Grafen von Waldersee, entgegen und arbeiteten darauf mit dem Chef des Militãrkabinets, General⸗Adjutanten von 83 Gegen 13356. Uhr empfingen Se,. Majestät den Ober-⸗Quartier⸗ meister, General Grafen von Häseler zum Vortrag und nahmen danach, die Monats rapporte der Leib⸗Regimenter ꝛc. aus den Händen ihrer Commandeure entgegen. Um 4 / Uhr werden Se. Majestät den Reichskanzler Fürsten von Bismarck zum Vortrag empfangen. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte 3 — um 2 Uhr Audienz und begab Sich gegen 5. Uhr . nach dem Magdalenenstist, um der kirchlichen egnung von Diakonissinnen beizuwohnen.
a Ein
— Mit Bezug auf die Beschickung der zum 15. März in Ausficht genommenen internationalen Arbeiterschutz⸗Kon⸗ ferenz in Berlin liegen heute folgende Meldungen des „W. * B.“ . geb 9
„Paris, 28. Februar. ie verlautet, würden der Deputirte Bur degu, Generalberichterstatter des Budgets pro 1890, und der oꝛschajter Herbette die Vertreter Frank— reichs bei der Berliner Konferenz sein. Als dritter Delegirter werde der Deputirte Charmes, ehemaliger Direktor der politischen Angelegenheiten im Auswärtigen Amt, bezeichnet.
Bern, 28. Februar. Der Bundesrath hat zu Delegirten bei der internationalen 2 in Berlin den Landamman Blumer in Schwanden und Dr. Kaufmann, Ersten Sekretär des schweizerischen Industrie⸗Departements, ernannt.“
— Die Post- und Telegraphen⸗Verwaltung hat vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats Januar vereinnahmt 179 558 477 M (gegen denselben
eitraum des Vorjahres 11 498 609 Sch; die Reichs⸗ isenbahn-Verwaltung vereinnahmte 44 349 000 M ( 2271 400 Mh.
— S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Ariadne“, Kom— mandant Kapitän zur See Claussen von Finck, ist am 236. Februar in St. Thomas angekommen und beabsichtigt, am 13. März nach La Guayra (Venezuela) in See zu gehen.
Hannover, 28. Februar. Aus dem Geheimen Civil⸗ kabinet Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, an den Magistrat der Haupt⸗ und Residenzstadt Hannover folgendes Schreiben ergangen:
„Dem Magistrat theile ich auf die Eingabe vom 12 d. M. ergebenst mit, daß Se. Majestät der Kaiser und König die eingereichte Adresse nebst einer Mappe mit Ansichten von Hannover als eine an= genehme Erinnerung an Allerhöchstihren vorjährigen Aufenthalt da—⸗ selbst gern anzunehmen geruht haben. Se. ẽe, . lassen dem Magistrat für diese Aufmerksamkeit herzlich danken, und wird es Allerhöchstihnen jederzeit eine besondere Freude sein, in Seiner getreuen Haupt und Residenzstadt Hannover zu weilen Der Geheime Kabinets ⸗ Rath, Wirkliche Geheime Rath v. Lucanus.“
Bayern. München, 28. Februar. (A. 3.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz⸗Regent erschien mit dem Prinzen Ludwig, der Prinzessin Lespold, Prinzessin Therese, dem Prinzen und der Prinzessin Arnulph, dem Prinzen und der irn Ludwig Ferdinand, dem Prinzen Alphons und der
rinzefsin Elvira heute Morgen 8! / Uhr in der Bonifaz⸗-Kirche, um der Gedächtnißmesse für weiland König Ludwig J., welche Abt Zenetti celebrirte, beizuwohnen. Das Grabmal des Königs war prächtig mit Blumen und zumal mit Kränzen der König⸗ lichen Familie geschmückt; auch Kränze mit Schleifen der Städte München und Ludwigshafen, sowie ein solcher der Münchener Künstlergenossenschaft waren darunter. — n. Gedächtniß der Gründerin des hiesigen Königlichen Damenstifts zuk hl. Anna. Kurfürstin Maria Anna von Bayern, wird am nächsten Freitag, den J. März, in der Damenstiste kirche ein
ahresgottesdienst abgehalten, welchem die erlauchte oberste
orsteherin und Aebtissin dieses hohen Stifts, Prinzessin Th 3. e, mit Stiftsdamen und den Stiftsbeamten beiwohnen werden.
— 1. März. (W. T. B.) Im Finanzausschusse erklärte der Regierungsvertreter, der Ober-Schulrath ver⸗
alte sich gegen eine grundlegende Reform des
chulwesens, von Besserungen im Einzelnen abgesehen, , . und habe sich gegen die höhere Einheitsschule ausgesprochen. Die Regierung halte demgemäß an der Pfle der klassischen Bildung ohne Einschränkung des Griechischen 6?
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. Februar. Der Landesausschuß erledigte in seiner heutigen Sitzung die zweite Lesung des Etats der Forstverwaltung überall nach den Vorschlägen der Kommission, ebenso den Etat der Verwaltung der Zölle, indirekten Steuern und des ö Die Allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt für 1886/86 und die Ueb er⸗ sicht über die Etat süberschreitungen im Jahre 1888/89 gaben zu Erörterungen keinen Anlaß. Der Etat der Justizver waltung wurde ebenfalls nach kurzer Debatte genehmigt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Budapest, 28. Februar. ¶ W. T. B.) Im Unterhause legte bei der Fortsetzung der , über das Budgetges 5 der inan? Mnister Wecker lebhaftem eifall die dar, welche die Regierung berechtigten, das po⸗ litische Vertrauen zu fordern. Alle großen Fragen seien von der Regierung vorbereitet und ihre Lösung er⸗ möglicht worden. Die Mitglieder des Kabinets fühlten sich voll⸗ kommen solidarisch und würden das aufgestellte Programm durchführen. Redner wies daher entschieden den Vorwur zurück, daß nur die Beibehaltung der Macht das Hauptzie der Regierung sei. Die finanziellen Einwendungen wider⸗ legend, erklärte der Minister, die Kassabestände reichten voll⸗ kommen aus, um das nachgewiesene Defizit zu decken. .
Die Konferenz der Unabhängigkeitspartei beschloß, der „Wien. Ztg.“ zufolge, den Gesetzentwurf über die Er⸗ richtung eines n fta Denkmals abzulehnen, ferner in Angelegenheit des Szegediner Quaieinsturzes eine parlamentarische Untersuchung zu fordern. Die Konferenz des Klubs der liberalen Partei genehmigte
den Gesetzentwurf betreffs der Errichtung eines Andrassy⸗ Denkmals.
Gro britannien und Irland. London, 28. Februar. (A. E.) In der gestrigen Sitzung des Un terhauses erklärte der Unter⸗Stgatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Sir James Fergusson, in Beantwortung einer bezüg—
e unter Gründe
lichen Anfrage, daß der Streit mit den Vereinigten r, fn des ,, im Behrings⸗ Reer noch nicht geschlich tet sei. Die Unterhandlungen darüber schwebten noch. Der Unter⸗Staats sekretãr für die Kolonien, Baton H. de Worms, beantragte die zweite Lesung einer Vorlage zur Gewährung einer ver ant wort⸗ lichen Regierung an die Kolonie West⸗Australien. Sir G. Campbell (radikal) protestirte gegen das, nach seiner Ansicht, in der Vorlage verkörperte Prinzip, ungeheuere Terri⸗ forien einer Handvoll von Kolonisten zu überantworten. Nach langer Debatte wurde schließlich der Antrag auf zweite Lesung genehmigt und die Vorlage einem Sonderausschuß zur weite⸗ zen Begutachtung überwiesen. Auf Antrag des Präsidenten des Handelsamts, Sir M. Hicks Beach wurde sodann die Vorlage, betreffend eine raschere und wirksamere Ab⸗ wickelung der Geschäfte insolventer Aktiengesellschaj⸗ ten, in zweiter Lesung genehmigt. Kraft dieses Gesetz⸗ entwurfs erhalten Grasschaftsgerichte und andere lokale Gerichts⸗ öfe Kompetenz zur Auflösung bankerotter Aktienunternehmen. la nahm das Haus eine vom Kriege⸗Minister St an⸗ ho pe beantragte Resolution an zu Gunsten der Bewilligung eines außerordentlichen Kredits von 419900 Pfd. Sterk für den Bau neuer Kasernen im Inlande und die Verbesserung bestehender in Großbritannien und in den Kolonien. Schließlich brachte der Minister des Innern die rb ertgeber anz ich- Novelle ein, die in erster Lesung genehmigt wurde.
. in a; Heute fragte Graham im Unter⸗ hause an: ob er recht verstehe, daß die britischen Dele⸗ girten zu der Berliner Arbeiterschutz-Lonferenz an— gewiesen seien, über eine internat io nale Beschrän kung ber Arbeitszeit erwachsener Arbeiter nicht zu diskutiren, während andere Vertreter des Auslandes dazu ermächtigt würden. Der Unter⸗Staatssekretär Fer gusson erklärte: ein Abkommen, wie das von Graham vermuthete, gebe es nicht. Der Inhalt der Antwort Englands auf,. den vor— läufigen Vorschlag Deutschlands sei bereits mitgetheilt worden. Runmehr sei auch das detaillirte Programm der deut⸗ schen Regierung eingelaufen; sobald es erwogen worden, werde der gesammte Schriftwechsel vorgelegt werden? — Bei der Berathung des Aus gabe-Budgets be⸗ antragte Labouch ere eine Herabsetzung der in demselben enthaltenen Kredite, um eine Aktion gegen diejenigen Be⸗ hörden Behufs eines Tadels votums einzuleiten, welche angeblich die jüngsten Skandale in Clevelandstreet dadurch be⸗ günstigen, daß sie den Schuldigen zur Flucht verholfen hätten. Er klagte Lord Salisbury der Mitschuld an dem Komplot zur Vereitelung der Justiz an. Der General-Staatsprokurator Webster widerlegte alle Anschuldigungen. Als Labouchre sodann erklärte, er schenke Lord Salisbury keinen Glauben, verlangte der Präsident des Hauses die Widerrufung dieser Erklärung. Labouchére verweigerte dieselbe und wurde darauf mit 177 gegen 98 Stimmen von den Sitzungen ausgeschlossen, sein Antrag aber mit 206 gegen 66 Stimmen abgelehnt.
— (A. C) Das Organisations⸗Comitsé des Reichs⸗ Instituts, welches künftige Geschlechter an das 0 jährige Regierungs-Jubiläum der Königin Victoria mahnen soll, hielt am 25. Februar in Marlborough House unter dem Vorsitz des Prinzen von Wales seine 24. Versammlung ab. Von den versprochenen Beiträgen waren bis zum 31. Dezember 1889 343 985 Pfd. Sterl. ein⸗ gezahlt worden. Es wird nunmehr mit der Sammlung von Proben aller Produkte des britischen Reichs, welche im Reichs⸗ institut aufgestellt werden sollen, begonnen werden.
Stanley hat aus Cairo ein Schreiben nach London gelangen lassen, worin er seine Ankunft in London zwischen dem 15. und 20. April in Auesicht stellt. .
In der Legislatur von Quebec (Canada) er—⸗ klärte Cameron am 25. Februar im Laufe einer Rede über die Frage betreffs der Rechte der englischen Minderheit: er wünsche zu wissen, ob die Minister treu zu Groß⸗ britannien ständen und ob sie die britische Flagge beleidigt hätten. Mangels einer befriedigenden Antwort möchte er wissen, welches Verfahren er einzuschlagen habe. Der Premier, Mr. Mercier, betheuerte seine und seiner Kollegen Loyalität und stellte mit Nachdruck in Abrede, daß er sich jemals zu Gunsten der Herstellung einer französischen Republik an den Ufern des St. Lorenzflusses erklärt hätte.
Frankreich. Paris, 28. Februar. (W. T. B. Dem „Temps“ zufolge wird in der Angelegenheit des Akten—⸗ diebstahls bei dem Staatsgerichtshofe dem . antrage gegen Warrion, Kerviche und Mer meirx Folge gegeben weaden. Die Angeklagten sollen vor das Schwur⸗ gericht kommen. ö.
Die boulangistischen Blätter haben, wie wir dem „Hamb. Corresp.“ entnehmen, folgende Erklärung veröffent— licht: „Der republikanisch- nationale (boulangistische) Ausschuß erhebt in der Erwägung, daß die deutsche Regierung mit ihren Einladungen zu der Berliner Konferenz nur bezwecken kann, den Interessen des Deutschen Kaiserreiches zu dienen, gegen die Entsen dung eines französischen Vertreters nach Berlin Einspruch und überläßt der Regierung die Verantwortung für ihr ganzes Auftreten.“ Die ehemaligen Vorsitzenden und Vertreter der wanzig Arrondissements der Patriotenliga traten in den
ureaux der Zeitung „Drapeau“ zusammen und beschlossen, dieser Kundgebung beizustimme.
Der Graf von Paris hat sich, einer Meldung des „W. . T. B.“ zufolge, von der Havanna nach Cadix ein⸗ geschifft.
. und Polen. St. Petersburg, 28. Februar. (W. T. B.) Das Allgemeinbefinden des deuischen Militär⸗ bevollmächtigten, Obersten von Vill aume, ist bis heute Abend ein leidliches; Fieber und peritonitische Erscheinungen sind nicht vorhanden, der Puls ist gut und normal.
Italien. Rom, 28 Februar. (W. T. B) Das heute im Parlament zur Vertheilung gelangte Grünbuch über Mafsovah enthält 152 Dokumente, welche sich auf die italienisch⸗griechisch französischen Zwischenfälle, auf die Frage der Kapitulationen von Massovah sowie auf das ita⸗ lienische Protektorat über das Zoulah⸗Gebiet beziehen.
Der „Tribuna“ wird aus Massovah berichtet:
Sie Berwische machten unter Anführung von Abu - Kerdscha, Emir von Tocar, einen Streifzug nach Taklai, im Süden von Suakim, an der Grenze der Habab, Da sie Widerstand fanden, zogen sie sich mit Zurüͤcklassung ron 30 Todten gegen Tocar zurück, ö. aber Gefangene und viele geraubte Kameele mit sich. Gleich jeiiig kam Otman Digma, der in der Richtung nach Keren
*
in Ghedaref an; da er aber sah, daß der Anschlag durch die m, , von Hassan Mussa el Atkad mißlungen war, so änderte er seine Marschroute und wandte sich nach Kassala. Unter den Truppen Ozman Digma's ist eine ansteckende Krankheit ausgebrochen. Es sterben an 150 Mann per Tag. Ez heißt, der Sohn von Hamed Kantibai sei von seinem Oheim, dem gegenwärtigen Häuptling der Habab, gefangen genommen worden. Die ge dr h nn Bewegungen der Derwische gegen die Habab⸗ und die Ben Amer Stämme in der Gegend von Keren beweisen aufs klarste, daß zwischen ihnen, Kantibai und El Akkad eine Vereinbarung zu Stande ge kommen war zu dem Zwecke, die italienischen Truppen in dem Augen⸗ blick anzugreifen, wo sse sich von ihrer Operationsbasis entfernt hatten. Augenscheinlich haben die Stãmme, welche Kantibai befebligte, es für ange zeigt gehalten, nach der Verhaftung des Letzteren sich gegen die Derwische zu wenden und sie gegen Suakim zurückzutreiben, während sie den Rückjuan Osman Digma's nach Kassala euhig geschehen ließen. Es han⸗ delte sich ohne Zweifel um eine konzentrische Bewegung gegen das Bogosl and, die, wenn sie gelungen wäre, ernste Folgen für die Italiener hätte haben können. Und vielleicht waren es gerade diese Folgen, auf welche Mussa el Akkad spekulirte. Dieser geldgierige Spekulant, dem die Handelsstockungen in Massovah nach dem Abzug des italienischen Okkupationscorps und dem Eingehen der Militärlieferungen ein Dorn im Auge waren, hoffte auf neue kriegerische Verwickelungen und daraus entspringende Gewinnquellen und 1 zu diesem Zweck sowohl mit dem Khalifen von Kassala wie mit Osman Digma in Verhandlungen ein, während er den Italienern vorschwindelte, er thue dies zur An bahnung ergiebiger Handelsverbindungen der italienschen Kolonien mit dem Sudan. Wie man aus guter Quelle vernimmt, soll die Todesstrafe, zu welcher Mussa und Kantibai verurtheilt waren, in lebenslängliche Kerkerstrafe verwandelt werden. Die beiden Ver⸗ urthbeilten und der Abessinier Tadi Ali Tad, dem vom Kriegèsgericht mildernde Umstände zuerkannt worden sind, werden auf dem ersten von Massovabh abgehenden Dampfer nach Italien gebracht werden, wo ste ihre Strafe in dem Gefängniß von Santo Stefano abzubüßen haben werden. . ; ;
Der „Allg. Ztg.“H wird aus Rom n, . Die Regierung hat die erst vor Kurzem eingebrachte Vorlage über die Aus deh⸗ nung des Gesetzes, betreffend die Civilverwaltung von Ässab auf die übrigen Afrika⸗Besitzungen, wie⸗ der zurückgezogen. Die Ursache ist in den seit der Einbringung der Vorlage eingetretenen Veränderungen der Lage in Massovah und Nord⸗Abessinien zu suchen, welche der Regierung die Ueberzeugung beigebracht haben, daß die Organisatior, wie sie in der kleinen Kolonie Assab besteht, für den weit ausgedehnteren Besitz und die komplizirteren Verhältnisse in Massovah nicht ausreichend sei. Die neue Vorlage beantragt die vollständige Einführung der italienischen Gesetze in der „Erythräischen Kolonie“ und die Ermäch⸗ tigung der Regierung zur Einrichtung der Civilregierung da—⸗ selbst. Da die Dringlichkeit für die Vorlage bewilligt und das System der drei Plenarlesungen an Stelle der Abtheilungeberathung adoptirt worden ist, so darf auf eine baldige Erledigung der . ker ch werden. Das Gesetz nimmt gebührende Rücksicht auf die besonderen lokalen Verhältnisse, namentlich auf die Racen⸗ und Religions⸗ verschiedenheiten; es läßt der ausübenden Gewalt die nöthige Freiheit bezüglich der Anpassung der heimischen Gesetz⸗ gebung an die Bedürfnisse der Kolonie wie bezüglich der Verwaltung, ohne doch den Rechten des Parlaments zu nahe zu treten, welches das Kolonialbudget zu bewilligen und die gesammte Aktion der Regierung einschließlich der in Afrika befolgten Politik zu beaufsichtigen hat. Die endgültige Orga⸗ nisatlon der Massovah⸗Kolonie soll nach dem Wunsch ber Regierung es möglich inachen, daß ohne weiteren Verzug das Kapital und die Ärbeitskraft der Nation dort ein Feld aus⸗ sichtsreicher Bethätigung suchen.
Portugal. Lissabon, 28. Februar. (W. T. B.) Dung ein heute erlassenes Dekret wird der Eingangszoll au Welzen per Kilogramm auf 16 Reis herabgesetzt.
— Major Serpa Pinto ist am 26. d. M. von der Delagoa⸗Bai auf seiner Reise nach der Kapstadt in Durban eingetroffen und wird vom Kap aus an Bord des portugiesi⸗ schen Postdampfers sich direkt nach Portugal begeben. Wie die „Times“ meldet, hätte der Major positiv erklärt, daß er von den 15 900 Mann starken Makololo angegriffen worden sei, als er sich im letzten August in Tumbo im Hause des Richters befand. Diese Angriffe erfolgten nach seiner Versicherung auf Anstiften der Afrikanischen Seen⸗Gesell⸗ schaft. Bei einem dieser Gefechte wurde die von den Ma⸗ kololo geführte britische Handelsfahne erbeutet, später aber den britischen Behörden ausgeliefert. Erst als er drei Monate lang fortwährende Angriffe zu bestehen hatte, sei er mit Ge⸗ nehmigung der portugiesischen Regierung selbst zum Angriff übergegangen. Die Berichte über alle diese Vorgänge sind unterwegs nach Lissabon. Serpa Pinto sagt; es hätte ihn überrascht, beim Empfang der amtlichen Telegramme ju finden, wie viel Aufregung der Zwischenfall in Europa her— vorgerufen habe.
Bulgarien. Sofia, 28. Februar. (W. T. B.) Der . Balcanique“ zufolge hat die bulgarische Regierung die Bulgarische Bank angewiesen, die rückständigen russischen Okkupationskosten unverzüglich aus zuzahlen. Be züglich der Lieferungen von Waffen und Munition erbat sich die bulgarische Regierung vorerst die Rechnungen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. Februar. (W. T. B.) Das Entl assungsgesuch des schwedisch⸗ norwegischen Gesandten in London, Grafen Piper, ist heute genehmigt worden.
Amerika. Vereinigte Staaten. Wasphington, 27. Februar. (A. C) Das Repräsentantenhaus hat heute die kent ig Wa hl für West-Virginien entschieden: der Demokrat Pendleton wurde seines Sitzes verlustig und Atkinson, Republikaner, für gewählt erklärt.
Die Legislatur von Virginia hat einen Gesetzentwurf angenommen, welcher General Lee's Geburtstag zu einem öffentlichen Feiertag macht.
Das Gebäude der Ausstellung in Chicago wird voraussichtlich im Lake Frontpark, im Mittelpunkt der Stadt, gegenüber dem Michigansee, errichtet werden. Den Park will man vergrößern, sodaß 290 Morgen Landes für die Aus— stellungsgebäude verfügbar sein dürsten.
Mit dem Mormonenthum geht es bekanntlich, zur Freude aller Gesetz und Ordnung liebenden Bürger der Re⸗ publik, seit einiger Zeit abwärts. Dieser Nieder gang der Sekte der Polygamisten datirt allerdings erst seit dem Inkrafttreten und der Durchführung des kannten Edmunds ⸗Gesetzes, welches auf, die politische Ent⸗ rechtung der „Heiligen vom letzten Tage“ abzielt, macht aber dafür auch schon recht erfreuliche Fortschritte. Kürzlich haben die Letzteren wiederum eine schlimme Nieder⸗ lage auf politischem Gebiete erlitten, welche um so empfindlicher
marschirte, gegen uns gerichtete
ist, als sie den Mormonen in der Salzsee⸗Stadt, dem Sitze der Centralgewalt der Mormonen⸗Hierarchie in den Vereinigten Staaten, beigebracht wurde. Am 19. d. M. fand nämlich in Salt Lake City im Staate Utah eine Wahl) zur Besetzung einer großen Anzahl von ein flußreichen
ädtischen Aemtern statt, bei welcher die Anhänger
igham Young's zum ersten Male von den „Heiden“, d. h. den Andersgläubigen oder, Gentiles“, ganz gehörig geschlagen wurden. Obwohl dies, schreibt die ‚N.⸗Y. Hdlsztg.“, nur eine Munizipalwahl war, hat sie doch eine schwerwiegende Bedeutung, weil ihr Ausgang gezeigt hat, daß die Macht und der Einfluß der Mormonenlirche selbst in ihrem Hauptsitze im Schwinden begriffen sind.
28. Februar. (B. T. B.) In den Wandelgängen des Repräsentantenhauses kam es heute zwischen Taulbee, ehemaligem Vertreter von Kentucky, und Kincaid, Korrespondenten der „Louisville Times“, welche schon länger verfeindet sind, zu einem heftigen Streit. Nach lebhaften ¶ Auseinandersetzungen sch o ß Taulbee auf Kincaid, welcher gleichfalls seinen Revolver zog und auf Taulbee abfeuerte. Dieser fiel; die Kugel war beim Auge eingedrungen. Taulbee ist nicht todt, sein Zustand jedoch 9. bedenklich. Kincaid wurde verhaftet.
Parlamentarische Nachrichter.
Auf der Tagesordnung der am Montag, den 3. Mär; 1890, Vormittags 11 Uhr, stattfindenden 19. Plenar⸗ sitzung des Hauses der Abgeordneten steht die Fort⸗ setzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staats⸗ haushalts⸗ Etats für 1890,‚91 und zwar: Justizverwaltung.
Ergebniß der Stichwah len.
Indem wir uns vorbehalten, das Resultat der engeren Wahlen nach erfolgter amtlicher Feststellung zu veröffentlichen, theilen wir hier zunächst die von „W. T. B.“ gemeldeten Er⸗ gebnisse mit:
Kassel. Wahlkreis 2. Kassel, Stadt, und Landkreis. von , m mit 11 367 St. gewählt. Pfannkuch ( Soz) erhielt
St.
Regierungsbez. Wiesbaden. Wahlkreis 1 HSomburg. Funk (dfrs.) gewahlt gegen Brühne (So)). ü
Regierungöbej. Wiesbaden. Wahlkreis 6. Frankfurt a. M. 9 Sor) mit 18 090 St. gewählt gegen Dr. Oswalt (natl)
Oberbayern. Wahlkreis! München Stadt. Birk (Soz.) mit 10 348 St. gewählt gegen Joh. Sedlmayr (natl.) 9179 St.
Sachsen. Wahlkreis 8. Pirna. Grumbt (Reichsp.) gewählt gegen Eysoldt (frs..
Sachsen. Wahlkreis 12. Leipzig Stadt. Eisengießereibesitzer 96 . mit 172465 St. gewählt gegen Bebel (Soz.)
3 Wahlkreis 22. Reichenbach. Kurtz (kons.) gewählt.
air en. Wahlkreis 2. Plauen. Dr. Dartmann (kons.) gewählt. Württemberg. Wahlkreis 1. Stuttgart. Siegle (natl.) mit 15 800 St. gewaͤhlt gegen Kloß (Soz.) 13 000 St.
Württemberg. Wahlkreis . Cannstadt. Schnaidt (Volkspart.) mit 11 336 St. gewählt gegen Veiel (natl. 9921 St.
Württemberg. Wahlkreis 3. Heilbronn. Härle (Volkspart. ) 4 . Sl. gewählt gegen von Ellrichshausen (Reichsp.)
Württemberg. Wahlkreis 4. Böblingen. Kercher (Volkspart.)
mit lb5 St. gewählt gegen Goez (nat.) 8970 St
Württemberg. Wahlkreis 5. Eßlingen. Wei (natl.) mit 11220 St. gewahlt gegen Ehni (Volkspart.) 10 265 t.
Württemberg. Wablkreis 9. Balingen Hausmann (Volkspart.) mit 11205 St. gewählt gegen Or. Eble (Reichsp.) 10 315 St.
Württemberg. Wahlkreis lo. Gmünd. Speiser (Volkspart.) mit 11853 St. gewählt gegen Bareiß (kons.) S578 St.
Württemberg. Wahlkreis 14 Ulm. Hähnle (Vol kspart.) mit 11286 St. gewahlt gegen von Fischer (natl. mit 10 371 St.
Baden. Wahlkreis 109. Karlsruhe. Pflüger (dfrs.) mit etwa 3000 St. Majorität gewählt gegen Fieser (at.).
Baden. Wahlkreis 11. Mannheim. Dreesbach (Soz.) gewählt gegen Diffené (natl..
Großherzogthum Hessen. Wahlkreis 5. Offenbach. Ulrich. (Soz.) gewählt gegen Böhm (natl.),
Hessen. Wahlkreis 1. Gießen. Dr. Gutfleisch (dfrs.) gewählt gegen Dr. Boeckel (Antisemit). . .
Hessen. Wahlkreis 2. Friedberg. Dr Gutfleisch (dfrs.) gewählt gegen Graf Oriola (natl.).
Hessen. Wahlkreis 4. Darmstadt. Dr. Osann (natl.) mit 12 141 St gewahlt gegen Müller (Soz.) 8897 St.
Freie Stadt Lübeck. Schwartz (Soz.) gewählt. dahin zu⸗
in den Stichwahlen bis jetzt gewählt worden 1 Reichspartei,
Wir keen die vorstehenden Mittheilungen ammen, da
nd: 3 Konservagtive, 4 Freisinnige, 5 Sozialdemokraten und 6 Volkspartei.
4 Nationalliberale,
Seitungõsti men.
Die Blätter erörtern nach wie vor die politischen Konsequenzen des Wahlresultats. So schreibt die „Konservative Csrrespon denz“:
„Das Kartell hat eine Niederlage erlitten; aber darüber können wir die guten Freunde desselben auf allen Seiten schon beute be⸗ ruhigen; von einer Sprengung des Kartells ist keine Rede. Ein solcher Schritt würde doch nur begründet sein, wenn wir die Ueber⸗ zeugung gewinnen müßten, daß Fehler des Kartells oder die Bild ung des Kartells an sich uns diese Niederlage eingetragen haben. Aber gerade in diesem Schluß liegen die wahren und offenkundigen Ursachen des Siegeß der Gegner soweit wie nur möglich entfernt. Was wir jetzt durchlebt haben, läßt uns im Gegentheil die Noth- wendigkeit eines um so schärferen nn,, erkennen und wird, wie wir hoffen, nur in der Richtung aller Betheiligten eine Warnung sein, daß die der Festigkeit des Kartells abträgl ichen inneren Dänkereien jetzt definitiv ihr Ende finden. Es ist auch ein Irrthum, wenn man in führenden konservativen Kreifen Neigung vorautzsetzt, die Konseguenz des Wa hlergebnisses zu durchbrechen und dem Wahlkampf, zu Gunsten, des Hrn. Windthorst einen den Eindruck mildernden Schluß ju geben. Hat dieser Centrumsführer unter der Haupt vargle: „Nieder mit dem Kartell! Schulter an Schulter mit dem Freisinn und der Sozialdemokratie seine Schlacht geichlagen, so 231 die zu neuem Leben erblühte Mehrheit Windtborft- Richter ⸗Grillenberger nun auch in positiver Gemeinsamkeit der Arbeit zeigen, was sie im Gegensatz zu dem Kartell kann.“
Die ee arger Nachrichten“ ziehen aus den Wahlen die Lehre, .
„daß die nationalliberale Partei nicht warten darf, bis sie irgend welche nationale Hochfluth wieder einmal ans Ruder bringt, sondern daß sie selbst bald und eifrigst dazu beitragen muß, die verlorene Stellung wieder zu erwerben und vor Allem auch fest⸗ zuhalten. Dies kann. aber zur gescheben, wenn sie unter Versicht auf jede doch jweglose Konkurrenz mit spenififsch, frei. sinnigen Anffaffungen und gänzlicher Unterdrückung aller doktrinären Anschauungen sich auf den Boden einer nationalen, vorwiegend von staatsmännisch oxportuniftischen Gesichtspunkten aus geyenden Partei mit gemäßigt liberalen Grundsãtzen stellt. Dies wird das Beste sein, waz fie nicht nur in ihrem eigenen Interesse thun kann, sondern auch in dem des Vaterlandes.“
Die „Berliner Politischen Nachrichten schreiben:
Die freisinnige Preffe tritt in den letzten Tagen mit einer An= maßung auf, als ob sie einen entscheidenden Sieg erfochten bätte und berechtigt wäre, der Regierung und den Kartellparteien ein vae vietis zuzurufen. Es ist ihr unzweifelhaft, daß die Regierung geiwungen fein werde, Hand in Hand mit ihr zu gehen. Die Auslassungen gewisser Blätter deuten darauf hin, daß man in ihren Redaktionen bereits von Minister ⸗Portefeuilles träumt. In Wirklichkeit ist die Sachlage eine andere. .... Worin bestebt denn jener laut verkündete Sieg des Freisinns? woher will die Partei einen Titel für die Ansprüche herleiten, die sie mit solcher Sicherheit vertritt? Soweit sich das Ergebniß der Wahlen heute übersehen läßt, wird allerdings das Kartell keine Majorität haben. Darüber hinaus aber wird voraussichtlich die Verschiebung der Stimm verhält nisse eine geringe sein. Die Demokratie hat einen kleinen Zuwachs erfahren. Indeß, wenn die Regierung dieser That: sache überhaupt irgend welchen bestimmenden Einfluß auf die Politik einzuräumen gedächte, so könnte dies doch nur in dem Sinne ge— schehen, daß sie sich mehr nach rechts wendete. Man muß wirklich von den Traumbildern des Parlamentarismus sehr stark benebelt sein, wenn man sich einbildet, unsere Regierung werde den Ausfall der Wahlen als eine Nöthigung empfinden, ihrer Politik eine neue Rich tung zu geben. Wir sind uͤberzeugt, daß diese Vorstellung an maß— gebender Stelle das Lächeln des Mitleides erregen wird, welches sie sicherlich in dem Urtheil jedes vernünftigen Staatsbürgers verdient.“
Die „Kölnische Zeitung“ gelangt am Schluß einer Betrachtung über die Bedeutung der Zunahme der sozial⸗ demokratischen Stimmenzahl zu folgender Mahnung:
„Wir müssen den. Muth baben, die Wahrheit zu sehen; Verschleierungen schädigten uns zu schwer. Nicht als Vertreter einer Partei sagen wir: der Grundsatz der deut schen Staatskunst muß heute lauten: Kampf für eine gerechte, besonnene, die Intereffen der Industrie jorgsam berücksichtigende Sozialreform, und mit ihr Kampf gegen eine vaterlandslose Sozial- demokratie. Das ist der Boden, auf welchem sich zugleich alle den Staat anerkennende Parteien zusammenfinden können — freiwillig heute, denn sonst werden sie es einmal unfreiwillig thun müssen. Wenn ein Mensch krank ist, wird er dann dem Gifte das Recht ein räumen, den Köryer zu Grunde zu richten? Der Staat, unser Deutsch- land, ist dieser Mensch; die Sozialdemokratie ist die Krankheit und der Kampf gegen sie unabweisbares Gebot der Vernunft.“
Von französischen Stimmen über die deutschen Wahl en seien noch folgende angeführt. „Soleil“, das führende Blatt der Royalisten, schreibt:
„Wir brauchen uns über die erstaunlichen Erfolze der Schüler Marx' und Lassalle's, der Soldaten Bebel's und Liebknecht's nicht zu betrüben, denn sie sind die Zerstörer des Werkes des Hrn. von Bis marc. Der Dreibund ist es, gegen den sie marschiren. Wie Simson die Säulen stürzte, an die man ihn gebunden und unter den Trümmern des Tempels zerschmetterte „Ses trois mille ennemis, leurs dieux et leurs antels“, so wird der Sozialismus das Gebäude stürzen, das Bismarck mit seinen Eisenhänden gebaut kat. Das Heer der Sozialisten wird das Reich und den Kaiser schlagen. Ich möchte Frankreich zur Monarchie zurückkehren sehen, weil die Monarchie mit demokratischen Einrichtungen und vertreten durch die Familie, von der Challemel Lacour sagte, ihr Ruhm sei ohne Gleichen in der Geschichte, mir besser als irgend eine andere Regierungsform für den Geist unserer Rasse geeignet erscheint. Aber ebenso gern wie die Monarchie in Frankreich würde ich die soziale Republik in Deutsch= land und in Italien errichtet sehen.“
Die „Autorit«“ bringt einen Artikel von Cassagnac, dem Führer der Bongpartisten, mit der Ueberschrift: „Die Rache“, worin es heißt:
„Der Koloß mit den thönernen Füßen zittert in seinen Grund lagen, und endlich können wir hoffen, 9 unserm Nationalhaß Rache und Genugthuung zu Theil wird. .. . Diese Sozialisten sind nichts Anderes als die Kommunatrden, und an dem Tage, da sie die Herren wären, würde der deutsche Adel nach Tausenden die Geiseln zu stellen haben, und mit höheren Flammen als bei uns würde man in Berlin »die Finanz brennen sehen. Wenn Jemand in der Welt den revo⸗ lutionären Geist haßt, so bin ich es, und doch begrüße ich seinen Aus bruch auf deutschem Boden mit Freuden Zum ersten Male dient er zu etwas Gutem, zur Rache!“
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber den Bergarbeiter ⸗Ausstand auf Zeche Johann; Deim elsberg bei Steele berichtet die. Rh. Westf. Ztg. folgendes Nähere: Die Zeche Johann Deimelsberg“ ist eine der kleineren
echen des Ruhrkohlenreviers. Sie beschäftigt auf ihren beiden Schächten eine Belegschaft von ungefähr 500 — 600 Köpfen. Am 26. Februar, Morgens, als die am vorhergegangenen Tage auggelohnte Mar reef cht, ungefähr 160 Mann, auf. Schacht Deimelsberg! anfahren sollte, wußten einzelne mit ihrem Lohne unzufriedene Elemente die übrige Belegschaft des genannten Schachtes aufzureden, daß man viel zu wenig Lohn erhalten habe, das für Oel u. s. w, zu viel berechnet worden sei, kurz, daß man Grund zur Unzufriedenheit habe. Dem Betriebsführer gelang es zuerst, die Leute zu beruhigen und sie darüber aufzuklären, weshalb der Cine oder Andere im Monat Januar weniger verdient habe, als er gehofft. Die Mühe war umsonst; denn nachdem die Leute über eine Stunde gestanden hatten, ohne sich entschließen zu können, einzufahren, verließen sie, trotzdem ein Theil von ihnen den entschiedenen Wunsch bethätigte, an die gewohnte Arbest zu gehen, endlich den Zechenplatz. Eine vorherige Bekanntmachung an die Zechenverwaltung Seitens der Belegschaft, was man eigentlich verlange, war nicht ergangen. Erst am 26. Februar Abends erschien im Ver waltungsbureaun eine aus vier Bergleuten bestehende Ab= ordnung, welche schriftlich aufgestellte Forderungen an die Zeche über reichte, die von der Zechenverwaltung nach vorheriger Verständigunz mit dem Grubenvorstand rundweg als maßlos ablehnte wurden mit dem Hinweife darauf, daß die. Belegschaft ihre Arbeit ohne die vorschriftsmãßige Kündigung verlassen habe. — Inzwischen liegt ein Telegramm der Nat. - Zig. ver, daß die strilenden iiegk after der Zechen Seimele bers), „Johann? laut Riüüttheilung der Köln. Volkszeitung“ aus Steele beschloffen haben, heute früh anzutreten und mit der Verwaltung perfönlich zu verhandeln. Ferner wurde beschloffen, an den Minister ein Telegramm zu fenden, daß ordnungsmäßig gekündigte Arbeiter von Deimeltberg auf umliegenden Zechen abgewiesen worden, mit dem Bemerlen, Deimelsberger Leute erhielten keine Arbeit.
Aug Zwickau berichtet das. Chemn. Tgbl. unter dem 27 2 M.: Die Führer der unzufriedenen Bergarbeiter des Zwickauer
Reyviers bereiten an den Landtag eine Denkschrift vor, in
welcher sie vermeintliche Mängel bezüglich der Arbeits verhãltnisse ꝛc. rügen und ihre Wünsche zum Ausdruck bringen wollen.
Nach einer Mitteilung der. Oberschl. Br. aus Ratibor wurde Mn einer außerordentlichen General versammlung der Schneider⸗ Zunung einstimmig beschloffen, mit Räcksicht auf die hoben Ge⸗ sellenlsö hne und die gegenwärtige Theuerung sämmtlicher Lebens mittel die Arbeitslöbne um 10 og zu erhöhen
Zwei Webervereine in der Stadt Aachen wetteifern darin. die dortigen Textilarbeiter zu höheren Ansprüchen gegen die Arbeitgeber aufzureizen, vertreten aber einstweilen erst nur einen enge Theil, der Arbeiterschaft und baben geringe Bedeutung, Indererseits haben etwa 75 Tuchfirmen Aachens in neuester Zeit einen Tuchfabrikanten Verein zum Zwecke der Förderung gemeinsamer Interessen gegründet, welcher indessen bisher noch nicht mit hestimmten Entschließungen hervorgetreten ist
Hier in Berlin besprach eine öffentliche Versammlung der Bauarbeiter (Steinträger z.) Berlins und Umgegend am Montag die gegenwärtigen Arbeits verhältnisse und wählte Delegirte zu dem in Hannover stattfindenden Kongreß der Bauarbeiter Beutsch⸗ lands. Der „Volks- Ztg.“ zufolge sprach man sich gegen die Schaffung einer Central-Organisation über ganz Deutschland aus. Für Berlin wurden sechs Delengirte gewäblt.
Die Berliner Zimmerleute stehen, nach einer Mittheilung der ‚Veoss. Ztg.“, wieder vor einer theilweisen Arbeitseinstellung. Am Donnerstag Abend wurde in einer Generglversammlung der Zimmer- leute darauf hingewiesen, daß mit dem J. März die Sommerarbeite zeit beginne, die von verschi denen Meistern auf zehn Stunden fest⸗ gesetzt sei. Hiergegen müße Stellung genommen werden; mehr als neun Stunden dürfe die Arbeitszeit nicht betragen. Ein Antrag, die zehnstündige Arbeitszeit nicht erst zu beginnen lalso auf solchen Plätzen am 1. Mäcz die Arbeit einzuftellen), wurde mit dem Zusatz angenommen, daß der Gesellenausschuß (Lohn⸗
verhandeln solle. Gelinge die direkte friedliche Einigung nicht, so solle der Ausschuß vermittelnd eingreifen; habe auch dleser keinen Erfolg, so sei als letztes Mittel der theilweise Ausstand anzuwenden. Auf den Einwand, daß keine Gelder zur Verfügung ständen, wurde 36 daß es damit im vorigen Jahre nicht besser bestellt ge⸗
Aus London berichtet die Allg. Corr.“ vom 25. v. M.: Die Kohlengrubenarbeiter von Durham fordern eine is pro— zentige Lohnerhöhung, widrigenfalls sie nach zwei Wochen die Arbeit niederlegen werden. Die Bergwerksbesitzer bieten 5 ; es besteht die Hoffnung, daß es zu einem Vergleich kommt. Sollte dieses nicht gelingen, so kommen 50 006 Mann außer Arbeit. — Die Kohlengräber von Nord-Wales verlangen 100i Lohnaufbesserung, was nach Ansicht der Bergwerks Eigenthümer bei der jetzigen Lage des Geschäfts nicht möglich ist. — Unter dem 27. v. M meldet die Correspondenz weiter: Eine große Anzahl der bedeutendsten Kohlenbergwerks⸗Besißer ron Derby ⸗ shire, Notting hamshire und Leicestersbire hielten gestern eine Versammlung in Derby ab und kamen ju der Ueberzeugung. daß gegenüber der gewaltigen Ocganisation der Grubenarbeiter ein enger Bund aller englischen Bergwerksbesitzer eine Nothwendigkeit sei. In den nächsten Wochen wird das Meeting zur Gründung des Bundes in London stattfinden.
ßandel und Gewerbe.
SBerlin, 28. Februar. (Amtliche Preisfeststel lung für Butter, Käse und Schmalj.) Butter: Hof ⸗ und Genossen⸗ schafts butter Ia. 103 — 108 46, a. 97 - 102 M6, Ia. — — M, do abfallende 85 — 90 ½ας, Land, Preußische 738 — 83 M, Netzbrücher oM -= 85 S, Pommersche 80 — 85 66, Polnische 78 —- 83 SM, Bayerische Sennbatter 85 — 95 „, do. Landbutter 10 – 75 M, Schles. 77— 80 , Halizische 68 — 73 ½ — Margarine 40- 70 ½ — Käse: Schweitzer Emmenthaler 0 - 85 ½, Baverischer I0 — 75 4M, do. Ost⸗ und West= preußijcher La. 70 - I5 M, do. IIa. 60-65 M6, Holländer S2 = 80 , Limburger 42— 45 M, Quadratmagerkäse 12 — 25 M — Schmalz; Prina. Western 17 9 Ta. 40, 90 „, reines, in Deutsch- land raffinirt 44,50 —47 . Berliner Bratenschmalz 47-51 Fett, in Amerika raffinirt 39, 00 S, in Deutschland rafsinirt 12-44 66 — Tendenz: Butter; Bei ruhigem Geschäftsgang blieben Preise für reinschmeckende Qualitäten unverändert behauptet, Land ⸗ butter gefragt und höher bezahlt. Schmalz: unverändert.
— Einer Meldung der Hamb. Börs. SH.“ zufolge soll die bei der Generalversammlung der Hypothekenbank in Ham burg zu
tragen. angeboten werden.
Leipzig, 28. Februar. (W. T. B.) bande l. La Plata. Grundmuster B pr. Februar — , März 4,90 S, pr. April 4,90 M, pr. Mai 4,923 M, pr. J 4,90 „S6, pr. Juli 4,873 , 43874 M, pr. Okteber 4,876 M, zember 4'875 4 Umsatz 20 000 Kg. Schwach.
Wien, 28. Februar. (W. T. B) o jährigen Bestandes des Niederösterreichischen Gewerbe vereins fand heute bier eine Festversammlung statt, welcher der Protektor des Vereins. Erzberzog Carl Ludwig, sämmtliche Minister und zahlreiche Würdenträger beiwohnten.
Kalkutta, 25. Februar. (A. C) Der Verband der Baum wollspinnereibesitzer von Bombav beabsichtigt an 8 Tagen in jedem Monat den Betrieb einzustellen Drei oder vier Fabriken dürften den Betrieb zeitweilig gänzlich einstellen. Der Vor⸗ schlag, kurze Zeit zu arbeiten, ist der Ueberproduktion zuzuschreiben. Der chinesische Markt ist thatsächlich mit Waaren überschwemmt.
Verkehrs ⸗Anstalten.
London, 28. Februac. (W. T B) Der Union ⸗Dampfer n. ist heute auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen.
— 1. März. (W. T. B). Der Union Dampfer German“ ist am Donnerstag auf der Heimreise in Southampton angekommen und von dort am Freitag weiter gefahren.
Theater und Musik.
Königliche Schauspiele.
Spielplan der Oper für die Zeit vom 2. März bis 9. März: Am Sonntag, den 2.3. Tannhäuser'; Montag, den 3: Lohengrin?; Dienstag, den 4: Carmen‘; Mittwoch, den 5: „Othello ; Don⸗ nerstag. den 6: . Sardanapal“; Freitag, den 7. Fra Diavolo“; Sonnabend, den 8. Othello“; Sonntag, den 9: Geschlossen. “
Für das Schauspiel: Am Sonntag, den 2. März: „Die Quitzow's'; Montag, den 3. . „Minng von Barnbelm“; Dienstag, den 4.: „Bürgerlich und romantisch; Mittwoch, den 5. Die Räuber⸗; Donnerstag. den 6.: „Die Anng - Lise⸗; Freitag, den 7. Die Märchentante; Sonnabend, den 8.3. Wilhelm Tell.; Sonntag,
den 9.: Geschlossen. ;
Deutsches Theater. In der nächsten Woche beginnt Frl., Alwine Mélar vom Stadt- theater in Riga ein auf Engagement abzielendes Gaftspiel und zwar am Mittwoch, 5. d. M., als Cha Drossen in Paul Lindau Luftspiel Ein Erfolg“, welches mit theilweise, neuer Besetzung in Scene gebt. Jor gen, Sonntag, wird . Der Unterstaatssekretär“, und übermorgen, Montag, . Faust's Tod. gegeben. Das weitere Repertoire diefer Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 4: Der Unterstaatssekretar ; Mittwoch, 5. „Ein Cifolg'; Donnerstag, 6. Das Käthchen von Heilbronn; Freitag, E: ‚Krieg im Frieden; Sonnabend, 8.: Der Ünterstaatesekretãr'; Sonntag, 9.: Der Pfarrer von Kirchfeld“. Berliner Theater.
Das Wochenrepertoire vom 2. bis 9. März lautet: Am Sonn tag, den 2. März: ‚„Hamlet“. Montog, den 3. Dir Der Veilchen ·
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kommission) im gegebenen Fall zunächst mit den betheiligten Meistern
beantragende Erhöhung, des Aktienkapitals 16 Millionen Mark be⸗ Die neuen Aktien werden den alten Aktionären zu 120 60 -* *
Kam mzug ⸗Termin⸗ . pr. ö uni 83 pr. August 4,874 6, vr. September . pr. November 4,874 A, pr. De-
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