Ministerium des Innern.
Bekanntm achung.
In Gemäßheit des 8 4, Abs. 1 und 2 der Kreisordnung vom 12. Dezember 1872 erkläre ich hierdurch die Stadi Beuthen OS. aus dem Verbande des Landkreises Beuthen in der Art für ausgeschieden, daß dieselbe vom 1. April d. J. ab einen Stadtkreis bildet.
Berlin, den 21. März 1890.
Der Minister des Innern. Herrfurth.
Kriegs-⸗Ministerium.
Wohlthätig keit.
Aus den für 188990 fälligen Zinsen einer von einem Patrioten gegründeten Stiftung sind nachbenannten 13 Vete⸗ ranen aus den Feldzügen von 1813 15 Geldgeschenke von je 15 4 bewilligt worden. ; .
I) Johann QOrlich in Bürgerdorf, Kreis Rössel,
2 Johann Priedigkeit in Äuxkallnehlen, Insterburg, . : .
3) Kasimir Koza in Woritten bei Biesellen, Kreis Allenstein, ü . —
4 Ehristian Schulz auf Gut Odargau, Kreis i g,
5 Gottlieb Liebenow in Fiddichow, Kreis Greifen.
agen, ; ; . 26 s) Christian Wendt in Kloxin, Kreis Ppritz,
I Adam Müller in Prechlau, Kreis Schlochau
3 Ehrist ian Lange in Alt- Bllawe, Kreis Freiftadt,
8) Gottlieb Wianke in Neuguth, Kreis Lüben (Post⸗ station Gläsersdorf), .
10) Wilhelm Schütz in Warmbrunn Kreis Hirschberg,
115 Ernst Mann in Seitendorf, Kreis Waldenburg in Schlesien, . .
17) Josef Rose in Seitenberg, Kreis Habelschwerdt,
13 Franz Willmann in Arnoldsdorf, Kreis Neisse.
Diese Geschenke werden den Genannten, dem Wunsche des Stifters gemäß, zum 22. März d. J., dem Geburtstage Sr. Majestät des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm J. durch die Militär⸗Pensionskasse portofrei übersandt werden.
Berlin, den 5. März 18990.
Kriegs⸗Ministerium. ; Departement für das Invalidenwesen. von Spitz.
Kreis
Wohlthätig keit.
Aus den für 1889,90 fälligen Zinsen der von dem Kommerzien-⸗Rath Salomon Lachmann in Berlin gegründeten Stiftung sind den nachbenannten Invaliden von 1864, 1866 und 1870,71 Geldgeschenke von je 50 (6 bewilligt worden, nämlich:
15 Karl Hamann in Uderwangen, Kreis Pr. Eylau,
23 Andregs Manfraß in Gr. Kamionken bei Sor— quitten, Kreis Sensburg, . —
3) Casimir Treder in Zwiniarz bei Montowo, Kreis Löbau, . . .
4 Karl Selke in Alt-Järshagen, Kreis Schlawe,
5 Edmund Przybylowicz in Kamin in Westpreußen,
6 Friedrich August Martin Grothe in Wriezen a. O., Gartenstraße 17, Kreis Ober⸗Barnim, -
7 Johann Gottfries Müller in Schwebendorf, Kreis Issterbog⸗Luckenwalde, .
s) Wilhelm Trenks in Guben, Seitwannerstraße 5a, Kreis Guben, . .
9) Gottlieb Christian Römmling in Silstedt bei Minsleben, Haus Nr. 184, . .
10 Karl Friedrich Gol dacker (pensionirter Kasernen⸗ wärter) Wittenberg, Dessauerstraße Nr. 99,
11) Ernst Krug in Lippen, Kreis Freistadt,
13 August Fuchs in Neu⸗Reichenau, Kreis Bolkenhain,
13 Simon Nysliwiec in Trzebin (Poststation Lenka), Kreis Kempen i. Pos., . .
14) Karl Kurzer in Breslau, Andersohnstraße Nr. 3 III.,
155 Wilhelm Kopitschok in Chwostek, Kreis Lu⸗ blinitz, ö . 6) Friedrich Ignatz Ostermann in Hummersen Nr. 15, Amt Blomberg, . .
17 Wilhelm Butter mann in Essen, Steeler Chaussee Nr. 113, .
185 Philipp Zenner in Dillingen, Kreis Saarlouis,
19 August Mathen in Gleuel, Landkreis Köln,
206 Wilhelm Roberg in Kadenberge, Kreis Neuhaus,
215 Hans Detlef Ingwersen in Joldelund bei Bredstedt, Kreis Husum,
2B) Johann Brunken in Dangastermoor, Amt Varel, . .
23) Friedrich Ehristian Karl Jörn in Hildesheim,
24 Andreas Bernhardt in Waldgirmes, Kreis Biedenkopf, .
25) Heinrich Wilhelm Iffert in Ellenberg, Kreis Melsungen.
Die Militär⸗Pensionskasse hier ist angewiesen, diese Ge⸗ schenke, dem Wunsche des Stifters gemäß, den voraufgeführten Empfangern zum 22. März d. J, dem Geburtstage Sr. Ma⸗ jestat des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm J., porto— frei zu übersenden.
Berlin, den 5. März 1899. Kriegs ⸗Ministerium. ; Departement für das Invalidenwesen. von Spitz.
Wohlthätigkeit.
Aus den für 1889/90 fälligen Zinsen einer von dem Königlichen Hoflieferanten, Kommissions-Rath Hoff in Berlin ., Stiftung sind folgenden 19 hülfsbedürftigen Veteranen der Feldzüge von 1815/15, nämlich:
1) Jacob Prieske in Pretoschin, Kreis Neustadt W- Pr.,
2) . . h Horn in Sehmen (Gut), Kreis Fried⸗ and O⸗Pr.,
3) Johann Orlich in Bürgerdorf, Kreis Rössel.
4 Ehristian Schulz in Odargau (Hut), Kreis Putzig,
ö Jin gnn Bachert in Pyritz, Kreis Pyriz,
6) BlasiLus Exnst in Woischnit,. Kreis Lublinitz,
7) i Flemming in Ober⸗Gebelzig, Kreis Rothenburg O.⸗L.,
8) Gottfried Webers in Nenkersdorf, Kreis Freistadt, 3 i. Püttmann in k Kreis Coesfeld, . .
10 Gottireb Krause in Marxdorf, Kreis Lebus, sowie den nachbenannten 6 bei Erstürmung der Düppeler Schanzen invallde gewordenen Soldaten und zwar:
11) 16 Grohn in Schwedt a. O.,
135 Eduard Gutsche in Kottbus,. .
9 , , Oe lein Schleinitz in Platz bei iezen a. O., . .
14) r Villain in Schmargendorf, Kreis Anger⸗
münde, . / ; ; 15 Lorenz Hensdiek in Kattenstroth, Kreis Wieden⸗
16 6 1m Fröhbrodt in Berlin 3) Wilhelm Fr . ( Geldge 3 ö. je 45 „6 bewilligt worden, welche denselben von der Militär-⸗Pensionskasse hier werden gezahlt werden.
Berlin, den 5. März 189090.
Kriegs⸗Ministerium. ; Departement für das Invalidenwesen. von Spitz.
Wohlthätigkeit.
Aus den für 1889/99 fälligen Zinsen der anläßlich der 50 jährigen Dienst⸗Jubelfeier Sr. Majestãt des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm J. gegründeten, ursprünglich für unbemittelte Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1813 105, nunmehr für solche des. Militär⸗-Ehrenzeichens bestimmten Stiftung haben Se. Majestät der Kaiser und König auf Torschlag des Kriegs Ministeriums die nachbengnnten 3. In- haber des Militär-Ehrenzeichens mit Ehrengeschenken von je 60 S6 zu bedenken geruht, und zwar:
Bezirk des General-Kommandos des Garde- Corps.
1) Jocks, Karl, Feldwebel der Schloßgarde⸗-Compagnie, in Berlin. — . ;
2 Alex, Ludwig, Vize⸗Feldwebel, desgleichen.
Bezirk des General-Kommandos des J. Armee⸗ Corps.
3) Klein, Wilhelm, in Danzig.
4 Buchholz, Gottlieb, in Eydtkuhnen, Stallupönen. . .
5 Rosteck, Jacob, in Solzien, Kreis Lyck.
65 Marienfeld, Anton, in Lichtenau, Kreis Brauns⸗ berg.
Bezirk des General-Kommandos des II. Armee⸗Corps.
7 Dahms, Karl, in Franzburg. .
s Schmädt, Martin, in Butzendorf, Kreis Konitz.
9 Köhn, Wilhelm, in Gr.-Schönberg, Kreis Dramburg. .
106) Riß, Heinrich, in Damerow, Kreis Schlawe.
Bezirk des General-Kommandos des III. Armee-Corps.
19 Wollenberg, Wilhelm in Dannenberg.
13 Hartwig, Johann, in Sonnenburg.
135 Semmler, August, in Neu⸗ Ruppin.
14 Baschin, Johann, in Kablow, Kreis Beeskow— Storkow. K
15) Gramenz, August, in Spremberg. . .
16 Lüdicke, Johann, in Brück, Kreis Zauch-Belzig.
17 Gutsche, Ernst, in Stentsch, Kreis Züllichau.
Bezirk des General-Kommandos des IV. Armee-Corps.
18) Müller, Ferdinand, in Magdeburg.
19 Möller, Hermann, in Sondershausen. . 39 Pfannmöller, Eduard, in Rindersleben, Kreis Erfurt. ö .
21) Kurtze, Karl, in Pödelist, Kreis Querfurt.
Bezirk des General⸗Kommandos des V. Armee⸗-Corps.
223) Hübner, Johann Wilhelm, in Posen. 23 Mackowiak, Georg, in Czerleino, Kreis Schroda. 3 Schubert, Karl Gottlieb, in Kammerswaldau, Kreis Schönau.
25) Häusler, Wilhelm, in Jauer.
Bezirk des General⸗Kommandos des VI. Armeg⸗Corps.
26) Wil de, August, in Pawelwitz, Kreis Trebnitz
275 Altvater, August, in Nieder-Thalheim, Kreis Habelschwerdt. . . .
28 Swinty, Aloys, in Ellguth-Tworkau, Kreis Ratibor.
Bezirk des General⸗Kommandos des VII. Armee⸗Corps.
29) Drewes, Karl August, in Gräfrath, Kreis Solingen. . .
36) Berger, Johann Friedrich, in Heide, Land— kreis Essen. RJ ;
31) Zumbusch, Heinrich, in Beelen, Kreis Warendorf.
32 Rünning, Johann Bernhard, in Wessum, Kreis Ahaus.
Bezirk des General⸗Kommandos des VIII. Armee-Corps.
33) Taube, Johann Friedrich Wilhelm, in Hahn, Kreis Oberwesterwald. .
34 Genten, Egidius, in Berg, Kreis Malmedy.
355 Simons, Peter Hubert, in Eschweiler, Kreis Aachen.
he Schwermer, Heinrich, in Rheidt, Kreis Sieg.
Bezirk des General⸗Kommandos des X. Armee⸗Corps.
57) Schmitter, Johann, in Osnabrück.
Die Militär⸗Pensionskasse ist angewiesen, die Auszahlung der gedachten Ehrengeschenke an die bezeichneten Empfänger am 72. März d. J., dem Geburtstage Sr. Majestät des Hoch⸗ seligen Kaisers und Königs Wilhelm J., zu bewirken.
Berlin, den 12. März 1890.
Kriegs⸗Ministerium. . Departement für das Invalidenwesen. von Spitz.
Kreis
ische Spezialkarte (Revmann) *in nn,, Mittel ⸗ Europa
im Maßstabe 1: 200 00.
nschluß an die diesseitige Anzeige vom 23. Oktober v. J. n , pal gemacht, daß nachstehend genannte Blätter: 221. Perleberg, 455. Eule, 456. Czaslau, 560. Tours, 589. Loudun, 637. Steinamanger, 656. Lausanne und 683. Roanne
a von m euftã Der Preis eine . w. betrãgt 1 Berlin. den id. Mar. Tg . Rönigliche Landes ⸗ Aufnahme. Kartographische Abtheilung von Usedom, Oberst ˖ Lieutenant und Abtheilungs ˖ Chef.
die Verlagsbuchhand erfolgt . r. 29. am
Per sonalver änderungen.
Königlich Prenßische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Verletzung en. Im aktiven Heere. Berlin, 20. März. Fürst von Bismarck, Den. der Kay, 3 la suite des Kür. Regts. von Seydlitz (Magdeburg) Rr. 7 und des 2. Garde Landw. Regts., zum Gen. Obersten der Kap. mit dem Range eines Gen. Feldmarschalls befördert. v. Caprivi, Gen. der Inf., kommandirender Gen. des X. Armee Corps, von dieser Stellung entbunden, und unter Belassung in dem Verhältniß als Chef det Inf. Regis. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Sstfrief) Nr. 78, gleichzeitig zu den Offizieren à Ia snite der Armee übergetreten. v. Strub berg, Gen. der Inf, und Gen. Inspecteur des Milit. Erziehungs⸗ und Bildungswesens, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches unter Belassung in dem Verhältniß als Chef des Inf. Regls. Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30 und à la suite des Ravetten⸗Cerps mit Pension zur Disp, gestellt. !
Durch Verfügung des Kriegs-⸗Ministeriums. 15. März. Eber⸗ mann, Jeug⸗Pr. Lt. vom Art. Depot in Pillau, zum Art. Depot in Reiße, Schärod t, Zeug⸗ Pr. Lt. von der Gewehrfabrik in Erfurt, zum Art. Depot in Pillau, Henneke, Zeuglt. von der 4. Art. Depotinsp. unter Belassung in dem Kommando bei der Intend. TV. Armee Corps, zum Art. Devot in Straßburg i. E. versetzt. .
Abfchiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Serlin. 15 März. von Wissmann, Gen. Lt. und Commandeur der Großherzogl. Hess. (25.) Div., in Genehmigung seines Abschiedẽ⸗ gefuches, als General der Infanterie mit Pension zur Disp. gestellt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 22. März.
Se. Majestät der Kaiser und König hörten estern Nachmittag um 5 Uhr den Vortrag des Chefs des ilitär⸗ kabinets und empfingen sodann um Si /g Uhr den Reichskanzler, General von Caprivi. .
Heute Vormittag begaben Se. Majestät Sich mit hrer Majestät der Kaiserin und Königin kurz vor 10 Uhr nach dem Palais Sr. Majestät des Hochseligen Kaisers Wil⸗ helm und wohnten dem Gedächtnißgottesdienst dort bei. Um 12 Uhr eröffneten Se. Majestät das Kapitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler.
Zu Ehren Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und Seines Sohnes, des Prinzen Georg von Großbritannien und Irland, fand gestern Ahend im Weißen Saale des Königlichen Schlosses ein Fest mahl statt. nter dem Vortritt des großen Hofdienstes und unter den Klängen der Burgund-Fanfare betraten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften den Saal. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales führte Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, welche eine Robe von weißem moirée antique mit einem Ueberwurf von Spitzen und im Haar ein hohes Diadem von großen weißen, in Diamant⸗ reihen gefaßten Perlen trug und zu dem Diamant⸗ stern des Schwarzen Adler⸗Ordens auch das Band dieses Ordens angelegt hatte. Der Prinz von Wales war in der Parade⸗Uniform Seines Husaren⸗Regiments Fürst Blücher von Wahlstatt, mit den Abzeichen eines General-Feldmarschalls erschienen. Se. Majestät der Kaiser und König, in der Gala Uniform eines englischen Groß⸗Admirals mit den In⸗ signien des Hosenband⸗Ordens, führte Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl, welche das breite rothe Band des russischen Katharinen-Ordens angelegt hatte. Es folgten: Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden in der Uniform Seines Rheinischen Ulanen⸗Regiments Nr. J mit Ihrer Hoheit der Herzogin zu Schleswig⸗Holstein⸗Glücks⸗ burg; Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen in der Uniform des 1. Garde⸗-Regiments z. F. mit Ihrer Hoheit der Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg; Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Georg von Großbritannien und Irland in englischer Marine-Uniform mit Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen; Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold mit Ihrer König⸗
lichen Hoheit der Prinzessin Victoria von Preußen und Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander
mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Margarethe. An der Tafel nahm unter dem Thronbaldachin der Prinz von Wales Platz; Höchstdemselben zur Linken Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, zur Rechten Se. Majestät der Kaiser und König. Sr. Majestät gegenüber saß der Reichskanzler von Caprivi, zu seiner Rechten der Botschafter Groß⸗ britanniens Sir E. Malet, zur Linken Lord Londonderry. Außerdem nahmen an der Tafel Theil die hier anwesenden Mitglieder Fürstlicher Häuser, die Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, welche heute an dem Kapitel des Ordens Theil nahmen, die Staats⸗Minister, der Minister des Königlichen Hauses, die General⸗Adjutanten, der Landes⸗ Direktor der Provinz Brandenburg von Levetzow, der kom⸗ mandirende General des IX. Armee⸗Corps, General der Infanterie von Leszynski, der englische Militär⸗Attaché Oberst Russel und das if le des Prinzen von Wales. .
Die Kapellen des Garde⸗Füsilier-⸗Regiments und des Leib⸗ Garde Husaren⸗Regiments stellten die Tafelmusik. Gegen Ende des Mahles erhob Sich Se. Majestät und brachte in deutscher Sprache einen Toast auf Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Irland und auf Se. Königliche Hoheit den Prinzen von Wales aus. Nach dreimaligem Tusch setzte die Musik mit der englischen Nationalhymne ein, welche von der Hohen Versammlung stehend angehört wurde. Bald darauf erhob Sich Se. , Hoheit der Prinz von Wales, dankte Sr. Majestät dem Kaiser gleichfalls in deutscher Sprache und trank 19 das Wohl Ihrer Kaiser⸗ lichen und Königlichen Majestäten und auf das. Wohl des Deutschen Reichs. Stehend wurde hierauf das „Heil Dir im Siegerkranz“ angehört. Nach Beendigung der 3 nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften den Kaffee 9 ö Gemächern ein und hielten daselbst Lerele ab.
durch die Kartographische Abtheilung in neuer Bearbeitung ver⸗ oͤffentlicht worden sind.
Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs f
werden verlegt: 1) das II. Bataillon 5. Westfälischen 5 terie⸗ Regiments Nr. 53 zum 30. September 1830 von Jülich nach Aachen, 2 das J. Bataillon Infanterie⸗ Regiments von Manstein , Nr. 8s4 von Flensburg nach Schleswig, sobald daselbst die erforderliche Unterkunft ge⸗ schaffen ist. 3) Der Stab der am 1. April 1890 neu zu formirenden 4. Garde⸗Kavyallerie⸗Brigade gar⸗ nisonirt nicht in Berlin, sondern in Potsdam. — M Ergänzung der Anlagen 1ñ und 2 zur Allerhöchsten
abinets⸗Ordre vom 1. Februar 1890 (Armee⸗Verordnungs⸗ Blatt Nr. 5/90) macht der Kriegs-Minister bekannt, daß vom 1. April d. J. ab als Standorte erhalten: 1) Infanterie⸗ Regiment Graf. Barfuß (4 Westfälischeß) Nr. 1I7; Stab, . und II. Bataillon vorläufig Saargemünd, III. Bataillon vorläufig Forbach. 2) III. Bataillon Infanterie⸗Regiments Nr. 144 vorläufig Forbach. 3) Dragoner⸗Regiment von Wedell (Pommersches) Nr. II: Stab, 1., 2. und 5. Escadron Gumbinnen, (5. Escadron vorläufig Stallupönen), 3. und 4. Escadron Stallupönen. Kürafsier⸗Regiment Sers Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreußisches) Nr. 5: Stab, 14, 2., 4. und 5. Escadron Graudenz, (., 4, 5. Escadron vorläufig Riesenburg, 2. Escadron vorläufig Rosenberg), 3. Escadron Dt. Eylau. 5) 4. Escadron 1. Leib⸗Husaren⸗Regiments Nr. 1 Danzig (vorläufig Pr. Stargardt).
Nachdem zuletzt im Jahre 1885 der Stand der Be⸗ völkerung im Deutschen Reich und den dem deutschen Zoll- gebiet angeschlossenen außerdeutschen Gebietstheilen ermittelt worden ist, wird nach der vom Bundesrath angenommenen Regel am 1. Dezember des laufenden Jahres wiederum eine solche statistische Erhebung vorzunehmen sein, für welche mit Rücksicht auf die dazu nöthigen umfänglichen Vorbereitungen die Anordnungen mindestens 5 Monate vor jenem Zeitpunkt getroffen werden müssen. Dem Bundesrath ist zu diesem Zweck Seitens des Reichskanzlers ein Entwurf von
estimmungen für die Volkszählung von 1890 mit Beilagen zur Beschlußfassung vorgelegt worden. Diese Bestimmungen betreffen zunächst nur die Uraufnahmen und schließen sich den für die vorhergegangenen Volkszählungen maßgebend gewesenen Grundsätzen durchweg an, überschreiten insbesondere nicht die bisher in Betreff des Umfanges der Erhebungen gestellten Anforderungen an die Lokalbehörden. Es ist vielmehr erstrebt worden, die den Lokalbehörden zufallenden Arbeiten nach Möglichkeit zu vermindern. Nach der vorgeschlagenen Fassung des 53. 1 der „Besonderen Bestimmungen“ entfällt für alle Reichsangehörigen die Frage nach ihrer be— sonderen Staatsangehörigkeit, da die Nachweisungen hierüber für die Zoll- und Steuerabrechnungen nicht mehr erforderlich sind. Eine weitere Einschränkung hat der 6. 2 der „Beson⸗ deren Bestimmungen“ erfahren, in welchem bezüglich der vor— übergehend Abwesenden die auf den Geburtstag, den Geburts⸗ ort, das Religionsbekenntniß und auf die ausländische Staats⸗ angehörigkeit bisher gerichteten Fragen weggelassen sind. Hin⸗ sichtlich der aus dem Urmaterial demnächst aufzustellenden Uebersichten behält sich der Reichskanzler Vorschläge vor.
Der Inspecteur der 1. Pionier⸗-Inspektion, General— Lieutenant von Bergen hat eine Dienstreise zur Besich⸗ tigung des Pionier⸗Bataillons von Rauch (Brandenb.) Nr. 3, des Magdeburgischen Pionier-⸗Bataillons Nr. 4 und des Schleswig⸗-Holsteinischen Pionier⸗Bataillons Nr. OR angetreten.
Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, General-⸗Major und Allerhöchst mit Führung der 22. Division beauftragt, ist mit Urlaub hier angekommen.
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Stagis-Anzeigers“ werden die Erläuterungen veröffentlicht, welche dem jüngst mitgetheilten Entwurf einer Novelle zum Patentgesetz beigegeben sind.
Parlamentarische Nachrichten.
Der heutigen (7) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Minister fuͤr Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Pr. Freiherr Lucius von Ballhausen beiwohnte, präsibirte in Ver⸗ tretung des behinderten Präsidenten Herzogs von Ratibor der erste Vize⸗Präsident von Rochow.
Das Haus nahm zunächst den Bericht des Referenten Dber⸗Bürgermeister Schmieding über die Nachrichten von der Verwaltung der preußischen Staats⸗Bergwerke, Hütten und -⸗-Salinen während des Etatsiahres 1888 89 entgegen.
Auf eine Anfrage des Grafen Hohenthal bezüglich der Behauptung des Abg. Dr. Ritter im Abgeordneten hause, daß ein großer Theil des fiskalischen und privaten Kohlenabsatzes in Oberschlesien nicht durch die Besitzer selbst, sondern direkt durch den Großhandel bewirkt werde, erwiderte der Regierungs⸗ Kommissar, Wirklicher Geheimer Ober⸗Bergrath Lin dig, daß in dieser Beziehung im Abgeordnetenhause eine ausführliche Auskunft Seitens der Staatsregierung erfolgt sei.
Die Nachrichten wurden darauf als durch Kenntnißnahme erledigt erklärt.
Namens der Justizkommission berichtete sodann der Land rath von Gerlach über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung von Amtsgerichtsbezirken.
Die Vorlage wurde ohne Debatte unverändert genehmigt.
Ebenso gelangte der Gesetzentwurf, betreffend die Vereinigung der Gemeinde Wiegbold-Ochtrup mit der Gemeinde Kirchspiel Ochtrup ohne Dis— kussion unverändert zur Annahme.
Namens der Petitionskommission referirte der Kammer⸗ herr von Brand über die Petition des D. Dr. Schrader, Geheimen r,, und Kurators der Universität Halle, und Genossen um Bereitstellung staatlicher Mittel zur Ablösung der Stolgebühren bezw. Neuordnung des Stolgebührenwesens in ⸗ führung des 8. 54 des Cixilstandsgesetzes. Der Antrag des Berichterstatters, die Petition der Königlichen Staats⸗ regierung als Material für die Gesetzgebung zu überweisen, wurde 39 Debatte angenommen.
Es folgte das Referat des Freiherrn von Dürgnt über die Petition des Julius Lilienweiß zu Arnsdorf in Ostpreußen, welcher sich über die Schließung des von der Genossenschaft der Katharinerinnen in Braunsberg gehaltenen Pensionats für
Schülerinnen der höheren katholischen Mädchenschule daselbst beschwert. Der Antrag der Kommission geht dahin: Das Herrenhaus wolle beschließen: in Erwägung, daß das in Rede stehende Pensionat ohne Genehmigung der Königlichen Staats⸗ regierung errichtet und desbalb geschlofsen, die Genehmigung zur Eröffnung desselben auch von dem betroffenen Orden später nicht nachgesucht worden ist, über die Petition zur Tagesordnung über⸗ zugehen.
Graf von Brühl bat die Regierung, ein etwaiges Ge— such der Betheiligten um nachträgliche Genehmigung wohl— wollend zu berücksichtigen.
Vom Regierungstisch wurde bemerkt, daß dieser Wunsch ad referendum genommen werden würde. Allerdings gehöre die hier in Rede stehende Thätigkeit nicht zu derjenigen, die den Orden bezw. Klöstern freigegeben sei.
Graf von Hohenthal sprach sich für einfache Tages— ordnung aus.
Fürst Ferdinand Radziwill trat den Ausführungen des Grafen Brühl bei.
Der Antrag auf einfache Tagesordnung wurde abgelehnt, der Antrag der Kommission angenommen.
Es folgte das Referat des Landraths a. D. von Schöning über die Petition des Rittergutsbesitzers Freiherrn von Marschalck und Genossen um Freilassung der Grabenflächen in den Marschen von der Grundsteuer. Der Antrag der Kommission, die Petition der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen, wurde nach kurzer Debatte an— genommen.
Darauf wurde die Generaldiskussion des entwurfs, betr. die Rentengüter fortgesetzt.
Graf von Mirbach erklärte diese Fortbildung der Gesetzgebung deshalb mit Freuden begrüßen zu können, weil sie ganz allgemein den Satz ausspreche, daß an die Stelle der Kapitalschuld die Rentenschuld treten könne. Neben dieser Regelung zur Seßhaftmachung des Arbeiter— standes müsse eine Reform des Unterstützungswohnsitz— Gesetzes einhergehen. Durch Zerschlagung des Groß— grundbesitzes, durch Parzellirung könne dem Osten aber nicht geholfen werden, dort müsse der große Grund— besitz, namentlich aber der Waldbesitz erhalten werden. Zu diesem Ziele gehöre auch die Erhaltung des landwirthschaft— e . Arbeiterstandes, ebenfalls ein Stück wichtigster Sozial— politik.
Freiherr von Manteuffel erklärte, eine einschneidende Abhülfe der ländlichen Beschwerden von dem Gesetze allein ebenso wenig wie der Vorredner zu erwarten, mehr werde von einer Reform des Unterstützungswohnsitz— Gesetzes zu erhoffen sein. In Betracht komme auch die Frage der Wehrhaftigkeit des Landes, welche in Folge des Anwachsens der Industriebevölkerung und der viel geringeren Zunahme der ländlichen zweifellos zurückgehen müsse, da die Aushebungen in den Großstädten und Industriecentren höchst mangelhafte Resultate lieferten. Dem entgegenzusteuern, müsse der Anreiz zur Gründung von Rentengütern vermehrt werden durch Annahme der Anträge des Herrn von Kleist-Retzow, die die schulden⸗ und lastenfreie Begründung des Rentenguts anstreben.
Graf Brühl glaubte eine gedeihliche Wirkung der Vor⸗ lage auch mit den Anträgen des Herrn von Kleist-Retzow sich nicht versprechen zu können. Was solle aus dem Besitzer des Rentenguts werden, wenn er die Rente nicht bezahlen könne? Er werde viel unzufriedener werden, als bis— her, viel unglücklicher sein, als der freie Arbeiter. Auch die beantragte Gebühren- und Stempelfreiheit für solche Rentengutsgründung könnte leicht das Gegentheil des gewollten Zwecks herbeiführen, eine noch größere Mobilisirung des Grundbesitzes. Da indeß das Gesetz einen löblichen Zweck verfolge und einen Zwang nicht ausspreche, werde er für da— selbe stimmen. (Schluß des Blattes.)
Gesetz⸗
— In der heutigen (35.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister der geistlichen, Unterrichts— und Medizinal⸗Angelegenheiten, Staats⸗Minister Dr. von Goßler beiwohnte, theilte der Präsident mit, daß vom Herrentause der Gesetzentwurf, betr. den Territorialsrsas für die Abtretung der braunschweigischen Hoheits— rechte über die Goslarsche Stadtforst und den Rechtszustand der Stadtforst, eingegangen sei.
Auf der Tagesordnung stand zunächst der Bericht der Rechnungskommission über die allgemeinen Rech—⸗ nungen für das Jahr 188687. Diese Berathung wurde verbunden mit der Berathung der Vermerke zu Kap. 120 Tit. 2— 4, Kap. 113 Tit. 1 und Kap. 121 —126 des Etats des Ministeriums der geistlichen. Unter—⸗ richts-⸗ und Medizinal-Angelegenheiten.
Beim Kap. 120, „Höhere, Lehranstalten“ findet sich folgende Bemerkung: „Die einzelnen Zuschüsse können während der Dauer der Bewilligungsperiode
ohne Rücksicht auf den jedesmaligen Jahresbedarf voll an die Anstaltskasse gezahlt werden.“ Eine ähnliche Bemerkung findet sich im Kay. 113 (evangelische Geistliche und Kirchen) und beim Kap. 121 Tit. 45 (Blinden- und Taubstummen⸗ Anstalten). Die , . beantragt, dieser Bemer⸗ kung hinzuzufügen: „Bei Ablauf der Bewilligungsperiode vor⸗ handene Ersparnisse verbleiben den Anstalten⸗ 6.
Abg. Bödiker beantragt, den von der Budgetkommission beantragten Zusatz abzulehnen, eventuell aber folgendem Zusatz beizustimmen: j
und sind nach Bedarf auch zu den laufenden Ausgaben der Anstalt
zu verwenden! . ; 16 im Falle der Ablehnung dieses letzteren Antrages hinzu⸗ zufügen:
„ indessen ist auch der Kapitalbestanꝰ dieser Ersparnisse zu den
außerordentlichen Ausgaben der Anstalt zu verwenden!.
Die Rechnungskommission beantragt dagegen in Bezug auf dieselbe Frage:
im Ginverständniß mit der Königlichen Ober, Rechnungs⸗ kammer zu erklären, daß die nach Ablauf einer secht jäbrigen Bewilligunge periode erzielen Ersparnisse bei Beginn der neuen Periode der Kassen. Etats in die allgemeinen Staatsfonds zurück ⸗ zuführen sind.“ .
Der Referent der Rechnungekommission Abg. Jansen befürwortete den Antrag der Rechnungskommission, weil der Begriff des Bedürfnißzuschusses verschoben würde, wenn Ersparnisse an den Zuschüssen, die doch über das Bedürfniß hinausgehen, den Anstalten verblieben. .
Der Referent der Budgetkommission Abg. Dr. Mithoff empfahl dagegen den Antrag der letzteren, indem er darauf verwiez, daß es zweckmäßig wäre, die Zuschüsse, welche auf eine längere Periode bewilligt werden, den Anstalten für diese Periode auch vollständig zu belassen.
Der Regierungs-Kommissar Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Germar empfahl den Antrag der Budgetkommission zur Annahme. Denn wenn auch sstreng logisch genommen der Antrag der Rechnungskommission der richtigere wäre, so sei es doch angemessen und für den Staat bequemer, wenn in der Weise verfahren werde wie bisher. Die Gelder würden jetzt in vollem Betrage der Anstaltskasse von vornherein aus⸗ gezahlt, und es wäre doch kaum möglich, der Kasse nach Ablauf der sechsjährigen Bewilligungsperiode die Gelder wieder abzunehmen, welche sie während sechs Jahren als die ihrigen betrachtet hätte.
Abg. Bödiker: Der Art. 99 der Verfassung schreibe vor, daß die Einnahmen und Ausgaben jedes Jahres auf den Etat gebracht werden sollen; daraus gehe hervor, daß, was in dem betreffenden Jahre nicht verausgabt werde, als erspart berechnet werde und wieder in die Staatskasse zurück⸗
fließe. Ausnahmen davon bildeten nur die übertrag-— baren Fonds, und diese Ausnahme sei sehr be—
dauerlich. Bezüglich dieser Zuschüsse sei man von dieser Vorschrift der Verfassung abgewichen, indem der Vermerk angenommen worden sei, daß während der Dauer der sechs— jährigen Bewilligungsperiode die Anstalten Zuschüsse in vollem Betrage erhalten sollten. Das schließe aber nicht aus, daß nach Ablauf der sechsjährigen Periode die gemachten Ersparnisse zurückgezahlt werden müßten; dann es- widerspreche ganz den Rechnungsgrundsätzen der preußischen Finanzverwaltung, schon vor Einführung der Verfassung, daß aus Bedürfnißzuschüssen Er sparnisse gemacht oder gar Kapitalien angesammelt werden. Die Ober-Rechnungskammer sei nach dem Wortlaut des Ver— merks vollständig im Recht. Die Belassung der Ersparnisse bei den Anstalten könnten zu einer falschen Sparsamkeit führen, indem bei Behinderungen nicht besondere Stellvertreter, sondern eine Stellvertretung durch einen Kollegen ohne Entschädigung eintrãte. .
Der Regierungs⸗Kommissar Geheime Ober-Finanz-Rath Germar wies dagegen darauf hin, daß man bei den früheren Verhandlungen und bei der Einführung dieses Vermerks den Zuschüssen den Charakter als Bedürfniß-Zuschüsse habe nehnien wollen; man wollte durch Festlegung der Staats— zuschüsse auf eine Reihe von Jahren auch die städtischen Zuschüsse und damit die Stellung des Gymnasiums sichern.
Abg. Freiherr von Huene beantragte die weitere Be⸗ rathung dieser Frage auszusetzen und damit eine besondere Kommission von 14 Mitgliedern zu betrauen, zog diesen An— trag aber zurück, als der Präsident ihm bemerkte, daß die Ein— setzung einer Kommission die Fertigstellung der zweiten Lesung des Etats verhindern würde. Es wurde beschlossen, auf die weitere Berathung zu ver⸗ zichten, die Anträge der Rechnungskommission in Bezug auf die allgemeine Rechnung für 1886 87 vorläufig abzusetzen und dieselbe einer besonderen Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen.
Der Antrag der Budgetkommission, einen neuen Zusatz zu dem Vermerk anzunehmen, wurde angenommen, und zwar sowohl. für Kap. 120, als für die Kap. 113, 121 — 126. (Schluß des Blattes.)
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Herren⸗ haufes und des Hauses de: Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.)
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— Im 7. Arnsberger Reichstagswahlkreise (Hamm-Soest) hat der Landgerichts-⸗Rath Schneider in Essen (natlib.) 453, Kaufmann Racke in Mainz (Centrum) S886 und Vrofessor Osthoff in Heidelberg (Fortschritt) 3303 Stimmen bei der stattgehabten Ersatzwahl zum Reichstage für den Freiherrn von Schorlemer-Alst, welcher das Mandat für diesen Wahlkreis nicht angenommen hat, erhalten, sodaß eine Stichwahl zwischen Schneider und Racke stattzufinden hat.
— Bei der am 17. d. M. im 1. meiningenschen Wahlkreis stattgehabten Reichstag s-Nachwahl wurde nach amtlicher Feststellung Amtsgerichts-Rath Dr. Thomas (dfrs.) mit 9876 von 16975 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Brauereibesitzer Zeitz (natl.) erhielt 7074 Stimmen.
Zeitnngsstimmen.
Die Betrachtungen der Blätter sind auch heute noch dem Rücktritt des Fürsten Bismarck gewidmet.
So schreibt die „Schlesische Zeitung“:
Wollte man die Verdienste Bismarck's um das Vaterland aufzählen, so müßte man eine Geschichte der letzten vier Dezennien schreiben. Jedes Blatt derselben windet unverwelkliche Lorbeeren um sein Haupt. Was uns Deutschen Bismarck gewesen ist und was wir ibm verdanken, kann die junge Generation trotz aller grenzenlosen Verehrung, die sie ihm zollt, doch wobl nicht in dem Umfange ermessen, wie Diejenigen, welche die Schmach des Vater⸗ landes, seine Ohnmacht und Zersplitterung noch gekannt und es dann miterlebt haben, wie sein Genius das deutsche Volk zu der glänzenden Höbe binaufgeführt hat, auf welcher es jetzt stebt. Als der Gedanke der deutschen Einheit unter Preußens Führung in den Herzen der Besten unseres Volkes kaum als glimmender Funke vorhanden war, bildete er bereits den einzigen Inhalt des Strebens und Arbeiten Bismarck's. Und wie vorsichtig, wie besonnen und maßvoll hat er seine gewaltigen Erfolge ausgenutzt! Nach den Kämpfen von 1864 und 1866, als die ganze Nation ihm zu Füßen lag, blieben die Errungenschaften der Siege, welche seine geniale Staatskunst vor bereitet hatte, scheinbar weit hinter den berechtigten Ansprüchen derer zurück, die sie erfochten hatten. Er aber trug sorgsam Stein um Stein zum herrlichen Bau der deutschen Einheit zusammen und weigerte sich, an den Weiterausbau des Werkes zu schreiten, ehe dessen Fundament fest und sicher gegründet war. Und nachdem endlich die heißer sehnte Einheit Deutschlands auf blutiger Wahl . statt errungen war, widmete er sich der Friedensarbeit. Auch hier sind feine Erfolge ohne Gleichen. Kein großer Reform- gedanke ist in dieser fast zwanzigiährigen Friedenszeit aufgetaucht und durchgeführt worden, dessen Ursprung nicht seinem Genius zu verdanken ist. Eine großartige Realpolitik, welche weder nach rechts noch nach links sah, sich durch kein weichliches Gefübl beirren ließ und nichts Anderes im Auge hatte, als die Einheit und Größe des Vaterlandes, lenkte seine Schritte Zwanzig lange Jahre hindurch bat er das waffenstarrende Eurepa, welches in ibm den Repräsen⸗ tanten einer kriegerischen Politik zu erblicken glaubte und in welchem wabrlich Zündstoff genug vorhanden war, zum Frieden gezwungen, bis auch seine Feinde im In und Auslande sich überzeugt hatten, daß er. er das Bollwerk des eureräischen Friedens gewefen ist.
zer Haß großer und kleiner Feinde ist ibm auf seiner Laufbahn in reichem Maße entgegengetreten. Welche per sönlichen Fehler sie ibm aber auch nachsagen mögen, sie können es nicht leugnen, daß alle diese Febler in den Schatten gestellt werden und in nichts verschwinden gegenüber der einen großen Liebe, die jedem der Gedanken und Schritte Bie marck's zu Grunde lag, der Liebe zum Vaterland.“
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