1890 / 62 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Den Schluß der feierlichen Weihe in der Kapelle bildete der 96 des Domchors: „Sei getreu bis an den Tod““

Sobald der Gesang verklungen war, erhoben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, um sich nach der Grust zu einer Gedächtnißfeier zu begeben, während die übrigen Theilnehmer an der ernsten Feier in der oberen Kapelle und dem Vorraume derselben verblieben. Se. Masestat der Kaiser und König führte auf dem Wege zur Gruft Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin von Baden, während der Großherzog von Baden, Königliche Hoheit, Ihrer Majestät der Kaisexrin und Königin den Arm geboten hatte und Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich von Sr. Köni lichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen geführt wurde. In der Gruft angelangt, stimmte der Domchor das: „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben“, an, während sich die Erlauchte Versammlung um die Särge der Hochseligen Majestäten des Kaisers Wilhelm J, und der Kaiserin Augusta, gruppirte. Dann wurden an den Särgen Allerhöchftderfelben folgende Stellen der heiligen Schrift verlesen: Ey. Joh. 16 V. 22; „Ihr habt auch nun Traurigkeit, aber ich will Euch wiedersehen und Euer Herz soll sich freuen und Eure Freude soll Niemand von Euch nehmen“; Joh. 17. V. 24: „Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast“; Offenbarung Joh. 14. V. 15: „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben, von nun an; ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Alsdann sprach der Ober⸗Hof⸗ prediger B. Koegel ein freies Gebet für das Königshaus und das Vaterland, und nach dem Gebet des „Vaterunfer“ er— theilt! er den Segen, worauf der Domchor und die Gemeinde den Choral; „Wenn ich einmal soll scheiden“ sangen. Nunmehr legten die Allerhöchsten Herrschaften ihre Blumen⸗ spenden an den Särgen der verewigten Majestäten nieder und zwar zwei große, von prachtvollen Kamelien, weißem Flieder und anderen jetzt seltenen weißen. Blumen durchflochtene Lorbeerkränze, welche breite weiße Atlasschleifen mit den Namenszügen der Majestäten in Golddruck trugen. Die Soͤhne Ihrer Kaiserlichen Majestäten widmeten den Urgroßeltern kostbare Palmwedel mit Bouquets und Atlasschleifen. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich und die Königliche Hoheiten, legten je einen

orbeerkranz an den Särgen nieder, während Ihre König⸗

lichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden einen kostbaren Strauß von Maiglöckchen den Ver— blichenen darbrachten.

Die Abfahrt erfolgte auf demselben Wege wie die Anfahrt, und kurz nach 12 Uhr hatte der Königliche Hof mit seinen Fürstlichen Gästen die letzte Ruhestätte des unvergeßlichen Hochseligen Kaiserpaares verlassen. Die übrigen Thellnehmer an der ernsten Feier begaben sich darauf in die Gruft, um an den Särgen ein stilles Gebet zu verrichten.

In der am 8. d. M. unter dem Vorsitz des Vize— Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatsfekretärs des Innern Dr. von Bo ettich er, abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde über die zum Zweck der Aus—= 3 des Gesetzes, betreffend die Invaliditäts- und

ltersversicherung, zu bildenden Ver sicherungsanstalten, außerdem in mehreren Zoll- und Steuerangelegenheiten

Beschluß gefaßt. .

Se. Durchlaucht der Prinz Albert zu Sachsen— Altenburg, Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich badischen Hofe, von Eisendecher, hat einen ihm Ällerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Dem Regierungs⸗-Assessor Oberländer zu Aachen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsaintes im Kreife Sulingen, Regierungsbezirk Hannover, übertragen worden.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Uebersicht der in den deutschen Münzstätten bis Ende Februar 1890 stait⸗ gehabten Ausprägungen von KReichsmünzen ver— öffentlich.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ wird das Gesammtrefultat ber am 36. Februar und in den engeren Wahlen voll— zogenen Wahlen, nach amtlichen Ermittelungen, veröffentlicht.

Königsberg i. Pr., 8. März. (W. T B.) Der so zi alist ische Reichstag s⸗-Abgeordnete Schultze ist heute wegen Verhreitung einer den öffentlichen Frieden ge— fährdenden Flugschrift zu einem Monat Gefängniß ver— urtheilt worden.

Bayern. München, 8. März. Am Montag Mittag . unter dem Vorsitze Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗ egenten eine Staatsraths-Sitzung statt, in welcher folgende Gegenstände zur Berathung gelangen: der Militär- Etat, der Gefetzentwurf über die proviförische Steuererhebung, der Gesetzentwurf, betreffend ein Kreisanlehen für Oberbayern und die Uebernahme der Gestütsanstalt der Pfalz auf den Staat. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, ist der bayeri sche Episkopat zur Zeit damit beschäftigt, zu der kirchen politischen Sachlage, wie sie sich zuletzt aus den Verhand⸗ lungen des Finanzausschusses der Abgzeordnetenkammer heraus⸗ gebildet hat, Stellung zu nehmen. Es sei die Hoffnung nicht unberechtigt, daß in Folge des zu gewärtigenden Schrittes der Bischöfe eine allgeneine Klärung der? nahezu uner⸗ träglich gewordenen Lage und im Zusammenhange damit eine veränderte Behandlung des Kultus-Etats Seitens der Mehr⸗ heit der Abgeordnetenkammer eintreten werde.“ Die heutige Vormittags Sitzung des Finanz⸗-Aus— schussed wurde auf Antrag des dibg Daller vertagt und . unter großer Erregung über eine vor der Wohnung es Centrumführers hr während der Nacht von mehreren Hundert Studirenden der Kunst— Alademie ausgeführte tu muTtudse Demonstration, welche fich gegen die Ablehnung mehrerer Slatsforderungen für Kun sipflege durch die Centrumspärtei kehrte. Der Mini ier eiherr von Erailsheim gab die Erklärung ab: die egierung habe alles Nöthige angeordnet, um eine Wieder— holung der Szenen zu verhüten.

tz der Republik stehende Königreich Porto Novo habe dort Razzias veranstaltet.

Jagden seien ermordet oder als Sklaven verka französische Gouverneur Dr. uptstadt des Königs Ilegle, age man könne sagen als Gefan alten und gezwungen worden, hnen. Trotzdem h gehalten, daß die Verträge erfüllt und unverschämte Antwort erhalten. Stimmung und die Sachlage erkannt und Küste zum Schutz 1 dort ansässigen Franzosen negalesischer Schützen ver⸗ abe er, der Unter⸗Staats⸗ gnieen gesandt, und bereits am Tage seien sie angegriffen worden. in Kotonu hätten den An

unter dem S

Se. Majestät der ̃ eingefallen u

. z

König folgte heute Mittag einer Einladung Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten Reuß j. L. zur Tafel. Ihre Majestaͤt die Kön ig in ist nach den hier eingegangenen Nach⸗ richten gestern Abend, wohlbehalten in Luzern eingetroffen, woselbst Ihre Majestät heute verbleiben wird. Auf der Reie nach Luzern gaben Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Max von Sach sen Allerhöchst⸗ derselben von Offenburg bis Basel das Geleite. Die Frau Ober-Hofmeisterin Ihrer Majestät der Königin wird, Journ.“ anzeigt, für diesen Winter keine weiteren offiziellen Empfangstage abhalten.

Karlsruhe, 8. März. ; Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin begaben sich gestern Vormittag nach dem Hauptbahnhof, um daselbst Ihre Majestät die Königin von Sach sen zu begrüßen, welche auf der Reise nach Nervi sich kurze Zeit hier auf⸗ Nachmittags traten der Großherzog und die Großherzogin die Reise nach Berlin an. Höchstdieselben sind Hofdame Freiin von Schönau, dem Hof⸗ marschall Grafen Andlaw, dem Flügel-Adjutanten Major Müller, dem Legations-Sekretär Freiherrn von Babo und dem

Legations⸗Sekretär von Chelius.

Dresden, Die Opfer verkauft worden. Bayol sich nach Abome, begeben habe, sei er dort ener zurück⸗ chen Menschen⸗ abe er dem Könige vor⸗ werden müßten, habe aber

Als der

den scheuß

Johann Georg und

eine heftige Bayol di⸗

Lebens und des Eigenthums de zwei Compagnieen eingeborener Auf dieses Gesuch hin sekretär, ihm drei Compa nach ihrer Ankunft se zösischen Truppen Dahomenser siegreich zurückgeschlagen, unklugerweise dort von einem Händler, ausgebe, verrathen und gef Regierung habe bis jetzt ih Der Redner schloß: wird, müssen wir die na nicht um Dahomey zu erob Lehre zu ercheilen. Mitteln einschreiten, muß ihr Achtung verschafft werden“ mit erledigt. .

Bei den heutigen Nachwahlen zur Deputirten— in Gien Loreau,

wie das „Dresd.

Ihre Königlichen

Die fran⸗ ; sturm der leider aber seien einige . zurückgeblieben und der sich für einen Portugiesen angen fortgeführt worden. re Pflicht in jeder Weise erfüllt. nicht volle Genugthuung zu Theil chdrücklichstin Maßregeln ergreifen, obern, sondern um ihm eine heilsame Auf jeden Fall müssen wir mit genügenden französische Fahne weht, .Die Anfrage war da⸗

gehalten hat.

begleitet von der Franzosen

Voraussichtlich wird die Ab⸗

Hen Hoheiten von hier etwa 14 Tage Wenn uns

wesenheit Ihrer König in Anspruch nehmen. J

Die nachgenannten Hofjunker sind u. d. Kammerjunkern ernannt worden: Karl Freiherr von Rüpplin in Radolßzell, Freiherr Lam⸗ bert. Wilhelm von Babo in Baden-Baden, Christian von Berdheim ebendaselbst, Amtsrichter Frei⸗ herr Wilhelm Marschall von Bieberst ein in Emmen⸗ dingen, z. Zt. beim Landgericht Karlsruhe, Ober Amtmann reiherr Hans von Krafft-Ehing in Waldkirch und Freiherr z von Neveu, Grundherr zu Dietenbach, Rain und

Ober⸗ Amtsrichter Dr. ,,

, dessen Wahl für Stimmen gewählt gegen 7224 Stimmen er⸗

kammer wurde ungültig erklärt war, mit 7633 den Republikaner Portalis, In Chin on wurde der Konservative Delahaye, Wahl ebenfalls ungültig erklärt war, mit 12636 gewählt gegen den Republikaner Deloncle, welcher In Fontenay-le-Comte wurde Stimmen gewählt er 8576 Stimmen lkreise von To ul ouse, wo es sich um Mandat niedergelegt hat, Radikale Leygu es 5292, der der Konservative Dadhemar 3255 Stimmen; e erhielten der Kon⸗ Radikale Cal vinhac, 4396 und der in beiden Kreisen haben

Die Erste Kammer erledigte in ihrer gestrigen Sitzung das Berggesetz, welches nach den Anträgen der Kommission an— Die Zweite Kammer nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend die Versicherung der Rindvieh—⸗ bestände, in der Spezialdiskussion an.

Mecklenburg Schwerin. ; Meckl. Nachr.“ wird aus Cannes vom 8. März gemeldet: Seit gestern ist der Zustand Sr. Königlichen Hoheit des Professor Gerhard äußert sich be⸗

S351 Stimmen erhielt. der Republikaner Guill gegen den Konservativen Sabourand, welch erhielt. Im ersten Wah eine Ersatzwahl für Const handelte, erhielten der sozialistische Opportunist Ressegnier 2701, 277, und der Boulangist S zweiten Wahlkreise von Toulous servative Labat 5124, der sozialistische dessen Wahl für ungültig Opportunist Sirven 4658 Stimmen; engere Wahlen stattzufinden.

Rußland und Polen.

genommen wurde. emet mit 9004

Schwerin, 9. März. ans, der sein

Großherzogs besser.

Braunschweig. (E) Braunschweig, 8. März. Se. Königliche Hoheit der Regent, Preußen hat sich heute mit Ihrer Königlichen Hoheit der zessin Albrecht und den Prinzen nebst Gefolge nach Berlin begeben.

Elsaß⸗Lothringen.

Albrecht von erklärt war.

St. Petersburg, 10. März. gestrigen Versammlung des flavischen ts-Vereins wohnte der Präsident der Derselbe hielt welche den „Nowosti⸗

(W. T. B.) Wohlthätigkei serbischen Skupschtina, Pasitsch, bei. eine beifällig aufgenommene Ansprache, zufolge lautete:

„Ich freue mich, daß es mir vergönnt ist, Volk für das vergoffene heilige Blut zu danken. das russische Volk mit dem serbisch solche des Blutes und Geistes. wird ein treuer Freund des russis kann Niemand trennen.

Straßburg, 8. März. Landesausschuß begann seine Berathungen in der g w Lesung des Etats der Wasser— In Uebereinstimmung mit dem Vor— die Position „8 Wasser—⸗ „7 Wasser— Im Uebrigen wurde der Etat

Sitzung mit der zweiter bauverwaltung. schlage der Kommission wurde Bauinspektoren Bauinspektoren 29 400 M nach den Vorschlägen des Entwurfs, einer Debatte kam, genehmigt. Für den in der Sitzung vom 6. bewilligten Titel „Für eine normalspurige Bahn von Selz nach Walburg“ wurde eine Summe von 473 590 S eingesetzt, Das Finanzgesetz für 1890/91 erhielt nach den Ergebnissen der zweiten Lesung in seinem 5. 1 folgende

dem ganzen russichen

Die Bande, welche en verknüpfen, sind heilig, sind Das serbische Volk war, ift und chen Volkes sein; die beiden Völker Es lebe Rußland, es lebe das rufsische

Der slavische Verein wählte Pasitsch zum E Derselbe wurde auch unlängst mit dem Klasse dekorirt.

33 600 YM“ abgeändert

ohne daß

sch zu hrenmitgliede. Stanislaus⸗Orden erster

Der diesem Gesetze as Anlage A beigefügte Landeshaushalts— Etat von Elsaß ⸗Lolbringen für das Etatsjahr 1850,91 wird hierdurch in Ausgabe auf 46 9636 287 ½, in Einnahme auf tz gZs6 287 K fest⸗ gestellt und zwar: im ordentlichen Etat: in Ausgabe auf 44 367 2746 6p, nämlich auf 42 157 596 4A an fortdauernden und auf 21789 6550 M. an einmaligen Ausgaben, in Einnahme auf 45 475 486 6; im außer- ordentlichen Etat: in Ausgabe auf 2569 041 , und in Einnahme auf 1 160 801 46. ö

Es folgte die Berathung von Petitionen.

Nom, 9 März. (W. T. B.) In Folge der putirten Imbriani in der gestrigen Kamm er— idigende Aeußerungen gegen den Crispi hervorgerufenen Zwischen⸗ Imhriani nicht vom Kammer-Präsidenten urückziehung aufgefordert worden war, soll, seine Demission als Kammer⸗

. Massovah lli: er sei am 23. Februar angekommen, woselbst ihn Menelik und Antonelli dess. Mts. nach und Mangascha zu sein, sich zu unter— Aduah marschiren.

3 86) die Pforte habe

andt des In⸗ nlaß zu einer

von dem De sitzung durch Minister⸗Präsidenten

Biancheri zur wie verlautet, Präsident zu geben beabsichti

Einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus zufolge telegraphirte Graf Antone mit Makonnen Menelik glänzend empfangen h seien mit der Armee des Letzteren am 25 Tem bien abgegangen, wo Ras Alula Diese schienen Willens werfen. Alsdann würde Menelik nach

Konstantinopel, Die „Agence de Constantinople“ erfährt: ein Cirkular an die Mächte verf halts, daß die Zustände auf Kreta keinen A Die Pforte sei bereit, um den Flücht⸗ chst zu erleichtern, ihnen Dampfer ffhebung des Belagerungs—⸗ sie müsse vielmehr von der igranten abhängig gemacht des griechischen , in wie fern es der erung Ernst sei, daß sie

iancheri

Prag, 10. März.

(W. T. B.) welcher gestern auf dem

Defterreich⸗ Ungarn. Ein Trupp von Studenten, Wolschaner Friedhofe an den Gräbern Havlicek's, Barakis und Sladkowsky's zu demonstriren versuchte, wurde polizeilich zerstreut. Hierauf zogen dieselben gruppenweise in die Stadt und wurden dort, als sie wiederum Aus abermals auseinandergetrieben. Ein Ar

Bu dapest, 190. März. (W Präsident von Tisza sowie die Minister und Szilagyi statteten vorgestern Mittags Minister Grafen Szapäry eine mehrstündige Konferenz.

in Makali

schreitungen begingen, sich aufhalten.

beiter wurde verhaftet. Der Minister— Graf Czaky ͤ dem Ackerbau⸗ einen Besuch ab und hielten Nachmittag

(BW. T. B.)

Beunruhigung gäben.

lingen die Heimkehr m ung zu stellen. ei zur Zeit unthunlich, Haltung der zurückkehrenden Em Das bezügliche Kabinets werde den Maßstab geben griechischen Regierung mit der Versich nur von friedlichen Absichten geleitet

Belgrad, 9. März. Skupschtina genehmigte am Fr die Eisenbahnanleihe. zwischen der Regentschaft und

Staatsrathswahl auf die h Skupschtina gesetzt werden, heute der Vorsitzende

radikalen Partei mit, da könne, sondern auf mo

Dänemark. Kammer hat, dem

Des Abends zur Verfü

Privataudienz. sand wieder ein mehrstündiger Ministerrath bei dem Minister-Präsidenten g wurde der Minister⸗ d König in chmittags empfing Grafen Szapäry,

von Tisza statt. Gestern Vormitta Präsident von Tisza vom Kai rivataudienz empfangen; im Laufe des Na e. Majestät abermals den Ackerbau⸗Minister sodann auch den Kultus-Minister Grafen

Bei Gelegenheit einer ihm dargebrachten Ovation im Paitteiklub hob 8er Präsident der libe Baron Podmaniczky, hervor, die

jetzt mehr denn je

ser und Verhalten

(W. T. B.) erster Lesung olge eines Kompromisses der Regierung sollte Tagesordnung der

in der Sitzung unter Hochrufen der Mitglieder der ß die Staatsrathswahl nicht stattfinden rgen verschoben worden sei.

Die Erste von dem dazu

ralen Partei, i,

it der Partei sei r weisen Führung hoe signo vinces,. beschloß, auch fernerhin ge wegen Revisign des Incolgts— festzuhalten und, Falls Partei nicht zustimmen zu bekämpfen.

flicht, gedachte dann de Tisza's und schloß mit den Worten: „In

Die Unabhängigkeitspartei bes an ihrem in der Fra gesetzes eingenommenen Standpunkte das neue Kabinet der Ansicht der P sollte, auch das neue Kabinet

Frankreich. Paris, 9. März. Ministerrath unterzeichnete der Präsid Dekret für die Ernennung Billot's Die Wahl von Delegirten für die gelangte ebenfalls zur Besprechung, doch wurde den des Debats“ zufolge eine Entscheidung noch nicht get

In der Deputirtenkammer brachte gester putirte Delonele eine Interpellation uͤber die Vor— gänge in Da homey ein. Der Unter⸗ Staats sekretũr für die Kolonien Etienne warf, wie wir der „Köln. Ztg.“ eni— nehmen, in seiner Antwort einen Rückblick au Die auf Verträge chs, führte er dann au von dem neuen König bestritten und mißachtet.

doch theilte

Kopenhagen, „Hamb. Corr.“ zufolge, ernannten Ausschusse das Gutachten über das Arbeiter⸗ Im Großen und Ganzen stimmt orlage überein; in das Gesetz sind Weiter werden Vor⸗

n dem gestrigen ent Carnot das

zum Botschafter in Rom.

Berliner unfallgesetz erhalten.

das Gutachten mit der V Schiffer und Fischer mit hineingezogen. schläge gemacht wegen Erledigung von Differenzen zwischen Arbeitgebern und ÄArbeitern.

Amerika.

onferenz

n der De⸗

Vereinigte Staaten. Washington, (A. C) Präsident Harrison hat das Gesetz genehmigt, demzufolge die Vereinigten Staa zu der in Ma drid abzuhaltenden industrie

entsenden werden.

ten zwei Delegirte

f die Beziehunge ziehungen llen Konferenz

n beruhenden ÄUn⸗ s, würden jetzt Er sei in das

rankreichs zu D

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (24) 3 des Sauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach, beiwohnte, theilte der den Vorsitz führende erste Vize⸗Präsident Dr. Freiherr von Heereman den Eingang eines Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung der Stadtgemeinde und des Stadtkreises Altona, mit.

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts— Etats für 1890/91 und zwar des Spezial-Etats der Bauverwaltung.

Die Berathung wurde fortgesetzt bei den dauernden Aus— gaben Kap. 65 Tit. 2 „Bauinspektoren“.

Abg. Döhring beklagte, daß bei den Wasserbauten 500 Baumeister beschäftigt sind, die nicht fest angestellt seien.

Der Regierungs⸗Kommissar Ministerial⸗Direktor Schultz führte die Zahl zunächst auf 300 zurück und hielt es sodann nicht für zweckmäßig, alle in demselben Bau beschäftigten Baumeister unter einander gleichzustellen. .

Abg. So mbart wünschte neben einer Gehaltserhöhung der Bauinspektoren eine bessere Besoldung der Landmesser und technischen Sekretäre der Bauverwaltung.

Der Regierungs-Kommissar Ministerial⸗Direktor Schultz bemerkte, 6 die letztgenannten Beamten den Regierungs⸗ Sekretären gleichgestellt seien und wie diese in dem Nachtrags—⸗ Etat bedacht werden würden. .

Abg. Berg er bezeichnete die Zuweisung von Sekretären an die Kreis-Bauinspektoren, wie dies schon bi den Strom⸗Bauinspektionen der Fall, für wünschenswerth. Außer⸗ dem würde es sich bei dem großen Umfang der Bauten empfehlen, die Baubeamten eines Regierungsbezirks oder einer Provinz unter einem Ober⸗Baurath als selbständiges Ressort einzurichten. 9 K

Der Regierungs⸗-Kommissar Ministerial-Direktor Schultz erklärte, daß die Regierung diesen Fragen ihre Aufmerksam⸗ keit schenke. Eine Verfügung des Ministers werde demnächst die Stellung der Baubeamten bei den Regierungen klarstellen.

Abg. Cremer wies darauf hin, daß der Oder⸗Spreekanal an einzelnen Stellen so hoch liege, daß dadurch der Grund— wasserstand der anliegenden Ländereien erhöht werde.

Der Regierungskommissar Ober⸗Baudirektor Wiebe ent⸗ gegnete, daß die Durchsickerung des Wassers da, wo der Kanal höher liege als die angrenzenden Ländereien, nach Möglichkeit verhindert werde. Im Uebrigen werde die Verbesserung der Vorfluth angestrebt werden müssen. ; . ö

Tit. 2 wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte die Tit. 3 15.

Bei Tit. 16 „Unterhaltung der Binnenhäfen und Binnen⸗ gewässer“ bat der Abg. von Jagow, bei der Anlegung von Abladestellen auf Beiträge der Adjazenten zu verzichten, worauf der Regierungskommissar Ministerial⸗Direktor Schultz er⸗ widerte, daß der Verzicht nicht in dieser Allgemeinheit erfolgen könne, sondern die Entscheidung von Fall zu Fall getroffen werden müsse. .

Abg. Berger sprach gegen eine Kanalisation der Lahn.

Der Titel 16 wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte Titel 16 a. .

Bei Tit. 17 „Unterhaltung der Kanäle u. s. w.“ brachte der Abg. Broemel den schlechten Zustand der Hohensaathener Schleuse zur Sprache. .

Der Regierungskommissar Ober⸗-Baudireltor Wiebe be⸗ zeichnete die Schwierigkeiten, die dem Umbau entgegenständen, als nicht so leicht zu beseitigende; sonst würde schon etwas Weiteres in der Sache geschehen ein. . ;

Abg. von Risselmann hielt die Einrichtung eines Schöpfwerks im Nieder⸗-Oderbruch im Interesse der dortigen Landwirthschaft für nothwendig. .

Der Tit. 17 wurde bewilligt, ebenso nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Bödiker Tit. 18 und ohne Debatte die Tit. 182, 19 und 20.

Kap. 66 „Vermischte Ausgaben“ gelangte ohne Debatte zur Annahme, ebenso nach unerheblicher Diskussion die ein⸗ maligen und außerordentlichen Ausgaben der Bauverwaltung. (Schluß des Blattes.)

(Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)

Die XIII. Kommission des Hauses der Abgeord— neten zur Vorberathung des Antrages des Abg Eonrad (Pleß) auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend den Schutz der Landwirthschaft gegen Wildschaden, hat sich konstituirt und zum Vorsitzenden den Abg. Strutz, zu dessen Stellvertreter den Abg. Brandenburg und zu Schriftführern die Abgg. Freiherr von Richthofen, Br. Krause und Graf Strachwitz gewählt.

Von dem Antrage des Abg. Rintelen zu der weiten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend hi. Abänderungen des F. 19 des Pensions— gesetzes von 1879, (siehe den Schlußbericht der 22. Sitzung des Hauses der Abgeordneten in Nr. 61 des „R. u. St. A.“ ist Alinea 1ͤ, jetzt als Initiativantrag und Alinea 4 als Antrag zu der dritten Berathung obigen Gesetzentwurft von Neuem eingebracht worden.

Zeitungs stimmen.

Der gestrige Gedenktag giebt fast allen Blättern Anlaß zu würdigen Betrachtungen. Wir heben daraus zunächst hervor, was aus diesem Anlaß die Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt: .

Der Trauertag der Nation, der 2 März, an welchem der große Kaiser dahinsfank, kehrt zum zweiten Male wieder. „Noch steht uns lebhaft vor der Seele der Schmerz, welcher an diesem Tage die ganze Nation, die ganze Welt ergriffen hatte, und in ernsten Ge— danken sammeln wir uns jetzt wieder, um das Andenken des unver—

eßlichen Kaisers zu feiern, der in den Herzen Aller forileben wird, o lange es ein deutsches Volk giebt. . ;

An einem solchen Erinnerungetage, der uns in die Vergangenheit führt, wendet sich der Blick von selbst zu einem Vergleich zwischen damals und beute. Haben wir ehrlich gehalten, was wir damals unter dem tiefen Eindruck des schmerzlichen Ereignisses uns gelobt? Haben wir das kostbare Gut, welches er uns hintere ssen hat, gepflegt und gehütet? Darf die Nation sich heute mit dem Bewußtsein trösten, fortwährend in seinem Geiste gewandelt zu sein? Dürfen wir, zur Rechenschaft gerufen, das freiwillige Bekenntniß ablegen, daß wir alle⸗ zeit in seinem Geiste gehandelt haben? . r

Vor wenigen Tagen hat die Nation s9 könnte es fast scheinen eine Handlung vollzogen, welche als eine Verneinung aller dieser

a aufgefaßt werden kann. Wie wenig gleicht die neugewählte olte vertretung in ihrer Zusammensetzung dem Ideal, welches der Nation in ihren großen Tagen vorschwebte, und wie wenig entspricht sie dem Geiste, in nn, der große Kaiser für sein Volk gelitten, ewirkt und geschafft hat! ; ;

n Indeß * Wahlresultat will uns doch nicht als ein voll⸗ gültiger Beweis der Aenderung erscheinen, die sich etwa in den inneren Gedanken und Empfindungen der Nation vollzegen hat. Wie bedauerlich diese Kundgebung und wie sie auch zu erklären sein mag soviel steht fest, daß weder eine tiefere Ursache für den äußer⸗ lichen Umschwung vorliegt, noch daß wir Grund haben, besorgnißpoll in die Zukunft zu blicken. Mögen auch, durch welche Mittel auch immer, Elemente der Unzufriedenheit emporgeschnellt sein und den guten Geist der Nation etwas in den Hintergrund gedrängt haben, in ihrem Herzen lebt die Dankbarkeit für das, was sie von dem großen Kaiser erhalten, ebenso wie das unerschütterliche Vertrauen zu seinem Enkel. Wir halten sest an dem Vermächtniß des großen Kaisers und werden stets in seinen Bahnen wandeln, um das große Gut der Einheit Deutschlands zu erhalten, zu schützen und gegen innere wie ãußere Feinde zu vertheidigen. Und mit um so größerer Zuversicht dürfen wir diesem Ideale zustreben, als unser jugendlicher Kaiser sich in der kurzen Zeit seit seiner Thronbesteigung so recht als ein that kräftiger, von dem gleichen Ideale befeelter Herrscher bewahrt hat. Seine Handlungen liegen heute für Jedermann offen und klar zu Tage, Niemand mehr kann ihn verkennen. Er ist in der That wie er es sofort als seine Aufgabe hingestellt hatte in den Fuß— tapfen seines Großvaters gewandelt, und diesem Geiste entspringen alle seine Handlungen.

Bei dem Mittagsmahl des Brandenburgischen Provinzial ⸗Land— tages am Mittwoch hat der Kaifer in einer herrlichen, Allen zu Herzen gehenden Rede sich von Neuem über seine Aufgabe ausgesprochen und diese dabin gekennzeichnet, daß er das weitere Aufblühen der wirth— schaftlichen Thätigkeit zu fördera bemüht und namentlich bestrebt sei, sich eingehender um das Wohl der unteren Klassen zu bekümmern. Wir sind Alle des Zeuge gewesen und sehen gerade in dieser Fürsorge das Zeichen dafür, daß der Geist des großen Kaisers auch fernerhin die Geschicke der Nation lenken wird. Unter dem weisen Regiment seines Enkels braucht uns wahrlich nicht bange zu sein, daß die Nation ibrerseits jemals die Pfade verlassen werde, auf welche sie Wilhelm J. geführt, und daß sie des Gelöbnisses uneingedenk sein könnte, welches sie an dem Sarge des großen Kaisers abgelegt. Alle guten Deutschen aber, denen daz Ver— mächtniß theuer ist, werden ihre Gesinnung nict besser bethät gen können, als ihrem Kaiser in der Erfüllung der großen Aufgabe be— hülflich zu sein, daß er mit dem ihm von Gott anvertrauten Pfunde! wie er es verspricht im Geiste seines erhabenen Großvaters so wirthschafte, daß er noch manches Andere wird dazu legen können. Möge der Gedenktag für die Zukunft von Segen sein!“

Die „Magdeburgische Zeitung“ schreibt zum 9g. März, gleichfalls unter Hinweis auf das Wahlergebniß:

ABetrübend und beschämend ist die Thatsache, daß unser dentsches Volk immer wieder in den alten Fehler zurückfällt, in unseligem inneren Hader seine Kräfte zu zersplittern. In dieser Beziehung haben wir alle Ursache, den wiederkehrenden Todestag Kaiser Wilhelm's zu einem Tage ernster Einkehr werden zu lassen. Noch aus seinem Grabe mahnt Ung des heimgegangenen Kaisers ehr⸗ würdige Gestalt mit warnend aufgehobenem Finger, die Lehren der Geschichte zu beherzigen.

Aber wie sehr wir auch allen Anlaß haben, die bei den eben vollzogenen Reichstagswahlen gemachten Erfahrungen zu beklagen, wie sehr dieselben auch geeignet sind, allen staatserhaltenden Parteien die Zusammenfassung ihrer Kräfte zur Pflicht zu machen, dennoch sind wir weit entfernt daron, durch diese Erfahrungen uns entmuthigen zu lassen. Gerade an einem Tage, wie dem heutigen, richtet sich unser Blick init besonders freudiger Zuversicht auf die mannhafte Gestalt Kaiser Wilhelm's II. dessen entschlossenes und doch so besonnenes Walten, dessen Thatkraft und klarer scharfer Blick für die Bedürfnisse und Aufgaben unserer Zeit uns die beste Bürgschaft dafür giebt, daß des Großvaters Erbe in seinen dänden wohl aufgehoben ist. Wie er im gleichen Alter wie sein grofer Ahnherr Friedrich II. den Thron bestiegen hat, so scheint er auch ihn unter allen Ahnherren seines Hauses zu seinem besonderen Vorbilde sich genommen zu haben, nur daß viele Eigenschaften dieses großen Königs bei ihm durch andere ergänzt und gemildert sind, in denen wir unschwer die auf ihn vererbten Tugenden des Grof baters und des Vaters wiebererkennen. In den Fußstapfen des Ersteren wan. delnd, läßt er die Erhaltung und Mehrung der Kriegstüchtigkeit seines Heeres feine erste Sorge sein, um das Deutsche Reich gegen jeden Angriff von Außen gerüstet zu wissen; das deutsche Schwert ist er entschlossen scharf und blank zu erhalten, nicht, weil es ihn nach kriegerischen Erfolgen gelüstet, sondern um dadurch in Ge⸗ meinschaft mit den fest verbündeten Reichen Deutschland zum Hort des Friedens zu machen. In Fortsetzung und Ergänzung der von dem Großvater angebahnten sozialen Reformen sehen wir ihn soeben fast alle Staaten Europas zu einem gemeinsamen Friedenswert auftufen, um den Allen gemeinsam drohenden Gefahren der sozialen Revo⸗ lution durch gemeinsame Maßtegeln zur Verbesserung der arbeitz nden Klaffen zuvorzukommen. So hat er in wahrhast großartiger We se die von dem Großvater bei der Aufrichtung des Deutschen Reichs dem Deutschen Kaiserthum vorgezeichnete Aufgabe erfaßt: Mehrer des Reichs zu sein nicht an kriegerischen Eroberungen, fondern an, den nationalen Gütern des Friedens, der Freiheit und Ge— sittung. Darauf beruht unsere Hoffnung für die Zukunft des Deutschen Reichs. Aber wenn wir ung im Vertrauen auf die starke, feste Hand, die daz Steuer des Reichsschiffes lenkt, um. den Bestand desselben keine Sorge machen und uns durch die höhnischen bramarbasirenden Phrasen der franzöfischen Presse von dem ethönernen Koloß‘, der ins Wanken geräth, nicht schrecken lassen, immerhin bleibt die friedliche und gedeihliche innere Ent ; wickelung des Deutschen Reichs, ja der Fortbestand unferer verfassungs mäßigen Freiheit von den ernflesten Gefahren bedroht, wenn der Reschsgedanke für die Dauer in weiteren Kreisen verdunkelt und abgeschwächt werden sollte. . s.

Möge daher die Wiederkehr dieses wehmuthsvollen Grinnerungs. tages, den wir heute begehen, mit dem erneuten Danke für die hohen nationalen Güter, die Kaiser Wilhelm J. feinem Volke hinterlaffen hat, auch den Entschluß von Neuem in uns lebendig werden laßen, zieselben zu wahren und mit allen Kräften für ihre Erhaltung einzutreten. Soll uns nicht der Vorwurf treffen, daß wir in kleinlicher Zwietracht und elendem Parteihader muth⸗ willig verschleudern, was Kasser Wilhelm in heißer, unermüdlicher Arbeit in Krieg und Frieden errungen hat, soll der heutige Tag nicht dereinst als Zeuge wider ein Geschlecht auftreten, das zwar mit Kaiser Wilhelm's Heldenthaten prahlt, aber seinen Heldengeist verleugnet, das in ihm zwar den Schöpfer der deutschen Einheit, den Wiederher⸗ steller des Deutschen Reichs rübmt, aber es ruhig geschehen läßt, daß die Wurzeln dieses Reichs untergraben werden, dann gilt es, daß alle staatserhaltenden Parteien, des inneren Haders vergessend, sich zusammenschaaren und nicht eher ruhen als bis die Scharte der letzten Reichstagswahlen wieder ausgewetzt und gut gemacht ist. Es ist gelegentlich einmal der Vorfchlag gemacht worden. den Todestag Kaifer Wiltelm's als einen für gan; Deutsch⸗ land gemeinsamen Bußtag zu begehen. In diesem Jahre hätten wir dazu vielleicht mehr denn je Veranlassung. Jedenfalls aber sollte er nieurals wiederkehren, und am wenigsten in diesem Jahre, ohne ung zu dem erneuten Gelübde zu ermuntern, fest= justehen in der Treue zu Kaifer und Reich und ein Jeder in feinen Kreisen und nach seinen Kräften dafür zu sorgen, daß die religiöse und sittliche Grundlage unseres nationalen Lebens in Staat und Reich nicht muthwillig untergraben werde. Je ernster die Zeiten . und auf je heißere Kämpfe so manche Anzeichen hindeuten, um o mehr Ursache haben wir bei dem Andenken an den heimgegangenen

Kaifer zu gelben, dem Erben seines Thrones und seines Reichs in der ferneren Durchführung und Vollendung des von dem Großvater begonnenen Werkes zur Seite zu stehen.

In einer demselben Gedanken gewidmeten Betrachtung der „Karlsruher Zeitung“ heißt es:

Der Gedãächtnißtag ift dem gesegneten Andenken an den Be⸗ gründer der deutschen Einheit gewidmet. Dieses Andenken bewährt seine lebendig fortwirtende Kraft in den Bestrebungen, festzuhalten an den Grundlagen, die Kaiser Wilheim für die Macht und Größe Deutschland gelegt bat, und auf ihnen * heiter? zubauen. Daß die Erinnerung an den Kaiser Wilhelm nicht nur wie das Bild eines theueren Abgeschiedenen in dem Herzen der Nation lebt, sondern daß die Macht seines Beispiels unermudlicher Pflichterfüllung und wärmster Fürsorge für sein Volk auch den Erben seiner Krone ganz erfüllt, das ist von Neuem zum Ausdruck gelangt in den vor wenigen Tagen von Kaifer Wilhelm dem Zyveiten gesprochenen Worten über seinen Großoater: „Der selbe betrachtete seine Stellung als eine ihm von? Gott gesetzte Aufgabe, der er sich mit Daransetzung aller Kräfte bis zum letzten Augenblick widmete So wie er dachte, denke ich auch.. Wenige Tage vor dem Jahrestage des Heimgangets Kaiser Wilhelms des Ersten gesprochen, eröffnen diefe Worte zugleich einen Blick auf die Vergangenheit und einen Blick in *die Zukunft; sie geben uns an dem Tage, der uns vor zwei Jahren den Schöpfer des Deutschen Reichs entriß, die freudige Bewißhert, daß der edle derrschers eist Kaiser Wilhelm's des Ersten nicht mit dem'sterb— lichen Leibe von uns geschleden ist, fondern in verjüngter Fraft fortlebt und fortwirkt in dem von muthigem Gottvert?auen und männlicher Schaffensfreudigkeit befeelten Träger der von Wilhelm dem Ersten errungenen Kafferkrone.“

Literatur.

Die am Sz. März erschienene Nr. 2436 der Illustrirten

Zeitung (J. J. Weber in Leipzig) enthält folgende Abbildungen: Ludwig van Beethoven. Nach dem Original, Porträt von Stieler,

zu Jem allein Beethoven Sitzungen gewährt hat. Berliner Bilder

2 Abbildungen; Im Korridor der Schöffengerichte; Original Zeich nung von E Rosenstand Eine Arbeiterinnen“ Versammlung; Dci⸗

ginal Zeichnung von C. Koch. Der österreichisch. ungarische Ramm

kreuzer Kaiser Franz Foseph J. Original-Zeichnung von A. Kircher.

Gustav Graben-Hoff mann. Zum 79. Geburtstage (7. Mãärz).

Das Gschnasfest der Künstler in Wien. Original- Zeichnung von W Gause.

SZweiseitig) Bilder aus der Schweiz: Wafferfall in der Nedelser

Schlucht (Lukmanjierstraße) Nach der Natur gejeichnet von J. Nieriker. =

Zwei Tarnzvirtuosinnen; Antonietia dell, Era Luigi Gerale— Neue Bekanntschast Nach, einem Gemälde von Karl Arn ld. Oagenbeck's dressirte Löwen im Nouveau Cirque zu Paris 9 Abbil⸗

dungen. Polytechnische Mittheilungen: Von der zweiten Leipziger Fahrrad: Ausstellung. 6 Figuren: Dreirad mit pneumatischen Gummi

reifen. Patent- Federdreirgaz3. Dreirad für Hand. und Fußbetrieb.

Roher Trainirapparat. Merktur-Zwilliagsbierrad. NMerkuͤr-Vierrad.

Das neue Gewehr des deutschen Heeres. 8 Figuren. Frauen⸗

zeitung: Zwei Weltumseglerinnen: Miß Nelly Bw. Miß Elisabeth

Bisland. Einzelpreis dieser Nummer 1 6 Bestellungen auf die „Illustrirte Zeitung (vierteljährl. Abonnementspress ät) werden von

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von der Expedition der Illustrirten Zeitung in Leipzig, J. I Weber,

entgegengenommen.

Theater und Mufik.

Königliches Schauspielhaus.

Hr. Pfeil vom Dentschen Theater in St. Petersburg, der bereits in zwei Gastrollen (in den „Zärtlichen Verwandten‘ und in Minna von Barnhelm“) aufgetreten ist, gab am Sonnabend den Werner Stauffacher in Wilhelm Tell“. Wie in den bisherigen Rollen, so zeigte er sich auch hier als einen intelligenten Schauspieler, der mit guten Mitteln ausgestattet ist. Sein kräftiges und dabei doch sonores Organ sichert ihm stets auf Selten des Publikums ein größeres Interesse, welches auch bald durch seine äußere Erscheinung gefesselt wird. Zuweilen freilich scheint das Organ sich nicht ganz den zarteren und milderen Empfindungen anpassen zu können, welche doch auch die Brust Stauffacher's, namentlich im ersten Akt, durchziehen. In der Rütliseene aber konnte seine Darftellung und Ausdrucksweise voll befriedigen: er wußte nicht nur die Eidgenossen, sondern auch die Zuhörer zu erwärmen. Der Gast wurde wiederholt durch Beifall ausgejeichnͤt. Die Neueinstudirung von . Wilhelm Tell erweift sich fortwährend als eine willkommene Gabe, welcher die lebhafte Theilnahme des Publikums gesichert ist. Die Darstellung ist nicht minder vortrefflich als das ganze Arrangement und die Ausstattunn. Man fühlt sich durch die naturgetreuen Dekorationen in das herrli Alpenland und an den Vierwaldstädter See versetzt, zumal jeder Ortskundige solort den Schauplatz der Theten wiedererkennt. Se sehr dies dankbar anzuerkennen ist, so erscheint es doch nicht überflüssig, auf einen leicht korrigirbaren Irrthum in der Seenerie aufmerksam zu machen, welcher Allen auffallen muß, die die Gegend kennen. Die erste Scene des 4. Aufjugs spielt, wie aus den Ereignissen hervorgeht, oberhalb der Tellsplatte, vom Zaschauer aus gesehen liegt dahinter der Vierwaldstädter See. Folglich liegt Flüelen dem Zuschauer wie dem Fischer zur Linken, und; wenn diefer mit dem Knaben in dem Sturm das von Flüelen kommende Schiff des Landvoigts gewahrt, muß er nach links zeigen. Schiller sagt auch ausdrücklich: der Knabe . deutet links.. Das geschieht aber auf der Bühne nicht, vielmehr deutet er rechts‘, sodaß man sich keine rechte Vorstellung von der Situation machen kann. Tell müßte als⸗ dann auch von links unten (statt von rechte) herauf lommen und vor Allem nachher, um über Schwyz und Lowerz nach Küßnacht zu eilen, rechts abgehen; statt dessen geht er links ab. Auch die von Schiller gegebene Anweisung entspricht dieser Richtigstellung. Die Szene spielt nach seinen Worten auf dem öst⸗· lichen Ufer des Vierwaldstädter Sees“; die seltsam gestalteten schroffen Felsen., welche „den Prospekt schließen“ sollen, befinden sich im Westen“, d. h. aber nicht linker Hand, sondern gegenüber dem östlichen Ufer, also im Hintergrund; links muß eben die ussicht frei bleiben, damit dorthin der Fischerknabe deuten kann, und rechts kann sie abgeschlossen sein Was wir hier monitt haben, ist freilich nur

eine Kleinigkeit und vielleicht in Mancher Augen der Erwãhnung aum werth. Bei der Naturwahrheit aber, deren sich die Königliche Bühne in den Dekorationen und Szenerien im . Wilheim Tell“ in so anerkennenswerther Weise befleißigt, würde es gewiß dankkar em— pfunden werden, wenn der beregte Irrttum, der Manchen stören kann,

beseitigt wird. Wallner Theater.

Ein älterer Rosen'scher Schwank O, diefe Männer!“ ge= langte vorgestern Abend neu einstudirt zur Aufführung und fand bei dem sehr freundlich gesinnten Yublikum len hafte Anerkennung; jede irgendwie lobenswürdige Einzelleistung jeder heitere Ginfall wurke. durch besonderen Beifall ausgezeichnet. Der Schwank gehört nicht zu den besten seiner Gattung, noch zu den, besten dramgtischen Grzeugniffen Rosen s Der alte Pantoffelheld, welcher sofort über die Stränge schlägt und siä in eine unwürdige Perfassung bringt, fobaid feine Frau ihn sich selber überläßt und die jungen Schwiegersöhne, welche für Ratur

und Näbmaschinen schwärmen, mutheten in ihrer grammen GCharakteristik seltsam und altmodisch an. Die Ve gl ist oJ ; flüchtig aufgebaut, daß nur, darch den witzreichen Dialog .

und die belustigende Situationskomik das Interesse Fauernd aufrecht ethalten wird.