aus eigenem Recht begraben werden darf. Polizeilich steyt die Sache so, daß, wenn ein Mensch stirbt, nöthigenfalls auch jede , r e c Gemeinde die Leiche ihres Mitmenschen aufnehmen muß; es ist aber in der That ein Unterschied, ob man auf einem kommunalen Kirchbof begraben wird, aus eigenem Recht, oder auf einem konfessionellen Kirchhof aus Duldung. Das mag für den Todten ziemlich egal sein, aber für die Angehörigen ist es nicht gleichgültig,
Also, ich erkenne an, daß das früher starre Prinzip, soweit mich mein Gedächtniß nicht täuscht, wiederholt verlassen ist.
Die Fälle, welche der Herr Vorredner anführte, kenne ich nicht. Es ist eben gesagt worden: es sind zwei Fälle in neuerer Zeit an⸗ hängig gemacht, die Orte heißen Rurich und Tripsrath. Es sind das diejenigen, die in die Ministerialinstanz gekommen sind, und da bin ich in der Lage, faktisch und rechtlich die Sache nochmals zu prüfen. Ich werde natürlich pflichtgemäß mit dem Herrn Minister des Innern darüber in Verbindung treten. Aber, wie gesagt, in meiner Erinnerung steht es fest, daß erst im Laufe der letzten 10 Jahre eine vom Standpunkt des Herrn Vorredners etwas entgegenkommendere Haltung gezeigt worden ist und ich will versuchen, die Fälle so zu erledigen, daß sie zu weiteren Beschwerden keinen Anlaß geben.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Kiefernraupe. Maikäfer.
Aus Potsdam wird berichtet: Viele Anzeichen schienen dafür zu sprechen, daß die Gefahr, welche in der auffallenden Vermehrung der großen Kiefernraupe während der letzten Jahre den Wald beständen des hiesigen Regierungsbezirks drohte, mehr oder weniger im vorigen Frühjahre beseitigt sei; die im Herbst vorgenommenen Probesammlungen haben jedoch ein gegentheiliges. uner⸗ wartet ungünstiges Ergebniß geliefert. Hiernach ist eine meist erhebliche Vermehrung der. Raupe auch im letzten Jahre festgestellt und die Gefahr drohender als je. Um⸗ fangreichere Vertilgungkmaßregeln durch Anlagen von Leim ringen wurden daher in den bedrohten Beständen und jwar in den Revieren Kummersdorf, Woltersdorf, Kunersdorf, Lehnin, Dipp mannsdorf, Grünaue, Potsdam, Kolpin, Rüdersdorf, Freienwalde, Eberswalde, Biesenthal, Groß⸗Schönebeck. Zehdenick, Reiers dorf, Glambeck, Liebenwalde, Grunewald, Schönwalde, Falkenhagen, Sranienburg, Neuholland, Tegel, Havelberg, Rüthnick, Alt ⸗ Ruppin, k Neu⸗Thümen, Menz, Neuendorf, und Zechlin auf einer
esammtfläche von rund 12500 ha gegen rund 6780 ba im Vorjahre angeordnet. .
Auch im Regierungsbezirk Frankfurt ist die gleiche Beobachtung gemacht worden. Die Annahme, daß die Kalamität des Kiefern⸗ spinnerfraßes den Höhepunkt bereits überschritten habe, hat sich leider nicht bestätigt. Die beim Niedergange gleicher Kalamitäten in früheren Fraßperioden beobachteten gleichen Erscheinungen der Massenvermeh⸗ rung, Verspätung der Flugzeit und Entwickelung, sowie des Auf tretens des Insekles in den jüngeren Kiefernbeständen, kennzeichnen zwar auch das laufende Freßjahr. Indessen haben die Probe— sammlungen zur Feststellung der Anzahl der vorhandenen Raupen Resultate ergeben, welche es schon jetzt wahrscheinlich machen, daß die Maßregeln zur Vertilgung des Insektes, welche sich im Frühjahr 1889 auf 3384 ha erstreckten, im Frühjahr 1890 noch weitere Aus⸗ dehnung werden finden müssen. — Das für 18388 erwartete und dann ausgebliebene Flugjabr des Maikäfers ist im Frühjahr 1839 ein- getreten. Es scheint sonach Tie bisherige Annahme einer vierjährigen Entwickelung des Käfers hinfällig zu sein, vielmehr eine fünfjährige anzunehmen zu sein, da die letzten Flugjahre in die Jahre 1879. 1884 und jetzt 1889 fieler. Ein sichtlicher Schaden des dreijährigen Fraßes war nicht wahrjunehmen.
Der im Dram burger Kreise gegründete landwirthschaft⸗ liche Kreisverein, welcher bis jetzt 346 Mitglieder zählt, ist der Pommerschen ö6ökonomischen Gesellschaft als Zweigverein beigetreten. Er ift dadurch in die Lage versetzt, an den Staatsprämien, welche dieser Gefellschaft zur Verfügung gestellt sind, Theil zu nehmen und er wird nunmehr zunächst die Errichtung von Bullens:ationen in verschiedenen bäuerlichen Ortschaften vornehmen. Es hat sich außerdem aus der Mitgliederzahl des Dramburger Kreis- vereins im November v. J. auf Grund des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirtbschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 18898, ein landwirthschaftlicher Konsumwerein konstituirt, welcher den Zweck hat, auf Vereinskosten landwirthschaftliche Produkte in größeren Dunantitäten anzuschaffen und dieselben an seine Mitglieder je nach Bedarf abzulassen. Dieser Konsumverein zählt gegenwartig 46, theils dem Großgrundbesitz wbeils dem bäuerlichen Stande angebörige Mit— glieder.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Ouarantänewesen.
Schweden. Arf dem Hofe Patriksckill in der Gemeinde Söndrum der schwedischen Provinz Halland ist der Milzbrand ausgebrochen.
Handel und Gewerbe.
Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schlef. Ztg.“: Ungeachtet der mehr und mehr sich entwickelnden warmen Frübjahrswitterung, welche die Haushaltungen der Stuben ⸗ beizung überhebt, hat im geschäftlichen Verkehr die Nachfrage nach Kohlen aller Sorten keine Veränderung erfahren. Namentlich tritt der Begehr für geringere Sortimente der Preisstellung wegen hervor, zu dessen Befriedigung die Separations ⸗Anstalten der Gruben sich im vollsten Gange befinden. Sollte die warme Witterung die baldige In- betriebfetzung der Ziegeleien und Kalkbrennereien begünstigen, so dürfte die Nachfrage sich noch bedeutend dringlicher gestalten. Auch die Ausfuhr von Kohlen nach dem Auslande hat bisher keine Abminde⸗ rung bemerken lassen. Allerdings ist der dermalige Umfang der Förderung kaum geeignet, der bestehenden Nachfrage Genüge zu thun, da theils wirklichöt Mangel an Arbeitskräften, theils die bereits auf einigen Gruben eingeführte verkürzte Arbeitszeit, endlich auch die Urzulänglichkeit in der Gestellung von Eisenbahnfahrzeugen die Höhe der Förderleistungen wie der Versandtmengen beeinträchtigen; nicht zum geringsten macht sich außerdem die unter den Bergleuten eingeriffene Unregelmäßigkeit im Anfahren bemerkbar, fo daß die Bergwerks verwaltungen nicht im Stande sind, allen diesen Mängeln mit Erfolg entgegenzutreten. Die Kohlenpreise betragen im örtlichen Absatz wie bisher: Stück- und Würfelkohlen 40-45 8, Nußkohlen 36—– 10 3, Kleinkohlen 23 — 28 3. Erbekohlen 2636 — 28 , Staub. koblen = 10 3 per 50 kg ab Grube. — Im Koksmarkt zeigt sich noch immer ein Mangel, welchen die Kokereien trotz angestrengten Betriebes nicht zu beseitigen vermögen. Versuche mit Kohlen der Clecrhasgrube sollen die Backfahigkeit derselben ergeben haben.
— Der Aussichtsrath der Bank für Handel und Indu trie (Darmstädter Bank) beschloß in seiner vorgestrigen Sitzung, die Ver ⸗ theilung einer Dividende von 105 06, , der Generalversammlung vor— zuschlagen. Der Reingewinn des Instituts beziffert sich auf 8576 2d 6 und zwar betrugen: die vereinnahmten Zinsen ö I383 9069 * (gegen 4183 000 M im Porjahre), die Proyisionen L651 00 A (gegen 1 426 000 M), die Gewinne aus börsengängigen fFffekten 91I6 650 46 (gegen 1435 000 AM, die Gewinne aus indu⸗ striellen Unternehmungen 135 0900 6 (gegen 41 (00 M), die Gewinne aus Aktienbetheiligungen 78 000 Æ (gegen 30 000 S), die Gewinne aus Operationen 2372 000 K (gegen 1 185 000 AK), die diversen Eingänge 10 000 M (gegen 11 000 M66), die Valutengewinne 118 000 M (gegen 161000 M), die Erträgnisse der Kommanditen 459 000 6 (gegen 4658 000 MÆ ). — Dagegen beliefen sich die Ge⸗ shaftsun kosten inkl. der gezahlten Provisionen auf 1072 000
egen 834 000 ), die Zinsen auf Depositen und in laufender tchnung auf 1j 707 0065 . (gegen 1327 000 10), die Rückstellungen auf. die Bankgebäude auf 200 909 Æ (gegen
15 000 4; dem Pensionsfonds der Angestellten sollen überwiesen!
werden 20 oo 6 (gegen 10 000 6. — Die Nettobilanz wird sich wie folgt stellen: Börsengängige Effekten 13 383 900 (gegen 10 456 9560 M6), Aktien⸗· und Kapitalbetheiligungen bei industriellen Unternehmungen 1 425 000 M (gegen 1 4534 060 ), disponible Fonds 78 124 000 M (gegen 74 560 000 Mι, darunter ca. 16 000 000 . Reports an der Börfe und ca. 25 666 900 . Reports mit der Kund. schaft. Barleben und Ausstände (einschließlich eines Betrages von 6 771 000 A für Avale) 75 369 000 M (gegen 66 Sb 000 Æ ), wovon 5 276 60660 . unbedeckt, laufende Operationen 20 7o8 Coo M (gegen 11 161 000 A), dauernde Betheiligungen bei anderen Banlgeschãften, 15 Fommanditen 8 756 000 2M (gegen 7 S65 O00 ½). 2) Aktiengesell⸗ schaften 3 266 Cöo0 M (gegen 035 56 AÆ. Mobiliar und Immobilien 5 Z65 Hoh M (gegen 06g ooo AK). — Dagegen beziffert sich das Aktienkapital auf 36 000 000 M (gegen 65 600 06 M), Tratten 29g zöß O56 66, Arale 6774 000 M½, zusammen 35 150 000 A (gegen: Tralten 3 839 600 6, Avale 4798 900 , zusammen Ih oz ood ). Contocorrent · Creditoren 40 772 900 M. gegen 427 266 6656 S6, verzinsliche Depositen mit bestimmter Kündi⸗ gungsfrist 15 720 0 0 (gegen 19 092 9000 4M) die Reserven ĩ7 336 0650 M (gegen 10 533 6b M), die Deleredere⸗Conti S44 0900 (gegen 77 od M), Amortisatlonsconto fur die Bankgebäude Tu 793 000 ι ' (gegen os G50 MA), an noch nicht fälligen Restkaufgeldern und Hypotheken auf die Geschãft immobilien in Berlin werden verschuldet 1 905 000 M — In die Ge⸗ winn · und Berlust⸗Rechnung sind eine Reihe von Ge⸗ schäften nicht inbegriffen, welche am 31. Dezember 1889 ganz oder theilwelfe abgewickelt, aber noch nicht, ab⸗ gerechnet waren; z. B. das Geschaͤft Herne Bochum, die Portugiesische Staats-Anleihe vom Jahre 18838, die Ungarischen Konvertirungs⸗ geschäfte und andere. Es ist ferner eine Coursreseive bon ga. 100 660 dadurch gelegt, daß die vorhandenen Bestände um diesen Betrag niedriger in' die Bilanz eingestellt worden sind, als nach den Bestimmungen des Aktiengesetzes nothwendig war. Auf diese Weife stehen fär das Jahr 155606 ca. 4 Millionen Mark Gewinn⸗ reserve zur Verfügung. .
— In Ter Generalversammlung der Aktionäre der Neuen Dampfer ⸗Eomvagnie zu Stettin wurde der Geschäftsbericht ber das Jahr 18895 vorgetragen; nach demselben beträgt das gefahrene Gewicht der im Jahre 565875 beförderten Güter 75983 09560 Centner und 6165 Paffagiere, gegen 7219 085 Centner und 562 Passagiere in 18538. Es wurden vereinnahmt an Frachten, Passagiergeld, Zinsen und Miethe 3163 136 S4, dagegen verausgabt 2 455 292 6, sodaß ein Reingewinn verbleibt von 767 84 S, der wie folgt verwendet wird: Abschreibungen auf 20 mit 4 351 900 S½Zů zu Buch stehende Dampfer I50 000 „, Abschreibung auf Utensilien und Grundstũcke Soo M, zum Unterstützungsfonds 50009 „bÆ, für im Bau begriffene Reparaturen 65 361 S, zum Kessel · Erneuerung · Conto 70 060 M, zum Affekuranz · Conto to 000 M Es verbleiben dann 338 983 , wovon an Tantismen 38 983 und an Dividende 100j0 — 300 000 gezahlt werden. . ;
— Die Generalversammlung der Lokalbahn ⸗Aktiengesell⸗ scha ft (vormals Krauß u. Co) in München hat die Vertheilung einer Dividende von 6d pro 1889 beschlossen. ᷣ
— In der ordentlichen Generalversammlung der Ascania Chemischen Fabrik zu Leopoldshall Aktiengesellschaft vorm. F. R. Kiefel wurde die Bilanz und das Gewinn und Verlust⸗Contg fowie die Vertheilung einer Dividende von 12 co genehmigt und nach erstattetem Revisionsbericht dem Aufsichtsrath und Vorstand ein⸗ stimmig Decharge ertheilt.
— Der Verwaltungsrath der Brüxer Kohlen⸗Bergbau—⸗ Gesellschaft hat beschlossen, der General ersammlung für das Jahr 1889 nach reichlichsten Abschreibungen und Dotirung des Reservefonds 7 Fl. pro Aktie als Dividende zur Vertheilung vorzuschlagen und circa 60 000 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen. ;
Leipzig, 19. März. (W. T. B) Kammzug:-Termin handel. La Plata. Grundmuster B. Px. März 4,85 M6, pr. April 4,95 6, pr. Mai 45977 S, pr. Juni 495 M, pr. Juli 155 Æ, pr. August 1,95 M½½, vr. September 4,85 „S, pr. Okteber 4,95 S, pr. November 4,92 „, pr. Dezember 4,9273 M Umsatz
65 000 kg. Ruhig.
Wien, 19. März. (W. T. B.) Das ‚Fremdenblatt dementirt die Meldung der Budapester Corr.“, wonach in Ter Frage der Valuta⸗Regulirung keine gemeinsame Valuta⸗Enquete sondern eine doppelte, eine österreichische und eine ungarische tagen solle: die österreichische Regierung habe ihren Standpunkt, wonach eine gemein schaftliche Enquete, entfprechend dem 3 ll- und Handelsbündnisse zur Vorberathung der Valuta⸗Regulirung in Aussicht genemmen wäre, nicht geändert. ; .
London, 19. März. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen ladung angeboten. ; .
Liverpool, 19. März. (W. T. B) Die gestrige Woll⸗ auktion war mäßig besucht, Preise 4 d unter dem letzten Auktions- preis. Angeboten waren 22 555 B., verkauft 4458 B.
Verkehrs ⸗Anftalten.
Hamburg, 19. März. (W. T. B.) Der Postdampfer Rhaetia“ der Hamburg ⸗Amerxikanischen Pacerfabrt= Aktiengesellschaft ist, von New Jork kommend, gestern Abend auf der Elbe eingetroffen. - ;
— 19. März. (W. T. B.) Der Post dampfer Galicia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt Aktiengesell schaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas ein— getroffen. (. .
London, 18. März. (W. T. B). Der Unien-Dampfer Moor“ hat heute auf der Heimreise Madeira passirt.
Mannigfaltiges.
Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehende Letteperein trat gestern im Sitzungssaale des Lettehauses unter dem Vorsitz der Frau Schepeler⸗Lette zur 74. Jabresversammlung zusammen. Der Geschäftsbericht konnte eine ruhige Fortentwickelung des Bestehenden und die Anbahnung neuer Ärbeiten konstatiren. Die bohe Protektorin hat auch im letzten Jahre wiederholt ihr lebhaftes Interesse für das Institut durch Befuch und Gewährung von Freistellen bekundet. Die Zahl der Mitglieder beträgt zur Zeit 1108, 16 mehr wie im Vorjahre, 737 wohnen in Berlin, 122 außerhalb, 249 sind immerwährende Mitglieder. An Beiträgen gingen 9118 , an Legaten 1400 6 ein. Ein weiteres Legat in Höhe von 15 900 , vom Kommerzien Rath Borchardt, gelangt erst nach dem Ableben anderer Erben zur Auszahlung. Die Vorlesungen brachten 17589 (, die Weihnachtsmesse ergab einen Reingewinn ron 5331 M6 Die Schulen des Vereins wurden insgesammt von 1041 Schülerinnen, darunter 577 im Laufe des Jahres neu aufgenommenen, besucht, welche j6418 Kurse belegt hatten. Davon kamen auf die Handelsschule 108. Die Zeichenfchule, welche vom Kultus. Ministertum 3on0 M Zu—⸗ schuß erhielt, zählte 167 Schülerinnen, unter ihnen 116 Hospitantinnen. Handarbeitstebrerinnen wurden 46 ausgebildet. In der Ge= werbeschule waren insgesammt 1373 Kurse belegt, die für Hand ⸗ arbeit von 238, die für Schneidern von As, für Kunsthandarbeit von 263, für Maschinennähen von 183, für Kochen von 172, für . und Spitzenwäsche von 119, für Putz von 118, für
aͤschezuschneiden von 57, für Frisiren von 16 und für Blumen— fabrifation von 3 Schülerinnen. 26 Schülerinnen hatten ganze, 29 halbe Freistellen. Die Einnahme sämmtlicher Schulen betrug 18 148 „ Das Victoriastift wurde von 138 Damen bewohnt. Eine Anzahl junger Damen wurde im Samaxriterdienst aus- gebildet. Im Reftaurant wurden 43 618 vereinnahmt und 43 401 4 herauggabt. Vie Wafch und Plättan stalt wurde zahlreich in An spruch genommen und erzielte bei S556 A Auggaben eine Einnahme von 9f5ös M Das Kunstandarbeits⸗Atelier hatte einen Umsatz von 8832 In der Setzezinnenschule wurden 34 Setze rinnen befchaͤftigt und 23 500 M Lohn gezahlt. Die Haushal⸗
tun 864 chule beherbergte 72 ,, der Stadt nahmen 73 Schülerinnen an den verschiedenen Unterrichtsfächern Theil. Die Zabl der , , wechselte zwischen 70 und 90. Die Einnahmen betrugen 35 6 Der Plan, eine Schule für Buchbinderei und Lederarbeit einzurichten, ist nach Rücksprache mit Fachleuten aufgegeben, weil in dieser Branche nur Fabrikbetrieb rentabel ist. Man will nun die von Fr. Stettiner zur r, gestellten I0 0 4 zur Errichtung einer ph ot ographischen Le ranstalt verwenden. Beim Stellenvermittelungs -Buregu gingen 9800 Briefe ein, abgesandt wurden 10 200 Briefe und Druck sachen. Stellen angemeldet wurden 2363, angeboten 3076, vermittelt 1255. Die Darlehnskgsse gak 41 Darlehne im Betrag von 2915 , der Nähmaschlnenfonds 5 Nähmaschinen. Der zu Ehren der Vor⸗ sitzenden begründete Fonds ift von 8oog MÆ auf 11 000 10 angewachsen und zur Pensionskasse für Lehrerinnen und sonstige An⸗ gestellte des Vereins bestimmt. Durch sämmtliche Kassen gingen ins⸗ gesammt fast 140 000 4
Im Zeughause wird jetzt mit der Aufstellung der Terra cotta-Büsten begonnen, die in den dunkelrothen Medaillon ⸗ Nischen ihren Platz erhalten; ihre Farbe ist gelblich wie die Umrahmung der Nifchen. Aufgestellt sind, dem Berl. Fremdenbl. zufolge, die Büsten der Generale Vogel von Falckenstein, Herwarth von Bitten ⸗ feld und von Brandt.
Potsdam. (Potsd. 3) In der Kaiserlichen Mat rosen— station an der Glienicker Brücke hat heute Vormittag das zur Bedienung der Kaiserlichen Lustschiffe bestimmte Matrosen⸗ Kommando aus Kiel und Wilhelmshaven seinen Einzug gehalten.
ĩ 6 17. Mätz. (Schles. Ztg.) In dem hiesigen alten Piastenschkoß werden in diesem Jahre durch das Königliche Hof⸗ bauamt eine Anzahl Gemächer, welche bestimmt sind, gelegentlich als Kaiserliches Absteige quartier zu dienen, restaurirt. Die Entwürfe find von dem Hof⸗Bauinspektor Gever in Berlin her ⸗ gestellt worden. Die Leitung der Ausführung wird einem Königlichen Regierung ⸗Baumeister anvertraut werden. Das Schloß ist nach einem Brande 1835 von. Schinkel wiederhergestellt worden und Sitz der Regierung. Die beiden gewaltigen Thürme, der runde Hedwigsthurm und der achteckige Petersthurm, stammen aus dem 15. Jahrhundert. Das Hauptportal, welches schon vor einigen Jahren restaurirt wurde, stammt vom Jahre 1533.
Elberfeld, 18. März. (Köln. Ztg). Heute früh war das Anschlußgeleise nach der Neuhaus'schen Fabrik gelegt und damit die Möglichkeit gegeben, die im Wupperbette liegenden Trümmer durch Lokomotiven zu heben. Die Arbeit war nicht leicht. Die Trümmer waren so fest ineinandergekeilt, daß die Versuche oftmals fehl= schlugen; entweder drehten sich die Räder der Maschine schleifend auf dem Geleise oder es platzten die Seile. Dennoch wurden im Laufe des Vermittaas eine Reihe Waggontheile, als Holz, Räder⸗ paare und sonstige Eisentheile, aufs Trockene gebracht. Hunderte von Menschen standen um den Schauplatz herum und sahen den Auf⸗ rãumungsarbeiten zu.
St Johann-Saarbrücken. 16. März. (Köln. Ztg.) Die beiden Schwesterstädte an der Saar werden dem Rheinischen Ulanen⸗-Regiment Nr. 7, welches gegenwärtig in Saarburg in Lothringen steht, zu seinem am 25. d. M. stattfindenden Feste seines 75jährigen Bestehens eine große Bronze büste des General-Feldmarschalls Moltke zum Geschenk. dar⸗ bringen. Däs Regiment bildete bei Beginn des deutsch-französischen Krieges mit einem Bataillon des Hohenzollernschen Füͤsilier⸗ Regiments Nr. 40 die Besatzung dieser Grenzstädte, und dem tapfern Verhalten dieser kleinen Truppe ist es zu danken, daß Saarbrücken und St. Johann in den schweren Tagen vom 2. bis 5. August des Jahres 1870 nicht vom Feinde besetzt worden und vor schwerer Brandfchatzung bewahrt geblieben sind. Bezeichnend für den Geist, der damals unsere Truppen und ihre Führer beseelte, ist eine Devesche, welche Major von Pestel, unter dessen Führung da⸗ mals das genannte Ulanen⸗Regiment stand, auf den Befehl sich zurũck⸗ zuziehen, an den General von Moltke richtete. Die Deresche lautete: „Werde Position unter allen Umständen halten. Bitte um Ver— trauen“ Der Wortlaut dieser Depesche ist neben der Widmung am Fuße der erwähnten Büste eingegraben.
Stuttgart, 15. März. (Frkf. Ztg) Karl von HallÿN berger, der kürzlich verstorbene Verlagsbuchhändler, hat 28 Wohl thätigkeitsanstalten und Vereinen die bedeutende Summe von 105 000 M vermacht.
„Friedrichshafen, 18. März. (Schwäb. Merk) Für das Königliche Schloß wird eine elektrische Beleuchtungs anstalt errichtet, die auch den Hafen, die Schiffswerft, die Ma— schinenwerkstätte, die Bahnböfe, die Räume des Hauptzollamts und des Postamts mit Licht versehen soll. Die Dampfboote sollen durch Akkumulatoren, die am Lande gefüllt werden, ihr Licht bekommen.
Darmstadt. (Darmst. Ztg.) Das Großherzoglich Hessische Feld ⸗Artillerie ⸗Kegim ent Nr. 25 (Großberzog. liches Artillerie Corps) wird in allernächster Zeit ein seltenes Fest begehen; am 6. April blickt es auf ein Jahrhundert eines Bestehens zurück, auf eine mannigfach wechlel volle Geschichte, die aber immer reich an Ruhm und Fhren war. In zahllosen Schlachten bat es mitgekämpft und stets, auch wo ihm das Glück nicht zur Seite stand, doch seiner Fahne und seinem Vaterlande Lob und Achtung ab⸗ zugewinnen gewußt.
Cagliari, 19. März. (W. T. B. Hier herrscht ununter⸗ brochen schlechtes Wetter; im Innern der Provinz sind große Gebiete über schwemmt und etwa 20 Brücken eingestürzt.
Bilbao. Eine Eisenbahn unter Wasser arbeitet seit Kurzem an der spanischen Kü ste unweit Bilbao. Die Brandung ist dort so stark und überdies der Strand so flach, daß die Schiffe nicht heranfahren können, um die Erze der dortigen Bergwerke, die u. A. Krupp in großen Mengen bezieht, an Bord zu nehmen. Man bat daher, wie die naturwissenschaftliche Wochenschrift Prometheus“ berichtet, ein Geleise in das Meer hinein bis zu der Stelle vorgetrieben, wo die Tiefe für die Dampfer ausreicht. Auf diesem Geleise, welches anscheinend keine weitere Befestigung hat, als sein eigenes Gewicht, fährt ein Wagen, welcher ein kel Gerüst trägt. Das Gerüst aber dient einem 2000 Zentner Erze fassenden Wagen als Unterlage, welcher unter Benutzung einer Rinne von der Höhe der Strandfelsen ausgefüllt wird. Alsdann wird das Gerüst los gemacht und es rollt langsam dem Geleise zu., wo die Schiffe vor Anker liegen. Dort wird der Kasten entleert. Sehr sinnreich ist auch die Vorrichtung zur Rückbeförderung des Gerüstes nach erfolgter Ent leerung. An dem das Gerüst tragenden Wagen ist nämlich ein Draht- seil befestigt, welches über eine Rolle zu einer in die Felsen gehauenen abschüssigen Bahn führt. Auf dieser Bahn bewegen sich, an das Drahtseil befestigt. drei Wagen, welche durch ihre Schwere das Gerüst ans Ufer schleppen. Ist der Kasten mit Erz gefüllt, so hat das Gerüst eine solche Schwere, daß es die Wagen wieder hinauf⸗ zieht. Ditse dienen dann zur Verlangsamung der Bewegung des Gerüstes, sonst würde es leicht über das Ende des Geleises hinaus⸗ schießen. Das Gerüst kann selbst bei bewegter See täglich fünfzig Fahrten machen und somit 100 000 Ctr. Erze verladen.
Sy dn ey, 15. März. (R. B) Während der letzten Tage ist in Neu⸗Südwales starker Regen gefallen, welcher namentlich in den Küstendistrikten große Ueberschwemm ungen verursachte. Der angerichtete Schaden ist riesenhaft und es werden auch viele Unfãälle berichtet.
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Zweite Beilage
zum Deusscchen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 71.
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Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus dem westfälischen Koblenrevier wird der Köln. Ztg. unter dem 19. März geschrieben: Daß die besseren Berg⸗ leute des ewigen Persammlungstreibens, der fortwährenden Hetzereien müde sind, ergiebt sich zur Genüge aus dem schwachen Bejuch der Versamm lungen einzelner Belegschaften, welche der Vorstand des Bergarbeiter ⸗Verbandes angeordnet hatte, um die Forderungen an die Zechen zu stellen. Nach einem Bericht der Dortm. Zig. aus Dorstfeld sind in der Versammlung für die 806 Mann betragende Belegschaft der Zeche Dorstfeld nur eima 69 Mann anwesend gewesen. Diese sechszig waren noch nicht einmal einig darüber, welche Forderungen man an die Zechenverwaltung stellen solle, da zugegeben werden mußte, daß dieselbe angemessene Löhne zahle. Hierbei ist zu bederken, daß Dorstfeld das Arbeitsfeld des ehemaligen Kagiserdevu⸗ tirten August Siegel ist. Zu der Belegschafts⸗Versammlung der Zeche Hanfa waren von über 600 Arbeitern nur 39 er. schienen. Von der großen Belegschaft der Zechen Germania 1 und II haben allerdings 200 Mann sich an der Versammlung be⸗ tbeiligt. In jener Versammlung ergriff der Verband ⸗Vorsitzende Bunte das Wort, um die vom Verbande gestellten Forderungen zu vertheidigen. Ein Theil der Anwesenden war aber so wenig mit dem Redner cinverstanden, daß sich ein großer Lärm erhob und der Vor fitzende die Versammlung schließen mußte, um der polizeilichen. Auf⸗ löfung vorzubeugen. — Wenn die Zechen, bemerkt das Blatt schließlich, in der Weife fortfahren, daß sie die Löhne beim Steigen der Koblen⸗ preise erböhen, dann werden die gesammten Führer und Hetzer schließ lich nur für sich selbst Versammlungen abbalten können. .
Wie das Braunschweiger Tgbl. berichtet, ist am Dienstag in den Sraunkoblengruben „Prinz Wil belm“ und „Nord- fchacht‘ bei Frellstedt, durch fremde Arbeiter veranlaßt, ein Aus stand ausgebrochen, welchem sich jedoch nicht, alle einheimischen Ar= beiter angefschloffen haben. Die Ruhe war bis gestern nicht gestört. Der Vorsicht wegen sind 20 Gendarmen hinbeordert worden.
Die gestern erwähnte Erklärung der Kommission der ver— einigten Rie mendrehereibesitzer in Barmen lautet voll⸗ ständig: ‚Der von den vereinigten Riemendrehereibesitzern gefaßte Beschluß, bei fortdauerndem Austande der Gesellen am 21. d. die Betriebe zu schließen, wird am nächsten Freitag zur Ausführung kommen, wenn unsere früheren Arbeiter sich noch länger der SGinsicht verschließen, daß ihre Forderungen ungerechtfertigt und für uns unannehmbar sind. Da die Betriebssperre neben den ausstehenden Arbeitern auch diejenigen trifft, welche sich an dem Ausstande nicht betheiligt und in rubiger Arbeit das gute Ver⸗ bältnitz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufrecht ge— balten haben, so erklären wir ausdrücklich, daß diese unsere Maßregel nur einen Akt der Nothwehr darstellt, durch welchen allein wir uns gegen Vergewaltigung schützen können. Die schwere Verantwortlichkeit, ungefähr 1800 ruhige Ar ⸗ beiter brotlos gemacht zu haben, fällt daher ganz auf die⸗ jenigen, welche unser letztes Wort zum Frieden nicht hören wollen. Seit dem vorigen Frühjahr ist der Wochenlohn der Aufpasser auf 18 6 erhöht, die tägliche Arbeitszeit ist jetzt allgemein auf 11 Stunden festgesetzt wordeg. Dieselbe ist im Hinblick auf die leichte,
keine bedeutende körperliche Anstrengung erfordernde Beschäftignng der
Aufpasser wahrlich nicht zu lang bemessen. Die Verkürzung der Arbeits zeit um eine bis zwei Stunden an Sonnabenden ist beibehalten worden. In den letzten Jahren sind viele Riemendrehereibesitzer bemüht gewesen, durch Schaffung großer, heller und luftiger Arbeitẽ⸗ räume die Gefundheit der Arbeiter zu fördern. Die Krankenkassen, Unfall versicherungs / und Altersversorgungs ˖ Gesetze legen den Arbeitgebern große, dauernde Lasten auf, die indessen gern getragen werden, wenn diese Wohlfahrtseinrichtungen die Anerkennung der Arbeiter finden und Zufrie⸗ denheit bei denselben fchaffen. Weitaus die meisten Riemerdrehergesellen unseres Thales sind auch vollkommen zufrieden; die ver hãltnißmã ßig kleine Zabl der Ausstehenden ist theils durch Drohungen eingeschüchtert, theils durch aufreizende Reden verbetzt worden. An sie richten wir nochmals die Aufforderung, die Arbeit wieder aufzunehmen; die gut⸗ gesinnten Arbeiter aber mögen ihren Einfluß bei den ausstehenden Genossen geltend machen, damit uns die Maßregel der Betriebs sperre erspart bleibe. Barmen, den 17. März 18980. Die Kommission der
Berlin, Donnerstag, den 20. März
1890.
vereinigten Riemendrehereibesitzer: gez. Kaiser u. Dicke, Molineus u. Münz. Gebr. Rittershaus, Robert Weppler.
Aus dem Kreise Dannenberg schreibt man dem „Hann. Cour.“ unter dem 17. d. M.: Im Freise Dannenberg baben sich, wie wir hören. die Bewohner mehrerer Ortschaften zu folgenden Beschlüssen vereinigt: 1) Wir verpflichten uns, denjenigen Perfonen. welche sozialdemokratische Ziele verfolgen, keine Arbeit zu geben, seien es nun Schufter oder Schneider, Tagelöhner oder was sonst für Personen; 2) wir arbeiten ibnen nichts mit Gespannen, sie mögen uns zahlen dafür, was sie wollen; 3) wenn irgend möglich, geben wir ihnen keine Wohnung, Land und keine Wiesen in Pacht; 4) bei allen öffentlichen Arbeiten und Unter nehmungen verhindern wir, wenn möglich, ihre Tbeilnahme oder Konkurrenz, und zwar aus dem Grunde, weil ihr Bestreben nicht nur auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung abzielt, sondern auch, weil sie uns in unserer Existenz bedrohen, denn das haben die Wahl⸗ und Wäühlreden doch genügend bewiesen, daß die Sozial demokratie darauf hinzielt.
In Leipzig beschlossen die Töpfer in einer öffentlichen Ver sammlung am .d. M., den vermuthlich Ende Mai d. J. in München stattfindenden 6. Kongreß der Töpfergehülfen Deutsschlands durch einen Delegirten zu beschicken. — In einer zu gleicher Zeit abgebaltenen öffentlichen Ver— sammlung der Sattlergehülfen wurde bekannt ge⸗— geben, daß die Sattlerinnung die gestellten Forderungen der Gebülfen, zehnstündige Arbeitszeit und einen Minimallohn von 15 ½ in der Woche, genehmigt hat, und von dem Tage an ge— währen will, an welchem die Gehülfen die Genehmigung der Nicht innungsmeister und Fabrikanten zu eben diefen Beschlüssen beibringen.
Der „Madb. Ztg.“ entnehmen wir folgende Correspondenz aus Thüringen: Der in Sonneherg bestehende Fach verein der Spielwaaren⸗Arbeirer beschäftigt sich zwar grundsätzlich nicht mit politischen Fragen, doch bat er eine Verleugnung seiner Lebens. interessen in der Nichtbeachtung der Initiative des Kaisers in der Arbeiterschutzfrage zu erkennen geglaubt und sich daher für verpflichtet erachtet, zu derselben durch folgende Resolution Stellung zu nehmen: ‚Der Fachverein der Spielwaarenarbeiter für Sonneberg und Umgegend begruͤktt die Initiative Sr. Majestä: des Deut schen Kaisers in Betreff der Arbeiterschutzgesetzzebung auf das Freu— digste und hofft von dem energischen Vorgehen Sr. Majestät sowie durch die angebahnten internatianalen Vereinbarungen das Beste für die arbeitenden Klassen. — Diese Resolution soll anderen deutschen Fachvereinen mit der Aufforderung zugehen, die Arbeiter⸗ schutzfrage ebenfalls in Berathung zu ziehen und sich über dieselbe zu ãußern.
In Magde burg hat sich in einer öffentlichen Versammlung,
in welcher der Baumeister a. D. Keßler sprach, ein Fachwerein
der Stuckateure gebildet.
In Braunschweig bestand, wie wir der „Köln. Ztg.“ ent— nehmen, seit fast 13 Jahren ein Ausstand der Former, der da— durch bervorgerufen wurde, daß dieselben das Verlangen stellten, die Fabrikanten sollten nur solche Arbeiter beschäftigen, welche ibnen durch das Arbeitsnachweisebureau der Former zugewiesen würden. Dieses Ansinnen wiesen die Fabrikanten zurück. Jetzt ist nun der Auestand durch Vergleich erledigt worden, indem ein gemeinsames Arbeitsnachweisebureau errichtet und an dessen Spitze ein Mann gestellt wird, welcher weder zu den Fabrikanten, noch zu den Formern in näherer Beziehung steht.
In der Berlin⸗-Neuendorfer Aktien-Spinnerei zu Neuendorf bei Pots dam ist, der ‚Volks-⸗Ztg.“ zufolge, am Montag Mittag ein umfangreicher Strike ausgebrochen.
Hier in Berlin wurden, wie die Voss. Ztg. berichtet, die Forderungen der bei der Schäftefabrikation beschäftigten Ar ⸗ beiter und Arbeiterinnen, die kürzlich in einen Aus st and eingetreten sind, von 35 Fabrikanten, darunter mehreren großen Arbeitgebern, bewilligt. — Der Ausstand der Zimmerleute auf dem Reichs tagsbau hat nur kurze Zeit gedauert. Gestern früb haben die Arbeiter zu den alten Bedingungen die Arbeit wieder auf— genommen. — Die Tischlergesellen Berlins hielten am Dienstag eine Versammlung, in welcher zur Lohnbewegung berichtet wurde, daß zur Zeit nur ungefähr 4000 von den rund 20 000 Tischler⸗
gesellen Berlins der Fachvereinigung angehören. Man habe bei einem etwaigen Ausstand auf Unterstützungen von außerhalb wenig zu rechnen, weil bereits in 33 Städten Deutschlands die Tischler erklãrt hätten, noch in diesem Jahre eine Lohnbewegung beginnen zu wollen. Sollte es bier in Berlin zu Forderungen kommen, so werde man eine Sz stündige Arbeitszeit, eine Minde bschlagszahlung von 20 0 wöchentlich, Beseitigung aller Ueberstunden und Sonntags ⸗ arbeit, sowie Abschaffung der willkürlichen Werkstattordnungen ver- langen müssen. Die Versammlung nahm eine Resolution an, nach welcher nur dann mit einem Ausstand vorgegangen werden soll, wenn bis zum 1. Mai mindestens 10000 Tischler dem Fachverein angehõren. Aus London meldet . W. T. B.“ vom gestrigen Tage: In Folge des Bergarbeiterstrikes befinden sich gegenwärfig 100 Waggons Fohlen in London. Heute sind' nur zwei Koblenzůge aus dem Norden hier eingetroffen. Man befürchtet, das der Koblen⸗ vorrath nur bis zum Sonnabend reichen werde. — Die Londoner „Allg. Corr.“ schreibt über demelben Gegenstand: Der Massen⸗ ausstand der Kohlengrubenarbeiter hat in ganz England und Wales eine Kohlennoth und Koblentheuerung erzeugt, die in fast jedem Haushalt und vielen Fabriken sehr empfindlich verspürt werden. Die Kohlenhändler haben die Preise um * bis 5 Schillinge pro Tonne aufgeschlagen, in Folge dessen muß die ärmere Bevölkerung sich große Einschränkungen auferlegen. Von der Kohlennoth ist die Baumwollindustrie in Lancashire besonders hart betroffen. In Accrington und Hakslingden feiern mehrere Tausend Webestühle, und wenn der Aus. stand nicht bald ein Ende findet, werden die meisten Fa⸗ briken den Betrieb gänzlich einstellen müssen. Schon jetzt werden altes Holz sowie Abfälle verschiedener Art als Heizmaterial verwendet. Viele Eisenbahnverwaltungen beizen nicht länger die Wartezimmer und hier und da wird die Gaszufuhr eingeschränkt. Ob der Strike von langer oder kurzer Dauer sein wird, läßt sich noch nicht beurtheilen. Die kleineren Grubenbesitzer machen ihren Arbeitern Konzessionen, aber die großen Firmen sind anscheinend zum Aushalten entschlossen.
Der Ausstand der Dockgrbeiter in Liperpool ist dem Wesen nach beendet. Eine große Zahl der Strikenden nehmen die Arbeit wieder auf.
„Die wirthschaftliche Bewegung von Handel und Industrie in Deutschland während des Zeitraums ö 15384 1856. ist der Titel eines Werkes, welches von dem General⸗Sekretariat des deutschen Handelstages im Verlage der Königlichen Hof. Buchbandlung von E. S. Mittler u. Sohn als Fortsetzung des Werkes: Das deutsche Wirthschafts jahr‘, Jahrgänge 1880, 1831, 1882 und 1883, herausgegeben wird und von welchem die beiden ersten Bände in wenigen Tagen erscheinen werden. Wie
das „Wirthschaftsjahr‘ so hat sich auch das jetzt angekündigte um
fangreiche Werk die Aufgabe gestellt, auf Grund des in den Jahresberichten der deutschen Handelskammern, kanfmännischen Korporationen, und wirthschaftlichen Vereine enthaltenen thatsäch⸗ lichen Materials über die Lage der einzelnen Jndustrie⸗ und Handelszweige ein Bild von der wirthschaftlichen Thätigkeit des deutschen Volks in dem Jahrfünft 1884— 1588 zu geben. Die demnächst zur Ausgabe gelangenden ersten beiden Bände dieses Werkes enthalten folgende Hauptabschnitte: J. Das deutsche Wirth⸗ schaftsgebiet und seine Verkehrsverhältnisse. II. Die allgemeine Lage von Handel und Industrie. III. Robprodukte der Landwirthschaft und Fabrikate aus derselben. IV. Animalische Robprodukte und Fabrikate. Kolonial⸗ und Materialwaaren. oö. Industrie der Steine und Erden, Glas, Thonwagren,. Bernstein. VI. Die Montan industrie. VII. Die chemische Industrie. Die beiden Schlußbände werden enthalten: VIII. Die Textil⸗Industrie IX. Rohstoffe und Fabrikate der Papier⸗Industrie. X. Rohstoffe und Fabrikate der Leder⸗Industrie. Pelzwerk. XI. Holz und Holjwaaren. Verschiedene Industrien. XII. Die Schiffahrt. XIII. Die Geld, und Kredit⸗ verhäãltnisse.
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1. Steckbriefe und Untersuchunge Sachen.
2. Zwangs vollstreckungen, Aufgebote, Vorlazdyngen u. dergl. 3. Verkäufe, Verpachkungen, Verdingungen X.
(. Berloofung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
5. Kommandit · Gesellschaften auf Aktien u. Aktien · Gesellsch. 8. Berufs · Genossenschaften. .
7. Erwerbs- und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
8. Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken.
9. Verschiedene Bekanntmachungen.
1) Steckbriefe
Brandenburg, geboren daselbst am 20. Fe⸗
Leopoldshöhe, zuletzt daselbst, werden angeklagt, daß
Immanuel Wilbelm Seitter, geboren 4. Februar 1867 in Flacht O.-A. Leonberg, Schmied,
und Untersuchungs⸗Sachen.
72416] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Tischler Bruro Klöber aus Berlin, geboren am 1, Februar 1858 zu Deuben bei Dresden, welcher flüchtig ist, ist in den Akten U. R. II. 51. 30. die Untersuchungshaft wegen Vergehens gegen §. 129 Straf ⸗Gesetzbuchs und §. 19 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 ver⸗ hängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungsgefangniß zu Alt Moabit 11/12 abzuliefern.
Berlin, den 14. März 1890.
Der Untersuchungẽrichter bei dem Königlichen Landgerichte. J.
Beschreibung: Alter 30 Jahre, Größe 166 m, Statur untersetzt, Haare hellblond und kurz ge⸗ schoren, Stirn frei, Bart herunterhängender starker blonder Schnurrbart, Augenbrauen hellblond, Augen graublau, Nase spit, Mund gewöhnlich, Kinn rund, Gesicht rundes volles Gesicht, Gesichtsfarbe blaß, Sprrache deutsch. Besondere Kennzeichen: auffallend schleppender Gang.
Steckbrief Erneuerung. .
Der unterm 30. August 1888 hinter den früheren Bureaugehülfen Johann Clasen aus Oldesloe, geb. 31. August 1854 daselbst, erlassene Steckbrief wird hierdurch erneuert.
Altona, den 7. März 1890.
Der Erste Staatsanwalt.
172113
172412] Offenes Strafvollstreckungs⸗ Ersuchen. Die Heerespflichtigen: .
1) Haustiener Gustav Adolf August Gensch aus Brandenburg, geboren daselbst am 22. Sep⸗ tember 1861, z. It. in Amerika,0
2) Gärtner Karl Gottfried Heinrich aus
bruar 1861, z. Zt. in Amerika,
Hausdiener Johann Friedrich Ernst Franz Willmann aus Brandenburg, geboren da⸗ selbst am 5. Januar 1861, z. Zt. in Amerika,
4) Kaufmann Albert Karl Gustav Paul Leh⸗ mann aus Dom. Brandenburg, geboren da⸗ selbst den 31. Dezember 1860, z. Zt. unbe⸗ kannten Aufenthalts,
5) Fleischer Albert Paul Rohde, aus Dom.
randenburg, geboren daselbst am 7. Oktober 1861, z. Zt. unbekannten Aufenthalts,
6) Reichsangehöriger Karl Franz Adolf Leh⸗ mann, aus Brandenburg, geboren daselbst am 11. August 1862.3. Zt. in Amerika,
7) Tischler Theodor Otto Paul Mittelstädt aus Brandenburg. geboren daselbst am 3. Mai 1862, z. Zt. in Amerika,
sind durch vollstreckbares Urtheil der Strafkammer bei dem Königlichen Amtsgericht zu Brandenburg aH. vom 18. Dezember 1855 wegen Verletzung der Wehrpflicht zu einer Geldstrafe von je 186 , an deren Stelle für je nicht bezahlte 10 4 ein Tag Gefängniß tritt, verurtheilt worden.
Es wird ersucht, von den vorgedachten An— geklagten, wo sie betroffen werden, die Geldstrafe im Wege der Zwangsvollstreckung beizutreiben, im Unvermögensfalle die substituirte , . zu vollstrecken und hierher zu den Strafakten wider Gensch und Genossen M2 53,85 Mittheilung zu machen.
Potsdam, den 13. März 1899.
Der Erste Staatsanwalt beim Königlichen
Landgericht.
72417] Ladung. ; Nr. 4567. Georg Liebert, 36 Jahre alt, Müller von Bermers bach, zuletzt hier,
Johann Jakob Mundweiler, 24 Jahre alt, Schneider von Blansingen, zuletzt daselbst, und
Caspar Feiler, 34 Jahre alt, Schneider von
sie, Georg Liebert und Caspar Feßler als Wehr männer der Landwebr und Johann Jakob Mund⸗ weiler als Ersatzreservist unerlaubt ausgewandert sind. — Uebertretung gegen S. 369 Ziff. 3 R. Str. G.-B. in Verbdg. mit S§. 11 ff. des Ges. vom II. Februar 18538. Dieselben werden auf Anordnung Gr. Amtsgerichts hiet auf Mittwoch, 14. Mai 1890, Vorm. 8 Uhr, zur Hauptverhandlung ge⸗ laden. Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden die ⸗ felben auf Grund der nach 8. 472 Str. Pr.-O. vom Kgl. Bezirkskommando hier ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. ‚. Lörrach, den 11. März 1890. Der Gerichtsschreiber Gr. Amtsgerichts. (L. 8. Appel.
72414] K. Staats anwaltschaft Stuttgart. Vermögensbeschlagnahme.
Durch Beschluß der Strafkammer II. des K Land- gerichts Stuttgart vom 7. März 1890 ist das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen folgender abwesender Wehrpflichtigen: ⸗ .
I) Carl Gottlob Bollinger, geboren 15. Auguft 1867 in Burgstall, O. A. Marbach, Wagner,
2) Carl Auqust Gottlob Herd, geboren 3. März 1868 in Stuttgart, Bäcker,
gegen welche das Hauptverfahren wegen Verleßung der Wehrpflicht eröffnet ist, gemäß ö 149 Abs. 3 St. G. B. und §5§. 326 und 480 St.- P. O. je bis zum Betrage von do0 „S mit Beschlag belegt worden.
Den 17. März 1890. .
Staats anwalt Cleß.
724165] K&. Staats auwaltschaft Stuttgart. Vermögens beschlagnahme.
Durch Beschluß der Strafkammer Il, des Kgl.
Landgerichts Stuttgart vom 4. März 1890 ist das
im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des
Wehrpflichtigen:
gegen welchen das Hauptverfahren wegen 6 der Wehrpflicht eröffnet ist, gemäß 5. 140 Abs. 3 St. G. B. und 55. 328 und 480. e,. bis zum Betrage bon 800 „ mit Beschlag belegt worden. Den 17. März 1890. . Staatsanwalt Cleß. m m m e r ᷣ—VQu᷑, ''', 2) Zwangsvollstreckungen,
Aufgebote, Vorladungen u. dgl. arte Zwangsversteigerung.
Im Wege der Jwangkvollstreckung soll das im Grundbuche von Invalidenhaus Parzellen Band 11 Rr. 402 auf den Namen a. des Schlossermeisters
riedrich Thiele, b. des Schlossermeisterg Robert
hiele, Beide zu Berlin, zu gleichen Antheilen eingetragene, in der Straße II. (Pflugstraße) be legene Grundstück am 12. Mai 1890, Vormit⸗ tags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht — an Gerichtsstelle — Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, lügel G., Erdgeschoß, Zimmer 40, versteigert werden.
asGrundstück ist 16 a 33 am groß und weder zur Grundsteuer noch zur Gebäudesteuer veranlagt. Aus- zug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige o, und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichts⸗ schreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige . von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Debungen oder Kosten, spätestens im Versteig lermin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge- boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger