Die internationale Arbeiterschu 3 tritt morgen um 2 Uhr in dem Kongreßsaale lais dei Reichskanzlers zusammen.
Als Delegirte nehmen daran Theil für:
Deutschl and: Herr Handels-⸗Minister Freiherr von Berlepsch. Herr Unter⸗Staatg sekretär 6 eburg. Herr 3 Dr. Kopp. Herr Ministerial⸗Direktor Reichardt.
err Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Lohmann. Herr Ge⸗ — n Dr. Ha uchecerne. Herr Ober⸗Regierungs⸗
ath Landmann. Herr Geheimer Kommerzien⸗Rath Frei⸗ herr von Heyl. Herr Fabrikbesitzer Koechlin.
Belgien: Herr Baron Greindl, Env. extraord. et Min. plénip. Mr. Victor Jacobs, Min. d'Etat, membre de la Chambre des Repròs. Harzs, Ingenieur en ehet, Directeur des Mines. Herr Baron Arnold t'Kint de Roodenbeecke, Vice Président du Conseil, provineial de la Flandre Oeeidentale.
Dänemark: Herr Geheimer Etatsrath Tietgen. Herr Königlicher Fabrikinspektor Dr. phil. H. F. A. Topsöe. Herr L. Bram sen, Direktor einer Feuer⸗-Versicherung.
England: Sir E. Malet,. Sir John Gor st, parla⸗ mentarischer Unter⸗Staatssekretär im India Office, Sir William Houldsworth, Mr. Dale. .
Frankreich: Herr Jules Simon, Sénateur, Membre de FAcadémie franęaise et de Académie des Sciences Morales et Politiques. Herr Tolain, Sèenateur. . Burdeau, Membre de la Chambre des Dòputsés. err Linder, Inspecteur Général et Président du Conseil supèrieur des Mines. Heir Delahaye, ouvrier mécanieien. Herr Dumaine, 1. Botschafts⸗Sekretär als adjoint.
Italien: Le Commandeur Gerolamo Boccardo, Sénateur et Conseiller d'Etat. Le Commandeur Vittorio Ellena, Deéputé au Parlement Italien et Conseiller d'Etat. Le Commandeur Luigi Bodio, Directeur général de la Statistique. A dj oints: Le Commandeur String her, Chef de Division au Ministère des Finances. Le Professeur Mai orana-Calatabiano.
Luxemburg: Herr Dr. J. A. Brasse ur. Joungheer van der Hoeven, Gesandter. . .
Niederlande: Mr. le Dr. Snijders von Wissen⸗ kerke, réferendaire au Ministère de la Justice, Mr. Str u ve, H. W. E. Inspecteur du travail.
Desterreich-Unga rn. Oesterreichischerseits; Für das K. Handels⸗Ministerium: Der K. u. K. Ministerial⸗Rath B (la Freiherr von Weigel sperg und der K. u. K. Central Gewerbe⸗ Inspektor, Ministerial⸗Rath Dr. Franz Migerka. Für das K. u. K. Ackerbau⸗Ministerium; Der K. u. K. Ministerial⸗ Sekretär Dr. Ludwig Haberer. Für das K. u. K. Ministerium des Innern: der K. u. K. Ministerial⸗Rath Aug ust Freiherr von Plappart⸗-Leenheer. Ungarischerseits: Ministerial⸗ Rath Dr. Julius Schnierer, Ministerial-⸗Rath Bölg Gränzenstein (als Bergbau⸗Fachmann) und der K. u. K. —— Industrie⸗Inspektor Josef Szterényi.
ortugal: Herr Marquis de Penafiel. 9 .
chweden und Norwegen: Herr von Tham, Mit⸗ glied der 1. Kammer. Herr Ed, Chrü stie, General- Sekretär im Ministerium des Innern zu Christiania. Zur Disposition der schwedisch⸗norwegischen Bevollmächtigten: Graf Wrangel, Ministerial⸗ Sekretär.
Schweiz: Herr Landammann Blumer. Herr Dr. Kaufmann, 1. Sekretär des eidgenössischen Departements für Industrie.
Der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel von Radowitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an⸗ getreten. ährend seiner Abwesenheit fungirt der erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft Legations-Rath von Winckler als Geschäftsträger.
S. M. Kreuzer⸗Korvette Alexandrine“, Kommandant Korvetten ⸗ Kapitän von Prittwitz und Gaffron, ist am 13. März in Auckland auf Neu⸗-Seeland angekommen und kehrt am 28. April von dort nach Apia zurück.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird im amtlichen Theile eine Dien st⸗ anweisung, betreffend die Lusübung der Gerichtsbar⸗ keit im Schutzgebiet der Marschall⸗-Inseln, ver⸗ öffentlicht.
Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine Besondere Beilage“ (Nr. Y), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.
Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage zur ern g, Nummer des „Reichs- und Staats⸗ Anzeigers“ veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Januar d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekom menen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 14 Entgleisungen und 5 dn auf freier Bahn, 29 Entgleisungen und 2 Zu⸗ ammenstöße in Stationen und 181 sonstige Unfälle (Ueber⸗ fahren von Fuhrwerken, Feuer im 23 Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei letztern Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 211 Personen verunglückt, sowie 101 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 144 unerheblich be⸗ hdg Von den beförderten Reisenden wurden 2 getödtet und . und zwar entfallen: je eine Tödtung auf die Reichs⸗Eisenahnen in Elsaß⸗Lothringen und auf den Ver⸗ waltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Brom⸗ berg, je eine , den Verwaltungsbezirk der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion zu Altona, auf die . württembergischen Staatzeisenbahnen und auf Lie = waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Erfurt, zu Hannover und zu Bromberg; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisen⸗ bahnbetriebe 32 getödtet und 137 verletzt, von Steuer⸗ u. s. w. Beamten 1 getödiet und 7 verletzt, von fremden Personen (ein⸗ e der nicht im Dient e , ahnbeamten und Ar⸗
t 20 getödtet und 7 verletzi Außerdem wurden bei Neben⸗ beschäftigungen 34 Beamte t. Von den sämmtlichen Un⸗
fällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 32 14645 Rm Betriebs länge und S62 375 440 eförderten Achskilometern) 236 Fälle, darunter die größte nzahl auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktionen zu Köln e, ,, . (32), zu rt (27) und zu Berlin (33), ver hädtnißmäßig, d. h. unter Berücksichti der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, find in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗-Direktionen zu Erfurt, zu Elberfeld und auf der Groß⸗ herzoglich hessischen Staatseisenbahn die meisten Unfälle vor⸗ ekommen. B. Größere Privatbahnen — mit je über 66 m g — (bei zusammen 1426, 0 km Betriebg⸗ länge und 18 391 50] geförderten Achskilometern) 11 Fälle und zwar auf die Hessische Ludwigs ⸗Eisenbahn 10 Fälle und auf die Schleswig Holsteinische Marschbahn ein Fall. G9. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 1650 km Betriebslänge — (bei zusammen 1623093 km Betriebslänge und 9 g64 6556 geförderten Achskilometern) 4 Fälle, und zwar auf die Lübeck Büchener Eisenbahn 2 Fälle, auf die Weimar⸗ Geraer Eisenbahn und auf bie Stargard. Küstriner einschließlich Glasow⸗Berlinchener Eisenbahn je ein Fall.
4 Stettin, 13. März. Der Vorsitzende eröffnete die heutige Sitzung des Provinzigl-Landtages um 11 Uhr. Die Sitzung begann mit der Beschlußfassung über den Er⸗ weiterungsbau der Pro vinzigl-Frrenheilanstalt zu Lauenburg, dessen Kosten nach dem vorläufigen Ueber⸗ schlage auf T0 006 S6 berechnet find. Der Landes⸗Direktor wurde beauftragt, vorbehaltlich der Aufstellung besonderer Kostenanschläge alle Vorbereitungen dahin zu treffen, daß mit dem Bau am 1. April 1891 begonnen werden könne; die Kosten sollen durch eine Provinzial⸗Anleihe beschafft werden. Sodann berieth der Landtag die r, der Königlichen Staatsregierung, betreffend die i ebern ahme der außerordentlichen Armenpflege durch die Provinz. Nachdem der Berichterstaiter der für diese Vorlage er⸗ nannten Kommission, Landrath a. D. von Hagen, die Lage der außerordentlichen Armenpflege in der Provinz beleuchtet und hierbei hervorgehoben halte, daß für die Taubstummen, die Blinden und im Wesentlichen auch bereits für die Geistes⸗= kranken durch die in der Provinz bestehenden Einrichtungen und Anstalten ausreichende Fürsorge getroffen sei, sprach die Versammlung im Anschluß an den Pörschlag des Provinzial— Ausschusses und der Kommission ein stimmig ihre Bereit⸗ willigkeit aus: „für die Unterbringung der Idioten und Epi—⸗ leptiker durch Erweiterung der bestehenden Anstalten oder durch Einrichtung eigener Anstalten zu sorgen, wenn die Kreise die Verpflichtung übernehmen, für etwaige unbemittelte Personen einen ö af e f, Beitrag, dessen Höhe bis auf weiteres auf 250 S festgesetzt wird, zu zahlen, indem es den Kreisen über⸗ lassen bleiben soll, die Orts armen verbände und die Betheiligten selbst mit billigen Beiträgen dazu heranzuziehen“. Nach Er⸗ ledigung der Einzel-Etats, deren Feststellung ein besonderes Interesse nicht darbot, trat die Versammlung in die Berathung des Haupt⸗ Et ats ein. Derselbe schließt nach den Voranschlägen in den Einnahmen: a. im Ordinarium mit 3 121 509 (tz, b. im Extraordingrium Nichts, in den Ausgaben; im Ordi— narium mit 3 076 100 S, im Extraordinarium mit 45 40 , in Summa 3 121 500 S0 ab und wurde ohne nennenswerthe Aenderung in dieser Höhe festgestellt. Eine längere Debatte, welche indeß besondere neue Gesichtspunkte nicht gewährte, rief hierauf das Bittgesuch des Klubs der Großgrundbesitzer des Kolberg⸗Körliner Kreises, betreffend die Verlegung des gesetz⸗ lichen Umzugstermins für das ländliche Gesinde für die Provinz Pommern vom 1. April auf den 11. November,
ervor. Nachdem sich herausgestellt, daß die Wünsche und
edürfnisse hinsichtlich der gesetzlichen Regelung des Umzugs— termins in den einzelnen Theilen der Provinz sehr verschiedene sind, ging die Versammlung über die gedachte . mit erheblicher Mehrheit zur Tagesordnung über. Hierauf erfolgte die Wahl der ausscheidenden stellvertretenden Mitglieder sowie des stellvertretenden Vorsitzenden des Provinzialausschusses. Die Aus⸗ scheidenden wurden sämmtlich wiedergewählt. Hiermit waren bie saͤmmtlichen vorliegenden Gegenstände erledigt und schloß der Ober-Präsident Graf Behr-Negendank den Landtag, indem er demselben den Dank der Staatsregierung dafür aussprach, daß allen Wünschen der letzteren bereitwilligst ent⸗ sprochen fei, worauf sich die Versammlung mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König trennte.
auf: A. ,
Bayern.
München, 12. März. Ueber die Feier des Geburts⸗
fe stes Sr. Königlichen 2. des Prinz⸗Regenten be⸗ richtet die Allg. Ztg.“: Zur Feier des Tages pranglen heute die Königlichen und städtischen Gebäude, die Gesandtschafts⸗ otels und Konsulate, dann viele Privathäuser im laggenschmuck; auch von den Thürmen und Thoren wehtlen die ahnen. Punkt 6 Uhr früh leiteten 25 Kanonenschüsse auf Oberwiesenfeld den festlichen Tag ein, während gerd tig, von der Hauptwache aus die Musikcorps der Garnoͤson die Reveille durch die Stadt bliesen. Um 10 Uhr celebrirte im Dom Bischof von Rampf das Pontificalamt, welchem die katholischen Mitglieder beider Kammern, Staats Minister Freiherr von Leonrod, die obersten Hofchargen, die Kavaliere Sr. Majestät des Königs, die Chefs der obersten Justiz und Verwaltungsstellen, Polizei⸗Präsident von Muller, viele Hof- und Staatsbeamte, alle in großer Uniform, dann die staͤdtischen Kollegien mit Bürgermeister Borscht an der Spitze anwohnten. Gleichfalls um 10 Uhr hielt Stadtpfarrer Kahr einen Festgottesdienst in der protestantischen Kirche ab, wozu sich die Siaats⸗Minister Freiherr von Crailsheim, Frei⸗ err von Feilitzsch, Dr. von Riedel, Oberst-Hofmeister Graf zu stell, Abgeordnete und Reichsräthe, die Mitglieder des Obei⸗ Konsistoriums, Generale, Stabs- und Ober⸗Offiziere, Bürger⸗ meister von Widenma er mit Kollegiums Mügliedern, viele Beamte in großer Uniform und der protestantische Theil der Garnison eingefunden hatten. Die Königlichen Prinzessinnen wohnten einem von Stiftsdekan Babel in der Theatiner ⸗Hofkirche celebrirten Hochamt an. In den katholischen Stadtpfarrkirchen, in der altkatholischen und griechischen Kirche, dann in der Synagege fanden gleichfalls Festgottes dienste statt. Gegen 5) war die gesammte Garnison in dem für große Parade zu vorgeschriebenen Gala⸗Anzug vor die St. Michaelskirche geruͤckt. Die Musikcorps, Fahnen und Standarten waren mit je einer Compagnie, Escadron 2c. in die Kirche gezogen. Im Ganzen waren unter Befehl des Commandeurs der 1. Kaval⸗ lerie Brigade, General ⸗Majors von Nagel, ausgersckt: das
Mn nterie⸗Leib⸗ und 1. Infanterie⸗Regiment mit je 3, das . Infanterie⸗NNegiment mit ? illonen, das 1. Schwere Reiter⸗ ziegin ent mit 6 Cacadrong, dann eine Czcadron des 5. Cheyain leger Regiments, das 1. und 3. Feld⸗Artillerie⸗ Regiment mit je 2 Batterien, das Eisenbahn⸗Vataillon und das 1. Trgin⸗ Bataillon, Kadettencorps und Kriegsschule. Presbyterium der Kirche hatten sich eingefunden die Prinzen Ludwig, Leopold, Arnulf, Rupprecht, Ludwig i die Herzoge Karl Theodor. Max Emanuel und Ludwig (Prinz Alphons stand in der Front der Parade); dann die Generalitaͤt mit dem Kriegs⸗Minister von Heinleth an der Spitze, sowie die fremden Militär⸗Attachss. Im Schiff der stirche hatten das dienst⸗ freie Stabs⸗ und Ober⸗Offiziercorps, die Leibgarde der Hartschiere, Kadettencorps und Kriegsschule Platz genommen. Stifispropst von Türk celebrirte das Hochamt zum ersten Male in pontificalibus. Während desselben brachten die Militärmusiken die Festmesse von Kempter fun Aufführung. Beim Tedeum wurden auf Oberwiesenfeld 51 Kanonenschüsse gelöst. Nach beendigtem Gottesdienste fand auf dem Maxi⸗ miliansplatze Parademarsch vor den Königlichen Prinzen statt. Die Unteroffiziere und Mannschaften wurden dann in den Kasernen reich bewirthet.
Bei der fortgesetzten Berathung des Post-Etats in der Kammer der Abgeordneten tadelte der Abg. Freiherr von Stauffenberg namentlich die zu große Aus dehnung der sogenannten Postexpeditionen auf den Dienstvertrag. Der Abg. Ku by wünscht Ermäßigung der Omnibuspreise in der Pfalz. Der Abg. Dr. von Schauß erwiderte auf die neulichen Angriffe des Abg. Orterer gegen den Reichstags⸗ Abg. Bürklin und die Nationalliberalen betreffs Aufrecht⸗ hallung des bayerischen Postreservats; zwar liege bei der augenblicklichen parlamentarischen Lage kein Anlaß vor, einander unfreundliche Dinge zu sagen, allein er müsse einen abwesenden Dritten in Schutz nehmen. Der Abg. Orterer erhebe fast in jeder Rede unbegründete Anklagen gegen dritte; solche seien es auch gewesen, mit denen er die jüngst bekannten Vorgänge veranlaßt habe. Indem der Abg. von Schauß Bürklin's Aeußerungen im Reichstage wörtlich anführte, verwahrte er diesen gegen den Vorwurf, er habe im Reichstagsplenum „eingelenkt“. Bürklin habe viel⸗ mehr nur eine Richtigstellung vorgenommen gegenüber der Verdrehung seiner Worte in der Presse. Den Vorwurf, daß die Liberalen hierin der bayerischen Selbständigkeit hätten zu nahe treten wollen, wies der Abg. von Schauß Namens der Linken entschieden zurück.
— 13. März (W. T. B.) Wie die „Allgem. Ztg.“ meldet, wird sich der Ministerrath heute Nachmittag mit der von der „Allgem. Stg.“ jüngst erwähnten neuerlichen Stellungnahme der Bischöfe zu den kirchen politischen Angelegenheiten beschäftigen, nachdem die
utachtliche Aeußeruug des Episcopats zur Altkatholikenfrage ürzlich erfolgt ist.
Sachsen.
Dresden, 13. März. (Dresd. Journ.) Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen sind heute früh von hier nach Meiningen abgereist.
Die Erste Kammer erklärte sich in ihrer heutigen Sitzung auf Antrag iyrer 3. Deputation durch den Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der König— lichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft einstimmig und ohne Debatte unter Namensaufruf für be⸗ friedigt und bewilligte sodann eine Reihe von Titeln des außer⸗ ordentlichen Etats auf Antrag ihrer 2. Deputation ein⸗ amm und ebenfalls debattelos in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer. Die Zweite Kammer genehmigte auf Antrag der Finanzdeputation B nach kurzer Debatte die von der Staatsregierung gestellten Anträge bezüglich der Eisenbahnbauten Wald⸗ heim — Rochlitz, Sgupersdorf— Wilzschhaus, Herrn— hut —Bernstadt, Schönberg — Hirschberg, Zwickau — Krossen — Mosel und Erweiterung der Station Erlau und beschleß sodann, den Anträgen der Finanz- deputation A entsprechend, eine Petition der ständigen Lehrer an den Gymnasien und Realgymnasien Königlicher Kollatur, soweit sie darauf gerichtet ist, den ständigen Lehrern an den sächsischen Gymnasien und Realgymmnasien Königlicher Kollatur die Staatsdienereigenschaft gesetzlich zu verleihen, auf sich be⸗ ruhen zu lassen, soweit sie aber Gleichstellung ihrer Pensions⸗ verhältnisse mit denen der Staatsdiener verlangt, der Staats⸗ regierung zur Erwägung zu übergeben mit der Maß⸗ gabe, diese Erwägung auch auf die Gleichstellung aller stän—⸗ digen Lehrer an den Volksschulen, Realschulen, Seminaren und anderen höheren Schulen, sowie der Geistlichen zu erstrecken. Eine Petition der Lehrer⸗Kollegien an den Staatsunterstützung genießenden Realschulen um Gehalts⸗ aufbesserung ꝛc. beschloß man, der Staatsregierung zur Kenntniß⸗ nahme zu übergeben. Nach kicken der Tagesordnung nahm der Staats Minister Dr. von Abeken Veranlassung, die Un⸗ richtigkeit einer vom Abg. Bebel in einer früheren Sitzung auf⸗ gestellten Behauptung, nach welcher ein Beamter des Land⸗ gerichts Leipzig in unerlaubter Weise auf einen Gefangenen eingewirkt haben sollte, um ihn zu einer Aussage zu veran⸗ lassen, auf Grund der von ihm veranlaßten Erörterungen nachzuweisen. Der Abg. Bebel versprach, Nachforschungen anzustellen, um zu ermitteln, auf welche Thatsachen diejenige Person, von der er die Mittheilung erhalten, ihre Aussage gemacht habe. ,
Der Bericht der Finanzdeputation B der Zweiten Kammer, die Umgest alfung der Dresdner Bahnhöfe betreffend, empfiehlt die Regierungsvorlage unter Vorausz⸗ setzung, daß mit der Stadtgemeinde Dresden wegen Leistung des als angemessen erachteten Beitrags zu den Baukosten ein befriedigtes Abkommen erzielt werde, zur Genehmigung und beantragt, als erste Baugeldrate den Betrag von 3 Millionen Mark zu bewilligen. /
Württemberg.
Stuttgart, 12. März. Se. Majestät der König hat, wie der „Sf. A. f. W. meldet, die titulirten Ober⸗Regierungs⸗ Räthe Geßler und Schicker bei dem Ministerium des Innern zu Wirklichen Ober⸗Regierungs⸗Rathen ernannt.
Baden.
Karlsruhe, 13. März. (Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer erledigie in ihrer gestrigen Sitzung Petitionen. Ueber die Petition des allgemeinen deurschen Frauenvereins, den Frauen den Zutritt zu dem ärztlichen und wissenschaftlichen Lehrberuf durch Freigebung und
örderung der dahin gehenden Studien zu ermög⸗ f dt erslattete der Abg. Strü be Bericht. Baflk⸗ nag. e wre ge die b nnr 3 nicht von n, sondern vom Reich in erster Linie ins Auge zu fassen sei. Nach längerer 2 . die Kammer den Kommissionsantrag an.
Meckienburg⸗ Schwerin.
Schwerin, 13. März. Die Besserung in dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs macht, wie den Meckl. Nachr.“ aus Cannes gemeldet wird, gute Fortschritte.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 13. März. 6 C.) * Königlichen Hoheiten der Großherzog, der Erbgroßherzog ünd die Erb⸗ groß herzogin find von Berlin hierher zurückgekehrt.
Unter den dem Landtage zugegangenen weiteren Vor⸗ lagen befindet sich eine 5 von 70 000 MS für den Neubau des chemischen Laboratoriums und für einen Erweiterungsumbau der Angtomie an der Universität Jena. Auch für die Weimar⸗Berka⸗ K Eisenbahn werden verschiedene Summen für bauliche Zwecke gefordert, von denen die größte —
O00 M — zum Umbau des , derselben an den preußischen Staatsbahnhof in Weimar bestimmt ist.
Aus den Berichten der Ausschüsse des Landtages
ist Folgendes als von allgemeineren Interesse hervorzuheben: es wird dem Landtage vorgeschlagen, entsprechend der Vorlage der Regierung 31 600 S0 außerordentliche Zuwendung an e gh Schulgemeinden bei Schulhauten zu bewilligen, erner sich damit einverstanden zu erklären, daß die Rest— bestände der Anleihen von 18466 und 1864 im Gesammtbetrage von 480 000 606 gekündigt und zurück⸗ gezahlt werden und endlich die Petition des Wei—⸗ marischen Lehrervereins um Bewilligung einer Theuerungs—⸗ zulage für die Volksschullehrer nicht zu befürworten, sondern nur zur Kenntnißnahme an die Staatsregierung abzugeben. Der Bericht des Finanzausschusses hebt ausdrücklich hervor, daß die in der Petition geltend gemachte erhebliche Preis—⸗ steigerung vieler nothwendigster Lebensmittel ausweislich der amtlichen statistischen Erhebungen nicht zugestanden werden könne; wo eine Steigerung eingetreten sei, müsse sie als eine vorübergehende angesehen werden.
Deutsche Kolonien.
Den „Hamb. Nachr.“ schreibt man aus Bagamoyo, den 12. Februar:
Daß der Widerstand der Aufrührer in Folge der letzten Nieder⸗ lage Bwana Heri's (es ist die vom 4 Februar gemeint. D. R) endlich gebrochen ist, beweisen die in Bagamoyo fast täglich an⸗ kommenden Karawanen. Die Straße nach Mpwapmwa ist absolut sicher. Es ist in Bagamoyo durch Karawanenführer berichtet worden, daß große Karawanen mit zusammen ea. 3000 Lasten vom Seengebiet her nach ö. kommen werden. Dieselben sollen Elfenbein im Werthe von mehreren Millionen Rupien mitbringen. In Bagamoyo wird eif ig an dem Faktoreigebäude und der Karanwanserei gearbeitet, In den nächsten Tagen wird eine größere Truppenabtheilung nach Mhonda marschiren, in der Nähe dieser Missionsanstalt soll Bwana Hreri sich wieder festgesetzt haben. Man erwartet von dieser Operation die vollständige Niederlage der Aufständischen (der angekündigte Kampf hat am 8. und 9. März stattgefunden. D. R), so daß wir die folgende Zeit ungestört der Ausbildung der schwarzen Sol—⸗ daten werden widmen können, welche zu der Okkupation im Süden des Schutzgebietes erforderlich sind. Die durch den Aufstand fast ein ganzes Jahr bindurch verhinderte Ausfuhr von Elfenbein hat auf den Preis desselben großen Einfluß gehabt. Bekanntlich ist daz Sansibar ⸗Elfenbein von jcher das beliebteste ge—= wesen, da die Zähne der ostafrikanischen Elephanten härter sind als diejenigen der indischen. Der jetzige Preis ist mit der höchste, der je gejahlt wurde. Am 6. Tehrugr wurde in Bagamoyo mit den Indiern und den Njumbes des Distrikts ein großer Schauri abgehalten Es waren zu diesem Zwecke sämmtliche Njumbes eingeladen worden, welche auch alle persönlich erschienen. Nur wenige die verhindert waren, batten Stellvertreter geschickt. Der Reichskommissar Major Wissmann bielt eine längere Anrede in der Kisuahelisprache, welche sehr beifällig aufgenommen wurde. Sodann sprach Herr Konsul Vohsen, General⸗ Direktor der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gefellschaft, zuerst zu den Indern, dann zu den Negern. Den Indern wurde gesagt, daß zur Erleichterung des Handels die Deutsch ⸗Ostafrikanische Gefellschaft in Bagamoho eine große Faktorei anlegen werde, welche alle Tausch⸗ und Handels⸗ artikel in großen Mengen auf Lager halten und ihnen den Einkauf derselben erleichtern werde, sodaß sie die Waaren nicht erst aus Sansibar zu beziehen, also auch keine Fracht u. s. w. zu zahlen brauchten. Das Vortheilhafte dieses Planes schien den Indern ein⸗ zuleuchten. Die Njumbes wurden aufgefordert, mit uns an der Ent⸗ wicelung des Landes dadurch Hand in Hand zu arbeiten, daß sie die Bebauung des Landes energisch wieder aufnehmen die gewonnenen Feldfrüchte an den Markt brinzen und dafür Sorge tragen follten, daß ihre Untergebenen den Segen kultureller Fortschritte kennen lernten. Sämmtliche Njumbes versicherten darguf, daß sie sich schon jetzt wohler fühlten, als zur Zeit der früheren Regierung und daß es ihr eifrigstes Bestreben sein werde, die Zufriedenheit des Bana kuba (großen Herrn) zu erwerben. Je nach ihrem Rang und ihrer Be⸗ , wurden sie darauf von der Deutsch-Oftafrikanischen Gesell⸗ schaft beschenkt. Tücher, Hemden, arabische lange Mäntel und Mützen, Stoffe 2c. wur den ihnen reichlich verabfolgt, so daß sie sehr vergnügt ihre Heimreise antraten.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Budapest, 13. März. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm heute das Landwehrgesetz an. Im Unterhause machte der Minister⸗Präsident von Tisza die Mittheilung, er habe. heute seine Dem ission gegeben und Se,. Majestät den Kaiser und König ersucht, dieselbe anzunehmen. Die natürliche Folge sei, daß das Haus seine Sitzungen auf kurze Zeit bis zur Neubildung des Kabinets vertage. Tisza skizzirte sodann die Gründe für seine Demission, die einzig und allein in seiner bezüglich des
,, eingenommenen Haltung zu finden seien.
er Prãsident ö hierauf die Sitzungen bis zum Eingang von Mittheilungen über die Bildung des neuen Rabinets.
In einer Konferenz der liberalen Partei hielt später Tis za, auf das Lebhafteste begrüßt, eine Rede, in welcher er betonte, das Verdienst der liberalen ariel sei der konsolidirte parlamentarische Zustand Ungarns, aus welchem letzteren überall der Glaube an die Kon solidirung der hältnisse Ungarns hervorgegangen sei. Der Redner beleuchteie die Vortheile, welche sich ergeben, wenn die Regie⸗ rung und die der Regierung freundliche Partei die gleiche . haben und bat, ihn als gemeinen Soldaten aufzu⸗ nehmen; der ungarif e Staat und die . Natign hätten nichts nothwendiger, als eine Regierung und eine Partei, welche der Tyrannei der Minorität widerstehen
Tagesordnung mit dem Andeuten,
könne. (Langanhaltende Eljen. ) Hierauf 2 Maurus
okgi das Wort und wies auf das seltene Beispiel hin, daß ein Kabinets⸗Chef, welcher die . im Parlanient be⸗ k zurücktrete. Weiter hob der Redner Tisza's patriotische Charakterstärke und staatsmännische Einsicht hervor und be⸗ tonte dessen unerschůtterliches Festhalten an dem wahren Liberalismus, an der Vertheidigung des europäischen Friedens und am Dreibund. Jokai erwartet die Fortsetzung der leichen Politik von der folgenden Regierung und ein festes k der Partei. Der Redner brachte zum Schluß . an auf Tisza aus, welches langanhaltende Eljenrufe ervorrief.
Die Annahme der Demission Tisza's wird am Sonnabend im Amtsblatt veröffentlicht werden, am Sonntag das neue Kabinet, welches sich am Montag dem Parlament vorstellen wird.
Großbritannien und Irland.
London, 13. März. (A. C.) Die Abreise der Königin nach Aix⸗les-Bains ist nach den letzten Anordnungen auf den 24. d. M. e e gn, Ihre Majestät, welche von dem Prinzen und der Prinzesfin Heinrich von Battenberg begleitet sein wird, begiebt sich mittels Sonderzuges nach Portsmouth und fährt von da auf der Königlichen Macht „Victoria and Albert“ nach Cherbourg. Die Ankunft in Aix⸗les-Bains erfolgt am 26. März.
Der Prinz von Wales tritt, begleitet von seinem jüngeren Sohne, dem Prinzen Georg, am 19. d. die Reise nach Berlin an, um dem Kaiserlichen Hofe den lang— versprochenen, in Folge des Hinscheidens der Kaiserin Augusta aber verschobenen Besuch abzustatten.
Im Unterhause bildeten gestern, am Vorabend der Einbringung der großen ministeriellen irischen Güterankaufs⸗ Vorlage, die Bodenverhältnisse Irlands den Haupt⸗ gegenstand der Berathung. Dr, Commins (Parnellit) be— antragte die zweite Lesung einer Art von Pächterschutz⸗Vorlage, welche bezweckt, die Pächter in Irland für von ihnen be— wirkte Verbesserungen zu entschädigen, die Ausweisungsrechte der Grundbesitzer einzuschränken, Streitigkeiten zwischen Pächt ern und Grundbesitzern zum Gegenstand eines Schieds⸗ spruchs zu machen, die Frage der rückftändigen Pachtzinse zu lösen und die Wirksamkeit des Landgerichts zu erhöhen. Nach einer ziemlich erschöpfenden Erörterung, im Verlaufe welcher der General-Anwalt für Irland die Vorlage Namens der Regierung beanstandete, wurde der Antrag auf zweite aa, des Entwurfs mit 231 gegen 179 Stimmen ver⸗ wor fen.
Der dem Parlament vorgelegte Nachtragskredit für die Marine enthält die folgenden Posten:; Kanonen 65 000 Pfd. Sterl., Geschosse und Munition 125 000 Pfd. Sterl.ͥ, Torpedos und Schießbaumwolle 9000 Pfd. Sterl., Handwaffen und Verschiedenes 155 0090 Pfd. Sterl., Unter— stützungen 4000 Pfd. Sterl.6, Summe 350 000 Pfd. Sterl.
Ueher den Inhalt des von dem Fälscher der Parnell'schen Briefe Pigott an Lord Sali sb urn gerichteten Schreibens, welches letzter Tage Gegenstand einer Interpellation im Parla— ment war, heißt es, daß Pigott in dem Schreiben erkläre: er sei im Stande, die Homerule⸗Partei zu sprengen, und bitte nur, daß die Regierung ihm die Gelegenheit dazu gebe. Lord Salisbury ließ durch seinen Privatsekretär lediglich den Empfang des Schreibens formell bestätigen, und lehnte es ab, in der Angelegenheit weitere Schritte zu thun. Der irische Abg. Sexton sagt, daß er die Antwort Lord Salisbury's als private gelten lassen und sie nicht veröffentlichen wolle, bis er weitere Aufklärung über die Beziehungen des Ministers zu Pigott erhalten habe.
— (W. T. B. In der heutigen Unterha ussitzung erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergus son: er habe keine Vachricht davon erhalten, daß die türkischen Truppen in Siwas in Armenien Grausamkeiten verübt hätten. Der Präsident des Handels-Ministeriums Hicks-Beach theilte mit: England werde auf der am 1. April beginnenden in— dustriellen Konferenz in Madrid durch den Parlaments— Unter⸗Staatssekretär des Innern Stuart Wortley, den Super— intendenten des Departements der Verträge im Auswärtigen Amt Sir Bergue und den General⸗Controleur des industriellen Eigen⸗ thums (Patentamts) Lack vertreten sein. Der Ackerbau⸗Minister Chaplin sprach sein Bedauern aus, daß die Einfuhr von Vieh aus Schleswig-Holstein noch untersagt bleiben müsse, da neuerdings Fälle von Maul- und Klauenseuche in Schnelsen bei Pinneberg vorgekommen seien. — Sodann wurde die Debatte über das Kriegsbudget fortgesetzt und der von der Regierung bekämpfte Antrag Ham ley's, betreffend die bessere Dotirung der Freiwilligen-Corps aus Staatsmitteln, mit 135 gegen 103 Stimmen angenommen. Der Staatssekretär Stanhope erklärte im Laufe der Be— rathung: die erste Vertheidigungslinie würde hauptsächlich aus regulären Truppen und einigen Milizbataillonen, im Ganzen 110 000 Mann, bestehen, welche in drei Armee-Korps getheilt seien. Die Freiwilligen und der Rest der Miliz⸗ truppen bildeten die zweite Veriheidigungslinie, welche für den Garnisondienst und die lokale Vertheidigung bestimmt sei. Stanhope sprach sein Bedauern über die Abstimmung, be⸗ treffend die Freiwilligen⸗Corps, aus, welche ein Parteimanöver gewesen sei; er hoffe, im Laufe des berorstehenden Finanzjahres fast alle Truppen daheim und in edi. mit dem Magazingewehr bewaffnen zu können.
ie Prüfungen des rauchlosen Schießpulvers hätten vorzügliche Ergebnisse geliefert.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (28.) Sitzung des Hauses der Ab geordneten, welcher der Mud der öffentlichen Arbeiten von Maybach und der Minister des Innern Herrfurth beiwohnten, wurde die Berathung des Etats der Berg⸗, Hütten- ünd Salinen verwaltung fortzesez.
Abg. Dr. Ritter bestritt zunächst dem Abg. Letocha gegenüber, daß Grubenverwaltungen in Oberschlesien darauf ausgegangen seien, durch Lohnherabsetzungen Strikes zu pro vo⸗ ziren, und . dann aus, daß der Aufschwung der Kohlen⸗ industrie ein dauernder zu sein verspreche, der nur gestört werden könnte durch übertriebene Ansprüche der Arbeiter einer ˖ seits und durch eine in Folge von Tarifermäßigungen er— möglichte Konkurrenz der ., Kohle andererseits. Der Zwischenhandel auf dem Kohlengebiet sei selbstverständlich und nothwendig, müsse sich aber in denjenigen Grenzen be⸗
wegen, die ihn als Großhandel nicht zur Groß⸗
macht, werden lassen. Zwei. Kohlenfirmen, vertreten die halbe oberschlesische Rohlenförderung; ein Viertel der fiskalischen Kohlenförderung sei an diese Firmen verschlossen, ebenso die Produktion von 7 Privatverwalkungen. Darin liege eine große Gefahr für die Verwaltungen, und
die n sollte deshalb auf dem W des allgemeinen Verschleißes an eine Firma . weiter fortschreiten, weil die Privarverwaltun . und in Verle . gerathen müßten. Die Löhne
eien in angemessener Weise erhoͤht worden; die Preissteigerung der Kohle sei noch jetzt minimal gegenüber der Steigerung der Löhne.
Die trotzdem fortdauernden ungestümen Forderungen der Arbeiter ermuthigten nicht zum Entgegenkommen Die Lebens mittelpreise böten keinen ausreichenden Grund für diese Ansprüche. Die prozentuale Erhöhung der Löhne sollte man in ukunft vermeiden und vielmehr den Weg der Hein eih n einschlagen. Was die Schichtdauer betreffe, so gehe das nieder schlesische Revier mit der bsicht Um zum Juli die achtstündige Schicht ein uführen, in der. Voraussetzung, daß Sachsen und Oö fh . gleich⸗ zeitig dazu übergehen und daß die Arbeiter bis dahin nicht eingesehen haben, welche Nachtheile sie davon haben. Eine rapide Verkürzung der Schichtdauer im Allgemeinen sei zunãchst nicht möglich, weil die abgeschlossenen Verträge über Kohlen— lieserungen erfüllt werden müßten; die kleinen Maschinen die eine gesteigerte Förderung nicht leisten könnten, müßten auch in der Zwischenzeit geändert werden. Ein achtstündiges Durcharbeiten greife zudem mehr an als die jetzige zehnstündige Schicht. Wären die Agitatoren nicht, so dächte wahrscheinlich kein Arbeiter mehr an die achtstündige Schicht. Die Strike⸗ bewegung sei namentlich von den jugendlichen Arbeitern ausgegangen; diese aber seien ein Spfer der Freizügigkeit und Koalitionsfreiheit; politisch unreif und von der Familie losgerissen, fielen sie am leichtesten der Agitation an— heim. Der Strike sei nicht berechtigt, denn er sei nichts anderes als ein allgemeiner Kontraktbruch und habe für die Sicherheit der Gruben wie der Arbeiter die größten Hefahren. Die Denkschrift sei völlig objektio verfaßt. Bei. der Vernehmung der Betheiligten sei mit musterhafter Gerechtigkeit verfahren worden; eher könnten die Arbeitgeher sich beklagen, nicht genügend
ehört worden zu sein, als die Arbeiter. Presse und Börse treffe ein erheblicher Theil der Schuld an der Bergarbeiterbewegung. Die Bildung von Arbeiter⸗ ausschüssen und alle Einrichtungen Seitens des Staats seien allein nicht im Stande, dem Uebel zu be⸗ gegnen; vor Allem müsse die moderne Gesellschaft zu der Erkenntniß der gegenwärtigen Verhältnisse kommen und ihre Pflicht thun. Nicht die Arbeitgeber seien die Feinde der Arbeiter, sondern die Sozialdemokraten. Das deutsche Volk werde sich aber von dieser kleinen Umstürzler⸗ partei nicht terrorisiren lassen. Noch sei es Zeit, die Gefahr könne noch abgewandt worden, wenn die ganze Gesellschaft, dem erhabenen Beispiel der Kaiserlichen Politik folgend, einig sei in der Fürsorge für den Arbeiter wie in der Abehr des gegen den Staat gerichteten Unfugs.
Abg. Schultz Lupitz) führte auz, daß die Arbeiter si niemals so wohl hefunden hätten, wie jetzt, und tadelte, da die Löhne im Berg ⸗ Etat willkürlich erhöht worden seien Die Sozial⸗ demokraten wollten generalisiren und alle Arbeiter gleich behandeln; die Regierung sollte dagegen die einzelnen Arbeiter mit Wohl⸗ wollen behandeln und immer mehr individualisiren.
Abg. . meinte, daß die Denkschrift viel be⸗ lastendes aterial für die Bergwerks -Direktionen enthalte, namentlich in Betreff des Mangels an Fühlung mit den Arbeitern. Aus persönlicher Einsicht der Lohnzettel habe er entnommen, daß die Löhne vielfach sehr niedrig seien, niedriger, als in den Uebersichten der Durchschnitts⸗ löhne angegeben sei. Auch in Bezug auf die Behandlung der Arbeiter müsse eine Besserung herbeigeführt werden. Von den Arbeiter⸗Ausschüssen stehe zu hoffen, daß sie wohlthätig wirken würden. Vor allem thue eine sittliche Hebung der Arbeiter noth. Dazu aber sei eine Rückkehr zu dem Schul⸗ i , . es vor 1870 bestanden, nothwendig. (Schluß des
attes.
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)
Der neugewählte Reichstag hat die seit dem 21. Februar 1887 bestandene Majorität der deutschen Volksvertretung in einer derartigen Weise verschoben, daß es für Politiker von hohem Interesse ist, sich durch einen Blick auf eine Karte von Deutschland über den Umfang der eingetretenen Aenderung zu informiren. Diesem Zweck entspricht eine Karfe, welche soeben kie bekannte geographische Verlags ⸗-Anstalt von Carl Flemming in Glogau unter dem Titel Karte der deutschen Reichstagswahlen im Maß— stabe ron 1: 3509000 in den Handel gebracht hat. Die politische Vertretung jedes Wablkreises ist durch scharfe Farben markirt, und am Kartenrande befindet sich der hierzu nöthige erläuternde Text. Diese für jeden Deutschen, obne Unterschied, der Parteirichtung, überaus werthvolle Karte ist für den billigen Preis von 50 3 zu haben.
Seitungõstimmen.
Die von uns veröffentlichte tabellarische Uebersicht über das vorläufige Ergebniß der ordentlichen Wahlen zum Reichstage vom W. Februar giebt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ Anlaß zu folgenden Bemerkungen: Die amtliche Ermittelung der am 20 Februar den verschiedenen Parteien zugefallenen Wahlstimmen ergiebt in der Hauptsache eine Abnahme der Kartellstimmen um rund 1 Milsson und eine Zunahme der Antikartellstimmen — die Sozialdemokraten sind hierbei, auch wenn sie nicht formal dem Antikartell beigetreten waren, zuzurechnen — um 750 900 Stimmen. Schon der eine Um- stand, daß von diesem letzteren Zuwachs allein 664 000 auf die Sozial⸗ demokraten entfielen, zeigt deutlich genug an, daß es nicht etwa Wähler sin, welche 1387 für das Kartell stimmten und damals den Aus. schlag zu Gunsten deselben geben halfen, die letzt sich dem Antikartell zugewandt und so dessen „Sieg“ bewirkt haben. Was vielmehr den Sozialdemokraten, Demokraten, Frei- sinnigen ꝛc. jetzt gegen 1837 mehr an Stimmen zugefallen, rübrt offenbar ganz überwiegend von Wählern her, welche 1887 gar nicht gestimmt haben, wäbrend andererseits der Verlust der Kartellparte en nicht bedeutet, daß deren Wähler seit 1887 ins entgegengefetzte Lager übergegangen seien, sondern daß sie — vielleicht aus Uerger Über den im Kartelllager nie endenwollenden Streit — überhaupt nicht unf . 3346 ü ö. 9
or den Wahlen machte das Richter'sche Blatt darnuf auf⸗ merksam, daß 1887 eine 1760 stärkere Wahlbetheil gun an. als 1884, und daß diese 1790 der Wähler über die Zusammenfetzun
des Reichstages entschieden hätten. Diese ende Beim au das jetzige Wahlergebniß angewandt, be 64 3 d 5 der