1890 / 45 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Prüfung dispensirt und der fünfte ebenfalls mit einem guten Neifezeugniß entlassen werden konnten. Es ist daher dem Beschluß des Klosters Loccum, auf dem beschrittenen Wege fortzugehen und zunächst noch eine zweite derartige Anstalt in Goslar zu errichten, um so lieber die Genehmigung ertheilt worden, als sich in der Errichtung derartiger Anstalten ein Mittel bietet, den ungesunden, auf Errichtung von Privat⸗ , e, m gerichteten Sirömungen mit Erfolg entgegen zu wirken.

Der Fürstlich lippische Bevollmächtigte zum Bundes rath, Kabinets⸗Minister . ktwren n abgereist.

Der General der Kavallerie z. D. von Franken⸗ berg-Lütt witz, bisher Commandeur der 26. Division, ist hier eingetroffen.

2 Der General⸗Lieutenant von Blume, Commandeur der 8. Division, und der General⸗-Lieutenant von Rosen⸗ berg, Commandeur der Kavallerie⸗Division des J. Armee⸗ Corps, haben Berlin wieder verlassen.

S. M. Pang erschis „Deutschland“, Kommandant Kapitän zur See von Reiche, und S. M. Panzerschiff „Friedrich der Große“, Kommandant Kapitän Er See Graf von Haugwitz, find am 16. Februar in Syrakus angekommen und beabfichtigen, am 23. Februar nach Port Agosta (Sizilien) wieder in See k gehen. S. M. Panzer⸗ schiff „Kaiser“ ,, des Uebungs⸗Geschwaders), Kom⸗ mandant Kapitän zur See Hoffmann, mit dem Geschwader— Chef, Contre⸗Admiral Hollmann an Bord, und S. M. Panzerschiff Preußen, Kommandant Kapitän r See Tirpitz, sind am 16. Februar in Port Agosta (Sizilien) an⸗ gekommen und beabsichtigen, am 23. Februar nach Syrakus wieder in See zu gehen. S. M. Aniso Wacht“, Kom— mandant Korvetten-Kapitän Graf von Bau dissin, ist am 17. Februar in Plymouth angekommen und beabsichtigt, am 20. Februar die Heimreise fortzusetzen.

Der „Maxinebefehl“ bringt folgende Mit— theilungen über Schiffs bewegungen (as Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort): S. M. S. „Alexandrine“ 14.12. Apia. (Post⸗ station; Auckland , bis 28 /2., vom 1.5. ab Apia Samoa - Inseln]) S. M. S. „Ariadne“ 12.1. St. Vincent (Westindien) 13/2. (Poststation: St. Thomas Westindien] bis 18. 2., vom 19.2. bis 24.2. La Guayra Venezuela) S. M. Pzsch. „Baden“ Kiel. (Post⸗ station: Kiel) S. M. S. „Blücher“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Carola“ 29/11. Bombay 5.2. Sansibar. (Poststation Sansihar S. M. Krzr. „Habicht“ 11.2. St. Paul de Loanda 15/2. Kapstadt. (Poststation: Kapstadt.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. S. PM. „Hohenzollern“ Kiel. (Poststation: 53 M. „Hyäne“ 17112. Princips 19/12. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Iltis“ 5.1. Hongkong. (Poststation: Hongkong) S. M. Fhrzg. „Loreley 1.11. Kon⸗ stantinopel. (Poststation: Konstantinopel) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation; Wilhelmshaven.) S. M. Panzerfrzg. „Mücke“ Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven. S. M. Pzsch. „Oldenburg“

Wilhelmshaven. (Poststation: Wihemshaven S. M. . „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel. S. M. S.

Prinzeß Wilhelm.. Kiel. (Poststation: Kiel)t2 S. M.

nenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation; Kiel. S. M. Krzr. „Schwalbe“ 22/8. Sansibar. (Poststation: Kapstadt.) S. M. S. „Sophie“ 2./M. Sydney 25/1. Hongkong (Poststation; Hongkong) S. M. Krzr. „Sperber“ 1.11 Sansibar. (Poststation) Sansibar.) S. M. Av. „Wacht“ 12.11. Triest 29/1. Rovigno 29 / 1. 1.2. Malta 6./2. 109.2. Gibraltar 13/2. (Poststation: Plymouth England! bis 17.2, vom 18. 2. ab Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 17.11. Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) Kreuzer-Geschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 27.1. Colombo 2.2. 10.2. Singapore 12.2. Hongkong. (Poststation: Hongkong) Uebungs⸗ Geschwader: S. . M. Panzerschiff „Kaiser“ Flag gsch „Deutschland“, „Friedrich der Große“, „Preußen“, S. M. S. „Irene“; „Kaiser“ und „Preußen“: 20/1. Smyrna 1.2. 5.2. Malta 12. 62. 15.2. Syrakus 1612. Port Agosta. (Poststation: Port Agosta [ Sicilien; bis 18. 2, vom 19.2. ab bis 1.3. Neapel, vom 2. / 8. ab Spezia); „Deutschland“ und „Friedrich der Große“: 20.1. Smyrna 1. 2. 5. 2. Malta 17/2. 13./2. Port Agosta 16. 2. Syrakus. (Poststation: Syrakus bis 18. 2.,, vom 19. 2. ab bis 1.3 Spezia, vom 2. 3. ab Neapel); „Irene“: 29.1. Port Said 30.1. 2.2. Malta 25. 2. Neapel. (Poststation: Malta bis 18. 2., vom 19. 2. ab bis 1. 3. Neapel, vom 2. 3. ab Spezia.)

Bayern. München, 11. Februar. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent wohnte mit seiner Tochter, der Prinze sin Therese, und den anderen Königlichen Prinzen und Prin⸗ zessinnen am Sonnabend dem Ball bei, welchen der i ! die Prinzessin Ludwig im Wittelsbacher Palais gaben.

Sachsen. Dresden, 17. Februar. Se. Majestät der König erschien mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde am Sonnabend auf dem Ballfest bei dem Staats-Minister, General der Kavallerie Grafen von Fabrice und Gemahlin. Auch Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV., die Minister von Abeken und von Gerber, Mitglieder des diplomatischen Corps, Angehörige der hohen Staats, und städtischen Behörden, Mitglieder der beiden Kammern u. v. A, im Ganzen etwa 600 Personen, nahmen an der Ballfestlichkeit Theil.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg hat sich heute Vor⸗ mittag in Begleitung seines persönlichen Adjutanten zum Be⸗ such seiner Tochter, Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Maria Josepha, nach Arco in Süd⸗ Tirol begeben, wo die Erzherzogin zur Zeit in der Villa des Erzherzogs Albrecht Aufenthalt genommen hat.

Braunschweig. (K) Braunschweig, 18. Februar. Se. Durchlaucht der Prinz Ernst von Sächsen⸗ Altenburg reiste gestern Abend wieder von hier ab. Se. Königliche Hoheit der Regent Prinz Albrecht gab heute anläßlich des Bezirkstages der Johanniter⸗-Ritter des Herzog⸗ thums Braunschweig im Residenzschlofse ein Diner. Fachsen⸗LAltenburg. () Altenburg, 17. Februar. er Landtag des Herzogthums ist nach einer achtwöchigen sion am 15. durch den Staats-Minister von Leipziger

vertagt worden, nachdem die Etatsberathungen beendet waren. In Ausgabe wurden in runden Zahlen egit 9d 0600 S an die Landesgeistlichen, einschließlich 31 0900 Entschädigung für Wegfall der 8 1665 M . fur Staats⸗ O00 M * Justiz⸗ O0 ½ für Finanzver⸗ waltung, 133 00 1 für Armen⸗ und Nedizinalwesen. S8 ooo t für Gendarmerie, 58 00 S für Landrathsämter, 259 000 für Pensionen und Wartegelder. Zur Entschädigung unschuldig Verurtheilter wurde die Regierung zwar ermächtigt, doch ohne Etatisirung einer bestimmten Summe. Als Haupt⸗ Einnahmeposten wurden eingestellt: O00 S6 Herauszahlungen aus der Reichskasse, 81 000 66 Fleisch⸗ 70 009 M Erbschafts⸗, 26000 6 Eisenbahn⸗ und 465 009 66 direkte Einkommensteuer, Der außerordentliche Etat wurde in Einnahme mit 1 08000

und in Ausgabe mit 778 000 ( genehmigt.

Anhalt. Dessau, 17. Februar. (Anh. St. A.) Der Landtag, welchem an Vorlagen der Haupt-Finanz—⸗ z ng re für 1888 89, eine Vorlage, die Veräußerungen landesfiskaglischer 1c. Grund stücke betreffend, und eine Zusammenstellung der Wirthschaftsergebnisỹe der landesfiskalischen Forstverwaltung für 1888 89 zugegangen sind, überwies in seiner vorgestrigen Sitzung nach längerer Debatte die Vorlage, betreffend die Revi⸗ sion des Steuergesetzes, an eine besondere Kommission

von 11 Mitgliedern zur Vorberathung.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. Februar. (W. T. V. Graf Julius , ist, wie aus Volosca gemeldet wird, heute Morgen um 3 Uhr gestorben. (Julius Graf Andrassy war als der zweite Sohn des am 3. August 1844 verstorbenen Grafen Karl Andrassy am 8. März 1823 zu

emplin in Ungarn geboren. Nach vollendeten Universitäts⸗ penn. wurde er von dem Zempliner Komitat in den Preß⸗ burger Reichstag von 1847/48 gewählt und von dem neuen ungarischen Ministerium zum QObergespan desselben Komitats ernannt. Als solcher war er Anführer des Zempliner Landsturms im Kampfe gegen die Kaiserlichen Truppen bei Schwechat und wirkte später als Gesandter der Debreziner Regierung in Konstantinopel. 1859 zum Tode verurtheilt, lebte Graf Andrassy dann als Flüchtling in Paris und kehrte, bereits 1856 amnestirt, 1860 nach Ungarn zurück, wo er wieder Obergespan in Zemplin wurde. ö. das Unterhaus gewählt, wurde er 1866 zweiter Präsi⸗ dent desselben. Nach dem Zustandekommen des Ausgleichs wurde Graf Andrassy im Februar 1867 an die Spitze des ungarischen Ministeriums berufen und übernahm neben der Prãäsidentschaft das Ministerium der Landesvertheidigung. Im Oktober be— gleitete er den Kaiser Franz Joseph nach Paris, 1869 nach Egypten zur Eröffnung des Suez-Kanals und wurde, nachdem Graf Beust sein Portefeuille niedergelegt hatte, am 14. No— vember 1871 zum Minister des Aeußeren und des Kaiserlichen Hauses ernannt. Im September 1872 ging Graf Andrassy mit dem Kaiser Franz Joseph zur, Dreikaiserzusammenkunft“ nach Berlin, 1874 nach St. Petersburg, 1875 nach Venedig, wo Kaiser Franz Joseph mit dem König Victor Emanuel zusammentraf, und 1816 zur Entrevue mit dem Kaiser Alexander nach Reichstadt Am 22. September 1879 trat Graf Andrassy von seinem Posten

zurück und lebte seitdem der Bewirthschaftung seiner Güter in

Ungarn. Am politischen Leben nahm er nur noch als Mit— glied des ungarischen Oberhauses Theil.)

Pe st, 17. Februar. (W. T. B) In Beantwortung der Interpellgtion, betreffend den Selbstmord des Frei⸗ willigen Viczmandny, erklärte in der heutigen Sitzung des Unterhauses der Minister-Präsident von Tisza, das Corps— Kommando habe die strengste Untersuchung eingeleitet. Die über⸗ einstimmenden Aussagen der Offiziere und Mitschüler hätten die große Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit gegen den Kom⸗ mandanten, der streng aber gerecht gewesen sei, ergeben. Es sei keine Anschuldigung gegen denselben zu erheben. Die Cor— respondenzen erwiesen die Zerwürfnisse Viczmandy's mit seiner Familie sowie dessen Geldverlegenheiten, wodurch der Entschluß gereift wurde. Der Landesvertheidigungs-Minister von Fejer vary betonte das korrekte Vorgehen des Hauptmanns Irandtner Die Antworten wurden mit großer Majorität zur Kenntniß genommen.

Großbritannien und Irland. London, 17. Februar. (W. T. B) Der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, dem Premier⸗ Minister Marguis von Salisbury mündliche Mittheilung von den Erlassen Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm gemacht. Lord Salisbury habe die sorgfältigste Prüfung versprochen und bis zu diesem Zeitpunkte die Antwort der englischen Regierung hinausgeschoben.

Im Unterhause kündigte der erste Lord des Schatzes Smith heute an, die Regierung werde voraussichtlich am nächsten Montag eine Resolution beantragen, in welcher der Bericht der Parnell-Kommissäon (s. u) adoptirt, den Richtern für ihr gerechtes und unparteiisches Verfahren Dank ausgesprochen und die Eintragung des Berichts in das Journal des Hauses angeordnet wird. Der Unter—⸗ Staatssekretär Fergusson erklärte, für die gegen den Kurdenhäuptling Mussa Bey erhobenen Anklagen feien neue Beweismittel eingesordert worden. Der Staatssekrelär des Ackerbau⸗Departements, Chaplin, gab die Erklärung ab: wenn die deutsche Regierung wirksame Mittel zur Bekämpfung und Einschränkung der Maul⸗ und Klauenseuche ergreife, so sei kein Grund vorhanden, weshalb nicht die Zulassung des schleswig⸗holsteinischen Viehes erwogen werden sollte; er werde die Beschränkung der Einfuhr nicht länger als nöthig aufrecht erhalten.

Nach einer Meldung des „Standard“ aus Sansibar vom heutigen Tage hat der britische Konsul den Sultan Seyid Ali im] Namen seiner Regierung förmlich aner— kannt.

Aus Aden vom 16. Februar meldet ein Telegramm des „Bureau Reuter“:

Die im Januar nach Bulbar an der Somalikü ste entsandte britische Expedition zur Züchtigung eines Stammes wegen ver⸗ übter Ausschreitungen ist hierher zurückgekehrt. Die Expedition tödtete über 20 Mann des n,. brannte drei Kraals nieder, zer. störte die Brunnen und führte das Vieb des Stammes weg. Äuf englischer Seite wurden 17 Eingeborene getödtet.

(A. C.) Der langerwartete Bericht der Sonder⸗ Kommission, welche zur Untersuchung der von der „Times“ wider die parnellitischen Parlaments— mitglieder erhobenen Anklagen eingesetzt war, ist, wie schon telegraphisch gemeldet, nunmehr erschienen. Der Bericht füllt ein ir. Blaubuch von 160 Folioseiten und ist von

allen drei Richtern unterzeichnet. Das Ergebniß ihrer Unter⸗ suchung fassen die Richter wie folgt zusammen:

1) Wir finden, daß die angeschuldigten Parlamentsmitglieder

kollektiv nicht Genossen einer Verschwörung waren, welche die Her⸗ stellung der absoluten Unabhängigkeit Irlands zum Zwed hatte, aber wir finden, daß einige derselben zusammen mit Mr. Davitt die Land liga gründeten und ihr beitraten mit der Absicht, mittelst der Liga die absolute Unabhängigkeit Irlands als einer abgesonderten Nation herbeizuführen. . 2 Wir finden, daß die Angeschuldigten eine Verschwörung durch ein Zwangs und Einschuͤchterungosystem anzettelten zur Förderung einer agrarischen Bewegung gegen die JZahlung landwirthschaftlicher Pacht⸗= zinse, zu dem Zweck, die irischen Grundbesitzer, welche die englische Garnison. genannt wurden, verarmen zu lassen und aus dem Lande zu vertreiben.

3) Wir finden die Anklage, sie hätten. wenn sie es bei ge⸗ wissen Gelegenheiten für politisch hielten, gewisse Verbrechen öffentlich zu mißhbilligen, später ihre Anhänger zu dem Glauben verleitet, diese Mißbilligung sei nicht aufrichtig, nicht begründet. Wir sprechen Mr. Parnell und die übrigen AÄngeschuldigten gänzlich frei von der Anklage der Unaufrichtigkeit in ihrer Mißbilligung der Morde im Phönix Park und finden, daß der faesimile“ Brief, auf . . Anklage gegen Mr. Parnell sich hauptsächlich stützte, eine

älschung ist. . .

Ferner finden die Richter, daß die Angeschuldigtes die Irish World‘ und andere zum Aufruhr und zur Verübung von Verbrechen aufwiegelnde Zeitungen verbreiteten, jedoch nicht direkt zur Verübung anderer Verbrechen als das der Einschüchterung aufwiegelten, aber daß sie zur Einschüchterung auswiegelten und daß diese Aufwiegelung die Folge hatte, daß von den aufgewiegelten Personen Verbrechen und Ausschreitungen verübt wurden, daß die Angeschuldigten nichts thaten, um Verbrechen zu verhüten und keine bons file Miß⸗ billigung ausdrückten, aber daß einige der Angeschuldigten, ins—⸗ besondere Mr. Davitt, zwar Verbrechen und Ausschreitungen bons fide mißbilligten, aber daß sie das Einschüchterungssystem, welches zu Verbrechen und Ausschreitungen führte, nicht mißbilligten, sondern mit der Kenntniß von seiner Wirkung dabei verharrten; daß sie Personen, welche der Verübung von Agrarverbrechen angeklagt waren, vertheidigten, deren Familien unterstützten, aber daß nicht erwiesen sei, daß sie mit offenkundigen Verbrechern in Verbindung standen, oder daß sie Verbrechern die Flucht erleichterten. Die Richter finden auch, daß die Angeschuldigten Personen entschädigten, welche bei der Verübung von Verbrechen verletzt worden, daß sie die Unter. stützung und. Mitwirkung des bekannten Dynamitarden Patrick Ford nachsuchten und Geldbeiträge annahmen, und daß erwiesen sei, daß sie den Beistand und die Mitwirkung der einen gewaltsamen Umsturz in Irland anstrebenden Partei in Amerika, den Clan ⸗na⸗ Gael mit eingeschlossen, rachsuchten und erlangten und Behufs Er⸗ langung dieser Unterstützung sich der Verdammung des Vorgehens dieser Partei enthielten. .

Die wider Parnell erhobene Anklage, daß er mit den Führern der irischen Umsturzpartei, den sogenannten „Unbesieglichen“, in engem Verkehr stand, wird als unbegründet beseichnet. Dagegen finden die Richter, daß Michael Davitt in enger Verbindung mit der Umsturz partei in Amerika stand und das Bündniß zwischen dieser Partei ö parnellitischen und Homerule ⸗Partei in Amerika zu Stande

rachte.

Die „Times“ bemerkt zu dem Bericht: .

Das ganze System der Landliga, wie dasselbe in Parnellis mus und Verbrechen‘ geschildert ist, spiegelt sich in dem Bericht wieder, und wenn in gewissen Punkten unsere Behauptungen nicht als be— gründet bezeichnet werden, bleibt die allgemeine Wirkung unerschüttert. Wir werden nicht überrascht sein, wenn, nachdem der Bericht vom Lande studitt worden ist, er als eine vollkommene Bestätigung der Argumente, welche wir in einer wichtigen Krisis vor 3 Jahren be⸗ tonten, angenommen werden wird.“

Frankreich. Paris, 18. Februar. (W. T. B.) Wie verschiedene Morgenblätter melden, hat der Graf von Paris an den Orleanisten Bocher eine Depesche gesandt, in welcher er sagt, er sei stolz auf seinen Sohn und glücklich über dessen

altung; die Verurtheilung desselben ö ihn sehr bewegt.

er Graf von Paris wird sofort über New⸗York seine Rück⸗ reise antreten. Der Prinz Philipp von Coburg besuchte gestern den Herzog von Orleans in der Coneiergerie.

In Folge der von den hboulangistischen Kandidaten bei den am Sonntag stattgehabten Wahlen erzielten Erfolge wird eine lebhafte bo ulangistische Propaganda für die nächsten Munizipalwahlen vorbereitet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Februar. (St. Pet. Ztg.) Zur projektirten Konsular⸗Reform erfahren die „Pet Wed.“, daß hinfort die Konsuln dort, wo sie keinen diplomatischen Charakter tragen, in erster Linie aus der Zahl ehemaliger Marine⸗Offiziere ernannt werden sollen, die viel in fremden Welttheilen gewesen. Doch hätten sich dieselben zuerst einem kleinen Examen im Ministerium des Auswärtigen zu unterwerfen.

Italien. Rom, 17 Februar. (W. T. B.) Der „Riforma“ zufolge ist der Papst seit Sonnabend bett— lägerig, befindet sich heute aber etwas besser und ließ gegen seine Gewohnheit die Fastenprediger durch den Kardinalvikar empfangen. Nach dem „Osservatore Romano“ dagegen empfing der Papst heute früh drei Bischöfe.

Serbien. Belgrad, 17. Februar. (W. T. 3 Die Skupschtina nahm die Vorlage, betreffend die Aufnahme einer Eisenbahn-Anleihe von 26 600 Fr., an.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Februar. (W. T. B.) Die n. hat auf die vertrauliche An⸗ frage des deutschen Gesandten Dr. Busch wegen Theil⸗ nahme Schwedens an der Berliner Arbeiterschutz— Konferenz dem Vernehmen nach geantwortet: sie . lebhaft, durch weitere geeignete Maßregeln den Arbeitern eine bessere Lage bereiten zu können, und werde gern an einer Konferenz zu solchem Zwecke theil nehmen.

Amerika. Washington, 15. Februar. (A. C.) Repräsentantenhause wurde heute eine Vorlage, betreffend die Errichtung einer Sommer-Residenz für den Prä⸗ sident en in der K von Wasphington, eingebracht.

Ein in New⸗Hork eingetroffenes Telegramm aus Havanna meldet die daselbst am 15. d. M. erfolgte Ankunft des Grafen von Paris und des Herzogs von Chartres.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Hause der Abgeordneten ist ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1H. April 1889/90, zugegangen, in welchem zur Besoldung des neu⸗ ernannten besonderen Ministers für Handel und Gewerbe für die Monate Februar und März 1890 an Gehalt und Mieths⸗ entschädigung JIõo0 AM verlangt werden.

Dem 866 der Abgegrdneten ist die Aus⸗ fertigung des Gutachtens der Akademie des Bau—⸗

wesens über die . der Stromverhältnisse der Weichsel und Nogat vom 6. Mai v. J. nebst An⸗ lagen zugegangen. .

Die Akademie spricht sich darin dahin aus, daß aus der Absper⸗ rung der Nogat, möge dieselbe dauernd durch einen festen Damm, eder nur jeiwweise bei Hochwasser durch eine beweagliche Vorrichtung bewirkt werden, eine erbebliche Benachtheiligung des Pillauer Hafens zu exwarten sei. . der Fortschritte, welche auf dem Gebiete der Technik in neuerer Zeit gemacht worden, sei doch ein genügender Beweis noch nicht erbracht, daß es ohne die Sxülkraft des Rogat⸗ wass ers und obne große Belästigung der Schiffahrt zu ermöglichen sein würde, den Pilsauer Hafeneingang durch Baggerung dauernd offen zu halten. Um ein Urtheil hierüber zu gewinnen, empfehle es sich, mittels kräftiger Bagger vor Pillau und vor einem derjenigen Oftseehäfen, durch welchen nur eine geringe Binnenentwässerung stattfindet, Probe⸗ baggerungen auszuführen, und durch sorgfälnige Peilungen den Ein— fluß, welchen Stürme und Küstenströmung auf die künstlich, vertiefte Rinne hätten, festzustellen. Die Bedenken, welche, abgefehen von der Benachtheiligung des Pillauer Hafens, der Absperrung der Nogat ent⸗ , seien so erheblich, daß trotz der hiervon zu erwartenden Vortheile empfohlen werden müsse, von der Kupirung der Nogat zur Zeit Abstand zu nehmen. Die Akademie empfieblt indessen, vor weiterer Entscheidung zunãchst die Wirkung, welche die Regulirung der Weichsel und deren Deiche auf den Verlauf des Hochwaffers und des Gisganges haben würden, obzuwarten. Sies könne um so unbedenklicher geschehen. als die Kupirung der Nogat jedenfalls erst zur Ausführung kommen. könne, nachdem die. Regulirung der unteren Weichsel einschließlich ihrer Deiche bis über die Montauer Spitze hinauf vollständig beendet sein werde. Die Akademie ist des Welteren der Anßcht, daß die nachbezeichneten Maßregeln jur Anwendung von Ueberschwemmungs— gefahren ausgeführt werden müßten, bevor die Absperrung der Nogat angeordnet werden dürfe: 1) die planmäßige Regulirung der Weichsel und ihrer Veiche von der Gemlitzer Wachtbude bis zur Ostsee; 2) die Regulirung, Erhöhung und Verftärkung der Weichseldeiche von der Gemlitzer Wachtbude aufwärts bis zu dem Punkte, welcher durch die bei eventueller Schließung der Nogat entstehende Hebung des Wasser⸗ spiegels noch erreicht werden würde; 3) die Regu lirung des Hochfluth⸗ profils der Nogat durch Beseitigung der Deichengen und der stärksten Krümmungen der Nogatdeiche sowie die Normalisirung dieser Deiche.

Zeitungsftimmen.

Die „Grenzboten“ bringen im Anschluß an die beiden Allerhöchsten Erlasse in der Arbeiterfrage einen Artikel über das soziale Kaiserthum, dem wir Folgendes entnehmen:

„Zwei Kundgebungen des Kaisers sind erfolgt von weittragendster Bedeutung. Wer, der Monarchie und der frledlichen Entwickelung unseres Vaterlandes feind, sie abschwaͤchen will, wird doch immer zu= gestehen müssen, daß sich der Deutsche Kaiser an die Spitze der Arbeiterschutz zesetzgebung gestellt hat. Aber selbst in dieser Ab— schwächung reicht ihre Tragweite über die Grenzen unseres Vater landes kinaus; in der Fürsorge für den deutschen Ar- beiter, wie sie in den Kaiserlichen Willensäußerungen enthalten ist, liegt gleiczeitig die für den vierten Stand in allen Staaten der Welt, und die hochherzigen Worte Kaiser Wilbelm's II. werden nicht nur in den deutschen Gauen, sie werden in den Fabriken Belgiens und in der Schweiz, in England und Frankreich, diesseits und jenseits der Alpen und des Ozeans begeisterten Widerball finden. Wer sich aber in seinem Urtheil zu der Höhe dieser Kaiferlichen Gesinnung aufzuschwingen vermag, der wird eine dank. bare Genugthuung empfinden, daß das hohenzollernsche Vermächtniß in dem gegenwärtigen Träger der Krone einen Hüter und einen Mehrer semper Augustus gefunden hat. Die Hohenzollern sind nie Könige einer Klasse gewesen, in ihrem Staat hatte nie, wie im ancien regime, nur der Adel eine Stellung. Selbst als noch überall ringsum die Grundsãtze der Feudalitãt die Welt beherrschten, lenkte sich die Fürsorge der brandenburg · preußischen Fürsten auf die niederen Stände ihres Volks. Ihr Eintritt in die Mark vollzog sich mit dem Niederbrechen der adligen

wingburgen. Der Bürger und der Bauer betrachtete seine neuen

ürsten zugleich als seine Befreier, und mit eigener Lebensgefahr mußte noch Joachim J. die ungehorsamen Junker von Raubritterthum und ,, zu Gehorsam und milden Sitten zurückführen.

uch der Begründer des Reichs, Kaiser Wilhelm J. den die Lieder als Helden feiern und dessen Regierung selbst dem mitlebenden Geschlecht wie ein Sagenkreis aus den Nibelungen erscheint, hat seine vornehm ste Mühe noch in den letzten Lebensjabren den Armen und Mübszligen zugewandt. Die große Arbeiterversicherungsgesetzgebung, die Millionen von Deutschen gegen Krankheit und Unfall. gegen die herbste Noth im Alter und bei Invalidität schützt, ist im Begriff, die Runde um die Welt zu machen. Wie einst die Römer durch ihr Civilgesetzbuch, das Corpus juris, auf Jahrhunderte und Jahrtaufende hinaus den. Völkern ihre Vorschrifken auferlegten, theils durch Zwang, theils durch die Macht des inneren Werths, so wird die deutsche soziale Gesetzgebung durch den letzteren und allein durch ihn dem Erdkreis ihr Merkzeichen aufdrücken. . . .

Die Arbeiterversicherungsgesetzgebung ist ein Werk von solchem Umfange, daß ein Menschenalter kaum zu genügen schien, um sie durchzuführen. Sie hat aber kaum ein Jahrzehnt gebraucht, und daß sie in dieser kurzen Zeit verwirklicht werden konnte, ist das Verdienst des Staatsmannes, dem prghen seine Größe und. Deutschland seine Einbeit verdankt. Ohne die mächtige Persönlichkeit des Fürsten Bismarck, die selbst da noch wirkt, wo sie nicht selbstthätig eingreift, wäre es unmöglich ge⸗ wesen, ein so großes Werk zu vollenden .

Wenn der Kaiser sich auf den Standpunkt seines Großvaters stellte, wie er es oft und ausdrücklich ausgesprochen hatte, so durfte er nicht ruhig zuwarten. Der große Ausstand der Bergarbeiter im Frühjahr 1885 gab ihm den äußeren Anlaß, sich mit diesen wich- tigsten Erscheinungen der Gegenwart eingehender zu befassen. Der Kaiser verfuchte bei dem Bergarbeiterausstand zu vermitteln; er versicherte die Arbeiter seines Wohlwollens, so lange sie sich in den Grenzen der Gesetze hielten, und bewog die Arbeit- geber, so weit nachzugeben, als es im Interesse ihrer Industrie möglich war. Aber dieses Mittel wirkte doch nur vorübergehend; es galt, das Ding bei der Wurzel anzufassen. . . ..

Die beiden Erlasse stehen auf dem Boden der nüchternen Wirk- lichkeit. Eine Parteiregierung mag Versprechungen machen, ohne Rücksicht darauf, ob sie erfüllt werden können. Der Deutsche Kaifer, der sein Wort einsetzt, kennt dessen Bedeutung, und kann deshalb nur das im Auge haben, was nach menschlichen Begriffen und Möglichkeiten grieichbar ist. Es zeigt sich das vor allen Dingen in der Erkenntniß, daß die Arbeiterschutzgesetzgebung innerhalb der nationalen Grenzen eines Staats nicht in erschöpfender Weise behandelt werden kann. Denn der Wettbewerb auf dem Weltmarkte und die f. des Verkehrs haben eine internationale Interessengemeinschaft hervor- gerufen, die sich ebenso auf die Herstellung der Arbeitserzeugnisse wie auf ihren Absatz bezieht . .

Aber eg von dieser internationalen Uebereinkunft giebt es in Deutschland noch einen weiten Spielraum, um die geistige, sittliche und körperliche Kraft der Arbeiter zu erhalten und zu stärken. In dieser Frage will der Kaiser sofort and ans Werk legen und unter eigenem Vorsitz die erforderlichen Maßregeln mit den besten Kräften seines Volks berathen und fördern.

Die beiden Erlasse Kaiser Wilhelm's II. bedeuten einen Abschnitt nicht blos in der wirthschaftlichen Geschichte unseres Volks, sondern auch, wenn e richtig verstanden und ehrlich ausgeführt werden, eine oche in der ganzen Welt. Es hi ein mächtiger Augenblick, wo der Deutsche Kaiser den Fehdebandschuh aufnimmt, den das noch ungelöste Räthsel der ozialen Frage der lebenden Menschheit hingeworfen hat. Es ist ein

Kaiserlicher und jugendlicher Muth, der es wagt, den Dingen ernst ins Gesicht zu sehen und Reformen anzubahnen, um der Nation und der Welt den inneren Frieden zu sichern. und wo er schon erschäüttert scheint, wiederzugeben. Es ist aber auch eine Probe tiefer staatsmännischer Weisbeit, die wir in diesem ersten Schritt zu sehen haben. Das Deutsche Volk wird diese befreiende That seines jungen Kaisers nicht vergessen, sie wird für alle Zeiten einen Edelstein in dem Glanze seiner Krone bilden, den kein Sieg auf dem Schlachtfelde verdunkeln kann.“

Für die Wahlen xichtet die „Kölnische Zeitung“ folgende Mahnung an alle Freunde von Kaiser und Reich: Unter denen, die sich im Getriebe des Parteilebens noch gesundes Urtheil erhalten haben, wird es keinen geben, in dessen Herzen die Kaiserlichen Erlaffe nicht lebhaften Widerhall geweckt hätten. Die Lösung der Arbeiterfrage soweit Lösung möglich ist kann nicht allein vom Verstande bewerkstelligt werden, das Herz, das menschliche Empfinden wird dabei mitsprechen müssen, soll die Versöhnung der Interessen nicht nur eine bloß äußerliche sein. Herz idealistisch Menschen für Gerechtigkeit nöthig.

Daß gegen lebendig ist, und das in Allem, was der Staat bietet, nichts sieht, als Abschlagzahlungen auf. das Ganze. In ihm ist durch Wort und Schrift ein Fanatismus großgezogen worden, von dem man sich kaum eine Vorstellung macht. Je oberflächlicher ihre Bildung ist, desto stärker haften in der Leuten die Schlagworte; sie klingen oft recht schön und gelten Vielen als neues Evangelium. Aber hinter den Worten lauern die Leidenschaften, Herrschbegier, Neid und rohe Genußsucht. Diese Masse aber stellt die Kraft vor, mit deren Hülfe die Führer ihre Ziele erreichen wollen. Im Reichstage haben die Herren die Schalmei geblasen und den Anarchismus weit von sich gewiesen. Kinder mögen sich davon bethöcen lassen, nicht Männer. Unter den jungen Arbeitern zählt der Anarchismus ein Heer von Bekennern; in den Köpfen Liefer Leute steht nichts fest als die Vorstellung, daß Alles, was hbesteht, zu Grunde gehen müsse. Käme es zum Siege der Sozialdemokratie, dann würde man das alte Schau— spiel erleben: die meisten der heutigen Führer würden bald als Halbe“ erscheinen und die Ganzen‘, die Vertreter der äͤußersten Standpunkte, die Herrschaft an sich reißen. Ja, auch wir fordern Gerechtigkeit und wollen mit Freude Alles thun, um wirkliches Unrecht der Vergangenheit, das aus dem „Laissez aller‘ hervorgegangen ist, durch die Mithülfe der Gesetze, durch staatliche Einrichtungen zu be⸗ seitigen. Aber die Gerechtigkeit gilt auch für alle Andern. Ünd darum ist unbedingt nöthig, daß der Staat auch stark genug bleibe, um un— berechtigte Ansprüche fest und unerbittlich zurückzuweisen und das Recht der Andern zu schützen Der Kampf gegen die Sozial demokratie muß trotz der Sozialreform bestehen bleiben. Es gilt, Alles aufzuwenden, dem Arbeiter der Industrie im weitesten Sinne eine des Bürgers würdige Stellung zu verschaffen und ihn zu schützen zugleich aber gegen die Pest der Geister, d. i. der sozialdemo—⸗ kratische Wahn, sich zu waffnen. Nicht nur der Staat und das Vaterland, alle andern Güter des Geistes und der Gesittung stehen auf dem Spiele. Darum sind die kommenden Wahlen ein Prüf stein der Gesinnung, und in ihnen muß' sich die Treue für das Reich offenbaren. Wer diesmal in irgend einer Weise den Freunden des Umsturzes die Geschäfte besorgt oder auch nur erleichtert, der ist ein Verräther an Kaiser und Reich.“

Das „Dres dener Journal“ schreibt unter der Ueber— schrift; Arbeiter versicherung und Sozialdemokratie:

Die jugendliche Lebenskraft des neu erstandenen Deutschen Reichs erweist sich am glänzendsten an den Aufgaben, welche der Gese gebung des Reichs gestellt worden sind, und an der Fülle schöpferifcher Thaten, mit welchen die Gesetzgebung des letzten Fahrzehnis sich der Lösung ihrer Aufgabe unterzogen hat. So erhaben die Ziele dieser Gesetz gebung sind: Heilung der wirthschaftlichen Gebrechen, gleichmäßige Förderung des Wohles aller Klassen der Bevölkerung unter selbsithätiger Mitwirkung derselben, Wiederherstellung und Be⸗ festigung des inneren Friedens im Staat, so großartig und bewunderns« werth sind die Arbeiten, mit welchen die Erreichung dieser Ziele an⸗ gestrebt und zu einem nicht geringen Theile bereits erfolgt oder doch für nächste Zeit in sichere Aussicht gestellt ist. Mit un⸗ erschrockener Kühnheit ist diese Riesenarbeit in Angriff genommen, mit unermüdeter Ausdauer fortgesetzt, nach einheitlichem, den Erfolg sichernden Plan vollbracht worden. Und diefe Arbeit wird nicht ruhen, bis die segensreiche Neugestaltung der gefammten Staats und Gesellschaftsordnung vollendet ist. Die wirthschaftliche Gesetzgebung Dentschlands steht in der alten und neueren Staaten« geschichte ohne Beispiel da: bahnbrechend, grundlegend, folgerichtig, ö an gegebene Verhältnisse anknüpfend und darum friede⸗ verheißend.

Es werden nun die Gesetze, welche zur Besserung der Lage der Arbeiter erlassen worden sind, aufgeführt und daran weiter folgende Betrachtungen geknüpft:

Wie gestaltet sich nun, um es kurz zusammenzufassen, nach diesen Gesetzen die Lage des Arbeiters?

Im Falle der Erkrankung genießt er auf 13 Wochen ärztliche Hülfe und Heilmittel, für sich, unter Umständen auch für die Seinigen, ein Krankengeld als Beihülfe für den entgangenen Arbeits— perdienst und ein Sterbegeld für den Todesfall. Bei erlittenem Unfall schließt sich, wenn nöthig, an diefe Hälfe von der 14. Woche an weitere Fürsorge für Heilung und dazu für die Dauer der Erwerbz— unfähigkeit, nach Befinden auf Lebenszeit, die Unfallrente, bei einer auch ohne eigentlichen Unfall eingetretenen Invalidität die Invalidenrente und vom vollendeten 70. Lebensjahre an für alle Fälle die Altersrente. Er ist alfo mit Beginn feiner Arbeits tbätigteit von der frühen Jugend gn bis zum Grabe gegen Roth geschützt, und selbst seinen Hinterlaffenen ist ein gewisser Beiftand gesichert. Bei der Verwaltung der Versicherungsanstasten ist er zur NMitwirkun zugelassen, die er in Person oder durch gewählte Ver treter ausübt, durch die er seine Bedürfnisse und inf zu Gehör bringen, die Rechte seiner Standesgenossen vertheidigen, selbst auf Betriebeinrichtungen insbesondere auf Unfallverhütungsvorschriften Ginflaß gewinnen und sich jedenfalls dabon überzeugen kann, daß es allenthalben mit rechten Dingen zugehe.

Und was leistet der Arbeiter hierzu? Bei der Krankenversiche fung ein Drittel der Beiträge, bei der Unfall versicherung gar nichts, bei der Invaliden und Altersversicherung nur die Hälfte des zu den Reichskassenbeitrãgen hinzuzufũgenden nchen ff.

Hiermit ist aber die Fürforge des Reicht und der Bundesstaaten noch nicht erschöpft. Weitgehende und wichtige Maßnahmen zur Förderung des leiblichen, gen igen und sittlichen Wohles stellen die Kaiserlicher Erlasse vom 4 6 ruar d. J. in Aussicht; die dazu berufenen Vertrauengmänner find zum Theil schon an der Arbeit; nicht zu gedenken deffen, was in einzelnen Bundetstaaten gegen Miß, brguch und unbillige Ausbeutung der AÄrbeitskraͤfte schon jetzt geschehen ist.

Und was hat dagegen die Sozialdemokratie für den Ar—⸗ , 7 ; ö Bess

Sie hat gegen alle Gesetze gestimmt, welche zur Besserung seiner wirthschaftlichen Lage . sollten.

Sie hat dem Arheiter noch zu keiner Cinrichtung verholfen, welche ihm eine dauernde Hülfe gewähren könnte

Sie bat ibm. durch fortwährende Aufreizung sein Vertrauen, seine Zufriedenbeit, seinen Lebensmuth zu rauben gesucht und ibm zum Erigtz dafür ein ertrãumtes Paradies vorgespiegelt, das nie zur Wirk⸗ lichten . deen. duc, n

Sie hat ihm endlich, statt Unterstützung zu gewä ren, Geld ab⸗ gelockt; Geld für die das Aufbetzen k Führer; Zeld für Vereine und Drucksachen, welche noch niemals einen ficht baren Nutzen für die Beisteuernden abgeworfen haben; Geld für die Unterstützung der an Arbeitseinstellung Betheiligten, und den letzteren . nur Geldverlust durch Einbuße am Arbeitsverdienst ge⸗ racht.“

Kunst und Wissenschaft.

Der dänische Marine - Offizier C Ryder hat einen Vors und Plan zur Untersuchung der Ostküste ge nr mn, S6. Gr. bis 73 Gr, nördlicher Breite eingereicht. Der Plan ist nach der . ‚Köel. Ztg. in Kürze folgender: Eine Expedition bestehend aus neun Mann, mit drei Böten, Haus zum Üeberwintern und Proviant für zwei Jahre, wird, sobald die Eisverhbältnisse es im Juni oder zuli 189 gestatten, von einem Dampfer auf ungefãbr den 70. Gr. n. Br. ans Land gesetzt. Hier wird) das mitgebrachte Haus errichtet, der Prociant' ꝛc in Sicherheit gebracht, worauf der Dampfer die Gxpedition verlãß: Im Laufe, des Sommers 1891 bereist die Cxpedittion die Gewãffer vom 79. Gr. n Br. somweif als möglich nach Rorden hin; dann wird das Winterquartier bezogen, und sobald ez die Eisverhältnisse ge⸗ statten, beginnen di: Schlittenreisen. Im darauf folgenden Som mer 1892, errichtet die Expedition ein Depst, bestehend aus den zu jener Zeit erworbenen wissenschaftlichen Sammlungen nebst Bericht welches VHepot von dem Dampfer, der die Erpeditisn ang Land gebracht hat abgeholt wird. Beim Forttreiben des Eifes verläßt die Erpedition ihr Winterquartier und geht mit Böten und sobiel Proviant als möglich nach Süden, während die Käste untersucht und kartographirt wird; wenn möglich, soll die Exp dition im Sextember in Angmag⸗ slik. sein, wo sie von einem Schiff abgeholt wird. Nach dem Vorschlage des Premier · Lieutenant Ryder soll die Expedition aus einem Chef, einem jüngeren Seeosfizier, einem Wissenschaftsmanne (Geologen, Botaniker und Zoologen), vier Matrofen und zwei grön⸗ ländischen Fischern zusammengesetzt werden. Die Luszaben sind auf beziehungsweise 145 000 Kr. 11895 009 Kr. oer 393 000 Kr. ver⸗ anschlagt, je nachdem die Lankbesteigang von einem Walfangschiff, einem gemietheten oder einem gekauften Schiffe statffindet. Der Vorschlag wird von der „ommission für die geologischen und geographischen Untersuchungen auf Grönland empfoblen. Bie Kom— missien befürwortet die Wahl und die Benutzung eines gemietheten Schiffes, wonach dann also die Ausgabe 180 000 Kr betragen wird.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Weinernte.

Die Traubenlese an der Mosel, welche bei trockener Witterung vor sich ging, hat sebr verschiedene Ergebniffe geliefert. Die Menge des gekelterten Weines ist im Allgemei ten nur wenig höher als auf ein Drittheil eines vollen Herbstes zu schätzen. Wie die se, fo ist auch die Güte des Erzeugnisses eine höht ungleiche. Während an ein zelnen Orten bei sorglältiger Pflege des Weinstocks nd rechtzeitiger Bekämpfung der Rebenschärlinge eine zute Qualität erzielt wurde das Mostgewicht betrug in den besten Lagen g0 bis 56 Oechsle ist an anderen Stellen, namentlich wo gegen die Ausbreitung der peronospora viticola nickts eschab oder kur nachläfsig vorgegangen wurde, die Ernte sowohl in Bezug auf Menge wie Güte sehr gering ausgefallen In diesen Lagen säwankt das Mostlewicht zwischen 40 und 800 Oechsle. Auch ist das Hol; der kranken Stöcke nicht aug gereift, sodaß die Verwüstungen der peronospora sich in ihrer schädi⸗ genden Wirkung auch nod auf die kommende Ernte ausdehnen wei⸗ den, da das unreife Holz den Winterfrösten nicht zu widerstehen vermag und nur eine geringe Tragfäbigkeit besitzt. In den Übrigen Wein⸗ bergen ist das Tragboli zut ausgewachsen und vollständig zur Reife gelangt, sodaß hier die Vorbedingungen für das nächstjährige Wachs⸗ thum vorhanden sind. Immerhin hat der Winzerstand Urfache, mit der letzten Ernte zufrieden zu sein, da der gewonnene Wein nach den bis jetzt abgeschlossenen Verkäufen zu verhältnißmäßig hohen Preisen übergeht und selbst bei geringer Gute des Wachslhums der Erkss ein zufriedenstellender ist.

Verkehrs⸗Anstalten.

London, 17. Fekraac. (B. T B). Der Castle - Dampfer ö Castle‘ bat heute auf der Ausreise Lissabon passirt.

Theater und Musik.

Belle Alliance Theater.

Das Gastspiel der Münchner geht seinem Ende entgegen, bereits die nächste Woche wird seinen Abschluß bringen, und die Hier stets so gern gesebenen Gäste werden, wie verlautet, Berlin dann sobald nicht wieder aufsuchen. An gutem Erfolg war auch ihr dies maliges Gastspiel reich, und wenn es auch keine Novitäten gebracht hat, so verstanden es die tüchtigen Darsteller doch, auch mit den alten Stücken das Publikum bestens zu unterhalten. Am gestrigen Abend gaben fie wieder ein zugkräftiges Werk aus ihrem Repertoire, das von Hans Neuert und Maximilian Schmidt verfaßte ländliche Voltsstũck Im Augtragstüberl (Im Altentheih. Neues läßt sich über dieses Stück nicht sagen, es wird stets gefallen durch die gemüthbolle vandlung, und wenn auch die Geschichte von dem undankbaren Sohn und den großmüthigen Eltern schon in den mannigfachsten Formen behandelt ist, so wirkt sie auf der Bühne doch noch ganz besonders eindringlich. Zum guten Theil ist das auf Rechnung der Darstellung zu setzen, welche bei allen Auf⸗ führungen der Münchener eine hervorragende Rolle spielt und den Erfolg sichert. Der alte Bauer, welcher seinem Jungen zu viel traut ihm sein Gehöft giebt und sich nur sein Altentheil aus- bedingt, wird durch Hrn. Neuert ausgezeichnet dargestellt, und eine treffliche Mutter ist Frl. A. Schönch en. Der irregeleitete und schließlich durch die unverdiente Herzensgüte der Eltern zum Bessern bekehrte Sohn fand an Hrn. Ernst einen recht geeigneten Vertreter. He. Hofvauer und Frl. Jenke gaben zusammen ein drolliges Paar äb, auch 8. Bäumler als Natzl sei nicht vergessen. So hat denn auch das Austragstüberl. wieder die Freunde der Münchner auf das Beffe unterbalten und es ist nur zu bedauern, daß das hübsche Stück nur an wenigen Abenden aufgeführt wird. ;

Mannigfaltiges.

Die Simeon - Kirchengemein de beabsichtigt, laut Mit- tbeilung des B. B. C.“, eine neue Kirche ö, elbau auf dem Wasserthorp atze zu erbauen, welche gleichsam als ein BGegenstück zu der Michael; Kirche in der Achse des Kanaltz und zwar über dem Wasserthorbecken ihren * finden soll. Die Aus⸗ führung ist in der Weise geplant, da . ewölbe über dem Wasser bergestellt werden, auf welchen der telbau der Kirche ruht, wäh⸗ 3. unter demselben die Schiffahrt ungestört ihren Fortgang nehmen. würde.

Der Gesundheitszustand in Berlin war auch in der Woche vom 2. bis 8. Februar ein ziemlich günstiger und die Sterb⸗ lichkeit eine kleinere als in der Vorwoche (von je 1600 Ginwohng starben aufs Jahr berechnet 21, I). Giwas häufiger als in der Vor woche kamen wieder akute Entzündungen der Athmungsorgane

Vorschein, doch blieb ihr Verlauf in den überwiegend meisten F

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