1890 / 71 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

allerdings 33 lateinlose Schulen mehr als 1883 bestanden, darunter seien aber 15 frühere Gewerbeschulen gewesen. Dies bedeute wenig gegenüber der Vermehrung der Gymnasien. Der übermäßige Zudrang zu den Universitäten komme lediglich von dem Monopol der Gymnasien auf Vorbereitung zur Üni— versität. Es möge dem Minister gelingen, das Land mit einer möglichst großen Anzahl lateinloser Schulen auszustatten.

Abg. von Schenckendorff bezeichnete den Erlaß des Kaisers bezüglich der Kadettenanstalten als das erlösende Wort in der Verwirrung, in der wir betreffs des Schulwesens bisher gelebt hätten. Freudig zu begrüßen sei auch die Ver⸗ einbarung des Kultus-Ministers mit dem Kriegs-Minister in Bezug auf das Einjährigfreiwilligenwesen. Der Minister wolle den Schülern, die nur bis Qber⸗Sekunda gingen, eine abgeschlossene Bildung geben; hoffentlich würden dabei die neueren Sprachen den alten vorangehen und da, wo der Unterricht in den alten Sprachen beginne, reale Parallelkurse eingerichtet werden. Es gebe in Preußen bei 30 Millionen Einwohnern nur 43 lateinlose höhere Schulen in 30 ver⸗ schiedenen Orten; es komme also auf jede Million Einwohner ein Ort mit einer Schule, die eine höhere Bildung als die Volksschule gebe. Hoffentlich führten die Verhandlungen der vom Minister beantragten Untersuchungskommission eine Besse⸗ rung dieser Verhältnisse herbei.

Abg. Dr. Arendt wünschte, daß auch Männer des prak—⸗ tischen Lebens in dieser Kommission Platz finden möchten; denn es handele sich nicht sowohl um Unterrichts⸗-Fachfragen, als um eine große joziale und wirthschaftliche 6 das Einjährigfreiwilligenwesen. Der Hauptschaden für unsere höheren Schulen werde hoffentlich dahin geordnet werden, daß zur Berechtigung die Absolvirung der vollen Schule verlangt werde. Das Monopol auf Vorbereitung zur Uni— versität, das die Gymnasien genössen, die ihrer Anlage nach eigentlich Schulen für Gelehrte, thatsächlich aber auch für das praktische Leben seien, müsse beseitigt werden. Zur Hebung der Schule sei auch die Hebung des Lehreramts nothwendig. Die Wünsche der Lehrer seien vollständig berechtigt, nicht bloß in Bezug auf den Titel, sondern auch in Bezug auf die Fürsorge für ihre Wittwen und Waisen. Von der Zufriedenheit der Lehrer hänge zum Theil die Besserung der Schule ab. Es müsse nach so langen Erörterungen endlich zu Thaten kommen.

Abg. Dr. Graf (Elberfeld) trat für die Gymnasien ein, die sich bewährt hätten; sie seien vielleicht in manchen Punkten verbesserungsbedürftig, es, könnte viel— leicht etwas mehr Naturwissenschaft getrieben werden, aber die Ansprüche sollten auch nicht zu hoch geschraubt werden; dagegen sollten die körperlichen Uebungen etwas mehr bevorzugt werden. Die heftigen Angriffe auf die Gymnasien seien jedenfalls unberechtigt. Die Frequenz der Universitäten erfordere nicht eine Gleichstellung der Real-Gymnasien mit den Gymnasien. Die Eltern hätten allerdings ein Interesse, sich nicht schon so frühzeitig über den Beruf des Kindes entscheiden zu müssen; diesem Bedürfnisse konne aber die Einheitsschule abhelfen, namentlich die Art derselben, welche eine Verschmelzung, des Gymnasiums mit dem Realgymnasium darstelle und bei der an die Stelle des Griechischen das Englische trete. Das Fundament der

egenwärtigen Gymnasialbildung müsse aber auch in Zukunft

estgehalten werden. . Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. von Czarlinẽki.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hau ses der 3 befindet sich in der Ersten Beilage.)

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 93. —= Jnbalt. Verfügung: vom 7. März 1890. Einfübrung den Postauftrags verkehrs mit den österreichischen Postanstalten in der Levante. ;

Verösffentlichungen des Kariserlichen Gesundheits⸗ amt. Nr. 11. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkeltank heiten in der Berichtzwoche. O Gholera in Sstindien, Sanität hericht des oberschlesischen Knappschafts-Vereins, 18858. Sterbefälle in deutschen Städten von 40090 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. Witterung. Grundwässerstand und Bodenwärme in Berlin und München, Januar 1890. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrank⸗ heiten. Thierseuchen in Portugal 1889, 2. Vierteljahr, K— fluenza unter dem Vieh in Banen ark. Schweineyest in Schweden. Veterinär polizeiliche Maßregeln. Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Württemberg Milibrand bei Pferden. (Braunschweig) In⸗ fluenza unter den Pferden. (Schwarzburg · Rudolstadt) Kindbett⸗ fieber. = (Schaumburg-Lippe) Arznei⸗ und Geheim mittel! An⸗ zeigepflicht bei Genickstarre. Sxanien. ) Sanitäre Behandlung der Schiffe. Rechtsprechung. Bierfälschungen. (Fortsetzung)

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Das reine Differenj;geschäft eröeugt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civilsenats, vom 19 März 1889, im Geltungs⸗ bereich des gemeinen Rechts weder eine klagbare noch eine natürliche Verpflichtung, es ist gänzlich rechtsunwirksam. Einer Klage aus einem anerkannten Contocorrent Saldꝰ kann demnach der Einwand, daß es sich um reine. Differenzgeschäfte handle, wirksam entgegengesetzt werden. „Die Annahme der. Revisions klägerin, daß das reine Differenzgeschäft zwar klaglos sei, aber eine natürliche Verbindlichkeit erzeuge, auf welche gültig Zahlung geleistet werde und welche als Grundlage anderer ilagebegründender Verträge genüge, würde nach einzelnen Partikular= rechten, wie nach dem Rechte im Königreich Sach fen zutreffen, nach dem hier maßgebenden gemeinen Rechte kann das Differenzzgeschäft nur als ein vollgältiger klagbarer Vertrag oder als ein dem ver⸗ botenen Spielvertrage rechtlich gleichzustellendes Geschäft beurtbeilt werden. In dieser in Theorie und Praxis bestrittenen Frage ist bereits in der Entscheidung des Reichsgerichts vom 19. Oktober 1887 (1 223/87) ausgeführt, daß die Bestimmungen des Römischen Rechts über den Spielvertrag auf der Gefährlichkeit des Glückspiels und dem Umstande beruhen, daß das Spiel nicht, der Befriedigung eines sittlichen Zweckes oder eines wirthschaftlichen Bedürfnisses diene, und ihm daher Dasjenige fehle, was die innere Bedeutung der rom objektiven Rechte anerkannten Rechts⸗ geschäfte ausmache; daß das Differenzgesckäst diesen Charakter mit dem Spiele, insonderheit dem Glücksspiele theile und des halb in iechtlicher Beziehung zwischen beiden kein Unterschied anzu— erkennen sei. Der erkennende Senat stimmt mit dieser Beurtheilung der rechtlichen Natur des Differenzgeschaͤfts überein, und es ergiebt sich aus derselben, daß der rerbotene Vertrag Rechtswirkungen zu erzeugen in keiner Richtung geeignet ist. Der Einwand, daß es sich um reine Differenzgeschäfte handle, stand hiernach auch der Klage aus einem anerkannten Contocorrent-Saldo entgegen.“

gsunft und Wissenschaft.

In Würzburg starb laut Meldung des W. T. B. am Abend des 15. März der Professor des Staatgrechte, Geheime Rath Dr. Fosef von Held, in noch nicht vollendetem fünfundsiehenzigsten Tebentjabre. Seine literarischen Hauptwerke sind: „System des Verfassungsrechts der monarchischen Staaten Deutschlandsꝰ und Staat und Gesellschaft“.

Theater und Musik.

Wallner Theater. .

In der morgen neu einstudirt in Scene gehenden Emil Pobl'schen Gesangsposse: Der Tongleur! sind außer Hrn. Fritz Helmerding, der in der Rolle des Thomas Meck“ gastirt, noch die Herren Büller. Meißner, Müller, Richter, Ries und Worlitzsch, sowie die Damen Lenchtmaunn, Schramm, Seemann, Trost u. s. w. beschäftigt.

Concerthaus.

Am Freitag, 21. März, findet Leipzigerstraße 483 für den Komponisten Hrn. Emil Hartmann ein Benefiz⸗Concert statt. Derselbe wird an diesem Abend zum letzten Male in dieser Saison im Concerthause auftreten, und eigene Compositionen unter persönlicher Leitung zur Aufführung bringen.

Mannigfaltiges.

Trier, 20. März. (W. T. B. Die Mosel steigt bier stündlich ca. 0 em. Heute früh 6 Uhr betrug der Wasserstand 3. 15 m. Bei weiterem heftigen Steigen wird der Uebertritt des Wassers über

die Ufer befürchtet.

Metz, 12. März. In den letzten Tagen sind an der biesigen Kathedrale die Arbeiten in Angriff genommen worden, welche die Freilegung die ses Bauwerks bejwecken und letzteres erst zur richtigen Geltung bringen werden. Die unlängst zum Abschluß gelangte Dombaulotterie, deren Loose auch in Altdeutschland zahlreiche Abnehmer fanden, hat einen unerwartet hohen Ertrag ergeben. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, den schon lange in der Schwebe befindlichen Hauptherftellungsarbeiten, namentlich der Ersetzung des stilwidrigen Hauptthores und der Anbringung eines Dachreiterthurms über der Vierung, näher zu treten.

Rom, 20. März. (W. T. B). Der Tiber ist im Steigen begriffen; die niedrigeren Stadttheile sind in der Nacht über⸗ schwem mt worden. Das schlechte Wetter hält an.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

London, 20. März. (W. T. B.) Nach einer Mel— dung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Pretoria ist der Praͤsident Krüger von einer Unterredung mit dem Gouverneur der Kap-Kolonie dorthin zurückgekehrt. Er erhielt eine von zahlreichen Bürgern unterzeichnete Adresse, in welcher der allgemeinen Entrüstung über die neuliche Beschimpfung der Transvaalflagge in Johannesburg Aus— druck gegeben wird. Krüger theilte den Unterzeichnern der Adresse mit, es würde Unrecht sein, alle Einwohner von Johannesburg für die Handlungen einiger Ruhestörer ver— antwortlich zu machen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

—— ———

Wetterbericht vom 20. März, Morgens S Uhr.

Hevse. (Sulamith: Frl. Doppler, vom Königlichen Hof Theater in Stuttgart, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Federmann. Anfang? U

Friedrich -Wilhelmstãdtisches Theater. e . . des . 96 85 65. Male: er arme Jonathan. Operette in 3 Alten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Lieder⸗ und Balladen⸗Abend von Eugen Gura

; ö Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Anfang 76 Uhr. Keine Vorste lung, Julius Fritzsche. . Hr. Kapellmeister t.

Sonnabend: Der arme Jonathan.

n. O. Salt Residenz⸗ Theater. Direktion: Sigmund Lauten Oberregisseur Tetzlaff. burg. Freitag: Zum 12. Malc. Marquise. .

Conceert⸗Anzeigen. Philharmonie. Freitag, . März: Populärer

Concert Haus, Leipzigerstr. 43 (frũher Bilse) Karl Meyder- Concert. Freitag, 21. März: Benefiz für den Komponisten Hrn. Emil Hartmann.

Sonnabend: Opernhaus. Keine Vorstellung.

5235 23* Achter Sinfonie⸗Abend der Königlichen Kapelle.

2883 ö m . ,

—=— 2 j 6

23 . tter. 3 auspielhaus. .

i en n. 332 ö . 25 l. Sonntag: Opernhaus. 689. Vorstellung. Zum

353 333 I. Male: Das Käthchen von Heilbronn. Ro⸗

38 ee d, . . 3 4 Alg 6 . ö Null aghmo 7 2 heit 5 Text frei na von Kleist's gleichnamigem Schau—⸗ k ö . z mpsjviel von H. Bulthaupt. In Scene gesetzt vom Shriftiansurd 157 1Rebet 63 etzl 9 . 388 , 4 Befetzung. Friedrich Wetter, Graf von Strahl, Stockbolin . 767 O bedeckt 2 Or. Rothmuͤhl. Kunigunde, Freifrau von Thurneck, Japaranda ! 765 SSW 2 vdedect J Frl. Hier ler. Der Rheingraf von Stein, Hr. Sr Peterebrg. 165 SSS 3 Regen 2 Oberhauser. Theobald Friedeborn, Waffenschmied Nortan.. 7) SSS ] bedeckt = in Heilbronn, Hr. Betz. Käthchen, seine Tochter, . Frl. Weitz. Gottschalk, des Grafen von Strabl ö Dacen ö. . z hetter J junger Knappe, Hr. Julius Lieban. Lenore, Cäerhurg'? E35 d, nen ö Schaffnerin im Frledeborn'schen Hause. Fr. Lam . J mert. Thürmer, Pförtner vom Schlosse Thurnedk, 8er J heiter 7 3 Kroloy Or. Krasa. Ein Gesell, Hr. Joseph. w Wr elles, z. Borfselr g. Loni. uf , ,, . 3 mjpiel in 3. Kuftägen von 8. Güntber. Anfang Memel... 760 NNO 3 bedeckt 3 J Uhr. .

2 3 bedeckt 5 ;. . Helter,,; ö sd he. Deutsches Theater. Freitag: Götz von Ber Karlsruhe.. 751 NO 2 halb bed.) 2 lichingen. ö Wießbaden. I51“ WSW zZ wolkenl.) 5 Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld. München.. I50 SV 1 Nebel) 2 Sonntag: Der Compagnon. ö Zbemnitz. . 753 still bedeckt) 4 Die nächste Aufführung von Die Stützen der Berlin.... 53 SSO 2 heitere) 8 Gesellschaft findet am Montag, den 24. März, statt. Bien; a stiũ woltenlo s K Breslau... 755 SO A halb bed. 5 ; (

Ile dix. . 757 RW 2 wolkig „z Berliner Theater. Freitag: 27. Abonnements e,, 3 wolkig 6 Vorstellung. Antoinette. ; e,, 747 OJnnd 4Regen 9 Sonnabend: Zum 25. Male: Der Veilchen

fresser. ; . Sonntag: Wittwe Scarron. Ein Liebes⸗

Thau. ) Reif. N Thau. ) Nebel. ) Rei. ; au. zeichen. Hexenfaung. standel's Gardinen⸗

6) Th Uebersicht der Witterung.

predigten. Ein Minimum, von Südwestdeutschland kommend, : ö liegt über der südlichen Nordsee, auf den britischen Tessing Cheater. Freitag; Die Ehre. Schau

Inseln frische nordnordweftliche Wir be verurfcchend; svpiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. eine andere Depression liegt über der Alpengegend Sonnabend: Die Ehre. Schauspiel in 42kten

und Jialien. In Veutschland ist das Weiter ruhig, von Hermann Sudermann. 6 warm und vorwiegend heiter, im Vinnenlande ist . Sonntag: Das vierte Gebot. Vollsstück

stellenweise Regen gefallen. Brüssel meldet 26, in 4 Akten von Ludwig Anzengruber. Grisnez 5 mm Regen. Die Nachmittagstemperaturen k

erhoben sich gef j i i ; . oben sich gestern in Magdeburg und Berlin bis Wallner Theater. Freitag: Neu einstudirt:

zu 19 Grad. (i ; j Deutsche Seewarte. Der Jongleur. Original Posse mit Gesang in

3 Akten und 4 Abtheilungen von Emil Pohl, Musik a ; von A. Eonradi (Thomas Meck: Fritz Helmerding, Theater-Anzeigen.

als Gast.) Anfang 7 Uhr. ö Sonnabend und Sonntag: Der Jongleur.

, Schauspiele. Freitag: Opern⸗ ——

aus. 68. Vorstellung. Othello. in 4 Akt . . ö ; von Siuseype , . kee ele. ö Victoria - Theater. Freitag: Zum 215. M.: die deutsche Bühne übertragen von Max Kalbeck. Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Tetzlaff. von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Dirigent; Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Musik von E. A. Raida. Ballet von C. Severini.

Schauspielbaus. 71. Vorstellung. Die Weis. Anfang 73 Übr. heit Salomo's. Schauspiel in 5 Aufzügen von Paul Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Lustfpiel in 3 Akten von Vietorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang 71 Ubr. Sonnabend u. folg. Tage: Marquise.

BVelle-⸗Alliauce- Theater. Freitag: Mit gänzlich neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten, maschinellen Einrichtungen u. elektrischen Beleuchtungs- Efftkten: Zum 29. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani und . Wicher. Ballets und Gruppirungen von der Balletmeisterin Maria Volta. Musik⸗Dirigent: Hr. Kapellmeister A. Wicher. In Scene gesetzt vom Direktor Sternheim. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas. Freitag; Zum 9. Male; Ein fideles Haus. osse mit Gesang in 4 Akten nach einer vor— andenen Idee von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. Anfang 75 Ubr.

Sonnabend: Zum 10. Male: Ein fideles Haus.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Freitag: Zum 42. Male: Der Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobfon und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 75 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Invalidenftraße 57/62, geöffnet von

1 —11 Uhr. Freitag um 741 Uhr: Di z schichte der Uurwelt. . 4

Circus Kenz, Karlstraße. Freitag, Abends 7 Uhr; Die lustigen. Heidelberger, oder ein Stu⸗ denten ˖ Ausflug mit Hindernissen. Große Original⸗ Pantomime. Vorführen der 12 arab. Schimmel hengste von Hrn, Franz Renz. Auftreten der renommirten Luftkünstlerinnen Geschw. Castagna. Schulquadrille. Auftreten der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager, sowie der vorzügl. Reitkuͤnstlerinnen im, e 8

onnabend: roße Benefiz⸗Vorstellung für den beliebten Clown Ch. Godleweky unter Mil enn von sämmtl. Clowns der Gesellschaft.

Sonntag: 2 Voistellungen.

Verehelicht:

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna Sames mit Hrn. Chemiker

Otto Heydorn (Neuwied). Frl. Klara Kornau mit Hrn. Kaufmann Roberr Tiesler (Oels). Frl. Anna Nöldeke mit Hrn. Dr. med. W. Knoke (Hildesheim). Frl. Martha Schrimpel mit Hrn. Friedrich Giesche (Reichenbach —-Schweidnitz). Frl. Johanna Brenning mit Hrn. Wilhelm Sch el (Doberan —-Rachow). .

r. Paul Merker mit Frl. Susanna Duderstädt (Chemnitz. Hr. Herm. Michaelis mit Frl. Hedwig Weber (Altenburg). Hr. Paul Hartig mit Frl. Anna Wolf (Leipzig).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Grafen Praschma

(Schloß Falkenberg .- S. ). Hrn. Rechtsanwalt W. Krull (Güstrow). Hrn. Roßarzt Max Tempel (Dresden). Hrn. Otto Broschmann (Forst i. d. Lausitzz. Hrn. Oskar Welcker (Chemnitz Hrn. Hermann Horn (Hannover). Hrn. W. Wittstoct (Lübeck). Hrn. Otto Steinmeister (Köln). Hrn. Anton Rofinv (Duisburg) Hrn. Oskar Cramer (Köln) Cine Tochter: Hrn. Dr. Julius Koeler (Berlin. Hrn. Fabrikbesttzer Ṕul Hiaruy (Berlin). Hrn. Regierungs ˖Baumeister Arnhold (Kreuzberg, O. S). Hrn. Arthur Jänichen (Mailand). 8 Oskar Anschütz (Brezlau). Hrn, Robert

esch (Leipzig). Hrn. Karl Froeblich (Ober⸗ Langenbielau).

Gestorben: Hr. Professor Karl Kübler (Heil

bronn). Hr. Rittergutsbesitzer Theodor von Unruh (Ober⸗-Töschwitz). Hr. Heinrich Freihert v. Beust (Schandau). Hr. Kaufmann Franz

Weimar (Schwerin). Hr. Professor Dr. Karl Uth (Wiesbaden). Hr. Karl Hielscher (Münster ˖ berg) Hr. Jaspektor Cornehls (Friedrichs moor) Hr. Maurermeister Th. Bornekam (Euckenwalde) Frau Mathilde Grabow, geb. Rettig (Berlin).

Berlin: Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag?⸗

Redacteur: Dr. H. Klee. Verlag der Expedition (Scholy.

Anstalt, Berlin SW. , Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen seinschließlich Börsen⸗ Beilage),

und das Verzeichniß der gekündigten Schuld⸗

briefe des Bremenschen ritterschaftlichen Credit⸗ Vereins.

Er st e Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 71.

Berlin, Donnerstag, den 20. März

Dentsches Reich. Zuckermengen,

welche in der Zeit vom 1. bis 15. März 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden find.

[Uo: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens

90 Proz. Polarisation.

7il: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,

sogena nnte Crystals ꝛc.

712: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene iht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in

Krystall⸗ Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation.

Mit dem Anspruch auf Steuervergütung Aus ; x e,. öffentlichen Niederlagen wurden abgefertigt 1 . ö 6 . ö. . amtlichem erschluß wurden ö er , m, e, ki bene. ; iche Nie in den freien Verkehr bezw. zur unmittelbaren Ausfuhr Peiwatuscberlghe. unter atnt= ng . ug fer t Verwaltungs⸗Bezirke. lichem Mitverschluß J H JJ ö Ke.. kg. rg J Preußen. k . 400 000 400 000 1. . 41631 355 13 Brandenburg. . J GJ . ö. . Pommern. 1008046 704 246 7 6548 100 005 152662 46 . 1 //) 14848 14 880 M W . Hdd 100 000 81 713 848375 47 912 300 105 „Sachsen, einschl. der schwarzb. . . ö Unterherrschaften. K 2230779 4825 491 172440 1608510 1239811. 153 620 1728796 22788 228070 . Schleswig⸗Holstein. 42 095 109 601 21 035 175 651 9 900 1080000 . Dannover . 4041 591 230 000 400 000 J ; . Westfalen. 2183 ß 630 J . Rheinland. 361 100 252571 2139 100 000 116400 630 WM . Sa. Preußen . 7997 2651 6 220 653 618 021 2639 dor 2 607 058 211 432 4139 370 22 788 228070 R 2 587 309 662 1605948 299 938 G dM 6391 H JJ J, k J )) 208 800 K 25 . . . k , wN 100 0065 ö d . 383 778 1089 009 48101 K 490 000 J , / J . J . JJ w . w . 1669 K 86e Q Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet. 17 992 315 7759792 729 756 4345 S08 2613 õ8d 211 432 4929 3068 22788 228070 Hierzu in der Zeit vom 1. August 1889 / bis 28. Februar 1890 1) ... . 174319 M22 314 897 6737 638 218093260 16 040 337 2367 54619 599 413 532 280 666 586 Zusammen 192 311 334 89 o74 689 7 467 394222439068 18 653 3895 2578 978124528 721 555 088 894 656 In demselben Zeitraum des Vorjahres . Rol 056 376 79 Sbb 477 11 256 841 17150143915 442 804 2326 128136 035 337 725 519 178 832

1) Die Abweichungen von der zuletzt veröffentlichten Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.

Kaiserliches Statistisches Amt. Becker.

Berlin, im März 1890.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (32.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Fortsetzung der zweiten Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unter— richts⸗ und w

Beim Kapitel 116 „Katholische Geistliche und Kirchen“ bittet der Abg. Dr. Lotichius den Minister, durch eine Ab— lösung der Patronatslasten und eine entsprechende Subvention die katholische Kirchengemeinde in Nieder-Lahnstein in die Lage zu setzen, ein neues Pfarrhaus zu errichten.

!. 6 der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von oßpler:

Meine Herren! Ich habe versucht, nachdem der Herr Vorredner die Güte gehabt hat, mich vor einigen Stunden darüber zu ver— ständigen, welche Angelegenheit er zur Sprache bringen würde, mich Über dieselbe zu unterrichten. Die Angelegenheit schwebt noch beim Ministerium; ich habe die Sache noch nicht kennen gelernt, sie ist noch, nicht entschieden. Was meinem Kommissar bekannt ist, ist Folgendes: Es herrscht Streit darüber, ob das gegenwärtige Pfarrhaus noch erhaltungswürdig ist oder nicht. Wie ich höre, ist sogar ein Ministerialtechniker im vorigen Jahre dagewesen und hat gesagt, ebenso wie seine beiden Provinzialkollegen: es ist möglich, das Gebäude noch zu erhalten. Die Gemeinde sagt aber; das Haus kann nicht erhalten werden, wir wollen neu bauen. In Folge dessen hat die Gemeinde die Ablösung der Patconatslasten in Anregung gebracht, wie ich höre. Augenblicklich ist mein technisches Bureau damit be⸗ schäftigt, den Werth der Patronatslasten zu berechnen. Wenn das geschehen ist, werde ich sehen, was aus den Ansprüchen der Gemeinde zu machen ist. Uebrigens gehört die Sache zu Kap. 124 Tit. 1; ich habe aber kein Bedenken, diese Erklärung hier abzugeben,

Abg. Lieber; danke dem Abg. Lotichius, daß er diese seit Jahren schwebende Angelegenheit in Fluß gebracht at. Wenn der Minister das katholische Pfarrhaus in Nieder⸗ ahnstein sähe, so würde er die technischen Gutachten mit einem Hauch über den Haufen werfen. Das Pfarrhaus ist nicht einmal für eine Hundehütte gut genug, geschweige für einen Pfarrer.

Abg. Berger: Der Zustand des Pfarrhauses ist in der ö. erbärmlich und miserabel. Das Haus ist wohl weniger erhaltungswürdig, als , wie etwa das Stück eines Rockes, den man zu dreiviertel neu herstellen läßt.

Die Abgg. Freiherr von Huene und von Strombeck haben zu diesem Kapitel folgenden Antrag eingebracht:

* Staatsregierung zu ersuchen: 1) Ermittelungen darüber anzuftellen, ob und welche katholische Seelsorgestellen, deren Unter⸗ haltung von der Staatsregierung auf Grund rechtlicher Verpflich⸗ tungen geleistet wird, zur Zeit ihren Inhabern ein standes gemäßes Einkommen nicht gewaͤhren; 2) eventuell im nächstjährigen Etat durch entsprechende Erhöhung des in Kap. 116 ausgeworfenen Fonds die 6 zur Aufbesserung ungenügenden Stelleneinkommens zu gewahren. ; —⸗ Abg. von Strombeck: Die Nothlage eines nicht ge—

ringen Theiles des katholischen Klerus ist veranlaßt durch die

Säkularisirung des Kirchenvermögens nach der Reformation. Ich will aus dieser Säkularisirung nicht juristische Rechts⸗ ansprüche herleiten, obwohl ich nicht anerkenne, daß überhaupt solche Rechtsansprüche für die katholische Kirche nicht herzuleiten sind. Soviel steht aber fest, daß die evangelische Kirche in späterer Zeit vom Staat besser bedacht worden ist als die katho—⸗ lische. (Redner sucht dies im Einzelnen durch einen Rück— blick auf die Geschichte der Säkularisation nachzuweisen) Es ist vorgekommen, daß die Erträgnisse katholischer Güter für evangelische Kirchenzwecke verwendet worden sind. Der gegen— wärtige Etat enthält 28 Forderungen für evangelische Stellen, nur eine einzige für eine katholische Gemeinde, ein Hundertstel von dem, was für die evangelischen Gemeinden gefordert wird. Die Nothlage der katholischen Geistlichen sei an folgendem eklatanten Fall illustrirt. Im Regie⸗ rungsbezirk Erfurt erhält ein Kaplan neben freier Wohnung 600 Sc, im Ganzen, wenn man noch die Ein— nahmen aus den Meßfundationen u. s. w. hinzuzieht, 29 6 Davon soll der betreffende Herr standesgemäß leben. Ich frage Sie, erhält in ganz Preußen ein evangelischer Geistlicher ein so geringes Gehalt? Der Herr hat sich an die Regierung gewendet und den Bescheid erhalten, daß Mittel zu einer Ünterstützung nicht vorhanden seien. Nun meine ich, daß die schlecht dotirten katholischen Geistlichen umsomehr eine Gehalts⸗ verbesserung verdienen, als sie sich trotz der Wunden des Kulturkampfes als die beste Schutzwehr gegen die Bestrebungen der Sozialdemokratie erwiesen haben. . . ö der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von o ßler: ö

Meine Herren! In den Ausführungen des geehrten Herrn Vor ˖ redners spielte die Erörterung eines Spezlalfalles eine besondere Rolle. Ich habe aus dem Vortrage nicht entnehmen können, was das Wesentliche sein würde, ob rieser Lokalvikar unterhalten werden muß von der Regierung auf rechtlicher Verpflichtung, oder ob es sich dabei um einen Bedürfnißzuschuß handelt. Im letzteren Fall, meine Herren, wird der Bescheid der Regierung wohl richtig sein; denn der Srfurter Kirchen, und Schulfonds' ift in Folge des Zinsrückganges allmahlich insuffizient geworden. Wir sind deshalb im letzten Jahre schon ge⸗ nöthigt gewesen, den sogenannten Kapitalansammlungsfonds, der übrigens wester nichts ift als ein Fonds zur Bestreitung größerer Bauten auf den Gütern des Fonds, im Etat zu streichen und wir müffen froh sein, wenn wir die etattzmäßigen Verpflichtungen aus diesem Fonds erfüllen können. Aber ich bin dem Herrn Vorredner h , . er mir sein Material zuführt, wie er es in Aus 1 este at. 1

C Wichtigste nun, was ich hier berühren möchte, ist, daß ich der Anschanung entgegentreten muß, als ob die sogenannte Geschlossen. heit der Dotation der katholischen Kirche auf die hier besprochenen Fälle Anwendung fände. Wir haben nach Maßgabe der Verpflichtung, weiche bei den Säcularisassonen der Fiskus übernommen hat, wieder bolt eine Ausdehnung der Zuschüsse. die hier etatisirt sind, eintreten lashen. Wie Sie aus den früberen Ctatz ersehen werden, namentlich aus der Zeit vor 1577/75, sind vielfach auch für die Seel sorgezwecke im Wege der Neu⸗ bewilligungen bier Summen eingestellt worden. Ich habe nun

1890.

und das erklärt vielleicht die scheinbare Disparität zwischen den Kapiteln 11 und 113 im Laufe des letzten Jahres Anträge, welche von katholischer Seite an mich herangebracht worden sind, möglichst innerhalb meines Ressorts zu erledigen gesucht,

. in der Weise, daß ich dasjenige Geld, welches die betreffenden Gemeinden und geistlichen Oberen wünschten, aus Fonds, die zur Verfügung standen, gewährt habe. Dazu bietet ein Fonds augenblicklich noch Gelegenheit, über den wir später unẽ unterhalten werden, die Ersparnisse bei dem Fonds Kapitel 124 Tit. 2, welche ich zu Unterstützungen verwenden kann. Damit die Herren überzeugt werden, daß ich ebenso, wie ich hier im Wege der Anmeldung den Eyvangelischen gegenüber entgegengekommen bin, so im Wege der thatsächlichen Befriedigung des Bedürfnisses den Interessen der Katholiken gerecht zu werden mich bemüht habe, will ich einige Namen mittheilen. ;

Ein Fall von Alt⸗Schottland im Regierungsbezirk Danzig konnte nicht zum Etat angemeldet werden, wie ich es wünschte, weil der Antrag Der Regierung verspätet einging; ich konnte an den Herrn Finanz⸗Minister innerhalb der feststehenden Frist eine Anmeldung nicht mehr machen. Außerdem war der Antrag nicht substanziirt und die Regierung ist angewiesen worden, eine neue, substanziirte Auf⸗ stellung einzureichen.

In Moessinghausen hat es zwar nicht genehmigt werden können, daß ein aus dem Rhyner'schen Fonds gezahltes Gehalt von 150 6 auf 6090 M erhöht werden sollte, wohl aber ist der Gemeinde mitgetheilt worden, daß ihr eine außerordentliche Unterstützung in dem⸗ selben Betrage zugeführt werden solle, um ihre Bedürfnisse den Geist—⸗ lichen gegenüber zu befriedigen.

In Oberschledorn ist auf Antrag für den Vikar ein Zuschuß von

300 gewährt worden.

In Schwerte, Regierungsbezirk Arnsberg, ist es zwar nicht möglich gewesen, den gewünschten Betrag von 11816 für den laufenden Etat einzustellen; dagegen ist dem Pfarrer auf drei Jahre eine Unter stützung in gleichem Betrage ohne Weiteres bewilligt worden.

Ja Lünen ist, dem Antrag der Interessenten entsprechend, der bisher mit 660 M aus dem Rhhyner'schen Fonds gezahlte Betrag auf die neu zu bildende Pfarrei übertragen worden.

In Burgsteinfurth ist der mit 450 S6 vergleichsweise bewilligte Zuschuß dem Antrag entsprechend auf 660 M erhöht und auf 15 Jahre bewilligt worden.

In Wetter ist der für die neu zu bildende Pfarrei nöthige Zu— schuß von 632 zum Pfarrgehalte zugesichert, falls die Betheiligten die Kongrua nicht beschaffen können.

. Spießen ist der Betrag von 600 M bis 1892 weiter be⸗ willigt.

In Krefeld waren für die neue Josephspfarrei 1200 als Staats pfarrgehalt erbeten. Die Anmeldung war zu spät eingegangen; die Bewilligung ist für den nächsten Etat in Aussicht gestellt und ein neuer Antrag anheimgegeben.

In Neuwied sind für zwei Kapläne 400 bezw. 362 M bewilligt.

In Linz ist der bis 1889 bewilligte Zuschuß auf drei Jahre verlängert. .

In Altenkessel hat das Gehalt des Pfarrers von 849 M von 1573 bis 1886 auf dem Etat gestanden, weil der Fonds der 90 000 4 zur Verbesserung der Lage der Geistlichen nicht die Mittel bot. 1886 war dies nicht mehr der Fall und das Gehalt wurde als persönlicher Zuschuß gegeben. Demgemäß ist auch der Pfarrer im vorigen Jahre beschieden worden.

Ich führe die Fälle nur an, meine Herren, weil ich in der Presse gelesen habe, daß aus der Thatsache, daß bei Kapitel 115 Anmel⸗ dungen keine Berücksichtigung gefunden haben, falsche Schlüsse gezogen worden sind. Sie werden daraus ersehen, daß die Staatsregierung bereit ist, auch bei Kapitel 116 Etatsanmeldungen zu bewirken, soweit nicht auf einfachere, leichtere Weise ge⸗ holfen werden kann; dann greife ich eben auf andere Fonds zurück, wenn sich die Mittel dazu darbieten.

Was den Antrag der Herren von Huene und von Strombeck an⸗ betrifft, so bin ich ganz außer Stande, augenblicklich Tie Tragweite desselben zu übersehen. Im Allgemeinen liegt die Sache bei uns so, daß, wenn bei den Säkularisationen der Staat sowobl gegen die evangelische wie gegen die katholische Kirche die Verpflichtung übernommen hat, für die Unterhaltung der Geistlichen überhaupt zu sorgen, ein Limitum für die Unterhaltung Seitens des Staats in der Regel nicht vorliegt, daß aber in sehr vielen Fällen der Staat auf eine bestimmte Grenze sich festgelegt hat. Die Fragen haben für uns an praktischer Bedeutung dadurch wesentlich verloren, daß wir aus dem Fonds Kapitel 124 Titel 2 nunmehr die Mittel haben, wie ich nachweisen werde, augenblicklich in reichlicher Weise, um den Pfarrern diejenigen Mittel zu gewähren, welche zu ihrer standes⸗ gemäßen Unterhaltung nöthig sind. Ich weiß nicht, ob bei Annahme des Antrags eine große oder geringe Arbeit entsteben würde; ich würde auch glauben, daß möglicherweise praktische Fälle, wie sie hervor⸗ getreten sind, nach erfolgter Prüfung in der von mir angedeuteten Weise befriedigende Erledigung finden können. Aber wenn der Antrag angenommen werden soll, würde wohl das Wort, katholisch zu streichen sein, damit man wenigstens nach beiden Seiten hin gleiches Licht fallen lassen kann. . ; ;

Abg. Graf zu Limb urg-Stirum stellt einen dahin gehenden Antrag und beantragt außerdem, in Nr. 2 des An⸗ krags von Strombeck die Worte „durch entsprechende Erhöhung der im Kap. 116 (für katholische Geistliche) ausgeworfenen Fonds“ zu streichen. . .

Abg. von Eynern: Nicht bloß katholisches, auch evangelisches Kirchengut ist säkularisirt worden, Nach dem west⸗ fälischen Frieden hat die katholifche Kirche das Kirchengut von 600 evangelischen Gemeinden in Schlesien säkularisirt. Wir haben aber die Sachen so zu nehmen, wie sie liegen. Ich erkenne an, daß den Geistlichen die Stellung gewährt werde, die ihnen zukommt, aber nicht nur den Geist— lichen einer Konfession, far , denen aller Konfessionen. Angemessener Weise wird sich die Sache bei dem Fonds zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekennt⸗ nisse erledigen lassen. Aus diesen Gründen bin ich mit den Abänderungsanträgen vollständig einverstanden. Dadurch wird es event. im nächsten Jahre, wenn die Untersuchung erwiesen hat, daß Pfarrstellen ungenügend dotirt sind, möglich, diese aus dem Fonds zur Verbesserung der äußeren Lage der Geist⸗ lichen aller Bekenntnisse höher nn .

Abg. Freiherr von Huene: Ich bin mit dem ersten An— trage des Grafen Limburg-Stirum einverstanden, die Auf⸗ besserung auf beide Konfessionen auszudehnen. Bei dem Fonds zur Verbesserung der Lage der Geistlichen handelt es sich aber nur um vorübergehende Zuschüsse, und zwar um Alters— Cleßen: hier handelt es sich darum, das Einkommen der Stellen zu erhöhen; es soll, wo die Nachforschung ein Bedürfniß ergiebt, eine dauernde Aufbesserung der Stelle eintreten.

. Graf zu Limburg⸗Stirum: Nachdem die Vor— redner sich mit meinen Abänderunganträgen einverstanden er⸗

klärt haben, bleibt mir nur übrig, darauf hinzuweisen, daß

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