen Förderung während eines gleichen Zeitraums in den dem Ausstande voran gegangenen drei Monaten ergiebt, und zwar erhält jede Verbandẽzeche als Schadenersatz für jede Tonne des berechneten Unterschiedes 15 6 Zur Leistung der Entschädigungsbeträge wird ein baarer Fonds gebildet. Der Beitrag einer jeden Zeche zu demselben be⸗ säuft sich auf 4 3 für die Tonne der Brutto- Förderung des Jahres 1859. Sollte der Fonds nicht ausreichen, so verpflichten sich die Verbandszechen auf Beschluß des Vorstands des Vereins für die bergbaulicken In⸗ teressen zu einer weiteren Zahlung his zur Höhe der erwachsenen Ver⸗ bindlichkeiten. Der Verband gliedert sich in folgende 7 Bezirke: Bezirk Dortmund, Bezirk Witten. Bezirk Bochum, Bezirk Gelsen⸗ kirchen, Bezirk Effen, Bezirk Oberhausen und Bezirk Altendorf ⸗Wer⸗ den. Bie Verbandszechen eines jeden Bezirks wählen einen aus soviel mal drei Personen bestebenden Ausschuß, als derselbe Bergreviere umfaßt; jedoch bleibt es dem Beschluß der Bezirks ˖ zechen überlassen, die v der Mitglieder in der ersten Wahlver⸗ famwmlung niedriger zu bestimmen. Bei der Wahl hat, jede Zeche für je 50 000 t ihrer Förderung im Jahre 1888 und für den überschießenden Theil derselben je eine Stimme, mindestens jedoch eine Stimme. Für die Augschußmitglieder sind gleichjeitig Stellvertreter zu er= wäblen. Wählbar in? den Ausschuß als Mitglieder oder stell vertre- tende Mitglieder sind nur die RKepräsentanten, Vorstands mitglieder und bevollmächtigten Leiter des Werks. Die Ausschüsse entscheiden über die Frage, ob der gegen den Ausstand geleistete Widerstand ein berechtigter ift o er nich. Den von einem Ausstande betroffenen Zechen steht das Recht zu, gegen die Beschlüsse der Ausschüsse während

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 17. Februar

einer Nothfrist von drei Tagen bei dem Vorstande des Vereins für die berg⸗ baulichen Interefsen im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund Beschwerde zu erheben. Sie Wirkungen der Fristversäumniß und die Dauer der Noth⸗ fristen bestimmen sich nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung. Der Vorstand des Vereins für die bergbaulichen Interessen entscheidet endgültig über die Beschwerden der Ausstandszechen gegen die Beschlüsse der Ausschüsse. Die Geschäftsführung erfolgt durch das Bureau des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund. Der Vertrag beginnt mit dem 1. Februar 1890 und endigt nach Ablauf eines Jahres. Die nach Ablauf des Vertrages ver⸗ bleibende Restsumme des eingezahlten Baarfonds wird im Verhältniß zu der Höhe der gezablten Beitrage zurückerstattet, falls nicht eine Verlänge⸗ rung des Ausstands · Versicherungs · Verbandes beschlossen wird. Der Ver⸗ trag soll erst hindend sein, wenn so viele Steinkohlenzechen des Ober Bergamtsbezirks beigetreten sind, daß sie mindestens die Hälfte der Gesammtförderung aller Zechen genannten Bezirks repräsentiren, ,. wieder die Förderzahlen des Jahres 1888 zu Grunde gelegt werden.

Ueber die Audienz, welche der Kriegs-Minister von Verdy du Verneis am Sonnabend den Arbeitern der Spandauer fiskalischen Fabriken gewährte, geht dem „Anz. f. d. Havell.“ folgender Bericht zu: Der Kriegs ⸗Minister begab sich in Begleitung des General. Majors Gerhards, des Chefs der technischen Abtheilung im Kriegs Ministerium, nach seiner Ankunft sofort nach dem Speisesaal der Munitionsfabrik an der Berliner Chaussee, wo sich vorher bereits die Arbeiterdeputationen eingefunden hatten. Die Audienz, bei welcher der Triegs-Minister die Aeußerungen der Deputationen über die hiesigen Wohnungzverhältnisse entgegennabm, dauerte etwa anderthalb Stunden. Die Sub-⸗Direktoren waren zugegen. Nach Beendigung der Audienz nahm der Kriegs⸗Minister noch die fiskalischen Wohn“ häuser an der Pichelsdorfer Straße in Anugenschein. Die militär fiskalischen Gebäude hatten zu Ehren der Anwesenheit des Kriegs⸗ Ministers geflaggt.

In Waldenburg in Schlesien fand in diesen Tagen eine Berg arbeiterversammlung statt, welche, wie die ‚Voss. Ztg. meldet, beschloß den Verbandsvorsitzenden Franz, welcher wegen seiner füh⸗ renden Rolle bei den Bestrebungen zu Gunsten seiner Kameraden gemaßregelt worden ist, zu unterstützen und nach Kräften für die Gründung eines Fonds zu gleichen Zwecken thätig zu sein.

Die Zimmerleute Berlins und Umgegend hielten am Freitag Abend eine Versammlung ab, um „Stellung für die kom⸗ mende Bauzeit zu nehmen. In der Berathung wurde getadelt, daß viele Genossen die erkämpfte neunstündige Arbeitszeit nicht inne gehalten hätten, auch sei der Stundenlohn von 60 3 vielfach wieder hinfällig geworden. Man müsse die Einigkeit und das Vertrauen wieder herzustellen und dahin zu wirken suchen, daß jeder Zimmer mann einer Organisation angehöre. Es sei nothwendig, die Lo hn⸗ bewegung wieder aufzunehmen und mit der Beschaffung der erforderlichen Mittel zu beginnen Ein Vorschlag, fünf Kameraden zu wählen, welche einen Gesellenausschuß zur Leitung der Lohn— bewegung bilden so cen, wurde angenommen.

Am gleichen Tage fand eine zweite Kellner⸗Versamm lung hier statt, welche beschloß, auch für dieses Jahr an den im ver— gangenen Frühjahr festgesetzten Löhnen festzuhalten, und zwar für die Asterfeiertage 4 M pro Tag, für die Pfingstfeiertage 5 M, für die Sonntage 3 S pro Tag für die im Stadtbezirk belegenen Stellen. Nach außerhalb sollen Reisekosten beantragt werden.

Die „Staatsb. Ztg. berichtet von einer öffentlichen Ar⸗— beiterinnen⸗Versammlung, die in Reinickendorf stattfand und in welcher Fr. Apotheker Ihrer aus Velten folgende Forderungen aufstellte: Beseitigung aller den Crwerb der Frau einschränkenden Bestimmungen, Einführung eines Normalarbeitstages, der Sonn— tagsruhe, Verbot der Kinderarbeit, gleichmäßige Bezahlung von Männer und Frauenarbeit bei gleichen Leistungen, politisches Wahlrecht. Die Versammlung erklärte sich nach langer Debatte mit diesen Forderungen einverstanden. In Anbetracht, daß vor allen Dingen zur Hebung der Nothlage der ar— beitenden Bevölkerung eine gesetzlich geregelte Arbeitszeit noth wendig sei, beschloß man, den 1. Mai d. J. als Feiertag zu begeben, um dadurch für den gesetzlich einzuführenden achtstündigen Arbeitstag zu demonstriren.

Aus London berichtet die „Allg. Corr. unter dem 15. d. M.: Der Bericht des Arbeits-Korrespondenten des Handels amtes zeigt, daß de Lage des englischen Arbeitsmarktes im Januar stark gestört war. Während im Dezember nur 57 neue Strikes ausbrachen, stieg die Zahl im Januar auf 85. In der Baumwollindustrie allein gab es 15, in der Kohlenbranche 10, in der Woll-Industrie 4, im Schiffsbau 5. Trotzdem konnten jedoch die 21 Hauptgewerke eine befriedigende Lage ihres Hand⸗ werks berichten. Von ihren 211 855 Mitgliedern waren nur 3044 außer Arbeit, gegen 3624 im Monat Dezember 1889 und Za7? im Januar 18893. Besonderer Blüthe erfreute sich der Schiffsbau und fast gleicher die Maschinenfabrikation, wo es seit 1873 nicht so viel Arbeit gegeben hat. Auch in der Stahl, Eisen⸗ und Kohlenindustrie ist Arbeit die Fülle. In der Textil- industrie ist sie nicht so reichlich, aber die Lage verschlimmert sich wenigstens nicht.

Die Delegirten der Vereinigung der Bergarbeiter von Großbritannien beschlossen, wie W. T. B.“ meldet, in einem am 15. in London abgehaltenen Meeting eine allgemeine Lohnerhöhung von 10 6 vom 15. März ab zu verlangen.

Aus Stockholm schreibt man der Münchener „Allg. Ztg.“ unter dem 19. d. M.: Auch in unserem Lande macht sich eine weit⸗ gehende Strikebewegung, namentlich unter den Bergwerks⸗ arbeitern, bemerkbar. In Eskilstuna haben mehr als 1200 Arbeiter die Arbeit eingestellt, weil ein dortiger Fabrikant sich weigerte, dem Verlangen der Arbeiter, seinen Werk⸗ meister zu entlassen, zu willfahren. Eine dort abgehaltene Arbeiter- versammlung verlief sehr stürmisch und man befürchtet Unruhen. Der Grubengrbeiterstrike in Grängesberg hat am letzten Freitag seinen Abschluß gefunden, da die Grubenbesitzer, welche schon im Januar eine zehnprozentige Erhöhung des Lohns eintreten ließen, eine weitere Erhöhung bewilligten. Unruhen fanden nicht statt, obgleich solche befürchtet und deshalb Militär requirirt wurde. Die fozigldemokratischen Agitatoren schüren die Strikebewegung nach Kräften, was indeß nur dazu beitragen kann, daß die von der Regierung angekündigten strafrechtlichen Maßnahmen gegen ö. ö der Sozialdemokraten vom Reichstage gebilligt

erden.

Zur Lage der Landwirthschaft.

Im Großherzogthum Hessen sind Erhebungen über die Lage der Landwirthschaft veranstaltet worden, deren Ergebniß einem Sonder⸗ ausschuß der Zweiten Kammer zur Berichterstattung übergeben worden war. Dieser Sonderaugschuß hat nun seinen Bericht festgestellt. Aus diesem hebt die Franlf. Itg. Folgendes hervor: Ueber die Frage der Rentabilität des Betriebes lieferte die Enquete das Resultat, daß von C8 einer Üntersuchung unterzogenen Wirthschaften 34 eine Rente über 106, 11 eine folche unter 1 0, 1, keine Rente liefert und 22 mit größerem oder geringerem Defizit arbeiten. Bei Unter ˖ suchung dieses Ergebnisses gelangt der Bericht des genannten Sonder ausschusses zu dem Resultaie, nur in den von der Natur be—

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

sonders begünstigten Gegenden des Landes ergebe sich eine mäßige Bodenrente, in anderen Gegenden rentire die Land wirth⸗ schaft überhaupt nicht mehr. Eine Abschaffung der landwirthschaftlichen Zölle würde nach der Anficht der Mehr⸗ zahl der Mitglieder des Ausschusses ein schwerer Schlag für die hessischen Landwirthe sein. Weiter sei aus dem Bericht des Ausschusses noch Folgendes mitgetheilt: Bei der Viehzucht liege der wichtigste Schritt in der Bildung ven Zuchtgenoffen⸗ schaften; die, landwirthschaftlichen Bezirksperelne sollten dahin wirken, daß Lieselben überall eingeführt würden. Die dank⸗ barste Aufgabe derselben sei, den Viehhandel besser zu organifiren, kesonders den kostspieligen Zwischenhandel aufzuheben. Der Wiesenbau müsse besser gepflegt werden, als dies bisher geschehen e, Der Weinbau liefere zwar in den dazu geeigneten Gegenden eine ergiebige Einnahmequelle. doch sei die Bedeutung des elben als Quelle des Wohlstandes viekfach überschätzt worden.

Post und Telegrapbenwesen. Den ron dem statistischen Departement des Kaiserlich und Königli österreichischen Handel s ⸗Ministeriums , , ber das österreichische Post- und Telegraphenwefen im Jahre 1888 entnehmen wir, daß ia dem genannten Jahre die Gesammtzahl der Postanstalten von 4434 im Jahre 1887 auf 4554, die der Telegraphenanstalten in demselben Zeitraum von 3359 auf 3581 stieg. Die Gesammtzah! der durch die Post beförderten Send ungen betrug in dem Berichts jahre 33 859 M 7 Stück, 360 964 803 mehr als im Vorjahre. Davon entfielen auf Vriefsendungen 180 301 000 Stück (4 30 890 700), auf Postanweifungen 14 545 710 Stück c 755 836), darunter auf Nacknahmesendungen 3 323 619 Stück (4 5278), auf Auftrags Postanweisungen 169 338 Stück ( 20339). Die Fahrpost beförderte 35 985 120 Senzungen gegen 36 281 110 im Vorjahre, darunter befanden sich 7935 680 Geldbriefe ( 837 900), 12 382 640 Sendungen mit Werthangabe (— S63 850) und 15 656 800 Sendungen obne Werthangabe (4 1505 870). Die Gesammtzahl der beförderten Telegramme kelief sich in dem Berichtsjahre auf 8 386 622 gegen 7714571 in 1887, was eine Zunghme von 672 051 Depeschen ergiebt. Dainnter waren 56 918 Staatstelegramme gegen 52109 im Vorjabre. Die Ge⸗ sammteinnahmen stiegen von 26 75721891. in 18587 auf 27 584 261 FI. ( 827 062 Fl) in 1888; die Gesammtausgaben von 23 338 436 Fl. auf 23 834 923 Fl. (- 596487 Fl.), scdaß sich ein Ueberschuß von 3 649 358 Fl. berausstellte, 230 575 Fl. mehr als im Jahre 1887.

Was das Telephonwesen betrifft, so hatte Oesterreich im Jabre 1888 57 staatliche Telephongruppen in der Länge von 2085 Em, mit 170 Stationen, 185 Apparaten und 20 Umschaltern in Verwendung. Die Summe der hergestellten zelephonischen Ver⸗ bindungen und Telegramme betrug 5 985 048, die Einnahmen beliefen sich auf 386 746 Fl., die Betriebskosten auf 232173 Fl.

Den Angaben über Oesterreich ist eine nach offiziellen Mittheilungen zusammengestellte statistische Uebersicht über das Po st⸗ und Telegraphenwesen in den europäischen Staaten während des genannten Berichtsjasres beigesügt, aus welchen sich er⸗ giebt, daß je eine Post anst alt in der Schweiz auf 13,4, in Groß⸗ britannien und Irland auf 176, in den Niederlanden auf 26,1, im Deutschen Reich auf 262, in Selgien auf zö, 0, in Italien auf hö, in Oesterreich auf 65,4, in Ungarn auf 76,0, in Frankreich auf 76,9, in Spanien auf 1644, in Finland auf 1415, , in Rußland auf 42253 4Em kam. Nach de kerung entfiel je eine Postanstalt: in der Schweiz auf 934, in britannien und Irland auf 2191, im Deutschen Reich auf 2302, in den Niederlanden auf 3662, in Ungarn auf 4033, in Oesterreich 150, in Frankreich auf 55h 8, in Spanten auf 5652, in Italien auf 5925, in Belgien auf 7105, in Finland auf S458 und in Rußland auf 20203 Einwohner. Auf je 100 Ein- wohner kamen an Briefen: in Großbritannien und Irland 4687, in der Schweiz 3472, im Deut schen Reich 2633, in Belgien 2249, in den Niederlanden 2104, in Frankreich 1934, in Oesterreich 1805, in Ungarn 945, in Italien 827, in Spanien Eb0, in Finland 223 und in Rußland 166; an Zeitungen: in der Schweiz 2390, in Belgien 1604, im Teutschen Reich 1437, in Frankreich 1094, in Großbritannien und Irland 406, in Desterreich 394, in Ungarn 304, in Finland 28 und in Rußland 100.

An Telegrapbenanstalten kamen nach dem Flächen⸗ raum: je eine in der Schweiz auf 31, in Belgien auf 32, im Deutschen Reich auf 384, in Großbritannien und Irland auf 44, in den Niederlanden auf 46, in Frankreich auf h7, in Italien auf 79, in Oesterreich auf 85, in Ungarn auf 195, in Spanien auf 530 und in Rußland (einschl. Finland) auf 6179 4m. Nach der Bevölke—= rung entfiel je eine: in der Schweiz auf 2252, im Deutschen Reich auf 29983, in Frankreich auf 4127, in Großbritannien und Irland auf 52147 in den Niederlanden auf 6392, in Belgien auf 6348, in Oesterreich auf 6ös0, in Italien auf 8264, in Ungarn aut 10275, in Sxanien auf 18126 und in Rußland leinschließlich Finland) auf 28 787 Einwohner. Auf je 1000 Ein—⸗ wohner kamen an Deveschen: in Großbritannien und Irland 1600, in der Schweiz 1142, in den Niederlanden 930, in Frankreich 8öö, in Belgien s3f“, im Deu tschen Reich 457, in Oefterreich 352, in Ungarn 239, in Italien 276, in Spanien 180 und in Rußland leinschließlich Finland) 87 .

Vie Ueberschüsse der Einnahmen aus dem Post- und Telegraphenverkehr über die Ausgaben für das Berichts- jahr ergeben pro Kopf der Beoölkerung: für England 9826, für Belgien 0629, für Frankreich 499, für das Deutsche Reich G, 526, ür die Niederlande 220 für Ungarn O. 161, für Oesterreich G6. 156, für Spanien 0122, für Italien 0113 und für Rußland l(ein⸗ schließlich Tinland) 082 Fl. ;

Das Deutsche Reich nimmt somit unter den europäischen

Staaten, somwohl was den Brief⸗ und Zeitungsverkehr, als die dem Post. und Telegraphenwesen dienenden Anstalten betrifft, fast genau die dritte Stelle ein und tritt nur hinsichtlich der Zabl der Depeschen und damit zusammenhängend hinsichtlich der Ueberschüsse hinter Frank= reich, Belgien und Großbritannien, bei der Zahl der Depeschen auch hinter die Schweiz und die Niederlande zurück. Hinsichtlich der übrigen nicht besonders erwähnten europäischen Stagten, mit Ausnahme der Türkei, ist zu bemerken, daß sie sämmtlich günstigere Verhältnisse ergeben als Rußland, in Norwegen entfällt sogar eine Postanstalt schon auf 1474, eine Telegraphenanstalt auf 4929 Einwohner, nach dem Flächenaum aber erst auf 1336 bez. 984 km. Das un gunstigste Verhältniß nächst Rußland ergiebt sich für Bulgarien und DOstrumelien, je eine . und Telegraphenanstalt für bez. 28 204 und 24 858 Einwohner und bez. 974,8 und 832 qkm. Es folgen dann Serbien und Rumänien mit nahezu gleichen Zahlen für den Telegraphenverkehr., während für den Post . derkehr der letztere Staat auf 16516 Einwohner und 394,65 ꝗkm eine Postanstalt aufweist. Dänemark steht nur wenig hinter dem Veutschen Reich betreffgs der Postanstalten, und hinter Großbritannien hinsicht⸗ lich der Zahl der Telegraphenanstalten zurück, ebenso Griechenland und Schweden, welches letztere in der relativen Zahl der Telegraphen⸗ anstalten Großbritannien sogar noch übertrifft. .