Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Ernennung des s
General- Konsuls in Galatz und Delegirten bei der europälschen Donau ⸗Kommissign, Ritter von Boleslawski, zum diploma⸗ tischen Vertreter Oesterreichs in Tang er, ferner des General⸗ KLonsuls Gsiller in Moskau zum General-Konsul und Delegirten bei der europäischen Donau⸗Kommifssion in Galatz.
Bu dap est, 19. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König gab in einem Handsch reiben an die Gräfin Andrassy der Trauer um den geliebten eimgegangenen Ausdruck. Mit seinem hohen Geiste sei ben eine Reihe von Jahren einer der besten Berather gewesen; feinen großen wahrhaft patriotischen und staatsmännischen Verdiensten sei die dauernde Anerkennung der ganzen Monarchie gesichert. Der Gräfin Andrassy find, wie aus Volosca gemeldet wird, Beileids⸗Telegramme der Königin-Regentin von Spanien und des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck zugegangen. . .
In beiden Häusern des ungarischen Reichs— tag es fanden heute Kun dgebung en für den hingeschiedenen . Julius Andrassy statt. Im Sberhaufe hob der Präfident Freiherr Vay von Vajag die unsterblichen Ver⸗ dienste des Verblichenen um den Berliner Vertrag und den Abschluß des deutschen Bündn isses, wodurch der europäische Friede ge— sichert und die Tripel-Allianz geschaffen worden sei, hervor. Das Unterhaus beschloß auf den Antrag des Minister⸗ Präsidenten von Tisza. die Vertagung der Sitzungen bis Montag und eine korporative Betheiligung an der 2 enfeier. Der Minister⸗Präsident reichte dann einen Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung eines Denkmals, ein und bemerkte, er wolle über die Verdienste Andrassy's keine Worte verlieren, dieselben würden in der Geschichte bis in die späteften Jahrhunderte glänzen. In dem Schmerz über den Verlust sei die ganze Nation einig, welche ihre treuen, ausgezeichneten Söhne stets mit Pietät umgebe. Graf Appanyi hob hervor, den Schmerz der Nation lindere das Bewußtsein, daß die ganze civilisirte Welt daran theilnehme; andererseits sei aber die Größe des erlustes um so fühlbarer. Die Anträge des Minister⸗ Präsidenten wurden vom ganzen Hause einstimmig ange⸗ nommen.
Die Leiche des Grafen Andrassy wird, wie gemeldet, morgen im Vestibüle der Akademie aufgebahrt. Freitag er⸗ folgt die Einsegnung, wobei das Parlament, die Minister sowie die Spitzen der Behörden in corpore erscheinen werden.
Großbritannien und Irland. London, 19. Februar. (A. C) Das Unterhaus setzte gestern die Debatte über das Amendement Parnell's zur Adresse auf die Thronxrede fort. In diesem wird erklärt, daß das Wachs⸗ thum der friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Irland und Großbritannien „durch bie ungerechte, erbitterte und thörichte Handhabung nicht allein der Ausnahmegesetze von 1887, sondern auch des ordentlichen Strafgesetzes Seitens der Regierung“ gehemmt werde; daß ungeachtet der langanhal⸗ tenden Ruhe beträchtlichen Theilen des irischen Volkes die Freiheit gekürzt werde, große Massen irischer Pächter der Verbindungs⸗ und Versammlungsrechte beraubt sowie Massenaustreibungen im Interesse. von Grundbesitzerverbindungen ausgesetzt seien, und schließlich Bedauern darüber ausgedrückt, daß die Thronrede keine Vorschläge zur Abstellung der berechtigten Unzufriedenheit des irischen Volkes in dieser Hinsicht enthalte. Campbell-Bannerman (der in Gladbstone's Verwaltung eine Zeit lang Obersekretär für Irland gewesen) unterstützte das Amendement. Dann ergriff Mr. Balfour, der Sber⸗ sekretär für Irland, das Wort zu einer langen Widerlegung der Argumente der Opposition. Er behauptete, daß die allerseits jugege enn Besserung der Zustände Irlands der kräftigen Hand— habung des Verbrechenverhütungs-Gesetzes zuzuschreiben sei, dessen Wirkungen in der Hemmung von Unordnung und Ver⸗ hütung unnöthigen Elends in Irland die sanguinischsten Erwartungen der Regierung übertroffen hätten. Die ruhigeren Zustände auf der Smaragd-Insel hätten bereits eine Ein— schränkung des Wirkungsbereichs des Gesetzes gestattet; hoffentlich werde es nicht nothwendig sein, den Ausnahme— zustand in den davon befreiten Kreisen zu erneuern, nöthigen⸗ falls aber würde die Regierung nicht zögern, dies zu thun. Weitere 2 oder 3 Jahre stetiger und gerechter Hanb— habung des Gesetzes würden viel dazu beitragen, jene Grundlagen eines geordneten Staates wiederherzustellen, die zu erschüttern der besondere Zweck der irischen Partei sei. MWöge, so schloß der Redner, das Haus fernerhin eine Regie⸗ rung unterstützen, die bereits so viel zu Gunsten Irlands gethan habe. Nachdem noch mehrere Parnelliten im Sinne des Antrages und Sir Henry James zu Gun— sten der Regierung gesprochen, schloß John Morley die Debatte, mit einer kräftigen Rede, im Verlaufe welcher er die irische Politik der Regierung als gänzlich verfehlt bezeichnete und letztere vor deren Folgen warnte. Man spreche, fuhr er fort, von den Brandartikeln des United Ireland“, aber nichts, was dieses Blait jemals ge⸗ schrieben, lasse sich an Abscheulichkeit vergleichen mit den Anklagen, welche der Bun desgenosse der ministeriellen Partei in der Presse (die „Times“ gegen ihre eigenen Kollegen er—⸗ hoben habe. (Stürmischer Beifall der Opposition und Rufe: Nein, nein!“ auf den ministeriellen Vänken.) Kurz vor Mitternacht wurde zur Abstimmung geschritten, welche (wie schon telegraphisch gemeldet) die Verwerfung des Parnell schen Amendements mit 307 gegen 240 Stimmen ergab.
Der Marquis von Salisbury hat sich nach Lytchett, der Besitzung von Lord Eustace Cecil, unweit Poole, begeben. Sein Befinden bleibt befriedigend, aber die Aerzte erachteten nach seinem jüngsten heftigen Influenza-⸗Anfalle einen Luft— wechsel für räthlich.
Vorgestern ist die Anleitung zum Gebrauch des neuen Magazingewehrs an die Garnifonen des Vereinigten Königreichs versandt worden. ;
Wie der „Leeds Mercury mittheilt, beabsichtigen Parnell und dessen parlamentarische Kollegen, von der Regierung Erstattung der Unkosten zu fordern, welche sie in Folge des Erscheinens vor der Unter sfuchungz— Kommission hatten. Sie stützen ihre irn auf die Aeußerung des Ministers Smith, die derselbe während der BVerathung der Bill zur Einfetzuig der Kommiffion . Der Minister habe damals erklärt, daß die irischen Abgeord⸗ neten, falls sie sich von den gegen sie erhobenen Anschuldigun⸗ . teinigten, zur Erstattung ihrer Unkosten berechtigt wären.
ie Parnelliten behaupten jetzt, daß sie in allen wesentlichen Punkten freigesprochen worden seien.
Der am 17. 8. M. in San Fran cisco eingetroffene Postdampfer bringt höchst traurige Rachrichten äber die in Australien herrschende Ar! fe sie In Sydney
Neu⸗Südwales) brächten Tausende von beschäftigungslosen ännern und Frauen, da ihnen das Geld auch flir das be⸗ scheidenste Unterkommen fehlte, die Nacht im Freien, meistens in den öffentlichen Parks, zu. Große Strecken Landes in Queensland seien durch Ueberschwemmungen verwüstet worden und X Leute hätten dabei ihr Leben eingebüßt. — 19. Februar. (W. T. B.) Der parnellitische Abgeordnete Biggar ist heute gestorben.
Frankreich. Paris, 19. Februar. (W. T. B.) Der „Temps“ bringt einen Artikel über die Konferenz, in welchem ausgeführt wird, Frankreich könne sich der Einladung gegenüber weder isoliren, noch übereifrig zeigen. Das Unter⸗ nehmen des Deutschen Kaisers müsse der Ein— müthigkeit der Mächte begegnen, von denen England den Vorrang habe. Nehme England die Einladung an, so wäre zwar das Gelingen der Konferenz nicht gesichert, aber dieselbe würde möglich und namentlich gefahrlos; wenn Eng—⸗ land ablehne, werde alles unmöglich, aber gleichzeitig würde alle Welt degagirt sein.
— . 20. Februar. (W. T. B). Verschiedene Morgen⸗ blätter kündigen die für morgen in Aussicht genommene Vor— legung des Budgets an und bemerken dazu: die darin ge— plante Anleihe von 700 Millionen Francs bezwecke unker Anderem die Einlösung der sechsjährigen Bonds im Betrage von 403 Millionen Francs.
Italien. Rom, 19. Februar. (W. T. B.) Wie der „Moniteur de Rome“ meldet, haben die Mitglieder der preußischen , Station in Rom, größtentheils Protestanten, eine Erk lärung unterzeichnet, in welcher sie gegen die angebliche Anklage Einspruch erheben, welche der verstorbene Professor von Doellinger gegen die Art und Weise erhoben, in welcher der Vatican seine Archive zur Verfügung des Publikums stelle.
Die „Riforma“ sowie die meisten anderen Zeitungen erklären das an den Börsen von Italien und Frankreich um⸗ laufende Gerücht, wonach die italienische glegierung auf einen diesbezüglichen Antrag des Abg. Luzzatti eine Er— höhung der Einkommen steuer auf die italienische Rente bis 20 Proz. beabsichtige, für völlig unbegründet.
Portugal. Lissabon, 186. Februar. (P. C.) Die Königin und die Königin-Mutter präsidirten gestern einer Versammlung hiesiger Damen, in welcher Provinzial— Comité s zu Sammlungen für die Nationalvertheidi⸗ gung organisirt wurden. Die Aufregung, welche durch die republikanischen Kundgebungen vom 11. d. M. hervor⸗ gerufen worden war, ist wieder völlig geschwunden.
Amerika. Washington, 18. Fehruar. (R. B.) Der Senat ratifizirte heute den neuen Auslieferungs— vertrag zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten mit einigen unerheblichen Abänderungen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Graf von Bocholtz⸗Alme, Mitglied des Herren—⸗ hauses, ist am 18. d. M. in Düsseldorf gestorben.
— Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend das zulässige Ladungs— gewicht und die Beleuchtung der Fuhrwerke im Verkehr auf den Haupt- und Nebenlandstraßen sowie auf den wichtigeren Neben wegen der Provinz Schleswig-Holstein, mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg, zugegangen.
Vorbereitungen für die Wahlen.
Die Bevölkerung der Stadt Straßburg ist, wie die „Straßburger Post“ mittheilt, am Dienstag durch in Paris aufgegebene Briefe überschwemmt worden, welche in deutscher und französischer Sprache abgefaßte Aufrufe gegen die Kandidatur Petri enthalten. „Wählt Jeden — nur nicht Petri!“ heißt es da. Das genannte Blatt bemerkt hierzu:
„Wir freuen uns, offen gestanden, von Herzen über diese Ein mischung in unsere reichsländischen Wahlangelegen heiten. Durch sie wird Klarheit geschaffen. Wem jetzt die Augen nicht aufgehen, dem können sie überhaupt nicht aufgehen! Was haben die Abfender diefer Briefe mit unseren Angelegenheiten zu schaffen? Nichts! Sie leben im Auslande und haben an unseren Freuden, wie an unseren Leiden keinen Antheil. Wenn sie eine gafrichtige und herzliche Sympathie fuͤr Elsaß ⸗Lothringen und die Elsaß Lothringer empfänden, so müßten sie sich darüber freuen, daß das Land und seine Bewohner anscheinend im Begriffe sind, zur Ruhe zu kommen Sie müßten dann felbst rathen: Wählt Pemri, denn seine Kandidatur verbuͤrgt die Aussöhnung“. Aber das paßt natürlich nicht in ihre Pläne! Ihr Weizen blüht nur dann, wenn hier im Lande Unruhe und Bekümmerniß, Aufregung und Verwirrung herrschen. Desbalb rathen sie: Wählt jeden, nur nicht Petri — mit and eren Worten wählt Bebel. Was spaͤter kommt, das kümmert die Her ren natürlich nicht.
Ein unzweideutiges Zeugniß von der antingtionalen Ge— sinnung der Sozialdemokratie hat der hessische Sozialist Jö st bei einer Wahlversammlung in Bingen abgelegt, in welcher er die Wahl des Sozialdemokraten Dörr für ben Reichstag em fahl, indem er, wie „W. T. B.“ meldet, unter anderem außerte:
sDie Rückgabe der beiden Frankreich geraubten Provinzen Elsa und Lothringen sei eine Nothwendigkeit. Tie i, n ef der Franzosen seien ungleich bessere, als die der Deutschen· Der Redner endigte mit den Worten: „Die französischen Arbeiter sind unsere Brüder und der deutsche Bourgeois ist unser Feind.“
Daß diese vaterlandslose Gesinnung in der Sozial⸗ demokratie nicht vereinzelt ist, haben ähnliche Aeußerungen von Liebknecht, Bebel ꝛc. bewiesen.
Seitungõstimmen.
Die „Schlesische . bringt einen Artikel über die Allerhöchste Kabinets⸗Vrdre, betreffend die Organisation des Kadetten-Corps, dem wir Folgendes entnehmen:
eKgiser Wilbelm hat in der Kabinets Ordre bezüglich der für die Erziehung und den Unterricht in dem Kadetten ˖ Corp maßgebenden Bestimmungen so scharf gekennzeichnete und allgemein gültige Grundsäße ausgesprochen, daß esie in den weitesten Kreifen Beachtung und hoffentlich auch über die engeren Grenzen hinaus für welche sie in erster Reihe bestimmt sind, Berücksichtigung finden werden. Wenn auch die speziellen, den Lehrplan betreffenden An⸗ ordnungen dem nächsten Zweck der Kadettenanstalten gemäß, Pflanz · schulen für das Offizier Corps des Heeres zu sein, bemessen sind, so
erscheinen doch die Grundzüge, welche die Aufgaben für Erziehung und Unterricht vorzeichnen, als so aligemein richtige und vortreffliche und sind von so durchweg giltiger Wahrheit, daß man ibre An wendung in allen Lehranstalten, nicht nur in dem Kadetten ⸗ Corps, zum Segen unserer heranwach senden Jugend wünschen muß.
Der Königliche Erlaß giebt zu solchem Wunsch selbst die un⸗= mittelbare Anregung, wenn derselbe im ersten Punkt als Zweck und Ziel aller Erziehung die Bildung des Charakters bezeichnet, welche auf dem gleichmäßigen Zusammenwirken der körperlichen, wissen⸗ schaftlichen und religiös sittlichen Schulung und Zucht beruht. In dem Kadetten ˖ Corps ist dies von?) jeher vag bewußte, mit Ernst erstrebte Ziel gewesen, und wer nur immer Gelegen⸗ beit gehabt hat, von dem Geiste, in welchem dort die ge⸗ sammte Erziehung gehandhabt und der Unterricht betrieben wird, eingehend Kenntniß zu nehmen, wird jenen Pflegestätten jugendsicher Bildung das Zeugniß nicht versagen können, daß sie unter den öffent⸗ lichen Erziehungsanstalten im Deutschen Reich eine ganz hervorragende Stelle einnehmen. In ihnen gebt ernste Zucht und gute Sitte, körperliche Pflege und geistige Ausbildung mit umfassendem, streng gegliedertem Unterricht in nahezu mustergiltiger Weise Hand in Hand. Die Forderungen auf diefem Gebiete sind angemessen begrenzt und fest bestimmt, werden aber nicht nur verlangt, sondern auch erfüllt und bieten für wider strebende und träge Elemente, welche ihnen nicht genügen wollen, keinen Raum. Dementsprechend sind auch die Erfolge. Wir denten hierbei nicht in erster Reihe an unsere Armee, für welche von jeher hervorragende Offiziere und Heerführer in großer Anzahl aus dem Kadetten Corps hervorgegangen sind, sondern betrachten letzteres ledig= lich unter dem. Gesichtspunkte einer jugendlichen Bildungsstätte, ö als solche eine von Jahr zu Jahr wachsende Anerkennung
ndet.
Ihrer weiteren Entwickelung kann die neueste Kabinets Ordre nur dienen, welche ein wahres Meisterstück pädagogischer Weisheit und didaktischer Einsicht ist. Bekanntlich ist seit 187. der Lehr= plan in sämmtlichen Klassen sowohl der Vorcorps wie der Haupt⸗ Kadettenanstalt, mit einziger Ausnahme der für militärwissenschaft-⸗ lichen Unterricht bestimmten Selekta im Wesentlichen den Real= gymnasien angepaßt und entspricht einschließlich des Latein allen Forderungen derselben. An diese Organisation knüpft der Kaifer⸗ liche Erlaß an, indem er in dankbarem Andenken an des unvergeß⸗ lichen Kaiser Wilhelm's J. nie rastende Fürsorge und an die von ihm bestimmte Lehraufgabe eine weitere Ausgestaltung und Vertiefung ins Auge faßt. Der Weg dazu wird in der,. Ausscheidung jeder entbehr⸗ lichen Einzelheit? und „gründlichen Sichtung des Memorirstoffes gewiesen und mit der nicht genug zu beherzigenden Wahrheit be— gründet; Was der Unterricht hierdurch an Ausdehnung verliert, wird er an Gründlichkeit gewinnen.“ ....
Im weiteren Verlaufe legt der Königliche Erlaß das Haupt⸗ gewicht auf, die als „geistiges Rüstzeug“ unentbehrliche ethische Seite des Religiongunterrichtss, damit die Jugend „in Gottes furcht und Glaubensfreudigkeit, zur Strenge gegen sich selbst, zut PBuld= samkeit gegen anderen erzogen werde. Hiermit ist die höchste sittliche Aufgabe aller Jugenderziehung bejeichnet. Man mag zu geben, daß dieses Ziel sehr viel leichter angestrebt werden kann, wenn die gesammte Erziehung in der Hand der Schule, ihrer Lehrer und Leiter liegt. Aber auch ohne diese Voraussetzung inuß und kann die Schule ihm dienen, wenn neben dem bezeichneten Zwecke des Religionsunterrichts an sich der ganze Geist, der sie durchweht, die Selhstzucht, die Wahrheit, das Ehrgefühl, mit einem Worte das sittliche Selbstbewußtsein pflegt. . . ..
Was der Königliche Erlaß von dem Unterricht in der Geschichte und Erdkunde sagt, empfiehlt sich so unwiderleglich, daß es keines Worte; weiter bedarf, ebenso wenig wie in Betreff! der Auf⸗ gabe, welche dem „Deutschen⸗, dem Mittelpunkt des gesammten Unterrichts, zugewiesen wird. Der freie Gebrauch der Muttersprache ist das Ziel, und die ergiebige Ausnutzung der klassischen Literatur der Weg. Für „Vorträge und Aufsätze ist der Inhalt neben dem klassischen Alterthum, seiner Sagen und Kulturwelt auch den ger⸗ manischen Sagen, sowie ven vaterländischen Stoffen und Schrift werken gewiesen. . . . ..
Am Schluß verkennt der Kaiserliche Erlaß nicht, daß die weitere Ausgestaltung und Vertiefung der Lehraufgaben den zur Erziehung und Unterweisung der Kadetten berufenen Organen neue Aufgaben zuweist, welche an ihre Einsicht und Thätigkeit erhöhte An⸗ forderungen stellen; zugleich aber giebt derselbe der Ueber= zeugung Ausdruck, daß es ihrer bewährten Hingebung und Pflicht⸗ treue gelingen wird, die Aufgaben in Seinem Sinne und zu Seiner vollen Zufriedenheit zu lösen. Und die Leiter, Erzieher und Lehrer des Kadetten Corps werden sie löfen, wie ihrer hin⸗ gebenden Treue bisher der wohlbegründete Ruf zu danken ist, deffen sich unsere Kadettenanstalten im ganzen Vaterlande er“ freuen. Das letztere aber wird in der Kabinets⸗Ordre vom 13. Februar nur ein neues. Zeugniß der hochherzigen That⸗ kraft sehen, in der unser erlauchter Herrscher für das Wohl des Landes nach allen Seiten hin besorgt ist, und wenn es in den sicherlich aus eigenster Initiative hervorgegangenen Anregungen auf dem Gebiete der Jugendbildung die Erfahrung erkennt, für welche einst der jugendliche Prinz in seiner bis zur Absolvirung des Abiturienten. examens durchlaufenen Gymnasialzeit den Grund gelegt hat, so wird es in dankbarem Andenken an des Hochfeligen Kaifers wohldurch⸗ NRachte Erziehung nur um so mehr im Namen der heranwachfenden 2 . Königlichen Pädagogen auf dem Throne von Herzen
ank zollen.“
Ueber die Kaiserlichen Erlasse und den Staats— rath lesen wir in der „Staatsbürger-Zeitung?:
„»Allüberall, wohin die erhabenen Worte des Deutschen Kaisers gedrungen sind, hat man die Kaiserlichen Erlaffe in dem freudigen Bewußisein entgegengenommen, daß fortan den berechtigten Än⸗ sprüchen der Arbeiter Rechnung getragen und geordnete Verhältnisse zwischen diesen und den Arbeitgebern hergestellt werden follen. Rasch in der Ausführung des einmal als richtig anerkannten Gedankens sind dẽe diplomatischen Verhandlungen eingeleitet und gleichzeitig ist der Staatsrath einberufen worden, um die Vorarbeiten zu erledigen, die dem künftigen Reichstage auf die em Gebiet unterbreitet werden sollen.
Wir hoffen, daß die Zusammensetzung des letzteren den Anforde⸗ rungen der Zeit entspricht, um die wichtigen Aufgaben auf dem Ge— biete der bürgerlichen Gesetzgebung und insbesondere der 6 Fesetzgebung zu einem glücklichen Ende zu führen. Gerade aber in Betreff dieses letzten Punktes wird es sich sehr bald herausstellen, ob Dicienigen, welche sic bei den heutigen Wahlen als Führer der Arbeiter, geriren, das Vertrauen derselben verdienen, oder durch ihre QOpposition um jeden Preis die Sache der Arbeiter der revolutionären Bewegung unterordnen, an der die Arbeiter als folche auch nicht daz geringste Interesse haben
Was nun die vom Staatsrgth zu erhoffende Thätigkeit betrifft, so wird dieselbe erst in ihren Resultaten an die Seffentlichkeit ge⸗ langen, die dann in ihren Organen, und zwar zunächft im Reichstage vollauf Gelegenheit finden wird, ihr Urtheil abzugeben. Das Infiitut des Staatsraths selber hat in dem. Geschichtsforscher Feinrich von Treitschke insofern einen würdigen Vertreter anden, als derselbe die Verdienste des Staatsraths um die preußifche esetzgebung in gebührender Weise hervorgehsben hat. Mit das Beste an der Gesetzgebung Friedrich Wilhelm's Ni., so führt derselbe aus, zist den Arbeiten des Staatsraths zu danken, in welchem eine Vereinigung von Talent, Sachkenntniß und unerschrockenem Freimuth. vertreten war, wie sie damaltz nur noch in England sich finden ließ. Die Rede, mit welcher Hardenberg am 30. März 1817 die Sitzungen des Staatsraths eröffnete, könnte auch heute noch alt Programm desselben gelten. ‚Der preußische Staat?, fo schließt Treitschke, „muß der Welt beweisen, daß wahre Freiheit und gesetzliche Ordnung, daß Gleichheit vor dem BGefetze und persönliche Sicherheit, daß Wohlstand des Cinzelnen sowie des Ganzen... am Besten und Sichersten gedeihen unter einem ge rechten Monarchen.“ Es soll, heißt es an anderer Stelle, das Be⸗
standene in die gegenwärtigen Verhältnisse des Staats, in die n mn . Volks und in die Forderungen der Zeit verständig ein⸗ gefügt werden“.
Daß Kaiser Wilhelm IJ. die hohe Bedeutung des Staatsraths richtig erkannt hat, davon giebt die Eröffnungsrede desselben Kunde, die ihrerseils wiederum eine Gewähr dafür bietet, daß die Angelegen⸗ heit nicht mehr ruhen wird, bis eine gründliche Lösung der Arbeiter⸗ frage erfolgt ist.
Statistit und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Zwei deuts che Arbeit erversammlungen in London faßten, wie der Post! telegraphirt wird, vorgeftern Zustim mungs⸗ resolutionen zu den Kaiserlichen Erlassen, der Citytiub aller= dings erst, nachdem die Anarchisten, die Tumult machen wollten, aus⸗ geschlossen waren.
Aus dem niederrheinisch⸗wessfälischen Kohlen revier wird der „Frkf. Ztg.“ unter dem 18. d. M. geschrieben: Dem auf⸗ merksamen Beobachter kann es nicht entgehen, daß die Bewegung unter den Bergleuten immer lebhafter wird. Vorläufig ist es aller · dings die Reichstagswahl, die das Hauptinteresse in Anspruch nimmt. Möge sie aber in den verschiedenen Kreisen ausfallen, wie sie will, die ker in mehrere politische Parteien zerfallenen Bergleute werden nach⸗
er a em Anschein nach auf dem Boden ihrer materiellen Anforde, rungen sich wieder einigen und geschlossen vorgehen. Bis dahin bleibt die Gestaltung der Lage abzuwarten. ;
Der Waldenburger Knappenverein beschloß, wie der „Voss. Ztg. berichtet wird, eine Petition um Verstaatlichung der Bergwerke abzusenden, Falls weitere Maßregelungen von Berg⸗ leuten erfolgen und berechtigte Forderungen unerfüllt bleiben.
In Weißenfels fand am Dienstag eine von etwa 4090 Per- sonen besuchte Schuhmacherversammlung statt. Ein Redner bemerkte, daß die Arbeiter zum Strike gezwungen seien dadurch. daß die Fab ikanten die wohlberechtigte zehnstündige Arbeitszeit und die geringe Lohnerhöhung nicht annehmen wollten. Redner ermahnte, wie das Weißenfelser „Kreisblatt! hervorhebt, alle im Ausstand befind⸗ lichen Schuhmacher, sich in dieser Zeit als gebildete Männer zu betragen, sodaß das Weißenfelser Bürgerthum und die Aufsichts behörden an ihrem Betragen einen Anstoß nicht finden möchten. Nach 10 Uhr erschien die Lohn“ kommission und der Schiedsrichter Siewer aus Nürnberg, wesche den Beschluß des Fabrikantenvereins überbrachten. Hiernach wollen sich die Fabrikanten bezüglich der Annahme von Arbeitern volle Frei⸗ heit bewahren und den 10stündigen Arbeitstag nicht annehmen; dagegen bewilligen sie eine Mittagspause von 15 Stunden und die Verlängerung der Fiühstücks ! und Pesperpausen von 18 auf 20 Minuten. Nachdem Hr. Siewer erklärt, daß es ihm nicht möglich gewesen sei, weitere Zugeständnisse zu erlangen, sprach er den Wunsch aus, die Ansichten einzelner Arbeiter aus allen Fabriken zu hören. Es traten daher nun aus allen Fabriken ein resp. zwei Redner auf, welche erklärten, unter diesen Bedingungen nicht zu arbeiten. Ja, es wurde sogar beschlossen, Falls nicht noch in dieser Woche eine Einigung erfolge, vom Montag ab statt 10 ½ Lohnerhöhung, wozu man sich verstanden hatte, wieder die ursprüngliche Forderung von 15 969‚é aufzunehmen. Zum Schluß wurde die Reso⸗ lution gefaßt, übergll da zu arbeiten, wo der zehnstündige Arbeitstag und 10 0 Lohnerhöhung bewilligt sind und wo sonst keine Maßregelungen vorkommen, in allen anderen Fabriken aber die Arbeit ruhen zu lassen. Nach Ansicht des ‚Kr.Bl. liegt der Schuhmacher ⸗ strike für die Arbeiter nicht besonders günstig, da ein Theil der ver · lassenen Stellen schon wieder anderweitig besetzt und zu befürchten ist, daß bei längerem Ausstande eine größere Anzahl Strikender Arbeit hier überhaupt nicht wieder fiaden kann.
Eine öffentliche Maurerversamm lung, welche am Montag in Leipzig stattfand, beschloß. wie das Chemn. Tgbl, meldet, für die bevorstehende Bausaison an dem schon früher aufgestellten Minimal⸗ stundenlohn von 48 Pfennigen und einer Arbeitszeit von 10 Stunden festzubalten. Wenn die Meister auf diese Forderungen nicht eingehen, soll der Lo hn erhöht une eine 9stündige Arbeitszeit gefordert werden.
Aus Augtzburg schreibt man dem Schwäb. Merk‘: Die be⸗ vorstehende Frühjahrsbauzeit wirft hinsichtlich der Lohn ver hält nisse der Bauhandwerker ihre Schatten voraus. So ist unter den hiesigen. Zim merl'euten bereits eine Lohnbewegung im Gange. Dieselben hielten am vergangenen Sonnabend eine von etwa 150 Tbeilnehmern besuchte Versammlung, in welcher beschloffen wurde, um einigermaßen eine berechtigte Gleichstellung mit anderen Bauhandwerkern namentlich den Maurern zu erzielen, einen vom 1. Mai d. J. ab eintretenden Stundenlohnsatz von 45 4 zu fordern und im Nichtbewilligungsfalle die Arbeit niederzulegen. Die Zimmer meister und Baugeschäfte sind von dieser Forderung durch Rund⸗ schreiben untercichtet worden. Die Gesammtzabl der in Augsburg ansässigen Zimmerleute wird auf 200 geschätzt, wozu noch etwa 85 aus den umliegenden . kommen, die in Augsburg Arbeit zu suchen und zu finden pflegen.
Das „Petit Journal‘ veröffentlicht eine Depesche aus St. Etienne vom 17. Februar, der wir nach der .Madb. Ztg. Fol⸗ gendes entnehmen; „Die geräuschlose Aufregung, von der man in der letzten Zeit im Kohlenbecken von St. Etienne verschiedene Anzeichen bemerkt hatte, ist heute früh in den Gesellschaften von Monthieur, St. Etienne und Villebeouf theilweise zum Durch bruch gelangt. Die Bewegung, hatte ihren Ursprung in dem Schachte Jabin der Kohlengruben von St. Etienne. Ein Arbeiter war von dem Aufseher entlassen worden und alle seine Kameraden machten mit ihm gemeinschastliche Sache, indem sie erklärten, sie würden die Arbeit bis zu seiner Wieder⸗ aufnahme einstellen. Fast gleichzeitig weigerten sich die Gruben arbeiter des Schachts Verseilleux derselben Gesellschaft, die von den Vorgängen im Schacht Jabin in Kenntniß gesetzt worden waren, in die Gruben zu fahren, und schlossen sich ven ersten Ausstandischen an. Die Arbeit ist heute früh auch in dem Schachte Stern der Gesell⸗ schaft von Monthieur eingestellt worden. Eine Unterredung mit dem Direktor Simon führte nicht zer sofortigen Verständigung und der Strike wird anhalten. Im Taufe des Vermittags fand eine Versammlung auf der Arbeitsbörse statt, in welcher fünf Abgeordnete ernannt wurden, die sich mit dem Direktor der Kohlengruben von Saint ⸗Etienne, Hrn. Villiers, ins Einvernehmen setzen sollten. Dieser erklärte, die über die vorgeworfenen Thatsachen eingeleitete Untersuchung einerseits und der drohende Charakter, den sie ihrer
orderung gäben, andererseits, gestatteten ihm nicht, den
trikenden enugthuung zu gewähren. Diese Antwort, welche von den Abgesandten ihren Auftraggebern überbracht wurde, führte zu dem Beschluß der ga e fn des Strikes. Ferner heißt es, daß Nau, Direktor der Gesellschaft von Villeboeuf, einen Brief des Grubenarbeiter⸗Syndikats erhalten hat, in welchem unter Androhung eines allgemeinen Ausstandes gleichfalls die Entlassung von Beamten gefordert wird. Die Aufregung herrscht ziemlich überall, und man muß befürchten, daß wir demnächst einen ungeheuren Strike in unserem Kohlenbecken haben werden“
Die Hauptversammlung
des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahl-⸗Industriellen wird am . März d. J in Berlin stattfinden und sich mit mehreren wichtigen Fragen beschaͤftigen, die zunächst in einer den Berathungen vorangehenden Vorstandesitzung zur Erörterung gelangen. Unjer diesen Fragen nennen wir 1) Arbeiterschu tzg esetzge bung: 2) die wiederum vorgeschlagene deutsche r r r,, in Berlin; 3) Prüfungsvorschriften des . Lloyd für Schifft⸗ baumaterial ¶ Berichterstatter Kommerzien⸗Rath Lueg ⸗Oberhausen); 4 die für 1889 auszugebenden Fragebogen über Zahl der Arbeiter, Löhne und Bilanzen der lena fsel f eg sen.
Landwirthschaft und Fruchtzöll e.
Die Kölnische Zeitung“ schreibt:
In dem neuerdings wieder mit mehr Eifer als Gründlichkeit unterhaltenen Streit über den Antheil, weichen die Getreidezölle an der Brotvertheuerung haben, ist gemeinhin als selbstverständlich an⸗ genommen worden, daß die Landwirthschaft vorab ihren Antheis an den Getreidejöllen bekommen habe. Mit wie großer Beschränkung das aber thatsächlich zutrifft, geht aus folgender Zusammenstellung hervor, für deren Gewissenhaftigkeit wir einstehen. Sie enthält die Ziffern über die Kosten und Erträge eines den rheinischen Landwirthen wohlbekannten Gutes, welches seit langer Zeit vom Besitzer selbst = und zwar in anerkannt vorzüglicher Weife — bewirthschaftet wird, und umfaßt die drei Jahrjehnte 1860 - 1889 z0 Juni einschließlich, während welcher das System des Betriebs garnicht geändert ist. Vie Körnererträg:; sind für den Morgen nach Centnern berechnet, die Preise mit Würdigung der Speicherverluste. Die Tabelle spricht im Uebrigen für sich selbst.
Durch⸗ schnitt des Jahr · Morg Preis
kebnts Gir. 4. Ctr. AM 1860 8,58 10,49 10 868 6. 89
1870 967 8.35 1880 7,34 3, 19
Weizen Hafer Buchweizen
Morg. Preis Morg Preis
Durch Erbsen Brutto⸗
1 VJ ertrag im sinde, Tage⸗
Jahr⸗ Morg. Preis Morg Preis Durchschnitt lohn. Accord zehnts Gir. , Ctr. 4. D
1860 920 8, 9 8,27 / 16.47 29 539, 9 12016, 19 1870 9.31 11,11 6.34 17.40 37 588, 73 17187, 69 1880 4,88 8,55] 880 12,40] 297241, 50 19 955,21
Der Ernteausfall war in der Gegend, wo das erwähnte Gut belegen ist, im Jahrzehnt 1860 im Jurchschnitt gut, 1870 mittel, 1886 gering. Die Landwirthschaft mußte in den letztern Jahrzehnten im allgemeinen in ihren Gelderträgen nothwendig etwas zurückgehen, eben wegen der gestiegenen Löhne und wegen der nöthig gewordenen Beschaffung von Maschinen und Düngmittel, was ja auch die Pacht- und die Güterpreise deutlich zeigen. Kommen einmal wieder reiche Ernten, so können und werden die Preise der in Deutschland er— zeugten Bodenfrüchte zweifellos noch etwas sinken, wobei denn die Gelderträge der Landwirthschaft wieder ein wenig steigen dürften. Daß aber weder von einer ungebührlichen Bereicherung noch überhaupt von einer Bereicherung der Landwirthschaft durch die Zölle gesprochen werden kann, trotz augenblicklich — wer weiß f . lange! — gestiegener Getreibepreise zeigt unsere Tabelle
agend.“
Der österreichisch⸗ ungarische Handels verkehr mit Thieren während des Fahres 1888.
Im Allgemeinen macht sich nach den Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr aus dem statistischen Departement im K,. K. sterreichischen Handels Ministerium' für das Jahr 1885 ein weiterer Rückgang in dem österreichischꝛungarischen Handelsverkehr mit Thieren und thierischen Produkten bemerkbar. Namentlich ist es der Verkehr mit Schlacht⸗ und Zuchtvieh, welcher von Jahr zu Jahr eine Verminderung erfährt; die wichtigste Gruppe desselben, das Rindvieh, weist im Jahre 1888 nachstehende Verkehrsdaten auf:
Einfuhr Ausfuhr Ochsen. 29 609 Stück 44 234 Stück Stiere . 1245 ,, A331 Jungrieh . 828 13418 , Kälber. 9604 11458 Summe. N 789 Stũc M4 686 Stück.
Im Jahre 1887 betrug die Gesammteinfuhr an Rindern 63 279 Stück, die Ausfuhr 101 323 Stück; die betreffenden Verkehrs mengen für 18858 waren 66 899 Stück bezw. 128 664 Stück. Das hieraus ersichtliche Zurückgehen des gesammten Handelsverkehrs mit Rindvieh ist vorzüglich darin begründet, daß die meisten Staaten zum Schutze ihrer Landwirthschaft und Viehzucht die Einfuhrzölle erhöht haben, und muß auch der Umstand hervorgehoben werden, daß dem öster⸗ reichischrunggrischen Viehhandel eine bedeutende Konkurrenz in den wichtigsten Absatzgebieten durch den direkten Import von lebenden Thieren und Fleisch aus Amerifa und Australien gemacht wird, gegen welche in Folge der dort herrschenden günstigeren Produktions. und Frachtverhaͤltnisse schwer anzukämpfen ist. Außerdem darf nicht üͤbersehen werden, daß die Landwirthe in Folge der über⸗ seeischen Konkurrenz bei den gesunkenen Getreidepreisen der Vieh⸗ haltung eine größere Beachtung widmen mußten, und (es macht sich der Einfluß der in den meisten Staaten Mittel. Europas gesteigerten Viehzucht bereits fühlbar, indem ein großer Theil des Bedarfs durch die eigene Viehproduktion gedeckt werden konnte. Trotz des im Allgemeinen gesunkenen Verkehrs hat Oesterreich⸗ Ungarn um 46397 Stück Rinder mehr aus ⸗ als eingeführt. In frischem Fleisch hat 1888 eine Vermehrung der Ausfuhrmenge von ungefähr 1000 q (metrischer Centner) stattgefunden; diefelbe genügt aber nicht, um den Ausfall in der Ausfuhr an lebenden Rindern aufzuwiegen. Die Handelswerthe von Rindvieh haben im Allgemeinen eine Einbuße erlitten, und selbst zu diesen reduzirten Werthen konnte eine Hebung des Gesammtverkehrs nicht erreicht werden. — Auch der Verkehr in anderen Thiergattungen, speziell in Schafen und Schweinen, hat. bedeutend abgenommen. Das rapide Sinken der österreichisch · ungarischen Schafausfuhr beweift folgende Zusammenstellung: die Ausfuhr beirug im Jahre 1553: 857 257 Stück, 1384: 582 497 Stück. 1885: 379 997 Stück, 1586: 321 520 Stück, 1087: 116131 Stück und 1888; nur mehr 109 3166 Stück, und es bleibt eine weitere Abnahme auch für die Zukunft zu erwarten. Während der Ausfuhrwerth im Jahre 1853 noch is 00 s Fl. betragen hat, repräsentirt die Ausfuhr im Jahre 1885 nur noch einen Werth von si8 418 Fl. Die landwirthschaftlichen Verhaäitnisse SeflerreichUn⸗ garns haben die früher so hervorragende Schafzucht immer mehr ein. geschränkt, da die erzielbaren 3. nicht mehr lohnend sind und der Bedarf Frankreichs und roßbritanniens zum großen Theil pon Rußland und Australien gedeckt wird, welche Länder im Verhältniß zu Desterreich Ungarn viel geringere Pro⸗ duktionskosten haben. — Der gesammte Handelsverkehr mit Schweinen hat um 64 097 Stück abgenommen und muß nament lich die 45 855 Stück betragende Abnahme bei der Ausfuhr hervor⸗ gehoben werden. Im Allgemeinen war die Einfuhr immer größer als die Ausfuhr, was durch den großen inlaͤndischen Verbrauch be— ründet erscheini. Die Ursachen, welche eine Schmälerung der Aus. uhr herbelführten, waren namentlich in der Konkurrenz Amerikas gelegen und ist auch ein großer Thei des österreichisch: ungarischen Absatz gebletes durch den direkten Verzehr anderer Staaten mit Serbien verloren gegangen. — Nur bel Pferden ist eine Verkehrs steigerung gegenüber 1887 zu verzeichnen, weil eben der Verkehr in diesem Jahre in Folge der vorgekommenem Pferde Ausfuhrverbote ein gam ab. normer, Der Gesammtverkehr betrug 77 104 Stück. Wird von dem Umsatze im Jahr 1887 gbgefehen, so ergiebt ssich gegen den fünfjährigen Durchschnitt der Seh? 1882 — 1886 dennoch eine Ab⸗ nahme in der Cinfuhr von 656 Stück und in der AÄutfuhr von os? Stück. Immerhin verdient der Umstand hervorgehoben zu werden, daß von dem Gesammtverkehr mit Pferden nur ungefähr
20 0/ο auf die Einfuhr entfallen. Durch die Unterstützung des Staates und durch die er wrießlihen Heffreßüungen der landwirthschaftlichen Vereine hat die Pferdezucht Desterreich⸗Ungarns eine hohe Entwicke⸗ . erlangt, sodaß selbst der Bedarf an Zuchtmatecial im Inlande fast vellstãndig gedeckt werden kann und die Ausfuhr von Hengsten und , 3 Duc 3 . . ist. Während nur 61 Hengste ind 7: uten zur Zucht eingeführt wurden, u i 2 ziffern 206 bezw. 283 Stäck. ; 36 e n,,
ö . Die dänische Handelsflotte
zählte am 1. Januar d. J. 3243 Schiffe von 251 014 Tons Trag⸗ fähigkeit gegen 3179 Schiffe von 262 463 Tons zur gleichen Zeit 6 Vorjahres. Von den Schiffen waren 2083 Segelschiffe von 34 593 Tons mit einer Tragfähigkeit von 4-50 Tons und 59 Segelschiffe von 142,84 Tons mit einer Tragfähigkeit von über 56 Tons, von den Dampfschiffen gehörten 96 von [653 Tons zur ersteren und 209 von lol 914 Tons zur letzteren Gattung. Die Anzahl der Segelschiffe, die sich in dem Jahrzehnt 1878/1838 um 1036 verringert hatte, , im , Schiffe von 10 550 Tons oder um 59609 zu, die Dampfschiffsflotte wurde auch ur Schi
ca. 8005 Tons vermehrt. n n n,
Kunst und Wissenschaft.
In der Mauchart'schen Baumschule auf dem obbele bei Langenau sind dem Schwäb. Merk. zufolge . Oberfõrster Bürger allemannische Reihengräber? entdeckt worden. Bei den Ausgrabungen kamen außer Knochenresten wohlerhaltene irdene Trinkgeschirre und Vasen, Reste von einem Schwert bronzenes Frauenarmband und Reste ei ; farbigen Halsbandes zum Vorschein. gedehnte Begräbnißstätte zu handeln. fortgesetzt.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Cuarautnewesen.
Portugal.
Durch eine im, Diario do Governo Nr. 31 vom 8. Februar 1890 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums . . gt ber . von . seit dem 7. Januar für „rein“ om gelben Fieber erklärt worden. (Vergl. . Reichs- Anzeiger“ Nr. 275 vom 18. November 1889.) ; ö
Handel und Gewerbe.
Ein Konsortium, bestehend aus den von Rothschild'schen Häusern, der Schwedischen Reichsbank, dem Bankhaufe 869 ö. röder, der Direktion der Dis konto ⸗Gesellschaft in Berlin, den Herren L. Behrens und Söhne in Hamburg und dec Dänischen Landmannsbank in Kopenhagen, hat von der Königlich schwedi⸗ schen Regierung. eine zeprozentige Staatsanlerh'e im Betrage von 40 Millionen Reichsmark übernommen, die zur Rück⸗ jahlung bezw. Konvertirung der 43prozentigen Anleihe vom Jahre 1875 bestimmt ist. .
— Die „Zeitschr. f. Spir. Ind. theilt folgenden Bericht über den Dandel mit Stärke nach Mittheilungen der Vertrauens männer in der Zeit vom 12. bis 15. Febraar 13960 mit: Im Laufe der verflossenen Berichts woche sind folgende Abschlüsse in Kartoffel. fabrikaten bekannt gegeben. Es warden verkauft an Kartoffel⸗ mehl: 500 Sack zu 15,5 „S ab Station an der Bahnstrecke Neu⸗ stadtz a. D. — Meyenburg; 300 Sack prima zu 16 M ab Station an der Bahnstrecke Salzwedel —Uelzen, Lieferung April Mai, 1 0.9 Pro⸗ vision; ferner an trockener Kartoffelstär ke: 1060 Sack tertia zu 12,55. „ einschließlich Provision frei Bord Stettin; endlich an feuchter Kartoffelstärke: 5 Waggons prima zu 7,70 SS ab Station an der Bahnstrecke Neustadt a. D. — Meyenburg.
— Die nächte Börsen⸗Versammlung zu Effen findet am 24. Februar 1890 im „Berliner Hof“ statt.
= Der Verwaltungsrath der Hamburg- Süd ⸗Amerika⸗ nischen Dampfer-Gesellschaft bat beschloffen, der General⸗ versammlung die Vertheilung einer Dividende von 14 90 vorzuschlagen.
— „, Der Kompaß, Organ der Knappschafts Berufsgenoffen=
schaft für das Deutsche Reich, welches unter verantwortlicher Redaktion des Verwaltungs-Direktors Simons in Berlin erscheint, hat in der vorliegenden Nr. 4 des V. Jahrgangs folgenden Inhalt: Auszug aus dem Verhandlungsbericht über die zwanzigste Sitzung des Ge— nossenschafts⸗Vorstandes der Knappschafts-⸗Berufsgenoffenschaft vom 28. Januar 1860 — Aus den Sektionen: Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Vorstandes der Sektion II. (Bochum) vom 15. Januar 1890. — Bescheide und Beschlüsse des Reichs⸗Versicherungs⸗Amts Nr. 213. — Rechtsprechung des Reichs⸗Versicherungs Amts Rr. 674 683. — Personal / NiaWhrrihtesao . Le: ipzig, 19. Februar. (W. T. B.) Kam mzug -Termin⸗ handel, La Plata. Giundmuster B. pr. Februar 487 „, pr. März 4,87 A6, pr. April 4,874 , pr. Mai 4,8743 „SM, pr. Juni 4875 „S, pr. Juli 4,80 6, pr. August 4,90 „UM, pr. September 4,90 MA, pr. Oktober 4.90 A, pr. Nobember 4,90 S, pr. Dezember 4,90 S½ Umsatz 90 000 kg. Behauptet.
London, 19. Februar. (W. T. B) Wollauktion. Tenden; und Preise unverändert.
— 20. Februar, (W. T. B) Die Bank von England hat heute den Diskont auf 5. Ho herabgesetzt.
Verkehrs ⸗Anstalten.
Hamburg, 20. Februar. (W. T. B.). Der , Bohemia.“ der Hamburg -Amerikanischen acketf ahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern 6 Uhr Abends in New⸗Jork eingetroffen.
London, 195. Februac. (W. T B.) Der Castle- Dampfer Dunbar Castle“ ist gestern auf der Auszreise in Capetown angekommen; der Cast le- Dampfer . Hawarden⸗ Cast len hat beute auf der Ausreise Madeira passirt; der Castle⸗ Dampfer „Meth ven: Castle? ist heute auf der Ausreise von London, der Castle⸗ Da mpfer „ Taymouth Cast le“ gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
— 20. Februar. (W. T. B.) Die Untiondampfer „»Tartar“ und „Anglian“ sind gestern von Capetown auf der Heimreise abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Gestern Abend fand die erste Aufführung zweier Tragödien aus
der klassischen Zeit der Griechen statt; die Direktion 3 ö
Theaters bekundet damit aufs Neue ihre auf das Ideale n,. ten.
Bemühungen und erwirbt den Dank aller Gebisde eide zur Aufführung gelangten Dramen Der gefesselte Prometheud“ des Aeschvlos und König Oedipus- von Sophokles führen uns ihrem Inhalte nach in die 9 Mythenzeit der Griechen zurück; aber aus der dramatischen Arbeit leuchtet uns der Abglanz jenes goldenen Zeitalters der Griechen entgegen, welches durch die politischen und kulturellen Krgebnisse einen Merkstein in der gesammten Entwick⸗ lung, des Menschengeschlechts bildet, Als die bilbenden Künsie ihren Gipfelpunkt erreichten, gewann die dramatische Kunst ihre siegreiche Bedeutung für das Grtechenvolk. Von dem Reichthum an Gestal⸗ tungskrast, welche den griechischen Tragödiendichtern eigen wor, bon ihrer leidenschaftgvollen ursprünglichen Empfindung geben nur wenige
Reste Zeugniß; diese Ueberbleibsel werden von den Gelehrten for fältig studirt, auch wohl von gebildeten Laien 'n . ;
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